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Wachenbuchen (Stadt
Maintal, Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Wachenbuchen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. 1754 wurden 13 jüdische Personen am Ort gezählt.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1835 38 jüdische Einwohner (7,0 % von insgesamt 543 Einwohnern), 1861
90 (12,4 % von insgesamt 724), 1871 97 /12,8 % von 758), 1885 108 (12,8 % von
843), 1905 111 (10,0 % von 1.112). Die jüdischen Haushaltsvorsteher waren als
Viehhändler und Metzger sowie - seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert - auch als
Kauf- und Geschäftsleute tätig (Textil- und Kolonialwarenhandel).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine 8-klassige Israelitische
Elementarschule (in einem 1850-52 erbauten Schulhaus neben der Synagoge,
1882 aufgestockt zur Einrichtung einer Lehrerwohnung) sowie ein rituelles Bad
(im Gebäude der jüdischen Schule). Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. In der israelitischen Elementarschule wurden
1864 17, 1870 20 Schüler unterrichtet. Als Lehrer werden genannt: Samuel Birk (1861 bis 1874), Jakob Rothschild (1875), Jakob Emmerich (1877-1907; Emmerich hatte
1893/96 25 beziehungsweise 23 Schüler zu unterrichten, nach 1900 noch 16
Schüler). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Hanau
beigesetzt, nachdem die Bemühungen der jüdischen Gemeinde, am Ort einen
Friedhof anzulegen, erfolglos geblieben sind. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Hanau.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde nach den Angaben des
Gedenkbuches des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (links aus der Zeitschrift
"Der Schild - Zeitschrift des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten" vom 15. März
1929) der Kaufmann Siegfried Marx (geb. 5.2.1897
in Reichelsheim, gef. 8.11.1916 oder 8.8.1917) und
der Viehhändler Josef Schönfeld (geb. 14.10.1871 in
Wachenbuchen, gef. 14.7.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal am
Kirchturm.
Hinweis: der Eintrag zu Siegfried Marx ist offenbar nicht richtig, denn
Siegfried Marx ist am 6. Dezember 1960 in New York gestorben. Er war verheiratet
mit Lina geb. Schönfeld (geb. 9. September 1896 in
Dörnigheim, gest. 9. Dezember 1975 in New
York; in den Verlustlisten des Ersten Weltkrieges in Wachenbuchen steht er
lediglich als Unfallverletzter; die Angaben werden bestätigt durch Siegfrieds
Tochter Doris und die Daten aus der Entschädigungsakte im HStA Wiesbaden;
Hinweis des Vereins Brüder-Schönfeld-Forum, Maintal).
Um 1924, als zur Gemeinde 17 jüdische Familien gehörten mit zusammen 90
Personen (6,4 % von insgesamt etwa 1.400 Einwohnern), war der Gemeindevorsteher
Salomon Strauss II. Als Lehrer, Kantor und Schochet wird Lehrer Leo Sonneberg
genannt. An der Israelitischen Elementarschule wurden von ihm noch 12 Kinder
unterrichtet. 1932 wurden 84 jüdische Einwohner gezählt. Weiterhin
war der erste Gemeindevorsteher Salomon Strauss II; Schriftführer und Schatzmeister
war Salomon Strauss VI. Weiterhin war auch Lehrer Sonneberg in der Gemeinde
tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 an der Israelitischen Schule 10
Kinder (in 8 Klassen). An jüdischen Vereinen bestanden: 1. die
Israelitische Männer-Krankenkasse (gegründet 1895; 1932 unter Vorsitz von
Salomon Strauss V; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger
Kranker und Bestattungsweisen; 1932 19 Mitglieder). 2. Der Israelitische
Frauenverein (gegründet 1895; 1932 Vorsitzende Berta Strauß; Zweck und
Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Kranker, Bestattungswesen; 1932
17 Mitglieder). 3. Der "Israelitische Jugendbund" (vgl. Artikel unten
zur Spende der Torarolle 1910).
1933 lebten noch 83 jüdische Personen in Wachenbuchen (5,7 % von
insgesamt 1.465 Einwohnern). In diesem Jahr wurde die Israelitische
Elementarschule aufgehoben; danach gab es noch eine Religionsschule. Zuletzt
hatten 10 Kinder die Elementarschule besucht. In
den folgenden Jahren ist der große Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Viele verzogen in den
Jahren 1937-38 nach Frankfurt und wurden später von dort deportiert. Einige der
jüdischen Gemeindeglieder sind in die USA ausgewandert, drei nach
Palästina/Israel, drei nach Holland, eine nach England.
Von den in Wachenbuchen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Joseph Appel (1891), Else
Burg (1916), Josef Burg (1875), Mathilde Burg geb. Stern (1875), Johanna
Dessauer geb. Stern (1889), Simon Dessauer (1893), Gertrud Eisemann (1932),
Helene (Henriette) Eschwege geb. Reinhard (1872), Fanny Grünebaum geb. Strauss
(1862), Irma Heippert geb. Strauss (1907), Inge Henriette Herlitz (1930), Lina
Herlitz geb. Stern (1904), Nanny Hess geb. Strauss (1888), Hedwig Jenny Katz
geb. Strauss (1877), Karoline Lilie geb. Stern (1883, "Stolperstein" in
Seligenstadt, Wolfstr. 9), Helene Löbenstein geb.
Reinhardt (1883), Selma Maass (1874), Josef Reinhardt (1886), Sally Reinhardt
(1876), Emma Schönfeld geb. Strauss (1859), Emma Siegel geb. Strauss (1869),
Lehrer Leo Sonneberg (1892), Hedwig Sonneberg geb. Grünebaum (1896), David Stern (1912), Hilde Stern (1915), Josef Stern (1909), Julius Stern (1879),
Louis Stern (1874), Seligmann Siegmund Stern (1872), Gustel Straus geb. Burg
(1908), Alfred Strauss (1901), Antonie Strauss geb. Stern (1874), David Strauss
(1879), Ferdinand Strauss (1881), Josef Strauss (1890), Lazarus Strauss (1866),
Samuel Strauss (1870), Arthur Strauss (1894), Hedwig Strauss (1904), Henny
Strauss (1896), Ilse Strauss (1932), Jenny Strauss geb. Gernsheimer (1892),
Mathilde Strauss geb. Strauss (1868), Mathilde Strauss (1879), Mina Malchen
Paula Strauss (1883), Salomon Strauss (1866), Jeanette Weiss geb. Stern (1880).
Hinweis: der in einigen Listen genannte Simon Strauss (1917) ist nicht in der
NS-Zeit umgekommen. Er starb am 16. Januar 2010 in Seattle ("He was a popular
docent at the Holocaust Museum Houston for a decade, and donated family
photographs now on display at the U.S. Holocaust Memorial Museum in Washington.
He also was an active member of the Early Bird’s exercise group at the Houston
Jewish Community Center"), vgl.
https://www.geni.com/people/Simon-Strauss/6000000002209324173
Würdigung:
http://jhvonline.com/simon-strauss-holocaust-survivor-and-year-houston-resident-p8314-124.htm
Oral history interview with Simon Strauss
https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn520392
Weitere Informationen zu den aus Wachenbuchen umgekommenen jüdischen Personen:
http://www.brueder-schoenfeld-forum.de/Juden_W.htm
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Lehrers / Vorsängers /Schochet 1875
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1875: "Bekanntmachung.
Die israelitische Lehrerstelle für den gesamten Jugendunterricht zu Wachenbuchen, mit welcher die Vorsängerstelle daselbst verbunden ist,
soll wieder besetzt werden. Bewerber um dieselbe wollen ihre Gesuche, mit
den nötigen Zeugnissen versehen, bei der unterzeichneten Stelle binnen
vier Wochen einreichen: Gehalt 600 Reichsmark, neben freier Wohnung, und
60 Reichsmark für Heizung des Schullokals. Für Bewerber, welche auch den
Schächterdienst versehen können, ist noch Aussicht auf einen
Nebenverdienst von circa 120 Reichsmark jährlich vorhanden.
Hanau, den 15. März 1875. Königliches israelitisches Vorsteheramt. Hamburger. |
88. / 90. Geburtstag von Lehrer i.R. Samuel Birk (Lehrer in
Wachenbuchen von 1861 bis 1874)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 3. Juni 1927: "Meerholz.
In Nr. 20 unserer Zeitung berichteten wir, dass der Nestor der
kurhessischen Lehrerschaft, Herr Lehrer Samuel Birk, seinen 80.
Geburtstag feierte. Dazu erhalten wir nun von Herrn Lehrer Kleeblatt
- Felsberg nachstehende ergänzende
Mitteilung: Herr Lehrer i.R. Samuel Birk, wurde am 16. Mai dieses Jahres
nicht 80, sondern 88 Jahre alt. Birk wurde am 16.5.1839 in Sterbfritz
geboren und besuchte das Seminar in Schlüchtern.
In den Religionsfächern wurde er von dem damaligen Kreisrabbiner in
Schlüchtern, Schwarzschild, seligen Andenkens, vorbereitet. Im Jahre
1859 nahm er eine Hauslehrerstelle in Wöllstadt
an, kam 1861 in den öffentlichen Schuldienst, als er die Schulstelle in Wachenbuchen
erhielt. 1874 wurde er nach Meerholz
versetzt, wo er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 1.10.1909
wirkte. Hier lebt er noch heute in vollster geistiger und körperlicher
Frische und gedachtet und geehrt von jedermann." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1929: "Meerholz
(Kreis Gelnhausen), 20. Mai (1929). Am vergangenen Donnerstag den 16. Mai
feierte Herr Lehrer i.R. S. Birk, seinen 90. Geburtstag. Der Jubilar
erfreut sich einer seltenen geistigen und körperlichen Rüstigkeit.
Lehrer Birk ist geboren in Sterbfritz. Seine Ausbildung erhielt er an dem
heute nicht mehr bestehenden Lehrerseminar in Schlüchtern.
Nach Absolvierung seiner Studien wurde ihm die Stelle in Wachenbuchen
bei Hanau übertragen, von wo aus er am 16. Oktober 1874 an die damalige
israelitische Volksschule nach Meerholz
berufen wurde. Dort versah er den Dienst als Lehrer, Vorbeter und Schochet
bis 1. Oktober 1908 in vorbildlicher Weise. Seit dieser Zeit lebt Herr
Birk, geehrt und geachtet von allen Mitbürgern hier, im
Ruhestand.
Die Geburtstagsfeier gestaltete sich so recht zu einem Ehrentag. In seiner
Bescheidenheit hatte sich der Jubilar die von der israelitischen Gemeinde
geplanten Feierlichkeiten verbeten, sodass nur eine familiäre Feier
abgehalten wurde. Viele Kollegen aus Nah und Fern waren gekommen. Der
Hessische Lehrerverein ließ durch seinen Vorstand telegraphisch seine
Wünsche übermitteln. Neben einem Glückwunschtelegramm des Vorstandes
des hessischen jüdischen Lehrervereins, hatte diesem seinem Mitglied,
Lehrer (Samuel) Levi Birstein, den
Auftrag erteilt, persönlich die Wünsche der jüdischen Lehrerschaft
Hessens zu übermitteln. In seiner Ansprache verglich Lehrer Levi den
Jubilar mit unserem Lehrer Mosche, der im hohen Alter - 'sein Auge war
nicht getrübt und seine Säfte nicht geschwunden' (5. Mose 34,7) -
ungebrochen an körperlichen und geistigen Kräften sein 90. Jahre
vollendet hat. Selbstverständlich hatten sich die Mitglieder der
Israelitischen Gemeinde Meerholz
vollzählig eingefunden, und auch viele andere hatten persönlich oder
schriftliche ihre Wünsche ausgesprochen. die israelitische Gemeinde Hanau
ließ durch Herrn Lehrer Weingarten gratulieren. Es ist nicht möglich,
all die Ehrungen einzeln aufzuzählen, die dem Jubilar als Nestor der
Lehrerschaft Kurhessens zuteil wurden. '(Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Lehrer Jakob Emmerich tritt in den Ruhestand (1907)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1907: "Wachenbuchen.
Nach 40jähriger Amtstätigkeit ist Herr Lehrer Jakob Emmerich in den
Ruhestand getreten." |
Barmizwa-Anzeige für den Sohn von Lehrer Leo Sonneberg (1934)
Anmerkung: Lehrer Leo Sonneberg ist am 31. März 1892 in Somborn geboren. Er
war nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938, bei denen er schwer
misshandelt und verletzt wurde, mit seiner Familie nach Frankfurt geflüchtet
(d.h. mit seiner Frau Hedwig geb. Grünebaum, geb. 1896 in Rohrbach und seinem
Sohn Paul, geb. 1921). Von Frankfurt wurden die Eltern im Oktober 1941 nach Lodz
deportiert und sind später umgekommen. Die weitere Geschichte des Sohnes Paul
Sonneberg ist nicht bekannt.
Familien-Nachrichten
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1934: "Barmizwoh:
Paul, Sohn des Herrn Lehrer Leo Sonneberg, Wachenbuchen bei Hanau. Schabbat
Kodesch Paraschat WaJira" (am Heiligen Schabbat mit der
Toralesung Wajira = 1. Mose 19,1 - 22,24, das war am 27. Oktober
1934) |
Aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Der Israelitische Jugendbund sammelt für eine Torarolle
(1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Dezember
1910: "Wachenbuchen. Der 'Israelitische Jugendbund'
(Präsident: Sally Reinhardt) beabsichtigt eine neue 'Sefer-Tora'-Rolle
schreiben zu lassen; es sollen zu diesem Zwecke allwöchentlich Sammlungen
unter den Mitgliedern stattfinden." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Hannchen Reinhardt geb.
Montag (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Dezember 1910: "Hanau.
Ein schier endloser Leichenkondukt bewegte sich am letzten Monat aus den
Straßen von Wachenbuchen dem hiesigen Friedhofe zu. Es galt die
irdischen Überreste der Frau Hannchen Reinhardt geb. Montag zur
letzten Ruhestätte zu geleiten, einer Esches-chajil (wackere Frau) in
des Wortes wahrem Sinne. Schon in ihrem elterlichen Wohnhause - sie war die
Tochter des ehemaligen Lehrers N. Montag in
Crumstadt bei Darmstadt - genoss sie
eine gute religiöse Erziehung zur Gottesfurcht und pflanzte auch diese Emmah
tief in die Herzen der Kinder ein." |
Zum Tod von Joseph Reinhardt
(1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar
1918: "Wachenbuchen. Im 65. Lebensjahre starb der auch in
weiteren Kreisen bekannte Joseph Reinhardt. Er war ein braver und
rechtschaffener Isch Jehudi (= frommer jüdischer Mann). Seine
Kinder - ein Sohn steht als Lehrer in Köln - erzog er gleichfalls zu
frommen Menschen. Wenn er zu den Herbstfeiertagen als Chasan (Vorbeter)
wirkte, wusste er stets die schönsten Töne und Harmonien der Brust zu
entlocken und zur Andacht zu stimmen." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Lehrlingsgesuch von Bäckermeister
J. Reinhardt (1897)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 23. August 1897: "Suche für meine Bäckerei
unter günstigen Bedingungen einen Lehrling von achtbaren Eltern.
Samstags und Feiertage geschlossen.
H. Reinhardt, Bäckermeister in Wachenbuchen bei Hanau." |
Lehrlingsgesuch von Metzger Levi
Stern (1898)
Anzeige in "Der Israelit" vom 2. Juni 1898: "Metzgerlehrling gesucht.
Junge von armen Leuten bekannt, Kleidung frei.
Levi Stern, Metzger, Wachenbuchen bei Hanau." |
Hochzeitsanzeige von Sally Reinhardt und Fanny geb.
Eckmann (1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. September
1903: "Als Vermählte empfehlen sich:
Sally Reinhardt - Fanny Reinhardt geb. Eckmann Wachenbuchen -
Heusenstamm." |
Die Mazzenfabrik Reinhardt bietet ihre Mazzen an (1919 /
1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1919: "Die
unter Aufsicht des Herrn Rabbiner Dr. Bamberger, Hanau a.M. stehende Mazzenbäckerei
von J. Reinhardt Sohn, in Wachenbuchen, nimmt noch
Bestellungen entgegen. Lieferung zum amtlich festgesetzten Höchstpreise,
frei Haus. Man verlange Bestellschein durch Postkarte oder Fernsprecher
Amt Hanau 581. Keine besondere Zustellungsgebühr.
J. Reinhardt Sohn, Wachenbuchen." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922:
"Die unter Aufsicht Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. Gradenwitz,
Hanau stehende Mazzosbäckerei J. Reinhardt Sohn, Wachenbuchen, empfiehlt
sich zur Lieferung von Mazzos zu Verbandspreisen. Bestellungen per
Postkarte werden prompt ausgeführt. - Vertreter gesucht. -" |
Verlobungsanzeige für Irma Stern und Adolf Strauss (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922: "Irma
Stern - Adolf Strauss. Verlobte.
Brückenau (Bayern) - Wachenbuchen bei Hanau. Februar
1922." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum beziehungsweise eine erste
Synagoge vorhanden.
Eine neue Synagoge wurde 1870 erstellt, unmittelbar neben ihr das
Gebäude der jüdischen Schule (mit Lehrerwohnung). Es handelte sich bei der
Synagoge um einen
einfachen Saalbau in Bruchsteinmauerwerk mit dem Satteldach (kleine
Krüppelwalmen) giebelseitig zur Wachenbucher Straße. Mit den großen
Rundbogenfenster unterschied sich das Haus von einem Wohnhaus. Der Betraum hatte
50 Männer- und 28 Frauenplätze. 1910 gab es Pläne zur Erweiterung der
Synagoge.
Pläne zur Erweiterung der Synagoge (1910)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Mai 1910:
"Die israelitische Gemeinde in Wachenbuchen beabsichtigt, demnächst
ihr Gotteshaus bedeutend zu erweitern und namentlich eine neue
Frauengalerie herzustellen. Die Arbeiten werden schon demnächst in
Angriff genommen." |
Beim Novemberpogrom 1938 (nach
vorliegenden Berichten bereits am 8. November 1938, einen Tag vor den
meisten anderen Orten in Deutschland) wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge insbesondere durch SA-Leute, aber auch durch
andere Nationalsozialisten völlig demoliert. Das Schulgebäude wurde zerstört
(hier wurde später eine Durchfahrt zur Straße Alt Wachenbuchen angelegt). Der
jüdische Lehrer Leo Sonneberg schwer misshandelt und aus dem Ort getrieben. Während der
Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde
das Synagogengebäude seit September 1943 als Lager für ausländische
Arbeitskräfte (Kriegsgefangene) zweckentfremdet. Es war nun im Besitz der
Gemeinde Wachenbuchen.
Nach Klärung des Restitutionsverfahrens 1949/50 (die Gemeinde Wachenbuchen
hatte 6.566 Mark für das Gebäude an die JRSO zu bezahlen) wurde das Gebäude
zunächst von einer Autoreparaturwerkstatt aus Frankfurt verwendet. Danach zogen
Sportvereine ein, die den Raum als Übungsstätte verwendeten. Schließlich ließ der evangelische
Pfarrer Eckerlin das Synagogengebäude als evangelische Kirche herrichten, da die
evangelische Kirche seit dem 6. Januar 1945 durch einen Bombenangriff zerstört worden war.
Zwei Jahre wurde die ehemalige Synagoge als Kirche verwendet, bis im Herbst 1953
die evangelische Kirche wieder eingeweiht werden konnte. Nach 1953 kam das
Synagogengebäude in
Privatbesitz und wurde als Schlosserwerkstatt (Erdgeschoss) mit einer Wohnung im
Obergeschoss verwendet.
Eine Gedenktafel wurde 1984 angebracht mit dem Text: "Dieses
Gebäude diente als Synagoge für die jüdische Gemeinschaft von Wachenbuchen,
später auch Bischofsheim, Dörnigheim und Hochstadt. Sie wurde 1880 erbaut und
zerstört am 9. November 1938. Zum Andenken an die während der
nationalsozialistischen Zeit umgebrachten und vertriebenen Juden aus
Wachenbuchen, Hochstadt und Dörnigheim. Gewidmet von der Stadt Maintal 1984".
Die Gedenktafel konnte zunächst nur auf eigenen Ständern auf dem Gehsteig vor
dem Haus angebracht werden, da der Besitzer mit einer Anbringung am Gebäude
nicht einverstanden war.
Adresse/Standort der Synagoge: Alt
Wachenbuchen 34
Fotos
(Quelle: sw-Foto außer obere Fotozeile rechts: Arnsberg Bilder s. Lit. S. 194;
Altaras S.161-162)
Die ehemalige Synagoge
vor
1970 |
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Am Gebäude ist noch kein Tor
eingebrochen |
Quelle: Stadtarchiv
Maintal |
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Die ehemalige Synagoge
1985 |
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Am
Synagogengebäude ist inzwischen ein Einfahrtstor eingebrochen
(auf Foto
rechts noch deutlicher zu sehen) |
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Das Synagogengebäude
und die Gedenktafel von 1984
(Fotos von 2007;
Fotos: Peter Heckert, Maintal) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Januar 2010:
Über die Arbeit des Vereins
"Brüder-Schönfeld-Form e.V." |
Artikel von Jörg Andersson in der "Frankfurter Rundschau" vom
Januar 2010 (Artikel): "Maintal. Erinnerungen an die Verfolgten
In seiner neuen Funktion ist Herbert Begemann viel beschäftigt. Am 15. Januar führte der Vereinsvorsitzende des "Brüder-Schönfeld-Forums" einen Geschäftsmann aus Buenos Aires in den Dorfkern von Wachenbuchen. In der Kleinen Hainstraße 10 kniete Marcello Glass (40) vor sieben Tafeln, die Gunter
Demnig als Stolpersteine in Erinnerung an jüdische Schicksale verlegt hatte..." |
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November 2020:
Bauplan der jüdischen Schule
entdeckt |
Artikel von Bettina Merkelbach in "op-online.de"
vom 19. November 2020: "Sensationsfund in Wachenbuchen: Bauplan von 1938
zerstörter jüdischer Schule aufgetaucht
Der Bauplan der jüdischen Schule wurde im Juni 1882 gezeichnet.
Ein Ofen, eine Küche, Treppe, Stühle und Tische in Sitzreihen, fast kann man
vor dem inneren Auge Schüler dort sitzen und schreiben sehen. 'Die Details
sind erstaunlich', sagt Herbert Begemann mit Blick auf die vor ihm liegende
Zeichnung. Was er vor sich hat, ist nichts weniger als ein Sensationsfund.
Genauer gesagt die Kopie eines solchen. Denn von dem Gebäude, das der Plan
so detailgetreu abbildet, gab es bislang keinen historischen Beweis, dass es
tatsächlich existierte, kein Foto, keine zeichnerische Abbildung. Jetzt,
ziemlich genau 82 Jahre nach ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten
am 9. und 10. November 1938, ist erstmals ein Plan der Israelitischen Schule
Wachenbuchen aufgetaucht.
Maintal – Gefunden hat diesen Plan der Historiker Dr. Wolfgang Fritzsche aus
Gustavsburg, der aktuell zu Juden im Main-Kinzig-Kreis forscht und sich mit
dem Fundstück beim Brüder-Schönfeld-Forum meldete. Der Maintaler Verein, den
es seit 2009 gibt, fördert das Andenken an Verfolgte, vom allem in der Zeit
der nationalsozialistischen Herrschaft, und hat die Biografien vieler
Maintaler Juden rekonstruiert. Gezeichnet wurde der Plan im Juni 1882, als
die ursprünglich einstöckige Schule, die an der früheren Hauptstraße – heute
Alt Wachenbuchen – stand, um eine Lehrerwohnung im zweiten Stockwerk
erweitert werden sollte. 'In der rechten unteren Ecke steht die
Baugenehmigung für den Ausbau', erklärt Herbert Begemann, Vorsitzender des
Maintaler Vereins Brüder-Schönfeld-Forum. Ursprünglich erbaut wurde das
Schulhaus 1850 bis 1852. 'Das Tolle an dem Plan ist, dass er nicht nur
zeigt, was zusätzlich gebaut wurde, sondern auch den Zustand davor. Man
sieht also genauso, wie das Gebäude vor 1882 ausgesehen hat', so Begemann.
'Das ist schon ein sensationeller Fund, der all das beantwortet, was wir
bislang nicht wussten. Etwas Vergleichbares haben wir bislang nicht
ausgehoben.' Und das obwohl er seit vielen Jahren in Archiven forscht und
selbst den Plan des nicht realisierten Ausbaus der Synagoge aufgespürt hat.
Gebäude wurde im Zeitraum vom 8. bis 10. November 1938 verwüstet und
vollständig zerstört. Besonders interessant sei die Lage des Frauenbads,
der sogenannten Mikwe, die nicht in oder bei der Synagoge, sondern im
Schulhaus untergebracht war. 'Wegen ihrer Lage in der Tiefe des
Grundwasserspiegels muss man davon ausgehen, dass wesentliche Teile noch im
Boden erhalten sind', sagt Begemann, der sich seit vielen Jahren für die
Erinnerungskultur in Maintal einsetzt. Der Original-Bauplan ist im
DIN-A2-Format und befindet sich derzeit noch im Landesarchiv Marburg, soll
aber ins Stadtarchiv Maintal umziehen, wo er der Öffentlichkeit zugänglich
ist.
Das Schulgebäude wurde am 8., 9. und 10. November 1938 verwüstet und dem
Erdboden gleich gemacht. Schon am Vortag der Novemberpogrome, bei denen
Juden in ganz Deutschland und Österreich Opfer von Gewalt und Zerstörung
wurden, hatten örtliche SA-Männer und deren Helfer die Inneneinrichtung der
Synagoge und das Schulhaus vollkommen zerstört. 'Mit der Zerstörung wurde
auch die Erinnerung an die Schule gelöscht', bedauert Herbert Begemann. 'Es
gibt ein einziges Schwarz-Weiß-Bild aus der Luft, das ein Gebäude mitten auf
der Straße erahnen lässt. Sonst gibt es kein Zeugnis darüber, wie das
Schulhaus aussah – bis auf diesen Plan jetzt.' Der jüdische Lehrer Leo
Sonneberg wurde angegriffen, gedemütigt und aus dem Ort vertrieben. Hunderte
Schaulustige sahen zu. Während die Synagoge erhalten blieb und während des
Kriegs zeitweise als evangelische Kirche diente, die von Bomben zerstört
worden war, gab es für das zerstörte Schulhaus bis dato kein Zeitzeugnis. Es
wurde wenige Tage nach dem Pogrom vollständig niedergerissen.
Schule befand sich neben der ehemaligen Synagoge. Nach Kriegsende
standen 15 Einwohner wegen ihrer Beteiligung vor Gericht. 13 wurden wegen
Landfriedensbruch und teilweise auch wegen Körperverletzung zu Haftstrafen
verurteilt. Wo bis vor 82 Jahren die Kinder der jüdischen Wachenbuchener
Familien lernten, ist heute der Asphalt der Hainstraße, an der Einmündung
zur Straße Alt Wachenbuchen. Die Schule stand neben der ehemaligen Synagoge.
Hier in der Hainstraße lebten die meisten jüdischen Bewohner des kleinsten
Maintaler Stadtteils. Geschäftsleute, Viehhändler, Metzger. In den
Vorkriegsjahren 1937/1938 übersiedelten viele nach Frankfurt, einige
emigrierten ins Ausland. Die letzten in Wachenbuchen lebenden Juden
verließen ihre Heimat bis zum Sommer 1940. Die meisten der nach Frankfurt
übersiedelten Maintaler wurden 1941/1942 ins besetzte Osteuropa, vor allem
nach Minsk, deportiert und ermordet. Drei Stolpersteine erinnern in der
Hainstraße an den damals vertriebenen Lehrer Leo Sonneberg, seine Frau
Hedwig und deren Sohn Paul. Leo und Hedwig Sonneberg starben 1941 im
polnischen Ghetto Lodz."
Link zum Artikel |
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März 2024:
Erinnerung an die letzte jüdische
Familie in Wachenbuchen |
Artikel von kbr im "Hanauer Anzeiger" vom
28. März 2024: "Letzte jüdische Familie verlässt 1940 Wachenbuchen.
Frisch geputzt sind die Stolpersteine vor dem Haus Alt Wachenbuchen 40
gut sichtbar. Sie erinnern an Mathilde, Arthur und Henny Strauß; drei Juden,
deren Leben durch die Nationalsozialisten jäh beendet wurde. Am 27. Juli
1940 verließ die Familie Strauß Wachenbuchen. Es war die letzte jüdische
Familie im Dorf.
Maintal - Bürgermeister Seng hatte auf diesen Tag lange gewartet: Unter
dem Datum des 16. August berichtete er anschließend dem Landrat, 'dass die
Gemeinde Wachenbuchen ab 27.7. 1940 judenfrei ist'. An jenem Sommertag
räumten die 70-jährige Witwe Mathilde Strauß und ihre unverheirateten Kinder
Arthur und Henny das Hab und Gut zusammen, um im Frankfurter Ostend eine
Bleibe zu finden. Das Eigentum am Wohnhaus fiel an die Gemeinde, die es
zunächst an 'Arier' verpachtete und später verkaufte.
Keine Perspektive in Frankfurt. In Frankfurt traf die Familie auf all
die Landjuden, welche vor ihnen aus der Umgebung nach Frankfurt gezogen
waren und nicht mehr ins rettende Ausland fliehen konnten. 'Eine Perspektive
gab es in Frankfurt nicht', erzählt Herbert Begemann, Vorsitzender des
Vereins Brüder-Schönfeld-Forum, der sich für die Erinnerung an die Opfer des
Nationalsozialismus einsetzt. Auch das Schicksal der Familie Strauß hat
Begemann aufwendig recherchiert. Bereits mit dem ersten Frankfurter
Transport vom 19. Oktober 1941, der das Ghetto im polnischen Lodz zu Ziel
hatte, wurden Mathilde, Arthur und Henny Strauß in den von der Wehrmacht
eroberten Osten deportiert. Unter den 1125 Verschleppten befanden sich auch
Leo Sonneberg mit seiner Frau Hedwig, ehemals Lehrer der 1938 zerstörten
jüdischen Schule Wachenbuchen.
Katastrophale Lebensverhältnisse im Ghetto Lodz. Die
Lebensverhältnisse im Ghetto Lodz waren katastrophal. So starb Mathilde
Strauß dort schon einen Monat nach Ankunft des Transportes am 21. November
1941. 'Wir haben davon Kenntnis, weil es anfangs noch möglich war,
Postkarten in die Heimat zu versenden, wenn auch zensierte', berichtet
Begemann. So gelangte die Nachricht von ihrem Tod zu Joseph Strauß im
holländischen Arnheim. 'Er war Mathildes ältester Sohn, beruflich in Krefeld
tätig und frühzeitig mit seiner Familie in die vermeintlich sicheren
Niederlande geflohen.' Von ihm veranlasst erschien Anfang 1942 im 'Joodsche
Weekblatt' eine Anzeige, in der er und die in Lodz befindlichen Geschwister
für die Beileidsbekundungen zum Tod ihrer Mutter dankten.
Seit 2007 erinnern Stolpersteine an Familie. Seit 2007 erinnern die
drei Stolpersteine vor dem Haus Alt Wachenbuchen 40 an Mathilde, Arthur und
Henny Strauß. Dazu komplementär gibt es drei 'Stolpersteine' im
niederländischen Arnheim, die Joseph Strauß aus Wachenbuchen, seiner
Berliner Ehefrau Margarethe und deren Mutter gewidmet sind. Denn nach der
Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen war auch das Schicksal der
nach hier geflohenen deutschen Juden besiegelt. Im Oktober 1942 wurde die
Familie des Joseph Strauß über Westerbork in das Vernichtungslager Auschwitz
verbracht. Wer der niederländischen Hauptstadt einen Besuch abstattet, kann
die Namen der Arnheimer Familie auf dem 2021 eingeweihten nationalen
Holocaustmonument der Niederlande finden und sogar eine persönliche
Patenschaft übernehmen."
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September 2024: Weitere
Verlegung von Stolpersteinen in Wachenbuchen |
Artikel in vorsprung-online.de vom 19.
September 2024: "Neue 'Stolpersteine' in Wachenbuchen.
Mit einer so überwältigenden Resonanz hatte der Maintaler Verein
Brüder-Schönfeld-Forum e.V. überhaupt nicht gerechnet: Zur Verlegung von
sieben 'Stolpersteinen' für verfolgte Juden aus Wachenbuchen waren insgesamt
20 Familienangehörige nach Maintal gekommen, Nachfahren von Joseph, Rosa und
Fanny Reinhardt aus der Herrnstraße sowie Jenny, Ernst Daniel, Simon und
Ludwig Strauß vom Rübenberg. Angereist waren sie aus den USA, Belgien,
Luxemburg und Israel. Am Vormittag des 17. September wurden die Gäste von
Maintals Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) im Rathaus willkommen
geheißen, bevor es dann gemeinsam nach Wachenbuchen ging. Dort warteten
bereits Schülerinnen des Albert-Einstein-Gymnasiums. Sie hatten sich im
zweisprachigen Geschichtsunterricht mit den Biografien der Verfolgten
beschäftigt. Herbert Begemann, der Vorsitzende des Brüder-Schönfeld-Forum
e.V., sprach einleitend von einem 'bewegenden Moment' und gab für die
ausländischen Gäste einige Erläuterungen zum früheren Wohnhaus der Familie
Reinhardt. Anschließend trugen die Schülerinnen die wesentlichen
Lebenslinien der Verfolgten vor. Nach einer Minute des Gedenkens meldete
sich dann Jerry Wolf aus dem US-Staat Illinois zu Wort und drückte namens
der Angehörigen seine Anerkennung für diese Art des Erinnerns aus. Vor dem
damaligen Wohnhaus der Familie Strauß am Rübenberg versammelten sich Gäste,
Schülerinnen, Nachbarn und Vereinsmitglieder erneut, um in gleicher Weise
dieser Familie zu gedenken. Vereinsvorsitzender Herbert Begemann erinnerte
hier an Simon und Ludwig Strauß, die 1997 einer Einladung der Stadt Maintal
gefolgt waren, um an der namentlichen Widmung des Brüder-Schönfeld-Hauses in
Dörnigheim teilzunehmen. Die Brüder Strauß vom Rübenberg wie auch Fanny
Reinhardt von der Herrnstraße konnten in den 30er Jahre des letzten
Jahrhunderts rechtzeitig ausreisen und überlebten den Holocaust. Von ihrem
Leben haben sie später in langen Video-Interviews erzählt. Der Verein
Brüder-Schönfeld-Forum e.V. besitzt dafür Lizenzen und stellt die Aufnahmen
im Rahmen seiner pädagogischen Arbeit Interessierten zur Verfügung. Ein
Besuch des jüdischen Friedhofs in Hanau, wo sich die Gräber der Vorfahren
befinden, markierte das Ende des offiziellen Besuchsprogramms."
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Hochstadt
mit Orten der Umgebung |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Hochstadt sind unter anderem vorhanden (auf der Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,445 Geburts-, Trau- und Sterberegister der
Juden von Hochstadt 1825 - 1874: Geburtsregister 1825 - 1851,
Trauregister 1825 - 1874, Sterberegister 1825 - 1874; enthält auch
Angaben zu Bischofsheim, Dörnigheim und Wachenbuchen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5494590
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Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 332-333. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 194. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 161-162. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 139. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 457-458. |
| Peter Heckert: Jüdisches Leben im Maintal. o.J.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Wachenbuchen
(now part of Maintal) Hesse-Nassau. Numbering 38 (7 % of the population) in
1835, the community maintained an elementary school from 1852 to 1933 and built
a synagogue in 1880. Its population grew to 111 (10 %) in 1905. Affiliated with
the rabbinate of Hanau, it numbered 83 in 1933, dwindling to around 40 by Kristallnacht
(9-10 November 1938), when its synagogue and the one in nearby Hochstadt were
vandalized. All the remaining Jews fled; 17 emigrated, while others perished in
the Holocaust.
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