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Wiebelskirchen (Stadt
Neunkirchen (Saarland), Kreisstadt)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Wiebelskirchen
In Wiebelskirchen lebten vom 18. bis zum 20.
Jahrhundert wenige jüdische Familien, ohne dass es zur Bildung einer eigenen
jüdischen Gemeinde gekommen ist. Die am Ort lebenden jüdischen Personen
gehörten zur jüdischen Gemeinde in Neunkirchen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden erstmals Juden am Ort
genannt: 1782 erhielt Levi Süßel und ein Jahr später Jakob Alexander
je einen Schutzbrief für Wiebelskirchen und konnte sich am Ort
niederlassen.
Seit Ende des 19. bzw. seit Anfang des 20. Jahrhunderts lebten vor allem die Familien Haas, Hayum,
Isay und
Lorig am Ort. Von besonderer Bedeutung am Ort war das
Haushaltswarengeschäft / Kaufhaus der Familie Lorig in der Brückenstraße.
Ferdinand Hayum betrieb ein Kolonialwarengeschäft in der Viktoriastraße,
Isidor Isay war Inhaber einer Lederhandlung in der Brückenstraße. In den
Jahren nach 1933 mussten die Geschäfte allesamt aufgegeben werden.
Von den in Wiebelskirchen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Gerold geb.
Haas (1879), Erna Levie geb. Haas (1892), Hugo Meyer (1895).
Am 19. November 2012 wurden auf dem Wibilo-Platz (nicht vor einzelnen
Häusern) in Wiebelskirchen "Stolpersteine" verlegt zur
Erinnerung an Opfer der NS-Zeit, darunter für Hugo Meyer (geb. 11.
September 1895 in Thorn, Westpreußen; war seit den 1920er-Jahren als Schneider
in Wiebelskirchen tätig, lebte in der Römerstraße 83; nach dem Novemberpogrom
1938 im KZ Dachau für mehrere Wochen festgehalten; am 22. Oktober 1940 in das
Internierungslager Gurs deportiert; ermordet am 9. Oktober 1942 im KZ
Auschwitz).
Hinweise nach 1945: bis zu seinem Tod 1971 wohnte in Wiebelskirchen der
KZ-Überlebende Karl Löb (vgl. Todesanzeige unten); von 1978 bis zu seinem Tod 2011 lebte in Wiebelskirchen der
KZ-Überlebende Alex Deutsch, siehe
Wikipedia-Artikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Alex_Deutsch_(KZ-Häftling).
Karl Löb und Alex Deutsch wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Neunkirchen beigesetzt.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Wiebelskirchen
Erinnerungen an die Familien Lorig, Hayum und Isay
(Informationen und Fotos erhalten von Ruth Miller)
Familie Lorig: Joseph Alexander Lorig ist am 15.
Juni 1861 in Butzweiler geboren als Sohn
von Salomon Lorig (geb. 13. Februar 1816 in Butzweiler, gest. 26. August 1872 in
Butzweiler) und seiner Frau Loget geb. Levy (geb. 7. November 1820 in Müstert
[Bernkastel], gest. 9. August 1888 in Butzweiler). Joseph Alexander Lorig war
als Kaufmann tätig. Er zog zunächst nach Schillingen, um hier eine
Landesproduktenhandlung zu eröffnen. Er kaufte Gemüse und Früchte bei den
örtlichen Bauern und lieferte diese in die Städte. Am 27. Dezember 1889
heiratete er in Saarburg Elisabeth geb. Hayum, die am 24. September 1861 in Kirf
geboren ist. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Salomon (geb. 19. Oktober
1890 in Schillingen) und Zilla (geboren 26. Dezember 1892 in
Schillingen). Wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter ist Elisabeth Lorig
geb. Hayum am 16. März 1893 verstorben (möglicherweise auf dem jüdischen
Friedhof in Zerf beigesetzt). Am 16. Oktober 1893 heiratete Joseph Alexander
Lorig in Saarburg in zweiter Ehe Theresia (Therese) geb. Hayum, eine Schwester seiner ersten
Frau. Theresia ist am 18. Januar 1866 in Kirf geboren (gest. 31. Januar 1945 in
Tel Aviv).
Im Jahr 1900 ist die Familie nach Wiebelskirchen
umgezogen, wo Joseph Alexander Lorig ein Haushaltswarengeschäft in der
Brückenstraße 11 eröffnete (1905/10 wohnhaft Brückenstraße 7, 1927 wohnhaft
Brückenstraße 11; nach Adressbuch 1900: "Obst- und Gemüsehandlung,
Handel mit Eisenwaren", nach Adressbuch 1921 ein "Handel von Landesprodukten
und Haushaltungsgegenständen"; nach Adressbuch 1927 "Manufaktur-,
Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäft"). Joseph Alexander Lorig starb am 16.
April 1928 in Wiebelskirchen und wurde im jüdischen Friedhof in Neunkirchen
beigesetzt. Seine Frau Theresia (Therese) wohnte weiter in Wiebelskirchen.
Der Sohn Salomon Lorig zog von Wiebelskirchen aus als Soldat
in den Ersten Weltkrieg. Er wurde verwundet, kam später in französische
Kriegsgefangenschaft und wurde u.a. mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Salomon Lorig heiratete am 27. Februar 1922 in Glan-Münchweiler
Isabella geb. Mann (geb. 28. Januar 1894 in Steinbach
am Glan). Die beiden hatten eine Tochter Edith (geb. 21. Februar 1923 in
Wiebelskirchen, verh. Jacoby, gest. 25. März 2018 in Israel). Salomon übernahm das Geschäft seines Vaters und erweiterte es
zum "Kaufhaus Lorig". Nach der Angliederung des Saarlandes an das
Deutsche Reich 1935 beschloss Salomon Lorig, mit Frau und Tochter auszuwandern.
1936 traf die Familie Lorig in Tel Aviv / Erez Jisrael ein. Salomon Lorig starb
in Tel Aviv am 13. Januar 1970, Isabella geb. Mann starb am 18. Dezember 1986
ebd. (beide beigesetzt in Holon).
Familie Hayum: Der Bruder der oben genannten Elisabeth Lorig geb. Hayum
war Ferdinand Hayum (geb. 20. Januar 1883 in Kirf als Sohn von Jakob
Hayum und der Hannette geb. Levy) war verheiratet mit Lina geb. Wagner (geb.
23. Oktober 1884 in Gemünden Kreis Simmern als Tochter des Handelsmannes Nathan
Wagner und seiner Frau Karolina geb. Heymann). Die beiden hatten zwei Kinder: Herta
(geb. 22. Juni 1910 in Wiebelskirchen, gest. in Israel) und Erna (geb.
29. Oktober 1911 in Wiebelskirchen, gest. in Israel). Ferdinand Hayum war als
Kaufmann tätig und wohnte spätestens ab 1905 in Wiebelskirchen (1927, 1931
wohnhaft Viktoriastraße 21). Er war von 1905 bis 1935 Inhaber eines
Kolonialwarengeschäftes (Viktoriastraße 21a). Ferdinand und Lina Hayum konnten
wie auch ihre Töchter nach Israel emigrieren, wo sie gestorben sind.
Familie Hayum-Lützenburger: Eine Schwester von Ferdinand Hayum war Fanny Hayum (geb. 12. Januar 1873
in Kirf, gest. 20. September 1939 in
Wiebelskirchen). Sie war seit 4. Dezember 1906 in Malstatt-Burbach verheiratet
mit dem nichtjüdischen Michael Eberhard August Lützenburger (geb. 5.
September 1881 in Leichendorfermühle/Bezirksamt Fürth, gest. 29. Februar 1948). Die beiden hatten eine Tochter: Helma (geb. 1. März 1915 in
Saarbrücken, überlebte das Ghetto Theresienstadt und kehre 1945 nach
Wiebelskirchen zurück; ab 1961 verheiratet mit Walther Kaub in Wiebelskirchen).
Familie Isay: Isidor Isay war in Wiebelskirchen als Kaufmann
tätig (nach Adressbuch 1927/31 Inhaber einer Lederhandlung in der Brückenstraße 23,
wo er auch wohnte). Er war verheiratet mit Erna geb. Sender. Die beiden
hatten eine Tochter Ilse (geb. 17. April 1912 in St.
Wendel).
Fotos und Dokumente
Familie Lorig |
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Haus der Familie Lorig
in Schillingen -
Geburtshaus von Salomon Lorig |
Joseph Alexander Lorig (geb.
1861 in
Butzweiler, gest. 1928 in Wiebelskirchen) |
Elisabeth Lorig geb. Hayum
(geb. 1861 in Kirf, gest. 1893) |
Der junge
Salomon Lorig
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Das Kaufhaus von
Salomon Lorig in
Wiebelskirchen; oben am Fenster ist Joseph
Alexander Lorig zu sehen; an der Tür stehen
Salomon und Isabella Lorig mit ihrer Tochter Edith |
Das ehemalige Kaufhaus
von
Salomon Lorig im Jahr 1953 |
Die Neubebauung
Brückenstraße 5
(Kaufhaus Jaspert) in Wiebelskirchen
im Jahr 1961
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Aktuelle Situation
im Bereich
Brückenstraße 5 in Wiebelskirchen; die
Kontinuität mit dem Foto von 1953 stellt
das Haus am linken Bildrand dar |
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Weiteres Foto des
Kaufhauses Lorig |
Foto des Kaufhauses u.a. mit
Salomon Lorig
und seiner Frau Isabella geb. Mann |
Im Kaufhaus
Lorig mit Salomon, Isabella und Tochter Edith Lorig sowie
Angestellten des
Kaufhauses |
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Werbeanzeige 1932 |
Werbeanzeige 1934 |
Bleistift aus dem Kaufhaus
Lorig |
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Salomon Lorig als
Feuerwehrkommandant
in Wiebelskirchen |
Umzug der Feuerwehr in
Wiebelskirchen
Salomon Lorig in der ersten Reihe, 2. von links |
Weiteres Foto der Feuerwehr
Wiebelskirchen
mit Salomon Lorig |
Die Brückenstraße in
Wiebelskirchen 1926
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Salomon
Lorig als Soldat im Ersten Weltkrieg |
Kriegsauszeichnungen
und "Besitzzeugnis" von 1935 für Salomon Lorig |
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Schule in Wiebelskirchen 1923
mit Lehrer Jahns |
Kinder im Hof
Brückenstraße 7 im Jahr 1930 mit Edith Lorig (auf dem Foto rechts
markiert mit Nr. 8)
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Die 1923 in
Wiebelskirchen geborene
Edith Jacoby geb. Lorig in Israel (gest. 2018) |
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Auf dem jüdischen
Friedhof in Neunkirchen im März 1936: rechts Salomon Lorig,
der vor seiner Emigration nach Palästina noch das Grab seines Vaters (Joseph Alexander
Lorig,
der 1928
in Wiebelskirchen verstorben ist, besucht hat |
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Familie Hayum |
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Ferdinand Hayum
(geb. 1883 in Kirf) |
Herta und Erna Hayum
(geb. 1910 bzw. 1911) |
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Familie Lützenburger |
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August Lützenburger und
Fanny geb. Hayum |
Fanny Lützenburger
und
Tochter Helma (geb. 1915) |
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Familie Löb
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Anzeige zum Tod
von Karl Löb am 4. September 1971,
gest. in Wiebelskirchen. Karl Löb ist 1910 in
Enkirch geboren als
Sohn von Heymann Löb und Adelheid (Adele) geb. Schlachter (geb. 1876,
ermordet 1944 im KZ Auschwitz). Karl Löb wurde 1938 beim
Novemberpogrom verhaftet und nach Dachau deportiert; 1943 von Berlin
nach Auschwitz deportiert, überlebte die KZ-Zeit. |
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Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
November 2012:
In Wiebelskirchen werden
Stolpersteine verlegt |
Hierzu erschien die Publikation
"Verlegung von Stolpersteinen - Opfer des Faschismus 1933-1945" Hrsg.
von der Kreisstadt Neunkirchen 2012 (die
Broschüre ist online eingestellt zum Download)
Ein Stolperstein wurde für eine jüdische Person verlegt: für Hugo Meyer
(1895, Römerstraße 83). |
Links und Literatur
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Literatur:
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