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Synagoge Zwingenberg vor 1938. Perspektive von B. Pipiorke
Zwingenberg
(Kreis Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht
Achtung: Zwingenberg im Kreis Bergstraße ist nicht identisch mit dem
badischen Zwingenberg im Neckar-Odenwald-Kreis.
Näheres zu der dortigen Synagoge
siehe Seite zu Zwingenberg
(Neckar-Odenwald-Kreis)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Zwingenberg bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Möglicherweise lebten einzelne Juden bereits im 14./15. Jahrhundert am
Ort: 1401 werden drei "Juden zu Twinginburg" genannt. Im 16.
Jahrhundert waren es vermutlich jeweils ein oder zwei Juden beziehungsweise
jüdische Familien. 1647 werden fünf Juden namens Gumpel, David, Joseph, Baruch
und Eysig erwähnt. 1648 wird Abraham Mooysen in einem Dokument erwähnt. 1700
protestierte der Stadtrat gegen die Aufnahme von "Hertz, des Juden
Sohn". 1750 werden 2 jüdische Familien, 1774 17 jüdische Einwohner gezählt.
1812 nahmen die vier
jüdischen Familienväter folgende Familiennamen an: David Moses wurde David
Bergsträsser, Anschel Mose wurde Anschel Breitenbach, Moses und Bär David
nannten sich nun Moses und Bär Mainzer. Bis 1830 (39 jüdische Einwohner) zogen
vier weitere Familien zu (David Spieß, David Rothensies, Zodik Wachenheimer und
Moses Bentheim). Damals bildeten die jüdischen Familien in Zwingenberg zusammen
mit denen in Alsbach, Bickenbach, Hähnlein und Jugenheim eine gemeinsame
Gemeinde. Im November 1858 konnten die Zwingenberger Juden eine selbständige
Gemeinde bilden.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1815 sechs jüdische Familien, 1828 39 jüdische Einwohner (2,7 % von
insgesamt 1.445 Einwohnern), 1861 72 (4,7 % von 1.531 Personen), 1880
Höchstzahl von 77 Personen (5,0 % von 1.526), 1900 56 (3,5 % von 1.816),
1910 55 (3,1 % von 1.786). Die jüdischen Familien lebten überwiegend in bescheidenen
wirtschaftlichen Verhältnissen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde
wurden im jüdischen Friedhof in Alsbach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war. Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Heinrich Bendheim
(geb. 26.11.1898 in Zwingenberg, gef. 18.12.1918).
Um 1925, als noch 51 Personen der jüdischen Gemeinde
angehörten (3,1 % von insgesamt 2030 Einwohnern), gehörten dem
Gemeindevorstand die Herren Bernhard Mainzer und Heinrich Wachenheimer an.
Lehrer und Kantor war (seit 1921) der zuvor in Heubach tätige, bereits im
Ruhestand lebende Jakob Rothschild (auch 1932; zum Tod seiner Frau 1924
siehe Artikel unten). Er erteilte damals sechs jüdischen
Kindern Religionsunterricht (1932 sieben Kinder). Der Religionsunterricht an den höheren Schulen
wurde durch Lehrer Heinrich Müller aus Bensheim und durch Lehrer Nathan
Friedmann aus Heppenheimer erteilt. An jüdischen Vereinen bestand ein
Israelitischer Wohltätigkeitsverein. Bis 1932 ging die Zahl der
Gemeindeglieder auf 41 zurück. Weiterhin waren die Vorsteher der Gemeinde
Bernhard Mainzer und Heinrich Wachenheimer; als 3. Vorsteher ist Julius David
eingetragen. An jüdischen Geschäften und Gewerbebetrieben bestanden u.a.:
Fett-, Öl- und Bindemittelhandlung Sally David (Alsbacher Str. 24/26),
Gemischwarenhandlung Fuchs (Marktplatz 10), Leder- und Schuhwarengeschäft Sally
Wolf (Marktplatz 12).
Zwischen 1933
und 1939 sind alle jüdischen Gemeindeglieder (1933: 40 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen (Darmstadt, Frankfurt oder Mannheim) beziehungsweise ausgewandert
(sieben davon nach Palästina/Israel, andere in die USA oder nach Mexiko). Anderen
gelang die Emigration in die USA oder Mexiko, einige zogen in größere Städte
wie Darmstadt, Frankfurt oder Mannheim, wo sie sich vor den Angriffen der SA und
SS sicherer fühlten. 1936 konnte Vorsteher Bernhard Mainzer noch sein
25-jähriges Amtsjubiläum feiern; mit ihm war im Vorsteheramt noch Julius David
(siehe Bericht unten). 1939 lebten in Zwingenberg noch zwei Juden: Martha und
Moritz Schack aus der Obergasse 3. Moritz Schack war der Unterhändler, der
einen Tag nach der Reichspogromnacht zum Verkauf der Zwingenberger Synagoge
gezwungen wurde. Im Juni 1939 zogen Martha und Moritz Schack nach Frankfurt. Sie
wurden später deportiert und ermordet.
Von den in Zwingenberg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"), ergänzt durch Namen der Gedenktafel am Rathaus
s.u.): Johanna
Abraham geb. Wachenheimer (1904), Clara David (1884), Ida David (1890), Julchen
David geb. Stern (1859), Sali (Sally) David (1880), Franziska Flörsheimer geb.
Mainzer (1879), Jakob Flörsheimer (1806), Hugo Fuchs (1906), Jakob Richard
Fuchs (1909), Clara Gutmann geb. Wachenheimer (1869), Ida Löser geb. Mainzer
(1879), Gustav Mainzer (1873), Martha Schack geb. Rothensies (1885), Moritz
Schack (1883), Clothilde Wachenheimer geb. Bacharach (1869), Zadick Wachenheimer
(1871), Amanda Wolf geb. Fränkel (1896), Arnold Wolf (1920), Clara Wolf geb.
Rothensies (1888), Jakob Wolf (1889), Sally Wolf (1886).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorsängers und Schächters
zwischen 1865 und 1908
Anmerkung: Aus den Anzeigen gehen auch die jeweiligen
Namen der Gemeindevorsteher hervor: Moses Bendheim (um 1865/79), danach
vermutlich ein Sohn Bendheim (um 1881/1892), David Mainzer (nach 1892), David
Wachenheimer (um 1908/09).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1865:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters bei
der hiesigen israelitischen Religionsgemeinde, mit welcher außer freier
Wohnung und circa 130 Gulden Akzidenzien ein fixer Gehalt von 250 Gulden
jährlich verbunden, ist erledigt. Konkurrenzfähige Bewerber wollen sich
unter Vorlegung ihrer Legitimationspapiere und sonstiger Zeugnisse bei
unterzeichnetem Vorstande melden. Wir reflektieren hauptsächlich auf
einen unverheirateten Lehrer.
Zwingenberg, im Juli 1865. Moses Bendheim" |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1868:
"die Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle der hiesigen
israelitischen Gemeinde ist zu besetzen. Gehalt 220-250 Gulden.
Konkurrenzfähige Bewerber wollen sich unter Vorlegung ihrer Zeugnisse bei
dem Unterzeichneten melden.
Zwingenberg a.d. Bergstraße, März 1868. Der Vorstand M. Bendheim." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1869: "Die
Stelle eines Lehrers, Vorsängers und Schächters in hiesiger Gemeinde ist
vakant und sogleich zu besetzen.
Gehalt 220-250 Gulden, Akzidenzien 130-150 Gulden, freie Wohnung,
Schülerzahl 3-4.
Konkurrenzfähige Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse bei
Unterzeichnetem melden.
Zwingenberg, den 2. Mai 1869. Der Vorstand Bendheim". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1881:
"Am 1. Juli dieses Jahres wird in unserer Gemeinde die Stelle eines
Lehrers, Schächters und Vorbeters vakant. Der fixe Gehalt beträgt Mark
500. Die Nebeneinkünfte inklusive freier Wohnung und Heizungsvergütung
beläuft sich auf mehr als 300 Mark. Bewerber wollen sich an uns
wenden.
Zwingenberg (Bergstraße), 27. Mai 1881. Der Vorstand: Bendheim." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1892:
"Am 1. Juni dieses Jahres wird in unserer Gemeinde die Stelle eines
Lehrers, Schächters und Vorbeters vakant. Der fixe Gehalt beträgt Mark
500.-. Die Nebenverdienste, inklusive freier Wohnung und
Heizungsvergütung, beläuft sich auf mehr als Mark 400.-
Bewerber wollen sich an den Vorstand Z. (?) Bendheim in Zwingenberg
a.d. Bergstraße wenden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1892:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist
vakant und soll alsbald wieder besetzt werden.
Dieselbe erträgt ein jährliches Einkommen von ca. 900 Mark nebst freier Wohnung
und Heizung.
Reflektanten wollen sofort ihre Gesuche unter Beifügung der Zeugnisse an
den Unterzeichneten einsenden.
Zwingenberg bei Darmstadt. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde David
Mainzer." |
Auf die Anzeige bewarb sich erfolgreich ein Lehrer
Mannheimer (siehe Anzeige von 1893 unten). |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und
Schächterstelle ist vakant, und soll baldigst wieder besetzt werden.
Gehalt bei freier Wohnung jährlich 600 Mark. Nebenverdienste ungefähr
2-300 Mark. Geprüfte Bewerber wollen ihre Gesuche mit Zeugnisabschriften
an den Unterzeichneten einsenden.
Zwingenberg bei Darmstadt.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde D.
Mainzer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1908:
"In unserer Gemeinde ist die Stelle eines
Religionslehrers, Kantors und Schochets
per sofort zu besetzen. Das Gehalt beträgt 600 Mark, Nebeneinkommen
400 Mark und freie Wohnung. - Bewerber wollen sich melden.
Zwingenberg (Hessen), 29. Juli 1908. Der Vorstand David
Wachenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1909:
"Die hiesige
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
ist zu besetzen. Festes Gehalt 800 Mark. Nebeneinkommen ca. 350-400
Mark nebst freier Wohnung. Bewerber wollen sich mit Beifügung von
Zeugnissen melden.
Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde Zwingenberg. David
Wachenheimer." |
Lehrer Gerson Mannheimer nimmt im Luftkurort Zwingenberg Personen auf
(1893)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1893: "Luftkurort
Zwingenberg a.d. Bergstrasse. Bei ermäßigten Preisen können 1 oder
2 Personen streng koschere Kost nebst Logis erhalten bei Mannheimer,
Lehrer." |
Zum Tod von Lehrer Gerson Mannheimer (1929, Lehrer in Zwingenberg von 1893 bis
nach 1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1929: "Gerson
Mannheimer - seligen Andenkens. Am 27. Februar (7. Adar)
verstarb im 64. Lebensjahre der Lehrer a.D., Herr Gerson Mannheimer.
Infolge eines tückischen Leidens war er seit 4 Jahren im Gumpertz'schen
Siechenhaus untergebracht, wo er schließlich einer kurzen
Lungenentzündung erlag. Sein Beruf als Lehrer führte ihn durch
verschiedene Gemeinden, so z.B. Zwingenberg, Babenhausen
und Rüsselsheim. In diesem Jahren
ist ihm keine Not und Sorge erspart geblieben, denn er hatte um seine
Existenz als Lehrer zu kämpfen, wie es heute noch so manchem Lehrer in
den Landgemeinden ergeht. Aber sein unerschütterliches Gottvertrauen und
seine aufrichtige Frömmigkeit halfen ihm über diese schweren
Daseinskämpfe hinweg. Schon vor ca. 20 Jahren musste er durch sein Leiden
seinem Berufe entsagen. So hat er jetzt ausgekämpft, betrauert von seinen
Anverwandten, nachdem ihm seine Gattin vor 4 Jahren im Tode vorausgegangen
war. Möge den Angehörigen Gott reichen Trost spenden, dass sie
den Verlust ertagen können. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Lehrer Jakob Rothschild kommt aus Heubach nach
Zwingenberg (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1921: "Heubach
v.d. Rhön, 30. Januar (1921). Nach langer segensreicher Tätigkeit an
der hiesigen öffentlichen Volksschule und in der Gemeinde, tritt unser
Lehrer Herr J. Rothschild in den Ruhestand. Er verlegt seinen Wohnsitz
nach Zwingenberg a.d. Bergstraße. Mit Bedauern sieht die Gemeinde
diesen Mann aus seinem Dienste scheiden. Herr Rothschild erfreute sich
großer Beliebtheit nicht nur in jüdischen Kreisen. Möge ihm in seiner
neuen Heimat ein glücklicher Lebensabend beschieden sein." |
Zum Tod der Frau des Lehrers Jakob Rothschild (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1924:
"Zwingenberg, 3. Juni (1924). Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam
die Kunde vom Tod der Frau unseres Lehrers Herrn Rothschild. An Tagen kurz
war das irdische Dasein der Frühvollendeten, ein Leben von nur 59 Jahren
war ihr beschieden. Aber reich an Taten und guten Werk geht von dannen.
Ein wahres Mikdosch (Heiligtum) war das Haus der Verewigten. Was sie als
Gattin ihrem Gatten, als Mutter ihren Kinder, als Schwester ihren
Geschwistern gewesen, ebenso als Mitschwester ihren Glaubensgenossen war,
ist hier allbekannt. Sie gab Zedokoh (Spenden) nach alter jüdischer
Weise, wie sie es in ihrem Elternhause in Wenkheim
vor sich gesehen hatte, und diese Tugend ist schon in vorbildlicher Weise
auf ihre Kinder übergegangen. Die Teilnahme bei der Bestattung, die in Alsbach
erfolgte, bewies, welch großer Wertschätzung und Beliebtheit sie sich
erfreute. Möge das Verdienst der bedeutende Frau ihren Hinterbliebenen
zum Segen gereichen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Meldungen/Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über den Geheimen Medizinalrat Dr. Weil in
Zwingenberg
Ernennung von Dr. Weil
zum Kreisarzt des Medizinalkreises Bensheim 1855 |
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1855:
"Worms, im Oktober (1855). Das 'Regierungsblatt' enthält die
allerhöchste Ernennung des praktischen Arztes Dr. Weil in Zwingenberg zum
Kreisarzt des Medizinalkreises Bensheim. Dr. Weil ist der erste Israellit,
der in unserem Großherzogtum obiges Amt bekleidete." |
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Artikel aus Buttenwiesen
1871, der die Bekanntheit von Dr. Weil im weiten Umkreis zeigt |
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1871: "Buttenwiesen
(Bayern). Der hiesige allgemein geachtete Arzt, Herr Dr. Binswanger, wurde
zum Physikus ernannt und siedelt in dieser Eigenschaft nach
Hürben-Krumbach über; es ist dies er erste jüdische Arzt in Bayern, der
eine derartige Anstellung erhalten hat. - (Auch im Großherzogtum
Hessen wurde vor einiger Zeit unser Glaubensgenosse, der rühmlichst
bekannte Herr Dr. Weil in Zwingenberg a.d. Bergstraße, zum Kreisphysikus
befördert; es ist dies auch in dem genannten Lande der erste derartige
Fall. Red.). |
|
Zum Tod von Dr. Weil
1877 |
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1877: "In Zwingenberg
a.d.B. wurde vor einigen Wochen der pensionierte Kreisarzt und Geheime
Medizinalrat Dr. Weil unter der allseitigsten Teilnahme von nah und fern
zur Erde bestattet. Der Verstorbene, ein hochgeachteter Arzt, war
mosaischer Konfession und unseres Wissens der erste Israelite in
Hessen-Darmstadt, der im Staatsdienste Verwendung gefunden hatte. In
neuerer Zeit sind, besonders im Lehrerfach, mehrfach Israeliten angestellt
worden." |
|
Weiterer Bericht zum Tod
von Dr. Weil 1877 |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1877: "Zwingenberg,
25. Februar. Ein schwerer Verlust hat nicht allein unsere Gemeinde,
sondern das gesamte Judentum wie auch die Christen der Bergstraße
betroffen.
Der kenntnisreiche, allgemeinbeliebte, weitberühmte und gegen die Armen
besonders wohltätige Geheime Medizinalrat Dr. Weil von Zwingenberg ist
den 9. Februar von dem Schauplatze seiner irdischen Tätigkeit in eine
schönere Welt abberufen worden. Montag, den 12. hat die Lewiah
(Beerdigung) stattgefunden. Die Israeliten wie auch zahlreiche Christen,
Geistliche, Gelehrte, das ganze Gerichtspersonal der Umgegend begleiteten
den Heimgegangenen zur letzten Ruhestätte; seine sämtlichen Orden wurden
bis auf den Friedhof ihm nachgetragen. Der Bürgermeister von Zwingenberg
überreichte einen Lorbeerkranz und drückte die Trauer der Gemeinde in
beredten Worten aus. Herr Rabbiner Dr. Landsberg hielt die Trauerrede. Er
entwarf ein Bild von dem Ringen, Streben und Schaffen des Meisters der
Medizin. Herr Dr. Weil starb im Alter von 78 Jahren und hinterließ
unserem kreise einen Trost in seinem Sohne, dem jungen Praktikanten Herr
Dr. Weil. Gott möge die geehrte Witwe und die zu den schönsten
Hoffnungen berechtigenden Kinder des Abberufenen trösten, und ihnen die
geschlagene Wunde heilen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens. J. Rom." |
|
Zum Tod des Sohnes des
obigen Arztes Dr. Weil, gleichfalls Arzt Dr. Weil 1894 |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1894: "Zwingenberg
(Kreis Bensheim). Heute Mittag verstarb der in weiten Kreisen bekannte und
allgemein beliebte Dr. med. Weil in noch rüstigem Mannesalter. Der
Verstorbene war bis zu seinem Lebensende Hofarzt bei der Familie des
verstorbenen Prinzen Alexander von Hessen zu Schloß Heiligenberg, sowie
bei der Familie des Herrn Grafen zu Schönberg. Außerdem hatte er eine
ausgedehnte Praxis und war bei Arm und Reich wegen seiner
Menschenfreundlichkeit und allgemein bekannten Herzensgüte beliebt und
hochgeehrt. Die Beerdigung fand auf dem israelitischen Friedhofe zu
Darmstadt statt." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorsteher Moses Bendheim (1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1879: "Zwingenberg
a.d. Bergstraße. Ein herber Verlust hat am Schlusse der "ernsten
Tage" unser Städtchen und besonders unsere israelitische
Gemeinde betroffen. Dem Allmächtigen hat es gefallen, Herrn Moses
Bendheim aus unserer Mitte zu nehmen. Am Abend des Schemini Azeret (d.i.
9. Oktober 1879) wurde derselbe von einem Schlaganfall getroffen; groß
war der Schrecken in unserer Gemeinde und allgemeine Betrübnis herrschte
in unserer Synagoge, denn die Krone derselben fehlte. Hoschana Rabba
Abend (d.i. 8. Oktober 1879) waren alle Gemeindemitglieder bei dem noch so
munteren Manne zum 'Lernen' versammelt, und keiner ahnte, welcher Verlust
und bevorstand. Am Schabbat Bereschit (d.i. 11. Oktober 1879) wurde
ein Enkel desselben Bar Mizwa, gestört war auch diese Feier, weil
der Großvater ihr nicht beiwohnen konnte, Mozaei Schabbat Kodesch
Abend (d.i. am Abend des 11. Oktober 1879) schlief derselbe ohne weitere Schmerzen
sanft ein. Wie sehr Herr M.B. geliebt und geehrt war, erwies sich bei der Lewiah
(Beerdigung), Israeliten und Christen von Nah und Fern, der Gemeinderat zu
Zwingenberg wie auch mehrere Bürgermeister der Umgegend kamen, um dem
Dahingeschiedenen das Geleite zur letzten Ruhestätte zu heben; noch nie
sah man in unserem Städtchen eine so große Lewiah. Der Verblichene
erreichte ein Alter von 60 Jahren, war mit irdischen Gütern gesegnet und
übte viele wohltätige Taten; selbst streng religiös erzog er auch seine
Kinder auf dem Wege der Frömmigkeit und Tätigkeit.
Auf dem Friedhof hielt Herr Rabbiner Dr. Marx von Darmstadt eine würdige
und ergreifende Rede.
Die Familie verlor an dem Hingeschiedenen einen treuen Gatten und
liebvollen Vater, seine Nebenmenschen einen teilnehmenden Berater und
Helfer.
Möge der Vater der Witwen und Waisen Trost senden in die Herzen der
tiefbetrübten Witwe und trauernden Kinder. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens. J.R." |
Bernhard Mainzer ist 25 Jahre Vorsteher der
Gemeinde (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936: "Zwingenberg
an der Bergstraße, 7. Juni 1936. Am Schabbat Bamidbar (Schabbat
mit der Toralesung Bamidbar = 4. Mose 1,1 - 4,20, das war Schabbat,
23. Mai 1936) waren es 25 Jahre, dass Herr Bernhard Mainzer Vorsteher
unserer Gemeinde ist. Unermüdlich hat er in dieser Zeit für das Wohl der
Gemeinde mit bestem Erfolge gesorgt. Obwohl sein Geschäft seine Zeit voll
in Anspruch nahm, war er dennoch, wenn es galt, für das Wohl der Gemeinde
zu sorgen, stets am Platze. Die Pflichten, die ihm sein Amt auferlegte,
erledigt er prompt und gewissenhaft und scheute weder Mühe noch Arbeit,
noch Anstrengung, um diesen nachzukommen. Obgleich die Gemeinde nur klein
und leistungsschwach ist, wusste er es immer so einzurichten, dass die
Mittel für die nötigen Leistungen zu jeder Zeit vorhanden waren.
Reichten nicht die eigenen Mittel, verstand er es immer von auswärts
Zuschüsse zu erhalten. Daher war es ihm möglich, die Synagoge vor
einiger Zeit neu herrichten zu lassen, sodass sie einem kleinen
Schmuckkästchen gleicht. Nur schade, da es uns an Werktagen an Minjan
fehlt. An Rosch Haschana (Neujahrsfest) und Jom Kippur
fungiert er als Vorbeter. Ihm treue zur Seite steht der zweite Vorsteher,
Herr Julius David, der mit seiner trefflichen Stimme als Chasan
(Kantor) fungiert. In einer längeren Rede würdige er die Verdienste des
Herrn Mainzer und sprach ihm den Dank der Gemeinde aus. Möge es Herrn
Mainzer vergönnt sein, noch viele Jahre das Amt eines Parnes
(Gemeindevorstehers) versehen zu können. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Gitta Rothschild und Moses
Morgenroth (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1929: "Gitta
Rothschild - Moses Morgenroth.
Verlobte. Zwingenberg - Gersfeld." |
Anzeige der "Deutschen
Milchwerke", Zwingenberg (Hessen) (1922)
Anmerkung: es ist nicht klar, wieso diese Anzeige der "Deutschen
Milchwerke" in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der
Israelit" erschien. Es gibt keinen Hinweis auf ein koscheres Produkt der
Firma oder einen sonstigen Zusammenhang zu jüdischen Personen in Zwingenberg,
die möglicherweise in den "Deutschen Milchwerke" verantwortlich
tätig waren.
Bei Ramogen handelte es sich um ein butterähnliches Konservenprodukt,
das seit 1874 (zunächst unter der Bezeichnung "Biedert's
Kindernahrung" in den Handel gebracht wurde. Der Inhalt sollte mit Wasser
und frischer Milch verrührt eine Nahrung ergeben, die dem frisch zubereiteten
Rahmgemenge entsprechen würde. Seit 1892 wurde die Herstellung durch die
Deutschen Milchwerke in Zwingenberg übernommen. Das Produkt verkaufte sich sehr
gut und war 1937 immer noch auf dem Markt (Quelle: Barbara Orland: Wissenschaft,
Markt und Erfahrung. 'Natürliche' versus 'künstliche' Säuglingsernährung im
19. Jahrhundert. Online
als pdf-Datei zugänglich).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922: "Ramogen
- Nährmittel aus Vollmilch und Sahne...." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst wurde 1861 eine eigene Synagoge am alten Rathausplatz (Grundstück
Am großen Berg 2 "im zweiten Geschoss über der Schule am alten Rathausplätzchen
im Haus Nr. 2 am Großen Berg") eingerichtet und durch den damaligen
Rabbiner Dr. Landsberg (Darmstadt) am 3. August 1861 eingeweiht. Diese
Synagoge war sehr klein, dennoch genügte sie den Anforderungen der in den
folgenden Jahrzehnten kleiner werdenden Gemeinde. Auf Grund eines Brandes in der
Synagoge am Versöhnungstag (Jom Kippur) im Herbst 1902 war freilich eine
neue Synagoge nötig.
Brand in der Synagoge
(1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
27. Oktober 1902: "Zwingenberg an der Bergstraße. Am
Jom-Kippur zu Schachris brach in hiesiger Synagoge ein kleiner Brand aus,
in Folge dessen wir ausräumen mussten. Nach einer kurzen Pause konnten
wir in dem von unserem Herrn Bürgermeister zur Verfügung überlassenen
neu gebauten Gemeindeschulhause unser Gebet fortsetzen." |
Ein
Grundstück für einen Synagogenneubau konnte in der Wiesenstraße 5 gekauft und auf diesem 1903
unter Leitung des Bauaspiranten Philipp Schuch die neue Synagoge in nur 107
Arbeitstagen erstellt werden. Am 11. September 1903 wurde sie mit einem
feierlichen Umzug unter Beteiligung der Bevölkerung und der Honoratioren der
Stadt und des Kreises eingeweiht.
Die Einweihung der Synagoge in Zwingenberg im September
1903
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. September
1903: "Zwingenberg. Die neue Synagoge ist nahezu
fertiggestellt und soll Freitag, den 11. dieses Monats, nachmittags 2 Uhr
feierlich eingeweiht werden." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 18. September
1903: "Zwingenberg an der Bergstraße, 11. September (1903).
Es ist wohl noch in aller Gedächtnis, dass die hiesige israelitische
Gemeinde beim Schachrisgebete am vorigen Jom Kippur durch einen
entstandenen Brand in der Synagoge heimgesucht wurde. Damals wurde auf
Veranlassung des ersten Vorstehers, Herrn David Wachenheimer, vom Herrn
Bürgermeister Zerwek in dankenswerter Weise ein Rathaussaal bis vor
kurzem, da das Rathaus einem Umbau unterworfen werden musste,
überlassen.
Es wurde damals schon der Wunsch wach, das Gemeindehaus, das schon sehr
alt war, und in dem sich die Synagoge befand, zu verkaufen und eine neue
Synagoge mit Lehrerwohnung zu bauen. Dem eifrigen Bemühen des ganzen
Vorstandes und einiger Gemeindemitglieder gelang es nach kurzer Zeit,
durch verschiedene freiwillige Spenden, wobei auch 400 Mark der hiesigen
politischen Gemeinde und nach Verwertung des alten Gemeindehauses, über
ein Barvermögen von ca. 12.000 Mark zu verfügen. Sofort wurde mit dem Neubau
begonnen, wobei sich besonders Herr David Wachenheimer, der erste
Vorsteher, in jeder Art und während der ganzen Bauzeit abmühte und
tagtäglich zur Stelle war. Nach einer kurzen Zeit von nur 107
Arbeitstagen war der Bau, der allen Ansprüchen genügt, fertiggestellt
und konnte derselbe am 11. dieses Monats eingeweiht und seinem heiligen
Zwecke übergeben werden. Herr Landesrabbiner Dr. Marx traf am Freitag
kurz vor 2 Uhr hier ein, um die Weihe vorzunehmen.
Der Zug, der vom Hause des ersten Vorstehers aus, mit den 3 Thorarollen an
der Spitze, begleitet von einer Musikkapelle sich in Bewegung setzte, zog
durch das kleine Städtchen nach dem großartig ausgeführten, einfachen
Bau. Der ganze Ortsvorstand, die Kirchenbehörde, Gerichtsherren und noch
viele Bürger der Gemeinde beteiligten sich am Zuge.
Beim Eintritt in die Synagoge wurde das 'Moh Towu', das Kantor Prok mit
einigen Gemeindemitgliedern eingeübt hatte, in ergreifender und
herrlicher Weise gesungen. Es folgten dann die Umzüge, Segensspruch für
den Landesfürsten, Minchagebet, und Herr Rabbiner Dr. Marx entfaltete
alsdann in schöner weihevollen Rede, was das Gotteshaus ist und sein
soll.
Abends versammelte man sich zur 'Wilhelmshöhe', woselbst bei Tanz und
Konzert die schöne Feier nachts um 1 Uhr schloss. Möge sich der Wunsch
erfüllen, den ersten Vorsteher noch recht lange an der Spitze der
israelitischen Gemeinde walten zu sehen, um deren Angelegenheiten auch
fernerhin zur Zufriedenheit seiner Gemeinde und zur Ehre Gottes
auszuführen." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1903: "Zwingenberg,
14. September (1903). In Folge des im vorigen Jahre am Jom Tow
(Versöhnungstag) entstandenen Brandes in unserer Synagoge, einem alten Bau,
wurde allenthalben der Wunsch rege, ein neues Gotteshaus mit Lehrerwohnung zu
bauen. Den eifrigen Bemühungen des ersten Vorstehers und seiner Kollegen und
einiger Gemeindemitglieder, gelang es nach ganz kurzer Zeit, durch verschiedene
freiwillige Spenden, wobei auch 400 Mark der hiesigen politischen Gemeinde und
Verwertung des alten Gemeindehauses, über ein Barvermögen von ca. 12.000 Mark
zu verfügen, und sofort wurde mit dem Neubau begonnen, wobei besonders Herr
David Wachenheimer in jeder Art und während der ganzen Bauzeit eine rege
Tätigkeit entfaltete und tagtäglich zur Stelle war.
Nach einer Zeit von nur 107 Arbeitstagen war der Bau, der den größten
Ansprüchen genügt, fertiggestellt und konnte derselbe am 11. dieses Monats
eingeweiht werden. Herr Landesrabbiner Dr. Marx wohnte der Einweihung bei. Am
Festzuge beteiligte sich der Ortsvorstand, die Kirchenbehörde, Gerichtsherren
und viele andere Bürger der Stadt. Geheimer Regierungsrat Gros aus Bensheim,
der seinen Besuch zugesagt hatte, war, wie er durch Eilbrief kurz vor 2 Uhr
mitteilte, durch Unwohlsein verhindert, zu erscheinen. Herr Rabbiner Dr. Marx
setzte in einer schönen, weihevollen Rede auseinander, was uns das Gotteshaus
ist und was es uns sein soll." |
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Artikel
im "Bergsträßer Anzeigeblatt" vom 17. September 1903
(zugesandt von Fritz Kilthau, Zwingenberg): "Zwingenberg an
der Bergstraße, 14. September (1903). In feierlicher Weise wurde am verflossenen
Freitag die neu erbaute Synagoge ihrer Weihe übergeben. Nachmittags
2 Uhr traf der Großherzogliche Landesrabbiner Dr. Marx aus Darmstadt,
begrüßt von dem Vorstand und unter laut ertönenden Böllerschüssen
ein. Punkt 2 Uhr eröffnete die Kapelle Rhein durch einen Choral auf dem
Marktplatz den Festakt. Alsdann trugen die drei Vorstände die zierlich
geschmückten Torarollen aus dem Hause des ersten Vorstehers, David
Wachenheimer, mit welchen der Festzug eröffnet und mit klingendem Spiel
bis zur neuen Synagoge begleitet wurde. Dort angekommen überreichte ein
elfjähriges Mädchen, Johanna Rothensies, in kurzen, sinnreich schön
gesprochenen Worten dem Baumeister Schach den Schlüssel, welchen derselbe
in gleicher Weise dem Vorstand Wachenheimer und dieser wieder in die
Hände des Rabbiners gab, welcher die Pforte zum Einzug öffnete. Unter
den Festteilnehmern bemerkten wir unseren Herrn Bürgermeister Zerweck,
Ortsvorstand, Kirchenbehörde, Herrn Oberamtsrichter, Amtsrichter und
sonstige wohllöblichen Mitbürger. Herr Geheimer Rat Gros aus Bensheim
ließ sich auf Gesundheits-Rücksichten und der ungünstigen Witterung
halber kurz vor Beginn der Festlichkeit wegen seinem Nichterscheinen
entschuldigen. Nachdem in dem prächtig erbauten Gotteshause die
gewünschte Stille herrschte, trug Kantor Prog in Begleitung mehrere gut
eingeübten Mitglieder das Eintrittsgebet, Mag Tauwu, in wohltuenden
Tönen vor. Alsdann folgte Fest-Gottesdienst. Hierauf die tief zu Herzen
gehende einstündige Rede des Herrn Dr. Marx und hieran knüpfte sich das
Schlussgebet. Die Festlichkeit, die einfach gehalten war, verlief zur
allgemeinen Befriedigung. Dem Baumeister, Vorständen und größten Teil
der israelitischen Mitglieder gebührt wegen der sich ganz besonders
gegebenen Mühen und Fleiß an dieser Stelle noch besten Dank. Möge das
Haus den Anforderungen der israelitischen Gemeinde gerecht werden und zum
Segen gereichen." |
Aus dem Jahr 1928 liegt ein weiterer Bericht aus Zwingenberg in
der Zeitschrift "Der Israelit" (vom 11. Oktober 1928) vor. Darin
wird die Synagoge Zwingenbergs als eines der "schönsten Gebäude" der
Stadt geschildert und von einer umfangreichen Renovierung berichtet, auf
Grund derer die Synagoge nun "zu den schönsten an der Bergstraße"
gehörte:
Zwingenberg
a.d. Bergstraße, 8. Oktober (1928). Idyllisch am Fuße des Melibokus liegt
Zwingenberg. Tausende von Touristen kommen alljährlich während des Sommers
nach hier, um die Naturschönheiten in der Umgebung und an der Bergstraße zu
sehen. Darunter ist gewiss auch ein großer Teil Juden. Aber nur ein
verschwindend kleiner Teil findet den Weg zum Beit HaKnesset (zur
Synagoge), um auf der Durchreise das Mincha (Mittag-) oder Maariw-(Abend-)Gebet
darin zu verrichten. Den meisten mag es vielleicht gar nicht bekannt sein, dass
es ein solches hier gibt.
Genau 25 Jahre sind es jetzt, dass es neu erbaut wurde. Der Bau zählt zu den
schönsten Gebäuden unseres Städtchens. In dieser langen Zeit war der
Innenanstrich verblasst und verräuchert. Schon lange bestand der Plan für
einen Neuanstrich und andere Reparaturen. Die erforderlichen Mittel hierfür
konnte die kleine Gemeinde aus sich selbst nicht leisten. Den eifrigen
Bemühungen des Vorstandes, an dessen Spitze Herr Bernhard Mainzer steht, gelang
es neben der Opferwilligkeit der Gemeinde, die erforderlichen Mittel beisammen
zu bringen. Als die Geldfrage gelöst war, kam es zur Ausführung des lang
gehegten Plans. Unter Führung eines Architekten wurden die Arbeiten ausgeführt
und nun steht unser Beit HaKnesset (Synagoge) in neuem Glanze da und
dürfte nun zu den schönsten an der Bergstraße gehören. Auch für die innere Dekoration
wurde gesorgt: Frau Spieß stiftete ein prachtvolles Parochet
(Toravorhang). Frau Bendheim einen schönen Kronleuchter. Derselbe trägt am
Sockel Widmungen für ihre beiden verstorbenen Kinder. Familie Moßbacher in
Darmstadt stiftete ein wertvolles sefer (Torarollen-)Mäntelchen. Herr
Mainzer sprach den edlen Spendern den Dank der Gemeinde aus. Diese haben sich
durch ihre Spenden ein bleibendes Sechut (Verdienst) erworben. Dank
gebührt auch dem Vorstand für seine erfolgreichen Bemühungen und auch den
Gemeindemitgliedern für ihre Opferwilligkeit. |
Zum Chanukka-Fest 1929 konnte noch ein neuer, von einem
Gemeindemitglied gestifteter Chanukka-Leuchter in der Synagoge eingeweiht
werden:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1930: "Zwingenberg
a.d. Bergstraße, 18. Dezember (1929). Unser Beit HaKnesset
(Synagoge), das erst im vorigen Jahr neu hergerichtet wurde, erhielt einen
neuen Schmuck. Auf die Initiative des Herrn Julius David wurde ein große Chanukka-Leuchter
in schöner Ausführung angeschafft. Herr David übt auch mit seiner
schönen und kräftigen Stimme die Funktion des Chasan (Vorbeters) aus und
zwar mit seiner solchen Pünktlichkeit und Gewissenhaftigkeit, die alle
Anerkennung verdient. Trotz seiner beruflichen Tätigkeit, die seine ganze
Zeit in Anspruch nimmt, findet er noch Zeit, seine übernommenen Pflichten
getreulich auszuführen." |
Wenige Jahre nach der letzten Renovierung kam unter der
nationalsozialistischen Herrschaft das Ende des gottesdienstlichen Lebens in der
Zwingenberger Synagoge. Von einer Zerstörung beim Novemberpogrom 1938 blieb die
Zwingenberger Synagoge jedoch verschont: Im Gebäude war der Sohn der sog.
Schabbesgoi (eine nichtjüdische Frau, die im jüdischen Haushalt am Sabbat die
den Juden nicht erlaubten Arbeiten verrichtet), der sich am Tag zuvor das Leben genommen hatte,
aufgebahrt. Auch die Bewohner der Nachbarhäuser fürchteten im Falle einer
Brandschatzung um ihre eigenen Häuser und bedrängten die angerückten
SA-Leute, kein Feuer zu legen. Dennoch wurden die Fensterscheiben der Synagoge
eingeworfen, die über dem Haupteingang eingemeißelten Gebotstafeln und das in
goldenen hebräischen Schriftzeichen eingravierte Bibelzitat "Wisse, vor
wem du stehst!" abgeschlagen. Auch die Davidsterne aus der Umfriedung
wurden weitgehend zerstört. Die Kultgegenstände der Synagoge waren schon vor
diesen Ereignissen nach Frankfurt/Main ausgelagert worden. Das Haus sollte später
gesprengt werden, wurde dann aber vom letzten Juden in Zwingenberg, Moritz
Schack, für 6.000 RM verkauft.
Bis 1945 soll das Gebäude als Lagerhalle gedient haben. Nach 1964 wurden an
der bis zu diesem Zeitpunkt noch im Original erhaltenen Fassade erhebliche Veränderungen
vorgenommen, denen auch die großen, im orientalisch-maurischen Baustil ausgeführten
Fenster zum Opfer fielen. Seitdem befinden sich Wohnungen im ehemaligen
Synagogengebäude.
Der seit Juni 1999 als Verein eingetragene Arbeitskreis
Zwingenberger Synagoge hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Gebäude einer
angemessenen neuen Nutzung zuzuführen: Es soll einerseits, auf die
Vergangenheit bezogen, Gedenkstätte zur Erinnerung an die Juden aus Zwingenberg
und Umgebung werden, andererseits, mit Blick auf die Zukunft, die Begegnung
zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen, Weltanschauungen, Kulturen und
Generationen fördern. Vielfältige kulturelle Veranstaltungen (Stadtführungen,
Vorträge über die zerstörte jüdische Gemeinde Zwingenberg, Konzerte etc.)
sollen auf das Anliegen des Vereins aufmerksam machen sowie Mitglieder und Förderer
gewinnen. Derzeit (Anfang 2014) sind dem Verein 38 Mitglieder sowie sechs
Institutionen angeschlossen.
Kontakt: Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e. V., c/o Dr. Fritz Kilthau,
Scheuergasse 26, 64673 Zwingenberg, Telefon: 06251/72171, E-Mail
Adresse/Standort der Synagoge: Wiesenstr. 5
Fotos
(Quelle: obere Zeile: Arbeitskreis Zwingenberger
Synagoge; weitere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.6.2006)
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Historische Ansicht
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Bemalung mit Sternen in der
Toranische
unterhalb der Sperrholzdecke (vgl. Foto rechts)
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Innenaufnahme des
Synagogenraumes (1998)
Blickrichtung nach Osten; im Raum ist etwas unterhalb des
früheren Emporenbereichs eine Sperrholzdecke eingezogen |
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Haus von Norden |
Der östliche
Giebel |
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Historische Tafel am Fenster
des
Erdgeschosses, dennoch: offenbar
geschmackloser Scherz des
Hausbesitzers |
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Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge in Juni 2021 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2021)
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Gedenktafeln
am Rathaus Zwingenberg mit der am 7. Mai 2006 angebrachten Namenstafel
(in der Mitte) ^ |
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Die
Gedenktafeln am Rathaus Zwingenberg im Juni 2021 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
16.6.2021) |
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Rechts: die beiden
letzten Zwingenberger jüdischen Einwohner: Moritz Schack und Martha
Schack geb. Rothensies; sie verließen im Juni 1939 Zwingenberg und
zogen nach Frankfurt; Moritz wurde nach der Deportation in Auschwitz
ermordet
(Quelle: Joan Haahr, New York). Zur Geschichte der Familie siehe Seite
in der Website des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge |
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Ehemaliges Wohnhaus
Schack Obergasse 3 |
"Stolpersteine"
vor Obergasse 3 |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2018:
Stadtführung mit digitaler
Begleitung ist möglich |
.Artikel von Claudia Stehle in
echo-online.de vom 3. August 2018: "Zwingenberg. Zwingenberger Geschichte
hautnah und digital.
ZWINGENBERG - An der Bergstraße wird Geschichte digital und hautnah.
Seit 1999 unternimmt der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge bereits
Führungen durch die Stadt zur örtlichen Geschichte des Nationalsozialismus.
Nun wurde das Angebot digital erweitert – so wird seit Neuestem auf der
Webseite des Vereins ein Stadtrundgang durch die lokale Geschichte in der
Nazi-Zeit zum Herunterladen auf das eigene Smartphone angeboten. Mit dem
Smartphone in der Hand kann man auf dieser blau gekennzeichneten Route 15
Stationen besuchen, die mit grünen Symbolen sichtbar gemacht werden.
Ausgangspunkt der Nummer eins ist die Synagoge in der Wiesenstraße – heute
in Privatbesitz und der Startpunkt des virtuellen Rundgangs auf den Spuren
von Verfolgung und Widerstand in der Nazi-Zeit. Anstelle des zum Wohnhaus
umgebauten Gebäudes ist auf dem Smartphone-Bildschirm ein altes
Schwarz-Weiß-Foto der Synagoge mit ihrer Bogenfassade zu sehen. Man erfährt,
dass die jüdische Gemeinde bei Erbauung 1903 genau 55 Mitglieder hatte, die
in bescheidenen Verhältnissen lebten. Neben dem Sakralraum rechts vom
Eingang gab es die Lehrerwohnung und die Wohnung für die christlichen 'Schawwesgoi',
die für die Juden am Sabbat verbotene Arbeiten machten.
Man erhält einen Einblick, wie in der Nazizeit gegen jüdische Mitbürger
vorgegangen wurde – von Anschuldigungen über Brandstiftung und
internationale Gräuel sowie Boykotthetze bis zum Beschluss des Zwingenberger
Gemeinderats von 1935 zur 'Ausschaltung des Judentums'. Der Smartphone-User
erfährt, dass die Aufbahrung des toten Sohns des 'Schawwesgoi' im Gebäude in
der Pogromnacht 1938 die völlige Zerstörung der Synagoge verhinderte. Hier
steht auch, dass im November jenes Jahres der letzte Zwingenberger Jude,
Moritz Schack, das Gebäude für 6000 Reichsmark verkaufte. 1964 wurde es
umgebaut.
Altes Rathaus fest in brauner Hand. Die Information über Schack und
das damals offizielle Zwingenberg wecken die Neugierde – deshalb führt der
nächste Weg einmal über die B 3 zum Zwingenberger Marktplatz. Als Nummer
sechs auf dem virtuellen Rundgang wird das gerade renovierte Alte Rathaus
aufgeführt. In den Erläuterungen steht, dass hier die NSDAP-Ortsgruppe
Zwingenberg ihren Sitz hatte und die Partei damals eine stürmische
Entwicklung in der Stadt nahm. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 hatte sie
einen Stimmenanteil von über 50 Prozent, während im Reichsdurchschnitt 37
Prozent ihre Stimme für die NSDAP abgaben. Die Gemeindeverwaltung wurde
gleichgeschaltet und der Bürgermeister Adam Gerhard durch Georg Adam Kissel
von der NSDAP ersetzt. Der virtuelle Führer informiert zudem über den
weiteren unrühmlichen Verlauf der Ortsgeschichte unter der NSDAP-Herrschaft.
Vom Marktplatz aus geht es in die Obergasse, wo im Haus Nummer 3 Moritz
Schack lebte. Er war gelernter Metzger – konnte aber durch Verletzungen aus
dem Ersten Weltkrieg seinen Beruf nicht mehr ausführen. Deshalb verkaufte
der mit Eisernen Kreuzen für seine Verdienste im Ersten Weltkrieg
ausgezeichnete Schack Tabakwaren in Gaststätten.
Er war mit der aus einer alten jüdischen Zwingenberger Familie stammenden
Martha Rothensies verheiratet und hatte mit ihr fünf Kinder. Ihre Wohnung in
der Obergasse wurde in der Pogromnacht von SS-Leuten verwüstet. Martha
Schack beging nach dem Wegzug nach Frankfurt dort vermutlich Selbstmord.
Moritz Schack starb 1943 in Auschwitz. Ihre Kinder überlebten die Nazi-Zeit
und wanderten in die USA und nach Mexiko aus.
Einer, der all diese Geschichten kennt, ist Fritz Kilthau. Er ist
Vorsitzender des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge, der diesen
virtuellen Stadtrundgang in Zusammenarbeit mit Dominik Fließ editiert hat.
'Wir haben schon viele positive Rückmeldungen dazu erhalten, unter anderem
auch von der Darmstädter Gesellschaft für christlich-jüdische
Zusammenarbeit', berichtet er. Kilthau sieht in der Nutzung der modernen
Medien Chancen. 'Natürlich ist der virtuelle Rundgang nicht vergleichbar mit
einem persönlich geführten Gang durch Zwingenberg, bei dem Rückfragen und
Gedankenaustausch wichtiger Bestandteil sind', räumt Kilthau ein.
'Allerdings gibt es schon jetzt Überlegungen im Verein, den virtuellen
Rundgang um eine gesprochene Version zu erweitern.'" .
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 452-453. |
| Norbert Mischlich: Die israelitische Gemeinde. In:
700 Jahre Stadtrechte 1274-1974. Chronik von Zwingenberg an der Bergstrasse.
Hg. vom Geschichtsverein und Magistrat der Stadt Zwingenberg. Zwingenberg
1974 S. 373-390. |
| ders. Die Synagoge in Zwingenberg a.d.B. In:
Geschichtsblätter Kreis Bergstraße. Bd. 10 Lorsch 1977. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 123-124. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 110. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 242-243. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 291ff. |
| Fritz Kilthau: Mitten unter uns: Zwingenberg an der
Bergstraße von 1933 bis 1945. Geschichtsblätter Kreis Bergstraße
Sonderband 21. Lorsch 2000. |
| "Mitten
unter uns" - Stadtgang auf den Spuren von Verfolgung und Widerstand
in Zwingenberg an der Bergstraße 1933-1945. Herausgeber: Arbeitskreis
Zwingenberger Synagoge e.V.
Dieser Stadtgang basiert auf den Informationen des oben angegebenen
Buches von Fritz Kithau. Informationen zum Stadtgang können auch von der
Website des Vereins www.arbeitskreis-zwingenberger-synagoge.de
heruntergeladen werden. Das Heft ist auch in englischer Sprache
erschienen:
"In our midst" - A Tour of Zwingenberg an der Bergstrasse
following the Traces of the Persecution and Resistance from 1933 to 1943.
Publisher: Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V. |
|
Fritz Kilthau: Zur Geschichte der Synagogen von Zwingenberg an der
Bergstraße. Hrsg. vom Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V. 44 S.
21 Abb. 1. Aufl. März 2014. Preis 2.50 €.
Die Publikation ist erhältlich im Bürgerbüro der Stadt Zwingenberg (Rathaus)(werktags) und im Geopark-Informationszentrum im "Löwen" neben dem Rathaus
(geopark@zwingenberg.de); die Broschüre kann für 4.00 € incl. Porto und Verpackung im Inland (Ausland auf Nachfrage) auch zugeschickt werden,
Bestellmöglichkeit über Website www.arbeitskreis-zwingenberger-synagoge.de
- Publikationen. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Zwingenberg
Hesse Banished in 1567, Jews returned 200 years later. Their independent
community (1858), affiliated with the Orthodox rabbinate of Darmstadt, numbered
77 (5 % of the total) in 1880. An imposing new synagogue was dedicated in 1903.
Sigmund Nauheim (1879-1935) bequeathed his ritual art collection to the
Frankfurt Jewish Museum. On Kristallnacht (9-10 November 1938) the
synagogue was not destroyed. By 1939 all the Jews had left Zwingenberg, 18
emigrating (seven to Palestine); seven others perished in the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|