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Baden-Württemberg
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Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts freien Reichsstadt Offenburg bestand
eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Bereits um 1300 dürfte
eine größere jüdische Gemeinde vorhanden gewesen sein, die sich eine prächtige
Einrichtung wie das "Judenbad" in der Glaserstraße (s.u.) leisten
konnte. Bei der Judenverfolgung 1349 wurden die Juden aus der Stadt gewiesen,
starben aber vermutlich den Freitod in den Flammen.
Eine zweite jüdische Gemeinde bestand im 17. Jahrhundert. Erstmals
wurden in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges 1627 mehrere Juden in der
Stadt aufgenommen, unter anderem aus
Willstätt. Die völlige Zerstörung Offenburgs im September 1689 während
des Pfälzischen Erbschaftskrieges führte zur Auflösung der Gemeinde.
Die Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts ist, nachdem sich 1862 in Offenburg
wieder Juden niederlassen durften und 1865 eine Gemeinde gründeten, sehr
schnell gewachsen. Durch Zuzug aus Diersburg,
Rust, Schmieheim,
Friesenheim
und anderen Orten waren es 1863 bereits 37, 1868 150 jüdische Einwohner in der
Stadt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle und Berichte unten).
Bis 1895 gehörte die Offenburger Gemeinde zum Bezirksrabbinat Schmieheim,
danach wurde dieses nach Offenburg verlegt. Als Rabbiner waren in Offenburg
tätig (vier von ihnen sind nach den Deportationen in der NS-Zeit umgekommen!):
- von 1885/1895 bis 1913 Dr. Victor Meyer Rawicz (geb. 1846 in
Breslau, gest. 1915 in Berlin; 1874 Rabbiner im Kempen Regierungsbezirk Posen,
1876 Rabbiner in Schmieheim, 1893 Verlegung des Rabbinatssitzes nach Offenburg;
1913 nach Berlin verzogen)
- von 1913 bis 1915 (?) Dr. Alex (Alexander) Lewin (geb. 1888
Russland, ermordet in Auschwitz; 1913 Bezirksrabbiner (Rabbinatsverweser) in
Offenburg, 1919 bis nach 1938 Landesrabbiner im Landesteil Birkenfeld des
Freistaates Oldenburg mit Sitz in Hoppstädten)
- November 1914: Dr. Albert Wolf (geb. 1890 in Buchen, gest. 1951
in Chicago): war seit ca. 5. November 1914 Rabbinatsvikar in Offenburg, am 26.
November 1914 jedoch bereits zum Militär eingezogen, um 1917 Hilfsrabbiner;
1920 Rabbiner in Dresden; November 1938 KZ Buchenwald; Februar 1939 nach England
emigriert, 1940 in die USA; Rabbiner in verschiedenen Gemeinden bis 1951.
- von 1915 bis 1919 Dr. Hugo Hahn (geb. 1893 in Tiengen,
aufgewachsen in Walldorf,
gest. 1967 in New York; 1915 bis 1919 als Rabbinatsvikar nach Offenburg
(unterbrochen von der Militärzeit), 1922 bis 1939 Rabbiner in Essen, 1939 in
die USA emigriert, bis 1957/1965 Rabbiner der Congregation Habonim in New York)
- von 1919 bis 1923 Dr. Ruben (Rubin) Halpersohn (geb. 1885
Breslau, umgekommen 1941 im Ghetto Kowno; nach seiner Zeit in Offenburg tätig
im Geschäft seines Schwiegervaters in Karlsruhe, später in Breslau, von hier
1941 deportiert)
- von 1926 bis 1932 Dr. Isidor Zlocisti (geb. 1878 in Berlin, gest.
1932/33 in Mannheim; 1920 bis 1925 Stadtrabbiner in Mannheim, später pädagogischer
Referent beim Oberrat, nach seiner Zeit in Offenburg wieder auf Grund schwerer
Erkrankung in Mannheim)
- von 1932 bis 1935 Dr. Siegfried Ucko (geb. 1905 in Gleiwitz; gest. 1976
in Israel; 1931 bis 1932 Jugendrabbiner in Mannheim; nach seiner Zeit in
Offenburg nach Erez Jisrael emigriert, Leiter eines Kindergärtnerinnen- und
Lehrerseminars in Tel Aviv, danach Dozent und später Prof. für Pädagogik in
Jerusalem) vgl.
https://www.gedenkstaetten-suedlicher-oberrhein.de/blog/2019/06/12/ucko-dr-siegfried/
- von 1935 bis 1936: Dr. Herbert Finkelscherer (geb. 1903 in München,
umgekommen 1942 Treblinka oder Auschwitz; nach seiner Zeit in Offenburg 1936 bis
1939 in München, 1939 bis 1940 Rabbiner in Stettin, deportiert nach Piaski bei
Lublin)
- nach 1936 Vertretung des Rabbinates durch den Freiburger Bezirksrabbiner Dr.
Siegfried Scheuermann (geb. 1910 Frankfurt, gest. bald nach seiner
Emigration in die USA in North Carolina; 1936 bis 1938 Rabbiner in Freiburg, zusätzlich
Vertretung in Offenburg - Bühl; nach dem Novemberpogrom 1938 ins KZ Dachau
eingeliefert)
- 1938 Bernhard Gries (geb. 1917 in Landeshut/Schlesien, umgekommen
Dezember 1938 im KZ Buchenwald; nach Studium am Rabbinatsseminar in Breslau im
September/Oktober 1938 in Offenburg tätig, danach im jüdischen Waisenhaus in
Breslau).
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Einwohner wie folgt: 1871 223 jüdische Einwohner, 1875 290 (4,4 % von
insgesamt 6.548 Einwohnern), 1880 387 (5,3 % von 7.274), 1895 334 (3,4 %
von 9.272), 1900 337 (2,5 % von 13.664), 1910 288 (1,7 % von 16.848).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Ludwig (Louis)
Bloch (geb. 1.10.1898 in Haslach, vor 1914 in Offenburg wohnhaft, gef.
13.12.1917), Unteroffizier Alfred Hauser (geb. 4.9.1892 in Straßburg, gef.
7.12.1917), Sigmund Stern (geb. 17.2.1886 in Dettensee, gef. 26.8.1917) und
Adolf Weil (geb. 24.6.1878 in Offenburg, gef. 10.5.1917).
Die jüdische Gemeinde Offenburgs war bis nach 1933 religiöses Zentrum auch
für die in mehreren Orten der Umgebung lebenden Juden. 1924 gehörten
aus den folgenden Orten jüdische Personen zur Offenburger Gemeinde: Appenweier
5, Durbach 8,
Gengenbach
40, Haslach i.K.
10, Oberkirch, Triberg 8, Renchen 3, Nordrach
7 Personen. 1932 waren es: aus Appenweier 5, Gengenbach
35, Durbach
8, Haslach i.K.
13, Nordrach
4, Triberg 8, Furtwangen 1, Renchen 3, Zell a.H. 3 Personen.
1925, als zur Gemeinde 291 Personen gehörten (1,7 % von insgesamt 16.613
Einwohnern), waren die Gemeindevorstände Emil Neu, Jakob Adler, Leopold Kahn,
Bernhard Kahn, und Elias Schurmann. Vorsitzender der Repräsentanz war Heinrich
Tannhauser. Als Kantor war Siegfried Schnurmann tätig, als Vorsitzender der
Gemeindeverwaltung Friedrich Maier. Jüdischen Religionsunterricht erhielten 38
Kinder der Gemeinde. An jüdischen Vereinen bestanden insbesondere der Wohltätigkeitsverein
(gegründet etwa 1875, 1924 unter Leitung von Julius Weil, 1932 unter Leitung
von Dr. Max Haberer mit etwa 80 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Hilfsbedürftiger, Torastudium), der Männerkrankenverein e.V. (gegründet
etwa 1875, 1924 unter Leitung von Jakob Adler, 1932 unter Leitung von Dr.
Heinrich Veit mit etwa 70 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Ortsansässiger, Liebesdienste in Sterbefällen), der Frauenkrankenverein
beziehungsweise Frauenverein (gegründet etwa 1875, 1924/32 unter Leitung
von Jette Weil mit etwa 80 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung,
Bestattungswesen), die Wohlfahrtsvereinigung (1924 unter Leitung von Emil
Neu), die Wanderfürsorge der Israelitischen Gemeinde (gegründet 1927,
1932 Vorsitzender Emil Neu, Zweck und Arbeitsgebiet: Wanderfürsorge), die Armenkasse
(1932 nicht mehr genannt), der Jüdische Jugendbund. 1932 war 1.
Vorsitzender des Gemeindevorstandes Emil Neu (Ortenberger Straße 46). Der Repräsentanz
gehörten 25 Personen an unter dem Vorsitz von Heinrich Tannhauser (Fischmarkt
2). Als Bezirksrabbiner war Dr. Siegfried Ucko tätig, als Kantor und Lehrer
Ernst Bär. Im Schuljahr 1931/32 erhielten 28 Kinder der Gemeinde
Religionsunterricht.
Die jüdischen Einwohner Offenburgs hatte seit der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zahlreiche Handels- und Gewerbebetriebe eröffnet, die bis
zum Beginn der NS-Zeit von großer Bedeutung für das wirtschaftliche Leben in
der Stadt waren. Mehrere jüdische Ärzte und Rechtsanwälte waren in der Stadt
tätig. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und
Gewerbebetrieben sind u.a. bekannt (Auswahl): Einrichtungshaus Gebr. Bloch
Nachf., Inh. Bernhard und Siegmund Kahn (Hauptstraße 85a), Webwaren- und Möbelhandlung
Leo Haberer (Steinstraße 28), Webwaren und Damenkonfektion Hauser und Levi,
Inh. Daniel Hauser (Hauptstraße 88; nach 1945 abgebrochen), Manufakturwaren en
gros Gebr. Kahn, Inh. Adolf und Karl Kahn (Kornstraße 4), Zigarrenfabrik Adolf
Kahn, Inh. Adolf Kahn (Okenstraße 57), Wäschefabrik und Textilgroßhandel Emil
Neu, Inh. Emil Neu (Wasserstraße 4), Weinhandlung Eduard Oberbrunner
(Wilhelmstraße 15), "Elektromotor" GmbH R. Scheirmann und Cie.
(Elektromotorengroßhandel und Reparaturwerkstätte), Inh. Raphael Scheirmann
(Moltkestraße 53), Roßhaarspinnerei Gebr. Stein, Inh. Isaak Stein und Oskar
Max (Lange Straße 41), Kaufhaus Sturmann (Strümpfe, Wollwaren, Wäsche), Inh.
Willi Sturmann (Steinstraße 7), Konfektionshaus Gebr. Tannhauser, Inh. Hulda
Tannhauser (Fischmarkt 1), Schuhhandlung Israel Valfer, Inh. Elias Schnurmann
(Hauptstraße 73); Hotel Schwarzwälder Hof, Inh. Hedwig Weil (Gebäude des
heutigen Finanzamtes Zellerstraße 1-5); Cafe Weil (1937-40; Blumenstraße 3,
heute: Philipp-Reis-Straße ).
1933 lebten 271 jüdische Einwohner in Offenburg (1,5 % von 17.976
Einwohner). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden
Repressalien und der Entrechtung wanderte der Großteil der jüdischen Einwohner
aus oder verzog aus der Stadt. Über Ereignisse beim Novemberpogrom 1938
siehe unten bei der Synagogengeschichte.
1939 wurden noch 98 jüdische Einwohner gezählt (0,5 % von 19.200), nach
der Deportation der badischen Juden im Oktober 1940 waren es zum 1. Februar 1941
noch 45 jüdische Einwohner (großenteils mit nichtjüdischen Familien). Bei der
Oktoberdeportation 1940 nach Gurs wurden die Offenburger Juden zum
Schillersaal verbracht und von dort unmittelbar mit Lastautos zum Bahnhof.
Von den in Offenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ida Adler (1901), Jakob
Adler (1867), Max Adler (1878), Sophie Adler geb. Rothschild (1874),Hedwig
Ahrens geb. Tausig (1877), Berta Baer geb. Kornmann (1876, vgl. Erinnerungsblatt
des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden), Arnold Baum
(1889), Hans Baum (1924), Lilly Baum geb. Bernheim (1900), Irma Beck (),
Charlotte (Lotte) Bergheimer geb. Brunschwig (1887), Emil Bergheimer (1890),
Manfred Bergheimer (1914), Margot Esther Bergheimer (1915), Rudolf Bergheimer
(1906), Sigmund Bernheimer (1881), Sophie Bergheimer (1885), Emma Bloch geb.
Brettauer (1872), Leonhard Bloch (1872), Mathilde Bloch geb. Lehmann (1876),
Emma Bodenheim (1899), Franz Bodenheimer (1890), Erwin Boss (1906), Johanna Cahn
geb. Kohlhagen (1877), Eduard Chaim (1874), Ester Cohn (1926), Sylvia Cohn
(1904), Sofie Dreifuß (1876), Julie Dreyfuß geb. Stein (1867), Elise
Ebertsheim geb. Bloch (1876), Alfred Alexander Ebstein (1909), Ismar Ebstein
(1878), Heinrich Eichel (1868), Erna Eschwege geb. Dreyfuss (1896), Hannelore
Fetterer geb. Hammel (1923), Flora Finkelscherer geb. Mayer (1902), Herbert
Finkelscherer (1903), Bertha Friedmann (), Siegfried Geismar (1879), Hanny
Glaser (), Ludwig Greilsheimer (1879), Bernhard Gries (1917), Isabella (Bella) Grombacher geb. Hausmann
(1894), Charlotte (Lotte) Grombacher (1907), Kurt Grombacher (1922), Max
Grombacher (1868), Max Grumbacher (1882), Flora Grumbacher (), Hedwig Grumbacher
geb. Zivi (1886), Otto Günzburger (1874), Jakob Abraham Gutmann (1851),
Berthold Haberer (1882), Emil Haberer (1874), Babette Hammel geb. Kahn (1865),
Berta Hammel geb. Bensinger (1862), Irma Hammel geb. Hammel (1901), Jenny Hammel
(1889), Julchen Hammel (1891), Julius Hammel (1888), Lieselotte Nanette Hammel
(1919), Minna Hammel geb. Machol (1898), Paul Hammel (1892), Rudolf Hammel
(1931), Simon Hammel (1867), Theodor Hammel (), Hugo Karl Hauser (1880),
Siegfried Hauser (1882), Ida Hirsch geb. Bloch (1893), Jenny Hirschfeld geb.
Stein (1864), Sigmund Hofeler (1856), Egon Alfons Hofmann (1904), Bella Jacobs
geb. Stein (1879), Bertha Jordan geb. Wertheimer (1882), Rosa Juda geb. Weil
(1871), Adolf Kahn (1880), Bernhard Kahn, Bertha Kahn geb. Grünebaum (1885),
Frieda Kahn (1876), Hannelore Kahn (1925), Johanna Cahn, Leonie Kahn geb.
Schwarz (1891), Leopold Kahn (1860), Meta Kahn geb. Machol (1886), Paula Kahn
geb. Stern (1883), Sigmund Kahn (1876), Theodor Kahn (1888), Isidor Kleeberg
(1874), Ilse Kramer geb. Cahn (1905), Bertha Renate Krauss geb. Haberer (1932),
Kurt Kronberger (1922), Adolf Lehmann (1872), Hermann Lehmann (1875), Hermann
Lehmann (1882), Anna Lesem geb. Speyer (1898), Leopold Levi , Klara Levi, Edith
Lion (1922), Hans Lion (1920), Johanna Lion geb. Sommer (1899), Julia Lion geb.
Bergheimer (1878), Karl Lion (1879), August Meyer, Rosa May geb. Stein (1887),
Fanny Maier geb. Bergheimer (1889), Flora Mayer (), Irma Maier geb. Beck (1902),
Jakob Maier (1880), Siegfried Maier (1896), Rosa Moch (1909), Emil Neu (1874),
Mathilde Neumann geb. Bloch (1868), Ferdinand Oppenheimer (1871), Charlotte
Rosenheimer geb. Tannhauser (1863), Mina Rosenheimer (1890), Frieda Salomon geb.
Stern (1887), Elias Schnurmann (1868), Grete Schnurmann (), Rosa Schnurmann geb.
Valfer (1879), Maria Schwarz geb. Kahn (1869), Berta Babette Seidel geb.
Weichsel (1872), Gertrud Speyer (), Alexander Spitzer (1867), Isidor Spitzer
(1906), Anna Stein (1890), Elsa Stein (1895), Julius Josef Stein (1868),
Mathilde Stein (1882), Otto Stein (1865), Marthia Steinitz geb. Bloch (1875),
Arthur Stern (1888), Peter Bruno Stern (1929), Berta Stern geb. Schnurmann
(1878), Helene (Hermine) Stern geb. Kahn (1874), Thekla Stern geb.
Dreifuss (1897), Betty Sturmann (1883), Julius Strauss (1882), Lili Sulima geb.
Rosenberg (1901), Henriette Weil (1883), Irma Weil (1896), Jette Weil geb. Veit
(1854), Julius Weil (1881), Lina Weil (), Max Weil (1879), Paula Bella Weil geb.
Löb (1889), Stefan Weil (), Hannchen Wertheimer geb. Neuland (1858), Max
Wertheimer (1874), Regina Wertheimer (1872), Dr. Hertha Wiegand geb. Lion
(1890).
Nach 1945 sind nur wenige jüdische Personen / Familien wieder in der
Stadt zugezogen. 2010 lebten etwa 50 jüdische Personen in der Stadt, die zur jüdischen
Gemeinde in Emmendingen gehören.
Zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit wurden in Offenburg von 2004 bis 2011
insgesamt 120 sog. "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig
verlegt (vgl. unten Berichte zur "Erinnerungsarbeit vor
Ort").
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1876 /
1880
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Mai 1876:
"Auf den 1. August dieses Jahres wird in hiesiger israelitischer
Kultusgemeinde die Stelle eines Religionslehrers, verbunden mit dem
Vorsänger und Schächterdienst vakant.
Fester Gehalt Mark 1.500, freie Wohnung nebst Schulgeld und ansehnlichen
Nebeneinkünften, welche sich auf ungefähr Mark 800 belaufen
dürften.
Nur leistungsfähige, tüchtige Bewerber mit musikalischen Kenntnissen und
guter Stimme von tadellosem Charakter können berücksichtigt werden. -
Reisekosten werden nur demjenigen Bewerber vergütet, welchem die Stelle
übertragen wird.
Offenburg, 3. Mai 1876 (Kreisstadt in Baden). Der Synagogenrat." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. November 1880:
"Durch die Berufung des bisherigen Kantors und Religionslehrers als
Oberkantor nach Leipzig ist die Stelle als Kantor, Religionslehrer und
Schochet in der Gemeinde Offenburg (Kreisstadt in Baden) vakant und soll
bis 1. März nächsten Jahres wieder besetzt werden. Dieselbe ist mit
einem fixen Gehalt von Mark 1.500 und schöner freier Wohnung nebst circa
Mark 1.200 Nebeneinkünfte verbunden.
Geeignete Bewerber von gründlicher musikalischer Bildung, die genügenden
Ausweis über Befähigung zur Erteilung des Religionsunterrichts
beibringen können, wollen ihre Gesuche bis 1. Januar nächsten Jahres an
unterzeichnete Bezirkssynagoge oder an den Synagogenrat in Offenburg
einsenden.
Die Bezirkssynagoge Schmieheim. Dr. M. Rawitz." |
Lehrer und Kantor J. Baer wird nach
50 Dienstjahren ausgezeichnet (1914)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Mai 1914:
"Herr J. Baer, Religionslehrer und Kantor der israelitischen Gemeinde
zu Offenburg, welcher auf eine 50jährige treue, aufopfernde und
erfolgreiche Dienstzeit zurückblickt, wurde mit dem Verdienstkreuz des
Ordens vom Zähringer Löwen vom Großherzog ausgezeichnet. Herr Baer
erfreut sich der höchsten Achtung und Verehrung in allen Kreisen der
Offenburger Bürgerschaft, die sich mit dem Jubilar über die äußere
Anerkennung seines Wirkens freut." |
Aus der Geschichte
des Rabbinates in Offenburg
25-jähriges Amtsjubiläum des Rabbiner Dr. Meyer Rawicz (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1901: "Offenburg,
4. Juni (1901). Am 28. Juli dieses Jahres feiert Herr Bezirksrabbiner Dr.
Ravicz in Offenburg (Baden) sein 25-jähriges Amtsjubiläum. Wie wir
hören, sollen zu dieser Feier sowohl am Platzes selbst, als auch in den
übrigen Bezirksgemeinden wie Altdorf, Kippenheim,
Lahr, Schmieheim
etc. größere Vorbereitungen getroffen werden. Die sehr verdienstvolle,
literarische Tätigkeit des Herrn Dr. Ravicz ist hinlänglich bekannt und
hoffen wir, dass diese Kraft noch recht lange uns erhalten bleiben
möge." |
|
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 10. Juni 1901: Derselbe
Bericht wie im "Israelit" oben. |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. August 1901:
"Offenburg, 22. August (1901). Das Jubiläum unseres Rabbiners Dr. M.
Rawicz wurde hier in solenner Weise gefeiert. Am Freitagabend und
Samstagmorgen war in der Synagoge Festgottesdienst. Der Jubilar predigte
beim Morgengottesdienst über den Herz: Numeri (4. Mose) 27,16, wobei
derselbe im ersten Teil über die Pflichten und Aufgaben des Seelsorgers
im Allgemeinen sprach und im zweiten Teil einen Rückblick auf seine
eigene Wirksamkeit während der letzten 25 Jahre warf. Die Predigt wurde
mit großem Beifall aufgenommen. Nach dem Gottesdienst kam der Synagogenrat,
geführt vom Vorsteher, der in einer längeren Ansprache die
Glückwünsche der Gemeinde überbrachte. Dann folgte eine Deputation des hiesigen
literarischen jüdischen Vereins 'Harmonie', den unser Rabbiner im Verein
mit anderen vor 7 Jahren gegründet hat. Die Hauptfeier fand jedoch am
Sonntag Abend statt, zu der sich sehr viele Leute von Offenburg und den Bezirksgemeinden
einfanden. Jede Gemeinde sandte zwei bis drei offizielle Vertreter, denen
sich zahlreiche Gemeindemitglieder anschlossen. Zunächst wurde dem
Jubilar ein namhafter Betrag seitens des Bezirks als Festgeschenk
überreicht, um solchen zu einem guten Zwecke zu verwenden. Rechtsanwalt
Veit von hier hielt eine schwungvolle, an Form und Gehalt gleich
ausgezeichnete Festrede, die großen Enthusiasmus hervorrief. Darauf
verlas Herr Professor Stern von hier die von ihm verfasste und von
sämtlichen Bezirksvorstehern unterschriebene Adresse, die ein wahres
Kunstwerk im Inhalt wie an lithographischer Ausführung genannt werden
kann. Der Jubilar dankte tief bewegt und verbreitete sich in einer
längeren Ansprache über die beiden Säulen, worauf das Judentum beruht:
die Wissenschaft des Judentums und das religiöse Gefühl. Die
Wissenschaft ist nur wenigen Auserwählten erschlossen, während das
religiöse Gefühl Jedem, der zum jüdischen Stamme gehört, eigen ist.
Der schon genannte Verein 'Harmonie' ließ durch seinen Vorsitzenden
Professor Stern einen prachtvollen silbernen Pokal überreichen. Das Wort
ergriff alsdann Rabbiner Dr. Posner aus Karlsruhe, ein ehemaliger Schüler
und Freund des Jubilars, der in schöner, geistreicher Weise auf die
Familie unseres hoch verehrten Rabbiners toastete. Im Namen der Lehrer und
Kantoren des Bezirkes überreichte mit passender Ansprache Lehrer Bähr
von hier gleichfalls einen silbernen, kunstvoll gearbeiteten Pokal. Ferner
sprachen Herr Eduard Oberbrunner, ein guter Freund des Jubilars und
Mitglied des Synagogenrats, der in zündender Rede seine Gefühle für
unseren verehrten Rabbiner kund gab; dessen bedeutende Verdienste um das
Judentum präzisierte der Bezirksälteste und Vorsteher der israelitischen
Gemeinde Altdorf, Herr (Isaak) Lang, dann Herr Vorsteher Dreifuß aus
Nonnenweier
und Herr Synagogenrat Karl Helner von hier, der den Vorsitz an dem Abend
führte. Auf das Festessen folgte dann ein tanz für unsere Jugend, und so
schloss das schöne und würdige und in jeder Weise gelungene Fest, das
allen Teilnehmern stets in Erinnerung bleiben wird. Möge unser hoch
verehrter Herr Rabbiner noch lange segensreich in unserer Mitte
wirken!" |
Rabbiner Dr. Rawicz ist erkrankt (1913)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. Januar 1913: "Von einem schweren Los ist der Bezirksrabbiner
Dr. Rawicz in Offenburg betroffen worden. Als er kürzlich die Trauung
eines Paares vornahm, überfiel ihn plötzlich gänzliche Blindheit.
Nachdem der Bezirksrabbiner die Trauung vollzogen, wurde er sofort nach
dem Krankenhause gebracht. Man hofft das Augenlicht erhalten zu
können." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Januar
1913: "Offenburg. Rabbiner Dr. Rawicz ist leider infolge eines
Leidens erblindet." |
Abschied von Bezirksrabbiner Dr. Rawicz (1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April 1913:
"Offenburg {Baden), 28. März (1913). Zu Ehren des nach
37-jähriger Wirksamkeit, durch Übersiedlung nach Berlin, scheidenden Herrn
Bezirksrabbiners Dr. Rawicz versammelten sich am 24. dieses Monats in
dessen Wohnung die Vertreter der Gemeinden des Synagogenbezirks Offenburg
zu einer kleinen Abschiedsfeier. Namens des Bezirkes hielt der
dienstälteste Vorsteher Herr M. Dreyfuß - Nonnenweier
eine Ansprache, für die einzelnen Gemeinden sprachen die Herren Vorsteher
Oberbrunner - Offenburg, Durlacher- Kippenheim,
Grailsamer - Friesenheim,
Weil - Lahr, Synagogenrat Samuel Weil - Schmieheim
und als Lehrer Herr Schleicher - Nonnenweier,
die dem Scheidenden den Dank für sein ersprießliches Wirken und die
besten Wünsche für sein und seiner Familie Wohlergehen zum Ausdruck brachten. Obwohl Herr Dr. Rawicz schon längere Zeit von einem
hartnäckigen Augenleiden befallen ist, ließ er es sich nicht nehmen,
jedem einzelnen Redner für die an ihn gerichteten Worte zu danken und die
Vertreter zu bitten, allen Gemeindemitgliedern seine Grüße und guten
Wünsche für die Zukunft zu übermitteln. In den Ansprachen wurde klar
zum Ausdruck gebracht, dass der Bezirk und die Gemeinden dem scheidenden Herr Bezirksrabbiner, der auf eine so lange und segensreiche
Seelsorgetätigkeit zurückschaut, ein otium cum dignitate für seinen Lebensabend
wünschen." |
Bezirksrabbiner Dr. Halpersohn hält die offizielle
Begrüßungsansprache an die heimkehrenden Kriegsgefangenen (1920)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. März 1920: "Aus Offenburg wird uns geschrieben: Unser Bezirksrabbiner
Dr. Halpersohn wurde kürzlich von dem staatlichen
Heimkehrerausschusse mit der offiziellen Begrüßungsansprache an die
heimkehrenden Kriegsgefangenen betraut". |
Abschied von Rabbiner Dr. Siegfried Ucko (1935)
Artikel
in der "Jüdischen Rundschau" vom 26. Januar 1935: "Der
Rabbiner in der Kwuzah. Zum Abgang Dr. Uckos.
Die Nachricht, dass Dr. Siegfried Ucko nach Palästina übersiedelt wird,
wird in Deutschland bei allen, die ihn kannten, ein Bedauern darüber
hervorrufen, dass er nicht mehr in unserer Mitte wirken kann. Denn in der
verhältnismäßig kurzen Zeit, in der Dr. Ucko sein rabbinisches Amt in
Offenburg versehen hatte, hat er sich allgemein in der jüdischen
Öffentlichkeit die Sympathien aller erworben, die in (enger oder loser)
Verbindung mit ihm standen. Er hat in seiner Gemeinde den Typus eines
Rabbiner verwirklicht, den man in Deutschland nicht allzu häufig
antrifft, den Rabbiner, der nicht nur zu predigen gewohnt ist, sondern der
mit seiner Gemeinde lebt und sein Amt als eine Art 'Volksmission'
auffasst. Besonders engen Kontakt hatte er mit der Jugend, der er ein
Führer, Lehrer und Vorbild war. Mit Palästina haben ihn seit je viele
Fäden verknüpft; er hat dort einen Teil seiner Studienjahre verbracht
und kennt das Land und seine Menschen. Nun geht er wieder hinüber, und
zwar nicht in irgendeine Stadt, sondern in die Kwuzah Giwath Brenner. Und
dies gibt der Sache den mehr als persönlichen Charakter. Es ist das erste
Mal, dass ein Rabbiner in eine Kwuzah geht. Bisher wurde oft über die
Religionslosigkeit, ja zuweilen Religionsfeindschaft der Kwuzoth geklagt,
aber es war ein recht bequemes und selbstverständlich wirkungsloses
Moralisieren. Hier zum erstenmal ist eine Tat: ein Rabbiner geht hin, um
mit den arbeitenden Menschen zu leben - man darf auf diesen Versucht
gespannt sein. Und besonders wichtig scheint uns, dass hier nichts
aufoktroyiert wurde, sondern dass die Leute von Giwath Brenner Ucko
gerufen haben. Hier stehen wir am Anfang einer vielleicht bedeutungsvollen
Entwicklung, und Ucko kann ein Pionier sein, so wie er ein echter Chaluz
ist. So können wir denn nur sagen, dass ihn unsere herzlichen Wünsche
begleiten.
Über die Abschiedsfeier, die seine Gemeinde veranstaltete, erhalten wir
aus Offenburg nachstehenden Bericht: Wohl kaum jemals war die Synagoge so
überfüllt wie bei der Abschiedsfeier für Bezirksrabbiner Dr. Ucko am 6.
Januar. Juden aus allen Orten des Bezirks waren gekommen, um ihre
Dankbarkeit dem Scheidenden zu beweisen. Die Vielseitigkeit der Tätigkeit
Dr. Uckos erhellte aus der Vielzahl der Organisationen, die den Dank für
seine Arbeit abstatteten. Es sprachen Bezirksältester Rechtsanwalt Lion,
Rastatt, für die Bezirkssynagoge, Vorsteher E. Neu für die
Synagogengemeinde Offenburg, Konferenzrabbiner Dr. Schiff, Karlsruhe,
sprach für den Oberrat der Israeliten. Lehrer Simon, Rastatt,
überreichte für die Lehrervereinigung des Bezirks ein Album. Dr.
Grzymisch, Bruchsal, dankte für die Mitarbeit Dr. Uckos im Vorstand des
Landeswaisenvereins. Fr. Strauß, Karlsruhe, dankte für die Anregungen,
die der Wohlfahrtsbund empfangen hatte. S. Homburger, Karlsruhe, betonte
die Verbundenheit Uckos mit der Jugend. Ergreifend war die Ansprache des
Redners des Synodalbezirkes, Josef Kaufmann, Kehl, dem vorher Dr. Ucko in
Ausübung seiner letzten rabbinischen Handlung feierlichst die Würde
eines 'Chower' verliehen hatte. Dr. Ucko dankte, erörterte die Grunde
seiner Alijah (= Einwanderung nach Palästina/Israel) und entwickelte den
ergriffenen Hörern das Bild eines künftigen, religiös ausgefüllten
Galuth-Daseins. Die Feier umrahmten musikalische Darbietungen unter
Leitung Walter Weinschenks. Zu erwähnen sind der Synagogenchor Offenburg,
Lehrer Bruchsaler, Bühl, Dr. Hoffmann, Lahr, das Doppelquartett der
Lehrervereinigung des Bezirks und Kurt Frank, Offenburg." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Antisemitische Veranstaltung des Gesangvereins
Offenburg an Fasching (1874)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. März 1874:
"Offenburg (statt: Offenberg) in Baden, 18. Februar (1874). Während
der letzten Faschingstage wurde hier durch einen ziemlich viele passive
israelitische Mitglieder zählenden Gesangverein ein Rischusstück (=
antisemitisches Stück) dargestellt in jämmerlichen Gestalten, und unter
besonderer Betonung eines außergewöhnlich gemeinen Jargons aufgeführt,
was einige passive israelitische Mitglieder zum sofortigen Austritt aus
dem Vereine bewogen hat, umso mehr, als der Beifallssturm, welcher dieser
Darstellung gezollt wurde, einen wahrhaft demonstrativen Charakter hatte.
Dass der hiesige israelitische Religionslehrer als einziges aktives
Mitglied auf Befragen des Vereinsvorstandes, ob diese Persiflage bei den
israelitischen Mitgliedern keinen Anstoß erregen werde und nachdem ihm
sogar der Text mit den Erläuterungen vorher zur Einsicht übergeben
wurde, dennoch seine volle Zustimmung zur Aufführung gegeben hat,
verdient öffentlich gerügt zu werden, besonders da gerade die sozialen
Verhältnisse unserer jungen israelitischen Gemeinde erst in der
Entwicklung begriffen und durch eine solche das Judentum herabwürdigende
öffentliche Darstellung nur beeinträchtigt werden können." |
Der Wohltätigkeitsverein lässt eine
Torarolle schreiben (1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1884:
"Der hiesige Wohltätigkeits-Verein beabsichtigt eine von 72 cm
Höhe, aus I. Qualität Pergament bestehende Sefer Tora (Torarolle)
schreiben zu lassen. Reflektierende Herren Toraschreiber werden
ersucht, ihre Offerten unter Anschluss von kleiner Musterschrift bis zum
25. dieses Monats franko an den Unterzeichneten einzusenden.
Offenburg, 10. Februar 1884. M. Kahn, Vorstand. 457
Langestraße." |
Einweihung der neuen, vom Wohltätigkeitsverein Chewrat Gemillut gestifteten
Torarolle (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1885: "Offenburg,
10. Februar (1885). Bei dem lebhaften Interesse, das Sie geehrter Herr
Redakteur, in Ihrem geschätzten Blatte allen Vorgängen zuwenden, die
geeignet sind, um unsere Tora groß zu machen und zu verherrlichen,
darf ich wohl annehmen, dass Sie nachfolgenden Zeilen gerne Aufnahme
gestatten werden.
Auf Hoschana Raba des Jahres 1876 (das war am 9. Oktober 1876) trat
eine kleine Anzahl gesetzestreuer hiesiger Gemeindemitglieder zusammen und
gründete die Chewrat Gemillut Chessed (Wohltätigkeitsverein) mit
der Bestimmung, Arme zu unterstützen, durch regelmäßige Lehr-Vorträge über
unsere Heilige Tora, Belehrung und Erbauung zu finden und bei
Vorhandensein ausreichender Mittel eine Torarolle schreiben zu lassen.
Letzteres konnte mit Gottes Hilfe in einer für die wenigen
Vereinsmitglieder verhältnismäßig kurzen Frist zur Ausführung
gebracht werden und so schenkte der Verein schon am verflossenen Samstag Paraschat
Jitro (Schabbat mit der Toralesung Jitro [2 Mose 18.1 - 20,23],
das war am 3. Februar 1877) der hiesigen Gemeinde die neue
Torarolle.
Die dabei stattgehabte Einweihungsfeierlichkeit kann mit Fug und Recht als
eine äußerst glanzvolle und gelungene bezeichnet werden.
Am Freitagabend versammelte sich nach beendetem Gottesdienste die ganze
Gemeinde in dem Lokal des Herrn Samuel Maier, woselbst das durch den Toraschreiber
Herrn Bloch aus Straßburg und den Tapezierer Herrn Dreifuß von hier
meisterhaft her- |
gestellte
und herrlich beleuchtete Binjan war. Durch den von Herrn Lehrer
Baer gesungenen Schalom Aleichem und vom Synagogenchor vorgetragenen Psalm
93 wurde die Feier eingeleitet. Später versammelten sich die
Vereinsmitglieder ebendaselbst, wobei Herr Rabbiner Dr. Rawicz einen
längeren, dem Feste entsprechenden höchst interessanten Lehr-Vortrag
hielt. Samstag Morgen um 9 Uhr wurde das neue Sefer (Torarolle) in
festlichem Zuge in die herrlich dekorierte, geräumige und vollbesetzte
Synagoge gebracht, in welcher unter Chorgesang ein Umzug mit sämtlichen
Torarollen stattfand.
Sowohl die vom Synagogenchor, als auch von der Schuljugend vorgetragenen
Gesänge trugen wesentlich zur Erhöhung der Feierlichkeit bei. Den
Glanzpunkt derselben bildete jedoch die von Herrn Dr. Rawicz mit wahrhaft
rhetorischer Meisterschaft gehaltene und von sämtlichen Anwesenden mit
Begeisterung aufgenommene Festpredigt, welcher der aus der betreffenden Sidre
(Wochenabschnitt der Tora) entnommene Text 'Also sprich zum Hause Jakob
und verkünde den Kindern Jisrael' zugrunde gelegt war.
An dem Festessen erfreuten sich Alt und Jung, Einheimische und Fremde bis
zu später Stunde. Um das Gelingen des Festes haben sich unser verehrter
Gemeindevorstand, Herr Dreifuß, und die übrigen Gemeinderepräsentanten
wesentlich verdient gemacht. Die Palme des Verdienstes gebührt jedoch
unstreitig unserem allverehrten Vereinspräsidenten Herrn Marx Kahn, durch
dessen Initiative die Chewra (Verein) ins Leben gerufen wurde und die
unter seiner bewährten, verständnis- und taktvollen Leitung wie bisher
so auch fernerhin ihre segensreiche Wirksamkeit entfalten
wird.
Es wäre sehr wünschenswert, wenn es die Gemeindemitglieder mit ihrer bei
der Einweihungsfeier dem Verein in Wort und Tat entgegengebrachten
Sympathie nicht bewenden ließen, sondern durch zahlreiche
Beitrittserklärungen dazu mitwirkten, dass das gottgefällige Werk der
Wohltätigkeit kräftigst gefördert werden kann.
Es wäre unrecht, wenn ich es unterließe, des Toraschreibers Herrn
Jos. Bloch aus Straßburg lobend zu erwähnen; denn sowohl das von ihm
gefertigte neue Sefer, das von kompetenter Seite als ein wahres
Meisterwerk bezeichnet wurde, als auch das prachtvolle, goldgestickte
Mäntelchen ließen hinsichtlich der hübschen Ausführung, der Qualität
des hiezu verwendeten Materials und insbesondere des hierfür berechneten
Preises nichts zu wünschen übrig, und wurde Herrn Bloch deshalb seitens
des Vereins die gebührende Anerkennung gezollt." |
Die Generalversammlung des Landesvereins zur Erziehung israelitischer Waisen
findet in Offenburg statt (1890)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1890:
zum
Lesen bitte Textabbildung anklicken |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1890:
zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
Besprechung badischer Kantoren in Offenburg (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1898: "Aus
Baden. Am 24. dieses Monats fand im Hotel Weil in Offenburg
eine Besprechung badischer Kantoren statt, bei welcher, nach Einberufung
durch Herrn Eichenbaum - Kippenheim
folgende Herren zugegen waren:
Rubin - Karlsruhe, Eichenbaum - Kippenheim,
Bruchsaler - Bühl, Bloch - Schmieheim,
Goldberg - Emmendingen, Marx - Sulzburg,
Schiff - Hoffenheim, Schloß -
Malsch. Als Ehrengäste erschienen die Herren Bezirksrabbiner Dr. Rawicz -
Offenburg, Synagogenrat Haberer - Offenburg.
Die Sitzung eröffnete Herr Rubin, indem er die Stellung der
Kantoren zu der der Religionslehrer verglich und sich auf die Versammlung
letzterer vom Ende Juli vorigen Jahres berief, wonach dieselbe eine Hebung
des Lehrerstandes anstrebt und die Kantoren und Schochtim ganz außer Acht
lässt; aus diesem Grunde musste die heutige Versammlung einberufen
werden, unsere Pflicht ist es für unsere Zukunft Sorge zu tragen, denn
auch wir lassen nicht minder als die Herren Religionslehrer unser Herzblut
für Religion und Gemeinde. Gerner hatten die Religionslehrer als direktes
Ziel 'Verbesserung ihrer materiellen Lage' gesteckt; wir aber fassen
Hebung unserer sozialen Stellung in der Gemeinde als Hauptsache ins
Auge.
Im Anschluss an dieses führt Herr Eichenbaum - Kippenheim
an: Früher schalteten und walteten viele Gemeinden mit ihrem Kantor nach
Willkür, so wurde mancher brave Beamte einer bloßen Laune wegen brotlos;
diesem Übelstande müsse abgeholfen werden.
Herr Goldberg - Emmendingen
betonte, besonders müsse der Kantor im Falle seiner Dienstunfähigkeit
berücksichtigt werden, da er noch mehr als allen anderen beamte den
Momenten preisgegeben ist.
Hierauf ergriff Herr Bezirksrabbiner Dr. Rawicz das Wort: Für die
Kantoren müsse ebenfalls gesorgt werden, umso mehr, da dieselben vom
Großherzoglichen Oberrat, laut Verordnungsentwurf § 3, Abschnitt 4
vorgesehen sind; darin heißt es: 'Die gleichen Ansprüche wie den
Religionslehrern, können den Kantoren von dem Großherzoglichen Oberrat
verliehen werden.'
Der Redner jedoch ist der Ansicht, dass besagter Passus ganz wegfallen
solle, insofern eine Gleichstellung gesichert wird.
Nun richtete Herr Rubin - Karlsruhe
an die Versammlung folgende Fragen: 1. Soll lediglich um Gleichstellung
der Kantoren mit dem Religionslehrer in Bezug auf Regelung der
Pensionsverhältnisse petitioniert werden? 2. Oder hauptsächlich um die
sichere definitive Anstellung derselben?
Hierüber wurde abgestimmt und folgendermaßen entschieden: 'Die an
Großherzoglichen Oberrat zu richtende Petition sei dahin zu fassen, dass
nebst Gleichstellung der Kantoren und Schächtern des Landes, in Bezug auf
die Pensionsverhältnisse auch die Anstellungsverhältnisse der Letzteren
in einem für sie günstigen Sinne zu regeln sind. M. Schloß,
Malsch." |
Zwei Torarollen aus einer aufgelösten Gemeinde zu
verkaufen (1900)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1900:
"Infolge Auflösung einer israelitischen Gemeinde sind drei
Torarollen
zu verkaufen. Darunter ist eine in sehr gutem Zustande, eine andere einer
oberflächlichen und eine dritte einer gründlichen Reparatur bedürftige.
Das Nähere ist beim Unterzeichneten zu erfahren.
Offenburg (Baden), 31. Juli (1900).
Dr. M. Rawicz,
Bezirksrabbiner." |
Über die jüdische Kulturarbeit
unter Rabbiner Dr. Ucko (1933)
Artikel
in "Jüdische Rundschau" vom 1. Dezember 1933: "Offenburg. Die
jüdische Kulturarbeit in dem Bezirk zwischen Karlsruhe und Freiburg wird
zentral von dem Bezirksrabbinat Offenburg geleitet. Es verdient besonders
hervorgehoben zu werden, dass diese Arbeit in ihrer Intensität nicht erst in
den letzten Krisenmonaten einsetzte, sondern eine kontinuierliche
Fortsetzung der letzten Winterarbeit darstellt. Die Hebraisierungsarbeit
findet ihren Ausdruck in zwei je 20 Teilnehmer umfassenden Sprachkursen für
Anfänger und Fortgeschrittene (Leitung: Rabbiner Dr. Ucko), einem
Oberkursus und dem 'Hasamir' (hebräischer Singkreis). Ein im Oktober
veranstalteter Vortrag von Lehrer Kälbermann (Mannheim) über Fragen
jüdischer Jugend- und Erwachsenenbildung gab unter anderem Anregung zu einer
jetzt stattfindenden Buch- und Spiel-Ausstellung. Einen Zuwachs an positiven
Kräften erhielt insbesondere die Jugendarbeit durch das seit Juni bestehende
Chaluzzentrum. Seine Schaffung wurde durch die Arbeit der Chawerim des
Hechaloz, Dr. Ucko (Offenburg) und Dr. Dreifus (Friesenheim,
jetzt Ejn-Charod), ermöglicht. Drei Mitglieder des Zentrums werden mit der
kommenden Alijah nach Palästina gehen, die übrigen im Beth Chaluz
Diersburg (bei Offenburg) überwintern.
Die neubegründete Zionistische Ortsgruppe Offenburg (Leitung: Dr. Nathan)
soll im Verlauf ihrer Arbeit auch die Freunde im Bezirk erfassen und sie aus
ihrer lokalen Isolierung herausheben. R." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Diamantene Hochzeit von Samuel
Bloch und Ehefrau (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1891:
"Offenburg. Am Donnerstag, den 26. November (1891) beging das
ehrwürdige Greisenpaar Herr Samuel Bloch und dessen Ehefrau das seltene
Fest der diamantenen Hochzeit. Während seitens der Angehörigen eine
imposante Feier beabsichtigt war, ging solche auf ausdrücklichen Wunsch
der Jubilanten still und geräuschlos im engeren Familienkreise vor sich
und kam deren stets bewährte Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit auch
in diesem Falle wieder zum Ausdruck.
Söhne, Töchter, Schwiegertöchter und Enkel versammelten sich in der mit
Pflanzen reich und geschmackvoll ausgeschmückten Wohnung der Jubilanten,
um dieselben zu beglückwünschen. Zahlreiche Gratulationsbriefe und
Telegramme, sowie Geschenke liefen ein, unter diesen auch ein prachtvolles
Ruhebett als Symbol der wohlverdienten Ruhe. Unter den Gratulanten befand
sich auch der hiesige Großherzogliche Amtsvorstand Herr Föhrenbach, der
in einer herzlichen Ansprache das Jubelpaar beglückwünschte und
demselben in Allerhöchstem Auftrage unseres allgeliebten Landesvaters
Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs - möge seine Herrlichkeit
erhöht werden - ein Glückwunschschreiben, sowie die Bildnisse Ihrer
Königlichen Hoheiten in prachtvollen Goldrahmen als ein Zeichen
huldvoller Teilnahme an der freudigen Festfeier überreichte. Tief
gerührt dankte der Jubelgreis für die ihm von hoher und allerhöchster
Stelle zuteil gewordenen huldvollen Aufmerksamkeit und schloss mit einem
Hoch auf unser edles Fürstenpaar und das ganze Großherzogliche Haus.
Herr Bürgermeister Schweiß ließ namens des Stadtrates und der ganzen
Gemeinde ein Gratulationsschreiben überreichen und sein lebhaftes
Bedauern darüber aussprechen, dass er wegen Ortsabwesenheit seine
Herzenswünsche nicht persönlich darbringen konnte. Unter allen übrigen
zahlreichen Huldigungen und Aufmerksamkeiten erfreute keine in so hohem
Maße das von inniger Religiosität erfüllte, greise Paar als die,
welchem ihm von der Chewrat Gemilut Chesed (Wohltätigkeitsverein)
zuteil |
geworden
ist, deren Mitglieder sich in der Wohnung der Jubilare zum
Schacharit-(Abend-)Gottesdienste versammelten, um dem seit 1/2 Jahre
leider völlig erblindeten Greise Gelegenheit zu geben, ein zur
Toralesung Aufgerufener zu sein, was ihm ein wahres Herzensbedürfnis
war und ihm hohe Befriedigung gewährte.
Das mangelnde Augenlicht ausgenommen, erfreut sich Herr Bloch, weit mehr
aber seine Frau einer für dies hohe Alter seltenen Rüstigkeit.
Wohlverdient und gerechtfertigt ist die aufrichtige Verehrung, die dem
greisen Ehepaare von allen Seiten entgegengebracht wird. Wir blicken hier
in ein harmonisches, niemals von einem Misston getrübtes, vom Geiste
wahrer Religiosität getragenes Ehe- und Familienleben. Das edle Paar lebt
stets, wie unter sich, so auch mit der Umgebung im tiefsten Frieden. Es
gereichte ihm jederzeit zu hoher Befriedigung, im Stillen wohltätig zu
wirken.
Mit seinem vor etwa 10 Jahren verstorbenen Bruder gründete Herr Bloch das
nunmehr schon über ein halbes Jahrhundert unter der Firma 'Gebrüder
Bloch' bestehende Manufakturwarengeschäft, das aus ganz kleinen Anfängen
heraus durch Fleiß, Tüchtigkeit und hauptsächlich durch
gewissenhafteste Reellität zu einem der bedeutendsten Geschäfte hiesiger
Stadt und Umgegend geworden und von den Söhnen der Gründer in gleicher
Weise fortgeführt wird.
Wir sehen hier, wie der Jubilar mit wahrhafter Begeisterung für den
väterlichen Glauben den Namen 'Jude' auch in geschäftlicher Beziehung zu
würdigen und zu Ehren zu bringen wusste.
Mögen alle unsere Glaubensgenossen sich hieran ein Beispiel nehmen und
erkennen, dass auch der auf dem Boden der Tradition stehende Jude, wenn er
'redlich handelt und Recht ausübt,' sich der Achtung und Wertschätzung
seiner rechtdenkenden nichtjüdischen Mitbürger erfreut und hierzu nicht
das Abstreifen alles mit der Religion Zusammenhängenden erforderlich ist,
welche letztere Meinung vielfach Platz gegriffen hat, wenn sie auch nicht
ausgesprochen oder zugegeben wird.
Dem greisen Jubelpaar wünschen wir, dass die stattliche Zahl von 60
Jahren sich vermehren möge durch eine Reihe weiterer Jahre ehelichen
Zusammenlebens in ungeschwächter Gesundheit und
Zufriedenheit." |
Alfred Hauser wird mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet (1915)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1915:
"Offenburg, 12. Mai (1915). Das Eiserne Kreuz erhielt: Alfred Hauser,
stud.jur., Kriegsfreiwilliger Gefreiter, 15. Landwehr-Sanitäts-Kompagnie,
Sohn des Herrn Jacob Hauser, in Firma Hauser und Levi,
Offenburg." |
Zum Tod von Moritz Weil (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1922: "Offenburg
(Baden), 1. November (1922). Heute haben wir hier Moritz Weil zu Grabe
getragen. Von dem Vertrauen der ganzen Gemeinde getragen, hat der
Verstorbene, obwohl schon leidend, vor etwa Jahresfrist sein Amt
übernommen und mit seltener Hingabe und mit Geschick verwaltet. Er war
ausgestattet mit den guten Gaben des Herzens und des Gemüts, ein
Wohltäter für die Armen und Bedrückten und ein Berater aller, die ihn
aufsuchten, alles selbstlos und bescheiden nach den Vorschriften unserer
Weisen. Dieser edelmütige und feinfühlende Mann und echte Jehudi
hinterlässt in unserer Gemeinde eine Lücke, die schwer wird ausgefüllt
werden können. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
60. Geburtstag von Ludwig Weil (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1930:
"Offenburg, 12. August (1930). Am 26. dieses Monats feiert unser
verehrter Mitbürger, Herr Ludwig Weil seinen 60. Geburtstag. Herr Weil
gehört seit vielen Jahren der badischen Landessynagoge an und vertritt
die gesetzestreue Richtung. Auch bekleidet er seit mehreren Jahren das Amt
eines Bezirksältesten im Rabbinatsbezirk Offenburg. Früher gehörte er
auch dem israelitischen Gemeindevorstand in Offenburg an. Möge er - bis
100 Jahre - zu seinem Wohle und zum Wohle der Menschheit wirken
können!" |
Über die Ärztin Dr. Hertha Wiegand geb. Lion (1890-1944)
Dr.
med. Hertha Wiegand geb. Lion: geb. 1890 in Ettenheim
als Tochter des jüdischen Viehhändlers Josef Lion und der Rosa geb.
Maier; ausgewachsen im Haus Friedrichstraße 55 in Ettenheim (Haus besteht
nicht mehr); Besuch des Realgymnasiums Ettenheim, hielt 1909 als eine der
ersten weiblichen Abiturienten des Ettenheimer Gymnasiums die Abiturrede;
anschließend Studium der Medizin; 1915 Heirat mit dem nichtjüdischen
Arzt Dr. Otto Wiegand (gest. 1925); nach dem Tod des Mannes Austritt aus
der jüdischen Religionsgemeinschaft (aber ohne Konversion). Als Ärztin
war sie tätig: im Ersten Weltkrieg im Lazarett, in Frauen- und
Kinderklinik und in der Psychiatrie Düsseldorf-Grafenberg; 1919
gemeinsame Niederlassung mit ihrem Mann in Offenburg: er als Chirurg und
Frauenarzt, sie als Frauen- und Kinderärztin. Frau Dr. Hertha Wiegand war
weit über Offenburg hinaus als sozial engagierte Ärztin bekannt und
beliebt. 1938 endgültiger Entzug der Approbation als Ärztin. Im Januar
1944 im Alter von 53 Jahren an Suizid
gestorben. |
Quelle: Jüdisches Leben in Ettenheim s.
Lit. S. 12-14. |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Weinhandlung Max Wenk (1870)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1870: "Den
verehrten Herren Lazarett-Vorständen und Vereinen für verwundete
deutsche Krieger empfehle ich hiermit mein Lager in gebeerten 1865er
Affentaler und Zeller Rotweinen und ausgezeichneten Durbacher Weißweinen
als bewährtes und vorzügliches Linderungsmittel zu billigen
Preisen.
Max Wenk in Offenburg (Baden)." |
Anzeige der Manufakturwarenhandlung Gebr. Bloch (1876)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Februar 1876:
"Lehrlingsgesuch.
In unser Geschäft (Manufaktur en detail & en gros), welches Samstag
geschlossen, können sofort oder auch später 1-2 Lehrlinge
eintreten.
Gebrüder Bloch, Offenburg
(Baden)." |
Anzeige des Hotels E. Weil (1887)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1887: "Offenburg
(Baden)
am Fuße des badischen Schwarzwaldes - 'Hotel zur alten
Pfalz' -
Besitzer E. Weil empfiehlt sein bestrenommiertes Hôtel, gute
Küche, reine Weine, streng religiös." |
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Ergänzend
eingestellt: Postkarte an
Herrn Weil, Gasthof zur alten Pfalz (1884)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries) |
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Die Postkarte wurde
am 30. Oktober 1884 aus München an Herrn Weil, Gasthof zur alten Pfalz,
in Offenburg verschickt. Der Besitzer des Gasthofes - Hotel "Zur Alten Pfalz" führte auch ein Hotel gleichen Stils
in Bad Wildbad, was mehrere Werbeanzeigen belegen. |
Anzeigen des Manufakturwaren- und Herrenkonfektionsgeschäftes Gebr. Tannhauser
(1901/1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901: "Commis-
und Lehrlingsgesuch.
Für unser Manufakturwaren- und Herrenkonfektionsgeschäft suchen
wir per 1. Oktober einen gewandten Commis, der auch dekorieren
kann, sowie einen Lehrling aus achtbarem Haus unter günstigen Bedingungen.
Kost und Logis im Hause.
Gebr. Tannhauser, Offenburg
(Baden)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Lehrling.
Wir nehmen per 1. September oder Oktober einen jungen Mann, mit
guten Schulkenntnissen unter günstigen Bedingungen in die Lehre. Gebrüder
Tannhauser,
Manufakturwaren und Herren-Konfektion, Offenburg in
Baden." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. April 1904: "Lehrlings-Gesuch.
Ein Lehrling aus achtbarem Hause, kann bei uns gegen sofortige
Vergütung eintreten.
Gebr. Tannhauser, Manufakturwaren- und Herrenkonfektion.
Offenburg." |
Anzeigen des Schuhgeschäftes B. Stern (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 23. Dezember 1902: "Lehrlings-Gesuch.
Für mein Schuh- und Konfektionsgeschäft suche ich zum baldigsten
Eintritt einen mit guter Schulbildung ausgestatteten jungen Mann, als
Lehrling. Kost und Wohnung im Hause.
B. Stern, Offenburg in
Baden." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. Dezember 1902: "Suche
für meinen Sohn, 15 Jahre alt in einem lebhaften Schuhgeschäft eine
Lehrstelle.
Eintritt kann nach Belieben erfolgen.
B. Stern, Schuhgeschäft, Offenburg
(Baden)." |
Verlobungsanzeige von Hilde Oberbrunnen und Isak Lipper
(1913)
Anzeige
in der "Jüdischen Rundschau" vom 19. September 1913:
"Hilde Oberbrunner - Isak Lipper.
Verlobte. Offenburg in Baden.
Nürnberg." |
Anzeige des Restaurant Weil (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925: "Koscher
- Neu eröffnet! - Koscher.
Restaurant Weil. Zur Kopfhalle. Offenburg in Baden -
Hauptstraße 100.
Inhaber Max Weil." |
Nach der Deportation: Todesanzeige für Leopold Kahn
(umgekommen im Ghetto Theresienstadt; 1945)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 20. Juli 1945:
"Erst jetzt erhielten wir die traurige Nachricht, dass unser lieber
Vater, Schwiegervater und Grossvater
Leopold Kahn
früher Offenburg, Baden in Theresienstadt verstorben
ist.
Ludwig und Ellen Kahn geb. Kaufman, London
Dr. Alfred und Flora Kahn geb. Kahn Havanna,
Cuba
Simon und Dr. Bertha Baer geb. Kahn Forest Hills, N.Y.
Jacob und Gretel Weingärtner geb. Kahn Jackson Heights, N.Y.
Dr. Max und Liesel Kahn geb. Einstein Kfar Jedidia,
Palästina." |
Sonstiges
Brief
an die Gebrüder Bloch
in Offenburg (1871)
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Der Brief aus Hof an die Gebrüder Bloch
in Offenburg wurde versandt am 12. Januar 1871. Das Manufaktur- und Kurzwarengeschäftes
der Brüder Sigmund und Max Bloch wurde in Offenburg im September 1863
eröffnet.
Im "Ortenauer Boten" vom 23. Februar 1864 empfehlen sich die
"Gebrüder Bloch zur Besorgung von Zahlungen nach allen Staaten Amerikas, mit Garantie für pünktliche Auszahlung der
Wechsel ohne einen Abzug, sowie zum An - und Verkauf von Staatspapieren,
Actien, Anlehenslosen und diversen Prioritäten, unter Zusicherung billigster
Bedienung".
1925 zieht Siegmund Kahn, Mitinhaber und Nachfolger der Fa. Gebrüder Bloch,
mit seiner Familie in eine Wohnung über dem Bettwarengeschäft Ecke Haupt/Ritterstrasse.
Noch 1937 ist das Bettwarengeschäft im Adressbuch geführt. Im Adressbuch 1939 hat das
Bettwarengeschäft einen neuen Besitzer. Am 22. Oktober 1940 werden Siegmund Kahn und
Leonie Kahn nach Gurs deportiert. Bereits am 1. Dezember 1940 stirbt Siegmund Kahn in Gurs.
Leonie Kahn wird am 16. September 1942 nach Auschwitz deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.
Am 8. Mai 1945 wird Leonie Kahn für tot erklärt.
Quellen. http://www.offenburg.de/html/haus_battiany.html
www.museum-offenburg.de/html/media/dl.html?i=9002
https://www.volksbank-offenburg-1864.de/Chronik-Volksbank-Offenburg.pdf#page=11
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Historische
Ansichtskarte mit dem
Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft Tannhauser
(aus der Sammlung
von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Ansichtskarte aus Offenburg: Partie am Fischmarkt mit dem Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft Tannhauser.
Im Einwohnerbuch Offenburg von 1920 findet sich folgender Eintrag: Fischmarkt 1, Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft, Inhaber Heinrich Tannhauser.
Heinrich Tannhauser war 1925 der Vorsitzende der 25 Personen umfassenden Repräsentanz
der jüdischen Gemeinde der Stadt (siehe oben); das Geschäft wird auch in
der Liste von 1933 genannt (siehe oben; Inzwischen Inhaberin Hulda
Tannhauser).
Quelle: http://adressbuecher.genealogy.net/entry/show/3977829. |
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Wohngebiet und Betsäle/Synagogen
Mittelalter. Das mittelalterliche Wohngebiet
war vermutlich im Bereich der Glaserstraße und der Bäckergasse (bis 1824
"Judengässchen" bzw. "Judengasse" genannt). In der Bäckergasse
befand sich eine 1393 genannte Synagoge ("Judenschul").
Von den anderen Einrichtungen des Mittelalters ist noch das rituelle Bad
erhalten, das sich unter dem 1793 erbauten Haus Glaserstraße 8 befindet. Es
wurde gegen 1300 angelegt. Es ist das älteste Baudenkmal Offenburg, ein in
Baden-Württemberg einzigartiges Relikt der jüdischen Geschichte des
Mittelalter. Zum eigentlichen Bad führen 36 Stufen hinab; in der Mitte des
quadratischen Badeschachtes befindet sich ein rundes Tauchbecken. Hier sind auch
Lichtnischen, Sitznischen und Auflager für Sitzbänke vorhanden.
Beitrag des jüdischen
Historikers
Berthold Rosenthal (1928) |
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Der Beitrag von
Berthold Rosenthal: "Das Judenbad in Offenburg" erschien
im Israelitischen Gemeindeblatt - offizielles Organ der Israelitischen
Gemeinden Mannheim und Ludwigshafen am 20. Juni 1928. |
17. Jahrhundert. Von der Gemeinde des 17. Jahrhundert ist überliefert,
dass sie bereits vor 1632 zwei Synagogen hatte, deren Standorte nicht
mehr bekannt sind. Allerdings scheinen damals bei manchen jüdischen Familien
sehr liberale Zustände geherrscht zu haben. 1648 sagten vier Juden, deren
Familien bereits 20 bis 30 Jahre in Offenburg lebten, in einem Verhör aus, dass
sie mit den Breisacher Juden keine Gemeinschaft hätten. Sie dürften das auch
nicht, weil sie Schweinefleisch essen und weder den Schabbat noch die Gesetze
halten.
19./20. Jahrhundert. Nachdem 1862 mehrere jüdische Personen und Familien nach Offenburg gezogen waren, schlossen sie sich alsbald zu einer Genossenschaft zusammen. Deren von 15 Mitgliedern unterschriebene Satzung bestimmte, dass jeden Samstag in einem Betsaal eine Andacht mit anschließender Versammlung stattfinden sollte, in der man "konfessionelle Interessen" besprechen konnte. Die Gründung der Religionsgemeinde erfolgte am 24. Oktober 1865 in einer Generalversammlung aller inzwischen in Offenburg wohnenden jüdischen Personen.
1868 wurde ein Betsaal in der Essigfabrik Pfaff eingerichtet (Seestraße 1, 1868 bis 1875). Dieser Betsaal war bald nicht mehr groß genug.
Da 1875 das Gasthaus "Salmen", das damals der Stadt gehörte, zum Verkauf anstand, hat die jüdische Gemeinde die Gelegenheit genützt, dieses Gebäude zu erwerben und im Tanzsaal des ehemaligen Gasthauses einen
Betsaal einzurichten (Lange Straße 52, Hinterhaus). Das 1706 erbauten Vorderhaus diente dem Vorsänger beziehungsweise später dem Rabbiner und dem Synagogendiener als Wohnung. Im großen Saal des "Salmen" hatten am 12. September 1847 die Führer des badischen Liberalismus getagt. Hier fanden lange Zeit auch die großen städtischen Versammlungen und Veranstaltungen aller Art statt. Die letzte Veranstaltung vor dem Verkauf an die Israelitische Gemeinde war ein Großer Maskenball des Männergesang-Vereins Concordia am 31. Januar 1875.
Der frühere Saal des Salmen war nach dem Umbau in eine Synagoge 63 Jahre lang gottesdienstliches Zentrum der Offenburger jüdischen Gemeinde. Es erwies sich als ideal, dass der Saal bereits eine Galerie hatte, die nun als Frauenempore genutzt werden konnte. Auch viele besonderen Anlässe wurden in der Synagoge gefeiert.
Synagogenkonzert in der Offenburger Synagoge (1897)
Anmerkung: der Bericht erschien in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit", die den Hinweis auf das Konzert mit einer Kritik an der Verwendung der Synagoge als Konzertsaal und mit der grundsätzlichen Kritik an Orgel und Harmonium in einer Synagoge verband.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1897: "Bruchsal,
Baden. Vorletzten Sonntag fand in Offenburg wieder ein
Synagogenkonzert statt. In der Synagoge daselbst fanden sich die Chöre
von Bühl, Freiburg, Eppingen, Emmendingen etc. zusammen und wurden
Männerchöre und gemischte Chöre zu Gehör gebracht. Es wurde gut
gesungen, nur bestand der Unterschied zwischen den früheren
Synagogenchorkonzerten und diesem darin, dass dieses diesmal in der
Offenburger Synagoge stattfand, die anstatt der Orgel nur ein Harmonium
besitzt, was auf die Gesamtaufführung mangelnd wirkte. Es ist bereits in
diesen Blättern darauf hingewiesen worden, wie unstatthaft es ist, die
Synagoge zu Konzertaufführungen zu benützen, da dieselbe nur ein Haus
des Gebets sein soll. Da die Orgel die Besucher des Gottesdienstes nicht
im geringsten vermehrt hat, so hat sie wenigstens das Eine genützt, dass
man durch sie auch die Synagoge zu Konzerten brauchen kann. Es ist dies
eine traurige Errungenschaft, denn wo man einen Gottesdienst erst heben
muss, um ihm Besucher zuzuführen, da wird Gott überhaupt nicht gedient.
Für diejenigen in der Synagoge, die die Gebete nicht verstehen, ja sogar
leider oft nicht in der heiligen Sprache lesen können, lässt sich der
Aufenthalt nicht angenehmer machen und für die, welche das Gotteshaus als
Bedürfnis zur Verrichtung ihrer Gebete betrachten, genügt die uns
vorgeschriebene Weise einzig und allein, andächtig zu sein. 'Nicht
durch Macht und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist...'
(Sacharja 4,6)." |
Ein weiterer besonderer Anlass war nach einem Bericht
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" 1901 das 25-jährige Dienstjubiläum von
Rabbiner Dr. Meier Rawicz. Dieser war seit 1876 in Schmieheim und nach Verlegung
des Rabbinats nach Offenburg in dieser Stadt tätig. Am Schabbat, dem 22. August
1901 fanden aus diesem Anlass zwei Festgottesdienste in der Synagoge statt.
1922 wurde die Synagoge erneuert, der Saal von
Kunstmaler Kolb restauriert. Zur Neueinweihung im September 1922 waren
auch zahlreiche nichtjüdische Gäste erschienen. Bezirksrabbiner Dr. Ruben
Halpersohn hielt die Weiherede.
Gefallenengedenktafeln werden in der
Synagoge angebracht (1922)
Artikel
in der Zeitschrift des "Central-Vereins"
("CV-Zeitung") vom 26. Oktober 1922: "Gedenktafeln. In der
renovierten Synagoge zu Offenburg in Baden nahm am Versöhnungstage
Rabbiner Dr. Halpersohn die Einweihung der Gedenktafel für die
Kriegsgefallenen vor. Dr. Halpersohn sprach hierbei über das Thema: 'Ein
Andenken sollen sie allen sein.'." |
Am 18. Oktober 1925 konnte die Gemeinde zu der
"Feier
des 50-jährigen Bestehens der Synagoge" einladen. Der Vorsteher der jüdischen
Gemeinde, Emil neu, betonte in seiner Ansprache, dass zwischen den Juden und den
Angehörigen der christlichen Konfessionen in Offenburg ein friedliches und
harmonisches Verhältnis bestehe.
Beim Novemberpogrom 1938 erzwangen sich in den frühen
Morgenstunden des 10. November vier Männer, die sich als Mitglieder der
Geheimen Staatspolizei ausgaben, den Eingang in die Synagoge, schossen mit
Pistolen auf die brennenden Lampen,
holten Torarollen aus dem Toraschrein und rissen sie in Stücke. Zwischen
Offenburger SS und der Polizei kam es zu einer Besprechung wegen weiteren
Aktionen. Während die SS fest entschlossen war, die Synagoge in Brand zu
stecken, wehrte sich die Polizei mit Erfolg gegen dieses Vorhaben, da das
Niederbrennen des Bethauses eine zu große Gefahr für die Nachbarhäuser
bedeutet hätte. Zu weiteren Aktionen kam es am Nachmittag des 10.
November. Gegen 17 Uhr rottete sich auf Veranlassung der Kreisleitung am
ehemaligen Gasthaus "Palmengarten" eine Menschenmenge zusammen, die in kurzer
Zeit auf 150 bis 200 Personen anwuchs. Zuerst wurde das jüdische Café Weil in
der Blumenstraße heimgesucht und das gesamte Inventar zerschlagen. Dann bewegte
sich der Zug unter Absingen von Kampfliedern durch die Hauptstraße, Stein- und
Lange Straße zur Synagoge und zerstörte die gesamte Inneneinrichtung. Anschließend
schleppten die Demonstranten zerstörte Einrichtungsgegenstände sowie Zylinder
und Gebetbücher auf den Rathausplatz und verbrannten sie. Beschlossen wurde die
Demonstration durch eine Kundgebung im Dreikönig-Saal, bei der wiederholt
geschrieen wurde: "Juda verrecke!".
Über die Verwendung der Synagoge kam es zu einem Streit zwischen NS-Kreisleitung und der Stadtverwaltung beziehungsweise dem Stadtrat. Am 1. Juni 1939 forderte der Kreisleiter der NSDAP von der Stadt Offenburg den Abbruch des Synagogengebäudes auf Kosten der jüdischen Gemeinde. Da das Gebäude jedoch in baulich gutem Zustand war, wollte die Stadt es erwerben, um es als Gerätehaus der Feuerwehr zur Verfügung zu stellen. Auch Veranstaltungen der Hitlerjugend könnten in ihm stattfinden. Die Kreisleitung aber vertrat den Standpunkt, dass darin auf keinen Fall
"deutsche Menschen sich körperlich ertüchtigen könnten" und forderte schon aus diesem Grund den Abbruch. Die Ratsherren der NS-Fraktion schlossen sich dieser Meinung an. Dennoch setzte sich die Stadtverwaltung durch. Am 1. Juli 1940 verkaufte die jüdische Kultusgemeinde das Anwesen an die Stadt, die es an eine Möbelhalle vermietete. Etwas später war im Gebäude unter anderem eine Kartonagenfabrik für Munitionsverpackungen eingerichtet.
1945 wurde das Gebäude von der alliierten Militärverwaltung beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Diese übertrug es am 2. November 1948 an die Israelitische Landesgemeinde. Nachdem diese freilich keine Verwendung mehr hatte, verkaufte sie es an eine Drogen- und Arzneimittel-Großhandlung. Das Vorderhaus, das eigentliche Gasthaus
"Salmen" wurde 1955 abgebrochen und ein Neubau an seiner Stelle errichtet. Das Hintergebäude enthielt bis 1997 einen Elektrogerätefachhandel, der seine Lagerbestände im Obergeschoss aufbewahrte; das Erdgeschoss diente als Verkaufsraum.
Am 8. November 1978 wurde in Anwesenheit von Landesrabbiner Dr. Nathan Peter Levinson eine Gedenktafel für die Synagoge und das Schicksal der jüdischen Gemeinde am ehemaligen Synagogengebäude angebracht.
1997 erwarb die Stadt das Gebäude und richtete es bis 2002 als Kulturzentrum und Erinnerungsstätte
her.
Fotos
Historische Fotos aus der Synagoge im "Salmen"
(Quelle:
Stadtarchiv Offenburg und Kulturagentur Offenburg,
veröffentlicht in: M. Ruch,
Der Salmen und M. Ruch, Jüdisches Offenburg, siehe zu beidem Lit.)
Innenraum der
Offenburger Synagoge |
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Die Fotos des
Innenraumes der Offenburger Synagoge entstanden um 1930 |
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Siegfried Schnurmann am Harmonium
der Offenburger Synagoge um 1935 |
Die letzten Mitglieder des Offenburger Synagogenchores, die sich nach dem Schabbat-Gottesdienst im Oktober 1938 noch einmal
trafen: von rechts: Herr Ebstein, Herr Bodenheimer (Durbach) Erich Neu, Siegfried Schnurmann, Julius Weil, Kantor Jakob Federgrün, Rosl Moch, Frau Schleicher, Hedy Geismar, Frau Lion, XY, Margot Bergheimer. Siegfried Schnurmann war damals
nochmals aus Schweden nach Offenburg gereist, um seinem Vater zum 70. Geburtstag zu gratulieren.
(vgl. zum Foto Martin Ruch: "In ständigem Einsatz". Das Leben
Siegfried Schnurmanns. 1997 S. 101). |
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Ergänzend
eingestellt - Tondateien:
Siegfried Schnurmann: Maos
Zur (wma-Datei)
Siegfried Schnurmann: Zum
Beginn des Sabbat (wma-Datei) |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Artikel
November 2008:
Weitere Publikation von Martin Ruch erschienen |
Artikel von Taras Maygutiak im
"Offenburger Tageblatt" vom 8. November 2008 (Artikel): "'Es
ist meine Lebensthema'.
"'Offenburg. Wie lange er brauchte, um das gesamte Material für sein neues Buch zusammenzutragen, kann Kulturhistoriker Martin Ruch gar nicht sagen:
"Es ist neben anderen Recherchen entstanden." Seit Ruch sich 1990 das erste Mal mit Archivmaterial über das jüdische Leben in Offenburg und den Verbrechen an den Offenburger Juden während der Nazizeit befasste, hat er mittlerweile elf Bücher und mehrere Aufsätze zu diesen Themen
geschrieben..." |
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Mai 2009:
Die letzten "Stolpersteine" werden gelegt. |
Artikel von Ralf Burgmaier in der "Badischen Zeitung"
vom 14. Mai 2009: "Die letzten 16 Stolpersteine werden versetzt.."
(Artikel). |
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Mai 2009:
Der "Salmen" wird Tagungsort des
Gemeinderates |
Artikel in der "Badischen Zeitung"
vom 19. Mai 2009:
Rat bekennt sich zum Erbe von 1847 - Salmen wird Heimat des Gemeinderats (Artikel)
Der Gemeinderat hat sich gestern Abend für den Salmen-Saal als dauerhaften Versammlungsort entschieden.
Damit knüpft er bewusst an die glorreiche Tradition des Saales an, der eine Wiege der deutschen Demokratie ist, oder wählt auch ganz nüchtern und pragmatisch die kostengünstigere Lösung..." |
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September 2010:
Veranstaltung/Ausstellung zum Europäischen Tag
der jüdischen Kultur |
Artikel von Gertrude Siefke in der "Badischen Zeitung" vom 7.
September 2010 (Artikel):
"Wer falsch liest, wird mit Süßis beworfen.
Führung mit Ina Stirm, Expertin des Ritterhauses für Judaica, zum Europatag der jüdischen Kultur.
OFFENBURG (ges). Mit vier Veranstaltungen hat die Stadt Offenburg den "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" gewürdigt, der am 5. September in 30 Ländern begangen wurde..." |
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Oktober 2010:
Erinnerung an die Deportation nach Gurs im
Oktober 2010 |
Artikel von Gertrude Siefke in der "Badischen Zeitung" vom 23.
Oktober 2010 (Artikel):
""Kein Platz mehr für Nazis" -
Bewegende Feierstunde zum 70. Jahrestag der Deportation Offenburger Juden nach
Gurs.
OFFENBURG. Mit einem eindrucksvollen szenischen Spiel sowie zwei ergreifenden musikalischen Darbietungen unter Leitung von Winfried Oelbe ist gestern im Schillersaal der Deportation der Offenburger Juden nach Gurs gedacht worden..." |
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November 2010:
Gedenkstunde zum Jahrestag des Novemberpogroms
1938 |
Artikel von Ursula Gross im "Offenburger Tageblatt" vom 11.
November 2010 (Artikel):
"'Verberge mich, töte mich!'
Gedenken an Reichspogromnacht: Blanche Kommerell zeichnete Schicksal einer jüdischen Dichterin nach
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 fand am Dienstag im Salmensaal eine Gedenkveranstaltung statt. Schauspielerin Blanche Kommerell zeichnete mit Briefen und Gedichten der jüdischen Autorin Gertrud Kolmar deren trauriges Schicksal nach..." |
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Dezember 2010:
Der frühere Kulturchef Hans-Joachim Fliedner
pflegt seit Jahrzehnten Kontakte zu jüdischen "Offenburgern im
Ausland" |
Artikel von Hans-Joachim Fliedner im "Offenburger Tageblatt" vom
30. Dezember 2010 (Artikel):
"Versöhnung nach Nazi-Gräuel
Judenverfolgung: Seit Jahrzehnten wird in Offenburg Erinnerungskultur gepflegt / Briefe zu Neujahr
Die Erinnerung an die Judenverfolgung und die Aussöhnung mit der jüdischen Gemeinde Offenburg sind für den früheren Kulturchef Hans-Joachim Fliedner (70) Herzenssache. Noch heute hält er engen Kontakt..." |
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Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 17.
Januar 2011 von rab, bz (Artikel):
auch eingestellt
als pdf-Datei |
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März bis Mai 2011:
Ausstellung von textilen Werken von Eva
Mendelsson - Saal im Ritterhaus 27. März - 8. Mai 2011.
Hinweis: Eva Mendelsson geb. Cohn ist am 27. März 1931 in Gengenbach
geboren. Bis 1940 verbrachte sie ihre ersten Lebensjahr in Offenburg. Die
Deportation ins Lager Gurs am 22. Oktober 1940 hat sie überlebt durch die
Flucht in die Schweiz im April 1943. Im Oktober 1945 ist sie nach England
gereist, wo sich ihr Vater aufhielt. 1954 Heirat mit Wolfgang Mendelsson
(drei Kinder); verschiedene berufliche Tätigkeiten, u.a. 1990 bis 2001
Sekretärin der "New London Synagogue". Ihr Ehemann starb im
Jahr 2000. Seit 2000 besucht sie das City Lit College. pdf-Datei
zur Ausstellung. |
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Januar 2014:
Führung zu den
"Stolper-Steinen" |
Führung zum Gedenken an Nazi-Opfer (veröffentlicht am Do, 23. Januar 2014 auf badische-zeitung.de) |
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August 2016:
Neue Publikation von Martin Ruch über jüdische Frauen in Offenburg
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Artikel von Ursula Groß in "baden online.de"
vom 19. August 2016: "Offenburg. Ruch beschreibt Lebensläufe von zehn
jüdischen Frauen
Die Erinnerung an die Schoah (Vernichtung der Juden durch die
Nationalsozialisten) wird zunehmend Geschichte. Historiker Martin Ruch
versucht, den Opfern als Erinnerung und Dokumentation mit seinem neuen Buch
'Jüdische Frauen aus Offenburg' einen Namen, einen Ort zurückzugeben. Die
Publikationen des Offenburger Historikers Martin Ruch über die jüdischen
Gemeinden der Ortenau, insbesondere Offenburg, umfassen seit 1992 ein
Kompendium aus Schriften, Büchern und Dokumentationen. Weltweit werden sie
in Bibliotheken, Dokumentationsstätten, wie dem israelischen Yad Vashem, als
Quellen für die geschichtliche Aufarbeitung des Holocaust archiviert. Sein
neuestes Buch mit dem Titel 'Jüdische Frauen aus Offenburg - zehn
Lebensläufe im Zeichen der Schoah' möchte an Offenburger Frauen erinnern,
'die durch den Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder ermordet
wurden, weil sie Jüdinnen waren'. Es füllt die Lücke der Beschreibung eines
Alltags, des einstigen Zusammenlebens, in unserer Stadt. Wie lebten die
jüdischen Frauen in Offenburg? Wie gestalteten sie ihr Judentum, hatten sie
Anteil oder Einfluss auf das kulturelle und soziale Leben ihrer Heimat?
Waren sie sich überhaupt bewusst, dass sie jüdisch waren? Denn die
Assimilierung war durchaus in der Weise fortgeschritten, dass erst durch den
sogenannten 'Arier-Nachweis' ein Offenburger plötzlich Jude, und somit die
falsche Sorte Mensch für die Nazis war. So unterschiedlich diese Fragen, so
unterschiedlich gestalteten sich ihre Lebenswege. Ruch lässt die zehn Frauen
in weiten Teilen selbst zu Wort kommen. Er recherchierte dazu in
Briefwechseln und Tagebüchern, in denen sie schilderten, wie sie die
wachsende Bedrohung erlebten, wie sie mit ihren Familien versuchten, der
Vernichtung zu entkommen. Bis zuletzt, denn 'leider ist es wahr', schrieb
Rosa Schnurmann an ihren Vater am 21. Februar 1943, 'dass wir unser Domizil
verlassen müssen, und zwar nächste Woche nach Theresienstadt' … 'wir wollen
hoffen, uns bald wieder zu sehen…' Rosa Schnurmann ist dort 1944 gestorben.
Profunde Quelle war für den Autor zudem die spätere Zeitzeugenarbeit. Der
Offenburger Ärztin Hertha Wiegand wurde 1938 die Approbation entzogen, 'am
10. Januar 1944 holten sie meine Mutter', beschrieb ihre Tochter, die 2012
verstorbene Dorothea Siegler-Wiegand. Im Zug nach Auschwitz, in dem alle
Juden aus Baden zusammengetrieben worden waren, nahm sich die Mutter das
Leben.
In Gurs überlebt. Elise Wetzlar, eine der fünf Töchter des
Weinhändlers Eduard Oberbrunner in der Wilhelmstraße, überlebte das
Vernichtungslager Gurs. Martha Oberbrunner wurde 1940 Opfer der Euthanasie,
einer 'Auslöschung lebensunwerten Lebens' nach Nazi-Ideologie. Das Kapitel
'Myriam Cohn (1929 bis 1975) – Ein Leben vor, während und nach der Schoah'
ist eine persönliche Dokumentation von Nachfolge-Generationen. Aus aller
Welt melden sich Stimmen, die die Wurzeln ihrer Vorfahren im Badischen
suchen und finden.
INFO: 'Jüdische Frauen aus Offenburg – Zehn Lebensläufe im Zeichen der
Schoah' ist in den Offenburger Buchhandlungen erhältlich.
ISBN-13:978-3-7412-2189-7. Preis: 15 €."
Link zum Artikel |
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November 2016:
Zum Geburtstag von Gerda-Marie Lüttgen,
Initiatorin der "Stolpersteine" in Offenburg |
Artikel von Ursula Haß in der
"Mittelbadischen Presse" vom 2. November 2016: "Offenburg - Fessenbach.
Die Stolpersteine sind ihr Werk. Gerda-Marie Lüttgen aus Fessenbach wird heute 70 Jahre alt.
Ein bereicherndes Projekt angestoßen
Sie hat sich als Initiatorin der 'Stolpersteine' in Offenburg einen Namen gemacht: Heute feiert Gerda-Marie Lüttgen in Fessenbach ihren 70. Geburtstag. Noch immer hält sie das Rechercheprojekt auf Trab.
In Offenburg bekannt wurde Gerda-Marie Lüttgen, die heute ihren 70. Geburtstag feiern kann, durch das Offenburger
'Stolperstein-Projekt', das von ihr im Jahr 2003 initiiert und mit dem Künstler Gunter Demnig dann auch in den Jahren 2004 bis 2011 verwirklicht werden konnte. Inzwischen sind in Offenburg 120 Steine, die aus Beton gegossen und an der Oberseite eine zehnmal zehn Zentimeter große Messingtafel mit Namen, Geburtsjahr und weiteren Daten tragen, in der Innenstadt verlegt worden – immer dort, wo die Verfolgten bis zuletzt wohnten. Diese Steine erinnern an viele Offenburger Opfer der Nationalsozialisten, die durch Flucht, Festnahme und Deportation aus ihrem Lebensumfeld verschwanden und dann auch in Konzentrationslagern zu Tode gekommen sind.
Einprägsame Erfahrung. Schon früh erfuhr die Rheinländerin Gerda-Marie Lüttgen, die in Eschweiler bei Aachen geboren wurde, von den Vertreibungen und Leiden der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit.
'Mein Vater hat mich nicht aus dem Zimmer geschickt, als ich bereits 1956, zehnjährig, von den schrecklichen Folgen der Judenvertreibungen im Fernsehen erfahren habe, die mich sehr berührten', berichtet Gerda-Marie Lüttgen.
Viele Jahre später, da wohnte sie schon längst in Offenburg, wurde sie durch die Medien auf den Künstler Gunter Demnig und sein Projekt der Stolpersteine aufmerksam. Sogleich engagierte sie sich dafür in Offenburg und fand in Oberbürgermeisterin Edith Schreiner auch eine Fürsprecherin. Unterstützt wurde sie auch durch Wolfgang Gall, der als städtischer Archivar die Recherche in Angriff nahm, und auch Martin Ruch konnte hilfreich mit Informationen zur Seite stehen.
Mit Eva Mendelsson-Cohn verbindet sie noch heute eine lange Freundschaft, und so stehen Besuche in London und in Offenburg immer wieder an.
'Ich habe durch dieses Projekt so viele neue Freunde gewonnen und somit auch eine große Bereicherung für mein Leben erfahren', freut sich die Jubilarin, die sich zusammen mit ihrem Mann in Fessenbach sehr wohl fühlt. Ihren Mann Franz-Matthias Lüttgen, der aus Kreuzau bei Düren stammt, lernte sie schon früh durch seine Schwester kennen, die mit ihr im Internat war. Studiert hat sie in Fribourg in der Schweiz Heilpädagogik und später auch Logopädie. Sie konnte sich schon in jungen Jahren selbstständig machen und ihre fünf Kinder, neben ihrer beruflichen Tätigkeit, gut betreuen.
Mit ihrem Mann, den sie 1969 heiratete und der Medizin in Freiburg studiert hat, lebte sie zunächst 20 Jahre in Gundelfingen, wo auch die ersten drei Kinder groß wurden, bevor sie dann nach Offenburg wechselten, wo Franz-Matthias Lüttgen im Ortenau-Klinikum zuerst als Facharzt und später als Chefarzt der Inneren Medizin tätig war.
1993 bezogen sie ihr Haus in Fessenbach, wo auch noch die beiden jüngeren Kinder groß wurden. Heute sind die Kinder längst aus dem Haus, haben eigene Familien, wohnen in Stockholm oder Denzlingen, in Weil, in Mainz, aber auch in Offenburg.
Goldschmiedin. Neben dem Familienleben, ihrem Beruf als Logopädin, den sie bis vor zwei Jahren noch in ihrer Praxis im Erdgeschoss ihres Hauses ausübte, fasziniert Gerda-Marie Lüttgen schon seit 15 Jahren das Handwerk der Goldschmiedin. Und dieses Hobby wird gepflegt, aber auch Bastelarbeiten nach dem Motto
'Aus Alt mach Neu' zeugen von ihrem künstlerischen Talent und verschönern ihr Heim in der Senator-Burda-Straße.
Und auch nach wie vor widmet sie sich den 'Stolpersteinen', denn abgeschlossen ist dieses Thema nicht. Es stehen immer wieder Recherchearbeiten an und noch so manches Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Offenburg ist noch offen.
Zum runden Geburtstag, zu dem die ganze Familie, die fünf Kinder mit Ehepartnern und sechs Enkelkinder erwartet werden, treffen mit Sicherheit viele Glückwünsche ein."
Link
zum Artikel |
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Januar 2017:
Eva Mendelsson und Martin Ruch werden mit dem
"Stadttorzeichen" geehrt |
Artikel von Ursula Groß in der
"Mittelbadischen Presse "(baden online) vom 30. Januar 2017:
"Offenburg. 'Stadttorzeichen' für Eva Mendelsson und Martin Ruch.
Für Gedenkarbeit gewürdigt
Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ehrte die Stadt am Freitag Eva Mendelsson und Martin Ruch mit dem
'Stadttorzeichen'. Damit wurde die Gedenkarbeit der beiden als ein wichtiger Beitrag zur städtischen Erinnerungskultur gewürdigt. Die Feierstunde fand im Museum im Ritterhaus statt.
Ganz selten wird das 'Stadttorzeichen', eine Kleinplastik des Künstlers Werner Pokorny, vergeben. Zuletzt 2009 aus Anlass der 50-jährigen Städtepartnerschaft Offenburg/Lons-le-Saunier – und nun wieder am vergangenen Freitag. Der Gemeinderat hatte die Vergabe an Zeitzeugin Eva Mendelsson und Historiker Martin Ruch am 21. November einstimmig beschlossen.
Ein langer Atem, Mut und das Bewusstsein eines Sendungsauftrages zeichnet die Geehrten Eva Mendelsson und Martin Ruch aus. Ihr Thema ist die Gedenkarbeit für die Opfer des Nationalsozialismus in unserer Region. Etwa 100 Gäste verfolgten im Foyer des Museums im Ritterhaus mit respektvoller Anteilnahme, was eine Überlebende des Naziterrors antreibt, ihr Schicksal immer wieder wachzurufen. Und warum der promovierte Historiker, der gebürtige Offenburger Martin Ruch, sich über Jahrzehnte um die Aufarbeitung eines dunklen Teils der Stadtgeschichte bemüht.
Eva Mendelsson, geborene Cohn, ist in Offenburg geboren. Sie wurde als Jugendliche in das Vernichtungslager Gurs in Südfrankreich verschleppt. Zwei Schwestern und ihre Mutter hatten die Nationalsozialisten ermordet. Als Zeitzeugin wirkt sie unermüdlich mit Vorträgen, vor allem in Schulen, dafür, dass Unrecht nicht vergessen wird.
In ihrer Rede dankte die hochbetagte Dame dem Autoren Martin Ruch, dass er mit seinen Schriften und Dokumentationen über die Offenburger Juden zahlreichen Opfern ihre Stimme zurückgegeben habe.
'Er setzt ihnen ein schriftliches Denkmal', so Mendelsson. Die Publikationen von Martin Ruch werden weltweit beachtet, sie sind Teil von großen Bibliotheken und wertvolle Quelle für Forschung und Aufklärung. Damit gewinnt die Stadt Offenburg ein lang verschüttetes Ansehen bei der Bemühung um Aufarbeitung der Verfolgung und Vernichtung zurück.
'Das städtische Gedenken war und ist eines der wichtigsten kulturpolitischen Themen', sagte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner.
Gegen das Vergessen. Als zu Beginn der 60er-Jahre der damalige Museumsleiter Hans-Joachim Fliedner mit der Aufarbeitung der neueren Geschichte begann, war dies längst nicht selbstverständlich, so Schreiner. Eine Kultur des Wegsehens, des Vergessenwollens habe sich in vielen Teilen der Bevölkerung hartnäckig gehalten. Das Vertrauen der Überlebenden des Holocaust zu gewinnen, habe sich daher für Martin Ruch als äußerst schwierig gestaltet.
'Ich versuche nachzuvollziehen', bemerkte Schreiner, 'wie es damals für die minderjährige Eva Cohn war'. Nach der Verleihung betonten beide Geehrten ausdrücklich, dass es ihnen auch um Hoffnung gehe, dass so etwas nie wieder geschehe.
'Ich habe es als meine Pflicht gesehen, über unser Schicksal zu berichten', sagte Eva
Mendelsson. 'Ihre Stimmen müssen gehört werden', betonte Ruch. Vertrieben, bestohlen, ermordet, geschändet und beleidigt wurden 300 jüdische Mitbürger bereits ab der Pogromnacht 1938 durch die hiesigen Nazis. Die Spuren der Opfer verlieren sich zunehmend, zumal es nur wenige Zeitzeugen gibt.
'Die Verleihung des ›Stadttorzeichens‹ ist mir Ansporn, weiterzusuchen', erklärte Ruch.
Mit seinem Vortrag ließ der Violonist Friedrich Amadeus Treiber das Repertoire eines längst vergessenen jüdischen Komponisten virtuos erklingen.
Erwin Schulhoff war Vorreiter für zeitgenössische Musik. Als 'entartet' verurteilten die Nazis seine Kunst, er wurde ins Lager Wülzburg bei Weißenburg/Bayern deportiert, wo er 1942 starb."
Link
zum Artikel
Weiterer Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 31. Januar 2017:
Erinnern, das Kraft und Tränen kostet (veröffentlicht am Di, 31. Januar 2017 auf badische-zeitung.de) |
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November 2019:
Gedenkveranstaltung im "Salmen"
(ehemalige Synagoge) zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938
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Artikel in regiotrends.de vom
30. Oktober 2019: "10. November, 11 Uhr: Nicht von hier irgendwo –
Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht im Salmen Offenburg
Anlässlich des 81. Jahrestages der Reichspogromnacht gedenkt die Stadt
Offenburg gemeinsam mit dem 'Arbeitskreis 9. November' am Sonntag, den 10.
November 2019, 11 Uhr, im Salmen mit dem Recherchestück 'nicht von hier
irgendwo' des Theaterkollaborativs 'Futur II Konjunktiv' an die NS-Pogrome
und deren Folgen. 'nicht von hier irgendwo' spiegelt die ersten Jahre nach
der Shoah, als sich viele der jüdischen Überlebenden ausgerechnet in
Deutschland, zumeist in den westlichen Besatzungszonen, wiederfanden. Als 'Displaced
Persons' strandeten sie 1945, unmittelbar nach dem Krieg, in sogenannten
DP-Camps, z.B. in Zeilsheim bei Frankfurt oder Föhrenwald bei München, das
erst 1957 seine Tore schloss. Nach grausamen Jahren der Verfolgung,
Zwangsarbeit oder KZ hatten diese Menschen zwar nun die Möglichkeit, ihr
Leben wieder selbst zu entwerfen, doch sahen sie sich völlig mittellos – bis
auf ihre Erfahrungen, Bildung und Kenntnisse – der Situation der
Staatenlosigkeit gegenüber. Nachgerade Flüchtlinge in diesem 'Nicht- Land'
Deutschland, vor dem sie kürzlich erst gerettet wurden...
Eine Einreise in ein anderes Land war oft entweder gar nicht oder nur auf
illegalen Wegen möglich. Eine Zeit, ein Leben der Widersprüche, des
Dazwischen, der Suche nach einer Identität zwischen jüdischen Traditionen
und alltäglicher Realität, der Hoffnung auf einen neuen Lebensort, gar auf
eine Zukunft. 'nicht von hier irgendwo' gibt diesen Menschen eine Stimme,
ein Gesicht. Aus historischen Überlieferungen kristallisieren sich
persönliche Erfahrungen, individuelle Wünsche und Vorstellungen. Aus
Berichten und Dokumenten entsteht in performativer, theatraler Form ein
vielstimmiges, sehr persönlich gefärbtes Mosaik. Die Gedenkveranstaltung
findet aufgrund des jüdischen Ruhetages Sabbath dieses Jahr nicht am 9.
November statt. In einzelnen Vorabankündigungen wurde die Veranstaltungen
versehentlich für Abends terminiert, sie findet aber am Sonntagvormittag um
11 Uhr statt.
Für Schülerinnen und Schüler gibt es am Monatg 11. November eine zusätzliche
Vorstellung."
Link zum Artikel |
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Juni 2020:
"Stolpersteine" in Offenburg
sind auch über App zugänglich |
Artikel von Christina Großheim im
"Stadtanzeiger" (Ortenau) vom 25. Juni 2020: "Digitale Stolpersteine in
Offenburg. App liefert Infos über die Opfer
Offenburg (st). Die in Offenburg verlegten Stolpersteine sind jetzt auch
auf dem Handy verfügbar. 120 solcher Steine hat der Aktionskünstler Gunter
Demnig seit 2004 in der Stadt installiert. Eine kostenlose App für Android-
und iOs-Geräte ermöglicht es, die Gedenkstätten bei Spaziergängen
aufzusuchen und sich vor Ort über die vom NS-Regime ermordeten Menschen zu
informieren. Dazu hat das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus Offenburg in
Kooperation mit dem Archiv der Stadt Fotomaterial und Kurzbiografien der in
Konzentrationslager und Tötungsanstalten deportierten Offenburger in die
Datenbank eingepflegt. Neben einer Broschüre, die das Stadtmuseum
bereithält, informiert die Handy-App auch mit 'akustischen Stolpersteinen',
in denen die Schicksale der Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, politisch
oder aus sonstigen Gründen Verfolgten, sowie geistig oder körperlich
behinderten Menschen nach und nach zusätzlich in Audio-Dateien aufbereitet
werden. 'Die Digitalisierung dieser Daten ermöglicht es uns, in Offenburg
das Gedenken an die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten auch bei
jüngeren Menschen wachzuhalten', sagt Jenny Haas als Sprecherin des
Bündnisses Aufstehen gegen Rassismus. 'Wir haben keine Schuld an dem, was
damals geschehen ist, aber wir tragen die Verantwortung dafür, dass sich
Vergleichbares niemals wiederholt. Und deshalb ist es gerade in aktuellen
Zeiten wichtig, sich zu informieren.' Der 'Stolpersteine-Guide' unter
Trägerschaft der Sächsischen Bibliotheksgemeinschaft kann nach Städten und
Namen durchsucht werden, um ausführliche Hintergrundinformationen mit
Biografien der Opfer, Bildern und Audiobeiträgen zu erhalten. Zudem gibt es
eine freie Landkarte, auf der man sich die genaue Position aller bereits
eingepflegten Gedenkstätten in Deutschland auf einer detaillierten Karte
anzeigen lassen kann. Die App ist zudem durchsuchbar, so dass sich sogar
gemeinsame Schicksale rekonstruieren lassen. Sie steht ab sofort kostenlos
in den üblichen Download-Stores zur Verfügung und wird in den nächsten
Jahren stetig erweitert."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 224-227. |
| Germania Judaica II,2 S. 625f. |
| Otto Kähni: Geschichte der Offenburger
Judengemeinde, in: Die Ortenau 49 (1969) S.80-114. |
| Susanne Möschle: Das Schicksal der jüdischen Bevölkerung
Offenburgs in der Zeit des Nationalsozialismus. (Unveröffentlichte)
Zulassungsarbeit für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Offenburg 1977. |
| Die andere Adresse: Ortenau - mit Straßburger Teil
/ Berichte - Adressen - Selbstdarstellungen. Verlag ALIO Offenburg 1988.
(Hier ein Kapitel über: "Das Novemberpogrom im Offenburger
Raum").
|
| Martin Ruch: Tanzsaal, Revolutionslokal, Synagoge, Lagerhalle.
Die Geschichte des "Salmen" in Offenburg. in: Die Ortenau 67.
1987. S. 371-189. |
| ders.: Familie Cohn. Tagebücher, Briefe, Gedichte einer jüdischen
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| ders.: Jüdische Stimmen aus Offenburg. Interviews, autobiographische
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1933-1945. Offenburg 1995. |
| ders.: Verfolgung und Widerstand in Offenburg 1933-1945.
Schwarzwaldverlag Offenburg 1995. 640 S. |
|
ders.: In ständigem Einsatz. Das Leben Siegfried Schnurmanns. Jüdische
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Mit einem Geleitwort von Nathan P. Levinson. Hartung-Gorre Verlag Konstanz
1997 126 S. |
| ders.:
Aus der Heimat verjagt: Zur Geschichte der Familie Neu. Jüdische Schicksale
aus Offenburg und Südbaden 1874-1998. Publikation hrsg. von Erhard Roy
Wiehn. Hartung-Gorre Verlag Konstanz 1998 252 S. |
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ders.: Jüdisches Offenburg. Einladung zu einem Rundgang.
Haigerloch 1999. |
| ders.: Quellen zur Geschichte der Offenburger Juden im 17.
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zugänglich über den Freiburger Dokumentenserver der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. |
| ders.: "Ich bitte noch um ein paar Stern...".
Jüdische Stimmen aus Offenburg. Band 2. Kulturagentur 2002. Blick
ins Buch. |
| ders.: Der Salmen, Geschichte der Offenburger Synagoge.
Offenburg 2002. Blick
ins Buch. |
| ders./Samuel Dzialoszynski: Der gute Ort. Der jüdische
Friedhof in Offenburg. Offenburg 2000. |
| ders.: Der letzte Offenburger Rabbi. In memoriam Bernhard
Gries (1917-1940). In: Die Ortenau. 80. Jahrgang. 2000 S. 261-269. Online
zugänglich über den Freiburger Dokumentenserver der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. |
| ders.: Das Novemberpogrom 1938 und die "Synagogenprozeß"
1948 in Offenburg. Verfolgte berichten. Täter stehen vor Gericht.
Norderstedt 2008. 118 S. |
| ders.: "Nicht wie hoffen und warten..".
Oktoberdeportation der badischen und saarpfälzischen Juden 1940; Briefe aus
den südfranzösischen Lagern an den letzten Vorsteher der jüdischen
Gemeinde Offenburg, Emil neu. 2010. Online
zugänglich über den Freiburger Dokumentenserver der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. |
| ders.: Geschichte der Offenburger Juden. Jiskor: Erinnere
Dich! Norderstedt 2011. 364 S. |
| ders.: "Isac, Abram und Jacob die Juden..."
Norderstedt o.J. 120 S. ISBN 978-3-7392-0336-2 15,00 € Informationen
zum Buch |
| ders.: Jüdische Persönlichkeiten aus Offenburg:
Wissenschaft, Kunst und Kultur. Norderstedt 2013. 228 S. ISBN
978-3-7322-3956-6 20,00 € Informationen
zum Buch |
| ders.: Kaddisch für Julius und Berta Stern (Offenburg,
Baden-Baden). Norderstedt 2015 120 S. ISBN 978-3-7386-2097-9 15,00
€ Informationen
zum Buch. |
| ders.: Jüdische Frauen aus Offenburg. Zehn Lebensläufe im
Zeichen der Shoah. Norderstedt 2016. 184 S. ISBN
978-3-7412-2189-7 15,00 € Informationen
zum Buch.
|
| Artikel "Die 'Paulskirche Badens' wird zum
Kulturzentrum, in: Stuttgarter Zeitung 13. September 2002 S. 10. |
| Irmgard Schwanke: Ein ungleiches Kräfteverhältnis.
Juden und Christen im Offenburg des 17. Jahrhunderts, in: Beiträge zur
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online zugänglich |
| Uwe Schellinger: Sklavenarbeit in Offenburg: Der Weg
des KZ-Häftlings Marko Moskowitz. In. Die Ortenau 2004 S. 383-394. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
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| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Rundgang Stolpersteine Offenburg. Broschüre. Als
pdf-Datei eingestellt. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Offenburg Baden. Jews are
known from the early 13th century. In 1243 they were victims of anti-Jewish
riots. A substantial community existed by the early 14th century but ended in
the Black Death persecutions of 1348-49 when the Jews burned themselves alive to
avoid expulsion and certain death as a consequence of a well-poisoning libel.
The few Jews who were present in the 17th century were expelled in 1689 owing to
local hostility.
The modern community was only founded in 1862 on the emancipation of
Baden's Jews. In 1880 the Jewish population reached 387 (total 7,274) with 61 of
the 74 Jewish families (in 1884) engaged in commerce (wine, cattle, hides). In
1875 the community inaugurated a synagogue. In 1893 the seat of the district
rabbinate was transferred to Offenburg from Schmieheim.
By the end of Worldwar I, many belonged to the professional class and the
community continued to maintain a rich inner life. In 1933, 271 Jews
lived in Offenburg (total 17,976), with others subsequently joining the
community. Jews were dismissed from public employment and banned from public
places. In 1938 all Jewish children were expelled from the public schools. Many
of the young emigrated to Palestine with the aid of the local Hechalutz office.
By the end of 1938, 118 Jews had emigrated, among them many to the United
States; 32 left for other German cities. On Kristallnacht (9-10 November
1938), the interior of the synagogue was wrecked and all Jewish males over 16
were arrested and sent to the Dachau concentration camp for a few weeks after
being abused and humiliated in the streets of the city. In all, 156 Jews managed
to emigrate directly from Offenburg in 1933-40, with another 45 going to other
German cities (and 23 emigrating from them). Of the 92 deported to the Gurs
concentration camp on 22 October 1940, 21 survived the Holocaust. The fate of
the Jews in the eight communities attached to Offenburg was similiar. Durbach's
19th century community of around 100 was reduced to a single family in 1933.- In
Gengenbach, 30 remained, 16 emigrated, and
nine were deported to Gurs. In Nordrach,
where a sanatorium for pulmonary patients was founded by Adelaide Rothschild in
the 19th century, the last 26 patients along the the head doctor were sent to
Auschwitz in September 1942 and executed on arrival.
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