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Rockenhausen (VG
Nordpfälzer Land, Donnersbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Rockenhausen (seit 1332 Stadt) lebten Juden in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zu einem Pogrom kam es am 23. April 1283
(vier Tage nach Pogromen in Mainz und Bacharach), als 13 Juden in Rockenhausen
erschlagen wurden. Andere wurden zwangsweise getauft oder konnten fliehen.
Einige Jahre später (spätestens ab 1309) lebten erneut Juden in der Stadt. Bei der
Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden auch in Rockenhausen Juden
ermordet. Danach schweigen für längere Zeit die Quellen über Juden in der
Stadt.
Seit dem 17. Jahrhundert (nach 1662) werden wieder Juden in der Stadt
genannt. Doch erst im 19. Jahrhundert nahm ihre Zahl stärker zu: 1802 39
jüdische Einwohner (3,6 % der Einwohnerschaft), 1808 62, 1825 106 (7,0 %), 1835 140 Personen, etwa
7,9 %). Die acht jüdischen Haushaltsvorstände 1808/09 waren: Lazare
Bozemer jun., Kurzwarenhändler Manasse Gottlieb, Jacques Joseph, Händler Manasse
Kahnweiler, Händler Salomon Levi, Kurzwarenhändler Nathan Liebhold,
Kurzwarenhändler David Rosenzweig und Kurzwarenhändler Nathan Silbermann.
Im
19. Jahrhundert gehörten zur jüdischen Gemeinde Rockenhausen zeitweise auch
die in mehreren umliegenden Orten lebenden Juden. Teilweise verfügten diese
Orte über eigene Beträume (Filialsynagogen): Marienthal (1848 115 jüdische
Einwohner), Bisterschied (10), Dörnbach (24),
Dörrmoschel (58), Kriegsfeld
(9), Teschenmoschel (56), Waldgrehweiler (47) und Würzweiler
(10). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der
jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück (1875 59, 1900 47
jüdische Einwohner), um Anfang des 20. Jahrhunderts wieder zuzunehmen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine
Israelitische Volksschule/Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter (Kantor) und Schochet tätig war. Ab 1837 (noch 1840) wird
als Lehrer M. Eigner genannt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Kaiserslautern.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde
Sanitätsunteroffizier Alfred Berg (geb. 18.3.1892 in Rockenhausen, gef.
21.2.1915), Eugen Frank (geb. 17.6.1886 in Dörrmoschel, gef. 11.5.1916) und
Robert Gutmann (geb. 28.11.1887 in Dielkirchen, gef. 5.10.1918).
Um 1925, als
wieder 120 jüdische Einwohner gezählt wurden (6,6 % der insgesamt etwa 1.800
Einwohner), bildeten den Gemeindevorstand die Herren Siegmund Becker, Johann
Meyer, Benjamin Berg und Ludwig (Louis) Breitmann. Als Kantor war Julius Lamm
angestellt (bis zu seiner Versetzung nach Pirmasens
1930, siehe Text unten). Er gab auch den damals 10 schulpflichtigen jüdischen Kinder Religionsunterricht
(1932 noch 6 Kinder). Um 1925 waren auch die in Dielkirchen lebenden jüdischen
Personen (35, 1932 36) der Gemeinde in Rockenhausen zugeteilt. 1932 wurden 74 jüdische
Gemeindeglieder gezählt. Außer Johann Meyer waren noch dieselben Personen im
Gemeindevorstand. Jüdischer Lehrer und Kantor war Nathan Eschwege (geb.
1888 in Thüngen). An Vereinen
bestand vor allem der Israelitische Frauenverein, der sich die allgemeine
Wohlfahrtspflege zum Ziel gesetzt hatte.
Seit 1933 trafen die nationalsozialistischen antijüdischen Maßnahmen auch die
noch in Rockenhausen lebenden jüdischen Einwohner. 1936 wohnten 70, am
1.11.1938 noch sechs jüdische Familien mit 17 Angehörigen in der Stadt. Die
letzten Kantoren und Lehrer der jüdischen Gemeinde waren seit September
1933 Fritz Levy bzw. seit Sommer 1935 Jakob Färber. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der
Synagoge zerstört.
Von den in
Rockenhausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Karoline Behr (1869),
Friedrich Berg (1889), Helene Bockmann geb. Liepold (1863), Arthur Dellheim (1890), Heinrich
Dreyfuß (1878), Lotte Dreyfuß (1921), Melanie Dreyfuß geb. Jacob (1886),
Mathilde Eichhold (1884), Heinrich Fränkel (1898), Albert
Frank (1881), Berta Frank geb. Haarburger (1884), Henriette Frank geb. Seligmann (1887), Sally Heinz Frank (1920),
Sara Fröhlich geb. Weiß (1860), Emma Gottschalk geb. Haas (1876), Lina
Grünewald geb. Wolf (1862), Julius Heyum (1900), Otto Heyum (1902), Fanny Kahn geb. Kahn (1871), Jenny Kahn geb.
Liepold (1878), Albert Liepold (1879), Nathan Liepold (1883), Gerda Marx geb. Frank (1908), Sidonia Mayer
geb. Frank (1906), Hermann Mendel (1873), Siegbert Mendel (1908), Fritz Roelen
(1915), Helene Roelen geb. Röthler (1907) Jakob Roelen (1907), Salomon Roelen
(1878), Wilhelm Roelen (1912), Jonas Rosenfelder (1908), Emilie Roth geb. Becker
(1882, Stolperstein in Berlin-Marzehn-Hellersdorf - Kaulsdorf,
Link zu
Biografie), Else Barbara Rückersberg geb. Marx (1913), Lajla Schmeier (1922).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Erinnerung
an die mittelalterliche Geschichte
Rockenhausen in einer
Judensteuerliste von 1309 (Artikel von 1909)
Artikel
in "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" 1909 Heft 6
Seite 701: "An dieser Stelle seien auch die übrigen Judensteuern des
Speyergaus, soweit sie uns in den Aufzeichnungen der Reichseinkünfte aus
jenem Gebiet vom Jahr 1309 erhalten sind, erwähnt:
Rockenhausen = 5 Pfr. (ebd. S. 246
Z. 16); Leiningen und
Bockenheim = 7
Pfd. (ebd. Z. 17), Anweiler = 4 Pfd.
(ebd. Z. 23), Deidesheim = 9 Pfd.
(ebd. Z. 37), Dürkheim = 8 Pfd.
(ebd. S. 247 Z. 9), Lauterburg = 9 Pfd. (ebd. Z. 17), Selz = 6 Pfd.
(ebd. Z. 18), Münster (das
heutige Münster am Stein) = 5 Pfd. (ebd. Z. 24)." |
Die jüdische Gemeinde erinnerte sich am 25. Nissan eines jeden Jahres an
die mittelalterliche Verfolgung:
Aufzählung
der Gedenktage des Jahres 1902 in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 21. April 1902: "Zehnter Omertag. Freitag, 25. Nissan (= 2. Mai
1902). An diesem Tage 5043 (23. April 1283 war eine Judenverfolgung in
Rockenhausen (13 Märtyrer)." |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Nennung von Lehrer M. Eigner in
Rockenhausen (ab 1837; 1841)
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16.
Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831
(Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle
jetzt Mandel.)
5) Steinbach, S. Frenkel, 11.
August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15.
Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler,
28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob
Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23.
Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4.
August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30.
Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20.
Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28.
Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11.
Oktober 1837.
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März
1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S.
Wolff)." |
Zum Tod von Adolf Mayer (vor 1896 Lehrer in Rockenhausen) (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli
1930: "Adolf Mayer, Niederhochstadt. Am 4. Juni machte ein Herzschlag
seinem arbeitsfreudigen leben ein Ende. Die Munterkeit und Frische, die
wir 8 Tage zuvor auf der Jahresversammlung in Landau an dem seit längerer
Zeit leidenden Kollegen feststellen durften, war nur das Aufblühen
gewesen vor dem Verwelken. Adolf Mayer hat zuerst in Kochendorf
(Württemberg) und Rockenhausen einige Jahre gewirkt, aber fast die
ganze Kraft - 34 Jahre - seine Lebens gehörte der Gemeinde
Niederhochstadt. Die Trauerrede des Bezirksrabbiners Herrn Dr. Einstein,
die Abschiedsworte des Gemeindevorstandes Herrn M. Dreifuß, des Pfälzer
Verbandsvorsitzenden Herrn Kommerzienrat Joseph, eines christlichen
Ortskollegen und des Schreibers dieser Zeilen zeichneten noch einmal voll
Dankbarkeit und Verehrung das Bild dieses Lehrerlebens, in seiner
Lauterkeit, Berufshingebung, in seiner Treue und Gewissenhaftigkeit im
Kleinen wie im Großen, - das Bild einer Persönlichkeit, die alle Kraft
des Herzens und Geistes in den Dienst ihres heiligen Amtes gestellt. Die
Gemeinde Niederhochstadt verliert - o Schicksal der Landgemeinden! - ihren
geistigen Mittelpunkt, wir aber verlieren einen braven Freund und
Kollegen. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Schottland." |
Schuljahrsschlussfeier der Israelitischen Volksschule im April 1927
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 23. Mai
1927: "Rockenhausen (Pfalz). Die israelitische Volksschule dahier
veranstaltete gelegentlich des diesjährigen Schuljahrschlusses am 7.
April eine wohl gelungene Schlussfeier. Die Leistungen der kleinen
Schülerzahl fanden bei den vollzählig erschienenen Eltern und Gästen
höchste Anerkennung. Erfreulich war die Anwesenheit der Spitzen der
Bezirksschulbehörde, der Herren Oberregierungsrat Fuchs und
Bezirksschulrat Haaß und der Vertreter der politischen und jüdischen
Gemeinde, des Herrn Bürgermeisters und Synagogenratsvorstandes. Den
Mittelpunkt der Feier bildete eine Märchenszene aus 'Schneewittchen', bei
welcher sich die empfängliche Jugend ganz in ihrem Element fand. Gegen
Schluss der Feier hielt der Schulleiter, Herr Hauptlehrer Julius Lamm,
eine kernige Ansprache, in welcher er unter anderem des Wohltäters der
Menschheit, des wahren Jugendfreundes Heinrich Pestalozzi, gedachte. Seine
Ansprache klang aus mit den Worten: Werdet tüchtige und brauchbare
Glieder der menschlichen Gesellschaft; bleibet vor allen Dingen, auch
trotz häufiger Anfeindungen echte, aufrichtige deutsche Juden, erfüllt
mit Liebe zu euren Nebenmenschen, ausgezeichnet durch treue
Anhänglichkeit an das große deutsche Vaterland und trotzdem treu eurem
alten angestammten Glauben!" |
Zum Tod des zuletzt in Rockenhausen lebenden und hier beigesetzten Lehrer Jakob Frank (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Januar 1929: "Ein Gedenkblatt einem teuren Freunde. Am Tag
nach dem Sukkot-Fest (8. Oktober 1928) geleitete ein stattliches
Trauergefolge in dem pfälzischen Dörfchen Rockenhausen die sterblichen
Überreste von Lehrer Jakob Frank zur letzten Ruhe. Als Sohn eines
plälzischen Volksschullehrers in Marienthal 1844 geboren, besuchte er das
Lehrerseminar Kaiserslautern und
wirkte 35 Jahre als Volksschullehrer in den Orten Altdorf,
Steinbach am
Glan und Albersweiler (Orte, deren
Lehrerstellen heute längst aufgelöst sind), am letzteren Orte über 2
Dezennien stets in vorbildlicher, diensteifriger, gewissenhafter Weise. Im
Jahre 1898 wurde er infolge Krankheit pensioniert, konnte sich aber in der
Ruhe wieder so erholen, dass ihm noch die Gnade ward, 30 Jahre im Kreise
seiner Familie, zuletzt im Hause einer verheirateten Tochter, genießen zu
dürfen. In dieser Zeit konnte er der Beschaulichkeit seiner
Lieblingsbeschäftigung sich ungestört widmen, dem jüdischen Studium.
Sein innig religiöser Sinn, seine Herzensfrömmigkeit führten ihn dazu,
täglich für sich und gar oft mit gleichgesinnten Kollegen und Freunden
zu 'lernen'. Dazu war er umso mehr befähigt, da er von Jugend auf im
frommen Elternhaus 'gelernt' hatte, und auch deshalb, weil er über ein
umfassendes Allgemeinwissen, große Belesenheit und meisterhafte
Beherrschung der Sprache verfügte. Neben dem umfassenden Wissen waren es
sein gerader, schlichter Sinn, sein menschenfreundliches Wesen, sein
gutes, stets heiteres Gemüt, die ihn besonders auszeichneten. So wirkte
er anregend und fördernd als Lehrer, Liebe ausstreuend und Zuneigung
erntend. Er war ein ganzer Mann, der in Beruf und Leben sich überall
herzliche Zuneigung und Freundschaft erworben hatte, die über das Grab
hinaus reicht. In herzlichen Worten gedachten seiner bei seinem Hingange
die beiden Rabbiner: Dr. Baron (Kaiserslautern)
und Dr. Meyer (Pirmasens). Als
Kollege und seinerzeitiger Amtsnachfolger sprach Oberlehrer Haymann (Rodalben)
dem lieben Dahingegangenen den Abschiedsgruß, ihn als waren Freund,
hilfsbereiten Amtsgenossen und idealen Lehrer feiernd. Von weit her waren Schüler
und Freunde erschienen, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Er hat Segen
verbreitet, darum wird sein Andenken auch in Segen erhalten
bleiben. H.R." |
Hauptlehrer Julius Lamm wechselt von Rockenhausen nach
Pirmasens (1930)
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
1. Mai 1930: "Rockenhausen (Rheinpfalz). Nach nahezu sechsjähriger
Tätigkeit verlässt in den nächsten Tagen der Lehrer und Kantor der
hiesigen Kultusgemeinde, Herr Hauptlehrer Lamm, Rockenhausen, um seiner
von der Regierung der Pfalz ergangenen Berufung als Lehrer der
israelitischen Volksschule Pirmasens, zu folgen. Herr Hauptlehrer Lamm hat
es verstanden, sich während seiner hiesigen Tätigkeit die Achtung und
Anerkennung der Gemeinde, sowohl als Lehrer der hiesigen Volksschule wie
auch als Kantor zu erwerben. Wir bedauern seinen Wegzug und wünschen ihm
und den Seinen für sein künftiges Wirken Glück und Segen." |
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Meldung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1930: "Kollege Berlinger (München) wurde am 1. Februar zum
Hauptlehrer befördert. Die Volksschullehrerstelle Pirmasens wurde dem
Hauptlehrer Lamm (Rockenhausen) übertragen." |
Fritz Levy wird Lehrer und Kantor in Rockenhausen (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1933: "Rockenhausen
(Pfalz), 1. Oktober (1933). Herr Fritz Levy aus Homburg, ein
Zögling der Hirschberger- und Würzburger Lehrerbildungsanstalt, ist vom
pfälzischen Landesverband als Kantor der hiesigen Gemeinde und als
Lehrer für 15 Orte der Umgegend bestellt worden. Herr Levy, der
sein Amt seit Anfang September zur besonderen Zufriedenheit der von ihm
betreuten Kreise ausübt, bemüht sich hier, wo in früheren Zeiten die
Reform starke Verheerungen angerichtet hat, die Gemüter der
heranwachsenden Jugend dem religiösen Judentum zu
gewinnen." |
Lehrer Fritz Levy wird an die Gartenbauschule Ahlem bei Hannover berufen (1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1935: "Personalia. Lehrer Gallinger von Uffenheim
übernahm die private Volksschulstelle in Hörstein,
Kollege Possenheimer in Hörstein
trat eine Stelle in Lübeck an. Lehrer Fritz Levy - Rockenhausen
wurde an die Gartenbauschule Ahlem bei Hannover
berufen." |
Schulamtsbewerber Färber übernimmt die Religionslehrerstelle in Rockenhausen
(1935)
Anmerkung: es handelt sich um den Absolventen der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt Würzburg Jakob Färber (geb. 1914), der sich 1933 bis
1935 in Würzburg zum Lehrer ausbilden ließ (genannt bei Strätz Biographisches
Handbuch Würzburger Juden Bd. 1 S. 138)
Mitteilungen
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1935: "Stellenbesetzungen: Der Lehrer Hermann Rosental, bisher
in Frankfurt am Main, wurde nach Neumarkt,
der Schulamtsbewerber Färber nach Rockenhausen berufen. - Der
pensionierte Volksschullehrer Popper in Leer übernahm die
Religionslehrerstelle in Maßbach." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Silberne Hochzeit von Oskar Frank
und Berta geb. Haarburger (1938)
Anmerkung: Oskar Frank (geb. 5. April 1884 in
Dörrmoschel) war seit dem 13. April
1913 (in Leutershausen) verheiratet mit
Berta geb. Haarburger (geb. 25. Februar 1884 in
Leutershausen). Die beiden lebten in
Rockenhausen und hatten zwei Töchter Ilse Katharina (geb. 19. Juli 1914 in
Rockenhausen) und Elisabeth/Liesel (geb. 16. Juli 1917 in Rockenhausen). Berta
Frank starb am 13. September 1939 auf Grund von Suizid und wurde im
jüdischen Friedhof in Rockenhausen
beigesetzt. Oskar Frank wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, kam dort
jedoch frei und konnte im Juni 1941 von Trinidad kommenden in die USA einreisen.
Die beiden Töchter waren bereits im Juni 1935 (Ilse) bzw. im Juli 1937 (Liesel)
über Hamburg in die USA eingereist. Hier hat Liesel 1943 in Newark, N.Y. Jack
Marx geheiratet. Oskar Frank lebte 1949 gleichfalls in Newark N.Y.
Elisabeth/Liesel Marx starb am 21. April 2002 in Volusia County FL/USA (nach
Angaben des SSDI).
Zur Erinnerung an die Familie Frank wurden in der Luitpoldstraße 36 im Mai 2017
vier "Stolpersteine" verlegt.
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. April 1938: "Aus Rockenhausen.
Am 13. April begehen Herr Oskar Frank und seine Ehefrau Berta geb.
Haarburger das Fest der silbernen Hochzeit. Aus Anlass dieses
Familienfestes wünschen wir dem Jubelpaar bis zur goldenen Hochzeit viele
glückliche Jahre in Freude und Gesundheit." |
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Nach der Emigration
(1943/1949) |
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Anzeige zur Hochzeit von
Liesel geb. Frank
mit Jack Marx im "Aufbau" vom 20. August 1943 |
Anzeige zum 65. Geburtstag
von Oskar Frank
im "Aufbau" vom 25. März 1949 |
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Anzeige der Trauung von Alfred Vendig und Trudel
geb. Schwarz (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Juni 1938: "Aus Rockenhausen. Am
31. Mai findet in Mannheim die Trauung von
Herrn Alfred Vendig aus
Kaiserslautern mit Fräulein Trudel Schwarz aus Rockenhausen
statt." |
Verlobung und Heirat von Jacob Roelen und Helene
Röthler (1938)
Mitteilung
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938:
"Aus Rockenhausen. Verlobung. Herr Jak Roelen hat sich mit Fräulein
Helene Röthler aus Geinsheim bei Neustadt
verlobt." |
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Mitteilung
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Oktober
1938: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern - Vermählung: 5. September
(1938): Herr Jacob Roelen, Rockenhausen mit Helene Röthler,
Geinsheim". |
Zur Geschichte des Betsaal/der Synagoge
Ende des 17. Jahrhunderts besuchten die noch wenigen Rockenhausener Juden die
Synagoge in Alsenz. Im Laufe des 18.
Jahrhunderts dürfte ein Betsaal in Rockenhausen eingerichtet worden sein. 1811
richtete Manasse Kahnweiler im Obergeschoss eines Nebengebäudes seines Hauses
in der Luitpoldstr. 20 (früher Gebäude Nr. 250 in der "Grad Gaß")
eine Betstube ein, die feierlich eingeweiht wurde. In den 1860er-Jahren
kam der Wunsch nach den Bau einer Synagoge in Rockenhausen auf. Erste Pläne
entwarf Bezirksbauschaffner Rosenthal 1867/68. Es sollte ein zweigeschossiges
Gebäude mit Synagoge, Schulzimmer und Lehrerwohnung werden. Doch konnte der Bau
aus finanziellen Gründen nicht verwirklicht werden.
Erst 1885 konnte das um 1874 gebaute Haus Gutenbrunnenstraße 1 erworben und zur
Synagoge mit Schulzimmer und Lehrerwohnung umgebaut werden. Der Betsaal befand
sich neben dem Unterrichtsraum, die Lehrerwohnung im Dachgeschoss. Am 13.
August 1885 wurde das Gebäude feierlich eingeweiht: ein Festzug bewegte
sich vom alten Betsaal zum neuen. Der Betsaal der neuen Synagoge hatte 60 Plätze für Männer, 35
für Frauen.
Notiz
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1886:
"Bonn, 22. August (Notizen). Die Pfalz ist abermals um eine neue
Synagoge bereichert worden, und zwar in Rockenhausen; die feierliche
Einweihung derselben fand am 13. dieses Monats Nachmittags statt." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge
zerstört. Das Gebäude wurde danach als Luftschutzschule zweckentfremdet. Im
Mai 1940 kam es in den Besitz der Stadt, im August 1941 in den Besitz des
Landkreises. Das Landratsamt nützte es (nach einer Rückübertragung 1949 an
die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz) bis Anfang der 1970er-Jahre. Im
September 1975 kam die ehemalige Synagoge in den Besitz der Stadt, die sie 1976
abbrechen ließ. Eine Hinweistafel ist angebracht. Der Chanukkaleuchter aus der
Synagoge befindet sich im Heimatmuseum der Stadt.
Adresse/Standort der Synagoge: erste Betstube in der
Luitpoldstraße 20, die Synagoge stand schräg hinter dem Rathaus
(Bezirksamtsstraße 7 / Richtung 6 auf dem heutigen Parkplatz) .
Fotos / Darstellungen:
(Quelle: Pläne veröffentlicht im Buch Synagogen
Rheinland-Pfalz s.Lit.; Foto Zeile 3 im Buch von O. Weber s.Lit.)
Pläne zum Bau einer Synagoge 1867/68
(nicht
verwirklicht!) |
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Grundstück an der
Alfangstraße |
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Die ehemalige Synagoge
in Rockenhausen |
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Die ehemalige Synagoge
vor dem
Abbruch 1976 |
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Gedenken
an die ehemalige Synagoge
(Fotos: Michael Ohmsen; Fotos mit *: Klara Strompf, diese
Fotos vom 23./24.1.2018)
(Fotos in höherer Auflösung siehe Fotoseite
von M. Ohmsen zu Rockenhausen) |
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Standort der
ehemaligen Synagoge |
Gedenktafel
für die ehemalige Synagoge mit der Inschrift: "Hier stand die
Synagoge
1938 Luftschutzschule - 1940 Gemeindebesitz - 1941 Eigentum des
Landkreises - 1949
Rückgabe an die Kultusgemeinde Rheinpfalz - 1975 Ankauf durch die
Stadt 1976 Abriss" |
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Blick
auf den Synagogenstandort beim Rathaus, fotografiert vom Parkplatz
Gutenbrunnenstraße 1(Pfeil) |
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Gedenktafel
(gleichfalls am früheren Standort der Synagoge)
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"Verachtet
- Ausgestossen - Entrechtet - Vertrieben - Deportiert - Entwürdigt -
Misshandelt - Ermordet - Vergast.
Namen der jüdischen Mitbürger, die aus der Verbandsgemeinde Rockenhausen
deportiert wurden:
Elsa Beitmann - Dielkirchen, Martha Beitmann - Dielkirchen, Mathilde
Beitmann - Dielkirchen, Siegfried Berg - Teschenmoschel, Artur Dellheim -
Rockenhausen, Heinrich Dreyfuß - Rockenhausen, Melanie Dreyfuß -
Rockenhausen, Aurelia Forsch - Teschenmoschel - Heinrich Fränkel -
Rockenhausen, Hermann Mendel - Rockenhausen, Eleonore Michel -
Teschenmoschel, Max Michel - Teschenmoschel, Rosa Michel - Teschenmoschel,
Karoline Neumann - Teschenmoschel, Fritz Roelen - Rockenhausen, Helene
Roelen - Rockenhausen, Jakob Roelen - Rockenhausen, Salomon Roelen -
Rockenhausen, Jonas Rosenfelder - Rockenhausen.
Wir gedenken der Bürger unserer Stadt, die aufgrund ihres Glaubens, ihrer
politischen Überzeugung, ihrer Behinderung, ihres Andersseins zu Opfern
nationalsozialistischer Gewaltherrschaft wurden.
Ihr Leid sei uns Lebenden eine Mahnung zum Widerstand gegen Unrecht.
Stadt Rockenhausen, 1996" |
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Erinnerungen an die
jüdische Geschichte
im Jüdischen Museum
der Nordplatz in Winnweiler |
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Chanukkia (Chanukkaleuchter)
aus der
ehemaligen Synagoge von Rockenhausen |
Original-Emailleschild aus der
NS-Zeit,
vermutlich aus Rockenhausen |
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| Hinweis: In Rockenhausen besteht zur Erinnerung an
Daniel-Henry Kahnweiler (Ehrenbürger der Stadt Rockenhausen) das
Kahnweilerhaus. Eine Dauerausstellung zum Leben und Wirken des
Picasso-Förderers, eine Bibliothek und zwei Picasso-Lithographien
Kahnweilers u.a.m. können besichtigt werden. |
| Kahnweilerhaus - Marktplatz 7 - 67806
Rockenhausen
Auskünfte über Kulturamt der Verbandsgemeindeverwaltung Rockenhausen: Tel.
06361/451-214 oder 451-231
Öffnungszeiten in den Sommermonaten: Do und 1. Samstag im Monat von 15:00
bis 17:00 Uhr und nach Vereinbarung (von Weihnachten bis Ostern geschlossen)
(Foto links: Michael Ohmsen)
Informationen siehe http://www.rockenhausen.de/vg_rockenhausen/Kultur,%20Tourismus%20&%20Freizeit/Museen/Kahnweilerhaus/
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 701-702. |
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992 S. 74-75. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 135-137. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 322-324 (mit weiteren Literaturangaben). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Rockenhausen Palatinate.
Jews were present in the latter half of the 13th century. Some were beaten and
forcibly converted in the aftermath of the Oberwesel blood libel of 1287. All
were expelled during the Black Death persecutions of 1348-49. In 1802, the
Jewish population was 39, reaching a peak of 140 in 1836 but dropping to 86 in
1857. A Jewish school was functioning in 1864. The communities of Marienthal and
Dielkirchen were attached to the local congregation. In January 1933, the Jewish
population was 82 (total 2,209). During the Nazi era, 37 moved to other German
cities and 17 emigrated to the U.S. On Kristallnacht (9-10 November
1938), Jews were sent to the Dachau concentration camp and in October 1940, nine
Jews were deported to Gurs. In all, 14 perished in the Holocaust.
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