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Bernkastel-Kues / Kues
Bibliothek im Sankt Nikolaus Hospital
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Beschreibung
I. Geschichte
Mit Urkunde vom 3. Dezember 1458 gründet der Gelehrte, Bischof, Kardinal und, päpstliche Diplomat Nikolaus Krebs aus Cues (1401-1464), genannt Nikolaus von Kues oder Cusanus in. seinem Geburtsort an der Mosel ein Armenhospital für 33 abgearbeitete, mittellose Männer über 50, die dort bis an ihr Lebensende Unterkunft und Verpflegung finden sollen.
Sowohl die Architektur der spätgotischen Anlage als auch die Spiritualität der Einrichtung orientieren sich an klösterlichem Vorbild, genauer gesagt an der damals weit verbreiteten Windsheimer Kongregation.
Das Stiftungsvermögen basiert auf dem väterlichen Erbe des Cusanus und seiner Geschwister, das vor allem in Grundbesitz, vornehmlich in hervorragenden Weinlagen bestand, sowie auf seinem später erworbenen Vermögen.
1465, ein Jahr nach dem Tod des Cusanus, wurde, die Kapelle eingeweiht und das Altenheim in Betrieb genommen. Es blickt also auf eine 530-jährige, ununterbrochene Tradition zurück.
Dieser Stiftung vererbte Cusanus auch seine wertvolle Privatbibliothek, die aus cirka 270 Handschriften des 9.-15. Jahrhunderts bestand.
Er hat sie zum Teil auf seinen zahlreichen Reisen erworben in, zum Teil in Auftrag zum Teil von Päpsten und Freunden geschenkt bekommen. Zu diesen, Handschriften zählen. neben den eigenen Werken des Cusanus theologische, juristische, philosophische und naturwissenschaftliche Abhandlungen.
Heute besitzt die Stiftung 314 Handschriften.
Von den 84 Inkunabeln im Besitz der Stiftung kann vom Druckdatum her nur das Catholicon, des Joh. Baldus , 1460 in Mainz gedruckt, aus dem Nachlass des Kardinals stammen.
Eine Anzahl von älteren Drucken gelangte über Zwischenbesitzer aus benachbarten moselländischen Klosterbibliotheken in das St. Nikolaus-Hospital.
In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Bibliothek, v.a. durch Schenkungen und Nachlässe auf einen derzeitigen Bestand von cirka 3000 Bänden, davon cirka 2000 aus der Zeit vor 1900.
Da das St. Nikolaus-Hospital eine private Stiftung ist, blieb es in der Säkularisation unangetastet Und hat auch sonst keine nennenswerten Verluste erlitten.

II. Bestand
Die vorherrschende Sprache ist Latein, gefolgt von Deutsch, Griechisch, Französisch, Hebräisch, und Englisch.
In Latein oder Griechisch sind vor allem Bibelausgaben, theologisch-philosophische Abhandlungen sowie theologisch-philosophischer Schriftsteller.
Die größte Sachgruppe umfasst die homiletische und katechetische Literatur (308 Titel). Dieser hohe Anteil ergibt sich daraus, daß im St. Nikolaus-Hospital auch pastorale Aufgaben zu erfüllen waren und die Leitung des Stiftes von Geistlichen wahrgenommen wurde.
Die asketische und mystische Literatur beläuft sich auf 2213 Titel, in der Regel Anleitungen zum gottgefälligen Leben. Relativ gut ausgebaut ist der Bestand an seelsorgerlich-praktischer Literatur.
Im Bereich der Bibelwissenschaft und Exegese(128 Titel) finden sich neben Quellentexten und Werken zu den Hilfswissenschaften der Exegese vor allem Kommentarwerke allgemeinen Charakters. Ein gewisser Schwerpunkt liegt auf der Exegese des Neuen Testaments (33 Titel ).
Die Werke zum profanen und kirchlichen Recht (11.8 Titel) umfassen Quellensammlungen und Kodifikationen (überwiegend 18.Jahrhundert) und Handbücher.
Der liturgiewissenschaftliche Bestand (68 Titel ) weist einen Schwerpunkt bei den offiziellen, liturgischen Gebrauchstexten für die Gestaltung von Messe und Breviergebet auf.
Der Dogmatisch sind 64 Titel zuzuordnen.
Gering ist der Bestand an Patristika (31 Titel), der hauptsächlich aus Textausgaben der Kirchenväter besteht (20 Titel).

Zur nachpatristischen Theologie finden sich nur 12 Titel, die Hälfte davon Werkausgaben. Konzilien, Synoden und päpstlichen Verlautbarungen sind 21 Titel zuzuordnen, die Hälfte davon Abhandlungen zum Tridentinum. Die Sachgruppe Biographie, Hagiographie und Wallfahrt weist 13 Titel auf. Die zweitgrößte Sachgruppe in der Bibliothek umfasst die historische Literatur (244 Titel). Der Bestand bietet eine breite Palette kirchen- und profangeschichtlicher Literatur. Die Schöne Literatur ist mit 91 Titeln vertreten. davon die antike Klassik mit 41 Ausgaben des 16. und 1 7.Jhs., Belletristik, Abhandlungen zur Literaturgeschichte und Grammatiken mit 50 Titeln. Literatur zur Kunstgeschichte ist nur sporadisch vorhanden (34 Titel). Auch das Gebiet der Philosophie (einschließlich Pädagogik und Psychologie) ist mit X Titeln nur schwach vertreten. Naturwissenschaften (einschließlich Geographie) umfassen 57 Titel mit einem Schwerpunkt auf der Kosmologie. Bei den Nachschlagewerken handelt es sich um 30 Sprachwörterbücher und allgemeine Nachschlagewerke des 18.und 19. Jhs. (25). Bei den Zeitschriften beginnen lediglich 36 Titel im 18. oder 19.Jahrhundert, oft sind nur einzelne Jahrgänge vorhanden. Zu der Sonderbeständen der Bibliothek zählen vor allem zahlreiche Abhandlungen über Nikolaus von Kues sowie einige Werke über das St. Nikolaus-Hospital, die aber überwiegend dem 19, und 20. Jahrhundert angehören. In den 60er Jahren wurden Mikrofilme des Handschriften- und Urkundenbestands hergestellt, von denen sich Kopien an vielen Universitäten und Forschungsstätten weltweit befinden. (W. Hamm, in: Handbuch der historischen Buchbestände in der Bundesrepublik Deutschland)

III. Der Bibliotheksraum
Der Aufbewahrungsort der Handschriften, Inkunabeln und Post-Inkunabeln ist ein der Kapelle nachempfundener spätgotischer Raum im Obergeschoss über der Sakristei, dessen Gewölbe von einer einzigen zentralen Stütze getragen wird. Die Bücher sind nach Handschriften, Inkunabeln und späteren Drucken gegliedert, innerhalb dieser Einteilung nach Sachgebieten numerisch geordnet. Diese Ordnung wurde zu Beginn des 20.Jahrhunderts von Jacob Marx, einem Innerer Kirchenhistoriker, vorgenommen. in dem nicht beheizbaren und nicht klimatisierten Raum stehen die Bücher seit 1993 in verglasten Regalen. In Schauvitrinen werden besonders kostbar illuminierte Prachthandschriften aufgestellt. im gleichen Raum werden auch die cirka 200 mittelalterlichen Pergamenturkunden des Hospitals darunter 20 Papstbullen, aufbewahrt, sowie einige seltene astronomische Instrumente aus dem Besitz des Cusanus. Im Zuge tiefgreifender Restaurierungsmaßnahmen zwischen 1939 und 1994 bekam die Bibliothek einen neuen Zugang: im Mittelalter war sie nur über eine schmale Wendeltreppe von der Sakristei aus erreichbar, seit der Barockzeit führte der Zugang durch die Wohnung des Rektors. Heute gelangt man über einen modernen Glas-Stahl-Treppenturm von einem der, Innenhöfe aus in die Bibliothek. in diesen letzen Jahren wurde auch ein zweiter Bibliotheksraum eingerichtet, in dem sich die Bücher befinden, die im gotischen Raum keinen Platz mehr hatten, und der als Arbeitsraum dient.

IV. Kataloge
Wie schon erwähnt, hat im 1.Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts Jacob Marx, Professor für Krchengeschichte und Kirchenrecht. in Trier, den Buchbestand geordnet und katalogisiert: von ihm stammt das "Verzeichnis der Handschriftensammlung des Hospitals zu Cues", erschienen in Trier 1909, in dem auch. die Inkunabeln und (lückenhaft) die Drucke der 1.Hälfte des 16.Jahrhunderts aufgelistet sind. Für die Titel von 1550-1904 hat Marx einen handschriftlichen Zettelkatalog angelegt, zu dem spätere Rektoren vor allem Rektor Eismann kurz eine Reihe von Nachträgen hinzugefügt hat. Die Zugänge aus der Zeit nach 1 1956 sind noch nicht registriert.

V. Nutzung
Die Bibliothek ist eine reine Präsenzbibliothek, die Wissenschaftlern (nach Voranmeldung) zum
Quellenstudium zur Verfügung steht. Darüber hinaus wird sie im Rahmen von Führungen -ebenfalls nach Voranmeldung- interessieren Besuchern des Cusanusstifts gezeigt

Gabriele Neusius

Leitung: Rektor Otto Berberich
Bibliothekarin: Gabriele Neusius
Anschrift: Cusanusstraße 2
54470 Bernkastel-Kues
Tel. 06531/2260
Fax: 94087


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2576970
H_gk: 5531641
Koordinaten beziehen sich auf die exakte Lage des Objekts



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
Bibliothek im St. Nikolaus Hospital

Bild-Quelle
© Helge Rieder, Konz, 2000 / © Helge Rieder, Konz, 2000

Internet
http://www.bernkastel-kues.de/

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