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Beilstein (VG
Cochem-Land, Kreis
Cochem-Zell)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Beilstein bestand eine jüdische
Gemeinde zunächst im Mittelalter. Ritter Johann von Braunshorn,
Hofmeister Heinrichs VII. und Herr der Burg Beilstein, erhielt 1309 von
dem König das Recht, am Fuße seiner Burg einen befestigten Ort zu errichten
und dort zehn Juden (beziehungsweise jüdische Familien) anzusiedeln. Es könnte
sich um Überlebende der Verfolgungen von 1287 im Bereich des Mittelrheins (Oberwesel,
Bacharach usw.) gehandelt haben. Die
jüdischen Familien beteiligten sich in Beilstein beim Aufbau der Stadt
("Judenviertel") und der Stadtbefestigung. Die entstehende Gemeinde wurde vermutlich bei
der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 zerstört. Ein Überlebender war
der nach Italien geflüchtete Isaak HaLewi von Beilstein, Verfasser einer Pijjut
(Dichtung für den gottesdienstlichen Gebrauch), die sich in Gebetbüchern nach
den Riten von Avignon, Rom und der Romagna erhalten hatte.
Seit Ende des 14. Jahrhunderts (1390) lebten wieder Juden in der Stadt.
Auch im 15./16. Jahrhundert werden Juden in Beilstein genannt. Vermutlich
konnten sich in der Stadt jüdische Personen / Familien hier niederlassen, die
von der allgemeinen Austreibung aus dem Erzbistum Trier 1418 beziehungsweise den
Austreibungsedikten von 1563 und 1570 betroffen waren.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es bis zu acht jüdische
Familien am Ort (1780/81 genannt).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1808 47, 1816 73 (etwa 30 % der Gesamteinwohnerschaft), 1840 79
(26,5 % von insgesamt 299 Einwohnern), 1858 76 (27,8 % von 281), 1895 39 (von
220).
1857 werden die folgenden steuerpflichtigen jüdischen Einwohner von
Beilstein genannt: Benjamin Simon (Weinhändler), Moses Hirsch (Weinhändler),
Samuel Lipmann (Wirt), Simon Simon (Krämer), Moses Elias (Weinhändler), Samuel
Elias (Trödler), Isaak Marx (Händler), Jacob Koppel (Trödler), Jacob Simon
(Weinhändler), Salomon Koppel (Händler), Daniel Hirsch (Händler), Jacob Levi
(Trödler), Salomon Marx (Trödler).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (im Synagogengebäude), ein rituelles Bad (vermutlich im Keller der Synagoge) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer (Kultusbeamter) angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe die Ausschreibung der
Stelle unten von 1863). Von 1863 bis zu seinem Tod 1904 war - 40 Jahre lang -
Jacob Levy Kultusbeamter der Gemeinde, zu der Anfang des 20. Jahrhunderts nur
noch wenige Familien gehörten.
Als Gemeindevorsteher werden genannt: um 1904 Jacob Elias.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Siegfried Stern
(geb. 22.6.1894 in Beilstein, vor 1914 in Nordhausen wohnhaft, gef.
9.10.1917).
1925 lebten noch sieben jüdische Personen in Beilstein (von 203
Einwohner). Die meisten Familien waren inzwischen in andere Orte verzogen, u.a.
nach Cochem, Trier, Koblenz usw. Unter anderem war die Familie Hirsch 1918 aus
Beilstein verzogen; sie hatte bis dahin eine koschere Metzgerei in der unteren
Bachstraße betrieben. Der letzte Gemeindevorsteher und Weingartenbesitzer Sigmund Lipmann
ist 1932 gestorben. Die letzte jüdische Familie in der Stadt (Familie Koppel:
Karl Koppel war Inhaber eines Kolonialwarengeschäftes) ist 1939 von Beilstein
nach Köln verzogen. Von dort wurden sie im Sommer 1942 in das Ghetto Theresienstadt
deportiert, später in einem KZ bei Minsk ermordet.
Von den in Beilstein geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Martha Anger geb. Stern
(1898), Alma Bomstein geb. Levi (1900), Lina Juhl geb. Hirsch (1875), Berthold
Koppel (1895), Karl Koppel (1871, später wohnhaft in Köln), Karl Koppel (1891,
später wohnhaft in Bingen), Mathilde Koppel (1874), Theresias Koppel geb.
Geisel (1881), Eduard Levi (1898), Rosa
Levy geb. Elias (1870), Irma Marx geb. Koppel (1898), Ida Simon geb. Elias
(1877), Hermann Stern (1896), Helene Strauß geb. Simon (1858), Berta Wolff geb.
Elias (1866).
Hinweis / Link: Liste
bei beilstein-stadtfuehrung.de über die Schicksale der Beilsteiner Juden,
erstellt nach Angaben bei A. Schleindl s.Lit. S. 135 von Rainer Vitz,
Beilstein.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1863 / 1867
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. August 1863:
"Die israelitische Gemeinde zu Beilstein an der Mosel, sucht
von jetzt ab einen Lehrer, Vorbeter und Schächter, das jährliche
Einkommen beträgt von 170 bis 200 Thaler, nachdem die Leistungen des
Mannes sind, außer freier Wohnung. Nähere Auskunft bei Vorsteher Simon
daselbst." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juli 1867:
"Die israelitische Gemeinde zu Beilstein a.d. Mosel sucht vom
Monate September dieses Jahres an, einen Religionslehrer, Kantor und
Schächter. Der jährliche Gehalt ist circa 200 Thaler und freie Wohnung.
Näheres bei Vorsteher Simon daselbst zu
erfragen." |
Zum Tod des Kultusbeamten Jacob
Levy (1904)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 11. Februar 1904: "Aufruf!
Vor zwei Monaten starb in Beilstein an der Mosel der dort 40 Jahre, bis zu
seinem Tode, im Amt gewesene Kultusbeamte Jakob Levy und hinterließ
seine Frau mit noch vier kleinen Kindern von 3 - 13 Jahren in der bittersten
Note. Die Frau selbst ist sehr leidend und kann daher das Notdürftigste für
sich und die Kleinen nicht verdienen. Auch die Gemeinde, die nur noch einige
Mitglieder zählt, ist außerstande die Familie zu ernähren. Wir bitten daher
alle Bekannte und Freunde, Wohlhabende und wohltätige Glaubensgenossen
helfet, dass wir der Frau eine Existenz gründen können, vielleicht ein
kleines Hausgeschäft, damit sie sich und ihre Kinder ernähren kann. Der
Allgütige, der Vater der Witwen und Waisen, lohnet eure edle Tat. Gaben zur
Weiterbeförderung nehmen gerne entgegen:
Lehrer Mannheimer, Rabbiner Dr. Weingarten,
Dr. med. Lippmann,
Cochem an der Mosel
Ems
Wiesbaden.
Alb. Abraham, Vorsteher der Synagogengemeinde,
Bruttig an der Mosel.
Jakob Elias, Vorsteher der Synagogen Gemeinde, Beilstein an der
Mosel." |
Beschreibungen der jüdischen Gemeinde in einem Moselführer von
1836 und 1930 im "Israelitischen Familienblatt"
(Quelle für 1836: A. Schleindl s.Lit. S. 133)
"Zu Beilstein haust eine zahlreiche
wohlhabende Judenschaft, die starken Verkehr mit Wein, Früchten, Vieh
usw. treibt. Sie bringt reges Leben in den Handel der Umgegend und gilt
überhaupt als rechtlich und ehrlich. Mit den übrigen Bewohnern lebt
dieselbe auf friedlich-verträglichem Fuße, teilnehmend bei Krankheiten
und anderem Missgeschick. Die Weinwirtschaft des Israeliten Lipmann am
Markt wird auch von Christen häufig besucht; bei anständigem Lokal ist
die Bedienung höflich und billig." |
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Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 8. Mai 1930: "Beilstein,
rechts, auf dem Moselhöhenweg von Treis aus in 3 Stunden zu erreichen, 250
Einwohner, drei jüdische Seelen. Noch vollständig mittelalterliches Nest am
Fuß der Burg Beilstein. Alte Gemeinde. Schon 1390 ist Beilstein Stadt, hat
seinen Markt und seine kaiserlichen Schutzjuden. Die Burgherren von
Winneberg und das Karmeliterkloster nehmen während aller Verfolgungen Juden
auf und schützen sie; so auch für 1418 bei der allgemeinen Austreibung aus
dem Erzbistum Trier. 1530 löst sich Philipp von Winneberg mit Hilfe seiner
Juden aus drückender Pfandherrschaft. Die bischöflichen Austreibungsdelikte
1563 und 1570 werden ebenfalls nicht ausgeführt. 1780/81 wohnen dort acht
Hausväter, die für Ablösung des Nachtwächterdienstes je einen Reichstaler
jährlich Sondersteuer zahlen. 1830 schreibt ein Moselführer sehr
interessant: 'Zu Beilstein haust eine zahlreiche wohlhabende Judenschaft,
die starken Verkehr mit Wein, Früchten, Vieh usw. treibt. Sie bringt reges
Leben in den Handel der Umgegend und gilt überhaupt als rechtlich und
ehrlich. Mit den übrigen Bewohnern lebt dieselbe auf friedlich-verträglichem
Fuße, teilnehmend bei Krankheiten und anderem Missgeschick. Die
Weinwirtschaft des Israeliten Lipmann am Markte wird auch von Christen
häufig besucht; bei anständigen Lokal ist die Bedienung höflich und billig.'
- Diese schöne Gemeinde ist leider dahin und mit ihr das rege geschäftliche
Leben, das einst in Beilstein war. Die Weinwirtschaft Lipmann in der
ehemaligen fürstlich-metternichschen Hofkellerei blüht zwar noch im Besitz
eines Sprosses der alten Familie und ist erfüllt mit kostbaren antiken
Gräberfunden aus der Umgegend und wertvollen Gemälden; aber sonst wohnt dort
nur noch ein altes jüdisches Ehepaar. Die etwa 100 Jahre alte Synagoge
ist verlassen und verwahrlost; der Friedhof aber, Zentralfriedhof für
Bruttig,
Mesenich, Senheim,
Ediger,
Bremm, wo überall einige jüdische Familien wohnen, ist sauber
eingefriedet und gepflegt. Hoch oben am Fuße der Burg gelegen, bietet er
eine der schönsten Aussichten über Moselfluss und Moselberge. Die ältesten
Gräber, an den wenngleich eingesunkenen Hügeln kenntlich, tragen und trugen
wohl keine Steine; der älteste zeigt die Jahreszahl 1819."
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Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge in Beilstein dürfte sich bereits im Mittelalter
an der Stelle des noch erhaltenen Synagogengebäudes in der Weinstraße 13
(ehemaliges Judenviertel) befunden haben. Teile des erhaltenen Gebäudes könnten auch aus mittelalterlichen Zeiten
stammen ("im Kern wohl mittelalterliche Bausubstanz"). Die Formensprache des
bestehenden Gebäudes verweist jedoch insgesamt in das 18./19.
Jahrhundert.
Die Synagoge wurde auch von den in der Umgebung lebenden jüdischen
Personen / Familien besucht, bis in diesen Orten eigene Synagogen eingerichtet
oder erbaut wurden (vgl. Zell, Bruttig und Ediger).
Nach Abwanderung der meisten jüdischen Familien wurde die Synagoge noch vor
1920 aufgegeben. Bereits um 1900 war kein regelmäßiger Minjan für die
Gottesdienst mehr zustande gekommen. 1925 wurde das Synagogengebäude,
später auch das Rabbinerhaus verkauft. Der neue Eigentümer verwendete das
Gebäude als Lager, Scheune und Kelterraum, den Gewölbekeller als Stall.
Seit Mitte des 1960er-Jahre stand das Gebäude lange Zeit leer, bis es 1990
einen neuen Besitzer fand, der die ehemalige Synagoge mit großer Sorgfalt
restaurierte und sie seitdem als Galerie und
Ausstellungsraum nutzt. Im Zusammenhang der Restaurierung wurde der
ursprüngliche Zustand des Betraumes und der Frauenempore wie auch das Wanddekor
wieder hergestellt.
Adresse/Standort der Synagoge:
Weingasse 13
Fotos
Die anlässlich
der Instandsetzung des Gebäudes 1990
gezeichneten Pläne von ehemaliger
Synagoge und Rabbinerhaus
(die Pläne wurden von Architekt Karl Heinz Wiebach gezeichnet,
Quelle: Landesamt s. Lit. S. 101) |
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Orientierungsplan
für die Lage des jüdischen Viertels im nordwestlichen Teil von
Beilstein;
innerhalb der Synagoge ist der Betsaal traditionell geostet. |
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Bedeutung
der Zahlen: 1 Eingang, Wohnung, 2 Waschküche, 3 Keller, 4 Eingang
Synagoge, 5 Kellergewölbe, 6 Eingang Moselseite, 7 Treppenhaus, 8
Wohnraum mit Kamin, 9 Lesezimmer, 10 Essnische, 11 Küche, 12
Wendeltreppe, 13 Treppe Frauenempore, 14 Synagoge - Ausstellungen, 15
Badezimmer, 16 Kammer, 17 Schlafzimmer, 18 Synagoge 2. Stock, 19
Schlafraum, Herberge, 20 Kleiderkammer, 21 Speisekammer, 22 Empore -
Atelier, 23 Dachboden
Hinweis: die nachstehenden Grundrisse zeigen sowohl das
Synagogengebäude wie auch (nach rechts) das "Rabbinerhaus" |
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Grundriss des
Kellergeschosses |
Grundriss des
Erdgeschosses |
Grundriss des 1.
Stockes |
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Grundriss des
zweiten Stockes |
Grundriss des
Dachgeschosses |
Längsschnitt |
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Die ehemalige Synagoge im
August 2002
(Fotos: Jürgen Wachsmuth) |
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Blick zur
ehemaligen Synagoge
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Blick auf den kaiserlichen
Doppeladler mit Davidstern
über dem Eingang |
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Judenviertel und ehemalige
Synagoge im August 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
28.08.2009) |
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Blick zur
ehemaligen
Synagoge |
Im
"Judenviertel" von Beilstein, von
der Synagoge aus aufgenommen |
Das Rabbinerhaus,
unmittelbar
rechts der Synagoge angebaut |
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Hinweisplakat in
der Stadt zur "Historischen
Stadtführung durch 700 Jahre
Beilstein" mit
"Synagoge und Judenviertel" |
Blick vom
Eingang
in das Kellergewölbe
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Aufgang zum
früheren Betsaal (Eingang
nach rechts erkennbar), im Hintergrund
Treppe
zur früheren Frauenempore |
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Im
Ausstellungsbereich des früheren Betraumes: Pläne und Fotos über die
vorgenommene Restaurierungsarbeiten
der ehemaligen Synagoge sowie einzelne
rituelle Gegenstände |
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Ausstellung /
Galerie
im früheren Betsaal |
Blickrichtung
nach Osten im früheren Betsaal - unterhalb des Fensters
befand sich einst der Toraschrein |
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Aufgang zur
Frauenempore |
Blick zu den
Fenstern der
Frauenempore vom Betsaal |
Blick vom Betsaal
zum Treppenaufgang
mit Nische und Menora |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Dezember 2019:
Im neuen Heimatjahrbuch Cochem-Zell 2020 finden
sich Beiträge zur jüdischen Geschichte des Landkreises
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Artikel in "Blick aktuell" (Cochem) vom 19.
November 2019: "Im Kreishaus wurde das neue Heimatjahrbuch 2020
vorgestellt - Jüdisches Leben - durch Erinnerung unvergessen
Cochem. 'Das neue Heimatjahrbuch ist ein Spiegelbild der Geschichte,
das auch zum Nachdenken anregen soll', ist die resümierende Aussage von
Landrat Manfred Schnur, die er im Rahmen seiner Begrüßungsansprache zur
offiziellen Vorstellung des Cochem-Zeller Heimatjahrbuches 2020 tätigte.
Dazu hatten sich im großen Sitzungssaal des Kreishauses unter anderem die
Autorinnen und Autoren eingefunden, die dieser Zusammenkunft natürlich gerne
beiwohnten. So behandelt das Schwerpunktthema, übernommen und bearbeitet von
Redaktionsmitglied Petra Lambertz (Cochem), das 'Jüdische Leben im Kreis
Cochem-Zell'. In diesem Zusammenhang erinnert sich die Autorin daran,
wie Vorfahren ihrer Familie als 'Judenfreunde' angeprangert wurden. Überdies
gewährt sie einen historischen Einblick in die Gründungszeit des
Musikvereins und der Freiwilligen Feuerwehr, die zu dieser Zeit aus
zahlreichen jüdischen Mitgliedern bestand und wo zwischen jüdischen und
nichtjüdischen Bürgern ein harmonisches Miteinander im Landkreis noch an der
Tagesordnung war. Dagegen erinnern heutzutage nur noch ehemalige Synagogen
und Stolpersteine an die Vergangenheit. Gerd Schommers (St. Aldegund)
beschäftigt sich im neuen Jahrbuch mit Begriffen, die zwar im
Moselfränkischen beheimatet sind, allerdings wie bspw. 'schäkern',
'malochen', 'mauscheln', 'Reibach machen' usw., ihren Ursprung in der
Jiddischen Sprache haben. Günther Bretz (Cochem) berührt in seinen
schriftlichen Ausführungen die frühe jüdische Geschichte an der Mosel bis zu
ihren Ursprüngen im Mittelalter, während Heinz Schmitt einen historischen
Almanach unter dem Titel 'Die Cochemer Juden' verfasst hat. Mit regionalen
jüdischen Kultstätten in Cochem,
Bruttig und
Ediger, befassen sich in der Ausgabe 2020 einmal mehr Günther Bretz,
Manfred Ostermann und Wolfgang Wolpert, während Rainer Vitz für Beilstein,
Heinz Kugel für Binningen, und Alfred
Lenz für Düngenheim das jüdische Leben beschreiben. Werner Lutz berichtet
über dramatische Szenen in Kaisersesch
und Alfons Friderichs rückt das Schicksal der Juden aus
Klotten in den Fokus. Ein Beitrag über
die Änderung jüdischer Familiennamen stammt aus dem Nachlass von Reinold
Schommers und Daniel Kugel begibt sich auf die Spuren jüdischen Lebens in
Lütz. Klaus Layendecker beschreibt die
zentrale Bedeutung der früheren jüdischen Gemeinde in
Treis in seinen detaillierten Recherchen,
während über einzelne jüdische Familien Dr. Gerrit Fischer, Friedrich
Fischer, Franz Josef Blümling, Franz Piacenza, Stefan Tournay und Werner
Schönhofen ihr Wissen vermitteln. Über die 21 Stolpersteine und deren
Verlegung in Bruttig berichtet zudem
Franziska Bartels. Der Redaktionsleiter des Heimatjahrbuches, Heinz Kugel,
lobte in seiner Ansprache sein engagiertes Mitarbeiter-Team, das auch heuer
das Erscheinen des 224 Seiten starken Jahrbuchs ermöglichte und hier
Ereignisse in der Heimat Hunsrück, der Eifel und an der Mosel dokumentiert.
Es ist wie seine bisherigen Vorgänger einmal mehr ein Stück Zeitgeschichte,
das in jedem Fall lesenswert erscheint. Das neue Heimatjahrbuch 2020 ist für
7,50 Euro im Handel und an bekannten Verkaufsstellen erhältlich. "
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 63. |
| Wilfried Hansel: Die Judenschule in Beilstein. In:
Jahrbuch für den Kreis Cochem-Zell 1988. S. 99-101. |
| Reinhold Schommers: Die Beilsteiner Judengemeinde
und ihre Synagoge. In: Klaus Freckmann (Hrsg.): Das Land an der Mosel
- Kultur und Struktur. Bad Sobernheim 1995. S. 115-130 (Sobernheimer
Gespräche III). |
| Angelika
Schleindl: Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis
Cochem-Zell. Hg. vom Landkreis Cochem-Zell. Briedel 1996. Das Buch ist auch online
zugänglich! Abschnitt
zu Beilstein |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 100-101 (mit weiteren Literaturangaben).
|
n.e.
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|