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"Synagogen im Kreis Hersfeld-Rotenburg"
Wehrda (Gemeinde
Haunetal, Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Sternberg-Siebert)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Wehrda
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit
des 18. Jahrhunderts zurück, als die Herren von Trümbach bereitwillig
gegen Zahlung entsprechender Abgaben jüdische Familien am Ort aufgenommen
haben. Nach einer Aufstellung über die jüdische Bevölkerung im Amt
Wehrda (gemeint: Wehrda oder Rhina oder beide
Orte zusammen) wurden 1731 12 männliche und 11 weibliche Personen gezählt.
Seit 1739 lassen sich Beisetzungen von Juden aus Wehrda im jüdischen Friedhof
in Burghaun nachweisen (Rhinaer Juden erst seit 1772). Zwischen 1764 und 1833
lassen sich insgesamt 14 jüdische Familien in Wehrda nachweisen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1808 124 jüdische Einwohner, 1822 114, 1835 139, 1861 130 (15,9 %
von insgesamt 818 Einwohnern), 1871 120 (15,9 % von 753), 1885 94 (15,4 % von
609), 1905 68 (13,4 % von 508). Die jüdischen Familienvorsteher waren als
Vieh-, Pferde- und Warenhändler tätig, mehrere hatten jedoch auch eine
bedeutende Landwirtschaft, einzelne sogar als Hauptberuf. So besaß der Pferdehändler
Moses Stern, dessen Familie 1908 nach Amerika auswanderte, neben seiner
Pferdehandlung 1,25 Hektar Land. Mehrere jüdische Familien hatten seit der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts offene Läden / Handlungen. Um 1930
gab es noch u.a.: Sally Adler ("Eisensally") mit einer Handlung für
Herde, Öfen und Gegenständen aus Metall für die Landwirtschaft; Sally Plaut
mit einem Lebensmittel- und Kolonialwarengeschäft (Hohenwehrdaer Straße 4);
Wolf Plaut mit einer Manufakturwarenhandlung (Hohenwehrdaer Straße 13 =
ehemaliges jüdisches Gemeindehaus mit Lehrerwohnung; Familie Plaut wohnte nach
dem Auszug von Lehrer Oppenheim in der ehemaligen Lehrerwohnung), David
Simon mit einem Manufakturwarengeschäft (Hohenwehrdaer Straße); Julius
Katzenstein und David Stern mit Viehhandlungen; Fritz Plaut mit einer Metzgerei
(Rhinaer Straße); Paula Plaut (Schneiderin, Rhinaer Str. 9).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(1837 bis 1919 Israelitische Elementarschule, mit Lehrerwohnung im jüdischen
Gemeindehaus, Gebäude Hohenwehrdaer Straße 13), ein rituelles Bad (in einem
Anbau neben der Synagoge) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle unten). Als Lehrer werden genannt: bis
1837 Lehrer Eli Liebschütz, von 1837 bis 1884 Josef Weinberg; ihm folgten von
1884 bis 1891 Samuel Löwenstein und von 1891 bis 1901 Nathan Ehrenreich; von
1901 bis zur Auflösung der Elementarschule im Jahr 1919 unterrichtete Siegfried
Oppenheim in Wehrda. Danach wechselte er nach Rhina.
In der Schule hatte es 1868 28 Kinder, um 1900 noch 15, nach dem Ersten
Weltkrieg nur noch fünf. Nachdem die Israelitische Elementarschule 1919 aufgelöst
wurde, beabsichtigte die jüdische Gemeinde zunächst, eine private
Elementarschule zu betreiben. Da es allerdings 1922 nur noch zwei jüdische
Schulkinder am Ort gab, wurde der Plan nicht weiter betrieben. Die Gemeinde gehörte
zum Rabbinatsbezirk Fulda.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isidor Katzenstein
(geb. 3.12.1899 in Wehrda, gest. 24.10.1918 in Kriegsgefangenschaft) und David
Plaut (geb. 15.5.1895 in Wehrda, gef. 23.7.1917). Andere der jüdischen
Kriegsteilnehmer kamen mit teils hohen Auszeichnungen aus dem Krieg zurück
(u.a. Sally Adler mit dem Eisernen Kreuz I). Im Ersten Weltkrieg wurden von
Lehrer Siegfried Oppenheim auch die evangelischen Schüler des Ortes
unterrichtet.
Um 1924, als zur Gemeinde 28 Personen gehörten (5,6 % von insgesamt 497
Einwohnern), war Gemeindevorsteher Sally Adler. Die damals zwei schulpflichtigen
jüdischen Kinder der Gemeinde erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer
Siegfried Oppenheim, der nun in Rhina Lehrer
war und von dort regelmäßig nach Wehrda kam. 1932 war Gemeindevorsteher
Sally Plaut, Schatzmeister Fritz Plaut. Auch im Schuljahr 1931/32 gab es zwei jüdische
Kinder in der Gemeinde, die ihren Religionsunterricht durch Lehrer Siegfried
Oppenheim aus Rhina erhielten. Oppenheimer war auch als Schochet in Wehrda tätig.
1933 lebten noch 34 jüdische Personen in Wehrda (6,9 % von
insgesamt 495 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind die meisten der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (u.a. Familie Sally und
Klara Plaut geb. Stern mit Sohn Werner in die USA). Bereits 1934 wurden in
jüdischen Wohnhäusern die Fensterscheiben eingeworfen. 1935 mussten die
jüdischen Kinder die evangelische Volksschule verlassen; sie besuchten danach
die Jüdische Schule in Rhina. 1936 lebten noch 22 jüdische Personen in Wehrda,
am 1. Juli 1938 noch 10. 1939 wurden noch fünf
jüdische Einwohner gezählt. Am 5. September 1942 wurden die
letzten beiden jüdischen Einwohner (Sally Adler und Fanny Adler geb. Weihl)
deportiert (ihr Sohn Albert hatte noch nach Palästina emigrieren können).
Von den in Wehrda geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny (Fanni) Adler geb.
Weihl (1882), Sally Adler (1880), Therese Ansbacher geb. Birkenruth (1874), Ida
Blumenfeld geb. Stern (1878), Frieda (Friedel) Croner geb. Levi (1875), Ida
Goldschmidt (1866), Jette (Jettchen) Guggenheim geb. Goldschmidt (1892), Isack
Jungheim (1889), Julchen (Julie) Jungheim geb. Plaut (1894), Meta Katzenstein
(1904), Heinrich Levi (1883), Ida Levi (1879), Jettchen Levi geb. Birkenruth
(1868), Albert Levy (1860), Jettchen Levy geb. Stern (1860), Johanna Levy
(1877), Marga Plaut (1925), Meier (Manfred) Plaut (1928), Rita Plaut (1930),
Sophie Plaut geb. Jungheim (1892), Wolf Plaut (1877), Jenni Rothschild geb.
Goldschmidt (1897), Nathan Schiff (1882), Selma Siesel geb. Katzenstein (1899),
Ascher (Oskar) Stern (1872).
Hinweis: auch im Marburger Stadtteil Wehrda lebten einige jüdische Familien, es
kann zu Verwechslungen kommen.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 /
1891 / 1901 / 1920 / 1922
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1884:
"Die durch das Ableben des bisherigen Lehrers vakant gewordene Elementar-,
Religionslehrer- und Vorbeterstelle zu Wehrda Kreis Hünfeld, 1/2
Stunde von der Hanau-Bebraer Bahn, soll wieder besetzt werden. Gehalt 885
Mark, inklusive Wohnungs- und Heizungs-Entschädigung. Mark 50
Gehaltszulage sind in Aussicht gestellt. Fähigkeit zum Schächterdienst
erwünscht, und würde derselbe besonders honoriert. Meldungen unter
Beifügung der Zeugnisse nur in beglaubigter Abschrift sind zu
richten an
das Vorsteheramt der Israeliten zu Fulda. Dr. M. Cahn. vdt.
Tannenbaum." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1891:
"Die vakant gewordene Elementar-, Religionslehrer- und Vorbeterstelle
zu Wehrda, Kreis Hünfeld, 1/2 Stunde von der Frankfurt-Bebraer Bahn, soll
wieder besetzt werden. Gehalt 885 Reichsmark inklusive Wohnung- und
Heizungs-Entschädigung. Meldungen unter Beifügung der Zeugnisse nur
in beglaubigter Abschrift sind innerhalb 14 Tagen zu richten
an
Das Vorsteheramt der Israeliten. Dr. M. Cahn, Fulda." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1901:
"Bekanntmachung.
Die vakant gewordene Elementar- und Vorbeterstelle zu Wehrda,
Kreis Hünfeld, 1/2 Stunde von der Frankfurt - Bebra'er Bahn, ist alsbald
zu besetzen. Grundgehalt 1.000 Mark. Einheitssatz der Alterszulage: 120
Mark, Mietentschädigung 130 Mark.
Meldungen nebst beglaubigten Zeugnisabschriften sind innerhalb 14 Tagen an
die unterzeichnete Stelle zu richten.
Fulda, im Juni.
Das Vorsteheramt der Israeliten:
Dr. M. Cahn." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1920:
"Wir suchen für die Gemeinde Wehrda, Kreis Hünfeld zum
baldigsten Antritt einen Religionslehrer, Chassen und Schauchet.
Gehalt 2.500 Mark, Nebeneinkommen 5-600 Mark, schöne neu gebaute Wohnung,
auf welcher ein lediger Herr eventuell 400 Mark Miete einnehmen kann. 1
Morgen Land und großer Garten. Bewerber muss befähigt sein, eine neu zu
begründende Privat-Elementarschule zu leiten. Meldungen mit
Zeugnisabschriften sind zu richten an das
Vorsteher-Amt der Israeliten in Fulda." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1922:
"Für die Gemeinde Wehrda womöglich pensionierter Lehrer,
der auch das Vorbeteramt und die Schechitoh versehen kann, gesucht.
Schöne Lehrerwohnung mit großem Garten und 1 Acker Land vorhanden. Es
sind noch 2 Kinder schulpflichtig. Gehalt nach Übereinkunft.
Fulda, den 29. Mai 1922. Vorsteheramt der Israeliten."
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Zum Tod von Lehrer Joseph Weinberg (Lehrer in Wehrda
von 1837 bis 1884, Bericht von 1884)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1884: "Burghaun,
16. Oktober (1884). Am 6. Tischri (= 25. September 1884) starb in Wehrda,
einem Dorfe des hiesigen Amtsbezirks, der Lehrer Joseph Weinberg, in
seinem 72. Lebensjahre, der es wegen seines vieljährigen, segensreichen
Wirkens verdient, dass in diesen Blättern seiner Erwähnung
geschehe.
Als talentvoller Jüngling wurde J. Weinberg von seinem Vater Wolf
Weinberg - er ruhe in Frieden - aus Mackenzell
bei Hünfeld, schon frühe dazu bestimmt, sich dem Lehrerfache zu widmen
und wurde er zu diesem Zwecke auf die damalige Jeschiwa nach Gelnhausen
gebracht. Nachdem er eine Zeitlang dort verweilte, setzte er sein Studium
beim großen Raw, Rabbiner Sekel Wormser in Michelstadt
dort. Als er nun da sicheren Grund zu seinem Berufe als Lehrer gelegt,
nahm er, obgleich noch sehr jung, eine Stelle als Lehrer in Lemgo -
Lippe-Detmold - an, um sich die Mittel zu seiner weiteren Fortbildung zu
verschaffen. Er vergaß jedoch dabei keineswegs seines Selbststudiums, er
brachte es im Gegenteil durch seinen eisernen Fleiß so weit, dass er
schon im Jahre 1836 in das Lehrerseminar zu Kassel aufgenommen wurde. Auch
da studierte er mit sehr großem Fleiße beim seligen Landrabbiner Dr.
Romann - seligen Andenkens - und dem Oberlehrer Dr. Büdinger - seligen
Andenkens - und schon im Jahre 1837 bestand er seine Prüfung als Lehrer.
Hierauf nahm Weinberg die Stelle als Lehrer in Wehrda an, die er bis zu
seinem Tode bekleidete. Im Jahre 1862 wurde von sämtlichen Lehrern der Provinz
Fulda unter Anführung des seligen Provinzialrabbiners Dr. Enoch - Fulda
sein 25jühriges Dienstjubiläum öffentlich gefeiert. Sein Wirken im Amte
fand sowohl bei seiner Gemeinde, wie auch bei seiner Behörde, die
größte Anerkennung. Nachdem er 47 Jahre auf dieser Stelle segensreich
gewirkt, entschlief er sanft zu seinen Vätern und wurde unter großer
Beteiligung am Freitag vor dem Schabbat Teschuwa zur Ruhe
bestattet. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.. |
"Gedenkblatt" für
Lehrer Nathan Ehrenreich (1928, 1891 bis 1901 Lehrer in Wehrda)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1928: "Ein
Lehrerveteran. Ein Gedenkblatt, gewidmet von seinem früheren Schüler. Lehrer
S. Freudenberger.
Mit den besten Wünschen verließ der emeritierte Lehrer, Herr Nathan
Ehrenreich - Langenselbold, seinen langjährigen Wirkungskreis, um seinen
Lebensabend im Kreise seiner Söhne in der Reichshauptstadt zu verbringen.
Ehrenreich war stets ein Musterlehrer, eine sehr bescheidene, selbstlose
Persönlichkeit, ein Charakter ohne Falsch und Tadel.
Nachdem Ehrenreich im Jahre 1883 das jüdische Lehrerseminar in Würzburg
verlassen hatte, wurde er zum Präparandenlehrer an der
Talmud-Thora-Schule in Höchberg
ernannt. Nach vierjähriger Tätigkeit an der Talmud-Thora-Schule wurde
ihm von der Königlichen Regierung in Kassel die Volksschullehrerstelle in
Merzhausen (Rabbinat Marburg)
übertragen. Schüler von ihm, die heute als Direktoren von Waisenhäusern
und als Lehrer wirken, bestätigen, mit welch unermüdlichem Fleiße und
Geschicke er hier seines Amtes gewaltet. Von 1891-1901 wirkte
Ehrenreich als Volksschullehrer und Vorsänger in Wehrda Kreis
Hünfeld. Hier gründete der pflichteifrige Lehrer einen Literatur-
eigentlich Lernverein; mit vielen Kosten legte er hier einen Eruw an, der
heute noch vorhanden ist. Als im Jahre 1901 die viel umworbene
Lehrerstelle in Langenselbold vakant war und bereits ein anderer Lehrer
von der Regierung seine Bestätigung erhalten, eilte der verstorbene
Provinzialrabbiner Dr. Salomon Bamberger - das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen - in die Provinzialhauptstadt, um die
Annullierung des Regierungsbeschlusses zu erwirken und die Anstellung
Ehrenreichs durchzusetzen. In Langenselbold war der Höhepunkt seines
rastlosen Wirkens. Hier streute er reichen Samen aus, der zu schönster
Frucht sich entfaltete. Besonders viel Anerkennung verschafften ihm seine
interessanten, belehrenden Vorträge, die er allwöchentlich nach Schluss
des Gottesdienstes hielt. Darf man sich wundern, dass dem so erfolgreich
Wirkenden so viele Freunde erwuchsen, weit über den Kreis seiner Gemeinde
hinaus. Möge ihm ein glücklicher Lebensabend beschieden
sein!" |
Erfolgreiche zweite Dienstprüfung von Lehrer Siegfried
Oppenheim) am Lehrerseminar in Kassel (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. November 1902: "Kassel, 2. November (1902). Am
Donnerstag voriger Woche war am hiesigen israelitischen Lehrerseminar die
zweite Prüfung beendet. Diese hatte in jeder Hinsicht ein gutes Ergebnis,
denn alle sieben Lehrer, die sich prüfen ließen, bestanden. Es waren die
Herren: Abt aus Gesecke in Westfalen, Crohn aus Mengeringhausen
in Waldeck, Heilbronn aus Hora in Westfalen, Levi aus
Salzkotten in Westfalen, Oppenheim aus Wehrda in Hessen, Pineas
aus Frankfurt am Main, Plaut, Lehrer in Rybnik in
Oberschlesien.
Das Königliche Provinzial-Schulkollegium in Kassel gestattet fast ohne
Ausnahme Lehrern anderer Bezirke, hier die Prüfung abzulegen. In der
schriftlichen Prüfung war den neueren Bestimmungen gemäß nur eine
Arbeit zu schreiben. 'Haus und Schule' lautete das Thema. Lehrproben
waren: 1) Belsazar; 2) Frau Hütt; 3) der Stechheber; 4) der Zahlenkreis
über 1000 hinaus; 5) die Schulstäbe; 6) Knabe und Vogel; 7) Gustav Adolf
- ein Lebensbild.
Da sämtliche Lehrproben zur Zufriedenheit ausfielen, erhielt kein
Kandidat eine zweite. Recht eingehend wurde mündlich geprüft, sowohl in Geschichte,
Pädagogik, Psychologie, Didaktik und Methodik der einzelnen Fächer. Zum
ersten Male hatten die jungen Lehrer nachzuweisen, in welchem
Lieblingsfache sie sich fortgebildet und welches wissenschaftliche Werk
sie beim Studium benutzt hatten. Zur Orientierung sei Folgendes erwähnt:
1) Geschichte des 19. Jahrhunderts, 2) Mathematische Geographie, 3) die
zweite Blüteperiode in der deutschen Literatur, 4) die Elektrizität und
so fort. Ein Gegenstand, der schon im Seminar eingehend behandelt wurde,
z.B. 'ein Drama Schillers', wird als wissenschaftliche Fortbildung für
nicht genügend angesehen. Auch diese Prüfung bewies, dass die Ausbildung
jüdischer Lehrer keineswegs eine minderwertige ist und die
Staatsbehörden werden sich wohl bald entschließen müssen, die
jüdischen Seminare den christlichen gleichzustellen, da gleiche
Pflichten, gleiche Rechte erfordern. Die Prüfungskommission bildeten
folgende Herren: Provinzial-Schulrat Otto, Geheimer Regierungs- und Schulrat
Sternkopf, Landrabbiner Dr. Prager, Seminardirektor Dr. Lazarus und
Seminarlehrer Katz." |
Lehrer Siegfried Oppenheim erhält im Krieg neue Aufgaben -
die israelitische Volksschule wird vorübergehend aufgehoben (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember 1916: "Wehrda
(Kreis Hünfeld), 28. November (1915). Herrn Lehrer S. Oppenheim hier, der
den gesamten Unterricht an der evangelischen Schule in
Wetzlar erteilt.
ist jetzt auch die Leitung der hiesigen ländlichen Fortbildungsschule
übertragen worden. Die hiesige jüdische Volksschule ist für die
Kriegsdauer aufgehoben." |
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Artikel in "Neue jüdische Presse / Frankfurter Israelitisches Familienblatt"
vom 10. Dezember 1915: "Fulda. Der in letzter Nummer erwähnte Fall
der zeitweiligen Auflösung der israelitischen Schulstelle zu Wehrda steht
nicht vereinzelt da, sondern bildet im Bezirk Fulda die Regel.
Auch die
Stelle zu Mansbach hat dasselbe Schicksal ereilt, und hat der
Lehrer Stein
die evangelische Schule in Oberbreitenbach übernommen, während seine
Schüler der Ortsschule überwiesen sind und von ihm nur noch in Religion
unterrichtet werden. Genauso ist es in Tann, wo auch Lehrer Hecht wandern
muss, während in Burghaun Lehrer Strauß
außer an seiner Schule an der Ortsschule unterrichtet und auch nach
Rothenkirchen muss. Dieser Herr
verrichtet, da er außerdem Religionsunterricht in
Eiterfeld und
Hünfeld
und die Schechita für den ganzen Bezirk hat, eine kaum zu bewältigende
Arbeit." |
Aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Großbrand in Wehrda (1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1871: "Fulda,
29. September (1871). Das meist von ärmeren israelitischen Familien
bewohnte Dorf Wehrda, in der Nähe von Hersfeld, ist heute Nacht
bei heftigem Sturmwinde teilweise niedergebrannt. Es wird Brandstiftung
vermutet." |
"Aus der Ritterschaft" von Lehrer Siegfried Oppenheim
(1927)
Anmerkung: der Beitrag erschien in der "Jüdischen
Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" im Juli 1927 und
beschäftigt sich mit der Geschichte vor allem der jüdischen Gemeinden Rhina,
Wehrda und Langenschwarz. Auf
der Seite zu Rhina wird der vollständige
Beitrag von Siegfried Oppenheim wiedergegeben, auf den Seiten zu Wehrda und
Langenschwarz nur der gekürzte Beitrag.
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Artikel
vom 1. Juli 1927 |
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Artikel
vom 8. Juli 1927 |
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Artikel
vom 15. Juli 1927 |
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Artikel
vom 22. Juli 1927 |
Text:
"Aus der Ritterschaft. Von Lehrer S. Oppenheim, Rhina. Weißt du, lieber Leser, wo
'die Ritterschaft' liegt? Es ist die Gegend, die heute den Kreis Hünfeld etwa umfasst. Wo die Hanne ihre Fluten durch ein enges Tal windet, wo die Rhön in zahllose Kuppeln und Kegel ausläuft, haben in früheren Jahrhunderten eine große Zahl von Rittern ihre Burgen erbaut. Vom Stoppelsberg schaute stolz und kühn die Stoppelsburg
('Schloss Hauneck') herab, von wo die Herren von Haune als 'Heckenreiter und Buschklopper' die friedlich ihres Weges ziehenden Kaufleute überfielen. Am schlimmsten trieb es der
'wilde Haune'. Da erhob sich die ganze Gegend gegen ihn. Auch des Landgraf von Hessen zog heran und belagerte ihn in seiner Burg. Er musste sich ergeben. Im Kerker zu Hersfeld starb er; seine Burg wurde zerstört.
Von ihrer Burg an der Haune aus (Burghaun) beherrschten die Herren von Burghaun die von Frankfurt nach Thüringen führende Straße. In nicht allzu großer Entfernung von Burghaun saßen die Ritter von
Langenschwarz, in Wehrda die Herren von Trümbach (ursprünglich von Trübenbach genannt), deren großer Waldbesitz heute der Familie von Kleydorff gehört. Der letzte Major von Trümbach starb 1905 als Badedirektor in Bad Soden bei Salmünster und wurde in Wehrda begraben. Die ebenfalls in
Wehrda ansässigen Herren von Stein zu Nord- und Ostheim sind vor etwa 250 Jahren durch Heirat nach Wehrda gekommen. Auch in
Buchenau waren zwei Adelsfamilien begütert: von Seckendorff, Gutend und von Schenk zu Schweinsberg. Die erstere existiert noch heute; der letzte Schenk machte vor einigen Jahren durch Erschießen seinem Leben ein Ende. Im Schenkschen Schloss ist ein (Lietzsches) Landerziehungsheim untergebracht. Und wo jetzt im
'Union-Gestüt' zu Mansbach Pferdezucht getrieben wird, saßen früher die Herren von Mansbach; in Holzheim die Herren von Romrod. (Von der in der Nähe von Rhina im Hauntale gelegenen Sinzigburg sind geschichtliche Daten nicht vorhanden; nur die Sage weiß von ihr zu berichten.) Wenn nun die Bewohner dieser
'Ritterschaft' das Sprüchlein prägten:
'Vor Mansbach, Wehrda, Buchenau Behüt' mich Gott und meine Frau,
Und dass ich nicht komm zu korz, Behüt mich auch vor
Langenschworz',
dann wussten sie wohl auch 'ein Liedlein' von den Herren Rittern zu singen.
Die Bewohner der Ritterschaft waren den Rittern zu allerlei Diensten und Abgaben verpflichtet, deren Ursprung sich nur selten mit absoluter Sicherheit nachweisen lässt. Die Ritter nahmen gern
Juden in ihr Gebiet auf. Diese zahlten nicht nur Steuern, Leibzoll und andere Abgaben an die Ritter (worauf ich später noch zurückkomme), sondern sie versorgten auch deren Höfe mit allerlei Waren, die die Juden von ihren Handelsreisen mitbrachten. Jüdische Niederlassungen befanden sich in 1.
Langenschwarz, 2. Hechelmannskirchen, 3.
Burghaun, 4. Hünfeld, 5.
Mackenzell, 6. Steinbach, 7.
Mansbach, 8. Eiterfeld, 9.
Buchenau, 10. Erdmannrode, 11.
Rothenkirchen, 12. Rhina und 13.
Wehrda. In Nr. 2, 5, 6, 11 wohnen keine Juden mehr; in Langenschwarz seit kurzem wieder eine Familie, in
Erdmannrode eine, Mansbach,
Eiterfeld und Wehrda sind bis auf wenige Familien zusammengeschmolzen. Nur
Rhina und Burghaun haben heute noch größere Gemeinden. Die Juden der Ritterschaft unterstanden dem Rabbiner zu
Fulda. Im Februar 1799 war Rabbiner Isaak Salomon Wormser in
Langenschwarz zur Vornahme von Amtshandlungen anwesend. Er hat in
Langenschwarz mehrere Protokolle unterfertigt. – Die Beschäftigung der Juden war in der Hauptsache der Handel. Sie kamen weit über die Grenzen des Heimatkreises hinaus bis auf die einzelnen Höfe in der
Hohen Rhön. (Auf einem solchen Hofe wurde im Februar 1878 der Handelsmann Maier Plaut von
Wehrda ermordet und beraubt.).
Vielen Beschränkungen und Belästigungen waren die Juden als Handelsleute unterworfen. Von einer solchen
'l'sikorann' (zur Erinnerung) niedergeschriebenen 'Verbietung' weiß Jausef bar Schimann aus
Langenschwarz zu berichten. Er schrieb am Sonntag, den 12. Nissan 5581:
'Will ich unsere Nachkemlungen zu wissen tun, dass eine Verbietung ist gewesen ist der Schlitzer Medineh (= Gegend um Schlitz) vom 16. August 1799, dass keiner hat derf in der Medineh handeln als Dienstag und Donnerstag bei 5 fl. Straf, welcher ist angetrofin worn hat missen 5 fl. zahlen und 40 Kronen Kosten. Alsdann hat es mich auch einmal betroffen , so hab ich mich gleich gewend nach Gießen und hab gleich rausbekommen, dass die Gesero mit Gottes Hilf botel ist und hob gleich meine 5 fl. wieder bekommen. Nach dieser Sach ist keiner gegangen als ich und Simel (Bronzell) – und der Mélitz von dieser Sach wahr der Oberinspektor Strach in Schlitz und in Gießen war der Mélitz mit Namen Meier. Solches habe ich
l'sikorann hier in Khalsbuch (Gemeindebuch) geschrieben. Josef bar
Schimann.'
Neben dem Handel beschäftigten die Juden sich auch mit Landwirtschaft – einzelne sogar im Hauptberuf, sodass sie als
'Bauer und Handelsmann' bezeichnet sind. Besonders von Wehrda ist mir bekannt, dass dort viele Familien großen Grundbesitz besaßen und selbst bestellten. (Wertheim, Katzenstein, Plaut, Lehrer Weinberg u.a.). Heute haben nur noch wenige Juden Land und dies in so geringem Maße, dass von Landwirtschaft nicht mehr die Rede sein kann. – Von
'zeitiger Not der Landgemeinden' wusste man ehemals in der Ritterschaft nichts. Von den dazu gehörigen 13 Gemeinden hatten 10 einen eigenen
Lehrer, die anderen Gemeinden lagen vom nächsten Synagogenort nur wenige Minuten entfernt, sodass die Kinder die
jüdische Schule des nächsten Ortes besuchen konnten. Da sie auch im
'T'chum schabbos' lagen, konnten die Alten Synagoge und Chewra besuchen. Heute sind
noch drei öffentliche und eine Religionslehrerstelle im Bezirk vorhanden. In zwei Gemeinden
(Wehrda und Mansbach) wird Religionsunterricht durch Lehrer der Nachbargemeinden erteilt. Aber ohne Religionsunterricht ist auch heute noch kein Kind. -
Der gemeinsame 'gute Ort´ (Friedhof) für alle Juden der Ritterschaft war in
Burghaun. Nach und nach legten einzelne Gemeinden eigene Friedhöfe an. In
Langenschwarz kauften die Juden als
'Privatgesellschaft' am 16. Juli 1832 von Heinrich Schmidt einen Acker zum Totenhof. Ebenso erwarben die Juden
Rhinas am 9. Juli 1837 von David Levi Reif einen Acker zum gleichen Zweck. Die damals 26 Familien starke Gemeinde
Wehrda kaufte am 11. August 1853 von Abraham Weinberg aus
Mackenzell für 153 Taler im
'Hessengraben' den Friedhof, der aber 1860 erst in Gebrauch genommen wurde.
Wann sich die ersten Juden in der Ritterschaft niederließen, konnte ich bisher nicht feststellen, und es ist fraglich, ob es sich überhaupt mit Sicherheit ermitteln lässt. Vielleicht datierten die erste Ansiedlungen schon aus den Jahren 1349/50, als die raubgierigen Geißlerscharen und andere Elemente über die Juden Deutschlands sengend und brennend herfielen. Nach Buttes
'Judenverfolgungen und die Juden Hersfelds im Mittelalter' war 1347 die erste Judenniederlassung in
Hersfeld entstanden, die nach einer Urkunde vom 15. Juli 1350 des Abtes Johann von Eiben ein Opfer fanatisierter Volkswut
wurde. 1362 nahm Abt Johann wieder mehrere jüdische Familien auf, versprach ihnen, dass sie zu keinerlei Abgabe
gezwungen werden sollten, und dass er sie beschützen werde. Im Jahre 1365 macht Abt Johann sein Versprechen wahr, indem er seine Hersfelder Juden in Schutz nahm gegen einen durch ihre eigenen Glaubensgenossen in Erfurt gegen sie ausgesprochenen Bann. Die Juden von
Hersfeld werden 1371 erwähnt, als ihre Abgabe mit den übrigen Einkünften des Abtes vom kaiserlichen Hofgericht beschlagnahmt wird; wie auch 1348, als der Schöffe Brückenmüller die Bürger vor den Eichhof hinausführte und sie dort den Reinigungseid schwören ließ. Zuletzt traten daher drei Juden, Bürger zu Hersfeld, die Hände eingelegt
in ihr Buch, das sie nannten Moses Buch, und schwuren bei allen Stücken, nach ihrem jüdischen Gesetze, dass sie und jeder von ihnen aller der vorher aufgezählten Beschuldigungen des Abtes unschuldig zu
sein.' Auch in späteren Jahren fanden noch wiederholt Judenvertreibungen aus Hersfeld statt – Hersfeld galt stets als
'Geresch mokaum' – und es ist wahrscheinlich, dass die Vertriebenen Aufnahme und Schutz bei den in der Nähe Hersfelds ansässigen Rittern suchten und fanden. In einem Kirchenstandsverzeichnis des Kirchenbuches von Wehrda vom Jahre 1762 ist als Eigentümer des Kirchenstandes Nr. 61 der Jud Affrom und als Eigentümer von Nr. 74 der Jud Herz Levi genannt. Und im Kirchenbuch von
Langenschwarz unter
'Pfarrbesoldung im Jahre 1780, nämlich 19 Malter Korn' usw. erscheint unter den
'Hochadeligen Langenschwarz'schen Untertanen' neben vielen Hüttner usw. 'Jud Auscher modo cono Ellenberger', der
'1 Maß Haber' in Raßdorfer Gemäß zu entrichten hat.
Gemeinsame Gottesdienste hielten die Juden Wehrda in dem noch stehenden Hause des Metzgers Plaut ab. Eine Stube in diesem Hause heißt noch heute die
'Schul'. Im Jahre 1804 ist die Synagoge erbaut und eingeweiht worden. Auf einem einfachen Brettchen, das sich über dem Haupteingang an der Außenwand befindet, ist noch zu lesen: Erbaut und eingeweiht Chanukka 5565. Das für die Synagoge benötigte Bauholz haben die Herren von Trümbach gespendet. Aus Dankbarkeit wurde über dem Oraun-hakaudesch (Toraschrein) das Trümbachsche Wappen angebracht: ein Wappenschild mit drei Rosen, das von zwei Löwen gehalten wird.
Für die Armen Wehrdas - sowohl für Juden als auch für Christen – hatte ein aus
Wehrda stammender Jude eine
'Stiftung für Arme', insbesondere aber 'für arme Kranke' ins Leben gerufen. Der Vater des Gründers, Aron Moses, war in früher Jugend aus
Wehrda ausgewandert. Als die Juden sich Familienzunamen zulegen mussten, behielt er seinen Vornamen Aron und seines Vaters Namen Moses bei und nannte sich Aron Moses Arensberg. Er verheiratete sich nach Alverdissen bei Detmold (Lippe). Sein Sohn Jakob Arensberg blieb – da er in seiner Jugend schwächlich war – unverheiratet. 1888 zog er von Alverdissen nach Detmold, wo er 1895 – 80 Jahre alt – starb. Seine zugunsten jüdischer und christlicher Armen
Wehrdas errichtete Stiftung, deren Zinsen jährlich vom Synagogenältesten und Ortspfarrer verteilt wurden, ist durch die Inflation leider wertlos geworden. Als Religionslehrer wirkte in Wehrda bis 1837 Reb Elie Liebschütz. Von ihm geht noch heute das Wort von Mund zu Mund (wenn man sagen will, dass jemand oder etwas verloren sei):
''s es en pißche pesser, aber kapore es se doch!' Über die Entstehung dieses Wortes erzählt man sich in Wehrda: Reb Elies dritte Frau war sehr krank, Er ging zum Arzt nach Burghaun, Als er durch Rothenkirchen ging, wurde er von teilnehmenden Juden gefragt:
'Reb Elie, wie geht's eurer Frau?' 's es en pißche pesser, aber kapore es se
doch', gab Reb Elie zur Antwort.
Als erster staatlich angestellter Lehrer wirkte Josef Weinberg aus Mackenzell, der 1884 starb. Ihm folgten die Lehrer Samuel Löwenstein aus
Reichensachsen 1885-1901, Nathan Ehrenreich aus
Höchberg (Bayern) 1891-1901, der Schreiber dieses Aufsatzes aus
Nentershausen 1901-1919. Mit meiner Versetzung nach
Rhina wurde die staatliche Stelle wegen Mangel an Schülern aufgelöst. Heute hat
Wehrda noch sieben Familien und ein Schulkind. Religionsunterricht wird von Rhina aus erteilt.'
8. Juli 1927: "(Fortsetzung). Eine größere Gemeinde als Wehrda war Langenschwarz...
Abschnitt wird auf den Seiten zu Langenschwarz und Rhina wiedergegeben.
Da Rhina ein Teil der Trümbachschen Besitzungen – ein Vorwerk von Wehrda – war, haben sich hier wohl zu gleicher Zeit wie in
Wehrda Juden niedergelassen...
Abschnitt wird auf der Seite zu Rhina wiedergegeben.
Das ''tolle Jahr' 1848, brachte auch in der Ritterschaft mehrfache Unruhen. In
Wehrda tat sich besonders
'Brenners Cost' als Unruhestifter hervor, Der Einwohner Schilderoth, der in der Schlossgasse zu Wehrda überfallen und übel zugerichtet worden war, konnte sein Leben nur dadurch retten, dass er sich zur Erde warf und sich tot stellte. – Die jüdischen Einwohner
Rhinas sahen sich zur Errichtung einer Sicherheitswache vom abends 10 Uhr bis früh 2 Uhr veranlasst. Es mussten jede Nacht sechs Mann wachen. Die Gemeindemitglieder waren verpflichtet, die Wache selbst auszuführen oder
'einen annähmlichen Wächter' zu stellen, 'der wenigstens 20 Jahre alt
ist'. Zuwiderhandlungen sollte der Synagogenälteste mit 5 Sgl. bestrafen,
'wer sich ausschließt, soll in allen gemeinheitlichen Dingen ausgeschlossen
bleiben', und 'wer einen ausgeschlossenen Berches backt, den soll der Synagogenälteste mit 10 Sgl.
bestrafen.'
Zur Franzosenzeit 1812 gehörte der größte Teil der Ritterschaft zum Canton Holzheim (Departement und Distrikt Werra-Hersfeld). Der Syndikus des Cantons wohnte in Riena (Rhina). Nach
Horwitz, 'die Juden in Hessen' zählte der Canton Holzheim 113 jüdische Familien...
Bei dieser Gelegenheit dürfte ein Wort über die Entvölkerung der jüdischen Landsgemeinden zu reden sein. Als ich 1902 bis 1903 in der Schule zu Rhina vertreten musste, hatte die Schule 63 Kinder, als ich 1919 die Stelle übertragen bekam 44, und heute sind noch 25 schulpflichtige Kinder da. Für die kommenden sechs Jahre sind 22 bis 24 der Durchschnitt. Von den 42 Seelen, die es heute gegen 1919 weniger sind, entfallen allein 19 auf Kinder des schulpflichtigen Alters.
Der Geburtenrückgang hat auch auf dem Lande verheerend um sich gegriffen – und zwei Kinder pro Familie ist zur Regel geworden. Es ziehen auch meist jüngere Familien in die Städte, die einige Kinder mitnehmen (Seit 1919 von hier drei solche Familien). Die jungen Leute, soweit sie noch auf dem Lande – meist im Elternhaus – wohnen, ziehen bei ihrer Verheiratung in die Stadt. Daher bleiben in den Landgemeinden vielfach nur
'die Alten' zurück, mit deren Tod (oder weil sie im hohen Alter zu einem ihrer Kinder ziehen) die Familie erlischt. Auf diese Weise sank z.B. die Familienzahl in
Wehrda in einem Zeitraum von kaum 10 Jahren von 15 auf 7 Familien. Die gleiche Beobachtung mache ich auch hier, und nach menschlicher Voraussicht wird die Familienzahl Rhinas und auch vieler anderer mir bekannter Landgemeinden in den nächsten 10 bis 15 Jahren sich weiter stark verringern, wenn nicht eine unvorhergesehene
'Reaktion' eintritt.
Dass eine Sesshaftmachung der jüdischen Landbewohner durch Berufsumschichtung – Zuführung der Jugend zur Landwirtschaft und zum Handwerk, Einführung von Heimarbeit usw. – erreicht werden wird, halte ich auf Grund vieljähriger Erfahrung für aussichtslos. Außerdem handelt es sich nicht um einen Rückgang der Seelenzahl der Landgemeinden, sondern um eine Abnahme der jüdischen Bevölkerung überhaupt.
Wohnten ums Jahr 1800 in der Ritterschaft
'bei adligen Gütern 800 Juden', so ist heute die Zahl auf 508 gesunken. Die Ursachen des Rückgangs sind allgemein so bekannt, dass es sich erübrigt, an dieser Stelle noch weiter darüber zu sprechen...
Damit schließe ich einstweilen meine Mitteilungen
'Aus der Ritterschaft'. Sollte im Leserkreise dieser Zeitung der Wunsch vorhanden sein, auch von anderen Gemeinden näheres zu erfahren, und es mir gelingen, weiteres Material – das mir in Aussicht gestellt ist – zu erlangen, dann Fortsetzung so Gott will, in nicht allzu ferner Zeit." |
Berichte über einzelne Personen aus der Gemeinde
Über den furchtbaren Raubmord an Maier Plaut
(1878)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1878: "Fulda.
Ein schauderhafter Raubmord, verübt an einem unserer Glaubensgenossen,
hält unsere Umgegend in Aufregung. Der 48 Jahre alte Handemsmann Maier
Plaut aus Wehrda ging am 6. März dieses Jahres von zu Hause weg, um am
darauf folgenden Tage in verschiedenen Dörfern und Gehöften seinen
Geschäften nachzugehen und in der weiteren Absicht, Freitag, den 8. März
einen Termin in einer Forderungsklage beim Kreisgericht Fulda abzuhalten.
Am Freitag erschien Plaut jedoch nicht in Fulda, wohl aber sein Gegner,
der sich von der Klageforderung, weil der Kläger nicht erschien,
entbinden ließ. Als der unglückliche Plaut am Freitagnachmittag nicht
nach Hause kam und dessen Frau, die damals der Entbindung nahe war,
erfuhr, dass ihr Mann auch nicht in Fulda gewesen, überfiel sie ein
derartiger Schrecken, dass sie in Folge dessen am Schabbatausgang
vor der Zeit gebar. Das Kind, welches unter diesen traurigen
Verhältnissen das Licht der Welt erblickte, ist das siebente unter seinen
Geschwistern, von denen das älteste 15 Jahre alt ist. Alle angestellten
Recherchen nach dem Vermissten blieben erfolglos, doch mutmaßte man schon
damals, dass hier ein Verbrechen vorliege. Am Schabbat - Halbfeiertag
des Pessachfestes - kam die Nachricht hierher, dass man die Leiche des
Vermissten in der Lüder, einem Nebenflusse der Fulda aufgefunden. Ein
Sack mit Steinen gefüllt, war um den Hals der Leiche gebunden, um
dieselbe auf dem Grunde des Wassers festzuhalten. Die Stelle, an welcher
die Leiche aufgefunden wurde, ist nicht weit von einem einzeln stehenden
Gehöfte entfernt, welchen eben der Schuldner des Plaut, gegen welchen die
Forderungsklage angestrengt war, bewohnt und der nunmehr gefänglich
eingezogen wurde. Die auf Anordnung der Staatsanwaltschaft vorgenommene
Obduktion der Leiche ergab, dass letztere erst seit kurzer Zeit im Wasser
gelegen und in Anbetracht der schon stark vorgeschrittenen Verwesung
früher an anderen Orten verborgen gehalten sein musste. Ein Zweifel, dass
man hier die Leiche des vermussten Plaut vor sich habe, konnte nicht gut
aufkommen, da, wenn auch das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt,
doch die Kleidung, der auf den Namen des Maier Plaut lautende
Gewerbeschein, mehrere andere Geschäftspapiere und dessen Tefillin
auf die Identität der aufgefundenen Leiche mit dem Vermissten hinwiesen.
Überdies ließ Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn dahier durch zwei Zeugen,
die den Plaut bei Lebzeiten genau kannten, konstatieren, dass eine
Abnormität an einem Fuße, welche als solche von einem Bruder des Ermordeten
bezeichnet wurde, sich an der Leiche genau vorfand. Das Gutachten der
Gerichtsärzte geht dahin, dass der unglückliche Familienvater
wahrscheinlich im schlafenden Zustande ermordet worden, wozu eine Wunde an
der linken Seite des Hinterkopfes, beigebracht durch einen wuchtigen
Schlag, der die Hirnschale zerschmetterte und eine Verstümmelung der
linken Hand, mit welcher der vom heftigen Schlafe Getroffene nach der
schmerzenden Stelle des Kopfes gegriffen, die Vermutung nahe legt. Es sind
Verdachtsgründe vorhanden, welche annehmen lassen dass der Ermordete in
jener verhängnisvollen Nacht in dem Hause seines Mörders, der sich durch
den Mord von seiner Schuld zu befreien hoffte, übernachtet und dort von
seinem traurigen Schicksal erreicht wurde. Hoffentlich wird es gelingen,
den ruchlosen Mörder, der einer Familie von sieben kleinen Kindern den
treuen Vater und Ernährer geraubt, zur verdienten Strafe zu bringen und
werde ich nicht verfehlen, seinerzeit das Ergebnis der Verhandlungen in
diesem geschätzten Blatte mitzuteilen. Die Hinterbliebenen befinden sich,
da der Ermordete fast kein Vermögen besaß, in der drückendsten Lage und
nehme ich, da die Gemeinde Wehrda selbst nicht im Stande ist, für die
Witwe und deren sieben Waisen genügende Existenzmittel aufzubringen,
Veranlassen, 'unter Hinweisung auf den im Annoncenteile dieser geschätzten
Zeitschrift enthaltenen Aufruf die schon so oft erprobte Mildtätigkeit
der geschätzten Leser des Israelit recht dringen um Veranstaltung
von Sammlungen für die armen Hinterbliebenen des Ermordeten zu bitten.
Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn zu Fulda sowie die Redaktion des Israelit
sind zur Empfangnahme von Gaben und späteren Veröffentlichung in diesen
geschätzten Blättern gern bereit.' G." |
Spendenaufrufe für die Familie des ermordeten Maier Plaut (1878)
Anmerkung: der 1878 ermordete Meier (Mayer) Plaut ist am 30.
April 1829 in Wehrda geboren. Er war verheiratete mit der Hannchen geb.?.
(1839-1903). Die beiden hatten fünf Kinder: Ruben (geb. 1862), Sarchen (1864),
Lina (1869), Ascher (1875) und Abraham (1878, im Alter von zwei Monaten
gestorben).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Mai 1878: "Dringende
Bitte um Hilfe für die Hinterbliebenen eines Ermordeten. Der
Handelsmann Maier Plaut zu Wehrda, Kreisgericht Fulda, welcher
seine Familie, bestehend aus sieben kleinen Kindern, von denen das
älteste kaum 15 Jahre alt ist, rechtschaffen ernährte, wurde im Monate
März dieses Jahres auf grässliche Weise ermordet. Seiner hinterbliebenen
Familie, die durchaus vermögenslos ist, fehlt es an den nötigsten
Mitteln zum Lebensunterhalt. Unter Hinweisung auf die in dieser Nummer des
'Israelit' enthaltene Korrespondenz aus Fulda bittet man um Veranstaltung
von Sammlungen für dieselben. Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn zu
Fulda ist zur Entgegennahme von Spenden für die unglückliche Familie
gern bereit und wird dieselben seinerzeit in der Spendenliste des
'Israelit' veröffentlichen. Auch die Redaktion des 'Israelit' ist bereit,
Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1878: "Im
Namen der Witwe und Waisenkinder des ermordeten Maier Plaut in Wehrda sage
ich hiermit allen edlen Wohltätern, die, dem Aufruf in diesen
geschätzten Blättern Folge gebend, ihre Hand den Hartbedrängten willig geöffnet,
den wärmsten, lebhaftesten Dank. Zugleich aber sei die dringe Bitte
wiederholt, in dem Werke der jüdischen Nächstenliebe nicht zu erlahmen
und nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben. Eine dauernde Hilfe ist den
Unglücklichen nur dann geboten, wenn die Spenden eine Summe ergeben,
deren Zinsen ausreichen, um der schwer betroffenen, zahlreichen Familie
über die drückendste Not hinwegzuhelfen. 'Wer beginnt, eine Gebot zu
erfüllen, soll es auch vollenden', richte ich daher das dringende
Ersuchen an Euch, Ihr in Lebenstaten unermüdlichen Brüder und Schwester,
dass Jeder in seinem Kreise dahin wirke, die regeste Beteiligung an der
Vollendung dieses Aktes der ersten Wohltätigkeit anzuregen. Fulda, im
Tamus 5638. Provinzialrabbiner Dr. Cahn." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser vorhanden, um 1800 im Haus des Metzgers Plaut.
1804 konnte eine Synagoge (genannt "Judenschule") erbaut und eingeweiht werden. Die Herren von
Trümbach - Patrimonialherren von Wehrda - hatten dazu das Bauholz gespendet.
Dafür wurde über dem Toraschrein das Trümbach'sche Wappen angebracht
(Wappenschild mit drei Rosen, von zwei Löwen gehalten).
Neben der Synagoge war ein einstöckiges Schul- und Gemeindehaus
("Judengemeindehaus"), in dem sich die jüdische Schule und die
Lehrerwohnung befanden. Bis 1919 wohnte noch Lehrer Siegfried Oppenheim in dem
Gebäude.
Nach 1933 konnte kein Gottesdienst mehr abgehalten werden, da keine zehn
religionsmündigen Männer mehr in der Gemeinde waren. Die übrigen besuchten
nun den Gottesdienst in der Synagoge von Rhina.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nicht zerstört, da sich auf
dem Dach des Gebäudes ein Verteilungsständer mit Stromleitungen für die
Umgebung befand. Das Synagogengebäude kam nach 1945 in Privatbesitz und wurde
abgebrochen. Es sind nur noch die Grundmauern der Synagoge erhalten, die einen
Garten einfassen (siehe Foto unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Hohenwehrdaer
Straße 15 (1932
Dorfstraße)
Das ehemalige jüdische Gemeindehaus ist das heutige Wohnhaus Hohenwehrdaer Straße
13 (früheres Haus Nr. 56).
Fotos
Hinweis: in dem
unter "Literatur" genannten Beitrag "Das Dorf im Tal"
finden sich eine
historische Ansicht der Synagoge sowie ein neueres Foto des Grundstückes, auf dem
noch die Grundmauern der ehemaligen
Synagoge erkennbar sind: |
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Blick auf die Synagoge mit den
beiden
Eingangstüren
(Foto aus der Sammlung Karin Billing) |
Grundmauern der ehemaligen
Synagoge,
die heute einen Garten einfassen
(Foto von Elisabeth Sternberg-Siebert) |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 348-350. |
| Kein Artikel zu Wehrda bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994 und dies.: Neubearbeitung der
beiden Bände 2007². |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
60-61. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 481-482. |
| Beitrag: "Das Dorf im Tal - Juden in Wehrda. Katharina
Maul: "Nach meinen Erinnerungen, aus Dokumenten und
Erzählungen". Online
zugänglich - (auch
als pdf-Datei). |
|
Beitrag
über die Familie Plaut: Elisabeth S. Plaut: The Plaut Family. Tracing
the Legacy. Edited by Jonathan V. Plaut
When Elizabeth S. Plaut began tracing her husband’s family roots forty
years ago, she had no idea how this undertaking would change her life and
turn her into a serious genealogist. A trained researcher, she corresponded
with hundreds of people around the world to glean information about the
various branches of the family; scoured cemetery files, archives, and other
available sources; and maintained copious files brimming over with her notes
and charts. Beginning with her quest to find the roots of her husband’s
branch of the family from Willingshausen, Germany -many years before
genealogy became popular - Elizabeth Plaut discovered families in dozens of
small villages in Germany. She tracked the relationships between more than
11,000 people and separated the branches according to the many cities where
the families originated. Impressive in its scope and in Elizabeth Plaut’s
meticulous commitment to detail, The Plaut Family: Tracing the Legacy will
be of immense value to all those interested in knowing more about their
roots. 7" x 10" 420 pp. softcover $45.00. Vgl.
http://www.avotaynu.com/books/Plaut.htm.
Family Trees Organized by German Town of Ancestry: Bodenteich, Bovenden,
Falkenberg, Frankershausen, Frielendorf, Geisa, Gudensberg, Guxhagen,
Melsungen, Obervorschuetz, Ottrau, Rauschenberg, Reichensachsen, Rotenburg,
Schmalkalden, Wehrda, Willingshausen. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Wehrda (now part
of Haunetal) Hesse-Nassau. The Jewish community dedicated a synagogue in 1804,
maintained an elementary school from 1837 to 1919, and numbered 130 (16 % of the
total) in 1861, dwindling to 34 in 1933. The Jews of nearby Langenschwarz
(numbering 116 in 1861) hat disappeared by 1925 and Nazi pressure forced the
Wehrda community to disband in 1936. On 5 September 1942 the last two Jews were
sent to death camps.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|