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Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Burghaun bestand eine jüdische Gemeinde
bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1835 77 jüdische Einwohner, 1861 112 (8,6 % von insgesamt 1.299
Einwohnern), 1871 110 (9,6 % von 1.149), 1885 176 (14,8 % von 1.187),
1895 164 (14,0 % von 1.172), 1905 163 (13,0 % von 1.252). Zur jüdischen
Gemeinde gehörten nach Auflösung der dortigen Gemeinden auch die in Langenschwarz,
Rothenkirchen, Steinbach sowie in
Hechelmannskirchen lebenden jüdischen Personen. Um 1900 gab es in Burghaun die
zweitgrößte jüdische Gemeinde im Altkreis Hünfeld.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule beziehungsweise von 1867 bis 1933 eine
Elementarschule (Israelitische Volksschule, anfangs auch von den Kindern aus
Hünfeld und Mackenzell besucht), ein rituelles Bad und einen eigenen
Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Religionslehrer
(beziehungsweise ein Elementarlehrer) angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. An Lehrern sind bekannt: von 1850 bis 1892 Hermann Strauß
(unterrichtete 1867 27 Kinder, 1877 29, 1887 53); ihm folgte J.E. Heinemann
(unterrichtete 1893 46 Schüler); von 1902 bis 1924 Simon Strauß (zuvor
Lehrer in Mansbach, danach in
Lohr am Main tätig); von
1925 bis 1931 der früh verstorbene Naftali
Berlinger (s.u.); dessen Nachfolger von 1931 bis 1935 Berthold Katz
(aus Rhina, zuvor Lehrer in Breitenbach a.H.). Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk Fulda.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Hermann Adler
(geb. 5.4.1890 in Burghaun. gef. 21.3.1915),
Bernhard Braunschweiger (geb. 21.5.1880 in Steinbach, gef. 9.4.1916), Louis (Ludwig)
Braunschweiger (geb. 1.11.1874 in Burghaun, gef. 29.9.1918), Jakob Stern (geb.
18.5.1881 in Burghaun, gef. 8.11.1914).
Um 1924, als noch 150 jüdische Einwohner gezählt wurden (11,3 % von
1.420 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Abraham Strauß, Emanuel
Braunschweiger und Abraham Levy. Als Lehrer und Kantor war der bereits genannte
Naftali Berlinger angestellt. An jüdischen Vereinen gab es: den Israelitischen
Frauenverein (1924 Leitung Witwe M. Stern, 31 Mitglieder), die Chewra
Gemillus chassodim (1924 Leitung Liebmann Braunschweiger II, 13 Mitglieder),
die Chewra Neorim (1924 Leitung Wolf Stern, 14 Mitglieder) und der Jüdische
Jugendverein (1924 Leitung Naftali Berlinger, 32 Mitglieder). 1932
war 1. Vorsteher der Gemeinde Max Viktor, 2. Vorsteher Emanuel Braunschweiger;
Lehrer und Kantor der Gemeinde seit dem Tod von Lehrer Berlinger (gest. 1931
s.u.) Berthold Katz. Er
war zuvor Lehrer in Breitenbach am Herzberg
gewesen und unterrichtete nun an der
Israelitischen Volksschule Burghaun 12 Kinder und erteilte 2 weiteren Kindern den
Religionsunterricht. Er blieb in Burghaun bis 1935.
1933 wurden noch 112 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der
zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen
viele von ihnen in den folgenden Jahren Burghaun. Die Gewalttaten der
Nationalsozialisten begannen am Ort bereits im Frühjahr 1933, als
in der Nacht vom 21. auf den 22. März 1933 in fast sämtlichen jüdischen
Wohnungen und Geschäften die Fenster und Schaufenster, teilweise auch die
Türfüllungen zertrümmert worden. Mit der Schließung des Großviehmarktes in
Fulda für jüdische Viehhändler 1935 gerieten diese in der weiteren
Umgebung, damit auch in Burghaun in große Existenznot. Zum 1. September 1937 wurde im Gebäude
der früheren jüdische Schule in Burghaun die "jüdische Bezirksschule
Burghaun" eingerichtet, die alle jüdischen Schulkinder aus dem Kreis
Hünfeld zu besuchen hatten . Im August 1938 wurde die Liquidierung der letzten drei jüdischen
Gewerbebetriebe betrieben und bis Ende Dezember durchgeführt. Im Zusammenhang
mit dem Novemberpogrom 1938 kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die
jüdischen Einwohner der Gemeinde. Die Fensterscheiben jüdischer Häuser wurden eingeworfen, die Synagoge
niedergebrannt (siehe unten). Die jüdischen Männer, darunter Lehrer Hermann
Adler wurden in das KZ Buchenwald
verschleppt. Am 10. November 1939 werden anhand einer vom Landrat
aufgestellten "Judenliste" noch 32 jüdische Einwohner gezählt (2,8 %
von 1.149). Am 7. Dezember 1941 erfolgt eine Deportation von 17 jüdischen
Personen über Kassel nach Riga; die beiden letzten Burghauner jüdischen
Familien (Stern und Strauß) wurden am 5. September 1942 nach Theresienstadt
deportiert.
Von den in Burghaun geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Namen aus der Liste des Buches von
Elisabeth Sternberg-Siebert s.Lit.):
Hermann
Adler (1912), Meta Alexander geb. Speier (1876), Henriette Amram geb. Nussbaum
(1871), Sara Bachrach geb. Nussbaum (1874), Daniel
Braunschweiger (1862), Ernestine Braunschweiger geb. Jacob (1891), Fanny
Braunschweiger geb. Braunschweiger (1882), Gusta (Guste) Braunschweiger geb.
Braunschweiger (1877), Joseph Braunschweiger (1900), Julius Braunschweiger
(1895), Marcus Braunschweiger (1880), Selma Braunschweiger geb. Stern (1900),
Hanna (Hannchen) Dreifuss geb. Speier (1896), Betty (Batia) Gans geb. Speier
(1899), Malwine Hartmann geb. Speier (1880), Gitta (Jachet) Jacob geb.
Braunschweiger (1884), Bertha Katz geb. Stern (1889), Rosa Kaufmann geb.
Nussbaum (1876), Salomon Klebe (1875), Martha Kleeblatt (1902), Bella van
Leeuwen geb. Stern (1911), Abraham Levi (1883), Bertha Levi geb. Stern (1860),
Jenny / Jettchen Levi geb. Goldschmidt (1887), Fanny Lilienfeld geb. Braunschweiger (1881), Johanna Lindheimer geb. Nussbaum (), Bekka van Lubin geb.
Stern (1914), Klara Müller geb. Nussbaum (1896),
David Nussbaum (1890), Friedel Nussbaum (1928),
Jeanette Nussbaum geb. Braunschweiger (1872), Jenni Nussbaum geb. Katz (1894),
Jonas Nussbaum (1879), Selma Pels geb. Braunschweiger (1871),
Moses Potgorowitz (1880), Selma Sander geb. Stern (1894), Bella Simon
geb. Stern (1896), Hannchen Simon geb. Levy (1880), Hannchen (Johanna) Speier
geb. Speier (1896), Jechiel Speier (1863), Martha (Manni) Speier (1902), Michael
Speier (1863), Willy Speier (1880), Minna Steigerwald geb. Speier (1873),
Salomon Steigerwald (), Alice Stern (1935), Berta Stern geb. Blumenthal (1907),
Feiber Stern (1892), Ferdinand Stern (1919), Herta Stern verh. Tombowsky (1922),
Ida Stern geb. Wetterhahn (1906), Irene Stern (1934), Jenny Stern geb.
Stuckhardt (1899), Levi Stern (1894), Lina Stern geb. Kahnlein (1867), Lina
Stern geb. Strauss (1888), Marga Stern (1931), Marianne Stern (1933), Markus
(Mordechai) Stern (1886), Markus Stern (1936), Max Stern (1934), Moses Stern
(1881), Nathan Stern (1902), Recha Stern geb. Oppenheim (1884), Rosa Stern geb.
Stern (1881), Samuel (Semmi) Stern (1934), Abraham Strauss (1884), Adelheid
Strauss geb. Stern (1896), Adelheid (Addy) Strauss geb. Braunschweiger (1880),
Frieda (Friedel) Strauss (1925), Jenny Strauss geb. Katz (1888), Julius Strauss
(1922), Manfred Strauss (1931), Marga Strauss (1928), Nathan Strauss (1874),
Rosa Strauss (1926), Siegfried Strauss (1875), Hertha Tombowsky geb. Stern
(1922), Bella Treidel geb. Oppenheimer (1896), Louis (Liebmann) Victor (1880),
Max Victor (1884), Selma Victor geb. Grünebaum (1903), Frieda Wallach geb.
Braunschweiger (1892), Johanna (Hanna) Wallach geb. Stuckhardt (1896), Ruth
Wallach (1923), Jeanette Wohl geb. Braunschweiger (1878).
Anmerkung: die in einzelnen Listen als Opfer der NS-Zeit genannten Alfred
Braunschweiger (1928) und Inge Nussbaum (1925) sind nach ihrer Befreiung aus dem
KZ Stutthof 1945 nach Burghaun zurückgekehrt und dann in die USA ausgewandert
(Hinweis von Elisabeth Sternberg-Siebert, vgl. Literatur: Jüdisches Leben im
Hünfelder Land. Juden in Burghaun. 2008² S. 195-198.226-229).
Zur Erinnerung an die ermordeten Familienangehörigen ließen 1968 Überlebende
aus dem Kreis Hünfeld einen Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof in Burghaun
setzen.
Vgl. Liste
der jüdischen Bürgerinnen und Bürger des Altkreises Hünfeld, die Opfer des
Holocaust wurden.
Vgl. weiter: "Original List of Jews from Burghaun Killed in
Holocaust" (von Eva Florsheim): http://www.jewishgen.org/yizkor/burghaun/burghaun.html
1994 wurde im Schlosshof eine Gedenktafel zur Erinnerung an die
300jährige Geschichte der jüdischen Gemeinde Burghaun angebracht. Der Text
lautet: "Zur Erinnerung an die Burghauner Synagogengemeinde, die länger
als 300 Jahre bestanden hat und zum Gedenken an die in den Jahren des Nationalsozialismus
verfolgten jüdischen Bürgerinnen und Bürger, von denen mehr als 50 in den
Todeslagern und Ghettos ermordet wurden. Das Bewusstsein dieser Schuld macht
Versöhnung möglich und mahnt uns, stets für die Menschenrechte
einzutreten." |
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus
der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle eines Elementarlehrers und Vorbeters 1892 / 1894
Die nachfolgende Ausschreibung der Stelle 1892 wurde nach der Zurruhesetzung von
Lehrer Hermann Strauß (s.u.) vorgenommen
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1892: "Die Stelle eines
Elementarlehrers und Kantors der israelitischen Gemeinde Burghaun –
Station der Frankfurt-Bebraer Bahn – ist sofort zu besetzen.
Fixes Gehalt 840 Mark neben freier Dienstwohnung und Akzidenzien mit
Betrage von ca. 400 Mark durch Versehung des Schächterdienstes.
Bewerbsgesuche und Zeugnisse – letztere zunächst in unbeglaubigter
Abschrift – sind an die unterzeichnete Behörde zu richten.
Fulda, am 22. März 1892. Vorsteheramt der Israeliten: Dr. M. Cahn." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1894:
"Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der israelitischen
Gemeinde Burghaun - Station der Frankfurt-Bebraer Eisenbahn - ist
bis zum 15. November laufenden Jahres zu besetzen.
Das Einkommen beträgt neben freier Wohnung oder 150 Mark
Miets-Entschädigung, aber einschließlich der Feuerungs-Vergütung
jährlich 1000 Mark, welchem noch ca. 400 Mark Nebeneinkommen durch
Versehung des Schächterdienstes hinzukommen. Bewerbungsgesuchte und
Zeugnisse - letztere zunächst in unbeglaubigter Abschrift - sind bis
zum 1. November laufenden Jahres an die unterzeichnete Behörde zu
richten.
Fulda, am 17. Oktober 1894. Vorsteheramt der Israeliten:
Dr. M. Cahn, Provinzial-Rabbiner". |
Zum Tod des Lehrers Hermann Strauß 1896 (Lehrer
von 1850 bis 1892)
(im nachfolgenden Text sind nicht alle hebräischen
Zitate wiedergegeben)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1896: "Burghaun (Kreis Hünfeld).
Am Heiligen Schabbat Paraschat
Acharei
mot uKedoschim (= Schabbat
mit der Toralesungen aus Levitikus 16,1-20,27, das war der 25. April 1896)
starb im Alter von nahezu 70 Jahren der emeritierte Lehrer, Herr H. Strauß
in Burghaun, nachdem er mehr als 40 Jahre das aufopferungsvolle Amt eines
Elementar- und Religionslehrers und Kantors in der hiesigen zum
Rabbinatsbezirke Fulda gehörigen Gemeinde verwaltet und vor etwa vier
Jahren in den wohlverdienten Ruhestand getreten war.
Am Morgen dieses Schabbat hatte
er sich nach der Synagoge
begeben, um in gewohnter Andacht sein Herz auszuschütten vor seinem Schöpfer,
und verließ, als der Letzte der Andächtigen, die ihm so lieb gewordene
Stätte, wo er, scherzend einem Gemeindeglied gegenüber äußerte, dass
er mit Gott (wörtlich abgekürzt für 'Der Heilige, er sei gepriesen')
noch zu reden gehabt hätte. Kaum in seiner Wohnung angekommen, beeilte er
sich, seine Kinder zu ‚benschen’ (segnen), und fiel dann
bewusstlos nieder, um darauf seine reine Seele auszuhauchen.
Mit einer Beracha
(Segenswunsch), einem inbrünstigen Segenswunsche auf den ersterbenden
Lippen endete das Leben dieses aufrechten
Mannes, das in seinem ganzen Verlaufe nicht anderes war, als eine Beracha, ein Leben für Gott,
das aus den drei nimmer wankenden Säulen Tora
und Gottesdienst und Wohltätigkeit sich stützte.
Er war es, des weisen Hillels Lehren folgend, einer von den Schülern Arons, der den Frieden liebte und dem Frieden
nachjagte … , der seiner Gemeinde unentwegt als Muster der
Friedensliebe vorlebte, ein gar demütiger und bescheidener Charakter...
‚Wie wohl kein Tag verstrich, an dem er ... sich nicht ergötzte an dem
Studium unserer Heiligen Tora, so weiß auch fast jeder Tag seines
Lebens zu erzählen von den vielen Wohltaten, die er im Stillen geübt,
von den Tränen der Armen, die er getrocknet und der Not, die er
gelindert. Wenig sprechen und versprechen, desto mehr tun und halten, das
war seine Losung.
Und mit welcher Freundlichkeit begegnete er allen Mitmenschen, ohne
Unterschied des Standes, Alters und Ranges. ... Wie großer Beliebtheit
der Verstorbene sich erfreute, zeigte sich bei der Beerdigung. Von
nah und fern waren Freunde und Bekannte herbeigeeilt, um dem Entschlafenen
das letzte Geleit zu geben.
Nachdem der Lehrer des Ortes, Herr J.E. Heinemann, die Vorzüge und
Tugenden des Verblichenen in trefflicher Rede und würdiger Weise
geschildert hatte, nahm der älteste Sohn, zur Zeit Lehrer in Gelnhausen
(sc. Meier Strauß), mit vor Tränen erstickter Stimme und in tief
empfundenen Worten Abschied von dem geliebten Vater, worauf Herr Lehrer
Spiro, Schenklengsfeld namens der Lehrer des Bezirks dem lieben Kollegen
einen ergreifenden und zu Herzen dringenden Nachruf widmete.
Möge der Allerbarmer die betrübte Witwe und die trauernden Kinder trösten.
Mögen auch die in die Herzen seiner vielen Schüler gleich Samenkörnern
gestreuten guten lehren und Ermahnungen Widerhall und Beachtung finden,
auf dass erfüllt werde: das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen." |
Über den jüdischen Lehrer Simon Strauß (Lehrer von
1902 bis 1924)
Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4.
Februar 1937: "Lohr, 2. Februar 1937:
"In diesen Tagen begeht Herr Lehrer i.R. Simon Strauß den
siebzigsten Geburtstag. In Jahrzehntelanger, hingebungsvoller
Erzieherarbeit hat Herr Strauß sich nicht nur einen großen Kreis
dankbarer Schüler geschaffen, er hat auch bei den Mitgliedern der
Gemeinden, in denen er wirkte, sich große Verehrung und Wertschätzung
erworben. Seine Pflichttreue, verbunden mit einer auf gutem jüdischem
Wissen aufgebauten toratreuen Überzeugung, haben sein Ansehen bei all den
Menschen gesteigert, mit denen er in Berührung kam. Mehrere Jahrzehnte
wirkte er in der kleinen jüdischen Gemeinde Burghaun. Es verdient
gerade in heutiger Zeit hervorgehoben zu werden, dass die jüdischen
Lehrer in diesen kleinen Gemeinden in besonderem Maße Träger der
Überlieferung sind. Dieser Aufgabe hat Herr Lehrer Strauß in reichem
Maße gedient: Die Liebe, die er ausstreute, strahlt auf ihn zurück in
der Liebe seiner Kinder und Kinderkinder zu ihm. Im Verein mit seiner
gleichgesinnten Gattin spendet Herr Strauß heute noch den armen
unglücklichen Menschen, die in der Heil- und Pflegeanstalt zu Lohr
untergebracht sind, reichen Segen. Möge es ihm vergönnt sein, noch lange
Jahre an der Seite seiner Gattin und im Kreise seiner Kinder, die
ausnahmslos auf toratreuem Standpunkte stehen, in Glück und Gesundheit zu
verbringen. 'Bis 120 Jahre (alles Gute)!'" |
Lehrer Simon Strauß
unterrichtet (in der Kriegszeit) neben Rothenkirchen auch in Eiterfeld und
Hünfeld und besorgt die Schechita im ganzen Bezirk (1915)
Artikel in "Neue jüdische Presse / Frankfurter Israelitisches Familienblatt"
vom 10. Dezember 1915: "Fulda. Der in letzter Nummer erwähnte Fall
der zeitweiligen Auflösung der israelitischen Schulstelle zu
Wehrda steht
nicht vereinzelt da, sondern bildet im Bezirk Fulda die Regel.
Auch die
Stelle zu Mansbach hat dasselbe Schicksal ereilt, und hat der
Lehrer Stein
die evangelische Schule in Oberbreitenbach übernommen, während seine
Schüler der Ortsschule überwiesen sind und von ihm nur noch in Religion
unterrichtet werden. Genauso ist es in Tann, wo auch Lehrer Hecht wandern
muss, während in Burghaun Lehrer Strauß außer an seiner Schule an der Ortsschule unterrichtet und auch nach
Rothenkirchen muss. Dieser Herr
verrichtet, da er außerdem Religionsunterricht in
Eiterfeld und
Hünfeld
und die Schechita für den ganzen Bezirk hat, eine kaum zu bewältigende
Arbeit." |
Abschied von Lehrer Simon Strauß (1924)
Anmerkung: Simon Strauß wurde 1867 in
Ober-Seemen geboren. Er war zunächst
Lehrer in Mansbach, danach von 1902 bis 1924
in Burghaun. Von 1924 bis 1939 war er Verwalter der rituellen (koscheren) Küche
für die jüdischen Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt in
Lohr. Er betreute die jüdischen Kranken auch
religiös. Von 1928 an war er Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde in
Lohr. Nach der Zerstörung der rituellen Küche und der Kündigung seiner Wohnung
zog Strauß 1939 nach Bad Nauheim. Er starb im April 1940 in Frankfurt. An
Simon Strauß erinnert eine Gedenktafel in Lohr
(siehe dort).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1924:
"Burghaun, 28. Oktober (1924). Nach 22jähriger Tätigkeit verlässt
Herr Lehrer Strauß unsere Gemeinde, in der er mit Liebe und Treue gewirkt
hat. Als seltener Jehudi und aufrechter Mann, der den Emet
(Wahrheit, Wahrhaftigkeit) personifizierte, hat er sein heiliges Amt in
unserer Gemeinde mit unermüdlichem Eifer und peinlicher
Gewissenhaftigkeit ausgeübt. Als Lehrer suchte er die Jugend auf die Wege
der Tora zu führen, als Vorbeter weckte er durch die
Innigkeit seines Gebetes die Andacht, als Schochet, der
unaufhörlich sein Wissen erweiterte und vertiefte, trug er das Kascherut
in unsere Häuser.
Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn - Fulda dankte vor versammelter Gemeinde
dem Scheidenden für sein Wirken und wies besonders darauf hin, dass er
mit seinem Hause der Gemeinde ein Vorbild für Wahrhaftigkeit gegeben und
dass er in Freud und Leid zur Gemeinde gestanden habe. Er war ein wahrer Mann,
der dem Frieden nachstrebte, und es war nicht immer leicht, den Frieden
zu wahren.
Gastfreundschaft übte er im Verein mit seiner ihm gleichgesinnten
Gattin in so liebevoller und selbstverständlicher Weise, dass, wer über
die Schwelle des Hauses gekommen war, sich nicht mehr fremd fühlen
konnte. Wir wünschen Herrn Strauß und seiner Familie von Herzen, dass
sie im neuen Wirkungskreis Befriedigung finden und dass es ihnen vergönnt
sei, solange Jahre die Wohltätigkeit zu üben, die mit ihrer neuen
Tätigkeit verbunden ist." |
Lehrer Naftali Berlinger wird von Mansbach nach Burghaun versetzt (1925)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1925: "Mansbach,
3. März (1925). Für die durch die Versetzung des Lehrers Berlin(g)er
nach Burghaun erledigte hiesige Volksschullehrer- und
Kultusbeamtenstelle wählte die Gemeinde Lehrer Hatz in Gladenbach als
Nachfolger." |
Hochzeitsanzeige von Lehrer Naftali Berlinger mit Dora geb. Löbenberg
(1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1925: "Naftali
Berlinger - Dora Berlinger geb. Löbenberg. Vermählte.
Burghaun - Groß
Krotzenburg.
21. Aw 5685 / 11. August 1925. Trauung: 1/2 2 Uhr, Restaurant
Kulp, Aschaffenburg." |
Zum Tod des Lehrers Naftali Berlinger (1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1931: "Lehrer Naftali
Berlinger – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – Burghaun.
Tief erschüttert waren wir, als uns die Trauerkunde ereilte, dass Lehrer
Naftali Berlinger – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – Burghaun, am 28. Tamus (= 13. Juli 1931) verschieden sei, gerade in der Zeit, als das
Sinken des Fiebers uns neue Hoffnungen gab.
Die Gattin, die mit ihren drei Kindern zurückblieb, die Brüder und
Schwestern, die engere und weite Familie und der große Kreise der Freunde
und Bekannten sind in Trauer zusammengesunken ob des Verlustes eines der
besten Menschen.
Naftali Berlinger – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – wurde 1896 in Berlichingen
geboren. Kaum 13-jährig, schlug er die Lehrerlaufbahn ein. Dieser Beruf
des jüdischen Lehrers und Erziehers, den er mit heiligem Eifer und
aufopfernder Hingabe ausfüllte, war für ihn Sinnbild und beispielgebend
für sein ganzes Leben. Seine hohe Lebensaufgabe sah er darin zu
lernen und zu lehren, zu wirken und mitzuhelfen an der
Aufrechterhaltung und dem Ausbau der orthodoxen Judenheit. Jede freie Zeit
ausnützend, sogar bis tief in die Nacht hinein, lernte er sowohl für
sich, als auch mit anderen und seine mit großer Begeisterung
vorgebrachten Erklärungen machten ihn zum beliebten Lehrer. Als lehre
Ehre hierfür verlieh ihm das Rabbinat Fulda am Grab den Chawer-Titel.
So paarte der Verblichene in seinem Leben Gottesfurcht
und Achtung vor den Geboten mit
der Liebe zur Gesundheit und
stempelte sich so zum Schüler Ahrons;
den Frieden lieben war sein Wahlspruch.
Dieser Jünger Arons, noch in jungen Jahren stehend, schien seiner
Vervollkommnung entgegenzugehen, als er vor 6 Jahren seine ebenfalls von
Gottesfurcht und echt jüdischer Gesinnung durchdrungene Frau unter die
Chuppa, d.i. der Hochzeitsbaldachin führte. In dieser in allen Dingen
harmonischen Ehe, die stets nach dem Schalom-Prinzip seines großen
Vorbildes, Aron des Hohenpriesters, geführt wurde, erklomm er immer höher
und höher die Stufen der sittlich-religiösen Vollkommenheit, bis ihm,
dem Sterblichen, da er scheinbar die höchste Stufe erreicht, die Leiter
abgebrochen wurde, da die Grenzen des Irdischen zu enge wurden. – Wie
sehr er als Lehrer seiner Schule bei der Behörde beliebt war, davon
legten die tief empfundenen Worte des Herrn Schulrats am Grabe beredtes
Zeugnis ab.
Die Familie verliert in ihm den Ratgeber und Helfer. Immer wandte sie sich
sofort an ihn, denn sie wusste, von hier aus ist Hilfe zu erwarten, hier
konnte man eine hingebungsvolle und durchschlagende Hilfeleistung finden.
Seinen Freunden und Kollegen war er Seelenfreund und Helfer. Durch seinen
heilig-religiösen Eifer, durch seine in jeder Richtung dem Recht und der
Erkenntnis entsprechenden Lebensweise, durch sein geschicktes und
sinnvolles Eingreifen und durch seine einzig dastehende Güte wirkte er
auf alle, die ihn kannten. Und so ist es sein Verdient, einen suchenden
Menschen dem orthodoxen Judentum zurückgebracht zu haben: wer
die Seele eines aus Israel rettet, ist wie der der die ganze Welt errettet.
Das zahlreiche Erscheinen der Kollegen von nah und fern zur Beerdigung bezeugte seine große Beliebtheit sowohl bei der jüdischen
als auch der nichtjüdischen Lehrerwelt.
Ist auch der Baum gefällt, sein Saft vertrocknet nicht, Wir wollen diesen
Saft in uns einsaugen, ihn in uns stark werden lassen und ihn einträufeln
dem großen Kreis seiner Freunde und Bekannten, damit seine Lebensaufgabe
nach seinem Tode noch weitergeführt wird. Wenn auch der Körper des
Geliebten nicht mehr bei
uns weilt, sein Geist lebt weiter in seiner Familie, bei seinen Freunden
und Bekannten! Und das ist sein reines und heiliges Vermächtnis an uns,
so zu sein zum Andenken an die Söhne Israels vor Gott.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 31. Juli 1931: "Burghaun. Herr Naftali Berlinger
aus Berlichingen, Lehrer und
Führer der Gemeinde Burghaun, starb, von der ganzen Gemeinde
betrauert. An seinem Grabe wurde ihm vom Fuldaer Rabbinat der Chowertitel
verliehen. Im Namen der Lehrerschaft und der Regierung sprach Herr
Schubert Wendling Worte der höchsten
Anerkennung." |
|
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1931: "Berlichingen.
Unlängst verstarb der aus Berlichingen stammende Lehrer und Führer der
Israelitischen Gemeinde Burghaun, Naftali Berlinger, tief
betrauert von allen, die den ausgezeichneten Mann und Pädagogen kannten.
An seinem Grabe wurde ihm vom Fuldaer Rabbinat der Ehrentitel eines Chower
verliehen. Schulrat Wendling widmete im Namen der Lehrerschaft und
der Regierung dem verstorbenen Kollegen Worte der höchsten
Anerkennung." |
Lehrer Berthold Katz wechselt von Breitenbach a.H. nach
Burghaun (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 18. Dezember 1931: "Burghaun. Die Regierung hat Herrn
Lehrer Katz von Breitenbach a.H.
zum 1. Dezember hierher versetzt. Die Gemeinde ist erfreut, dass unser
unvergesslicher Lehrer Berlinger seligen Andenkens einen tüchtigen und
frommen Nachfolger erhalten hat. Möge auch dem neuen Führer der Gemeinde
ein ebenso segensvolles Wirken wie seinem Vorgänger beschieden
sein." |
Mitteilung zu Lehrer Berthold Katz
(1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1935: "Wüstensachsen,
20. März (1935). Lehrer Berthold Katz, früher Burghaun, ist von der
Regierung an die hiesige jüdische Volksschule versetzt worden." |
Errichtung einer privaten jüdischen Volksschule (1937!)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1937: "Burghaun,
9. August (1937). Dieser Tage ist die Errichtung einer privaten jüdischen
Volksschule in unserer Gemeinde vom Ministerium unter Gewährung eines
Staatszuschusses genehmigt worden. Die Schule soll am 1. September
eröffnet und von den Kindern der Gemeinden Burghaun, Hünfeld und Eiterfeld
besucht werden. Der Unterricht wird durch den Lehrer Hermann Adler aus
Nürnberg erteilt werden." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Aufruf zu Spenden für eine in Not geratene jüdische
Familie (1875)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juli 1873: "Wohltätige Glaubensbrüder und Schwestern!
In unserer ohnehin nicht sehr starken Gemeinde ereignete sich der
Trauerfall, dass am 3. Nissan dieses Jahres ein geringer Handelsmann in
seinem 39. Lebensjahre durch den Tod den Seinen entrissen wurde. Er
hinterlässt eine trauernde Witwe mit vier kleinen unmündigen Kindern in
sehr dürftigen Verhältnissen. Zu dem kommt noch, dass gedachte Witwe,
eine sehr tugendhafte fromme Frau, gegenwärtige eine ... ist. Da nun der
verstorbene Mann auf seinem mehrwöchentlichen Krankenlager fast den
letzten Rest seines kleinen Vermögens aufzehrte, - Haus- und
Grundvermögen besaß derselbe nicht - wodurch der Witwe eine traurige
Zukunft in Aussicht stünde, so erlaubt sich Unterzeichneter unsere edlen
wohltätigen Glaubensbrüder und Schwestern dringend zu bitten, doch auch
hier ihr Scherflein beizutragen, wo es gilt, die Not einer sehr betrübten
Witwe lindern zu helfen. 'Um dieser Sache willen wird dich segnen der
Ewige dein Gott' (5. Mose 15,10).
Burghaun, Kreis Hünfeld, Provinz Hessen-Nassau, den 28. Mai 1873.
H. Strauß, israelitischer Lehrer.
Die verehrlichen Spender wollen ihre Gaben direkt an obige Adresse
einsenden, und wird darüber öffentlich Rechenschaft abgegeben
werden." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1875: "Aufruf zur
Hilfe! Wohltätige, edle Glaubensgenossen! Mit schwerem und bangem Herzen
erfülle ich diesmal die Pflicht der Wohltätigkeit, vor Euch, meine edlen
und teueren Glaubensgenossen schon wieder mit einem Notrufe zu erscheinen,
um Eure wohltätigen und milden Herzen abermals in Anspruch nehmen zu müssen.
Kaum ist jene Wunde vernarbt, welche der Allmächtige vor 2 Jahren gerade
in dieser Zeit dahier schlug, als schon wieder unsere Gemeinde mit einem
herben Verluste heimgesucht wurde. Es war am 8. April, dem 2. Nissan, als
der in sehr gutem Rufe dahier gestandene, echt religiöse Handelsmann
seiner Frau und seinen fünf unmündigen Kindern durch den Tod entrissen
wurde. Da nun die Vermögensverhältnisse bei demselben der Art waren,
dass die Witwe, von allen Mitteln gänzlich entblößt, einer traurigen
Zukunft entgegensehen müsse, wenn nicht edle Menschen sich bald ihrer
erbarmen, so erlaubt sich Unterzeichneter andurch alle edle und
menschenfreundliche Herzen höflichst und dringend zu bitten: die Not
dieser sehr betrübten armen Witwe mit ihren 5 Kindern lindern zu helfen
und ihre gedrückte Lage durch recht bald zufließende Gaben allher,
einigermaßen zu erleichtern!
Burghaun (Kreis Hünfels, Prov. Hessen), den 10. Nissan 5635. H.
Strauß,
Lehrer.
auch ich stimme diesem nur auf Wahrheit beruhendem Aufruf mit bei und
erwarte besten Erfolg. Marum Speier." |
Spendenaufruf für arme Braut (1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1884:
"Dringende Bitte um eine Spende für eine Brautausstattung. Ein sehr
würdiges, frommes Mädchen aus achtbarer, frommer Familie hiesiger Gegend
ist längere Zeit Braut und können Eltern und Verwandte die versprochene
Mitgabe kaum aufbringen. Da sich infolge dessen das Mädchen in sehr
kummervoller Lage befindet, so erlaube mir andurch alle edle wohltätige
Herzen anzusprechen, doch ihr Scherflein auch hier beizutragen, wo es sich
um der großen Verpflichtung zur Brautausstattung handelt. Gefällige
Gaben beliebe man an den Unterzeichneten oder an die Expedition dieses
Blattes einzusenden. Burghaun, an Purim H. Strauß, Lehrer." |
Bestrafung der jüdischen Gemeinde für eine Grabanlage an einem Sonntag
(1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1893: "Kassel. Eine
bemerkenswerte Entscheidung wurde vom Schöffengericht zu Burghaun im
Kreis Hünfeld kürzlich getroffen. Die Juden hatten auf ihrem Friedhof am
Sonntag ein Grab gemacht und gegen die deshalb erhobene Anklage mit der
Einrede sich zu schützen gesucht, dass es ihnen verboten sei, am Sabbat
zu arbeiten, sowie ein Grab über Nacht offen zu lassen. Die Verwesung der
Leiche sei bereits stark vorgeschritten und letztere nicht länger im
Hause aufzubewahren gewesen; demnach müssten auch die Anfertiger des
Grabes straflos bleiben. Das Gericht erkannt jedoch einen die Strafe
ausschließenden Notstand (§ 54 Strafgesetzbuch) nicht an und bestrafte
die Angeklagten." |
25-jähriges Bestehen des Frauenvereins (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1931:
"Burghaun (Kreis Hünfeld), 21. Dezember (1931). Am Rausch
Chaudesch Tewes (1. Tewes = 11. Dezember 1931) konnte der hiesige
Frauenverein auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Das Jubiläum
wurde unter Teilnahme der ganzen Kehilloh (Gemeinde) und benachbarten
Freunde festlich begangen. Bei der Feier am Ausgang des Schabbat (gemeint:
am Abend des 12. Dezember 1931) begrüßte als Vorstandsdame Frau Louis
Adler die Anwesenden sowie den eigens zu diesem Zwecke hierher geeilten
Gründer des Vereins Herrn Lehrer Strauß Lohr am Main. Dann sprach der
Initiator des Abends, Herr Lehrer Berlinger, ausgehend von dem Sidrawort:
Keez Som Lachauschech, wieviel Dunkel der Verein schon gelichtet und wie viel
Leid er schon beseitigt; wie groß die Fülle der Aufgaben eines
jüdischen Frauenvereins sind, und wie weit verzweigt dessen Arbeitsfeld
liegt. Theatralische Darbietungen der Jugend, zum Teil von Herrn Berlinger
selbst verfasst, trugen zur Verschönerung des Abends bei. Auch an dieser
Stelle sei den Mitwirkenden nochmals der Dank ausgedruckt. Gleichzeitig
sei die bescheidene Bitte ausgesprochen, neben dem gesellschaftlichen
Programm der Winterabende möchten sich die Vereine auf dem Lande etwas
der geistigen Arbeit annehmen." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des aus Burghaun stammenden Dr. Samuel
Speyer (1885)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1885: "Frankfurt am Main, 17. Juli (1885). Heute Nachmittag hatte sich am
Portale des Friedhofs der Israelitischen Religionsgesellschaft eine
ansehnliche Versammlung zusammengefunden, um den irdischen Überresten des
Dr. Samuel Speyer - er ruhe in
Frieden – die letzte Ehre zu erweisen. Eins schweres Leiden hatte
ihn heimgesucht, dem er dann in einem entfernten Badeort, wo er Heilung
suchte, erlegen ist. Herr Dr. Speyer – er
ruhe in Frieden – war in Burghaun geboren, besuchte das
Gymnasium in Fulda, studierte alsdann in Würzburg und Berlin und besuchte
auch einige Zeit die Jeschiwa in
Eisenstadt. Seine erste Stelle fand er als Lehrer in der
Talmud-Tora-Schule zu Hamburg, worauf er als Lehrer und Prediger nach Rendsburg
berufen wurde. Wiederum nach Hamburg in seine frühere Stellung zurückgekehrt,
folgte er alsdann einem Rufe als Lehrer und Prediger nach Eschwege,
woselbst er mehrere Jahre gewirkt. Hierauf vernahm er hier eine Anstellung
als Lehrer an der Realschule der israelitischen Religionsgesellschaft und
bald nach seinem Hiersein auch die eines Waisenvaters an der neu gegründeten
israelitischen Waisenanstalt. Weichherzig und mild wie der Verstorbene
war, war er den ihm anvertrauten Waisenkindern ein liebevoller Vater, der
für das Wohl jedes Einzelnen mit ängstlicher Sorgfalt bedacht war.
Aufrichtig frommen Herzens, waltete er der beiden schwierigen Ämter, die
ihm übertragen waren, mit gewissenhafter Treue, die imemr das Beste
anstrebte und das Gute wollte. Die Kleinen in der Schule und die in seinem
Hause liebten und schätzten ihn, und seine Kollegen waren seine Freunde.
Die tückische Krankheit untergrub leider immer mehr und mehr seine Kräfte,
sodass er schon gegen ende des vergangenen Winters erst teilweise, dann
ganz seine Lehrtätigkeit zu seinem eigenen Schmerze und seinem größten
Leidwesen auf ärztliche Anordnung einstellen musste. Er verließ mit
Beginn des Frühlings sein Heim, um in der Landfrische neue Kräfte zu
sammeln, es war ihm aber nicht beschieden, so oft er auch nach Hause drängte,
sein Familienheim wieder zu sehen. – Mit Rücksicht auf den herannahenden Schabbat konnte
Herr Direktor Dr. Hirsch, der im Namen der Schule an der Bahre sprach, nur
wenige
Worte des Nachrufs dem Verstorbenen widmen und sich nur auf kurze
Andeutungen auf die Pflichttreue und die Güte des Verblichenen beschränken,
die er als Lehrer und Waisenvater betätigte. Herr Dr. Werner zollte im
Namen der Waisenhausverwaltung dem Verstorbenen die Anerkennung, die er
sich um das Gedeihen und die Förderung der Zöglinge des Waisenhauses in
reichem Maße verdient hatte. Möge Gott der vielgeprüften Witwe und den
trauernden Kindern den Trost senden, dessen sie bedürfen, die schwere Prüfung,
die ihnen auferlegt worden, zu ertragen." |
Ironisch-kritischer Bericht über den Gemeindevorsteher
Isac Goldschmidt (1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. November
1906: "Burghaun. Aus einer kleinen Gemeinde. Die Art und Weise, wie
der Parnes der hiesigen Gemeinde, Herr Isac Goldschmidt, sein Amt
verwaltet, ist zu eigenartig, als dass sie der Öffentlichkeit
vorenthalten bleiben dürfte. Herr Goldschmidt erließt jüngst einen
Erlass, wonach Mädchen der Besuch des Gottesdienstes am Sabbat verboten
ist. Motivierung: die Synagoge sei zu klein. Als trotz dieses Verbotes
eine junge Dame den Gottesdienst besuchte, legte er ihr eine Geldstrafe
von 3 Mark auf, deren Bezahlung natürlich prompt - verweigert wurde.
Dagegen ging von Seiten der jungen Dame eine Beschwerde an das
Kreis-Vorsteheramt ab.
Nun kommt das Beste: Herr Goldschmidt untersagte es, Privatminjonim
(Privatgebete/-gottesdienste) zu veranstalten. Da aber unglücklicherweise
die Erlasse des Herrn Goldschmidt nur problematischen Wert haben und - wie
oben ersichtlich - nicht sonderllich respektiert werden, fand auch dies
Minjanverbot keine Beachtung, und ein Gemeindemitglied veranstaltete
dieser Tage Minjan in seinem Hause, da es Jahrzeit hatte.
Was tut Herr Goldschmidt? Er dringt in das betreffende Minjan ein und
ruft: 'Im Namen des Gesetzes, ich werde Euch bestrafen, weil Ihr mein
Verbot übertreten habt.'
In Burghaun herrscht seitdem Heulen und Zäheklappern ob der in Aussicht
gestellten Strafe." |
Über den aus Burghaun stammenden Lehrer und Prediger Levy Nußbaum (Artikel von
1921 und 1938)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1921:
"St. Bocholt, 21. Oktober (1921). Am 25. dieses Monats begeht
Herr Lehrer und Prediger Levy Nußbaum sein 25jähriges Dienstjubiläum in
der hiesigen Gemeinde. Geboren am 3. April 1868 zu Burghaun bei
Fulda, bezog er, nachdem er sich auf einem Institut in Maßbach bei
Kissingen genügend vorbereitet hatte, im Alter von 16 Jahren die
Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg und legte nach deren
Absolvierung im Jahr 1886 die Reifeprüfung am Königlichen Seminar in
Würzburg ab. Nachdem er zunächst in Hegenheim im Elsass und in
Merzig an
der Saar gewirkt hatte, kam er im Jahre 1896 nach Bocholt. Durch die hohe
Auffassung, mit der er von seinem Beruf durchdrungen war, und durch sein
immerwährendes Pflichtgefühl, das ihn bei seiner Tätigkeit erfüllte,
hat er sich in hohem Maße die Liebe und Dankbarkeit seiner Schüler zu
erringen gewusst. Sein aufrechter Charakter und die stets hilfsbereite
Hand haben ihm nicht nur die Achtung der jüdischen, sondern auch der
christlichen Mitbürger eingebracht. Die ehemaligen Schüler haben es sich
nicht nehmen lassen, den Jubiläumstag festlich zu begehen. Wir rufen ihm
ein herzliches 'Ad multos annos' zu." |
Anmerkung: Nach 1886 war Levy Nußbaum
auch kurze Zeit (vermutlich 1887 - 1889) in Laufersweiler
als Lehrer tätig. |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1938: "Köln, 29.
März (1938). Am 3. April vollendete Lehrer i.R., L. Nussbaum, sein 70.
Lebensjahr. Der Jubilar war in Hegenheim im
Elsass, in Merzig und seit
1896 in Bocholt i.W. als Lehrer und Prediger tätig. Während seiner
Amtszeit hat er sich stets für die religiösen Belange eingesetzt und das
Banner der Tora und der Gottesfurcht allezeit hochgehalten. Sein
Erziehungsideal erblickte er darin, seine Schüler zu religiösen Juden zu
erziehen. Von heiligem Eifer für das jüdische Schrifttum beseelt,
widmete er sich täglich dem Talmudstudium. Bis zu seinem Wegzug nach
Köln leitete er die Arbeitsgemeinschaft der jüdischen Lehrer des
Niederrheins. In Verehrung und Dankbarkeit erinnern sich zahlreiche Lehrer
und Schüler seiner segensreichen Tätigkeit. Möge es ihm noch lange
vergönnt sein, in körperlicher und geistiger Frische für die Belange
des konservativen Judentums zu wirken. (Alles Gutes) bis 120." |
Anmerkung: Leo
Nußbaum war am 1. September 1937 von Bocholt nach Köln gezogen, Von hier
aus besuchten er und seine Frau Ende August 1939 die in Basel verheiratete
Tochter. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges kehrten sie nicht nach
Deutschland zurück. Leo Nußbaum starb am 26. Januar 1940 in Basel, wo er
auf dem dortigen israelitischen Friedhof
beigesetzt wurde. |
Ergänzender
Hinweis: Dem Lehrer und Prediger Levy (bzw. Levy) Nussbaum wurde am 9. September 1995 in einem Neubaugebiet von
Bocholt eine Strasse gewidmet (Leo-Nussbaum-Straße). Zur
Namensnennung hielt seine Enkelin Rosemary Warschawski-Nussbaum aus Baltimore/MD/USA eine Rede
(Hinweis und Foto von René Loeb, Zürich vom 20.1.2013).
Link zu einer Seite "Jüdische Lebensgeschichten in Bocholt" mit
Informationen
zu Leo Nussbaum.
Link zur Biographie
von Leo Nussbaum in der Website der Stadt Bocholt. |
85. und 87. Geburtstag von Witwe Sara Levi (1928 / 1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Burghaun,
19. September (1928). Ihren 85. Geburtstag beging gestern in voller
Rüstigkeit und geistigen Frisch Frau Witwe Sara Levi
dahier." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 19. September 1930: "Burghaun. die älteste
Einwohnerin unseres Ortes, Frau Witwe Sara Levi, beging am 17. September
in voller geistiger und körperlicher Frische ihren 87.
Geburtstag." |
Zum Tod von Marianne Stern geb. Emmrich (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929: "Burghaun,
2. April (1929). Frau Marianne Stern, dem echt jüdischen Haus Emmrich, Rhina,
entstammend, hauchte im Alter von 63 Jahren ihre fromme Seele aus. Je mehr
ihr Körper dahinsiechte, um so mehr wuchs ihre an sich schon überaus
große Seele. Kein Wort der Klage kam aus ihrem Munde, so sehr ihr auch
der Ausgang ihres Leidens vor Augen schwebte. Sie war im wahrsten Sinne
des Wortes eine wackere Frau, deren segensreiches Leben sich auf der
breiten Basis von Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit bewegte. Diese
frommen Tugenden erleichterten ihr auch die Erziehung ihrer Kinder zu
guten Jehudim. Vor dem Trauerhause zeichnete Herr Lehrer Berlinger ein
treffendes Lebensbild der Dahingeschiedenen, während Herr Lehrer Katz,
Gersfeld, namens der Verwandten, der tiefen Frömmigkeit und edlen
Tugenden der Heimgegangenen gedachte. Möge der Verblichenen Verdienst den
trauernden Hinterbliebenen beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Zum Tod von Emanuel Braunschweiger (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1937: "Burghaun,
19. Februar (1937). Hier verstarb der langjährige Synagogenälteste
unserer Gemeinde, Emanuel Braunschweiger. Ein guter Jehudi, ein braver,
rechtschaffener, pflichtgetreuer Mensch, von schlichtem und einfachem Wesen,
in Einsicht und Frieden mit allen lebend, von Wohlwollen gegen jedermann
erfüllt, ist mit ihm dahin gegangen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken
bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Jenny Löb und Hermann Adler (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1925:
"Jenny
Löb - Hermann Adler.
Verlobte. Frankfurt am Main, Bleichstraße 9 - Fulda / Burghaun.
Zuhause: 31. Oktober 1925. 1. November 1925." |
Verlobungsanzeige von Kläre Nußbaum und Kallmann
Müller (1928)
Anmerkung: Kallmann Müller (nicht wie in der Anzeige: Miller) und Kläre
geb. Nußbaum sind in der NS-Zeit nach der Deportation umgekommen.
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 27. Januar 1928:
"Kläre Nußbaum - Kallmann Miller
Verlobte
Burghaun Kreis Hünfeld (zur Zeit Kassel, Mombachstr. 17) - Niedenstein."
|
Verlobungsanzeige von Flora Adler und Julius Trepp (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1929: "Statt
jeder besonderen Anzeige:
Flora Adler - Julius Trepp. Verlobte.
Burghaun
Kreis Hünfeld - Frankfurt am Main, Windeckstr. 56.
Empfang: Samstag 1.
Juni und Sonntag 2. Juni." |
Verlobungsanzeige von Rosel Adler und Siegfried Königshöfer (1935)
Verlobungsanzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1935:
"Rosel Adler - Siegfried Königshöfer - Verlobte.
Burghaun /
Halberstadt." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine ältere Fachwerksynagoge war Anfang des 20. Jahrhunderts für die bis dahin
durch Zuzug aus Landgemeinden gewachsene jüdische Gemeinde in Burghaun zu
klein. Sie war baufällig geworden, wodurch ein Neubau dringend benötigt
wurde.
Nach diesem Neubau - nachdem aus das neue Badehaus fertiggestellt war - wurde
die alte Synagoge 1912 abgebrochen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde noch das an
der Fachwerksynagoge angebaute alte Ritualbad benutzt.
Beschluss zum Neubau einer Synagoge (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1909: "Wehrda (Kreis Hünfeld),
25. April. Die israelitische Gemeinde Burghaun beschloss den Neubau einer
Synagoge. Es kommt ein von Gebrüder Schäfer, Hünfeld ausgearbeitetes
Projekt zur Ausführung, für das etwa 22.000 Mark erforderlich sind." |
Spende für den Synagogenbau des aus Burghaun stammenden Kaufmannes J. Nußbaum
(1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1909: "Burghaun
(Hessen-Nassau), 4. Dezember (1909). Der von hier gebürtige verstorbene
Kaufmann J. Nussbaum hat der israelitischen Gemeinde Burghaun 10.000 Mark
zum Synagogenbau und 20.000 Mark für wohltätige Zwecke vermacht. Die
Zinsen sollen alljährlich am Todestage des Spenders an die Ortsarmen
verteilt werden." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Dezember
1909: "Burghaun bei Fulda. Der von hier gebürtige und in Frankfurt
am Main verstorbene Kaufmann J. Nußbaum hat der hiesigen jüdischen
Gemeinde folgende Legate vermacht: 10.000 Mark zum Synagogenneubau und
20.000 Mark für wohltätige Zwecke." |
Auf Grund dieser großen Spende des Kaufmanns Nussbaum
und weiterer Spenden von Gemeindegliedern und auswärtiger Personen konnte eine neue Synagoge 1910
erbaut und am 14. November 1910 feierlich eingeweiht werden. Sie verfügte über 98 Plätze für Männer und 52 für
Frauen. Sie galt als die schönste Landsynagoge in der weiten Umgebung. Bei
der Einweihung der neuen Synagoge
fand ein Umzug von der alten in die neue Synagoge statt (die alte Synagoge wurde
1912 abgebrochen).
Über die Einweihung der neuen Synagoge liegt folgender Bericht vor:
Bericht
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. November
1910: "Burghaun. Der 14. November (1910) ist und bleibt für unsere
Gemeinde ein denkwürdiger Tag. Dem lang empfundenen Bedürfnisse nach
einem würdigen Gotteshause ist dank der Opferwilligkeit unserer Gemeinde
und dem Vermächtnisse eines zu früh der Welt entrückten Jünglings, des
vor Jahresfrist verstorbenen Selig Nußbaum in Frankfurt, dessen Wiege in
unserem Ort stand, Genüge geschehen. Eine herrliche Synagoge, eine
monumentale Zierde unseres Ortes, mit allem Komfort der Neuzeit,
elektrischer Beleuchtung ausgestattet, ist erbaut und gestern in
feierlichem Weiheakte ihrer Bestimmung übergeben worden.
Nachmittags 2 Uhr hatte sich die Gemeinde in der alten Synagoge
versammelt, um tiefbewegt von der heiligen Stätte Abschied zu nehmen. In
manchem Auge sah man der Erinnerung geweihte Tränen glänzen. Um 1/2 4
Uhr fand der Weiheakt der neuen Synagoge statt. Ein
Regierungsvertreter überreichte unter sinnigen Worten den Schlüssel und
die Pforten öffneten sich. Mächtig erbrauste ein vierstimmiges 'Mah
touwu', gesungen von dem neubegründeten, von Lehrer Sonn - Rhina
geleiteten Synagogenchore, in dem heiligen Raume. Provinzialrabbiner Dr.
Cahn - Fulda entzündete das 'Neir tomid' (ewiges Licht) und hielt
dann die Weiherede, nachdem vorher mit den Torarollen, die in reichem
Silberschmuck erstrahlten, die üblichen Umzüge gemacht wurden. Was der
Feier besonderen Reiz verlieh, waren die künstlerisch vollendeten
gesanglichen Leistungen des Lehrers Sonn, der durch seine wundervolle
Stimme alle Zuhörer begeisterte." |
Nur 28 Jahre war die neue Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in
Burghaun. Aus dieser Zeit liegen in den jüdischen Periodika keine
besonderen Berichte über die Synagoge in Burghaun vor. 1927 musste einmal über
einen Einbruch berichtet werden:
Einbruch in der Synagoge (1927)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1927:
"Burghaun, 26. Juni (1927). Nachts brachen Einbrecher in die hiesige
Synagoge ein und stahlen den Almosenkasten. Die Täter konnten noch nicht
ermittelt werden." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 24. Juni 1927: "Burghaun. Einbruch in die Synagoge.
Die hiesige Synagoge wurde von Einbrechern heimgesucht. Es wurde der
Almosenkasten gestohlen. Bisher fehlt von den Tätern jede
Spur." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der
Synagoge von Nationalsozialisten zerschlagen, mit Benzin begossen und angezündet.
Am Vormittag des 10. November ist die Synagoge völlig ausgebrannt. Die Ruine
wurde später abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Ringstraße
12
Fotos
(Quelle der historischen Fotos: Dokumentation "Auf den
Spuren jüdischen Lebens in Burghaun" von Elisabeth Sternberg-Siebert,
zugänglich über www.ag-spurensuche.de/einzel.htm;
Brief des Bürgermeisters von 1936 aus Arnsberg Bilder S. 31)
Die 1910 eingeweihte
Synagoge |
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Als
"herrliche Synagoge, eine monumentale Zierde unseres Ortes, mit allem
Komfort der Neuzeit, elektrischer Beleuchtung
ausgestattet", wurde
die Synagoge im November 1910 beschrieben. |
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Die 1938 zerstörte
Synagoge |
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Am 10. November
1938 wurde die Synagoge durch Nationalsozialisten niedergebrannt |
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Das jüdische
Schulhaus |
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Das jüdische Schulhaus; im Hintergrund
die Synagoge
(mit Störchen
auf dem Dach) |
Brief des Bürgermeisters von
Burghaun
vom 27. Juli 1936 zur "Einrichtung einer
jüdischen
Bezirksschule" in Burghaun |
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Das Gebäude der ehemaligen
jüdischen
Schule in den 1950er-Jahren |
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Andernorts entdeckt |
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Grabstein im jüdischen
Friedhof in Augsburg für Gitta Kleeblatt
geb. Victor
(geb. 1878 in Burghaun, gest. 1940 in Kempten im Allgäu). |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2009:
Gedenken zum 71. Jahrestag des Novemberpogroms
1938 |
Artikel in der "Fuldaer Zeitung" vom 11. November 2009 (jo, Artikel):
"Gedenkfeier zu Pogromnacht in Burghaun,
BURGHAUN Die Marktgemeinde Burghaun hat auch in diesem Jahr in einer Feierstunde am 10. November an den 71. Jahrestag der
Reichspogromnacht erinnert..." |
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Januar 2011:
In Burghaun sollen "Stolpersteine"
verlegt werden |
Artikel in der "Hünfelder
Zeitung" vom 11. Januar 2011 (Artikel):
"Stolpersteine ab September auch in Burghaun
Burghaun Nach Hünfeld werden in Burghaun als zweitem Ort im Altkreis Hünfeld Stolpersteine verlegt. Erster Termin ist der September. Das teilt die 2010 gegründete
'Initiative Stolpersteine in Burghaun' mit, die um Spenden bittet...".
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Hinweis: Spendenkonto eingerichtet.
Unter dem Dach der "Bürgerstiftung" wurde das Sonderkonto "Stolpersteine Burghaun" eingerichtet, auf das Spenden zur Durchführung des Projektes erbeten werden. Die Bürgerstiftung stellt eine Spendenbescheinigung aus verbunden mit einer Bestätigung durch die "Initiative Stolpersteine in Burghaun". Überweisen Sie bitte Ihre Spende auf folgendes Konto: Sonderkonto "Stolpersteine Burghaun", Kontonummer 100016802, Raiffeisenbank Burghaun, BLZ 52069013. Weitere Informationen gibt es unter:
http://www.burghaun.de ("Aktuell" oder Icon "Spuren Jüdischen Lebens") und
http://stolpersteine-burghaun.jimdo.com |
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März 2011:
Schüler auf den Spuren der jüdischen Geschichte
in Burghaun |
Artikel von Sabine Burkardt in der "Hünfelder Zeitung" vom 3.
März 2011 (Artikel):
"Grundschüler auf Rundgang durch jüdische Geschichte
Burghaun Die Kinder der Klasse 4b der Ritter-von-Haune-Schule haben zusammen mit den Initiatoren der Burghauner Stolpersteine, Elisabeth Sternberg und Josef Staufer, einen Rundgang durch die jüdische Geschichte Burghauns
unternommen...". |
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März 2011:
Im Zusammenhang mit der "Stolpersteine"-Verlegung
in Kempten: Erinnerung an den aus
Burghaun stammenden Käsegroßhändler Louis Victor |
Artikel in der "Allgäuer Zeitung" vom 17. März 2011 (Artikel):
"Nationalsozialisten schickten Käsegroßhändler Louis Victor ins KZ
'Sie sind unangenehm aufgefallen'
Die Initiative Stolpersteine für Kempten und Umgebung verlegte in der Stadt bislang 21 Gedenksteine für NS-Opfer. Diesmal stellen wir das Schicksal des jüdischen Kaufmanns Louis Victor vor. Die Familie stammte aus
Burghaun im Kreis Fulda. 1905 lebten 163 Juden in dem kleinen Ort mit 1252 Einwohnern. Die Brüder Samuel und Louis Liebmann Victor entschlossen sich, ihr Glück im Allgäu zu suchen..."
S |
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April 2011:
In Burghaun werden im September 2011 und im Mai
2012 "Stolpersteine" verlegt |
Artikel von "vic" in der
"Fuldaer Zeitung" vom 13. April 2011 (Artikel):
"Erste Stolpersteine werden im September verlegt
Burghaun Die Mitglieder der 'Initiative Stolpersteine in Burghaun' sind mit dem Verlauf des Projektes bislang sehr zufrieden. Zahlreiche Menschen hätten Geld gespendet, einen Stolperstein gesponsert und eine Patenschaft in Erinnerung an einen bestimmten Menschen übernommen..."
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Juni 2011:
Beitrag über Elisabeth
Sternberg-Siebert |
Artikel von Victoria Bott in der "Fuldaer Zeitung" vom 3. Juni
2011 (Artikel):
"Burghaunerin erforscht die jüdische Geschichte der Region.
Burghaun Elisabeth Sternberg-Siebert fühlt sich wohl in Burghaun. 'Für mich ist es hier perfekt, es ist meine
Wahlheimat', betont die 73-Jährige. Seit über 20 Jahren begibt sie sich auf Spurensuche der jüdischen Geschichte. Im September sollen nun Stolpersteine als Erinnerungen an die Opfer der NS-Zeit in Burghaun verlegt werden..." |
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August / September
2011: "Stolpersteine" werden
verlegt |
Artikel von "sam" in der
"Fuldaer Zeitung" vom 24. August 2011: "Hünfeld.
Erinnerung an Nazi-Opfer: Verlegung der Stolpersteine Ende September"
(Link
zum Artikel). |
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September 2011:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" |
Artikel in der "Fuldaer Zeitung"
vom 23. September 2011: "Stolpersteine erinnern auch an die
Geschwister Strauß.
Burghaun. Mehr als 50 Juden aus Burghaun wurden zu Opfern des
NS-Regimes. Damit diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten, werden am
Dienstag, 27. September, die ersten von insgesamt rund 30 Stolpersteinen
in der Marktgemeinde verlegt. Auch Marga und Manfred Strauß wird mit den
Stolpersteinen gedacht.
(Link
zum Artikel). |
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Artikel in der "Fuldaer Zeitung"
vom 27. September 2011: "Die ersten Stolpersteine sind
verlegt.
Burghaun. Die ersten 15 Stolpersteine sind am Dienstag in Burghaun
verlegt worden. Auf Wunsch der Initiative 'Stolpersteine in Burghaun'
sollte es keine Veranstaltung im festlich geschmückten Raum, abgeschirmt
von störender Umgebung sein, sondern mitten im Alltag
stattfinden..."
(Link
zum Artikel). |
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März 2012:
Die zweite Verlegung von
"Stolpersteinen" wird vorbereitet |
Artikel in den "Osthessen-News"
vom 8. März 2012: "Zweite Verlegung von Stolpersteinen mit
Begleitprogramm wird vorbereitet.
Burghaun. Die zweite Verlegung von Stolpersteinen in Burghaun rückt
näher. Am Dienst nach Pfingsten, am 29. Mai beginnt sie um 9 Uhr an der
Ecke Ringstraße/Buchenweg. Der Künstler Gunter Demnig wird diesmal an
zehn Stellen 25 Steine zum Gedenken an Nazi-Opfer aus Burghaun verlegen.
24 für jüdische Burghauner Mitbürgerinnen und Mitbürger, deren Leben
im Alter von 1 bis 82 Jahren ausgelöscht worden
ist..."
Link zum
Artikel |
Artikel in der "Hünfelder
Zeitung" vom 11. März 2012: "Neue Stolpersteine für
Nazi-Opfer in Burghaun".
Link
zum Artikel |
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September 2012:
Dritte Verlegung von "Stolpersteinen"
in Burghaun |
Artikel von Sophia Steube in der
"Fuldaer Zeitung" vom 6. September 2012: "Fünf Stolpersteine für Familie Stern verlegt.
Burghaun Bereits zum dritten Mal sind am Mittwoch in Burghaun Stolpersteine verlegt worden. Damit soll an fünf weitere ehemalige jüdische Bürger aus Burghaun erinnert werden. Familie Stern fiel den Verbrechen während der NS-Zeit zum Opfer..."
Link
zum Artikel |
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Oktober
2013: Ein "Spendenkelch" kam
zurück nach Burghaun |
Artikel von Elisabeth
Sternberg-Siebert in den Osthessen-News vom 30. Oktober 2013 (Link
zum Artikel):
"Nach Jahrzehnten wieder in Burghaun zurück ...
BURGHAUN - Etwa Mitte September entdeckte ich im Internet die Abbildung eines Gegenstandes, der bei einer Auktion in Jerusalem im Juni 2013 verkauft worden war, aber von dem Käufer, einem Kunsthändler, erneut angeboten wurde. Michael Ambinder in New York, Urenkel von David und Jenny Nußbaum, die mit ihrer Familie einst in der Ringstraße wohnten, hat mich dankenswerter Weise auf dieses außergewöhnliche Objekt aufmerksam gemacht. Die Rede ist von einem silbernen Spendengefäß aus der Burghauner Synagoge, welches am 13./14. November 1910 zur Einweihung des neuen Gotteshauses der jüdischen Gemeinde vom Festausschuss gestiftet wurde.
Der Anblick der Spendenschale mit seiner an die Synagogenweihe erinnernden Inschrift hat mich geradezu elektrisiert und total in Aufregung versetzt, und ich war der festen Überzeugung, dass man versuchen müsse, dieses Stück für Burghaun zu erwerben. Die Gelegenheit dazu schien einmalig zu sein. Vor meinem geistigen Auge sah ich den Kelch schon im "Museum Haus Hölzerkopf" alle Blicke auf sich ziehen, und ich informierte umgehend unseren Bürgermeister. Herr Hohmann war sofort Feuer und Flamme, und auch die zuständigen Gemeindegremien stimmten dem Ankauf des Spendengefäßes ohne langes Zögern zu und stellten dafür 2.000 Euro bereit.
Natürlich war es nicht sicher, ob wir den Zuschlag erhalten würden, da es noch weitere Interessenten gab. Ich selbst habe mit dem Auktionshaus via Internet auf Englisch verhandelt, und es ist mir nach einigem Hin und Her gelungen, den Leiter der Auktion davon zu überzeugen, dass die Almosenschale aus historischen Gründen in seinen Herkunftsort zurückkehren sollte. So erhielt die Marktgemeinde Burghaun letztendlich den Zuschlag!
Da der Bürgermeister gerade im Urlaub weilte, als das Päckchen aus Israel eintraf, musste die "charity box" zunächst noch ein paar Tage im Tresor verbringen. Doch am Dienstag, dem 29. Oktober war es dann soweit: Die Umstehenden schauten gespannt zu, wie Alexander Hohmann begann, den geheimnisvollen Gegenstand vorsichtig aus der Verpackung zu lösen. Würde die Beschreibung des Auktionshauses in Jerusalem zutreffen und das Gefäß die weite Reise unbeschadet überstanden haben? - Und wirklich: Ein prächtiges, reich verziertes und etwa 23 Zentimeter hohes Silbergefäß, mehr als 100 Jahre alt, kam zum Vorschein. Andächtiges Staunen und Schweigen herrschte für eine Weile in der Amtsstube angesichts dieses glänzenden Zeugnisses jüdischer Kulturgeschichte in Burghaun, ehe man wieder zur alltäglichen Routine zurückkehren konnte. Drei Inschriften zieren das Gefäß: Eine hebräische (Datum 1910 in hebräischen Großbuchstaben) und zwei deutsche. Letztere lauten:
'Zur Erinnerung an die Synagogen Einweihung Burghaun 13/14. XI. 1910 – gestiftet vom
Festausschuss.'
Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Spendenbehälter um den 1927 bei einem Einbruch in die Synagoge entwendeten "Almosenkasten" handelt (Der Israelit vom 30. Juni 1927,
http://www.alemannia-judaica.de/burghaun). Offen ist auch, wie das gute Stück nach Israel kam. Diesen spannenden Fragen wird man auf jeden Fall nachgehen. Ob sie zu beantworten sind, ist allerdings ungewiss, vorerst kann nur spekuliert werden. Jedenfalls ist der Marktgemeinde Burghaun zum Ankauf des Silbergefäßes ausdrücklich zu gratulieren. Hat sie doch mit diesem Erinnerungsstück ein einmaliges und authentischen Exponat und einen eindrucksvollen Blickfang für ihre zukünftige Judaica-Abteilung im
'Museum Haus Hölzerkopf' in der Moorstraße erworben.
Einst hatte das kostbare Silbergefäß seinen Platz in der Synagoge in der Ringstraße, und die Gottesdienstbesucher legten - vermutlich bei besonderen Anlässen - ihre Opfergaben hinein. In Zukunft kann dieser geschichtsträchtige Kelch natürlich nur im Burghauner Museum stehen und an die Synagoge und die ausgelöschte jüdische Gemeinde erinnern. Denn deren gerade mal 28 Jahre altes Gotteshaus ging in den Flammen des Judenhasses unter und brannte vor 75 Jahren am Morgen des 10. November 1938 bis auf die Außenmauern nieder. Jenes Tages wird die Marktgemeinde Burghaun auch in diesem Jahr wieder mit einer Feierstunde im Schlosshof am Sonntag, dem 10. November um 11.30 Uhr gedenken. Bei dieser Gelegenheit wird auch die Almosenschale zu besichtigen sein (Elisabeth Sternberg-Siebert)."
Hinweis: Link
zum Artikel in der Website von Elisabeth Sternberg-Siebert (mit Fotos
von Christiane Fuchs und Elisabeth Sternberg-Siebert) |
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Januar 2020:
Die "Stolpersteine" werden
gereinigt |
Artikel in der "Fuldaer Zeitung"
vom 29. Januar 2020: "Zum Holocaustgedenktag: 'Omas gegen Rechts' putzen
Stolpersteine in Burghaun
Burghaun. Zum Holocaustgedenktag, 27. Januar, hatte 'Pulse of Europe' auf
Facebook zum europaweiten Putzen von Stolpersteinen aufgerufen. Zahlreiche
Menschen sind dem Aufruf gefolgt, so auch die Fuldaer 'Omas gegen Rechts',
die in Burghaun geputzt haben. Am 27. Januar 1945 wurde das
Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Auf
Facebook rief 'Pulse of Europe' deshalb mit folgenden Worten zum
europaweiten Putzen von Stolpersteinen auf: 'Zu spät für zu viele
Menschenleben. Heute können wir den Opfern des Holocaust nur noch gedenken,
den Überlebenden Respekt entgegenbringen und versprechen, dass wir unser
Möglichstes tun, dass es nie wieder so weit kommt. Demnigs Stolpersteine
erhalten im Alltag das Andenken an ganz normale Menschen – Menschen wie du
und ich. Toleranz, das Akzeptieren unserer Verschiedenheiten ohne Angst,
Hass oder Missgunst sind die Voraussetzung für eine bessere Zukunft – in
Europa und überall in der Welt.'
50 Stolpersteine glänzen wieder. Wie es in einer Pressemeldung heißt,
seien zahlreiche Menschen dem Aufruf gefolgt, am 27. Januar, dem
Holocaustgedenktag, die Namen der Holocaustopfer, die auf vielen der kleinen
Gedenksteine im Straßenpflaster an zahlreichen Orte kaum noch gut lesbar
sind, wieder sichtbar zu machen. Auch die 50 Stolpersteine in den Straßen
von Burghaun glänzen nun wieder. Die Fuldaer 'Omas gegen Rechts' haben die
Initiative ergriffen und eine Burghauner Putztruppe vor Ort mit Putzmitteln
unterstützt und ebenfalls geputzt.
Erinnerungen sollen wach gehalten werden. Die Fuldaer Omas und Opas
gegen Rechts hatten sich am Holocaustgedenktag zusammen mit einigen
Burghaunern engagiert, da es in Fulda bisher keine Stolpersteine gibt. Ihr
Wunsch war es, mitzuhelfen, dass die Erinnerung an die von den Nazis
verfolgten und getöteten Bürger wach gehalten wird."
Link zum Artikel |
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September 2024:
Die - inzwischen 52 -
"Stolpersteine" in Burghaun werden gereinigt |
Artikel in der "Osthessen-Zeitung.de"
vom 1. September 2024: "Reinigen der Stolpersteine – Geschichtsverein
Burghaun lädt ein
Burghaun (pm/pf) – Seit 1993 wird in Deutschland einmal im Jahr auf
Initiative der Deutschen Stiftung Denkmalschutz der Tag des offenen Denkmals
veranstaltet. Auch in diesem Jahr öffnen bundesweit zu diesem Anlass über
3500 Denkmale am 8. September.
Der Geschichts- und Kulturverein Burghaun ruft in diesem Rahmen zum
gemeinsamen Reinigen der 52 Burghauner Stolpersteine auf. Die kleinen
Gedenktafeln erinnern an Jüdinnen und Juden sowie Menschen, die aufgrund von
psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen in der Zeit des
Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. In der Regel verlegt an
den letzten Wohnorten der Menschen, erinnern die Stolpersteine an die
individuellen Lebensgeschichten der Verfolgten.
Treffpunkt zum gemeinsamen Reinigen ist um 15 Uhr am Kirchplatz in Burghaun.
Das benötigte Material wird vom Verein gestellt. Das Gemeindemuseum samt
Dauerausstellung, Eiskeller und Museumscafé ist an diesem Tag ebenfalls von
15 bis 18 Uhr geöffnet. Alle Helfenden sind im Anschluss an die
Reinigungsaktion herzlich zu Kaffee, Kuchen und gemeinsamen Austausch in das
Museum eingeladen."
Link zum Artikel
Stolpersteine in Burghaun: -
https://izi.travel/de/06be-stolpersteine-in-burghaun-zur-erinnerung-an-die-opfer-des-ns-terrors/de
- vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Burghaun
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 104-105 |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 31. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 393-394. |
| Elisabeth Sternberg-Siebert: Jüdisches Leben im
Hünfelder Land - Juden in Burghaun. Petersberg 2001. Auszüge
online. |
| dies.
(Neuauflage): Jüdisches Leben im Hünfelder Land: Juden in Burghaun.
Verlag Michael Imhof, Petersberg 2008. ISDN 978-3-932526-14-5 (2. erweitere
Auflage). 320 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. 22.00 € Weitere
Informationen auf pdf-Datei.
vgl. auch Website von
Elisabeth Sternberg-Siebert mit Seiten zur jüdischen Geschichte in
Burghaun. |
| dies.: Jüdisches Leben im Hünfelder Land - Die Familie
Joseph Strauss in Hünfeld / Jewish Life in the County of Huenfeld - The
Joseph Strauss Family in Huenfeld. Verlag Parzeller. Fulda 2006,
zweisprachig mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-7900-0387-1.
15.80 €
vgl. auch Website von
Elisabeth Sternberg-Siebert. |
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Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda.
hrsg. von Michael Imhof. Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
Erschienen im Michael Imhof Verlag
Petersberg 2011.
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2
(D) 44,00 € CHF 62,90 (A) 45,25 €.
Zu Burghaun Beitrag von Elisabeth Sternberg-Siebert S. 284-290. |
| Michael
Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90.
Erschienen im Michael Imhof-Verlag.
Informationsseite
zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und
Vernichtung. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Burghaun
Hesse-Nassau. Established in the 17th century, the Jewish community ran an
elementary school (167-1933), numbered 176 (15 % of the total) in 1885, and
dedicated a new synagogue in 1910. By 1933 the community had dwindled to 112.
Torah scrolls were removed from the synagogue before a mob burned it to the
ground on Kristallnacht (9-10 November 1938). Most of the remaining Jews
were deported (1941); at least 26 perished in the Holocaust.
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