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Hahnheim (VG
Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen)
mit Köngernheim und Selzen (beide VG Nierstein-Oppenheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hahnheim geht in das 18.
Jahrhundert zurück. Erstmals wurden 1703 und 1723 zwei jüdische Familien am Ort
genannt (erster Nachweis in einer Steuerliste von 1703). Die Zahl der jüdischen
Einwohner am Ort stieg bis um 1824 auf 40 Personen an und erreichte 1849 mit 92
Personen den Höchststand (etwa 14,3 % der Gesamteinwohnerschaft). Seitdem ging die Zahl der Juden im Dorf
durch Aus- und Abwanderung zurück, sodass um 1900 46 und 1931 noch 25 jüdische Einwohner gezählt wurden. Auch
im benachbarten Köngernheim lebten Juden mindestens seit dem 18.
Jahrhundert: 1791 wird der Jude Jakob Joseph von Imsbach
genannt, der als Schutzjude in Köngernheim aufgenommen wurde (Quelle:
Staatsarchiv Wertheim, R-Rep.
78 Nr. 1304).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.),
eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe
Ausschreibungen der Stelle unten). Bevor ein eigener Lehrer in Handheim
angestellt war, unterrichtete der jüdische Religionslehrer aus Mommenheim
die Kinder in Hahnheim und Selzen. Die Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk Mainz
zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Simon Mann (geb.
11.2.1873 in Hahnheim, gef. 26.8.1918) und Julius Strauß (geb. 9.2.1888 in
Hahnheim, gef. 21.10.1918).
Um 1930 war 1.
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Siegmund Strauß, 2. Vorsitzender Emil Trum
und 3. Vorsitzender Otto Mann. Der Gemeinde waren auch die in Köngernheim (5
Personen), Mommenheim (4 Personen) und Selzen (9 Personen) lebenden jüdischen
Einwohner angeschlossen.
1936 lebten noch elf jüdische Personen in Hahnheim, von denen die
meisten kurz darauf von hier verzogen sind. Emil Trum wurde im September 1938
auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt. Beim Novemberpogrom 1938 wurden
die noch bestehenden jüdischen Häuser und Geschäfte überfallen und demoliert
sowie die Synagoge niedergebrannt (siehe unten). Das Haus der
Weinhändler-Familie Trum direkt am Freien Platz wurde geplündert und
verwüstet.
Von den in Hahnheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Selma Adler geb. Bärmann
(1892), Thekla Adler geb. Bärmann (1890), Isaak Haas (1873), Emma Mann (1871),
Isidor Mann (1877), Max Mann (1896), Otto Mann (1888), Sabina Mann geb. Mann
(1892), Sabine
Scheideberg geb. Mann (1904).
Aus Selzen sind umgekommen: Amalie Mann (1866), Ferdinand Mann (1884).
Personen aus Köngernheim werden in den genannten Listen nicht genannt.
Personen aus Mommenheim siehe die Seite
Mommenheim.
Zusätzlicher Hinweis auf die Seite zu
Undenheim (jüdische Einwohner gehörten zur Gemeinde
Schornsheim).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1886 und
1889
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1886:
"In der israelitischen Gemeinde Hahnheim, Kreis Oppenheim, ist die
Stelle eines Religionslehrers und Vorsängers vakant und soll baldigst
besetzt werden. Meldungen an den Vorstand Moses Strauß". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1889:
"Gesucht wird von der israelitischen Gemeinde Hahnheim ein Lehrer und
Vorbeter und könnte der Eintritt sofort geschehen; ledige sind bevorzugt.
Hierauf Reflektierende wollen ihre Zeugnisse nebst Gehaltsansprüche
senden an
Moses Strauß, Vorsteher der israelitischen Gemeinde Hahnheim
bei Niederolm". |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zur Ernennung des Soldaten Strauß aus Hahnheim zum Offizier (1866)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1866:
"Mainz, den 9. August (1866). In der Schlacht bei Aschaffenburg hat
ein Großherzoglich Hessischer Soldat jüdischen Glaubens, Strauß aus
Hahnheim bei Mainz, mit solcher Bravour gekämpft, dass er noch auf dem
Schlachtfelde zum Offizier ist ernannt worden." |
Zum Tod des 101-jährigen Marx Strauß (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "Mainz.
Vor einigen Wochen verschied in Hahnheim, einem Dorfe in der Nähe
von Mainz, Herr Marx Strauß - er ruhe in Frieden - in einem
Alter von 101 Jahren. Derselbe war bis zu seinem Lebensende sehr rüstig;
nur das Augenlicht hat in der letzten Zeit gelitten. Er pflegte bis vor
wenigen Jahren häufig nach Mainz zu kommen, legte ohne Beschwerde den
vier Stunden weiten Weg zu Fuß zurück und begab sich an demselben Tage
auf dieselbe Weise wieder nach Hause. Seine ihm um 8 Jahre vorangegangene
Gattin erreicht ein Alter von 92 Jahren. Die Ehe der beiden hatte 62 Jahre
gewährt. Urenkel folgten der Bahre. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Charles Trum
(1837-1879)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
vgl. http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=102404813
.
Charles Trum war der Sohn von Isaak und Regina Liebmann Trum. Er war verheiratet
mit Jennie geb. Rice.
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Grabstein für (Jeschajahu Bar Jizchak
Trum)
"My beloved Husband Charles Trum
native of Hahnheim, Hesse Darmstadt
Born April 28, 1837 Died Febr. 15 18793" |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Selzen geboren sind |
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KK (Mainz 1939) für Adolf
Mann
(geb. 27. Juli 1882 in Selzen), Fabrikant
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KK (Mainz 1939) für Ferdinand
Mann (geb. 2. Juni 1884 in Selzen),
Kfm. Angestellter, wohnhaft in Mainz und Selzen, am 27. September 1942
deportiert ab
Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 30. Oktober 1942
umgekommen ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts dürfte ein Betsaal
eingerichtet worden sein. Um 1840 wurde ein Synagoge erbaut, die bis zur
Zerstörung beim Novemberpogrom 1938 gottesdienstlicher Mittelpunkt der Gemeinde
war. Die Synagoge hatte zur Straßenseite zwei hohe Rundbogenfenster. An der
linken Seite - von der Straße aus gesehen - war der Synagogenhof, von dem aus
eine kleine Treppe in das Gebäude führte.
Am Nachmittag des 10. November 1938 (zwischen 16 und 17 Uhr) wurde die Synagoge
vor allem durch auswärtige SA-Leute in Brand gesetzt. Die örtliche Feuerwehr
war zum Schutz der Nachbargebäude anwesend. Die Ruine wurde
wenig später beseitigt, nur der etwa 1 m über das Bodenniveau hinausreichende
Keller blieb stehen. Die Kellerdecke wurde in der NS-Zeit als Podium für Feste
und Veranstaltungen der NSDAP verwendet.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 25. Juni 2014: "Zeitzeugen
erinnern an Brand der Hahnheimer Synagoge..."
Am 30. August 2015 wurde ein Teil des neu gestalteten Dorfmittelpunktes
("Freier Platz") in Hahnheim als "Synagogenplatz"
eingeweiht. Dabei wurde ein beleuchteter "Davidstern" in das Pflaster
eingearbeitet.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 8. August 2015: "Neuer
Freier Platz in Hahnheim wird gut angenommen..."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 2. September 2015: "Hahnheim.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist vom 'Modell Hahnheim' überzeugt..."
Adresse/Standort der Synagoge: Ehemaliger Synagogenhof,
später sog.
"Freier Platz", ein Teil davon seit August 2015
"Synagogenplatz".
Fotos:
(Oberes Foto: veröffentlicht im unten genannten Synagogenbuch
Rheinland-Pfalz S. 177; mittlere Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 29.3.2005)
Historische
Aufnahme |
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Im Hintergrund
dieses 1914 anlässlich der Fahnenweihe des Krieger- und Soldatenvereines
aufgenommen
Bildes ist die Synagoge mit ihrem Krüppelwalmdach erkennbar. |
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Das
Synagogengrundstück
im Frühjahr 2005 |
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Das
Synagogengrundstück;
im Hintergrund der Gedenkstein |
Der Gedenkstein
für
die ehemalige Synagoge |
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Das
Synagogengrundstück nach
der Neugestaltung im August 2015
(Foto: Gemeinde Hahnheim) |
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Der beleuchtbare
Davidstern;
im Hintergrund der Gedenkstein (wie oben) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2008:
Gedenken zum 70. Jahrestag der Pogromnacht 1938 |
Mitteilung in der Website der Gemeinde
Hahnheim (Link
zum Artikel): "Hahnheim erinnert sich und gedenkt..."
Foto links aus der Website der Gemeinde Hahnheim: das vom Arbeitskreis
Hahnheimer Geschichte gebaute Modell der Hahnheimer Synagoge. |
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Juli 2012:
In Selzen werden
"Stolpersteine" gelegt |
Am 4. Juli 2012 wurden in der Gaustraße 37 in Selzen
"Stolpersteine" für Amalie und Ferdinand Mann verlegt, die in
der Gaustraße 37, ehemals Wassergasse 98, gelebt haben. |
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Fotos der in Selzen verlegten
"Stolpersteine":
für Amalie Mann (geb. 1. April 1866 in Selzen, deportiert ab Darmstadt am
27. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am 30. Oktober
1942 umgekommen ist) sowie
für Ferdinand Mann (geb. 2. Juni 1884 in Selzen), deportiert ab Darmstadt
am 30. September 1942 vermutlich in das Vernichtungslager Treblinka.
(Fotos von Renate Rosenau)
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September 2016:
Verlegung von fünf
"Stolpersteinen" in Hahnheim |
Artikel von Torben Schröder in
der "Allgemeinen Zeitung" vom 6. September 2016: "Verneigung vor den
Opfern.
HAHNHEIM - Die beste Beschreibung, so Gunter Demnig, lieferte einmal ein
Hauptschüler. Durch die Stolpersteine, die der Bildhauer zum Gedenken an die
Opfer des Naziregimes ebenerdig auf Straßen und Gehwegen installiert, 'fällt
man nicht hin, aber man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen'. In der
Unteren Hauptstraße in Hahnheim stolpert man fortan über die Namen von
Emil, Constanze und Fritz Jakob Trum sowie von Otto und Selma Mann.
Deportiert, entrechtet, geflohen, in den Selbstmord getrieben – das
Schicksal, das die fünf jüdischen Hahnheimer ereilt hat, ist nun gleichsam
in die Grundfeste der Gemeinde eingeschrieben. 'Die Opfer bekommen auf diese
Weise in ihrem früheren Wohnort ihre Namen wieder oder sie werden als
Familie so wieder zusammengeführt. Der Betrachter eines Stolpersteins
verbeugt sich beim Lesen des Textes unbewusst vor dem jeweiligen Opfer',
sagt Hans Bingula vom Arbeitskreis Geschichte, von dem die Initiative
ausging.
Weinbaubetrieb und Weinhandel. Das jüdische Ehepaar Constanze und
Emil Trum, das mit seinen Kindern Änne und Fritz Jakob in Hahnheim
gelebt hatte, führte einen Weinbaubetrieb und Weinhandel. Nach der
Machtergreifung der Nazis siedelte Fritz Jakob, von Beruf Zahnarzt, in die
USA über und verstarb dort am 1. Februar 1936 unerwartet, wie Bingula
berichtet: 'Sein Vater Emil Trum war wegen seiner Großzügigkeit und
Hilfsbereitschaft bei den Hahnheimern sehr beliebt. Diese positive Rolle im
Dorf vermochte allerdings nicht, ihn vor den Anfeindungen und
Niederträchtigkeiten der Nazis gegenüber Juden zu bewahren.' Diese
'feindliche Umgebung' habe 'mit Sicherheit nicht unerheblich zu seinem Tod
am 12. Oktober 1938 beigetragen', führt Bingula aus. Emil Trums Beerdigung
war die letzte auf dem jüdischen Friedhof in
Hahnheim. Während Änne sich versteckt hielt, musste Constanze Trum
weitere Schikanen seitens der Nazis über sich ergehen lassen. Der
Wirtschaftsbetrieb wurde geschlossen, ihre Wohnung nach der Pogromnacht
verwüstet. Sie zieht nach Wiesbaden, von wo aus sie am 10. Juni 1942
deportiert und 15 Tage später im Vernichtungslager Sobibor ermordet wird.
Ihre Schwester Hedwig und deren Mann Adolf Stern setzen am Tag der
Deportation ihrem Leben ein Ende. 'Constanzes Zwillingsschwester Luzie Luise
vermochte im Versteck einer Mainzer Familie dem Holocaust zu trotzen',
berichtet Bingula. Dieses Glück hatte das jüdische Ehepaar Otto und Selma
Mann nicht. Auch nach der Pogromnacht blieb der Schneider und
Kurzwaren-Händler mit seiner Frau bis 1942 in Hahnheim, ehe beide am 18.
März nach Ostpolen deportiert wurden. 'Otto Mann wurde am 25. März 1942 in
Piaski umgebracht, von seiner Frau Selma sind Ort und genauer Zeitpunkt des
Todes im Jahre 1942 nicht bekannt', erläutert Bingula. 'Es ist wie eine Art
Beerdigung, man nimmt noch einmal Abschied', sagt Ulrike Rotmann-Heinz, eine
Hinterbliebene der Familie Trum: 'Es ist ein Zeichen der Anerkennung für
das, was den Menschen angetan worden ist.' Auch Menschen, denen die Namen
der Opfer nichts mehr sagen, würden sich auf diese Weise Gedanken machen.
Ortsbürgermeister Werner Kalbfuß betont, durch die Stolpersteine würden
'Dinge, die den Menschen angetan wurden, in Erinnerung behalten'. Er spricht
von einem 'aufwühlenden, ergreifenden, trotzdem schönen Erlebnis'. Demnig
dankt den Impulsgebern in Hahnheim: 'Man kann als Künstler eine Idee haben,
aber es braucht die Initiative vor Ort.' Bingula betont, es habe ihn
'gefreut, dass der Gemeinderat einstimmig beschlossen hat. In
Nachbargemeinden gab es Parteiengezänk darüber.' Weitere
Stolperstein-Verlegungen sollen in Hahnheim in ein bis zwei Jahren folgen."
Link zum Artikel |
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März 2017:
Gebet am Grundstück der früheren
Synagoge |
Artikel von Torben Schröder in
der "Allgemeinen Zeitung" vom 28. März 2017: "'Botschaften halten länger
als Steine': Gemeinsames Beten an der Hahnheimer Synagoge
HAHNHEIM - Eines wusste Norbert Tiegel mit Gewissheit. 'Es war eine
Woche, in der sicher nicht alles so gelaufen ist, wie man sich das gedacht
hat', sprach er auf dem Freien Platz in Hahnheim in die Runde. So ist es
schließlich in jeder Woche. Immer am Freitagabend lädt der Diakon bis Ostern
Gläubige und Interessierte an unterschiedlichen Plätzen ein, um in einem
kurzen Beisammensein mit Gesang, Gebet und Ansprachen die Arbeitswoche zu
beenden. Zurückblicken und nachdenken an der Schwelle zur Freizeit statt
abhaken und vergessen. 'Der Glaube ist etwas, das nicht nur im
Abgeschiedenen stattfindet', sagt Tiegel. Gott zeige sich nicht nur in der
Kirche, sondern überall, in der Schöpfung, in der Gemeinschaft der Betenden.
Menschen zu treffen, zu überraschen, sie sehen zu lassen, wie der Glaube an
unerwarteten Plätzen praktiziert wird, ist dabei ebenfalls hoch willkommen.
Eine Spaziergängerin mit ihrem Hund und eine Frau, die nur kurz zum
Zigarettenautomat geht, gucken jedenfalls ziemlich erstaunt, als sie die
knapp 20 Singenden und Betenden, die Tiegels Einladung gefolgt sind,
erblicken. Dort, wo früher die Hahnheimer Synagoge gestanden hatte, die
Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und am 10. November 1938 zerstört worden
ist. Am Tag nach der Reichspogromnacht. SA-Leute kamen eigens dafür
angereist. 'Es waren keine Hahnheimer', berichtete Georg Jünemann, der eine
Miniatur des jüdischen Gotteshauses mitgebracht hatte. Heute erinnern eine
Gedenktafel und ein in den Boden eingefasster Davidstern an die Hahnheimer
Synagoge.
Fitnesstraining für den Glauben. Norbert Tiegel sieht weitere
Parallelen. Auch damals waren es 'Fake News', falsche, aber zielgerichtet
eingesetzte Informationen, die Menschen irreleiteten, mit schrecklichen
Folgen. So weit sind wir heute natürlich lange nicht, aber eine
entscheidende Frage bleibt: 'Welches Wort ist richtig, auf welches vertraue
ich?' Die Botschaft lebt davon, dass sie weitergegeben wird – und wer sie
weitergibt. 'Steine sind vergänglich', hielt der Diakon fest, 'aber wir
wissen um die Synagoge. Es scheint so zu sein, dass Worte, Botschaften
länger halten als Steine.' Umso sorgfältiger gilt es, mit ihnen
umzugehen..."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen.
1971 Bd. I S. 314. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 177-178 (mit weiteren Literaturangaben) |
|
Walter Schwamb: Die jüdischen
Bewohner der Selztalgemeinden: Hahnheim, Selzen, Friesenheim, Undenheim,
Dahlheim, Mommenheim und ihrer Nachbardörfer Schornsheim und Udenheim.
2012.
Zu bestellen bei Walter Schwamb, Oppenheimer Straße 32, 55278
Köngernheim, Tel. 06737-511. |
In diesem Buch wird über die jüdischen
Bewohner in den Gemeinden und ihre Schicksale berichtet; ebenso ist eine
komplette Namensliste und Ahnentafel enthalten. |
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hahnheim. The community, numbering 84 (11 % of
the total) in 1861, also had members in neighboring villages. Of the 17 Jews
living there in 1933, only four (who converted) remained after Kristallnacht
(9-10 November 1938).
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