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Friedhöfe in der Region"
Zu den
Friedhöfen im Regierungsbezirk Schwaben
Buttenwiesen (Landkreis
Dillingen a.d. Donau)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite
zur Synagoge in Buttenwiesen (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Zunächst wurden die Toten der Gemeinde auf dem nicht mehr bestehenden
Friedhof in Burgau beigesetzt. Der jüdische Friedhof in Buttenwiesen
wurde bereits 1633 angelegt. Er liegt unmittelbar neben dem christlichen
Friedhof des Ortes. Vom christlichen Friedhof aus besteht ein direkter Zugang.
Zwischen den beiden Friedhöfen befindet sich als Abgrenzung eine Hecke. Auf den
anderen drei Seiten ist der Friedhof mit einer Mauer umgeben. Die
Friedhofsfläche des jüdischen Teiles umfasst heute 19,04 ar. Es sind keine
Grabdenkmäler mehr aus dem 17. und 18. Jahrhundert vorhanden. Möglicherweise
waren sie aus Holz und verschwanden dadurch im Laufe der Zeit. Vielleicht
wurden die alten Gräber auch (Ende des 18. Jahrhunderts?) mit einer Erdschicht
zur Neuanlage von Gräbern bedeckt und befinden sich heute unter den Gräbern
des 19./20. Jahrhunderts. Das frühere Tahara-Haus ist erhalten und wird als
Garage des Hauses Marktplatz 4 benutzt. Von den erhaltenen Grabsteinen sind im südlichen Teil des Friedhofes solche aus der Zeit der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. Im östlichen Drittel sind die Gräber aus der Zeit der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der übrige, nordwestliche Teil (links
vom Eingang aus) ist mit den jüngeren Gräbern belegt.
Texte zur Geschichte des Friedhofes
1. Ludwig Mayer: Artikel "Jüdische
Friedhöfe in Schwaben". In: Jüdische Rundschau Nr. 97/1935 vom 3.12.1935 S. 6 |
In der gleichen Zeit, in der der Friedhof in Kriegshaber angelegt wurde,
entstanden auch die jüdischen Friedhöfe in Buttenwiesen (etwa 1632) und
Binswangen (etwa 1663); offenbar waren für die Errichtung auch dieser beiden
Friedhöfe die durch den Dreißigjährigen Krieg geschaffenen Verhältnisse
maßgebend, die die bisherige Benützung des damaligen jüdischen
Zentralfriedhofes für Mittelschwaben in Burgau seitens der vielen jüdischen Gemeinden
ohne eigenen Friedhof nicht zuließen. Beiden Friedhöfen ist gemeinsam, dass im
Laufe ihrer Geschichte auch ihr Bestand umkämpft war, da die benachbarten
Grundherren wiederholt Eigentum oder sonstige Rechte an ihnen beanspruchten.
Schließlich konnten die Judengemeinden Buttenwiesen und Binswangen trotz
großer finanzieller Opfer die Erhaltung ihrer Friedhöfe bis in unsere Zeit
sichern.
Bei dem Friedhof in Buttenwiesen ist vor allem bemerkenswert, dass er -
im Gegensatz zu den sonst stets außerhalb der Ortschaften liegenden jüdischen
Landfriedhöfen - direkt neben der Ortssynagoge liegt. Auf die große Armut der
in früheren Jahrhunderten in Buttenwiesen lebenden Juden weist vor allem der
Umstand hin, dass früher eine sehr große Anzahl von Holzgrabmälern vorhanden
waren, von denen allerdings nur mehr eines bis zur Gegenwart vorhanden ist.
Der jüdische Friedhof in Binswangen [Text siehe dort].
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2. Louis Lamm: Die
jüdischen Friedhöfe in Kriegshaber, Buttenwiesen und Binswangen. Ein
Beitrag zur Geschichte der Juden in der ehemaligen Markgrafschaft Burgau.
Berlin 1912 (Verlag von Louis Lamm). S, 14-16. Kopien erhalten von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries |
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"Buttenwiesen. Der
Buttenwieser Friedhof ist 1632 oder 1633 angelegt. Das älteste auf ihn
bezügliche Schriftstück ist ein Bericht des Untervogts Mathes Jaser in
Lauterbach an die Deutsch-Ordens Kommende in Donauwörth vom 10. Februar
1632 (siehe Anlage IV). Der Lauterbacher Vogt macht seinem Vorgesetzten
die Mitteilung, dass in Buttenwiesen ein Kind gestorben ist, dessen Leiche
der Kriegszeiten halber nicht nach Burgau gebracht werden kann. Die Juden
wollten nun einen Friedhof anlegen. Einen Platz dazu besaßen sie. Die
christliche Gemeinde forderte trotzdem 150 Gulden für das Begräbnisrecht
oder zwei Gulden für jede künftige Grabstätte. Man einigte sich
schließlich dahin, dass für jede Begräbnisstätte 1 Gulden zu bezahlen
sei. Allerdings beschwert sich die Deutsch-Ordens Kommende in Donauwörth
schon 1697 bei der Markgrafschaft Burgau, dass die Juden diesen Gulden
nicht mehr zahlen. Die Juden umgaben den Friedhof mit einer Hecke. Nicht
allzu lange sollten sie sich des ungestörten Besitzes ihres
Begräbnisplatzes erfreuen, denn etwa 20 Jahre später meldete sich Graf
Johann Jakob von Zeil Waldburg mit der Angabe, dass der Friedhofsplatz
sein Eigentum sei. Auch mit ihm mussten sich die Juden einigen. Sie
zahlten nochmals 22 Reichstaler, wofür der Friedhof nun ihr unantastbares
Eigentum sein sollte. Das war im Februar 1659. Die
Original-Kaufbestätigung des Grafen Johann Jakob von Zeil-Waldburg
befindet sich im Besitze der Israelitischen Kultusgemeinde Buttenwiesen.
Wenn die Juden nun glaubten, für alle Zeigen unbehelligt zu sein, so war
das ein Irrtum. Nachdem Graf Zeil durch Vermittlung von Stadtschreiber
Michael Augustein in Donauwörth sein Geld erhalten hatte, meldete sich am
5. Juli 1659 die Donauwörther Reichs-Almosenpflege, die den Zehent von
jenem Grundstück zu beanspruchen hatte. Er betrug 2 1/2 Metzen Roggen pro
Jahr. Die Forderung lautete zunächst auf 26 Jahre rückwirkend (also
1633). Wieder einigten sich Juden. Statt für 26 verflossene Jahre zahlten
sie die Hälfte, also für 13 Jahre; sie verpflichteten sich für die
Zukunft, jährlich 2 1/2 Metzen Roggen zu liefern.
Die Christengemeinde nahm für sich das Recht in Anspruch, das auf dem
Friedhof wachsende Gras zu mähen. Am 24. April 1803 zahlten die Juden der
Christengemeinde 60 Gulden und 2 Reichstafel 'Leihkauf zum Vertrinken' als
Abfindung für dieses Recht. Auch darüber besitzt die Israelitische
Kultusgemeinde eine Original-Urkunde, unterschrieben vom Burgauischen
Gerichtsvogt Samastra.
Im Laufe der Zeiten waren mehrmals Vergrößerungen des Friedhofes
notwendig. Vielfach waren früher die Grabdenkmäler aus Holz. Da die
Buttenwieser Juden während des 17. und 18. Jahrhunderts mit wenig
Ausnahmen sehr arme Leute waren, dürften sie meist solche
Holzgrabdenkmäler, die höchstens 100-120 Jahre Stand hielten, benutzt
haben. Aus diesem Grund sind auch keine alten Grabsteine auf dem Friedhof.
Die ältesten, welche vorhanden sind, rühren aus der Mitte des 18.
Jahrhunderts her (Anmerkung: Mein seliger Bruder Heinrich Lamm hat vor
etwa 20 Jahren die Grabsteine im Verein mit Jakob Sänger aufgenommen; sie
sind in einem Buche eingetragen).
Durch die Tradition ist bekannt, dass die Franzosen, als sie am 19. August
1796 nach Buttenwiesen kamen, auf dem Friedhof Zelte aufschlugen und dort
ihre Feldküche errichteten.
Dem Pfarrer hatten die Buttenwieser Juden für jede Leiche, die am
Pfarrhause vorbei getragen wurde, einen silbernen Löffel zu geben
(Kreisintelligenzblatt von Schwaben und Neuburg vom 9. Januar 1839)." |
Lage des Friedhofes
Hinter der ehemaligen Synagoge Schulplatz
6
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
Historische Aufnahmen
(Fotos: Dr. Ludwig Mayer, Augsburg 1935; veröffentlicht in:
Artikel "Jüdische Friedhöfe in Schwaben. In: Jüdische Rundschau Nr.
97/1935 vom 3.12.1935 S. 6)
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Das 1935 einzige noch
erhaltene Holzgrabmal
auf dem Friedhof Buttenwiesen |
Blick vom Friedhof
auf die
Synagoge 1935 |
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Neuere Fotos:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 1.9.2004)
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Eingangstor - vom Friedhof
aus
gesehen |
Blick vom Friedhof zur
ehemaligen Synagoge (links) und der
ehemaligen Mikwe (rechts) |
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Teilansichten des
Friedhofes: die Inschriften der Grabsteine sind entgegen der meist
üblichen Tradition nach Westen ausgerichtet.
Vermutlich wurde dies in
Buttenwiesen so entschieden, damit die Inschriften vom Eingangsbereich aus
lesbar waren. |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Ein offensichtlich wenige Tage
vor dem
Friedhofsbesuch auf Grund der Verwitterung
zerborstener Grabstein. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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