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Synagogen in Bayerisch Schwaben
Fischach (Markt
Fischach, Kreis Augsburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Fischach bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts
zurück. 1573 werden erstmals Juden am Ort genannt: Itzig, Aron und
Salomon, die mit Vieh und Pferden handelten und vermutlich schon einige Zeit in
Fischach lebten. Ihre Vorfahren waren vermutlich einige Generation zuvor aus
Augsburg vertrieben worden. Die drei hatten bereits eigene Häuser inmitten des
christlichen Wohngebietes (eines dieser Häuser war das spätere Gasthaus
"Zum Adler, Hauptstraße 3). Itzig und Salomon hatten zusätzlichen
Landbesitz.
1617 konnten sich in Fischach vermutlich einige der aus Günzburg,
Steppach und Burgau vertriebenen jüdischen Familien niederlassen. Auf Grund der
Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges flohen die Juden wie die ganze Bevölkerung
des Ortes 1634 aus dem Ort. Die Fischacher Juden fanden bis nach Ende des
Krieges Zuflucht in Augsburg und kehrten dann nach Fischach zurück. Auf Grund
weiteren Zuzugs vergrößerte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in den
folgenden Jahrzehnten, u.a. durch Zuwanderung einiger aus Wien vertriebenen
Juden. 1738 wurden 29 jüdische Familien mit 113 Personen in Fischach gezählt
gegenüber 561 Christen. Die jüdischen Familien lebten bis weit ins 19.
Jahrhundert hinein vom Handel mit Waren, Pferden, Vieh, Landesprodukten. Auch
gab es jüdische Metzger und Bäcker. In den jüdischen Wohnhäusern herrschten
großenteils sehr beengte Wohnverhältnisse. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten
jüdische Familien mehrere, für das wirtschaftliche Leben des Ortes bedeutsame
Handlungen, Kaufläden und Gewerbebetriebe (u.a. Eisenwarenhandlungen,
Kolonialwarengeschäfte, Spirituosenhandel, Textil- und Schnittwarengeschäfte,
Horn und Kunsthornfabrik, Viehhandlungen).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1807 195 jüdische Einwohner, 1811/12 219 (47 % von insgesamt
466), 1867 284 (39,4 % von 720), 1880 174 (25,9 % von 672), 1890 181 (27,0 % von
670), 1900 210 (27,9 % von 753).
Im Ort gab es - zumindest über mehrere Jahrzehnte ein selbstverständliches,
wenn auch nicht ganz spannungsfreies Miteinander zwischen der katholischen
und jüdischen Bevölkerung. Die jüdischen Einwohner engagierten sich in allen
Bereich des öffentlichen Lebens. Regelmäßig wurden seit der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts jüdische Männer in den Gemeinderat gewählt. Veit Gunz
war einige Zeit zweiter Bürgermeister. Als 1872 in der Gemeinde die Freiwillige
Feuerwehr gegründet wurde, traten ihr 30 jüdische Einwohner als aktive und
passive Mitglieder bei. Von 1887-1892 war Feuerwehrkommandant Samson Lemle;
unter den Vorstandsmitgliedern waren Josef Mendle und Heinrich Wortsmann. 1892
freilich kam es zu Reibereien zwischen Christen und Juden in einer Zeit, in der
sich der Antisemitismus in Kreisen der christlichen Bevölkerung verbreitete,
die dazu führten, dass in Fischach eine selbständige "Israelitische
Feuerwehr" gegründet wurde (siehe Artikel
unten).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), ein
jüdisches Gemeindehaus (seit 1798, Neubau 1845, Am Judenhof 6) mit einer
Israelitische Volks- und Religionsschule sowie der Rabbiner- und der
Lehrerwohnung. Gleichfalls war ein rituelles Bad vorhanden. Die Toten der
Gemeinde wurden zunächst in Burgau,
dann Kriegshaber
beigesetzt, bis 1774 ein eigener Friedhof
in Fischach angelegt werden konnte.
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Über 200 Jahre lang war Fischach Sitz eines Rabbinates: ein erster
Fischacher Rabbiner, dessen Name unbekannt ist, wurde 1698 in Kriegshaber
beigesetzt. Genau 100 Jahre später wurde 1798 Rabbiner Moses Pressburger
beigesetzt, allerdings bereits in Fischach. Aus dem 19. Jahrhundert sind
vier Rabbiner bekannt: Rafael Philipp (um 1805/07), Josef Landauer
aus Harburg (Rabbiner von 1826 bis 1853), Simon (Simcha) Bamberger aus
Wiesenbronn
(Rabbiner von 1856 bis 1882, siehe Artikel unten). Während
seiner Zeit lebte auch Mayer Weiskopf in der Gemeinde (in Fischach von
1853 bis 1875), der als
Kantor und Schochet tätig war, aber vermutlich auch eine rabbinische Ausbildung
hatte. Nach Auflösung des Rabbinates in Fischach wurde die Gemeinde dem
Bezirksrabbinat in Ichenhausen zugeteilt.
(Quelle für die Fotos links: Foto R. Weiskopf aus Römer, Schwäbische
Juden s.Lit. S. 33 (Leo Baeck Institut); Foto Bamberger aus Pinkas
Hakehillot s.Lit. S. 635).
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Links: Rabbiner Mayer Weiskopf,
rechts
Rabbiner Simon Bamberger |
Mit der Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde waren
ehrenamtliche und hauptamtliche Personen beschäftigt. Neben dem Rabbiner (s.o.)
gab es im 19. Jahrhundert einen Israelitischen Volksschullehrer und einen
Vorbeter, der zugleich als Schächter tätig war. Zeitweise war der Lehrer
zugleich Vorbeter und Schächter. Weitere gab es einen ehrenamtlichen Mohel
(Beschneider, s.u. Artikel zu Josef Gunz)
und einen Schammes (Synagogendiener). Die Stellen des Rabbiners und des Lehrers
sowie Vorsängers und Schächters waren
bei anstehenden Neubesetzungen immer wieder ausgeschrieben.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde:
Benno Klopfer (geb. 25.3.1892 in Fischach, gef. 26.8.1914), Hermann Levi (geb.
9.3.1887 in Fischach, gef. 21.3.1915), Isidor Erlanger (geb. 14.2.1881 in
Fischach, gef. 1.3.1916), Edmund Ephraim Hirschmann (geb. 22.9.1896 in Fischach,
gef. 21.1.1918), Vizefeldwebel Hugo Mendle (geb. 23.9.1895 in Fischach, vor 1914
in Nürnberg wohnhaft, gef. 16.7.1918), Unteroffizier Jakob Mendle (geb.
19.4.1880 in Fischach, gef. 24.3.1919), Samuel Mendle (geb. 7.6.1894 in
Fischach, gef. 26.6.1916), Unteroffizier Fannino Albert Maier (geb. 6.5.1895 in
Fischach, gef. 12.10.1916). Ihre Namen wurden auf einem in der Synagoge
angebrachten Kriegerdenkmal eingetragen. Dieses Denkmal wurde nach 1945 aus der
ehemaligen Synagoge geborgen und im Tahara-Haus auf dem jüdischen Friedhof
untergebracht. Auch auf dem allgemeinen Gefallenendenkmal der bürgerlichen
Gemeinde sind die Namen eingetragen.
1910 wurden noch 130 jüdische Einwohner gezählt (16,4 % von insgesamt
793), bis 1925 war die Zahl wieder auf 153 gestiegen (in etwa 50
Familien, 19,4 % von 801). Im letztgenannten Jahr waren die Vorsteher der
jüdischen Gemeinde Samuel Heufeld, Justin Maier, Moritz Eichengrün,
Sigmund Löwenberger, Emanuel Schmid, Isak Gerstle und Max Gunz. Als Lehrer an
der Israelitischen Volksschule (1924 mit 10 Kindern) war Salomon Frank tätig
(siehe Artikel unten). Er war zugleich Kantor und Schächter der Gemeinde. An
jüdischen Vereinen bestanden: Der Wohltätigkeits- und
Unterstützungsverein (Zedokah; 1924/32 Vorsitzender Samuel Heufeld), die
Erez Israel Kasse (bzw. 1932 Agudas Israel, Vorsitzende Klara Maier), die Chewra
Kadischa und Talmud Tora (Wohltätigkeits- und Bestattungswesen, 1924 unter
Josef Mendle mit 48 Mitgliedern, 1932 unter Heinrich Wortsmann mit gleichfalls
48 Mitgliedern) und der Israelitische Frauenverein (gegründet 1860,
1924/32 Leitung Martha Lemle). Die jüdische Gemeinde gehörte zum
Distriktsrabbinat Ichenhausen. 1932
waren die Vorsteher der Gemeinde Samuel Heufeld (1. Vors.), Hugo Deller (2.
Vors.) und Hermann Maier (Schatzmeister). An jüdischen Vereinen gab es 1932
auch einen Jüdischen Jugendverein (unter Siegfried Wortsmann) und eine Ortsgruppe
des Centralvereins (C.V., Vors. Heinrich Heufeld).
1933 lebten noch 127 jüdische Personen am Ort. Erste
nationalsozialistische Übergriffe hat es mit Schändungen des jüdischen
Friedhofes 1928 und 1932 bereits vor der nationalsozialistischen Machtergreifung
gegeben. Im Mai 1935 wurde im
Ort mit Plakaten zum Boykott der jüdischen Geschäfte aufgerufen. Zwischen 1934
und 1940 konnten 35 jüdische Ortsbewohner emigrieren (zwölf nach England, neun
nach Südamerika, acht in die USA, vier nach Palästina, je einer nach Dänemark
und Liechtenstein), fünf verzogen in andere deutsche Orte. 20 der
jüdischen Gemeindeglieder starben in
dieser Zeit in Fischach. Die Israelitische Volksschule bestand auch nach 1933:
1937 wurde die Lehrerstelle nochmals neu mit Lehrer Ludwig Stein besetzt. 1938
wohnten immer noch die meisten der schon
1933 ansässigen jüdischen Personen am Ort, ein Hinweis auf die weiterhin überwiegend guten Beziehungen zwischen der nichtjüdischen und der jüdischen
Bevölkerung. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Häuser überfallen, Wertgegenstände wurden gestohlen. Ein jüdischer Mann
wurde brutal geschlagen. Im April 1942 wurden 56 jüdische Einwohner
über München nach Piaski bei Lublin (Polen) deportiert, die letzten neun im August
1942 in das Ghetto Theresienstadt.
Von den in Fischach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem, ergänzt durch Namen aus der Liste bei Römer Leidensweg
S. 173-175 und Gedenktafel im Rathaus von
Fischach): Olga Amerikaner (1887), Sara Amerikaner geb. Maier (1858), Lina
(Lena) Bermann geb. Lemmle (1894), Edith Bravmann (1921), Irmgard (Irma) Bravmann (1929), Karoline (Lina) Bravmann geb. Bravmann
(1879), Maria Bravmann geb. Hermann (1893), Simon Bravmann (1879), Irma Brühl
geb. Ackermann (1906), Gella Deller (1888), Albert Eichengrün (1902), Karl Eichengrün (1904),
Moritz (Moses) Eichengrün (1872), Gerhard Frank (1912), Johanna Frank geb.
Einstein (1890), (Oberlehrer) Salomon Frank (1875), Terese Freudenthal geb.
Schmid (1886), Emma Fromm geb. Stern (1889),
Jettchen Fuld geb. Levi (1874), Betty Götz (geb. ?), Frieda Götz (1896),
Hedwig Götz geb. Klopper (1884), Ida Frieda Götz (1888), Kathinka Götz
(1884), Therese Götz (1856 oder 1866), Bernhardt Groß (1887), Berthold Groß
(1883), Jetta (Jette) Groß (1889), Laura Groß (1881), Nanette Groß geb.
Ladenburger (1889), Rosa Groß geb. Mendle (1864), David Gunz (1856), Eugen Gunz
(1874), Fanny Gunz geb. Frank (1865), Max Gunz (1891), Laura Guttmann geb. Groß
(1894), Selma Heller geb. Maier (1899), Frieda Herrmann (1883), Kathinka
Hellmann geb. Erlanger (1894), Amalie Heufeld geb. Mendle (1863), Betty Heufeld
geb. Schmid (1898), Erna Heufeld geb. Weil (1892), Heinrich Heufeld (1892), Mina
Heufeld (1905), Samuel Heufeld (1891), Henriette Hirschberg geb. Mendle (1872),
Jette Hirschmann geb. Wolff (1896), Sidonia (Sidonie) Hoffmann (1871), Max
Klopfer (1874), Emma Koschland geb. Maier (1901), Sofie Lehmann geb. Gunz
(1898), Tilli Leiter (1888), Rosl Lempel geb. Brühl (1902), Tilly Leiter geb.
Maier (1888), Johanna (Hanna) Lemle geb. Traub (1900), Leo(n) Lemle (1883),
Samuel Lemle (1876), Siegfried Lemle (1885 oder 1886), Abraham Levi (1876),
Bernhard Levi (1876), Beate (Betty) Levi (1929), Ernst Levi (1923), Frieda Levi
geb. Weimersheimer (1882), Helene Levi geb. Groß (1889), Isak Levi (geb. ?),
Josef Levi (1891), Manfred Levi (1922), Melita Levi geb. Hecht (1889), Siegbert
Levi (1920), Karoline (Carla) Lewin geb. Brühl (1890 oder 1894), Sophie Löb
(1882), Abraham-Josef Maier (1875), Amalie Maier geb. Strauss (1880 oder 1883),
Bella Maier geb. Lemmle (1884), Benno Maier (1882), Jette Maier geb. Öttinger
(1876), Klara Maier geb. Strauß (1862), Siegfried Maier (1876), Mathilde Mendle
(1873 oder 1880), Betty Oppenheimer geb. Wolff (1878), Abraham Öttinger (1884),
Daniel Öttinger (1920), Emil Öttinger (1927), Jenny Öttinger geb. Reis
(1892), Hansi Ollendorf geb. Maier (1896), Meta Pincus geb. Brühl (1895), Fanny
Rosenthal (1884), Nathan Rosenthal (1882), Selma Rosenthal geb. Hirschmann (1892),
Anna Schmid (1887), Emanuel Schmid (1889), Gustav Schmid (1896), Isidor Schmid
(1891), Sofie Schmid (1888), Mathilde Schweisheimer geb. Mendle (1873 oder
1875), Sofie Seiferheld geb. Erlanger (geb. ?), Flora Sommer geb. Lemle (1891),
Berta Stein geb. Rosenthal (1913), Samy Stein (1938), Lilli Steiner geb. Lemle
(1900), Berta Stern geb. Schmidt (geb. ?), Hertha Stern geb. Deller (1896),
Alfred Weil (1923), Luise Weil (1888), Siegfried Weil (1883), Minka (Mia)
Weimersheimer (1886), Sara Weinschenk geb. Levi (1877), Kathinka
Winter (1894), Samuel Winter (1860), Elsa Wortsmann (Worzmann) geb. Maier
(1885), Heinrich Wortsmann (Worzmann) (1879).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 und
1878 sowie Hilfsvorbeterstellen 1901 / 1911 / 1929
Zunächst zwei Ausschreibungstexte für die Vorsänger-/Schochetstelle
aus den Jahren 1877 und 1878, nachdem Mayer Weiskopf die Gemeinde verlassen hat.
Warum die Stelle nur provisorisch ausgeschrieben wurde, ist nicht bekannt.
Möglicherweise hatte Rabbiner Bamberger bereits angekündigt, wechseln zu
wollen, was eine neue Anstellungssituation mit sich gebracht hätte. |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1877: "Die
Stelle eines Vorsängers und Schochet in hiesiger Gemeinde ist bis Oktober
dieses Jahres in provisorischer Weise zu besetzen. Fixer Gehalt 900 Mark
nebst Nebenverdiensten, welche letztere durch Erteilung von
Privatunterricht noch erhöht werden können. Bewerber, die sich über Befähigung
und religiös-sittlichen Wandel sowie über Urkunden von orthodoxen
Autoritäten auszuweisen vermögen, wollen ihre Anmeldung, mit Zeugnissen
versehen, innerhalb 4 Wochen an die unterfertigte Kultusverwaltung
einsehenden. Fischach, Juli 1877. Die Kultusverwaltung
Moritz Gunz.
Herrmann Deller." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1878: "Die
Stelle eines Vorsängers und Schochet in hiesiger Gemeinde ist bis Oktober
diesen Jahres in provisorischer Weise zu besetzen. Fixum 900 Mark nebst
freier Wohnung. Geeignete Bewerber wollen ihre Anmeldung mit Urkunden und
Zeugnissen, von anerkannten Autoritäten verstehen, innerhalb 6 Wochen à
dato, an die unterfertigte Kultusverwaltung einsenden. Fischach, 28 Juli
1878. Die Kultus-Verwaltung: Moritz Gunz. Herrmann Deller. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901:
"Baal Tefila mit guter Stimme, der Rosch-haschonoh,
Schachris oder Mussaf und Jom Kippur Mincha 'oren' kann, wird gegen gute
Bezahlung und Reiseentschädigung ersucht, sich längstens bis 24. August
an unterfertigte Stelle mit näheren Angaben gefälligst zu melden.
Der Kultus-Vorstand der israelitischen Gemeinde Fischach: Lemle." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1911:
"Für die hohen Feiertage suchen wir für Schacharit und Mincha einen
Vorbeter mit guter Stimme. - Gehaltsanspruche bei freier Station
unter Angabe von Referenzen eventuelle Zeugnisabschriften erbeten.
Israelitischen Kultusgemeinde Fischach bei Augsburg". |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1929:
"Während des dreiwöchigen Urlaubs unseres Kantors und Schochets im
Juli oder August benötigen wir eine Aushilfe. Herren orthodoxer
Richtung, die den hiesigen waldreichen Platz gleichzeitig auch zum
Erholungsaufenthalt benützen könnten, wollen Angebote mit
Gehaltsansprüchen an die unterfertigte Verwaltung sofort einreichen. Für
gute Verpflegung und Unterkunft wird gesorgt. Israelitische
Kultusverwaltung Fischach Schwaben. S. Heufeld, I. Vorstand." |
60. Geburtstag und Zurruhesetzung von Oberlehrer Salomon
Frank 1935
Anm. zu Salomon Frank: geb. 1875 in
Ichenhausen; Lehrer in
Buttenwiesen und Fischach, mit Frau
Johanna geb. Einstein und Sohn (Rabbiner) Gerhard Frank 1942/43 deportiert und
ermordet in Piaski beziehungsweise Auschwitz; das Foto aus G. Römer: Schwäbische
Juden S. 231 zeigt Familie Frank 1913, damals war Salomon Frank noch Lehrer in
Buttenwiesen.
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1935:
"Fischach, 23. September 1935. Herr Oberlehrer S. Frank, Fischach
feiert dieser Tage seinen 60. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird ihm aus
dem Kreis seiner Schüler der Dank entgegengebracht für seine
aufopferungsvolle Erziehungsarbeit, die stets das Streben leitete, junge
Menschen zu Tora-verwurzelten Juden heranzubilden, sie zu
befähigen, Weltanschauung und Charakter im Leben zu bewähren. Möge ihn HaSchem
(Gott) die Frucht seiner Arbeit in körperlicher und geistiger Frisch 'bis 120 Jahren' ernten lassen." |
Lehrermitteilungen
aus der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
November 1935: "In den letzten Wochen sind zwei verdiente
Kollegen, Oberlehrer Frank in Fischach und Oberlehrer Blumenthal in
Unsleben in den dauernden Ruhestand getreten. Kollege Frank hat seinen
Wohnsitz nach Ichenhausen, Blumenthal nach
Würzburg verlegt. Die
Verwesung der Volksschulstelle in Fischach wurde dem Schulamtsbewerber
Heinrich Goldschmidt übertragen, die Schulstelle in
Unsleben wird von dem
Schulamtsbewerber Felix Kuhn in Hofheim versehen". |
Zum Tod von Kantor Leopold Dorfzaun (1928)
Hinweis: zu Familie Dorfzaun in Rödelmaier siehe ausführliche Informationen
in der Seite zu Rödelmaier.
Links:
Kantor Leopold Dorfzaun (1855 in
Rödelmaier - 1928 in Fischach), von 1897 bis 1925 in der jüdischen
Gemeinde in Fischach tätig; war verheiratet mit Klara geb. Monheimer (geb.
10. August 1855 in Wittelshofen als Tochter von Gerson Löb Monheimer und
Veielein, gest. 20. Juni 1940 in Kassel).
(Foto erhalten im August 2010 von Fredel Fruhman, eine Enkelin des
Schwiegersohnes von Kantor Leopold Dorfzaun, dem Lehrer Salomon Neumann in Gochsheim,
später Kassel, der mit Frieda geb. Dorfzaun verheiratet war: Frieda Neumann
ist am 15. Mai 1883 in Schwanfeld geboren und wurde 1944 im KZ Auschwitz
ermordet). |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1928: "Fischach. Am Schabbos Chol hamoed (= Schabbat
während der Halbfeiertage des Pessachfestes = 7. April 1928) verschied im
Alter von 72 Jahren nach längerer Krankheit Kollege Kantor Leopold
Dorfzaun. In Rödelmaier
(Unterfranken) geboren, kam er in jungen Jahren schon als Gemeindebeamter
nach Königshofen, amtierte 21
Jahre in der Gemeinde Schwanfeld und
seit 1897 bis zu seiner Pensionierung am 1. Januar 1925 als Kantor und
Schochet in Fischach. Als Kantor war
Dorfzaun Autodidakt, und es ist erstaunlich, wie er als solcher - mit
unverwüstlicher Stimme begabt - die traditionellen Gesänge beherrschte.
In der Schechitoh war seine Meisterschaft erkannte. An seiner Bahre
sprachen Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Neuwirth (Ichenhausen),
in Berücksichtigung der Feiertagsstimmung und dem Wunsche des Verewigten
entsprechend, kurze Worte des Dankes und des Abschieds; Herr Kollege
Oberkantor Steinfeld (Augsburg) entledigte
sich seines Auftrages, im Namen des Israelitischen Lehrervereins in Bayern
dem langjährigen Mitglied letzten Gruß und Bank für dessen treue
Mithilfe abzustatten, in kurzen, treffenden Worten. Zuletzt rief noch der
älteste Sohn dem geschiedenen Vater herzliche Abschiedsworte nach." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1928:
"Fischach, 15. April (1928). Am 7. dieses Monats verschied nach
längerem Leiden im Alter von nahezu 73 Jahren unser Kantor und Schochet
a.D. Leopold Dorfzaun. Nach einer 21jährigen Amtszeit in Schwanfeld
hat er 27 Jahre in anspruchslosester, pflichtgetreuester Weise in der
Gemeinde Fischach gewirkt, um sich am 1. Januar 1924 in den wohl
verdienten Ruhestand zurückzuziehen. In allen Lebenslagen hat Dorfzaun
tiefe Religiosität mit großem Gottvertrauen verbunden. Das Andenken des
Verblichenen wird von den Gemeindemitgliedern immer in Ehren gehalten
werden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Ernennung von Ludwig Stein zur Leiter der Jüdischen Volksschule (1937 !)
Meldung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1937: "Am 1. April wurde Kollege Ludwig Stein - Berolzheim
zum Leiter der Jüdischen Volksschule in Fischach ernannt." |
Aus der Geschichte des Rabbinates
Über Rabbiner Josef Landauer in Fischach (1847)
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 12.
März 1847: "Der Vollständigkeit wegen bemerke ich zu meinem
früheren statistischen Bericht über die Zahl unserer Rabbinate, dass
sich auch in Fischach, Kreis Schwaben, ein Rabbiner namens Landauer
befindet, wodurch sich die Zahl der Rabbinate in diesem Kreis 11 und im
ganzen Lande auf 44 erhöhet." |
Über die Jeschiwa von Rabbiner Simon Bamberger (1866)
Mitteilung
innerhalb eines Artikels über Jeschiwot (Toraschulen) in Bayern in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1866: "In Fischach
(40-50 Familien) schart der verdienstvolle Rabbiner S. Bamberger bei sehr
guter Leitung der Gemeinde immer einige Bachurim (junge Leute) um
sich, deren schon mehrere später größere Toraschulen besuchten
und sich dort auszeichneten." |
Weggang des letzten Fischacher Rabbiners - Simon Bamberger - nach
Aschaffenburg 1882
Anmerkung: Nach dem Wegzug von Bamberger wurde das Rabbinat in
Fischach nur noch durch einen Verweser betreut.
Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1882:
"Fischach (Bayern). Der israelitischen Gemeinde dahier ist kaum noch
einige Wochen gegönnt, ihren allverehrten Herrn Rabbiner in ihrer Mitte
zu haben. Im Monate Adar wird derselbe - so Gott will - in
seine neue Heimat, in Aschaffenburg einziehen. So sehr wir ihm von ganzem
Herzen unsere guten Wünsche zurufen und so innigen warmen Anteil auch
alle hiesigen Einwohner an dem Wohlergehen ihres geliebten Rabbiners
nehmen und von der Hoffnung getragen, dass er einem größeren
Wirkungskreise entgegengeht, sich für ihn von ganzen Herzen seines
Erfolges freuen, so ist diese Freude für uns doch eine getrübte ('und es
freute sich Jitro...' 2. Mose 18,9). Jeder bedauert diesen Verlust - sein
Weggang macht arm -, zumal es volle 25 Jahre sind, dass Herr Rabbiner
Bamberger als Seelsorger dahier fungiert und hat er sich kraft seiner
großen Gelehrsamkeit besonders in der heiligen Lehre/Tora, seines
immensen Scharfsinnes, glühenden Berufeifers, staunenswerter
Beharrlichkeit im Bereiche des traditionellen Judentums nicht nur hier und
in der Umgegend, sondern auch in weiter Ferne Hochachtung und Ruhm
erworben. Mit ähnlichem Gewissen ist Herr Rabbiner Bamberger seit
25jähriger Wirksamkeit den Pflichten seines Amtes nachgekommen, und hat
zur Zufriedenheit Aller seine Obliegenheiten erfüllt. Es kann hier nicht
unsere Aufgabe sein, alle Tugenden unseres Rabbiners aufzuzählen, sie
würden die Spalten dieses hochgeschätzten Blattes zu sehr in Anspruch
nehmen. Wir wünschen von Herzen, dass es Herrn Rabbiner Bamberger in
seinem neuen Wirkungskreise recht wohl und gut ergehe, dass es ihm
gegönnt sein möge im Weinberg Gottes... zu sein, und wird sich
dann gewiss bestätigen, was der weise König Salomon sagt:
"wenn jemandes Wege zum HERRN wohlgefallen..." (Sprüche
16,7). |
Weitere Artikel zu Rabbiner Simon Bamberger
unter den Texten zur jüdischen
Geschichte in Aschaffenburg. |
Zum Tod des in Fischach geborenen Rabbiners Salomon Bamberger (1913)
Der Vater von Salomon Bamberger war der oben genannte Rabbiner Simon Bamberger;
er ist 1875 in Fischach geboren. Er war verheiratet mit Rosa geb. Koref
(1879 in Rawitsch Prov. Posen - 1951 in Paris).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September
1913: "Am 5. dieses Monats wurde der Rabbiner der orthodoxen Gemeinde
in Brüssel, Salomon Bamberger, zu Grabe getragen. Der Verblichene stammte
aus Aschaffenburg und ist nur 38 Jahre alt geworden. Er war seit sieben
Jahren in seinem hiesigen Amte tätig. Oberrabbiner Bloch hielt dem
dahingeschiedenen Kollegen einen ehrenden
Nachruf." |
Kleinere Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Auf Grund von "Reibereien, die
an Antisemitismus grenzten" - Gründung einer jüdischen Feuerwehr
1892
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1892:
"In Fischach bei Augsburg hat sich die freiwillige Feuerwehr, nachdem
sie 20 volle Jahre bestanden hatte, aufgelöst, weil in letzter Zeit
zwischen Juden und Christen, Reibereien sich bemerkbar machen, die an
Antisemitismus grenzten, u.a., weil Hauptmann, Rottenführer, Kassier etc.
etc. Juden waren. Die Israeliten gründeten eine neue Feuerwehr, die
vielleicht einzig in ihrer Art, (besonders in Bayern) ist. Das Königliche
Bezirksamt hat sie bereits genehmigt". |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. April 1896: Dieselbe Mitteilung in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Goldene Hochzeit
des Mohel (Beschneiders) Josef Gunz und Jette geb. Rosenfelder (1893) und der
Tod von Josef Gunz (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1893:
"Fischach bei Augsburg, 27. August (1893). Am 23. beging das Ehepaar,
Herr Josef Gunz und dessen Gattin, Frau Jette Gunz geb. Rosenfelder das
seltene Fest der goldenen Hochzeit im engsten Familienkreise. Herr Gunz
feierte am genannten Tage auch sein 52jähriges Mohel-(Beschneider-)Jubiläum,
die Mizwas Milah (Gebot der Beschneidung) betätigte er mit
größter Gewissenhaftigkeit und mit unverdrossenem Eifer sowohl am
hiesigen Platze als auch weit über Bayerns Gauen hinaus seit der
erwähnten Zeit unentgeltlich. In Anbetracht dieser Leistung für die
hiesige israelitische Kultusgemeinde überreichte ihm der Vorstand,
Heinrich Lemle und die Kultusverwaltung am vergangenen Sonnabend einen
prachtvollen silbernen Pokal mit der Widmung: 'Zum Andenken von der
israelitischen Kultusgemeinde Fischach.' Das hochgeschätzte Ehepaar, das
einer streng religiösen Führung sich rühmen kann, erfreut sich einer
seltenen Rüstigkeit und Geistesfrische bei einem Alter von 78 Jahren des
Gatten und 71 Jahren der Gattin. Möge es der Allgütige in gleicher
Frische und Gesundheit noch das Fest der diamantenen Hochzeit erleben
lassen!. |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1894: Fischach, 6. Dezember. Vor circa 2 Jahren konnte ich Ihnen noch die
freudige Nachricht mitteilen, dass den Josef Gunz'schen Eheleuten hier,
das Glück zuteil wurde, ihre goldene Hochzeit im Kreise ihrer
Familienangehörigen zu feiern. Leid muss ich Ihnen heute die traurige
Nachricht kundtun, dass Herr Josef Gunz gestern einem längeren Leiden
erlegen ist. Der Verblichene, welcher das hohe Alter von 79 Jahren
erreichte, war weit und breit durch seinen Ruf als vorzüglicher Mohel
(Beschneider) bekannt, waltete er doch dieses Amtes mit Gewissenhaftigkeit
schon über 50 Jahre. Von Nah und Fern wurde er berufen und mit Freunde
und unentgeltlich übte er diese Mizwah (Gebot), das heilige
Erbteil seiner Familie aus. Auch unsere Gemeinde verliert in ihm, ein
durch Wohltätigkeit bekanntes Mitglied und die Armen des heiligen Landes,
haben einen Gönner und Freund verloren. In den früheren Jahren, wo er
wochenlang auswärts geschäftlich zu tun hatte, lebte er den Vorschriften
unserer heiligen Religion gemäß und immer als strenger Jehudi. Wie
geschätzt Herr Josef Gunz in hiesiger Gemeinde war, beweist, dass
demselben seinerzeit anlässlich der goldenen Hochzeitsfeier von der
Gemeinde, für treue Ausübung seines Amtes als Baal Tefila (ehrenamtlicher
Vorbeter) und Mohel (Beschneider) ein Ehrenpokal überreicht wurde.
Noch bis zu den letzten Stunden vor seinem Tode zeigte er sich als
aufrichtiger Jehudi und musste man ihn sogar am letzten Abend, kurz vor er
starb, ans Fenster tragen, damit er die lawana mikdasch sein
konnte.
Möge der Heilige, gesegnet sei er seiner edlen Gattin, die ihm
besonders in seinem Wohl tun treu zur Seite stand, den Verlust lindern und
den Kindern Trost senden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum Tod von Emanuel Mendle (1895)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1895:
"Fischach (Schwaben). Am 30. Nissan segnete Herr Emanuel Mendle
dahier in einem Alter von 68 Jahren das Zeitliche.
Der Verlebte war ein streng gottesfürchtiger, überaus mildtätiger und
friedliebender Mann. Er schätzte unsere heilige Tora als das
höchste Gut und ehrte in musterhafter Weise die Tora in ihren
Trägern. Obwohl als Geschäftsmann viel auf Reisen, beobachtete er die
Vorschriften der Religion immer mit peinlichster Genauigkeit.
Von dem Verewigten kann man fest behaupten, dass er an sich voll und ganz
bewahrheitete das Wort des Psalmisten: 'Ich freue mich über die, die
zu mir sagen: lasst uns gehen in das Haus des Herrn". In der Synagoge
weilte er überaus gerne und suchte und fand im andächtigsten Gebete die
Nähe Gottes. Besonders nahe standen dem Verstorbenen Arme und
Notleidende. Sie fanden bei ihm stets offene Hand und liebevolles Wort.
Der Entschlafene hat die größte Wohltätigkeit geübt, dabei besonders
der Armen des Heiligen Landes gedenkend. Tora, Gottesdienst
und Wohltätigkeit wurden von ihm gleich hoch geachtet und
gepflegt." |
Zum Tod von Max Groß (1900)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1900:
"Aus Schwaben. Wieder hat die Gemeinde Fischach einen
schweren Verlust erlitten, denn der würdige, brave Mann, der echte
Jehudi, Herr Max Groß seligen Andenkens, wurde in seinem 49. Lebensjahre
von seiner irdischen Laufbahn abberufen.
Welcher Verehrung, welcher Beliebtheit der Verewigte sich zu erfreuen
hatte, konnte man bei der Beerdigung wahrnehmen, die eine wahre Heiligung
des Gottesnamens gewesen. Ein großer Zug folgte der Bahre. Verwandte
und Freunde aus Nah und Fern waren herzugeeilt, um dem Teuren die letzte
Ehre zu erweisen. Die Verwaltung der politischen Gemeinde ließ es sich
nicht nehmen, ihrem Kollegen - der Verlebte gehörte derselben sieben
Jahre als Mitglied an - den letzten Liebesdienst zu erzeigen; die
Ortsfeuerwehr beschloss den Zug.
Am Grabe sprach Herr Lehrer Hirschmann, selbst aufs tiefste ergriffen,
Worte der Trauer und des Abschiedes und gab ein herrliches Charakterbild
des Verewigten, ihn als treuen Gatten, fürsorglichen Vater,
innigliebenden Bruder und wackeren Freund und Bürger
zeichnend." |
Zum Tod von Marianne (Mirjam) Wolff (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1908: "Fischach,
1. März. Am 26. vorigen Monats verschied hier in ihrem 70. Lebensjahr,
die ob ihrer innigen Frömmigkeit und großer Wohltätigkeit allgemein
geschätzte Frau Marianne Wolff. Wie ihr Name Mirjam auf die Bitternisse
des Lebens hinweist (sc. hebräisch mar bedeutet bitter), so
blieben auch ihr, besonders in früheren Jahren, die traurigen und
bitteren Erfahrungen des Lebens nicht erspart, aber gleich Mirjam hatte
sie das Gottvertrauen bis zum ihrem letzten Atemzuge nicht verlassen.
Welch hoher Wertschätzung die Dahingeschiedene sich bei Juden und
Nichtjuden erfreute, davon legte ihre am 28. vorigen Monats stattgefundene
Beerdigung beredtes Zeugnis ab. So möge denn ihr Andenken ein gesegnetes
sein und bleiben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Goldene Hochzeit von Samuel Lemle und Martha geb. Mendle (langjährige
Vorsitzende des Frauenvereins) im Oktober 1931
(Quelle des Fotos: Römer: Schwäbische Juden S. 254; das Foto ist ein bei der
Goldenen Hochzeit entstandenes Familienbild)
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. November 1931:
"Fischach. Herr Samuel Lemle und Frau Martha geborene Mendle konnten
am 31. vorigen Monats in seltener körperlicher und geistiger Frische ihr
goldenes Hochzeitsfest feiern. Der Jubilar steht im 77., die Jubilarin im
69. Lebensjahre. Sie haben der Gemeinde in ihrer langen und glücklichen
Ehe ein Vorbild jüdischen Familienlebens geboten. Getreu den streng
religiösen Überlieferungen in ihrem Elternhause, haben sie nicht nur
ihrer Gemeinde namhafte Stiftungen zugeführt, sondern auch im Stille viel
Gutes getan und ihren Nebenmenschen ohne Unterschied der
Religionszugehörigkeit nach ihren Kräften geholfen. Frau Lemle gehört
seit vierzig Jahren dem hiesigen Jüdischen Frauenverein an, davon zwanzig
Jahre als 1. Vorsitzende. Mit unseren herzlichsten Wünschen zu dem
seltenen Feste verbinden wir die Hoffnung, dass dem Jubelpaar noch ein
langer und glücklicher Lebensabend beschieden sein möchte." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeige von Metzger Maier (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1900:
"Suche einen militärfreien
Metzgerburschen,
welcher schon
selbständig im Schlachten ist, sofort oder 1. Februar. Bewerber möchten
sofort ihre Zeugnisse und Ansprüche einsenden an
Metzger Maier, Fischach, Schwaben." |
Anzeige der Metzgerei Isak Klopfer (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904:
"Suche einen angehenden
Metzgerburschen
für meine Metzgerei
und Viehhandlung. Samstags und Feiertage geschlossen.
Isak Klopfer, Fischach bei Augsburg." |
Zigarren-, Wein- und Spirituosenhandlung Deller sucht einen Lehrling
(1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1921: Lehrling
für Bureau und Lager per sofort gesucht. Samstags geschlossen.
Jakob
Deller & Sohn,
Fischach bei Augsburg. Zigarren, Ein- und
Spirituosen-Großhandlung". |
Verlobungsanzeige von Meta Gunz und Bernhard Gumperz
(1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 13. September 1924:
"Statt Karten!
Meta Gunz - Bernhard Gumperz. Verlobte.
Fischach Augsburg. September
1924." |
Hochzeitsanzeige von Jakob Freudenthal und Terese geb. Schmid (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1925: Statt
Karten
Jakob Freudenthal - Terese Freudenthal geb. Schmidt
Vermählte.
Hüttenheim - Fischach. Trauung:
Hotel Pauli, Würzburg, 1 Uhr." |
Anmerkung: Jakob Freudenthal (geb.
13.7.1871 in Theilheim; von Beruf
Bäcker; im Dezember 1938 mit Frau nach Würzburg verzogen, siehe Strätz
Biographisches Handbuch Würzburger Juden I,176) und Terese geb. Schmid
(geb. 29. November 1885 in Fischach) sind im September 1942 in das Ghetto
Theresienstadt deportiert worden. Hier ist Jakob Freudental am 24. Februar
1944 umgekommen. Terese wurde von dort im Mai 1944 in das
Vernichtungslager Auschwitz verbracht, wo sie ermordet wurde. |
Verlobungsanzeige von Fridl Maier und Hugo Deller
(1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1934:
"Statt Karten
Fridl Maier - Hugo Deller
Verlobte.
Fischach bei Augsburg Februar 1934". |
Anzeigen der Pensionen Cilli Gerstle und Frau Bernh.
Levi (1936)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1936:
"Landaufenthalt.
Streng rituelle Pension bei erstklassiger Verpflegung in waldreicher
Umgebung.
Frau Cilli Gerstle.
Fischach bei Augsburg." |
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Anzeige
im "Bayerischen Israelitischen Gemeindeblatt" vom 1. Juli 1936:
"Landaufenthalt.
Streng rituelle Pension bei erstklassiger
Verpflegung in waldreicher Umgebung.
Frau Cilli Gerstle. Fischach bei
Augsburg.
Angenehmer Landaufenthalt
in waldreicher Gegend. Vorzügliche
rituelle Verpflegung. Mässige Preise.
Bei Frau Bernh. Levi, Fischach
(Schwaben)." |
Todesanzeige für Samuel Lemle (1934)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1934: "Mein geliebter Gatte, unser herzensguter Vater und Großvater,
Schwiegervater, Schwager und Onkel Herr Samuel Lemle
ist heute Morgen im 79. Lebensjahre plötzlich abberufen worden.
Fischach, München, Memmingen,
23. März 1934.
In tiefer Trauer: Martha Lemle mit Kindern und
Enkelkindern." |
Hochzeitsanzeige von Nathan Maier und Ella geb. Klopfer
(1936)
Anzeige
im "Bayerischen Israelitischen Gemeindeblatt" vom 1. Juli 1936:
"Statt Karten:
Nathan Maier - Ella Maier geb. Klopfer. Fischach - München.
Vermählte.
5. Juli 1936. Trauung: 1 Uhr Synagoge Herzog-Rudolfstraße
(München)." |
Weitere
Dokumente
Ansichtskarte mit Fotos jüdischer Häuser /
Gewerbebetriebe und weitere Dokumente
(Karte aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Die Karte wurde vermutlich
zwischen 1911 und 1914
verschickt |
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Hinweis: die
jüdischen Familien Maier, Gunz, Mendle und Deller werden
auch sonst auf
dieser Seite von "Alemannia Judaica" zu Fischach genannt. |
Metzgerei und Viehhandel
von M. J. Maier |
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Firma Leopold Maier |
Eisenhandlung Gunz |
Js. Mendle |
Firma Deller |
Ansichtskarte
von Fischach
(1908)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller /
Kirchheim / Ries) |
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Absender der obigen, am 2. Juni 1908
verschickten Karte war Hermann Levi. Die Karte zeigt die Obere
Straße in Fischach. Auf der Bildseite grüßt als unbekannt Klara Levi. Über
den Adressaten Willy Stöckel ist nichts bekannt; Kaufmann Loeb
betrieb ein Manufaktur-, Ausstattungs- und Möbelgeschäft in Dieburg.
Hermann Levi wurde am 9. März 1887 in Fischach geboren als Sohn von
Sigmund Levi aus Fischach und Klara Levi, geborene Oberdorfer aus Hainsfarth.
Hermann Levi verlor sein Leben am 21. März 1915 als Soldat des 8/Grd. R. 110
im Ersten Weltkrieg. Angaben nach der Website "Jewish Genealogy in
Bavaria": http://jgbs.org/SuperSearch.php?Sp=3&Book=matrikel&Com=7
und http://jgbs.org/detail.php?book=matrikel&id=%205368&mode=
. |
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Briefumschlag
an Salomon Maier
in Fischach (1892)
(aus der Sammlung
von Peter Karl Müller) |
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Der obige Brief
an die Cigarrenhandlung Salomon Maier in Fischach wurde am 9. Januar 1892
aus Schwäbisch Gmünd von Moritz Maier, Lehrer, Ingolstadt
verschickt.
Es konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden, ob Moritz Maier damals
- was zu vermuten ist - als jüdischer Religionslehrer in Ingolstadt
tätig war.
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Postkarte
an Salomon Maier in Fischach (1891)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller) |
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Obige Karte wurde geschrieben am 13. Oktober 1891 in Schwäbisch Gmünd,
einen Tag nach Jom Kippur 5652 der jüdischen Zeitrechnung, von Lehrer Moritz Maier,
Ingoldtadt (siehe Stempel auf Anschriftenseite). Empfänger waren wohl die Eltern und Geschwister von Moritz
Maier (vgl. letzte Textzeile).
Text der Karte: "Meine Lieben. Ich kam in Besitze des lieben Benno´s seines Briefes und freute mich von
Euch Gutes zu hören. Für ... besten Dank. Habt Ihr Jom Kippur gut gefastet ?
Ich ging Montag morgen um 1/2 sieben Uhr in Betsaal und ging nicht vor Abends
6 Uhr aus demselben heraus. Könnt nun hieraus schließen daß ich sehr gut gefastet habe. Meine Wäsche
werde über Sukkot hier behalten. Seit also an den kommenden Feiertagen recht vergnügt, dies wünscht Euer
Euch liebender Sohn Sohn und Bruder Heinrich Gmünd, den 13. Oktober
91" |
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Vertreter-Besuchsankündigung
der
Fa. J. Mendle & Comp. (1910)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller)
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Es handelt sich um eine Besuchsankündigung
der Fischacher Firma J. Mendle & Comp. (mit einem umfangreichen
Waren-Handelssortiment). Die Postkarte wurde 1910 versandt. Auf ihr wird der
Besuch von Herrn Max Heufeld angekündigt. In dem Ausstellungskatalog "Ein
fast normales Leben - Erinnerungen an die jüdischen Gemeinden Schwabens"
anlässlich "10 Jahre Wiedererrichtung der Synagoge Augsburg – 10 Jahre
Gründung des Jüdischen Kulturmuseums" findet sich S. 98 im Kapitel "Der
Laden nebenan" eine Geschäftsanzeige der Fa. Mendle & Comp., in der als
Inhaber Max Heufeld angegeben ist (rechts). Ob die Fa. Mendle identisch ist
mit dem Haus "Js. Mendle" auf der Ansichtskarte Fischach mit den
verschiedenen Fotos (siehe oben) ist nicht bekannt. |
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Postkarte
von Lili Steiner geb. Lemle
an Dr. Oppenheimer in Fürth (1924)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller) |
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Die Postkarte mit einer Flugzeugaufnahme von
Fischach wurde geschrieben von Lili Steiner an Dr. Oppenheimer in Fürth, versandt am 22. August 1924.
Sie schreibt: "Meine lieben Oppenheimer. Recht herzlichen Dank für Ihre Grüße aus Brückenau. Uns geht es hier glänzend.
Lottchen fühlt sich recht wohl. Sie ist von morgens bis abends im Garten und
unterhält sich dabei recht gut. Recht abgebrannt ist Sie schon. Die Kost im
Hotel Lemle behagt ihr fein. Mit Bangen denke ich schon wieder an unsere Abreise.
Grüßen Sie Ihre Eltern vielmals und nehmen Sie selbst innige Grüße von Ihrer Lili Steiner.
Meine Eltern lassen Sie alle grüßen."
Lili Steiner geb. Lemle (geb. 16. Januar 1900 in Fischach) war seit
21. Mai 1922 (in Fischach) verheiratet mit Dr. jur. et. rev. pol. Friedrich
Steiner (geb. 8. November 1888 in Oettingen).
Die Tochter Lotte Steiner wurde am 2. Mai 1924 in Fürth geboren. Als die Karte geschrieben wurde, war Lotte Steiner noch keine
vier Monate alt und die Familie war wahrscheinlich auf Besuch bei den Eltern von Lili
Steiner (Samuel Lemle und Martha geb. Mendle). Auf der Karten-Vorderseite ist ein
handgeschriebener Hinweis "Unser Haus mit Garten" und ein von Hand eingerahmtes Grundstück
zu sehen, vermutlich das Elternhaus von Lili Steiner und der auf der Karte beschriebene Garten.
Friedrich und Lili Steiner wurden am 13. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Der Tochter Lotte Steiner gelingt die Emigration im August 1939 nach London. Sie lebte später in Toronto.
Dr. Joseph Oppenheimer (geb. 29. Mai 1887 in Fürth) war seit
23./24. Januar 1909 in zweiter Ehe verheiratet mit Rosa geb. Kaiser
(geb. 21. November 1884 in München). Das Paar hatte ein Kind. Rosa Steiner und ihr Kind mussten
bei Novemberpogrom 1938 mit ansehen, wie Joseph Oppenheimer nur im Pyjama bekleidet von Nazi-Schergen
auf einen Lkw gezerrt und abtransportiert wurde. In einem späteren Schreiben wurde Ihnen der
Tod von Joseph Oppenheimer mitgeteilt - gestorben an einer "Lungenentzündung".
Joseph Oppenheimer war vor seinem Berufsverbot als Chirug am jüdischen Krankenhaus und
langjähriger ärztlicher Leiter des Arbeiter-Samariter-Bundes.
Quellen u.a.: http://www.juedische-fuerther.de/index.php/memorbuch-opfer-der-shoah/opfer/opfer-o |
Zur Geschichte der Synagoge
(Foto der Urkunde: Th. Harburger. Inventarisation s. Lit. S. 199)
Zunächst (seit der
Niederlassung in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts) war vermutlich ein Betsaal
in einem der jüdischen Häuser eingerichtet.
1739
konnte die jüdische Gemeinde von ihrem Mitglied Simon Mendle einen
Bauplatz für eine Synagoge kaufen. Die Ortsherrschaft war damals nicht
bereit, der Gemeinde ein Grundstück für den Bau einer Synagoge zur
Verfügung zu stellen. Der Kaufvertrag vom 13. April 1739 befand sich 1927
noch im Besitz der jüdischen Gemeinde. Am 11. Mai 1927 erstellte Theodor
Harburger die Fotografie links. Über den Verbleib der Urkunde ist nichts
bekannt.
Der Text der Urkunde beginnt mit dem Namen des Verkäufers: "Ich
Simon Mündle Burgauischer Schutzverwanter Heebreer zue
Fischach..." |
Die Synagoge dürfte noch 1739/40 erbaut worden
sein.
Bei der Synagoge handelte es sich um ein stattliches
Fachwerkhaus. Die Synagoge war bis 1938 Zentrum des jüdischen
Gemeindelebens in Fischach. 1900 und 1934 ist sie renoviert worden. Beim
Novemberpogrom 1938 kam es zunächst zu keinen Ausschreitungen in Fischach. Doch
wurde am 15. November 1938 die Synagoge durch SA-Männer aus Augsburg
geschändet, die Inneneinrichtung zerstört. Ältere Juden des Ortes waren
gezwungen worden, sich Zylinderhüte aufzusetzen und die Synagoge und das
Gemeindehaus auszuräumen. 21 Torarollen, wertvolle Tora-Vorhänge aus der Mitte
des 18. Jahrhunderts und andere Ritualien, Möbel und Geräte sowie das Gemeindearchiv
wurden zur Gestapo nach Augsburg gebracht. Auf behördliche Anweisung wurde die
Synagoge wenig später zu einer Turnhalle umgebaut.
Das Synagogengebäude wurde nach 1945 wiederum umgebaut. Derzeit befinden
sich Arztpraxen in dem Gebäude. Äußerlich ist in der Ostwand noch die Lage
des Toraschreines zu erkennen.
Als besondere Erinnerung an die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Fischach
ist im Israel Museum Jerusalem eine
ausgemalte Sukka (Laubhütte) aus der Zeit um 1825 zu sehen.
In Fischach selbst bestehen an Erinnerungsmalen: eine Gedenktafel im
Rathaus mit Namen ermordeter jüdischer Personen aus Fischach. Am Eingang zur
Triebgasse befindet sich ein Denkmal zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde.
An verschiedenen Häusern erinnern Gedenktafel an deren Geschichte. Der Name des
"Judenhofes" markiert das Zentrum der jüdischen Ansiedlung im
Ort.
Adresse/Standort der Synagoge: Am Judenhof 4
Fotos
(Quellen: Historische Karte aus der Sammlung Hahn; Innenaufnahme aus
G. Römer: Schwäbische Juden S. 268;
Historische Fotos der Ritualien von Theodor Harburger 1927/30 s.Lit.)
Historische Ansichtskarte
von Fischach
mit der Synagoge |
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Die Karte wurde im
November 1901 von Fischach nach Hürben-Krumbach
verschickt. Absenderin war Emma Öttinger in Fischach, Adressatin Frl.
Klara Neuburger (Familie Benno Neuburger) in Hürben-Krumbach.
Emma Öttinger schrieb: "Freundlichen Gruß Dir liebe Klara und
Deinen lieben Eltern von Deiner Freundin Emma Öttinger". |
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Historische Innenaufnahme
mit Blick zum Toraschrein |
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Ritualien aus
der Synagoge und aus Privatbesitz von Gemeindegliedern
(Fotos von 1927/30) |
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Leviten-Kanne aus dem Besitz
von Albert Deller |
Chanukka-Leuchter aus dem
Besitz des
David Gunz (Anfang 19. Jahrhundert) |
Chanukka-Leuchter aus dem
Besitz des Albert Deller |
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Kohanim-Waschgerät aus dem
Besitz von Leopold Götz |
Chanukka-Leuchter aus dem
Besitz von Isaak Gerstle |
Tora-Aufsatz (Rimmon) aus
Gemeinde-Besitz (18. Jahrhundert) |
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Memorbuch der
Gemeinde: erste Seite mit Segenssprüchen (Baruch...) und
letzte Seite
(rechts), geschrieben 1738 von Zwi Hirsch aus Lemberg. |
Tora-Vorhang (Parochet) aus
der
Synagoge, gestiftet im Jahr 1719 |
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Tora-Schild (Tass) aus der
Synagoge (in
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
in Oettingen
angefertigt; erhalten im
Jüdischen Kultusmuseum Augsburg) |
Tora-Schild (Tass) aus der
Synagoge
(um 1783/85 in Augsburg angefertigt) |
Tora-Schild (Tass) aus der
Synagoge
(um 1700 in Augsburg angefertigt;
erhalten im
Jüdischen
Kulturmuseum Augsburg) |
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Das ehemalige
Synagogengebäude in den 1980er-Jahren
(Foto: Schwierz s. Lit. S. 239) |
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Neue Fotos werden noch
ergänzt;
über Zusendungen freut sich der
Webmaster von Alemannia
Judaica;
Adresse siehe Eingangsseite. |
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Die Fischacher Sukka
(Laubhütte)
(Fotos: obere Reihe links Israel-Museum
Jerusalem; Mitte und rechts aus: Ruth Gay. Geschichte der Juden in Deutschland 1993 Tafeln
VIII und IX; untere Reihe aus: Bezalel Narkiss: Geschichte der jüdischen
Kultur in Bildern. Jerusalem 1973 S. 187-191) |
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Die Sukka im
Israel-Museum |
Die Laubhütte aus
Fischach war im Besitz der Familie Deller, die am Ort eine
Schnapsfabrik
betrieb. Bis 1933 wurde die Sukka zum Laubhüttenfest aufgestellt. |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
September 2010:
Pressebericht über die Spuren jüdischen Lebens
in Fischach zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur 2010 |
Foto
links: Inschriftentafel des Grabsteines für Albert
Fromm.
Artikel in der "Augsburger Allgemeinen" vom 1. September 2010 (Artikel):
"Spuren jüdischen Lebens in Fischach.
Fischach Jahrhundertelang gab es sie in Fischach: viele jüdische Mitbürger. Schon von 1573 sind Dokumente über Itzig, Aron und Salomon vorhanden, die mit Vieh und Pferden handelten, eigene Häuser und teilweise auch eigenes Land hatten. Wahrscheinlich waren ihre Vorfahren einige Generationen zuvor aus Augsburg vertrieben worden. Anfang des 19. Jahrhunderts war fast die Hälfte der Fischacher Bevölkerung jüdisch. Keinen einzigen Juden gab es hingegen mehr nach dem 10. August 1942. In einer zweiten Deportationswelle wurden zur Zeit der Naziherrschaft die letzten Juden weggebracht, viele andere waren zuvor schon geflohen.
Beleuchtet wird die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Fischach am Sonntag, 5. September, zum europäischen Tag der jüdischen Kultur. Zum 11. Mal veranstalten jüdische und nichtjüdische Organisationen diesen Tag, der gleichzeitig in 26 Ländern von Schweden bis in die Türkei und von Großbritannien bis in die Ukraine begangen wird.
In Bayern steht neben München besonders Bayerisch-Schwaben im Blickpunkt. Eine der bedeutendsten Gemeinden entwickelte sich neben Augsburg in Fischach. Deren Geschichte soll nun am Sonntag von zwei Seiten beleuchtet werden. Zunächst plant die Marktgemeinde Fischach vormittags eine Führung über den jüdischen Friedhof. Mehr als 400 Gräber sind hier noch erhalten. Bis in die 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fanden traditionelle Beisetzungen statt. Am Nachmittag macht sich dann Annemarie Fendt vom Kulturverein Kern bei einer Führung durch Fischach auf die Suche nach den Spuren der ehemaligen Mitbürger. Michael Wundenberg berichtete kürzlich von einem interessanten Fund: Sein Haus, gebaut 1728, ist das älteste jüdische Haus in Fischach und gehörte einst Albert Fromm, einem Viehhändler. Er ist 1936 gestorben und in Fischach beerdigt. Seine Frau wollte danach nach Israel ausreisen, wurde aber deportiert. Beim Abbruch einer Wand entdeckte Wundenberg eine jüdische Grabinschrift, die das Haus beschützen sollte.
Erhalten sind außerdem Zeugnisse in jüdischen Zeitungen und Zeitschriften ab dem Ende des 19. Jahrhunderts. Mal suchte ein Metzger einen Burschen, mal ein Zigarrenhändler einen Lehrling für
'Bureau und Lager'. 1739 konnte die jüdische Gemeinde von ihrem Mitglied Simon Mendle einen Bauplatz für eine Synagoge kaufen, die am heutigen Judenhof 4 errichtet wurde. Die Synagoge dürfte noch 1739/40 erbaut worden sein. Es handelte sich um ein stattliches Fachwerkhaus. Die Synagoge war bis 1938 Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Fischach. 1900 und 1934 ist sie renoviert worden. Beim Novemberpogrom 1938 kam es zunächst zu keinen Ausschreitungen in Fischach. Doch wurde am 15. November 1938 die Synagoge durch SA-Männer aus Augsburg geschändet. Auf behördliche Anweisung wurde sie wenig später zu einer Turnhalle umgebaut; heute befinden sich Arztpraxen in dem Gebäude. Äußerlich ist in der Ostwand noch die Lage des Toraschreines zu erkennen.
(jah)
Termine Zum europäischen Tag der jüdischen Kultur am Sonntag, 5. September, gibt es in Fischach um 11 Uhr eine Führung über den jüdischen Friedhof, Kohlbergstraße (Männer bitte mit Kopfbedeckung), Infos beim Markt Fischach, Telefon (0 82 36) 5 81-0. Um 14.30 Uhr beginnt eine Führung durch das jüdische Fischach, Treffpunkt am Rathaus, Hauptstraße 16, Infos bei Annemarie Fendt, Telefon (0 82 36) 13 13." |
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September 2010:
Bericht über zwei Führungen am "Tag der
Europäischen jüdischen Kultur" |
Artikel in der "Augsburger Allgemeinen" vom 8. September 2010 (Artikel): "Zeugnisse jüdischer Vergangenheit.
Fischach. Der jüdische Friedhof und die jüdischen Häuser von Fischach standen im Mittelpunkt zweier Führungen durch Fischach zum europäischen Tag der jüdischen Kultur. Der Friedhof wurde 1774 angelegt. Vorher mussten die Toten entweder auf dem jüdischen Friedhof in Augsburg-Kriegshaber oder in Burgau begraben werden. Ursprünglich umfasste der Friedhof 420 Gräber, heute sind noch 403 erhalten. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1796, die letzte Beerdigung fand 1942 statt.
Wie die Markträtin Hildegard Kaes, die durch den Friedhof führte, erklärte, wird der Reichtum der in Fischach lebenden Juden auch an den Grabsteinen sichtbar. Die der ärmeren Bürger sind aus Sandstein, die der reicheren aus Marmor gefertigt. Dass die Juden in Fischach insgesamt wohlhabend waren, zeigt sich daran, dass sie 68 Prozent des Steueraufkommens leisteten. 1941 lebten 69 Juden in Fischach, die glaubten, dort sicher zu sein. 1942 wurden alle von ihnen deportiert.
Mit dem Aufkommen der Nationalsozialisten wurde der Friedhof mehrfach geschändet. 1928, 1932 und 1935 wurde eine größere Anzahl von Grabsteinen beschädigt oder zerstört. In der Pogromnacht selbst, so Hildegard Kaes, sei in Fischach nichts passiert, doch kamen Nationalsozialisten aus Augsburg, die die Synagoge zerstörten. Einem mutigen Fischacher, dessen Name nicht bekannt ist, gelang es, die Thora zum katholischen Pfarrer nach Zusmarshausen zu bringen.
Die Gräber der Juden sind alle nach Osten, Richtung Jerusalem, ausgerichtet. Nach alter Tradition werden die Gräber nicht mit Blumen geschmückt, sondern der Besucher legt einen Stein auf das Grab, um zu zeigen, dass der Tote nicht vergessen ist. Auf den Grabsteinen selbst ist das Todesdatum in der jüdischen Jahreszahl festgehalten und auf manchen findet man neben dem Davidstern auch Lobsprüche. Heute wohnen laut Markträtin Kaes keine Juden mehr in Fischach. Deren Angehörige kommen aber regelmäßig aus aller Welt, um ihre Toten zu ehren.
(mima)
Besichtigung: Gepflegt wird der Friedhof von der Marktgemeinde Fischach. Er kann nach Anmeldung besichtigt werden." |
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Juli 2019:
Erinnerung an das Schicksal der in
Fischach geborenen Anita Heufeld und anderer Kinder auf der Flucht
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Abbildung
links: Jüdische Flüchtlingsmädchen aus dem Deutschen Reich, September 1939,
Tynemouth, Großbritannien – 2. Reihe, ganz r.: Anita Heufeld, geb. 1925 in
Fischach © United States Holocaust Memorial
Museum
Artikel von Dieter Ferdinand "a3kultur.de" vom 23. Juli 2019: "Kinder
flüchten über Grenzen – und dann? Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben
zeigt bis 31. Oktober die Ausstellung 'Über die Grenzen. Kinder auf der
Flucht 1939/2015' in der ehemaligen Synagoge Kriegshaber.
Geflüchtete Kinder stehen im Mittelpunkt. Verglichen werden Situationen und
Erfahrungen jüdischer Kinder, die 1938/39 durch Kindertransporte aus
Deutschland nach England entkamen, und die Situation von unbegleiteten
minderjährigen Geflüchteten heute. Der Vergleich mit der Nazizeit stellt die
Einmaligkeit der Shoa nicht infrage, es geht um eine Brücke in die
Gegenwart. 'Wenn es uns nicht gelingt, Kindern Sicherheit zu geben, sind wir
verloren', sagte Museumsleiterin Barbara Staudinger bei der Eröffnung.
Die Kuratorinnen Souzana Hazan und Monika Müller stellen Geflüchtete vor
allem aus dem Raum Augsburg mit Fotos und Dokumenten vor. Die meisten
wussten nicht, wo ihre Eltern sind, und waren traumatisiert. Dazu gehörte
die 1925 in Fischach geborene Anita Heufeld, die 1939 nach England kam,
dort 1945 den US-Soldaten Rudolf Fellner heiratete und erst spät erfuhr,
dass ihre Eltern in Auschwitz ermordet wurden. Sie starb 2017 in Pittsburgh.
Ihre Tochter Kim Fellner war nach Augsburg gekommen, erzählte von ihrer
Mutter und wandte sich gegen jede Gewalt. Ernst und Rudolf Fahrnbacher aus
Augsburg konnten die Unsicherheit über das Schicksal der Eltern nicht
ertragen. Ernst erhängte sich 1941, Rudolf beging 1946 Selbstmord, nachdem
er erfahren hatte, dass die Eltern in Auschwitz ermordet worden waren. Auch
das Schicksal von Siegbert und Liese Einstein aus Kriegshaber wird
dargestellt. Liese überlebte als Einzige ihrer Familie den Krieg und lebt in
den USA.
Die meisten Geflüchteten von heute sind traumatisiert. Es bedurfte
empathischen Einfühlungsvermögens, zu ihnen Vertrauen aufzubauen. Morteza
Khavari aus dem Iran lebt in einer Augsburger Wohngruppe. Er malt, um
wiederkehrende Erinnerungen an Kindheit und Flucht zu verarbeiten. Zohra S.,
geboren 1997 in Afghanistan, hat das Berufsziel Hotelkauffrau. Sie malt
Bilder, in denen sie ihre Sehnsucht nach Freiheit und Ausbildung
thematisiert. Ein junger Geflüchteter spricht über den Schmerz der Trennung
von Familie und Freunden. Ali Sultani aus Afghanistan lebt heute als Schüler
in Augsburg. Er errang 2015 den ersten Platz bei der Meisterschaft in
Taekwondo und wurde von Landrat Martin Sailer ausgezeichnet.
Nach der Eröffnung startete eine Nachtaktion von Kriegshaber zum
Rathausplatz. Die Wiener Künstlerin Starsky hatte einen lichtstarken
Projektor auf einen Lastwagen montiert und projizierte Texte in alle
Richtungen, etwa: 'Sie gingen fort und kamen nie wieder zurück', 'Flucht,
Flucht, Flucht', 'Weltweit sind 7 Millionen Menschen auf der Flucht', 'Es
war schrecklich, ohne Liebe aufzuwachsen'. Mit der empfehlenswerten
Ausstellung begeht die ehemalige Synagoge Kriegshaber das fünfjährige
Jubiläum ihrer Zugehörigkeit zum Jüdischen Museum Augsburg Schwaben. Sehr
verdienstvoll ist der gut gelungene Brückenschlag zur Gegenwart.
www.jkmas.de/2019/06/ueber-die-grenzen-kinder-auf-der-flucht-1939-2015-3/
"
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über Anita Heufeld auch der Artikel von
Katrin Diehl in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 25. Juli 2019: "Das
Mädchen aus Fischach. Die Synagoge Kriegshaber zeigt eine Ausstellung zu
den Kindertransporten..."
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September 2024:
Erinnerung an die jüdische Geschichte in Fischach |
Artikel von Kristina Orth in der
"Schwabmünchner Allgemeinen" vom 13. September 2024: "FISCHACH. Jüdische
Geschichte in Fischach
Der jüdische Friedhof in Fischach ist eines der Überbleibsel von jüdischem
Leben in der Gemeinde. Die Historie geht weit zurück.
Anlässlich der jüdischen Kulturwoche in Augsburg - Schwaben, die am Montag,
23. September, in der großen Synagoge in der Halderstraße eröffnet wird,
spielen Solisten und Solistinnen der bayerischen Kammerphilharmonie und die
Autorin Andrea von Treuenfeld liest aus ihrem Buch 'Jüdisch jetzt! Junge
Jüdinnen und Juden über ihr Leben in Deutschland'. Aber wo gab es im
Augsburger Landkreis jüdisches Leben? Ein Ort, der zum Netzwerk der
historischen Synagogenorte in Bayrisch-Schwaben gehört, ist Fischach. Seit
dem 16. Jahrhundert lebten dort Juden. Die meisten waren damals Viehhändler
und kamen aus Orten wie Burgau, Günzburg und Steppach.
Auf Anfrage werden Führungen durch den jüdischen Friedhof in Fischach
angeboten. In der ehemaligen Fischacher Synagoge vom Anfang des 18.
Jahrhunderts befindet sich heute eine Zahnarztpraxis. Gleich daneben steht
das ehemalige Rabbinatsgebäude, dem eine jüdische Schule angegliedert war.
Einen Friedhof erhielten die Fischacher Juden erst gegen Ende des 18.
Jahrhunderts. Das lag auch an Streitereien mit der christlichen
Geistlichkeit. Zuvor mussten die Toten in Burgau und später in Kriegshaber
bei Augsburg beigesetzt werden. Der jüdische Friedhof in Fischach bot
Erleichterung. Denn die Toten sollen laut jüdischem Brauch innerhalb von 24
Stunden beigesetzt werden, sagt Marion May-Wundenberg. Sie bietet auf
Anfrage Führungen durch Fischach an. Ihr Schwerpunkt ist das jüdische Leben.
Sie erklärt, wie es zu ihrem Interesse an den Fischacher Juden kam: 'Mein
Mann und ich wohnen in einem der ältesten Fischacher Judenhäuser.' Es stammt
ursprünglich aus dem Jahr 1728. Unter dem Verputz des Hauses entdeckte
Marion May-Wundenberg das Bild eines Fischacher Juden: Es zeigt Albert Fromm
im Jahr 1910.
Von 'Sabbatmägden' und Zeitzeugen. May-Wundenberg kennt viele
Geschichten aus dem jüdischen Alltag. 'An Sabbat durften die Juden überhaupt
nichts Handwerkliches verrichten.' Bis in die 1910er- und 20er-Jahre hinein
habe es den Brauch gegeben, Schulkinder an Sabbat mit Süßigkeiten für das
Anheizen des Feuers zu entlohnen. Einige Familien hätten auch 'Sabbatmägde'
beschäftigt. Das stünde im Buch 'Die letzten Zeitzeugen' von Michael Kalb.
Diese Mägde seien junge Mädchen im Alter von 14 bis 15 Jahren gewesen, die
an Sabbat im Haushalt arbeiteten. Eine Regelung, die laut dem Haus der
bayerischen Geschichte immer wieder für Anfeindungen durch Pfarrer sorgte.
Angeblich blieben Christen wegen der jüdischen Dienste den Gottesdiensten
fern.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein hatten die Fischacher Juden lange Zeit recht
beengt in fünf Häusern gelebt. Im 19. Jahrhundert erhielten die Fischacher
Juden laut May-Wundenberg dann die Möglichkeit, Häuser zu erwerben. Das lag
am Herrschaftswechsel. Fischach gehörte nun zu Bayern. Juden machten im 19.
Jahrhundert rund die Hälfte der Bevölkerung aus. Beispielsweise lebten 1807
rund 246 Juden und 255 Katholiken in Fischach. Auch wirtschaftlich ging es
voran. Das belegt der Erfolg der Familie Mendle mit ihrer überregionalen
Horn- und Kunsthornproduktion. Im gemeinsam gewählten Gemeinderat saßen auch
immer wieder jüdische Vertreter.
Versteckte Synagogen und geteilte Feuerwehr. Um die Jahrhundertwende
herum kam es jedoch zu einer Trennung bei der Feuerwehr. Neben der
Freiwilligen Feuerwehr mit ursprünglich christlichen und 30 jüdischen
Mitglieder existierte nun auch eine israelitische Feuerwehr. Nach dem Ersten
Weltkrieg begann ein düsteres Kapitel: Vor 1933 sei es zu Schändungen des
Fischacher Judenfriedhofes. Rund ein Drittel der Fischacher Juden
emigrierte. Mit der Reichspogromnacht 1938 sei es zu Überfällen auf die
Juden in Fischach gekommen. Rund die Hälfte der Fischacher Juden wurde 1942
in zwei Wellen in das Durchgangslager Piaski und in das KZ Theresienstadt
deportiert. May-Wundenberg sagt: 'Keiner kam aus den Lagern nach Fischach
zurück.' Als Beispiel nennt sie die 1889 geborene Hausfrau Emma Fromm. Ihre
Generation hätte den Ersten Weltkrieg miterlebt, die Ehemänner für
Deutschland gekämpft. Sie hätten sich als deutsche Staatsbürger jüdischen
Glaubens verstanden."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 466-468. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 239-240. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 633-636. |
| Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer
Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. Hg. von den Central Archives for the
History of the Jewish People Jerusalem und dem Jüdischen Museum Franken.
Band 2 S. 187-201. |
| Gernot Römer: Schwäbische Juden. Leben und Leistungen aus
zwei Jahrhunderten. 1990. (darin: Rabbi Mayer Weiskopf in Fischach S. 32-33) |
| ders.: Der Leidensweg der Juden in
Schwaben. Augsburg 1983. zu Fischach S. 63-67. |
| ders.: Für die Vergessenen. Augsburg
1984. S. 97-104. |
| Jennifer Breger: Die Kunst rund um das
Sukkotfest. Online
zugänglich. |
| Michael Schneeberger: Der mühselige Gang ins Gäu.
Über die Geschichte der Juden von Fischach. Reihe: Jüdische Landgemeinden
in Bayern Nr. 16. In: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des
Landesverbandes der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 20. Jg. Nr.
102 vom Dezember 2006 S. 21-27.
|
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu. (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Fischach 440-452.
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| "Ma
Tovu...". "Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen
in Schwaben. Mit Beiträgen von Henry G. Brandt, Rolf Kießling,
Ulrich Knufinke und Otto Lohr. Hrsg. von Benigna Schönhagen.
JKM Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben. 2014.
Der Katalog erschien zur Wanderausstellung "Ma Tovui...".
"Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen in Schwaben des
Jüdischen Kultusmuseums Augsburg-Schwaben und des Netzwerks Historische
Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Fischach Swabia. A Jewish
settlement existed in the last quarter of the 16th century, augmented by Jews
expelled from the Burgau margravate in 1617. A synagogue was built in 1739 and
in 1867 the community numbered 284 (total 720). R. Shimon Simha Bamberger served
as the community's last rabbi (1856-82), after which it came under the auspices
of the Ichenhausen district rabbinate. In 1933, 127 Jews remained. Among the
organizations active were the Central Union (C.V.), Zionist Organization, Agudat
Israel, and the Hilfsverein. On 10 November 1938, 15 Jews were sent to the
Dachau concentration camp. Only 40 left (35 emigrating) until 1940. The
synagogue was converted into a sports arena shortly after Kristallnacht
(9-10 November 1938), and the last 65 Jews were deported in 1942: 56 to Piaski
(Poland) via Munich on 3 April and nine to the Theresienstadt ghetto on 10
August.
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