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Zu den Synagogen im
Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau
Gommersheim (VG
Edenkoben, Kreis
Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Gommersheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1932. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1686 gab
es vier jüdische Familien am Ort mit zusammen 17 Personen. Im 18.
Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner weiter zu: 1786
lebten sieben jüdische Familien mit zusammen 39 Personen in Gommersheim.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1806 44, 1808 52 jüdische Einwohner (7,6 % der
Gesamteinwohnerschaft), 1825 65 (8,7 %), 1835 90 (10,5 %), 1848 99 (in 19
Familien), 1851 102, 1857 76, 1861 77, 1869 42, 1890 49 oder 52 (in 15
Familien), 1900 45, 1905 53.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Schule (Religionsschule; bis 1874 Israelitische Konfessionsschule;
nach ihrer Auflösung besuchten die damals zehn jüdischen Schulkinder die
christliche Schule) und ein rituelles Bad (neben der Synagoge, nicht erhalten).
Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof
in Essingen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle unten; 1893 wurde die Stelle gemeinsam mit Geinsheim
ausgeschrieben). Unter den Lehrern ist bekannt: Josef Moses aus Herchweiler,
der von 1862 bis 1865 in Gommersheim angestellt war, um 1887/89 Lehrer S. Josef
um 1892 Lehrer S. Rosenberg (beide unterrichteten auch in
Altdorf).
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen
Einwohner durch Aus- und Abwanderungen ständig zurück (zur Auswanderung vgl.
Foto unten).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Otto Dreifuß (geb.
18.11.1898 in Gommersheim, gef. 20.10.1917).
Um 1924, als zur
Gemeinde noch 30 Personen gehörten (2,3 % von insgesamt etwa 1.100 Einwohnern),
waren die Gemeindevorsteher Max Lehmann, Julius Loeb und Julius Dreifuß. Als
Lehrer war Leopold Röthler aus Geinsheim in der Gemeinde beauftragt. Er
erteilte damals noch acht Kindern den Religionsunterricht. 1932 waren die
Gemeindevorsteher Sigmund Dreifus (1. Vors.), Julius Löb (2. Vors.) und Bertram
Lehmann (3. Vors.). Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch vier Kinder der Gemeinde
Religionsunterricht. Noch 1932 wurde die Gemeinde aufgelöst und die noch am Ort
lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Geinsheim
zugeteilt.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 22 Personen) auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1936 lebten noch 13 oder
17 jüdische Personen am Ort, 1937 noch zwölf, 1938 elf. Die letzten fünf
jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 in das
Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich
deportiert.
Von den in Gommersheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jakob Dreifus (1891),
Jenny (Fany) Dreifus geb. Stern (1895), Josef Dreifus (1900), Milka Emma Dreifus
geb. Sindermann (1880), Sigmund Dreifus (1879), Johanna Dreifuß (1888),
Siegmund Dreifuss (1899), Flora Grombacher geb. Dreifus (1886), Selma Lehmann
geb. Simon (1887), Emilie Mane geb. Lehmann (1875, Grabstein für Emilie Mane
geb. Lehmann in Gurs siehe unten), Paula Metz geb. Markus
(1881), Eugen Simon (1889), Emma Wolf geb. Dreifuß (1878).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 /
1885 / 1889 / 1892 / 1893 / 1894
- ab 1889 teilweise gemeinsam mit Geinsheim oder mit
Schwegenheim
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1884:
"Die Stelle eines Religionslehrers und Vorbeters in der
israelitischen Gemeinde Gommersheim, Bezirksamtes Landau in der Pfalz ist
sofort zu besetzen.
Mit dieser Stelle ist ein jährlicher Gehalt von 450 Mark nebst 80-100
Mark Kasualien und freie Wohnung verbunden.
Lusttragende Bewerber wollen ihre mit den nötigen Zeugnissen belegten
Gesuchen an den Unterzeichneten
einreichen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1885:
"Der hier erledigte Vorbeterdienst wird mit einem Gehalte von 400
Mark nebst freier Wohnung und circa 100 Mark Nebenverdiensten zur
Bewerbung ausgeschrieben.
Der Synagogenvorstand Dreyfus.
Gommersheim (Bayern)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1885:
"Die hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle wird mit einem Fixum
von 450 Mark und circa 100 Mark Kasualien nebst freier Wohnung und Heizung
zur Bewerbung ausgeschrieben.
Gommersheim (Pfalz), 26. September 1885. Der Vorstand." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1889:
"Lehrerstelle.
Die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schochets in der Gemeinde
Geinsheim (Rheinpfalz) ist vakant und soll bis 15. März besetzt werden.
Gehalt fix 300 Mark, Schechita 400 Mark nebst bedeutenden Nebengefällen.
Freie Wohnung mit 3 Zimmern und schöner Garten. Außerdem ist Aussicht
da, dass Geinsheim und Gommersheim schon in nächster Zeit sich zu einer Elementarlehrerstelle
vereinigen.
Bewerber wollen sich schleunigst wenden an den Vorstand H. Löb in
Geinsheim." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1892:
"Geinsheim - Gommersheim (bayrische Rheinpfalz).
Die Religionslehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle soll wieder besetzt
werden. Jährliches Einkommen 1.000 Mark nebst freier Wohnung. Eintritt
sofort. Deutsche reichsangehörige, verheiratete Bewerber wollen sich an
die unterfertigten Vorstände wenden.
Heinrich Loeb. Simon Lehmann." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1893:
"Die in Erledigung gekommene Religionslehrer- und Vorbeterstelle in
Geinsheim-Gommersheim in der Rheinpfalz wir mit folgenden Bezügen zur
Bewerbung ausgeschrieben: 1. Fixumgehalt ... 550 Mark. 2.
Kasualien ... 400 Mark 3. Brandentschädiguzng ... 40
Mark Summa 990 Mark.
Freie Wohnung im Schulhause.
Bewerber wollen ihre Gesuche, mit Zeugnissen vorschriftsmäßig
belegt, einreichen.
Gommersheim, 6. Mai 1893 bei Post Gommersheim. I.A. J. Mees,
Rechner und Sekretär." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1893:
"Wiederbesetzung der Religionslehrer- und Vorbeterstelle in
Gommersheim, Bezirksamts Landau.
Diese Stelle ist in Erledigung gekommen und wird hiermit mit folgenden
Gehaltsbezügen ausgeschrieben:
Bargehalt aus der Kultuskasse Mark 400 Kasualien Mark 100 Für
Beheizung Mark 20.
Der Schächterdienst hier und in dem 10 Minuten entfernten Geinsheim
stellt ein Einkommen von über 200 Mark in Aussicht.
Freie Wohnung im Schulhause dahier.
Bewerber wollen ihre vorschriftsmäßig belegten Gesuche hierorts
persönlich einreichen.
Gommersheim, 6. November 1893. Simon Lehmann,
Vorstand." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1894:
"Geinsheim - Gommersheim, Bayerische Rheinpfalz.
Die vakant gewordene Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle soll
sofort mit einem verheirateten Lehrer besetzt werden. Gehalt 600 Mark.
Nebenverdienste 400 Mark. Brandentschädigung 30 Mark und freie Wohnung. Bewerber
wollen sich an die unterfertigten Vorstände wenden.
Geinsheim. H. Loeb.
Gommersheim S. Lehmann." |
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Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 11. August 1910: "Für die
Gemeinde Schwegenheim in
Verbindung mit der Gemeinde Gommersheim wird zum baldigsten Eintritt
ein
Religionslehrer, der zugleich
Schochet und Vorbeter
ist, gesucht. Gehalt Mark 800 per Jahr bei freier Wohnung.
Nebenverdienst ca. Mark 200. Religions- und Vorbeterdienst ist abwechselnd
in Schwegenheim und Gommersheim
auszuüben. Lediger Bewerber, möglichst Inländer, wollen sich wenden an den
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Schwegenheim (Pfalz)."
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Anmerkung: von 1862 bis 1865 war Josef Moses Lehrer/Schuldienstexpektant
in Gommersheim. Er ist geboren am 10. Dezember 1826 in
Rodalben als Sohn des Jacob Moses und der
Johanetta geb. Lion. Josef Moses war verheiratet mit Amalie geb. Haas (geb. 1837
in Oberhausen/Wallhalben als
Tochter von Jakob Haas und der Karolina geb. Katz). Josef Moses war zunächst
Lehrer in Oberhausen, danach um 1859
bis 1862 in Herchweiler, ab 1862
Schuldienstexpektant in Gommersheim, ab 1865 Schulverweser an der
israelitischen Elementarschule in
Schwegenheim, ab 1875 Lehrer in Göllheim,
wo er vor dem 24. Oktober 1886 verstarb.
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein für Fannie Ochs geb. Lehmann aus Gommersheim
in New Orleans (1827-1906) und ihren Mann
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
für
"Fannie Lehmann Ochs
Born at Gommersheim Germany June 28, 1827.
Died Oct 8, 1906.
David Ochs Born Dec. 8, 1830 Died Oct 4, 1913.
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens". |
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische
Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Grabstein für Emilie Manes geb.
Lehmann in Gurs
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Emilie Mane geb. Lehmann,
geb. am 9. März 1875 in Gommersheim, später wohnhaft in Geinsheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 6. November 1941
umgekommen ist.
(Foto: Bernhard Kukatzki) |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum
beziehungsweise eine erste Synagoge vorhanden (1815 genannt im Bericht der
Kreisdirektion Speyer über die Synagogenorte der Pfalz).
1826 wurde von den damaligen Vorstandsmitgliedern der jüdischen Gemeinde zum
Preis von 1.220 Gulden ein Fachwerkhaus mit Vorderhaus und Garten ersteigert. In
das aus dem 18. Jahrhundert stammende Fachwerkgebäude wurde in der Folgezeit
eine Synagoge eingerichtet. Sie war über ein Jahrhundert Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens in Gommersheim. Aus der Geschichte der Synagoge ist nur wenig
bekannt. 1921 stand eine grundlegende Innen- und Außenrenovierung an, wofür
die jüdische Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von 500 Mark von der politischen
Gemeinde erhielt.
Seit 1926 konnten auf Grund der stark zurückgegangenen Zahl der jüdischen
Gemeindeglieder nur noch zu Feiertagen und besonderen Anlässen Gottesdienste
abgehalten werden, letztmals 1930 eine Trauung. Seit 1926 wurden die
regelmäßigen Gottesdienste in der Synagoge in Geinsheim
besucht. Seit Anfang der 1930er-Jahre wurde der Verkauf der immer baufälliger
gewordenen Synagoge angestrebt. Die Frauenempore hatte sich gesenkt und musste
abgestützt werden. Die Reparatur konnte von den nur noch wenigen jüdischen
Familien nicht mehr übernommen werden. Fünf Jahre nach der Auflösung der
Gemeinde (1932) verkaufte der Verband der israelitischen Kultusgemeinden der
Pfalz das Anwesen am 5. Februar 1937 für 1.000 RM an einen Landwirt, den
Besitzer des Nachbargrundstücks.
1966 wurde das Gebäude der ehemaligen Synagoge und das daneben stehende
Gebäude der Mikwe abgebrochen und an seiner Stelle ein Wohnhaus erstellt.
Adresse/Standort der Synagoge:
Hauptstraße 58
Fotos
(Quelle: Archiv Fücks, in: Weber s. Lit. S. 82)
Die ehemalige
Synagoge
Mitte des 1960er-Jahre |
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Blick auf das in
regionaltypischem Stil im 18. Jahrhunderts erbaute Fachwerkhaus,
in dem nach 1826 die Synagoge eingerichtet wurde. |
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Der Gedenkstein
(Fotos: Bernhard Kukatzki, Mai 2021) |
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Inschrift: "Jenny
Dreifus 1895-1942 Milka Dreifus 1880-1942
Selma Lehmann 1887-1942 Jakob Dreifus 1891-1942
Sigmund Dreifus 1879-1942 Eugen Simon 1884-1942
Zum Gedenken an die Juden aus Gommersheim, die nach Gurs
deportiert und in Auschwitz ermordet wurden. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Bernhard Kukatzki: Die Juden im Gäudorf
Gommersheim. 1995²- |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 53.179 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 169-170 (mit weiteren Literaturangaben).
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n.e.
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