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Alsbach
mit Hähnlein (Gemeinde Alsbach-Hähnlein, Kreis
Darmstadt-Dieburg)
und Bickenbach sowie Jugenheim*
Jüdische Geschichte / Synagoge
*Zur Geschichte der jüdischen Familien in Jugenheim
siehe bei Seeheim.
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Alsbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 15./17. Jahrhunderts zurück. Zwischen 1423
und 1432 wird in den Rechnungsbüchern der Ortsherrschaft der Edelfreien von Bickenbach Jud Jakob Liebmann von
Alsbach genannt. 1563 konnte der Jude Baruch in Alsbach zuziehen.
Weitere Namen jüdischer Personen in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieges
waren Menle Isaak, Lazarus, Heyum und Hessel. Ab 1672 werden wieder einzelne
jüdische Familien genannt, gleichfalls in den Nachbarorten Bickenbach,
Jugenheim und Hähnlein. 1774 wurden 17 jüdische Einwohner in Alsbach gezählt (4,7 % von insgesamt 361
Einwohnern), Ende des 18. Jahrhundert (1790-1808)
lebten vier jüdische Familien am Ort.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1828 31 jüdische Einwohner (5,3 % von insgesamt 579), 1861 41 (5,6 % von
726), 1880 34 (4,7 % von 722), 1900 51 (5,9 % von 863), 1910 58 (5,45 % von
1.075). Zur jüdischen Gemeinde Alsbach gehörten schon im 19. Jahrhundert auch
die in Bickenbach (1829-30 48, 1905 14, 1924 10),
Jugenheim (um 1800 2 Familien,
1829-39 14 Personen, 1905 11, 1924 10) und Hähnlein (um 1770 3 Familien,
1829-30 42 Personen, 1905 23, 1924 17)
lebenden jüdischen Einwohnern. Die vier Orte bildeten gemeinsam die "Israelitische
Religionsgemeinde Alsbach, Bickenbach, Hähnlein und Jugenheim a.d.
Bergstraße".
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.) und ein Gemeindehaus
(so bezeichnet in der Ausschreibung der Lehrerstelle 1865) mit Religionsschule,
Lehrerwohnung und rituellem Bad sowie - bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts
- der
große Verbandsfriedhof westlich des Ortes.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorsänger, Schächter und Friedhofsaufseher des
Verbandsfriedhofes fungierte (vgl. Ausschreibungen der Stelle 1865 und 1889).
Seit 1889 war als Lehrer David Frank in der Gemeinde - 1929 feierte er
sein 40jähriges Ortsjubiläum (siehe Bericht unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Arthur David (geb.
18.12.1895 in Alsbach, gef. 20.6.1915) und
Ludwig Mayer (geb. 24.2.1892 in Alsbach, gef. 13.7.1915). Die jüdischen Familien lebten insbesondere vom Vieh-, Getreide-
und Manufakturwarenhandel und hatten dazu auch einige Läden/Handlungen am Ort
eröffnet. Ein jüdischer Einwohner (Zacharias Mayer) war Steinmetz.
Um 1924, als noch 28 jüdische Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten
(2,5 % von insgesamt etwa 1100 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde
Lazarus David (zu seinem Tod 1927 siehe Artikel unten), L. Wolf und A. Lehmann. Als Religionslehrer, Kantor,
Friedhofsaufseher und Rechner der Gemeinde war der bereits genannte David Frank
tätig (bis
1939 in Alsbach, siehe Foto unten). Er unterrichtete im Schuljahr 1923/24 sechs Kinder in Religion, im Schuljahr
1931/32 fünf Kinder. Als jüdischen Vereinen bestanden der Verein Bikkur
Cholim (Krankenpflegeverein, gegründet 1881, 1924 unter Leitung von S.
Sußmann, 1932 unter Leitung von David Frank, Zweck und Arbeitsgebiet:
Krankenpflege, Bestattungswesen, 1932 34 Mitglieder), ein Frauenverein
(gegründet 1892, 1924 unter Leitung von Frau A. Götz, 1932 unter Leitung von
Helene David, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenpflege, Bestattungswesen, 1932
neun Mitglieder) und ein Brautausstattungsverein (1924 unter Leitung von
M. Götz). 1932 waren die Gemeindevorsteher Felix David (Alsbach, 1.
Vors.), Aron Lehmann (Hähnlein, 2. Vors.) und Heinrich Koppel (Jugenheim, 3.
Vors.).
1933 lebten noch 21 jüdische Personen in Alsbach (1,6 % von 1.331). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde der
Friedhof und die Synagoge durch SA-Leute schwer geschändet (s.u.), danach zogen
die SA-Leute vor jüdische Wohnungen und verhafteten die jüdischen Männer, die
in das KZ Buchenwald verschleppt wurden. 1939 wurden noch sechs
jüdische Personen am Ort gezählt.
Von den in den Orten der Religionsgemeinde geborenen und/oder
längere Zeit am Ort geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
aus Alsbach: Sally David (1880), Rosa Heß geb. Meyer (1880), Elias Marx
(1894), Jakob Marx
(1899), Josef Marx (1921), Ella Sachs geb. Sussmann (1890), Lina Stein geb. David (1892),
Elisabetha Sussmann geb. Selig (1864), Johanna Sussmann (1899), Emma Weiss geb.
Sussmann (1887), Adelheid (Elsa) Wolf geb. Marx (1891, siehe Kennkarte unten) .
aus Bickenbach: Wilhelm Grumbach (1865), Mina Kaufmann geb. Wolf (1861),
Simon Mainzer (1871), Benno Wolf (1890), Gustav Wolf
(1873), Leo Wolf (1871), Rosa Berta (Rosel) Wolf (1929).
aus Hähnlein: Adolf Kiefer (1899), Julius Kiefer (1898), Adolf Kusel
(1906), Max Moses Lehmann (1876), Herz Levi (1876), Heymann Levi (1883), Isidor
Levi (1880), Moritz Levi (1886), Else Weinberg geb. Spiess (1891).
aus Jugenheim: Moritz Abraham (1882), Ottilie Brodnitz geb. Trier
(1877), Siegfried Brodnitz (1866), Heinrich
Koppel (1870), Julius Sachse (1865), Erna Regina Steinberg geb. Feitler (1896).
Anmerkung: Weitere Nachweise bei Yad Vashem unter Jugenheim a.d. Bergstraße
gehören zu Jugenheim/Rheinhessen oder zu Ingenheim.
Seit 1991 befindet sich am Bürgerhaus Zur Sonne eine Gedenkstätte
zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Alsbach.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Vorsängers,
Religionslehrers, Schächter und Friedhofaufsehers 1865 und 1889
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "Die
Stelle eines Vorsängers, Religionslehrers, Schächters und Friedhofsaufsehers,
(Chasan uKabran, Melamed, Schochet) bei hiesiger israelitischer
Gemeinde wird bis zum 1. Mai nächsten Jahres erledigt.
Für diese Stelle wird eine jährliche fixe Besoldung von 230 Gulden bar,
je nach Befähigung bezahlt, nebst freier Bewohnung eines schönen
Gemeindehauses und Benutzung eines Gartens und etwas Feld, auch etwa an
100 Gulden und darüber an Nebengefällen.
Streng-religiöse, befähigte Bewerber wollen sich an den unterzeichneten
Vorsteher wenden.
Alsbach bei Bensheim an der Bergstraße. Für den
Vorstand: der erste Vorsteher Z.A. Mayer." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1889:
"Vakanz. Die Lehrer-, Kantor-, Schächter- und
Friedhof-Aufseher-Stelle in der israelitischen Religionsgemeinde Alsbach,
Bickenbach, Hähnlein und Jugenheim a.d. Bergstraße, zusammen eine
Gemeinde bildend, mit welcher freie Wohnung, mit welcher freie Wohnung und
schöner Garten verbunden, soll bis 1. Mai diesen Jahres besetzt
werden.
Aufnahme des Bewerbers nach Übereinkunft. Befähigte, dem religiösen
Standpunkte angehörende Bewerber wollen sich unter Einrichtung ihrer
Qualifikationszeugnisse und Angabe ihrer Verhältnisse an den
unterzeichneten Vorstand wenden.
Reisekosten werden nur dem Gewählten erstattet.
Bickenbach, 4. Februar 1889. Der Vorstand S. Bentheim." |
Auf diese Ausschreibung hin bewarb sich
erfolgreich Lehrer David Frank. |
40jähriges Ortsjubiläum von Lehrer David Frank
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1929: "Alsbach,
12. August (1929). Der Lehrer und Kantor unserer Gemeinde, Herr Frank,
sieht am Schabbat Nachamu (= Schabbat nach dem Tischa
BeAw, das war am 17. August 1929) auf eine 40jährige Amtstätigkeit
in der hiesigen Gemeinde zurück. Herr Frank hat in dieser langen Zeit
seine Gemeinde im Geiste der Tora und Tradition geleitet und erfreut sich
höchster Wertschätzung und großen Ansehens bei Juden und Nichtjuden. In
vielen Vereinen ist er Ehrenmitglied. Vor einigen Jahren bekam er von
seinem zuständigen Rabbiner in Anerkennung seiner gesegneten
Lehrtätigkeit den Chowertitel." |
70. Geburtstag von Lehrer David Frank (1935)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 17. Januar 1935: "Aus Hessen. Auch in unserem Lande
das gleiche Bild wie in den übrigen Teilen des deutschen Vaterlandes. Die
Gemeinden verarmen und sind nicht mehr imstande, ihren Lehrern und
Kultusbeamten ein einigermaßen auskömmliches Einkommen zu gewähren.
Eine Lehrerstelle nach der anderen geht ein, und wo seit Jahrzehnten durch
die pflichtbewusste Arbeit eines wackeren Lehrers jüdisches Leben sich
entfalten konnte, herrscht heute eine beängstigende Stille. Sterbende
Gemeinden! Nur wenige in unablässiger Arbeit für das Torajudentum immer
noch rüstig schaffende Lehrer harren aus, ungebeugt durch die Last der
Jahre. So konnten vor kurzem in unserem Bezirke zwei Senioren des jüdischen
Lehrerstandes, ihren 70. Geburtstag feiern, die Herrn Spier, Großzimmern
und Frank, Alsbach. Möge Gott den beiden Kollegen Kraft und
Gesundheit gewähren, noch lange Jahre ihre Arbeit zum Wohle ihrer
Gemeinde und zum Guten der Allgemeinheit fortsetzen zu können."
vgl. Foto von David Frank unten. |
Berichte aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Zum 50-jährigen Bestehen des Wohltätigkeitsvereines
Chewro (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1931:
"Alsbach, 20. November (1931). Am Vortag zum Monatsbeginn Kislew (10.
November 1931) feierte die Alsbacher Chewro, die eine Reihe Gemeinden der
Bergstraße umfasst und die insbesondere die Fürsorge für das berühmte
altehrwürdige Bes hachahim (Friedhof) bei Alsbach hat, die Feier ihre
50-jährigen Bestehens. Die Chewro war seinerzeit, nachdem sie
ursprünglich zur Nachbarchewro Pfungstadt
gehörte, von dieser losgelöst und begründet worden zugleich mit der
Aufgabe, Mizwas hachnosas kalo (Brautausstattung) zu dienen. Nach
vorangehendem Jaum-kippur-koton-Gebet in der Alsbacher Schul (=Synagoge)
fand in Jugenheim die Festfeier mit der Generalversammlung verbunden
statt. Die Begrüßungsansprache hielt der Vorsitzende, Herr Lehrer David
Frank in Alsbach, der als pflichtbewusster Führer ebenso wie der rührige
Rechner David, Zwingenberg,
gefeiert wurde. Im Laufe der Versammlung brachte der noch einzig lebende
Mitbegründer Heinrich Hecht, Mannheim,
geschichtliche Erinnerungen, so zum Beispiel wie am Anfang die jährlich
Sudo nur aus Waschen über Brot und Benschen bestand und man damit
zufrieden war. Rabbiner Dr. Merzbach wies auf die Bedeutung der
Chewrotätigkeit hin." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des (nichtjüdischen!) Albert Katz aus Bickenbach
und die Missverständnisse bei seiner Beisetzung (1884)
Anmerkung: es ist nicht ganz sicher, ob es sich um Bickenbach bei
Alsbach gehandelt hat.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884:
"Frankfurt am Main, 18. April (1884). Vor einiger Zeit erschoss sich
in einem hiesigen Hotel ein junger Kaufmann, Albert Katz aus Bickenbach.
Die Leiche wurde auf den Sachsenhäuser Friedhof verbracht und die
israelitische Gemeinde von dem Vorfalle verständigt. Diese ließ durch
den Leichenkommissär Herrn Isaak alles Nötige besorgen. Die Beerdigung
sollte Montag, den 7. April, auf dem israelitischen Friedhofe vorgenommen
werden. Gerade war Herr Isaak im Begriff, nach dem Friedhofe zu fragen,
als ein Fremder auf ihn zutrat und sich als Jakob Katz aus Bickenbach,
Vater des Verstorbenen, vorstellte. Herr Isaak drückte ihm sein
herzliches Beileid aus. 'Im Übrigen', fügte er hinzu, 'können Sie ganz
beruhigt sein; es ist alles geschehen, was geschehen musste; für Taharo
(Waschung), Oraun (Sarg) und Tachrichim (Sterbekleider) ist bestens
gesorgt worden.' - Ich verstehe Sie nicht, entgegnete der Fremde, für was
ist gesorgt worden? - 'Es ist alles, alles nach streng jüdischem Ritus
vorgenommen worden.' - Aber warum denn nach jüdischem Ritus? Mein Sohn
war katholisch ebenso wie ich und alle meine Voreltern.
Herr Isaak fuhr nun mit dem Fremden nach dem israelitischen Friedhofe, wo
bereits der Oraun (Sarg) in das Grab gesenkt werden sollte. Dies wurde
nunmehr verhindert und die Leiche nach dem nebenan befindlichen
christlichen Friedhofe transportiert. Hier jedoch weigerte man sich, die
Leiche ohne vorausgegangener Autorisation von Seiten der zuständigen
Behörde zu bestatt. Herr Isaak fuhr nun mit dem Vater des Verstorbenen
auf das betreffende Amt, wo derselbe, nach Erlegung der Gebühren, die
gewünschte Erlaubnis erhielt. Jetzt endlich durfte die Leiche auf dem
christlichen Friedhof bestattet werden, und zwar geschah dieses mit Oraun
(Sarg), Talis (Gebetsschal) und Tachrichim (Sterbekleider). Weder die
israelitische Gemeinde, nach Herr Isaak verlangten für ihre Auslagen und
Bemühungen irgendwelche Entschädigung. In hiesigen Blättern erschien
dann die nachstehende Annonce:
Danksagung: Der israelitischen Leichenkommission, besonders dem Herrn
Leichenkommissär Isaak für ihr freundliches Entgegenkommen und humane
Handlungsweise, bei dem Ableben unseres Sohnes Albert sagen unseren tief
gefühlten Dank. Bickenbach, den 11. April 1884. Familie Jacob
Katz." |
"Goldene Hochzeit" des Ehepaares
Koppel David (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1892:
"Alsbach in Hessen, 7. August (1892). Heute feierten Herr Koppel
David und Frau Gemahlin aus Alsbach ihre goldene Hochzeit.
Um 3 Uhr wurde in der mit Blumen geschmückten und festlich beleuchteten
Synagoge das Michagebet verrichtet, sodann betrat Herr Rabbiner Dr. Marx
auf Darmstadt die Kanzel und hielt eine schwungvolle und begeisterte
einstündige Rede, die alle Anwesenden zu Tränen rührte. Über hundert
Personen hatten sich in der Synagoge versammelt, davon ca. die Hälfte
Nichtjuden, darunter der evangelische Geistliche, Bürgermeister und
Gemeinderat.
Bei der Tafel hielt Herr S. Bentheim aus Bickenbach, Vorstand der
Religionsgemeinde und des Friedhofsverbandes Alsbach eine Ansprache, worin
er das 40jährige Wirken des Herrn David als Rechner in den beiden Gemeinden
hervorhob und schloss mit den Worten: wer rastet - rostet.
Im Auftrage der beiden Gemeinden gab Herr S. Bentheim, Herrn David zwei
prachtvolle Geschenke. Außerdem übergab er dem Jubelpaar einen
Glückwunschbrief des Großherzoglichen Kreisamts von Bensheim. - Herr
Koppel David bedankte sich herzlich für die vielen Geschenke, sodann
hielt Herr Lehmann David aus Mainz (Sohn des Jubelpaars) eine Dankrede an
Herrn Rabbiner Dr. Marx sowie an die beiden Gemeinden und deren
Vorsteher." |
30jähriges Jubiläum von Marum Kiefer (Hähnlein) als Kontrolleur des
Friedhofes (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1911:
"Alsbach (Hessen), 23. Oktober. Seite 30 Jahren versieht Herr Marum
Kiefer, Hähnlein, Vorstandsmitglied des Friedhofsverbandes Alsbach das
Amt eines Kontrolleurs. Auch ist derselbe langjähriges Vorstandsmitglied
der hiesigen Gemeinde. Aus diesem Anlasse wurde ihm am Rosch Chodesch
Cheschwan Rosch Chodesch
Cheschwan (Monatsanfang Cheschwan = 23. Oktober 1911) im Beisein
sämtlicher Vorstandsmitglieder durch den Vorstand, Herrn L. David hier,
ein prachtvoller Sessel überreicht." |
Verleihung des Eisernen Kreuzes erster Klasse von Julius
David (1918)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1918:
"Alsbach, 20. Oktober (1918). Dem Leutnant der Landwehr und Kompanieführer
Julius David wurde das Eiserne Kreuz erster Klasse
verliehen." |
80. Geburtstag von Marum Götz (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1925:
"Alsbach, 20. Juli (1925). Herr Marum Götz hier, der in unserer
Gemeinde als eine besonders achtbare, streng-fromme Persönlichkeit
geschätzt wird, begeht am 24. Juli in völliger geistiger und
körperlicher Frische seine achtzigsten Geburtstag. Wir wünschen dem
Jubilar ein gesegnetes frohes Greisenalter." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers
Lazarus David (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1927:
"Alsbach (Hessen), 23. Oktober (1927). Einer unterer Besten ist am
ersten Suckoustage (Laubhüttenfest, 11. Oktober 1927) mit Lazarus David
von uns gegangen. Galt seine Lebensarbeit in erster Linie seiner Familie,
so galt sie nicht minder seiner Gemeinde, welcher er 26 Jahre in
vorbildlicher Weise vorstand. Keine Angelegenheit der Kehila
(Gemeinde) und wäre sie noch so geringfügig gewesen, schien ihm zu
unwichtig, als dass er sich ihrer nicht mit großer Wärme angenommen
hätte. Bescheidenheit war der Grundzug seines Charakters, doch geradezu
anspruchsvoll konnte er werden, wenn es sich darum handelte, für seine
Gemeinde etwas zu erreichen. Von Schicksalsschlägen blieb auch er nicht
verschont - nahm doch ihm der Krieg einen hoffnungsvollen Sohn -, aber
sein goldener Humor, der ihm die Älteren zu Vertrauten und die Kinder zu
Freunden machte, ließ ihn auch das Schwerste ertragen. So ist es
selbstverständlich, dass sein Haus Ratsuchenden und Armen stets offen
war, wobei ihm seine ebenbürtige Gattin hilfsbereit zur Seite stand. - Am
Chol Hamoed Sukkot (13. Oktober 1927) haben wir ihn hinausgetragen
auf den Friedhof (das Beit HaChaiim), der, wie Synagoge und
Gemeinde, von seiner besonderen Fürsorge Zeugnis ablegt. Niemals ließ er
es zu, dass der Minhag (gottesdienstliche Tradition) in der Synagoge oder
das Überkommene auf dem Beit Olam (Friedhof) eine Änderung
erfuhr. - Seine allseitige Beliebtheit tat sich kund durch die überaus
große Beteiligung von Juden und Nichtjuden bei seiner Bestattung.
Mögen seine Angehörigen Trost darin finden, dass wir ihn nicht
vergessen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Goldene Hochzeit des Ehepaares Marum Götz (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1928: "Alsbach
(Hessen), 20. Oktober (1928). In selten geistiger und körperlicher
Frische kann mit Gottes Hilfe das Ehepaar Marum Götz, hier, am Sonntag,
den 28. Oktober das Fest der goldenen Hochzeit begehen. Tierwurzelnd in Thauro
(Tora) und Tradition, bildet dieses Paar, den Stolz unserer Gemeinde als
Zeuge eines einst schönen echtjüdischen Kehillolebens
(Gemeindelebens). Wahre Gesetzestreue, bekannte Gastfreundlichkeit und
stets helfende Unterstützungsbereitschaft sind die Grundzüge dieser
edlen Menschen. - Herr Götz, im 84. Lebensjahre stehend, ist noch heute
der Erste in der Synagoge, der Erste auch, wenn es gilt, irgendwie Mizwoh
(ein religiöses Gebot) zu erfüllen. Als aufsichtsführendes Mitglied der
Verwaltung unseres Friedhofsverbandes wahrt er mit großem Interesse und
eiserner Strenge die Traditionen unseres Friedhofes und lässt es
nicht zu, dass auch nur irgendetwas an dem Überkommen geändert wird. -
In dieser Mizwohfreude (= Freude an der Erfüllung religiöser
Gebote) ist ihm, wie in jeder Hinsicht, Frau Götz die gleichgesinnte
Gattin. Als langjährige Vorsitzende unseres Frauenvereins leistet sie
Hervorragendes und ist den Jüngeren nachahmenswertes Vorbild, wenn der
Ruf der Pflicht an sie ergeht. - Wenn an den verflossenen Feiertagen
unsere Festesstimmung durch die erfolgte Instandsetzung unseres
altehrwürdigen Gotteshauses in ganz besonderem Maße erhöht wurde, so
ist dies das Verdienst dieses Jubelpaares, für das es nichts Höheres
gibt als die Liebe zu unseren Mizwohs und die Liebe für unsere Gemeinde.
- Weit über den engeren Verwandten- und Freundeskreis hinaus geachtet und
geehrt, erfreuen sich Herr und Frau Götz der ganz besonders
fürsorglichen und aufopfernden Liebe ihrer Kinder und Enkel, deren tiefe
und echte Kindesliebe sich kundgibt in einem schönen harmonischen
Familienleben. - Möge Gott diesen edlen Menschen noch viel Gutes
zuteil werden lassen und sie gesund und froh erhalten. (Alles Gute) bis
120 Jahre." |
Der Bildhauer Benno Elkan - wohnhaft in Alsbach von 1911
bis 1919
|
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Links: das bekannteste Werk
Benno Elkans:
die Menora an der Knesset in Jerusalem
(Foto: wikipedia-Artikel zu Benno Elkan;
das Foto von Elkan ist an
zahlreichen
Stellen veröffentlicht) |
In Alsbach lebte von 1911 bis 1919 der
Bildhauer Benno Elkan (geb. 1877 in Dortmund, gest. 1960 in
London). Er hatte 1907 in Karlsruhe die Pianistin Hedwig Judith Einstein
geheiratet. Die beiden lebten in Paris, danach in Rom, seit 1911 mit der
inzwischen geborenen Tochter Ursula in Alsbach. Hier erarbeitete er in
seinem Atelier zahlreiche Auftragsarbeiten, u.a. ein Totenmonument, der
"Stein der Klage" für den jüdischen Friedhof in
Mönchengladbach. In Alsbach ist der zweite Sohn Wolf geboren (am
9. Juli 1913). Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Elkan
Versorgungsoffizier an der Ostfront eingesetzt. An Cholera erkrankt, kam er zurück. Bis zum Oktober 1919 bewohnte er
mit seiner Familie das Haus in Alsbach und zog danach nach Frankfurt. Das Haus in Alsbach blieb als
eine Art Sommerhaus in seinem Besitz.
Über die weitere Geschichte und Elkans Werke vgl. u.a. Wikipedia-Artikel
zu Benno Elkan.
Zu Wolf Elkans Biographie siehe seinen Aufsatz: 'Und ich war
davon überzeugt, dass es nur ein Land gab, in dem ich leben wollte:
Deutschland'. in: Aylke Bartmann/Ursula Blömer/Detlef Garz (Hrsg.): 'Wir
waren die Staatsjugend, aber der Staat war schwach'. Jüdische Kindheit
und Jugend in Deutschland und Österreich zwischen Kriegsende und
nationalsozialistischer Herrschaft. Reihe: Oldenburgische Beiträge
zu Jüdischen Studien Bd. 14 Oldenburg 2003 S. 143-149.
Wolf Elkan, der die ersten 7 Jahre seines Lebens in Alsbach aufgewachsen
war, emigrierte 1935; nach Abschluss seiner Medizinstudien war er als
Chirurg an verschiedenen Krankenhäusern im Großraum New York tätig; er
starb am 19. August 1995. Darstellung
online zugänglich. |
Das Haus, in dem Familie Elkan lebte, steht
noch in Alsbach (Hindenburgstraße 14, letzte Straße direkt am
Waldrand, unterhalb des Alsbacher Schlosses, das letzte Haus). Ein Denkmal
für Benno Elkan besteht noch nicht in Alsbach. Doch hat der Gemeinderat
in Alsbach im September 2011 beschlossen, eine Straße am Ort (einen Teil
der bisherigen Bahnhofstraße) in "Benno-Elkan-Allee"
umzubenennen.
Zur Umbenennung siehe Artikel in "Echo-online" vom 8. September
2011: Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei.
Untenstehende Fotos vom Juni 2021 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2021) |
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Straßenschild "Benno-Elkan-Allee"
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Gedenktafel an der "Benno-Elkan-Allee" |
Haus Hindenburgstraße 14
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Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarte
der in Alsbach
geborenen Elsa Wolf geb. Marx |
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Elsa Wolf geb. Marx ist am 27.
Juni 1891 in Alsbach geboren. Im Gedenkbuch des Bundesarchives ist sie als
"Adelheid Wolf geb. Marx" genannt. Sie wohnte später in Ober-Klingen
und wurde am 25. März 1942 ab Mainz über Darmstadt in das Ghetto Piaski
deportiert. Sie ist umgekommen. |
|
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Herz Grünebaum
(1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 18. Mai 1903: "Ein israelitisches Mädchen, von 14-16 Jahren,
gesucht.
Herz Grünebaum,
Alsbach an der Bergstraße." |
Verlobungsanzeige von Gretel Heimann und Sally Mayer (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1922: "Gretel
Heimann - Sally Mayer - Verlobte. Müllheim (Baden) /
Frankfurt am Main Hanauerlandstraße 5. Alsbach a.d. Bergstraße /
Darmstadt Bismarckstr. 72." |
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen von Moritz Mayer und
Jenny geb. Strauß (1921)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 14. Oktober 1921:
"Jenny Strauss - Moritz Mayer. Verlobte.
Frankfurt am Main Langestraße 55 - Alsbach / Frankfurt am Main
Börnestraße 27.
Zu Hause Samstag, 15. Oktober 1921 Langestraße 55". |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 22. Dezember 1921: "Statt Karten.
Zu der - so Gott will - am Sonntag, 25. Dezember stattfindenden Trauung
ihrer Kinder Jenny und Moritz laden freundlich ein
D. Strauss und Familie, Langestraße 55. Frau J. Mayer, Alsbach
in Hessen.
Trauung - Empfang 1 Uhr, Synagoge Börneplatz". |
Heiratsanzeige von Judith von
Gelder und Ludwig Frank (1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1923:
"Statt Karten.
Die - Gott sei gepriesen - am 27. November -
19. Kislew, in Fulda Hotel Birkenruth stattfindende Vermählung ihrer
Kinder Judith und Ludwig
erlauben sich anzuzeigen Hamburg -
Familie J. van Gelder. Alsbach (Hessen) Familie D. Frank." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Röschen
Ottenberg aus Bickenbach
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Röschen Ottenberg wird nicht mitgeteilt.
|
Grabstein
(durch Verwitterung schlecht lesbar) für
"Bernhard Ottenberg born in Nordheim. Died ... 1884" und
Röschen Ottenberg, Born in Bickenbach
Hessen-Darmstadt..." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst wurden die Gottesdienste in einem Betsaal in
einem der jüdischen Häuser abgehalten.
1778 wurde ein älteres Wohnhaus zu einer Synagoge umgebaut. Ob sofort oder
später auch das Gemeindehaus mit Schule, Lehrerwohnung und Bad dazugebaut
wurde, ist nicht bekannt. Erstellt wurde insgesamt auf dem der jüdischen
Gemeinde gehörenden Grundstück an der Hauptstraße ein L-förmiges Gebäude
mit Schenkellängen von etwa 10 und 16 Meter und eine Breite von 7,5 und 8,5
Metern.
Laut einer hebräischen Inschrift über dem Eingang wurde die Synagoge im Jahr
1864 renoviert.
Die Synagoge hatte vermutlich einige Zeit (nach der Renovierung 1864?) kein
traditionelles Gitter mehr. Nach einem Bericht zum Tod von Max Jonas Meyer
(jüdisches Gemeindeglied in Darmstadt) hat dieser ein Gitter für die Synagoge
in Alsbach gestiftet:
Spende eines Gitters für die Frauenempore und eines
Parochet (Toraschreinvorhang) (Bericht von 1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1931:
"Regensburg, 14. April. Vor Jahresfrist wurde in Darmstadt ein Mann
zu Grabe getragen, dessen Verdienste in diesen Zeilen eine kurze
Würdigung erfahren sollen:
Max Jonas Meyer ließ in der Synagoge der Gemeinde Alsbach
(Hessen), seiner frommen Gesinnung gemäß, an der Frauenschule ein Gitter
anbringen und stiftete dazu noch ein prächtiges Parochet. In Baden-Baden,
wo er des öfteren zur Erholung weilte, schenkte er dem dortigen
Gotteshause mehrere wertvolle Kultusgegenstände. Beide Gemeinden
ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitglied.
Den größten Teil seines gottesfürchtigen Lebenswandels verbrachte er in
Darmstadt, wo er an der Seite seiner ihm ebenbürtigen Gattin - sie
ruhe in Frieden - ein Haus schuf, das wegen seiner Gastfreundlichkeit
und Wohltätigkeit weit und breit bekannt war.
In den letzten Jahren seines Lebens erfüllte er noch die seltene Weisung
des Schreibens einer Torarolle. Sein Sohn, der vor kurzem seinen
Wohnsitz nach hier verlegte, ließ in seiner Wohnung für das selten
schön geschriebene Sefer (Torarolle) einen Aron Hakodesch
(Toraschein) anfertigen. während des Trauerjahres wurde in seinem
jüdischen Hause an jedem Schabbat gelernt.
Zum ersten Jahrestage Schabbat Paraschat Schemini 24. Nissan
(Schabbat mit der Toralesung Schemini = 3. Mose 9,1 - 11,47 = 11.
April 1931), an dem das oben genannte Sefer (Torarolle) ausgehoben
wurde, widmete der Sohn des Verewigten ein würdiges Geschenk für unser
Gotteshaus zum Andenken seines frommen Vaters. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
1928 wurde die Synagoge umfassend renoviert. Im Bericht über die Goldene
Hochzeit des Ehepaares Götz (siehe oben) von 1928 ist von der in diesem Jahr
erfolgten "Instandsetzung des altehrwürdigen Gotteshauses" die Rede
und die Wiedereinweihung an den hohen Feiertagen im Herbst dieses Jahres
angedeutet.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch
SA-Leute schwer geschändet. Sie warfen die Kultgegenstände und einen Teil der
Bibliothek auf einen im Garten errichteten Haufen, der angezündet wurde. Die
Ritualien aus Silber wurden vermutlich gestohlen.
Ein nichtjüdischer Nachbar kaufte das Gebäude mit Gemeinde-/Schulhaus und
Garten und nutzte es bis Anfang der 1960er-Jahre als Lager. Danach kam es
in den Besitz der örtlichen Sparkasse, die den Gebäudekomplex völlig umbaute
und bis heute als Wohn- und Geschäftshaus verwendet.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße 19.
Fotos
(Quelle: Innenansicht der Synagoge und des jüdischen
Lehrers David Frank aus Arnsberg Bilder S. 9 ; neuere Fotos des Synagogengebäudes
und der Gedenkstätte: Hahn, Aufnahmedatum 18. Juni 2006; Plan: aus Altaras 1988
S. 124; Fotos 2011 von Michael Ohmsen, Fotoseite
zu Alsbach-Hähnlein, hier Fotos in hoher Auflösung)
Historische Fotos |
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Oben: Besamimbehälter aus
Alsbach
(18. Jahrhundert; aus: Rudolf Hallo:
Jüdische Kunst aus Hessen und Nassau.
Berlin 1933 S. 25 Nr. 80). Es handelt sich
um eine gedrechselte Büchse in Form einer
vielteiligen Schraubröhre, die zonenweise
durchlöchert ist und mehrere einzeln
verschließbare Innenzellen hat. |
Innenaufnahme der
Synagoge
in Alsbach
mit Blick zum
Toraschrein |
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Plan des
Synagogengrundstückes |
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Plan des
Synagogengrundstückes mit Eintragungen der ehemaligen Synagoge mit
Schulhaus und Bad auf Grund eines alten Katasterplans sowie den
Umrissen des gegenwärtigen Gebäudes. |
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Ehemaliges Synagogengebäudes
in der Gegenwart (2006 / 2011 / 2021) |
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Ehemaliges Synagogengebäude im Juni 2006
- durch Umbauten unkenntlich gemacht |
Ehemaliges Synagogengebäude
im April 2011 (Foto Michael Ohmsen) |
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Ehemaliges
Synagogengebäude im Juni 2021 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2021)
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Die Gedenkstätte am
Bürgerhaus |
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Gedenkstätte am Bürgerhaus
Zur Sonne mit
Inschrift und Namen ehemaliger jüdischer Einwohner von Alsbach und
Hähnlein: Berta David, Evi Beate David, Felix David, Helene David, Ludwig
David, Rosel David, Josef Duff, Betty Frank, David Frank, Frieda Frank,
Anna Horowitz, Adolf Kuhsel, Paul Kuhsel, Aron Lehmann, Doreth Lehmann,
Julius Lehmann, Ludwig Lehmann, Selma Lehmann, Heymann Levi, Auguste Marx,
Daniel Marx, Elias Marx, Hellmuth Marx, Joseph Marx, Nathan Marx, Sophie
Marx, Zacharias Mayer, Elisabethe Sußmann, Johanna Sußmann. |
Inschrift: "Tu deinen
Mund auf
für die Stummen und für die Sache
aller, die Verlassen sind.
Sprüche 21,8 -
Dem Andenken der jüdischen Nachbarn,
die unter dem
Nationalsozialismus
1933-1945 in Alsbach und Hähnlein
gelebt und gelitten
haben." |
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Gedenkstätte mit
den oben wiedergegebenen Inschriften (Fotos oben von 2011 von Michael Ohmsen;
Fotos unten vom Juni 2021 von Hahn, Aufnahmen vom 16.6.2021) |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Oktober 2015:
Erste Verlegung von
"Stolpersteinen" in Alsbach |
Eine erste Verlegung von "Stolpersteinen"
in Alsbach-Hähnlein war am 15. Oktober 2015: in der Hauptstraße 33 für Eva
David (1931), Gerda David geb. Goldschmidt (1906), Helene David geb.
Schönferber (1863), Ludwig David (1902), Ursula David (1932); in der
Bickenbacher Straße 30 für Elisabetha Sussmann geb. Seelig (1864), Johanna
Sussmann (1899).
Es handelt sich sowohl um Personen, die nach den Deportationen umgekommen
sind wie auch um Personen, die noch emigrieren konnten; weitere
Informationen siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Alsbach-Hähnlein.
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Mai
2017:
Verlegung von weiteren
"Stolpersteinen" in Alsbach
Die zweite Verlegung von "Stolpersteinen" in Alsbach-Hähnlein war am 13. Mai
2017: in der Alten Bergstraße 9 für Elias Marx (1894), Josef Marx (1921),
Sophie Marx geb. Wolf (1894); in der Hauptstraße 19 für Betty Frank geb.
Wolf (1862), David Frank (1864), Frieda Frank (1892); in der Hauptstraße 20
für Anni David (1919), Felix David (1882), Rika David geb. Wolf (1882); in
der Kirchstraße 29 für Anna Horowitz (1904), Edith Horowitz (1929), Renate
Horowitz (1933); in der Kirchstraße 36 für Auguste Marx (1876), Helmuth Marx
(1911), Nathan Marx (1909).
Es handelt sich sowohl um Personen, die nach den Deportationen umgekommen
sind wie auch um Personen, die noch emigrieren konnten; weitere
Informationen siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Alsbach-Hähnlein.
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Artikel
im echo-oline.de vom 12. Mai 2017:
"Am Samstag 15 Stolpersteine für Alsbach
ALSBACH - (steh). Der Arbeitskreis Stolpersteine Alsbach lädt für
Samstag, 13. Mai, zur Verlegung von 15 Steinen zur Erinnerung an
jüdische Mitbürger. Treffpunkt ist um 13 Uhr am Mahnmal am Bürgerhaus Sonne.
Danach geht es zur Verlegung in die Hauptstraße, Kirchstraße und Bergstraße.
Im Oktober 2015 waren erste Stolpersteine von Günter Demnig verlegt worden.
'Wir haben mehr als ein Jahr recherchiert, um Informationen zu den 15
Menschen zu erhalten, an die wir erinnern wollen', sagt Anke Paul vom
Arbeitskreis. Diesmal werden Steine für die Familien David, Frank, zwei
Familien Marx sowie die Familie Horowitz verlegt. 'Diese Familien waren ein
fester Bestandteil der damaligen Alsbacher Gesellschaft', sagt Paul und
erinnert vor allem an David Frank. Er war Religionslehrer und Vorsänger in
der Synagoge sowie jahrelang Vorsitzender des TV Alsbach. Der Verein wird
eine Gedenktafel für Frank an der Gymnastikhalle enthüllen.
Nachkommen in den USA. Der Arbeitskreis stieß bei der Recherche auf
Nachkommen David Franks in den USA, von denen aber niemand kommen kann.
Allerdings erhielt der Arbeitskreis von ihnen ein Foto zur Geschichte des TV
Alsbach. In Alsbach gab es eine kleine jüdische Gemeinde, die bis etwa 1940
bestand. 1933 waren noch 21 Juden ansässig. 'Die besondere Bedeutung der
jüdischen Gemeinde hier steht im Zusammenhang mit dem 1616 angelegten
Judenfriedhof für insgesamt 32 Gemeinden', sagt Paul. Sie verweist darauf,
dass der Arbeitskreis bisher noch keine genauen Hinweise auf Zacharias Meyer
gefunden hat, für den deshalb bisher kein Stolperstein verlegt werden kann. "
Link zum Artikel |
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Exemplarische Fotos
von "Stolpersteinen" in Alsbach
(Fotos: Hahn, 16.6.2021) |
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Stolpersteine vor
Hauptstraße 19 (Synagogengebäude)
für die Familie des Religionslehrers David Frank |
Stolpersteine vor
Hauptstraße 19 s.o. |
Heutiges Gebäude auf
Grundstück Hauptstraße 19 |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Alsbach mit
Bickenbach |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden
einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Alsbach sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,47 Geburts-, Trau- und Sterberegister
der Juden von Alsbach 1790 - 1808 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2202643
HHStAW 365,944 Geburtsregister der Juden von Alsbach
1824 - 1875 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1032509
HHStAW 365,946 Sterberegister der Juden von Alsbach 1826
- 1875 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3929151
HHStAW 365,945 Trauregister der Juden von Alsbach 1837 -
1875 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1447697
HHStAW 365, 48 Gräberverzeichnis des jüdischen
Sammelfriedhofs von Alsbach 1889 - 1941 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3274294
Zu Bickenbach sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,88 Abschrift des Geburts- und Trauregister
der Juden von Bickenbach 1780 - 1808 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v282839
HHStAW 365,956 Sterberegister der Juden von Bickenbach 1823 -
1873 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1291915
HHStAW 365,954 Geburtsregister der Juden von Bickenbach 1823 -
1873 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4610410
HHStAW 965,955 Trauregister der Juden von Bickenbach 1823 -
1873 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4253029
|
Literatur:
| Germania Judaica III,1 S. 8-9. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 28-31. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 9. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 124-125. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 110. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 131-132. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 68-69. |
| Karl
Schemel: Die Geschichte der Juden in Bickenbach und im südhessischen
Raum. Ortschronik der Gemeinde Bickenbach Band II. Matchball-Verlag Thomas
Klang. 1993. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Alsbach Hesse. Some Jews lived there from the 15th
century, opening a burial ground (1616) before a community was established in
the late 18th century. It numbered 58 (5 % of the total) in 1910 and had
declined to 21 (seven families) by 1933. These mostly emigrated to the United
States before Kristallnacht (9-10 November 1938) when the synagogue and
the cemetery were vandalized and the two remaining Jewish homes were loted. In
1940, Alsbach was declared "free of Jews" (judenfrei).
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