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Prüm
Ehem. Kreuzkapelle auf dem Kalvarienberg
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Beschreibung
... Nächster Haltepunkt war der Explosionskrater nördlich von Prüm. Hier oben auf dem Kalvarienberg stand von 1696 bis zum 15. Juli 1949 eine Kapelle. Die französische Besatzung hatte 1945 die Verwaltung des Terrains von den Amerikanern übernommen und ließ am Kalvarienberg zwei Stollen, die aus der Westwallzeit um 1938 stammten, mit Bomben, Minen, Granaten und anderem Sprengstoff verfüllen. Aus ungeklärter Ursache geriet im Juli 1949 einer der beiden Stollen in Brand. Dies führte zu einer gewaltigen Explosion und Katastrophe: 250.000 Kubikmeter Schuttmassen flogen durch die Luft, töteten zwölf Menschen, zerstörten 76 Häuser völlig und beschädigten mehr als 100 weitere Häuser. 200 Familien wurden obdachlos. Prüm wurde abermals zu 30 Prozent zerstört, nachdem die Kriegszerstörungen - das Prümer Land war im Jahre 1944 Hauptaufmarschgebiet für die Ardennenoffensive gewesen - bereits 80 Prozent der Stadt umfasst hatten. Ein Sprengtrichter von durchschnittlich 26 m Tiefe und großer Ausdehnung war entstanden und die Kreuzkapelle zerstört. Allein eine Grablegung Jesu aus der Krypta und Teile eines spätgotischen Passionsaltares konnten später aus dein Schutt geborgen werden und sind heute in der Basilika zu sehen.

Als wir den Kalvarienberg hinab gingen, kamen wir an der neuen Kapelle "Unserer lieben Frau" vorbei, die im Jahre 1984 auf halber Höhe des Kalvarienbergs errichtet worden war und in Form und Aussehen der durch die Katastrophe zerstörten Kreuzkapelle ähnlich ist. Von hier aus hatte man einen herrlichen Blick auf den Ortskern von Prüm mit den beiden Türmen der ehemaligen Abteikirche.
(Prof. Dr. Horst Degen: "Der Jakobusweg von Köln nach Trier")


Prüm ehemalige Kalvarienbergkapelle (existiert nicht mehr) - Beschreibung von 1927

KATHOLISCHE- KAPELLE auf dem Kalvarienberg bei Prüm.
Die nach der Zahl auf der alten Eingangstür i. J. 16966 errichtete Kapelle erhielt i. J. 1777 am Südende einen Anbau, der als Einsiedelei diente (jetzt Rüsterwohnnng). Nach Versteigerung durch die französische Regierung i. J. i8o3 verhinderten dic Prümer Bürger i. j. 1832 den Abbruch durch Ankauf, und der Bau wurde durch Instandsetzung erhalten. Die Kapelle ist heute noch Endstation eines alten Kreuzwegs, dessen erste Station i. J. 1.527 von Hans Bircthoen, Bürger in Prüm, laut Inschrift errichtet wurde. Im Ölbergsgarten ist sie mit jüngeren, überarbeiteten Figuren von rotem Sandstein erhalten.

Schlicht geputzter Bruchsteinbau; die mit rotem Sandstein gerahmten Fenster sind auf der Westseite ganz zugemauert. Das in einer Höhe gehaltene Schieferdach ist über dem Chor und dem Anbau, beide flachrund geschlossen, gleichmäßig abgewalmt. Der Bau wirkt daher einheitlich. Am Südende der Ostwand entstand i. J. 1777 ein einfaches Barockportal als neuer Eingang.

Das Innere ist einfach. Der Übergang zum Chor ist durch einen einspringenden Viertelkreis gewonnen, den beiderseits geschwungene Treppen zu der unter dem Chor liegenden Krypta begleiten. Die Apsis ist ganz flachrund und der Chor mit einem hölzernen Tonnengewölbe überdeckt, das in das Holzgewölbe des Schiffes, eine Art Klostergewölbe, übergeht. Um Dachraum zu gewinnen, geht dieses am Westende über der Empore in eine gerade Decke über. Die in Bruchstein gewölbte, als Grabeshöhle gedachte Krypta zeigt zwei Joche eines scharfgrantigen Kreuzgewölbes und eine Flachnische auf der Ostseite für eine Grablegungsgruppe (s. u.).

Rest eines Rokokoaltars mit neugotischem Gehäuse für fünf Passionsszenen aus einem spätgotischen Schnitzaltar d. 16. Jahrhundert, aus der Salvatorkirche in Prüm. Handwerkliche Arbeit, einzelne Glieder der etwas steifen Figuren sind in "Ton ergänzt. Zur Seite zwei im Gegensinne gearbeitete Holzfiguren der hohl. Crispinus und Crispinianus, y. Jahrhundert, vermutlich von dem i. J. 1685 im Visitationsprotokoll erwähnten Altar der Stiftskirche. Daneben zwei kleine Leuchterengel, 18. Jahrhundert Holzfigur einer Mutter Gottes, um 1700 (Zahl auf
der Rückseite).

An der Westwand ein Kruzifix mit Maria und dem hl. Johannes, Holz, 18. Jahrhundert An der Ostwand die lebensgroße Holzfigur des hl. Franziskus Xaverius, an der Chortreppe die fast lebensgroßen Holzfiguren der hl. Brigitta und des hl. Benedikt, um 17oo, alle drei angeblich aus der Salvatorkirche in Prüm, vielleicht von dem nach Mitte 19. Jahrhundert abgebrochenen barocken Hochaltar.

Die in der Krypta hinter einem Altartisch aufgestellte Grablegungsgruppe stammt aus der Erbauungszeit und ist als 14. Station des Kreuzweges anzusehen. Der im Kontur lebhaft bewegte, elegante Christusträger (oben weißer Sandstein, die Beine von Terrakotta), - Maria und der hl. Johannes (Terrakotta) sind in Haltung und Ausdruck ganz barock, die übrigen Figuren (weißer Sandstein) zeigen späte Renaissanceformen bei steifer Haltung. Die drei Frauen in Kleidung und Größe unterschieden, Joseph von Arimathia und Nikodemu, einander ziemlich ähnlich, sind wie der Christuskörper lebensgroß, die übrigen stehen als Halbfiguren auf Holzsockeln. Links davon die kleine Holzfigur eines kreuztragenden Christus, durch Brand beschädigt und renoviert. Vom Volke als Wallfahrtsbild verehrt und "Siebenschläfer" genannt.

Auf der Empore geschnitzte Chorstühle mit beschädigten Gemälde aus dem Marienleben, 18, Jahrhundert, angeblich aus der abgebrochenen Stiftskirche.
(Ernst Wackenroder; Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz; 1928)


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2529283
H_gk: 5563889
Koordinaten beziehen sich auf die Vermutlich



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
Prof. Dr. Horst Degen: "Der Jakobusweg von Köln nach Trier" entnommen aus der Zeitschrift "Die Kalebasse Nr. 30 und 31". Etappenpilgern 2001.

Bild-Quelle
Ernst Wackenroder; Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz; 1928 / Ernst Wackenroder; Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz; 1928

Internet
http://home.t-online.de/home/jakobuspilger/trier.htm

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