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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Müllheim (Kreis
Breisgau-Hochschwarzwald)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur
Markgrafschaft Baden gehörenden Müllheim bestand eine - zeitweise relativ
große und bedeutende - jüdische Gemeinde bis
1939/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit Anfang des 18. Jahrhundert zurück.
Doch gab es möglicherweise bereits im 15./16. Jahrhundert Juden am Ort.
Ein Hinweis darauf ist die Überlieferung über die Entstehung des Flurnamens
"Beim Judengalgen". Nach dem Lagerbuch von 1636 wurde 1576
"ein Judt zu Mülheim umb Diebstals willen gehenckt" und zwar
an einem Ort, an dem bereits zuvor ein Jude mit dem Tod bestraft worden war. Ob
es sich jedoch um Müllheimer Juden gehandelt hat, wird nicht gesagt.
Um 1716 wurden mehrere jüdische
Familien aus Breisach, vermutlich auch aus Stühlingen
und aus der Schweiz in Müllheim aufgenommen (namentlich werden 1719 Marx Günzburger und
Jacob Bloch genannt). 1728 werden acht jüdische Familien genannt (zu den beiden
genannten Familien: Paul Zivi,
Jacob Bloch der Ältere, Jacob Bloch der Jüngere, Jakob Schwab, Israel Meyer
und Salomon Geismar),
1750 13 (neue Familiennamen sind Heimann [Heyum, Heim], Levi, Bickert [=
Picard]), um 1800 20 mit zusammen 120 Personen. 1720 konnte ein
erstes Haus durch einen jüdischen Einwohner "im Grien" in
Obermüllheim käuflich erworben werden. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts
ließen sich die jüdischen Familien hauptsächlich "im Grien" (zwischen dem Klemmbach und dem "Bergle" rechts
und links der heutigen Hauptstraße) nieder. Alte jüdische Häuser standen u.a.
auf den Grundstücken Hauptstraße 96, 98, 100, 102, 104, 107, 109 (teilweise
sind die Häuser noch erhalten).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1804 133, 1825 146 jüdische Einwohner (7,1 % von insgesamt 2.048 Einwohnern),
1852 372 (12,9 % von 2.893), 1861 401, höchste Zahl 1864 mit 422 Personen (14,1 % von
2.997), 1875 343 (11,1 % von 3.089), 1900 266 (8,9 % von 2.993), 1910 170 (3,8 %
von 4.533). Die jüdischen Familien lebten zunächst hauptsächlich
vom Vieh-, Pferde- und Weinhandel. Seit Ende des 19. Jahrhunderts eröffneten
mehrere von ihnen Geschäfte am Ort (Eisenwaren, Kleider- und Kurzwaren, Lacke
und Farben u.a.m.).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - außer einem zeitweise am
Ort tätigen Rabbiner - ein Lehrer angestellt, der teilweise zugleich als Vorbeter
und Schochet tätig war. Zeitweise gab es in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts neben dem jüdischen Lehrer zusätzlich einen Vorbeter und Schochet. Als erste Vorbeter werden seit Ende des 18.
Jahrhunderts genannt: Schmaje Samuel, danach Hirschel Bickert und ab 1798 Moses Hayum
(vgl. unten zur Synagogengeschichte). Die jüdische Schule bestand als
Konfessionsschule seit 1828 (zuvor mindestens seit 1790 als Religionsschule).
Sie wurde 1838 von 54 Kindern besucht. 1876 wurde die Schule im Zusammenhang mit der
Auflösung der badischen Konfessionsschulen geschlossen beziehungsweise
als Religionsschule weitergeführt. An Lehrern werden nach 1828 genannt:
1830 bis 1870 Leopold Flegenheimer aus Neidenstein,
1872 bis 1883 Adolf Heidingsfeld (s.u.), 1887 bis 1901 Samuel Müller (neben ihm
als Kantor und Schochet von ca. 1888 bis ca. 1894 Hermann Dottenheimer. um
1896/97 A. Raas, um 1898 F. Kaufmann), 1901 bis 1923
Salomon Seligmann aus Wangen (s.u.). Ein jüdisches Schulhaus wurde
bereits um 1800 erbaut und 1829 durch ein größeres Gebäude ersetzt (das Haus
des Maurers Bollin war 1828 gekauft und bis zum folgenden Jahr zu einem Schulhaus hergerichtet worden). Ein Badhaus
mit dem rituellen Bad wurde auf einem 1729 von der Müllheimer Judenschaft
erworbenen Platz südlich des Klemmbaches "in der Mühlinmatten"
erbaut. 1871 hielt der Synagogenrat einen "Neubau des israelitischen
Frauenbades" für nötig. Wenig später ist dieser Neubau direkt am rechten
Klemmbachufer neben der Synagoge erstellt worden. Das Gebäude wurde nach 1945
zu einem Wohnhaus umgebaut (heutiges Haus Hauptstraße
94).
1814 wurde Müllheim zum Sitz des Rabbiners der oberrheinischen
Provinzsynagoge bestimmt, jedoch 1827 dem Bezirksrabbinat Sulzburg
zugeteilt. Seit 1834 gab es in der Person von Salomon Rothschild einen "Stifts- und Ortsrabbiner" in Müllheim. Die Stelle ging auf die Stiftung eines Beth HaMidrasch
(Talmudschule) durch Jehuda Israel Jakobsohn (gest. 1841, siehe Bericht
unten) zurück. Nach dem Tod von Salomon Rothschild 1876 wurde die Stelle neu
ausgeschrieben; es ist nicht bekannt, ob sie noch einmal besetzt werden
konnte.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Joseph Heim (geb.
14.3.1887 in Müllheim, gef. 4.3.1915), Maier Hirsch Mayer (geb. 22.3.1885 in
Müllheim, gef. 19.8.1915), Adolf Maier (geb. 9.3.1894 in Müllheim, vor 1914 in
Dillingen, Saar wohnhaft, gef. 22.9.1915), Friedrich (Fritz) Maier (geb.
5.6.1889 in Müllheim, gef. 17.9.1916), Ludwig Maier (geb. 24.10.1888 in
Müllheim, gef. 9.8.1917), Dietmar Heim (geb. 19.11.1896 in Müllheim, gef.
14.8.1917) und Heinrich Zivi (geb. 19.12.1880 in Müllheim, gef. 9.8.1917). Ihre Namen stehen auf einem Gefallenendenkmal im jüdischen
Friedhof, das
früher seinen Platz in der Synagoge hatte. Außerdem sind gefallen:
Unteroffizier Heinrich Dottenheimer (geb. 13.4.1888 in Müllheim, vor 1914 in
Saarbrücken wohnhaft, gef. 22.8.1914; Sohn von Kantor Hermann Dottenheimer s.u.) und Unteroffizier Jakob Zivi (geb.
17.3.1885 in Müllheim, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 18.5.1917).
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde noch 110 Personen gehörten (3,0 %
von insgesamt 3.724 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Adolf Heimann, May
Meier und Josef Meier. Als Lehrer (insbesondere für den Religionsunterricht in
der Realschule) und Kantor war inzwischen Jakob Alperowitz tätig, als Synagogendiener Nathan Günzburger.
Religionsunterricht erhielten damals noch 15 Kinder. An jüdischen Vereinen
bestanden die Wohltätigkeitsvereine Chewra dowor tow (1924 unter Leitung
von Moses Hirsch Heim), Chewra gemiluth chessed (bzw. Chewrah Gmiluss
Chassodim; Wohltätigkeitsverein, 1924/32 unter Leitung von Josef Heim;
Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Bedürftiger, Bestattungswesen), Chewra
hachnossath kallah (Brautausstattungsverein, 1924/32 unter Leitung von Josef
Meier-Blum; für die Brautausstattung war eine Stiftung vorhanden) und den Israelitischen
Frauenverein (1932 unter Leitung der Frau von Josef Meier-Blum; Zweck und
Arbeitsgebiete: Unterstützung Kranker, Bestattungswesen). Dazu gab es eine Zedokokasse
(1932 von Kantor Alperowitz verwaltet). 1924 gehörten zur Gemeinde auch sechs
in Badenweiler lebende jüdische Personen.
1932 waren die Gemeindevorsteher Gustav Zivi (1. Vors.), Leopold Mayer
(2. Vors.) und Julius Mayer-Levi (Badenweiler). Lehrer war weiterhin Jakob
Alperowitz. Er erteilte auch in Efringen-Kirchen
den jüdischen Religionsunterricht. Im Schuljahr 1931/32 besuchten den
Religionsunterricht der Gemeinde noch acht Kindern. Inzwischen gehörten aus
Badenweiler 11 Personen zu jüdischen Gemeinde. Auch die in Schönau, Wehr
und
Weil lebenden jüdischen Personen (nur einzelne Personen) gehörten zur Gemeinde
in Müllheim.
An ehemaligen, überwiegend bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben
im Besitz jüdischer Familien sind bekannt (nach dem Müllheimer Adressbuch 1931): Kurz-, Weiß- und Wollwaren Leo Bernheim-Günzburger
(Hauptstraße 118), Fellhandlung Isak Günzburger (Hauptstraße 121), Vieh- und Pferdehandel Emil Heim (Staltengasse 3), Viehhandlung Josef Heim
(Hauptstraße 53), Eisenhandlung Adolf Heimann, Inh. A. Heimann und Heinrich Mayer
(Werderstraße 18; bis vor 1930), Viehhandlung Salomon Heimann (Hauptstraße
91), Antiquitäten, Trödel Berthold Levi (Hauptstraße 34), Viehhandlung Gustav Maier
(Hauptstraße 37), Viehhandlung Josef Maier-Blum (Hauptstraße 104), Pferdehandel Max Maier (Mühlenstraße
1), Viehhandlung Josef Mayer (Elias Sohn, Hauptstraße 26), Leder und Felle Leopold Mayer
(Hauptstraße 97), Zigarrenspezialgeschäft Emil Meier Wwe. (Hauptstraße 81), Tabakwarengroßhandel Samuel Moses
(Hauptstraße 99), Farben, Lacke, Malereiartikel Laura Müller-Zivi (Hauptstraße
132), Näh- und Flickarbeiten Jeanette Schwab (Werderstraße 3, abgebrochen), Kaufhaus Weil
(Hauptstraße 147), Damenschneiderin Rosa Wolff (Badstraße 6), Viehhandlung Gustav Zivi
(Hauptstraße 107), Farben en gros Hugo Zivi (Parkstraße 1), Felle Josef Zivi
(Hauptstraße 61); Büglerin Mathilde Zivi (Kirchgasse 4).
1933 lebten noch 80 jüdische Personen in Müllheim (2,0 % von insgesamt
4.093 Einwohnern). In Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien sind die meisten von ihnen alsbald
vom Ort verzogen oder konnten auswandern. Insgesamt 51 Personen konnten vor
allem in die Schweiz und in die USA emigrieren. 17 Personen starben in Müllheim
bis 1940. Am 1. November 1938 wurden noch 37 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom
1938 wurden die Synagoge, das jüdische Gemeindehaus und zahlreiche
jüdische Wohnungen überfallen und demoliert. Auch der Friedhof wurde
geschändet. Die meisten der jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau
verschleppt. Zum Zeitpunkt der Deportation nach in das südfranzösische KZ Gurs im Oktober 1940 lebten in
Müllheim keine jüdischen Einwohner mehr. Allerdings wurden von anderen Orten
frühere jüdische Einwohner Müllheims nach Gurs und von dort teilweise weiter in die
Vernichtungslager verschleppt.
Von den in Müllheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; abgestimmt mit der
Übersicht bei R. Schuhbauer s.Lit.): Sophie Bernheim
(1903), Babette Bloch geb. Rieser (1873), Klara Bloch geb. Mager (1858), Louis
Bloch (1857), Judith Feibelmann geb. Rieser (1874), Clara Frank geb. Meier
(1885), Hermine Goldstein (1874), Isack Günzburger (1886), Hedwig Grumbacher
geb. Zivi (1886), Julius Moses Heim (1885), Caroline (Lina) Heim (1878), Hilda Kahn geb.
Günzburger (1887), Siegfried Kahn (), Juditha Kirchheimer geb. Schwab (1873),
Elise Landauer geb. Zivi (1868), Mina Löb geb. Mayer (1868), Arthur Maier
(1912), Emil Maier (1875), Moritz Maier (1872), Joseph Mayer (1879), Marie Mayer geb.
Maier (1863), Siegfried Mayer (1881), Alfred Leopold Meier (1905), Ida Meier
(1887), Julius Meyer (1882), Berthe Rebekka Moses gesch. Dreyfuss (1881), Julius Moses (1892), Mina Moses (1890), Samuel Moses
(1888), Dr. Leo Müller (1892), Albert Rieser (1881), Fritz (Fischel) Schaller
(1880), Frieda Schwab (1909), Jeanette Schwab (1875), Markus Schwab (1872), Erna
Seligmann (1890), Salomon Seligmann (1861), Hermine Snadorfer (auch
Snatager) geb. Mayer (1881), Elise Weil geb. Heim (1878), Sara (Anna) Weil geb.
Heim (1881), Max Weiler (1866),
Elise Willstätter geb. Mayer (1856), Rosa (Renle) Wolff geb. Maier (1890),
Balbine Wurmser geb. Levi (1897), Carry Zivi geb. Heimann (1885), Eugen
Zivi (1882), Helene Zivi (1878), Herbert Jakob Zivi (1893), Josef Zivi (1868), Mathilde
Zivi (1884).
Für einige der genannten Personen wurden in Müllheim "Stolpersteine"
gelegt: Informationen
zur "Stolperstein-Aktion" Müllheim
(pdf-Datei mit Informationen zu den einzelnen
Steinen, auch intern einzusehen)
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des
Rabbinates in Müllheim
Zum Tod von Stifts- und Ortsrabbiner Salomon
Rothschild (1876)
Anmerkung: Ein Beth HaMidrasch (Talmudschule) konnte auf Grund der Stiftung des
Jehuda Israel Jacobsohn 1819 eingerichtet werden (siehe Bericht unten zu seinem
Tod 1841). Als Lehrer wurde wenig später Rabbiner Salomon Rothschild
angestellt.
Rabbiner Salomon (Salman) Rothschild (geb. 1804 in Randegg, gest. 8. Juli
1876 in Müllheim): studierte an den Jeschiwot in Karlsruhe und Mannheim, 1827
bis 1831 an der Universität Heidelberg, seit 1834 Rabbiner der Jehuda-Israel
Jacobsohn'schen Lehrhausstiftung in Müllheim, zugleich Ortsrabbiner orthodoxer
Richtung; verheiratet mit Jitel Rivka (Juditha) geb. Meier (gest.
1873).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
2. August 1876: "Müllheim
(Baden). Wieder ist einer aus der Schar jener Männer heimgegangen, die
sich durch besonders jüdisches Wissen, Frömmigkeit und Charakterstärke
auszeichneten; Rabbiner Aharon Schlomo Rothschild – das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen. Herr Salomon Rothschild, welcher 42 Jahre
als Stiftungsrabbiner in hiesiger Gemeinde wirkte, ist derselben am Schabbat
Paraschat Balak (Schabbat mit der Toralesung Balak = 4. Mose
22,2 - 25,9, das war am 8. Juli 1876) im Alter von 75 Jahren durch den Tod entrissen worden.
Der selige Verblichene war Rabbiner am hiesigen, seiner Zeit sehr
besuchten Beth MaMidrasch, aus welchem sehr gelehrte Männer, welche in
Baden und auswärts als Rabbiner wirken, hervorgegangen sind. Sein
Lebensgang bietet unserm Auge die mannigfachsten Ereignisse, wie sie nur
das menschliche Leben, oft erfreuend, aber auch oft bitter täuschend,
bewegen können. Mit großem talmudischem Wissen und mit den besten
Zeugnissen seiner Lehrer, bei welchen er theologische Vorlesungen gehört,
ausgestattet, trat er seine hiesige Stelle als Vorstand des Beit
HaMidrasch nach vorherigem persönlichen Übereinkommen mit dem Stifter
desselben an. Viele Schüler von
nah und auswärts traten in dasselbe ein und lauschten mit Begierde den
Worten ihres Lehrers, die aus einer Quelle des tiefsten Wissens innig und
mit Wärme hervorkamen.
In
seiner Familie lächelte ihm anfangs das Glück, sowohl zufrieden und
gottergeben mit seinen eigenen Verhältnissen als auch mit den seiner in
ihren Lebensstellungen günstig situierten Kinder. Bald trafen den Frommen
jedoch und zwar besonders in seinen letzten Tagen, die härtesten Schläge,
indem ihm zuerst seine Frau, seine verheiratete Tochter, sein 20-jähriger
Sohn und seine 18-jährige jüngste Tochter sowie die Frau eines seiner Söhne
in rascher Aufeinanderfolge entrissen wurden. Wenn ihm auch das Herz
blutete ob solcher herben Verluste, ergab er sich in frommer Hingebung den
Fügungen des Himmels. Als
er seine letzte Stunde herannahen fühlte und Minjan (= 10 religionsmündige
Männer zum Gebet bzw. Gottesdienst) bei dem teuren Scheidenden versammelt
war, drückte er den Wunsch aus, dass ihm sowohl jetzt beim Hersagen von
Psalmen als auch nach seinem Tode in dem Sprechen des Gebetes für
Verstorbene der Name Aharon beigelegt werden möge. So unbegreiflich auch
manchen dieser Wunsch war, so
schien er doch vielen gerechtfertigt, wenn sie sein Leben mit dem des
Priesters Aharon verglichen. Mochte er sich nicht im Geiste an die Stelle
des Hohenpriesters Aharon versetzt denken, dem an seinem größten
Freudentage, als er die Weihe zum Hohenpriester erhielt, in Gegenwart
seine geliebten Söhne plötzlich entrissen wurden? Vielleicht ergab auch
der Verblichene sich in diesem Augenblicke derselben stillen Hingebung wie
der Dulder des gleich Namens. Als Rabbiner suchte er in hiesiger, aber
ehemals in viele Parteien zerrissenen Gemeinde wieder den Frieden von der
Kanzel aus herzustellen, er liebte den Frieden und er jagte dem Frieden
nach; und wenn er durch seine Worte die Leidenschaften in der Gemeinde
beschwichtigt hatte, zog er sich wieder in sein stilles Kämmerlein zum
Studium der heiligen Tora zurück. Die sehr ergreifenden Leichenreden
hielten Herr Bezirksrabbiner Dreifuß von Sulzburg sowie seine Schüler,
die Herren Rabbiner Picard von Randegg und Rabbiner Weill von Karlsruhe.
Viele Teilnehmende von hier und Umgegend bezeugten ihre Trauer ob des
schweren Verlustes; am meisten jedoch trauert die hiesige Gemeinde, die
ihren Führer und Friedensstifter verloren. Möge der verwaiste Stuhl bald
wieder besetzt werden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Ausschreibung des Rabbinates (1876)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. August 1876: "Bekanntmachung.
Die Stelle eines hiesigen Stifts- und Orts-Rabbiners ist durch einen geprüften
Rabbinen oder Rabbinatskandidaten zu besetzen, mit einem jährlichen
Gehalt von Mark 1.700.
Bewerber
wollen sich an den Vorstand der israelitischen Gemeinde dahier, Herr J.M.
Mayer, gefälligst werden.
Müllheim (in Baden), den 20. August 1876. Der Synagogenrat, J.M.
Mayer, Vorstand." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Vorbeter/Schächter
Anmerkung: im 19. Jahrhundert war neben dem jüdischen Elementarlehrer
zusätzlich ein Vorbeter und Schochet angestellt. Mit dem Kleinerwerden der
jüdischen Gemeinde reichte in den letzten Jahrzehnten der Gemeindegeschichte
ein Religionslehrer aus, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1861 / 1862 / 1887 / 1900 / 1922
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
25. Juni 1861:
"Bekanntmachung.
Die Stelle eines Vorsängers und Schächters in hiesiger israelitischer
Gemeinde in erledigt; Bewerber haben sich alsbald an den hiesigen
Synagogenrat zu wenden. Dabei wird bemerkt, dass der neu
Anzustellende
a) streng religiös, b) musikalisch gebildet sein, und c) talmudische
Kenntnisse besitzen muss.
Über diese drei Punkte müssen gute Zeugnisse vorgelegt werden.
Dagegen wird dem neu angehenden oder anzustellenden Vorsänger und
Schächter ein Gehalt zugesichert, womit er sein hinlängliches Auskommen
finden kann. Müllheim
(Baden), den 9. Juni 1861. Der Synagogenrat. Marx Mayer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1861: "Bekanntmachung..."
Derselbe Text wie oben.
|
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25.
Februar
1862:
"Bekanntmachung.
Die hiesige Vorsänger- und Schächterstelle wird wiederholt zur Bewerbung
ausgeschrieben mit dem Anhange, dass 1) der fixe Gehalt jährlich auf 600
Gulden festgesetzt ist, und die Nebeneinkünfte sich circa auf 400 Gulden
jährlich belaufen. 2)
hat jeder Bewerber glaubhafte Zeugnisse vorzulegen
a. Über sittlichen und religiösen Lebenswandel,
b. Über dessen Alter und Familienstand,
c. Über musikalische und ausgedehnte Religionskenntnisse.
Müllheim (Großherzogtum Baden), den 9ten Februar 1862. Der
Synagogenrat." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. Januar 1887: "Die
Stelle des Kantors und Schächters der Gemeinde Müllheim (Baden) ist
erledigt. Mit derselben ist ein Fixum von 12-1500 Mark und ein
Nebeneinkommen von mindestens 1.200 Mark verbunden. Bewerbungen sind an
den Synagogenrat Müllheim (Vorsteher Herr A. Rieser) zu richten.
Reisekosten werden nicht vergütet.
Die Bezirks-Synagoge." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
7. Juni 1900: "Zu der
mit einem Gesamteinkommen von ca. 3.000 Mark ausgestatteten Kantor- und
Schächterstelle Müllheim wollen tüchtige, besonders seminaristisch
gebildete Bewerber sofort sich melden und Zeugnisabschriften
einsenden.
Bezirkssynagoge Freiburg-Sulzburg in Freiburg in Baden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
19. Oktober 1922: "In Müllheim
(Baden) ist die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schochets baldigst
zu besetzen. Das Gehalt regelt sich nach der Besoldungsordnung des
Badischen Oberrats der Israeliten. Hierzu kommen größere Nebeneinnahmen
und schöne Dienstwohnung mit Garten. Bewerber mit eigenem Hausstand
wollen sich unter Vorlegung von Zeugnisabschriften alsbald bei der
unterzeichneten Stelle melden.
Die Bezirkssynagoge Freiburg in Baden." |
Für den badischen Oberrheinkreis wird Lehrer Leopold
Flegenheimer zur Erhebung der Beiträge der jüdischen Lehrer bestimmt (1841)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1841 S. 1114 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Karlsruhe [Bekanntmachung]. Durch diesseitigen Beschluss vom
14. Januar dieses Jahres, Nr. 32, wurden zur Erhebung der Aufnahmstaxen
und Jahresbeiträge von den öffentlichen israelitischen Volksschullehrern
zu dem, in Folge des § 81 des Volksschulgesetzes vom 28. August 1835,
vermöge hoher Ministerialverordnung vom 29. November 1839,
Regierungsblatt Nr. 33, errichteten allgemeinen israelitischen
Schullehrer-, Witwen- und Waisenfonds, als Verrechner ernennt:
I. Für den Seekreis, Lehrer Moos in Randegg.
II. Für den Oberrheinkreis, Lehrer Flegenheimer in Müllheim.
III. Für den Mittelrheinkreis, Lehrer Rosenfeld in Karlsruhe.
Und
IV. für den Unterrheinkreis, Oberlehrer Dr. Wolff in Mannheim,
und die Verrechnung des allgemeinen israelitischen Schulfonds und
Schullehrer-, Witwen- und Waisenfonds dem großherzoglichen Kammerrat
Dollmätsch daher provisorisch übertragen; welches hierdurch zur
allgemeinen Kenntnis gebracht wird.
Großherzoglicher Oberrat der Israeliten". |
Zum Tod von Lehrer Adolf Heidingsfeld (1872-1883 Lehrer in Müllheim, danach in
Freiburg, gest. 1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24.Juni 1915: "Aus
Baden. In dem großen Sterben unserer Tage sei es gestattet, noch
einen kurzen Blick auf ein jäh und unerwartet abgeschlossenes
Menschenleben zu werfen, an dessen Sarge mit den Verwandten eine große
Gemeinde trauert. Hauptlehrer Adolf Heidingsfeld in Freiburg starb am 24.
April, am Tage nach seinem 50-jährigen Dienstjubiläum. Er war Lehrer mit
ganzem Herzen, ein Kenner, Freund und Führer der Jugend. Wer, wie ich, in
jahrelanger Freundschaft mit ihm verbunden war, der konnte oft einen Blick
tun in sein kindlich lauteres
Inneres. In ihm verbarg sich ein unversiegbarer Idealismus, der den
gereiften Mann hinuntersteigen ließ in die träumenden Ideale der Jugend
und den von Idealen geschwellten Jüngling verehrungsvoll hinaufschauen
ließ zu dem jugendfrischen Mann im Silberhaar. Mit seiner reichen
methodischen Erfahrung unterstützte er tatkräftig die Bestrebungen des
israelitischen Religionslehrervereins in Baden zur pädagogischen
Vertiefung des Religionsunterrichts. Insbesondere suchte er als
Vorsitzender der Abteilung für biblische und nachbiblische jüdische
Geschichte diesem Unterrichte neue und höhere Ziele zu weisen und größere
Geltung zu verschaffen und ihn durch eine bessere methodische Behandlung
fruchtbarer zu gestalten.
In umfassender Weise widmete er sich humanitären Bestrebungen. In
einem Alter, in dem andere von ihrer Lebensarbeit auszuruhen pflegen, nahm
er vor 3 Jahren noch die Bürde eines Vorsitzenden des Naphtali
Epstein-Vereins, der die Unterstützung hilfsbedürftiger jüdischer
Lehrer und besonders Lehrerwitwen in Baden zur Aufgabe hat, auf sich.
Unablässig war er darauf bedacht, dem Verein die nötigen Mittel für
seine wachsenden Aufgaben zuzuführen, und bis in die letzten Tage hinein
war es seine Sorge, wie der Verein den durch den blutigen Krieg sich
steigenden Anforderungen werde gerecht werden können.
Vom Jahre 1883, wo er nach elfjähriger, segensreicher Wirksamkeit an
der Volksschule in Müllheim nach dem schönen Freiburg übersiedelte.
Bis zu seinem Tode gehörte er dem Vorstand des israelitischen
Frauenvereins an, ferner dem Vorstand des israelitischen Handwerkervereins
in Freiburg und des Friedrich-Luisen-Hospizes
im Solbad Dürrheim. Mit besonderer Hingebung wirkte er als
Vorsitzender der Ortsgruppe Freiburg des Zentralvereins deutscher Staatsbürger
jüdischen Glaubens.
Bei diesen Bestrebungen fand er verständnisvolle Unterstützung in
seiner gleichgesinnten Gattin, mit der er, wenn ihm auch Kinderglück
versagt war, in Gott gesegneter Ehe nahezu 40 Jahre verbunden war.
Sein verdienstvolles Wirken wurde schon vor Jahren durch Verleihung des
Verdienstkreuzes vom Zähringer Löwen und der Friedrich-Luisen-Medaille
vom Großherzog von Baden anerkannt. Was in den vielen herzlichen und
ehrenden Ansprachen dem Entschlafenen ins Grab nachgerufen wurde, wird den
flüchtigen Augenblick überdauern. Heidingsfelds Name wird in seiner
Gemeinschaft lebendig bleiben und zum Segen sein. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
70. Geburtstag des Lehrers Samuel
Müller (1935; 1887 bis 1901 Lehrer in Müllheim)
Anmerkung: Samuel Müller ist am 12. Januar 1865 in Krautheim geboren und am 5.
Dezember 1939 in Heidelberg gestorben. Seine Frau Rosa / Rachel geb. Mannheimer
ist am 7. März 1867 geboren und am 19. April 1937 gestorben. Ihr Grab ist im
jüdischen Teil des Bergfriedhofes in
Heidelberg (Grabstein 432).
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2400636
Artikel
in "Jüdische Schulzeitung" vom 1. März 1935: " Persönliches.
Hauptlehrer i.R. Samuel Müller - Heidelberg zu seinem 70. Geburtstage.
Am 12. Januar vollendete Samuel Müller seinen 70. Lebensjahr. Er wurde in
Krautheim geboren, erhielt seine Ausbildung an dem Lehrerseminar in
Karlsruhe unter Leitung des berühmten Pädagogen Leutz, war mit Unterbrechung
von einigen Jahren zuerst in Müllheim (Baden) tätig und wirkte seit
1901 als städtischer Lehrer in
Heidelberg. Müller ist als Methodiker wohl zur Zeit der bekannteste
jüdische Lehrer Deutschlands. Es erschienen von ihm 1. (1897) Ein Buch für
unsere Kinder, 2. Kleine Bibel (1902, als Fortsetzung des eben genannten
Buches), 3. Überblick über die biblische und nachbiblische Geschichte, 4.
Jüdische Geschichte von der Zerstörung des ersten Tempels bis zur Gegenwart
in Charakterbildung. Diese Lehrbücher sind - ich kann wohl sagen - in den
meisten jüdischen Schulen eingeführt und alle in mehreren Auflagen, das
zuerst genannte sogar schon in 11. Auflage, erschienen. Darüber hinaus hat
Müller auch als fruchtbarer Schriftsteller für das gesamte jüdische Leben
sich bewährt. So erschien von ihm 'Ein Buch für unsere Mütter, Sabbat und
Feste im Garten der Kindheit', ferner 'Jüdischer Kunstkalender' und
schließlich 'Von jüdischen Bräuchen und jüdischem Gottesdienst'. Auch für
den Zusammenschluss der jüdischen Lehrerschaft Deutschlands hat Müller
vorbildlich gewirkt. Es war hauptsächlich sein und des verewigten Direktors
Driesen (Karlsruhe) Verdienst, dass der badische Lehrerverein sich schon
1901 dem Verbande anschloss, und mehrere Jahre gehörte er dem Vorstand des
Lehrerverbandes an. Lange Zeit verwaltete er als Vorsitzender den
Naphtalie-Eppstein-Verein, dessen Ehrenvorsitzender er jetzt ist, und hat in
dieser Tätigkeit viele bedürftige Lehrerfamilien segensreich betreut. Er
begründete in Heidelberg eine jüdische Gemeindebibliothek, die er viele
Jahre verwaltet hat, war mehrere Jahre Mitglied der Landessynode, war
Präsident der Heidelberger (Friedrich-) Loge, die er wiederholt bei den
Großlogentagungen vertreten hat und gehörte dem Sonderausschuss der Großloge
für geistige Interessen an.
So ist sein Leben ein vorbildliches für jeden strebenden jüdischen Lehrer,
so beglückwünschen wir ihn dankbaren Herzens zur Vollendung des 70.
Lebensjahres und wünschen ihm noch weitere Jahrzehnte gesegneten Schaffens
zum Wohle der Schule, des Lehrerstandes und der gesamten Judenheit. Und ein
Gleiches wünschen wir seiner verehrten Gattin, die ihm bei allen sein
Bestrebungen als wahre Eser k'negdo (Hilfe an seiner Seite) treu-fürsorglich
zur Seite gestanden und durch ihr stilles Wohltun an Arme, durch eine so
überaus sympathisch berührende vornehme Gastlichkeit sein Heim zu einer
Sammelstätte für Kollegen, Schüler und Studenten der Heidelberger Hochschule
gemacht hat. M. Steinhart." |
Zum Tod von Lehrer Hermann
Dottenheimer (Kantor und Schochet in Müllheim von ca. 1888 bis ca. 1895, danach
in Neustadt a.d.W., gest. 1937)
Anmerkung (teils noch unbestätigte Rechercheergebnisse!): Hermann
(Hirsch) Dottenheimer ist ca. 1859 in
Berolzheim geboren als Sohn von Joel Dottenheimer und seiner Frau Dina geb.
Fellheimer. Sein jüngerer Bruder Heinrich (geb. 1855 in
Berolzheim, umgekommen 1943 im Ghetto
Theresienstadt) ließ sich später in
Gunzenhausen nieder. Hermann Dottenheimer ließ sich an der
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg
zum Lehrer und Kantor ausbilden; die Ausbildung absolvierte er 1878. Danach (ca.
1879 - 1883?) war er als Kantor und Schochet in
Treuchtlingen tätig. Um 1884/87 war er
Lehrer und Kantor im südbadischen Breisach,
anschließend um 1885/1894 in Müllheim. Er war verheiratet, sein in
Müllheim 1888 geborener Sohn Heinrich ist 1914 bei Lunéville gefallen. Seit
1895 war Hermann Dottenheimer Lehrer und Kantor in
Neustadt an der Weinstraße. Um 1920 trat er
in den Ruhestand und verzog zu seinen in Budapest lebenden Töchtern. Er starb
Anfang November 1937.
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Januar
1938: "Neustadt an der Weinstraße. Anfang November verschied nach
kurzem Krankenlager im patriarchalischen Alter von 78 Jahren der langjährige
Kantor, Religionslehrer und Rechner unserer Kultusgemeinde, Hermann
Dottenheimer. Derselbe weilte seit seiner Pensionierung bei seinen Töchtern
in Budapest, nachdem zum Herzeleid der Familie der einzige, hoffnungsvolle
Sohn ein Opfer des Weltkrieges geworden war. In einer tiefempfundenen
Ansprache im Gotteshause, wo ja so oft der vorzügliche Scholiach Zibbur (Vorbeter)
seine prächtige Stimme zur Ehre Gottes und der Menschen Erbauung ertönen
ließ, würdigte Herr Vorstand Gustav Weil nach Beendigung der sabbatlichen
Toravorlesung das überaus segensreiche Wirken dieses pflichtgetreuen Beamten
während seiner 25-jährigen Amtstätigkeit hier. In Freud und Leid, so führte
der treffliche Redner weiter aus, habe sich der nun Verklärte mit seinen
Kultusmitgliedern aufs engste verbunden gefühlt und bis zum letzten Atemzuge
dessen treues Herz für die ehemalige Heimat in voller Wärme geschlagen.
Tiefe Rührung übermannte Redner wie Zuhörer als er ihm Schlussworte in
seinem und der Gemeinde Namen das feierliche Gelöbnis ablegte, das
Gedächtnis des Verklärten alle Zeit zu ehren und in dankbarer Erinnerung
hoch zu halten." |
|
Nennungen
von Kantor und Schochet
Hermann Dottenheimer in
jüdischen Periodika |
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(aus der Zeit in
Müllheim) |
Nennung von Kantor und
Schochet H. Dottenheimer im
"Statistischen Jahrbuch" von 1888 Nr. 3 S. 42. |
Nennung von Kantor und
Schochet H. Dottenheimer im
"Statistischen Jahrbuch" 1894 Nr. 9 S. 74. |
Hauptlehrer Salomon Seligmann leitet als Obst-, Gartenbau- und Bienenzüchter einen
Gartenbaukursus für Lehrer (1903)
Salomon Seligmann ist 1861 als Sohn eines Handelsmannes in Wangen
geboren. Er ließ sich 1877 bis 1879 in Karlsruhe am Lehrerseminar ausbilden und
übernahm bis 1882 zunächst die Religionslehrerstelle in Messelhausen.
1882 war er Unterlehrer in Gailingen, 1885
Hauptlehrer in Hoffenheim, wo er bis zum
Wechsel nach Müllheim 1901 geblieben ist. Salomon Seligmann war verheiratet mit
Mathilde geb. Welt (1863-1938). Das Paar hatte vier Kinder: Erna (Ernestine,
1890 Freiburg - 1942 Auschwitz), Siegmund (1892 Hoffenheim - 1940 emigriert in
die USA), Edith (1901 in Hoffenheim - ?) und Blanka (Baette, 1903 in Müllheim,
1936 nach Italien emigriert). Lehrer Seligmann ließ sich 1924 in den Ruhestand
versetzen; er blieb noch zwei Jahre in Müllheim. 1941 wurde er ein Opfer der
Euthanasie-Morde.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
4. September 1903: "Müllheim
in Baden, im August (1903). Gartenbaukursus für Lehrer. Am 23.
vorigen Monats ging ein Kursus zu Ende, der bis jetzt einzig in seiner Art
sein dürfte. Eine edle Spenderin, Frau Dukas in Freiburg, deren
verstorbener Gatte, der Bezirksälteste Dukas, die Gewinnung der Juden für
die Landwirtschaft als sein höchstes Ziel erstrebte, hat, um das Andenken
ihres Gatten zu ehren, 25.000 Mark gestiftet, um aus deren Zinsen die
Mittel zu diesem Zwecke bereit zu stellen. Der Großherzogliche Oberrat
suchte nun zunächst die Lehrer auf dem Lande für Obst- und Gartenbau,
sowie für Bienenzucht durch dazu geeignete Veröffentlichungen zu
interessieren. Hierauf setzte sich derselbe mit Herrn Hauptlehrer
Seligmann hier, der schon viele Jahre Obst-, Gartenbau- und Bienenzucht
mit Erfolg betreibt, und mit dem Großherzoglichen
Landwirtschaftsinspektor Bach - Emmendingen in Verbindung, welche sich zur
Übernahme eines Kursus in genannten Gegenständen bereit erklärten. 12
Herren, darunter 11 Lehrer nahmen daran teil. Außer einer namhaften
Tagesvergütung wurde auch freie Fahrt gewährt. Mit großem Eifer und
unermüdlichem Fleiße gaben sich die Lehrer dem zu erlernenden Stoffe
hin, was jedoch hinsichtlich ihrer Kräftigung und Gesundheit von bester
Wirkung war." |
Anzeige des Lehrers Siegmund Marx (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
21. Juli 1921:
"Während der Sommerferien findet ein Kind aus religiösem Hause Erholungsaufenthalt
bei guter, reichlicher, streng ritueller Verpflegung bei
Lehrer Siegmund Marx, Müllheim in Baden.
Referenzen streng orthodoxer Persönlichkeiten stehen zur Verfügung"
|
Zum Tod von Cilli Alperowitz geb. Rom, Frau von Kantor Alperowitz (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "der Israelit" vom 23. Februar 1933:
Müllheim, 20. Februar (1933). Allgemein und herzlich war
die Teilnahme, die der frühe Tod unserer Frau Kantor Cilli Alpewitz (für
Alperowitz) geb.
Rom hervorgerufen hat. Das Ableben der erst 53-jährigen Frau hinterlässt
eine Lücke in unserer Gemeinde, die kaum auffüllbar ist. Zu einer
erhebenden Kundgebung der Liebe und Verehrung gestaltete sich die
Bestattung, zu der sich von Nah und Fern zahllose Freunde der Familie
einfanden. Am Grab gab Herr Rabbiner Dr. Zimels, Freiburg, einen Überblick
über das Leben der Verstorbenen. Als jüngstes Kind der durch jüdische
Gelehrsamkeit und soziale Wirksamkeit auch in Frankfurt bekannten Familie
Rom, genoss sie eine echt jüdische Erziehung und bewahrte sich zeitlebens
neben echter Herzensfrömmigkeit eine starke Vorliege für geistige Werte.
Ihre gütige Natur gestaltete ihr Haus zu einer Stätte der Gastlichkeit.
In 26-jähriger Ehe war sie ihrem Gatten eine wahre Hilfe für ihn. Ihre
Kinder verlieren in der Entschlafenen eine gute Mutter und vorbildliche
Erzieherin. Namens der Familie sprach der Schwager der Verstorbenen
bewegte Worte des Danke und des Abschiedes. Ihre Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens." |
Aus dem
jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
25-jähriges Stiftungsfest des israelitischen
Frauenvereins (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. März 1914: "Der israelitische Frauenverein in Müllheim
(Baden) beging vor kurzem sein 25-jähriges Stiftungsfest. Besonders
geeehrt wurde die Gründerin und frühere Präsidentin(, die) Frau (von)
Kallmann Mayer, die wenige Tage nachher verschied." |
Antijüdische
Vorgänge um 1848 und in den 1890er-Jahren
Antijüdische Ausschreitungen in Müllheim (1848)
Artikel
(Teil eines größeren Artikels mit Berichten aus Baden) in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
20. März 1848: "Bis
dahin war es insonders das Städtchen Müllheim, in welchem insonders
Unfug am Eigentum der Juden verübt worden. Die neueste Mannheimer
Abendzeitung bringt aber einen langen Bericht aus
Bruchsal und Heidelsheim,
wo ebenfalls von bewaffneten Banden die Läden der Juden erbrochen, die Möbel
zerschlagen, die Waren zerstreut wurden, und – die Stadtbehörden währenddessen
ruhig am Tarok, dicht nebenan, saßen, eine Untersuchung auch erst Tags
darauf um Mittag gegen – eine Person eröffneten. Nun, wird von oben
herab nichts dagegen geschehen? Wir wollen es abwarten. Mit
Judenverfolgungen haben alle Volksbewegungen in Deutschland angefangen -
der Elsass ist auch deutsch - und in dieser Steppe verliefen sie sich
gewöhnlich!" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 21. März 1848:
"Karlsruhe, den 10. März (1848). Die Judenverfolgungen haben
leider eine Ausdehnung erlangt, die es dringend nötig macht, dass die
Bestrebung der guten Bürger, solche Schändlichkeiten zu verhüten oder
zu unterdrücken, in einzelnen Gegenden durch die öffentliche Gewalt
unterstützt werden müssen. Nicht überall ist geschehen, was der
Abgeordnete Helbing mit gerechtem Stolz von Emmendingen
berichtete, dass die Bürger ohne amtliche Aufforderung zusammentraten und
das Eigentum der Israeliten gegen angekündigte Frevel kräftig
schützten. Nicht überall ist die Stimmung wie in Mannheim,
wo nicht die Juden, wohl aber jeder, der sich unterfangen würde, sie zu
verletzen, Gefahren ausgesetzt ist. Staatsrat Bekk setzte die Kammer von
einer am 8. getroffenen Anordnung in Kenntnis, wodurch die Beamten
angewiesen wurden, an den Orten, wo sich Spuren beabsichtigter Exzesse
zeigen, die Gemeinde zu versammeln, die Bürger über das Unsinnige und
Strafbare solcher Handlungen zu belehren, die Gutgesinnten zur Mitwirkung
aufzufordern, um Unordnungen niederzuhalten. Was die Bürger zu diesem
Zwecke dienlich erachten, soll geschehen. Die Staatsgewalt wird die
größte Tätigkeit entwickeln. Nach Müllheim ist auf Requisition
der Gemeindebehörde Militär beordert, um die Bürger zu ermutigen und
gegen die Frevler zusammen zu halten. Auch in den Gegenden von Sinsheim,
Eppingen u.a. sind militärische
Streifzüge angeordnet. Gestern ist ein Bataillon auf der Eisenbahn nach
Langenbrücken abgegangen, um von dort nach Sinsheim zu marschieren und
die Gegend zu durchstreifen. Es ist zu erwarten, dass das
Verdammungsurteil aller wohlmeinenden Bürger, unterstützt durch die
Anordnungen der Regierung, den Gelüsten zu Freveln, welche dem ganzen
Lande zur Schmach gereichen, alsbald ein Ziel setzen werde. (D.Z.)." |
Der Antisemit Liebermann von Sonneberg möchte auch im
Bereich um Müllheim auftreten (1890)
Anmerkung: Max Liebermann von Sonnenberg (1848-1911) war einer der früheren
antisemitischen Publizisten im deutschen Kaiserreich, Mitinitiator der
"Antisemitenpetition" 1881; 1890 bis 1911 Reichstagsabgeordneter der
antisemitischen Deutschsozialen Partei; vgl. Wikipedia-Artikel
zu Max Liebermann von Sonnenberg.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1890:
"Auch aus Müllheim in Baden wird gemeldet, dass Liebermann
von Sonnenberg die dortige Gegend nächstens beglücken
will." |
Die Injurienklage des Abgeordneten Max Liebermann von Sonnenberg gegen Jacob
Mayer wird zurückgenommen (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
27. November 1890: "Müllheim
in Baden. Der Abgeordnete Liebermann von Sonnenberg hatte gegen den
Weinhändler Jacob Mayer dahier eine Injurienklage angestrengt wegen einer
Äußerung über das Hoch, welches Herr von Liebermann auf den Großherzog
von Baden in einer Versammlung ausgebracht hatte. Die Verteidigung hatte
der bekannte badische Abgeordnete Rechtsanwalt Oskar Muser in Karlsruhe übernommen.
Es war auch bereits ein Termin angesetzt. Wie jetzt mitgeteilt wird, hat
kurz vor dem Termin Herr von Liebermann telegraphisch die Klage zurückgenommen." |
Gerichtsverhandlung gegen den kriminellen und zugleich antisemitischen früheren
Bürgermeister von Rheinweiler bei Müllheim (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14.
Juli 1892: "Freiburg, 7. Juli (1892). (Schwurgericht). Heute nahm
die Verhandlung gegen den früheren Bürgermeister von Rheinweiler (bei Müllheim
in Baden), Franz Josef Müller, wegen Betrugs, Unterschlagung, Fälschung,
Brandstiftung, Meineids beziehungsweise Anstiftung hierzu etc. ihren
Anfang. Mit ihm sind noch sein Bruder und zwei seiner früheren
Bediensteten angeklagt. Den Vorsitz der mindestens drei Tage dauernden
Verhandlung führt Herr Oberlandgerichtsrat Kern. Die Anklage ist in Händen
des Herrn Staatsanwalts Geiler, den eine seltsame Ironie des Schicksals
zwingt, denselben Müller, den er seinerzeit als klassischen,
einwandfreien Zeugen und Ehrenmann bezeichnet hat, heute anzuklagen. Der
Fall ist auch für weitere Kreise umso interessanter, als der
Hauptangeklagte notorisch ein Führer der Antisemiten und intimer Freund
des Hetzapostels Pfarrer Specht von Zell i.W. Ist. Müller war die
Veranlassung, dass ein jüdischer Handelsmann von Müllheim – Max Josef
Mayer – der, mag auch sein Vorleben nicht ganz einwandfrei sein, in
diesem Falle vollständig unschuldig war, wegen Betrugsversuch, falscher
Anschuldigung und Verleitung zum Meineid in Untersuchung kam und
zweifelsohne heute im Zuchthaus säße, wenn nicht durch seine |
Krankheit
die Hauptverhandlung gegen ihn hätte verschoben werden müssen und sich
nicht in der Zwischenzeit die dringendsten Verdachtsmomente gegen den Bürgermeister
herausgestellt hätten. Es liegen 15 verschiedene Anklagepunkte gegen ihn
vor. Im Ganzen sind 47 Zeugen geladen, Müller, der schon im Jahre 1886,
infolge der straffälligen Beseitigung von Fahrnissen seines verstorbenen
Vaters, sich genötigt sah, die überschuldete Erbschaft desselben
anzutreten, wusste sich aus seiner finanziellen Kalamität nicht anders
herauszuhelfen, als dass er sich im Jahre 1888 in Rheinweiler, wo er als
Wirt großen Einfluss besaß, zum Bürgermeister wählen ließ. Er wurde
mit 2/3 Majorität gewählt. Trotzdem er bereits vorbestraft und überaus
verschuldet war und trotz der Wahlanfechtung wurde er als Bürgermeister
bestätigt.
Zum weiteren Lesen der Kriminalgeschichte aus dem Jahr 1892
bitte Textabbildungen anklicken. |
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Handelsmann Marx Josef
Mayer wird freigesprochen (1892) |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
18. August 1892: "Freiburg,
24. Juli (1892). Handelsmann Marx Josef Mayer von Müllheim, das Opfer des
antisemitischen Bürgermeisters Müller von Rheinweiler, wurde von der
hiesigen Strafkammer von der Anklage des Betrugs und falscher
Anschuldigung kostenlos freigesprochen und die Kosten für drei
Verteidiger der Staatskasse auferlegt." |
Antijüdische Berichterstattung anlässlich der Ermordung eines jüdischen
Mannes bei Müllheim (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14. September 1893:
"Freiburg im Breisgau, 3. September (1893). Das Amtsblatt
für das Amt Freiburg nimmt aus der vor etwa 14 Tagen erfolgten Ermordung
eines Juden bei Müllheim Veranlassung zu einer bedenklichen Hetze. Die
Angehörigen des Ermordeten werden, da das Blatt völlig unwahre
Behauptungen aufgestellt hat, um seinen Zweck zu erreichen, die Sache bei
Gericht anhängig machen. Da es ausgeschlossen ist, dass die verhetzenden
Artikel des Amtsblattes an zuständiger Stelle übersehen werden, so lässt
das Schweigen der Regierung verschiedene Deutungen zu. Das
General-Amtsblatt, die 'Badische Korrespondenz', würde sich um weite, und
zwar nicht allein jüdische Kreise sehr verdient machen, wenn es die
nachfolgende Frage ohne Umschweife beantworten würde: Fehlt es der badischen
Regierung an Macht oder an Willen darauf hinzuwirken, dass die Amtsverkündiger,
die in gewissen Kreisen gehalten werden müssen, sich jeder das Volk
verhetzenden Tätigkeit enthalten?" |
Der Antisemit Krafft wurde wegen Verleitung zum Meineid
eingeliefert (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1901:
"Müllheim (Baden). Hierselbst wurde vorige Woche einer der
Antisemiten-Häupter Stadtrat und Architekt Krafft nach Freiburg wegen
Verleitung zum Meineid eingeliefert. Das ist derselbe Herr, der im
badischen Oberlande antisemitische Vereine gegründet und Versammlungen
abgehalten hat." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Jehuda Israel Jakobsohn (1841)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
3. Juli 1841: "Müllheim
(Großherzogtum Baden), 28. Mai (1841). In der Nacht vom 20. auf den 21.
Mai starb hier Jehuda Israel Jakobssohn in seinem 74. Lebensjahr, ein
Mann, der in unserer Zeit eine desto seltenere Erscheinung war, weil er
bei einer gänzlich vernachlässigten Erziehung sich durch einen klaren
Sinn und hochherzigen Geist für alle Gute und Edle, während seiner
ganzen Lebensdauer auszeichnete, weswegen er auch von allen, die ihn
kannten, ohne Unterschied der Religion, geachtet und beliebt war.
Was aber den von uns Geschiedenen zum segenreichen Andenken und zu
dankbarer Erinnerung vorzüglich auszeichnet, sind zwei Stiftungen, die er
begründet hat, wovon die eine unstreitig unserer Gegend zum Heile
gereicht, indem der Mangel ähnlicher Anstalten zur Heranbildung von
israelitischen Schullehrern und Theologen, nur allzu sehr gefühlt wurde.
Im Jahre 1819 stiftete er ein Kapital von 300 Gulden Renten, nebst
einer Wohnung, zur Begründung eines israelitischen, theologischen
Instituts, durch Anstellung eines Lehrers für das Studium angehender
israelitischer Theologen und Schullehrer, zum Unterricht in hebräischer
Sprache, Bibel und Talmud. Diese Stiftung hat bereits schon früher die
Großherzogliche Staatsgenehmigung erhalten, und ist umso zweckmäßiger
in hiesiger Stadt, da zugleich ein gutes und berühmtes Pädagogium sich
hier befindet, und die humane Gesinnung des Direktors desselben diese
Institute zur Beförderung der allseitigen Kenntnisse der diesseitigen
Studierenden zu verbinden strebt. Nicht lange vor seinem Tode stiftete er
noch ferner 3.000 Gulden, deren Zins alle drei Jahre zur Aussteuer armer Mädchen,
die sich durch ein religiöses und sittliches Betragen auszeichnen,
verwendet werden soll. Erstbenannte,
für unsere Gegend so notwendig und segenbringende Stiftung, wurde
sogleich im Jahre 1819 in Werktätigkeit gesetzt, und schon sind aus
derselben Volkslehrer und Rabbinen hervorgegangen, und befindet sich von
den Jüngstausgebildeten mehrere hoffnungsvolle Jünglinge zur
Vervollkommnung ihres Berufs, auf Seminarien und Universitäten.
Freilich hätte dieses gute Werk seinen vollkommenen Zweck nicht
erreichen können, wenn die religiöse, gutgesinnte und wohltätige
israelitische Gemeinde Müllheim, solches nicht unterstützt hätte, indem
sie den Lehrern eine Zulage gab, und den Studierenden freie Kost
verabreichte. Dieser Umstand war auch die Veranlassung, dass dieses
Institut sich eines vielseitig gebildeten, für das Gute eifervoll bemühten
Rabbinen, Herrn Salomon Rothschild, zu erfreuen hat. Doch wäre es zu wünschen,
dass diese wohltätige Gemeinde dem schönen Werke die Krone aufsetzen möge,
indem sie dafür sorge, dass das Institut in ein anderes, geräumigeres,
und dem Zwecke angemesseneres Lokal verlegt würde, damit der Rabbine
nicht genötigt wäre, den Unterricht in seinem ohnehin so kleinen
Wohnhause, und sogar in seinem Wohnzimmer, erteilen zu müssen.
Mögen doch wohlhabendere Israeliten, und besonders ein reiches
kinderloses Ehepaar in hiesiger Gegend für ihre Gemeinde ähnliches zu
ihrem eigenen Heil und zur Verewigung ihres Namens vollbringen." |
Die Mörder von Vater und Sohn Maier werden gefunden
(1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" vom Januar 1872 S. 59: "Müllheim
(Baden). Der 'Schwäbische Merkur' berichtet, dass die Mörder der
unglücklichen beiden Maier, Vater und Sohn, in den beiden Holzfällern
Liedener, ebenfalls Vater und Sohn, aus Marxzell am Blauen entdeckt
sind. Der Vater wurde auf dem Heimweg verhaftet, der Sohn, ein roher
30-jähriger Geselle, ist am folgenden Abend zu Basel dingfest
gemacht worden. Die Mörder, durch liederliche Wirtschaft herabgekommen,
sollen namentlich auf die Juden überhaupt einen grimmigen Hass geworfen
haben, obgleich diese an ihrer Bedürftigkeit völlig unschuldig sind. Man
fand bei ihnen die Uhr des einen Ermordeten, einen an denselben
adressierten Brief und 30 Mark bares Geld; trotzdem leugnen sie die
Tat". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" vom Februar 1872 S. 76: "Müllheim
(Baden). Wie das 'Frankfurter Journal' hört, hat der eine der
Inhaftierten den an den beiden Israeliten begangenen Mord und Raub
eingestanden". |
Zum Tod von Josef Mayer jun. (1872)
Anmerkung: im Text ist davon die Rede, dass der Verstorbene Sohn eines
Rabbiners war; gemeint ist mit seinem Sohn Rabbiner Dr. Baruch Mayer (geb. 1845
Müllheim, gest. 1928 in Bühl): war 1885 bis 1927 Bezirksrabbiner in Bühl.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1872:
"Müllheim in Baden. Wenn ich die verehrliche Redaktion ersuche,
Nachstehendes in Ihr geschätztes Blatt aufzunehmen, so geschieht es, um
einem teuren Verblichenen aus dem Schoße der hiesigen israelitischen Gemeinde
ein ehrenvolles Andenken auch in entfernteren Kreisen zu sichern, einem
Manne, der eine Zierde der badischen Judenheit, ein wackerer Charakter in
jeder Beziehung, sowohl in religiöser, als moralischer, an dem jeder Zoll
ein Ehrenmann war. - Josef Mayer junior von Müllheim starb am Heiligen
Schabbat Paraschat Schekalim, den 9. März dieses Jahres; er erreichte
ein Alter von 73 Jahren. Durch seine Krankheit wurde er davon abgehalten,
das Fest seiner goldenen Gochzeit zu feiern. - Des Seligen Lebenslaufbahn
war gekrönt von einer Reihe edler und frommer Taten, die ihn gewiss dem
Andenken derer, die ihn kannten, stets teuer sein lassen werden. - Er war
ehrenamtlicher Vorbeter an den hohen Feiertagen und Mohel (Beschneider).
Von allen Seiten, von Nah und Fern kamen ihm Aufträge dieser Art zu und
er scheute weder die größten Kosten, noch Zeit, Wind und Wetter, um
diesem seinem heiligen Berufe auf die uneigennützigste Weise vorzustehen,
er unterbrach sogar öfters seine Badekur in der Ferne, wie in Homburg, um
die von seiner Heimat aus ihm zugekommene Aufträge, die Kinder in den
Abrahamsbund aufzunehmen, auszuführen. - In seiner 13-jährigen
Tätigkeit als Vorsteher erbaute er ungeachtet bedeutender Opposition, die
neue prächtige Synagoge, erwarb den israelitischen Friedhof,
ein Besitztum dessen die Gemeinde bisher zu ihrem Schaden entbehrt hatte,
führte würdige Synagogenordnung und Leichenordnung ein. Der ganze Rabbinatsbezirk
wählte ihn zum Bezirksältesten, ein Amt, das die Zwischenbehörde bildet
zwischen dem Synagogenrate und dem Großherzlichen Oberrat der Israeliten
und das er mit der treuesten Hingebung, aber auch mit Kraft und Energie
über 20 Jahre bis zu seinem Tode bekleidete. Während dieser seiner
angestrengten Tätigkeit wurde er auch als Delegierter des badischen
Oberrheinkreises zu der im Jahre 1861 in Karlsruhe tagenden
Notablenversammlung gewählt, die eine neue israelitische Kirchenordnung
beraten sollte, und in der er mit einer nur geringen Anzahl von Gesinnungsgenossen
für das ungeschmälerte konservative Judentum und die Autonomie der
Gemeinden wacker in die Schranke trat. Fast wäre ihm auch die Ehre zuteil
geworden, ein Mitglied des Großherzlichen Oberrats zu werden, aber die
orthodoxe Partei, deren Kandidat war, blieb in freilich starker
Minorität. - Durch |
eigenen
Fleiß und den Beistand des Herrn mit irdischen Gütern gesegnet war er
ein wahrer Vater der Armen, Witwen und Waisen, insbesondere bedürftiger
Verwandten. Die hiesige städtische Behörde wählte ihn als
Waisenrichter, für welche Mühewaltung er nie Gebühren annahm. Er war
immer bereit, vielen Gemeindeangehörigen, die dem Verstorbenen zu ihrem Erwerb
um Kredit ansprachen, unter die Arme zu greifen, und er übte diese Tugend
stets auf die verschwiegenste und ehrbarste Weisen Er borgte seine
Unterschrift zur Bürgschaft vielen seiner unbemittelten jüdischer
Mitbürger, welche durch diesen Kredit ihm geradezu ihre Existenz zu
verdanken haben. Er tat dies oft, selbst wenn Gefahr dabei war. - Der
Verstorbene sorgte unermüdlich für Aufbringung von Ehesteuer für arme
israelitische Mädchen. Er ließ begabte, aber unbemittelte Knaben zu
einem würdigen Berufe heranbilden, er war immer bereit, verunglückten
jüdischen Familien aufzuhelfen. Mit der rührendsten Freude nahm er
fremde arme Gäste, wenn sie nirgends ein Unterkommen fanden, bei sich
auf, nährte sie und pflegte sie. Er gründete auch die sogenannte
Raschi-Schule, eine Art Fortbildungsanstalt für solche, die aus der
Volksschule entlassen warne und sich dem Handel und Gewerbe widmeten. Er
ließ einen Sohn als Rabbiner studieren und legte den zu diesem Behufe
nötigen Kostenaufwand mit der rührendsten Liebe auf den Alter des Herrn
nieder. Er sollte auch die Freude erleben, dass sein Sohn zu einem
glücklichen Ziele gelangte, und als Rabbinatskandidaten sich durch seine
Predigten hier und in Sulzburg auszeichnete Zeuge der großen Anerkennung
und Achtung, die der Verstorbene genoss, ist auch die Teilnahme an dessen Leichenbegängnis,
an welchem Nahezu Tausende teilnehmen, abgesehen von der Menge Anderer,
die von der Beerdigung nicht unterrichtet, später ihre Teilnahme aussprechen.
Da waren nicht nur sämtliche hiesige Israeliten, sondern ein großer Teil
der christlichen Bevölkerung, Hoch und Nieder, die städtische Behörde,
eine Menge auswärtiger Israeliten und Christen. Im Trauerhause sprachen Herr
Bezirksrabbiner Dreifuß von Sulzburg
und Rabbiner Rothschild von hier. Auf dem Friedhof sprachen der
oben genannten Sohn des Verstorbenen und der höchst talentvolle Kantor
Bloch von Eichstetten, früher
Kantor in Worms und Kreuznach,
gebürtig aus Müllheim. Herr Bloch nannte den Verstorbenen seinen besten
Freund, seinen zweiten Vater, dem allein er, was er sei und besitze, zu
verdanken habe. Des Verstorbenen Sohn bemerkte unter anderem im Hinblick
auf die anerkannt seltene Menschlichkeit und Liebe, mit der der
Verstorbene seine vielen christlichen Schuldner behandelte und im Hinblick
auf die seltene Achtung und Liebe, die er in Folge dessen bei ihnen
genoss, dass dieselben in Bezug auf den verstorbenen Josef, wie die
Ägypter zu Josef sprechen: du hast uns erhalten (1. Mose 47,25); |
der
Redner forderte seine Brüder auf, ihrem Vater auch darin immer ähnlicher
zu werden. Ich darf mit allem Fug und Recht sagen, wie das ganze Leben des
nun Verblichenen eine große Heiligung des Gottesnamens war und so war
auch seine Beerdigung eine Heiligung des Gottesnamens. Der Verstorbene
stand, wie überhaupt, so auch bei den Christen in ungewöhnlicher
Achtung; in manchen Orten wurde er, ich möchte fast sagen, von den
Christen abgöttisch verehrt; herzliche Tränen werden ihm von demselben
nachgeweint. Es gab Christen, die im buchstäblichen Sinne des Wortes für
sein langes Leben beteten. Während der 7-tägigen Trauerzeit hielt der
Unterzeichnete im Trauerhause eine Trauerrede (Hesped) ab; Herr
Stiftsrabbiner Bamberger in Sulzburg, Sohn des Rabbiners in Würzburg, war
durch seinen zufälligen Aufenthalt in Würzburg verhindert, dem
Verstorbenen Worte der Anerkennung zu widmen. Wir können unseren Bericht
unter Anwendung des Wortes Jakob unser Vater - nicht ist er tot
mit der Bemerkung beschließen: unser Joseph Sohn des Jakob - nicht ist
er tot." |
Zum Tod von Esther Mayer geb. Günzburger (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Januar 1885: "Nekrolog.
Müllheim (Baden), 14. Januar (1885). Unsere Gemeinde hat einen großen,
unersetzlichen Verlust erlitten. Letzten Heiligen Schabbat – Paraschat
Schemot ist nach nur kurzem und unerheblichem Leiden im Alter von 81
Jahren sanft verschieden unsere teure Glaubensgenossin Esther geb. Günzburger
– sie ruhe in Frieden, Witwe des Vorstehers und Bezirksältesten Josef
Mayer jun. - seligen Andenkens – und Tochter des Rabbiners... David Günzburg
– das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Wie die Verewigte in
Allem das Ebenbild ihres großen Vaters war, so beruhte auch ihre ungewöhnliche
Frömmigkeit auf dem festen Grunde verständnisinniger und lebendiger Überzeugung,
weshalb auch ihr Einfluss auf ihre ganze Umgebung stets in hohem Grade
fesselnder und belebender war, und wie von Mose gilt auch von ihr... Das
Muster einer Gattin, hat sie es in seltener Weise verstanden, die würdige
Ergänzung ihres vor 13 Jahren von hinnen berufenen wackeren und frommen
Gatten – seligen Andenkens – zu bilden. Ihr Haus galt als ein solches
von ausgesuchtester Gastfreundschaft und Mildtätigkeit, und wahrhaft
patriarchalischer Ehrwürdigkeit; und wie sie ihren Gatten in seiner mehr
als 40-jähriger Praxis als Mohel (Beschneider) mit uneigennützigstem
Pflichtgefühl und nimmer rastender Berufstreue unterstützte, so war sie
auch eine würdige Genossin in dem edlen Wetteifer für alles Gute und
Gottgefällige. - Er wäre ermüdend, sich im Einzelnen über die vielen
Werke gemeinnütziger Liebe zu verbreiten, welche diese wackere Frau
zeitlebens ausübte und wohlverdient ist die seltene Liebe und Verehrung,
ist die fast sprichwörtliche Volkstümlichkeit, deren sich die Verewigte
erfreute, denn … Mit Fug und Recht klagen daher alle, alle über ihren
Verlust (hebräisch und deutsch:) 'gefallen ist die Krone unseres
Hauptes', das Muster eines
Weibes, das Ideal einer Jüdin, eine Königin an Geistes- und
Herzenstiefe. - Und vollends die Armen und Dürftigen, die Witwen und
Waisen, ohne Unterschied des Glaubens, denen ein reicher Quell werktätiger
Liebe so rasch ist versieht, sie mischen ihre Tränen mit denen der
Hinterbliebenen, wehklagend (hebräisch und deutsch), 'genommen ist uns
Ester, eine Mutter in Israel!' Ihre
Söhne und Töchter hat die selig Entschlafene im Verein mit ihrem Gatten
zu gottesfürchtigen Jehudim erzogen und mit wahrhaft kindlicher Liebe und
Verehrung blicken dieselben stets zu ihr auf wie zu einer wahren
Priesterin des Herrn. - Der Allgütige hat die Verewigte denn auch in den
letzten Wochen noch die beglückende Freude erleben lassen, einen ihrer Söhne
als Rabbiner eines der schönsten Bezirke des Heimatlandes erwählt zu
sehen, dem es nun vergönnt sein möge, im Sinne seiner frommen Mutter die
Tora groß zu machen und sie zu verherrlichen. - Entsprechend dem hohen
Ansehen, in welchem die Verblichene stand, war auch, wie nicht anders zu
erwarten, die Teilnahme an dem Leichenbegängnisse eine großartige und
erhebende, und trotz der Ungunst der Witterung erstrebte sich Alles, Jung
und Alt, Hoch und Nieder, Jude und Nichtjude, der teueren Verklärten die
letzte Ehre zu erweisen. Dem allgemeinen Schmerze über den großen
Verlust gaben teils im Sterbehause, teils auf dem Friedhof in tief
empfundene Worten Ausdruck: Seine Ehrwürden Herr Bezirksrabbiner Dreyfus
von Sulzburg, der obengedachte Sohn, Bezirksrabbiner Dr. Mayer von Bühl,
sowie der Unterzeichnete. Isak
Mayer, J.S. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Goldene Hochzeit von Aron Heimann und seiner Frau (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1901:
"Müllheim in Baden. Das Ehepaar Aron Heimann feierte
letzten Montag im Kreise seiner vielzähligen Kinder und Enkelschar in bester
Gesundheit das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Außer den vielen
Gratulationen, die von allen Seiten einliefen, erschienen auch der
Vorstand der israelitischen Gemeinde, der Vorstand des Gesangsvereins
Frohsinn, sowie bereits vollzählig die Chefre Dover tow, um dem
Jubelpaare zu gratulieren." |
Auszeichnung des Großherzogs:
Synagogenratsvorsteher Elias Heim in Müllheim erhält das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen (1910)
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 28. Januar 1910: "Karlsruhe.
Der Großherzog hat an nachbenannten Personen in ihrer Eigenschaft als Beamte
der Landessynagoge folgende Orden und Ehrenzeichen verliehen: das
Ritterkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen: dem Mitglied des
Synagogenrats, Kaufmann Josef Zimmern in
Mannheim, dem Vorsteher der
israelitischen Gemeinde, Hoflieferanten Julius Mayer in
(Baden-)Baden, den Mitgliedern der
israelitischen Gemeindevertretung Privatmann Israel Aberle und
Privatmann Wilhelm Nauen in
Mannheim; das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen: den
Synagogenratsvorstehern Isaak Lang in Altdorf, Nathan
Rothschild in Mosbach, Heinrich Weil
in Emmendingen, Elias Heim
in Müllheim und Mayer Dreyfuss
in Nonnenweier; die kleine goldene
Verdienstmedaille: den israelitischen Religionslehrern Samuel
Böttigheimer in Kehl und Alexander
Geismar in Konstanz; Die silberne
Verdienstmedaille: dem Kantor Abraham Schlössinger in
Billigheim." |
25-jähriges Amtsjubiläum des aus Müllheim stammenden Oberkantors in Metz
Moses Zivy (1914)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
24. Juli 1914: "Metz,
17. Juli (1914). Das 25-jährige Jubiläum als Oberkantor an der
Konsistorial-Synagoge zu Metz beging vor kurzem Herr Moses Zivy in
geistiger und körperlicher Frische. Herr Zivy erfreut sich in allen
Kreisen der Metzer Bürgerschaft wegen seiner lauteren
Charaktereigenschaften großer Beliebtheit, und seine zahlreichen Freunde
und Bekannten hatten den Tag dazu benutzt, um Herrn Zivy ihre Sympathien
zum Ausdruck zu bringen. Der Jubilar stammt aus Müllheim. Schon im Alter
von 18 Jahren war er Kantor in Bern, genügte dann seiner Militärpflicht
und kam nach Bischheim im Elsass, wo er bis zu seiner Übersiedelung
(1899) nach Metz lebte." |
Goldene Hochzeit von Gemeindevorsteher Elias Heim und
Mathilde geb. Diedesheimer (1919)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. Februar 1919: "Herr Elias Heim, Vorstand der
Gemeinde in Müllheim (Baden), und seine Gattin Mathilde geb.
Diedesheimer, begingen in geistiger und körperlicher Frische Dienstag,
18. Februar, das Fest ihrer Goldenen
Hochzeit." |
85. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Elias Heim (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. Juli 1926: "Müllheim
(Baden), 16. Juli (1926). Herr Elias Heim, der 35 Jahre Vorsteher der
jüdischen Gemeinde war, feierte am 16. Juli seinen 85. Geburtstag. Herr
Heim ist körperlich und geistig rüstig und frisch.
Trotz seines hohen Ansehens, das er nicht nur in Müllheim, sondern
überall, wo man ihn kennt, in jüdischen und christlichen Kreisen genießt,
lebt er sehr bescheiden und zurückgezogen, ein Mann von seltener Herzensgüte,
stets allen ein verständiger Ratgeber und der Gemeinde ein würdiger
Leiter. Er war wiederholt Abgeordneter der Synode und ist Träger des Zähringer
Löwenordens.
1918 feierten Herr Heim und seine treu besorgte Gattin im Kreis der ihn
verehrenden Familie die goldene Hochzeit. Wir wünschen ihm einen frohen
Lebensabend." |
70. Geburtstag des aus Müllheim stammenden Oberkantors Hermann
Levi (1937)
Artikel
in der "CV-Zeitung" vom 20. Mai 1937: "Oberkantor Zivi 70
Jahre. Am 19. Mai feierte Oberkantor Hermann Zivi seinen 70. Geburtstag.
Es gilt. dem vorbildlichen Kollegen, dem zielbewussten Musiker herzlichste
Glückwünsche darzubringen. Geboren am 19. Mai 1867 in Müllheim
in Baden, absolvierte Zivi das Lehrerseminar in Karlsruhe, wo er auch für
den Kantorenberuf vorbereitet wurde. Von Ober-Ingelheim
aus, seiner ersten amtlichen Wirkungsstätte als Kantor und Lehrer,
bildete er sich auf gesangstechnischem und kompositorischem Gebiete in den
Konservatorien zu Frankfurt am Main und Mainz weiter. Der Ruf seiner
Baritonstimme und seiner kantoralen Vortragskunst führte ihn 1893 nach
Düsseldorf und 1898 nach Elberfeld, wo er Jahrzehnte hindurch segensreich
wirkte. Weit darüber hinaus erwarb er sich anerkennende Würdigung durch
seine synagogalen und weltlichen Kompositionen. Er schuf einen
Freitag-Abend-Gottesdienst und einen Abend-Gottesdienst für Scholosch
regolim, in denen er die Mitwirkung der Gemeinde besonders
berücksichtigte. Neben einer stattlichen Anzahl anspruchsvollerer
Kompositionen für die Synagoge errang Zivi auch auf dem Gebiet weltlicher
Musik schöne Erfolge; hervorzuheben sind u.a. die sinfonische Dichtung
'Über Babylon und Rom' und die zur 300-Jahr-Feier der Stadt Elberfeld komponierte
Festhymne. Von Zivis umfassender literarischer Betätigung legen
zahlreiche Veröffentlichungen beredtes Zeugnis ab, die sich mit der
jüdischen Musik beschäftigen. So darf der Jubilar mit Genugtuung auf ein
gesegnetes Leben zurückblicken, reich an Arbeit und wohlverdienter
Anerkennung. Mögen Hermann Zivi noch viele Jahre in Gesundheit und
Rüstigkeit beschieden sein. E. Kirschner, München." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Eisenwarengeschäftes A. Hermann Söhne (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 17. August 1903: "Kleineisenwaren-Engros.
Suchen zu baldigem Eintritt jungen Mann mit guter Schulbildung
als Lehrling. Kost und Wohnung im Hause. Samstags und Feiertage
geschlossen.
A. Hermann Söhne, Mühlheim in Baden." |
Anzeige von Moses Meier Wolf Sohn (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. April 1904:
"Für meine Mutter, eine alleinstehende Frau, suche ich
tüchtige
Haushälterin. Mittelspersonen werden honoriert.
Moses Meier Wolf Sohn, Müllheim (Baden)." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Die Gottesdienste wurden zunächst
im jüdischen Privathaus des Paul Zivi abgehalten, der dieses Haus 1727 erworben
hatte. Das Gebäude des ersten Betsaales in der Hauptstraße 115 blieb
bis 1921 im Besitz der Familie Zivi.
Dieser erste Betsaal war nach einigen Jahren für die Bedürfnisse der inzwischen dreizehn jüdischen Familien, die 1753 in Ober- und Untermüllheim wohnten, viel zu klein geworden. Paul Zivi schlug vor, auf seinem Grundstück eine Synagoge zu errichten, was jedoch die Mehrheit der Gemeindeglieder nicht wollte. Am 6.
Dezember 1753 beantragte Jacob Meyer "auf Ansuchen und im Namen der übrigen Müllheimer
Juden" bei der markgräflichen Regierung in Karlsruhe um die Genehmigung des Neubaus einer Synagoge. Dabei ging er auch auf Paul Zivis Vorschlag ein:
"Es hat dieser etliche Mal in Krankheiten und Gefahr Gelübde getan, dass er auf seine Kosten eine öffentliche Synagoge für die Müllheimer Juden bauen
wolle". Dennoch war es der Wunsch der Mehrheit, dass "wir nunmehro weder eine Synagoge von ihm erwarten noch verlangen, sondern eine gemeinschaftliche Schule haben möchten, worinnen keiner das Eigentums-Recht praetendieren
kann".
Trotzdem erhielt Paul Zivi die von der Landesregierung erbetene Baugenehmigung, nachdem er am 18.
Januar 1754 im Beisein des Oberamtsverwesers Johann Michael Salzer und des
Sulzburger Rabbiners Isaac Kahn versprochen hatte,
"den sämtlichen jüdischen Familien den Zutritt in seine an seiner Behausung neu zu erbauende Synagoge zu
gestatten". 1754 scheint die neue Synagoge gebaut worden zu sein. Damit hatte "die Kammer des Zivi, worinnen wir die Schule gehalten", die "nur viele Beschwerlichkeiten verursachet", ausgedient. Wenig später erfährt man die Namen der ersten Vorsänger: bis 1783 war Schmaje Samuel, danach Hirschel Bickert und ab 1798 Moses Hayum an der Synagoge tätig. Dem Hirschel Bickert wurde 1796 die Entrichtung des Schutzgeldes erlassen, nachdem er sich verpflichtet hatte,
"die herrschaftlichen Speicher unentgeltlich von Mäusen zu säubern". In einem Verzeichnis von 1801 wird Hirschel Bickert, der mit Frau und drei Kindern in Müllheim lebte, beruflich als
"Mausfänger" bezeichnet.
Im Juni 1798 konnte "die hiesige Judenschaft zur Erbauung einer neuen
Synagoge" von Johannes Lang für den Kaufpreis von 1.650 Gulden dessen an der Hauptstraße gelegene
"Behausung samt Scheuer, Schopf, Kraut- und Grasgarten" erwerben. Es handelte sich um ein Grundstück zwischen den Gebäuden Hauptstraße 92 und 94, worauf allerdings erst
1814 eine neue Synagoge erstellt wurde. Dennoch war auch diese Synagoge der im 19. Jahrhundert nochmals stark gewachsenen jüdischen Gemeinde bald zu klein.
1851/52 wurde an Stelle der alten Synagoge ein stattlicher Neubau nach Plänen des Freiburger Architekten Georg Jakob Schneider errichtet. Der Bau kostete fast 12.000 Gulden. Schneider hatte soeben seinen ersten Synagogenbau in Kippenheim zum Abschluss gebracht. So wundert es nicht, dass es zwischen beiden Synagogen manche Ähnlichkeiten gab. Beide Synagogen sind vom Rundbogenstil geprägt, bei beiden öffnet sich ein mittig erhöhtes Dreifachportal in eine kleine Vorhalle. Auch die Portalinschrift aus 1. Mose 28 ist identisch
("Dies ist nichts anderes als ein Haus Gottes"). Die Fassade ist durch Wandvorlagen dreigegliedert. Charakteristisch sind ein steigender Zinnenfries sowie ein Akroterion in Form der Gebotstafeln.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Kreisleiter Grüner hatte die Aktion befohlen. Am Vormittag des 10. November kam er mit einem Zerstörungstrupp nach Müllheim. Bereits in der Nacht zuvor war er in Müllheim gewesen und hatte mit NSDAP-Mitgliedern jüdische Wohnungen und Geschäfte mit Steinen beworfen, wobei viele Fenster zu Bruch gingen. Die Synagoge wurde aufgebrochen und ihre Inneneinrichtung völlig zerstört. Auf Brand- oder Sprengsätze verzichtete man, um die benachbarten Gebäude nichtjüdischer Familien nicht zu gefährden. Die Synagoge war nach dieser Zerstörungsaktion nicht mehr zu benutzen.
Von Ende 1938 bis 1940 konnten die Gottesdienste der verbliebenen jüdischen Gemeindeglieder noch einige Zeit im jüdischen Gemeindehaus
(Hauptstraße 113) abgehalten werden. Nach der Deportation nach Gurs im Oktober 1940 endete das jüdische Gemeindeleben.
1948 fand ein Prozess wegen der Schändung der Synagoge in Müllheim vor dem Landgericht in Freiburg statt. Durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und die Beweisaufnahme der Hauptverhandlung konnten die Vorfälle am 10. November 1938 nur teilweise geklärt werden. Ungeklärt blieb, wer im einzelnen die Zerstörungen in der Synagoge vorgenommen hat. Keiner der Zeugen konnte dazu Sachdienliches aussagen, alle Angeklagten bestritten ihre Teilnahme; Beweise dafür fehlten.
Das Synagogengebäude überstand die Kriegs- und Nachkriegszeit und wurde 1968 im Einvernehmen mit dem Oberrat der Israeliten Badens
abgebrochen. Beim Abbruch wurde unter dem Toraschrein der Grundstein mit Urkunden geborgen.
Ein Gedenkstein erinnert seit 1973 am Synagogenstandort an die jüdischen Einwohner Müllheims und die Synagoge. Der Gedenkstein stellt eine Menora (siebenarmiger Leuchter) dar und trägt mit dem Friedensgruß in hebräischer Schrift
"Schalom" die Inschrift: "Dem Gedenken ihrer jüdischen Mitbürger, deren Gotteshaus an dieser Stätte stand. Die Bürger der Stadt Müllheim".
Auf dem jüdischem Friedhof sind nach dem Abbruch der Synagoge 1968 die Säulen und der Schlussstein des Toraschreines aufgestellt worden. Seit 1987 erinnert eine Gedenkstätte mit Bronzetafeln und den Namen von 46 umgekommenen Juden aus Müllheim und Badenweiler an deren Schicksal. In das Denkmal wurde die Sandsteinkrone eines Seitentürmchens der Synagoge integriert.
Im Markgräfler Wein- und Heimatmuseum Müllheim befinden sich zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde unter anderem eine Fotokopie und Übersetzung der Urkunde zur Grundsteinlegung der Synagoge 1851/52. Die Stadt Müllheim bewahrte
seitdem die Türen des Toraschreins der ehemaligen Synagoge auf. In der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart finden sich zwei Skizzen der Synagoge Müllheims von Reinhold Nägele.
Seit September 2019 sind die Türen des Toraschreins der ehemaligen
Synagoge in einer ständigen Ausstellung im Markgräfler Museum - Bereich zur
jüdischen Geschichte der Stadt - zu sehen.
Presseartikel zur
Erinnerung an die Müllheimer Synagoge 70 Jahre nach 1938 - 40 Jahre nach
ihrem Abbruch |
Foto
links: Die Müllheimer Synagoge vor ihrem Abriss 1968 - Foto:
Glaubrecht.
Artikel von Bernd Michaels in der "Badischen Zeitung" vom 22. November 2008
(Artikel)
AM RANDE
Eine Ruine, das sind laut Fremdwörterbuch Wahrig "Reste eines zerstörten Bauwerks". Das Wort leitet sich vom lateinischen "ruina" ab, das für "Einsturz, Zusammenbruch" steht. Als das Bürgermeisteramt Müllheim der Archivdirektion Stuttgart auf deren Anfrage nach dem Zustand der Synagoge am 5. August 1964 mitteilte, dass "die ehemalige Synagoge als Ruine noch vorhanden" sei, nahm es das Rathaus mit dem Begriff "Ruine" nicht sehr genau.
Gehen wir von der Annahme aus, dass wahr ist, was, jenseits aller subjektiven Einschätzung, mit der Wirklichkeit überein stimmt, muss eindeutig festgestellt werden, was auch ein Foto aus der damaligen Zeit dokumentiert: Die Müllheimer Synagoge war damals keine Ruine. Das gilt es um der historischen Wahrheit willen festzuhalten – gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Müllheimer Diskussion um die Art und Weise von Gedenken.
Beim Novemberpogrom hatten die Nazischergen zwar Kultgegenstände und Bestandteile der Inneneinrichtung zerstört und die Zehngebotstafeln vom Westgiebel herunter gestoßen. Tragende bauliche Teile wurden aber nicht in Mitleidenschaft gezogen. Zwar wurde das Gebäude, das durch die "Arisierung" jüdischen Besitzes 1941 in den Besitz der Stadt Müllheim übergegangen war, als Kriegsgefangenenlager missbraucht. Auch war das ehemalige Gotteshaus dem Verfall preisgegeben. Es wurde nichts mehr repariert. Eine Ruine war das Gebäude gleichwohl nicht.
Fakt ist, dass die Synagoge, ebenso wie der jüdische Friedhof nach dem Krieg an die israelitische Religionsgemeinschaft Südbaden restituiert (zurückgegeben) worden war. Fakt ist, dass die Stadt Müllheim mit Zustimmung des Gemeinderates (21. Februar 1949) die Synagoge für 10 000 Mark vom Oberrat der Israeliten Badens erworben hatte. Fakt ist, dass der Oberrat der Israeliten Badens in Karlsruhe der Stadt am 21. November 1961 mitteilte, dass gegen den Abbruch der entweihten Synagoge nichts einzuwenden sei. Fakt ist aber auch, dass die Stadt damals anders hätte handeln können.
Die Gemeinde Sulzburg kann sich glücklich schätzen, ihr nach dem Krieg nicht weniger marodes ehemaliges jüdisches Gotteshaus, das mit Mitteln des Landes liebevoll restauriert wurde und heute eine wichtige Begegnungsstätte ist, nicht abgerissen zu haben. Dies, obwohl auch hier der Oberrat der Israeliten Badens in Ermanglung einer religiösen Gemeinde am Ort der Meinung war, dass es mit einer Gedenktafel getan sei und einem Abriss nichts entgegenstehe. In Müllheim wurde die 1938 entweihte Synagoge dreißig Jahre später, im Sommer 1968, dem Erdboden gleich gemacht – obwohl sie keine Ruine war. |
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Fotos
Historische Fotos
Fotos um 1895
(Quelle: Ziwes s. Lit. S.36-39) |
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Außenansicht der Müllheimer
Synagoge
von 1851/52 |
Innenansicht mit Blick
zum
Toraschrein |
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Skizzen von Reinhold Nägele 1936:
(Graphische Sammlung der
Staatsgalerie Stuttgart) |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1965 vor Abbruch der Synagoge
(Quelle: außer erstes Foto: Foto-Studio Wagener,
Müllheim, Aufnahmedatum 5.6.1968) |
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Außenansicht (Quelle:
Hundsnurscher/
Taddey s.Lit. Abb.155) |
Der Eingangsbereich |
Im Inneren der
ehemaligen
Synagoge |
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Ansicht von Süden |
Blick zum früheren
Toraschrein |
Die Decke der Synagoge |
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Der Abbruch der Synagoge 1968
(Quelle: Foto-Studio Wagener,
Müllheim, 1968) |
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Aus
heutiger Sicht ist die Zerstörung der Müllheimer Synagoge eine
unbegreifliche Fehlentscheidung |
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Fotos von 1968: Gottlieb
Zeller;
erhalten über Günter Boll; beide Fotos
sind in höherer Auflösung eingestellt) |
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Der Abbruchbagger in der
ehemaligen Synagoge (Aufnahme vom 5. Juni 1968) |
Fotomontage: Ehemalige
Portalinschrift
über den Trümmern der Synagoge |
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Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Ein Parkplatz anstelle der
Synagoge |
Als Erinnerung: ein
Gedenkstein |
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Gedenkstein mit der Inschrift:
"SCHALOM
(hebr.) - Die Bürger der Stadt Müllheim -
Dem Gedenken
ihrer jüdischen Mitbürger,
deren Gotteshaus an dieser Stätte
stand." |
Säulen aus der abgebrochenen Synagoge
auf dem jüdischen Friedhof |
Ehemalige Inschrift über dem
Toraschrein
der abgebrochenen Synagoge ebd. |
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 27.10.2003) |
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Blick über das
ehemalige Synagogengrundstück |
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Der Gedenkstein
für die ehemalige Synagoge |
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Sandsteinkrone der
abgebrochenen
Synagoge auf dem jüdischen Friedhof |
Säulen aus der abgebrochenen
Synagoge ebd. |
Portalinschrift der ehemaligen
Synagoge ebd. |
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Hinweis auf einen Torazeiger im
Markgräfler Museum Müllheim
(Fotos: Markgräfler Museum; Übersetzung und Kommentierung von
Günter Boll)
Unter den Judaica im Markgräfler Museum findet sich ein schöner
Torazeiger (= Jad) aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts; er wurde
vermutlich durch den Lehrer und Kantor der früheren jüdischen Gemeinde
Offenburg - Siegfried Schnurmann - dem Museum übereignet. |
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Der Torazeiger (Jad) |
Der Schaft |
Die Hand |
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Hinweise von Günter Boll: in der
Wiedergabe des Textes links sind die Abkürzungszeichen (") und
Zahlenwertmarkierungen (') eingetragen. Die erste Zeile der Inschrift
weist den Jad als das Geschenk einer "tüchtigen Frau" an eine
der drei Synagogen aus, die es damals (1731/32) in Mannheim gab: "Spende
einer tüchtigen Frau / der Frau Blimlein ( der Gattin / unseres Lehrers
und Meisters Rabbi Koppel / Segal, aus der heiligen Gemeinde / Mannheim /
[im Jahr] 492 / nach der kleinen Zählung". Der Ehemann der
Spenderin ist der spätere Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Mannheim,
Koppel Levi (gest. 1755) von Worms, dessen Frau Blümle (gest. 1736)
vermutlich eine Tochter des Chajim ben Schlomo ha-Levi aus Worms
war. |
Die Inschrift |
Wiedergabe |
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Andernorts entdeckt -
zugleich Erinnerung
an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert
(Foto: Bernhard Kukatzki,
Aufnahme von 2013) |
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Grabstein auf dem jüdischen
Friedhof in Frankfurt, Rat-Beil-Straße: "In loving memory of
Jacob Heiman beloved husband of Betty Heiman born in Müllheim,
Baden February 29, 1830
died March 31, 1902 and für 50 years a citizen of Baltimore, Md. U.S.A." |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2010:
Schüler auf den Spuren der jüdischen Geschichte
in Müllheim |
Artikel von Barbara Schmidt in der "Badischen Zeitung" vom 30. Oktober 2010 (Artikel):
"Neuntklässler besuchen Orte jüdischen Lebens in Müllheim. Neuntklässler besuchen Orte jüdischen Lebens in Müllheim.
MÜLLHEIM. Ein ganz besonderer Stadtrundgang stand am Freitag für die Klassen 9 c und e des Markgräfler Gymnasiums in Müllheim auf dem Stundenplan. Gemeinsam mit ihrem Religionslehrer Udo Grotz suchten sie Plätze und Häuser auf, in denen einst jüdische Familien gewohnt haben. Die Schicksale dieser von den Nazis verfolgten Familien schilderten einzelne Schüler in
Kurzreferaten..." |
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September 2012:
Veranstaltungen zum
"Tag der Europäischen jüdischen Kultur" in Müllheim |
Link zum Artikel: Ein europäischer Aktionstag zum jüdischen Witz (veröffentlicht am Sa, 25. August 2012 auf badische-zeitung.de) . |
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November 2014:
Erinnerung an die Synagoge zum
Gedenken an den Novemberpogrom 1938 |
Artikel von Dorothee Philipp in der
"Badischen Zeitung" vom 8. November 2014: " Gedenken auf dem Parkplatz.
Müllheim. Die große Synagoge von Müllheim würde heute wohl nicht mehr
abgerissen werden.
MÜLLHEIM. Das Ziel des Schweigemarschs, mit dem der Markgräfler
Friedensrat am morgigen Sonntag an die ermordeten Müllheimer Juden erinnert,
ist ein Parkplatz an der mittleren Hauptstraße. Hier stand bis 1968 der
eindrucksvolle, 15 Meter hohe Bau der Synagoge. Diese hatte von 1852 bis zu
ihrer Schändung durch die Nazis 1938 der jüdischen Gemeinde als
Versammlungsort und Bethaus gedient. Heute herrscht Konsens darüber, dass
man die Synagoge nie hätte abreißen dürfen.
RESTE UND FOTOS. In einer Ecke des Parkplatzes erinnert ein 1973
errichteter Gedenkstein an das Gebäude. 'Dem Gedenken ihrer jüdischen
Mitbürger, deren Gotteshaus an dieser Stelle stand. Die Bürger der Stadt
Müllheim', heißt die Inschrift. Dass sie nicht hätte abgerissen werden
dürfen, das wurde in der jüngsten Ratssitzung deutlich, als über einen
Antrag der SPD-Fraktion beraten wurde, der sich für ein Engagement der Stadt
beim Gedenktag des 9. November stark machte. Deshalb legt auch
Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich am Sonntag gegen 18 Uhr einen Kranz
nieder. Was weiß man heute noch von der Synagoge? Es sind nur wenige Reste,
die an verschiedenen Orten in Müllheim erhalten sind, im Markgräfler Museum,
auf dem jüdischen Friedhof im Nussbaumboden und einige Sandsteinquader, die
am Gedenkstein als niedrige Mauer aufgesetzt wurden. Was die Stadt mit dem
Abbruch des Gebäudes verloren hat, zeigen zahlreiche Fotos, darunter eine
großformatige Collage des Schweizer Künstlers Walter Derungs. Diese hat die
Stadt nach einer Ausstellung im Markgräfler Museum angekauft, sie hat jetzt
im vierten Obergeschoss des Rathauses ihren Platz gefunden. Besonders
eindrucksvoll ist jedoch eine ganze Serie, die der Müllheimer Fotograf Adolf
Wagener am Tag des Abrisses am 5. Juni 1968 aufgenommen hat. Ein Bagger
steht mitten im Gotteshaus, darum herum Trümmer und Scherben: Die Zerstörung
wird vollendet.
DIE JÜDISCHE GEMEINDE. Ein Kenner der jüdischen Geschichte Müllheims,
der 2012 verstorbene Günter Boll, berichtet in seinem Aufsatz 'Jüdisches
Leben in Müllheim' (veröffentlicht in Das Markgräflerland 2/1997), dass sich
die ersten jüdischen Familien 1716 in Müllheim niederließen. 1753 gab es 13
jüdische Familien, deren Männer sich bis dahin in einem Zimmer im Haus eines
Paul Zivi zum Gottesdienst versammelten. Zivi wollte eine Synagoge bauen,
weil das Zimmer längst zu klein geworden war. 1754 erhielt er die
Baugenehmigung. Wie die einzelnen Vorgängerbauten der dann 1852 neu
errichteten großen Synagoge aussahen, geht aus den Quellen nicht hervor.
Offenbar ist aber 1814 auf einem 1798 gekauften Gelände eine neue Synagoge
entstanden. Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs die jüdische Gemeinde
stark. Sie erreichte ihren Höchststand 1864 mit 422 Personen. Die Müllheimer
Juden lebten hauptsächlich vom Vieh- und Weinhandel, später kamen
Ladengeschäfte dazu. Bald herrschte Bedarf für ein größeres Bethaus: Für 12
000 Gulden entstand 1851/52 der stattliche Neubau nach den Plänen des
Freiburger Architekten Georg Jakob Schneider. Das massive Steinhaus bezeugte
nach dem Historiker Jost Großpietsch auch den Wunsch der Juden nach
Sesshaftigkeit: 'Noch ohne dauerhaftes Ansiedlungsrecht und ohne
Gleichberechtigung, aber selbstbewusst und verwurzelt in nachbarschaftlichem
Umgang und Einvernehmen an den Orten ihres jahrhundertelangen Lebens, war
der Karlsruher Synagogenentwurf (des badischen Architekten Friedrich
Weinbrenner, Anm. d. Red.) bauliches Vorbild und auch gleichzeitig
Emanzipationsrichtung für das badische Landjudentum', schreibt Großpietsch
in einem 1994 erschienenen Aufsatz. Auf den Fotos der Müllheimer Synagoge
vor dem Pogrom ist ein reich geschmückter Sakralraum mit Thoraschrein und
Empore zu sehen, Säulen und Decke mit Ornamenten verziert, zwei mächtige
Kristall-Leuchter, die von der Decke hängen.
DIE ENTWEIHUNG. Was sich am 10. November in der Müllheimer Synagoge
zugetragen hat, beschreibt die Urteilsbegründung des Schwurgerichts am
Freiburger Landgericht vom 9. und 10. August 1948: '...Die Synagoge wurde
aufgebrochen und im Innern alles, was irgendwie dazu geeignet schien, so
Lampen, Fenster und Kultgegenstände, zerstört. Von einer Niederbrennung der
Synagoge wurde nur im Hinblick auf die damit für die Nachbarhäuser
verbundene Brandgefahr abgesehen...'. In den jüdischen Wohnungen hausten die
Nazischergen und zertrümmerten mit Äxten und anderem Werkzeug Möbel und
Hausrat, die Trümmer warfen sie aus den Fenstern. Nach dem Entsetzen des
Pogroms begannen die Verhaftungen der männlichen Juden, einige wurden wieder
entlassen, andere abtransportiert. Dass die Täter nicht vollständig zur
Rechenschaft gezogen werden konnten, bleibt bis heute bitter.
EIN GEISTERHAUS. Das Gebäude der Synagoge blieb in seinem
geschändeten Zustand ein Geisterhaus: Durch die zerbrochenen Fenster kamen
die Vögel, ihr Kot auf dem Thoraschrein ist auf Fotografien deutlich zu
sehen. Der Raum diente der Stadt, die 1941 aufgrund der Enteignungen
jüdischen Besitzes Eigentümer der Liegenschaft geworden war, als Lager für
Tische, Stühle und Gerümpel, wurde in den Kriegsjahren zeitweise sogar als
Lager für Kriegsgefangene missbraucht. Einen einzigen einsamen Bewohner
hatte die entweihte Synagoge von 1957 bis zu ihrem Abriss: Die Stadt hatte
dem jungen Künstler Bernd Völkle erlaubt, auf der ehemaligen Frauenempore
ein Atelier einzurichten, wo er seine großformatigen Kunstwerke schaffen
konnte. Von ihm stammt eine ganze Schachtel voll von Fotografien aus jener
Zeit. Einmal hatte Völkle hier – 'über das damalige Müllheimer Schweigen
hinweg' – Besuch erhalten, von einem Käufer eines seiner Bilder, einem
Müllheimer Juden, der inzwischen in Zürich wohnte. So schreibt es der
verstorbene ehemalige Leiter des Südwestfunk-Studios Freiburg, Wolfgang
Heidenreich, in einem Text zu einer Ausstellung Völkles. 1961 teilte der
Oberrat der Israeliten in Karlsruhe Müllheim mit, an dem Gebäude kein
Interesse mehr zu haben, da es als Gotteshaus entweiht sei. 1968 entschloss
sich die Stadt zum Abriss, um Parkplätze zu schaffen, eine Entscheidung, die
vom damaligen Zeitgeist mitgetragen wurde. Dazu schreibt der Redakteur
Gabriel Heim im oben zitierten Ausstellungskatalog: '...die noch junge
Bundesrepublik schaute unverwandt nach vorn, im Bestreben, die schreckliche
Vergangenheit durch eine mustergültige Zukunft vergessen zu machen. Dem
Drängen der Besinnungslosen fiel auch Völkles Atelier zum Opfer. Synagogen
wurden nicht mehr gebraucht, Parkplätze aber schon.' Dass die Synagoge trotz
der Beschädigungen alles andere als eine Ruine war, hat BZ-Redakteur Bernd
Michaelis in einem Bericht vom 22. November 2008 eindrucksvoll dargelegt.
Wolfgang Heidenreich schreibt: 'Ein Haus zum Wohnen, ein Haus zum Beten war
und ist mehr als ein Gebäude. Es war und ist ein Urbild der Bewohnbarkeit
der Erde, eine Hoffnung und ein Anrecht von Menschen unter Menschen.
Barbarei war und ist es, Häuser zu zerstören, um Menschen die Bewohnbarkeit
der Erde streitig zu machen....'. "
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November 2015:
Veranstaltungen zum Gedenken an
den Novemberpogrom 1938 |
Artikel in der "Weiler Zeitung" vom 6.
November 2015: "Müllheim Gedenken an
Müllheim. Am 9. November 1938 wurde auch in Müllheim die Synagoge
geschändet. Doch nicht nur sie. 'In Müllheim wurden an den Häusern der Juden
die Fenster eingeschlagen und zum Teil die Wohnungseinrichtungen demoliert.
Besonders mitgenommen wurde das Haus des Vorsingers, wo die Juden ihre
Zusammenkünfte hatten, seitdem die Synagoge nicht mehr benutzt wurde,' heißt
es in den 'Markgräfler Nachrichten' vom 11. November 1938. Was mit dem
Verbrennen von Büchern 1933 durch die Nationalsozialisten begonnen hatte,
endete mit dem Verbrennen ermordeter Menschen in den Vernichtungslagern der
Nazis. Allein aus Müllheim und Umgebung konnten 41 jüdische Frauen und
Männer ermittelt werden, die von den Faschisten ermordet wurden.
Mit zwei Veranstaltungen am Montag, 9. November, gedenken die Stadt Müllheim
und der Friedensrat den Opfern der Nazidiktatur.
Kranzniederlegung und Schweigemarsch. Unter dem Motto 'Zukunft
braucht Erinnerung' lädt Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich im Namen der
Stadt Müllheim zu einem gemeinsamen morgendlichen stillen Gedenken mit
Kranzniederlegung am Gedenkstein für die ehemalige jüdische Synagoge ein.
Beim 'Müllheimer Morgen gegen das Vergessen' will die Stadt mit den Bürgern
den Opfern der Naziherrschaft gedenken und ein Zeichen setzen für
Menschlichkeit, Toleranz und Offenheit in unserer Stadt. Die Veranstaltung
findet von 7 bis 7.30 Uhr am Gedenkstein für die ehemalige Müllheimer
Synagoge, Hauptstraße (Parkplatz neben Magnus-Optik), statt.
Der Friedensrat Markgräflerland veranstaltet am Montag einen Schweigemarsch
zum Gedenken an die ermordeten Juden. Treffpunkt ist um 17 Uhr an der
evangelischen Stadtkirche. Der Friedensrat wendet sich in einer Zeit, da in
Deutschland täglich Flüchtlingsunterkünfte brennen, an die Bürger, sich am
Schweigemarsch zum Gedenken an die Opfer der Pogrome von gestern und gegen
die Pogrome von heute zu beteiligen."
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September 2019:
Im Markgräfler Museum erinnert ein
neuer Bereich an die jüdische Geschichte der Stadt |
Artikel von Bianca Flier in der "Badischen Zeitung" (lokale Ausgabe) vom 3.
September 2019: "Das Leben der Müllheimer Juden. Ein neuer Bereich im
Markgräfler Museum beleuchtet die Geschichte der Juden in der Stadt.
Originalflügel des Thoraschreins der einstigen Synagoge sind ausgestellt..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 205-207. |
| Müllheim/Baden – Aus seiner Geschichte (Hg. AG für Geschichte und
Landeskunde des Markgräflerlandes). 1961. |
| "Dem Gedenken der jüdischen Gemeinde", in: Fritz Fischer/Horst
Tries: Müllheim, Stadt zwischen Wein und Reben. Freiburg 1978. S. 36. |
| Wolfgang Rülke: Zeugnisse der jüdischen Gemeinde Müllheim (Broschüre,
mschr.). |
| Rolf Schuhbauer, Nehmt dieses kleine Heimatstück – Spuren und
Leidenswege von Müllheimer und Badenweiler Juden zwischen 1933 und 1945.
1988 und 2001 (erweiterte Auflage). |
| Spuren. Katalog zur Ausstellung J. Brodwolf 1990 in Sulzburg. Mit
Beiträgen über die Deportation der Sulzburger und Müllheimer Juden am
22.10.1940 von Rolf Schuhbauer, Jost Grosspietsch und W. Heidenreich. |
| Franz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen. 1997 S.36-39.
|
| Günter Boll: Jüdisches Leben in Müllheim, in: Markgräflerland
1997 S. 84-93. |
| ders.: Der Judengalgen von Niederweier, in: Markgräflerland 1999
S. 179-181. Online
zugänglich über eingestellte pdf-Datei.
(der faksimilierte Auszug aus dem Lagerbuch des Britzinger Vogtes Peter
Kaltenbach wurde von Rolf Schuhbauer (Müllheim)
beigesteuert) |
| ders.: Jüdische Häuser "zu Obermüllheim im Grien", in: Markgräflerland
2000 S. 136-149. |
| ders.: Jüdische Hausbesitzer in Müllheim, in: Maajan -
Die Quelle Heft 94. Zürich 2010 (1. Quartalsheft). Online
zugänglich
über eingestellte pdf-Datei.
(mit einer Zusammenstellung der einschlägigen Gerichts- und
Amtsprotokolle [1718-1803] über den Erwerb von Häusern durch Müllheimer
Juden; Hinweis zur etwas längeren Download-Zeit: 6,4
MB)
Nachstehend drei unveröffentlichte Beiträge
von Günter Boll: |
| Günter Boll: Das Schächtverbot für Joseph Zivi von 1762.
Online
zugänglich über eingestellte pdf-Datei. |
| ders.: Notizen eines Müllheimer Viehhändlers (Zivi) am
Anfang des 19. Jahrhunderts. Online
zugänglich über eingestellte pdf-Datei.
(Foto links: das Notizbuch des Viehhändlers Zivi). |
| ders.: Zeitzeugnis - über den Bericht und Fotos von Fritz
Fischer zur Pogromnacht in Müllheim (1938 / 1983). Online
zugänglich über eingestellte pdf-Datei.
|
| Uwe Schellinger: Familienbande. Ein Brief von Müllheim nach
Kippenheim als Indikator für die Genealogie und Verwandtschaft von Kurt
Weill und Selma Stern. In: Das Markgräflerland. Bd. 2/2004 S. 93-113.
|
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 403-406. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Rolf Schuhbauer: Die sieben Generationen der Familie
Levi Mager in Müllheim und Badenweiler. In: Zeitschrift des
Breisgau-Geschichtsvereins "Schau-ins-Land". 133. Jahrgang 2014 S.
37-56. Erschien auch in der Zeitschrift "Maajan". Jahrbuch der
Schweizerischen Vereinigung für Jüdische Genealogie. Jg, 2016 S.
77-127. Als
pdf-Datei eingestellt |
| Inge und Rolf Schuhbauer: Erinnern an jüdische
Geschichte im 20. Jahrhundert. Vortrag zum 80. Jahrestag des Pogroms 1938 im
Markgräfler Museum Müllheim am 9.11.2018. In. Jahresheft des
Geschichtsvereins Markgräflerland 2019. |
| Ulrich Tromm: der Prozess von 1948. Blick auf den
Täterkreis des Novemberpogroms in Müllheim, die juristische Aufarbeitung und
deren gesellschaftliche Folgenlosigkeit. In. Jahresheft des
Geschichtsvereins Markgräflerland 2019. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Muellheim Baden.
Four Jewish families from Stuehlingen and
Switzerland arrived in 1716. A synagogue was built in 1754 and a religious
school was opened in 1790. The beit midrash founded in 1819 under Reform
influence provided rabbis and leaders to communities throughout Germany. A
Jewish elementary school was opened in 1828 and a new synagogue in the
Neo-Romantic style was erected in 1830. Jews fled during the revolutionary
disturbances of 1848, when their homes were attacked. They earned their
livelihoods as cattle and horse traders, wine merchants and shopkeepers. The
Jewish population reached a peak of 422 in 1864 (total 2,997). With the trend of
emigration setting in, the Jewish population fell steadily to 80 in 1933. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue, community center, and Jewish homes were
vandalized and most Jewish men were sent to the Dachau concentration camp.
Afterwards, the last Jewish businesses closed and emigration was stepped up. In
all, 51 Jews emigrated in the Nazi period, most to the United States and
Switzerland. Fourteen of those who had left for other German cities or for
subsequently occupied European cities perished in the camps, 11 of them at
Auschwitz.
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