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Birstein
mit Unterreichenbach, Ober- und Untersotzbach (Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Birstein bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1937 eine jüdische Gemeinde. Ihre Entstehung geht in die Zeit
des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1649 eine jüdische
Familie in Birstein genannt. Der jüdische Friedhof wurde 1679 angelegt. Bereits
im 17. Jahrhundert kam es zur Gründung einer jüdischen Gemeinde. Im 18.
Jahrhundert lebten - vermutlich im gesamten Amt Birstein - 18 jüdische Familien
(1766), 21 Familien (1776), 20 (1786), 26 (1806). Außer in Birstein lebten
jüdische Familien in Unterreichenbach (mindestens seit Ende des 17.
Jahrhunderts) sowie in Untersotzbach. Die Unterreichenbacher und Untersotzbacher
Juden bildeten keine eigene Gemeinde, sondern waren als Filiale der Birsteiner
Gemeinde angeschlossen. Auch zu den in Hellstein lebenden jüdischen
Personen gab es enge Beziehungen. Bis 1868 besuchten die Hellsteiner Juden
die Synagoge in Birstein. Danach bildeten die in Hellstein lebenden Juden jedoch eine
eigene Gemeinde. Zwischen Birstein und Hellstein blieb jedoch ein Schulverband
bestehen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:
in Birstein: 1835 76, 1861 76 (7,9 % der Gesamteinwohnerschaft von 961 Personen),
1871 67 (6,9 % von 974 Personen), 1885 104 (9,3 % von 1.121 Personen), 1893 36
Familien mit insgesamt 36 Kindern; 1905 102,
1925 116 (10,4 % von 1.111 Personen), in Unterreichenbach: 1835
32, 1861 16, 1905:
6, 1924 1, 1932 61 Personen; in Untersotzbach 1835 24. 1861 23. Seit
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten verschiedene jüdische Kaufleute
Handlungen und Kaufläden am Ort eröffnet (vor allem im Bereich der Schlossstrasse
und der Hauptstraße), die für das wirtschaftliche Leben im Ort von großer
Bedeutung waren. In der Kirchgasse hatte der angesehene Arzt Dr. Rosenthal seine
Praxis.
An Einrichtungen bestanden neben dem schon genannten Friedhof eine Synagoge
(s.u.), eine israelitische Elementarschule (bzw. Volksschule, 1845 bis 1937) und ein rituelles Bad. Eine
der ersten jüdischen Lehrer war Rabbi Salomon Adler (1844 bis 1869). Er unterrichtete 1868
an der Israelitischen Volksschule 17 Kinder (Bericht über ihn anlässlich
seines Todes 1893 s.u.). Sein Nachfolger war von 1870 bis 1903 Israel Schuster
in der Gemeinde (siehe Bericht anlässlich seines Todes 1909 unten). Unter ihm wurde die Höchstzahl von 35 Kindern an der Schule
unterrichtet (1871). Danach ging die Schülerzahl langsam zurück: 1879 25, 1895 19,
1905 17 Kinder, um bis um 1933 wieder anzusteigen (s.u.). Die Lehrerstelle wurde bei anstehenden Neubesetzungen immer
wieder ausgeschrieben (s.u. Anzeige von 1907). Die jüdische Gemeinde gehörte
zum Rabbinatsbezirk in Hanau.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann
Goldschmidt (geb. 13.1.1897 in Unterreichenbach, gef. 26.7.1918), Unteroffizier Siegfried
Rosenthal (geb. 31.10.1890 in Birstein, gef. 10.9.1914), Sally Schuster (Sohn des jüdischen Lehrers
Israel Schuster, geb. 22.9.1881 in Birstein, gef. 25.9.1917)
und Markus Strauß (geb. 2.10.1881 in Helfersdorf, gef. 15.9.1918).
Um 1924, als etwa 150 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten, waren
die Vorsteher H. Heß I und M. Goldschmidt. Als jüdischer Volksschullehrer
an der Israelitischen Elementarschule (8 Klassen) wirkte inzwischen Samuel Levi,
als Synagogendiener Leopold Blumenthal, als Gemeinderechner Julius Heß I. An jüdischen
Vereinen bestanden: ein Chewroth-Verein (1932 Leiter Moses
Goldschmidt, Zweck: Kranken- und Armenunterstützung), ein Unterstützungsverein
für Ortsarme und Nachbargemeindearme ("Unterstützungskasse",
gegründet 1907, Vorsteher war 1924/32 Lehrer Levi, 1932 26 Mitglieder), eine Vereinigung
für Verbreitung und Erhaltung des Judentums (1924 unter Leitung von M. Goldschmidt
und Leo Heß) sowie der Israelitische Frauenverein (1924 unter Leitung
von Frau Bronner, 1932 Leitung: Frau von Lehrer Levi). 1932 waren die
Vorsteher Moritz Heß (1. Vors.), Leo Heß (2. Vors.), Schatzmeister war Julius
Heß I. Im Schuljahr 1931/32 hatte die Israelitische Elementarschule 12 Kinder.
Religionsunterricht wurde weiteren fünf Kindern erteilt.
Nach 1933 ist
innerhalb von vier Jahren ein großer Teil der Gemeindeglieder (1933: 116 Personen in Birstein) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Viele der jüdischen
Einwohner verzogen nach Frankfurt, München oder Wiesbaden, mindestens 20
emigrierten nach Palästina, einige in die USA. Mit dem Wegzug des letzten
Gemeindevorstehers Martin Neumark im Frühjahr 1937 wurde die Gemeinde
aufgelöst. Wenig später wurde die jüdische Schule zwangsaufgelöst; letzter
Lehrer war Samuel Levi. Sie war 1933 noch noch 22, 1937 von 16 Schülern
besucht worden. Zu einem Pogrom kam es im November 1938 nicht in Birstein. Als
letzter jüdischer Einwohner emigrierte Siegmund Dollmann (in die USA).
Von den in Birstein geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Hess (1885), Emma Hess (1893), Julius Hess
(1885), Berta Heymann geb. Hess (1899), Hanna Katzenstein geb. Hess (1877 oder
1880), Rosa Levi (), Samuel Levi (1875), Anna Lorsch (1895), Flora Lorsch (),
Josef Lorsch (1884), Klara Lorsch (), Paula Lorsch (), Barachja Neumark (),
Heinz Neumark (),Max Neumark (), Johanna Plaut geb. Levi (1876 oder 1877), Berta
Rosenthal geb. Hess (1887), Hermann Rosenthal (1875), Julius Rosenthal (1920),
Rosa Rosenthal geb. Hess (1880), Siegbert Rosenthal (1920), Emma Schuster (1875),
Hugo Schuster (1879), Manda Schuster (1889 oder 1890), Moritz Schuster (1888), Jenny
Strauss geb. ? (1875).
Aus Obersotzbach kamen ums Lebens: Libmann Goldschmidt (1871,
"Stolperstein" in Darmstadt-Eberstadt),
Moses Levi (1864).
Aus Untersotzbach kam ums Leben: Bertha
Grünebaum (1878).
Aus Unterreichenbach kam ums Leben: Hermann Goldschmidt
(1872).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Lehrer- und Vorsängerstelle 1907
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1907: "Die Elementarlehrer-
und Vorsängerstelle bei der Synagogengemeinde Birstein soll alsbald
besetzt werden. Das Grundgehalt beträgt Mk. 1200.-, der Arbeitssatz der
Alterszulage Mk. 150.-, die anstatt freier Wohnung zu gewährende Entschädigung
Mk. 180. Nur im öffentlichen Schuldienste des Regierungsbezirks Kassel stehende
Bewerber wollen sich bis zum 22. Januar bei uns melden.
Hanau, 8. Januar 1907. Das Vorsteheramt der Israeliten. Dr.
Bamberger". |
Zum Tod von Rabbi Salomon Adler (1893; 1844 bis 1869 Elementarlehrer in Birstein)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1893:
"Birstein in Kurhessen. Am 6. Aw ist der Nestor unserer Gemeinde und
weiteren Umgebung, Rabbi Salomon Adler gestorben. Der Verstorbene, in
Burghaun bei Fulda geboren, ging schon in früher Jugend nach Frankfurt
als Talmudjünger, um daselbst dem Studium unserer heiligen Lehre zu
obliegen, bildete sich darauf als Elementarlehrer aus und wurde als
solcher in Meerholz staatlich angestellt. Zu jener Zeit wirkte und lehrte
in dem benachbarten Gelnhausen Rabbi Kuhnreuter, zu dessen Füßen er sein
Torastudium fortsetzte und sich die Lehrbefugnis aneignete. Im Jahr 1844
kam er als Elementarlehrer in unsere Gemeinde, woselbst er bis 1869 als
solcher segensreich wirkte. Nachher quittierte er den Lehrerdienst und war
als Kaufmann tätig, doch fand er stets Zeit alle Vorschriften mit
Hingebung und echter Gottesfurcht zu erfüllen, so war er auch noch
bis zum vorigen Jahr als Beschneider tätig.
Die Ausübung von Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit bildeten
den Zweck und Inhalt seines Lebens. Noch bis zum letzten Tage lag er dem
Studium unserer heiligen Lehre ob und kannte, seinem früheren Berufe
getreu, keine größere Freude, als Kinder in dieselbe dieselbe
einzuführen, wozu ihn die ihm eigene Milde und Güte ganz besonders
befähigte.
Und doch, wie konnte er auch in gerechter und edler Entrüstung aufbrauen,
wenn es galt, für unsere heilige Tora einzutreten! Mit welcher Energie
und sachlicher Begründung verstand er es, alle Angriffe, sofern sie gegen
das Gesetz oder die Tradition gerichtet waren, abzuwehren,
wenn durch Strömungen der Neuzeit auch ab und zu hier auf dem Lande
Reformen beabsichtigt wurden.
In dem teuren Heimgegangenen beweinen nicht nur dessen nächsten
Verwandten den liebevollen Gatten und besorgten Vater, sondern unsere
ganze Gemeinde, ja sogar die von Jehudim bewohnte Umgebung in ihm ihren
geistigen Mittelpunkt und religiösen Führer. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des langjährigen Lehrers und Kantors Israel Schuster (1909; wirkte in
Birstein von 1870 bis 1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. September
1909: "Birstein. Am 18. August hat unsere Gemeinde einen
schweren Verlust erlitten, denn an diesem Tage starb Herr Israel Schuster,
unser früherer Lehrer und Kantor, im 63. Lebensjahre. 33 Jahre hat er
sein Amt in segensreicher Weise bekleidet, nachdem er 6 Jahre in der
benachbarten Gemeinde Salmünster
gewirkt hatte. Der Entschlafene stand ob seiner hervorragenden
pädagogischen Befähigung in besonderem Ansehen bei der Regierung und
erhielt anlässlich seiner vor 3 Jahren erfolgten Pensionierung den
Hohenzollerorden. Die außerordentlich starke Beteiligung aller
Konfessionen und aller Gesellschaftsklassen an seiner Beerdigung bezeugte,
welche Liebe und Zuneigung er sich allseits zu erfreuen hatte. Der tiefen
Trauer, die nicht nur seine Hinterbliebenen erfüllte, sondern auch alle,
die den Vorzug hatten, ihm bei Lebzeiten näher treten zu können, gaben
Herr Rabbiner Dr. Bamberger - Hanau und Herr Lehrer Strauß - Gelnhausen
beredten Ausdruck. Der Leben des allzu früh Dahingegangenen war voll
Mühe und Arbeit, aber es war ein gesegnetes Leben, und wenn heute unsere
Gemeinde in religiöser Beziehung in fortgesetztem Aufblühen begriffen
ist, so ist der rastlosen Tätigkeit des Verstorbenen ein wesentlicher
Verdienst hieran zuzuschreiben." |
|
Derselbe
Artikel erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9.
September 1909. |
Zum Tod der Lehrerwitwe Nanchen Schuster (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1921:
"Birstein, 27. Januar (1921). Am Freitag, 24. Tewet (4. Januar
1921; der Freitag war allerdings der 27. Tewet, das wäre am 7. Januar
1921 gewesen) wurde unter zahlreicher Beteiligung auch seitens der
christlichen Bevölkerung, die in ihrem fast 74. Lebensjahre
heimgegangene, allseitig geehrte Lehrerwitwe Nanchen Schuster zur letzten
Ruhestätte geleitet. Vornehmes, bescheidenes Wesen und wahre
Frömmigkeit, waren ihr stets eigen. Des Lebens Schicksalsschläge waren
auch ihr nicht erspart geblieben. Vor elf Jahren verlor sie ihren Gatten
und im Kriege einen Sohn, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatte.
Obzwar ein Schlaganfall vor sieben Jahren ihre körperlichen Kräfte
gelähmt hatte, so war doch ihr Geist - bis an das Lebensende frisch und
rege geblieben. Möge der Entschlafenen der Lohn ihrer Tugend und
Frömmigkeit zuteil werden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Vortrag von Provinzialrabbiner Dr. Bamberger
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. November
1906: "Birstein. Am 21. dieses Monats hielt Herr Provinzialrabbiner
Dr. Bamberger in der hiesigen Synagoge einen Vortrag über die Ziele
des Vereins der Sabbatfreunde. Der auf den Vortrag hin gegründeten
Ortsgruppe traten 41 Herren bei." |
Gründung eines Lehrervereins in Birstein "Bezirksverein Süd" 1920 -
der Birsteiner Lehrer Levi wird Vorsitzender
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1920:
"Birstein, 13. Oktober (1920). Zur Gründung des 'Bezirksvereins
Süd' (analog dem Bezirksverein Kassel, Ost), traten die Lehrer der Kreise
Hanau, Gelnhausen, Schlüchtern, sowie einige Nachbarkollegen am 7.
Oktober in Gelnhausen zusammen.
Zweck und Ziel des Vereins ist: 1. Förderung des jüdischen und profanen
Fachwissens; 2. Erörterung gemeinsamer Interessen; 3. Pflege der
Zusammengehörigkeit. Zu Vorsitzenden wurden die Herren Levi, Birstein
und Ehrenreich, Langenselbold, gewählt." |
Überprüfung der Mesusot in Birstein (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1932:
"Birstein, 5. Februar (1932). Bei Prüfung der Mesusot in
verschiedenen Wohnungen stellte sich heraus, dass die Mesusot in
neun von zehn Fällen unbrauchbar waren, obgleich sie zur Zeit in
renommierten Geschäften gekauft waren. Es ist ratsam, bei Anschaffungen
sich nicht auf den Verkäufern zu verlassen, sondern einen
Sachverständigen erst zu fragen." |
Über die Arbeit für die "Jüdische
Winterhilfe" (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933:
"Birstein, 29. Dezember (1933). Die Art und Weise, wie die
Winterhilfe hier geleitet wird, möge anderen kleinen Gemeinden Anregung
geben. Um Ersprießliches zu leisten, haben sich der Jüdische Jugendbund
Birstein zu gemeinsamer Arbeit zusammengefunden. Was in jüdischen
Haushaltungen entbehrlich war an Kleidungs- und Wäschestücken, Schuhe
usw. wurde gesammelt und die Gebefreudigkeit aller brachte einen über
alles Erwarten großen Erfolg auch dieses Jahr, wie schon so oft. Nun
werden an bestimmten Näh und Flickabenden die Sachen ausgebessert, wenn
es nötig ist und aus Altem neu Verwendbares umgearbeitet. Mehrere Damen
stellen ihre Nähmaschinen zur Verfügung. In einem Privathause wird nun
allwöchentlich unter Beteiligung von nahezu allen Frauen tüchtig gearbeitet
und unter fachkundiger Anleitung Zweckmäßiges geleistet. Mittlerweile
betätigen sich die männlichen Jugendbündler mit Pfundsammlungen, die
von den Spendern ermöglicht werden, indem jede Familie 1 Pfund
irgendwelchen Inhalts (Kaffee, Mehl, Reis usw.) abgibt. Nachdem die Sachen
geordnet, gebügelt und verpackt worden sind, geht es ans Versenden 1. an
hiesige Reflektanten und 2. an jüdische Frauenvereine der nächsten
Groß0stadt, für uns Frankfurt am Main." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Gemeindevorsteher Josef Heß -
Gemeindevorsteher von 1871 bis 1911 (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1911: "Birstein,
26. Dezember (1911). Durch den Tod unseres Gemeindevorstehers Josef
Heß sind wir in tiefste Trauer versetzt worden. Nicht nur unsere
Gemeinde und deren Umgebung, sondern auch weitere Kreise beklagen in dem
leider allzu früh Heimgegangenen einen schier unersetzlichen
Verlust.
Der Verstorbene, welcher sich wegen eines alten Leidens in Frankfurt am
Main einer Operation unterzog und sich nach menschlicher Annahme bereits
wieder auf dem Wege der Genesung befand, hauchte in der Nacht zum 20. Kislew
seine reine Seele aus. Zu der Beisetzung, die auf dem hiesigen Friedhof
stattfand, eilten von nah und fern zahlreiche Freunde und Verehrer des
Heimgegangenen herbei, um dem teuren Toten das letzten Geleit zu geben.
Das imposante Trauergeleite vom hiesigen Bahnhof aus zum Friedhof
zeigte so recht, welche Liebe und Verehrung dem Heimgegangenen nicht nur
in allen kreisen der hiesigen jüdischen und politischen Gemeinde, sondern
auch in weiter Ferne, entgegengebracht wurde. - Und in der Tat war Josef
Heß eine Persönlichkeit, die Liebe und Verehrung in reichstem Maße
verdiente. Obwohl er einem großen Geschäfte vorstand, fehlte es ihm nie
an Zeit und Geld, für die Erfüllung der Gebote und die Gemeinde
tätig zu sein, war er in des Wortes vollster Bedeutung engagiert in
den öffentlichen Bedürfnissen in Aufrichtigkeit und pflege mit
großer Hingebung Tora und Gottesdienst. Lange Jahre hindurch
fungierte er an den ehrfurchtgebietenden Tagen als Vorbeter und
wusste durch seinen verständnisinnigen und verständnisvollen Vortrag zur
Andacht zu stimmen. Doch war seine Leistung auf dem Gebiete von Gerechtigkeit
und Wohltätigkeit besonders groß und segensreich; seine
weitschauende Lebensweisheit ermöglichte es ihm, seinen Mitmenschen ein
gesuchter Ratgeber zu sein; war jemand gedrückt von Sorgen materieller
und ideeller Art, ging er zu Heß und konnte dessen sicher sein, hier
bereitwilligst Rat und Hilfe zu finden.
Nachrufe hielten zunächst Provinzialrabbiner Dr. Bamberger aus Hanau.
derselbe entwarf in ergreifender Rede ein lebenstreues Bild des
Verstorbenen und verlieh ihm am Schlusse den Chower-Titel. Sodann sprach
Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn aus Fulda, dem Schmerze und der Trauer über
den schweren Verlust in beredten Worten Ausdruck gebend und die Kinder
ermahnend, dem Vater nachzueifern.
Es sprachen noch Lehrer Freudenberger aus Flieden
im Namen der Familie und und Lehrer Levi von hier. Seine Seele sei
eingebunden in den Mund des Lebens." |
Zum Tod von Frau Dorchen Katz (1920, "Mittelpunkt unserer Gemeinde")
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Mai 1920: "Birstein,
10. Mai. Am Dienstag, 16. Ijar wurde unter großer Beteiligung Frau Dorchen Katz
zur letzten Ruhe geleitet. Ein Schweres, an Prüfungen überaus reiches Leben
hat seinen Abschluss gefunden. In allen Lagen war sie durchdrungen von der
Aufgabe des jüdischen Weibes. Ihre tiefsinnige Frömmigkeit, ihre nie
versagende Menschenliebe, machten sie zum Mittelpunkt unserer Gemeinde, in die
mit dem Heimgang dieser vorbildlichen Frau eine Lücke gerissen wurde, die sich
so bald nicht schließen wird. Am Grabe widmeten ihr Herr Provinzialrabbiner Dr.
Bamberger, Hanau und Herr Lehrer Levi, Birstein, Worte warmen Empfindens. Es ist
nicht im Sinne der Verblichenen, hier ihr Lob der Öffentlichkeit kundzutun; wir
können uns nur dadurch rechtfertigen, dass es zum Ansporn werde für unsere
jüdischen Frauen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Zum Tod von Jettchen Heß geb. Grünebaum (1925)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1925:
"Birstein, 5. April (1925). Eine edle Frau wurde uns am 6.
Nissan (= 31. März 1925) in Frau Jettchen Heß geb. Grünebaum,
entrissen. In ihr verlieren wir eine Frau, die ihr ganzes Leben nur eins
kannte: Erfüllung ihrer Mensch-Jisroel-Pflicht. Wer das Glück hatte, ihr
Walten im Hause als Gattin des gleichstrebenden Gatten und als Mutter zu
sehen, der konnte wohl verstehen, dass man hier von einem kleinen
Heiligtum reden durfte, welches sie errichtet.
Aber nicht nur ihr Haus, die ganze Gemeinde wusste, welches Kleinod
sie in der Verstorbenen besaß; ihr trugen die Frauen die Angelegenheiten
vor, die sie bewegten, und wussten, dass sie sich die fremdesten Anliegen
zu ihren eigenen machen und danach ihren treffenden Rat erteilen würde.
Es ist ein Zeichen ihrer Bescheidenheit, dass auch ihre nächste
Umgebung von ihr nie erfuhr, was alles auf ihren Einfluss hin an Gutem
geschah. Ebenso, wie es niemand erfahren durfte, wenn möglich selbst
nicht der Empfangende, wenn sie ihre reiche Wohltätigkeit übte. All dies
waren die Wirkungen ihrer unaufdringlichen (weil so ganz und gar
selbstverständlichen) und unbestechlichen Wahrhaftigkeit. Und wie sie bei
Juden und Nichtjuden Liebe säte, in dem Maße war sie beliebt. Leider war
ihrem Leiden keine Rettung durch Menschen zu bringen, aber der ganze Ort
wollte ihr gleichsam zeigen, wie er ihr wenigstens die letzte
Liebespflicht erweisen wollte. Und so war die Beerdigung, von der
sich kein Haus, auch kaum ein nichtjüdisches ausschloss, der Beweis
dieser außergewöhnlichen Verehrung. Von nah und fern waren die Freunde
gekommen. Unser Rabbiner, Herr Dr. Gradewitz war von einer Reise
besonders hierher geeilt. In seiner Gedenkrede schilderte er die
Ausnahmepersönlichkeit der uns Entrissenen, die das Ideal der bescheidenen
und zugleich bedeutenden Frau, soweit erreichbar, verkörperte. Das
Streben, im Sinne der Verstorbenen weiter zu wirken, möge ein Trost
für den Gatten, die Söhne und Töchter und die Gemeinde sein. Ihre
Seele sie eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Samuel Rosenthal (1927)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1927:
"Birstein, 20. Juni (1927). Wie ein Lauffeuer durcheilte
Mittwoch Abend die Kunde unsere jüdische Gemeinde, ja, unseren ganzen
Ort, Samuel Rosenthal weilte nicht mehr unter uns. Ein Herzschlag hat
einen der besten unserer Gemeinde mitten aus einem arbeitsreichen Leben
dahingerafft. Aus alteingesessener Birsteiner Familie stammend, innig
verwachsen mit seiner Heimatgemeinde, war er wohl eine der markantesten
Persönlichkeiten der politischen und der jüdischen Gemeinde, deren
Vorsteher er auch lange Jahre gewesen ist. Ausgestattet mit scharfem
Geist, mit weitem Blick, ein tüchtiger, rühriger Kaufmann, wurde sein
Rat von allen Mitbürgern ohne Unterschied der Konfession gesucht und
geschätzt, besonders die Geradheit und Ehrlichkeit seines Charakters
verschaffte ihm die Freundschaft des ganzen Ortes. Aber noch emhr als alle
anderen Eigenschaften war es die seltene Herzensgüte des Verklärten, die
jung und alt, arm und reich bei ihm Rat und wirktätige Hilfe suchen und
finden ließ. Wenn unsere Weisen als Kriterium eines edlen Menschen, das gute
Herz bezeichnen, so war Samuel Rosenthal wohl einer der edelsten.
Kinder sind scharfe Beobachter und mit dem ihnen eigenen Instinkt, frei
von allen Beeinflussungen, verteilen sie ihre Sympathien und so frage man
nur die Birsteiner Kinder, was sie an 'Onkel Rosenthal', diesem
ausgesprochenen Kinderfreund verloren haben. Und welch aufopfernder Gatte,
welch treu sorgender Familienvater ist mit ihm dahin gegangen. Als der
Krieg ihm den einzigen Sohn raubte, war es neben seinem
unerschütterlichen Gottvertrauen die Rücksicht auf die leidende Gattin,
die den Schmerz des Vaters anderen gegenüber verbergen ließ und sein
seltener Humor half ihm hierzu.
Seine Bescheidenheit verbot, dass ihm der gebührende Nachruf ward. Zwei
Neffen des Heimgegangenen, Lehrer Levi - Birstein und Dr. Nathansen -
Würzburg widmeten ihm im Namen der Gemeinde und der Familie tief
empfundene Worte des Dankes. Was aber Samuel Rosenthal der Gesamtgemeinde
gewesen, zeigte mehr als alle Worte der endlose Zug der Trauernden, die
ihm das letzte Geleite gaben, der ganze Ort erwies ihm diese letzte Ehre.
Beileidsbezeugungen aus allen Kreisen, herab vom Fürsten von
Ysenburg-Birstein, legten Zeugnisse ab von der allgemeinen Wertschätzung
des Verklärten.
Möge der Allgütige die tief gebeugten Hinterbliebenen aufrichten, der
Name Samuel Rosenthal aber wird in Birstein unvergessen bleiben. Das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen." |
Zum Tod von Rebekka Goldschmidt aus Unterreichenbach
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1928: "Birstein,
7. Juni (1928). Am 6. dieses Monats wurde Frau Rebekka Goldschmidt aus Unterreichenbach
hier zur letzten Ruhe gebracht. Sie erreichte das Alter von nahezu 88
Jahren und war die älteste Einwohnerin des Ortes. Mit ihr ist eine jener
würdigen Frauen alten Schlages dahingegangen, die in unserer Zeit leider
immer seltener werden." |
Zum Tod von Josef Adler in New York (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Birstein,
25. Februar (1929). Am 24. Januar verschied in New York Josef Adler,
dessen Heimgang nicht nur bei seinen Angehörigen, sondern in unserer
ganzen Gemeinde einen tiefen Eindruck machte. Geborener Birsteiner, war
Herr Adler seit mehr als 40 Jahren in New York, wo er sich zu einer in der
Geschäftswelt dominierenden Stellung emporgearbeitet und seinen Kindern
angesehene Positionen geschaffen hat. Seiner deutschen Heimat bewahrte er
die Treue in steter Verbindung und tatkräftiger Liebe. Es bleibr in
dankbarer Erinnerung, wie er in der Kriegszeit jedes jüdische
Gemeindemitglied ausnahmslos mit der gleichen Gabe erfreut hat, ebenso wie
seine jedem Birsteiner Kind geschenkte Begrüßungsschokolade unvergessen
bleibt. Beinahe alljährlich in letzter Zeit war er Birsteins Sommergast,
mit jedem Besuch vergrößerte und befestigte sich der Kreis seiner
Freunde und derer, die ihm zu danken hatten. Ein überragender Geist mit
seltenem Gedächtnis war gepaart mit einer reinen, echt jüdischen
Herzensgüte, eine geschlossene Persönlichkeit in ihrer Schlichtheit eine
Größe. Seine Seele sei eingebundnen in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von H. Heß I (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Oktober 1933: "Birstein,
29. September (1933). Tiefe Trauer kam über unsere Gemeinde durch den
Heimgang ihres allgemein verehrten und beliebten H. Heß I - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen. In einem unübersehbaren Zuge
ergriffener Freunde aus allen Kreisen der Bevölkerung wurde er Mittwoch
zur letzten Heimstätte geleitet. Dort schilderte Herr Provinzial-Rabbiner
Dr. Gradenwitz, Hanau, in eindrucksvoller Rede den herrlichen,
lauteren Charakter dieses seltenen Menschen. Dann widmete Herr Lehrer
Levi dem scheidenden Freunde innige Worte des Abschieds. Mögen seine
unzähligen Verdienste, von denen in diesen Tagen so viel in Dankbarkeit
gesprochen wurde, seinen Kindern und Enkeln beistehen. Möge er auch ein
Fürsprecher vor Gott sein für seine geliebte Khillo (Gemeinde). Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Persönlichkeiten
Dr. Henry Aaron Stern
(geb. 1820 in
Unterreichenbach, gest. 1885 in Cambridge), besuchte Schulen in Frankfurt;
zuerst im Handel in Hamburg tätig, 1839 nach London, wo er 1840 zum Christentum
übertrat. Wirkte als "Judenmissionar" (1844 ordiniert durch Bischof
Alexander von Jerusalem) in Palästina, Irak, Persien, Kurdistan, Saudi-Arabien
und seit 1859 Äthiopien, wo er unter den jüdischen Falaschas missionierte. In
Äthiopien bei Unruhen verhaftet und mit dem Vorwurf der Beleidigung des Kaisers
eingekerkert (im Gefängnis von 1863 bis 1868). Da Stern inzwischen englischer
Staatsbürger war, kam es zur militärischen Intervention und schließlich
seiner Befreiung nach dem Sieg der Engländer. Ab 1871 war er wieder in London
tätig und starb 1885 in Cambridge. Er verfasste viele historische und
geographische Abhandlungen.
Links: Artikel
von Anglicans Online
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Familienanzeigen 1903 - 1936
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. August
1903: "Statt jeder besonderen Anzeige.
Jenny Hess - Alfred Strauss. Verlobte. Birstein -
Frankfurt am Main. Rechneistraße 5." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 31. März 1920:
"Statt Karten.
Selma Klebe - Bernhard Hess. Verlobte.
Rhina - Birstein." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1922: "Für
die wohltuenden Beweise herzlicher Teilnahme bei dem Hinscheiden unseres
guten Vaters sprechen wir unseren tief empfundenen Dank aus.
Geschwister Lorsch. Birstein - Charlottenburg." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Heinz
- Gott sei gepriesen -. Die glückliche Geburt eines gesunden
Jungen zeigen hocherfreut an:
Leo Hess und Frau Fanny geb. Fromm. Birstein, 24. Nissan 5682
/ 21. April 1922." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1922:
"Elfriede Berta. Die glückliche Geburt einer kräftigen Tochter
zeigen hoch erfreut an: Sigmund Dollmann und Frau Rosa geb. Hess.
Birstein, 24. Juli (1922)." |
Anmerkung zur Anzeige oben:
Die am 24. Juli 1922 geborene Tochter von Sigmund Dollmann - Elfriede /
später Freda - hat 1947 geheiratet, Herrn Alfred Neuberger aus Freiburg im
Breisgau. Heiratsanzeige im "Aufbau" vom 21. März 1947. Freda Neuberger,
geboren in Birstein als Elfriede Dollmann ist 2016 gestorben: ihr Grab und
ein Foto von ihr findet sich
https://de.findagrave.com/memorial/161377203/freda-neuberger.
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923: "Statt
Karten. Berta Hess - Dr. Otto Heymann - Verlobte -
Birstein - Frankfurt am Main/Köln. Schawuot 5683." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1924: "Gott
sei gepriesen. Die glückliche Geburt eines Sohnes zeigen an: Max
Hess und Frau Berta geb. Wahlhaus. Birstein, den 28. Oktober
1924." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925: Statt
Karten - Gott sei gepriesen -
Selma Grünebaum - Leo Rosenstock. Verlobte. Brückenau -
Fulda.
Bia Grünebaum - Moritz Hess. Verlobte. Brückenau -
Birstein.
November 1925 - Marcheschwan 5686." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1925: "Gott
sei gepriesen.
Moritz Hess - Bia Hess geb. Grünebaum.
Vermählte.
Birstein Trauung: Dienstag, 22. Dezember 1925 = 5.
Tewet 5685. 12 1/2 Uhr,
Hotel Birkenroth, Fulda." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927: "Gott
sei gepriesen.
Die Geburt einer Tochter zeigen an:
Moritz Hess und
Frau Bia geb. Grünebaum.
Birstein, 7. Dezember 1927 - 13. Kislew
5688". |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1927:
"Jenny
Hess - Max Wahlhaus. Verlobte.
Birstein - Würzburg/Gersfeld.
Chanukka 1927." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1928:
"Gott sei gepriesen. Max Blumenthal - Rosel Blumenthal geb.
Awerbuch. Vermählte. Frankfurt am Main - Birstein. Trauung und
Empfang: Sonntag, den 26. Februar 1928 - 5. Adar 5688. 1 1/2 Uhr,
Frankfurt am Main, Loge Carl, Mozartplatz." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1928:
"Die glückliche Geburt eines strammen Jungen zeigen hocherfreut an
Max Blumenthal und Frau Rosl geb. Awerbuch. Birstein / Frankfurt am
Main. zur Zeit Israelitisches Krankenhaus Gagernstrasse und laden
gleichzeitig Verwandte, Freunde und Bekannte zu einer Feier am Erew
Schabbat Kodesch Wajigasch (= Freitag, 21. Dezember 1928) in Frankfurt
am Main, Wittelsbacher Allee 9 III., freundlichst ein. |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1930: "Gott
sei gepriesen.
Die glückliche Geburt einer Tochter zeigen an
Moritz Hess und Frau Bia geb. Grünebaum.
Birstein, 10. Mai 1930." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1931:
"Gott
sei gepriesen.
Johanna Hess - Adolf Ettlinger. Verlobte.
Birstein - Frankfurt am Main." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1936:
"Schmerzerfüllt geben wir Nachricht von dem heute erfolgten Ableben
unserer teuren Mutter, Schwester und Großmutter
Frau Bertha Engel - sie ruhe in Frieden.
Jeder, der die teure Verblichene gekannt, wird unseren unsagbaren Schmerz
mitfühlen.
Würzburg, Birstein, Köln, Frankfurt am Main, 11. März 1936, 17. Adar.
Die in tiefer Trauer Hinterbliebenen." |
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Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe |
Anzeige des
Eisenwaren-, Frucht- und Baumaterialiengeschäftes Joseph Heß jun.
(1902) |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1902:
"Suche für mein Eisenwaren-, Frucht- und Baumaterialien-Geschäft
einen tüchtigen jungen Mann für Buchführung und Lager, der mit
der Branche vertraut ist. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage
streng geschlossen. Eintritt kann eventuell 15. September oder 1. Oktober
erfolgen. Offerten an
Joseph Heß junior, Birstein." |
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Anzeige der
Firma Heß & Schuster (1902) |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1902: "Lehrling
mit guter Schulbildung, aus achtbarer Familie, unter günstigen
Bedingungen gesucht. Samstags und Feiertage streng
geschlossen.
Heß & Schuster. Birstein
(Hessen-Nassau)." |
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Anzeige
der Pension Fanni Katz (1925) |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1925: "Luftkurort
Birstein.
Schöner Aufenthalt, prima reichliche Verpflegung 5.50 - 6 Mark täglich.
Beste orthodoxe Referenzen.
Fanni Katz." |
Hochzeitsanzeige für Sigmund Bauer aus Binswangen und Lina Bauer geb.
Goldschmidt aus Unterreichenbach (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1925: "Statt
Karten - Gott sei gepriesen - Sigmund Bauer - Lina
Bauer geb. Goldschmidt. Vermählte.
Binswangen, 8. Juni
1925, 16. Siwan 5685, Unterreichenbach. Trauung: so Gott will.
Montag, 8. Juni 1925, mittags 1 Uhr, Hotel Goldschmidt in Würzburg." |
Weitere Dokumente
Kaufbrief an Handelsmann Moses
Goldschmidt in Obersotzbach (1888)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim am Ries)
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Moses Goldschmidt war
Handelsmann und Viehhändler und lebte in Obersotzbach. Er war verheiratet
mit Sarah geb. Levi. Das Ehepaar hatte einen Sohn - Libmann
Goldschmidt, geb. 7. Februar 1871. Libmann Goldschmidt kam im KZ
Sachsenhausen am 14. Juli 1941 zu Tode. Zu seiner Lebensgeschichte siehe
die unten genannte pdf-Datei aus Darmstadt.
Möglicherweise ist Moses Goldschmidt identisch mit dem in der obigen
Geschichte der jüdischen Gemeinde von Birstein genannten Moses Goldschmidt
bzw. M. Goldschmidt: 1932 gab es in Birstein einen Wohltätigkeitsverein (Chewroth-Verein),
dessen Leiter ein Moses Goldschmidt war. Auch bei den Gemeindevorstehern
1924 wird ein M. Goldschmidt erwähnt. Gleichfalls findet bei der Vereinigung
für Verbreitung und Erhaltung des Judentums (1924 unter Leitung von M.
Goldschmidt und Leo Heß) ein M. Goldschmidt Erwähnung.
Beim obigen Kaufbrief (datiert vom 13. November 1888) handelt es sich um
eine Überschreibung (Übereignung) eines Ackers des Balthasar Wahn nebst
Ehefrau aus Unterreichenbach an den Handelsmann Moses Goldschmidt aus
Obersotzbach.
Quellen:
https://stadtatlas.darmstadt.de/ST/Goldschmidt_Libmann_und_Bella_Ringstrasse_77.pdf
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en876454
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Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde 1749 eingerichtet. 1868 wurde
in der Ortsmitte auf dem Oberberg und gegenüber der katholischen Kirche eine neue Synagoge
gebaut. Es wurde ein zweigeschossiger Saalbau erstellt mit hohen, dicht
aneinandergereihten Rundbogenfenstern. Wann die Synagoge eingeweiht wurde,
ist nicht bekannt. Neue Ritualien wurden zur Einrichtung gespendet, u.a. ein
Toravorhang (von 1871), der nach Schließung der Synagoge in das
"Museum jüdischer Altertümer" in Frankfurt gekommen ist.
Die jüdische Schule mit Lehrerwohnung und rituellem Bad war bis 1904 im
Gebäude Unterberg 52 eingerichtet. 1904 erbaute die jüdische Gemeinde ein
neues Schulgebäude mit Lehrerwohnung und Bad hinter der 1868 erbauten
Synagoge.
Rechtzeitig vor dem Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von
den jüdischen Familien selbst ausgeräumt, das Gebäude verkauft. In den
folgenden Jahrzehnten haben mehrfach die Besitzer des ehemaligen
Synagogengebäudes gewechselt, das zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.
Der Toravorhang von 1871 im "Museum jüdischer Altertümer" in
Frankfurt (Artikel wird nur teilweise zitiert)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
April 1938: "Aus dem Museum jüdischer Altertümer. Wegen des
großen Interesses, das die im Museum jüdischer Altertümer ausgestellte
Sammlung Nauheim bei allen Besuchern findet, hat die Leitung des Museums
sich entschlossen, diese wichtigen und schönen Bestände vorläufig
nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, in die einzelnen Sachabteilungen
aufzuteilen, sondern sie als Ganzes stehen zu lassen. ... Im folgenden
Raum sind erstmals die wichtigsten Stücke ausgestellt, die durch die
Arbeiten der Denkmalschutzstelle des Preußischen Landesverbandes
jüdischer Gemeinden in die Sammlung als Überweisungen und Leihgaben aus
Gemeinden der Umgebung Frankfurts gelangten... Von den Textilien seien
erwähnt: schöne Wimpel aus dem 17. Jahrhundert, ein Toravorhang von
1871 aus Birstein und eine als Toravorhand benutzte seidene Decke aus
der Synagoge von Hohensolms, eine Arbeit des frühen 18. Jahrhunderts mit
feinster Applikation und Plattstickerei." |
Adresse/Standort der Synagoge: an der Hauptstraße
zwischen der Wächtersbacher und Reichenbacher Straße
Fotos
(Quelle: Foto links bei Arnsberg Bilder S. 26;
sw-Fotos zweite Fotozeile und Farbfotos dritte/vierte Fotozeile: Geschichtsverein
Birstein e.V., Fotos erhalten durch Peter Hauck bzw. Reinhold Winter).
Die ehemalige Synagoge
(1950er-Jahre) |
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Das ehemalige
Synagogengebäude in den 1950er-Jahren - das Äußere des Gebäudes ist
noch weitgehend unverändert |
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Umbau des
Synagogengebäudes
zu einem Wohnhaus |
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Während dem Umbau |
Der Umbau ist
abgeschlossen |
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Das ehemalige
Synagogengebäude 2009 |
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Blick auf das als
ehemalige Synagoge durch die Umbauten unkenntlich gemachte Gebäude |
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Links des
Synagogengebäudes (auf linkem Foto rechts der Mitte): das Gebäude der
ehemaligen jüdischen Schule (Foto rechts: Hahn, Aufnahmedatum 2.3.2010) |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Birstein |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Birstein sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,79 Geburtsregister der Juden von
Birstein 1826 - 1874 Enthält auch Personen aus Fischborn,
Helfersdorf, Hellstein, Obersotzbach, Udenhain, Unterreichenbach und
Untersotzbach
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3926558
HHStAW 365,81 Sterberegister der Juden von
Birstein 1826 - 1874 Enthält auch Personen aus
Fischborn, Helfersdorf, Hellstein, Obersotzbach, Udenhain,
Unterreichenbach und Untersotzbach
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4971242
HHStAW 365,80 Trauregister der Juden von Birstein
1826 - 1874 Enthält auch Personen aus Fischborn, Helfersdorf,
Hellstein, Obersotzbach, Udenhain, Unterreichenbach und Untersotzbach
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4101077
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Zu Eckardroth
ist vorhanden:
HHStAW 365,136 Verzeichnis der jüdischen Söhne in der
Synagogengemeinde in Eckardroth mit Angabe von Geburtsdatum und
Beruf 1808 - 1823; darin auch Birstein, Fischborn,
Helfersdorf, Hellstein, Ober-Reichenbach, Unterreichenbach, Untersotzbach
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289745
. |
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 81-82. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 26. |
| Jürgen Ackermann: Die Judenschule von Birstein.
Birsteiner Heimatbote Bd. 22 1983 Nr. 2 und Bd. 23 1984 Nr. 2. |
| Ein Birsteiner Jude erzählt. In: ebd. Bd. 24 1985 Nr. 1. |
| ders.: Die Juden in und um Birstein im 17. und 18.
Jahrhundert. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und
Landeskunde Kassel. 93. 1988. |
| ders.: Die Juden in uns um Birstein im 17. und 18.
Jahrhundert. In. Geschichte der Großgemeinde Birstein 9.4.1. |
| ders.: Die Judenschule in Birstein. In: Geschichte der
Großgemeinde Birstein 9.4.2. |
| ders.: Ein Birsteiner Jude erzählt. In. Geschichte der
Großgemeinde Birstein 9.4.3. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 147-148. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 134. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 (kein
Abschnitt zu Birstein) |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 398-399. |
|
Mathilda Wertheim Stein: The Way it Was: The Jewish World of Rural Hesse. 427
pages.
FrederickMax Publications 2000. ISBN 978 0 967 3282 01.
Weitere Informationen: siehe eingestellte
pdf-Datei mit Bestellmöglichkeit über www.israeled.org
bzw. http://www.amazon.com/The-way-was-Jewish-world/dp/0967328209
Darin ein Essay nach Kap. 3: "The Birstein Jewish Community, Jewish
Education in Birstein". |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Birstein Hesse-Nassau. Founded
in the late 18th century, this Orthodox community dedicated a synagogue in 1868
and maintained a regional elementary school (1824-1937). It disbanded in 1927
after the 116 Jews (10 % of the total in 1933) had mostly left, 21 emigrating to
Palestine. Few who remained in Germany survived Worldwar II; those who went to
Palestine reestablished their synagogues in Hod Hasharon.
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