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Friedhöfe in der Region"
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Bamberg
Die jüdischen Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Bamberg (interner
Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
Der mittelalterliche jüdische Friedhof befand sich "außerhalb des
Sandtores auf der linken Seite" bzw. "hinter dem Haus des Häfners
Johann Köth in der unteren Sandstraße 29". Der Friedhof wurde vermutlich
im 14. Jahrhundert angelegt und 1407 erweitert. Zwischen 1960 und 1965 fanden
sich bei Umbauarbeiten im Haus Sandstraße 29 alte Grabsteine, die umgedreht als
Bodenplatten dienten. Diese Grabsteine wurden auf dem jetzigen jüdischen
Friedhof aufgestellt. 1478 wurden die Juden Bambergs ausgewiesen. Der Friedhof
wurde abgeräumt.
Im 16. Jahrhundert wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Bambergs in Zeckendorf,
im 18./19. Jahrhundert (bis 1851) in Walsdorf
beigesetzt.
Erst am 19. Oktober 1851 konnte in Bamberg wiederum mit der ersten
Beisetzung von Is. Kolb ein neuer Friedhof eingeweiht werden. Die
Weiherede hielt der damalige Rabbiner Samson Wolf Rosenfeld. Das Tahara-Haus
wurde 1890 erbaut. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg von der Stadt an die Firma
Bosch vermietet, die es als Metalllager verwendete. Nach 1945 kam das Gebäude
wieder in den Besitz der jüdischen Gemeinde Bamberg und wurde von 1993 bis 1997
renoviert. Es steht unter Denkmalschutz. Auf dem Friedhof sind insgesamt etwa
1.100 Gräber vorhanden. In der Trauerhalle des Friedhofs
befindet sich inzwischen eine ständige Ausstellung
des Stadtarchivs Bamberg zum Thema "Juden in Bamberg", Die
Ausstellung zeigt jüdisches Leben in Bamberg bis 1938 unter verschiedenen
Aspekten.
Die Anlage eines weiteren Friedhofes ist geplant. Ein weiteres Grabfeld
soll an der Verlängerung Gundelsheimer Straße / Ecke Coburger Straße angelegt
werden. Diese soll durch ein Tor in der Mauer am bestehenden jüdischen Friedhof
über den christlichen Hauptfriedhof erreichbar sein.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt innerhalb des
städtischen Friedhofes an der Hallstadter Straße.
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Lage des jüdischen Friedhofes
auf dem Stadtplan Bamberg: links anklicken und
über das
Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu
"Friedhof, israel." |
Link zu den Google-Maps
(der Pfeil markiert die Lage des jüdischen Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Foto 1. Fotozeile Jürgen Hanke, Kronach; ab 2. Fotozeile: Fotos
Hahn, Aufnahmedatum
11.4.2007; weitere Fotos in der Website von Stefan Haas
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-bayern/)
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Eingangsbereich zum Friedhof
mit Friedhofshalle / Taharahaus |
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Friedhofshalle und Wohnung
des
Friedhofwärters |
Hinweistafel
am Eingang |
Gebet beim Betreten des
Friedhofes:
"Ata gibbor leOlam Adonai..." |
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Blick vom Friedhof
zur
Friedhofshalle |
Grabsteine aus den
1870er-Jahren (der
rechte Stein für Babette Süß (gest. 1871) |
Kunstvoll gearbeiteter
Grabstein |
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Links Grabstein für Babette
Hellmann
(1828-1885), zweiter Stein von rechts
für Jette Rosen
(1833-1884) |
Links: Grabstein für
Carl
Emanuel Dessauer
(1844-1908) |
Grabstein für Emil Wassermann
(geb. 1842
in Wallerstein, gest. 1911 in Berlin)
mit Akrostichon Eliah Bar
Schmuel |
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Grabstein für
Adolf Koburger mit der Inschrift: "Er war ein treuer Anhänger des
Stammes,
dem er entsprossen. Liebte treu des Volk und warm die Heimat, in
welcher er aufgewachsen
und lebte. Er war ein treuer Jude und ein guter
Deutscher. Arbeitete für das Volk und die
Menschheit, für Freiheit und
Aufklärung. Weil er ein Jude, weil ein Mensch er war!"
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Charakteristische
Grabsteinreihe
der 1890er-Jahre, die beiden Steine
von rechts für Samuel
Goldmann
(gest. 1892) und Abraham Lipp
(1815-1892, 2. von rechts) |
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Liegender Stein für Hannchen
Uhlfelder
geb. Meyer (1816-1902) |
Teilansicht mit
Blick zur
Stadt |
Im Vordergrund drei
Kindergrabsteine
(Symbol der abgebrochenen Säulen) |
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Grabsteine für (von links)
Josefine Putzel
geb. Lust (1839-1903), Hanna Fleischmann
(gest. 1903;
dahinter Amalie Kronacher
geb. Silbermann, 1821-1901) und Hanna
Stern geb.
Weiler (1821-1904) |
Im Eingangsbereich Grabstätte
der
Familie Wassermann |
Teilansicht des
Friedhofes |
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Auffallende Grabmale für
Gefallene des
Ersten Weltkrieges: links für Fritz Ehrlich,
rechts für
Gottfried Kronacher |
Grabsteine für Gefallene des
Ersten Weltkrieges |
Grabstein für den
"Königlichen Kommerzienrat"
Max E. Gutmann (1866-1931) |
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In der Mitte Grabstein für
Lina Silbermann
geb. Steinheimer (1872-1936) und
William Silbermann
(1864-1938) |
Grabsteine aus den
1930er-Jahren |
Grabstein für Semi (Schmuel)
Hausmann
aus Schesslitz (1891-1940) |
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Aufeinandergeschichtete
Grabsteineinfassungen |
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Grabstein für Josef
Wiesenfelder
(1870-1936) mit Gedenkinschriften
für Jeanette Wiesenfelder
geb.
Laubheimer und Martin Wiesenfelder
(beide gest. 1943 im KZ) |
Denkmal mit der Aufschrift:
"Die Schwerter
des Feindes haben ein Ende, die Städte hast
du
umgekehrt, der Herr aber bleibt ewiglich.
Den Opfern der Jahre von
1933-1945 die
Israelitische Kultusgemeinde Bamberg" |
Neuere Gräber mit
Blick zur
Friedhofshalle |
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Neuere Gräber |
Grabstein für Chriss Fiebig
(1942-2004),
engagiert im christlich-jüdischen Gespräch |
Neuere Gräber
(2006/2007) |
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Presseberichte zum jüdischen Friedhof
September 2014:
Biotop auf dem jüdischen Friedhof - Neuanlage
eines Friedhofes |
Artikel von Marion Krüger Hundrup in der
"Allgemeinen" vom September 2014: "BAMBERG. Biotop auf dem Friedhof.
Die Gemeinde will das Gräberfeld erweitern und es naturnah anlegen.
An der Siechenstraße 102 neben dem Städtischen Hauptfriedhof an der Hallstadter Straße wurde lange Zeit gebaut. Störung der Friedhofsruhe? Keinesfalls, denn hier wurden archäologische Grabungen durchgeführt. Die Störung kann auch pietätvoll sein. Vor allem dann, wenn es sich um einen jüdischen Friedhof handelt. Schließlich heißt ein solcher Ort im Hebräischen
'Bet HaChajim' – 'Haus des Lebens'. Diese Bezeichnung weist auf die Auferstehungs- und Lebenshoffnung hin.
'Einmal beerdigt, immer beerdigt, bis der Maschiach kommt', umschreibt Arieh Rudolph die Besonderheit jüdischer Friedhöfe, auf Ewigkeit angelegt zu sein. Die Gräber werden nicht aufgelassen oder neu belegt, sind überzeitlich unantastbar und bieten eine dauerhafte Heimat für die Verstorbenen.
Rudolph, Kantor und Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, weiß also, wie sensibel notwendige Arbeiten auf dem jüdischen Friedhof verlaufen müssen. So ist er dankbar, dass eine regional ansässige Gartenbaufirma jetzt wochenlang mit der gebotenen Rücksicht und Umsicht zugange war.
'Ertüchtigung des Gräberfeldes' fasst Rudolph zusammen, was auch den Stadtarchäologen Stefan Pfaffenberger und den städtischen Umweltreferenten Jürgen Gerdes auf den Plan rief.
VERDACHTSFLÄCHE Pfaffenberger sah in dem jüdischen Friedhof eine 'potenzielle Verdachtsfläche': Er vermutete dort Urnengräberfelder aus der Spätbronzezeit (1200–800 v.d.Z.), wie sie bereits auf dem angrenzenden Hauptfriedhof entdeckt worden sind.
'Wir haben aber hier nichts dergleichen gefunden', erklärt der Archäologe. Dafür konnten bei den Untersuchungen die Fundamentgräben der ersten Taharahalle nachgewiesen werden, die bei der Anlage des Friedhofes 1851 erbaut worden war und später abgerissen wurde. Die noch heute bestehende Taharahalle stammt aus dem Jahr 1885.
Für Pfaffenberger sind die entdeckten Fundamentgräben allerdings 'nur' eine Bestätigung alter Pläne des Friedhofsamtes, auf denen das alte Leichenhaus in der südöstlichen Ecke des Friedhofes eingezeichnet war. Diese beiden, je etwa zehn Meter langen und einen Meter tiefen Gräben wurden unter einem in Jahrzehnten aufgehäuften Erdhügel ausfindig gemacht, der Anlass für die Grabung und teilweise Neugestaltung des Friedhofes war.
'Wir wollten wissen, was es mit der Geländeerhebung auf sich hat', erklärt Rudolph. Er sei davon ausgegangen, dass sich möglicherweise Reste der früheren Halle darunter verbergen könnten.
FRAGMENTE Als dieser Erdhügel nun behutsam abgetragen wurde, kamen Sandsteinbruch, Putz- und Mörtelbrocken sowie neuzeitliche Hinterlassenschaften zum Vorschein, aber auch Fragmente von alten Grabsteinen.
'Die durften wir nicht einfach entsorgen, denn was einmal auf dem jüdischen Friedhof eingebracht wurde, darf den Friedhof nicht mehr verlassen', erklärt Rudolph.
So kam die Idee auf, genau an der eindeutig lokalisierten Stelle der einstigen Taharahalle eine
'Gedächtnispyramide' zu errichten. Die Bruchstücke der Grabsteine sind nun aufgeschichtet, von frisch gesätem Rasen umgeben und laden dazu ein, innezuhalten und der Vorfahren zu gedenken.
'Es ist eine Erinnerungsstätte für die vielen Gemeindemitglieder, die ihre Verstorbenen fern der Heimat begraben wissen, oder die um die Bamberger Holocaust-Opfer trauern', erläutert Rudolph. Es werde noch eine Tafel mit einem erklärenden Text und vielleicht eine Parkbank
'zur inneren Einkehr beim Betrachten der Steine' aufgestellt.
GLATTHAFER Doch nicht nur die Gedächtnispyramide und die Gräber der Verstorbenen der vergangenen Jahre laden zum Nachdenken und Schauen ein. Denn in der historischen Abteilung des jüdischen Friedhofs gibt es eine ökologische Sensation zu bestaunen: eine Salbei-Glatthafer-Wiese, wie sie sonst nur in freier Landschaft vorkommt.
'Eine ähnlich wertvolle Ausprägung innerhalb des engeren Stadtgebietes von Bamberg habe ich bisher nirgendwo beobachtet', betont Umweltreferent
Gerdes. Erst ein 'Umdenken in Bezug auf ein neues ökologisches Pflegekonzept, mit möglichst wenig Maschineneinsatz einen Magerrasen zu kultivieren', habe diese Wiese so zum Vorschein gebracht, sagt Rudolph. Sonst sei regelmäßig rigoros gemäht worden. Doch die Natur habe sich schließlich durchgesetzt. Durch das ökologische Pflegekonzept auf dem Friedhof werde auf Empfehlung des Umweltdezernenten die Wiese
'erhalten und naturnah gepflegt', also nur noch zweimal pro Jahr gemäht. Das Heu werde nach dem Abtrocknen und der Aussamung entfernt, um den Nährstoffgehalt im Boden niedrig zu halten und somit zu verhindern, dass sich sogenannte Pionierpflanzen wie Löwenzahn und Hahnenfuß einstellen.
ERWEITERUNG Und noch ein neues Projekt will die Israelitische Kultusgemeinde angehen: nämlich ein weiteres Grabfeld an der Verlängerung Gundelsheimer Straße/ Ecke Coburger Straße. Es soll also eine komplett neue Fläche erschlossen werden, die durch ein Tor in der Mauer am bestehenden jüdischen Friedhof über den christlichen Hauptfriedhof erreichbar sein soll.
Zwar sei durch die aktuellen Arbeiten auch Platz für 110 neue Gräber geschaffen worden.
'Doch wir haben viele Gemeindemitglieder, die älter als 80 Jahre sind, und müssen Beerdigungen nach unserem religiösen Brauch sicherstellen', sagt der Gemeindevorsitzende vorausschauend. Eine würdige Bestattung und die dauerhafte Ruhe der Toten zählten seit biblischen Zeiten zu den selbstverständlich gewordenen Geboten des menschlichen Zusammenlebens."
Link
zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. |
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Herbert Loebl: Die Juden in Bamberg. Die Jahrzehnte vor dem Holocaust (Buchvorstellung). |
| Norbert
Haas: Gestorben in Bamberg - Bestattet zu Walsdorf. Ein Beitrag zur
Geschichte der jüdischen Gemeinde Bamberg. 1809-1851. Beiträge zur
fränkischen Familienforschung Bd. 10. 1994. |
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