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Fechenbach mit
Reistenhausen (Gemeinde
Collenberg, Kreis Miltenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Leonhard Scherg,
Marktheidenfeld)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Fechenbach bestand eine jüdische
Gemeinde bis zum Januar 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18.
Jahrhunderts zurück. Möglicherweise lebten auch bereits in der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts Juden in Fechenbach und im benachbarten
Reistenhausen. Die damalige Herrschaft beider Dörfer, die Rüdt von Kollenberg,
hatten von Kaiser Ludwig im Jahr 1345 das Judenregal zu Leben mit dem
Recht zur Niederlassung von vier jüdischen Familien erhalten.
Die jüdische Ansiedlung in Fechenbach (und Reistenhausen) dürfte jedenfalls die erste der gesamten Umgebung gewesen sein. Eberhard Rüdt von Kollenberg, Dorfherr von Fechenbach und einer Hälfte von Reistenhausen erhielt
1555 erneut das Privileg von Kaiser Karl V., Juden in seinen Dörfern
aufzunehmen (privilegium recipiente Judaeos). Ein
"Juden Gartten", womit wohl der Friedhof
in Reistenhausen gemeint ist, ist schon in der Dorfordnung von Reistenhausen aus dem Jahr 1542 belegt. Am Judenschutz hielten auch die nach einer Zwischenzeit anerkannten Nachfolger der Rüdt von Kollenberg, die Freiherrn von Reigersberg, ab 1645/48 bzw. 1677 bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts fest. Die jährlichen Einnahmen aus dem Judenschutz in Reistenhausen und Fechenbach wurden 1706 mit 20 fl. und aus dem
"Judenbegräbnis zu Reistenhausen" auf 5 fl. verzeichnet.
1671 lebten in Fechenbach und Reistenhausen zusammen 20 jüdische
Familien, wobei damals 18 Familien in Reistenhausen gemeldet waren und erst zwei
Einzelpersonen in Fechenbach. Damals war die Hauptgemeinde Reistenhausen, im 19.
Jahrhundert war es umgekehrt, als die letzten noch in Reistenhausen lebenden
jüdischen Familien zur Gemeinde in Fechenbach gehörten. 1826 gab es keinen
jüdischer Haushalt mehr in Reistenhausen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
in Fechenbach wie
folgt: 1814 68 jüdische Einwohner (10,1 % von insgesamt 672 Einwohnern),
1837 70 (8,2 % von 850), 1867 61 (8,0 % von 761), 1871 51 (6,6 % von 774), 1880
32 (4,1 % von 790), 1899 32 (in acht Haushaltungen), 1910 32 (3,6 % von 881).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Fechenbach und dem
dazugehörigen Reisenhausen auf
insgesamt 12 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände
genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): in Fechenbach Magul Schmul Bergmann
(Hausierhandel), Hinla, Witwe von Götz Frey (Handarbeit), Leser Seligmann
Kaufmann (Hausier-, auch Lederhandel), Magul Nehm Name (Makler), Leser Seligmann
Selig (Hausier- und Viehhandel), Benjamin Löser Selig (Hausier- und
Viehhandel), Joseph Hersch Straus (Hausierhandel), Nathan Hersch Straus
(Hausierhandel), Samuel Berle Stern (Hausieren und Viehhandel), Hinle Berle
Stern (Hausieren und Viehhandel), Leser Berle Rothschild (Hausieren und
Viehhandel) und - in Reistenhausen - Goldle, Witwe des Abraham Kolb
(Hausierhandel). Keine Matrikelstelle erhielten: Schmul Abraham Elz (ledig),
Schullehrer Maier Goldstiker und sein lediger Sohn David Goldstiker.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem Friedhof in
Reistenhausen beigesetzt. Letzterer war im Besitz der jüdischen Gemeinde
Fechenbach. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts) ein jüdischer
Lehrer (Religionslehrer)
angestellt , der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1817
wird als Lehrer Maier Goldstiker genannt. Als weiterer Lehrer in Fechenbach wird
in den 1860er-Jahren genannt: um 1863/1868 Simon Buttenwieser (wechselte 1868
nach Rimpar). Nachdem die Zahl der jüdischen Einwohner
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgegangen war, übernahmen
spätestens seit der Zeit um 1880 auswärtige Lehrer diese Aufgaben. So wurde 1881 die Religionslehrerstelle in Freudenberg
ausgeschrieben mit dem Zusatz: "Durch Erteilung des Religionsunterrichts an die
Kinder in Fechenbach kann der Gehalt um 100 M. erhöht werden" (siehe unten).
1885 versucht die jüdische Gemeinde Fechenbach nochmals die Ausschreibung einer
eigenen Lehrerstelle (siehe unten), doch ist nicht klar, ob sie damit Erfolg
hatte oder ob auch danach der Lehrer aus Freudenberg nach Fechenbach kam. 1891 übernahm
nach dem Bericht zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Straus Lehrer Schonunger aus Kleinheubach einen
Vortrag. 1892 jedenfalls unterrichtete Lehrer Feuerbach aus Freudenberg die Kinder der
Gemeinde. 1894/97 erteilte Lehrer Stern aus
Miltenberg den Unterricht, 1898/99 Lehrer Sonn, 1900 Lehrer M. Rosenkranz,
beide aus Miltenberg. 1899 waren noch sechs
jüdische Kinder in Fechenbach in Religion zu unterrichten. Um 1909/10 wird anlässlich von
Spendensammlungen in Fechenbach Lehrer Translateur aus
Miltenberg genannt. Sicher hat auch er
damals den Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht erteilt.
Die jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Aschaffenburg.
Von den jüdischen Vereinen in der Gemeinde werden genannt: anlässlich
einer Spendensammlung ("Der Israelit" vom 15. April 1868) ein "Männerverein" und
ein "Frauenverein" (Ziele: Wohltätigkeit und Beerdigungswesen).
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1879 A. L. Seelig, um 1881
S. Seelig, um 1885 Herr Rothschild, um 1886/96 Herr Blumenthal, um 1897/99 Herr Rothschild, um 1899/1900
L. Lustig, um 1909 L. Strauß.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hugo Strauß (geb.
11.4.1897 in Fechenbach, gest. an der Kriegsverletzung 21.8.1920), Oberjäg.
Josef Strauß (geb. 29.11.1886 in Fechenbach, gef. 28.10.1914), Max Strauß
(geb. 2.3.1889 in Fechenbach, gef. 14.11.1914).
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch 20 Personen gehörten (2,2 %
von insgesamt etwa 900 Einwohnern), war (nach dem Bericht von 1931 s.u.
"schon über Jahrzehnte") Gemeindevorsteher Leser Lustig (siehe
Berichte unten). Als Kantor
war (ehrenamtlich) das Gemeindemitglied Max Bergmann tätig. Bereits seit dem 1.
Januar 1922 war die Kultusgemeinde Fechenbach eine Filiale der Kultusgemeinde Miltenberg.
Den Religionsunterricht der damals
zwei schulpflichtigen
jüdischen Kindern erteilte Lehrer Abraham Heß aus Miltenberg. Dieser übernahm
zugleich die Schechita und weitere religiöse Aufgaben in der Gemeinde (1931
spricht er bei der Beisetzung von Leser Lustig). Nach dem Tod von Leser Lustig
Anfang 1931 wurde Leopold Strauss Gemeindevorsteher.
1933 lebten noch 11 jüdische Personen in Fechenbach (1,4 % von 790). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen (Frankfurt a.M., Stuttgart und Aschaffenburg) beziehungsweise ausgewandert.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge
vernichtet (s.u.). Am 1. Juli 1939 wurden
noch zwei jüdische Gemeindeglieder gezählt, die seit Auflösung der Gemeinde
zur jüdischen Gemeinde Miltenberg
gehörten und Ende 1939 - noch
vor Beginn der Deportationen - Fechenbach verließen.
Von den in Fechenbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Abraham
Bergmann (1871), Amalie Bergmann (1863) Johanna Bergmann (1917), Ludwig Bergmann
(1903), Max Bergmann (1873), Moritz Bergmann (1903), Samuel Bergmann (1870),
Bernhard Blumenthal (1882), Moses Freudenreich (1853), Frieda Gusstein geb.
Lustig (1890), Jenny Laupheimer geb. Strauß (1894), Mathilde Laupheimer geb.
Strauß (1890), Leopold Lustig (1902), Klotilde (Tilla, Tilli) Löwenthal geb.
Blumenthal (1873), Meta Rosendahl (1907), Bertha Schild geb. Lustig (1859),
Mathilde Seelig (1880), Amalie Veilchenblau geb. Lustig (1864).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte des jüdischen Lehrers und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und
Schochet (Fechenbach teils Nebenstelle zu Freudenberg; 1881 / 1885 / 1891 /
1894)
Anmerkung: in den 1880er- und
1890er-Jahren wurden der Unterricht durch den Lehrer aus Freudenberg erteilt. Ob
die Ausschreibung der Fechenbacher Gemeinde von 1885 (s.u.) Erfolg hatte, ist
nicht bekannt; 1891 war die Stelle wieder zusammen mit Freudenberg
ausgeschrieben. Nach 1895 wurde dann der Unterricht durch den Lehrer aus
Miltenberg erteilt, wobei es bis nach 1933 geblieben ist.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1881: "Die hiesige Stelle
ist sofort zu besetzen mit einem Religionslehrer, Vorsänger und Schächter.
Die drei Ämter ertragen jährlich fixo Gehalt 500 nebst Nebenverdienste.
Durch Erteilung des Religionsunterrichts an die Kinder in Fechenbach kann
der Gehalt um 100 M. erhöht werden.
Russen und Polen werden nicht berücksichtigt.
Freudenberg in Baden. Der
Synagogenrat: Leser Sommer. Feist Sohn, Vorsteher, David Bergmann. "
. |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1885: "In der
israelitischen Gemeinde Fechenbach, Kreis Unterfranken, ist die
Religionslehrerstelle zu besetzen. Gehalt 400 Mark nebst freier Wohnung. Für
Nebenverdienste ist Gelegenheit geboten. Nur ledige Bewerber wollen sich
melden an Rothschild, Kultus-Vorstand. " .
|
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1891: "Vakanz.
Die mit einem festen Gehalt von 500 M. und den üblichen Nebengefallen
verbundene Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in
Freudenberg nebst Filiale Fechenbach (das mehr als 200 M. einträgt),
soll sofort besetzt werden. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche nebst
Zeugnisabschriften innerhalb 14 Tagen bei uns einreichen.
Mosbach (Baden), 16. November 1891. Die Bezirkssynagoge: Dr.
Löwenstein. " |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1894: "Lehrerstelle.
Durch Eintritt des bisherigen Lehrers in den Staatsdienst ist die
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle in Freudenberg mit
einem festen Gehalt von 500 M. und den üblichen Nebengefällen (wozu
wahrscheinlich noch die Filiale Fechenbach kommt), sofort zu besetzen.
Bewerber wollen ihre Meldungen nebst Zeugnis Abschriften alsbald dem
Unterzeichneten zugehen lassen.
Mosbach, den 9. Mai 1894. Die Bezirkssynagoge. Dr. Löwenstein." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Straus (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1891: "Fechenbach
am Main, 21. Kislew (= 1. Dezember 1891). Ein seltenes Familienfest
wurde heute dahier abgehalten. Herr H. und Frau Straus feierten im Kreise
ihrer Kinder und Enkel, Freunde und Verwandte ihre goldene Hochzeit. Ein
imposanter Zug bewegte sich vom Hause des Jubelpaares zur Synagoge. Diese
war beinahe überfüllt, indem die meisten Ortsbewohner, ohne Unterschied
der Konfession, ihre herzliche Teilnahme durch ihr Erscheinen bekundeten.
Herr Schonunger, Lehrer von Kleinheubach, hielt einen Vortrag über den
Psalmvers (Psalm 13,6): 'Ich aber vertraue deiner Huld. Es frohlockt
mein Herz ob deiner Güte. Ich will dem Ewigen singen, denn er hat mir
wohlgetan." Der Bürgermeister war sowohl in der Synagoge
als auch bei der Festtafel zugegen und brachte einen sehr sinnigen Toast
auf das Jubelpaar aus. Auch der Pfarrer sandte dem Jubelpaar eine schöne
und herzliche Gratulation. Die Ortsarmen und die Auswärtigen wurden wohl
bedacht. Viele Depeschen und Gratulationsschreiben liefen ein. Möge das
Jubelpaar auch die diamantene Hochzeit in bester Gesundheit feiern. Mögen
beide im höchsten Alter blühen, immer frisch und kraftvoll bleiben.
Fr." |
Zum Tod von Leopold Rothschild
(1916)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1916:
"Die Eisenbahndirektion Würzburg teilt mit: Donnerstag, 30. März
(1916) vormittags 5 Uhr 40 Minuten wurde der verwitwete 70-jährige
Leopold Rothschild von Fechenbach (Main) auf dem Geleise zwischen den
Stationen Reistenhausen-Fechenbach und Freudenberg (Main) tot
aufgefunden." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1916: "Nürnberg.
Der 70-jährige Leopold Rothschild aus Fechenbach wurde tot auf
dem Bahngeleise aufgefunden." |
Zum 70. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers
Leser Lustig (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Oktober 1931: "Fechenbach, 14. August 1931. Heute beging Herr Leser
Lustig seinen 70. Geburtstag; leider nicht bei vollster Gesundheit, da der
Jubilar schon längere Zeit an das Krankenbett gefesselt ist.
Nichtsdestoweniger zeigt er noch regesten Anteil und warmes Interesse an
allen Obliegenheiten seiner Familie und der Kultusgemeinde, in der er
schon über Jahrzehnte das Amt des Vorstandes bekleidet.
Ob seines aufrechten Charakters, seiner rastlosen Energie und als biederer
Geschäftsmann erfreut sich der Jubilar nicht nur in der hiesigen
Gesamtbevölkerung, sondern darüber hinaus in weitesten kreisen größter
Achtung und Wertschätzung. Möge ihm eine baldige Genesung und ein
sonniger Lebensabend beschieden sein." |
Zum Tod von Leser Lustig (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Oktober 1931: "Fechenbach: Herr L. Lustig, über dessen 70.
Geburtstag wir jüngst berichten konnten, ist am Zom Gedaljo (= 14.
September 1931) in Stuttgart seinem schweren Leiden erlegen. Bei der
Überführung nach Fechenbach hatten sich aus Nah und Fern die zahlreichen
Freunde des Entschlafenen zu seiner letzten Ehrung eingefunden. Vor dem
Trauerhause zeichnete Lehrer Abraham Heß aus Miltenberg ein Lebensbild
des Verstorbenen. Im Namen der Familie Lustig nahm Herr Rechtsanwalt Dr.
Lustig, München, in bewegten Worten von dem Heimgegangenen
Abschied." |
Der letzte Gemeindevorsitzende Leopold Strauss
legt sein Amt nieder (Juli 1937)
Letzte
Eintragung in dem 1832 begonnenen Synagogenbuch der Gemeinde: "Mit
dem heutigen Tage, trete ich als Vorstand der israelitischen
Kultusgemeinde Fechenbach zurück. Fechenbach, den 18.7.1937. Leopold
Strauss".
Quelle: Pinkas Hakehillot s.Lit. S. 535. |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Anzeige von Spengler Joseph Bergmann (1865)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1865: "Ein junger
Mensch von guter Familie, welcher Lust hat, die Spenglerprofession zu
erlernen, kann bei Unerzeichnetem, allwo jüdische Sabbat- und Feiertage nach
religiöser Vorschrift gehalten werden, sogleich in die Lehre treten.
Fechenbach am Main bei Stadtprozelten, den 9. Februar 1865.
Josef Bergmann, Spengler. " |
Isaak Lustig sucht für seinen Sohn eine Lehrstelle (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit " vom 29. September 1898:
"Suche für meinen 14jährigen Sohn, der drei Jahre lang eine
Realschule mit Erfolg besucht hat, eine Lehrstelle in feinem
Manufakturwarengeschäfte, welches Samstags geschlossen ist. Kost und
Logis im Hause erwünscht.
Offerten sind zu richten an Isaak Lustig, Fechenbach am Main,
Bayern." |
Louis Strauß sucht für seinen Sohn eine Lehrlingsstelle (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902:
"Suche für meinen Sohn, der die Realschule mit gutem Erfolge
absolviert hat, eine Lehrlingsstelle in einem größeren
Bankgeschäfte, das Samstags und israelitische Feiertage geschlossen
ist.
Offerten an Louis Strauß, Fechenbach am Main." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge der Gemeinde wurde möglicherweise 1832 erbaut
(in diesem Jahr wurde das Synagogenbuch begonnen) und 1868 renoviert. Angebaut war das
jüdische Schulhaus mit Lehrerwohnung. Auch ein rituelles Bad befand sich im
Gebäude.
Bereits in den 1920er-Jahren bestand in der Gemeinde kein Minjan mehr (nötige
Zehnzahl jüdischer Männer zum Gottesdienst). Die jüdischen Einwohner
Fechenbachs besuchten die Synagoge in Miltenberg.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge,
insbesondere die Ritualien vernichtet, das Gebäude, Ritualbad und das Schulhaus
werden insgesamt nur geringfügig beschädigt.
Nach 1945 kam das Gebäude in Privatbesitz. Bis 1985 war darin eine Werkstatt
eingerichtet. Ab 1986 wurde die ehemalige Synagoge und das jüdische Schulhaus
in ein Wohnhaus umgebaut (vgl. Pressebericht unten vom Oktober 2014). Es war nach Angaben bei Schwierz s.Lit. damals
geplant, am Haus eine Gedenktafel anzubringen mit der Inschrift: 'Dieses
Gebäude diente der Israelitischen Kultusgemeinde in Fechenbach als Synagoge bis
1938. Zur Erinnerung und Mahnung." Bei einem Besuch im März 2008
konnte eine solche Tafel jedoch nicht festgestellt werden.
Geschichte einer Torarolle aus Fechenbach
(auch in englischer Sprache eingestellt:
The
Lustig Family Torah (pdf-Datei, verfasst von Bernie King-Smith, Version vom
20. Juni 2023)
Die Tora der Familie Lustig
stammte wahrscheinlich aus Unsleben und
wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von der Familie Lustig der Synagoge in
Fechenbach geschenkt. Die ersten Lustigs, die in Fechenbach lebten, kamen
hierher wahrscheinlich um die Zeit der Hochzeit von Loeb Lustig mit Adelheid
Kaufmann (1853 in Würzburg). Die Torarolle, die sie der Synagoge schenkten,
ist eine große Thora und wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert
geschrieben. Die Buchstaben sind sehr gut lesbar und es gibt keine
ungewöhnliche Verlängerung der Buchstaben, um die gesamte Breite jeder Zeile
in einer Spalte auszufüllen.
Die letzten Vertreter der Familie Lustig in Fechenbach waren Mitglieder der
Familie von Leser Lustig. Er verstarb im Oktober 1931 und hinterließ
seine Witwe Sophie Lustig. Sie wurde 1942 nach Theresienstadt
verschleppt, doch überlebte sie die Zeit der Shoa (gest.1962 in New York
City).
Adolf Lustig, Lesers Neffe, war in Fechenbach aufgewachsen und
verließ den Ort Anfang des 20. Jahrhunderts, um seine Ausbildung in Würzburg
fortzusetzen. Er wurde schließlich Anwalt, ließ sich in München nieder und
heiratete dort. Als Adolf 1933 während der NS-Herrschaft in München lebte,
verlor er die Zulassung, als Anwalt zu praktizieren, lebte jedoch weiterhin
von seinen Ersparnissen. Am 22. Mai 1937 wurde Adolf verhaftet, da er
Ehrensekretär des örtlichen B’nai Brith war und in das KZ Dachau gebracht.
Am 14. August 1937 wurde er freigelassen; im April 1938 emigrierte er mit
seiner Familie aus Deutschland. Während Adolf und seine Frau Kate ihre
Sachen für die Reise nach Australien packten, brachten Mitglieder des
Bayerischen Jüdischen Gemeindeverbandes eine Holzkiste vorbei, deponierten
sie in ihrem Wohnzimmer und sagten, sie sollten sie nach Australien
mitnehmen. 1974 erinnerte sich Kate Lustig: 'Während die Packer unsere Möbel
und Habseligkeiten nach unten zum Aufzug nach Australien trugen, beschwerten
sie sich bei mir, dass die geschlossene, festgenagelte Kiste (mit der
Schriftrolle darin) zu schwer sei und ich antwortete lachend: Da ist Gold
drin!! Sie sahen sich an, bis der Vorarbeiter nickte und aufforderte, die
Kiste in unseren Aufzug zu stellen.'
Adolf und Kate und ihre Kinder Ruth, Bernd und Ludwig kamen am 4. Juni 1938
in Australien an. Kurz nach seiner Ankunft wurde Ludwigs Name in Lewis
geändert. Ungefähr drei Wochen nach ihrer Ankunft, am 28. Juni 1938,
schrieben Adolf und Kate an Temple Beth Israel (https://tbi.org.au/)
und boten an, die Thora der Familie zu spenden. Der Vorstand von Temple
Beth Israel antwortete am 20. Juli 1938, dass er das Geschenk demütig
annahm. Es wurde offiziell in einer Zeremonie am Rosch Haschana 5699, dem
26. September 1938, entgegengenommen.
Beim Schabbatgottesdienst am 12. August 1978 sprach Rabbi Levi im Tempel
Beth Israel über die beiden Holocaust-Schriftrollen, die 1938 der Synagoge
gespendet worden waren. Die andere Rolle stammte von Rabbi Herbert Saenger.
In einem Brief an Rabbi Levi kommentierte Kate Lustig die Predigt und
erinnerte an die Geschichte der Thora und wie sie aus Deutschland in den
Tempel Beth Israel gebracht wurde. Adolf Lustig war inzwischen im Jahr 1962
verstorben. Am 25. April 2004 schickte Kates Sohn Lewis auch seine
Erinnerungen an die Ausfuhr der Thora aus Deutschland an die damalige
Präsidentin von Temple Beth Israel, Frau Kathy Kaplan.
Seit ihrer Ankunft in Melbourne haben mehrere Nachkommen von Adolf und Kate
Lustig für ihre B’nai Mizwot aus der Thora gelesen, darunter auch ihr Sohn
Lewis Lustig. Für die B’nai Mizwot der Enkel von Adolf und Kate, Danny
Lustig (1974), Anne Picus (1976) und Richard Lustig (1979), wurde die Thora
in die Schwestergemeinde von Temple Beth Israel, das Leo Baeck Center in
East Kew, gebracht. Darüber hinaus lasen Adolfs Urenkel Jeremy Lustig
(2006), Steven Lustig (2008) und Kate Lustig (2011) für ihre B’nai Mizwot im
Tempel Beth Israel aus der Thora.
Im Jahr 2015 bereitete sich Brayden Lustig, der Urenkel von Adolf Lustig,
auf seine bevorstehende Bar Mizwa vor, die in Caulfield Shule, etwa 1 km vom
Tempel Beth Israel entfernt, stattfinden sollte. Sein Vater Richard Lustig,
Lewis‘ Sohn, fragte, ob es möglich sei, die Familien-Sefer-Tora für diesen
Zweck zu nutzen. Sie sagten ja, vorausgesetzt, es würde zunächst überprüft,
ob es in Ordnung ist. Richard ließ es vom Caulfield Shule Sofer überprüfen.
Es wurde festgestellt, dass die Tinte stark verblasst war und nicht mehr
verwendet werden konnte. Daher verwendete Brayden für seine Bar Mizwa eine
Caulfield Shule Sefer Tora. Die Familie hielt es für lohnenswert, das
Problem beheben zu lassen. Die Caulfield Shule Sofer organisierte den
Versand der Sefer-Tora (ohne die Griffe) an eine Jeschiwa in Jerusalem wurde
und dass ein Gelehrter die gesamte Schriftrolle neu einfärbte. Der Prozess
dauerte mehrere Monate und Lewis und seine Frau Eve übernahmen die Kosten
für die Reparaturen. Die Sefer-Tora wurde zurückgegeben, die Griffe wurden
wieder angebracht und sie wurde in den Tempel Beth Israel gebracht, wo sie
sich noch heute befindet.
Die Thora wird immer noch gelegentlich für Veranstaltungen der Familie
Lustig verwendet, aufgrund ihres Alters jedoch nicht regelmäßig. Sie ist
weit über 170 Jahre alt und möglicherweise sogar 200 Jahre alt. Rund um den
Griffansatz befindet sich eine Inschrift: 'Von Dr. Adolf und Kate Lustig aus
Fechenbach am Main 1938 vor dem Holocaust gerettet'.
Quellen:
| Lustig family history 1700 – 1800s – Bernie
King-Smith February 2023 |
| Early Adolf Lustig and Fechenbach history - Bernie
King-Smith February 2023 |
| Torah donation June 29th 1938.pdf – From Ruth
King-Smith |
|
Lustig Torah story August 13th 1978.pdf – From Ruth King-Smith (Scan
eines Briefes, den Bernie King-Smith von Kate Lustig an den Temple Beth
Israel in Melbourne schrieb und in dem es darum geht, woher die Thora
ursprünglich kam. Darüber hinaus wird beschrieben, wie die Thora nach
Australien verschifft wurde) |
| Lustig Torah correspondence to TBI April 25 2004.pdf
– Letter to Bernie King-Smith from Lewis Lustig.
|
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Rechts: in Fechenbach 1936 von
links: Henriette Kaufmann sowie Leopold, Adolf, Kate und Sophie Lustig.
Sophie wurde 1942 mit anderen Juden nach Theresienstadt deportiert. Sie
überlebte den Krieg und zog nach ihrer Befreiung nach New York City, um bei
ihren Kindern zu leben. Sie starb im August 1962 im Alter von 95 Jahren. Die
Frau hinten, zweite von rechts, ist unbekannt. |
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Rechts: die "Lustig
Torah" im Tempel Beth Israel im Vorort St. Kilda in Melbourne, Australien.
Auf dem Foto: Bernie King-Smith, seine Frau sowie Kantor Michel Laloum.
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Adresse/Standort der Synagoge: Kleine Gasse
12
Fotos
(Fotos: sw-Foto aus Schwierz s.Lit. S. 56; Farbfotos: Hahn,
Aufnahmedatum 16.3.2008)
Die ehemalige Synagoge
während den
Umbauarbeiten zu einem Wohnhaus
(um 1990) |
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Die ehemalige Synagoge
im März 2008 |
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Blick zur ehemaligen
Synagoge
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Das ehemalige jüdische
Gemeindezentraum
mit Schulhaus (links) und Synagoge |
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Die Ostfassade mit einem
Rundfenster
über dem ehemaligen Toraschrein |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2014:
Bericht über das Leben in der ehemaligen
Synagoge |
Artikel von Sylvia Breckl im
"Main-Echo" vom 30. August 2014: "Geschichtsträchtiger
Wohnraum. Leben in ehemaliger Collenberger Synagoge
Collenberg. Schon der Glockenstrang, an dem der Besucher zieht, deutet darauf hin, dass hier niemand mit standardisiertem Einrichtungshausgeschmack wohnt.
'Manchmal hätten wir uns schon gerade Wände gewünscht', gesteht Robert Ullrich. Der 60-Jährige lebt mit seiner Frau Anette und zwei Söhnen in einem Haus, das einst Synagoge und jüdisches Schulhaus mitten im Ortskern von Collenberg war.
Dass sich hinter der weiß und gelb getünchten Fassade ein origineller Wohnraum inklusive großzügigem Gartengrundstück verbirgt, ahnt der Besucher von außen zunächst nicht. Lediglich die großen Rundbogenfenster weisen darauf hin, dass sich hinter dem schlichten Äußeren ein einst geschichtsträchtiges Inneres verbirgt.
Seit 1993 lebt Ullrich mit seiner Familie in den Gebäuden. Übernommen hat Ullrich die alte Synagoge von seinem Vater, der das Haus von einem Künstler gekauft hatte, und der den Rohbau bis dahin als Lagerhalle und Werkstatt genutzt hatte.
'Es war im Sommer 1985, als ich das Haus sah und sofort haben wollte', erzählt Ullrich, der im Nachbarhaus, einer alten Mühle, aufwuchs.
Umbaustart 1986. 'Bau dir ein gescheites Haus, nicht so eine Bruchbude', habe sein Vater ihm geraten. Ullrich war damals 31 Jahre und für große Baufinanzierungen nicht zu haben, dafür wild entschlossen, die alte Synagoge zum Wohnhaus umzubauen. 1986 ging es mit Hilfe eines Architekten und Bauingenieurs los. Das meiste hat der gelernte Elektriker aber selbst renoviert. Etwa vier volle Jahre hat der Um- und Ausbau gedauert. Ullrich hat mehrere Fotoalben von der Renovierung, jede, so der Freiberufler, wurde mit einem Fest mit Helfern und der Nachbarschaft begossen. Fördermittel für die Sanierung habe er nie bekommen, auch nie beantragt.
'Ich wollte die Freiheit haben, das Gebäude so umzubauen, wie ich es will, ohne seinen Charakter zu zerstören', so Ullrich. Vom Inventar der Synagoge sei
'kein Krümel' übriggeblieben. Umso mehr wollte er die Seele des Gebäudes bewahren. Etwa das typische Rundfenster über dem Klavier oder das Oculus-Fenster in der Decke, von der künftig ein Kronleuchter baumeln soll.
Licht flutet in Raum. Die in Buntsandstein gefassten Rundfenster, die fast wie aus einer Kirche wirken, fluten viel Licht in den Raum, dessen Grundfläche aus gerademal 44 Quadratmetern besteht. Die Gips-Zierleisten und Kapitäle an den Säulen hat Ullrich neu gemacht. Die 4,50 hohen Decken -
'nicht für Putzfans' - sind wie gemacht für die Galerie, deren Glasgeländer die natürliche Weite des Raumes betont.
Eine Wendeltreppe führt hinauf. Hier wird altes Gebälk sichtbar, unter dem sich das gemütliche Wohnzimmer sowie eine Schreibtischecke befinden. Im Erdgeschoss fällt der große Kachelofen ins Auge. Wie die Lamperie, die Holzverkleidung an der Wand, strahlt er Wärme und Behaglichkeit aus. Ans Esszimmer schließt sich der zweite Teil des Wohnensembles an - das frühere jüdische Schulhaus.
'Bis hierin war die Renovierung ein hochinteressantes Abenteuer', resümiert Ullrich, der niemals Zweifel an seiner Entscheidung gehabt hat. Auch Ehefrau Anette haben die Jahre des Umbaus
'fast nie' aus der Ruhe gebracht. 'Das lief so nebenher. Und die Kinder sind ganz natürlich mit Akkuschrauber und Stichsäge großgeworden.'
Fotoarchiv von den Arbeiten. Aber das Schulgebäude, dessen Ursprung Ullrich etwa auf das Jahr 1550 datiert, sei die
'perfekte Ruine' gewesen. Fotos von Baustelle, Bagger und windschiefen Tragebalken, die angehoben und mit Stahlträgern gestützt werden mussten, dienen als Beweis für die
'perfekte Katastrophe'. 'Wir mussten einiges zurechtbiegen', erinnert sich Ullrich und bekennt:
'Als ich überschaut habe, was alles zu machen ist, ist mir schlecht geworden.'
Von der 'gnadenlosen Arbeit' ist heute nichts mehr zu sehen. Aus den einst verrußten Räumen sind schmucke Schlafzimmer und Bäder geworden. In den zweiten Stock führt eine Blocktreppe aus stabilen Eichenbalken, ein Unikat, das offenbar die Jahrhunderte überdauert hat und auf das Ullrich besonders stolz ist. Die oberen Stockwerke wollen die Kinder irgendwann ausbauen.
Auch Anette Ullrich möchte um nichts in der Welt tauschen. Ihr Wirkungsbereich beginnt spätestens nach dem Wintergarten, wo ein uneinsehbares Gartengrundstück samt Scheune und Halle zum Werkeln und Basteln einlädt. Über den plätschernden Fechenbach führt eine kleine überdachte Brücke zu einem weiteren idyllischen Grundstück. Neben einem Gemüsebeet und einer Rasenfläche hat Anette Ullrich hier lauschige Sitzecken angelegt. Stillleben aus Sandstein, Blumenkübeln und Sukkulenten zieren den Garten. Ob sie das wiedermachen würden?
'Das Schulgebäude war eine echte Herausforderung', räumt Ullrich ein. 'Aber so etwas wie die Synagoge auf jeden Fall.' Das Leben im Altort war für den Collenberger eine bewusste Entscheidung. Für alte Häuser brauche es eben Fantasie und Kreativität.
'Man entwickelt sich persönlich weiter, weg vom Wohnzimmerschrankwand-Durchschnittstypen', finden die Ullrichs. Am Ende habe man einen anderen Bezug zu seinem Zuhause als bei einem Fertighaus.
Was er an Geld reingesteckt hat, kann er nicht mehr genau sagen. 'Jedenfalls weniger als in einen Neubau.' Robert und Anette Ullrich können einen Blick hinter die Fassaden von Häusern in alten Ortskernen nur empfehlen:
'Viele wissen nicht, was sich da für günstig zu renovierende Schmuckstücke und Gestaltungsmöglichkeiten verstecken.'
Hintergrund: Haus in der Kleinen Gasse 10 in Collenberg. Die Synagoge, die Robert Ullrich zum Wohnhaus umgebaut hat, stammt vermutlich aus dem Jahr 1772. Zumindest ist diese Jahreszahl auf einer Eisenstange eingraviert, die bei den Umbauarbeiten zu Tage kam. In den Geschichtsbüchern aus dem Ort findet sich wenig, auch die Thorarollen sind vernichtet. Laut Ullrich hat einer der Vorbesitzer sämtliche schriftliche Aufzeichnungen verbrannt, ohne sich des historischen Werts bewusst zu sein. Nachweisbar ist lediglich, dass das Gebäude bis Januar 1938 als Synagoge genutzt wurde.
Dazu gehörten außerdem ein jüdisches Schulhaus und ein rituelles Bad, die Mikwe. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge vernichtet. Die jüdische Gemeinde Collenberg/Fechenbach wurde infolge zu weniger Mitglieder aufgelöst. Im Heimatbuch lassen sich Ullrich zufolge die Prozesse gegen jüdische Gemeindemitglieder während der NS-Zeit nachlesen. Nach 1945 kam das Gebäude in Privatbesitz. Bis 1985 war darin eine Werkstatt eingerichtet."
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Links und Literatur
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Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 290-291. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 56. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 534-535.
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 235. |
| Ludwig-Andreas Riedel / Lothar Romstöck:
Fechenbach. Ein fränkisches Dorf mit 800-jähriger Geschichte. Collenberg
2014. Darin ein Abschnitt 10.6.: Das Jüdische Leben in Fechenbach S.
269-272. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Fechenbach Lower Franconia. Jews were present in the
early 18th century and numbered 70 in 1837 (total 850). In 1933, 11 remained,
nine of them leaving in 1937 for other German cities.
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