Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht
"Synagogen im Main-Kinzig-Kreis"
Ulmbach (Stadt
Steinau an der Straße, Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von
Benedikt Mario Röder)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Ulmbach bestand eine jüdische
Gemeinde von 1834 (offizielle Gründung durch Beschluss der kurfürstlichen
Regierung der Provinz Hanau) bis zum Herbst 1936. Ihre Entstehung geht in die Zeit des zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. In einer Amtsrechnung von 1597 wird
bezüglich Ulmbach zwar bereits ein Jude genannt (David des Juden Sohn), doch
handelte es sich hierbei vermutlich um eine durchreisende jüdische Person. In
einer Amtsrechnung von 1692/92 wird berichtet, dass in Ulmbach "Sebastian
Ball Judt, ein Cramer" zwei Gulden Schutzgeld bezahlt habe. Er scheint in
Ulmbach zumindest vorübergehend seinen Wohnsitz genommen zu haben. Auch im
Folgejahr bezahlte er nochmals das Schutzgeld, dann scheint er wieder weggezogen
zu sein.
1728/29 wird "Jud Meyer von Ulmbach" genannt, der sich hier als
Viehhändler und Metzger niedergelassen hatte. Er wird identisch sein mit dem
1731 und in den folgenden Jahren genannten "Jud Mayer" aus Ulmbach. 1741 ist die
Rede von "Jud Jeckoff", der in den folgenden Jahren auch als "Jeckoff Meyer" und
Jakob Mayer bezeichnet wird, möglicherweise ein Sohn des Jud Mayer. 1763 lebte
Jakob Mayer mit Frau und sechs Kindern sowie vier weiteren Hausgenossen in
seinem neu erbauten Haus. 1776 hört man von "Jud Seligmann", 1777 von "Jud
Abraham"; 1790 werden Jud Ahron und Jud Feiber (Feibel) genannt, die in den
Häusern 85 und 86 lebten (heute Rabensteiner Straße 26 und 24). 1801/03/05
werden drei in Ulmbach lebende jüdische Familien genannt: Abraham Jakob (mit
Frau und fünf Kindern), Feiber Jakob (mit Frau und vier Kindern) und Maier
Hirsch (mit Frau und drei Kindern). Abraham und Feiber dürften Sohne von Jud
Jeckoff/Jakob gewesen sein.
Nach der Annahme fester Familiennamen werden 1811 folgende jüdische Familien
bzw. Familienvorsteher genannt: Maier Nussbaum, Feiber Busseck, Moses Ochs und
Jakob Heim. 1826 waren es die vorgenannten - teils anders geschriebenen Meyer
Nussbaum (mit vier Kindern), Feiber Buseck (mit vier Kindern), Moses Ochs (mit
einem Sohn), Isuuv Heim (keine Kinder), dazu Herz Nusbaum (mit zwei Kindern) und
Jakob Hein (= Hain, mit zwei Kindern). 1826 dürften etwa 25 jüdische Einwohner
in Ulmbach gelebt haben.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1861 36 jüdische Einwohner (2,9 % von insgesamt 1.222 Einwohnern),
1871 43 (3,8 % von 1.143), 1885 61 (5,2 % von 1.163), 1895 57 (4,7 % von 1.201),
1905 56 (4,8 % von 1.170). Erster Gemeindevorsteher nach Gründung der
Gemeinde 1834 war Jacob Hain, um 1850 war Gemeindevorsteher Herz Nußbaum.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), zeitweise ein
Schule (Religionsschule) und ein rituelles Bad (seit 1883/84 in einem Schuppen hinter der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden im
jüdischen Friedhof Eckardroth beigesetzt. Auf diesem Friedhof sind bis heute
etwa 30 Grabsteine von Ulmbacher Juden erhalten: der älteste aus dem Jahr 1804,
der jüngste von Meier Nussbaum (gest. 2. März 1934).
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise - spätestens seit
Ende des 19. Jahrhunderts zusammen mit der jüdischen Gemeinde Hintersteinau - ein
Lehrer (Religionslehrer)
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Einige Jahre (so
nach 1885) hatte die Ulmbacher Gemeinde auch einen eigenen Lehrer und Vorsänger
(Simon Bloch), der 1887 die höchste Zahl von 22 Knaben und Mädchen unterrichtet
(1891 noch 12). Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk Hanau.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Baruch Nußbaum
(geb. 3.5.1888 in Ulmbach, gef. 9.6.1918) und Juda Julius Schild (geb. 12.2.1890 in Ulmbach,
vor 1914 in Köln, gef. 5.9.1916; siehe Foto unten). Ihre Namen stehen auf dem allgemeinen
Gefallenendenkmal der Gemeinde bei der Kirche, das am 15. September 1929
eingeweiht wurde (siehe Foto unten). Dabei hielt Lehrer Marx aus Gelnhausen als Vertreter der
Synagogengemeinde eine Ansprache.
Um 1924, als zur Gemeinde 35 Personen gehörten (3,1 % von insgesamt 1.123
Einwohnern), war Gemeindevorsteher M. Nußbaum II. Als Kantor und Schochet wird
S. Schuster genannt. 1932 war Gemeindevorsteher Teiß/Feisz/Feit Nußbaum. Als Lehrer und
Schochet wird ein Herr Katz genannt. Im Schuljahr 1931/32 erteilte er vier
Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht.
1933 lebten noch 36 jüdische Personen in Ulmbach (2,9 % von 1.230). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen (vor allem nach Fulda und Frankfurt am Main) beziehungsweise ausgewandert
(USA, Argentinien, Palästina/Israel). Im April 1936 lebten nur
noch vier jüdische Personen in Ulmbach (Familie des Schuhhändlers Felix
Schild, konnte noch in die USA emigrieren und Gemeindevorsteher Veisz [Veit]
Nußbaum, Januar 1945 im Ghetto Theresienstadt umgekommen). Im Herbst 1936 wurde die Gemeinde
aufgelöst, nachdem die Synagoge bereits am 18. Juni 1936 verkauft worden war.
Von den in Ulmbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ignaz Hain (1902),
Jonas Hain (1889), Karoline Hain (1882), Lina Hirsch geb. Schuster (1907), Ricka
Hirsch geb. Schuster (1898), Frieda Mayer geb. Stern (1900), Regina Nussbaum
(1886), Feist Nussbaum (1876), Hermann Schild (1885, "Stolperstein" in Köln,
Wallstraße 43). Frieda Wisler geb. Schuster (1901).
Hinweis: für Max Schuster wurde ein "Stolperstein" in
Seligenstadt verlegt; zu seiner
Geschichte siehe unten.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 /
1900
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1884:
"Bekanntmachung. Die Stelle eines gemeinschaftlichen
Religionslehrers für die Synagogengemeinden
Hintersteinau und Ulmbach
soll besetzt werden. Das Diensteinkommen beträgt 800 Mark (600 Mark von
Hintersteinau und 200 Mark von Ulmbach) fixer Gehalt jährlich nebst
freier Dienstwohnung in Hintersteinau und 4 Meter Holz zur Heizung des
Schullokals und 100 Mark Nebeneinkünfte, für welche jedoch keine
Garantie geleistet wird. Bewerbungsgesuche sind unter Beifügung der erforderlichen
Zeugnisse binnen vier Wochen bei uns einzureichen.
Hanau, den 5. März 1884. Königlich israelitisches Vorsteheramt.
Hamburger." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1900:
"In den Synagogengemeinden Ulmbach und
Hintersteinau ist die Stelle
eines gemeinsamen Religionslehrers mit dem Wohnsitze in der
erstgenannten Gemeinde und einem Jahresgehalte von Mark 800 zu besetzen.
Bewerber haben ihre Gesuche unter Hinzufügung von Zeugnisabschriften bis
zum 21. Mai anher einzusenden.
Hanau, 7. Mai 1900. Das Vorsteheramt der Israeliten. I.V.:
Hirsch". |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Einweihung des Gefallenendenkmales (1929) vgl.
Foto unten
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1929:
"Ulmbach, Kreis Schlüchtern, 22. September (1929). Am Sonntag
den 15. September weihte die Dorfgemeinde Ulmbach ein schlichtes Ehrenmal
für ihre im Weltkriege gefallenen Söhne ein. Da auch zwei Juden auf dem
Denkstein verzeichnet sind, hatte das Festkomitee die kleine Jüdische
Gemeinde gebeten, einen Geistlichen bei der Feier sprechen zu lassen. Das
Vorsteheramt der Israeliten zu Hanau hatte, das der Herr
Provinzialrabbiner dienstlich verhindert war, Herrn Lehrer Marx, Gelnhausen,
gebeten, an der Feier teilzunehmen. Nach der Weiherede des katholischen
Geistlichen, der Verehrung und Hochschätzung der jüdischen Religion
zollte, sprach Herr Lehrer Marx ergreifende Worte des Gedenkens. Die
großangelegte Rede machte einen guten Eindruck auf die große
Trauergemeinde und dürfte wesentlich dazu beitragen, das gute
Einvernehmen, das hier zwischen Juden und Nichtjuden besteht, zu vertiefen
und zu befestigen." |
Angriff auf zwei jüdische Rechtsanwälte im Februar
1936 in Steinau
Zitat aus Heimatgeschichtlicher Wegweiser s.
Lit. S. 227: "Im Februar 1936 kam es vor dem Steinauer Amtshaus, in
dem sich damals das Amtsgericht befand, zu einem tätlichen Angriff auf
zwei jüdische Rechtsanwälte, Dr. Max Rapp aus Hanau und Dr. Elkan
Sondheimer aus Gelnhausen, die ihre Mandanten zu einer Verhandlung
begleiteten. Amtsgerichtsrat Wilhelm Harff schilderte den Vorfall in
einem Protestschreiben an den preußischen Ministerpräsidenten Hermann
Göring:
'Diese Unbekannten sagten in schroffer Anrede zu den beiden Anwälten
dem Sinne nach. 'Hier in Steinau werden keine Juden mehr hineingelassen.
Verlassen Sie sofort Steinau!'... Die Anwälte und ganz besonders
Justizrat Sondheimer versuchten, trotzdem auf das Gerichtsgrundstück zu
gelangen. Hierdurch gab es ein Handgemenge, bei dem besonders einer der
Unbekannten die Anwälte stieß, mit den Fäusten auf die Schulter schlug,
beide am Genick fasste und würgte, sie schüttelte und mit Kniestößen
die Torkelnden vor sich hertrieb.'
Zwar fanden daraufhin Ermittlungen statt, die inzwischen bekannten Täter
blieben jedoch auf freiem Fuß, während der Amtsgerichtsrat ein Jahr
später in den vorläufigen Ruhestand versetzt wurde. |
Die Auflösung der Gemeinde (1936)
Artikel
in der CV-Zeitung (Zeitung des Central-Vereins) vom 1. Oktober 1936:
"Manche Gemeinden sind völlig verschwunden. Die Gemeinde Ulmbach
bei Schlüchtern zählte z.B. ursprünglich 32 Seelen, im April 1936 nur
noch vier Gemeindemitglieder; sie hat sich in diesen Tagen ganz
aufgelöst". |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September
1936:
Ausführlicher Bericht über den "Rückgang des
Provinzjudentums" in der Provinz Hessen-Nassau, in dem
wie oben über den Schwund
der Zahl der jüdischen Einwohner Ulmbachs und die Auflösung der Gemeinde berichtet
wird.
|
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Max Schuster (1925)
Anmerkung: Max Schuster (geb. 20. Dezember 1899 in Ulmbach) ist
zusammen mit seiner Frau Erna geb. Israel (geb. 7. Mai 1908 in
Schweich als Tochter von Moses Israel) 1932
nach Seligenstadt gezogen, um sich als
Bäcker eine Existenz aufzubauen. Nachdem durch den NS-Boykott immer mehr Kunden
ausblieben, war die Familie im November 1935 aus wirtschaftlichen Gründen
gezwungen auszuwandern. Argentinien war damals eines der wenigen Länder, das
noch jüdische Flüchtlinge aufnahm. Er starb am 17. Juli 1977 in Buenos Aires.
Für Max Schuster wurde in Seligenstadt
ein "Stolperstein" verlegt.
Genealogische Informationen:
https://www.geni.com/people/Max-Schuster/6000000022016728750
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1925:
"Bäcker, 26 Jahre alt, sucht
Stelle.
Max Schuster, Ulmbach bei
Schlüchtern." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der
jüdischen Häuser vorhanden. 1834 gaben die Ulmbacher Juden gegenüber den
Behörden an, "dass sie schon länger als 50 Jahren im Besitz einer eignen
Synagoge und Schule seien, in ersterer ihren Gottesdienst verrichteten und in
letzterer ihre Kinder unterrichten ließen". Bei dieser Synagoge handelte es sich
um einen Betraum in Privatbesitz zumal 1835 diese als "nicht
gemeinschäftlich" bezeichnet wurde. Genauer war dieser Betraum im Haus von Jacob
Hain und Moses Ochs, die in der Rabensteiner Straße 24 wohnten. 1835 war auch
die Torarolle im privaten Besitz von Moses Ochs. Sie wurde 1837 auf Kosten der
Gemeinde mit einem Zuschuss durch das kurfürstliche Kreisamt repariert.
Für den Bau einer Synagoge erwarb die jüdische Gemeinde am 8. Dezember
1869 ein sogenanntes Auszugshaus (bisher im Besitz von Johannes Lauer; zum
Begriff vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Auszugshaus) mit einem dahinter liegenden
Garten. Das Auszugshaus war ein eingeschossiges Gebäude, das traufseitig zum Verlauf der
Straße erstellt worden war. Das Gebäude wurde zur Einrichtung der Synagoge
erweitert und umgebaut (vgl. Plan unten, heute Rabensteiner Straße 10). Der
Betsaal der Synagoge erhielt eine Empore. In einem Anbau
(im Katasterplan 1855 als Erweiterung des Gebäudes rot schraffiert) wurde die Lehrerwohnung eingerichtet. Ein
rituelles Bad (1883/84 neu
errichtet) war in einem Schuppen in dem an der
Rückseite liegenden Hofteil eingerichtet. Das Wasser dafür konnte direkt vom Ulmbach bezogen werden.
Ergänzender Hinweis: die heutigen Straßenbezeichnungen in der Rabensteiner
Straße wurden erst in den 1960er-Jahren eingeführt. Ursprünglich bildeten die
heutigen Grundstücke der Gebäude Rabensteiner Straße 10 und 12 ein
Grundstück, das bis 1869 Johannes Lauer gehörte. Das ganze Anwesen hatte damals
die Hausnummer 146 und bestand aus einem Wohnhaus, einer Scheune und zusätzlich
aus dem sogenannten Auszugshaus, das dann zur Synagoge ausgebaut wurde. Nach dem
Erwerb des Auszugshauses durch die jüdische Gemeinde 1869 wurde das Grundstück
geteilt. Das Bauernhaus wurde neu gebaut (auf Katasterplan von 1855 wie der
Anbau zur Synagoge rot schraffiert) und bekam in den 1960er-Jahren die Adresse
Rabensteiner Straße 12. Die neu eingerichtete Synagoge erhielt die Hausnummer
176 1/2. Nach dem Verkauf und dem Umbau erhielt das ehemalige Synagogengeböude
in den 1960er-Jahren die Adresse Rabensteiner Straße 10.
Wie lange in dem Gebäude nach 1933
Gottesdienste abgehalten wurden, ist nicht bekannt. Bereits über zwei Jahre vor
dem Novemberpogrom 1938 - am 18. Juni 1936 - wurde die Synagoge an eine nichtjüdische Familie (Schneidermeister
Aloys Pappert) zum Preis von 1.500 RM verkauft; von jüdischer Seite unterzeichneten der Gemeindeälteste Veiß Nußbaum sowie Felix Rothschild und die beiden Brüder
Sally und Hermann Nußbaum. In der
Folgezeit wurde das Gebäude zu einem Einfamilienwohnhaus umgebaut. Dabei wurden im
bisherigen Betsaal eine Zwischendecke eingezogen, ein neues
Obergeschoss erstellt sowie eine Außentreppe und eine zusätzliche Eingangstüre
angebaut. Die früheren großen hohen Fenster der Synagoge verschwanden.
Insgesamt wurde das Gebäude als frühere Synagoge unkenntlich
gemacht. Die Anbringung einer Gedenktafel war bislang nicht möglich.
September 2016: Diskussionen ab es vor Ort um Abbruch oder
Erhalt des früheren Synagogengebäudes. Zur Erweiterung einer in der
Nachbarschaft stehenden Tankstelle gab es von deren Inhaber Interesse an einem
Erwerb des Synagogengrundstückes mit nachfolgendem Abbruch des früheren
Synagogengebäudes. Das Gebäude steht allerdings unter
Denkmalschutz.
Über die Diskussionen vor Ort erinnerte eine Sendung des hr-Fernsehen - Sendung
defacto am 11. September 2016: http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/mediaplayer.jsp?mkey=61921666&rubrik=45534 bzw. http://www.ardmediathek.de/tv/defacto/Verdr%C3%A4ngte-Geschichte-Sp%C3%A4ter-Streit-um/hr-fernsehen/Video?bcastId=3437388&documentId=37653920
Adresse/Standort der Synagoge:
Rabensteiner Straße 10
Fotos/Abbildungen
Zum Bau
der Synagoge 1869:
Ausschnitt aus Katasterplan 1855
mit Ergänzungen |
|
|
Der
Ausschnitt aus dem Katasterplan 1855 zeigt unter Nr. 691/391a das
Auszugshaus des Johannes Lauer, das 1869 von der israelitischen Gemeinde
erworben und zur Synagoge umgebaut wurde. Rot schraffiert wurde der spätere
Anbau der Lehrerwohnung (Quelle: Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Bestand
3011/2 Serie 3999, Bl. 1). |
|
|
|
Das ehemalige
Synagogengebäude
nach baulichen Veränderungen
um 1940 / 1987 |
|
|
|
Im Gebäude
ist die Herren-Damen-Schneiderei
von Aloys Pappert eingezogen (Foto: Irmgard Lauer) |
Nach weiterem
Umbau: neues Dach (ohne bisheriges
Krüppelwalmdach und mit Dachgaube) |
|
|
|
|
|
|
Am
Gebäude erinnert nichts mehr an frühere Synagoge
(Quelle: Altaras 1988 S. 160) |
|
|
|
|
|
|
Schreiben
der Synagogengemeinde von 1850
mit Siegel der Synagogengemeinde |
|
|
|
Schreiben
zur Wahl von Abraham Hein als
Rechnungsprüfer vom 16. Oktober 1850, unterzeichnet
durch den Synagogen-Gemeindeältesten H. Nußbaum |
Schreiben
vom 5. Dezember 1850 mit Siegel und
Unterschrift des Synagogenältesten
Herz Nußbaum |
|
|
|
Friedhof
in Eckardroth
mit Foto; Quelle: Kommission für die
Geschichte der Juden in Hessen / LAGIS |
|
|
Suchfunktion
bei LAGIS zu den in Eckardroth aus Ulmbach Bestatteten
über
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsearch/page/1/sn/juf?q=Ulmbach
abgebildet ist der Grabstein von Abraham, Sohn des Jakob
aus "Ulmich" = Ulmbach
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/juf/id/17066
|
|
|
|
|
Fotos aus der Familie
Nussbaum
(erhalten von Ruth Stern Gasten, die aus Nieder-Ohmen
stammt; ihre Mutter Hannah Stern geb. Nussbaum war eine Tochter von Maier Nussbaum
(geb. 9. Mai 1862 in Ulmbach als Sohn des Handelsmannes David Nußbaum und
der Sofie geb. Blumhof aus Gersfeld) und
seiner Frau Fannie Nussbaum
geb. Adler in Ulmbach. |
|
|
|
Maier Nussbaum (geb.
9.5.1862), der 1918 an
der Spanischen Grippe gestorben ist **) |
Fannie Nussbaum geb.
Adler
(geb. 23.10.1870) **) |
Fannie Nussbaum geb. Adler mit
ihren
sechs Söhnen* nach der Emigration in Südafrika |
*) Die sechs Söhne
waren: Jacob (geb. 8.7.1896), Salli (geb. 26.12.1900), Siegfried
(geb. 30.10.1903), Benno (geb. 19.9.1906), Hermann (geb.
26.10.1910), Leo (geb. 7.2.1912). Der Sohn Leo ist bereits 1933
nach Südafrika emigriert. Später folgten andere Mitglieder der Familie
nach Johannesburg in Südafrika: 1935 die Mutter Fannie Nussbaum mit Sohn
Jakob und seiner Frau Friedel, dann auch Benno und Salli. Hermann bekam
aus gesundheitlichen Gründen keine Einreiseerlaubnis nach Südafrika und
lebte später in Rhodesien (heute Simbabwe). Siegfried emigrierte Ende der
1930er-Jahre nach Palästina.
Die Tochter von Fannie und Maier Nussbaum war Johanna (Hannah, geb.
10.10.1898). Sie heiratete 1932 Joseph Stern. Ihre Tochter ist die
in Nieder-Ohmen geborene Ruth
Stern Gasten. |
**)
Anmerkung von Eric Brück vom 14.5.2023 mit anderen Angaben als oben: "Dieses
Foto von Maier Nussbaum zeigt Maier Nussbaum, geb. 7.1.1867 in Ulmbach, der
am 15.3.1921 in Ulmbach starb. Seine Eltern waren Hirsch (ben Jakob)
Nussbaum (geb. 27.12.1832 in Schlüchtern) und Esther (bat Samuel)
Goldschmidt (geb. 15.4.1834 in Züntersbach). Das unter dem Foto stehende
Geburtsdatum - 9.5.1862 in Ulmbach, ist das des Sohnes von Louisa Levia
Blumhof und des David ha levi Nussbaum. Dieser Maier starb schon im Alter
von 22 Tagen am 1.6.1862 in Ulmbach. Das Geburtsdatum unter dem Bild von
Fanni Adler sollte 23.10.1876 heißen. Die Familie Adler kam aus
Hintersteinau (es gab dort eine Fanni Nussbaum geboren 23.10.1870 - diese
wurde im KZ ermordet). Alle Daten können im hessischen Staatsarchiv
nachvollzogen werden."
|
|
|
|
Weitere Erinnerungen an die Familien
Nussbaum (Nußbaum) in Ulmbach
(Quelle: Horst Kunz, Heimat- und Geschichtsverein Ulmbach
e.V.) |
|
|
|
|
Reklameschild für Anker
Nähmaschinen
im Geschäft von Meier Nussbaum in Ulmbach
(das Schild existiert nur noch als Foto,
da das Original dem Rost zum Opfer gefallen ist) |
Links: Gewerbeschein
für Hermann Nußbaum, rechts für
Siegfried Nußbaum (beide
Ulmbach: jeder von ihnen konnte
"für Rechnung des Geschäfts" ihrer "Mutter Fannie Nußbaum als
Vieh- und Fellhandlung Bestellungen aufgeben
und Aufkäufe machen". |
Wandergewerbeschein
für Saly Nußbaum
|
|
|
|
|
|
|
Das historische Foto links zeigt das Wohn-
und Geschäftshaus von Feis Nußbaum in Ulmbach, Die Fotos in der
Mitte und rechts zeigen zeigen das Wohn- und Geschäfts-Doppelhaus, in dem
zuerst von Meier Nußbaum Nähmaschinen verkauft wurden. Sally Nußbaum verkaufte in der kleineren Hälfte später Stoffe und Tuch.
Siegfried und Hermann Nußbaum handelten mit Vieh und Fellen. Die Häuser haben mehrfach der Besitzer gewechselt und stehen seit einigen Jahren leer, da sie mittlerweile unbewohnbar sind. |
|
|
|
Erinnerungen an die Familie Schild
(Quelle Foto links): Horst Kunz, Heimat- und Geschichtsverein Ulmbach
e.V.)
Hinweis: Juda Schild und Sara geb. Nußbaum heirateten
am 13. April 1881 in Ulmbach. Juda war ein in
Völkersleier geborener Sohn des
dortigen Handelsmannes Baruch Löb Schild und seiner Frau Breinche (?)
geb. Heidelberger. Juda und Sara bekamen in den folgenden Jahren drei
Kinder: Felix, Julius und Hermann Heinz. |
|
|
|
Familie Felix Schild
(geb. als Feist Schild am 6. Juli 1882 in Ulmbach, wurde Schuhhändler in Ulmbach)
mit Frau Berta (Baila) geb. Schuster und
Sohn Joseph (Seppel); sie haben 1936 Ulmbach verlassen
und konnten noch nach New York emigrieren. |
Juda (Julius)
Schild in Uniform (geb. 12. Februar 1890
in Ulmbach, vor 1914 in Köln wohnhaft,
gefallen am 5. September 1916
(Foto: Erwin Schild, Kanada)
|
"Stolperstein"
in Köln-Mülheim (Wallstraße 43) für
Hermann (Harry) Schild* (geb. als Herz Schild
am 10. Mai 1885 in Ulmbach,
umgekommen nach Deportation 1941 in das Ghetto Riga;
NS-Dokumentationszentrum Köln;
Wikipedia). |
genealogische
Informationen siehe
https://www.geni.com/people/Felix-Schild/6000000058818961128
|
genealogische
Informationen siehe
https://www.geni.com/people/Hermann-Herz-Schild/6000000014703816593
|
genealogische
und weitere Informationen
zur Familie:
http://familienbuch-euregio.eu/genius/?person=374768 |
|
|
|
Weitere Erinnerungen
(Quellen: Foto links erhalten von Horst Kunz, Heimat- und Geschichtsverein Ulmbach
e.V.; Foto rechts erhalten von Benedikt Mario Röder) |
|
|
|
Kutscher des Gutshofes Elisabethenhof
in Ulmbach. Dieser Kutscher war ein Ulmbacher Bürger,
der die jüdischen Gäste des Gutsbesitzers
in die Synagoge nach Schlüchtern
(Hintergrund) kutschierte. |
Gefallenendenkmal
mit den Namen der
jüdischen Gefallenen Baruch Nußbaum (rechte
Spalte 10.v.o.) und Juda Schild (linke Spalte 4.v.u.).
Foto von 1929 (Quelle: Foto Freund, Schlüchtern) |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Eckardroth
mit umliegenden Orten |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Eckardroth sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,136 Verzeichnis der jüdischen Söhne in der
Synagogengemeinde in Eckardroth mit Angabe von Geburtsdatum und
Beruf 1808 - 1823; darin auch Birstein, Fischborn, Helfersdorf,
Hellstein, Ober-Reichenbach, Unterreichenbach, Untersotzbach
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289745
HHStAW 365,137 Verzeichnis der jüdischen Söhne in der
Synagogengemeinde in Eckardroth mit Angabe von Geburtsdatum und
Beruf 1808 - 1834; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379127
HHStAW 365,142 Sterberegister der Juden von Eckardroth 1826 -
1845; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379127
HHStAW 365,138 Geburtsregister der Juden von Eckardroth 1828 -
1834; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924713
HHStAW 365,140 Trauregister der Juden von Eckardroth 1833 -
1863; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4971244
HHStAW 365,733 Sterberegister der Juden von Eckardroth 1845 -
1888; darin auch Romsthal https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2083510
HHStAW 365,732 Geburtsregister der Juden von Eckardroth 1845 -
1894; darin auch Romsthal https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1245103
HHStAW 365,139 Geburtsregister der Juden von Eckardroth 1850 -
1875; darin auch Romsthal https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4101079
HHStAW 365,143 Sterberegister der Juden von Eckardroth 1850 -
1892; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3553149
HHStAW 365,141 Trauregister der Juden von Eckardroth 1864 -
1884; darin auch Romsthal https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1675001 |
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 313. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 160-161. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 138. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S.
345-346. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S.
227. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 361-362. |
| Benedikt Mario Röder: Jüdisches Leben in Ulmbach.
Erinnerung an eine fast vergessene bzw. verdrängte Geschichte. Teil 1, in:
Bergwinkel-Bote 2018. Heimatkalender, 69. Jg., Schlüchtern 2017, S. 63-70.
Beitrag ist online eingestellt (pdf-Datei). |
| ders.: Jüdisches Leben in Ulmbach. Erinnerung an eine
fast vergessene bzw. verdrängte Geschichte. Teil 2, in: Bergwinkel-Bote
2019. Heimatkalender, 70. Jg., Schlüchtern 2018, S. 51-62. Beitrag
ist online eingestellt (pdf-Datei).
Hinweis (nach Angaben von Elisabeth Böhrer vom 10.3.2022): Josef Schild
ist am 28. August 1917 in Nordheim
v.d.Rhön (nicht in Ulmbach) geboren. Eltern: Bertha Schild geb.
Schuster, Ehefrau des Viehhändlers Felix Schild, wohnhaft in Ulmbach bei
Schlüchtern, wohnhaft in Nordheim Hs. Nr. 115 zur Geburt, [das Kind] geboren
in Nordheim, Hs. Nr. 115.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ulmbach (now
part of Steinau) Hesse-Nassau. Numbering 612 (5 % of the total) in 1885, the
Jewish community dwindled to 36 in 1933 and disbanded three years later.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|