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in Bad Kreuznach
Bad Kreuznach (Kreisstadt,
Rheinland-Pfalz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Kreuznach wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Übersicht:
Aus der mittelalterlichen
Geschichte
Artikel von Rabbiner Dr. A. Lewin (1933) über "Die
Gottschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in
Frankfurt um das Jahr 1400"
|
|
Nachstehend wird nur die
Einführung und
der Teil zu Gottschalk von Kreuznach aus dem Beitrag
A. Lewin zitiert; der Teil zu Gottschalk von Bacharach
wird unter Bacharach
wiedergegeben. |
Artikel im "Gemeindeblatt
der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Juli 1933: "Die
Gottschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte der
Juden in Frankfurt um das Jahr 1400. Von Rabbiner Dr. A. Lewin.
Das dunkelste Jahr in der Geschichte der deutschen Juden ist das Jahr
1349. Wie ein verheerender Sturmwind kam dieses Jahr des Unheils über die
jüdischen Gemeinden. Was die Pest des großen Sterbens übrig gelassen,
das sollte die Pest der Verfolgungen vernichten. Klein war das Häuflein,
das noch übrig blieb. Ein Gutes aber hatte die kleine Zahl die die
historische Betrachtung. Der Einzelne und seine Familie treten nun
stärker hervor als vor 1349. Es sind nicht mehr nur die gelehrten
Vertreter der Lehre, deren persönliches Leben doch im Grunde ein
typisches ist, sondern nun erscheinen auch die Handelsherren, von denen
wir vorher nur ganz wenige prominente Persönlichkeiten kannten, in
größerer Zahl. Und es zeigt sich, dass nicht die Wanderlust, wie man
gewöhnlich annimmt, sie von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt treibt,
sondern dass die wirtschaftlichen Verhältnisse, die Not, die Habgier der
großen und kleinen Potentaten sie zum Wandern zwingen. Eine große
Familie ist es, die da an den Ufern des Rheins, der Donau, des Mains, des
Neckars und der Nahe um ihre Existenz ringt. Zu ihrem Mittelpunkt wird
Frankfurt, die einzige Gemeinde, in der nach 1360 mit einer bald
vorübergehenden Ausnahme keine Austreibung stattfand. Damit wird sie zur
Muttergemeinde der deutschen Judenheit.
Zu den Familien, die im Rhein-Main-Gebiet um diese Zeit erscheinen und
deren Schicksale diese allgemeinen Beobachtungen im Einzelnen bestätigen,
gehören die des Gotschalk von Bacharach
und des Gotschalk von Kreuznach. Der erste, der die beiden in
Zusammenhang bringt, ist Dietz, der in seinem Stammbuch der Frankfurter
Juden auf Seit 18 Nr. 26 über sie sagt: ‚Bacharach I., zuerst genannt
im Jahre 1391 mit Gotschalk von Bacharach, welcher vermutlich mit
dem in den Jahren 1390-92 genannten Gotschalk von Oppenheim
und dem 1400-1499 genannten Gotschalk von Kreuznach (lauter
kurpfälzische Städte) identisch ist…’ Zwei Irrtümer sind an dieser
Stelle dem Schöpfer des Stammbuches unterlaufen. Von den drei genannten
Städten ist nur Bacharach pfälzisch. Oppenheim
ist Reichsbesitz und nur zeitweilig an Kurpfalz verliehen worden.
Kreuznach ist die Hauptstadt der vorderen Grafschaft Sponheim. Es kam auch
nicht ganz, wie Stern (König Ruprecht von der Pfalz in seinen Beziehungen
zu den Juden S. XII Anm. 8) behauptet, sondern nur zu einem Fünftel durch
Schenkung der Elisabeth von Sponheim, der Schwiegertochter des Königs
Ruprecht, an die Kurpfalz. Auch die Gleichsetzung der drei genannten
Gotschalks lässt sich nicht aufrechterhalten. Es handelt sich um zwei
Personen, wie nun gezeigt werden soll, über die wir sehr gut unterrichtet
sind. Denn beide sind in der Geschichte der Juden keine Unbekannten.
Gotschalk von Bacharach ist der Sohn des Wormser Judenbürgers Man
von Köln. Da erst 1372 wieder Juden in Köln aufgenommen werden und Man
schon 1362 in Worms wohnt, so scheint er einer von denen gewesen zu sein,
die 1349 mit dem Leben davon kamen. Dass er der Sohn eines Märtyrers ist,
geht aus der Urkunde hervor, die er mit allen Wormser Familienvätern und
deren verheirateten Söhnen im Jahre 1377 unterschrieb, in der sie sich
verpflichten, der Stadt Worms 20.000 Goldgulden zu leihen: Menachem Sohn
des Märtyrers Simon. Noch 1380 wird er zusammen mit seinem Schwiegersohn
Gotschalk genannt und dabei erwähnt, dass er daselbst Haus und Stallung
besitzt. Er ist auch in Worms gestorben. Von seinen Söhnen kennen wir
außer Gotschalk von Bacharach den Fifelin, der 1369 in Straßburg
aufgenommen wird, dessen Sohn Isaak wahrscheinlich der Schwiegersohn des
Jäklin von Ulm wird und 1383 wie sein Schwiegervater in Nürnberg wohnt.
Außerdem lernen wir 1390 einen Sohn Simon kennen, der zusammen mit Simon
von Bensheim und Isaak von Kaiserlautern, dessen Frau Sara und dessen
Tochter Gutlin um 1400 in Frankfurt leben, erwähnt wird. 1386 treffen wir
einen Bruder des Man, Isak von Monjoie, in Köln.
......................
Mit diesem Gotschalk von Bacharach (Oppenheim), dem Sohn des Wormsers
Judenbürgers Man von Köln, dem Bruder des Simon und Fifelin und dem Schwager
des Gotschalk, darf Gotschalk von Kreuznach nicht identifiziert
werden. In seiner Geschichte der Juden in Frankfurt am Main, Band 1, Seite
80, sagt schon Kracauer, dass er Gotschalk für einen auswärtigen Juden
hält. Eine kurze Zusammenfassung der Nachrichten, die wir über ihn
besitzen, soll Kracauers Auffassung erhärten. Der Anfang seines Lebens
liegt für uns im Dunkeln, Wir kennen weder Vater noch Mutter. Und doch
ergibt das Wenige, das wir von ihm wissen, ein recht lebendiges Bild. Der
Umriss seiner Persönlichkeit hebt sich deutlicher heraus als bei
Gotschalk von Oppenheim, über den wir mehr Einzelheiten erfahren. Er ist
ein Mann von größerem Formal als der vielgewanderte Gotschalk, der Sohn
des Man. Zum ersten Mal treffen wir ihn im Herbst des Jahres 1382 in Kreuznach,
wo damals der Graf Simon III. von Sponheim regierte, der letzte Graf aus
der Kreuznacher Linie. Er wird auch Gotschalk von Katzenellenbogen
genannt. Dies lässt eine dreifache Deutung zu. Er kann selbst in
Katzenellenbogen gelebt haben, es ist möglich, dass sein Vater Schutz in
Katzenellenbogen genoss, er kann auch vorübergehend, ohne in
Katzenellenbogen zu wohnen, im Schutz der Grafen gestanden haben.
Jedenfalls wissen wir aus einer Beschwerde des Erzbischofs von Mainz vom
Jahre 1406, dass er lange in Kreuznach gewohnt hat (Juden von
Katzenellenbogen treffen wir in den Jahrzehnten vor 1400 sowohl in Mainz
wie in Köln). 1395 scheint er die Absicht gehabt zu haben, nach Frankfurt
überzusiedeln. Denn in diesem Jahre kaufte er von Simon Nathan das Haus
zwischen dem Hofe, in dem Johann von Holzhausen wohnt, und dem
Rosenbusch... An dieser Nachricht, die Kracauer nach einem Repertorium
wiedergibt, da die Urkunde selbst verloren ging, (Krac., Urk.B. S. 206)
ist nicht alles in Ordnung. Ein hebräischer Doppelnamen kommt im
Urkundenbuch überhaupt nicht vor. Es muss wohl Simon und Nathan gelesen
werden. Simon und Nathan aber kennen wir. Es sind die Enkel des zu seiner
Zeit reichsten Frankfurter Juden, des Bankiers der Stadt, der mehrere
Häuser, darunter auch dieses, besitzt. Sie sind die Söhne des Ber, der
den Urfehdebrief des Meisters Meir unterschrieb, der ebenfalls Besitzer
mehrerer Häuser ist, die ihm wohl vom Vater vererbt sind. Ber stirbt
1393. Seinen Grabstein konnte ich trotz vielen Suchens nicht finden. Dass
aber der Grabstein noch da sein muss, geht daraus hervor, dass bei
Horovitz (Inschriften des alten Friedhofs, Nr. 58) die Grabsteininschrift
steht, die seiner in ehrenden Worten gedenkt. Sechs Söhne und eine
Tochter sind seine Erben. Simon und Nathan werden wohl dieses Haus als
Erbteil erhalten haben. Ein anderer Sohn des Ber, Johel, ist der
Schwiegersohn des Gotschalk von Kreuznach. So wird der Kauf verständlich.
Johel scheint später nach Köln gezogen zu sein. Hätte nun Gotschalk in
dem Haus gewohnt, wofür kein Beweis erbracht werden kann, dann wäre er
ein Nachbar geworden des Gotschalk von Bacharach, der ja, wie wir wissen,
1392 im Rosenbusch wohnt. Auch sein Sohn David wird als Bewohner 1395
genannt. In den Rosenbusch zieht 1399 der andere Frankfurter Schwiegersohn
des Gotschalk von Kreuznach, Süßkind von Rothenburg, der wohl kaum mit
Süßkind von Weinheim identisch ist. Vielleicht ist er einer von denen,
die 1397 aus Rothenburg vertrieben werden. Mit Unterbrechungen wohnt er
bis 1423 in Frankfurt. Er hat einen Sohn, der den Namen des Großvaters
trägt. Außerdem nennt Dietz (Stammbuch S. 244) noch drei
Schwiegersöhne: Wolf von Dieburg (1425), Isaak von Friedberg (1426),
Meier von Bensheim (1429). Ein Urenkel des Gotschalk lebte noch1446 in
Frankfurt. Durch seine beiden Schwiegersöhne und seine Tochter Kele, die
1400 in Frankfurt aufgenommen wird, tritt also Gotschalk in
verwandtschaftliche Beziehungen zu verhältnismäßig vielen Frankfurter
Familien, die an einer anderen Stelle genauer gezeigt werden sollen.
Es war eigentlich selbstverständlich, dass die Stadt Frankfurt die
Verbindung mit einem Manne wie Gottschalk finanziell auswertete, besonders
nachdem der Wohlstand der Frankfurter Juden so sehr zusammengeschmolzen
war. 1397 nimmt die Stadt bei ihm eine Anleihe von 600 Gulden auf. Den
Rückzahlungstermin hält sie aber nicht ein. Die Rückzahlung erfolgt
erst im April 1398. Für immer aber ist die Erinnerung an Gotschalk mit
der Stadtgeschichte Frankfurts verknüpft durch den Namen der Straße, die
in diesem Jahre besonders oft genannt wird, in der Goethe, der größte
Sohn der Stadt, geboren wurde und seine Jugend verbracht, durch den
Hirschgraben. An der Entstehung dieses Namens ist Gotschalk nicht ganz
unbeteiligt. Etwa um die Mitte des 12. Jahrhunderts war der weite Mauerring
um Frankfurt aufgeführt worden, dessen Verkauf noch heute durch die
Grabstraßen Hirschgraben, Holzgraben und Wollgraben bezeichnet wird. Nach
der dritten Stadterweiterung hatte auch der Teil des Grabens, der heute
Hirschgraben heißt, seine Bedeutung verloren. Hier hielt die Stadt 1400
einen Hirsch. Wie die Stadt zu diesem Hirsch gekommen ist, wird nirgendwo erwähnt.
Durch Kauf wird sie ihn wohl kaum erworben haben. Sehr wahrscheinlich ist
es der Hirsch, der in jedem Jahre in der Dreieich gefangen und dem
Schulheißen von Frankfurt während der Herbstmesse überbracht werden
musste, den er dann mit den Schöffen teilen sollte. In diesem Jahr hat
man ihn wohl am Leben gelassen. Man setzte ihn auf dem breitesten Teil des
Grabens aus und fütterte ihn auf Kosten der Stadt. Eine Gefährtin für
ihn machte in demselben Jahre Gotschalk der Stadt zum Geschenk. Den
Transport nach Frankfurt besorgten Knechte, die dafür 4 Gilden erhielten.
Die Hirsche vermehrten sich so sehr, dass der Rat der Stadt Hirschessen
veranstalten konnte, die schon 1408 erwähnt werden. 1556 wurden sie
abgeschlafft, da man das Gelände zum Bau von Häusern brauchte. Von
dieser Hirschherde, zu deren Entstehung der Jude Gotschalk einen
wesentlichen Beitrag geliefert hatte, erhielt die Straße den Namen, den
sie bis heute erhalten hat.
Ein besonderes Verdienst erwirbt sich Gotschalk um alle Juden im
Rhein-Main-Gebiet, indem der Erzbischof von Mainz, Johann II. von Nassau,
den Würfelzoll in seinen Landen aufhebt. Denn dieser Zoll war von allen
Abgaben, die die Juden an den Zollstellen entrichten mussten, der
demütigendste. Der Würfelzoll wurde nicht nur im Erzbistum abgefordert.
In Frankfurt wird esr noch 1486 erhoben. Zwar war er schon einmal 1383
aufgehoben worden. Aber bei der Rechtlosigkeit der Juden hatte eine solche
Aufhebung nicht viel zu bedeuten. Das Verdienst Gotschalks besteht darin,
dass es ihm gelang, die Aufhebung wieder einmal zu erlangen: 'denselben
Gotschalk zu liebe und durch siner flissigen bete willen" (1400). Aus
dieser Urkunde, die Salfeld (in der Festschrift für Martin Philippsohn)
bringt, geht hervor, dass Gotschalk in diesem Jahre 'wohnhafftig zu
Cruczenach" sit. Er ist also nicht nach Frankfurt gezogen, sondern in
Kreuznach geblieben. 1400 besitzt er ein großes Haus in
Kreuznach, das noch Jahrhunderte später das Haus des Juden Gotschalk
genannt wird. Die Geschichte des Gebäudes beschreibt K. Geib, der
verdienstvolle Geschichtsschreiber Kreuznachs im ersten Band seiner
Topographie der Stadt. Es geht später wie die Synagoge Kreuztnachs in den
Besitz des Landesherrn über und wird Burghaus. 1441 wird Brenner von
Lewenstein mit diesem Burghaus belehnt. Im Dreißigjährigen Krieg wird es
fast ganz zerstört und dann wieder aufgebaut. Im 17. und 18. Jahrhundert
werden größere Umbauten an ihm vorgenommen. Es lag am Eiermarkt, im
Zentrum der Stadt. Es ist heute das Abel'sche Haus Mannheimer Straße 12,
Ecke Lämmergasse. Es lag also weder im Altstädter noch im Neustädter
Judenviertel.
Aus alledem geht hervor, dass Gotschalk ein sehr reicher Mann war. Doch
jüdischer Reichtum im Mittelalter, so zeigt auch der Falle Gotschalk
überdauert selten den, der ihn erworben hat. Der Jude ist weiter nichts
als eine Sparbüchse seines Landesherrn. Hat dieser Geld nötig, so leert
er die Sparbüchse aus. Um Gründe war man nie verlegen. So wirft Simon
II. von Sponheim den Gotschalk, dessen Frau Bulin und deren Kinder unter
dem Vorwand des Wuchers 1404 in Kreuznach ins Gefängnis. Nachdem der Graf
in Mainz bereits 5151 Gulden erhalten hatte, muss Gotschalk, um
freizukommen, sich damit einverstanden erklären, dass alles, was sich
außerhalb des Hauses des Gotschalk in Kreuznach noch an Gut, an Silber
und Gold, gemünzt und ungemünzt, fände, dem Grafen und dem
Reichsoberhaupt, je zur Hälfte, verfalle. Der Reichskammer fallen auf
diese Weise 14.000 Gulden zu. Wenn man nun bedenkt, dass die Summe der
Schulbriefe und Pfänder, die alle Frankfurter Juden 1390 in Besitz
hatten, 17.848 Gulden betrugen, dass der von Ulm nach Nürnberg verzogene
Jäcklin, der reichste Nürnberger Jude, mit seinen beiden Söhnen einige
Jahre vorher Forderungsrechte im Betrage von 15.000 Gulden angab, so kann
man nicht ohne Grund die Behauptung wagen, dass Gotschlak von Kreuznach
nicht nur einer der reichsten, sondern vielleicht der reichste deutsche
Jude war. Nicht anders erging es im Jahre darauf seinem ebenfalls in
Kreuznach wohnenden Schwager Gumprecht, dessen Frau Burlin nebst Sohn und
Tochter Smohel und Bune, ferner Salam von Oppenheim und Frau Burlin, sowie
deren Sohn Liebmann und dessen Frau Brune. Sie werden aber bald wieder
freigelassen und müssen am 28. März 1405 Urfehde schwören. Über die
Strafen erfahren wir diesmal nichts. Es ist verständlich, dass der Graf
nach den schlechten Erfahrungen in der Affäre Gotschalk eine abermalige
Beteiligung des Reiches verhüten wollte. Gumprecht und seine Familie bleiben
im Schutz des Sponheimers, nur Gotschalk begibt sich 'in den Schutz des
Königs Ruprecht' auf fünf Jahre. Vom 3. Jahre ab soll er jährlich 10
Gulden nach Heidelberg bezahlen. Man lässt ihm also Zeit, sich zu
erholen, nachdem man ihm fast sein ganzes Vermögen konfisziert
hatte." |
Aus der
Geschichte der jüdischen Schule / des Religionsunterrichtes und der Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1857 / 1862 /
1865 / 1884 (Rabbinatskandidat) / 1887 (Rabbiner)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1857:
"Die israelitische Gemeinde zu Kreuznach beabsichtigt alsbald einen Religionslehrer,
der aber auch durch Universitätsstudium die Qualifikation besetzt, die
Stelle als Prediger zu versehen, mit einem fixen Gehalte von 400
Talern für das Jahr, außer den damit verbundenen Kasualien und freier
Wohnung, aufzunehmen.
Desfallsige Bewerber zu dieser Stelle, vollkommen befähigt und im Besitze
genügender Zeugnisse in Bezug auf ihre Ausbildung und Moralität, wollen
sich unter Beifügung derselben in frankierten Briefen an den
unterzeichneten Vorstand wenden.
Kreuznach, im April. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April 1862:
"Die Kantor- und Schächterstelle, verbunden mit einem
jährlichen Einkommen von circa 500 Talern und freier Wohnung, ist in
hiesiger Gemeinde vakant. Bewerber belieben sich um nähere Auskunft in
portofreien Briefen an den unterzeichneten Vorstand zu wenden.
Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde zu Kreuznach." |
1865 wurde die Stelle sowohl in der
liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums" wie auch in der
orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" ausgeschrieben. |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1865:
"In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters und
Schächters gegen Ende Tammuz dieses Jahres zu besetzen (Anm.: der 29.
Tammuz war der 23. Juli 1865). Die Einkünfte sind - außer freier Wohnung
- 400 bis 500 Taler jährlich.
Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche, mit entsprechenden
Zeugnissen über Tüchtigkeit und seitherigen Wirkungskreis belegt,
frankiert einsenden. Kreuznach, im Februar 1865. Der israelitische
Gemeindevorstand." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1865:
"In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters und
Schächters gegen Ende Tammuz dieses Jahres zu besetzen. Die
Einkünfte sind, außer freier Wohnung, 4 bis 500 Taler jährlich.
Bewerber um diese Stellen wollen ihre Gesuche, mit entsprechenden
Zeugnissen über Tüchtigkeit und seitherigen Wirkungskreis belegt,
frankiert einsehen. Kreuznach, im Februar 1865. Der israelitische
Gemeindevorstand". |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. März 1865: "In hiesiger Gemeinde |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1877:
"Der Unterzeichnete sucht einen tüchtigen Schochet als
Gehilfen, derselbe muss Porschen können und nötigenfalls am Sabbat
vorbeten. Eintritt gleich oder längstens in 2-3 Monaten. Reflektanten
wollen sich wenden an J. Lehmann, Kantor in Kreuznach." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1882:
"Für die hiesige Synagogengemeinde wird ein geprüfter
Religionslehrer gesucht. Gehalt pro Jahr Mark 2.000.
Einreichung der Zeugnisse und Angabe des bisherigen Wirkungskreises sind
an den Unterzeichneten zu richten.
Kreuznach, 13. Februar 1882.
Der Vorsitzende des Vorstandes der Synagogen-Gemeinde Kreuznach. Joseph
Stern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1884:
"Die Stelle eines Religionslehrers und Predigers bei der
unterzeichneten Synagogen-Gemeinde, mit einem Gehalte bis zu 2.000 Mark,
ist zum 1. April 1885 zu besetzen. Reflektanten jedoch nur solche, die Rabbinatskandidaten
sind, wollen Meldungen und Zeugnisse bis zum 1. Dezember dieses Jahres an
den unterzeichneten Vorstand einsehen. Kreuznach, 15. Oktober 1884. Der Vorstand
der Synagogen-Gemeinde. Der Vorsitzende Is. Woog." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1887:
"In hiesiger Synagogengemeinde soll ein erster Religionslehrer angestellt
werden, welcher befähigt ist, auch an den höheren Schulen den
Religionsunterricht zu erteilen. Gehalt 1.500 Mark.
Seminaristisch oder akademisch gebildete Bewerber wollen ihre Offerte
nebst beglaubigten Zeugnisabschriften spätestens bis 1. März dieses
Jahres an den Unterzeichneten einsenden.
Kreuznach, 14. Februar 1887. Der Vorstand: J. Woog,
Vorsitzender." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1887:
"In hiesiger Synagogengemeinde soll die durch Pensionierung per 1.
Juli 1888 freiwerden de Stelle des Rabbiners und ersten
Religionslehrers per 1. April 1888 besetzt werden.
Gehalt 2.000 Mark nebst Rabbinats-Emolumenten vom 1. Juli 1888 an.
Qualifizierte Bewerber vollen ihre Offerten nebst beglaubigten
Zeugnisabschriften spätestens bis 10. Januar 1888 an die unterzeichneten
einsenden.
Kreuznach, 9. Dezember 1887. Der Vorstand: J. Woog, Vorsitzender." |
Rabbiner Dr. Enoch erteilt den
Religionsunterricht am Gymnasium (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1885:
"Kreuznach. Die königliche Regierung zu Koblenz hat unserem
Rabbiner, Herrn Dr. Enoch, die Erteilung des israelitischen
Religionsunterrichts am hiesigen Gymnasium übertragen und verfügt, dass
dessen Zensuren in die Schulzeugnisse aufgenommen werden. Vor 14 Tagen
fand dessen Einführung durch den Gymnasial-Direktor, Herrn Professor
Hollenberg statt. Zu der jüngst gehabten Einweihung einer städtischen
Schule wurden der Rabbiner und der katholische Pfarrer seitens des
Bürgermeisters offiziell eingeladen." |
Einführung des obligatorischen
jüdischen Religionsunterrichtes in den Schulen der Stadt (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1886:
"Kreuznach, 1. November (1885). Eine sehr wichtige Entscheidung hat
die Königliche Regierung zu Koblenz getroffen. Sie hat nämlich auf
Vorstellung unserer Synagogengemeinde nicht nur jüdischen
Religionsunterricht in der Stadt und Mittelschule hiesiger Stadt
eingerichtet, sondern den Unterricht in dieser Disziplin für obligatorisch
erklärt. Den Unterricht erteilt neben unserem Rabbiner Herr Lehrer
Lehmann. Außerdem hat die Regierung genehmigt, dass in den hiesigen
Privatschulen - worunter die höheren Töchterschulen gemeint sind -
jüdischer Religionsunterricht zu erteilen und mit unserem Rabbiner hierüber
zu konferieren ist. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, hat der Rabbiner
die Erteilung des Unterrichtes selbst übernommen, um einen recht großen
Erfolg zum Nutzen der Jugend zu erzielen. Möge ihm dieser fromme Wunsch
in Erfüllung gehen." |
Prüfungen im jüdischen
Religionsunterricht am Gymnasium durch Rabbiner Tawrogi (1889)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1889:
"Kreuznach. Dem 'Öffentlichen Anzeiger' wird von hier geschrieben:
'Zum ersten Male seit dem Bestehen des hiesigen Gymnasiums fand am letzten
Samstagnachmittag eine Prüfung der jüdischen Schüler desselben in
Glaubens- und Sittenlehre durch den Rabbiner Herrn Dr. Tawrogi statt.
Über das Resultat derselben genügen wohl die tief gefühlten Worte des
Herrn Direktors Dr. Hollenberg., welcher derselben von Anfang bis Ende mit
größtem Interesse beiwohnte. Er sagte ungefähr folgendes: Ich glaube im
Sinne aller Anwesenden zu sprechen, wenn ich dem Herrn Dr. Tawrogi meine
Anerkennung zolle, für die ersprießliche Tätigkeit, welche derselbe in
der kurzen Zeit seiner Hierseins entfaltete; und nachdem der Herr Direktor
einige Knaben speziell wegen ihrer guten Antworten belobte, bemerkte er
noch, wie es ihn freue, wenn das religiös-sittliche Gefühl der Jugend
immer mehr gefördert werde, die die Religion der beste Führer durchs
Leben sei.
Hieran reihte sich am Sonntag Morgen von 9-12 Uhr die Prüfung in der
israelitischen Religionsschule. Es war ein erhebender Moment, als Herr
Kantor Lehmann die Prüfung seiner Unterklassen mit einem choralähnlichen
hebräischen Gesang eröffnete. Dieselbe gestaltete sich durch die
treffenden und vorzüglichen Leistungen der Kinder in allen Lehrfächern
höchst ehrenvoll für Herrn Lehmann und mit großer Genugtuung erfüllte
es die Anwesenden sich zu überzeugen, mit welcher Pflichttreue sich
derselbe seinem nicht leichten Berufe widmet.
Von 10 Uhr ab prüfte Herr Dr. Tawrogi die Schüler der Oberklassen in
hebräischen Fächern, sowie die Schülerinnen der Töchterschulen und der
Volksschulen auch in Glaubens- und Sittenlehre und auch hier hatten wir
Gelegenheit zu bemerken, mit welcher Pflichttreue und Hingabe sich Herr
Dr. Tawrogi seinem Berufe als Religionslehrer widmet. Zum ersten Male seit
dem Bestehen der israelitischen Gemeinde sagen wir um die beiden Lehrer
nahezu sämtliche Kinder (ca. 100) jeden Alters, reich und arm
nebeneinander sitzen, alle wetteifernd auf einem Gebiete, das bis vor
Jahresfrist noch vielen gänzlich unbekannt war, die Fragen ihrer Lehrer
richtig zu beantworten, und es ist dies im reichsten Maße gelungen.
Alle Anwesenden, Vorstand, Schulkommission, Eltern, sowie die
Vorsteherinnen und Lehrerinnen einer Töchterschule, deren Interesse für
ihre Schülerinnen besonders hervorgehoben zu werden verdient, verfolgten
mit Freude den Verlauf der Prüfung, und wer die zerrütteten Zustände
der vorhergegangenen langen Zeit in der israelitischen Religionsschule
kennt, der wünscht der Gemeinde Glück zu dem Erfolg, den sie in der
kurzen Zeit schon auf diesem Gebiete errungen hat. Möge er ein weiterer
Sporn für die Gemeinde, für Lehrer und Schüler sein, auf diesem Wege
fortzufahren und mögen sie stets der Schlussworte des Herrn
Gymnasialdirektors gedenken, dass die Religion "der beste Führer des
Lebens sei". |
Über "Die Sukkoh (Laubhütte) auf dem Lande" - von Lehrer/Kantor R.
Bachrach (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober
1922:
Der Artikel wird nicht abgeschrieben, da er keine direkten Bezüge zur
jüdischen Geschichte in Bad Kreuznach enthält; bei Interesse zum Lesen
bitte Textabbildung anklicken. |
Aus der Geschichte des Rabbinates
25-jähriges
Amtsjubiläum und Silberne Hochzeit von Rabbiner Dr. Tawrogi (1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. September
1913: "Rabbiner Dr. Tawrogi in Kreuznach, der im Frühjahr
unter allgemeiner Beteiligung sein 25-jähriges Amtsjubiläum feierte,
beging am 4. September im Kreise seiner Familie das silberne
Ehejubiläum." |
Rabbiner Dr. Jacobs kommt nach Kreuznach
(1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1927:
"Köln, 6. Februar. Herr Rabbiner Dr. Jacobs, der vier Jahre lang an
der Talmud Thora in Köln wirkte, erhielt einen ehrenvollen Ruf als
Rabbiner der Synagogengemeinde Kreuznach. Herr Dr. Jacobs ist
entschlossen, die auf ihn gefallene, einstimmig erfolgt Wahl anzunehmen.
Wie ungern sein bisheriger Wirkungskreis ihn scheiden sieht, so
beglückwünschen wir ihn zu dem neuen Wirkungskreis und wünschen und
hoffen mit ihm, dass seine Tätigkeit in Kreuznach von vollem Erfolg auch
für die Gesamtjudenheit begleitet sein möge." |
Rabbiner Dr. Jacobs
übernimmt die Aufsicht über die Kaschrut im Hotel Strauss in Bad Münster am
Stein
(1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1927: "Neu unter
Aufsicht
Seiner Ehrwürden des Herrn Rabbiner Dr. Jakobs, Kreuznach (früher Köln).
Bad Münster am Stein. Hotel Strauss.
Einzige jüdische Familienpension am Platze.
Prima Verpflegung - zivile Preise - luftige Zimmer - schattiger Park.
Telefon 987 Amt Kreuznach. Jüdischer Arzt: Dr. Ernst Müller.
Mai - Juni - September Vorzugspreise."
|
Amtseinführung von Rabbiner Dr. Jacobs (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1927: "Bad
Kreuznach, 15. Mai (1927). Freitag, den 15. April fand die feierliche
Amtseinführung des Herrn Rabbiner Dr. Jacobs statt. Kurz nach 6 Uhr
versammelten sich die Vertreter der Gemeinde, Vorstand und
Repräsentanten, zum Empfange ihres neuen Rabbiners im Gemeindesaal, und
geleiteten denselben zur Synagoge, der Stätte seines nunmehrigen Wirkens.
Zur Begrüßung hatte sich die Gemeinde fast vollzählig eingefunden.
Zuerst bestieg der erste Vorsitzende der Gemeinde, Herr Julius Vogel, die
Kanzel und hieß Herrn Dr. Jacobs auf das Herzlichste willkommen. Als
zweiter Redner sprach Herr Heinrich Lieben, als Vorsitzender der
Repräsentanten. Redner schilderte den Werdegang der Rabbinerwahl und
betonte, dass insbesondere die anerkannte Eignung der Herrn Dr. Jacobs,
Lehrer und Führer der Jugend zu sein, mit dazu beigetragen habe, ihn
einstimmig auf den seit über einem Jahr verwaisten Rabbinerstuhl zu
berufen. Nunmehr bestieg Herr Dr. Jacobs die Kanzel und dankte in
bewegten, zur Herzen gehenden Worten für das Vertrauen, das ihm
entgegengebracht wird. Redner gelobte, das Feuer der Religion im Sinne der
Überlieferung weiter zu entfachen und seine ganze Persönlichkeit in den
Dienst der Gemeinde zu stellen. Getreu dem Wirken seines Amtsvorgängers,
Herrn Rabbiner Dr. Tawrogi, will auch Herr Dr. Jacobs für die Einheit und
den Frieden der Gemeinde bemüht sein, um sich würdig zu zeigen, des
hohen Erbes, das er aus dieser Hand empfangen hat. An diese erhebende
Feier schloss sich der Freitag Abendgottesdienst an." |
Beiträge von
Rabbiner Dr. Jacobs zu exegetischen Fragen und zu jüdischen Themen (1924-1930)
Anmerkungen: die teilweise noch aus der Zeit Rabbiner Jacobs in Köln
stammenden Artikel werden nicht ausgeschrieben, da sie keinen direkten Bezug zur
jüdischen Geschichte (in Köln beziehungsweise) in Bad Kreuznach zeigen. Zum
Lesen können die Artikel angeklickt werden.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924 über: "Sedergedanken!".
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925 über: "Gedanken zum
Schewuausfest..." (= Wochenfest Schawuoth). |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1926 über "Das Buch
des Lebens". |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1926 über "Hat der
Deutsche Jude ein Herz für 'Tauroh'" (=Torah) |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928 über "Ein
massoretisches Problem..." |
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1930: "Stangen und
Ringe des Heiligtums". |
Weiterer Beitrag von Rabbiner
Dr. Jacobs über "Exegetische
Miszellen..." in "Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft"
1926 S. 315-323 (online eingestellt als pdf-Datei). |
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Hinweis auf die
Dissertation von Alfred Jacobs an der Universität Würzburg 1924 über
"Die
Kere-Kethib des Buches Jeremias nach der Auffassung der jüdischen Exegeten",
rechts Titelblatt. Die Dissertation ist online eingestellt (pdf-Datei)
Hinweis: der Bruder von Rabbiner Dr. Jacobs (1906-1973) war der jüdische
Lehrer Erich Jacobs. Er war jüdischer Lehrer in Unna und Umgebung,
1937/38 noch an der Jüdischen Schule in Recklinghausen. Beitrag:
Erich Jacobs und Familie. |
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Curriculum vitae links:
"Ich wurde geboren zu Nuttlar, Kreis Meschede, am 6. April 1897 als Sohn des
inzwischen verstorbenen Kaufmann Meyer Jacobs. 1903-1906 besuchte ich die
Volksschule zu Bigge, Westfalen, 1906-1908 die Rektoratsschule zu Bigge,
1908-1912 die Höhere Bürgerschule zu Meschede, 1912-1913 das Gymnasium zu
Brilon, 1913-1914 das Gymnasium zu Marburg an der Lahn. Dort erhielt ich
1914 das Reifezeugnis. 1914-1916 Herbst widmete ich mich dem
jüdisch-theologischen Studium an der Jüdischen Hochschule von Rabbiner Dr.
Breuer zu Frankfurt am Main, Herbst 1914 wurde ich in der philosophischen
Fakultät der Universität Frankfurt immatrikuliert. Am 27. Juli 1916 wurde
ich zum Militär einberufen, kämpfte an der Front und wurde am 13. Januar
1919 nach zweimaliger Verwundung entlassen. 1919 - Herbst 1919 studierte ich
wieder in Frankfurt, Herbst 1919 bis Ostern 1922 in Berlin, seit Ostern 1922
bin ich in Würzburg immatrikuliert." |
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Hinweis
auf das Buch von Siegfried Hohmann/Karl-Heinz Martini/Franz-Josef
Wiemer (Hrsg.): "Wunder geschehen doch noch!" Geschichte und
Schicksal der jüdischen Familie Jacobs aus dem Sauerland. Aus dem englischen
Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer. € 22,00. Erschienen im
Verlag Josefsheim, Olsberg: 2004. 282 S. ISBN 978-3-938481-00-4.
Informationen zum Buch:
http://www.wir-nuttlarer.de/includes/BuchJacobs.html |
Zum
Tod von Rabbiner Dr. Tawrogi (1929)
Artikel
in der Zeitschrift des "Central-Vereins" (CV-Zeitung) vom 24.
Mai 1929: "Rabbiner Dr. Tawrogi (Kreuznach) gestorben. Am 22.
April starb an den Folgen einer Operation der Gründer, langjährige
Vorsitzende, spätere Ehrenvorsitzende und Förderer unserer Ortsgruppe (sc.
des Central-Vereins) Bad Kreuznach, Rabbiner Dr. Tawrogi. Durch
seine vierzigjährige Tätigkeit in der jüdischen Gemeinde, seine
Tätigkeit öffentlicher Art innerhalb der Stadt und des Kreises und seine
vorbildliche Lebensführung hat der Verstorbene sich und seiner Gemeinde
die Achtung aller Mitbürger erworben, die sich in der innigen Teilnahme
aller Schichten der Bevölkerung, sowie der von auswärts zahlreich
erschienenen Freunde und Verehrer bei seiner Beisetzung
ausdrückt.
Bei der Beisetzung sprach der erste Vorsitzende der Ortsgruppe Kreuznach
zugleich auch im Namen des linksrheinischen Landesverbandes und des
Landesvertreters Pfalz Worte des
Dankes." |
Gottesdienstliches Leben zur Zeit von Rabbiner Dr. Jacobs und Einweihung einer
neuen Torarolle (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1930:
"Bad Kreuznach, 24. Februar (1930). Reges jüdisches Leben hat sich
in den letzten Jahren hier entwickelt. Herr Rabbiner Dr. Jacobs hat es in
der kurzen Zeit seines nunmehr dreijährigen Wirkens meisterhaft
verstanden, das Interesse der Gemeindemitglieder und besonders der Jugend
wachzurufen. Zunächst wurde außer regelmäßigem Abendgottesdienst ein Minjan
Montag und Donnerstag früh erzielt. Schon nach knapp einem Jahr war es
erreicht, dass täglich morgens und abends Gottesdienst stattfand. Hierzu
kamen Schiurum aller Art. Alle 14 Tage finden in den Wintermonaten
Freitag-Abendfeiern im Hause des Rabbiners statt. Dazu kommen Vorträge
usw. in den einzelnen jüdischen Vereinen. Seit einem Jahr wird Schabbat
morgens vor dem Hauptgottesdienst Haschkama eingerichtet. Diese
Einrichtung wird hauptsächlich von der Jugend besucht. Gekrönt wurden
alle diese Bemühungen am letzten Schabbat Jitro. War es doch in
der Hauptsache der Jugend im Haschkama-Gottesdienst gelungen, im
Verein mit einigen Gönnern, aus kleinen und kleinsten Beiträgen im Laufe
dieser kurzen Zeit einen Betrag zusammen zu bringen, der es ermöglichte,
eine Torarolle anzuschaffen.
Die Einführung dieser Torarolle fand am Schabbat Jitro
unter den üblichen Feierlichkeiten und unter starker Beteiligung der
Gemeindemitglieder statt. In groß angelegter, zu Herzen gehender Art,
schilderte Herr Rabbiner Dr. Jacobs mit der Brocho Schäjechijenu
beginnend, die Bedeutung des Tages für die Gemeinde. Gewürzt mit vielen
Midraschim verglich der Rabbiner die Vorschriften, die uns die Tora
gibt, mit den drei Flüssigkeiten, Wasser, Öl und Milch. Zusammenfassend
kam der Redner zu dem Ergebnis, dass uns hier gelehrt wird,
Bescheidenheit, Opferwilligkeit und Reinheit zu üben, und unsere Hoffnung
auf die Jugend zu setzen. Nicht früh genug können wir hier anfangen zu
lehren und den Torageist einzupflanzen. Wenn das, was in dieser kurzen
Zeit hier mit wenig Mühe bei der Jugend erreicht ist, ausharrend
weitergeführt wird, ist die Zukunft der Gemeinde sichergestellt. von
diesem bejahenden Geiste getragen, wird trotz aller Not der Zeit eine
unzerbrechliche Einheit gebildet, auf welche die Älteren stolz sein können.
Der Abend vereinigte dann bei kleinem Imbiss im Hause des Rabbiners wieder
eine große Anzahl Gäste, um die Feier des Tages in würdiger Weise zu
beschließen. Goldene Worte und gute Wünsche von Vorstand und Repräsentantenvertretern
wechselten mit Dankesworten von Herrn und Frau Rabbiner Dr. Jacobs. Auch
fast alle Anwesenden versuchten mit mehr oder weniger großem Geschickt
ihre Rednergabe, teils in humorvoller, teils ernster Art Worte der Tora
zum Ausdruck zu bringen. Allen aber lag der Wunsch zu Grunde, zur
Verherrlichung des Festes beizutragen und so trennte man sich erst in
später Nachtstunde mit dem einigen Gefühl eines schön verlaufenen
Festes." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Besuch von Sir Moses Montefiore in
Kreuznach (1863)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1863:
"Sobernheim, 2. Juli (1863). In diesen Tagen erfreute auf seiner
Rückreise von Konstantinopel Sir Moses Montefiore Kreuznach mit seinem
Besuche. Wie bekannt, unternahm dieser greise Vorkämpfer für die Sache
seiner Glaubensgenossen die Reise nach dem Oriente nur zu dem Zwecke, um
bei dem Sultan die Bestätigung der unter dem früheren Sultan den Juden
bereits gewährten Rechte und die Erlaubnis zu erwirken, in Jerusalem
Armenhäuser für seine Glaubensgenossen bauen zu dürfen. Möchte Israel
noch viele solche Männer aufzählen, die, reich an irdischen Schätzen,
hochangesehen bei den Großen dieser Welt, diese ihre glückliche Stellung
heilfördernd für ihre Mitbrüder verwenden! Wie oft findet man das
Gegenteil! Wie oft schämen sich gerade die Gesegnetsten ihrer
Glaubensbrüder und möchten lieber für Alles, nur nicht für Juden
angesehen werden! Nicht so denkt der ehrwürdige Sir Moses Montefiore,
nicht so der |
löbliche
Gemeindevorstand Kreuznachs. Kaum war die Kunde von der Anwesenheit des
lieben Gastes bekannt geworden, als die den Vorstand bildenden Herrn Jakob
Woeg, Joseph Stern, Joseph Leopoldi, Moses Marcus und Heinrich Scheger
unter Begleitung ihres Rabbinen Herrn S. Bamberger sich anschickten, den
biederen Mann in ihren Mauern willkommen zu heißen. Herr Heinrich Scheger
nahm das Wort, um den der deutschen Sprache nicht mächtigen
Glaubenshelden in englischer Sprache zu begrüßen, und der löbliche
Vorstand hatte die Ehre, auf das Freundlichste und Herzlichste empfangen
zu werden und aus dem Munde des Sir Moses zu vernehmen, dass Gott seine
Bemühungen mit einem glücklichen Erfolge gekrönt habe, indem der Sultan
auf seine oben angeführten Bitten erwidert: dass nicht, weil es Pflicht,
sondern weil es ihm Vergnügen mache, er die Israeliten in gleichen
Rechten mit allen seinen übrigen Untertanen halten wolle, und aus diesem
Grunde solle seinem Gesuche ganz entsprochen werden.
Sir Moses besuchte am Sabbate die Synagoge, in welcher der Rabbiner, ein
in talmudischer, wie in Profanwissenschaft hochstehender, durch seine
Biederkeit und Treue allgemein geschätzter Mann das Predigeramt versieht,
welches er an diesem Sabbat so meisterhaft führte, dass dem alten Manne
bei der trefflichen Behandlung des Textes: 'und von der Wüste nach
Mattanah, und von Mattanah nach Nachliel, und von Nachliel nach Bamot, und
von Bamot nach den Tal usw.' (4. Mose 21.19-20) sowie bei dem eigens
auf seine hohe Mission in hebräischer Sprache abgefassten und nach
Beendigung der Predigt gesprochenen Gebete Tränen der Rührung und der
Erbauung entlockt wurden. Groß war die Freude des Sir Moses, als beim
Abschiede am Sonntage Herr Scheger ihm zur freundlichen Erinnerung No. 23
und 24 der Allgemeinen Zeitung des Judentums überreichte, in welchen ein
trefflicher Artikel, L.H. unterzeichnet, 'Zwei Tage in Begleitung Sir
Moses Montefiore' enthalten ist.
Indem ich nun zum Schlusse der lieben Nachbargemeinde Kreuznach herzlich
für ihre diesem Manne gezollte Ehrerbietung danke, drücke ich meine
innigste Freude über das fort und fort sich mehrende, kräftigende
religiöse Gemeindeleben aus und hoffe, dass Herr Rabbiner Bamberger,
dessen Bemühungen um die Gemeinde so erfolgreich gewesen sind, noch eine
lange Reihe von Jahren zum Heile und Segen der Gemeinde sein Amt bekleiden
möge! Alexander Cahn." |
Derselbe Berichte erschien auch in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 14. Juli 1863. |
100-Jahrfeier des Wohltätigkeits- und
Bestattungsvereines Chewra Kadischa (1863)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1863:
"Kreuznach, 23. August (1863). Am Donnerstag, den 5. Elul (=
20. August 1863) fand hier eine Feierlichkeit statt, die zu den
Seltenheiten gehört und daher geeignet ist, in Ihrem geschätzten Blatte
erwähnt zu werden. Es waren nämlich am 5. Elul volle hundert Jahre, dass
sich hier die Chewra Kadischa gebildet, und um diesen
bedeutungsvollen Tag würdig zu begehen, bildeten sich, weil zwei Herren Gemeindevorsteher
auch Mitglieder der Chewra sind, ein besonderes Komitee, in welches
zwei andere Herren Gemeindevorsteher und vier Gemeindemitglieder
eintraten. Diese sechs Herren entwarfen, mit Zustimmung des Herrn
Rabbiners, ein Programm der an gedachtem Jubiläumstage abzuhaltenden
Feierlichkeiten, die auch schon mit dem Frühgottesdienste in der Art
begannen, dass der Älteste und die zwei Vorsteher der Chewra zur
Tora aufgerufen wurden. Um 8 Uhr begaben sich die Mitglieder der Chewra
in Begleitung des Herrn Rabbiners, des Gemeindevorstandes und mehrerer
Gemeindemitglieder auf den Friedhof, um dort an den Gräbern der in Gott
ruhenden Stifter der Chewra Kadischa zu beten. Während dies von
Seiten der Chewra-Mitglieder geschah, betete der Herr Rabbiner an
den Gräbern der verstorbenen Rabbiner und Toragelehrten und alle andern
Anwesenden verrichten ihr Gebet an den Gräbern ihrer teuren Angehörigen.
Nach Beendigung dieser Gebete lernte der Rabbiner in der Halle des
Friedhofes einen Schiur, auf welchen ein Leidtragender Kaddisch
sagte. Mittags 2 Uhr füllte sich die Synagoge mit andächtigen Männern
und Frauen und nachdem neun Psalmen rezitiert waren, hielt der Herr
Rabbiner über den Zweck der Feierlichkeit eine sehr gehaltvolle und
erbauende Rede. Am Schlusse derselben nannte der Rabbiner, mit der
heiligen Torarolle im Arme, die Gründer nebst allen seit hundert Jahren
aus der Chewra Kadischa Verstorbenen in dem Gebete Jiskor Elohim
mit Namen und machte ein jetzigen Chewra-Mitgliedern ein Mischeberach
(d.i. ein besonderer Segensspruch). Demnächst rezitierte man,
einschließlich Aschrei (d.i. Psalm 1), nochmals 9 Psalmen und
darauf begann das Mincha-Gebet (d.i. Nachmittagsgebet). Um an
diesem denkwürdigen, ernstfeierlichen Tage der Fröhlichkeit den Eingang
in die Gemüter wieder zu verschaffen und die Herzen wieder freudig zu
stimmen, fand abends in dem neu erbauten geräumigen Jacobi'schen Lokale
ein Festmahl statt, wozu die Mitglieder der Chewra Kadischa als
Ehrengäste geladen gewesen. Auf Anregen des Herrn Sigmund Marx wurde an
der Festtafel eine Kollekte zu Gunsten der Armen
veranstaltet." |
Der
antisemitische Hofprediger Adolf Stoecker hält einen Vortrag in Bad Kreuznach
(1891)
Hinweis: über den Hofprediger Adolf Stoecker siehe den Wikipedia-Artikel
"Adolf Stoecker"
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. November 1891:
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken |
Über das Schicksal russisch-jüdischer Familien (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1893:
"Kreuznach, 6. Oktober (1893). Seit einigen Tagen sind hier
verschiedene russische Judenfamilien, bei ihren hiesigen Glaubensgenossen
Hilfe suchend eingetroffen. Sie geben an, infolge Bankrotts der New Yorker
Firma B. Weinberger, bei welcher sie ihre Passagegelder eingezahlt gehabt
hätten, nicht nach Amerika befördert worden zu sein. Dasselbe Schicksal
soll einigen Hunderten anderer Auswanderer aus Russisch Polen betroffen
haben, die sich nunmehr von Hamburg aus nach allen Gegenden Deutschlands
zerstreuten." |
Antisemitische Regungen in
Kreuznach (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1893:
"Kreuznach, 16. Juni (1893). Der 'Frankfurter Zeitung' wird
geschrieben: Von mehreren zur Zeit in Kreuznach anwesenden Kurgästen
gehen uns Beschwerden darüber zu, dass die Kurverwaltung dem bekannten
antisemitischen Badearzte Dr. P. gestatte, im Kurparke und Kurhause
antisemitische Flugblätter und andere Druckschriften zu verteilen und
niederzulegen. Der P. ist hier auch als antisemitischer Kandidat bei der
Reichstagswahl aufgetreten und hat seine von Beleidigungen strotzenden
Wahlaufrufe, in welchen er sich als wieder Antisemit, 'geistig mehr nach
Stöcker, praktisch nach Böckel' bekannte, überall selbst kolportiert.
Bei der Wahl hat er es allerdings nur auf 22 Stimmen gebracht, was nicht
verhindert, dass sein herausforderndes Gebahren unter den Einheimischen
und Kurfremden allgemeines Ärgernis erregt und dem hiesigen Badeorte viel
Schaden zufügt. Es wäre hohe Zeit, dass dem Treiben dieses Herrn, soweit
die Räume des Kurparks und Kurhauses in Betracht kommen, endlich ein Ziel
gesetzt werde." |
100-Jahrfeier der Krankenverpflegungs- und
Unterstützungskasse, Verein Bikur Cholim (1903)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Januar 1903:
"Bad Kreuznach, 27. Dezember (1902). Der Verein Bikur Cholim,
eine innerhalb der hiesigen israelitischen Gemeinde wirkende
Krankenverpflegungs- und Unterstützungskasse, konnte am 25. dieses Monats
(d.i. 25. Dezember 1902) das seltene Fest seines hundertjährigen
Bestehens feiern. Einem in hebräischer Sprache geschriebenen
Statutenbuche aus dem Jahre 1825 zufolge ist der Verein im Jahre 1802 mit
dem Grundsatze 'wechselseitiger Unterstützung ohne Unterschied des
Vermögens' gegründet worden. Die Hundertjahrfeier begann am
Donnerstagmorgen mit einem Festgottesdienst in der Synagoge, in dem nach
einleitendem Chorgesange Rabbiner Dr. Tawrogi die geist- und gedankenvolle
Festpredigt hielt. Anknüpfend an den biblischen Spruch: 'Ein Geschlecht
geht dahin, aber die Erde bleibt immer bestehen', erinnerte er daran, dass
die Gründer und ersten Mitglieder dieses Werkes der
Menschenfreundlichkeit und Menschenliebe wohl heute schon in kühler Erde
ruhten, dass aber ihr Werk noch weitere bestehe über ihr Grab hinaus. Der
Predigt legte er das Bibelwort 2. Mose 37,16, den Ausruf Josephs: 'Ich
suche meine Brüder', zu Grunde und betonte, dass der Gedanke, die kranken
und notleidenden Brüder zu suchen, die Gründer des Vereins beseelt habe.
Die liebevolle Fürsorge für Kranke und Leidende sei ein altes Stammes
und Glaubenswerk des israelitischen Volkes. Von dem Patriarchen Abraham
sage eine alte Legende, er sei im Besitz eines Edelsteines gewesen, dem
die Kraft innewohnte, Kranke zu heilen. Dieser Edelstein sei die
werktätige Liebe gewesen, mit der der Patriarch sich der Kranken und
Schwachen angenommen habe, und er habe auch während des hundertjährigen
Bestehens des Vereins seine Kraft im reichsten Maße entfaltet,
unzähligen Kranken Pflege, Schwachen Aufrichtung, Tränen Trocknung
verschafft. Die heutige Jubelfeier sei der Beweis, dass die jetzigen Leiter
und Mitglieder des Vereins nicht nur volles Verständnis für das hatten,
was die Gründer bezweckten, sondern dass sie auch von dem Bestreben der Erhaltung
und Vervollkommnung des Werkes erfüllt seien. Der Geistliche schloss
seine eindrucksvollen Worte mit der eindringlichen Mahnung, allezeit die
edlen Ziele des Vereins hochzuhalten und mit den besten Wünschen für das
angebrochene zweite Jahrhundert seines Bestehens. An die Predigt schloss
sich eine religiöse Ehrung der verstorbenen Gründer und Mitglieder durch
eine Seelenfeier, worauf ein Schlussgesang den stark besuchten
Festgottesdienst beendete. Am Abend vereinigte in Heyms Saalbau eine
weltliche Festfeier die Mitglieder der jüdischen Gemeinde und deren
Angehörige." |
Großes
Engagement in der Gemeinde für die Kriegsfürsorge (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. September 1914: "Kreuznach, 4. September (1914).
In unserer Gemeinde wird eine rege und vielseitige Tätigkeit auf dem
Gebiete der Kriegsfürsorge entfaltet. Der israelitische Frauenverein hat
eine Nähstube eingerichtet, in welcher Damen des Vereins für das Rote
Kreuz arbeiten. Viele Frauen und Mädchen sind am Bahnhof an der Erfrischungsstation
für durchreisende verwundete Krieger tätig, andere in der Feldküche und
als Hilfsschwestern in den Lazaretten. Gespendet wurde bis jetzt: Vom
Bikkur-Cholim-Verein 500 Mark fürs Rote Kreuz und 100 Mark den hiesigen
vereinigten Kriegervereinen, vom Israelitischen Unterstützungsverein 200
Mark für allgemeine Kriegszwecke und gleichfalls 50 Mark den vereinigten
Kriegervereinen, vom Israelitischen Frauenverein 100 Mark für allgemeine
Kriegszwecke und vom Moses-Mendelssohn-Verein 60 Mark für das Rote Kreuz.
2500 Mark wurden von der Synagogengemeinde, der Chebra-Kaddischa und den
Wohltätigkeitsvereinen bereitgestellt zur Unterstützung der durch den
Krieg in Not geratenen Gemeindemitglieder. Gleichzeitig sei hier erwähnt,
dass drei jüdische Oberprimaner das Notabitur gemacht haben, um als
Kriegsfreiwillige in das Heer einzutreten. - Jeden Freitagabend findet in
der Synagoge in Verbindung mit dem Gottesdienst eine Kriegsandacht statt.
Herrn Rabbiner Dr. Tawrogi ist die Seelsorge in den hiesigen Lazaretten,
in welchen sich bereits eine Anzahl jüdischer Verwundeter befindet,
übertragen worden." |
Dr.
Vogel wird zum Vorsitzenden des Jüdischen Jugendvereines 'Moses Mendelsohn'
gewählt (1920)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. März 1920:
"Bad Kreuznach. Der 249 Mitglieder zählende Jüdische
Jugendverein 'Moses Mendelsohn' wählte in seiner Generalversammlung Dr.
Vogel wieder zum Vorsitzenden. Der Verein hält vierwöchentlich seine
Vereinsabende ab, die stets gut besucht sind und an denen jüdische
Vorträge und Diskussionen gehalten werden. Auch Festlichkeiten und
Ausflüge werden veranstaltet." |
Spendensammlung für die Waisen der Ukraine (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921:
"Bad Kreuznach, 4. September 1921. Beim Gottesdienst in der Pension
Agulnik hier, wurden für die Waisen der Ukraine Mark 877 gesammelt. Es
zeugt dies für den Opfersinn der Kurfremden, die sich hier
aufhielten." |
Vortrag
von Redakteur Selig Schachnowitz im Jüdischen Jugendverein (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mäürz 1929:
"Bad Kreuznach, 12. März (1929). Im Jüdischen Jugendverein hielt
Herr Redakteur Schachnowitz (Frankfurt am Main) einen Vortrag, betitelt:
'Aus alten Gassen'. Ausgehend vom Maharil, dessen Leben und Wirken im
benachbarten Mainz der Redner kurz hervorhebt, verstand es der Redner
nicht nur, die Bedeutung Maharils sowohl für die damalige als auch für
die Jetztzeit treffend herauszuarbeiten, er entwarf auch ein so
anschauliches Bild alten jüdischen Lebens, dass er in seinem Publikum
recht dankbare Zuhörer fand. Kaleidoskopartig zog ein Bild nach dem
anderen vorüber, die Bedrängnis des Ghettolebens, die Anfeindungen,
Beschränkungen, der schwere Lebenskampf, auch auch die Freuden der
jüdischen Menschen von der Wiege bis zum Grab.
Als zum Schluss die Mahnung erklang, das Alte nicht zu vergessen,
festzuhalten am Erbe der Väter, trotz der Nöte der Zeit nicht skrupellos
alles Religiöse über Bord zu werfen, ein moderner Mensch zu sein, der
das Neue in Einklang bringt mit dem Alten, nach dem Satz: (hebräisch und
deutsch): 'Verjünge unsere Tage wie ehemals'. Da lohnte spontaner Beifall
die gehaltvollen Ausführungen. J." |
Über
das rege jüdische Leben in der jüdischen Gemeinde (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1934:
"Bad Kreuznach, 25. Februar (1934). Ein erfreuliches Zeichen
unserer heutigen Zeit ist das rege jüdische Leben in unserer Gemeinde.
Sämtliche Vereine, an der Spitze der Jugendverein sowie der Frauen-Verein
bieten den Mitgliedern in geistiger und geselliger Hinsicht Anregung und
Abwechslung als Ersatz für so manches, was verloren ging. Besonders
erwähnenswert sind die allwöchentlich wiederkehrenden Kurse in
jüdischer Geschichte und Neuhebräisch unter Leitung von Herrn Rabbiner
Dr. Jakobs, sowie ein Kantoratskurs, die alle regen Zuspruch haben.
Der Frauenverein delegierte zur Frauenbundstagung Frau Dr. Jakobs
nach Berlin, die als Ergebnis dieser Reise im letzten Heimabend referierte
und zu dem Resultat kam, dass die rege Arbeit in unserer Gemeinde sich
ganz in der großen Linie bewege, die von der Zentrale vorgezeichnet wird.
Auf der gleichen Ebene liegen die Bestrebungen, eine jüdische Schule zu
gründen und sind die Vorbereitungen hierzu in vollem Gang. Frau Dr. Marg.
Berent, Berlin sprach aufklärend auch zu diesem Punkte im Rahmen des
Frauenvereins vor gut besetztem Hause." |
Arbeitstagung
der "Mittelstelle für Erwachsenenbildung" in Bad Kreuznach, u.a. mit
Ernst Simon und Martin Buber 1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1934: Zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken |
Weiterer
Bericht über das rege Leben in der jüdischen Gemeinde (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember
1934: "Bad Kreuznach, 27. November (1934). Reges Leben
herrscht in unserer Gemeinde. Die Vereine bemühen sich, Jung und Alt zu
den jüdischen Quellen zurückzuführen. Vorbildlich arbeitet der
Jüdische Jugendverein (unter Leitung des Herrn Richard Rauner), der in
einem groß angelegten Zyklus mit prominenten Rednern in die jüdische
Geschichte einführt. In das Thema 'Jüdische Geschichte in biblischer
Zeit' teilten sich als Vortragende die Herren Rabbiner Dr. Carlebach,
Köln, Dr. Philipp, Frankfurt am Main, Rabbiner Dr.
Wolf, Köln, Prof. Dr. Levy, Bonn-Köln, Rabbiner
Dr. Bamberger, Mainz. Die außerordentlich große Besucherzahl eines
jeden Vortrages bewies nciht nur das große Interesse, welches man hierfür
hatte, es war auch gleichzeitig der Beweis des Dankes für den jeweiligen
Referenten und deren Leistungen. Zusammenfassend wird Herr Rabbiner Dr.
Jakobs, Kreuznach, noch über das gesamte jüdische Schrifttum
referieren. - Für 1935 ist eine Fortsetzung mit dem Thema 'Jüdische
Gegenwartskunde' in Aussicht genommen. Zur Vertiefung des jüdischen
Wissens dienen die allwöchentlichen Kurse in Tnach, Dinim, Gemoroh und
Mischna unter Leitung des hiesigen Rabbiners. Die Heimabende belehren
über die allgemein jüdischen Probleme. Auch die Kunst kommt zu ihrem
Recht. Ein Orchester einheimischer Jugend veranstaltet Musikabende,
während der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten für Jugendliche
Turnunterricht erteilt und auch für Sport im Freien sorgt. Außerdem
sind, unter Mitwirkung Alles, die Chanukkafestspiele in voller
Vorbereitung. Der Frauenverein ist rege an der Arbeit. Sein
Hauptziel ist die Wohlfahrt. Nebenbei laufen gemütliche Nachmittage mit
vorträgen. Die Wintersaison wurde eröffnet mit einem Vortrag von Frau
Dr. Jacobs über ihre Spanienreise, wobei auch auf Rambam, der ja
besonders in diesem Jahre das ganz besondere Interesse aller Juden in
Anspruch nimmt, hingewiesen wurde." |
Die jüdische Kinderheilstätte Kreuznach
und andere Einrichtungen
Werbung für
die Kinderheilstätte
(1920)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1920: "Die
jüdische Kinderheilstätte Bad Kreuznach, welche der Pflege und Heilung
skrofulöser, blutarmer und rachitischer Kinder dient, bleibt auch im
Winter geöffnet und bietet Gelegenheit zu Solbadekuren, die
erfahrungsgemäß im Winter ebenso erfolgreich sind wie im Sommer. Heizung
und beste, streng rituelle Verpflegung sind gesichert, ebenso
gewissenhafte Pflege und sorgfältige ärztliche Überwachung.
Aufnahmebedingungen sind zu beziehen durch Frau Rabbiner Dr. Rosenthal,
Köln, Rooustraße 50. Aufnahmegesuche zu richten an Herrn Sanitätsrat
Dr. Sternberg, Köln, Hohenstaufenring 10. Beginn der nächsten Kur am 18.
Oktober. Umgehende Anmeldung ist notwendig. Der Vorstand." |
Einweihung
einer neuen Torarolle für die Jüdische Kinderheilstätte (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1934:
"Bad Kreuznach, 5. Dezember (1934). Am Sabbat von Chanukkah
hat die Jüdische Kinderheilstätte Bad Kreuznach, die bis dahin
eine eigene Torarolle nicht besessen hat, eine solche mit Schrein und
Silberschmuck erhalten. Das prachtvolle Sefer mit Zubehör entstammt
ursprünglich dem Hause des in Köln unvergessenen Bankherrn und
Gemeindevorstehers Simon Simon. Vor Jahresfrist ist es in den Besitz
des Gemeinderabbiners Dr. Rosenthal übergegangen und hat nunmehr,
als Schenkung des Rabbiners und seiner mit der Kreuznacher Anstalt seit
deren Gründung aufs engste verbundenen Gattin, in dem mit Naturschönheit
wie mit Menschengüte in gleicher Weise begnadeten Kreuznacher Heim die
würdige und bleibende Stätte gefunden. - Der Gottesdienst am
Freitagabend wie auch am Sabbatmorgen war von dem jungen Lehrer Mordechai
Kohn geleitet, einem Zögling der Jawne und des Seminars in Köln, der,
als 'Kind' der Heilstätte, dort sein jüdisches Wissen und Streben in den
letzten Jahren in fruchtbarer Weise zur Geltung hat bringen können. Vor 'Baui
bescholaum' wurde die Tora zu ihrem Schreine gebracht. Dr. Rosenthal begrüßte
sie mit bewegten Worten und übergab sie der Obhut der Schwester Oberin Sophie.
- Rechtsanwalt Jonas, Köln, der erste Vorsitzende des Kuratoriums,
dankte darauf in herzlicher Weise den Geschenkgebern und betonte, dass
damit das Band zwischen ihrem Hause und der Anstalt, wenn überhaupt
möglich, noch enger geknüpft worden sei. Im Mittelpunkt des
Sabbatmorgengottesdienstes, dem auch Mitglieder der Kreuznacher Gemeinde beiwohnten,
stand die festliche Vorlesung der Sidrah (= Wochenabschnitt) aus dem neuen
Sefer (= Torarolle); dem Gottesdienst schloss sich ein 'Lernen' an. Bei
der Mittagstafel kam treues Bekenntnis zu Tora und Judentum zum beredten
Ausdruck in den klassisch hebräischen und musterhaft deutschen Ansprachen
aus dem Kreise der Jugendlichen, die durch das Kreuznacher Heim
hindurchgegangen sind. - Welche Feierstunden sich noch angeschlossen
haben: der Oneg Schabbat der jungen Leute am Nachmittag; die erste
Chanukkahfeier am Sabbatausgang; das Kinderfest am Sonntagnachmittag mit
reicher Beschenkung durch hochherzige Freunde der Anstalt, unter freudiger
Anteilnahme weiter Kreise aus Kreuznach und Umgegend - das soll nur
angedeutet sein. Aber nicht verschwiegen sei, dass alles, das Größte wie
das Kleinste, den Stempel jener jüdischen Verinnerlichung, jener hingebungsvollen
Menschlichkeit, jener umsichtigen Weisheit trug, aus denen Schwester
Oberin Sophie mit ihren Helferinnen die Kreuznacher Anstalt betreut und
geglückt." |
Erew Schabbat in der Jüdischen Kinderheilstätte (Bericht von 1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1937: "Ein
Freitagabend in der Jüdischen Kinderheilstätte in Bad
Kreuznach.
Die Sonne, die noch gar nicht ans Untergehen zu denken scheint, lässt das
große, weil ins Tal hinein sichtbare Haus auf dem Berge noch mal in
seiner ganzen Schönheit hervortreten. Abseits, weitab von allem Getriebe
des Ortes, schaut es beinahe stolz mit seinen Türmchen von der Höhe
hinab.
Es ist Freitagnachmittag. Langsam gehe ich den aufwärts zum Heime
führenden Weg hinauf; vorbei an einer freundlichen Birke, unter der ein
paar Kinder - bereits in Sabbatkleidern - fröhlich spielen. Da, eine
Biegung, und das schöne, mit Efeu dicht bewachsene Haus steht vor mir.
Doch da hineinzukommen, wird dem Besucher um diese Zeit gar nicht so
leicht gemacht; denn jeder ist beschäftigt und eifrig dabei, noch schnell
alles so schön wie möglich herzurichten, als ob das ganze Haus, ja jeder
kleinste Winkel einem den Sabbatgruß zurufen soll! Überall herrscht ein
reges Hasten und Treiben. Es ist, als ob der Sabbat seinen Einzug gar nicht
früh genug halten kann.
Das Mincho-Gebet ist beendet. Durch die hohen Fenster des freundlichen
Betsaales sieht man, wie die bereits scheidende Sonne noch mit ihrer
letzten Kraft die Spitzen der hohen Felsen von Bad Münster vergoldet und
aufleuchten lässt. Langsam neigt sich der Tag seinem Ende zu. die
Abendschatten senken sich nun allmählich über das weitere Tal, durch das
sich malerisch schön die Nahe schlängelt. Immer dunkler heben sich die
Salinen von dem hellen, lieblichen Grün der Wiesen ab, bis sie
schließlich in tiefes Schwarz versinken.
Doch drinnen im Heim, wo inzwischen, begrüßt mit freudig lautem Gesang
von ca. hundert Kinderstimmen, Königin Sabbat eingekehrt ist, herrscht
blendende Helle. Hier zeigen lauter froh strahlende Kindergesichter - vom
Allerkleinsten bis zu den Großen - wie sehr sie sich mit dem Sabbat
freuen. Und mitten unter ihnen sitzt Schwester Oberin. Man sieht es ihr
ordentlich an, wie sie sich freut über das, was sie 'ihren' Kindern zu
geben vermag. Und welches Gut ist kostbarer als der echt jüdische
Sabbat!
Diese Gedanken scheinen auch die Erwachsenen zu bewegen, die unter der
fürsorglichen Obhut von Schwester Hedwig nebenan, im Damenheim Erholung
suchen. Manche von ihnen haben Schweres durchzumachen gehabt, was noch
niederdrückend auf ihnen lastet. Doch die allgemeine Schabbosfreude teilt
sich auch ihnen mit.
Wenn die Kinder nun nach vier Wochen, körperlich erholt und auch geistig
erfrischt und gefördert, heimkehren, so wird ihnen, wenn sie an die
Ferien zurückdenken, der Sabbat im Kreuznacher Heim als besonderes
Erlebnis dastehen.
Wir können nur wünschen, dass es den wertvollen Menschen, die in diesem
vorbildlichen Heime wirken, weiter gelingt, soviel Freude zu verbrieten
und somit zum Segen für andere zu werden. R.S." |
Bericht über das Simchas-Tora-Fest
in der Kinderheilstätte (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1937: "Simchas-Tauroh
im Kinderheim in Bad Kreuznach. Simchas Tauroh war ich im Jüdischen
Kinderheim in Bad Kreuznach. Dort war es sehr schön. Am Simchas
Taurohabend haben wir zuerst gegessen, und dann sind wir in die Synagoge
zum Gottesdienst gegangen. Danach haben wir uns umgezogen und sind dann in
den großen Spielsaal gegangen. Dort bekam jedes Kind ein Fähnchen, und
dann zogen wir durchs ganze Heim. Dabei sangen wir viele jüdische Lieder,
natürlich auch von Simchas Tauroh. Als der Umzug fertig war, gingen wir
wieder in den großen Spielsaal. Dort standen die Stühle im kreis herum,
da setzten wir uns hin. Tante Else suchte dann Tanzpaare heraus, und dann
tanzten wir lustig herum. Wir Größeren tanzten natürlich auch Horrah
solange, bis wir nicht mehr konnten. Nach dem Tanzen trugen einige Kinder
Gedichte vor oder sangen Lieder. Zur Belohnung dafür bekamen sie
Süßigkeiten. Als das fertig war, gingen die Kleinen hinaus auf den Flur.
Dort waren Tischchen und Stühlchen aufgestellt. Dort aßen sie Kuchen und
tranken Tee. Dann gingen sie ins Bett.
Währenddessen kam ein Pilot mit einem Flugzeug (er stand auf einer
Leiter) und einer Landkarte zu uns. Er sang uns vor, wo er schon überall
gewesen war, und nach jeder Strophe sangen wir alle den Refrain mit: ‚Wir
sind die lustigen Piloten’ usw. Das war sehr schön. Zum Schlusse
bekamen wir auch Kuchen und Tee und mussten dann ins Bett.
Am Simchas Taurohmorgen war es in der Synagoge sehr schön. Das
Herumziehen mit der Sefer Tauroh (Torarolle) war sehr spaßig. Die Mädels
durften auch mit herumziehen. Während des Umzuges wurden Nüsse, Bonbons
und Schokoladezigaretten verteilt. Alle Jungens, auch die, die noch nicht
Barmizwoh waren, wurden aufgerufen, immer zehn zusammen. Beim Mittagessen
war es sehr gemütlich. Bei jedem Kind lag ein Geschenk auf dem Teller,
bei mir ein schönes Buch. Das war der schönste Simchas Tauroh, den ich
bis jetzt erlebt habe. Das werde ich nicht so schnell vergessen. Gertrud
Katzenstein (12 Jahre), Creglingen (Württemberg)." |
Berichte zu einzelnen Personen
aus der
Gemeinde
Die Kriegsteilnehmer Leopold Michel und Karl Scheuer
erhalten das Eiserne Kreuz (1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1871: "Kreuznach. Auch
zwei hiesige Glaubensgenossen werden mit dem für bewiesene Tapferkeit
erhaltenen eisernen Kreuze aus Frankreich heimkehren. Es sind dies die
einberufen gewesenen Unteroffizier Leopold Michel und Husar Carl
Scheuer." |
Zum Tod von Max Adler - dem
"ältesten und angesehensten jüdischen Einwohner Kreuznachs" (1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1896: "Kreuznach,
am 1. Tag der Selichot. Ein unabsehbares Kondukt bewegte sich heute
nach dem Friedhof. Dem ältesten und angesehensten jüdischen
Einwohner Kreuznachs wurde das letzte Geleit gegeben. Fast sämtliche
jüdische und viele christliche Mitbürger, Honoratioren und auswärtige
Verwandte und Freunde beteiligten sich an demselben. Max Adler – seligen
Andenkens – ist am vergangenen Donnerstag im Alter von nahezu 90
Jahren heimgegangen. Der hiesige Rabbiner gab dem Lob seiner Tugenden als
Mensch in kurzen Worten Ausdruck. Uns erübrigt seiner herrlichen
Eigenschaften als Jehudi zu gedenken. Früher in Planig ansässig,
war der Verblichene bereits vor langen Jahren hierher übersiedelt und
sein Haus sowohl hier, wie seine frühere Wohnstätte gestaltete er zu
einem offenen Haus in des Wortes vollster Bedeutung. Weit und breit
war er auch bekannt dafür. Aber nicht im Wohlwollen allein suchte er
seine Religion zu betätigen, nein, auch in der Ausübung jeder Mizwa
(Gebot, Weisung). So groß oder gering sie auch scheinen möchte, war er
stets eifrig bemüht, sie ganz zu vollführen und damit die altangestammte
wahre Religiosität zu wahren. – Bis kurz vor seinem Hinscheiden war er
einer der eifrigsten Besucher der Synagoge und gab oft seinem Bedauern
darüber Ausdruck, dass er hier in Folge mangelnden Interesses nicht
täglich Minjan in der Synagoge fände (sc. ein täglicher
Gottesdienst konnte damals nicht stattfinden, da dazu jeweils 10
religionsmündige Männer vorhanden sein müssen). Neben dem Ausüben der
jüdischen Pflichten war er bis ins höchste Alter eifrigst um sein
Geschäft bemüht und seine strenge Reellität (sc. Ehrlichkeit,
Redlichkeit) und wahre Rechtlichkeit gaben ihm Ansehen bei seinen
einflussreichen christlichen Freunden, bei denen seine Biederkeit eine Heiligung
des Gottesnamens verursachte (sc. sie bekamen über ihn Achtung vor
der jüdischen Religion). Ganz in seinem Geiste hat er in Gemeinschaft mit
seiner edlen, ihm vor Jahren im Tode vorangegangenen Gattin seine Kinder
erzogen, deren Häuser sich würdig an das seine reihten. Hat er doch
seinen Söhnen Gattinnen erwählt, die ihm Bürgschaft waren, dass seine
Enkel in gleichem jüdischen Geiste, in dem er lebte, erzogen wurden,
wusste er doch, dass die Töchter eines Raw Benjamin Niederhofheim –
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – die Häuser seiner
Kinder zu Heimstätten wahren, unverfälschten Judentums gestalten
würden. So sah der Verblichene noch eine stattliche Anzahl Enkel, erzogen
in seinem Sinne, in Glaubenstreue und Pflichtbewusstsein. Bis zur Stunde
seines Heimgangs war er an Körperkraft und Geistesfähigkeit fast
ungeschwächt und als ihn Donnerstag nach Tisch Schwäche anwandelte und
zur ruhe mahnte, verrichtete er das Micha-Gebet, um dann wohl ausgerüstet
im Frieden mit Gott, mit sich und seinen Nebenmenschen, in ein besseres
Jenseits hinüber zu scheiden. Möge sein Andenken unwandelbar seiner
Familie bleiben und sie stets in seinem Sinn die Wahrer des angestammten
Judentums sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Isaak Woog (1911)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. April 1911:
"Kreuznach. Einen schweren Verlust erlitt die hiesige
israelitische Gemeinde durch das Hinscheiden ihres langjährigen
Vorstehers Isaak Woog. Mit nur wenig Unterbrechung stand er bis in
seine letzten Lebenstage hinein, bald 40 Jahre lang, mit großer
Rührigkeit und Umsicht der hiesigen israelitischen Gemeinde
vor." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. April 1911: "Kreuznach, 5. April (1911).
Donnerstag, den 30. März haben wir den ersten Vorsteher unserer Gemeinde,
Herrn Isaak Woog, der nach längerem, schweren Leiden im 74.
Lebensjahre gestorben ist, zur letzten Ruhestätte gebettet. Die
Beerdigung gestaltete sich zu einer großen Kundgebung der Wertschätzung,
deren er sich in den weitesten Kreisen erfreute. Außer den
Gemeindemitgliedern, die zahlreich vertreten waren, nahmen auch viele
andere Bürger unserer Stadt und der Turnverein mit Fahne,. dessen
früherer langjähriger Vorsitzender und zuletzt Ehrenmitglied er gewiesen
ist, teil. Rabbiner Dr. Tawrogi entrollte in längerer, ergreifender
Rede ein klares Bild von dem Leben und Wirken des Entschlafenen als
Familienvater und langjähriger Vertreter der Gemeinde, deren Verwaltung
er in der selbstlosesten Weise vier Jahrzehnte lang vorgestanden und mit
sicherer Hand geleitet hat. Die Gemeinde wird dem Entschlafenen weit über
das Grab hinaus ein dauerndes, ehrendes Andenken
bewahren." |
Über die beiden Sportler (Ringer und Stemmer) Julius
und Hermann Baruch (1921)
Anmerkung: Bereits 1920 hatte Julius Baruch bei den Deutschen
Meisterschaften im Gewichtheben in Stuttgart im Leicht-Mittelgewicht den dritten
Platz errungen. Vier Jahre später holte er bei der Europameisterschaft in
Neunkirchen die Goldmedaille im Gewichtheben. Hermann Baruch wurde 1942 im KZ
Auschwitz ermordet, sein Bruder Julius ist kurz vor Kriegsende im KZ Buchenwald
umgekommen. In Bad Kreuznach ist eine Straße nach bei beiden Sportlern
benannt.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. August
1921: "An den Kämpfen um den Deutschmeister-Titel, die im August
dieses Jahres in Plauen im Vogtland stattfinden, werden sich die Brüder
Julius und Hermann Baruch aus Bad Kreuznach beteiligen. Die Gebrüder
Baruch sind bereits im Besitz vieler erster Preise und sind
Meisterschaftsringer und -stemmer." |
|
Foto
links: Stemm- und Ringclub "Germania" Bad Kreuznach mit der
Mannschaft 1923: Julius und Hermann Baruch 2. bzw. 3. von rechts.
Quelle: Illustrationen zum
Festvortrag zur 100-Jahr-Feier der Bad Kreuznacher Ringer am 14.12.2003 in
der Website vfl18948ringen.de |
80.
Geburtstag von Anna Roos (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 23. Dezember 1927: "Bad Kreuznach.
Ihren 80. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische feiert am 25.
Dezember Frau Anna Roos hier, Viktoriastraße
30." |
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940: Grabstein für Emil Scheuer in Gurs
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs
für
Emil Scheuer,
geb. am 22. Juni 1881 in Bad Kreuznach, später wohnhaft in Pirmasens und
Mannheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 10. Februar 1942
umgekommen ist. |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von
Moses Marcus (1850)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21.
Januar 1850: "Ein gebildetes jüdisches Frauenzimmer, gesetzten
Alters, wird zur Führung der Haushaltung, und Überwachung der Kinder,
gegen gutes Honorar in einer Stadt Rheinpreußens gesucht. Näheres zu
erfragen bei Moses Marcus in Kreuznach." |
Anzeigen des Hotels Levy
(1861 / 1873)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1861:
"Bad Kreuznach.
Hotel Levy. Mein neu eingerichtetes jüdisches Hotel,
Kreuzstraße No. 824 dahier (früher Mühlenstraße), erlaube mir, dem
respektive reisenden Publikum sowohl, als auch den das hiesige Bad
frequentierenden Fremden bestens zu empfehlen. Beköstigung in und außer
dem Hause. Carl Levy." |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juni 1873: "Bad Kreuznach. Koscher Hôtel
Levy Koscher. In der Nähe des Bades. Neu erbautes Hôtel,
komfortable Einrichtung, großer Speisesaal, Table d'hôte, Diner à part
(auch außerhalb des Hôtels). Rstauration à la carte zu jeder Zeit.
Feine Weine, prompte Bedienung etc. etc. empfiehlt bestens Carl
Levy." |
Anzeige des jüdischen Hotels Jacobi (1863)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1863: "Hotel Jacobi in
Bad Kreuznach,
Mannheimer Straße Nr. 741.
Der Neubau meines Hotels ist
nun vollendet. Vom 1. Juli dieses Jahres an sei dasselbe durch seine
vortreffliche Restauration, sowie durch seine sehr schöne, mit allen
Bequemlichkeiten eingerichteten Zimmer, sowohl für einzelne Personen als
für Familien unter Zusicherung bester und billigster Bedienung den
verehrlichen Kurfremden, den Durchreisenden, wie überhaupt allen
Glaubensgenossen bestens empfohlen. – Die Speisen werden streng nach den
jüdischen Religionsvorschriften bereitet und werden solche auch den
verehrlichen Fremden in anderen Logis verabfolgt. Carl Jacob,
Restaurant." |
Anzeige für das Damenpensionat Louise Wolff geb. Herz
(1869)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1869:
"Bad
Kreuznach. Unterzeichnete nimmt junge Damen, die ohne Begleitung das
hiesige Bad besuchen wollen, in ihrem Hause auf. Auch solche, welche zu
ihrer Ausbildung in den hiesigen vortrefflichen Lehranstalten das ganze
Jahr über bleiben wollen, finden Aufnahme. Die vorteilhafte gesunde Lage
des Hauses, in unmittelbarer Nähe des Bades, verbunden mit Garten und
Bädern, lässt nichts zu wünschen übrig. Nähere Auskunft zu erteilen
ist gern bereit Herr Geheim-Sanitätsrat Dr. Trautwein. Herr Rabbiner Dr.
Bamberger. Louise Wolff geb. Herz." |
Anzeige
der Weingroßhandlung Carl Levy (1875)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. August 1875:
"Zu den bevorstehenden Feiertagen empfehle mein Lager in koscheren Weinen
vorzüglicher Qualität als
Niedersteiner M 1.- Rüdesheimer M
1.25 Hochheimer Mark 1.50
Oberingelheimer Mark 1.- St. Julien Mark
1.25 Médoc Mark 1.50 per Flasche
inklusive Verpackung bei Abnahme von 50 Flaschen.
Gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung des Betrags. Bei größeren
Aufträgen Ziel 3 Monate oder per comptant 2 % Skonto.
Carl Levy. Weingroßhandlung. Kreuznach
Rheinpreußen." |
Anzeige des Hotels Levy, inzwischen im Besitz von Isak Kahn (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1900:
"Streng Koscher - Streng Koscher.
Hôtel Levy - Kreuznach - Bad. Israelitisches Hotel. Der Neuzeit
entsprechend eingerichtet.
Besitzer: Isak Kahn, Kreuzstraße 31. Table d'hôte 1 Uhr. Restauration à
la carte.
Wohnungen und Bäder im Hause. Billigste Pensionspreise." |
Geburtsanzeige für die Tochter von Josef und Jenny Adler (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: "Die - mit
Gottes Hilfe - erfolgte glückliche Geburt eines prächtigen Mädels
zeigen dankerfüllt an Josef G. Adler und Frau Jenny geb. Adler. Bad
Kreuznach, Viktoriastr. 3²." |
Familienanzeigen der Familie Max und Gertrud Sommer (1921/1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1922:
"Gott
sei gepriesen. Die glückliche Geburt eines gesunden Töchterchens
zeigen hocherfreut an:
Max Sommer und Frau Gertrud geb. Bundheim.
Bad
Kreuznach, den 22. November 1922 / 2. Kislew 5683." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1927:
"Gott
sei gepriesen. Die glückliche Geburt eines Sohnes zeigen hoch erfreut
an
Max und Gertrud Sommer geb. Bundheim. Bad Kreuznach, Kurhausstraße 15
- 12.
Tammus 5687 - 12. Juli 1927." |
Verlobungsanzeige von Bertha Sommer
und Arthur Benjamin (1924)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 22. Mai 1924:
"Bertha Sommer - Arthur Benjamin
Verlobte
Bad Kreuznach
Hönningen am Rhein." |
Hochzeitsanzeige
von Robert Stern und Erna verwitwete Marks geb. Stern (1928)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 26. Oktober 1928:
"Robert Stern - Erna Stern verw. Marks geb. Stern.
Vermählte.
Bad Kreuznach, den 23. Oktober 1928." |
Anzeige
der Heroldkellereien AG (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928:
"Koscher-Weine.
Eigene Kelterung, unter Aufsicht des Herrn Rabbiner Dr. Jacobs, liefert in
ausgesuchter Qualität sehr preiswert Heroldkellereien
AG Bad Kreuznach (Rheinland)." |
Werbung für das Restaurant der Geschwister Jankelowitz (1929)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1929:
"In Bad Kreuznach, Fährgasse 2, haben die Geschwister Jankelowitz
ein Koscher-Restaurant neu eröffnet, wo Sie guten Mittag- und Abendtisch
zu mäßigen Preisen erhalten. Referenzen erteilt Herr Rabbiner Dr.
Jacobs. Vorherige Anmerkung ist erwünscht." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1930: "Wer
Pessach in Bad Kreuznach verbringen will, kann es in den neuen Räumen der
Pension Jankelowitz, Poststr. 14I. Gemütliche Adresse gute Küche,
Anmeldung baldigst erwünscht. Adresse bis 1. April, Fahrgasse 2, Tel.
926. Ref. Seiner Ehrwürdigen Herr Rabbiner Dr. Jacobs." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für die in Bad Kreuznach
geborene Else Goldschmidt |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1939) für Else Goldschmidt (geb. 17. März 1920 in Bad
Kreuznach), wohnhaft
in Mainz; am 30. September 1942 ab Darmstadt vermutlich nach
Treblinka deportiert, umgekommen |
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