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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Wachbach (Stadt Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen dem
Deutschen Orden und den Herren von Adelsheim geteilten Ort Wachbach bestand eine
jüdische Gemeinde bis 1902/1935. Nach der Überlieferung sollen schon im 13.
Jahrhundert Juden in Wachbach gewesen sein, was sich jedoch urkundlich nicht
belegen lässt. Vom Deutschen Orden wurden erstmals 1495 Juden aufgenommen.
Nachweisbar geschahen Aufnahmen von Juden dann wieder Anfang des 16.
Jahrhunderts unter den Herren von Adelsheim.
Die Zahl jüdischer Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1807 101 jüdische Einwohner, 1824 126 (11,5 % von insgesamt 1.092
Einwohnern), 1831 150 (12,6 % von 1.167), 1843 215 (17,2 % von 1.248), die höchste Zahl jüdischer
Einwohner 1844 mit 218 Personen; danach Rückgang: 1854 175 (13,8 % von 1.267),
1869 100 (10,4 % von 963), 1886 53 (5,3 % von 992), 1900 18 (2,0 % von 897),
1910 11 (1,3 % von 833)..
Zu schweren Ausschreitungen kam es in Wachbach im Zusammenhang mit dem
Revolutionsjahr 1848 (siehe Bericht unten).
Bis Anfang der 1930er-Jahre gab es in Wachbach noch einen Spezereiladen und eine
Viehhandlung im Besitz jüdischer Familien.
1933 lebten noch acht jüdische Personen in Wachbach (0,9 % von 834
Einwohnern). 1935 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst.
Von den in Wachbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Amalie
Friedberger (1868), Klara Guggenheim (1859), Josef Schloßberger (1899), Palma
(Betty, Blümle) Schloßberger (1894), Lena Stern geb. Schloßberger (1863),
Betty Strauß geb. Schönberger (1875), Jette Wertheimer (1879), Maria (Marie,
Marianne) Wertheimer (1874).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 /
1887 / 1891
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1884:
"Religionslehrer gesucht. Die Stelle eines Vorsängers und
Religionslehrers in Wachbach ist wieder zu besetzen. Gehalt vorerst 600
Mark mit Aussicht auf Erhöhung nebst freier Wohnung. Schechitah mit
Nebenverdiensten mindestens 250 Mark. Es werden nur Original-Zeugnisse
berücksichtigt und ledige Bewerber bevorzugt. Mergentheim, 4. März
1884.
Königliches Bezirks-Rabbinat. Gunzenhauser." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1887:
"Vakanz. Die Stelle eines Vorsängers, Religionslehrers und
Schächter in der israelitischen Gemeinde Wachbach soll auf den kommenden
1. Januar wieder besetzt werden. Das Einkommen besteht in einem Fixum von
600 Mark nebst freier Wohnung und in Akzidenzien, die sich auf 250 Mark
berechnen. Inländische Bewerber wollen ihre Zeugnisse einsenden in
das
Königliche Bezirksrabbinat. Mergentheim. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1891:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist
bis zum 15. August laufenden Jahres wieder zu besetzen. Fester Gehalt 600
Mark; Nebenverdienste 200 Mark. Ledige, seminaristisch gebildete (nur
deutsche) Bewerber wollen sich mit ihren Zeugnisabschriften an das
israelitische Vorsteheramt in Wachbach bei Mergentheim
wenden." |
Einzelne Berichte
aus dem jüdischen Gemeindeleben
Gerichtsverhandlung gegen die am Pogrom von 1848
Beteiligten (Bericht von 1857)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Mai
1857: "Aus Württemberg, im April (1857). Die
Schwurgerichtsverhandlungen im schwäbischen Hall schlossen vor einigen
Tagen mit einem Fall, der auch den Lesern dieser Blätter interessant sein
dürfte. - Im April 1848 erlebte das sonst stille Dort Wachbach bei
Mergentheim im Taubergrunde seine Krawalle, das Objekt derselben bildete
aber eine jüdische Familie. Im Frühjahr 1848 war in Wachbach das
Gerücht verbreitet, es habe der Israelite David Rosenfeld eine ihm von
Samuel Hirsch in Mergentheim zur Verwahrung übergebene größere
Geldsumme im Hause. Rosenfeld wurde gewarnt, denn es beabsichtigen mehrere
Dorfbewohner sein Haus nächtlich zu überfallen und zu plündern. Der
Gewarnte nahm Wächter ins Haus und diese Nacht lief ruhig ab. Am 3. April
aber in der Nacht rückten 40 bis 50 Mann, mit Prügeln usw. bewaffnet,
die durch Schwärzen der Gesichter sich unkenntlich zu machen suchten, vor
das Haus des Rosenfeld, sprengten die Tür, schlugen die Fenster mit
Prügeln ein, verwundeten die Frau, und erst als sich der Haufen
überzeugt, dass kein Geld im Hause war, zog er wieder ab. Eine
Taschenuhr, die an der Wand gehangen, wurde gestohlen. Die Frau des
Rosenfeld erkrankte in Folge des Schreckens. Beim Königlichen
Oberamtsgerichte Mergentheim erzählten die Glieder der Familie Rosenfeld
am 4. April 1848 den Hergang der Sache, gaben aber an, dass sie Niemanden
erkannt haben. Beeidigungen nahm der Untersuchungsrichter nicht vor, weil
er der Ansicht war, die Furcht vor Misshandlung könnte leicht zur
Beschwörung der Unwahrheit Veranlassung geben.
Fast 'neun' Jahre waren seit diesen Exzessen abgelaufen, und die
Verjährung des Verbrechens war nahe, da kamen einige Magistratspersonen
in Streit und ein Gemeinderat warf dem anderen vor, dass er bei jenem
Einbruch in das Rosenfeld'sche Haus mitgewirkt habe. - Die Untersuchung
wurde wieder aufgenommen. Am 19. Januar dieses Jahres wurden 4 Teilnehmer
jenes Krawalls verhaftet und die Verhandlung fand vom 1. bis 3. April vor
dem Schwurgerichte in Hall statt. Die Frau des Rosenfeld stürzte sich am
2. April in Hall aus Furcht vor Misshandlung, wenn sie die Wahrheit vor
Gericht aussage, in einen Brunnen und ertrank. Das Benehmen des
Hauptzeugen, David Rosenfeld, sowie dessen Aussagen machten entschieden
den Eindruck der Wahrheit. In derselben Stunde, an demselben Tage, wie die
Angeklagten vor 'neun' Jahren das Verbrechen verübten, wurden sie von dem
Gerichtshofe zu Zuchthausstrafen von fünf bis sechs Jahren verurteilt.
Der Tod der durch die Angst zum Selbstmord gehetzten Frau liegt den
Verurteilten schwer auf dem Gewissen." |
Die Auflösung der jüdischen Gemeinde (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. Februar 1935:
"Mit Zustimmung der Israelitischen Landesversammlung vom 3. Februar
1935 sind durch Anordnung des Oberrats der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Württembergs die israelitischen
Religionsgemeinden
Wachbach und Weikersheim,
beide Oberamts Bad Mergentheim aufgelöst worden.
Stuttgart, den 8. Februar 1935. Israelitischer Oberrat Dr. Gumbel."
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Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Hanna Schlossberger (1889)
Anmerkung: Hanna Schlossberger geb. Schönmann ist am 20.
Januar 1822 in Michelbach an der Lücke
geboren als Tochter von Salomon Hirsch Schönmann und seiner Frau Libis
geb. Löb. Am 16. Februar 1858 heiratete Hanna in Niederstetten
den Makler Bernhard (Baruch HaLevi) Schlossberger, der am 7. Februar 1824
in Wachbach geboren ist als Sohn von Metzger Isaak Schlossberger und
seiner Frau Esther geb. Straus. Baruch und Hanna Schlossberger hatten
drei Kinder: Salomon Hirsch (geb. 15. April 1859 in Wachbach), Ernestine
(geb. 11. Dezember 1860 in Wachbach, verheiratet in Hollenbach
mit Julius Schlossberger, Viehhändler in Hollenbach),
Lena (Lehna, geb. 19. Dezember 1863 in Wachbach, verheiratete Stern,
wohnte später in Olnhausen, zuletzt Eschenau, wurde am 22. August 1942 ab
Stuttgart in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 8. September 1942
umgekommen ist). Baruch Schlossberger starb am 15. März 1881 in Wachbach, seine
Frau Hanna am 14. Dezember 1889 ebd. Die beiden wurden im jüdischen Friedhof
Unterbalbach beigesetzt.
Hinweis auf das von Rolf Hofmann erarbeitete Familienblatt Schlossberger (siehe
Link unten). Der oben genannte Metzger Isaak Schlossberger (geb. 22.
Februar 1786 in Wachbach) war ein Sohn von Joseph Gumbrecht und seiner
Frau Friederike (Fradel) und damit ein jüngerer Bruder von Simon
Schlossberger (geb. 7. Dezember 1778), dessen Nachkommen im Familienblatt
Schlossberger dargestellt sind..
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1890:
"Aus Württemberg. Wiederum hat der Tod eine schmerzliche
Lücke gerissen in die Reihe der frommen Frauen. Am Heiligen Schabbat,
dem 21. Kislew (= 14. Dezember 1889) verschied in Wachbach bei
Mergentheim Frau Hanna Schloßberger, eine wackere Frau im
schönsten Sinne des Wortes. Die Verblichene war eine Zierde und ein Segen
für ihre Familie, wie für die Gemeinde. Tora und Gottesdienst und
Wohltätigkeit, diese drei Grundsäulen der Welt im Großen, sie waren die
Grundsäulen ihrer Welt im Kleinen; an der Gotteslehre hatte die
Dahingeschiedene innige Freude, und Toralernende waren ihr wert; mit
besonderer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit lag sie dem Gebete ob,
Wohltätigkeit im engeren und weiteren Sinne übte sie nach Kräften.
Geduldig, ganz ihrer frommen Lebensart entsprechend, trug sie ihr Leiden,
bis der Tod ihr nach nicht ganz 68jähriger Lebzeit die gewünschte
Erlösung von allen Erdenqualen brachte. Möge der Dahingeschiedenen in
der Welt des 'durchaus Guten' der Lohn für ihre guten Handlungen in
reichstem Maße zuteil werden und mögen die Hinterbliebenen Trost finden
in dem Bewusststein (hebräisch und deutsch:) 'Das Andenken des Frommen
wird stets ein gesegnetes bleiben'. O." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert:
Grabstein in New York für Sophia Uhlfelder aus Wachbach
(1823?-1898)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
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Grabstein
für "Our Beloved Parents
Abraham Uhlfelder born in Mulhausen
bei Bamberg Bavaria Died Nov. 20 1899 Aged 78 Years" und
"Sophia Uhlfelder Born in Wachbach bei Mergentheim Wurtemberg.
Died July 25 1898 Aged 76 years".
Anmerkung von Hartwig Behr (Mergentheim): Unter der Annahme, dass eine
"Sophia" eine "Sprinz" aus Wachbach gewesen ist,
könnte Sophia eine Tochter von David Löw Oppenheimer und seiner Frau
Sara gewesen sein (geboren 12. März 1823, ausgewandert nach Amerika).
Auch Simon Schlossberger und seine Frau Hanna hatten eine Tochter Sprinz
(geb. 6. September 1823), über die jedoch nichts Weiteres bekannt
ist.
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Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Im 18. Jahrhundert wohnte ein Teil der jüdischen Familien in einem der
Herrschaft gehörenden "Judenhaus" (vermutlich am heutigen Ritterplatz
vor dem Haus Scheidel, Gebäude nicht erhalten). In dieser Zeit bestand
vermutlich auch schon ein Betsaal (Standort unbekannt, eventuell im "Judenhaus").
In den Quellen wird erstmals 1816 eine "Judenschule" genannt.
1822 oder 1827 wurde eine Synagoge in der Alten
Schlossstraße 44 erbaut. Im Synagogengebäude befanden sich auch ein
Schulzimmer (Erdgeschoss), die Lehrerwohnung (1. Stock) und im Keller ein
rituelles Bad. Die Schule wurde 1863 wegen Mangel an Schülern aufgelöst. 1902
wurde das Synagogengebäude verkauft und zu einem Bauernhaus umgebaut. Der
Betsaal und die Frauenempore dienten nun als Scheune. Seit 1970 war das Gebäude
leerstehend, bis es 1987/88 abgebrochen wurde. Über dem Türbalken war bis
zuletzt die Jahreszahl 1822 (oder 1827) und das Wort "Judenvorsteher" zu lesen.
Zum bevorstehenden Abbruch des Synagogengebäudes 1985
Fränkische Nachrichten vom 14. September 1985 - Artikel von Thomas Schmidt:
"Renovierung der Synagoge Wachbach - "Da wird
wohl kein Geld mehr vorhanden sein" - Letztes Wort hat das Landesdenkmalamt in Stuttgart.
Auf den ausgetretenen, seit langem schon brüchigen Steinstufen zur
Eingangstür wächst Moos, um das verrostete Geländer ranken sich Brennnesseln.
Von Unkraut überwuchert ist der kleine Vorplatz. Die Rede ist von der Synagoge
in Wachbach: zur Scheune umfunktioniert, verwahrlost und baufällig. Die Frage:
Sollte dieses Objekt erhalten werden oder ist es kulturhistorisch zu
uninteressant, als dass man noch in eine Renovierung investieren müsste? Bei
einer ersten Zusammenkunft eines Wachbacher Heimatvereins - der allerdings erst
in näherer Zukunft gegründet werden soll - und bei der es auch um die
möglichen Ziele einer derartigen Gesellschaft ging, wurde das Thema
"Synagoge" miteingebracht. Einer der Verfechter der Erhaltung dieses
Gebäudes ist Schuldekan Eggert Hornig aus Wachbach.
Auf den ausgetretenen, seit langem schon brüchigen Steinstufen zur
Eingangstür wächst Moos, um das verrostete Geländer ranken sich Brennnesseln.
Von Unkraut überwuchert ist der kleine Vorplatz. Die Rede ist von der Synagoge
in Wachbach: zur Scheune umfunktioniert, verwahrlost und baufällig. Die Frage:
Sollte dieses Objekt erhalten werden oder ist es kulturhistorisch zu
uninteressant, als dass man noch in eine Renovierung investieren müsste? Bei
einer ersten Zusammenkunft eines Wachbacher Heimatvereins - der allerdings erst
in näherer Zukunft gegründet werden soll - und bei der es auch um die
möglichen Ziele einer derartigen Gesellschaft ging, wurde das Thema
"Synagoge" miteingebracht. Einer der Verfechter der Erhaltung dieses
Gebäudes ist Schuldekan Eggert Hornig aus Wachbach.
In einem Gespräch mit den FRÄNKISCHEN NACHRICHTEN erklärte Hornig, dass er
es für wünschenswert halte, die Synagoge zu renovieren. "Ich bin eher
durch Zufall auf die ganze Angelegenheit aufmerksam geworden. Natürlich bin ich
- was die Frage der Bausubstanz betrifft - nicht detaillierter informiert, aber
ich meine doch, dass die Form des Hauses und seine Geschichte auch für das an
Denkmälern reiche Wachbach etwas besonderes ist." Auf die Frage nach einem
möglichen späteren Verwendungszweck der Synagoge meinte der Schuldekan:
"Wenn sich ein finanzkräftiger Privatmann fände, könnte man das Objekt
beispielsweise zum Wohnhaus umfunktionieren". Die Idee eines Museums indes
verwirft auch er und verwies gleichzeitig auf ähnliche Projekte in Wenkheim und
Michelbach, wo aus Mitteln des Landkreises bzw. eines Vereins zwei Synagogen
restauriert werden. "Da wird für die Renovierung einer weiteren Synagoge
wohl einfach kein Geld mehr vorhanden sein". Trotz allem, die Geschichte der Synagoge bleibt interessant. So heißt es in
einer Beschreibung des Oberamts Mergentheim aus dem Jahre 1880 über die
jüdische Gemeinde Wachbach: "Seit Ende des 15. Jahrhunderts war das Dorf
Ganerbiat der Herren von Adelsheim, des Deutschen Ordens und vorübergehend noch
der Herren Rüd von Bödigheim. Der Deutsche Orden nahm hier noch im 16.
Jahrhundert Juden auf. Ende des 17. und 18. Jahrhunderts ermöglichten auch die
Herren von Adelsheim Juden die Niederlassung im Ort. Um 1800 befanden sich daher
in Wachbach sowohl Schutzjuden des Deutschen Ordens wie der Herren von
Adelsheim. Der Begräbnisplatz für die Wachbacher Juden war stets der
israelitische Friedhof in Unterbalbach." 1807 zählte die Gemeinde Wachbach 101 jüdische Einwohner, 1824 waren es 126
(Gesamteinwohnerschaft 1092). 1886 schmolz die Zahl der Gemeindemitglieder
bereits auf 53 und 1910 lebten nur noch elf Juden in Wachbach. "Die meisten
wanderten wohl nach Bad Mergentheim ab", erläutert Schuldekan Hornig. 1822
erbaute die israelitische Gemeinde in der Nähe des Schlosses ihre Synagoge, die
aber bereits 1902 nach der Abwanderung der meisten jüdischen Bürger
geschlossen wurde. Zu einem Bauernhaus umfunktioniert ist sie heute noch vorhanden. Die
Gegenwart holt uns wieder ein. Bis vor zehn Jahren vor die Synagoge zumindest
teilweise noch bewohnt, dann ging sie in den Besitz von Friedrich Gröner aus
Wachbach über, der nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um die
Synagoge zu erhalten. "Ich zahle Grundsteuer, Brand- und
Haftpflichtversicherung, aber für was?" fragt er. Prinzipiell wäre er
einem Verkauft nicht abgeneigt, aber Liebhaber für derartige Objekte sind rar.
Dass mittlerweile allerdings ein weiterer Wachbacher einen Antrag auf Abriss des
Gebäudes gestellt hat, war auch Friedrich Gröner neu. "Offensichtlich
will jemand das Grundstück kaufen". Die Pattsituation (abreißen durfte
Gröner nicht, renovieren konnte er nicht) scheint jedenfalls seit einem
Gutachten von Dr. Peter Bongartz, Zuständiger im Landesdenkmalamt Stuttgart,
endgültig beseitigt. Der Bausachverständige Wolfgang Frey von der Bad Mergentheimer
Stadtverwaltung, in dessen Ressort auch der Denkmalschutz fällt, erklärte zum
Thema "Wachbacher Synagoge": "Das Objekt steht noch auf der Liste
für Denkmalschutz", aber Dr. Bongartz vom Landesdenkmalamt habe
bestätigt, dass die Synagoge rein von der baulichen Substanz und der Bauart her
nicht hervorragend sei unter den Gebäuden, die es zu schützen gilt. "Das
Bauordnungsamt und andere Stellen sind gehört worden", so Wolfgang Fey
weiter, und sofern nicht irgendwelche Einsprüche kommen, kann einem Antrag auf Abriss
der Synagoge stattgegeben werden. Das letzte Wort allerdings hat das
Landesdenkmalamt."
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Fotos
Historisches Foto
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und
Friedhöfe in Württemberg und Hohenzollern. 1932. S. 131)
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Die ehemalige Synagoge Wachbach um 1930 - damals schon zu
einem Bauernhaus umgebaut |
Pläne
(gezeichnet 1985)
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Plan des Erdgeschosses: Betsaal mit Seitenräumen
(jüdische Schule) |
Plan des ersten Stockes: Betsaal auf Höhe Frauenempore
und
Seitenräume (Lehrerwohnung) |
Fotos nach 1945: "Vom Ende einer Synagoge"
Fotos von 1984/85 - kurze Zeit
vor dem
Abbruch des Gebäudes
(Fotos: Hahn) |
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Das Synagogengebäude im
Winter 1984/85 |
Synagogengebäude
vom Hang gesehen |
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Türinschrift - das Jahr "1822" als
Erbauungsjahr
ist lesbar |
Türinschrift - lesbar ist
noch der
Begriff "Judenvorsteher" |
Schachtbrunnen vor der Synagoge -
unmittelbar vor dem
rituellen Bad |
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Spur einer Mesusa am Eingang
zur Synagoge |
Abgang zum Keller
(rituelles Bad) |
Treppenaufgang zur
Frauenempore/Lehrerwohnung |
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Blick zu den Fenstern im ehemaligen
Betsaal (unter der
Frauenempore) |
Auf der
Frauenempore |
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Farbfotos
von 1985
(Fotos: E. Hornig, Bad Mergentheim() |
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Blick auf die
ehemalige Synagoge |
Eingang
(Detailansicht) |
Synagogengebäude
(Nordseite) |
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Wände
und Decken zeigen noch Spuren der Ausmalung |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S.
187. |
| Anita Bengel: Wachbach. Geschichte eines Dorfes. Hg.: Stadt Bad
Mergentheim. In der Reihe: Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte und
Heimatkunde in Württembergisch-Franken. Hg. vom Historischen Verein für
Württembergisch-Franken. Band 10. 1995. |
Ergänzend eingestellt:
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Wachbach Wuerttemberg.
the permanent Jewish settlement dates from the 16th century, reaching a peak
population of 215 (total 1,248) in 1843. In the second half of the 19th century,
the economic circumstances of the Jews improved but antisemitic incidents were a
constant factor. Just eight Jews remained in 1933, three managed to emigrate.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|