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Hochspeyer (VG
Hochspeyer, Kreis
Kaiserlautern)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hochspeyer bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. 1782 gab es fünf jüdische Familien am Ort, die in der Mehrzahl
vom Viehhandel lebten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1801 32 (3,9 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808 34 in 12 Familien, 1825 67 (5,4
%), 1848 72 in 13 Familien
1809/10 werden die folgenden Haushaltsvorstände genannt: Joseph Daniel,
Abraham Gall (Goll, Metzger/Händler), Michel Gros, Joseph Jacob (Metzger),
Isaac Jonas (Metzger), Abraham Rubel (Metzger), Mayer Rubel
(Metzger).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(seit 1824 für einige Zeit jüdische Elementarschule),
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. Unter den ersten Lehrern an der jüdischen Schule war H. Rothschild
(ab 1832, wechselte dann nach
Niederhochstadt; um 1841 war die Lehrerstelle in Hochspeyer nicht besetzt). Nachdem die Zahl der jüdischen Einwohner in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts zurückgegangen war, wurde der Unterricht durch auswärtige
Lehrer besorgt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier
Friedrich Rubel (geb. 22.6.1889 in Hochspeyer, gef. 26.4.1917), Ludwig Rubel
(geb. 13.9.1883 in Hochspeyer, gef. 16.5.1915) und Theobald Rubel (geb.
13.7.1892 in Hochspeyer, gef. 9.11.1914).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 37 Personen gehörten (1,2 % von insgesamt
etwa 3.200 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Leopold Seeh, Nathan Rubel
und Leopold Rubel. Die jüdischen Kinder der Gemeinde erhielten damals ihren
Religionsunterricht an der Volksschule in Kaiserslautern durch Lehrer M. Nackler
(5 Kinder), an den höheren Schulen durch Bezirksrabbiner Dr. Baron,
Kaiserslautern. 1932 waren die Gemeindevorsteher Max Rubel (1. Vors.,
Schriftführer und Schatzmeister), Leopold Rubel (2. Vors.) und Nathan Rubel (3.
Vors.). Das Amt des ehrenamtlichen Vorbeters hatte damals Max Rubel I
übernommen.
1933 lebten noch 32 jüdische Einwohner am Ort. In
den folgenden Jahren sind fast alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 17 Personen konnten in die
USA emigrieren, vier nach Argentinien, je eine Person nach Frankreich und
Palästina. Andere sind innerhalb von Deutschland verzogen, darunter die Familie
des Kaufmanns Jakob Schlachter, die seit 1932 in Hochspeyer (Hundsbrunnertalstraße
4) wohnte (zugezogen von Kaiserslautern) und 1935 wieder nach Kaiserslautern
verzog (mit Frau und den drei Kindern nach der Deportation umgekommen; in
Kaiserslautern war noch der gleichfalls umgekommene Sohn Hans Schlachter 1937
geboren; Angaben zur Familie von Franz Neumer vom 13.8.2010). Eine ältere
jüdische Frau blieb bis 1940 zurück und wurde im Oktober dieses Jahres in das
KZ Gurs in Südfrankreich deportiert. Sie konnte die Kriegszeit jedoch in einem
Altersheim überleben.
Von den in Hochspeyer geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ferdinand Rubel (1878),
Jakob Rubel (1877), Doris Coelestine Schlachter (1933), Hans Schlachter
(1937)*, Jakob Schlachter (1903), Katharina Schlachter geb. Hauk (1907),
Klaus Josef Schlachter (1931), Adolf Seeh (1877), Marianne Seeh geb. de Jonge (1881).
*) lebte nicht mehr in Hochspeyer
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und Vorbeter
Ausschreibungen der Stelle eines Vorbeters für die hohen Feiertage 1903 / 1904
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Vorbeter
für die drei hohen Feiertage gesucht. Offerten erbittet
Leopold Seeh, Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde
Hochspeyer bei Kaiserslautern (Pfalz)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1904:
"Vorbeter
für das Neujahrsfest und Versöhnungstag gesucht unter Angabe
der Gehaltsansprüche an den unterzeichneten Vorstand der
Kultusgemeinde.
Hochspeyer, Rheinplatz, 10. August 1904.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde: Leopold Seeh." |
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Mitteilung
über "Vakanzen" im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom
19. August 1904: "Vakanzen ...
Hochspeyer (Rheinpfalz):
Vorbeter für die hohen Feiertage." . |
Nennung von Lehrer H. Rothschild in
Hochspeyer (ab 1833; Bericht von 1841)
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16.
Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831
(Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle
jetzt Mandel.)
5) Steinbach, S. Frenkel, 11.
August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15.
Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler,
28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob
Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23.
Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4.
August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30.
Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20.
Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28.
Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11.
Oktober 1837.
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März
1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S.
Wolff)." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über den Hochspeyerer Heimatforscher Leopold Seeh
(1873-1937)
Hinweistafel im jüdischen Teil des Friedhofes Hochspeyer: "Leopold
Seeh - der erste Heimatforscher Hochspeyers. Der jüdische Kaufmann und
Heimatforscher Leopold Seeh wurde am 07.06.1873 in Hochspeyer geboren. Aus
seiner Ehe mit Johanetta Rubel gingen vier Kinder hervor, die selbst
jedoch keine Nachkommen hatten. Seeh betrieb in der Trippstadter Straße
einen Laden und war Vertragshändler der Pfaff-Nähmaschinenfabrik
Kaiserslautern. Neben politischen Tätigkeiten agierte er in Pfälzerwald-
und Gesangverein. Seeh begann Ende der 1920er-Jahre, eine Ortschronik
niederzuschreiben. Weitere Aufzeichnungen bildeten die Grundlage des
heutigen Historischen Wanderweges. Jedoch waren seine Aktivitäten in
nationalsozialistischer Zeit unerwünscht. Leopold Seeh stark am
09.05.1937. Noch heute erinnert das Grab auf dem Friedhof an den
heimatverbundenen Hochspeyerer." |
Link: Wikipedia-Artikel
zu Leopold Seeh |
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Juni 2020:
Presseartikel zu Leopold Seeh
|
Artikel
von Karlheinz Schauder in der "Rheinpfalz" vom 14. Juni 2020: "Köpfe der
Region: Leopold Seeh aus Hochspeyer
Er war ein Pfälzer Jude und begeisterter Heimatfreund. Leopold Seeh
verfasste als erster eine Ortsgeschichte von Hochspeyer, deren Manuskript
leider verloren ging. Daneben veröffentlichte er zahlreiche Beiträge in der
Beilage 'Der 7. Tag' der 'Pfälzischen Volkszeitung', die der Historiker
Franz Neumer bearbeitete und 2003 unter dem Titel 'Die heimatkundlichen
Schriften von Leopold Seeh 1928-1933' herausgab.
Leopold Seeh wurde am 7. Juni 1873 in Hochspeyer geboren. Seine Eltern waren
der Kleinwarenhändler Salomon Seeh und dessen Ehefrau Veronika Rosenbaum.
Leopold betrieb in der Trippstadter Straße von Hochspeyer ein Geschäft für
Kurz-, Weiß- und Wollwaren und war Vertragshändler der
Pfaff-Nähmaschinenfabrik in Kaiserslautern. Seeh heiratete 1895 Johannette
Rubel, das Paar hatte vier Kinder.
Politisch engagiert. Der tüchtige Kaufmann genoss großes Ansehen und
wurde im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik in den Gemeinderat
von Hochspeyer gewählt. Er gehörte der Deutschen Demokratischen Partei an
und war Fraktionssprecher einer Verbindung von bürgerlichen Parteien. Neben
seiner politischen Tätigkeit engagierte sich Seeh in örtlichen Vereinen. Er
war ein frühes Mitglied des Gesangvereins in Hochspeyer und bis März 1933
Schriftführer der Ortsgruppe des Pfälzerwaldvereins. Als 'Pfälzerwäldler'
organisierte Seeh viele geschichtliche Wanderungen in die Umgebung, über die
er in der Wochenendbeilage der 'Pfälzischen Volkszeitung' berichtete. Der
von Franz Neumer publizierte Sammelband enthält rund zwei Dutzend dieser
Artikel und Aufsätze. Es handelt sich um kenntnisreiche und detaillierte
Darstellungen zur Heimatgeschichte und Volkskunde, die Seeh anhand von alten
Urkunden und mündlichen Überlieferungen erarbeitete.
Grundlagen für Historischen Wanderweg. Der Heimatforscher berichtet
über die Beziehungen Hochspeyers zum Kloster Otterberg, über Heidengräber
und Grenzsteine, über das Waldgebiet und die Mühle der Grafen von Leiningen.
Er schildert Wanderungen durch das Ungertal und das Eistal, rund um den
Beilstein und zu den Burgen Frankenstein und Diemerstein. Er beschreibt die
Gebiete um Hochspeyer nach allen vier Himmelsrichtungen sowie Queidersberg,
Daubenbornerhof und Fischbach. Seine Aufzeichnungen lieferten Hinweise für
die weitere Forschung und die Grundlagen für den heutigen Historischen
Wanderweg.
Nationalsozialismus setzt jähes Ende. Das verdienstvolle Wirken des
Heimatforschers und Kommunalpolitikers fand 1933 durch den
Nationalsozialismus ein jähes Ende. Seine Aktivitäten waren unter den neuen
Machthabern nicht mehr erwünscht. Seeh stellte selbst fest: 'Nun bin ich nur
noch ein Jude.' Seine Kinder wanderten nach Amerika aus. Leopold Seeh starb
am 9. Mai 1937 in Hochspeyer, gerade einmal 64 Jahre alt. Sein Grab befindet
sich im jüdischen Teil des dortigen Friedhofs und ist mit einer Gedenktafel
versehen. Auf Anregung von Franz Neumer wurde zum 130. Geburtstag des ersten
Chronisten von Hochspeyer auf dem Kirchplatz ein Findling mit einer
gusseisernen Platte gesetzt und ein Eichenbaum gepflanzt."
Link zum Artikel |
Zur Geschichte der Synagoge
Im Jahresbericht des Bürgermeisters an das Landkommissariat
Kaiserslautern wird 1822 erstmals eine Synagoge in Hochspeyer genannt.
Sie dürfte nach 1815 eingerichtet worden sein. Vermutlich handelte es
sich dabei bereits um das Gebäude in der Bergstraße, in dem nach dem
Urkataster von 1836 die jüdische Gemeinde "seit vielen Jahren" eine
Synagoge besaß. Im oberen Stockwerk dieses Gebäudes (ursprünglich ein
Wohnstallhaus) war der Betsaal (Synagoge), der auch als Schulraum
verwendet wurde. Im Stockwerk über dem Stall war eine Wohnung eingerichtet, in
der wohl zunächst der Lehrer der Gemeinde, später die Familie lebte, die in
der Synagoge auch Hausmeisterfunktion wahrnahm. Das traufständige Gebäude an
der Bergstraße war äußerlich nicht als jüdisches Bethaus erkennbar.
Bis nach 1933 war die Synagoge in Hochspeyer Mittelpunkt des religiösen
Lebens der jüdischen Gemeinde. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das
Gebäude geschändet. Die Innenrichtung und die Ritualien wurden auf der Straße
verbrannt. 1940 wurde das Gebäude für 1.500 RM zwangsverkauft.
1966 oder 1970 wurde das ehemalige jüdische Bethaus wegen Baufälligkeit
abgebrochen. An seiner Stelle wurde ein neues Wohnhaus
erstellt.
Adresse/Standort der Synagoge: Bergstraße
8
Fotos
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 187)
Die Synagoge in Hochspeyer |
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Das auf dem
Synagogengrundstück
derzeit stehende Wohnhaus
(Michael Ohmsen; Aufnahme von 2013;
vgl. Fotoseiten von M. Ohmsen mit
Fotos zu
Hochspeyer) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 88. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 186-187 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Franz Neumer: Die Hochspeyerer Judenschaft. In:
Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern. Bd. 36/37.
S. 116-128. |
| der.: Der dornige Weg der Pauline Scholem. In:
Heimatjahrbuch des Landeskreises Kaiserslautern. 1997. S.
35-39. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hochspeyer Palatinate. Five
Jewish families were present in 1782, mostly trading in cattle. Their number
increased to 12 families in 1807 and 13 (72 Jews) in 1848. Subsequently, until
Worldwar I, Jews numbered 40-50, dropping to 32 in 1932. A Jewish elementary
school was founded in 1824. After it closed, local children received their
religious education from teachers in the neighboring community. A synagogue was
in use and in 1930 the community was allotted a section in the local cemetery
for Jewish burial. All but one Jew left the village before Kristallnacht
(9-10 November 1938). Nine moved to other localities in Germany and 23 emigrated:
17 to the United States, four to Argentina, one to Franz, and one to Palestina.
The last Jew of Hochspeyer, an elderly woman, was deported to the Gurs
concentration camp in October 1940 and survived the war in an old age home.
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