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Baden-Württemberg
Durbach (Ortenau-Kreis)
Jüdische Geschichte / Jüdische Familien / Betsaal/Synagoge
(die Seite wurde großenteils erstellt durch Beiträge
von Franz-Josef Müller, Arbeitskreis
der Heimatforscher Ortenau)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Durbach bestand eine jüdische Gemeinde bis zu ihrer
Auflösung am 14. Februar 1900. Ihre Entstehung geht in die Zeit nach 1700 zurück.
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1801 mit 106 Personen erreicht.
Danach ging ihre Zahl bereits zurück, sodass 1825 nur noch 38, 1875 21, 1900
zehn jüdische Personen am Ort lebten.
Hinweis: auch im benachbarten
Niederschopfheim gab es zeitweise einzelne jüdische Bewohner. So
werden 1533 die Juden Sallmo und Jakob, Juden zu Niederschopfheim in einem
Kaufbrief genannt: Quelle: GLA Karlsruhe 37 Nr. 3123, Urkunde einzusehen:
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1331345-1.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde Durbach eine Synagoge (s.u.), eine
Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der auch als Vorbeter tätig war (vgl. unten die Ausschreibungen der
Stelle von 1836 / 1843 / 1846). 1827 wurde die Gemeinde dem
Rabbinatsbezirk Schmieheim zugeteilt.
Die
jüdischen Haushaltsvorstände waren Händler, aber auch Metzger und Bäcker.
Sie hatten in Durbach zeitweise einen großen Anteil am Landhandel. An
ehemaligen jüdischen Wohnhäusern sind die Gebäude Tal 223 und 209
(abgebrochen) bekannt.
1933 war noch die jüdische Familie Moritz Bodenheimer / Albert Strauss am Ort (insgesamt acht Personen), die eine Bäckerei
innehatte, Sohn Julius Bodenheimer gehörte eine Schnapshandlung. Seit 1933
betrieben die Familien Bodenheimer und Strauß eine Hachschara in
Durbach (Ausbildungsstätte für junge jüdische Leute, die nach Palästina
auswandern wollten).
Von den in Durbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julius Bodenheimer (1890), Moritz Bodenheimer (1856),
Rachel Bodenheimer geb. Hirtz (1889), Rosa Bodenheimer geb. Bloch (1862), Albert
Strauss (1895), Max Wertheimer (1874), Regina Wertheimer (1872).
Zur
Geschichte der jüdischen Familien in Durbach
(Angaben erhalten vom Arbeitskreis der Heimatforscher 77654
Offenburg / Franz-Josef Müller; www.heimatforscher-ortenau.de)
a) Stammfamilie
Bodenheimer: die Linie des Bruders Hirschel Bodenheimer mit sechs Generationen
seit 1732:
Die Nachkommen der Brüder Hirschel und Jakob Bodenheimer
1. Hirschel Bodenheimer (geb. 1732-1817) und Jakobea Levi (geb.
1747-1837): Heirat vor 1782
Drei Kinder: Emanuel (geb. 1782-1850),
Heinrich (geb. 1781-1846), Lea (geb. 1790-1860, blieb unverheiratet)
2. Emanuel Bodenheimer und Johanna Bodenheimer (geb. 1789-1860):
Heirat am 10. Mai 1815 mit Dispens
Sieben Kinder: Heinrich (geb. 1816-1872), Hirschel
(geb. 1817-1895), Lazarus (geb. 1819),
Barbara (geb. 1822-1838), Leopold
(geb. 1825), Jakob (geb. 1828-1917), Sarah (geb. 1832).
3. Hirschel Bodenheimer, Bäcker und Elker Hirschfelder (gest.
1894, aus Nonnenweier): Heirat am 17. Juni 1845 in Nonnenweier
Acht Kinder: Jakob (geb. 1847-1870), Fanny (geb. 1848),
Pauline (geb. 1850-1851), Emanuel (geb. 1852-1853),
Wilhelmina (geb. 1854), Moritz
(geb. 1856), Bertha (geb. 1858), Salomon (geb. 1860)
4. Moritz (Mauritius) Bodenheimer, Bäcker
und Rosa Bloch (geb. 1862): Heirat am 17.
Mai 1888 in Offenburg
Sieben Kinder: Julius Bodenheimer
(geb. 1890, verh. mit Rachel Hirtz, vgl.
Dokument unten), Karl,
Hermann, Sophie,
Elsa verh. Strauss (geb.
1896), Hilda, Alfred genannt Freddie.
zu Moritz Bodenheimer und seine
Bedeutung für den Musikverein Durbach weitere
Informationen.
5. Elsa Bodenheimer und Albert Strauss,
Bäcker: Heirat am 29. Mai 1929
Drei Kinder: Edi/Eduard Strauss, Bella Strauss (gest. 1936),
Martha, Susanna Strauss (gest. 1937).
1. Jakob Bodenheimer (geb. 1738-1827) und Bäßle Lazarus (geb.
1752-1816): Heirat vor 1770
Drei Kinder: Levi (geb. 1770-1848, blieb
unverheiratet), Israel (geb. 1777), Johanna (geb. 1789-1860)
2. Israel Bodenheimer, der Vorsteher (geb. 1777-1847) und Lina
Bodenheimer (geb. 1784-1851): Heirat vor 1809
Acht Kinder: Sarah (geb. 1809-1822), Clara (geb. 1813-1816), Josef
(geb. 1814), Bäßle (geb. 1817-1847),
Hirschel (gest. 1819), Johannes (geb.
1822), Maria Anna (gest. 1824), Carolina (geb. 1825)
3. Josef Bodenheimer, der Metzger und Theresia Wolf (gest. 1850),
Heirat in 1. Ehe am 6. Dezember 1842
Heirat in 2. Ehe am 13. Februar 1851 mit Theresia Haberer
Fünf Kinder: Lea (geb. 1851), Israel (geb.
1853-1921), Barbara (geb. 1855-1857), totgeborenes Mädchen (1856), Pauline
(geb. 1857)
4. Israel Bodenheimer (Inhaber des ehem. Möbelhauses Bodenheimer in
Offenburg) und Fanny Hauser (geb. 1856-1936)
Drei Kinder: Lina (geb. 1888, verheiratete Weißenberger,
ausgewandert 1939), Berthold (geb. ?), Franz Josef
Bodenheimer (geb. 1890)
Weiterer Hinweis zur Familie Bodenheimer 1792:
Elias Hayum Bodenheimer.
In den Ortsakten Durbach - Findbuch 229: Urkunde 229 / Nr. 15160 (Protokolle
vom 8. Juni, 23. Juni und 30. Juni 1792) wird Elias Hayum (Bodenheimer)
aus Durbach genannt. Er ist am 3. Juni 1739 in Durbach geboren, war als
Handelsmann unterwegs, verheiratet und bat mit einer Vermögensprüfung um
Schutzannahme in Bühl. Elias Bodenheimer starb in Bühl am 23. Februar 1814 ein Elias Bodenheimer.
Er wurde tags darauf im jüdischen Friedhof in
Kuppenheim beigesetzt, Quelle:
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-440637-3
Die mit Farbe
hervorgehobenen Personen sind in der NS-Zeit ermordet worden.
Ergänzendes Dokument zur Familie Bodenheimer
Geschäftliche
Karte der Edelbranntweinbrennerei
von Julius Bodenheimer in Durbach (1931)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
|
|
Es handelt sich um eine Geschäftskarte der
Edelbranntweinbrennerei und Großhandlung Julius Bodenheimer, die am
9. November 1931 nach Waldshut versandt wurde. Julius Bodenheimer ist am
24. September 1890 in Durbach geboren (zur Familie siehe oben). Seine Frau
Rachel geb. Hirtz ist am 17. Januar 1889 in Colmar/Elsass geboren. Beide wurden
mit weiteren Angehörigen (siehe oben) in der NS-Zeit deportiert und
ermordet.
Das Ehepaar hatte einen Sohn: Alfred (Fredy) Bodenheimer, der in Israel
starb. Julius Bodenheimer war von August 1914 bis Dezember 1918 Kriegsteilnehmer im
Ersten Weltkrieg und kehrte mit den Auszeichnungen "Eisernes Kreuz II", der Badischen Verdienstmedaille und dem
Verwundeten-Abzeichen aus dem Weltkrieg zurück. Er war vom Gründungsjahr 1928 der
Durbacher Winzergenossenschaft an bis 1933 deren Geschäftsführer.
Quellen/weitere Informationen: https://www.geni.com/people/Julius-Bodenheimer/6000000003168921317
http://www.bo.de/lokales/offenburg/maria-jetzt-werden-wir-abgeholt
http://www.museum-durbach.de/heiteres-und-geschichtliches/ortsbeschreibungen/die-geschichte-der-durbacher-juden.html
|
b) Stammfamilie
Wertheimer.
Anmerkung zur Schreibweise des Namens: als Wertheim 1724 und Würtheimer 1815,
auch als Namensform Werdheimer im Jahre 1858.
Mitglieder der Ortsfamilie als Viehjuden in Gemeinde Nesselried, sind auch 1816
als Geldersheimer/Wertheimer vermerkt.
Kurze Übersicht der drei Linien
(Familienzweige) Wertheimer: insgesamt 50 Personen
1. Linie am Grohl: Hirschel geb. 1760, Sohn Samuel mit Heirat 1830
2. Linie im Hilsbach: Leopold 1781, Daniel 1833 und Leopold 1866
3. Weitere Linie: Vater Elias, und 2 Söhne geb. 1765 und 1768
ad 1. Durbach im Ortsteil Grohl: vor
1760 (Linie mit 2 Generationen, mit 18 Personen)
Vater Heinrich (Hirschel) Wertheimer (geb. 1757-1847, mit 90 Jahren) und Judith
Levi (geb. 1769-1842, mit 73 Jahren)
Heirat: vor dem Jahr 1803
7 Kinder: Samuel Wertheimer geb. 1803; Sarah
geb. 1807, Heirat 1843 mit Witwer Maier Wertheimer; Leopold, ledig (geb.
1809-1834, mit 25 Jahren); Maria Anna (Marianne) geb. 1811; Josef
Wertheimer geb. 1813; Johanna geb. Juni 1816; Helena, mit ‚unehelicher’
Tochter Barbara geb. Oktober 1839.
In der 2. Generation:
Sohn Samuel Wertheimer, Handelsmann geb. 1803 und Barbara (Babett) Bähr
Heirat: am 03. August 1830
5 Kinder: Sarah Wertheimer (gest.
1831, mit 8 Tagen); Leopold (gest. 1832, mit 14 Tagen); Maier Wertheimer geb.
Februar 1835; Helena (Jette) geb. 1836-1878 verh. mit Baruch Moch, Nonnenweier; Leonhard
Wertheimer geb. September 1838.
Sohn Josef Wertheimer, Metzger geb. 1813 und Rebekka Weil
Heirat: am 12. März 1845 in Schmieheim (Ehevertrag 1845)
2 Kinder: Hermann geb. März 1848; Samuel geb. 1846
ad 2. Durbach im Ortsteil Hilsbach:
vor 1781 (Linie mit 3 Generationen, mit 26 Personen)
Ein Löb (Löw) Wertheim, genannt 1724 im Ratsprotokoll Offenburg
Vater Leopold (Levi, Loeb) Wertheimer, der alt (gest. vor 1815) und Magdalena
(Madel) geb. Weil (geb. 1749-1817)
Heirat: vor 1781
5 Kinder: Samuel Wertheimer geb. 1781; Johanna, mit ‚unehelicher’ Tochter
Sarah geb. 1815; Meyer (Maier) Wertheimer
geb. 1785; Daniel Wertheimer geb.
1787; Leopold (Löw) Wertheimer der
jung (gest. 1824).
In der 2. Generation:
Sohn Samuel Wertheimer (geb. 1781-1864 mit 83 Jahren) und Gloria (Zipora)
Weil (geb. 1790-1852) aus Emmendingen
Heirat: am 03. Juni 1815
2 Kinder: Sohn geb. März 1820 (Totgeburt); Leopold geb. Januar 1821
Sohn Maier Wertheimer (geb. 1785-1866) und Babett (Brein) Hirsch (geb.
1793-1843) aus Schmieheim
Heirat: in 1. Ehe am 2. Januar 1833/Durbach
und Sarah Wertheimer (geb. 1807-1862), Tochter des Hirschel
Heirat: in 2. Ehe am 10. August 1843 (Ehevertrag 1843)
Sohn Daniel Wertheimer (geb. 1787-1868) und Regina (Rachel) Blum (geb.
1804-1850) aus Diersburg
Heirat: am 03.Januar 1833
5 Kinder: Leopold geb. September 1834; Ferdinand I. geb. im März 1836;
Magdalena geb. Januar 1838; Isidor geb. November 1840; Ferdinand II. geb. April 1841.
In der 3. Generation
Enkelkind Leopold Wertheimer geb. 1834, Sohn des Daniel und Sarah Blum
aus Diersburg
Heirat: November 1866 in Diersburg
4 Kinder: Max; Lazarus geb. August
1867; Julius geb. Oktober 1868; Helene geb. 1869
Enkelkind Ferdinand Wertheimer geb. 1841
und Hannchen Levi aus Rexingen
Heirat: am 05. Juni 1867 (Ehevertrag 1867)
1 Kind: Simon geb. Dezember 1867
ad 3. In Durbach weitere
Wertheimer-Linie (die Linie mit 2 Generationen, mit 5 Personen)
Ein Elias Wertheimer, aus Durbach, genannt 1730 und 1758 in Ratsprotokollen der
Stadt Offenburg
In der 2. Generation
Vater Elias Wertheimer, und Sarah Lorch (genannt im Jahre 1799, Abgaben für
Napoleonische Kriege)
Heirat: vor 1765
2 Kinder: Josef Wertheimer (geb. 1765-1841, mit 76 Jahren); Samuel Wertheimer,
ledig (geb. 1768-1846, mit 78 Jahren).
Weitere Familienmitglieder,
ohne Zuordnung: 1 Person
Helene Wertheimer, ledig geb. Mai 1790.
Durbacher
Viehjuden
in der Gemeinde Unternesselried
Vorbemerkung:
Protokollbücher (Quelle hier: Protokollbuch der Vogtei Unternesselried über
den Viehhandel) mit Viehverkäufen mit jüdischen Viehhändlern haben sich
nur selten erhalten und sind bei Entrümpelungsaktionen von Gemeindearchiven
gewöhnlich beseitigt worden. Der Viehhandel als Rechtsgeschäft zwischen
israelitischen Handelsleuten und den Einwohnern der Landgemeinden trugen
wesentlich zur wirtschaftlichen Belebung eines Dorfes
bei. Für Nesselried sind als Besonderheiten / Raritäten neben den
Pfandbüchern von Unternesselried als "Dorfbank" auch die
Kaufverträge des Viehhandels (als Tiermarkt) erhalten geblieben. Inhaltlich
ging es beim Handel im Zeitraum 1828 bis 1858 meist um Pferde mit Stuten und
trächtige Kühe, im Zeitraum 1858 bis 1862 meist um Milchkühe und Kälber.
1. Teil 1: Jahre 1828 bis 1858
Im Zeitraum ab August 1828 bis Februar 1858 treten in Unternesselried verstärkt
Landjuden aus Diersburg auf. Im Protokollbuch "Teil 1: 1828-1858" gibt
es Eintragungen ab Nummer 1-170. Unter Nummer 15 und 16 finden sich auch Bürger
aus Urloffen.
Israelitische Handelsleute: aus Durbach |
|
|
Israelitische Handelsleute: aus Diersburg |
|
Samuel Wertheimer |
1828 |
|
Salomon Bodenheimer |
1829 |
Leopold Wertheimer |
|
|
Meier Bodenheimer |
|
Emanuel Bodenheimer |
1834 |
|
Maier Weil |
1832 |
Josef Wertheimer |
1836 |
|
Benjamin Weil |
1833 und 1835 |
|
|
|
Kalmann Kahn |
|
|
|
|
- Salomon Bodenheimer, der Alte |
(wohl identisch mit dem o.g. 1829) |
|
|
|
Sohn des Salomon Bodenheimer |
1834 und 1836 |
|
|
|
|
|
Unternesselried: Viehkauf und Tauschprotokollbuch
- Kaufkontrakte der Jahre 1828-1836:
Nummer |
Datum |
Summe |
Verkäufer |
Käufer |
|
|
|
|
|
1828-1832: vor dem Vogt
Meidinger: |
|
|
1 |
01. August 1828 |
5 fl. 30 Kr. |
Tausch zwischen Andreas Künstle
und Samuel Wertheimer, Durbach |
3 |
26. Februar 1829 |
5 fl. 24 Kr. |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
Josef Panter (siehe Nummer 23/1833) |
5 |
13. April 1829 |
27 fl. |
Georg Kasper, Webermeister |
Leopold Wertheimer, Durbach |
8 |
13. Mai 1830 |
|
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
Josef Noll |
9 |
13. Mai 1830 |
35 fl. |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
Anton Sauer |
10 |
24. Juni 1830 |
|
Leopold Ernst |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
12 |
23. September 1830 |
30 fl. |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
Josef Künstle |
13 |
24. Oktober 1830 |
27 fl. |
Alois Meidinger |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
14 |
15. Dezember 1830 |
57 fl. |
Salomon Bodenheimer |
Josef Benz |
19 |
28. September 1832 |
|
Tausch zwischen Johann Geiler und
Meier Bodenheimer, Diersburg |
21 |
31. Juli 1832 |
6 Kronentaler |
Meier Weil, Diersburg |
Heinrich Ganter (siehe Nummer 29/1834) |
22 |
31. Juli 1832 |
|
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
Josef Benz (siehe Nummer 14/1830) |
|
|
|
|
|
1833-1839: vor dem
Bürgermeister Meidinger: |
|
|
23 |
28. August 1833 |
5 fl. 24 Kr. |
Tausch zwischen Josef II. Panter
und Salomon Bodenheimer, Diersburg |
24 |
04. November 1833 |
|
Benjamin Weil Handelsmann aus
Diersburg hat 1 Jahreszins bei Anton Danner abgeholt |
25 |
08. November 1833 |
12 Kronentaler |
Georg Henn |
Kalmann Kahn, Diersburg |
28 |
10. Juni 1834 |
29 fl. |
Emanuel Bodenheimer, Durbach |
Norbert Gumpp |
29 |
05. August 1834 |
25 fl. |
Sohn des Sal. Bodenheimer, Diersburg |
Heinrich Ganter (siehe Nr. 21 / 1832) |
32 |
24. Mai 1835 |
64 fl. |
Georg Henn (Nr. 25/1833) |
Benjamin Weil, Diersburg (siehe Nr. 24/1833) |
35 |
18. Februar 1836 |
|
Michael Ritter |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
36 |
15. März 1836 |
55 fl. |
Anselm Friedmann |
Josef Wertheimer, Durbach |
37 |
04. Mai 1836 |
11 fl. |
Sohn des Sal. Bodenheimer, Diersburg |
Johannes Lott |
|
|
|
|
|
Niederschrift in Unternesselried,
Handel mit Urloffen |
|
|
15 |
16. Dezember 1830 |
33 fl. |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
Lorenz Kiefer, aus Urloffen |
16 |
04. Juli 1831 |
18 fl. 54 Kr. |
Josef Sauer, Nesselried |
Thomas Trautmann, aus Urloffen |
|
|
|
|
|
38 |
09. Juni 1836 |
|
Tausch zwischen Kasimir Wittmaier,
Glasermeister aus Zimmern und Maier, dem Sohn des Salomon Bodenheimer,
Diersburg |
39 |
09. März 1837 |
33 fl. |
Anton Henn, eine Stute |
Liebmann Hammel, Neufreistett |
40 |
16. Mai 1839 |
50 fl. |
Josef Künstle, eine Kuh |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
ab 1840-1845: vor dem
Bürgermeister Künstle: |
|
|
41 |
22. Juli 1840 |
|
zwischen Leopold Ernst, Kauf
einer Kuh mit Zinszahlung und Maier Bodenheimer, Diersburg |
42 |
27. August 1840 |
|
Tausch einer Kuh mit Zinszahlung
zwischen Josef Noll und Maier Bodenheimer, Diersburg |
43 |
23. Juni 1841 |
36 fl. 26 Kr. |
Maier Bodenheimer, Diersburg |
Viktor Dienert, eine
Kuh |
44 |
17. November 1843 |
66 fl. |
Salomon Bodenheimer, Diersburg |
Georg Henn |
45 |
23. November 1843 |
54 fl. |
Georg Henn |
Salomon Haberer, von Grüßheim |
46 |
18. Januar 1844 |
|
Tausch einer Kuh mit Zinszahlung
zwischen Georg Künstle und Salomon Bodenheimer, Diersburg |
ab 1846 vor dem Bürgermeister
Gumpp |
|
|
50 |
06. Juli 1847 |
28 fl. |
Heinrich Bodenheimer, Durbach |
Josef Ganter, eine Milchkuh |
51 |
03. Februar 1848 |
36 fl. |
Norbert Gumpp |
Zehl Wertheimer, Bodersweier |
54 |
16. August 1848 |
|
Isaac Kahmann, Rheinbischofsheim |
Karl Ganter |
55 |
01. August 1849 |
|
Karl Künstle |
Lazarus Krailsheimer |
|
|
|
|
|
2. Teil 2: Jahre
1858-1862
Im Vieh-Kaufprotokollbuch der Gemeinde Unternesselried – angefangen den 22. März
1858 – gibt es folgende Eintragungen: insgesamt wurden 94 Viehverkäufe
(Milchkühe und Kälber) im Zeitraum ab März 1858 – 11. Januar 1862 getätigt.
Aus Durbach treten Mitglieder der Familie Bodenheimer und Wertheimer als
Viehjuden auf d.h. als Käufer (K) und Verkäufer (V). Heinrich Bodenheimer
(1816-1872) und Josef Wertheimer (geb. 1813) waren Metzger im Reb-Ort Durbach.
In der Aufstellung findet sich auch die Kaufsumme in Gulden (fl.). Die Herkunft
der Personen ist im Kaufprotokollbuch jeweils vermerkt: in der nachstehenden
Übersicht werden zunächst die Viehjuden aus Durbach genannt, danach die
Viehjuden (auch Bodenheimers) aus Diersburg
und (auch Wertheimers) aus Bodersweier!).
Nummer |
Datum |
Summe |
als Käufer |
Viehjuden aus Durbach (25
Einträge): |
|
|
6 |
21. Mai 1858 |
73 fl. |
Ferdinand Wertheimer |
15b |
27. Dezember 1858 |
60 fl. |
Joseph Wertheimer |
20 |
08. März 1859 |
60 fl. |
Jakob Bodenheimer |
21 |
dto. |
68 fl. |
Jakob Bodenheimer |
25 |
30. März 1859 |
5 fl. 2 kr. |
Leonhard Wertheimer |
43a |
06. Februar 1860 |
ohne |
Joseph Wertheimer |
43b |
08. Februar 1960 |
132 fl. |
Joseph Wertheimer |
46 |
08. März 1860 |
77 fl. |
Leonhard Wertheimer |
47 |
dto. |
132 fl. |
Leonhard Wertheimer |
48 |
26. März 1860 |
31 fl. |
dto. |
60 |
20. August 1860 |
30 fl. |
Joseph Wertheimer |
62 |
06. September 1860 |
54 fl. |
Jakob Bodenheimer |
69K |
12. November 1860 |
91 fl. |
Ferdinand Wertheimer |
70V |
dt. |
33 fl. |
Ferdinand Wertheimer |
72V |
07. Januar 1861 |
40 fl. |
dto. |
76V |
13. Februar 1861 |
24 fl. |
Jakob Bodenheimer |
80a |
01. März 1861 |
55 fl. |
Verkäufer Markus (Marx Wertheimer und
Käufer Jakob Bodenheimer |
80b |
05. März 1861 |
22 fl. |
Jakob Bodenheimer |
87V |
12. August 1861 |
27 fl. 30 Kr. |
Heinrich Bodenheimer |
88 |
23. August 1861 |
60 fl. |
Ferdinand Bodenheimer |
89K |
26. August 1861 |
33 fl. |
Heinrich Bodenheimer |
90 |
29. August 1861 |
1 fl 30 Kr. |
Ferdinand Bodenheimer |
92 |
30. Juli 1861 |
66 fl. |
Leopold Wertheimer |
93 |
04. November 1862 |
99 fl. |
Ferdinand Wertheimer |
Viehjuden aus Kehl-Bodersweier
(4 Einträge) |
|
|
17 |
07. Februar 1859 |
44 fl. |
Isidor Wertheimer |
68K |
11. Oktober 1860 |
113 fl. |
Sal. Wertheimer |
77K |
15. Februar 1861 |
74 fl. |
Salomon Wertheimer |
91 |
14. Oktober 1861 |
50 fl. |
Herz Wertheimer |
Hinweis auf Unternesselried (1
Eintrag) |
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32 |
09. August 1857 |
66 fl. |
Benjamin Haberer "von hier"
(Unternesselried) |
Viehjuden aus Diersburg
(3 Einträge) als Vater und Sohn; die beiden eröffneten 1862 in
Offenburg eine Eisenhandlung |
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37 |
03. März 1859 |
68 fl. |
Wilhelm Bodenheimer |
56 |
31. Mai 1860 |
48 fl. |
Maier Bodenheimer |
59 |
14. August 1860 |
70 fl. |
Maier Bodenheimer |
Ein Viehjude aus Rheinbischofsheim
(1 Eintrag) |
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65 |
01. Oktober 1860 |
130 fl. |
Leopold Krailsheimer |
Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Lehrers und Vorbeters (1836 /
1843 / 1846)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1836 S. 113 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Erledigte Stelle. Bei der
israelitischen Gemeinde Durbach ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 40 Gulden nebst freier Wohnung
sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen
verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge Schmieheim zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener
Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden.
Schmieheim, den 18. Januar 1836.
Großherzogliche Bezirks-Synagoge. J. Ginsburger." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 9. September 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Schmieheim. [Dienstantrag.]. Bei der israelitischen Gemeinde Durbach
ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Schmieheim zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Schmieheim, den 1. September 1843. Großherzogliche Bezirkssynagoge," |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 28. November 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Durbach ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 70 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Schmieheim zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden." |
Anzeigen jüdischer
Personen und Gewerbebetriebe
Anzeige von L. Wertheimer (1895)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. August 1895:
"Gesucht wir auf 15. August ein mit der Branntweinbranche
vertrauter junger Mann, Israelit, für Comptoir und Lager von
L. Wertheimer, in Durbach, Baden.
Gehaltsansprüche nebst Photographie sind erbeten." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Artikel aus "D'r alt Offeburger', der 'Zeitschrift der Heimatkunde für die
Offenburger in der Nähe und Ferne', Ausgaben vom 25. Oktober 1925 und vom 12.
September 1926 Artikel: "Aus dem Durbacher
Ghetto".
"Aus
dem Durbacher Ghetto. Es wurde kürzlich daran erinnert, dass die
Juden erst seit etwa 60 Jahren ein bürgerliches Heimatrecht zu Offenburg
erhielten. Unsere Stadtverwaltung in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderst machte nicht von der Ermächtigung des badischen
Organisationsedikts Gebrauch, das bei der Schaffung des Großherzogtums
von Napoleons Gnaden die Beseitigung der Judenabsonderung, des
Ghettolebens anstrebte. Erst der Geist der Demokratie, der nach der
badischen Revolutionszeit seinen Einfluss in der Kinzigkreisstadt geltend
machte, ging auch gegen diese mittelalterliche Rechtlosigkeit der
Wanderjuden vor.
In der Ortenau waren etliche Gemeinden seit Beginn des 19. Jahrhunderts
den israelitischen Familien als Kolonien des Heimatrechts zugewiesen, wo
die 'Schutz-Juden' einer verbürgten Sesshaftigkeit sich erfreuten. Es
geschah dies zu Rust, Schmieheim, Diersburg, im Hanauerlande und in
Durbach. aus diesem Rebland-Ghetto soll etwas Familiengeschichtliches
festgestellt werden. Wir benützen dazu die seit 1815 eingeführten
Aufzeichnungen im Standesbuch der Jüdischen Gemeinde Durbach, das im
katholischen Pfarrhofe daselbst geführt wurde, bis 1872 die bürgerliche
Beurkundung auf den Rathäusern geschah. Die Familien Bodenheimer und
Wertheimer waren im Ghetto am besten vertreten; ihre Nachkommen sind heute
in der Stadt Offenburg eingebürgert. Nicht mehr vertreten ist die
jüdische Gens Neuburger, zu deren Durbacher Linie wir heute folgenden
Stammbaum mitteilen.
Das standesamtliche Register der jüdischen Gemeinde Durbacher Gebietes,
das im katholischen Pfarrhofe ordnungsgemäß geführt wurde, verzeichnet
an erster Stelle am 11. Juli 1818 unter den geborenen Juden ein
uneheliches Kind Sara, das schon nach 17 Tagen seine irdische Laufbahn
abschloss. Seine Mutter war die ledige Katharina Neuburger, Tochter des
Durbacher Schutzjuden Josef Neuburger und der Heine Wertheimer. Die beiden
Schutzjuden, der 58jährige H. Wertheimer und der 34jährige Bodenheimer
waren Urkundspersonen. Der alte Neuburger Sepp ist 1832 nochmals
Großvater einer illegitim geborenen Enkelin geworden, als am Neujahrstage
christlicher Rechnung die ledige Tochter Johanna eine Regina gebar, die
nach 4 Tagen starb.
Aller guten Dinge sind drei: Am christliche Weihnachtstage 1833 gab
Neuburgers ledige Tochter Sara einem Mädele das Leben, das den Namen
Magdalena erhielt. Aus der Mitte des 18. Jahrhundert stammt dieser Josef
Neuburger, der zu Durbach im Tale wohnte und wahrscheinlich aus
Nordstetten bei Horb im Schwabenlande zu uns gekommen war. Derselbe war
mit der Haja Wertheimer aus Durbach verheiratet und ist dort am 28. April
1839 auf dem Judengottesacker beerdigt worden, nahezu 80 Jahre alt.
Aus dieser ehe entspross der Handelsmann Josef Neuburger. Er hielt am 10.
November 1842 die Hochzeit im Adlerwirtshause zu Elgersweier mit einer
Brauch aus Diersburg, der Karoline Kahn. Ihr Vater hieß Raphael Kahn; die
Mutter Babette war eine geborene Hofmann aus Diersburg. Zur Verheiratung
hatte das Oberamt Offenburg 'wegen extra parochiam (d.h. Aufenthalt
außerhalb des Kirchensprengels) Dispens erteilt.' Das |
Großherzogliche
Bezirks-Rabbinat in Schmieheim (K. Roos) nahm im genannten Gasthause die
Einsegnung vor; als Trauzeugen waren aus Diersburg mit der Braut
herübergekommen der Vorsteher der Judengemeinde Lemle Bodenheimer und der
Vorsänger Zadek Blum. Eine beglaubigte Abschrift der Heiratsurkunde wurde
darauf vom katholischen Pfarrer Valentin Stemmler in Durbach seinem
amtlich geführten israelitischen Standesregister einverleibt.
Nach fünf Monaten - am 21. April 1843 - kehrte der Storch beim Josef und
der Karoline zu Durbach im Tale ein und bescherte die Sophia Neuburger,
die später eine Bürgerin in unserer Amtshauptstadt wurde. Im Sommer 1845
bekamen die Durbacher schutzbürgerlichen israelitischen Eheleute den
Josef, im Februar 1850 den Raphael Neuburger.
Einen Eintrag mit rückwirkender Kraft vollzog am 8. Mai 1851 der
katholische Pfarrherr Stemmler im jüdischen Durbacher Geschlechterbuch:
'Nach erst heute gemachter Anzeige geboren: Regina Neuburger im Tale am 2.
April 1847, die uneheliche Tochter des verstorbenen Josef Neuburger und
der Henriette Wertheimer, Eheleute dahier, Sophia Neuburger im Tale,
geboren am 10. Dezember 1850, die uneheliche Tochter des verstorbenen
Josef Neuburger und der Henriette Wertheimer, Eheleute dahier.
Es gibt vielleicht einem Physiologen der Völkerkunde, etwa unserm
Landsmann, Prof. Dr. A. Basler, eine Anregung, nach den Ursachen dieser
illegitimen Geburten zu forschen. Solche kamen auch in anderen Familien
des Ghetto's vor. A.G." |
"Aus
dem Durbacher Ghetto II. Die Israeliten hielten am Donnerstag
Neujahrsfest, nach jüdischer Zeitrechnung lebt man heute anno 5687. Der
'Alte' benützte diesen Feiertag, um die Familienchronik der jüdischen
Mitbürgerschaft weiter zu führen (vgl. die Nummern 1363, 1369, 1370).
Aus der Kolonie der Durbacher Schutzjuden begegnet uns als erster
Patriarch
Judenvorstand Israel Bodenheimer. Der Familienname Bodenheimer ist,
seit die Kreishauptstadt an der Kinzig in den 60er-Jahren auch eine offene
Burg für die Landeskinder mosaischen Glaubens wurde, hier ein
allbekannter geworden. In dem berühmten Weinorte Durbach war vor über
110 Jahren der Vater Israel Bodenheimer der angesehene 'Barnes'. Der
jüdische Gemeindevorsteher war gemäß der badischen Verordnung von 1811
(bzw. 1817) dienstlich dem katholischen Ortsgeistlichen unterstellt. Im
zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts saß im Durbacher Pfarrhof der
gemütliche Johann Sebastian Reibelt. Dieser Geistliche führte das
örtliche Standesregister auch für die Judengemeinde. Seine Hilfsarbeit
war eine bescheidene.
Im Jahre 1815 geschah nur eine israelitische Trauung. Im Lenzmonat
verfertigte der katholische Priester die Urkunde verwandtschaftlicher
Eheschließung im Bethause:
'1815 den 10. Mai sind nach Angabe Israel Bodenheimers, Judenvorstandes
dahier, nach dem 2. Aufgebote im jüdischen Bethaus geschehen und über
den zweiten Verwandtschaftsgrad von weltlicher Obrigkeit dispensiert
worden, nach jüdischem Gebrauch ehelich kopuliert worden:
Emanuel Bodenheimer, 32 Jahre alt, des Hirschel Bodenheimer und der
Jakobäa Levi, hiesiger Schutzjuden ehelicher Sohn und
Hanna Bodenheimer, 22 Jahre alt, des Jakob Bodenheimer und der Bäßle
Lazarus, Schutzjuden dahier, eheliche Tochter.
Zeugen wurden angegeben Josef Neuburger und Samuel Wertheimer, Schutzjuden
zu Durbach.
Reibelt, katholischer Pfarrer dahier.'
Auch ein Kindlein kam vor 111 Jahren zur Welt. Über die Vermehrung
der Zahl Durbacher Ghettoschützlinge gab der christliche Priester
Sebastian folgenden amtlichen Eintrag:
'Nach Angabe des hiesigen Schutzjuden Samuel Bodenheimer ist den 19.
November früh 3 Uhr geboren Sara uneheliche Tochter der Johanna
Würtheimer, ehelichen Tochter des vorerstorbenen Levi Würtheimer,
Schutzjuden im Hilsbach und der Magdalena Weil.
Zeugen sind Samuel und Mayer Wertheimer, Brüder und Schutzjuden zu
Durbach im Hilsbach.'
Erstmals im Frühling 1816 hatte die kleine Gemeinde unter dem
Staufenberg zwei Sterbefälle zu beklagen. Der katholische Orts´pfarrer
fertigte folgende Urkunde an:
'Nach Angabe Israel Bodenheimers Juden-Vorstandes zu Durbach ist den 4.
April früh 4 Uhr gestorben Bäßle Lazarus 64 Jahre alt, Ehefrau des
hiesigen Schutzjuden Jakob Bodenheimer, und am 3ten Mittag 12 Uhr
begraben. Todeszeugen Herr Stabschirurg Edel dahier, 62 Jahre alt und
Hirschel Bodenheimer, 84 Jahre alt, Schutzjud dahier.' |
Zwanzig
Jahre nach dem Leid in der Jakob Bodenheimer'schen Familie trat auch im
Hause des damals 40jährigen Gemeindevorstandes Bodenheimer ein Trauerfall
ein: dem Vater Israel und seiner Lia wurde das dreijährige Mädele Clara
entrissen. Elf Monate später verschied der Nestor der Ghettogemeinde, der
85jährige Schutzjuden Hirschel Bodenheimer, der Gatte der Jakobine Levi.
Ihm folgte im Sommer 1817 die 68jährige Witfrau des Loeb Wertheimer,
Magdalena geb. Weil. Von dem 1818 verstorbenen Sprössling Neuburger wurde
in Nr. 1370 schon Mitteilung gemacht.
Für Reibelt beurkundete 1816 ein 'Administrator Jos. Imbery'. Im Sommer
1817 ist die Geburtsurkunde der Bäßle Bodenheimer, des
Gemeindevorsteherkindes, vom neuen Pfarrer Anstett unterschrieben. Aus ihr
ist zu entnehmen, dass der 79jährige Großvater Jakob B. 'der
zurückgelassene Witwer' der Bäßle Lazarus war. Neben ihm beurkundete
noch der 36jährige Emanuel B., der Vater beider Knäblein Hermann und
Lazarus, der Gatte der Johanna.
Für diesmal noch aus dem Jahre 1819, dessen Judenbuch zwei Geburten, eine
Trauung und keinen Todesfall verzeichnet, die Urkunde einer
Beschneidung:
1819, 10. November. Hirschel Bodenheimer. (Beschneidung von Jakob
Lederer, in Diersburg aufgestellten Beschneider.)
Sohn des Israel Bodenheimer und der Lia.
Zeugen: Paul Kahn, Rebekka Dukashaas, desselben Ehefrau von
Diersburg.
Jakob Bodenheimer von hier 81 Jahre alt.
Einen Monat zuvor ist der Lazarus Bodenheimer, Sohn des Emanuel und der
Hanna beschnitten worden.
Aus dieser Ghetto-Chronik ergibt sich die rasch gediehene
Bodenständigkeit der Bodenheimer im Durbachtale, deren Stamm hier bis
aufs Jahr 1738 zurückgeführt ist. G." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Die Gemeinde hatte von 1807/10 bis 1900 einen Betsaal im Anbau
eines auf dem heutigen Grundstück Grol Nr. 7 (Flurstück 137) stehenden
Wohnhauses eingerichtet. Dieses Gebäude wurde im 18. Jahrhundert von einer
nichtjüdischen Familie erbaut. Es wird erstmals 1799 in einem Kaufvertrag
genannt, als das Grundstück aus der Schuldenmasse des Vorbesitzers an den Küfermeister
Johannes Borho versteigert wurde. Am 27. August 1807 wurde ein
Kaufvertrag zwischen dem Ehepaar Borho und dem jüdischen Einwohner Joseph
Neuburger und seiner Ehefrau Hain geb. Wertheimer abgeschlossen. Vermutlich
wurde in dieser Zeit von der Durbacher Judenschaft ein Betsaal in diesem Haus
eingerichtet beziehungsweise angebaut. Unklar ist, warum mit Kaufvertrag vom 21.
August 1810 das Grundstück wieder von Neuburger an die Eheleute Borho zurückveräußert
wurde. Der Kaufpreis betrug insgesamt 678 Gulden 15 Kreutzer, wobei der
Durbacher Judenschaft insgesamt 356 Gulden 28 Kreuzer aus dieser Kaufsumme zu
bezahlen waren. Außerdem war damals noch ein Schutzgeld (vermutlich Gebühr für
die Einrichtung der Synagoge) an die Herrschaft Staufenberg in Höhe von 17
Gulden 26 Kreutzer zu bezahlen. Der Grundstücksbeschreibung in diesem Vertrag
ist zu entnehmen, dass eine "Synagoch" angebaut war. Am 2. Juni 1814 wurde die "einstöckige
Behaußung samt der 2stöckigen Synagoch, Platz und Garten" von den Eheleuten
Borho wiederum an Joseph Neuburger zurückveräußert. Der Kaufpreis betrug
jetzt 833 Gulden 20 Kreutzer. Offensichtlich konnte Neuburger den Kaufpreis
nicht voll erbringen, was zur Folge hatte, dass die Eheleute Borho das Anwesen
mit Synagoge am 11. Februar 1815 wieder an sich zogen beziehungsweise an den
Steinhauer Joseph Lauinger weiter veräußerten. In diesem Kaufvertrag wurde
bemerkt, dass "so lange die Juden-Synagoch bei dieser Behausung" steht, "der
vordere Kreuzstock am Gäbel nicht verbaut werden darf". Die Eheleute Lauinger
verkauften die Synagoge am 27. Februar 1815 wieder an die Durbacher Judenschaft,
welche von Israel Bodenheimer als dem Vorsteher der israelitischen Gemeinde
vertreten wurde. Das zum damaligen Grundstück gehörende Wohngebäude wurde
also nicht mitverkauft.
Erst mit Datum vom 11.
Januar 1900 liegt ein weiterer Grundstücksvertrag vor, nach dem der jüdische
Handelsmann Josef Bergheimer in Offenburg namens und in Vertretung der
Israelitischen Kultusgemeinde Offenburg zum 1. Januar 1900 2,92 ar Hofraite im
Gewann Thal-Grol mit darauf stehendem einstöckigen Wohnhaus mit Balkenkeller
und Stall, einschließlich bislang der Israelitischen Gemeinde gehörende oberen
Stock mit dem Betsaal für 200 Mark an den Durbacher Sattler Franz Xaver Männle
veräußerte. Letztmals wurde die Synagoge beziehungsweise der Betsaal in einem
Kaufvertrag zwischen dem Männle und dem Durbacher Schuster Josef Hettig
genannt, der das Anwesen am 11. Juli 1901 erwarb. Der Betsaal wurde damals (um
1900) schon einige Zeit nicht mehr benutzt, was nicht verwundert, da 1900 nur
noch zehn jüdische Einwohner am Ort lebten.
Das Gebäude Grol Nr.
7 ist erhalten und wurde zuletzt 2003 renoviert und umgebaut.
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt, für Hinweise
oder Zusendungen sind
wir sehr dankbar
(E-Mail-Adresse auf Eingangsseite) |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
|
Gebäude Grol Nr. 7 vor dem
Umbau 2003. In einem Anbau
befand sich die ehemalige Synagoge der
Gemeinde
(Foto: Josef Werner, Durbach) |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 228. |
| Nichtveröffentlichte Grundakten des Gemeindearchivs Durbach (ausgewertet
von Ratschreiber Josef Werner, 1985). |
| Die andere Adresse: Ortenau - mit Straßburger Teil
/ Berichte - Adressen - Selbstdarstellungen. Verlag ALIO Offenburg 1988.
(Hier ein Kapitel über: "Das Novemberpogrom im Offenburger
Raum"). |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
|
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|