Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zu den
Friedhöfen im Regierungsbezirk Schwaben
Neu-Ulm (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Neu-Ulm bestand eine jüdische Gemeinde (Filiale zu Ulm,
jedoch dem Rabbinat Ichenhausen zugeteilt)
bis 1942. Ihre Entstehung geht in
die Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als sich einige Juden in der jungen
Garnisonsstadt niederließen.
1910 wurden 96 jüdische Einwohner in Neu-Ulm
gezählt, 1925 76, 1933 44.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Milton Stern
(geb. 8.1.1895 in Baden-Baden, gef. 1.10.1917).
Die Neu-Ulmer Juden hatten keine eigene Synagoge, sondern besuchten die
Synagoge der
Israelitischen Gemeinde in Ulm.
Von den in Neu-Ulm geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Flora Bayersdorfer geb.
Moos (1878), Berta Bissinger geb. Bissinger (1891), Betty Bissinger (1901),
Daniel Bissinger (1881), Heinrich Bissinger (1888), Max Bissinger (1882), Sofie
Bissinger (1888), Hugo Friedmann (1876), Frieda Krippel (1905), Hans Liebermann
(1903), Siegmund Liebermann (1857), Margarete Loewy geb. Heymann (1896), Rudolf
Loewy (1893), Ruth Loewy (1920), Jenny Luchs geb. Hechinger (1874), Joseline
Möllerich geb. Liebermann (1867), Josef Stern (1893), Julie Wohlgemüth geb.
Kirschbaum (1889), Anna Wolff geb. Bernheim
(1876).
Ein jüdisches Gemeindezentrum in Neu-Ulm gab es nach 1945
bis in die 1980er-Jahre für amerikanisch-jüdische Soldaten.
Aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Leopold Bauland und seinen Geschwistern
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1928: "Neu-Ulm. Einen
außerordentlich schmerzlichen Verlust innerhalb eines Jahres haben die
Familien Bauland, Neu-Ulm, zu beklagen. Auf den Tod eines Bruders
und einer Schwester folgte am 3. Juli dieses Jahres das Ableben des
jüngsten Bruders, Leopold Bauland. Der Verstorbene erfreute sich
in allen Kreisen der Bevölkerung des größten Ansehens und genoss auch
als Kaufmann überall höchstes Vertrauen. Die zahlreichen Beileidskundgebungen
sind ein sprechender Beweis für die allgemeine Wertschätzung des
Verstorbenen." |
50-jähriges Firmenjubiläum der Firma L. Bernheim u.
Sohn (1929)
Anmerkung: Anna Wolff geb. Bernheim ist in der NS-Zeit nach der Deportation
umgekommen.
75. Geburtstag von Emma Henle / 77. Geburtstag von
Sofie Henle (1933) und Danksagung (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1933: "Neu-Ulm. Am 10.
Dezember durfte Frl. Emma Henle ihren 75. Geburtstag feiern. Ihre
Schwester, Frl. Sofie Henle, kann ihren 77. Geburtstag am 26.
Dezember begehen. Beide Jubilarinnen sind beliebte Mitglieder unserer
Gemeinde." |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 14. Januar 1934:
"Für die uns anlässlich unserer Geburtstage zugegangenen
Aufmerksamkeiten sagen wir innigen Dank.
Neu-Ulm
Sofie Henle - Emma Henle." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeigen der Frau von Kantor Friedberger 1890 /
1891
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1890: "Avis.
In meiner Damenschneiderei ist bis zum 1. Dezember dieses Jahres für ein
Mädchen, welches das Kleidermachen erlernen will, ein Platz offen.
Mädchen, die sich selbstständig machen wollen, haben bei mir die beste
Gelegenheit, sich aufs vorteilhafteste auszubilden.
Lehrzeit: 1 Jahr und zwar unentgeltlich. Kost und Logis gegen
Entschädigung im Hause.
Frau Kantor Friedberger, Neu-Ulm
(Bayern)." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1891: "Avis.
In meiner Damenschneiderei finden wieder 2 Lehrmädchen Aufnahme.
Kost und Logis im Hause.
Frau Kantor Friedberger, Neu-Ulm (Bayern)." |
Anzeige von F. Leiber (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Oktober 1931: "Familienheim.
Ehepaare, alleinstehende Personen beiderlei Geschlechts finden angenehmes
Dauerheim oder Erholungsaufenthalt im bisherigen Sanatorium Neu-Ulm.
Vornehme, helle Räume mit modernster Ausstattung, wunderbarer Park,
ausgezeichnete, auf Wunsch rituelle Verpflegung. Pensionspreis Mk.
6.-.
Besitzer: F. Leiber, Neu-Ulm, Parkstraße." |
Sonstiges
Antijüdisches in einem Schreiben von Bürgermeister
Josef Kollmann (1902)
Anmerkung: Der Jurist Josef Kollmann war seit 1885 Erster Bürgermeister in
Neu-Ulm; er blieb in dieser Amt bis 1919.
Vgl. Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Neu-Ulm.
Dr. Maximilian von Lingg, war von 1902 bis 1930 Bischof von Augsburg, vgl.
Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_von_Lingg
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Oktober 1902: "Neu-Ulm, 12. Oktober (1902). Der
hiesige Bürgermeister Kollmann hat an den neuernannten Bischof von
Augsburg, Dr. Lingg, aus Anlass von dessen erstem Besuch ein
Begrüßungsschreiben gerichtet, in dem er von dem Stifter des
Christentums sagt, dass dieser 'einer herzlosen, kurzsichtigen,
selbstgefälligen und von liebeleerem Höhenwahn erfüllten jüdischen
Bürokratie, Hierarchie und Weltweisheit, die später seinen Geist mit
seinem Leibe am Kreuze zu vernichten versuchten, eine auf den Flügeln
des Glaubens und der Liebe sich aus dem Sumpfe gemeiner Sinnlichkeit
emporhebende Sünderin als Idealgestalt hinstelle mit dem göttlichen
Worte: 'Ihr wird viel vergeben, weil sie viel geliebt hat'. Wenn es in dem
Schreiben des Herrn Bürgermeisters weiterheißt, dass die 'magna Charta
wahrer, allgemeiner Freiheit, der Grundfaktor der Kultur und des
Forschrittes die Tatsache ist, dass wir eine Religion mit dem Gesetze der
Liebe besitzen,' so muss man doch andererseits sagen, dass diese Religion
der Liebe doch unmöglich darin bestehen könne, die Religion, aus der sie
selbst hervorgegangen, in solcher Weise anzugreifen, wie es in dem
obererwähnten Passus geschieht." |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
September 2015:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Neu-Ulm
Anmerkung: in Neu-Ulm wurden seit September
2015 mehrfach "Stolpersteine" verlegt. Nach der ersten Verlegung (s.u.)
erfolgten weitere Verlegungen am 29. September 2015 (fünf Stolpersteine) und
am 12. Oktober 2017 (acht Stolpersteine). Zur vierten Verlegung am 2. April
2016 (sechs Stolpersteine) siehe unten.
|
Erstmals wurden am 14. September 2015 in
Neu-Ulm "Stolpersteine" zur Erinnerung an
zehn jüdische und während des Holocaust ermordete Einwohner verlegt.
"Stolpersteine" wurden verlegt: in der Augsburger Straße 34 für
Heinrich Leopold, Berta, Max, Sofie, Daniel und Betty Bissinger; in der
Beethovenstraße 11 für Jakob und Regina Karnikowski, in der Ludwigstraße/Ecke
Bahnhofstraße für Siegmund Liebermann, in der Schützenstraße 38 für Alfred
Neuburger.
Artikel von Edwin Ruschitzka in der Südwestpresse vom 16. Juli 2015: "Erinnerung
Stolpersteine in Neu-Ulm. Nach Ulm wird sich jetzt auch die Stadt Neu-Ulm am
Projekt 'Stolpersteine' beteiligen. Damit wird an zehn von den Nazis
ermordete Juden erinnert.
Es ist eine Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der mit seinem
Projekt Stolpersteine an die vielen Opfer des Nationalsozialismus erinnern
will. Mehr als 50 000 kleine Betonquader mit einer Messingplatte, auf der
die Namen sowie Geburts- und Sterbedaten stehen, hat er in ganz Europa
verlegt. Ende Mai war in Ulm zugange, am 14. September wird er nach Neu-Ulm
kommen und dann zum zweiten Mal auch nach Ulm. Auf Antrag der FDP hat die
Verwaltung zehn in Neu-Ulm lebende Juden ermittelt, die in den 40er Jahren
das gleiche Schicksal teilten: Sie wurden in den Konzentrationslagern
Auschwitz oder Theresienstadt ermordet, sie starben im Ghetto von Lodz oder
ihre Spur verliert sich in Polen. Am Dienstag hat der Ausschuss für Bildung,
Familie und Kultur die 1000 für Straßenarbeiten notwendigen Euro bereit
gestellt. Da ist zum Beispiel Alfred Neuburger, 1883 geboren und
Rechtsanwalt in Neu-Ulm, der zuerst in Schutzhaft nach Dachau kam, 1944 dann
in Auschwitz ermordet wurde. Oder der Hopfenhändler Siegmund Liebermann,
geboren 1857, der 1942 an Hungertyphus in Theresienstadt starb. Jakob und
Regina Karnowiski, geboren 1880 und 1884 in Polen, lebten lange in Neu-Ulm,
betrieben dort ein Zigarrengeschäft. 1938 wurden sie wieder nach Polen
abgeschoben und starben dann 1942 im Ghetto von Lodz (Litzmannstadt). Auch
sechs Mitglieder der Familie Bissinger sind darunter, deren Biografien nicht
vollständig zu ermitteln waren. Wie überhaupt alle Lebensläufe nur in
mühsamer Recherchekleinarbeit zu ermitteln waren, wie Mareike Kuch in der
Sitzungsvorlage geschrieben hat. Wenn der Künstler Gunter Demnig am Montag,
14. September, die zehn Stolpersteine in Neu-Ulm verlegen wird, in der
Augsburger-, Bahnhof-, Schützen- und Beethovenstraße (Offenhausen), werden
auch Schüler der Christoph-Probst-Realschule und der
Inge-Aicher-Scholl-Realschule mit Wortbeiträgen dabei sein, die die
Biografien mit recherchiert haben. Der Kostenaufwand für die Stolpersteine
ist gering: 120 Euro pro Exemplar, ohne Straßenarbeiten. Die ersten zehn
Neu-Ulmer Steine werde allesamt von Neu-Ulmer Stadträten finanziert. Die
sechs Steine der Familie Bissinger übernimmt SPD-Stadtrat Ulrich Seitz.
Einen Stolperstein wird die FDP finanzieren, die Grünen haben angekündigt,
vier Steine bezahlen zu wollen. Und wenn noch Bedarf vorhanden ist, hat
Rudolf Erne für die SPD angekündigt, die Vermittlungen zu übernehmen.
Weitere Steine sollen 2016 verlegt werden. Alle müssen übrigens aus privaten
Mitteln bezahlt werden, das Fraktionsgeld darf dafür nicht ausgegeben
werden, hieß es am Rand der Sitzung."
Link zum Artikel
- Weitere Pressemitteilungen werden angezeigt über Suchfunktion
"Stolpersteine Neu-Ulm".
- Informationen in der Website der Stadt Neu-Ulm: http://nu.neu-ulm.de/de/stadt-politik/stadtinfo/stolpersteine/
mit Fotos: http://nu.neu-ulm.de/de/stadt-politik/stadtinfo/stolpersteine/aktuelles/
Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Neu-Ulm
|
|
April 2019:
Vierte Verlegung von
"Stolpersteinen" in Neu-Ulm |
Artikel von Ralf Grimminger in den "Ulm-News"
vom 6. April 2019: "Sechs Stolpersteine gegen das Vergessen.
Der Künstler Gunter Demnig hat zum vierten Mal Stolpersteine in der Stadt
Neu-Ulm verlegt. In der Wallstraße 22 erinnern ab sofort drei Stolpersteine
an Emanuel, Emilie und Eva Rosenthal. Drei weitere Stolpersteine wurden in
der Schützenstraße 38 zum Gedenken an Siegfried, Frida und Ilse Neumann
verlegt. Sie sind Opfer der NS-Zeit. ...
Emilie Rosenthal wurde am 25. Dezember 1899 in Isny als Tochter von
Albert und Friederike Zettler, beide Protestanten, geboren. Sie hatte zwei
ältere Brüder: Albert (geb. 1890) und Karl (geb. 1891). 1911 zog die Familie
nach Neu-Ulm, dem Geburtsort der Mutter. Emilie besuchte dort die
Zentralschule. Während des Ersten Weltkriegs wurde sie zur
Säuglingsschwester ausgebildet. Von 1920 bis 1922 arbeitete Emilie in einem
Mütterheim. Danach lebte sie vier Jahre in Mailand. Im November 1926 kehrte
sie nach Neu-Ulm zurück und zog 1927 nach Berlin, wo sie am 8. Dezember 1931
Emanuel Rosenthal heiratete. Im März 1933 starb Emilies Mutter, woraufhin
das Paar nach Neu-Ulm zum Vater zog. Dort wurde am 8. September 1934 ihre
Tochter Eva geboren. Am 19. März 1940 floh Emilie mit Eva nach Mailand und
wohnte dort an der Piazza Castello 25. Über den Zeitpunkt und Umstand von
Emilies Tod ist nichts bekannt. Emanuel Rosenthal wurde am 22. Januar
1901 in Frankfurt am Main als Sohn von Max und Eva Rosenthal geboren. Im
selben Jahr zog die Familie nach Gleiwitz, dem Geburtsort des Vaters. Nach
dem Tod der Mutter kehrte die Familie nach Frankfurt zurück. 1931 heiratete
Emanuel Emilie Zettler in Berlin, von wo aus das Paar dann nach Neu-Ulm zu
Emilies Vater zog. Emanuel arbeitete als Kontorist bei der Firma Nathan
Strauss, Hüttenwerk A.G. in Ulm. Am 26. Juli 1939 ist Emanuels Abmeldung von
Neu-Ulm nach Richborough (England) in ein Durchgangslager für jüdische
Auswanderer verzeichnet. 1940/41 folgte die Internierung durch die Engländer
als Sicherheitsmaßnahme für Ausländer auf der Isle of Man – dies wurde von
ihm als Haft empfunden, da es keine Bewegungsfreiheit gab. Von 1944 bis 1945
arbeitete Emanuel Rosenthal in einer Munitionsfabrik, danach bis 1947 als
Buchhalter. Im gleichen Jahr heiratete Emanuel seine zweite Frau Margit und
lebte mit ihr bis zu seinem Tod 1955 in London. Mit Einverständnis seiner
Tochter Eva aus erster Ehe erhielt Margit Rosenthal stellvertretend für
Emanuel eine Entschädigung für dessen Schaden an Freiheit sowie beruflichem
und wirtschaftlichem Fortkommen. Eva heiratete in Italien und emigrierte
nach England.
Siegfried Neumann wurde am 19. November 1911 in Ulm geboren. Mit
seinen Eltern Paula und Emil Neumann und seinen Schwestern Celia und Ilse
lebte er bis Juni 1919 in Ulm in der Zeitblomstraße 13. Danach zog die
Familie zu Paulas Eltern in die Johannisstraße 10 nach Neu-Ulm. Über die
Schul- und Berufsausbildung von Siegfried ist nichts bekannt. Da sein Vater
ab 1919 die Zigarrenfabrik (ab 1931 Büroartikel) seines Schwiegervaters
übernommen hatte, darf angenommen werden, dass auch Siegfried in dieser
Firma arbeitete. Auf seiner Einwanderungskarte in Brasilien ist als Beruf
'Techniker' vermerkt. Am 1. Oktober 1936 zog die Familie in die
Schützenstraße 38 in Neu-Ulm. Am 12. April 1937 heiratete Siegfried Neumann
Frida Heinbach, die am 28. April 1911 in
Bad Buchau geboren wurde. Ihre Eltern
waren Max und Ella Heinbach. Fridas Bruder Ludwig besuchte seine Heimatstadt
Bad Buchau nach dem Zweiten Weltkrieg. Kurz nach ihrer Heirat emigrierten
Siegfried und Frida Neumann am 18. Mai 1937 nach São Paulo in Brasilien.
Vier Jahre später, am 29. April 1941, holte Siegfried seine Eltern nach.
Siegfried und Frida Neumann starben in den 1990er Jahren. Ihre Tochter Carla
Elias lebt noch in São Paulo. Ilse Neumann wurde am 27. Dezember 1913 als
drittes und jüngstes Kind von Emil und Paula Neumann in Ulm geboren. Sie
emigrierte am 26. April 1937 nach Chicago, USA, heiratete dort und hieß
fortan Ilse Katmann. Sie starb im Oktober 2015 im Alter von 102 Jahren. Ihre
Tochter starb 2017."
Link zum Artikel |
|
Juni 2024:;
Rundgang zu den "Stolpersteinen"
in Neu-Ulm |
Artikel von in landkreis-nu.de vom 28. Juni
2024: "Holocaust machte auch vor Neu-Ulm nicht Halt.
Bewegender Rundgang mit Mareike Kuch, Dezernentin im Neu-Ulmer Rathaus,
entlang der 'Stolpersteine' in der Donaustadt
Mit hasserfüllten Worten fing es an, was in millionenfachem, systematischem
Massenmord in deutschem Namen mündete. Die Geschichte der Juden in
Deutschland und Mitteleuropa ist die Geschichte von Entrechtung, Enteignung
und Ermordung. Daran erinnern mittlerweile weithin die 'Stolpersteine', die
der Künstler Gunter Demnig an den einstigen Standorten der Häuser und
Wohnungen der jüdischen Verbrechensopfer in den Boden einließ. Auch in
Neu-Ulm. Margarete Fischer, Integrationsbeauftragte des Landkreises Neu-Ulm,
organisierte einen eindrucksvollen Rundgang entlang der 'Stolpersteine' in
Neu-Ulm, für den sie Mareike Kuch, Leiterin des Dezernats Bildung, Kultur,
Sport und Freizeit der Stadt Neu-Ulm, als Referentin gewann. Es waren
bewegende Einblicke in das Leben und Sterben der jüdischen Neu-Ulmer, die 15
interessierte und in der Integrationsarbeit engagierte Frauen und Männer
erhielten. Mareike Kuch beeindruckte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit
ihrem Wissen und beantwortete fachkundig alle Fragen. Zu jedem
'Stolperstein' erzählte sie die Biographien der betroffenen Personen und
zeigte historische Fotos der Wohnhäuser, wie sie früher aussahen. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer legten an jedem 'Stolperstein' weiße Rosen
nieder, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Die Führung endete
an der letzten Station, dem 'Judenhaus' in der Augsburger Straße 34, ehemals
Hindenburgstraße 34. Mareike Kuch erläuterte den historischen Hintergrund
des Hauses, das 1894/1895 von Jacob Bissinger, einem jüdischen Mitbürger,
erworben worden war. 1939 wurde es 'Judenhaus'. Dort wohnten mehrere
jüdische Familien in sehr beengten Verhältnissen. Im Zuge der Zwangsräumung
ihrer Wohnungen waren diese Menschen in solche sogenannten 'Judenhäuser'
zwangsumgesiedelt worden. Im April 1942 wurde auch das 'Judenhaus' in der
Augsburger Straße 34 zwangsgeräumt und die dort lebenden Juden ins
'Judenlager' Milbertshofen in München überführt. Von hier aus erfolgte die
Deportation ins Ghetto Piaski, wo schreckliche Lebensbedingungen herrschten.
Geschichten wie diese hat der Künstler Gunter Demnig quer durch Europa
recherchiert. Neu-Ulm blieb wie viele tausend Dörfer und Städte im
Einflussbereich der Nationalsozialisten nicht von deren Verbrechen
verschont."
Link zum Artikel |
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden in Ichenhausen
beigesetzt. Ichenhausen blieb bis nach 1933 der offizielle Friedhof der
Neu-Ulmer Juden, was auf einem Gemeindetag der zum Bezirksrabbinat Ichenhausen
gehörenden Gemeinden im August 1925 nochmals bestätigt wurde. Dennoch hatte
bereits seit 1875 die jüdische Gemeinde Neu-Ulm von der Stadt Neu-Ulm die
Genehmigung erhalten, auf dem städtischen Friedhof ein eigenes Gräberfeld
anzulegen. Hierfür zahlte der Israelitische Wohltätigkeitsverein von Neu-Ulm
der Stadt 6.000 RM. Bis zur NS-Zeit wurden 25 Einzelgräber, sechs Doppelgräber
und sechs Kindergräber von Juden aus Neu-Ulm belegt.
Das Gräberfeld im städtischen Friedhof wird bis zur Gegenwart belegt. Es sind
inzwischen etwa 50 Gräber vorhanden, die bis auf die Kindergräber in fünf
Reihen angelegt sind. Eine niedrige Hecke grenzt den Friedhof zum nichtjüdischen
Teil an. 1985 erstellte die Stadt Neu-Ulm eine weiße Säule mit einem Magen
David und der Aufschrift "RUHESTÄTTE JÜDISCHER MITBÜRGER".
Der Friedhof umfasst eine Fläche von 2,25 a.
Lage des Friedhofes
Der israelitische Friedhof liegt innerhalb des Städtischen Friedhofes
Neu-Ulm gegenüber der Friedhofshalle an der Zypressenstraße.
|
Lage des jüdischen Friedhofes
in Neu-Ulm auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken und unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen"
weiterklicken zu
"Friedhof, Neu-Ulm" |
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.7.2004)
|
|
|
Die 1985
aufgestellte weiße Säule mit der Aufschrift
"RUHESTÄTTE JÜDISCHER
MITBÜRGER" |
Blick über den jüdischen
Teil des
städtischen Friedhofes |
|
|
|
|
|
Großes Familiengrabmal für
Familie Rosenheim |
Grabstein für Nathan Kaufmann
aus Zaberfeld (gest. 1910) |
Links Grabstein für
Klara Wurmser
(1864-1937) und Lehmann Wurmser
(1860-1937) |
|
|
|
|
|
|
|
|
Neuere Gräber, in der Mitte
für
Schaja Nowak (1914-1995) |
Magen David als Grabstein für
Oskar Fürsetzer (gest. 2000) |
Grabstein für Chaim Weinberg (1926-2003)
mit Magen David und Levitenkanne |
|
|
|
Erinnerungsarbeit vor
Ort - Gedenken auf dem Friedhof
Januar 2021:
Holocaust-Gedenktag - stilles
Gedenken auf dem Friedhof
|
Artikel von Ralf Grimminger in den "Ulm News" vom 27. Januar 2021: "Stilles
Gedenken an NS-Opfer auf dem Neu-Ulmer Friedhof
Am heutigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hat
die Stadt Neu-Ulm der Mitbürgerinnen und Mitbürger, die durch Verfolgung und
Gewalt den unmenschlichen Repressalien des Regimes der Nationalsozialisten
ausgesetzt waren, gedacht.
Aufgrund der Corona-Pandemie war leider keine öffentliche Gedenkstunde
möglich. Stattdessen hat Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger im Stillen
beim Gedenkstein für ehemalige jüdische Mitbürger auf dem Neu-Ulmer Friedhof
einen Kranz niedergelegt und der Opfer gedacht. 'Was passiert ist, darf sich
niemals wiederholen. Nur wer sich erinnert, kann verhindern, dass Menschen
nochmals so unfassbar großes Leid angetan wird. Auch wenn aufgrund der
Corona- Pandemie Gedenkveranstaltungen heuer leider nicht möglich sind, so
ist es für mich und für die Stadt Neu-Ulm eine fortdauernde Verpflichtung,
die Erinnerungen an das geschehene Unrecht wach zu halten und vor allem auch
Aufklärungsarbeit zu leisten', sagt Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin
Albsteiger. Vor 76 Jahren – am 27. Januar 1945 – war der Tag der Befreiung
des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Alt-Bundespräsident
Roman Herzog hat im Jahr 1996 den 27. Januar zum offiziellen Gedenktag für
alle Opfer des Nationalsozialismus ausgerufen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. München 1988 S. 258-259. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof Neu-Ulm / Schwaben. In: Der
Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 16. Jahrgang Nr.
85 vom April 2001 S. 16. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in
Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 485. |
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
|