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Heßdorf (Gemeinde
Karsbach, Main-Spessart-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Heßdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in
die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1655 Juden
am Ort genannt. Die jüdische Gemeinde entwickelte sich im 18. und bis zur 1. Hälfte
des 19. Jahrhunderts relativ stark. Zwischen 1720 und 1740 wuchs die Zahl der jüdischen
Haushalte von 10 auf 20. Um 1810/30 wurden die höchsten Zahlen jüdischer
Einwohner festgestellt: 1813 167 jüdische Einwohner (34,7 % der
Gesamteinwohnerschaft), 1816 169 (40,4 % von insgesamt 418), 1830 198
(von insgesamt 515). Auch 1848 waren es trotz der beginnenden Aus- und
Abwanderung noch 160 jüdische Gemeindeglieder. Seitdem ging die Zahl jedoch
durch Aus- und Abwanderung unaufhaltsam zurück, blieb aber im Verhältnis zur
Gesamteinwohnerschaft noch lange auf hohem Niveau: 1867 131 (29,8 % von
insgesamt 439), 1890 113 (27,3 % von 414), 1900 100 (36,1 % von 277), 1910 88
(26,0 % von 338). Die Auswanderung hatte bereits um 1830 begonnen: bis 1854
waren 29 junge jüdische Männer überwiegend in die Vereinigten Staaten
ausgewandert (vgl. unten Grabsteinfotos aus den USA).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
israelitische Volksschule (seit 1822; seit 1827 im damals neu erbauten jüdischen
Schulhaus) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf den jüdischen
Friedhöfen in Laudenbach
oder Pfaffenhausen
beigesetzt. Auf Grund der zurückgehenden Zahl der jüdischen Kinder musste die
Schule im Mai 1927 geschlossen werden, danach gab es nur noch eine
Religionsschule. Die Lehrerstelle musste immer wieder ausgeschrieben werden
(vgl. Ausschreibungen unten). Bis zu seinem Tod 1833 war (nach Angaben von
Elisabeth Böhrer) Lehrer in Heßdorf Salomon Kohn, der mit Klara
geb. Nordmann aus Heßdorf verheiratet war. Die beiden hatten zwei Kinder (geb.
1830 und 1832 in Heßdorf). Um 1868 wird als Lehrer Solomon Goldbach genannt. 1878 wurde der Volksschullehrer Jos. Bierschild
eingestellt, der bis zu seinem Tod 1894 in der Gemeinde blieb (siehe Nachruf
unten). Sein Nachfolger war ab 1895 Lehrer Salomon
Anfänger (pensioniert 1927, doch weiterhin in der Gemeinde tätig, auch nach
der in diesem Jahr erfolgten Auflösung der jüdischen Schule; gest. 1940).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Emanuel Schild
(358. Inf.Regt., gef. 27.9.1916), Julius Stern (17. bay. Inf.Regt., gef.
28.10.1917) und Benjamin Adler (4. bay. Res.Inf.Regt., gef. 26.9.1918). Ihre
Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal aus rotem Sandstein links neben dem
Haupteingang der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche an der Hauptstraße.
Die jüdischen Familienvorstände waren Metzger und Viehhändler oder handelten
mit Ölen, Fetten, Getreide, Pelzen, Textilien und Backwaren. Am Ort gab es auch
eine Mazzenbäckerei der Familie Sali Stern, die bis 1936 die jüdischen
Gemeinden einer weiten Umgebung mit Mazzot versorgte (Gebäude Höllricher Straße
32).
Um 1924 wurden 57 jüdische Einwohner gezählt (15,12 % von 377). Damals
waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Louis Stern und Josef Schild.
Als israelitischer Volksschullehrer war damals weiterhin Salomon Anfänger tätig.
Er unterrichtete im Schuljahr 1924/25 an der israelitischen Volksschule 11
Kinder. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Kissingen. 1932
war Abraham Schild erster Vorsteher der Gemeinde. Als zweiter Vorsteher und
Schatzmeister wird Sigmund Stern genannt, als Schriftführer der weiterhin in
der Gemeinde tätige Lehrer und Kantor Salomon Anfänger. Er unterrichtete
damals noch vier jüdische Kinder in Religion. Lehrer Anfänger leitete auch
eine Ortsgruppe des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens in Heßdorf.
1933 lebten noch 48 jüdische Personen in Heßdorf. Auf Grund der
zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen
immer mehr dieser Personen den Ort oder wanderten aus: Bereits 1934 sind vier
Gemeindeglieder nach Palästina, drei in die USA emigriert. 1939
lebten nur noch fünf jüdische Personen in Heßdorf. Die letzten wurden 1942
deportiert, davon zwei im April über Würzburg nach Izbica bei Lublin, zwei
weitere im September 1942 in das KZ Theresienstadt.
Von den in Heßdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Oskar Anfänger
(1905), Regina (Recha) Berlin geb. Schild (1885), Betty Bierschild (1885),
Salomon Bierschild (1879), Klara Eisenheimer geb. Baumann (1857), Herz
Forchheimer (1865), Sara Forchheimer geb. Grünbaum (1873), Mendel Goldbach
(1860), Samuel Goldschmidt (1882), Gidchen Mimetz geb. Nußbaum (1871), Benno
Nussbaum (1880), Samuel Nussbaum (1873), Isaak Schild (1885), Selma Schild
(1901), Rosa Schloss geb. Weikersheimer (1855), Rosa Schwab geb. Rosenheimer
(1878), Pauline (Lina) Stein geb. Stern (1872), Adolf Stern (1868), Arnold Stern
(1917), Babette Stern (1888), Ilse Stern (1933), Jakob
Stern (1896), Leo Stern (1886), Max Stern (1900), Rudolf Stern (1901), Selma
Stern geb. Frankenthaler (1889), Siegfried Stern (1892), Sigmund Stern (1886),
Lea Zeilberger geb. Keller (1902).
Aus Unterthal ist umgekommen: Martha David (1921).
Anmerkung: der in einigen Listen zu Heßdorf genannte Artur Stern (1923) hat
die NS-Zeit nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer (Information vom 15.4.2021)
überlebt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibung der Stelle des Lehrers, Vorsängers und Schächters 1878
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1878: "Heßdorf.
Die hiesige israelitische definitive Elementarlehrerstelle, verbunden mit dem
Vorsängerdienste, ist vakant, und soll baldmöglichst besetzt werden.
Gesuche
sind bis zum 30. dieses Monats an die königliche Distriktsschulinspektion
Waizenbach, Bezirksamt Hammelburg, einzureichen.
Der Vorstand."
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Lehrer Markus Blümlein wird als Lehrer in Heßdorf genannt
(1841)
Liste
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern" vom 11. Juni 1841: genannt wird als Israelitischer Schullehrer
/Vorbereitungslehrer in Heßdorf Markus Blümlein. |
Zum Tod des jüdischen Volksschullehrers Jos. Bierschild im November
1894 (Lehrer in Heßdorf von 1874 bis 1894)
Artikel in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 17. Dezember 1894: "Heßdorf, 7. Dezember
(1894)- Am vorigen Erew Schabbat Kodesch (Freitag, 30. November 1894)
haben wir leider einen Mann zu seiner letzten Ruhestätte geleitet, dessen edles
Leben und Streben vielen der geschätzten Leser wohl bekannt sein dürfte. Es
ist dies unser hochverehrter Lehrer, Herr Bierschild - das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen -, den am Mittwoch, 28. vorigen Monats (Mittwoch,
28. November 1894) ein plötzlicher Tod seinem Wirkungskreise entriss. In den
zwanzig Jahren seiner gesegneten Wirksamkeit als Elementarlehrer in der hiesigen
Gemeinde war es ihm vergönnt, die Freundschaft aller Einwohner unseres Ortes zu
gewinnen und sich zu erhalten. Kein Wunder, dass sein Leichenbegängnis als ein
Ausdruck wahrhafter Freundschaft und Anhänglichkeit sich gestaltete. Den herben
Verlust, den wir durch den Heimgang des teuren Dahingeschiedenen - das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - erlitten haben, schilderte in
treffenden Worten der hiesige Lokalschulinspektor, sowie auch Herr Lehrer
Eschwege aus Thüngen. Am Grabe verlieh Herr
Hauptlehrer Eschwege aus Höchberg
dem tiefempfundenen Schmerze Ausdruck.
Möge G"tt der Gattin, sowie den Kindern des Verstorbenen - das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, dessen ganzes Leben dem Lernen
unserer Heiligen Tora gewidmet, bei dem Tora und Lebenswandel vereinigt
war, Trost gewähren und unserer Gemeinde es glücken, einen würdigen
Nachfolger für den teuren Verblichenen zu finden. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens. J.G.
|
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1894: "Nachruf.
Hessdorf (statt Hassdorf), 5. Dezember. 'Die Krone unseres
Hauptes ist gefallen, wehe uns, denn wir haben gesündigt.' Ein
schwerer, unersetzlicher Verlust hat unsere Gemeinde betroffen. Unser
geliebter Lehrer, Herr Jos. Bierschild, ist in noch rüstigem Alter nach
fast zwanzigjähriger Tätigkeit in unserer Gemeinde in ein besseres
Jenseits abberufen worden. Ja, eine Krone, eine perlengeschmückte Krone
ist es, die uns entrissen wurde, weil wir gesündigt! Wir waren eines
solchen Diadems nicht wert! Wer den Verblichenen gekannt, seine
glänzenden Charaktereigenschaften, seine tiefe Frömmigkeit, seine
pflichtgetreue Amtsführung, seine große Wohltätigkeit, sein Streben
nach Frieden in der Gemeinde, nur der kann unsern Schmerz um den Verlust
des Dahingeschiedenen ermessen; aber auch der muss mit uns trauern, dass
ein solcher Mann uns entrissen wurde. Er war ein Segen für unsere
Gemeinde, eine Zierde für unser Volk. Um ihn trauert eine Gattin mit 4
Kindern, eine Gemeinde, die ihren treuen Hirten verloren. Möge Gott der
schwer getroffenen Gattin, den trauernden Verwandten die Kraft verleihen,
diesen schweren Schicksalsschlag zu tragen. Dem Verblichenen aber lasse Er
für sein verdienstvolles Erdenleben den wohl verdienten Lohn in den
himmlischen Höhen zuteil werden. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens. Lehrer H.B." |
Die jüdische Volksschule wird aufgelöst (1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 22. Juni
1927: "Aufgelöste Volksschule. Nach 105-jährigem Bestehen
wurde die jüdische Volksschule in Heßdorf (Unterfranken) wegen
geringer Schülerzahl aufgelöst. Der langjährige Leiter der Schule,
Oberlehrer S. Anfänger, ist in den Ruhestand
getreten." |
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer
Salomon Anfänger in Heßdorf (1932)
Anmerkung: geb. 4. März 1862 in
Waltershausen: war nach Abschluss seiner Lehrerausbildung am Israelitischen
Lehrerseminar in Würzburg 1880 Lehrer in
Altenstein, dann in Willmars und von
1895 bis 1939 Lehrer, zuletzt Oberlehrer in Heßdorf. Er war verheiratet mit
Regina geb. Bierschild (gest. 1935 siehe unten).
Artikel in "Mitteilungen
des jüdischen Lehrervereins für Bayern" von 1932 Nr. 4 S. 8: "Personalien.
Wie wir nachträglich erfuhren, beging unser liebes Vereinsmitglied
Oberlehrer Salomon Anfänger in Hessdorf am 4. März seinen 70.
Geburtstag. Geboren in Waltershausen,
war er nach seinem im Jahre 1880 in Würzburg
erfolgten Seminaraustritt in Altenstein,
Willmars und seit 1895 in Hessdorf
tätig. Nach seiner im Jahre 1927 erfolgten Pensionierung stellte er seine
Kraft als Religionslehrer und Kantor seiner Gemeinde weiterhin zur
Verfügung. In seiner Gemeinde schätzte man ihn wegen seiner Geradheit,
Aufrichtigkeit und seiner besonders ausgeprägten Pflichttreue. Als äußerst
tüchtiger Pädagoge und treuer Kollege ist er im Kreis seiner Amtsbrüder eine
bekannte und beliebte Persönlichkeit. Wir entbieten dem lieben Freunde die
herzlichsten Glückwünsche und hoffen, dass ihm noch viele Jahre seiner
ersprießlichen Tätigkeit vergönnt sein mögen.
Oberlehrer Stein (Regensburg) und
Lehrer Oppenheimer (Laudenbach)
treten in diesem Jahr Tagen in den dauernden Ruhestand. Die verdienten
Kollegen wurden wir in jüdischen Zeitungen lesen, in schönen Abschiedsfeiern
sehr geehrt. Auch wir ins bieten unseren lieben Kollegen die besten Wünsche.
München, den 10. April 1932 M. Rosenfeld. M. Adler." |
Todesanzeige für Regina Anfänger geb. Bierschild (Frau von Oberlehrer Salomon
Anfänger, 1935)
Nach Angaben von Elisabeth Böhrer auf
Grund einer Überprüfung der standesamtlichen Daten wurde Regine/Regina
Anfänger geb. Bierschild am 11. April 1878 in
Schonungen geboren (als Regine Bierschild) und starb am 27. Februar 1935 in Heßdorf
(als Regina).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1935: "Nach
Gottes unerforschlichem Willen ist meine liebe, gute Frau, unsere in
unsäglicher Liebe und Fürsorge an uns hängende Mutter, unsere teure
Schwester und Schwägerin Frau Regina Anfänger geb.
Bierschild nach kurzer, schwerer Krankheit in ein besseres
Jenseits heimgegangen. Ihr früher Tod ist der einzige Kummer, den sie uns
je bereitet hat.
Oberlehrer Anfänger im Namen aller Hinterbliebenen. Heßdorf, 26. Adar
I 5695 (= 1. März 1935)." |
|
Grabsteine
für (rechts) Oberlehrer Salomon Anfänger aus Hessdorf
(1862 in Waltershausen - 1940 Würzburg) und (links) seine Frau Regina geb. Bierschild
(1878 - 1935 Hessdorf) auf dem jüdischen Friedhof
in Laudenbach.
Oberlehrer Salomon Anfänger war im Januar 1939 von Heßdorf in das jüdische
Altersheim nach Würzburg gezogen, wo er am 31. Mai 1940 gestorben
ist.
Söhne des Ehepaares waren Oskar Josef Anfänger (geb. 1905 in
Hessdorf, hatte eine Banklehre in Würzburg absolviert; ermordet nach der
Deportation 1942 nach Majdanek) und Arthur Max Anfänger (geb. 13.
Juni 1909 in Hessdorf, ließ sich zum Kaufmann ausbilden, 1929-1931 in
Würzburg); evtl. noch weitere Kinder. |
* nach Angaben von Elisabeth Böhrer ist
Salomon Anfänger am 4. März 1862 in Waltershausen
geboren. Er ist sicher verwandt mit Lehrer Leopold Anfänger (die
verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden jedoch noch unklar, die
beiden sind jedoch nicht Brüder; zu Leopold Anfänger siehe vor
allem auf der Seite zu Memmelsdorf). |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Hinweise: zu dem aus Heßdorf stammenden stammenden Isaak
Emanuel Oppenheimer (1812-1886) und seine Familie
siehe
Informationen und Artikel auf der Textseite zu Würzburg.
Zu dem gleichfalls aus Heßdorf stammenden Lißmann
Oppenheimer (1814-1891, Bruder zu Isaak Emanuel?) und seine Familie
siehe
Informationen und Artikel auf der Textseite zu Würzburg.
Zum Tod von Lea Goldschmidt (1876)
Artikel in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1877: "Heßdorf.
Am 7. Kislew (23. November 1876) hat der unerbittliche Tod ein für die
betreffende Familie und für unsere Gemeinde sehr empfindliches Opfer
gefordert. Frau Lea Goldschmidt seligen Angedenkens, eine in unserer Gemeinde hochgeachtete Frau, hat an diesem Tage ihr junges Leben - sie war erst 34 Jahre
alt - beendet. Der Schmerz, den dieser herbe Schicksalsschlag dem Gatten und dem
einzigen Söhnchen verursachte, ist ein unbeschreiblicher. Ein Muster von einer
Familienmutter hat sie sich durch ihre aufopfernde Tätigkeit in Bezug auf Zedaka
und Gemilut Chassodim (sc. gerechtes und wohltätiges Verhalten) durch
ihre Friedensliebe und durch ihr bescheidenes Auftreten ein ewiges, ehrendes
Denkmal in unserer Gemeinde gesetzt. In ihrer hingebenden Frömmigkeit und in
der genauen, ja ängstlichen Befolgung unserer religiös-gesetzlichen
Vorschriften war sie eine wahre eschet chajal (tüchtige Frau) und sorgte
sie dafür, dass man in ihrer Familie und in ihrer Umgebung nicht gegen Tora
und Awoda (Gottesdienst) erkaltete, denn Reinheit des Charakters war
stets ihre Begleiterin auf der dornenvollen Lebensbahn. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein in New Orleans für Alex. Shlenker (Schlenker) aus
Westhofen (1825-1889) und seine Frau Mariana Forchheimer aus Hessdorf
(1828-1889)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
für:
"(Father) Hier ruht Alex. Shlenker
Born at Westhofen, Germany Oct. 25,
1825
Died May 9, 1889 -
(Mother) Hier ruht Mariana Forchheimer Wife of
Alex Shlenker
Born at Hessdorf, Germany March 4, 1828
Died July 25, 1889
'Beloved and dear in their lives, were even in their death not divided.
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens." |
Grabstein in New York für James M. Northman aus Hessdorf
(1841-1886)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
|
Grabstein
für
"James M. Northman
Born in Hessdorf, Bavaria April 1841
Died in Calveston, Texas December 18, 1886" |
Hinweis zum Familiennamen:
1817 hatte der Warenhändler Feiber Nathan den Familiennamen Nordmann
angenommen. Bei James dürfte es sich um einen Sohn oder einen Enkelsohn
von Feiber handeln. |
Zum Tod von Särche Schloß geb. Weigersheimer aus Heßdorf (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1891:
"Urspringen. Am Ausgang des Heiligen Schabbat, dem 14. Marcheschwan
(= 14. November 1891) starb hier Frau Särche Schloss geb. Weigersheimer
aus Heßdorf. Aus einem für alles Jüdische begeisterten Hause stammend,
ausgerüstet mit einem bei Frauen seltenen Wissen aus unserer Heiligen
Literatur, erfahren in allen Zweigen der wichtigsten
Religionsvorschriften, getragen von einer seltenen Begeisterung für diem
heilige Tora war sie das Muster eines echt jüdischen Weibes, einer
tüchtigen Gattin und einer zärtlichen Mutter. Gastfreundschaft zu üben,
Torabeflissene zu beehren und deren Bestrebungen zu unterstützen, der
Besuch des Gottesdienstes an Werk- und Feiertagen, die peinlichste
Gewissenhaftigkeit in den Pflichten ihres Wirkungskreises waren
Eigenschaften, die sie in hohen Maße auszeichneten." |
Zum Tod von Joseph Weigersheimer (1904)
Artikel in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1904: "Heßdorf, in
Unterfranken. Im patriarchalischen Alter von 88 Jahren verstarb hier am Freitag,
dem 15. Elul (26. August 1904) der weit über die Grenzen seines Heimatortes
hinaus bekannte Chawer, R. Joseph Weigersheimer. Die hohe Achtung, die er
seiner wahren Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Gottesfurcht wegen genoss, zeigte
sich so recht bei der Lewia (Beerdigung) des Verstorbenen seligen
Angedenkens. Der größte Teil der Gemeindemitglieder begleitete die Leiche nach
dem fast drei Stunden entfernten Beit Chajim (sc. Haus des Lebens =
Friedhof) in Pfaffenhausen bei
Hammelburg, wo Herr Lehrer Anfänger in längerer Rede die hohen Tugenden des
Verstorbenen seligen Angedenkens schilderte. Möge sein Andenken unter uns
fortdauern zum Segen. Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen.
M."
|
|
Über den aus Heßdorf stammenden Lehrer
Moses Weigersheimer siehe Bericht
zu seinem Tod in Schweinfurt 1925. |
60. Geburtstag von Regina Baumann aus Unterthal (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1936: "Heßdorf,
25. Februar (1936). Am 20. Februar vollendete Frau Regina Baumann aus
Unterthal, jetzt in Eppingen, bei
ihrer daselbst verheirateten Tochter wohnend, ihr sechzigstes Lebensjahr.
Vor 22 Jahren, am 14. Oktober 1914, starb ihr Gatte den Heldentod, als er
eben im Begriffe war, seinen tödlich verwundeten Vetter, Jakob Baumann,
aus den Flammen zu bergen. Nun oblag Frau Baumann die schwere Pflicht,
allein ihre Kinder, einen Sohn und seine Tochter, zu tüchtigen, braven
Menschen zu erziehen, was ihr auch mit Gottes Hilfe im besten Sinne
gelungen ist. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Saly Stern sucht eine Bäckerei zu kaufen oder zu pachten (1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni
1903: "Eine Bäckerei
suche zu kaufen oder zu pachten.
Saly Stern. Hessdorf in Unterfranken". |
Verlobungsanzeige für Berta Jochsberger
und Berthold Schild (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925: "Statt
Karten
Berta Jochsberger - Berthold Schild. Verlobte.
Ansbach -
Regensburg / Hessdorf." |
Verlobungsanzeige für Hedwig Forchheimer und Leo Weichselbaum
(1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1927:
"Gott sei gepriesen.
Hedwig Forchheimer - Leo Weichselbaum. Verlobte.
Hessdorf / Köln Chanukka 5688 (Chanukka im Dezember
1927) Hessdorf." |
Verlobungsanzeige für Babette Stern und Ernst
Löwenstein (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Gott
sei gepriesen.
Babette Stern - Ernst Löwenstein.
Verlobte.
Hessdorf / Frankfurt - Main. Fulda." |
Verlobungsanzeige von Therese Engel und
Siegfried Stern (1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930: "Gott
sei gepriesen.
Therese Engel - Siegfried Stern. Verlobte.
Markt-Berolzheim (Mittelfranken) - Frankfurt am Main / Hessdorf.
16. April 1930 - 18. Nissan 5690". |
Verlobungsanzeige von Meta Forchheimer und Max Weichselbaum (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1933:
"Statt Karten Meta Forchheimer - Max Weichselbaum.
Verlobte.
Hessdorf bei Gössenheim - Dettelbach
am Main." |
Nach der Emigration: Todesanzeige für Louis Stern
(1949)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 6. Januar 1950: "Am Mittwoch, den 9. November 1949 verschied
mein innigstgeliebter Mann, unser guter Vater und Großvater
Louis Stern früher Hessdorf (für: Hersdorf), Bayern im Alter von
73 Jahren.
Jetta Stern geb. Strauss Fred Gasche und Frau Martha geb. Stern Erie,
Pa., USA, Simon Gassner und Frau Selma geb. Stern Ferry Szilagi und
Frau Sophie geb. Stern Siegfried Stern und Frau Edith geb.
Walter Salomon Savransky und Frau Trude geb. Stern Kurt
Robitschek und Frau Else geb. Stern und Enkelkinder.
Jerusalem, Israel. Gazastr. 39." |
Zur Geschichte der Synagoge
Wann eine erste Synagoge eingerichtet beziehungsweise erbaut
werden konnte, ist nicht bekannt.
1821 oder 1828 wurde eine neue Synagoge
erbaut. Neben der Synagoge stand das Gebäude der israelitischen Volksschule
(Fußgasse 6) sowie das rituelle Bad.
Ab 1937 konnten nur noch zusammen mit den Juden aus Adelsberg
Gottesdienste abgehalten werden, da die für einen Gottesdienst nötige Zehnzahl
der jüdischen Männer nur noch gemeinsam erreicht wurde. Die Gottesdienste
wurden abwechselnd in den beiden Gemeinden abgehalten. Beim Novemberpogrom
1938 wurden die Fenster und die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute
aus Adelsberg zerstört. Die Ritualien und Torarollen, die im Haus des
jüdischen Lehrers versteckt worden waren, wurden entdeckt und verbrannt. Auch
Dorfbewohner beteiligten sich am Werk der Zerstörung, viele andere schauten zu.
Am Tag darauf mussten die jüdischen Einwohner die Aufräumungsarbeiten
verrichten.
Das Gebäude der Synagoge blieb zunächst erhalten und kam in den Besitz der
politischen Gemeinde, wurde jedoch nach 1960 abgebrochen.
Das Gebäude der früheren
israelitischen Volksschule blieb erhalten und wurde zu einem bis heute
bestehenden Wohnhaus umgebaut.
1949 fand vor dem Landgericht
Würzburg ein Prozess gegen 13 der an den gewaltsamen Aktionen beim
Novemberpogrom Beteiligten statt. Zwölf erhielten Gefängnisstrafen zwischen
drei Monaten und zwei Jahren.
Am Gemeindehaus / Gemeindekanzlei ist eine Gedenktafel an die jüdische Gemeinde von
Heßdorf angebracht. Sie trägt die Inschrift: "In Hessdorf bestand eine
jüdische Kultusgemeinde, deren Synagoge sich in der Fußgasse 6 befand. Die
Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Zur Erinnerung und
Mahnung" (vgl. Foto unten).
Beitrag zur Geschichte
der Synagoge in Heßdorf (2000) |
Artikel von Werner Fella in der
"Mainpost" vom 8. November 2000: "Karsbach-Heßdorf.
Fündig wird man heute nur noch im Gemeindearchiv
Heute erinnert nichts mehr an die ehemalige Synagoge der einstmals größten jüdischen Kultusgemeinde im Altkreis Gemünden.
"Sie haben die Papierrollen aus der Synagoge geholt und auf der Straße verbrannt. Vermutlich haben sie damals auch die Fensterscheiben eingeworfen." Dies berichtet ein 70-jähriger Anwohner der Fußgasse in Heßdorf von seinen Kindheitserinnerungen, als er zu den Geschehnissen in der "Reichskristallnacht" (9. November 1938) befragt wurde. "Sie", das waren anfangs auswärtige SA-Männer, die die Synagoge schändeten und in die vier noch von Juden bewohnten Häuser eindrangen. Erst später beteiligten sich auch einzelne Heßdorfer Bürger an den Ausschreitungen und Übergriffen gegen ihre jüdischen Mitbürger.
Mit den Ereignissen vom November 1938 neigte sich nicht nur die über 200-jährige Geschichte einer jüdischen Landgemeinde sondern auch die ihres Gotteshauses dem unwiederbringlichen Ende entgegen. Die Synagoge der israelitischen Kultusgemeinde in Heßdorf ist heute völlig verschwunden, ebenso die Synagogen in
Adelsberg, Gemünden und
Rieneck. In Mittelsinn und
Burgsinn sind noch Reste erhalten.
In Heßdorf erinnert eine Gedenktafel am Gemeindehaus an die ehemalige Synagoge. Wer allerdings den früheren Standort des Synagogen-Gebäudes sucht, wird zunächst in die Irre geleitet. Die Gedenkinschrift nennt zwar "Fußgasse 6" als Standort, doch dieses Wohnhaus war das ehemalige jüdische Schulhaus. Auch eine Dokumentation über "Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern" nennt fälschlich den Gemüsegarten links neben dem Schulhaus als ehemaligen Standort. Die Synagoge hatte früher die Hausnummer 48 und die Plan-Nummer 85. Doch im aktuellen Ortsplan hilft das nicht weiter. Die Synagoge ist nicht mehr eingezeichnet.
Fündig wird man erst im Gemeindearchiv. Dort gibt es noch mehrere Kartenausschnitte von 1906, welche den Zustand und die alten Plan-Nummern vor der Flurbereinigung zeigen. Die Synagoge war das zweite Gebäude unterhalb der jüdischen Schule und etwa elf Meter breit und zwölf Meter lang.
Knapp 200 Mitglieder. 1827 hatte die jüdische Kultusgemeinde ihr zweistöckiges Schulhaus errichtet, nicht mehr eindeutig datierbar ist der Bau der Synagoge: 1821 oder 1828. Beide Gebäude in einem Jahrzehnt zu bauen war eine beachtliche Leistung einer Kultusgemeinde von damals knapp 200 Mitgliedern.
Das stattliche Synagogen-Gebäude war aus massivem Werkstein errichtet. Klar war die Fassade gegliedert: Drei Türen mit halbkreisförmigen Oberlichtern, über zwei Querfriesen drei rechteckige Fenster im Oberstock und nochmals darüber drei halbkreisförmige Fenster. Markant war auch die etwas vorspringende Sandsteineinfassung des Giebeldreiecks mit einem Rundbogenfenster.
Ein Rundbogenfenster im Dachgiebel findet sich als Stilmerkmal auch in Weyersfeld (Schule, 1830, und Wohnhaus des Maurers Georg Brell, 1829) und in Karsbach (ehemalige Schule).
Über das Innere des Heßdorfer Synagoge ist wenig bekannt. Sie besaß eine dreiseitig umlaufende Empore, zu der eine Wendeltreppe hinaufführte. Der Thoraschrein soll Ähnlichkeit mit dem Altar in der evangelischen Dorfkirche gehabt haben. Jedoch gibt es weder Bilder vom Inneren noch solche, die das gesamte Gebäude oder die Ruine zeigen.
Bereits am 25. November 1938 gingen die Synagoge und die Wagenremise mit dem jüdischen Leichenwagen (in der Gemündener Straße) in den Besitze der Gemeinde über. Wie groß die Zerstörungen in der Pogromnacht selbst waren, lässt sich heute nicht mehr sagen. Nach und nach dürfte das Innere aber völlig demoliert worden sein. Wer ein Brett brauchte, der holte es sich einfach in der Synagoge - so wird erzählt. Und gegen Kriegsende wurde die Synagoge zudem durch Artilleriebeschuss erheblich beschädigt. 1951 heißt es über die Synagogen-Ruine: Das Dach ist nur noch zur Hälfte vorhanden, Regen und Schnee können eindringen, in der Vorderfront klafft im Oberstock ein breiter Riss bis zum Dach.
In den 50er Jahren dann war die ehemalige Synagoge im Besitz der Brüder Herbert und Lothar Schönmaier, die dort zeitweilig Altwaren lagerten. 1953 kam es zu einem Teilabbruch der Umfassungsmauern. Das Dachwerk hing dadurch gegen die Straßenseite in der Luft. Gebäudeteile fielen auf das Nachbar-Anwesen, die Synagoge war einsturzgefährdet.
Wiederholt wurde daher das Landratsamt Gemünden vorstellig, entweder die Gebäudereste zu sichern oder gänzlich abzubrechen. 1955 gaben die Besitzer an, keinen gänzlichen Abbruch zu beabsichtigen, sondern das Mauerwerk bis auf eine Höhe von drei Metern abbrechen zu wollen und einen Abstellraum für landwirtschaftliche Geräte zu bauen. Doch über Jahre geschah nichts.
Der Abbruch. 1960 schließlich erwarb die Gemeinde Heßdorf durch Wiederkauf den Platz der ehemaligen Synagoge, ließ die Gebäudereste durch die Firma Grümbel beseitigen und das Gelände einplanieren. Später wurde das Grundstück aufgeteilt und von der Gemeinde an die drei angrenzenden Nachbarn verkauft.
Heute erinnert somit nichts mehr an die ehemalige Synagoge der einstmals größten jüdischen Kultusgemeinde im Altkreis Gemünden. Auch die Wagenremise für den Leichenwagen ist längst verschwunden. Erhalten geblieben ist nur das jüdische Schulhaus, das heute als Wohnhaus genutzt wird.
Quellen: Gemeindearchiv Karsbach - OT Heßdorf: Pläne, Protokolle
des Gemeinderates.
Staatsarchiv Würzburg: LRA Gemünden 1556, 1562, 2046, 2065, 2076,
1084. |
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Adresse/Standort der Synagoge: Nahe dem Gebäude
Fußgasse 6 (ehemalige israelitische Volksschule): die Synagoge war das zweite
Gebäude unterhalb der jüdischen Schule (vgl. Foto des Standortes unten). Die frühere
Adresse der Synagoge war: Fußgasse Gebäude Nr. 48.
Fotos
(Historische Aufnahme des Toraschmuckes durch Theodor Harburger, veröffentlicht u.a. in ders.:
Die Inventarisation jüd. Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern Hg. von
den Central Archives Jerusalem und dem Jüdischen Museum Franken - Fürth
und Schnaittach Bd. 2 S. 288;
die übrigen Fotos wurden übersandt von Kreisarchivpfleger Werner Fella, Gemünden am
Main: die historischen Aufnahmen wurden von Personen aus Heßdorf zur Verfügung
gestellt; die Fotos von 2009 sind von Werner Fella; die Fotos von 2019: J. Hahn)
Historische Fotos |
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Luftbild von Heßdorf, ganz
rechts am
Dorfrand die beiden großen Gebäude:
Schulhaus links, Synagoge
rechts |
Toraschmuck (aus der Synagoge
Heßdorf ?)
im Privatbesitz der früheren jüdischen
Familie Bierschild in
Heßdorf |
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auf der Karte
unten links (bzw. auf der Ausschnittvergrößerung) Haus Schönmeier
und
Synagoge; rechts Kriegerdenkmal, auf dem auch die Namen von drei
jüdischen
Gefallenen des Ersten Weltkrieges stehen (Emanuel Schild,
Julius Stern und
Benjamin Adler) |
Giebel des jüdischen
Schulhauses (links),
rechts Giebel der Synagoge |
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Fotos von 2009 |
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Links jüdisches Schulhaus,
unterhalb
davon das Gartengelände, auf dem
ungefähr die Synagoge stand |
Gedenktafel am
Gemeindehaus /
Gemeindekanzlei Ecke
Höllricherstraße / Brunngasse |
Ehemaliges jüdisches Schulhaus
im derzeitigen Zustand (2009)
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Fotos von
Anfang 2020
(Aufnahmen vom 6.1.2020) |
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Gemeindehaus
in Heßdorf mit der Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde
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Ehemaliges jüdisches
Schulhaus |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Februar 2018:
Gedenktafel eingeweiht
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Artikel
von Helmut Hussong in der "Main-Post" vom 25. Februar 2018:
"HESSDORF. Gedenktafel statt Stolpersteinen.
Auch im heutigen Karsbacher Ortsteil Heßdorf gab es früher eine jüdische
Gemeinde. Die letzten vier jüdischen Mitbürger wurden 1942 aus der damals
noch selbstständigen Kommune deportiert. Daran erinnert eine vor kurzem auf
einem steinernen Sockel errichtete Gedenktafel. Am Freitagnachmittag wurde
sie in einer Gedenkfeier offiziell vorgestellt. Bei der Feier erinnerten
sowohl Bürgermeister Martin Göbel, als auch der Fachmann für jüdische
Geschichte in der Region Georg Schnabel (Laudenbach), sowie der frühere
Kreisheimatpfleger Werner Fella (Gemünden) an Babette und Jakob Stern, die
am 25. April 1942 nach Lublin-Izbica sowie Herz Sara Forchheimer, die am 23.
September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurden. Danach gab es in
Heßdorf keine jüdischen Bürger mehr. Am Gemeindehaus erinnert bereits seit
vielen Jahren eine Tafel an die ehemalige, im 17. Jahrhundert im Ort
entstandene jüdische Gemeinde. Vor einiger Zeit habe das Ehepaar Heike und
Walter Schwarz ihn nochmals auf diese ehemaligen jüdischem Mitbürger
angesprochen und daran erinnert, dass einzelne von diesen in der
Nazi-Diktatur deportiert werden, berichtete Göbel zur Entstehung dieser
weiteren Gedenktafel.
Zentral am Dorfplatz. Das Ehepaar regte damals an, vor den ehemaligen
Wohngebäuden, wie in anderen Kommunen auch, sogenannte Stolpersteine zu
errichten. Nach mehreren Gesprächen mit dem Gemeinderat und dem früheren
Kreisheimatpfleger Werner Fella, wurde beschlossen, die Gedenktafel zentral
am Dorfplatz zur Erinnerung an die Deportation der jüdischen Mitbürger
aufzustellen. Viele ehemalige Heßdorfer Juden waren bereits vorher in andere
Gemeinde und Städte umgezogen. 'Die jüdische Gemeinde in Heßdorf bestand bis
1938 beziehungsweise 1942', erinnerte der Bürgermeister. Bis 1927 gab es
eine jüdische Volksschule und noch länger eine Synagoge im Ort. Im Jahr 1816
waren 169 der 418 Einwohner Juden (40,4 Prozent). Danach gingen die Zahlen
zurück. Im Jahr 1924 waren von 377 Einwohnern nur noch 57 jüdischen Glaubens
(15,1 Prozent). 'Auch in Heßdorf wurden im November 1938 in der Pogromnacht
die Fenster und die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute zerstört',
sagte Martin Göbel. 1929 lebten noch fünf jüdische Personen in Heßdorf; 1942
wurden die letzten vier in Heßdorf Lebenden deportiert. 'Zwischen 1941 und
1944 fanden in Unterfranken an sieben Terminen Deportierungen statt',
erinnerte Göbel. Von den 2068 Menschen, die in Würzburg und Kitzingen in die
Deportierungszüge getrieben wurden, überlebten nur 60 den Holocaust. Die
Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse seien Mahnung an alle, jeder Form
von Diskriminierung eine Absage zu erteilen.
Ein jüdisches Gebet. Der frühere Kreisheimatpfleger Werner Fella
zitierte Protokolle und Telegramme aus den Gestapo-Akten. 'Die Vertreibung
der Juden begann im Januar 1941', stellte auch der Fachmann für jüdische
Geschichte in der Region Georg Schnabel (Laudenbach) fest. Er sprach das
jüdische Gebet für die Opfer der Shoa 'El male rachamin' ('Gott voller
Erbarmen') in der deutschen Übersetzung."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 316-317. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 64-65. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 467-468. |
| Volker Rieß: Jüdisches Leben in und um Hammelburg.
Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Herrenmühle 12. Oktober – 10.
Dezember 2000, Hammelburg 2001.
|
| Leonhard Scherg: Jüdisches
Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag
Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). S. 29-30. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 123-124. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Geßdorf mit Höllrich S. 179-191.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hessdorf Lower Franconia. An
organized community existed by the latter half of the 18th century. A synagogue
was built in the 1820s when the Jewish population was around 160. Twenty-nine
single Jewish men left in 1830-54, most for the United States, and the Jewish
population fell to 100 in 1900 and 48 in 1933. The synagogue and the homes of
the six remaining Jewish families were wrecked on Kristallnacht (9-10
November 1938). Most left by early 1942.
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