Zu den Kapiteln
Schlagworte
4. 1 Erste Erwähnung der Kirche bzw. des Geistlichen
Ursprünglich gehörte Heimbach wohl zur Pfarre Vlatten; der Zeitpunkt der Bildung der Pfarre Heimbach ist nicht bekannt; die Burg- oder Schloßkapelle soll die erste Pfarrkirche gewesen sein (vgl. z.B. LAV NRW R JB III R Amt H 166 fol. 2v, Bericht 1733)
(1308) capella in Heimbach (Liber Valoris, S. 52f.), unklar, ob es sich um die Burgkapelle oder die spätere Pfarrkirche handelt
1476 _pastoir
_ 1489 cappelaen in Heimbach, kommt aus dem Kloster Mariawald (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 44v)
1489/90 pastoir, kirspelskirche (ebd. JB I 845)
1519 parochia, rector parrochialis ecclesie (BAA Urk 850; Krudewig, S. 43 Nr. 26f.)
4. 1 Geschichte des Kirchenbaus
4. 1 Burgkapelle
Von der 1365 erstmals erwähnten Burgkapelle ist vermutlich die Apsis des Untergeschosses erhalten; die Kapelle war wohl zweigeschossig (II 1; Redlich II 1, S. 297)
4. 1 Pfarrkirche St. Clemens
Das Alter der im 15. Jahrhundert im Tal nachweisbaren Pfarrkirche ist unbekannt. Die Herkunft der romanischen Säulenbasis des 12. Jahrhunderts, auf der der Taufstein des 18. Jahrhunderts ruht, ist ungeklärt (von der Burg?). Für den Neubau der baufälligen Kirche durfte 1476 eine Kollekte im Land abgehalten werden (Krudewig, S. 39 Nr. 4; BAA Urk 833; Quix, S. 18-20). Der Bau des späten 15. Jahrhunderts wurde beim Stadtbrand von 1687 zerstört. 1725 Weihe des Neubaus, eines einfachen Saalbaus mit dreiseitig geschlossenem Chor, dreiteiliger Westempore und Kreuzrippengewölben über flachen Wandvorlagen (HAEK Dec. Tolp. F S. 38; Dec. Tolp. D 1 fol. 34). Die einheitliche Ausstattung aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts ist erhalten. Der doppelt geschweifte Helm des Kirchturms entstand nach einem Brand von 1788 (Quix, S. 17; nach LAV NRW R Reg. Aachen 806 Brand 1790). Kriegsschäden von 1944-45 wurden bis 1955/56 behoben; 1980–83 Renovierungsarbeiten (Handbuch d. Bistums Aachen, 3. Ausg., 1994, S. 356; Dehio NRW I, 2005, S. 469f.)
4. 1 Wallfahrtskirche St. Salvator
1978-81 westlich an die alte Pfarrkirche angefügter Neubau nach Plänen von K.H. Rommé (Glasgemälde von G. Meistermann) mit dem ursprünglich aus dem Kloster Mariawald stammenden Antwerpener Schnitzaltar (1520) mit eingefügtem Vesperbild des 15. Jahrhunderts (ebd., S. 461; Handbuch d. Bistums Aachen, 3. Ausg., 1994, S. 356f.; IV 2; IV 5; IV 7)
4. 2 Patrozinium
Burgkapelle
Soll heilig Kreuz, Maria und der heiligen Anticonia geweiht gewesen sein (Quix, S. 10, dort Antinonien statt Anticonia; vgl. IV 2 Altäre)
Pfarrkirche
1730 Clemens und Joseph. Die Kirchweihe wird jährlich am Sonntag nach Mariä Geburt (8. September) gefeiert, das Patronatsfest am Fest des heiligen Papstes Clemens (23. November) (HAEK Dec. Tolp. Gen. III Nr. 9b; s. u. Kirmes- und Kirchweihtermine)
4. 2 Altäre, Vikarien
Burgkapelle
1342 Marienaltar erwähnt (REK V 849), nicht eindeutig, ob in der Pfarrkirche oder der Burgkapelle
1365 Kreuzaltar auf der Burg (LAV NRW R Jülich Marienstift 28)
1489 Altar St. Anticonnen (ebd. JB I 845 fol. 3)
(1492) Vikarie des Antoniusaltars [!] auf Schloß Heimbach hat (zeitweise) der Küster inne (Redlich I 109). Vikarie, bedient von Mönchen von Mariawald, auch 1550, 1559 und 1582 bezeugt (ebd. II 1, S. 297-299)
1518 überträgt der Pfarrer von Heimbach dem Kloster Mariawald das Benefizium des Kreuzaltars und der heiligen Jungfrauen Maria und Antonia [!] in der Burg Heimbach (Krudewig, S. 43 Nr. 28; Antonia = Anticonia)
Pfarrkirche
1342 Marienaltar erwähnt (REK V 849), nicht eindeutig, ob in der Pfarrkirche oder der Burgkapelle (s.o.)
1730 Erwähnung von drei Altären, 1732 Clemens, Joseph und Dreifaltigkeit als deren Patrone genannt (HAEK Dec. Tolp. Gen. III Nr. 9b; Dec. Tolp. descriptio F 1732 S. 38)
1739 Clemens, Maria, Benedikt (BAA Pfa Heimbach 1, 2537 fol. 1)
1756 Clemens, Maria, Bernhard (HAEK Dec. Tolp. D 2 fol. 34v)
1804 Vollmacht für den Pfarrer von Heimbach, zwei Altäre abzubrechen, um einen neuen Altar aufzustellen (Torsy, Weihehandlungen, S. 229)
1804-1952 befindet sich der aus dem Kloster Mariawald stammende Antwerpener Schnitzaltar in der Pfarrkirche (IV 5 Mariawald), heute in der Salvatorkirche (s. dort)
2004 Hochaltar Clemens; die beiden Seitenaltäre tragen Reliquienbüsten aus dem 15. Jahrhundert: links der heilige Chrysanthus und Daria, rechts die heilige Agnes und Thekla (Dehio NRW I, 2005, S. 460f.)
Klosterkirche Mariawald
1481 Weihe von zwei Altären in der Klosterkapelle: 1. Maria, Katharina, Barbara, Dorothea und Clara, 2. Hubertus, Antonius, Franziskus und Bernhard (Krudewig, S. 40, Nr. 5)
(1498) Altäre genannt, wohl des Klosters Mariawald: Malachias, Bartholomäus, Mauritius, Thomas (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 3v, 12, 21, 28)
1511/13 Weihe von zwölf Altären in der Klosterkirche: 1. Hochaltar: Dreifaltigkeit, Kreuz, Dreikönige, Maria, Benedikt, Brigitta; 2. Marienaltar: Maria, Katharina, Barbara, Dorothea, Clara, Elisabeth (= Antwerpener Schnitzaltar), 3. Altar hinter dem Marienaltar: Johannes Baptist, alle Patriarchen und Propheten, Michael, alle Engel und Erzengel sowie alle Heiligen; 4. Bernhardsaltar: Bernhard, Hubertus, Franziskus, Antonius und alle Bekenner; 5. Altar vor dem Chor: alle Apostel und Evangelisten, Maria Magdalena, Martha, Lazarus und alle heiligen Schüler des Herrn; 6. Altar neben der Tür für die Laienbrüder: heiliger Kirchenlehrer Gregor, Hieronymus, Ambrosius, Augustinus, Chrysostomus, die heiligen Bekenner Martin, Nikolaus, Maternus, Servatius, Malachias, Edmundus, Petrus und Wilhelmus, Alexius, Ägidius, Ropertus, Onufridus, Rochus und alle Bekenner; 7. Altar daneben: Anna, Maria Cleopha, Maria Salome, Joachim, Joseph, Job, die heiligen Makkabäer; 8. Altar daneben: Stephan, Sebastian, Laurentius, Vinzenz, Thomas von Canterbury, Clemens, Erasmus, Georg, Cornelius, Quirin und unschuldige Kinder; 9. letzter Altar auf dieser Seite: Dionysius, Mauritius, Cyriacus, Gereon, maurische Märtyrer; 10. Altar bei der Kanzel: Agnes, Agatha, Apollonia, Margaretha, Cäcilia, Lucia, Brigida, drei Jungfrauen Fides, Spes und Caritas, 11.000 Jungfrauen; 11. folgender Altar auf dieser Seite: Dreifaltigkeit, Kreuz, Lanze und Dornenkrone, Helena, Silvester und Christophorus; 12. Altar auf der Empore: Kreuz, vier Marschälle Cornelius, Quirinus, Hubertus und Antonius (Goerke, S. 26f.; Bericht v. 1715 nennt 11 Altäre, LAV NRW R Mariawald Akt 14 fol. 1; zur Aufstellung der Altäre vgl. Ch. Schaden, Die Antwerpener Schnitzaltäre im ehem. Dekanat Zülpich, 2000, S. 89)
1513 Dreifaltigkeit, Beatae Mariae Virginis, Bernhard, Altarssakrament (IV 5)
1518 Altar Beatae Mariae Virginis im Kloster Mariawald = Antwerpener Schnitzaltar (Quix, S. 32; s. auch zu 1511/13, Marienaltar), (1540) als unser leeve frauwe Elter in Mariawald bezeugt (LAV NRW R Mariawald Akt 16), 1804-1952 in der Pfarrkirche, heute in der Salvatorkirche (zum Schnitzaltar vgl. Schaden, Schnitzaltäre, S. 79-94)
1715 erneute Weihe von zwölf Altären nach innerem Ausbau der Kirche (Goerke, S. 26), 1795 12 hölzerne Altäre (Mariawald, S. 72)
Kirmes- und Kirchweihtermine
1512/13 ohne Termin Kirmes erwähnt (LAV NRW R JB III R Amt H 2 fol. 130)
1952 14.–16. September Kirchweihe in Heimbach (HK Schleiden 1952, S. 20)
1956 Patronatsfest am Fest des heiligen Clemens (23. November), Kirmes 9.–11. September (HK Schleiden 1956, S. 25, 28)
2004 Kirmes am Sonntag nach dem 9. September
4. 3 Patronat
Bis 1519/21 lag das Patronatsrecht der Pfarrkirche beim Grafen/Herzog von Jülich
1519/21 Inkorporation der Kirche in das Kloster Mariawald. Der Prior bestellt einen Weltpriester oder einen Konventualen als Pfarrer (LAV NRW R JB I 845 fol. 15; Mariawald 18; BAA Urk 851, 852, 862; Krudewig, S. 43 Nr. 29; Redlich II 1, S. 296). 1750 Bestätigung der Inkorporation (BAA Pfa Heimbach 2, 2538)
4. 3 Zehnt
1125/26 schenkt Erzbischof Friedrich von Köln den Zehnten in Heimbach der Abtei Siegburg; dieser Zehnt kommt später an Vogt Theoderich, der dagegen Land in Zülpich eintauscht (Or verdächtig, REK II 393; NrhUB I 341). Zehnte zumindest zeitweise im Besitz der Propstei Zülpich, einer Tochterniederlassung von Siegburg. Unklar, ob auf Heimbach zu beziehen (I 3; Bericht in Urk v. 1140, UB Siegburg I 50; REK II 393)
1507 Zehntrechte des Herrn von Heimbach: Heuzehnt, ausgenommen, was der Pastor hat, Weinzehnt, Feldzehnt sowie der Zyndersdaille tzeynde aus Ländereien bei Hausen, Buschzehnt, Zehnt vom Wild- oder Heideland (LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 13v, 24, 25v, 26, 27, 58 = dort Bezirk des Zindertaeler Zehnten beschrieben), 1557 als großer oder wilder Zehnt bezeichnet mit Umschreibung des Zehntbezirks, in dessen Mitte die Burg Heimbach liegt (ebd. 166 fol. 17–19). 1556 und 1759 weitgehend identische Umschreibungen des Zehntbezirks. Von einem Teilbezirk haben der Herr von Heimbach und die Kapelle zu Hausen je die Hälfte, von einem anderen die Kapelle Hausen ein Viertel. Teile des Zehnten stehen dem Pastor von Heimbach zu (ebd. 165 fol. 55–57; 167 fol. 21-23)
1555/56 Buschzehnte aus Hergarten, Düttling, Wolfgarten und von Balmans Hof gehören der Burg Heimbach (ebd. 165 fol. 91–96). Umschreibung des Buschzehntbezirks 1732/33 und 1759 (ebd. 166 fol. 19v; 167 fol. 23v–24, 26)
1544 Der Pfarrer von Heimbach muß auf dem Wedemhof oder anderswo je einen Stier, Eber, Widder und Ziegenbock halten. Dafür hat er den Kleinen Zehnten (ebd. Dep. Sta Aachen I 3 fol. 35v)
4. 4 Pfarrbezirk
(1730) gehören zur Pfarre Heimbach Hasenfeld, Gemünd zum Teil, Mauel, Malsbenden, Hausen, Wolfgarten und Weidenauel (HAEK Dec. Tolp. Gen. III Nr. 9b; Dec. Tolp. F Descriptio 1732 S. 38)
1817/18 Pfarre = Bürgermeisterei Heimbach, mit Ausnahme von Blens und Hausen = Pfarre Hausen (Top.-stat. Uebersicht 1820)
1826 Weidenauel aus der Pfarre Heimbach aus- und in die Pfarre Rurberg eingegliedert (BAA Gvo Heimbach 1, I; Gvo Pfa Rurberg 1 e, I)
1852 Die Ortsteile der Bürgermeisterei Heimbach gehören zu drei verschiedenen Pfarren: zur Pfarre Heimbach Hasenfeld, Brementhal, Habersauel, Morsauel, Schwammenauel, Wittscheid, Heimbach, Fringssiefen und Mariawald, zur Pfarre Hausen neben Hausen Blens, zur Pfarre Rurberg die Höfe bzw. Weiler Paulushof und Weidenau (Der Regierungsbezirk Aachen […] 1852)
1962 Zur Pfarre Heimbach gehören neben Heimbach Hasenfeld (Kapelle St. Johannes Nepomuk), Kraftwerk, Langerscheid, Blockhaus Mariawald, Forsthaus Mariawald, Schwammenauel, Steinbach, Weide, Weimert und Wittscheid
1992 Zur Pfarre Heimbach gehören neben Heimbach Habersauel, Hasenfeld, Kraftwerk, Haus Kermeter, Buschfelder Hof, Schwammenauel, Steinbachtal, Weide, Weimert und Wittscheid (Handbuch d. Bistums Aachen, 3. Ausg., 1992, S. 355-357)
2004 Der Pfarrer von Heimbach betreut in Personalunion die Filiale Hasenfeld und die Pfarren Vlatten, Hergarten (mit Filiale Düttling) und Hausen (mit Filiale Blens)
4. 4 Filialen
1582 Außer der Vikarie auf dem Schloß hat die Pfarre Heimbach keine Kapellen, Vikarien oder Offizien (Redlich II 1, S. 299; s. o. Burgkapelle)
1739 Oratorium in Hasenfeld (BAA Pfa Heimbach 1, 2537s), 1751 Bau einer Kapelle, 1754 Weihe; dreiachsiger, einfacher Backsteinbau (KD Kr. Schleiden, S. 185; HAEK Dec. Tolp. D 2 fol. 35v). Nach Kriegszerstörung 1952 größerer Neubau (Handbuch d. Bistums Aachen, 3. Ausg., 1994, S. 357)
4.4 Bistums- und Dekanatszugehörigkeit
Erzbistum Köln, Archidiakonat des Propstes des Bonner Cassiusstifts, Dekanat Zülpich; 1802 Bistum Aachen, 1825/27 Erzbistum Köln, Dekanat Gemünd; 1930 Bistum Aachen, Dekanat Gemünd, 1973 Region Düren, Dekanat Heimbach–Nideggen
4. 5 Klöster
Mariawald
(1470) stellte ein Heimbacher Bürger eine aus Köln stammende Pietà im Kermeterwald südlich Heimbach auf. Daneben entstand eine Einsiedelei; 1479/80 Bau einer hölzernen Kirche (Bruderschaftsbuch im PfaH; Bau 1477 lt. Quix, S. 22, Gründungsbericht v. 1523). 1480 schenkte der Pfarrer von Heimbach die Kapelle dem Zisterzienserkloster Bottenbroich. Der Orden verpflichtete sich zur Errichtung eines Klosters; 1481 Weihe der Marien-Kapelle (Krudewig, S. 40 Nr. 5; IV 2), 1486 Gründung eines Priorats mit sechs Patres und sieben Brüdern, 1487 als nemus beatae mariae virginis bezeichnet (Bruderschaftsbuch im PfaH in Heimbach; AHVN 26, 1874, S. 374), 1489 als Marienwaldt op Berschet (Krudewig, S. 40 Nr. 7) und später als Maria vom Walde, St. Marienwald, Mariaewald auf dem Kermeter, Mariae up dem Rorwater und ähnlich bezeichnet. 1487 Inkorporation in den Zisterzienserorden. 1489 erteilte Herzog Wilhelm von Jülich die Erlaubnis zur Errichtung des Klosters (ebd.; N. Reinartz, Beziehungen d. Jülichschen Herzoghauses zum Kloster Mariawald. In: AHVN 121, 1932, S. 135f.; 129, 1936, S. 51-78), 1497 päpstliche Genehmigung (Krudewig, S. 41 Nr. 10). 1506 verzichtete der Pfarrer von Heimbach auf die Pfarrechte über das Kloster und erhielt dafür eine Mark Silber jährlich (Quix, S. 28f.). 1513 Weihe der neuen Klosterkirche (Notiz 1715, LAV NRW R Mariawald Akt 14 fol. 1; nach Goerke, S. 26, Weihe 1511; zum Patrozinium und den Altären vgl. IV 2). 1518 Irrungen zwischen dem Kloster Mariawald und dem Pfarrer wegen der Opfergaben im Kloster, die durch Wallfahrten stark gestiegen waren, worauf der Pfarrer jährlich sechs Rader Albus Entschädigung erhielt (Quix, S. 33). 1519/21 Inkorporation der Pfarre in das Kloster (HSTAD Mariawald 18; BAA Urk 852; Quix, S. 59-64; Krudewig, S. 43 Nr. 29; IV 3). 1610 wird das Kloster als arm bezeichnet, mit nur wenig und schlechtem Landbesitz (HSTAD Mariawald Akt 15 fol. 5v; Mariawald, S. 75). 1795 Säkularisation; bei der endgültigen Aufhebung 1802 bestand der Konvent aus Prior und sechs Religiosen; zum Kloster gehörten 62 Morgen drei Viertel Ackerland, Graswuchs und Weingärten. Ein Gerber aus Heimbach kaufte die Gebäude, die in der Folge wechselnde Besitzer hatten. 1804 gelangte das Gnadenbild in die Pfarrkirche. 1824 Beginn des Abbruchs der Kirche (zur Ansicht der Klosteranlage um 1725 vgl. Tafel 3, Abb. 6). 1861 übernahmen Zisterzienser von der strengen Observanz, Trappisten aus Oelenberg/Elsaß, die Klosteranlage, die der Orden zuvor gekauft hatte. 1875 Auflösung des Klosters im Kulturkampf, 1887 Rückkehr der Patres, 1891 Weihe der auf den Fundamenten des spätgotischen Vorgängerbaus errichteten Klosterkirche (Architekt F.A. Cremer). 1909 Erhebung des Priorats zur Abtei, 1941 Auflösung durch die Nationalsozialisten, 1945 Neubeginn (soweit nicht anders angegeben, vgl. insgesamt Goerke und Mariawald). Der Ende des 15. Jahrhunderts angelegte und im 18. Jahrhundert überformte Klosterbezirk ist im Wesentlichen erhalten, im 19. Jahrhundert Erneuerung des westlichen und nördlichen Kreuzgangs (Dehio NRW I, S. 462)
Missionshaus St. Michael
1914 erhält das Erzbistum Köln das Kurhotel „Schönblick“ mit der Auflage geschenkt, es der Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist (Spiritaner, Knechtsteden) als Erholungsheim für Missionare zu übertragen, dient 1919-20 diesem Zweck (BAA Gvo Heimbach 13 b, I)
1920–39 Ausbildungsstätte für Novizen der Spiritaner (Saupp, S. 107–111; BAA Gvo Heimbach 13 b, I)
1941–44 Nutzung durch Vinzenzschwestern vom Kloster St. Gereon in Köln als Waisenhaus, 1946-67 erneut Noviziat der Spiritaner (Saupp, S. 112, 114f.)
1965 Verlegung des Missionshauses nach Hasenfeld geplant. Umgestaltung des Gebäudes in Heimbach zum Jugendhaus St. Michael unter der Leitung der Spiritaner als Begegnungsstätte für Einkehr- und Besinnungstage von Schulklassen und Jugendgruppen. 1984 Schließung, seit 1989 Nutzung als „Zentrum der Künste“ (Ratsprotokoll; Saupp, S. 115f.)
Cellitinnen
1914 Genehmigung zur Gründung einer Niederlassung der Kölner Cellitinnen zur heiligen Maria in Heimbach, die ambulante Krankenpflege, eine Kleinkinderverwahrschule und eine Unterkunft für Altersschwache betreiben wollen (BAA Gvo Heimbach 13 c, I). Wohl nicht realisiert
4. 6 Hospitäler und Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker
1488 Im Kloster Mariawald wird bei Krankheiten ein Arzt aus Köln zu Rate gezogen; 1489 und 1491 bezieht das Kloster Arznei aus einer Kölner Apotheke (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 1, 15, 36; Friedländer, S. 81)
1799 Chirurg (Feldscher) in Heimbach (V 4 Gewerbetabelle)
1806 Hebamme in Heimbach (HSTAD Roerdep. 2117)
1904 Niederlassung eines Arztes in Heimbach (Chronik Deuser)
1951 Errichtung einer Apotheke (Ratsprotokoll)
2005 drei Ärzte, eine Zahnärztin, eine Apotheke
4. 6 Armenwesen
1529Armenstiftung des Heimbacher Amtmanns in der Fastenzeit für sieben Arme im Kloster Mariawald; Stiftungsfonds: 600 Goldgulden (Quix, S. 34)
1557 läßt der Burggraf durch den Pastor zu Heimbach Getreide unter die Armen des Amtes Heimbach verteilen (LAV NRW R JB III R Amt H 4 fol. 14v, 16, 18v)
1559 Clemensbruderschaft sammelt viermal im Jahr Spenden für Arme (III 7)
1730 Die von den Provisoren verteilten Einkünfte für die Armen kommen aus einem Kapital von 2000 Talern (HAEK Dec. Tolp. Gen. III Nr. 9b)
1739 In Heimbach gibt es Armenstiftungen, den magister pauperum bestellen Pfarrer, Burggraf und Schöffen (BAA Pfa Heimbach 1, 2537)
1754 Einnahmen an Armenrenten in Heimbach betragen jährlich 50 imperiales (HAEK Dec. Tolp. D 2 fol. 88, 36v), Lagerbuch der Armenrenten 1762 (BAA Hs 700, 7132)
1823 Neue Armenordnung in Heimbach: Das bis dahin bestehende Central-Wohltätigkeitsamt wird aufgelöst und eine Armenverwaltungskommission gegründet, bestehend aus Pfarrer, Bürgermeister und je ein Mitglied aus Heimbach und Hausen (Chronik I)
1885 Stiftung eines Armenfonds (BAA Gvo Heimbach 7, I)
4. 7 Wallfahrten
Ein (1470) im Kermeterwald errichtetes Gnadenbild, das aus Köln stammte und bei dem das Kloster Mariawald gegründet wurde (IV 5), wurde bald danach Ziel von Wallfahrten. So mußten 1493 zwei Bürger aus Heimbach Sühne-Wallfahrten u.a. nach Mariawald unternehmen; (1500) fand jeden Samstag eine Wallfahrt der Pfarre Heimbach zum Gnadenbild auf dem Kermeter statt (LAV NRW R JB I 1163 fol. 5). Im 17. Jahrhundert gelobten zahlreiche Pfarren jährliche Wallfahrten nach Mariawald in der Oktav Mariä Heimsuchung (2. Juli). 1730–1813 erwähnt das Bruderschaftsbuch 306 Orte, aus denen regelmäßig Wallfahrer kamen, mit rund 7150 Mitgliedern einer Bruderschaft (III 7; Bruderschaftsbuch im PfaH). Nach dem Bericht des Pfarrers (1760/70) über den wachsenden Pilgerstrom kamen jährlich etwa 25.000 Pilger, allein während der Hauptwallfahrtszeit im Juli mehr als 13.000 (HSTAD Mariawald Akt 1 fol. 1). 1804 wurde das Gnadenbild in die Pfarrkirche Heimbach übertragen.
Ende des 19. Jahrhunderts lebte die Wallfahrt wieder auf; so kamen (1886) jährlich 36 Prozessionen, vor allem zu Mariä Himmelfahrt (15. August) und Mariä Geburt (8. September) (BAA Gvo Heimbach 8, I). 1956 wurde das Gnadenbild in der neuen Wallfahrtskapelle aufgestellt, seit 1981 in der Salvatorkirche (Handbuch d. Bistums Aachen, 3. Ausg., 1994, S. 356; IV 1). Kamen 1980 etwa 40 Fußprozessionen nach Heimbach, deren größte 400 Pilger zählte (Einzugsgebiet: Pfarren Wollersheim, Embken, Vlatten und Zülpich-Hoven, Jb. Kr. Düren 1980, S. 20), waren es zum Zeitpunkt des 200jährigen Jubiläums 2004 70–80 Gruppen, davon etwa 60 in der Hauptoktavzeit, vor allem aus Eschweiler, Stolberg, Zülpich, Jülich, dem Südkreis Düren und der Nordeifel (200 Jahre Wallfahrt, S. 77)
Sonstige Prozessionen und Wallfahrten
1730 Erwähnung von zwei jährlichen Prozessionen in der Pfarre Heimbach: am Tag nach Pfingsten und am Fronleichnamsfest (HAEK Dec. Tolp. Gen. III 9b)
Seit 1784 (spätestens) regelmäßige Wallfahrten aus der Pfarre Heimbach nach Kevelaer, bis mindestens 1924, heute Einzelpilger; 1784-1839 fast immer am 20. August, bis 1885 zwischen 20. und 27. August, 1886 14. August, danach zweite Septemberhälfte (P. Dohms [u.a.], Die Wallfahrt nach Kevelaer z. Gnadenbild d. "Trösterin d. Betrübten", 1992, S. 127)
4. 8 Juden, Synagoge, Friedhof, Privilegierung
(1349) Nach dem Deutzer Memorbuch Judenverfolgung in Heimbach (Germania Judaica II 1, S. 350; Haverkamp, Juden, S. 154)
1733 Jude klagt gegen Heimbacher Bürger vor dem Gericht Heimbach. Der Wohnort des Juden wird nicht genannt; desgleichen 1739 (LAV NRW R Jülicher Gerichte IX 8 fol. 61–63; 9 fol. 109v)
1742 werden im Amt Heimbach zwei Judenkinder geboren, ein Jude stirbt, Wohnort unbekannt (ebd. JB III R Amt H 120 fol. 31)
1767 keine Juden im Amt Heimbach (ebd. JB III Hofkammer 743 fol. 146f.)
Ab 1885 in den Gemeindeverzeichnissen Juden in Heimbach gezählt (IV 10)
1936 stirbt die letzte Jüdin aus Heimbach, Beerdigung auf dem Judenfriedhof Gemünd Zu den jüdischen Einwohnerzahlen vgl. IV 10
4. 9 Einführung der Reformation, Evangelische Gemeinde
Ende 1530er Jahre soll täuferischer Prediger Toenis von Hastenrath in Heimbach und Umgebung gewirkt haben (Günther, S. 20)
1531 Eine aus Wollseifen stammende Frau als Wiedertäuferin bezeugt (H. Blaß, Ein Apostel d. Täufer missioniert in der nordwestl. Eifel. In: Jb. Kr. Euskirchen 1975, S. 70). 1550 heißt es, sie sei bekehrt gewesen, aber rückfällig geworden, noch 1559 in den Quellen genannt (Redlich II 1, S. 297f.)
(1610) Einführung der Reformation im Amt Heimbach durch den Geistlichen D. Gregorius Rotarius nach seiner Ausweisung aus Gemünd und Dreiborn; Religionsausübung noch 1628 (H. Müller, Zur Erinnerung an d. 300jährige Jubiläum d. evangelischen Gemeinde Gemünd [Eifel], 1909, S. 24)
1622 zwei Schöffen des Gerichts im Tal Heimbach tendieren zur reformierten Religion (H. Schoeller [Hg.], Beiträge z. Geschichte d. Familie Schoeller, 1910, S. 116; A.V. Schoeller, Geschichte d. Familie Schoeller, 1894, S. 175 Nr. 14)
1623 verbietet der Burggraf von Heimbach die Ausübung der reformierten Lehre im zum Amt Heimbach gehörenden jülichschen Teil von Gemünd, damit wohl auch in Heimbach (J.O. Müller, Aus d. Eifelbergen, 1887, S. 190)
1638 sieben Wiedertäufer im Amt Heimbach namentlich erwähnt, davon einer in Hasenfeld (LAV NRW R JB II 254 fol. 4)
1647 Der Pfarrer berichtet, bis 1624 sei nur ein Geuse in der Pfarre Heimbach gewesen und im Tal Heimbach keinmahl exercitium adversus religionis gehalten worden. Angeblich lebten jedoch in der Pfarre „widerspenstige“ Religionsgenossen (HAEK Dec. Tolp. Ortsakte H 1). Die Reformierten haben seit 1624 in Gemünd das exercitium gehalten, Taufen und Eheschließungen jedoch zu Heimbach (HSTAD JB III R Amt H 46 fol. 26)
1657/58 wird den Widdertauffern im Amt Heimbach bei Verlust des vierten Teils ihrer Güter befohlen, aus dem Land Jülich zu weichen (ebd.)
Nach 1669 residiert zeitweise ein reformierter Pfarrer in Heimbach und Dalbenden (J.O. Müller, Aus d. Eifelbergen, 1887, S. 203)
1730 und 1732 gibt es in der Pfarre einige Lutheraner und Calvinisten, die ihr exercitium in Gemünd und anderswo haben (HAEK Dec. Tolp. Gen. III 9b, Dec. Tolp. F 1732 S. 38). Bis ins 20. Jahrhundert gehören die evangelischen Einwohner von Heimbach zur Evangelischen Gemeinde Gemünd
1915 Evangelischer Gottesdienst in Privathäusern; ab 1947 an vier Feiertagen evangelischer Gottesdienst in Heimbach
1985/86 Errichtung eines evangelischen Gemeindezentrums mit Kirche, Altentagesstätte und Jugendfreizeitzentrum (Jb. Kr. Düren 1987, S. 134)
4. 10 Konfessionszahlen
4. 11 Schulen und Bildungseinrichtungen
(1492) Der Offermann (Küster) in Heimbach hat Schüler (Redlich I, S. 97f.)
1559 Schule mit acht oder neun Schülern erwähnt; der Küster ist zugleich Lehrer und Gerichtsschreiber; kein Schulhaus. Von dem früheren Lehrer heißt es, er habe eine zemliche schoel gehalten, diese aber wegen geringer Einnahmen verlassen (Redlich II 1, S. 299)
1577 Das Tal Heimbach kauft als Küsterhaus und Schule ein Gebäude uf dem Dick bei der Kirche (BAA Urk 868; III 6). 1649 Schulhaus erwähnt (LAV NRW R Jülicher Gerichte IX 15 fol. 9), 1739 non adest aedificium proprium pro schola (BAA Pfa Heimbach 1, 2537 fol. 2v)
1582 und 1595 Schulmeister in Heimbach (Redlich II 1, S. 300; HSTAD Jülicher Gerichte IX 14 fol. 109)
1730 Der primissarius (Frühmessner) ist verpflichtet, Schule zu halten (HAEK Dec. Tolp. Gen. III 9b), 1754 wird die Schule vom Küster bedient (ebd. Dec. Tolp. Ortsakte H 2)
1756 Lehrer in Heimbach, angestellt durch die Gemeinde, kein Schulhaus. Der Pfarrer hat die Schulaufsicht (ebd. Dec. Tolp. D 2 fol. 37)
1800 Das Schulhaus wird von der Gemeinde unterhalten (HSTAD Roerdep. 2165 fol. 195), 1838 kein Schulhaus, Ankauf eines Hauses und 1839 Ausbau als Schulhaus (Chronik I)
1876 klagt die Gemeinde Heimbach über geringe Einnahmen und schwache Steuerkraft. Etwa 50% der laufenden Ausgaben dienen Schulzwecken ohne Unterhaltskosten für Gebäude und Utensilien (LHAK 403/10609 S. 260–264)
1884 Einweihung einer neuen Schule mit zwei Klassen am Burgberg, 1889 Erweiterung von drei auf vier Klassen (Rhein. Provinzial-Handbuch I, 1884, S. 107; Schulchronik, S. 12f., 18)
1910 wird die Schule in Heimbach durch Errichtung der Schule in Hasenfeld entlastet (Chronik Deuser)
1936/37 Neubau einer Volksschule am Eichelberg, (1950) nach Kriegszerstörung Wiederaufbau, bis 1990 als Grund- und Hauptschule genutzt, Gebäude heute Wasser-Info-Zentrum Eifel (StaH A 340, 762; Saupp, S. 90)
1968 Neuordnung des Schulwesens in NRW: Grundschule in Vlatten, Hauptschule in Heimbach (Saupp, S. 21)
1980 Übergabe der neuen achtklassigen, zweizügigen Grundschule der Stadt Heimbach als Ersatz für die Grundschulen in Vlatten und Hasenfeld (Jb. Kr. Düren 1982, S. 143), Hauptschule in Nideggen
4. 11 Fortbildungsschule, Berufsschule, Musikschule
1885 Einrichtung einer Drechsler- und Schreinerschule als Fortbildungsschule im alten Schulhaus (Schulchronik, S. 17; Chronik Deuser)
[zweite Hälfte 19. Jahrhundert] Einrichtung des Heimbacher Lehr- und Haushaltungspensionats im Gebäude der ehemaligen Heimbacher Oberförsterei , gegründet und geleitet von den Töchtern des letzten Oberförsters. Das Pensionat besteht einige Jahrzehnte (Bueth, S. 18); noch heute als Trautheim oder Trautheim-Schule bekannt. Lage: Hengebachstraße, heute Sparkasse
1911 Eröffnung einer Fortbildungsschule unter Leitung des Hauptlehrers (Chronik Deuser)
1973 Eröffnung einer Musikschule, später Zusammenschluß mit Musikschulen Nideggen und Zülpich. Die Musikschule geht auf in der Musikschule der Stadt Düren
4. 11 Sonstige Bildungseinrichtungen
Bücherei
1927 besteht in Heimbach ein Borromäusverein (BAA Gvo Heimbach 1, I)
Kultur-Stiftung
1997 wird die gemeinnützige Karl H. Krischer Stiftung errichtet zum Zweck der Förderung von Kunst, Kultur, Erziehung und Geschichte. Die Stiftung unterhält das Wasser-Info Zentrum Eifel in Heimbach
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Neu, Peter, Rheinischer Städteatlas Heimbach. Teil 4: Kirche, Schule, Kultur und Gesundheitswesen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-heimbach.-teil-4-kirche-schule-kultur-und-gesundheitswesen/DE-2086/lido/5d779d7b0312c9.21691401 (abgerufen am 19.08.2024)