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5. 1 Einwohner- und Häuserzahlen
Zu den Kommunikantenzahlen 1549-1756 vgl. IV 10
1555/56 nennt ein Hebezettel des Pfennigsgeldes im Tal Heimbach 81 Positionen, wobei unter den aufgeführten Personen auch der Prior von Mariawald und Auswärtige sind (LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 32–33v). 1759 werden 238 aufgeführt, wobei einige Zahlungspflichtige nicht in Heimbach wohnen (ebd. 167 fol. 176)
1585/86 gehören zum Gericht = Amt Heimbach: Heimbach (ohne Angabe der Häuser oder Feuerstellen), Hasenfeld (5 Feuerstellen), Gemünd (jülichscher Teil, 17 Feuerstellen), Malsbenden (7 Feuerstellen), Hausen (5 Häuser) (ebd. 10 fol. 212v), ab 1628 zusätzlich Mauel (ein Haus) aufgeführt (ebd. 18 fol. 1v; III 1 Gerichtsherrschaft)
1635 namentliche Nennung einer Mannschaft (wehrhafte Männer) von 188 Mann im Amt Heimbach, 1647 163 Mann (LAV NRW R JB II 4937)
1687 beim Stadtbrand 170 Häuser, Kirche und Burg zerstört (II 2 Stadtbrände)
(1690) Gericht = Amt Heimbach besteht aus: Heimbach, Hasenfeld (22 Häuser), Gemünd (29 Häuser), Malsbenden (7 Häuser), Hausen (5 Häuser), Mauel (4 Häuser), Kloster Mariawald, Düttling (2 Höfe), Wolfgarten (5 Häuser), Weidenauel (5 Häuser) und den Höfen Schwammenauel, Brementhal, Baldwin(s)hof (LAV NRW R JB III R Amt H 80 fol. 1v; 81 fol. 1v u.a.)
1730 werden in der Huldigungsliste des Amtes Heimbach aufgeführt: drei Bedienstete des Amts (Amtsverwalter, Schultheiß und Gerichtsschreiber), als Eingesessene der Stadt drei Schöffen, ein Bürgermeister und zwei Vorsteher. Die Erwähnten sind in acht Rotten gegliedert, insgesamt 172 Personen: 1. Rotte 21 Personen, davon eine Witwe; 2. Rotte 20, davon drei Witwen und zwei Frauen ohne Standesangabe; 3. Rotte 21, davon eine Witwe; 4. Rotte 19, davon zwei Witwen; 5. Rotte 23, davon eine Witwe; 6. Rotte 20, davon vier Witwen und eine Frau ohne Standesangabe; 7. Rotte 23, davon eine Witwe; 8. Rotte 25, davon sieben Witwen und ein Fellbereiter. Abwesend sind acht, die auswärts arbeiten. Bewohner der Ortschaften: Düttling drei, davon eine Witwe, Brementahl einer, Wittscheid einer, Schwammenauel einer, Vondenavel fünf, der Halffe auf dem Paulushof ist abwesend; im Jülichschen Teil von Gemünd sind 32 Personen huldigungspflichtig, darunter vier Witwen und zwei Frauen ohne Standesangabe (ebd. JB II 2427)
5. 2 Agrarwirtschaft
Wegen der Gelände- und Bodenbeschaffenheit ist Landwirtschaft in Heimbach nur eingeschränkt möglich (vgl. Tafel 1, Grundriß; vgl. insgesamt Tafel 2)
1824 berichtet die Gemeinde Heimbach der Regierung Aachen, sie besitze viele öde Grundstücke, die kaum genutzt würden. Jeder Einwohner habe eins oder mehrere dieser Grundstücke in Nutzung nehmen können gegen den neunten Teil der erzeugten Produkte als Pachtzins. Es gäbe ca. 200 solcher Grundstücke, meistens nur einige Ruten groß. Nach der Bebauung müßten die Grundstücke in der Regel längere Zeit brach liegen. - 1825 erfolgt eine teilweise Aufforstung dieser Parzellen (LAV NRW R Reg. Aachen 6138)
1846 Außer Ackerbau wird kein Hauptgewerbe in der Bürgermeisterei Heimbach betrieben (Chronik I)
Anfang 20. Jahrhundert Größter landwirtschaftlicher Betrieb der Gemarkung Heimbach ist das Kloster Mariawald mit 45 ha Ackerland und einem Viehbestand von sieben Pferden, 31 Stück Rindvieh, 24 Mastschweinen, 300 Geflügel und 50 Bienenkörben (Saupp, S. 150)
5. 2 Wald- und Forstwirtschaft
Die Forst- und Wildbanngebiete südlich und östlich Heimbachs gehörten seit dem Spätmittelalter zum jülichschen Amt Heimbach (III 1 Grund- und Gerichtsherrschaft; III 9 ). Diese großen Wälder prägten die Heimbacher Wirtschaft bis ins 20. Jahrhundert.
1394 Kermeter Wald (Kermecher Wald) (NrhUB III 997), gehört 1424 zum Schloß Heimbach (LAV NRW R JB I 1163) und 1733 zu den ertragreichsten Besitzungen des Herzogs von Jülich (ebd. JB III R Amt H 166 fol. 4)
1461 heißt es: So die naberen geyn ander narung hauen dan wasser und wald (III 1 Weistum )
1500 Die Untertanen sind beschäftigt mit urbar houltz zo hauwen und vernachlässigen deshalb die Arbeit in den Weinbergen (V 2 Weinbau; Urbarholz = Abfallholz)
1665/66 Lieferung von Holz aus dem Kermeter nach Düren und Jülich (LAV NRW R JB III R Amt H 54 fol. 32v)
5. 2 Köhlerei
1433 Nach dem Weistum der Privilegien des Tals Heimbach haben die Einwohner das Recht, im Wald Kohlen zu brennen (III 1 Weistümer; III 3 )
1507 Vom Wald Kermoit ind Kuyrtenbuschen liefern die Förster Holzkohlen und Abfallholz (LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 13v)
1550 Übereinkunft des Burggrafen von Heimbach mit den Reidemeistern von Gemünd, daß jährlich 1600 Wagen Kohlen aus dem Kermeter an das Eisenwerk zu liefern sind, der Wagen zu 10 Faß (ebd. 3 fol. 73). 1665 Klage der Reidemeister, die Kohlelieferungen reichten nicht mehr aus für den Betrieb des Eisenwerkes (ebd. JB III 2415 fol. 9f.). (1690) bezieht das Eisenwerk jährlich durchschnittlich 400 Karren Holz- und 200 Karren Faulkohlen aus dem Kermeter (RhVjbl 30, 1965, S. 312)
5. 2 Weiderechte
Im 18. Jahrhundert war etwa die Hälfte des 2000 Morgen großen Kermeterwaldes mit Holz bewachsen; daran hatten etwa 140 Häuser Rechte. Weiderechte besaßen: Heimbach für 200 Stück Hornvieh und 1000 Schafe, das Kloster Mariawald für 24 Stück Hornvieh sowie die Einwohner von Hergarten in den Heideflächen des Waldes, etwa 300 Morgen groß (Quix, S. 41). Als Entschädigung für die Weide der Kühe von Gemünd und Malsbenden im Kermeter erhielt die Burgherrschaft Heimbach 1500/01 sechs Mark drei Schilling; 1507/08 wurden etwa 2000 Schweine im Kermeter zur Waldmast ausgetrieben (LAV NRW R JB III R Amt H 1 fol. 31v, 299), 1598 1166 Schweine, 1608 60 Schweine aus den Ställen des Herzogs aus Düsseldorf herbeigeführt. Ab 1669 durften jährlich nur noch 2205 Stück Rindvieh und 505 Schweine zur Mast in den Kermeter gebracht werden (Günther, Schwammenauel, S. 16f.)
5. 2 Lohegewinnung
Seit 1564 ist Lohegewinnung nachweisbar (Günther, Territorien, S. 22). 1766/67 Verkauf von Lohe aus dem Kermeter (LAV NRW R JB III R Amt H 140 fol. 86; V 4 Mühlen). 1771 bzw. 1789 war einem Sohlleder-Fabrikanten die Lohe auf zwölf Jahre verpachtet (ebd. 150 fol. 85; 160 fol. 63). 1888 beschäftigen sich die Einwohner mit Loheschälen (Rehm, Düren–Nideggen, S. 73). Lohwirtschaft noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeugt
5. 2 Waldrechte der Einwohner
Seit 1780 kaufte der Herzog von Jülich den Berechtigten Teile ihrer Waldrechte im Kermeter ab (Quix, S. 21). 1825 ließ die Gemeinde Heimbach auf vier Morgen ihres Eigentums Eichen pflanzen (Chronik I). 1868 Ablöse der Weide-, Gräserei- und Streuberechtigung der Einwohner. Ein 1811 und 1820 ihnen zuerkanntes Recht auf Dürrholzsammeln, Stockholzroden, Bezug von Brennholz und Eichenholz zum Wiederaufbau bei Unglücksfällen sowie von 60 Stück Buchenholz für die Stuhlmacher blieb erhalten. 1872 wurden diese Rechte durch ein Abfindungskapital von 13.786 Talern ersetzt (Chronik Deuser; III 3)
5. 2 Forstverwaltung
1817/18 Oberförsterei Heimbach mit Unterförstereien in Wolfgarten, Gemünd, Paulushof und Heimbach (Topographische Beschreibung, S. 135)
1822 Einteilung und Betriebsregulierung des Forstreviers Heimbach (ca. 18.000 Morgen). Die Oberförsterei Heimbach gehört zur Forstinspektion Gemünd (LAV NRW R Reg. Aachen 8201)
1948 Waldbesitz der Gemeinde Heimbach: 139 ha, der Gemeinde Hausen im Amt Heimbach 106 ha (Kra Euskirchen SLE II 624)
1966 Stadtrat Heimbach beschließt Bildung eines Forstverbandes Hergarten–Heimbach (Ratsprotokoll)
5. 2 Weinbau
1365 Weinberge in Heimbach erwähnt (LAV NRW R Jülich Marienstift 28)
1489-1500 Weinberge bei Heimbach und Blens, Weingarten beim Kloster Mariawald; Lieferung von Wein aus Heimbach an das Kloster Mariawald (ebd. Mariawald Akt 16 fol. 20v u.ö.)
1499 nimmt der Burggraf von Heimbach mehr als elf Fuder Zehntwein ein, wovon sieben nach Hambach an den Hof des Herzogs von Jülich gehen (ebd. JB III R Amt H 1 fol. 17v). Seitdem wiederholt Weinlieferungen dorthin bezeugt, 1585/86 an den Hof nach Jülich (ebd. 10 fol. 268)
1499 und 1512 kelterhuyß erwähnt, Lage unbekannt (ebd. 1 fol. 11; 2 fol. 133, 165). 1556 ersetzt der Herr von Heimbach das alte kelterhauß in Schwerfen durch ein neues (ebd. 4 fol. 27, 98)
1500 Besichtigung der Weinberge durch Schultheiß und Schöffen. Genannt werden 24 oder 30 Morgen Weingärten, die dem Herzog von Jülich zehntpflichtig sind. Die Untertanen haben durch Waldbau und Flößerei die Weinberge vernachlässigt, weshalb in nächster Zeit niemand Holz aus dem Wald verkaufen darf, damit man sich mehr den Weinbergen widmen kann (ebd. JB I 1163 fol. 44)
1507 Güterverzeichnis der Burg Heimbach nennt zahlreiche Weingärten in und bei Heimbach (ebd. JB III R Amt H 165 fol. 2–28)
1520 ernennt der Herzog von Jülich einen wynroder für die Ämter Zülpich, Nideggen und Heimbach (ebd. Jülich 1288)
1553 Anlage neuer Weingärten am Eichelberg bei Heimbach (ebd. JB III R Amt H 20 fol. 6v). 1559 werden Weingärten in folgenden Distrikten erwähnt: Am Michelberg, hinter Michelberg, oben der Hostart, in Hostart, gegen der Heymbach (ebd. JB II 230 fol. 436–439v), 1575 Weingarten bei Habersauel (ebd. Dep. Stadt Aachen I 2 fol. 36–38), 1692/93 etliche Weingärten ahn der Lindtfelt sind vor Jahren vergänglich worden (ebd. JB III R Amt H 90 fol. 25, 76v, 77v)
1759 Die meisten Weingärten bei Heimbach liegen Im Eichelberg, weitere Lagen: Am Portzenberg, Im Haergarten, An der Kochleyen, aufm Mühlenfeld, auf Bellenbach (ebd. 167). Angebaut wird vor allem Rotwein, der in Gasthöfen in Aachen und Köln zum Verkauf kommt (E. Virmond, Geschichte d. Kr. Schleiden, 1898, S. 194)
1789/90 Erwähnung von zahlreichen ausgerotteten weingarten bei Heimbach wegen zu geringen Pachtertrags (LAV NRW R JB III R Amt H 160 fol. 59)
1795 drei Morgen Weingärten nahe der Abtei Mariawald, die teilweise dem Pastorat zu Heimbach gehören (Mariawald, S. 287), 1820 Klosterwingert bei Mariawald wird aufgegeben und in einen Hopfengarten umgewandelt (Günther, Schwammenauel, S. 15)
1839 wird noch etwas Weinbau betrieben Quix, S. 15
2004 Verein »Interessengemeinschaft Weinbau« mit begrenzter Zahl eigener Weinstöcke hält die Weinbautradition aufrecht, Anlage eines Weinlehrpfades und Produktion begrenzter Mengen Wein
5. 2 Fisch-, Krebs- und Otterfang
1342 vier Erbfischer (erffvyscher), die dem Haus Heimbach unterstellt sind, dürfen in der Rur fischen (III 1 Weistümer)
1433 und 1442 wird im Weistum Fischfang in der Rur erwähnt. Das Fischfangrecht steht dem Herzog von Jülich zu, der es vergibt. Nach dem Weistum von 1461 haben die Einwohner keine Nahrung außer wasser undt waldt (III 1 Weistümer). Besondere Vorrechte genießen die Fischer von Heimbach, denen der Fang in der Rur von der Brücke Heimbach bis in die Nähe von Monschau zusteht. Vier Erbfischer dürfen in der Rur aufwärts bis Monschau fischen, dafür müssen sie Schloß Monschau zweimal wöchentlich mit Fischen versorgen (III 1 Weistümer).
Der sogenannte „Maistrich“ war das Vorrecht, im Mai in der Rur bei Heimbach zu fischen. Dem Herzog von Jülich stand der „Maistrich“ von Heimbach bis Jülich zu (E. Zitzen, Scholle u. Strom. NF Tiere u. Forsten, 1960, S. 176)
Ende des 15. Jahrhunderts beliefern Fischer aus Heimbach das Kloster Mariawald (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 13, 26, 65v)
1499 und 1510/11 vischmeister (ebd. JB III R Amt H 1 fol. 6v; ebd. 2 fol. 27)
1507 Register van der gemeynen vischereyen zo Heimbach = detaillierte Fassung des Weistums von 1433: Wenn die Fischer in der Burgküche Monschau keine Fische abliefern können, weil sie keine gefangen haben, müssen sie eine Flasche Wein geben. Auch bei Taufe und Hochzeit haben sie in Monschau Fische abzuliefern. Der Burg Heimbach steht die Aufsicht über das Fischereiwesen zu. Dort müssen Fische an Neujahr, St. Martin und zur Kirmes abgeliefert werden (ebd. 165 fol. 139–143)
Mitte des 16. Jahrhunderts wird die Burg Schleiden regelmäßig durch Fischer aus Heimbach versorgt (Archief Arenberg, Enghien Akt D 184, 185, 189, 198; Archives Generales du Royaume Bruxelles Fonds d´Arenberg Cos. 446). Als Fische werden genannt: Eschen, Aale, Forellen, Groen fisch, Krebse und Fornen. In Heimbach kauft die Burgverwaltung Schleiden Spezialgeräte zum Fischfang, so 1557 und 1562 einen Fischhamen (= Fischhaken) (ebd. D 187, 196), 1562/63 zwei Reusen, 30 Fischkörbe und zwei Kötzen (vielleicht Behälter zum Transport gefangener Fische) (ebd. D 197)
1519 werden beim Besuch des Herzogs von Jülich 200 Krebse bereitgehalten, in Heimbach gibt es vier Krebsfänger (Günther, Territorien, S. 24)
1548 Monschauer Förster und Beamte pfänden den Fischern von Heimbach Körbe und Fanggeräte, worauf die Fischereigerechtsame des Tals Heimbach wiederhergestellt wird. Die Heimbacher Fischer dürfen ab Mitte März fischen (LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 150-153, neue Fassung des Weistums von 1433, III 1 Weistümer)
Im 16. Jahrhundert Mindestens drei Weiher für Fischzucht in Heimbach, 1585 zwei oberhalb des Tals am Heimbach, ein dritter vor dem Ort nahe der Pforte (LAV NRW R JB III R Amt H 73 fol. 158)
Seit 1551 Otterfang nachweisbar (ebd. 3 fol. 55, 58), wird nachweislich seit 1607 mit Prämien belohnt (ebd. 15–16)
18. Jahrhundert „Die Fische wurden in Salzwasser gesiedet und in grüne Blätter eingewickelt. Das ganze wurde in Weidenrinde eingebunden und erhielt dadurch einen besonderen Geschmack“ (H. Vellen, Die Rur […]. In: Eifel Jb. 1991, S. 33). Die getrockneten Fische wurden nach anderen Berichten in Birkenrinde verpackt und vor allem den Gasthöfen in Aachen und Köln zum Verkauf angeboten (E. Virmond, Geschichte d. Kr. Schleiden, 1898, S. 194)
Mitte des 19. Jahrhunderts heißt es, die Einwohner von Heimbach dürften im Sommer in der Rur kleine, wohlschmeckende Fische, Rümpgens genannt, fischen. Sie trügen sie in Büchsen von Rinde weit und breit zum Verkauf umher (J. F. Schannat/G. Bärsch, Eiflia illustrata, Bd. 3, 1. Abt., 1. Abschnitt, 1852, S. 95)
1888 Einwohner von Heimbach beschäftigen sich mit Fisch- und Krammetsvogelfang (H. Rehm, Düren–Nideggen u. d. untere Ruhrtal, 1888, S. 73)
Hopfenanbau
1718 Hopfengarten bei Heimbach (LAV NRW R Jülicher Gerichte IX 15 fol. 156v)
1820 Klosterwingert bei Mariawald wird in Hopfengarten umgewandelt (V 2 Weinbau)
19./20. Jahrhundert Anbau von Braugerste bei Vlatten und Hergarten, in den 1930er Jahren mit dem „Reichssiegerpreis für Braugerste“ ausgezeichnet (HK Schleiden, 1960, S. 53–55)
1987 Anbau von Braugerste in der Gemeinde Heimbach (H. Vellen, Heimbach. In: Jb. Kr. Düren 1987, S. S. 12), noch 2004, jedoch kein Hopfenanbau
Viehwirtschaft
1489 Kloster Mariawald zahlt Lohn für den Schweinehirten, der im Wald die Tiere hütet (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 19v; Friedländer, S. 78)
16./17. Jahrhundert Schafhaltung bezeugt (zahlreiche Belege in den Burggrafenrechnungen; Mariawald, S. 288)
5. 3 Bergbau
Die Herren von Heimbach hatten Bergrechte im ursprünglich königlichen, später kurkölnischen, dann pfälzisch-jülichschen Wildbannbezirk. Diese entstammten wahrscheinlich der Forsthoheit. Vom 15.-18. Jahrhundert hatte der Burggraf für den Herzog von Jülich die Aufsicht über den Bergbau in den Ämtern Heimbach, Nideggen und Münstereifel. Er bestellte die Berg-, Wiege- und Erzmeister (Stürtzer). Der Schwerpunkt lag im 18. Jahrhundert im Kaller Revier mit 62 Bergwerken auf Eisen und Blei (Gugat, S. 292)
Rechte des Herrn von Heimbach am Bleibergbau bei Kall und Mechernich
Nach dem Kaller Bergweistum forderte der Graf/Herzog von Jülich den Bergzehnten in der Bannmeile zwischen Kall und Jülich van wegen des huys van Heimbach. Dem Burggrafen mußten alle Berggefälle geliefert werden, obwohl der jülichsche Besitz am Bleiberg in den Ämtern Nideggen und Münstereifel lag (AHVN 129, 1936, S. 68). Dies erklärt sich vielleicht daraus, daß die Bergleute Holzrechte im Kermeter bei Heimbach beanspruchen konnten. Im Krieg mußten sie bei Schanzarbeiten und im Falle einer Belagerung dem Herrn von Heimbach helfen (W. v. Mirbach, Beiträge z. Geschichte d. Grafen v. Jülich. In: ZAGV 11, 1889, S. 121)
1494 Schultheiß und Schöffen von Heimbach besiegeln eine Urkunde über Kaller Bergfreiheit. Bei Streit am Bleiberg Kall darf das Haus Heimbach syne hant an dat guet slan (LAV NRW R Jülich 1626)
1505 fordert Herzog Wilhelm von Jülich den Burggrafen von Heimbach auf, einen Zentner Blei vom Bleiberg nach Monschau zu senden (ebd. JB III R Amt H 1 fol. 226)
1507 Vom Bleiberg bei Kall, der zum Haus Heimbach gehört, erhält der Herr von Heimbach jährlich den zwanzigsten Zentner Blei; außerdem stehen ihm die dortigen Brüchten zu (ebd. 165 fol. 14)
1517 Als Graf Johann von Manderscheid-Blankenheim bei Mechernich einen Berg öffnen will, erhebt der Jülicher Amtmann zu Heimbach Einspruch. (1650) ist der Grund am Fuße des Berges Blankenheimisch, der Zehnte steht aber Jülich und damit Heimbach zu (AHVN 151/152, 1952, S. 352)
Rechte am Bleiberg hatte wohl schon Ende des 15., sicher seit dem 16. Jahrhundert auch das Kloster Mariawald. Ende des 15. Jahrhunderts sind Bleiverkäufe des Klosters Mariawald und des Burggrafen belegt (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 3, 6v; Friedländer, S. 66, 68, 74; V 4). 1524 bezeugte der Amtmann, der Herzog von Jülich habe dem Kloster erlaubt, Zeichen in den Bleyhütten auf dem Bleiberg aufzustellen (Quix, S. 34)
Rechte des Herrn von Heimbach am Eisenwerk Gemünd
1502 Herzog Wilhelm von Jülich beauftragt den Burggrafen von Heimbach, dem Schmied Johann 30 Zentner Eisen zu beschaffen und ihm behilflich zu sein, alles zu gießen, was er herstellen müsse. Es bleibt unklar, ob die Arbeiten im Werk Gemünd oder auf Burg Heimbach durchgeführt werden. In einem weiteren Auftrag soll der Schmied up den hütten rader und anders herstellen, offenbar im Werk Gemünd (LAV NRW R JB III R Amt H 1 fol. 89, 123f.)
1504 soll der Burggraf dem Büchsenmeister behilflich sein, im Werk Gemünd Kanonenkugeln zu gießen; der Herzog von Jülich beauftragt den Burggrafen, ihm sechs oder acht Wagen Eisen nach Hambach zu senden, u.a. de ysern klotzern de zo Heimbach syn nebst einigen Wagen Eisen. Herkunft des Eisens wohl aus dem Werk Gemünd (ebd. fol. 185f., 193)
Kupfer-, Blei- und Eisenerzgruben bei Heimbach und Vlatten
96 Pingen (Schürfstellen) römischen Ursprungs wurden im Umkreis von Vlatten–Berg bei Nideggen, meist in der Nähe römischer Gutshöfe, ausgegraben, darunter Nachweis von Metallschmelz- und –röstöfen, Verhüttung von Eisen und Blei (H.v.Petrikovits, Neue Forschungen z. römerzeitlichen Besiedlung d. Nordeifel. In: Germania 34/1, 1956, S. 66-125). Im 15./16. Jahrhundert belieferten Eisenerzgruben bei Heimbach Werke des Schleidener Tales und das Werk Gemünd mit Eisenerz (Bueth, S. 17). 1488 Verkauf von Eisenstein durch das Kloster Mariawald an den Schultheißen von Zülpich, 1489 an das Werk Gemünd. Das Kloster verkaufte auch Eisen nach Luppenau bei Blens im Rurtal (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 2v, 4v, 8; Friedländer, S. 63, 71)
1499 steynen moillen im Amt Heimbach, deren genaue Lage unbekannt ist (V 2 Mühlen). Erwähnung auch 1532/33 (LAV NRW R JB III R Amt H 3 fol. 3v). Der Burggraf soll im Auftrag des Herzogs von Jülich Eisen nach Münstereifel senden, wo Kanonenkugeln gegossen werden (ebd. 1 fol. 91)
16. Jahrhundert angeblich bereits Kupfergewinnung bei Vlatten, jedoch ohne große wirtschaftliche Bedeutung (W. Günther, Die Heimbacher Burggräfeirechnungen. In: Eifel-Jb. 1956, S. 51). 1666 dort Nennung einer Flur Auf der Kupferkoulen (Schäfer, S. 267)
16. Jahrhundert Bleigruben im Herrestal zwischen Vlatten und Heimbach beliefern eine Bleischmelze bei Hausen (ebd., S. 266)
1535 Der Herzog von Jülich belehnt einige Personen mit einem neuen Bergwerk im Amt Heimbach, darunter die Amtleute von Nideggen, Heimbach, Elberfeld und Solingen sowie den Burggrafen von Heimbach. Die Lehnsleute dürfen graben nach Kupfer, Gold, Silber, Blei und Metall nach Bergmannsrecht, Lage nicht angegeben (LAV NRW R JB Lehen Gen. Lehenbuch 5 fol. 336v-338)
1583/84 erlaubt der Herr von Heimbach einem Bergbauunternehmer, daß wasser zu leitten durch roeren von den 2 puitzen bey der Haußmair biß uf das bergwerck im Kollhauwen, Lage unbekannt (ebd. JB III R Amt H 10 fol. 74v)
1584/85 Erwähnung eines Eisenerzstollens bei Düttling im Amt Heimbach (ebd. fol. 166v)
1725 Beschwerden wegen der geplanten Erbauung einer Schmelz- und Pochhütte am Vlattener Bach, weshalb der Bau ausgesetzt wird. 1728 Reinigung von Kupfererz im Vlattener Bach oberhalb des Ortes (Schäfer, S. 267)
Seit 1735 mindestens fünf Bergwerke für Blei- und Erzabbau bei Düttling (Saupp, S. 29)
1748 nach einem Bericht des Jülicher Bergvogtes Daniels hat das Vlattener Bergwerk seit 15 Jahren nicht mehr gearbeitet. Jedoch werde jetzt in der Nähe des Kupferbergwerks Gold gefunden (LAV NRW R JB III 2481; Schäfer, S. 268f.)
1755 Beschwerde über den Burggrafen von Heimbach wegen Störung bei der Erbauung des Pochwerks bei Vlatten (LAV NRW R JB III 2425, 2468, 2481; Schäfer, S. 268)
1854 vermutlich nochmals Inbetriebnahme einer Kupfergrube bei Vlatten (ebd., S. 269)
Im 20. Jahrhundert waren Schächte und Stolleneingänge alter Bergwerke vor allem westlich von Vlatten noch zu erkennen; 1952 war dort ein Schacht durch die Bergwerksgesellschaft Mechernich zugeschüttet (ebd.). Bis ins 19. Jahrhundert Eisenerzförderung in den Gruben „Adele“ und „Erzreich“ bei Brementhal am heutigen Rursee. Die Goldkuhl südlich von Hasenfeld lieferte Kupfererz. Die Goldkuhle bei Hasenfeld als alter Bergwerkschaft bezeichnet (StaH Ms Reitz S. 10; Günther, Schwammenauel, S. 18). Eisensteinlager bei Heimbach werden in der Literatur wiederholt erwähnt, Lokalisierung kaum möglich. Flurbezeichnung Am Eisensträßchen im Nordosten der alten Gemarkung Vlatten, daneben die Bezeichnung Eisenstraße für einen Abschnitt der Hohen Straße auf dem Bergrücken östlich von Heimbach bei Vlatten–Berg bei Nideggen (I 1 Schäfer, S. 232)
Bleischmelze bei Hausen
Seit 16. Jahrhundert angeblich Bleischmelze bei Hausen in Betrieb, Bleierz wurde im Herrestal bei Vlatten gewonnen (Schäfer, S. 266)
(1830) Bleihütte bei Hausen außer Betrieb (C. Bruckner, Zur Wirtschaftsgeschichte d. Regierungsbezirks Aachen, 1967, S. 86), nach anderen Berichten 1825–60 noch tätig, 1870 nicht mehr (Saupp, S. 55). Heutiger Flurname In der Schmelze am rechten Rurufer bei Hausen
Steinbrüche, Lehm- und Tongruben
16.–18. Jahrhundert Lehmgrube bei Heimbach, deren Material wohl der Ziegelherstellung dient; (1530) Leymkoulen gegen der portzen (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 152), liegt 1578 uber Rur (ebd. Dep. Sta Aachen I 2 fol. 35; BAA Urk 879), noch 1759 erwähnt (LAV NRW R JB III R Amt H 167 fol. 156)
1528 schenkt der Herzog von Jülich dem Kloster Mariawald einen Steinbruch zur Gewinnung von Leinstein under dem Antzelfoirde up der Urfft, vermutlich im Kermeterwald. Der Herzog behält sich vor, dort weiter Steine für Burg Heimbach zu brechen (BAA Urk 853; Krudewig, S. 43 Nr. 30)
(1530) werden in einem Ziegelofen Steine uff dem Bruell nahe Heimbach gebacken (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 144)
1556/57 läßt der Burggraf Steine in der Nähe von Heimbach brechen (ebd. 4 fol. 99v), 1573 Steinbruch im Kermeter, der vom Herrn von Heimbach genutzt wird (V 5)
19. Jahrhundert Einwohner von Hausen nutzen die Tonerde des Rurtales zur Herstellung steinerner Töpfe, Krüge und Dachziegel (Saupp, S. 56)
1934–37 Gemeinde Heimbach besitzt Kiesgrube (Flur Am Gericht), die Kies und Sand vor allem für den Straßenbau liefert (Kra Euskirchen SLE I 148)
1965 Städtischer Steinbruch Am Eichelberg, privater Steinbruch bei Gut Habersauel (Ratsprotokolle 1965, 1966)
5. 4 Gewerbe und Industrie
Mühlen
1499 ollichs moellen, steynen moillen (LAV NRW R JB III R Amt H 1 fol. 2, 13)
1507 je eine Öl-, Voll-, Mehl- und Steinmühle (ebd. 165 fol. 3 u.a.). 1607 liegt die Vollmühle unterhalb der Burg (ebd. 15 fol. 5v-6v)
1550 errichtet der Ölmüller oben im Tal Heimbach mit Erlaubnis des Herzogs von Jülich neben seiner Ölmühle eine Kornmühle, die keinen Zwang hat (ebd. 3 fol. 277; 15 fol. 7v)
1560 je eine Korn- und Ölmühle oberhalb des Tals Heimbach; die Mühle im Tal gehört dem Stift Nideggen-Jülich (ebd. 5 fol. 6 u.ö.)
1563 erlaubt der Herzog von Jülich dem Besitzer des Baldewinshofes, an der Urft eine Kornmühle für den Eigenbedarf anzulegen (ebd. Dep. Sta Aachen I 3 fol. 58), 1564 mullen under Schoneforth ain der Urfft (ebd. JB III R Amt H 6 fol. 6v)
1580 errichtet das Kloster Mariawald für den Eigenbedarf eine Mühle an der Bellenbach (ebd. 15 fol. 7; 20 fol. 9). Am Bellenbach östlich des Klosters Mariawald heute Flurname Der Mühlenberg (Nähe Fringssiefen). Mühle verschwunden
1585 Verkauf der Ölmühle bei der Pforte (ebd. Jülicher Gerichte IX 14 fol. 17v)
1605 erlaubt der Herzog von Jülich dem Ölmüller die Errichtung einer Lohmühle (ebd. JB III R Amt H 15 fol. 7v)
1618 Mühlen in und bei Heimbach: Mühle der Stiftsherren von Nideggen-Jülich, obere Kornmühle im dahle, dort auch Ölmühle; Vollmühle unterhalb des Schlosses, Kornmühle des Klosters Mariawald im Bellenbach und Lohmühle oberhalb der Ölmühle (ebd. 165 fol. 108, 110v–111)
1646 Ölmühle bei Brementhal (ebd. 35 fol. 60; 40 fol. 58)
1655 erlaubt der Herzog von Jülich dem Waffenschmied Mattheißen Wilhelm den Bau einer Schleifmühle neben der Vollmühle an der Rur. 1662 erhält der Waffenschmied Thonis die Erlaubnis, ein schleifradt in der Hillbach zu setzen (ebd. 46 fol. 9; 69 fol. 9; 90 fol. 12). 1709/10 verzichten die Erben auf das Wasserrecht, 1756/57 liegt die Schleifmühle wüst (ebd. 130 fol. 17)
1695 erhält das Kloster Mariawald Anteil an der Mahlmühle zu Heimbach, die Rechte werden 1704 vom Kollegiatstift Jülich redimiert (Quix, S. 40)
1733 Am Heimbach liegen im Tal Heimbach eine Ölmühle sowie zwei ober- bzw. unterhalb der Siedlung gelegene Getreidemühlen (LAV NRW R JB III R Amt H 166 fol. 2)
1783 Die Kremersche Mühle besteht seit mindestens diesem Jahr, 1933 noch in Betrieb. Heute Gasthof „Zur alten Mühle“ (Saupp, S. 69)
19. Jahrhundert Ölmühle am Green, an der Südseite der Burg, betrieben von einem Seitenarm der Rur, stand an der Stelle des heutigen Kriegerdenkmals in der Nähe des Kurparks; im 19. Jahrhundert Umstellung auf das Mahlen von Eichenrinde. Das Gebäude brannte 1903 ab (Chronik Deuser; Bueth, S. 15f.; Saupp, S. 69)
(1820) zwei Getreidemühlen (RhVjbl 30, 1965, S. 344f.)
1822 und 1837: eine Lohmühle, drei Wassermühlen (3 Mahlgänge) (LAV NRW R Reg. Aachen 365, 367)
1866 beantragt der Abt von Mariawald die Rückumwandlung der von ihm erworbenen Wollspinnerei in eine Kornmühle, 1867-69 Neubau der Kloster- oder Propstmühle (BAA Gvo Heimbach 7, I), (1872) Inbetriebnahme. 1879 stellte der Pächter dort eine aus England beschaffte Lokomobile auf, die erste Locomobile, welche im hiesigen Baukreise aufgestellt ist (LAV NRW R Reg. Aachen 4684). (1920/30) wohl endgültige Einstellung des Mühlenbetriebs. In den Gebäuden der Klostermühle arbeiteten seit 1885 verschiedene Betriebe (s.u.); seit (1995) Städtischer Bauhof
Handwerk und Gewerbe
1342 Wirte (III 3 ), 1531 Wirt (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 150), 1551 Wirtshaus (ebd. JB III R Amt H 3 fol. 69)
(1460/70) Strohdecker, Sattelmacher (ebd. Mariawald 15)
1486 Radermacher (StaK HUA 14054)
Ab 1487/89 finden sich in den Rechnungen des Klosters Mariawald Belege für Tuchherstellung in Heimbach sowie Wollverkäufe und Tuchkäufe des Klosters. 1488-95 Erwähnung zahlreicher Handwerker und sonstiger Berufsvertreter, die teilweise eindeutig aus Heimbach kommen, bei anderen ist es zu vermuten (LAV NRW R Mariawald Akt 16; vgl. Friedländer; auf Einzelbelege und Mehrfachnennungen wird hier verzichtet): axifex (Wagenbauer, Radmacher), braxator/bruwer, bubulcus (?), calcifex (Schuster), carpentator (Zimmermann, Wagenbauer), custodes porcorum in nemore (Schweinehirten im Wald, d.h. wohl im Kermeter), faber (Schmied), faber aus Düren, Köhler, Maurer, mercator (Kaufmann), mercator in Heimbach, mercator aus Schleiden, mercator aus Zülpich, molendinarius (Müller), pellifex, (Gerber), piscator (Fischer), rotificus (Radmacher) in Heimbach, sartor (Schneider), Sattelmacher, snytzer (aus Heimbach?), textor (Weber), vasificus (wohl Hersteller von Holzschüsseln), vetrificus (Glasmacher), vinitor (Winzer) (LAV NRW R Mariawald Akt 16)
Seit 1492 werden vermehrt schottelmecher (ebd. JB I 80/5), d.h. Hersteller hölzerner Schüsseln, erwähnt. So arbeitete z.B. 1499 ein Heimbacher schotteler für den Burggrafen; 1503 lieferte Johann Schottelmecher aus Heimbach dem Herzog von Jülich nach Hambach 2800 kleine und 100 größere hölzerne Schüsseln, 1505/06 ist Lenart schotteler in Heimbach bezeugt (ebd. JB III R Amt H 1 fol. 4v, 152, 201). Seit dem 16. Jahrhundert finden sich vor allem in den Burggrafenrechnungen bzw. dem Rechnungsbuch des Klosters Mariawald zahlreiche weitere Nennungen von Handwerkern. So werden beispielsweise 1507 Brauer, Faßbinder, Fischer, Krämer, Müller, Offermann (Küster), Radmacher, Sattelmacher, Schäfer, Schotteler, Schröder, Schuhmacher genannt (LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 2-28; vgl. insgesamt ebd. JB III R H 1- u. Mariawald Akt 16). Im 16. Jahrhundert werden außerdem genannt: Drechsler/Schreiner, Glasmacher, Maurer, Radmacher, Schlosser, Schmiede, Weber, Zimmermann, 1598 ein Wasenmeister (ebd. Jülicher Gerichte IX 14 fol. 144v, 145). Ein ähnliches Bild der gewerblich-handwerklichen Grundversorgung ergibt sich für das 17. und 18. Jahrhundert aus den Lagerbüchern. 1666/67 gab es einige Branntweinbrenner in Heimbach (III 2 Akzise), 1725 Färber und Löher (LAV NRW R Jülicher Gerichte IX 15 fol. 173)
(1817) Gründung einer Wollspinnerei auf dem Gelände der Klostermühle im Oberdorf Heimbach durch zwei Monschauer Tuchfabrikanten, hat 1820 zwölf Arbeiter; 1826 eine Spinnmaschine; Betrieb steht 1861 zum Verkauf, vor 1866 stillgelegt, Wiedererrichtung als Kornmühle durch das Kloster Mariawald (LAV NRW R Reg. Aachen 4573 u. 1567; RhVjbl 30, 1965, S. 344f.; Saupp, S. 67f.; V 4 Mühlen)
(1820) drei Gerbereien in Heimbach (RhVjbl 30, 1965, S. 344f.), 1826 eine Rotgerberei von geringer Bedeutung (LAV NRW R Reg. Aachen 1567), 1839 Weißgerberei (Quix, S. 15); s. die Nennungen in den Gewerbetabellen (V 4)
1837 eine Kammgarnweberei (fünf Spindeln), vier im Nebenerwerb betriebene Leinenwebstühle (LAV NRW R Reg. Aachen 367)
1885-99 Drechslerei in den Gebäuden der alten Klostermühle (s.o.)
1900 Dürener Firma errichtet in der ehemaligen Dreherei und Schreinerei Am Mühlchen (Klostermühle) eine mechanische Leinenweberei mit 79 Webstühlen und 37 Arbeitern (Chronik Deuser)
1935 Gründung einer Fabrik, die Tauchgummiwaren und ähnliche Gummiprodukte herstellt, auf dem Gelände der ehemaligen Schreinerei Am Mühlchen (Klostermühle); 1935 35 Arbeiter, 1939 ca. 100. Nach kriegsbedingter Einstellung Ende der 1940er Jahre Wiederaufnahme der Produktion, (1950) Verlegung der Firma nach Wittscheid, Ende der 1960er Jahre Einstellung des Betriebs (Kra Euskirchen SLE I 148; Bruckner, S. 354)
1953-54 Mechanische Strickerei (8-10 Beschäftigte) in den Gebäuden der Glasraffinerie in Hasenfeld (StaH A 493)
1958 größte Arbeitgeber in Heimbach: Gummiwarenfabrik mit 75, Sägewerk mit 34 und zwei Baugeschäfte mit 40 bzw. 32 Beschäftigten (StaH A 655)
1960-79 Maschinenfabrik Scheller in Gebäuden der ehemaligen Klostermühle (V 4), bis 1990 als Maschinenfabrik Wieslock weitergeführt
1997 verlegt Strickwarenfabrik aus Norddeutschland Produktion nach Hergarten (Herstellung 2004 vor allem Berufsbekleidung, Meterware, Strickbündchen)
Talsperren, Kraftwerke
1899 Gründung der Rurtalsperren GmbH, an der u.a. die Kreise Schleiden und Düren beteiligt sind (H. Vellen, Die Rur […]. In: Eifel Jb. 1991, S. 34)
1900-04 Errichtung der Urfttalsperre bei Gemünd (45,5 Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen). Dazu gehört das Kraftwerk, das in drei km Entfernung liegt und durch einen Druckstollen durch den Kermeter mit dem Staubecken in Verbindung steht. 1905 Inbetriebnahme, 1974 Modernisierung (Der Strom kommt, S. 87, 91-94, 110, 165)
1934-38 Bau der Rurtalsperre Schwammenauel. 1934 Gründung des „Wasserverbandes Schwammenauel” als Träger der Rurtalsperre mit dem Vorbecken Paulushof. Dammhöhe 56 m. Staubecken Heimbach 1935 in Betrieb genommen. (1934) gleichzeitig Bau eines Ausgleichweihers bei Heimbach mit 1,5 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen. Ab 1938 nutzt das Kraftwerk Schwammenauel das Wasser der Rurtalsperre zur Stromerzeugung. Anlagen durch Kriegseinwirkung 1944 stark beschädigt, 1946-50 Wiederaufbau, zweiter Ausbau 1955-59 (ebd., S. 117)
1955-59 Bau der Rurtalsperre, zweiter Bauabschnitt, Stauhöhe 68,50 m, Länge der Talsperre 24 km. Erhöhung des Sperrdammes bei Schwammenauel um 16 m. 1959 Einweihung der erweiterten Rurtalsperre, damals größte ihrer Art in der BRD, Inhalt 17,95 Millionen Kubikmeter (C. Bruckner, Zur Wirtschaftsgeschichte d. Regierungsbezirks Aachen, 1967, S. 47; Saupp, S. 163), Leistung 14,00 Gigawattstunden (100 Jahre Wasserwirtschaft in der Nordeifel, Düren [2001], S. 71)
1964 wird die 1899 gegründete Rurtalsperren-Gesellschaft in den Rurtalsperren-Verband überführt. Aufgabe: Unterhaltung der Wassersammelbecken und Stauanlagen (ebd., S. 22)
1977 Kraftwerk Heimbachwehr in Betrieb (ebd., S. 50)
1990 Bildung des Wasserverbandes Eifel-Rur, in dem die einzelnen Verbände der Wasserbewirtschaftung im Einzugsgebiet der Rur zusammengeführt werden. Hauptaufgaben: Regelung des Wasserabflusses, Ausgleich der Wasserführung, Unterhaltung oberirdischer Gewässer, Bereitstellung von Wasser für Trink- und Betriebsversorgung und Abwasserbeseitigung (H. Vellen, Die Rur […]. In: Eifel Jb. 1991, S. 37)
2004 Windpark bei Heimbach-Vlatten mit elf Windrädern
5. 5 Wirtschaftliche und soziale Gesamtentwicklung
Wenn im Jahre 1500 Schultheiß und Schöffen feststellen, die Einwohner von Heimbach ernährten sich von floetzen, vischen und Waldwirtschaft (V 2), so trifft das sicher auch für die Jahrhunderte zuvor zu. Viel anders sah es auch im 19. Jahrhundert nicht aus, wie Quix[1] zu entnehmen ist: „Die Einwohner, welche noch etwas Weinbau treiben, ernähren sich von Viehzucht, Loh- und Weiß-Gerberei, dem Fischfange und anderen ländlichen Beschäftigungen. Auch verfertigen sie, besonders in den Wintermonaten, aus Buchenholz kleine Stühle und Spinnräder“.
In der Waldwirtschaft spielte die Herstellung von Holzkohle im nahen Kermeter eine wichtige Rolle. Abnehmer waren die Eisenwerke in Gemünd oder im Schleidener Tal. Schließlich hat die Holzverarbeitung, dabei vor allem die Herstellung von Holzschüsseln, Trögen und Holzstühlen, schon im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine Rolle gespielt. Holzschüsseln und Holzlöffel gingen Anfang des 15. Jahrhunderts an Jülicher Burgen und nach Köln. Heimbacher Stühle wurden bis ins 20. Jahrhundert im rheinischen Raum verkauft und genossen einen guten Ruf
Die Rur und der Heimbach lieferten nicht nur Fische, sie ermöglichten auch die Anlage und den Betrieb einiger Mühlen, in denen neben Getreide auch Lohe oder Ölfrüchte bearbeitet wurden (V 4 Mühlen). Daneben waren Landwirtschaft und Ackerbau wegen der Naturgegebenheiten nur in sehr begrenztem Umfang möglich (V 2)
In Heimbach bildeten sich bereits vor 1500, wie die Rechnungen der Burggrafen und des Klosters Mariawald zeigen, verschiedene Handwerke aus: Schmied, Maurer, Zimmermann, Dachdecker, Glasmacher, Schneider, Sattelmacher, Schumacher u.a. (V 4). Sie erhielten ihre Aufträge vor allem von der Burg, aber auch von den Einwohnern des Ortes und des Umlandes. Seit dem 16. Jahrhundert sind Krämer in Heimbach nachzuweisen; das läßt den Schluß zu, daß der Burgort auch von umliegenden Siedlungen als Einkaufort genutzt wurde
Die Burg zog auch Fachkräfte und Handwerker umliegender Orte an: Schlosser, Dachdecker, Maurer kamen im 16. und 17. Jahrhundert aus dem Schleidener Tal, aber auch aus der Dürener Gegend. Eine gewisse Rolle spielte sie in der Frühen Neuzeit als Handels- und Umschlagplatz. So wurden Produkte des Gemünder Eisenwerkes oder der Bleiwerke bei Kall und Mechernich, die als Pacht geliefert werden mußten, auf der Burg zwischengelagert und dann weiterverkauft oder nach Auftrag des Hz an andere Jülicher Burgen geliefert. Dabei wurden Händler aus Düren oder Schleiden eingeschaltet, einen Fernhändler scheint es in Heimbach nicht gegeben zu haben
Kleinere Betriebe mit zwei bis drei Beschäftigten waren im 19. Jahrhundert die Regel. Es gab zwar Brennereien, Brauerei, Saftproduktion, Gerberei, Sägewerk, Drechslerei, eine größere Fabrik, die vielen hätte Arbeit geben können, entstand jedoch nicht, obwohl man sich im 19. Jahrhundert Mühe gab, Tuchfabrikation oder Holzverarbeitung in größerem Stil anzusiedeln. Die Berufsliste von 1812 nennt 30 verschiedene Berufssparten bei rund 1200 Einwohnern (V 4 Gewerbetabelle). Daneben gab es eine große Zahl von Personen, die als Tagelöhner, Arbeiter, Knechte ihre Familien ernähren mussten. Das läßt darauf schließen, daß es neben einem kleinen Kreis von besser gestellten Beamten und Handwerkern eine Vielzahl Minderbemittelter gegeben haben wird
Seit dem frühen 20. Jahrhundert. gewann der Tourismus für Heimbach an Bedeutung, nicht zuletzt durch den Bau der Talsperren. Seit 1974 ist die Stadt staatlich anerkannter Luftkurort und seit 2004 liegen große Teile der Gemarkung Heimbach im Nationalpark Eifel, während die Stadt selbst als Wohngebiet daraus ausgegliedert ist
5. 6 Maße und Gewichte
1451 Heimbacher Maß (BAA Urk 832), 1544 Abmessung von Hafer nach Heimbacher Maß (LAV NRW R JB III R Amt H 3 fol. 50r)
15./16. Jahrhundert gelten in Heimbach Dürener Maße: ein Malter = fünf Sümmer, ein Sümmer = vier Viertel, ein Viertel = vier Pinten; acht Dürener Malter Weizen oder Roggen = neun Malter Kölnisch oder Hoeffsche Maß (vgl. insgesamt Burggrafenrechnungen). 1556/58, 1588 und 1642/43 beschafft die Burgverwaltung jeweils neue Kornmaße in Düren (LAV NRW R JB III R Amt H 4 fol. 27v; 11 fol. 101; 31 fol. 31v)
17. Jahrhundert In Sinzenich südlich von Zülpich gelten Heimbacher Maß (beim Bierbrauen) und Heimbacher Gewicht (Grimm, Weisthümer II, S. 718)
1802 gilt in Mariawald Gemünder Maß: ein Malter = zehn Maß = 20 Viertel; ein Malter = 164,2621 Liter; ein Gemünder Maß wird gehäuft, ein Dürener gestrichen gemessen
Flüssigkeitsmaße
Als Weinmaß gilt das Kölner Maß, ein Fuder = 60 Ohm = 156 Viertel = 624 Maß = 2496 Pinten
Gewichte
Eisen oder (Tafel-)Blei: ein Zentner = 100 Pfund, ein Zentner blockblye = 112 Pfund (Umrechnung 1557/58, LAV NRW R JB III R Amt H 4 fol. 135)
ein Pfund = 32 Lot = 128 Quentchen (Mariawald, S. 293f.) Holzkohle: ein Dhon (Ton) = neun Hammer Faß
Eisenstein: eine Karre = zehn Tröge oder Faß oder zwölf Sümmer Dürener Maß (1650, LAV NRW R JB III R Amt H 39 fol. 82)
Lohe: eine Bürde = 65 Pfund, ein Karrig = 16 Bürden
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Neu, Peter, Rheinischer Städteatlas Heimbach. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur, Statistik, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-heimbach.-teil-5-wirtschafts--und-sozialstruktur-statistik/DE-2086/lido/5d779dbe58c053.71038220 (abgerufen am 19.08.2024)