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Feuchtwangen (Landkreis Ansbach)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Feuchtwangen bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter und in der
Neuzeit bis 1938. Bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lassen
sich Juden in der Stadt nachweisen. Nach 1340 sind in der Stadt Wolflin
von Bamberg und Selmlin von Eggolsheim als Geldverleiher tätig. Bei der
Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden auch Juden aus
Feuchtwangen ermordet. In den folgenden Jahrhunderten gibt es zunächst nur
wenige Belege: 1447 wird ein Feuchtwanger Jude in Nördlingen
beerdigt. 1555 mussten die Feuchtwanger Juden die Stadt verlassen
beziehungsweise erhielten keine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis. Einige
von ihnen ließen sich in Fürth
(darunter vermutlich die Vorfahren des Schriftstellers Lion Feuchtwanger,
s.u. bei "Erinnerungsarbeit
vor Ort"), Schwabach
und Pappenheim
nieder. An die damalige jüdische Niederlassung in Feuchtwangen erinnert seit
1984 eine Hinweistafel in der ehemaligen "Judengasse", jetzt
"Herrenstraße" mit der Aufschrift: "In dieser Straße wohnten
bis 1555 die Vorfahren von Lion Feuchtwanger, geboren 7. Juli 1884, gestorben
21. Dezember 1958".
1599 wohnte noch oder wieder ein Jude in der Stadt.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts entstand eine neue Gemeinde, die zeitweise
einen eigenen Rabbiner hatte. 1656 drohte den Juden der Stadt Unheil
wegen eines angeblich von Juden getöteten Christenkindes. Die Denunzianten
wurden jedoch der Unwahrheit überführt und die Juden erhielten ein
Unschuldszeugnis. 1714 werden 18 jüdische Familien in der Stadt gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1808 waren es 24 Familien mit zusammen 113 Personen, 1809/10 122 jüdische
Einwohner (6,0 % von insgesamt 2.041 Einwohnern), 1837 160 (6,3 % von 2.550),
1867 170 (7,2 % von 2.345), 1880 120 (4,4 % von 2.711), 1889 82, 1895 82, 1897
76 (in 24 Familien), 1899 79 (in 23 Haushaltungen), 1900 83 (3,5 % von
2.711), 1903 82 (von 2385 Einwohnern, in 24 Haushaltungen), 1910 71 (2,9 % von 2.486). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
ging die Zahl der Juden in der Stadt zurück (1910: 71, 1925: 46). Nach
Auflösung der jüdischen Gemeinden in Leutershausen
und Colmberg
(1931) gehörten die dort noch lebenden jüdischen Einwohner der Gemeinde in
Feuchtwangen an.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde ein Synagoge (s.u.) mit
einem Schulraum für den Religionsunterricht, ein Gemeindehaus und ein rituelles
Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schopfloch
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung
1915 unten). Unter den Lehrern der Gemeinde im 19. Jahrhundert sind u.a.
bekannt: Salomon Reitlinger (bis 1849 in Feuchtwangen, später vor allem in Zweibrücken,
Text),
Lehrer Lissauer (vor 1864), Lehrer Joseph Lehmann (um 1870/1895), um 1896 Lehrer
Levit (unterrichtete 1896 an der Religionsschule der Gemeinde acht Kinder, 1897
neun Kinder).
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: um 1875 der Israelitische
Wohltätigkeitsverein; um 1895/96: der Israelitische
Wanderunterstützungsverein, der Israelitische Krankenunterstützungsverein, die Holzinger'sche Stiftung und verschiedene weitere Stiftungen.
Die jüdische Gemeinde Feuchtwangen war 1841-1879 dem Bezirksrabbinat in Schopfloch,
danach dem Rabbinatsbezirk Ansbach
zugeteilt.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1888/1889 S. Weihermann, um
1897 B. Gunzenhäuser und H. Bischofsheimer, um 1899 W. Weihermann, A. Eppstein,
um 1903 W. Weihermann, A. Eppstein, H. Bischofsheimer, M. Ullmann und A.
Gutmann. .
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius
Oppenheimer (geb. 10.2.1894 in Feuchtwangen, gef. 30.4.1915), Gefreiter Max
Oppenheimer (geb. 10.6.1895 in Feuchtwangen, gef. 20.1.1915) und Leutnant Dr.
Joseph Gutmann (geb. 15.1.1886 in Feuchtwangen, vor 1914 wohnhaft in Erlangen,
gef. 5.9.1914).
Bis zum Beginn der NS-Zeit spielten jüdische Gewerbetreibende für
Handel und Gewerbe in der Stadt auch weiterhin eine wichtige Rolle. Von den 20 jüdischen
Haushaltsvorständen Feuchtwangens waren 1926 zwölf im Handel tätig, zwei im
Bankwesen, einer war Lehrer, einer Schneider. Die Gemeinde gehörte
weiterhin dem Rabbinatsbezirk Ansbach
an. Anfang der 1930er-Jahre war Gemeindevorsitzender David Gunzenhauser. Als Lehrer
war Leo Neumann tätig (auch noch 1937, siehe Bericht zur Beisetzung von
Adolf Eppstein; von München aus im März 1943 nach Auschwitz deportiert und
ermordet; zum Besuch seiner Tochter in Feuchtwangen im Juni 2010 siehe
Bericht unten). Zwei jüdische Vereine waren aktiv: Der Frauen-Verein
unter Milli Gunzenhäuser und der Männer-Verein (Chewra Kadischa) unter
Abraham Gutmann.
1933 lebten noch 39 jüdische Personen in Feuchtwangen (16 % von 2.370). Auf
Grund der ständig zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts verließen bis 1938 alle jüdische Einwohner die Stadt. Durch
zahlreiche antijüdische Aktionen war jüdisches Leben in Feuchtwangen alsbald
nicht mehr möglich. Der Gemeindevorsteher Bankier David Gunzenhauser war am 24.
Oktober 1936 verhaftet (mit dem Vorwand eines "Vergehens gegen das
Kreditgesetz"), seine Frau in "Schutzhaft" genommen worden. Zwar
wurden sie nach einiger Zeit entlassen, aber aus Feuchtwangen ausgewiesen. Am 20.
Dezember 1937 hatten die Nationalsozialisten eine Aktion organisiert, um
Feuchtwangen "judenrein" zu machen. Auf den Straßen hatten sich in
den Abendstunden etwa 400 Menschen, darunter zahlreiche Mitglieder der
Hitlerjugend versammelt und forderten lautstark die Vertreibung der Juden aus
Feuchtwangen. Die Polizei holte einzelne jüdische Personen aus ihren Häusern
und brachte sie in "Schutzhaft" ins Gefängnis. Auf dem Wege dahin
wurden diese jüdische Personen bespuckt, beschimpft und mit Steinen beworfen.
Siegfried Epstein wurde in seinem Haus verprügelt, seine Wohnung demoliert. Die
jüdischen Personen aus Feuchtwangen verzogen innerhalb von Deutschland
(Frankfurt, München, Stuttgart, Nürnberg, Berlin, Erfurt), fünf konnten in
die USA emigrieren, einer nach Italien.
Von den in Feuchtwangen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" und auf Grund weiterer
Recherchen von A. Brosig, Schopfloch): Julie Abraham geb. Weihermann
(1878), Fritz Bergmann (1888), Betty Bickhardt geb. Schwabacher (1863),
Siegfried Eppstein (1895), Eduard Gunzenhäuser (1910), Gabriel Gutmann (1881),
Justin Gutmann (1918), Selma Gutmann geb. Stern (1891), Alfred Heimann (1925),
Dan Jacob Holzinger (1868), Ernestine Holzinger geb. Schuster (1867), Ottmar
Holzinger (1873), Selma Holzinger geb. Oppenheimer (1878), Hertha Lilie
Kupfermann (1919), Amalie Levi geb. Gunzenhäuser (1867), Berta Neumann geb.
Leppek (1895), Jost Joachim Neumann (1925), Leo Neumann (1895), Martha Rammler
geb. Herrmann (1891), Hanna (Hannchen) Reutlinger geb. Gutmann (1901), Fanny
Rosenfeld geb. Westheimer (1883), Sofie (Senftele) Rosenthal geb. Gunzenhäuser
(1882), Anna Schwabacher geb. Holzinger (1872), Betty Steindecker geb.
Oppenheimer (1889), Abraham Stern (1852), Rahel Stern geb. Strauß (1864),
Julie Weihermann (1878), Louis Westheimer (1874), Moritz Westheimer (1890),
Josef Wormser (1893).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter
Ausschreibung der Stelle des
Vorsängers und Schächters (1850)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. September
1850: "Mit dem 1. Oktober dieses Jahres wird die Vorsänger- und
Schächterstelle bei der hiesigen israelitischen Gemeinde besetzt. Die
Bezüge berechnen sich jährlich auf einen Geldwert von 350 Gulden.
Befähigte Bewerber haben ihre mit Zeugnissen belegten Gesuche längstens
bis zum 20. September dieses Jahres bei der unterfertigten
Kultusverwaltung portofrei einzureichen. Diejenigen Bewerber, deren
Zeugnisse der Gemeinde zusagen, werden sodann persönlich vorgeladen, und
ihnen die näheren Bedingnisse bekannt gemacht.
Feuchtwangen in Mittelfranken (Königreich Bayern), den 11. August
1850.
Die israelitische Kultusverwaltung. Meier J. Holzinger,
Vorstand." |
Lob der Gemeinde Feuchtwangen für die Versorgung der
Hinterbliebenen des Lehrers Lissauer (1864)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1864:
"In Bezug auf unsere Nachbargemeinde Feuchtwangen ist namentlich ihre
hochherzige Fürsorge um die Witwe und Familie des daselbst verstorbenen
Lehrers Lissauer rühmlichst hervorzuheben." |
Vorsängergehilfe zu den Hohen Feiertagen gesucht (1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1884: "Die
unterfertigte Kultusverwaltung sucht für die diesjährigen bevorstehenden
Feiertage, als Neujahr und Versöhnungsfest, einen Vorsängergehilfen zu
engagieren, und wollen sich Bewerber hierfür, welche guten Charakter
besitzen, an den Vorstand daselbst melden.
Feuchtwangen, im Juli 1884.
Simon Weihermann, Vorstand der
israelitischen Kultusverwaltung". |
Ausschreibung der Stelle des Schächters (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1890: "Schächter-Gesuch.
Die israelitische Kultus-Gemeinde Feuchtwangen (Mittelfranken) sucht zum
sofortigen Antritt eine geeignete Persönlichkeit, die den
Schächterdienst zu versehen hat. Bewerber, die die Qualifikation als
Vorbeter und Religionslehrer besitzen, erhalten deshalb den Vorzug, weil
solche in absehbarer Zeit Aussicht haben, auch diese beiden Ämter zu
bekleiden.
Die mit Zeugnissen und Angaben über Familienverhältnisse belegten
Gesuche wolle man baldigst an den Unterfertigten richten.
Vorläufiges jährliches Gesamt-Einkommen 800 Mark.
Die israelitische Kultus-Verwaltung Simon Weihermann,
Vorstand." |
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers, Vorsängers und Schochet
(Kriegsjahr 1915)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1915: "In
der Kultusgemeinde Feuchtwangen ist die Stelle eines Religionslehrers,
welcher auch die Aufgaben eines Vorsängers und Schochets zur erfüllen
hat, nur aushilfsweise, solange der Krieg dauert, zu verwesen.
Bewerber, welche gewillt sind, einen eigenen Haushalt zu führen, wollen
ihre mit Zeugnissen belegte Bewerbungen nebst Gehaltsansprüchen alsbald
bei dem unterzeichneten Kultusvorstand einreichen.
Feuchtwangen, Februar 1915. Isidor Stern, Kultusvorstand." |
Einzelne Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben
Beitrag jüdischer Handelsleute zur Stabilisierung der Weizenpreise (1851)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" von 15. Dezember
1851: "Ein erfreuliches, seltenes Vorkommnis ist aus der jüdischen
Handelswelt zu berichten. Die Herren Gutmann aus Feuchtwangen haben durch
Befahren der Schrannen mit einer großen Quantität Weizen, den sie
freiwillig zu ermäßigtem Preise erließen, sowie durch billigen Verkauf
an Minderbemittelte in ihrer Umgebung, dem Wucher und der Verteuerung
gesteuert und dadurch ein wahres Kiddusch HaSChem (Heiligung der
Gottesnamens) veranlasst. Ehre diesen Männern." |
Über die Ereignisse am 20. Dezember 1937 - Beitrag von Dietrich Weiß
(Anmerkung: abgedruckt wurde in der "Fränkischen Landeszeitung" -
Ausgabe Feuchtwangen vom 20. Dezember 2007 eine teilweise gekürzte Fassung des
Beitrages von Dietrich Weiß. Ausgeschrieben ist unten - teils ergänzt durch
Anmerkungen in Klammern - der ungekürzte Beitrag von Dietrich Weiß)
"Feuchtwangen
(dw) – Vor genau 70 Jahren, einige Tage vor Weihnachten, kam es am 20. Dezember 1937 in Feuchtwangen zu schlimmen Übergriffen gegen die jüdischen Einwohner, an denen über ein Sechstel der Bevölkerung teilnahm. Dass es nicht zu Toten kam wie in Gunzenhausen, war vor allem den anwesenden Polizisten zu verdanken.
Nach der Aussage von Marie Wirsching, der Witwe eines der Polizisten, bei der Gerichtsverhandlung 1948, sagte ihr Mann beim Nachhausekommen am selben Abend:
'Es war ein Saustall heute, wenn wir nicht da gewesen wären, hätten sie die Juden
erschlagen.' Diese Ausschreitungen überzeugten die letzten Feuchtwanger Juden davon, dass in Feuchtwangen, das im März 1933 zu 77 % die Nationalsozialisten gewählt hatte, kein Platz mehr für sie war.
NS-Gauleiter Julius Streicher in Nürnberg war einer der schlimmsten Judenhasser. Er gab die Wochenzeitung
'Der Stürmer' heraus, die übelste Hetzschrift gegen die Juden.
Das Blatt war Privateigentum Streichers und erzielte hohe Gewinne, so dass er es zum Millionär brachte, was der Bevölkerung und auch seinen Anhängern nicht bekannt war. Er hatte im Dezember 1937 wieder einmal einen Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte erlassen.
Ein nationalsozialistisch gefärbtes Druckwerk [sc. die 'Feuchtwanger
Zeitung', Lokalausgabe der nationalsozialistischen 'Fränkischen
Tageszeitung', die den 'Bayerischen Grenzboten' abgelöst hatte] enthielt am 17. Dezember 1937 eine Boykottanzeige des den Aufruf weitergebenden, in Bechhofen residierenden NS-Kreisleiters Trommsdorff ab.
Es kam zu einer Aktion, die das Ziel hatte, die letzten Juden aus Feuchtwangen zu vertreiben. Was geschah, stellte die Staatsanwaltschaft Ansbach im Jahr 1948 fest:
'In den Abendstunden des 20. Dezember 1937 - etwa gegen 20 Uhr – rottete sich auf den Straßen Feuchtwangens vor den Judenhäusern eine Menschenmenge zusammen und forderte unter Johlen und Drohrufen die Vertreibung der Juden, sodass schließlich die Polizei die Juden zum Schutze ihrer eigenen Person in Schutzhaft nehmen musste. War ein Jude von der Polizei in Schutzhaft abgeführt, so wälzte sich die Menge zum nächsten Judenhaus und tobte auch dort so lange, bis auch diese Juden in Schutzhaft genommen werden mussten. Die Menge bestand zunächst im wesentlichen aus Angehörigen der H.J. (Hitler-Jugend); später
schlossen sich ihr auch Personen an, die nicht der H.J. angehörten, auch Erwachsene, sodass sie schließlich auf etwa 400 Menschen angeschwollen
war".
Die Menge sei dann zu dem Haus eines Juden auf dem Marktplatz [sc. des
Herrn Eppstein, heute Marktplatz 10] gekommen und habe auch dort unter Toben und Schreien die Austreibung der Juden forderte. Schließlich
sie die Polizei gekommen, um auch diesen [sc. Eppstein] zum Schutze seiner Person in Haft zu nehmen. Bei seiner Verhaftung
seien von der Menschenmenge mit vereinten Kräften Gewalttätigkeiten gegen ihn und sein Eigentum
begangen worden. "Während sich die Polizeibeamten noch in seinem Hause befanden, drängte die Menge gegen das Haus und drückte eine Türfüllung ein. Als er von den Polizeibeamten abgeführt wurde, wurde er von der Menge sehr bedrängt; er wurde mit Schnee beworfen und auch geschlagen, ohne dass die Polizeibeamten es verhindern konnten; denn sie konnten sich gegen die Übermacht der Menge nicht durchsetzen, sie kamen vielmehr selbst in Bedrängnis',
so die Staatsanwaltschaft Ansbach 1948 weiter.
In Schutzhaft genommen worden waren weitere sechs Personen [sc. Ernst Holzinger, Gabriel Gutmann, Abraham Gutmann, Manfred Gutmann, Leo Neumann, Siegfried
Eppstein]. Vom schrecklichen, durch die Verbrechen der Nationalsozialisten bestimmten Schicksal dieser Männer und ihrer Familien ist bekannt: Ernst Holzinger starb vier Monate, nachdem er noch im Dezember 1937 Feuchtwangen verlassen hatte, in Frankfurt am Main, seine Frau Selma kam im Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt in Böhmen ums Leben. Gabriel Gutmann, der für Deutschland als Soldat im 1. Weltkrieg gekämpft und Feuchtwangen im März 1938 verlassen hatte, verübte in Frankfurt vor dem Abtransport ins KZ Selbstmord. Seine Frau Selma kam in einem KZ ums Leben. Abraham Gutmann, seine Frau Amalie und ihr Sohn Manfred zogen noch im Dezember 1937 nach Erfurt um und sind danach verschollen. Leo Neumann, der israelitische Religionslehrer und seine Frau Berta hatten Feuchtwangen auch noch im Dezember 1937 verlassen, sie starben im KZ Auschwitz. Beider Sohn Jost Joachim kam im KZ Majdanek (Polen) ums Leben. Siegfried Eppstein, der das in Feuchtwangen führende Textilgeschäft
'Hirsch Holzinger' (heute Marktplatz 10) betrieben hatte, verzog im März 1938 nach München. Er starb ebenfalls im KZ Majdanek, seine Frau Henriette im Ghetto Piaski (Polen).
Bei den nach dem Krieg eingeleiteten Ermittlungen konnten bezeichnenderweise weder Verantwortliche noch Beteiligte festgestellt werden. In der Gerichtsverhandlung des Jahres 1948 wurde ein Verfahren gegen nur drei Beschuldigte geführt. Da es sich dabei jedoch nur um Randfiguren handelte, konnten die Haupträdelsführer nicht festgestellt werden. |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des Kunstmalers Karl Altmann (geb. 1802 in Feuchtwangen, gest. 1861
in München)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1861:
"Nekrolog. Am 11. Januar dieses Jahres starb in München ein dem
Judentume angehöriger Mann, der sowohl als Künstler wie als Mensch in
allgemeiner Achtung stand.
Karl Altmann, bedeutend als Kunstmaler und Zeichner, war geboren 1802 zu
Feuchtwangen in Mittelfranken, von wo er mit seiner Familie nach Ansbach
übersiedelte. Da er schon in seiner Kindheit Vorliebe und Talent für die
Kunst zeigte, so schickte ihn sein Vater Joseph Altmann, der ihn Anfangs
für einen wissenschaftlichen Beruf bestimmt hatte, auf die Malerschule in
München, von wo er nach Dresden ging und sich auf der dortigen Akademie
zum Malerberufe weiter ausbildete. Nach dreijährigem akademischen Kursus
daselbst besucht er Italien, das Vaterland der Kunst und ging dann nach
München zurück, das fortan sein Wohnsitz blieb. Das frische, freie,
fröhliche Leben der Bewohner des bayerischen Hochlandes übte einen
solchen Zauber auf seinen Pinsel, dass er vorzugsweise Szenen des
alpinischen Gebirgslebens zu mäßig großen Bildern in Öl wählte und
dieselben häufig mit vielen Figuren oder Gruppen staffierte. Nach dem
Urteile von Sachkundigen verstand sich Altmann auf das Stilleben und das
Lyrische der Natur nicht minder als auf ihren epischen Humor und ihre
drastischen Momente. Dabei war sein Kolorit angenehm, seine Komposition
wohlgedacht, seine Ausführung fleißig. Die häufigsten Vorkommnisse
seines für die Tinten der Geburtsluft so empfänglichen Pinsels waren
Szenen mit Räubern, Wildschützen und Schmugglern, Volksfeste und
Wirtshausszenen und besonders auch Jagdpartien. Viele seiner
künstlerischen Schöpfungen finden sich in deutschen und fremden
Kunsthallen als nicht geringe Zierde derselben.
Auch als Israelit war Altmann ein Mann von Ehre und Charakter. Glänzende
Anerbietungen von hoher Hand, die ihm unter der Bedingung des
Religionswechsels gemacht wurden, wies er zu wiederholten Malen mit
Entrüstung zurück; er verzichtete gern auf jede Auszeichnung oder
Anstellung, von der er sich hätte sagen müssen, dass er dieselbe nicht
einzig und allein seinen künstlerischen Leistungen, sondern teilweise
auch dem Übertritt zu einer andern als der väterlichen Religion zu
verdanken habe. Der Ehrenmann ruhe in Frieden!" |
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Karl Altmann: Oberbayerisches
Wirtshaus (1827)
Quelle: Kunstauktion
artnet |
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Zum 70. Geburtstag des Gemeindevorstehers Joel J.
Weihermann (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" (Alte Folge) vom Oktober 1883 S.
708: "Feuchtwangen, 19. September (1883). Am 11. September feierte
der Vorstand der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde Herr Joel H.
Weihermann seinen 70. Geburtstag. Anlässlich dieser Feier wurde ihm von
der Gemeinde ein prachtvoller Pokal überreicht. Herr Weihermann verdient
aber auch dieses Zeichen der Anerkennung seitens der Gemeinde im vollsten
Maße, indem er jederzeit die Interessen unserer Gemeinde energisch
vertrat und die Verwaltung derselben mit Umsicht und Geschick leitete.
Möge es uns vergönnt sein, unseren Herrn Vorstand noch recht lange in
ungebrochener Kraft an der Spitze der Gemeinde zu sehen." |
Zum Tod von Adolf Eppstein (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1937:
"Mönchsroth, 15. März (1937). Auf unserem altehrwürdigen
Bezirksfriedhof (sc. gemeint: Friedhof
in Schopfloch) haben wir kürzlich Adolf Eppstein aus Feuchtwangen
im Alter von 77 Jahren zur letzten Ruhe bestattet. Er stammte aus einer
Familie, wo nicht nur Tora und Gebote gewissenhaft geübt werden, sondern
in der sich die Glieder heute noch mit "´'Himmelarbeit'
beschäftigen. Sein Vater übte in Mönchsroth
den verantwortungsvollen Beruf eines Sofer (Toraschreibers) aus, wie es
sein Bruder heute noch tut. In gleicher Weise betätigte sich der
Dahingeschiedene im Zusammenwirken mit seiner gleichgesinnten Gattin, die
ihm vor einigen Jahren im Tod vorausging, zum Segen. - Am Grabe schilderte
Herr Lehrer Neumann aus Feuchtwangen die vorbildliche Lebensführung des Verblichenen.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Ein Schächter sucht eine neue Stelle (1875)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1875:
"Stelle-Gesuch.
Unterzeichneter, gelernter Schächter, welcher von
der israelitischen Gemeinde Feuchtwangen, respektive von Herrn Rabbiner
Dr. Grünbaum in Ansbach als religiös und vollkommen befähigt empfohlen
werden kann, sucht eine Stelle als Schächter in einer israelitischen
Gemeinde.
Gefällige Offerten erbittet unter Adresse: Marcus Wachsmann,
Feuchtwangen, Bayern, Mittelfranken." |
Anzeige des Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes
N. Holzinger Nachf. (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember
1901:
"Lehrmädchen
für mein Manufakturwaren- und Konfektions-Geschäft gesucht. Samstags und
Feiertage geschlossen.
N. Holzinger Nachf.,
Feuchtwangen (Bayern)." |
Lehrlingssuche des Manufaktur- und Bankgeschäftes Hirsch Holzinger
(1903)
Anmerkung: Zu Hirsch Holzinger weitere Angaben siehe
unten (weitere Dokumente)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1903:
"Für mein Manufaktur- und Bankgeschäft wird ein
Lehrling,
aus achtbarer Familie, mit guten Schulkenntnissen, per sofort gesucht.
Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage geschlossen.
Hirsch Holzinger, Feuchtwangen in Bayern." |
Verlobungsanzeige von Laura Bauer und Herbert Holzinger
(1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1930: "Gott
sei gepriesen.
Laura Bauer - Herbert Holzinger. Verlobte.
Arnstein/Ufr. - Nürnberg /
Feuchtwangen." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /Ries; Untertexte gleichfalls
von P. K. Müller)
Postkarte
von Nathan Regensburg
in Feuchtwangen nach Ansbach (1882) |
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Absender der Karte war der Lederhändler in
Feuchtwangen Nathan Regensburger; die Empfängerin war Herrn
Friedr. Güllich's Wittwe, Gerberei in Ansbach. Die Karte wurde am 19. September 1882 von Feuchtwangen nach Ansbach versandt. Der Inhalt ist geschäftlicher
Natur: es geht
um eine Anfrage bezüglich eines Pöstchens brauner Schaffelle.
Nathan Regensburger (geb. 28. Februar 1822 in Feuchtwangen, gest.
1. Juli 1885 in Feuchtwangen) war verheiratet mit Clara geb. Kohn
(Cohn), eine Tochter von Haenlein und Zierle Kohn von Feuchtwangen.
Nathan Regensburger ist auf dem jüdischen Friedhof in Schopfloch begraben.
Eine Tochter von Nathan und Clara Regensburger, Rosa geb. Regensburger,
(geb. 13. März 1851 in Feuchtwangen) heiratete 1874 den Weinhändler Max Glaser
(geb. 4. April 1844 in Thüngen, gest. 3./4. Juli 1909 in Würzburg) und
zog mit ihm nach Würzburg. Ein Kind (von insgesamt sechs Kindern) dieser Ehe
war Julie Glaser (geb. 7. Oktober 1877 in Würzburg). Sie war später lange Jahre Oberin des Frankfurter Jüdischen Krankenhauses.
Am 19./20. Oktober 1941 wurde Julie Glaser zusammen mit ihren zwei jüngeren Schwestern
Emma (geb. 10. September 1880 in Würzburg) und Cilly
(geb. 11. Februar 1883) laut Transportliste der Gestapo Frankfurt nach Theresienstadt deportiert. Dort verlieren sich ihre Lebensspuren.
Quellen: Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden Gd. I S.
193; www.juedische-pflegegeschichte.de/index.php?id=178022830858336. |
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Postkarte
von Hirsch Holzinger
in Feuchtwangen nach Bad Cannstatt (1883) |
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Die Postkarte von Hirsch Holzinger aus
Feuchtwangen wurde am 8. Juni 1883 an die Fa. Elsas & Comp. in Cannstatt
versandt. Der Text der Karte ist geschäftlich.
Hirsch Holzinger (geb. 13. Dezember 1827, gest. 27. Juni 1896) war verheiratet
mit Fanny geb. ?. Die beiden hatten eine Tochter Emma (geb. 7. Februar 1868,
gest. 21. Oktober 1933). Emma war verheiratet mit Adolf Abraham Eppstein aus Mönchsroth. Dieser führte zusammen mit
Max Holzinger die Fa. Hirsch Holzinger - Handel mit Schnittwaren, Konfektionswarenlager, Knopfwarenhandel.
Die Firma Elsas & Comp. in Bad Cannstatt wurde 1863 gegründet und war eine mechanische Weberei mit Fabrikation von Korsettstoffen.
Quellen: http://www.geschichte-feuchtwangen.de/Band3/Holzinge.htm
vgl. das von Rolf Hofmann erstellte Familienblatt
zu Familie Hirsch Holzinger (pdf-Datei; interner
Link)
Lit.: M. Zelzer: Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden. S. 33. |
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge
Im Mittelalter war vermutlich keine Synagoge vorhanden,
ein Betraum dürfte für die damals ansässigen jüdischen Familien ausreichend
gewesen sein.
Im 17. Jahrhundert erfahren wir dann von einer Synagoge in der Stadt. Um 1630
wurde eine erste Synagoge erbaut, die "von einer ledigen älternlosen
Frauensperson" gestiftet war. Diese Synagoge wurde erbaut im östlichen
Quartier des mittelalterlichen Stadtgrundrisses auf dem heutigen Grundstück
Museumstraße 19. Das Gebäude war ca. 10,50 m lang und 10,00 m breit. Bereits
in den 1670er-Jahren war das Gebäude in einem baufälligen Zustand und musste
renoviert werden. Um 1800 war eine weitere Sanierung notwendig.
1832/33 wurde auf dem Grundstück der abgebrochenen alten Synagoge eine neue Synagoge erbaut. Der
örtliche Maurermeister sah zunächst eine Bau mit einer schmucklosen Fassade
vor. Auf Grund von Veränderungsvorschlägen durch den königlichen
Baukunstausschuss wurden Fenster und Portal mit schwach ausgeprägten
Hufeisenbögen versehen ("maurischer Stil"). Das Gebäude erhielt ein
für ein repräsentatives Synagogengebäude dieser Zeit charakteristisches Walmdach. Auffallend ist die
zweisprachige Inschrift über dem Synagogeneingang (hebräisch und deutsch Psalm
118,20: "Dies ist das Tor zum Herrn, Gerechte gehen durch es hinein").
Die Synagoge, in der sich auch ein Schulraum für den Religionsunterricht der
Kinder befand, wurde bis nach 1933 benutzt. Durch den Wegzug der
Gemeindeglieder wurde sie spätestens Anfang 1938 geschlossen; im Juni dieses
Jahres wurden die Kultgegenstände dem
Gemeindelehrer von Marktbreit - Simon
Brückheimer - übergeben.
In der Pogromnacht im November 1938
wurde die Synagoge niedergebrannt, obwohl sie bereits zum Verkauf anstand. Die
Ruine wurde einige Wochen später gesprengt. 1939 erwarb der örtliche Verein
für Volkskunst und Volkskunde als Eigentümer des benachbarten Museums das
Grundstück und erbaute auf ihm in den 1960er-Jahren einen Anbau an das
Heimatmuseum. Eine Gedenktafel wurde 1984 angebracht (Standort: Museumstraße
19; frühere Adresse der Synagoge Museumstraße 67 1/2).
Fotos
Historische Fotos:
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Die Synagoge von Feuchtwangen
um 1936.
Die Aufnahme entstand für einen Artikel in der
NS-Hetzschrift
"Der Stürmer".
Foto: Stadtarchiv Nürnberg E 9/33 St.A. 73/I |
Der Schulraum in der Synagoge
von Feuchtwangen.
Unter den Lehrmitteln fällt die Landkarte
von Erez
Jisrael auf.
Foto: Stadtarchiv Nürnberg E 9 NW 33 Nr. 63 |
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Toraschrein (Aron-ha-Kodesch,
links) und Almemor der
Synagoge Feuchtwangen, Aufnahmedatum 7.5.1929 |
Tora-Schild aus Feuchtwangen
(jetzt im Jewish Museum New
York, als Leihgabe der Congregation Beth Hillel, N.Y.C.) |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 16.11.2003)
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Gebäude des Fränkischen
Museums
in Feuchtwangen |
Dieser Teil des Museums ist
ein Anbau
an Stelle der ehemaligen Synagoge.
Die Perspektive ist dieselbe
wie auf
dem historischen Foto oben |
Die Gedenktafel für die
ehemalige Synagoge,
angebracht 1984
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
(Artikel erhalten von Angelika Brosig,
Schopfloch)
Februar 2009:
Lesung zur Erinnerung an Lion Feuchtwangers
Vorfahren in Feuchtwangen |
Artikel
in der "Fränkischen
Landeszeitung" vom 18. Dezember 2008: "Todestag des
Schriftstellers jährt sich kommenden Sonntag zum 50. Mal. Lion
Feuchtwanger hätte die Stadt der Vorfahren gern einmal besucht. Helga
Deininger ist der Witwe 1969 in dem Ort begegnet - Lesung mit Wolf
Rüdiger Eckhardt.
Feuchtwangen (oh). - Den Namen des Heimatortes seiner Vorfahren trägt der
Name des Autors noch immer in alle Erdteile. Am kommenden Sonntag, 21.
Dezember, jährt sich der Todestag des Schriftstellers Lion Feuchtwanger
zum 50. Mal. Wie der Interimssprecher der Feuchtwanger Arbeitsgemeinschaft
für Heimatgeschichte im Verein für Volkskunst und Volkskunde,
Gerd-Volker Malessa, erinnert, stammte ein Vorfahr des jüdischen
Literatur wohl aus der Stadt.
'1555 verließen die Feuchtwanger Juden den Ort', sagt Malessa. Ob ein
Pogrom der Grund dafür gewesen sei, wisse man nicht. Es könne zum
Beispiel auch sein, dass die Aufenthaltsbewilligungen nicht verlängert
worden seien. Jedenfalls gingen die Feuchtwanger Juden in verschiedene
andere Orte, etwa nach Schwabach, Pappenheim und Fürth, wie
Interimssprecher Malessa erzählt.
Von drei Brüdern, die nach Fürth gewollt hätten, seien zwei gestorben,
und zwar wohl gewaltsam. Einer sei angekommen 'und von ihm stammen
wahrscheinlich die Feuchtwangers ab'. Den Nachnamen hätten diese aber
lange nicht getragen. Alls ein Nachname für die jüdische Bevölkerung
jedoch um 1800 Pflicht geworden sei, habe sich die Familie darauf besonnen,
von wo der Vorfahr gekommen sei, und sich 'Feuchtwanger' genannt. 'Die
Linie Lion Feuchtwangers lässt sich auch bis etwa 1800 zurückverfolgen.'
Sein Vater, der Fabrikant Sigmund Feuchtwanger, sei noch in Fürth
geboren, Lion Feuchtwanger 1884 in München. Der Autor selbst habe
erklärt, dass er sich auf den Mann berufe, der einst von Feuchtwangen
weggegangen sei. Eiche Gedenktafel in der Feuchtwanger Herrenstraße, der
früheren Judengasse, ruft Passanten seit vielen Jahren ins Gedächtnis,
dass die Vorfahren bis zum Jahr 1555 hier lebten... (Zum Lesen
des Zwischenabschnittes bitte Textabbildung anklicken)
Ein verwandtschaftliches Verhältnis besteht nach den Worten des früheren
EBW-Vorsitzenden übrigens auch zwischen Lion Feuchtwanger und dem
renommierten Klavierpädagogen Professor Peter Feuchtwanger, der in der
Kreuzgangstadt in jedem Jahr seine Meisterkurse veranstaltet. Lion
Feuchtwangers Vater und der Großvater von Professor Dr. Moshe
Feuchtwanger, ein Jerusalemer Kinderchirurg, seien Brüder gewesen. Peter
Feuchtwanger wiederum sei Moshe Feuchtwangers Vetter. Am Dienstag, 3.
Februar, findet in der Feuchtwanger Stadtbücherei eine Veranstaltung zum
Gedenken an Lion Feuchtwanger statt. Diese initiierte die Arbeitsgemeinschaft
für Heimatgeschichte. Wie Malessa mitteilt, lesen der ehemalige
Feuchtwanger Bürgermeister Wolf Rüdiger Eckhardt, die Leiterin der
Bücherei, Kati Volz und er selbst aus dessen Werken. Malessa trägt auch
biographische Angaben vor." |
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Artikel
in der "Fränkischen Landeszeitung -
Februar 2009: "Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte und
Stadtbücherei erinnerten an Leben und Werk des Schriftstellers.
Feuchtwanger-Gedenken in der Stadt der Ahnen. Wolf Rüdiger Eckhardt las
aus Roman 'Goya' - Helga Deiniger: 'Familie Feuchtwanger wäre an einem
Treffen interessiert'.
Feuchtwangen. Die Stadt, die ihm den Namen gegeben hat, hat er niemals
sehen können. Aber weil der Todestag Lion Feuchtwangers 50 Jahre
zurückliegt, erinnerten die Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im
Verein für Volkskunst und Volkskunde Feuchtwangen sowie die Stadt an den
Schriftsteller. Kati Voltz, Wolf Rüdiger Eckhardt und Gerd-Volker Malessa
stellten bei einer Lesung in der Stadt seiner Vorfahren Leben und Werk in
den Mittelpunkt..."
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken |
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November 2009:
Gedenken zum 71. Jahrestag des Novemberpogrom
1938 |
Artikel
in der "Fränkischen Landeszeitung"
vom 10. November 2009: "Menschen erinnerten an ein dunkler Kapitel
der Geschichte. Feuchtwangen (oh) - An ein besonders dunkles Kapitel in
der deutschen Geschichte haben Menschen in Feuchtwangen am Abend des
gestrigen 9. Novembers in der Museumstrasse erinnert: an die so genannte
Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938..."
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
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Juni 2010:
Besuch von Lotte Lapion - Tochter des Lehrers Leo
Neumann - in Feuchtwangen |
Artikel
in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 8. Juni 2010: "Lotte
Lapion zu Besuch in Feuchtwangen. Geburtstagsreise in die Vergangenheit.
90-jährige zeigte ihren Kindern Stadt ihrer Jugend.
Feuchtwangen (bi). - Was schenkt man der Mutter zum 90. Geburtstag?
Diese Frage stellten sich vor einigen Monaten die Kinder von Lotte Lapion.
Die Wahl fiel auf eine Reise, die allerdings nicht zu einem typischen
Urlaubsziel führte, sondern in die Vergangenheit der Familie und deshalb
gestern auch nach Feuchtwangen. Hier hatte Lotte Lapion den größten Teil
ihrer Kindheit und Jugend verbracht. Ihr Vater Leo Neumann war in
Feuchtwangen Lehrer gewesen, konnte diesen Beruf aber nur bis Ende 1937
ausüben, als die Nationalsozialisten auch die letzten noch dort
verbliebenen Juden vertrieben. Die Eltern Lotte Lapions wurden 1943 in
Auschwitz ermordet. Ihr jüngerer Bruder starb im Konzentrationslager
Majdanek. Sie selber hatte überlebt, weil es ihr gelungen war, 1939 auf
Umwegen nach England zu kommen. Gestern kehrte sie mit ihren beiden
Töchtern und zwei Söhnen für ein paar Stunden an den Ort ihrer Kindheit
zurück..."
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
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August
2011: Erneuter Besuch von Lotte Lapion
aus Israel in Feuchtwangen |
Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 1. September
2011: "Besuch aus Israel"
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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November 2011:
Gedenken zum 73. Jahrestag des Novemberpogroms
1938 |
Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 11. November
2011: "Mahnende Erinnerung an dunkle Zeit"
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung
anklicken.
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Herbst 2016:
Ausstellung "Der Duft von Schabbat" im
Museum Feuchtwangen |
Vgl. Artikel von Ralf Stegmayer im
"Hohenloher Tagblatt" vom 17. September 2016: "Der Duft
von Schabbat..."
Link
zum Artikel |
Seit Februar
2022: Amy Gutmann
(Vorfahren aus Feuchtwangen) ist US-Botschafterin in Berlin
Amy
Gutmann 2009 an der University of Pennsylvania (Foto: Wikimedia Commons).
Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Amy_Gutmann
https://en.wikipedia.org/wiki/Amy_Gutmann
http://de.pluspedia.org/wiki/Kurt_Gutmann
Presseartikel in der "Jüdischen Allgemeinen" Amy Gutmann
wird neue Botschafterin..."
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/rektorin-mit-deutsch-juedischen-wurzeln-wird-neue-us-botschafterin/
Amy Gutmann ist seit Februar 2022 US-Botschafterin in Berlin. Ihr Vater Kurt
Gutmann (1910-1964) stammte aus einer Kaufmannsfamilie in Feuchtwangen.
Als Student emigrierte er 1934 nach Indien, wohin er später drei seiner
Brüder und deren Frauen nachholen konnte. Bis 1948 lebte er in Bombay (heute
Mumbai), wo er ein Metallwarengeschäft betrieb. 1948 lernte er in New York
seine spätere Frau Beatrice geb. Brenner kennen, die er wenig später heiratete
(vgl. Hochzeitsanzeige unten). Am 19.
November 1949 kam als Tochter Amy in Brooklyn zur Welt. Sie machte später
eine Karriere als Politologin. Von 1989 bis 2004 war sie Professorin an der
Princeton University. Ab 2004 ist sie Professorin und Präsidentin der
University of Pennsylvania. Weitere Informationen siehe die angegebenen
Wikipedia-Artikel.
Bericht über die Geschichte von Kurt Gutmann und Familie auch
https://www.thedp.com/article/2013/01/gutmann-remembers-fathers-holocaust-experience
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Abbildungen oben (Quelle:
Fränkisches Museum Feuchtwangen, Karte rechts: Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries):
- links Ausschnitte aus Stadtplan mit Eintragung des Wohn- und
Geschäftshauses des Kaufmannes Abraham Gutmann (geb. 1870), dem Vater von
Kurt Gutmann (geb. 1910) und Großvater von Amy Gutmann (geb. 1949). Das Haus
ist auf dem historischen Plan mit der Nr. 269 eingetragen an der Ecke
Ansbacher Straße / Judengasse, später und bis heute Hindenburgstraße 6
(Buchhaus Sommer; auf aktuellem Plan mit rotem Pfeil markiert).
- Die historische Karte daneben zeigt links das Geschäft "Nathan
Holzinger's Nachfolger. Inhaber Abraham Gutmann", Blickrichtung
Kirchplatz/Marktplatz mit den Kirchen der Stadt (links Stiftskirche, rechts
Johanniskirche).
- Mitte zwei Geschäftsanzeigen von Abraham Gutmann im "Bayrischen
Grenzboten - Feuchtwanger Tagblatt" vom 1920. Das Geschäft von Abraham
Gutmann war 1896 als Schnittwarenhandel, 1897 als Handel mit fertigen
Kleidern und Bettfedern eingetragen. In der Anzeige von 1904 unten
"Manufakturwaren und Konfektion".
- Rechts eine dekorative Karte, geschrieben von der Frau Abraham
Gutmanns - Amalie geb. Federlein.
Die Karte ist adressiert an Frau Mina Schüll, Lehrersgattin in Herrieden und trägt das Jahresdatum
von 1911. Vorderseitig zeigt sie das Taubenbrünnlein und eine Legende in Bezug auf Karl den Großen
und die Gründung eines Klosters und einer Kirche und damit auch der Gründung der Stadt Feuchtwangen.
Der Text der Karte auf der Rückseite: "Liebe Freundin. - Zu meinem Bedauern konnte ich dich in Schfld. (= Scheinfeld?) nicht mehr sprechen, da ich meine Reise wegen Krankheit meiner Schwiegermutter verschieben mußte. Hoffe Dich recht bald bei mir begrüßen zu
dürfen. Vielleicht kommst Du zur Mooswiese mit Frl. Lucie. Mein Fremdenzimmer steht Dir zur Verfügung.
Deinen Herrn Vater und Bruder sprach ich zu Hause."
Auf der Vorderseite: "Noch viele Grüße auch von meinem lieben Mann sendet Dir und deinen Lieben
Deine Amelie Gutmann".
Erklärung Mooswiese - Die Mooswiese ist ein seit Jahrhunderten
alljährlich stattfindendes Volksfest in Feuchtwangen. |
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Abbildungen oben
(Quelle links: Stadtarchiv Feuchtwangen, Akte 1250): links
Mitglieder des Turn- und Sportvereins Feuchtwangen Anfang der 1920er Jahre.
Abraham Gutmann ist der erste Herr von links in der ersten Reihe (sitzend). Dazu
Anzeigen des Manufakturwaren und Konfektionsgeschäftes A. Gutmann aus dem
"Israelitischen Familienblatt" ("Detail-Reisender ... gesucht" in Ausgabe
vom 29. Dezember 1904; "Lehrmädchen mit schöner Handschrift gesucht..." in
Ausgabe vom 11. Februar 1909; Verlobungsanzeige von Adele Gutmann - der
ältesten Tochter von Abraham und Amalie Gutmann - mit Julius Löwenstein in
Erfurt in Ausgabe vom 10. Dezember 1925).
Zur Familie (vgl. Informationen unter http://www.geschichte-feuchtwangen.de/Band3/Gutmann.htm):
Abraham Gutmann ist am 6. Mai 1870 in
Heidenheim am Hahnenkamm geboren. Er war verheiratet
mit Amalie geb. Federlein (geb. 12. April 1872 in
Scheinfeld). Die beiden hatten fünf
Kinder, die alle in Feuchtwangen geboren sind: Adele (geb. 6. April
1898, 1926 verheiratet mit Julius Löwenstein in Erfurt), Max (geb.
15. September 1899, Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg, 1920 nach Frankfurt),
Ernst (geb. 5. Juli 1902, 1927 nach Mannheim, nannte sich später
Ernest), Manfred (geb. 15. Februar 1908, nannte sich später Fred),
Kurt (geb. 9. Oktober 1910, ab 1927 in Nürnberg). Am 20. Dezember 1937, auf Grund eines von Julius Streicher im
nationalsozialistischen "Stürmer" veröffentlichten Boykottaufrufes, der in der
"Feuchtwanger Zeitung" am 17. Dezember 1937 seinen Widerhall fand und letztendlich zu der am
20. Dezember 1937 in Feuchtwangen stattfindenden Aktion führte (siehe
unten), die das Ziel hatte, die letzten noch in Feuchtwangen lebenden Juden zu vertreiben, wurde Abraham Gutmann aufgrund
der Bedrohung seiner Person und Familie in "Schutzhaft" genommen.
Vier Tage später, am 24. Dezember 1937 meldeten sich Amalie Gutmann und
ihr Mann mit Sohn Manfred nach Erfurt ab. Alle genannten Personen konnten
emigrieren, zunächst nach Indien (Bombay), wo Amalie Gutmann am 24. März
1945, Abraham Gutmann am 28. März 1945 verstorben sind. Zu Kurt Gutmann
und seiner Frau Beatrice sowie die Tochter Amy siehe oben.
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Todesanzeige für
Amalie und
Abraham Gutmann (Zeitschrift
"Der Aufbau" vom 11. Mai 1945) |
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Hochzeitsanzeige von
Kurt
Gutmann und Beatrice geb.
Brenner (Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 17. Dezember 1948) |
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Juni 2022:
Über den Besuch von Amy Gutmann in Feuchtwangen
Siehe Bericht im Amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Feuchtwangen vom 24.
Juni 2022 S.4-5:
eingestellt als pdf-Datei |
Dazu Artikel in der
"New York Times" von Katrin Bennhold vom 24. Juni 2022: "Her
Father Fled the Nazis. She’s the New U.S. Ambassador to Germany.
For Amy Gutmann, a respected democracy scholar, her role as President
Biden’s envoy to Germany is not a job, 'it’s a mission,' one both
professional and personal.
Quelle:
https://www.nytimes.com/2022/06/24/world/europe/germany-ambassador-amy-gutmann.html
FEUCHTWANGEN, Germany — After Amy Gutmann’s father fled the Nazis in
1934, he swore never to set foot in Germany again. For the rest of his life,
he boycotted German goods and only spoke English to his daughter. Germany,
he impressed on her when she was growing up, was 'very bad.'
Nearly a century later, Ms. Gutmann, a respected democracy scholar, has
moved to Germany — as the new U.S. ambassador. With antisemitism and
far-right ideology once again resurgent, and with Russia waging war on
Ukraine close by, her new role is not a job, she says: 'It’s a mission.'
That mission is personal as well as geopolitical. Earlier this month, Ms.
Gutmann was striding up a cobbled alleyway in Feuchtwangen, the sleepy
Bavarian town where generations of her German ancestors had dwelled before a
Nazi mayor burned down the local synagogue and declared his town 'Jew-free.'
When the current mayor came to greet her, Ms. Gutmann pulled out the small
black-and-white photograph of her father that she always carries with her. 'You’ll
forgive me for speaking not only as the U.S. ambassador to Germany, but as
Amy Gutmann, the daughter of Kurt Gutmann,' Ms. Gutmann, 72, told a crowd of
local dignitaries. 'I would not be here today were it not for my father’s
farsightedness and courage.' The timing of her official arrival as
ambassador on Feb. 17, Ms. Gutmann said in an interview, felt particularly
poignant, coming one week before the invasion of Ukraine by a revisionist
Russian president who has been accused by her own boss of committing 'genocide'
in his quest for empire. Seventy-seven years after America and its allies
defeated Hitler’s Germany, the two countries are now united against Russian
aggression. A big part of Ms. Gutmann’s job will be to keep it that way.
'Germany and the U.S. today are extremely strong allies and they’re allies
in defense of human rights and in defense of the sovereignty of democratic
societies,' she said. 'It closes a loop, while leading us forward into an
era that my father never had the opportunity to witness.' When President
Biden called her in April 2021, she was the longest-serving president of the
University of Pennsylvania, a mathematics major turned political philosopher
who had written more than a dozen books about democracy. 'Do you want to be
my ambassador to Germany?' Mr. Biden asked her. Ms. Gutmann was sworn in on
the Hebrew Bible her German grandmother Amalie, for whom she was named, had
brought with her from Germany. Germany has welcomed Ms. Gutmann not just as
a representative of a new administration but of the American ally of old —
before it turned fickle and abrasive during the Trump years. Ms. Gutmann’s
predecessor, Richard Grenell, threatened to stop sharing intelligence with
Germany and posed for selfies with lawmakers of the far-right Alternative
for Germany party. Repairing America’s alliances was one of President
Biden’s main foreign policy objectives and Germany was central to this
effort, making Ms. Gutmann a perfect candidate, said Julianne Smith, a
longstanding Biden adviser and now the U.S. ambassador to NATO. 'The
president believes that Germany is an indispensable partner for us and he
wanted to send someone that he knew well,' Ms. Smith said. (Before Mr. Biden
offered her the job, Ms. Gutmann had offered him one in 2017 as a lecturer
at her university, an offer that came after he lost his son Beau and 'saved'
him, as he once described it.)
'It was just obvious in his mind that she was the right person at the right
time,' Ms. Smith said. 'She is a proven leader and she is an intellectual
giant.' When her father died in 1966, Ms. Gutmann was only 16 and Germany
was still filled with former Nazis. In the three decades since reunification,
the country has worked hard to own up to its history — and apply the lessons
of that history. But it took the arrival of over a million refugees from the
Middle East under former Chancellor Angela Merkel, in 2015-16, for Ms.
Gutmann to fully trust Germany’s transformation. 'I was deeply moved by
Merkel’s welcoming of refugees,' she said. 'It made a strong, perhaps
decisive difference in my sense of Germany’s commitment to human rights.'
She added, 'Germany today is a model of acknowledging the past.' That
acknowledgment was on display in Feuchtwangen, where the director of the
local museum guided Ms. Gutmann through an exhibition on 800 years of Jewish
life in the town that also described in unsparing detail the persecution of
Jews under the Nazis. Among the exhibits were items from Ms. Gutmann’s own
family. A photograph of her grandfather. A postcard written by her
grandmother. As a gift, Ms. Gutmann was handed copies of her father’s report
cards. 'German was not his strength it seems,' she said, laughing.
'Everybody gets report cards, but to see something in which there were
semi-normal times for him was a high point,' she said later. 'I only knew my
father after he was traumatized.' Her father, an Orthodox Jew who fled
Germany as a teenager and later organized the escape of his parents and four
siblings, barely spoke to Ms. Gutmann about his own past, but he taught her
about the Holocaust. 'He clearly did not want me as a child to know — let
alone to carry forward — his emotional trauma, but he definitely wanted me
to carry the lessons of ‘never again’ forward,' Ms. Gutmann recalled. Raised
in the small town of Monroe, N.Y., Ms. Gutmann said she felt like 'a strange
kid,' as she put it, her Jewishness and intellectual curiosity making her a
double outsider. Her mother urged her to do well in school. After winning a
scholarship, she became the first in her family to go to college and earned
a Ph.D. from Harvard before teaching at Princeton for nearly 30 years and
becoming president of the University of Pennsylvania in 2004. Her book 'Democratic
Education,' which shows why democracies need a robust public education
system, is a standard in the field. 'One reason I wrote about democracy and
education was that it is a path out of tyranny,' she said. 'The first thing
the Nazis did was to close down the press and burn books.' The Gutmann house
in Feuchtwangen, where her father grew up, has become a bookstore, which
delighted her. 'Oh my God! If this were a Hollywood script, it would be a
bookstore,' she said, before purchasing half a dozen books for her
grandchildren. Her father had been an apprentice with a metallurgist in
nearby Nuremberg, home to the biggest Nazi Party rallying ground, where he
boarded with a Christian family that treated him well. But when he watched
them flash the Hitler salute at a passing Nazi march, he knew it was time to
leave. 'He fled when he could because he saw what was happening,' Ms.
Gutmann said. 'One of my missions is that people need to know how important
it is to speak up early.' For all Germany’s efforts to apply the lessons
from its past, one great leap remains, she said: Long reluctant to spend on
its military, let alone deploy it, Germans have to trust themselves to lead
on military matters. 'Diplomacy is the first recourse — but it often does
not work against brutal tyrannies,' Ms. Gutmann said. That, too, is a lesson
from World War II, she said: 'Were it not for the military force of the
allies, Hitler would have won.' 'And now we have Putin,' she added. 'Without
military force, there is no way Ukraine can defend its sovereignty. At this
moment, as in many other moments in the history of democracies, we have to
have not only the military might, but the willingness to use it.' In
Germany, that realization is still sinking in. The government has committed
to a 100-billion euro rearmament program in what Chancellor Olaf Scholz
dubbed a 'Zeitenwende' — or historic turning point — but Berlin has been
criticized for dragging its feet on delivering heavy weapons to Kyiv. 'I
believe the Zeitenwende is real,' Ms. Gutmann said. 'If there’s anybody
who’s not disposed to be soft on Germany, it’s me. But I do think we have to
recognize what a historic moment this is, and we will continue to urge
Germany to do more.' Ms. Gutmann worried that both Germans and Americans 'overestimated
how enduring democracies are — they’re not, unless you fight for them,' she
said, adding, 'Everything we do makes a difference. And everything we don’t
do makes a difference.' For all her eagerness to visit Feuchtwangen,
the night before she traveled there, Ms. Gutmann barely slept. 'I was
worried sick that I would go there and feel they hadn’t really come to terms
with the past,' she recalled, 'that I would be disappointed and I wouldn’t
have been able to hide it — and it would have been just a terrible moment.'
By the time she left the town, she was reassured. Addressing the small
photograph of her father in her hands, she said, 'You would be so proud of
not only your daughter, but of your country, the United States, which became
your country, and the country that you had to leave — and what they have
become: Two of the greatest allies still fighting what you would tell me is
a fight that could never end.'" |
Weitere Berichte:
https://www.radio8.de/feuchtwangen-emotionaler-besuch-der-us-botschafterin-236325/
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Juni 2023:
Zur Verlegung von
Stolpersteinen ist Botschafterin Amy Gutmann in Feuchtwangen
Es wurden acht Stolpersteine verlegt vor dem Geburtshaus des Vaters von
Botschafterin Amy Gutmann in der Hindenburgstraße 6. Weitere fünf
Stolpersteine wurden verlegt für die Angehörigen des letzten jüdischen
Kantors und Religionslehrer Leo Neumann.
Dazu Bericht im Amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Feuchtwangen vom 9.
Juni 2023: "Ein Gedenken mit wichtiger Symbolkraft: 13 Stolpersteine
verlegt" (Bericht
aus dem Mitteilungsblatt als pdf-Datei eingestellt). Weitere
Presseberichte können im Internet recherchiert werden.
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Fotos von der Verlegung
(Fotos: Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
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Botschafterin Gutmann
spricht mit Gunter Demnig |
Während der
Ansprache von Botschafterin Amy Gutmann
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Ansprache von
Bürgermeister Patrick Ruh |
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Botschafterin Gutmann
im Gespräch mit
Bürgermeister Ruh |
Musikalische Umrahmung
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Fotos von
der Verlegung mit verschiedenen Redebeiträgen
vor zahlreich erschienenen Gästen
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Die Stolpersteine
vor der Verlegung
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Stolpersteine für
Angehörige der Familie
Gutmann - Löwenstein |
Stolpersteine für
Angehörige der Familie
Neumann-Lapian |
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Mai - August 2024:
Ausstellung u.a. zur Erinnerung an
die Geschichte der Familie Gutmann |
Artikel von
Annalena Sippl und Anja Bühling in br.de vom 8. Mai 2024: "US-Botschafterin:
Schau erinnert an jüdische Familie in Franken
Amy Gutmann ist US-Botschafterin in Deutschland. Doch ihre Familie stammt
aus Feuchtwangen, von wo sie vor den Nazis fliehen musste. Eine Ausstellung
von Schülern im Fränkischen Museum erinnert an ihre Geschichte und die
anderer jüdischer Bürger.
Das Fränkische Museum Feuchtwangen hat eine multimediale Sonderausstellung
eröffnet, die sich den Lebensgeschichten jüdischer Bürgerinnen und Bürger
widmet. Im Fokus steht dabei das Schicksal der jüdischen Großeltern der
heutigen US-Botschafterin in Deutschland, Amy Gutmann. Die Gutmanns lebten
einst in Feuchtwangen, mussten aber vor den Nationalsozialisten fliehen.
Auch an die jüdische Familie Neumann erinnert die Ausstellung, die in
Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums entstanden ist.
Vertreibung und Verfolgung durch die Nazis. Die Großeltern von Amy
Gutmann betrieben bis in die 1930er-Jahre ein Bekleidungsgeschäft in
Feuchtwangen. Auch ihr Vater lebte in der westmittelfränkischen Stadt. 1937
flohen sie vor den nationalsozialistischen Ausschreitungen, zunächst nach
Indien, dann in die USA. Im Mai vergangenen Jahres hatte die
US-Botschafterin Feuchtwangen besucht, als Stolpersteine in Gedenken an ihre
Familienangehörigen vor dem Haus in der Altstadt verlegt wurden, in dem sie
damals gelebt hatten. Auch die Familie Neumann/Lapian gedenkt mit
Stolpersteinen ihrer Angehörigen: des Kantors und Religionslehrers Leo und
seiner Frau Berta Neumann sowie ihrer Kinder Jost Neumann, Lotte Lapian und
Herta Tomascoff. Die Familie lebte bis zu ihrer Vertreibung Ende 1937 im
Obergeschoss der Feuchtwanger Synagoge.
Wie lebten jüdische Familien in Feuchtwangen? Thematisiert werden so
auch Eindrücke aus dem Familienalltag der Gutmanns und der Neumanns in
Feuchtwangen, aber auch die Ermordung einzelner Familienmitglieder in
Konzentrationslagern durch die Nationalsozialisten. 'Die Sonderausstellung
lädt ein, das jüdische Leben in Feuchtwangen im 19. und 20. Jahrhundert mit
den Augen der Schülerinnen und Schüler zu erleben. Die bemerkenswerten
Lebensleistungen sowie die bewegenden, teilweise furchtbaren Schicksale von
Feuchtwanger Jüdinnen und Juden treten hervor' schreibt das Museum dazu.
Erinnern und für bessere Zukunft eintreten. Wie das Museum
auf seiner Webseite erklärt,
soll die Ausstellung 'jüdische Geschichte sichtbar machen, an den
furchtbaren Antisemitismus und die Shoah erinnern und für eine bessere
Zukunft eintreten.' Weiter heißt es: 'Dafür steht das Recherche- und
Ausstellungsprojekt der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Feuchtwangen
und des Fränkischen Museums Feuchtwangen.'
Interviews mit Familienangehörigen. Im Rahmen der Ausstellung sind
Interviews mit den Nachfahren der Familien zu hören: So gibt es Gespräche
mit der US-Botschafterin Amy Gutmann, der Enkelin von Abraham und Amalie
Gutmann sowie mit Zvi Lapian, dem Enkel von Leo und Berta Neumann. Auf einem
interaktiven Stadtplan können die Besucherinnen und Besucher die Biografien
und Schicksale weiterer Familien nachvollziehen. Die Ausstellung im
Fränkischen Museum Feuchtwangen ist bis zum 18. August 2024 geöffnet."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Siegfried Haenle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach.
Ansbach 1867. |
| Germania Judaica II,1 S. 235; III,1 S. 340. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 176-177.
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| Beschreibung von Synagoge (und Schule) in: Siehe der Stein schreit
aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Ausstellung im
Germanischen Nationalmuseum Nürnberg 1989. Katalog S. 226. 359-360. |
| Dietrich Weiß: Aus der Geschichte der
jüdischen Gemeinde Feuchtwangen 1274-1938. Reihe: Feuchtwanger
Heimatgeschichte (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für
Heimatgeschichte im Verein für Volkskunst und Volkskunde e.V. und des
Stadtarchivs Feuchtwangen) Band 3. Feuchtwangen 1991.
Das
Buch von Dietrich Weiß ist online zugänglich
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| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Feuchtwangen S.
238-248.
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Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band
6.
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN
978-3-9808482-2-0
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der
'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum
'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg,
Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr
am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart,
Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich
abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von
12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich
E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de. |
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Susanne
Klemm (Krsg.): Der Duft von Schabbat. Mit Beiträgen von Birgit Schübel,
Verena Erbersdobler, Hans-Christof Haas und Ute Kissling.
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung 16.09.-11.12.2016 im Fränkischen
Museum Feuchtwangen. Schriftenreihe des Vereins für Volkskunst und
Volkskunde Feuchtwangen e.V. Band 3. Feuchtwangen 2016.
Darin ein Beitrag von Hans-Christof Haas: Geschichte und Baugestalt
der Synagoge in Feuchtwangen. S. 72-89.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Feuchtwangen
(in Jewish sources, Vahtvank) Middle Franconia. Jews were present in the second
half of the 13th century. The community was destroyed in the Black Death
persecutions of 1348-49 and reestablished soon after. In the early 17th century,
Feuchtwangen was the temporary seat of the chief rabbinate of the Ansbach
principality and the home of one of its most prosperous Jewish communities. A
new synagogue was erected in 1833 and the Jewish population rose to 170 in 1867
(total 2,345). Thereafter it declined steadily to 39 in 1933. By May 1938 all
had left the town, most to other German cities. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the synagogue was burned to the ground.
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