Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zu den "Synagogen
im Kreis Offenbach"
Heusenstamm mit
Obertshausen (Kreis
Offenbach) und Bieber (Stadt Offenbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Heusenstamm bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 15./16.
Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1588 ein Viehhändler namens
Abraham von Heusenstamm genannt. 1650 findet sich in einem Dokument der
Herren von Heusenstamm die (bislang nicht nachzuweisende) Feststellung, dass
seit 200 Jahren, also seit etwa 1450 die Juden Heusenstamms im Besitz einer
Synagoge, einer Schule und eines Friedhofes seien. 1651 waren 13 jüdische
Familien am Ort. 1658 mussten die jüdischen
Familien eine Sonderabgabe für die Mauer des Schlosses Heusenstamm
bezahlen.
In Obertshausen lassen sich jüdische
Bewohner gleichfalls seit dem 16. Jahrhundert nachweisen (1572), doch blieb ihre
Zahl gering. Im 19. Jahrhundert wurden gezählt: 1830: 21, 1905 3, 1932 2
jüdische Einwohner.
In Heusenstamm entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1828 89 jüdische Einwohner (11 % von 818; es handelt -
einschließlich der in Obertshausen lebenden Gemeindeglieder - um 16 jüdische
Familien und fünf Witwen), 1849 gleichfalls 89,
1861 49 (4,5 % von 1.088), 1871 35, 1880 39 (2,6 % von 1.523), 1893 42 (in elf
Familien), 1894 35 (in zehn Familien), 1895 40 (in elf Familien), 1897 37 (in
elf Familien), 1899 42 (in 12 Haushaltungen), 1900 38 (1,7 % von 2.226),
1910 40 (1,4 % von 2.761). Bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist
demnach die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde stark zurückgegangen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule,
vermutlich auch ein rituelles Bad sowie (bereits seit
dem 17. Jahrhundert) ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl.
Ausschreibungstext von 1872 unten). Um 1865/1866 wird als Lehrer ein
Herr Würzburger genannt.
In besonderer Erinnerung ist unter den Lehrern
Max (Moses) Eckmann, der 1910 sein 25-jähriges Jubiläum als Religionslehrer der
Gemeinde (seit 1885) und 1922 sein 50-jähriges Amtsjubiläum feiern konnte. Um
1893 unterrichtete Eckmann auch die (damals 13) Kinder der jüdischen Gemeinde in
Dietzenbach (1895 neun Kinder, 1898
fünf Kinder), in Heusenstamm waren 1894 elf Kinder (1895 neun Kinder) zu
unterrichten. 1898 wird M. Eckmann auch als Lehrer in
Weiskirchen genannt.
Als Synagogendiener wird um 1893/1894 A. Keller genannt.
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: um 1893 ein Israelitischer
Frauenverein (gegründet 1870); dieser fusionierte einige Jahre später zum
"Israelitischen Männer- und Frauen-Verein".
Unter den Gemeindevorstehern werden im 19. Jahrhundert vor allem genannt:
Joseph Fürth, der über 40 Jahre lang erster Vorsteher war (vermutlich bis Anfang
der 1880er-Jahre), danach Hirsch Rollmann (gestorben 1892), um 1893/1897 Moses Gutenstein, L. Schönmann und J. Frankfurter.
Im benachbarten Bieber (seit 1938 Stadtteil
von Offenbach) wurden im 19. Jahrhundert noch keine jüdischen Einwohner
genannt. 1929 waren es inzwischen vier, 1932/33 14 jüdische Einwohner, die zur
Gemeinde in Heusenstamm gehörten.
In Obertshausen gab es
seit Ende des 19. Jahrhunderts eine jüdische Familie (1898/1899), 1903 waren es
zwei Familien. Bekannt und am Ort hoch angesehen war der Arzt Dr. med. Julius
Wolf, der auch in der Offenbacher jüdischen Gemeinde engagiert war, u.a. als
Leiter der dortigen Zionistischen Ortsgruppe (1912 genannt).
Um 1924, als noch 31 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (1,03 %
der Gesamtbevölkerung von etwa 3.000 Einwohnern), waren die Vorsteher
der Gemeinde Moses Gutenstein, J. Frankfurter und J. Strauß. Als Lehrer, Kantor
und Schochet wirkte weiterhin Max (Moses) Eckmann. Er erteilte an der Religionsschule der Gemeinde
drei Kindern den Unterricht (1932: 5 Kinder). Zur Gemeinde in Heusenstamm
gehörten weiterhin die in Bieber und Obertshausen lebenden, zusammen 31 jüdischen
Personen (in acht Familien). Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Offenbach. 1932
waren die Vorsteher der Gemeinde: Moritz Frankfurter (1. Vors.; er blieb
Gemeindevorsteher bis 1938), Eugen Ehrmann
(2. Vors.) und Hugo Rollmann (3. Vors.). 14 der Gemeindeglieder wohnten damals
in Bieber, 2 in Obertshausen. Als jüdischer Verein wird weiterhin genannt
der
"Israelitische Männer- und Frauenverein zur Gegenseitigkeit" unter
Leitung von Eugen Ehrmann. Auch eine Gemeindebibliothek war vorhanden.
Unter den jüdischen Erwerbstätigen gab es u.a.: Feintäschner (fünf
Personen; Feintäschner beziehungsweise Portefeuiller stellen Lederwaren wie Brieftaschen, Aktenmappen usw.
her), Schneider, Schlosser, Hilfsarbeiter und andere Handwerker.
1933 lebten noch etwa 30 jüdische Personen in acht Familien in
Heusenstamm. Bereits 1933 wurde Bernhard Frankfurter für zehn Monate in das KZ
Osthofen gesperrt. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert: 1938 emigrierte Jakob
Ackermann nach Australien, die meisten verzogen zunächst nach Frankfurt. Im
Oktober 1938 lebten noch 13 jüdische Personen in Heusenstamm. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge verwüstet (s.u.), der jüdische Friedhof
schwer geschändet sowie die jüdischen Geschäfte und Wohnungen verwüstet.
Emil Schönmann, Eugen Ehrmann, Isidor Gutenstein, Moritz Frankfurter, Simon
Eckmann, Hugo Rollmann und Sally Reinhardt wurden festgenommen und am folgenden
Tag in das KZ Dachau verschleppt. 1940 lebte nur
noch die Familie Eckmann in Heusenstamm.
Von den in Heusenstamm geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Max Alex Doiny
(1875), Samuel Doiny (1877), Beatrice Mathilde Eckmann (1922), Johanna Eckmann geb.
Frankfurter (1889), Moritz Eckmann (1888), Simon Eckmann (1889), Erwin Ehrmann
(1926), Eugen Ehrmann (1895), Horst (Hersz) Ehrmann (1924), Johanna Ehrmann geb.
Schönmann (1902), Bernhard Frankfurter (1897, "Stolperstein" in Offenbach,
Karlstr. 10,
Quelle), Ida Frankfurter geb. Siegel
(1891), Moritz Frankfurter (1885), Ruth Frankfurter (1928), Helene Grünewald
geb. Schloss (1885), Isidor Gutenstein (1896), Klara Gutenstein
(1888), Alexander Hahn (1871), Ludwig Hahn (1873), Lina Katz geb. Frankfurter (1895), Fanny
Reinhardt geb. Kahn (1879), Siegfried Reinhardt (1906), Salomon Rohrheimer
(1864), Julius Rollmann (1862), Samuel Hugo Rollmann (1900), Sara Rollmann
(1865), Auguste (Gustel) Schönmann
geb. Frankfurter (1883), Emil Schönmann (1875), Frieda Siegel geb. Schönmann
(1909).
Von den in Obertshausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Kathinka (Dinka) Bauer
geb. Schönmann (1874), Recha Isenberg geb. Kamberg (1871), Adolf Löb (1865),
Emil Schönmann (1875).
Von den in Bieber geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Manfred Rosenbaum (1905),
Siegmund Rosenbaum (1874).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine
Artikel zur jüdischen Geschichte Heusenstamms
Über das Alter der jüdischen Gemeinde (Artikel von
1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1924: "Bürgel
bei Offenbach, 14. April (1924). Die Gemeinde Bürgel am Main wird im
Laufe dieses Sommer noch auf ihr 100jähriges Bestehen zurückblicken. Die
Gemeinde wird diesen Tag festlich begehen. Im Kreise Offenbach befinden
sich noch einige israelitische Gemeinde, die überhaupt schon lange
bestehen. Die kleine Gemeinde in Heusenstamm wurde gleich nach dem
30jährigen Krieg gegründet, wie das Memorbuch ausweist. Eine alte
Gemeinde ist auch Weiskirchen und
ferner Dietzenbach. Auch in dem Rodgaugebiete befinden sich noch einige
kleine Gemeinde, die sich zum Teil zum orthodoxen Standpunkte
bekennen." |
Allgemeiner Artikel von 1911
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1911:
"Die jüdische Gemeinde Heusenstamm. Unter den jüdischen Gemeinden
des Kreises Offenbach ist wohl Heusenstamm, deren Existenz über 400 Jahre
zurückgreift, eine der ältesten. Eng verknüpft mit der Zeitgeschichte
der Gemeinde ist zugleich ihr Verhältnis mit den damaligen Herren von
Heusenstamm (Husestam) Warem von Hagen und den später residierenden
Grafen von Schönborn. Vor kurzem hat nun der Gräfl. von Schönbornsche
Sekretär und Aktuar Roth ein Schriftlichen 'Zur kirchlichen Verfassung'
herausgegeben, worin er auch mit einigen Federstrichen der jüdischen
Gemeinde gedenkt. Die Juden fanden ums Jahr 1650 einen Annehmer an dem
Herrn Cronstetten, einem toleranten und alten Frankfurter Patrizier. Gegen
ihn beschwerte sich ein gewisser Kaplan Ephippiarius, dass er nicht allein
2 Lutheraner, sondern auch 15 Paar Juden in das Gericht aufgenommen, die
fast stärker seien, als die katholische Gemeinde mit ihren Kindern.
Innerhalb Jahresfrist habe er der erwähnten Judenschaft erlaubt, gleich
nächst der Kirche und dem Pfarrhaus eine jüdische Schule zu erbauen.
Gegen diese Schrift rechtfertigte sich Cronstetten glänzend und legte
dar, was es hiermit für ein Bewandtnis hatte. Im Jahre 1829 waren noch 89
Juden am Platze, deren Zahl allmählich wieder zurückging. Der vom Grafen
von Schönborn frei überwiesene Begräbnisplatz kann auf 250 Jahre seines
Bestehens zurückblicken. Er lag anfangs frei und bildete Jahrhunderte
lang ein tohu wabohu, bis endlich anfangs 1850 freiwillige Geldsammlungen,
wobei sich Baron W. von Rothschild, Mayer und Gustav Schwarzschild,
Salomon Levy u.a. hervortaten, es dahin brachten, dass eine Mauer gebaut
werden konnte, sodass der Friedhof etwa 1857 durch den Rabbiner Dr.
Formstecher eingeweiht werden konnte. E." |
Über die Einrichtungen der
jüdischen Gemeinde Heusenstamm (Friedhof, Synagoge; Artikel von 1918)
Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 12. Juli 1918: "Offenbach am
Main, 5. Juli. Zu den ältesten jüdischen Gemeinden des Kreises Offenbach
zählen Heusenstamm und Bürgel (Birgeller). Erstere besitzt einen
jüdischen Friedhof, welcher zu Beginn
des 30-jährigen Krieges eröffnet wurde. Derselbe lag frei im Walde. Erst in
den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde eine große Umfassungsmauer
errichtet und von dem damaligen Kreisrabbiner Dr. Formstecher
eingeweiht. Es scheint, dass auch in Heusenstamm die Ghettomauern im
Mittelalter noch bestanden haben. Da die Juden im Reiche nicht überall
geduldet wurden, sahen sie sich nach Schutz um. Es wurden ihnen daher von
den Inhabern der Herrschaften besondere Schutzbriefe ausgestellt. Dies
geschah noch im Jahre 1678 durch den Freyherrn Erwin von Schönborn. Nach
diesem Schutzbrief erhielten die Juden die Zusicherung, dass sie ungehindert
ihre Zeremoniale ausführen konnten. Als Gegenleistung musste jeder
angesehene Jude oder jede Jüdin ein Schirmgeld von 8 Talern abliefern,
wogegen sie dann von jeder Abgabe befreit blieben. Für den Begräbnisplatz,
die Synagoge und für eine Martinsgans waren 7 Gulden abzuliefern. Zur
Erbauung einer Synagoge hatte die gräfliche Herrschaft 250 Gulden
vorgeschossen; dieses Kapital musste die Judengemeinde mit 5 Prozent
verzinsen und die Zinsen zu 1 1/2 Gulden an die herrschaftliches Kellerrei
einzahlen. Die in Schutz aufgenommenen Juden durften keinen fremden Juden
ohne Wissen der Herrschaft ins Haus nehmen; wenn aber ein durchreisender
Jude bleiben wollte, so waren für die Person je 2 Pfennig für Tag und Nacht
zu zahlen; für ein Pferd 4 Pfennig. Die Übertretung dieser Bestimmung wurde
mit einer Strafe von 3 Talern geahndet. Am 11. Oktober 1679 wurde zwischen
dem Freiherren von Schönborn und dem Juden Jodel von Heusenstamm vereinbart,
dass die zu Heusenstamm wohnenden Juden anstatt des Botengehens und des
Fronens zur Erntezeit 3 Gulden bezahlen sollen. An Sonn- und anderen
Feiertagen war den Juden verboten, während des christlichen Gottesdienstes
ihre Wohnungen zu verlassen. Im Jahre 1828 waren noch 89 Israeliten am
Platze, von da ab fiel die Seelenzahl auf 40." |
|
Artikel
in "Neue jüdische Presse" vom 14. Juni 1918:
Derselbe Artikel wie
in "Der Gemeindebote", siehe oben. |
In der Ortsgeschichte von H. Roth
wird auf die frühe jüdische Geschichte im 17. Jahrhundert eingegangen (1913)
Mitteilung
in "Mitteilungen des Gesamtarchives der Deutschen Juden" Heft 4 1913 S. 150:
"Heusenstamm.
171. Roth H. Ortsgeschichte von Heusenstamm mit Petershausen und
Grafenbruch.
S. 12 Zahl der Juden 1670. 1671. 1689. S. 26 Zwecks Wiederaufbau der Mauer
um den Graben des Schlosses Heusenstamm wird den Juden und Untertanen eine
Abgabe auferlegt (1658). S. 56 ff. Beschwerde des Kaplans beim Erzbischof
von Mainz wegen Aufnahme zu vieler Juden durch den Verwalter der Herrschaft
Heusenstamm und wegen der ihnen erteilten Erlaubnis, eine Synagoge zu bauen
(1650). Bericht des Schlossherrn an den Erzbischof über diese Beschwerde:
Judenschaft schon 200 Jahre ansässig, im Besitz von Synagoge, Schule und
Friedhof. S. 61f. Ausstellung eines neuen Schutzbriefes für die Juden (1678)
und seine Bestimmungen. S. 89 Die Judenschutzgelder und anderen Abgaben der
Juden. S. 94. Ablösung des Judenbegräbnisgeldes." |
Allgemeines zur jüdischen
Geschichte im 17./18. Jahrhundert in Heusenstamm (1919)
Artikel
in "Neue jüdische Presse" vom 2. Mai 1919: "Geschichtliches
aus dem Kreise Offenbach.
Wie es ums Jahr 1650, also nach dem 30-jährigen Krieges, um die
Judenschaft in einigen Ortschaften des Kreises stand, davon gibt uns ein
Brief des Kaplans Ephipiarius zu Heusenstamm Kunde, der an den damaligen
Erzbischof von Mainz gerichtet war. Er führte eine Beschwerde gegen einen
gewissen Stefan von Cronstetten aus Frankfurt, der zur damaligen Zeit
Administrator der Herrschaft war, dass er nicht allein allerhand Lutheraner,
sondern auch 15 Paar Juden aufgenommen habe, die fast stärker als die
christlich katholische Gemeinde mit Kindern sei. Auch habe er erwähnter
Judenschaft nächst der 'Heiligen Kirch' und dem Pfarrhaus eine jüdische
Synagoge zu bauen erlaubt, wodurch dann der Kaplan in seinem horas lesen und
studiis nicht allein irre gemacht, sondern auch in seiner Seele gekränkt
sei.
Auf diese Beschwerde hin wurde der kurfürstliche Amtmann zu Steinheim vom
Erzbischof aufgefordert, sich zu erkundigen und zu berichten, welche
Bewandtnis es mit der Klage des Kaplans habe. Die hierauf erfolgte Antwort
vom 21. Januar 1651 lautete:
'Die in Heusenstamm wohnenden Juden, 13 Paar, mit einer großen Anzahl Kinder
hatten eine eigene Synagoge aufgerichtet, welche anfangs eine Wohnbehausung
gewesen, hernach von einem benachbarten Hans Graf erkauft, durch denselben
zu einer Scheune wiederum abgenommen'.
Dann hieß es weiter:
'Betreff die Juden, deren widrig geführte Klag nach ich 15 Paar zu
Heusenstamm eingenommen haben solle: da hat es insgemein mit berührter
Judenschaft solch wahre Beschaffenheit, dass diejenigen mehr als 200 Jahre
dahier verbracht und dasselbst nicht allein aufgenommen, sondern auch ihre
besondere 'Schul', Synagoge und Friedhof auf ihren starken Schutzbrief und
privilegia gehabt wie nicht weniger die besten und vornehmsten Häuser erbaut
haben: dass also mir mit Fug und Recht nicht imputiert werden mag, ich hätte
sie 15 Paar eingesetzt, da ihrer doch in allem nicht mehr als zwölf
Hausgesäße seindt, da unter etliche des Bettelstabs leben und in
Christenhäuser wohnen, wie dann auch den Kläger in seinem horas lesen und zu
studieren verhindert, gleichnächst der Kirche und sein Wohnhaus eine
Synagoge zu bauen nicht erlaubt, sondern anstatt ihrer auf offenen Straßen
gegen das Schloss zu gelegenen nunmehr in Christenhände geratene Häuser,
hinten im Dorfe an einem abgelegenen Ort ein Stücklein mit Stroh gedeckte
Scheune vergünstiget habe, so schlechtlich zu ihrem Behelf zugerichtet, den
Kläger aber in seinem horas lesen und mitnichten irre gemacht, mit
ausdrücklicher Protestation, dass ich sein Wohnhaus für kein Pfarrhaus
nennen lassen kann noch solle, sinthemalen ihm selbst besser wissent ist,
dass er eigentlich ein Haus zu geistlich Gut gestiftet.
Wie aus dieser Rechtfertigungsschrift hervorgeht, scheinen die Klagen des
Kaplans unbegründet gewesen zu sein, und wurden verworfen. Die Juden aber
blieben weiter wohnen.
Die Gemeinde Heusenstamm besitzt einen
alten Friedhof. Durch die Munifizenz des hochseligen Barons W. von
Rothschild war es möglich, dass im Jahre 1856 eine große Umfassungsmauer
gebaut werden konnte. Später nahm sich der selige Salomon Levy in Frankfurt
der Sache sehr an. Er, und die Gebrüder Schwarzschild daselbst und die
Gebrüder Fürth in Wien sorgten für die Unterhaltung der Friedhofsmauer. Sie
sorgten ferner für die Erbauung einer neuen Synagoge im Jahre 1881 sowie
überhaupt für die Unterhaltung eines Lehrers in der Gemeinde. E." |
Allgemeiner Artikel von 1937 (!)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
Juni 1937 (S. 21): "Heusenstamm. 3000 Einwohner. - Im 13. Jahrhundert
Sitz des Geschlechts der Heusenstamm, seit dem 15. Jahrhundert den Herren
von Schönborn gehörig, deren Amtmann noch heute das Schloss bewohnt. Die
Herren von Schönborn, deren Sprossen als Bischöfe von Würzburg,
Bamberg, Mainz usw. oft genug auf die Geschickte der Juden Einfluss
nahmen, waren den Juden von Heusenstamm fast stets gewogen. Schon 1588
arbeitet Abraham zu Heusenstamm als Viehhändler mit beträchtlichem
Kapitel. 1669 erhalten die Juden von Melchior Friedrich von Schönborn
einen Friedhof geschenkt, der noch heute benutzt wird. Die erste Synagoge
wird im Judenviertel von Heusenstamm - aber ein echtes Ghetto gab es dort
kaum - 1829 durch den damaligen Predigtamtskandidaten und späteren
Rabbiner Dr. Formstecher aus Offenbach eingeweiht, der 1881 auch die
jetzige Synagoge an Stelle der alten weihte. - Die Gemeinde gehört zum Kreisrabbinat Offenbach, hat (mit
Bieber und Obertshausen) acht Familien
und hält an Feiertagen noch Gottesdienst. Die Kinder besuchen die
jüdische Volksschule in Offenbach. Vorsteher: Herr Moritz Frankfurter.
Die Synagoge zeigt über dem Toraschrein auf einer Doppeltafel in
prächtiger Brandmalerei das Gebet für den Landesherrn hebräisch und
deutsch, darüber das kunstvoll geschnitzte Wappen von Hessen-Darmstadt:
das Ganze ein Geschenk des Großherzogs Ernst Ludwig zur Einweihung 1881.
Ein Silbergehänge zum Toraschild ist von 1674. - Der Friedhof westlich
der Bahn nach Offenbach, kaum 1 km nördlich des Bahnhofs mitten im Wald,
175 m lang, mit Steinmauer umgeben, dient auch den Juden von
Dietzenbach,
Hainhausen,
Jügesheim, Obertshausen und
Weiskirchen.
Vom Friedhofausgang westwärts 'den Judenkirchhofsweg' zur
Heusenstammerstrasse (nicht mit der von Frankfurt her kommenden zu
verwechseln!), diese nordwärts zum Mühlenweg und zur Waldstraße, 1 1/2
Std. Waldwanderung. Nach einer weiteren Viertelstunde erreicht man den
Hauptbahnhof Offenbach a.M." |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1872 / 1881
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1872: "Die
Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schächters, mit sehr wenigem Dienst
verbunden, und einem jährlichen Gehalt von 300 Gulden nebst freier
Wohnung und circa 100 Gulden Einkommen für Schächten etc. ist dahier
offen und sogleich zu besetzen.
Heusenstamm bei Frankfurt, 28. Dezember 1872. Für den Vorstand: Joseph
Fürth." |
|
Anzeige
in "Der Israelit" vom 10. August 1881: "Die Stelle hier für
einen Hasan (Vorbeter), Schochet und Lehrer soll vergeben
werden. Für einen verheirateten Mann mit kleiner Familie wird dieselbe sich
am besten eignen. Der Dienst ist wenig. Bei freier Wohnung können wir nur
ein bescheidenes Salair zahlen.
Heusenstamm bei Offenbach am Main.
Für den Vorstand Josef Fürth." |
Nennung von Lehrer Würzburger in
Heusenstamm (1864)
Anzeige
in "Der israelitische Lehrer" vom 22. Dezember 1864:
"Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger israelitischer Lehrer,
Lehrer-Witwen und -Waisen in Deutschland.
Einlauf: Heß in Flörsheim
fl. 3. 30 kr; Jhrb. fl. 5. 20 kr. Hirsch in
Groß-Bieberau: Beitrag fl. 3 30 kr.;
Jhrb. fl. 8. 3 kr.
Neue Mitglieder: 219) Rosenau in
Hachenburg; 220) Würzburger in Heusenstamm; 221) Wohlgemuth in
Wattenheim." |
50-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Max (Moses)
Eckmann (1922, seit 1885 in Heusenstamm)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 30. Mai 1922: "Heusenstamm. Am 14. dieses Monats
feierte Lehrer M. Eckmann sein 50-jähriges Amtsjubiläum.
Aus gesundheitlichen Rücksichten musste der beliebte Beamte von allen
Ehrungen absehen.
Er hatte seine Ausbildung in der 1848 gegründeten Bildungsanstalt für
jüdische Lehrer in Hannover genossen, welche damals unter Leitung des
Direktors und Professors Dr. S. Frensdorff stand. Nach abgelegter Prüfung
1872 übernahm er mehrere Stellen und trat die jetzige Stelle 1885
an." |
Finanzielle Unterstützung für den
Religionsunterricht in Heusenstamm (1905)
Mitteilung
in "Mitteilungen an die Vereinsmitglieder / herausgegeben von dem
Vorstande der Vereinigung - Freie Vereinigung für die Interessen des
Orthodoxen Judentums" Nr. 18 1905 S. 34: "62. Der Gemeinde
Heusenstamm zu den Kosten des Religionsunterrichts 40.-" |
Aus dem Gemeindeleben
Jüdische Kinder der Gemeinde werden
bei einer Dienst-Jubiläums-Feier der Schule benachteiligt (1856)
Artikel in "Der Israelitische Volkslehrer" Heft 6 1856: "Von
der Haardt. - (Eingesandt.) Im Januar-Hefte Ihrer hier mit sehr vielem
Interesse gelesenen Zeitschrift findet sich in der 'Rundschau', dass bei einer
25-jährigen Dienstjubiläumsfeier in Heusenstamm bei Offenbach die dortigen
jüdischen Schüler, die sich bei der Feier Beteiligten, so lieblos behandelt,
und dass diese unschuldigen Kinder, als ihre christlichen Mitschülern vom
Jubilare mit Wecken beschenkt wurden, leer und verhöhnt ausgehen mussten.
Wohl jeder wird dieses Faktum mit Indignation gelesen haben; den
Schreiber dieses hat es mit Schmerz erfüllt und ist er im Stande dieser
stark nach dem Mittelalter riechenden Handlungsweise aus der neuesten Zeit
ein Gemälde aus alter Zeit gegenüber zu stellen, dessen Farben
geeignet sein dürften, jenen widrigen Eindruck zu verwischen und dafür einen weit
freundlicheren zu erzeugen." |
Der gegenüber der jüdischen
Gemeinde sehr freundlich eingestellte katholische Pfarrer C. Bott feiert sein
25jähriges Priesterjubiläum (1886)
Artikel
in "Der Israelit" vom 17. Mai 1886: " Heusenstamm, 14.
Mai. Am 9. dieses Monats feierte der katholische Pfarrer C. Bott sein
25-jähriges Priesterjubiläum. Die israelitische Gemeinde (vertreten durch
Herrn L. Schönemann und Lehrer M. Eckmann) ließ es sich bei
dieser Gelegenheit nicht nehmen, den Jubilar an seinem Ehrentage mit einem
Präsente zu überraschen, wobei Letzterer in einer kurzen Ansprache betonte,
dass es ihn namentlich freue mit der Übergabe des Geschenkes beehrt worden
zu sein und er wünsche, dass der Jubilar die guten Beziehungen und das
freundliche Wohlwollen, das er den israelitischen Glaubensgenossen stets
entgegengebracht, auch fernerhin bewahren möge. Sichtlich gerührt, dankte
der Jubilar der Deputation. Die Herren Bankier Schwarzschild und S. Levy aus
Frankfurt (geborene Heusestämmer) erschienen im Pfarrhause und starteten
ihre Glückwünsche ab. Letzter übergab demselben ein wertvolles Ölgemälde.
Nicht unerwähnt mag bleiben, dass der Herr Pfarrer ein ohev Jisrael (Israelfreund)
ist. Bei der Einweihung unserer Synagoge im Jahr 1881 war er zugegen. Von
der Kanzel herab stellt Ärger oft die Juden als leuchtendes Muster dahin und
empfiehlt, ihre Frömmigkeit und Nächstenliebe nachzuahmen. Für die inneren
Familienverhältnisse zeigt er durch öftere Erkundigungen ein lebhaftes
Interesse. Nicht selten besucht er israelitische Kranke in den Häusern,
ihnen Trost, Vertrauen und Beruhigung zusprechend. Das ist in der jetzigen
Zeit, in welcher der Judenhass seine Blüten treibt und viele Unheil schon
angerichtet, ein eklatantes Beispiel der Toleranz und Humanität. Zum Exempel
der Gegner sei dies statuiert. Mögen Sie von diesem edlen Priester lernen,
wie man den Samen der Liebe ausstrahlt in die Herzen der Menschheit. " |
|
Artikel
in "Populär-Wissenschaftliche Monatsblätter" vom 1. Juli 1886: "Bei
dem am 9. Mai in Heusenstamm feierlich begangenen fünf und
zwanzigjährigen Priesterjubiläum des dortigen Pfarrers C. Bott war auch die
jüdische Gemeinde durch eine Deputation vertreten. Herr Pfarrer Bott, ein
äußerst toleranter und humaner Mann, hebt oft die Tugenden der Juden auf der
Kanzel zur Nachahmung erfuhr. Sein Name verdient in unserer hasserfüllten
Zeit in Ehren erwähnt zu werden. "
|
Ergebnisse der Vorsteherwahl der
israelitischen Gemeinde (1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1891:
"Aus dem Kreis Offenbach. Bei der jüngsten Vorsteherwahl der
israelitischen Gemeinde zu Heusenstamm wurden zu Vorstehern gewählt die
Herren: Gutenstein, L. Schönemann und J. Frankfurter. Als Wahlkommissar
fungierte der Großherzogliche Bürgermeister Winter. Vom
Großherzoglichen Kreisamte Offenbach wurden dieselbe sodann am 10. dieses
Monates bestätigt und verpflichtet." |
Jahresversammlung des Israelitischen Männer- und Frauenvereins (1930)
Artikel
in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der israelitischen
Religionsgemeinden Hessens" Heft 3 1930: "Heusenstamm
(Kreis Offenbach). Am Sonntag, den 9. Februar 1930, hielt der Israelitische
Männer- und Frauen-Verein seine diesjährige Jahresversammlung ab. Auf der
Tagesordnung standen: 1. Rückblick auf das Jahr 1929; 2. Kassenbericht und
Entlastung des Rechners; 3. Verschiedenes. Der Vorsitzende, Herr Eugen
Ehrmann, eröffnete die Versammlung, begrüßte die Anwesenden und gab
einen kurzen Bericht über das verflossene Jahr 1929 und über die finanzielle
Lage des Vereins. Alsdann wurden statutengemäß aus der Versammlung als
Revisoren ermahnt die Herren Emil Schönmann und Moritz Frankfurter.
Die Belege wurden von diesen Herren geprüft und die Kasse für richtig
befunden und dem Rechner, Herrn Moritz Eckmann, Entlastung erteilt.
Die Kasse weist trotz der geringen Mitgliederzahl und trotz der niedrigen
Beiträge einen anerkennenswerten Bestand auf. Zu Punkt 3 wurde unter anderem
ein Antrag eingebracht, dass der Vorstand sich mit den Gemeindemitgliedern,
die noch nicht dem Verein angehören oder inzwischen ihren Austritt erklärt
haben, ins Benehmen setzen möge, um diese wieder für den Verein zu gewinnen.
Außerdem wurde beschlossen, dieses Jahr eine Purimfeier zu veranstalten zu
dem Zweck, das gesellige Leben in der jüdischen Gemeinde Heusenstamm zu
heben." |
Chanukkafeier des Israelitischen
Männer- und des Frauenvereins (1930)
Artikel
in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der israelitischen
Religionsgemeinden Hessens" Heft 2 1930: " Heusenstamm
(Kreis Offenbach). Der Vorstand der jüdischen Gemeinde hatte vereint mit dem
Israelitischen Männer- und Frauenverein am 1. Januar 1930 seine Mitglieder,
männlichen und weiblichen Geschlechts, zu einer Chanukkafeier eingeladen,
nachdem eine solche eine Reihe von Jahren ausgefallen war. Vorausgegangen
war der Nachmittags- und Abend Gottesdienst in der Synagoge, welchen der
zweite Vorstand und Vorsitzende des Männer- und Frauenvereins, Herr Eugen
Ehrmann, abhielt. Anschließend begab man sich in einen festlichen Saal, wo
fast sämtliche Mitglieder erschienen waren. Mit Entzünden der
Chanukkalichter durch den ersten Vorstand der Synagogengemeinde, Herrn
Moritz Frankfurter, und dem Absinken der Chanukka-Hymne wurde die Feier
eingeleitet. Es folgten alsdann kleine Vorträge von kleinen und
schulpflichtigen Kindern, die mit Beifall aufgenommen wurden. Alsdann
ergriff Herr Eugen Ehrmann das Wort zu einem Vortrag über das
Chanukkafest, wobei er die heutige Zeit mit der damaligen verglich. Der
Vortrag wurde von allen Anwesenden sehr gespannt verfolgt und mit großem
Beifall aufgenommen. Während der Feier wurde Kaffee und Torte verabreicht.
Es schlossen sich noch einige kleine humoristische und Gesangsstücke an.
Nach Verrichten des Benschens war die Feier beendet und jeder Teilnehmer
trennte sich von dieser Städte mit dem Bewusstsein, dass auch kleine
Gemeinden verstehen, Chanukka-Feiern zu veranstalten." |
Purimfeier des Israelitischen
Männer- und des Frauen-Vereins (1932)
Artikel
in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen
Religionsgemeinden Hessens" Heft 4 1932: "Heusenstamm. Am
20. März dieses Jahres beging der Israelitische Männer- und Frauenverein
Heusenstamm eine Purim-Feier. Im schönen geschmückten Saale strahlte jedem
Eintretenden ein 'Gut Purim' entgegen. Der erste Vorsitzende Herr Eugen
Ehrmann, begrüßte die fast vollzählig erschienenen Mitglieder und hieß
vor allem die neuen Mitglieder herzlich willkommen. In Anbetracht, dass zur
Zeit Awelim (Trauernde) in dem Verein sind, hat man von musikalischen
Einlagen Abstand genommen. Herr Eugen Ehrmann fungierte als Ansager
und liest durch Frau Moritz Eckmann mit einem Gesang die Feier
eröffnen. Schulkinder trugen Gedichte vor und nach und nach war alles in
fröhlicher Stimmung. Um 4 Uhr wurde Kaffee und Torte verabreicht.
Zwischendurch hatte Herr Eugen Ehrmann fast für sämtliche Mitglieder
ulkige Bemerkungen, die viel Heiterkeit erlebten. Der Höhepunkt bildete die
von Herrn Moritz Frankfurter bearbeitete Szene aus der Megilat
Esther: das Zusammentreffen des Königs Ahasveros, der Königin Ester, des
Ministers Haman und Mordechai, ausgeführt von den Schülerinnen Susi
und Paula Ackermann aus Bieber, Berta Frankfurter und
Beatrice Eckmann aus Heusenstamm. Die Aufführung wurde mit großem
Interesse verfolgt und erzielte zum Schluss großen Beifall. Um die achte
Abendstunde trennte man sich mit dem Bewusstsein, einige sehr angenehme
heitere Stunden verbracht zu haben. Besonderen Dank verdienen noch die Damen
Ida Frankfurter und Johanna Ehrmann für die Verabreichung von
Kaffee und Torte." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Ludwig Fürth aus Heusenstamm ist
als Commis in Göppingen tätig und macht schlechte Erfahrungen als Jude in der
Stadt (1857)
Artikel
in "Der Israelitische Volkslehrer" Heft 8 1857 S. 270: "Göppingen,
eine Stadt mit 6000 Seelen, hat seit dem Jahre 1849 neun jüdische Familien
in seiner Mitte, deren Häupter Fabrikherrn sind, die viele Tausend
christliche Arbeiter beschäftigen. Durch die Übersiedelung der Israeliten
nach Göppingen sind die Häuserwerte bedeutend gestiegen, die Frequenz der
Fremden in der Stadt hat bedeutend zugenommen, überhaupt zieht die
Bevölkerung dieser Stadt nur materiellen Nutzen von den dortigen Israeliten.
Dabei sind die israelitischen Firmen überall geachtet und selbst der blasse
Neid kann ihre Bürgertugenden nicht begeifern. Aber trotz alledem und
alledem sind die Juden der Gegenstand persönlicher Neckereien und der
angeführte Pressprozess deckt dieses Nachtstück mangelnder Urbanität
schonungslos auf. - Seit einigen Jahren nämlich werden die Israeliten von
einem Ballkomitee, dass nur aus Christen besteht, entweder durch
beschränktes Einführungsrecht moralisch, oder ganz von der Teilnahme an
Bällen und öffentlichen Belustigungen ausgeschlossen. Schon im Jahre 1855
(?) gab dieser Umstand Veranlassung zu unerträglichen Kontroversen im
Göppinger Wochenblatte. Bei der heurigen Karnevalszeit wiederholten sich nun
diese Insulten gegen die jüdische Bevölkerung und ein junger israelitischer,
poetisch-begabter junger Mann, Ludwig Fürth aus Heusenstamm
bei Frankfurt, Kommis bei den Fabrikanten Kaufmann und Gutmann unternahm es
in einem satirischen Gedichte den Vorstand des Ballkomitees, Rechtskonsulent
Kleinknecht, im Göppinger Wochenblatt zu geißeln. Das Gedicht zeichnet den
Kleinknecht, als ein Chamäleon, das auf dem Maskenballe sich produziere;
macht ihn lächerlich als Reiter, Tänzer und Jäger und bezweifelt seine
juristische Befähigung als Advokat, sowie seine allgemeine Bildung. Die
Verse sind sehr sarkastisch und der Betreffende genau gekennzeichnet. Dieses
Gedicht rief große Entrüstung in Göppingen hervor, sodass einige 100
angesehene Bürger, im nächsten Blatte, den Verfasser des Gedichtes
öffentlich der Verachtung preis gaben. Am Fastnacht aber suchte man den
Verfasser des Gedichtes und die Juden überhaupt durch Maskenzüge zu
persiflieren. Diese Retorsionen konnten es aber doch nicht verhindern, dass
Kleinknecht gegen den Verfasser des Gedichtes wegen erschwerter
Ehrenkränkung und gegen den Redakteur des Blattes wegen Beihilfe Klage
führte. Der Kläger ließ sich durch Rechtskonsulent Oesterlen, der
Beklagte durch A. Becher, bekannt als Reichsregent, vertreten. Die
Verteidigung zielte mehr auf öffentliche Brandmarkung des Göppinger
Judenhasses als auf Schuldloserklärung des Beklagten hin, der nur als Jude
gehandelt und ausgeschlossen von allen öffentlichen Belustigungsorten,
seinem Unmute nur durch die Presse Luft machen konnte. Becher leitete die
Verteidigung mit den Worten ein, dass er bedaure an dem Tage, an welchem er
die Zulassungsbill der Juden Englands in's Parlament, (freilich jetzt vom
Oberhaus verworfen,) in der Zeitung lese, plädieren zu müssen, weil der
Judenhass in Göppingen die Israeliten von einem Balle ausschließe. Die
Seifenblase der Toleranz vom Jahre 1848 sei schnell zerplatzt, die
Unduldsamkeit mache sich allenthalben wieder breit. Hätte ja die königliche
Regierung schon im Jahre 1828 die Juden vollständig emanzipiert, wäre ihr
nicht das Volksvorurteil hindernd in den Weg getreten, Kläger wollte zwar
die aus Schließung der Göppinger Israeliten auf deren eigene Rechnung setzen
und den Vorwurf des Judenhasses von der Stadt Göppingen ablenken, was ihm
aber nicht gelang. Doch wurde der junge Fürth zu 14 Tage Festungs-Arrest und
30 fl. Geldbuße, der Redakteur zu 3 Tagen und 25 fl. Geldbuße verurteilt. -
A. E." |
Zum 85jährigen Geburtstag des
langjährigen Vorstehers Joseph Fürth (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1892: "Aus
dem Kreis Offenbach. Dieser Tage feierte der Kaufmann Herr J. Fürth zu
Ysenburg in seltener Rüstigkeit sein 85. Wiegenfest. Herr Fürth ist als
Israelit und Mitbürger in weiten Kreisen hochgeachtet und geehrt. Über
40 Jahre hat derselbe das Amt des 1. Vorstehers in Heusenstamm mit
äußerster Gewissheit zum Wohle der ganzen Gemeinde geführt. Er war der
Begründer des Chewra HaNaschim; seiner Initiative war es zu
verdanken, dass daselbst eine neue Synagoge hergestellt wurde. Möge er
den Abend seines Lebens wie bisher in ungestörter Ruhe im Kreise seiner
Lieben verbringen. Bis hundert Jahre!" |
Zum Tod des langjährigen Vorstehers Hirsch
Rollmann (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1892:
"Vermischtes. Die israelitische Gemeinde zu Heusenstamm hat durch den
am 6. Nissan erfolgten Hintritt des Herrn Hirsch Rollmann einen
schmerzlichen Verlust erlitten. Derselbe bekleidete viele Jahre hindurch
das Amt des ersten Vorstandes in der Gemeinde mit Gewissenhaftigkeit und
Treue. Bei seiner Beerdigung, an der sich sehr viele Nichtjuden und der
Großherzogliche Bürgermeister beteiligte, musste wegen des Chodesch
Nissan von einer Trauerrede abgesehen werden." |
Zum Tod von Jos. Fürth in
Neu-Isenburg (geb. in Heusenstamm, gest. 1894 in Neu-Isenburg und beigesetzt in
Heusenstamm)
Artikel
in "Israelitische Wochenschrift" vom 12. Januar 1894: "Aus
dem Kreise Offenbach am Main, 8. Januar. (Original-Korrespondenz).
Dieser Tage starb Herr Josef Fürth zu
Neu-Isenburg im Alter von nahezu 88 Jahren. Die Leiche desselben ward
nach seinem Geburtsorte Heusenstamm, gebracht und daselbst unter
großem Gefolge zur ewigen Ruhe gebetet. Herr Fürth war nahezu 50 Jahre
erster Vorsteher genannter israelitischer Gemeinde Heusenstamm und hat sich
während dieser Zeit große Verdienste um dieselbe erworben. Zunächst ist es
seine Initiative und seinen persönlichen Opfern zu verdanken, dass die
Gemeinde ein neues Gotteshaus erhalten hat und manche milde Stiftung ins
Leben gerufen wurde. Am Grabe widmete ihm zunächst Herr S. Levy einen
warmen Nachruf und rühmte die Tugenden des Verstorbenen. Im Hause hielt Herr
M. Eckmann die eigentliche Gedächtnisrede und wies auf den großen
Verlust hin, der die Gemeinde betroffen. Auch der Gemeinderat Herr Johann
Ohlig ließ es sich nicht nehmen, unter Tränen zu bezeugen, welcher
Hochachtung und Liebe der Entschlafene bei Juden und Christen sich
jederzeit zu erfreuen hatte. Fürth vereinigte die Tugenden der
Bescheidenheit, Einfachheit und Anspruchslosigkeit in hohem Grade in seiner
Person. Den Einsamen und verlassen Dastehenden war er ein treuer Berater,
den Armen ein stiller Wohltäter. Seine 3 Söhne, welche jetzt zu den größten
und geachtetsten Firmen in Wien zählen, erzog er zu tugendhaften und
braven Menschen. Sein Name wird stets in Ehren genannt werden!" |
Zum Tod von Maier Schwarzschild
(Bankhaus Maier Schwarzschild in Frankfurt; geb. 1830 in Heusenstamm, gest. 1897 in Frankfurt)
Artikel
in "Berliner Vereinsbote" vom 18. Juni 1897: "Frankfurt am
Main (eigene Mitteilung.) Wiederum haben wir einen schweren Verlust zu
beklagen. Am 11. dieses Monats verstarb Herr Maier Schwarzschild und wurde
am Sonntag, den 13. unter außergewöhnlich großer Beteiligung zu Grabe
geleitet. Der Verstorbene, der strengsten Richtung im Judentume angehören,
hat die Ausübung der Wohltätigkeit förmlich als seine Lebensaufgabe erfasst,
sein zielbewusstes Streben galt den Armen und Bedrängten. Innerhalb unserer
Gemeinde bestehen eine große Anzahl Vereine mit den mannigfachsten
humanitären Aufgaben; dass Maier Schwarzschild allen diesen, in vielen zum
Vorstände zählend, angehörte, ist selbstverständlich gewesen für jeden, der
ihn kannte. Schwarzschilds Element war die Wohltätigkeit, die von ihm aber
nicht planlos geübt wurde. Das Wohltun 'zum Fenster hinaus' war für ihn ein
Gräuel, still, das Elend aufsuchend, wirkte er besonders nach der Richtung,
den Strauchelnden zu stützen, den Fallenden aufzuhalten, ihnen die
Menschenwürde zu erhalten, indem er ihnen, je nach den Verhältnissen, die
Möglichkeit zum Selbsterwerb zu schaffen sich bemühte. Hierauf war ein
ganzes Sinnen und Trachten gerichtet, und Maier Schwarzschild ist die
Errichtung des Vereins zur Ausbildung jüdischer Krankenpflegerinnen wie des
Vereins für Arbeitsnachweis zu danken, die vor etwa acht Jahren unter den
allerschwierigsten Verhältnissen errichtet, seitdem Großes geleistet haben
und zum Vorbilde geworden sind für alle größeren Gemeinden Deutschlands. Die
Armen, besonders auch Frauen und Mädchen, zu selbsttätigen Menschen zu
erziehen und zu erhalten, damit sie nicht zu Almosenempfängern herabsinken,
das war das Hauptziel Maier Schwarzschilds, und wie sah man dem kleinen
beweglichen Mann die Freude aus den klarblickenden, lebhaften Augen
leuchten, wenn er berichten konnte über neue Erfolge aus der so schweren
Arbeit. Nun haben sich diese Augen für immer geschlossen, Maier
Schwarzschilds Arbeit hat für immer geendet. Sein Andenken aber wird ein
gesegnetes sein, denn es wird zugleichem Tun die Überlebenden anspornen.
Schwarzschild war am 15. April 1830 zu Heusenstamm geboren." |
Silberne Hochzeit von Isidor Frankfurter und Bertha geb. Rohrheimer (1903)
Artikel
im "Frankfurter Israeliten Familienblatt" vom 4. Dezember 1903:
"Aus Hessen. Am 13. dieses Monats feiern die Eheleute Is. Frankfurter
und Bertha geb. Rohrheimer das Fest der silbernen Hochzeit. Nicht nur bei
der jüdischen, sondern auch bei der christlichen Einwohnerschaft
Heusenstamms erfreut sich der Jubilar und die Jubilarin einer allgemeinen
Beliebtheit. Schon seit vielen Jahren wird er von den Mitgliedern des
Turnvereins in den Vorstand gewählt und wurde ihm das Kleinod des
Vereins, die Fahne, anvertraut, die er auch bei den Turnfesten zu Hamburg
und wiederholt in Nürnberg vorangetragen. Herr Frankfurter begleitet
ferner auch das Amt eines 2. Vorstehers in der Gemeinde und verstand es,
die Interessen der Gemeinde jederzeit aufs beste zu vertreten. Möge dem
Jubelpaare einstens die goldene beschieden sein." |
Zum Tod von Sara Doiny geb. Feist (1903)
Aus
dem "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Dezember
1903: "Aus der Provinz Starkenburg. Dieser Tage verstarb die älteste
jüdische Frau in der israelitischen Gemeinde zu Heusenstamm, Frau Witwe Sara
Doiny geborene Feist im hohen Alter von 75 Jahren. Es sei
hierbei erwähnt, dass diese Frau in Mitzwah misassek b'mes groß
war und ihres gleichen suchte. Reichtümer hinterließ sie nicht; sie
hatte stets einen guten Humor und gab schlagfertige jüdische Antworten.
Sie war auf die Mildtätigkeit edeldenkender Menschen und auf
Unterstützungen der Wohltätigkeitskassen angewiesen und flossen ihr
Gaben reichlich zu. Stets besorgt um den jom hamisoh, bestellte sie
schon bei Lebseiten den Grabstein. - Von ihrer Schwiegermutter in
Mannheim, einer hohen Neunzigerin, wird sie noch überlebt, gewiss eine
Seltenheit." |
Zum Tod von Bertha Frankfurter geb. Rohrheimer (1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. November
1918: "Heusenstamm. Bertha Frankfurter geb. Rohrheimer, Tochter des
hoch geachteten Moritz Rohrheimer, seligen Andenkens und Nichte des unvergesslichen
Lehrers Rohrheimer seligen Andenkens in Biblis, ein Biederweib im
altjüdischen Sinne, ist verschieden." |
Vermächtnisse des in Hamburg
verstorbenen Hermann Schwarzschild an die jüdische und die politische Gemeinde
Heusenstamm (1919)
Artikel
in "Neue jüdische Presse" vom 8. November 1919: "Heusenstamm.
Der am 25. September im 82. Lebensjahre verstorbene Hermann Schwarzschild
in Hamburg, ein Sohn des langjährigen Vorstehers unserer Gemeinde,
Isaak Schwarzschild, und ein Bruder des Chefs des Bankhauses Maier
Schwarzschild in Frankfurt, hinterließ unserer Gemeinde 10.000 Mark und
unserem Orte 5000 Mark." |
|
Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 21. November 1919: "Der in Hamburg
kürzlich verstorbene Rentner Hermann Schwarzschild hat in einer
letzten Verfügung der Jüdischen Gemeinde seiner Geburtsstadt Heusenstamm
(Kreis Offenbach) ein Legat von 10.000 Mark und der Ortsgemeinde ein solches
von 5.000 Mark vermacht, deren Zinsen für Bedürftige der Stadt Verwendung
finden sollen." |
|
Artikel
in "Jüdischer Bote vom Rhein" vom 31. Oktober 1919: "Aus
Hessen. Kürzlich starb in Hamburg der Rentner Hermann Schwarzschild,
ein hochangesehener Mann und vortrefflicher Jude. Er entstammte einer
alteingesessenen und frommen Familie in Heusenstamm (Kreis
Offenbach), woselbst sein seliger Vater Israel Schwarzschild viele
Jahre hindurch das Amt des ersten Vorstehers begleitete. Die Söhne wanderten
aus. Der ältere Sohn Maier Schwarzschild gründete später das Bankhaus
Maier Schwarzschild in Frankfurt, Hermann Schwarzschild ließ sich in
Hamburg nieder. Er widmete sein ganzes Dasein stets dem Guten, Wahren und
Schönen und übte viel Wohltätigkeit im Stillen. Nie vergaß er seines
geliebten Heimatortes und namentlich die jüdische Gemeinde, die er stets
bedachte. In einer letzten Verfügung vermachte er derselben ein Legat von
10.000 Mark und der Ortsgemeinde ein solches von 5.000 Mark, deren Zinsen
für Bedürftige in der Gemeinde Verwendung finden sollen. Die jüdische sowie
die christliche Gemeinde werden ihm stets ein warmes Andenken bewahren."
|
Moses Gutenstein wird als Vorsteher der jüdischen
Gemeinde wiedergewählt (1921, gest. 1932 s.u.)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 2. Juni 1921: "Kreis Offenbach. Die Wiederwahl des
bisherigen 1. Vorstehers der israelitischen Religionsgemeinde zu Heusenstamm,
M. Gutenstein, auf weitere 3 Jahre erhielt die Bestätigung des Hessischen
Kreisamtes." |
85. Geburtstag von Caroline Rollmann (1921)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 5. Mai 1921: "Heusenstamm. Frau Caroline Rollmann
beging ihren 85. Geburtstag. Sie ist die Tochter des 1849
verstorbenen hiesigen Rechners Isaak Levy und Witwe des hiesigen 1.
Vorstehers S. H. Rollmann". |
Spende von Leo Frankfurter (USA) für die Gemeinde (1921)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 26. Juli 1921: "Kreis Offenbach. Leo Frankfurter in
Musoogee (Oglahoma; gemeint Muskogee
in Oklahoma), ein Enkel des Predigers Frankfurter seligen
Andenkens in Rendsburg, hat in treuer
Anhänglichkeit an seine Heimat in Heusenstamm in Gemeinschaft von
mehreren Gönnern und Freunden eine hochherzige Spende von mehreren
tausend Mark der israelitischen Gemeinde überwiesen, sodass dieselbe in
den Stand gesetzt ist, ihr Gotteshaus mit elektrischer Beleuchtung zu
verzieren und den Wiederaufbau der verfallenen Friedhofsmauer
herzustellen." |
|
Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 5. August 1921: "Leo Frankfurter in
Musoogee (Oklahoma), ein Enkel des Predigers Frankfurter seligen Andenkens
in Rendsburg..."
Derselbe Artikel wie im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" siehe
oben. |
Zum Tod des langjährigen
Vorstandsmitgliedes Isidor Frankfurter (1928)
Artikel
in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen
Religionsgemeinden Hessens" Heft 4 1928: "Heusenstamm
(Kreis Offenbach am Main). Vor einigen Wochen wurde das langjährige
Vorstandsmitglied der hiesigen Religionsgemeinde, Herr Isidor Frankfurter
nach kaum vollendetem 71. Lebensjahre zur letzten Ruhe gebettet. Dieser
Mann verdient er ist, dass seiner auch in diesen Blättern in ehrender Weise
gedacht werde. Eine frommen Kantorfamilie Schleswig-Holsteins entstammend,
hat er stets die religiösen Überlieferungen des Elternhauses bewahrt und
betätigt. Den Mitgliedern der kleinen Gemeinde in den praktisch religiösen
Dingen des jüdischen Lebens ein zuverlässiger Berater, hat er Ihnen auch
durch den würdigen und verständnisvollen Vortrag der Gebete an Sabbat und
Feiertagen religiöse Werte vermittelt und so wesentlich zum Zusammenhalt der
jüdischen Gemeinde, die schon seit Jahren des eigenen Lehrers entbehrt,
beigetragen. Herr Rabbiner Dr. Dienemann zeichnete das Bild des
trefflichen Mannes nach dem Tora Wort: 'Es sei dir zum Zeichen an deiner
Hand und zum Erinnerungsband zwischen deinen Augen, damit die Lehre des
Ewigen in deinem Munde sei', ausführend, wie Herr Frankfurter durch seinen
unermüdlichen Fleiß in seinem bürgerlichen Beruf, durch sein friedliches
Streben, seine ehrenhafte Gesinnung und seinen rechtschaffenen Lebenswandel
sich die Wertschätzung seiner Mitbürger - ohne Unterschiede der Konfession -
erworben, so den Namen Gottes auf Erden verherrlicht und durch seine echte
jüdische Lebensführung 'die Lehre des Ewigen' in die Tat umgesetzt habe. -
Von der großen Beliebtheit Frankfurters gab nicht nur das überaus große
Trauergeleite - voran der Turnverein Heusenstamms, dem der Verstorbene fast
40 Jahre angehört hatte - Zeugnis, sondern auch die tief empfundenen
Abschiedsworte des Bürgermeisters des Ortes, die im Wortlaut folgen mögen:
Liebe Trauerversammelte!
Wir stehen hier an dem offenen Grabe unseres Freundes, Turners und Bürgers
der Gemeinde Heusenstamm, Isidor Frankfurter ist sein Name! Unser lieber
Freund Isidor Frankfurter ist ein Eckpfeiler auf den Fundamenten unseres
Turnvereins. Frankfurter gehörte unserem Verein seit 40 Jahren an und hat
sich in dieser Zeit als ein echter, braver deutscher Turner erwiesen, aber
er war auch ein Bürger von echtem Schrot und Korn in der Gemeinde
Heusenstamm. Als Turner war er ein Idealist und ein großer Anhänger unserer
Jugend, deren Erziehung unser Ziel ist. In meiner Jugend hat er uns stets
die Fahne des Turnvereins vorangetragen, und es war ihm immer eine Freude,
wenn sich ihm dazu Gelegenheit bot und wenn ein Fest zu besuchen war. Wir
alle freuten uns in unserer Jugend, wenn wir unseren lieben Frankfurter an
unserer Spitze mit der Vereinsfahne sehen konnten.
Dass er ein Idealist war, zeigt seine Äußerung, die erfuhr sechs Wochen, als
schon der Todeskeim in ihm lag, unserem Vorsitzenden gegenüber tat: 'Aber,
wenn es dieses Jahr nach Köln auf das Deutsche Turnfest geht, dann bin ich
der Erste und muss die Fahne des Vereins wieder voraustragen'. Meine lieben
Leidtragenden, wer ist nicht begeistert, der von so einem alten Turner diese
Worte hörte. Leider ist seine Hoffnung nicht in Erfüllung gegangen, da der
unbezwingliche Tod ihm ein jähes Ende gesetzt hat. Wie er als Turner war, so
war er als Mensch. In diesem großen Wirtschaftskampf hat er sich stets
ehrlich und redlich durchs Leben geschlagen. Er hat in diesem schweren
Wirtschaftskampf gekämpft und gestritten zum Wohle seiner Familie, zum Wohle
der Allgemeinheit. Ganz besonders hat er sich im letzten großen Weltkrieg
ständig als Mensch und als Wohltäter für uns alle gezeigt. Wir verlieren in
ihm einen Freund, ein treues Mitglied unseres Vereins, und die Gemeinde
verliert in ihm einen braven Bürger." |
Zum Tod von Moses Gutenstein - 82.
Geburtstag von Rebekka Eckmann - Generalversammlung des Israelitischen Männer-
und Frauenvereins - Zeichen von christlich-jüdischer Verbundenheit durch den
neuen katholischen Dekan Eckstein (1932)
Artikel
in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der israelitischen
Religionsgemeinden Hessen" Heft 2 1932: "Heusenstamm. Die
israelitische Gemeinde Heusenstamm hat zu Beginn dieses Jahres einen
schweren Verlust erlitten. Im 78. Lebensjahre ist Herr Moses Gutenstein
nach zweitägigem Krankenlager verstorben. 30 Jahre war er als Vorsteher in
unserer Gemeinde tätig. Infolge seines vorgerückten Alters legte er vor
wenigen Jahren dieses Amt nieder, um der jüngeren Generation Platz zu
machen. Wo es galt, für die israelitische Gemeinde tätig zu sein, da war
Gutenstein als erster am Platz. Er war so richtig das Vorbild für unsere
Jugend, welche heute, mehr denn je, leuchtende Vorbilder nötig hat. Aber
auch in nichjüdischen Kreisen war der Verstorbene sehr beliebt, wovon die
zahlreiche Beteiligung am Begräbnis Zeugnis ablegt. Nach der Rede des Herrn
Rabbiner Dr. Dienemann aus Offenbach sprachen kurze Abschiedsworte Herr
Moritz Frankfurter für die israelische Gemeinde und Herr Eugen
Ehrmann im Namen des Israelitischen Männer- und Frauenvereins
Heusenstamm, dessen zweiter Vorsitzender der Verstorbene war. Er ruhe in
Frieden!
Am 2. Januar 1932 feierte Frau Rebekka Eckmann in seltene Rüstigkeit
ihren 82. Geburtstag.
Der Israelitische Männer- und Frauen-Verein Heusenstamm hielt Anfang
Januar seine diesjährige Generalversammlung ab. Zu Beginn der
Versammlung gedachte der 1. Vorsitzende des Vereins, Herr Eugen Ehrmann,
des verstorbenen Vorstandsmitglied des Herrn Mose Gutenstein. In der
stattgefundenen Vorstands-Ergänzungswahl wurde Frau Ida Frankfurter
als 2. Vorstandsmitglied neu gewählt. Die übrigen Punkte der Versammlung
wurden satzungsgemäße behandelt und durchgeführt.
Als ein seltenes Zeichen religiösen Friedens sei nachstehendes der
Allgemeinheit bekannt gegeben. Anfangs dieses Jahres wurde der hiesige
katholische Geistliche zum Dekan ernannt. Unter den Gratulanten fand sich
auch die israelitische Gemeinde ein. Darauf ging folgendes Dankesschreiben
ein: 'Der israelitischen Religionsgemeinde Heusenstamm sage ich für ihre
liebenswürdige Aufmerksamkeit gelegentlich meiner Ernennung zum Dekan des
Dekanats Offenbach herzlichen Dank. Nach wie vor wird mein Wirken dahin
gehen, das gläubige Judentum nicht nur zu tolerieren, sondern es zu achten
und zu lieben. Auf dem Boden des gemeinsamen Gottesglaubens haben beide
Gemeinden heute eine gemeinsame Kulturmission in der sinkenden Welt. Darum
erwidere ich Ihre Wünsche mit den gleichen für das neue Jahr und eine
gedeihliche Zukunft der Israelitischen Religionsgemeinde Heusenstamm.
Unter hochachtungsvollster Begrüßung
gezeichnet Eckstein, Dekan. " |
Fragwürdiges Urteil des
"Darmstädter Sondergerichtes" gegen Enoch Frankfurter, Geschäftsmann in
Heusenstamm (1934)
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins) vom 2. August 1934:
"Urteil des Darmstädter Sondergerichts.
Das Darmstädter Sondergericht verurteilte am 30. Juli den 27-jährigen
Enoch Frankfurter in Heusenstamm zu sieben Monaten Gefängnis.
Frankfurter hatte den Ruin seiner Firma auf den Judenboykott durch
zurückgeführt und abfällige Äußerungen über die Reichsregierung gemacht. Das
Gericht stellte fest, dass der Geschäftsrückgang lediglich eine Folge der
schludrigen Geschäftsführung des Angeklagten sei. In dem Urteil wurde
betont, dass die Juden der Reichsregierung dafür dankbar sein müssten, dass
sie noch derart gut in Deutschland behandelt würden. " |
|
Artikel
in Jüdisch-liberale Zeitung" vom 3. August 1934: "Das
Darmstädter Sondergericht verhandelt er gegen den 27-jährigen Enoch
Frankfurter in Heusenstamm, der, der 'Frankfurter Zeitung' zufolge, den
Ruin seiner Firma auf den Judenboykott zurückgeführt und abfällige
Äußerungen über die Reichsregierung gemacht hatte. Wie das Gericht
feststellte, ist der Geschäftsgang lediglich eine Folge der schludrigen
Geschäftsführung des Angeklagten, der zu sieben Monaten Gefängnis
verurteilt wurde, mit dem Betonen, dass die Juden der Reichsregierung dafür
dankbar sein müssten, dass sie noch derart gut in Deutschland behandelt
behandelt werden." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Heiratsanzeige von Sally Reinhardt und Fanny geb. Eckmann (1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. September
1903: "Als Vermählte empfehlen sich:
Sally Reinhardt - Fanny Reinhardt geb. Eckmann Wachenbuchen
- Heusenstamm." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits 1650 wurde mit der Erlaubnis des Schlossherrn eine Synagoge erbaut. Ob es noch
dieselbe war, die 1829 renoviert und am 29. August 1829 durch den
damaligen Offenbacher Oberrabbiner Gottlieb Metz (gestorben 1842) wieder
eingeweiht worden war, ist nicht bekannt. Der Nachfolger auf der Stelle des
Offenbacher Oberrabbinates wurde Dr. Salomon Formstecher (gest. 1889 in
Offenbach). Er hat die 1880/81 erbaute neue Synagoge in Heusenstamm
eingeweiht.
Einweihung der neuen Synagoge (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1881:
"Heusenstamm bei Offenbach, 13. September (1881). In unserer kleinen
Gemeinde fand heute die Einweihung der neuen Synagoge statt.
An dieser Feier beteiligten sich fast sämtlich Einwohner des Ortes und
würde das innige Zusammenleben aller Konfessionen selbst die besten
Anhänger Stöckers außer Fassung gebracht haben. Im Bethause nahm neben
dem Rabbinen Herrn Dr. Formstecher, der hochwürdige katholische
Geistliche seinen Sitz, an dessen Seite der Oberamtmann, der
Bürgermeister und die Gemeinderäte.
Nach Herr Durlacher aus Frankfurt den liturgischen Teil in ergreifender
Weise vorgetragen hatte, bestieg Dr. Formstecher die Kanzel und
beleuchtete in einer trefflichen Weise das Judentum, das keine politische
Tendenz kenne und keinen Staat im Staate bilde, sondern einen Juden, wes
Glauben er auch angehören möge, gestatte, den Gottesdienst im Tempel
mitzufeiern. Der Redner schloss mit einem ergreifenden Gebet für das Wohl
des Kaisers und des Großherzogs.
Nach der Feier begaben sich der Bürgermeister und der Gemeinderat in das
Haus des Vorstehers Herrn Fürth, um dort an einem kleinen Imbiss
teilzunehmen. Hier hatten wir Gelegenheit eine Rede zu hören, welche wir
der Öffentlichkeit nicht vorenthalten können. Herr Gemeinderat Ohlig
schilderte in beredten Worten das gute Einvernehmen der verschiedenen
Konfessionen des Ortes und hob speziell - im Hinblick auf die
gegenwärtige verabscheuungswerte Bewegung der Antisemiten hervor, dass
das Verhältnis der christlichen Bevölkerung den Juden gegenüber seit
seiner Kindheit ein äußerst kordiales (= herzliches) gewesen sei. Die
Beliebtheit und Achtung, die seine jüdischen Mitbürger mit Recht
verdienen, bürgten für die ewige Dauer dieses Einvernehmens. Er schloss
mit den Worten: 'Hier wird nicht gestöckert!'
Herr Salomon Levy aus Frankfurt hob hervor, dass die zivilisierte
Residenzstadt von den Bewohnern eines unbedeutenden Dorfes die wahrhafte
Menschenliebe erlernen könne.
Herr Schwarzschild aus Frankfurt gedacht der dahingegangenen Lehrer
Heusenstamms, die sich um die Erziehung vieler anwesenden Männer
Verdienste erworben und hob die Verdienste des würdigen Vorstehers Herrn
Fürth besonders hervor.
Schließlich haben wir noch einer Widmung zu erwähnen, welche der
anwesende Sohn des seligen Oberrabbiners Metz - das Gedenken an den
Gerechten sei zum Segen - der israelitischen Gemeinde Heusenstamms zum
ewigen Andenken überließ."
Es war dies die hübsch eingebundene Rede, welche der selige Oberrabbiner
am 29. August 1829 bei damaliger Renovationsfeier der Synagoge hielt. -
Dem Geber wurde der Dank der Gemeinde in herzlichen Ausdrücken
zuteil.
Um 7 Uhr trennte sich die fröhliche Gesellschaft, da ein großer Teil der
Gäste von Frankfurt zur Beiwohnung dieser erhabenen Feier erschienen war,
und die Rückkehr antreten musste." |
Die Synagoge wurde entsprechend der
inzwischen klein gewordenen Gemeinde mit 34 Männer- und 12 Frauenplätzen
eingerichtet. Es handelte sich um einen eingeschossigen Massivbau mit
Satteldach.
Auf Grund der 1921 genannten Spende von Leo Frankfurter konnte vermutlich
die elektrische Beleuchtung in der Synagoge eingeführt werden (s.o.).
Ein böse Überraschung erlebte die Gemeinde in der Purimwoche 1924, als
plötzlich die Decke der Synagoge einstürzte. Zur teilweise Beschaffung der
für die Renovierung notwendigen Mittel wandte sich der Gemeindevorstand auch an
die jüdische Öffentlichkeit:
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924:
"Aufruf! In der Purimwoche ist leider die Decke unserer Synagoge
eingestürzt. Der Schaden ist groß. Die Herstellung derselben sowie eines
neuen Dachstuhles macht sich erforderlich. Es ist leider der kleinen, aus
8-9 Familien bestehenden israelitischen Gemeinde nicht möglich, die
Kosten hierfür aufzubringen. Wohltätige israelitische Glaubensgenossen -
helfet uns bald dieses schöne Werk zu vollenden. Die Expedition des
Israelit sowie der unterzeichnete Vorstand sind gern bereit, Gaben
hierfür in Empfang zu nehmen und hierüber zu quittieren.
Heusenstamm, (Hessen). Der Vorstand: J. Frankfurter." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge mit ihren teils sehr
wertvollen Ritualien zerstört und das Gebäude beschädigt. Wenig später wurde
es verkauft und zu einem bis heute erhaltenen Wohnhaus umgebaut. An dem
Gebäude erinnert durch den Umbau nichts mehr an die frühere Nutzung.
Adresse/Standort der Synagogen: die alte
(1829 renoviert) und die neue Synagoge standen auf dem Grundstück Kirchstraße 20 (frühere Eckgasse)
Fotos
(Quelle: Foto links bei Arnsberg. Bilder S. 91;
Farbfotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.8.2008)
|
Historische Aufnahmen sind noch nicht vorhanden; über
Zusendungen freut sich der
Webmaster von Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite. |
|
|
|
Die ehemalige Synagoge
um 1970/1985 |
|
|
|
Die ehemalige Synagoge
(Vorderhaus)
um 1970 |
Die ehemalige Synagoge 1985;
nach Altaras
ist der Vorderteil des Gebäudes vermutlich
später angebaut
worden. |
|
|
|
|
Die ehemalige Synagoge
im Sommer 2008 |
|
|
|
Die ehemalige Synagoge |
Die ehemalige Synagoge
(Mitte); das
Grundstück links - 1985 noch
Gartengrundstück (siehe oben)
-
ist inzwischen bebaut |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Gedenken/Erinnerungsarbeit
vor Ort
(Fotos: Klara Strompf,
Aufnahmedatum 25.4.2017 Gedenktafel
bzw. 13.9.2016 "Stolpersteine" |
|
|
Allgemeine
Gedenktafel für die Opfer der NS-Zeit mit der Inschrift: "Aus Anlass des
50. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus gedenkt die Stadt
Heusenstamm ihrer Mitbürger, die unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft aus rassischen, religiösen oder politischen Gründen
verfolgt und ermordet wurden, der in unserem Ort eingesetzten Zwangsarbeiter
und Kriegsgefangenen und der Menschen, die Widerstand leisteten. Ihr Leid
verpflichtet uns zum Einsatz für den demokratischen Rechtsstaat". Die Tafel
befindet sich auf dem Kirchplatz bei der Musikschule. |
|
|
|
|
|
|
"Stolpersteine"
vor dem Gebäude Schloßstraße 17-19 für Moritz Eckmann (1888), Johanna
Eckmann geb. Frankfurter (1889), Simon Eckmann (1889), Beatrice Eckmann (Jg.
1922). Alle vier wurden 1942 "Richtung Osten" deportiert und sind
umgekommen.
Weitere Stolpersteine liegen vor den Häusern Eckgasse 2, Schulstraße 3,
Borngasse 13 und Feldstraße 12. Die "Stolpersteine" wurden 2007 durch Gunter
Demnig auf Initiative von Bürgern der Gemeinde verlegt. |
|
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 365-367. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 91. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 173. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 276. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 169-170. |
| Alfred Dittrich: Geschichte der jüdischen
Kultusgemeinde in Heusenstamm. In: Heusenstammer Stadtpost Nr.
18.20.22.24.25. 1972. |
| Sabine Richter-Rauch: "Sie wohnten neben uns" - Die
jüdischen Familien in Heusenstamm zwischen 1930 und 1945. Selbstverlag 2008. 116 Seiten. ISBN: 978-3-00-023025-7. Bestellmöglichkeit
im "Buchladen am Markt" Offenbach |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Heusenstamm
Hesse. Established before 1650, the community numbered 89 (11 % of the total) in
1828-49. Jews from nearby Obertshausen also attended the synagogue, which was
badly damaged on Kristallnacht (9-10 November 1938). Most of the
remaining 26 Jews fled to other German towns and probably died in the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|