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Prüm
Geschichte
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Beschreibung
Die Geschichte der einstigen "Hauptstadt" eines kleinen Klosterstaates ist sowohl von Glanz als auch von Elend geprägt gewesen.

Am 23. Juni 721 hatte die fränkische Adlige Bertrada aus Mürlenbach in der Vulkaneifel (Ahnfrau des karolingischen Hauses und Tochter der hl. Irmina von Oeren, der Gründerin von Echternach) und ihr Sohn Charibert ein Kloster im Tal der Prüm mit Mönchen ans dem Kloster des hl. Willibrord in Echternach gestiftet. Es war die erste Gründung im rheinischen Raum - die Gründungen des 7. Jahrhunderts hatten vor allem im heutigen Belgien gelegen. Im Jahre 752 erneuerte König Pippin, angeheirater Enkel von Bertrada, das Kloster mit Mönchen aus der Abtei St. Faron in Meaux an der Marne, die nach den Regeln des hl. Benedikt lebten. Pippin konnte erreichen, dass Papst Zacharias (741-752) dem wieder gegründeten Kloster wichtige Reliquien schenkte, nämlich u. a. Teile der Sandalen Christi (Sie befinden sich heute in einem Reliquienschrein im Chorraum links - gegenüber dem von Kaiser Wilhelm von Preußen im Jahre 1874 gestifteten Prunksarkophag mit den Gebeinen Kaiser Lothar I.). In den Folgejahren wuchs das Kloster und wurde bald - aus welchen Gründen auch immer - zum Lieblingskloster der Karolinger. In Anwesenheit von Karl dem Großen und Papst Leo III. ist die Klosterkirche im Jahre 799 am Standort der heutigen Basilika eingeweiht worden. Angesichts der wertvollen Sandalen-Reliquien erhielten Abtei und Kirche den Beinamen "Sankt Salvator" (Allerheiligster Erlöser). Nach ihrer Zerstörung 882 und 892 durch die Normannen baute Abt Regino sie in den Folgejahren wieder auf. In diesem Zusammenhang ließ Abt Regino im Jahre 893 ein Güterverzeichnis anlegen, das berühmte "Prümer Urbar". Es ist eine der ältesten Rechtssammlungen Deutschlands. Das Kloster Prüm entwickelte sich unglaublich schnell und war zu jener Zeit bald eine der reichsten und mächtigsten Abteien des Reiches. Aufgrund ihres Reichtums wurde das Gotteshaus als "Goldene Kirche" bezeichnet. Seine Besitztümer reichten von der Normandie bis zur Rhone und von Holland bis zum Münsterland. Zeitweilig zählte das Kloster bis zu 180 Mönche. Seit 1222 wurde das sog. "Goldene Buch" benutzt, um die Güter und Rechte neu aufzuzeichnen: 119 Güter in Mitteleuropa gehörten zu Prüm, fast alle Grafengeschlechter waren Lehensmänner der im Kloster lebenden Benediktiner. In einer ausgezeichneten Schreibstube entstanden kostbare Handschriften und Buchmalereien, die heute über ganz Europa verstreut sind. Im Jahre 1220 war das Prümer Land unter Kaiser Friedrich II. selbstständiges Fürstentum (mit eigener Stimme auf den Reichstagen) geworden, also ein unabhängiger kleiner Klosterstaat. Soviel Macht und Reichtum weckte Neid. Sogleich begannen die Auseinandersetzungen um die Selbstständigkeit mit dem Kurfürstentum Trier. Bis 1576 konnte Prüm seine Eigenständigkeit gegenüber Trier - dem es an Macht und Ansehen bis dahin durchaus überlegen gewesen war - behaupten, dann zwang Trier die Abtei Prüm mit Waffengewalt in die Knie. Das Fürstentum Prüm wurde dem Kurstaat Trier einverleibt. Der Kurfürst und Erzbischof von Trier wurde Verwalter - und damit auch Bauherr der Abtei Prüm.

Aber erst im 18. Jahrhundert kümmerte sich Trier um den Wiederaufbau der zerstörten Abtei. Dabei fehlte es wohl damals in Trier und in der Eifel an künstlerischem Bewusstsein. Rückblickend beurteilen nämlich heutige Kunsthistoriker das Bauwerk in seiner Ausführung als "von provinzieller Mittelmäßigkeit" (Walter Pippke). Die Baumeister der Kirche, Honorius Ravensteyn, Johann Georg Judas und Paul Kurz, hatten allesamt noch nichts vom Glanz des süddeutschen Barock gehört, als sie den 1730 geweihten Kirchenneubau konzipierten. Erst als 1749 Baltasar Neumann vom Kurfürsten Franz Georg von Schönborn in Trier den Auftrag erhielt, zusammen mit seinem Schüler Johannes Seiz das Abteigebäude neben der neuen Kirche von Prüm zu entwerfen, hielt der Barock Einzug in Prüm. Auch der Innenraum der Kirche spiegelt die anachronistische Gesamtkonzeption wieder: eine gotisierende dreischiffige Basilika, die noch völlig dem mittelalterlichen Raumschema unterworfen ist. Andere Kunsthistoriker formulierten es positiver und interpretierten das Innere als "ein bemerkenswertes Zeugnis für die Pflege gotischer Traditionen in den Trierer Landen" (Hans Caspary). Obwohl von der legendären goldenen Pracht der Ausstattung des Vorgängerbaus in der heutigen Pfarrkirche St. Salvator nichts mehr zu sehen ist, warfen wir mit unserer Gruppe doch einen Blick auf das Chorgestühl von 1731 mit Darstellungen aus der Geschichte des Benediktinerordens, auf die Sandsteinkanzel von 1590 mit Reliefbildern nach biblischen Themen und auf die Reste (sechs Kreuzwegstationen) eines spätgotischen Passionsretabels, der heute in der Drei-Ärzte-Kapelle unter dem Nordturm steht. Dort befinden sich auch die Reliquien der Heiligen Drei Ärzte, die seit dem 8. Jahrhundert in Prüm verehrt werden. Der Legende nach handelt es sich bei den hl. drei Ärzten Marius, Audifax und Abakuk um Pilger aus Persien, die um 268 die Märtyrergräber in Rom besuchten und dort selbst als Blutzeugen ums Leben kamen. Die Heiligen waren jedoch keine Ärzte, wurden aber schon früh so bezeichnet, weil an ihren Gräbern manche Gläubige von Krankheiten geheilt worden waren.

Nach der Aufhebung der Abtei durch Napoleon im Jahre 1802 wurde die Basilika Stadtpfarrkirche und die Klostergebäude Staatseigentum. Heute dienen die Abteigebäude als Gymnasium.


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2530320
H_gk: 5563536
Koordinaten beziehen sich auf die Ortslage



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
Prof. Dr. Horst Degen: "Der Jakobusweg von Köln nach Trier" entnommen aus der Zeitschrift "Die Kalebasse Nr. 30 und 31". Etappenpilgern 2001.

Bild-Quelle
ohne / ohne

Internet
http://home.t-online.de/home/jakobuspilger/trier.htm

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