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Ehrenberg [Rhön], Kreis Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von
Elisabeth Böhrer)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Wüstensachsen bestand eine relativ große jüdische Landgemeinde bis 1938.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1630
werden erstmals Juden am Ort genannt; nach den
Abgaberegistern der von Thüngen'schen Herrschaft waren 1660 drei
jüdische Personen in Wüstensachsen. 1730 wurden 19 jüdische Familien
am Ort gezählt mit insgesamt 51 Personen (über 13 Jahre), die unter der Herrschaft der
Würzburger Julius-Universität und der Reichsritter von Mansbach am Ort lebten
(zehn Familien unter der Herrschaft der Universität mit den
Familienvorständen: Haym älter, David, Low, Moyses, Aron Marx, Moyses Israels
Wittib, Samuel, Aron Isräel, Mayer Hamm, Aser, Seligmann Juden Schulmeister;
neun Familienvorstände unter Freiherrlich Mansbachischer Herrschaft mit den
Familienvorständen: Lemma Levi älter, Löb, Eißig, Itzig, Moyses Levi,
Joseph, Meyer, Hiyam, Michel; s.u. Lit. M. Imhof: 400 Jahre S. 29-30). Im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts wuchs die
Gemeinde auf 26 jüdische Familien an.
Im 18. Jahrhundert hatte die jüdische
Gemeinde zeitweise auch einen Rabbiner. 1755 war bei der Festlegung einer
neuen Platzordnung in der Synagoge in Schwarza
Rabbiner Moses aus Wüstensachsen anwesend. Um 1785 war Jakob Joseph
Gersfeld Rabbiner in Wüstensachsen (nach 1794 Oberlandesrabbiner in Mergentheim,
1799 oberhessischer Landesrabbiner in Friedberg, 1802 bis zu seinem Tod 1814
Landesrabbiner in Bamberg).
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts wie
folgt: 1871 137 jüdische Einwohner (12,6 % von insgesamt 1.086
Einwohnern), 1885 136 (13,8 % von 985, in etwa 35 Familien), 1895 116 (12,1 %
von 975), 1905 119 (11,9 % von 1.002).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Wüstensachsen auf
insgesamt 38 Matrikelstellen (einschließlich der Nachträge bis 1825)
die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und
Erwerbszweig): Löw Jacob Stiefel (Viehhändler), Jonas Jacob Herzberg
(Viehhändler), Maier Jacob Nussbaum (Viehhändler), Feist Levi Birnbaum
(Schmuser), Benjamin Abraham Adler (Lehrer und Schmuser), Itzig Maennlein Wohl
(Krämer), Michel David Grünspecht (Krämer), Moises Haium Buchsbaum (Handelschaft),
Samuel Löb Kirschbaum (Schlachter), Joel Katz Robinson (Schmuser), Haium Fromm
Baerenfels (Schmuser), Itzig Mardche Hüflein (Krämer), Maier Marche Weinberger
(Krämer), Keske Samuel Rosenstock (Viehhändler), Assur Maennlein Roedelheimer
(Krämer), David Moises Olstermann (Federhändler), Hendel Hirsch Rabenstein
(Schlachter), Leimann Levi Nordhäuser (Schmuser), Wolf Levi Rosenblatt
(Viehhändler), Beile Gerson Weinstein (Krämer), Leimann Victor Stirn
(Schmuser), Salomon David Türkenkopf (Schmuser), Maier Levi Apfelbaum
(Viehhandel), David Hirsch Gold (Krämer), Salomon Levi Liebling (Viehhändler),
Lob Levi Löbenstern (Viehhändler), Wolf Marx Wohlgemach (Schmuser), Jüdle
Mardche Rotenstein (Federhändler), Abraham Behr Silberstein (Krämer), Löser
Marcche Schneeberger (Federhändler), Abraham Levi Linz (Schmuser), Samuel Levi
Schiff (Schmuser), Haium Moises Buchsbaum (Schmuser), Abraham Grünsprecht
(Leinenweberprofession,
seit 1822), Moses Bass (Schnittwarenhandlung, seit 1823(, Abraham David Gold
(Kupferschmiedprofession, seit 1824), Samuel Rosenstock (Ackerbau, seit 1824(,
Mardochäus Itzig Hüflein (Eisenhandel, seit 1925). Nicht in die Matrikelliste
aufgenommen wurden Joseph Löb Lump (Lumpenhändler) und Viktor Levi
Staatsburger (Schmuser).
Die Gemeinde Wüstensachsen war über
mehrere Jahrzehnte die stärkste jüdische Gemeinde im ehemals bayerischen Kreis
Gersfeld (bestand bis 1866). Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die im
benachbarten Melperts lebenden jüdischen Einwohner (1932 3 Personen).
Ihren Lebensunterhalt verdienten die jüdischen Gewerbetreibenden - wie aus der
Matrikelliste hervorgeht - vor allem durch den Handel mit
Vieh und landwirtschaftlichen Produkten. Seit der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts gehörten mehrere Ladengeschäfte am Ort
jüdischen Inhabern. Die jüdischen Familien lebten fast alle an der heutigen
Rhönstraße (frühere Hauptstraße).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Religionsschule (beziehungsweise seit 1894 eine Israelitische
Elementar-/Volksschule,
für die 1899-1903 ein Schulhaus erbaut wurde; 1919 besuchten
die Kinder vorübergehend die katholische Schule, wenig später und bis 1936
bestand wieder eine Israelitische Elementarschule) und ein rituelles Bad (auf
einem Grundstück zwischen dem heutigen Fichtenweg und der Bundesstraße 278 an
einem heute verrohrten Bach). Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Weyhers
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
beziehungsweise ab 1894 ein Elementarlehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter (Kantor)
und Schächter tätig war. Im 19. Jahrhundert war von mind. 1839 bis 1848 Hirsch
Hirschenberger Lehrer in der Gemeinde; einer seiner Nachfolger war Maier
Weiler, der 35 Jahre lang (1855 bis 1890) in Wüstensachsen wirkt; nach ihm wurde die Stelle
neu ausgeschrieben (siehe Ausschreibungstext von 1890). Im 20. Jahrhundert
waren die Lehrer: Abraham Guntersheim (1900-1929), Iwan Goldschmidt (1930-1935),
zuletzt Berthold Katz (1935-1938). Die jüdische Gemeinde
gehörte von 1840 bis 1892 zum Distriktsrabbinat Gersfeld, nach dessen Auflösung zum
Provinzialrabbinat Fulda.
Bis zu seinem Tod 1851 wird als Ortsrabbiner in Wüstensachsen Mardochäus
Löb Adler genannt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius Gärtner
(geb. 27.12.1882 in Wüstensachsen, gest. 27.10.1915 in Kriegsgefangenschaft),
Siegmund Nordhäuser (geb. 31.7.1894 in Wüstensachsen, gef. 10.3.1916) und Sally
Weinberger (geb. 6.7.1890 in Wüstensachsen, gef. 3.11.1914). Ihre Namen stehen auf dem
Gefallenendenkmal des Ortes gegenüber der Einmündung der Rhönstraße in die B
278 unterhalb des christlichen Friedhofes.
Um 1924, als noch 103 jüdische Einwohner gezählt wurden (10,3 % von
insgesamt etwa 1.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Max Buchsbaum
I, Nathan Dorrhäuser I, Theobald Gold, Max Buchsbaum II und David Grünspecht.
An der israelitischen Volksschule unterrichtete inzwischen der schon genannte Lehrer
Abraham Guntersheim (oder Gundersheim oder Güntersheim; bis zu seiner Zurruhesetzung 1929).
Im Schuljahr 1923/24 hatte er sechs jüdische Kinder zu unterrichten. Zwischen
1924 und 1928 schwankte die Schülerzahl zwischen vier und neun Kindern, 1929
waren es wieder elf Kinder. An jüdischen
Vereinen bestanden: die Chewro Kadischa (Wohltätigkeits- und
Bestattungsverein, 1932 Vorsitzender Liebmann Weinberger), die Chewra Gemilus
Chasodim (zur Unterstützung Hilfsbedürftiger und Kranker sowie
Bestattungswesen, gegründet 1859, 1924 Vorsitzender Liebman Weinberger, 1932
Vorsitzender Levi Buchsbaum, 11 Mitglieder), der Israelitische Frauenverein
(zur Unterstützung Armer, Krankenpflege, Bestattungswesen, gegründet 1890,
1932 unter Leitung von Zerline Grünspecht) und die Jugendgruppe Agudoh.
1932 waren die Vorsteher der Gemeinde folgende sechs Herren: Max Buchsbaum I (1.
Vorsitzender), Liebmann Weinberger, Jakob Weinberg, Max Buchsbaum II, Hermann
Grünspecht und Leo Nordhäuser II. Lehrer, Kantor und Schochet war (von 1930 bis
zu seinem
Wechsel nach Fulda 1935; siehe Artikel unten) - Iwan
Goldschmidt; er unterrichtete damals 15 Kinder an der Israelitischen
Schule.
Die Adressen und Gewerbebetriebe der jüdischen Familien in Wüstensachsen
vor 1938 waren: Theobald Gold (Stoffe, Schuhe, Kolonialwaren, Rhönstraße
27, heute neues Gebäude), Gebrüder Jonas Nordhäuser (Vertreter für Stoffe)
und Nathan Nordhäuser (Viehhandel, frühere Hauptstraße 105, heute hier
Rathaus), Arno Nordhäuser (Pferdehändler, frühere Hauptstraße 106 1/2, heute
hier Bürgerhaus und Pfarrheim), Berthold Braunschweiger (Viehhandel,
Rhönstraße 19), Schwestern Sarah und Johanna Gold (Verkauf von Backwaren,
Kaffee, Kolonialwaren und Fisch; frühere Hauptstraße 106, hier heute Bushaltestelle;
im gleichen Haus war die Arztpraxis von Dr. Seliger 1923-23, Dr. Lump 1925-30,
Dr. Neuwahl 1930-33), Max Buchsbaum I (Stoffe und Versandgeschäft
(Forsthausstraße 2, Gebäude steht nicht mehr), Moses Weinberger (Mehlhandel,
Hüte und Mützen (Röhnstraße 14), Luis Grünspecht (Rhönstraße 13),
Gebrüder Grünspecht (Rhönstraße 8, Gebäude steht nicht mehr; es wohnten
hier: David Grünspecht, Metzger und Ladengeschäft; Hermann Grünspecht,
Viehhandel; Selinde Grünspecht, Spielwaren und Backwaren); Max Buchsbaum II
(Konfektions- und Schnittwarengeschäft, Fahrräder, Nähmaschinen, Rhönstraße
6), Bertel Braunschweiger (Hut- und Kleidergeschäft, Rhönstraße 4),
Hermann Nordhäuser (Viehhandel, Rhönstraße 11), Witwe Gärtner (Kolonial- und
Schnittwarengeschäft, Rhönstraße 9), Tina Nordhäuser mit Sohn Arthur (Emaillgeschäft
(Rhönstraße 5), Hugo Weinberger (Viehhandel, Fichtenweg 6), Markus
Schneeberger (Kolonial- und Kurzwarengeschäft, Rhönstraße 2), A. Rödelheimer
(Handelsvertreter, Gebäude an der Kreuzung B 278 steht nicht mehr), Dr. Neuwahl
(Arztpraxis in Neubau 1930-33, Tanner Straße 11), Hermann Weinberger
(Viehhandel, Mittelstraße 22), Siegfried Weinsberger (Viehhandel, Schafsteiner
Straße 8), Jakob Weinberger (Schuh- und Schnittwarengeschäft, Mützen,
Schafsteiner Straße 1), Leo Nordhäuser (Felle, Därme, Öle, Kochherde,
Nähmaschinen, An der Kirche 8).
1933 lebten noch 82 jüdische Personen in Wüstensachsen (6,6 % von
insgesamt 1.236). In
den folgenden Jahren (verstärkt seit 1935) ist ein großer Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach 1933 kam es zu
zahlreichen willkürlichen Verhaftungen und Misshandlungen durch SA- und
SS-Leute, über die Alfred Grünspecht in seinen Memoiren berichtet ("fast
jede Nacht wurden jüdische Häuser demoliert, Fenster und Türen eingeschlagen,
jüdische Leute verprügelt, Gartenzäune weggeschleppt. Selbst ein Schornstein
wurde umgeworfen. Drei - jüdischen Besitzern gehörige Scheunen - wurden ein
Raub der Flammen"). 1938 musste die jüdische
Schule geschlossen werden; die jüdischen Kinder mussten danach die Schule in
Fulda besuchen (1938 vier Kinder). Letzter jüdischer Lehrer war von 1935 bis
1938 Berthold Katz (siehe Artikel unten). Die letzten jüdischen Einwohner
wurden im November 1938 per Lastwagen nach Fulda abgeschoben. Diejenigen, die emigrieren
konnten, fanden Aufnahme in Nord- und Südamerika, in Südafrika und
Palästina.
Von den in Wüstensachsen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Bodenheimer
geb. Weiler (1873), Berta Brunngässer geb. Weinberger (1886), Max Buchsbaum (1880),
Max Buchsbaum (1883),Meta Buchsbaum geb.
Abraham (1883), Rebekka Cahn geb. Stiefel (1859), Rosette (Recha) Cohn geb. Lump
(1903), Anni Gold (1922), Ida Gold geb. Wildberg (1889), Johanna Gold (1877),
Julius Gold (1883), Sara Gold (1874), Theobald Gold (1877),
Mathilde Goldschmidt geb. Buchsbaum (1886), Regina Goldschmidt geb. Nordhäuser
(1885), Guta Guntersheim (), Meta Heilbronn geb. Horn (1878), Karoline
(Lina) Heinemann geb. Grünspecht (1888), Minna Hirschberg geb. Weinberger
(1865), Renate Honi geb. Nordhäuser (1891), Emma Regina Lax geb. Lump (1877),
Ilse Levi geb. Buchsbaum (1921), Bernhard (Baruch) Lump (1872), Emma Michaelis
geb. Lump (1881), Arthur
Nordhäuser (1902), Beate Nordhäuser (1921), Hannelore Nordhäuser (1922),
Jonas Nordhäuser (1883), Joseph Nordhäuser (1876), Ludwig Nordhäuser (1924),
Max Nordhäuser (1882), Moses Nordhäuser (1873), Nathan Nordhäuser (1880),
Selma Nordhäuser geb. Bravmann (1896), Hedwig Schulmann geb. Weinberger (1882),
Zeffi van der Sluis geb.
Nordhäuser (1889), Betti Stern geb. Nussbaum (1875), Hedwig Strauß geb.
Rödelheimer (1879), Klara Tannenbaum geb. Weiler (1864), Leopold Weiler (1867),
Jakob Weinberg (1884), Erika Weinberger (1929), Herta Weinberger geb.
Gundersheim (1905), Josef Weinberger (1861), Kurt Weinberger (1930), Max Weinberger
(1887), Siegfried
Weinberger (1895), Jeanette Wohl geb. Braunschweiger
(1878).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers/Vorbeters/Schächters 1890 /
1900 / 1929 sowie eines Hilfsvorbeters 1924
Anmerkung: 1890 wurde noch ein Religionslehrer gesucht; die
jüdische Elementar-/Volksschule bestand erst seit dem 1. April 1894;
entsprechend die Ausschreibung aus dem Jahre 1900.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1890: "Die
mit dem Kantor- & Schächterdienst verbundene Religionslehrerstelle
dahier ist durch Wegzug des seit 35 Jahren an hiesigem Orte tätig
gewesenen Lehrers bis zum 15. Mai neu zu besetzen. Fixum Mark 800.- nebst
freier Wohnung mit schönem Garten und nicht unbedeutenden
Nebeneinkünften. Die Schächterstelle bringt ca. Mark 250-300 ein und ist
außerdem einem tüchtigen Manne durch Erteilung von Privatunterricht (es
wohnen hier 30 Familien Juden), Gelegenheit geboten, die Stelle rentabel
zu machen. Nur seminaristisch gebildete, mit besten Zeugnissen versehene
Bewerber wollen sich bei Unterzeichneten bis längstens 1. April diesen
Jahres melden.
Wüstensachsen, 1. März 1890. M. Nußbaum,
Kultusvorsteher". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1900:
"Offene Elementarlehrerstelle. Die hiesige Elementarlehrerstelle,
verbunden mit Vorbeter und Schochet, ist bis zum 1. Juli dieses Jahres zu
besetzen:
Grundgehalt Mark 1000.
Einheitssatz der Alterszulage Mark 120.
Vergütung für Beheizung des Schulsaales Mark 60.
Nebenverdienst ca. Mark 600.
Freie Wohnung in einem neu erbauten Schulhause. Bewerber wollen Zeugnisse
bis zum 20. Mai dieses Jahres an den Unterzeichneten einsenden.
Wüstensachsen, den 29. April. Stiefel, Kultusvorsteher." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1924: "Wir
suchen für die hohen Feiertage einen stimmbegabten Hilfsvorbeter.
Angebote mit Gehaltsansprüchen bei freier Verpflegung und Reisevergütung
erbittet
der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde
Wüstensachsen (Rhön) bei Fulda." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929:
"Da der bisherige Inhaber in Ruhestand tritt, ist in einigen Monaten
die Stelle des Volksschullehrer an der öffentlichen israelitischen
Volksschule in Wüstensachsen zu besetzen. Hiermit ist zugleich das Amt
als Chasen (Vorbeter) und Schochet verbunden. Außer der staatlichen
Besoldung besteht Nebeneinkommen durch die 2 Nebenämter. Orthodoxe
Bewerber wollen sich alsbald unter Einsendung von Zeugnisabschriften und
Angaben von Referenzen melden bei Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn,
Fulda." |
Über Lehrer Hirsch Hirschenberger (von mind. 1839 bis 1848 Lehrer in
Wüstensachsen)
Nachfolgende Informationen zu Lehrer
Hirschenberger von Elisabeth Böhrer: Lehrer Hirsch
Hirschenberger, verheiratet seit 1839 in Wüstensachsen, Religionslehrer
am Ort (geb. 27. September 1810 zu Westheim b.
Hammelburg) ist in Wüstensachsen bis Juli 1848 durch die Geburten seiner
fünf Töchter nachweisbar. Er war verheiratet mit Esther geb. Goldberg von
Obbach (geb. 8. Oktober 1809 als Tochter
von Benedikt Goldberg, Uhrmacher in Obbach u. seiner Ehefrau Berle).
Zur Zeit der Tätigkeit von Lehrer Hirschenberger gab es auch einen
Ortsrabbiner in Wüstensachsen, der Lehrer Hirschenberger und seine Frau
getraut hat: es war Rabbiner Mardochäus Löb Adler (gest. 5. Juni 1851 in Wüstensachsen,
nach Sterbeeintrag "Ortsrabbiner dahier", verheiratet, 76 Jahre 2 Monate alt,
wurde am 6. Juni 1851 in Weyhers beerdigt. |
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Abraham Güntersheim (Guntersheim?,
1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1925: "Wüstensachsen,
30. August (1925). Am kommenden Sonntag kann Herr Lehrer Güntersheim in
Wüstensachsen auf eine 25-jährige Tätigkeit in der Kultusgemeinde
zurückblicken. Der Tag wird durch eine kleine Feier
gedacht." |
Verabschiedung von Lehrer Guntersheim - feierliche Einführung von Lehrer Iwan
Goldschmidt (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1930:
"Wüstensachsen (Rhön), 11. März. Über ein Jahr mussten die Kinder
der jüdischen Volksschule zu Wüstensachsen die hiesige katholische
Volksschule besuchen, da Herr Lehrer Guntersheim wegen Krankheit und
späterer Pensionierung das Amt nicht mehr versehen konnte. Nunmehr wurde
am 17. Februar Herr Lehrer Iwan Goldschmidt, der seither in Ostpreußen
amtierte, im Auftrage der Regierung zu Kassel durch den Hauptlehrer der
hiesigen katholischen Volksschule in sein neues Amt eingeführt und
vereidigt. - Am darauffolgenden Schabbos fand die feierliche Einführung
des Herrn Goldschmidt in der Synagoge statt. Der Kultusvorsteher der
Gemeinde, Herr Max Buchsbaum I, begrüßte den neuen Beamten im Namen der
Gemeinde und sprach den Wunsch aus, dass sein Wirken nur segensreich für
die Gemeinde sich gestalten möge. Dem in den Ruhestand getretenen Beamten
widmete Herr Buchsbaum I Worte des Dankes und Anerkennung für seine fast
30jährige Tätigkeit in der Gemeinde, ebenfalls sprach er den Herren
Grünspecht und Levy Buchsbaum für ihre ehrenamtliche Betätigung als
Vorbeter den Dank der Gemeinde aus. Dann bestieg Herr Lehrer Goldschmidt
die Kanzel. Seiner Predigt legte er folgenden Satz aus der Sidroh
zugrunde: 'Ermüden musst sowohl du als auch das Volk, das bei dir ist,
denn die Sache ist dir zu schwer, du kannst sie alleine nicht ausführen.'
In längeren Ausführungen beleuchtete der Redner diesen Satz, bat um
Unterstützung sämtlicher Gemeindemitglieder, von jung und alt, denn nur
durch gemeinschaftliche Ausübung unserer religiösen Pflichten kann das
hochheilige Ziel der Gottesannäherung erreicht werden. Mit einem Gebet um
Gottes Schutz und einem Segen für die Gemeinde fand die feierliche
Einführung ihren Abschluss." |
Lehrer Iwan Goldschmidt wechselt nach Fulda (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1935: "Fulda,
20. Februar (1935). Herr Lehrer Abraham Sonn tritt nach zurückgelegtem
62. Lebensjahre mit dem 1. April dieses Jahres in den Ruhestand. Mit
Bedauern sieht die Gemeinde den gewissenhaften Beamten der Schule und der
Gemeinde aus dem Dienste scheiden, da Herr Sonn bei voller Rüstigkeit und
jugendlicher Körper- und Geistesfrische das Feld seiner Tätigkeit
verlässt. Zu seinem Nachfolger hat die Regierung zu Kassel Herrn Iwan
Goldschmidt, Lehrer an der Jüdischen Volksschule zu Wüstensachsen
zum 1. April ernannt...". |
Der letzte jüdische Lehrer: Berthold Katz (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1935:
"Wüstensachsen, 20. März (1935). Lehrer Berthold Katz, früher Burghaun,
ist von der Regierung an die hiesige jüdische Volksschule versetzt
worden." |
Lehrer Berthold Katz wird nach Rhina versetzt (1938)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1938 (!):
"Wüstensachsen, 1. September (1938). Lehrer Berthold Katz
ist, da die hiesige Schule durch ihre geringe Schülerzahl nicht mehr zu
halten war, von der Regierung an die Schule seines Heimatortes Rhina
versetzt worden. Er hat während dreier Jahre in Pflichttreue seines Amtes
als Vorbeter und Lehrer gewaltet und es begleiten ihn die besten Wünsche
der Gemeinde." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Gemeinde- und Synagogenbeschreibung 1865 - kritische Beobachtungen eines
liberal-jüdisch gesonnenen Berichterstatters
Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Januar
1865: "Unterfranken, im Dezember. Erlauben Sie einige Verhältnisse
meines Bezirks zu besprechen. Es sind solche lokaler Natur; aber auch
diese müssen oft in die Öffentlichkeit dringen, wenn sie Missstände
betreffen, die gerügt und beseitigt werden müssen.
Trotz der gegenteiligen Phrasen der Orthodoxie, paart sich
Indifferentismus gegen das Heilige auch oder besonders mit der fanatischen
Buchstabenkleberei. Dieses nehmen wir bei den Israeliten der Rhön
deutlich wahr. Schon seit vielen Jahren ist die Synagoge zu Wüst.....
(gemeint Wüstensachsen) so baufällig, dass es in doppelter Beziehung
frevelhaft erscheint, hier seine Andacht zu verrichten. Betritt ein
Fremder aber erst die inneren heiligen Räume, so schauert er vor dem sich
ihm bietenden Anblick - und höhnisch klingen ihm die gedankenlos
hingesprochenen Worte seiner Begleiter 'Ma towu, eloheicha Jaakow...
Wie lieblich (sind die Wohnungen) deines Gottes, Jakob' - ein kleiner
finsterer Raum, schwarze Wände, große und kleine, mitunter zerbrochene
'Ständer' im Kreis oder besser im Chaos! Wahrlich, da bebt man vor
Entrüstung über die Gleichgültigkeit einer Gemeinde, über die
Saumseligkeit eines Vorstandes, wenn man hört, dass schon bei 2.000
Gulden zum Zwecke eines Neubaues gesammelt worden und dass die Gemeinde
das Fehlende ohne fremde Hilfe leicht aufbringen könnte!
Es harmoniert dieses Gebaren mit den religiösen Zuständen unseres
Bezirks. Wurde ja im vorigen Jahr in Gersf... (gemeint: Gersfeld) ein
jüdischer Handlungsreisender, der in einem dortigen christlichen Gasthofe
am Samstage eine Zigarre geraucht haben sollte, unter Verwünschungen und
beinahe Tätlichkeiten aus der Synagoge gewiesen! Bei solchen Fällen können
unsere Dunkelmänner gleich den ultramontanen Blättern bei Besprechung
der im diesseitigen Bayern sich immer mehr bildenden katholischen Vereine
wohl auch sagen; es ist noch viel tiefer, religiöser Sinn im Volkes. Was
aber dieser einseitig aufgefasste religiöse Sinn wert, welcher
Beschaffenheit derselbe ist - das weiß der Wahrreligiöse und dem
geistigen Fortschritte der Zeit Huldigende. -
Sehr erwünscht wäre es, in diesen Blättern auch einmal einen klareren
Einblick in die Statuten und Verhältnisse des Würzburger israelitischen Lehrer-Seminars
zu erhalten. wie wir bloß wissen, ist diese Anstalt. Im Widerspruche zu
den christlichen, die nach drei Vorbereitungsjahren von nun an aus drei
Kursen bestehen; der der ersten am 2. und 3. November abgehaltenen
Aufnahmeprüfung sollen 12 Schullehrlinge aufgenommen worden sein. Ob aber
diese unglücklichen Jünglinge unserm Volke Heil bringen und dem
Lehrerstande Ehre machen werden - diese Frage wird die Zukunft
beantworten!" |
Aufruf zur Wohltätigkeit für eine in Not geratene Familie (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1890: "Edle
Glaubensgenossen! Ein hiesiger, sehr geachteter, Frommer und braver
Familienvater ist durch ein schreckliches Missgeschickt zur gänzlichen
Armut herabgesunken und somit leider der öffentlichen Wohltätigkeit
preisgegeben.
Obgleich seit mehreren Jahren in kärglichen Verhältnissen lebend, gelang
es ihm doch, da er im Vollbesitze seiner Gesundheit war und mit
unermüdlichem Gleiße arbeitete, von sich und den Seinigen die äußerste
Not abzuhalten. Nun ist jedoch der Bedauernswerte von einem schrecklichen
Unglück heimgesucht worden. Durch ein bösartiges Gesichtsleiden musste
sich derselbe einer schweren und gefahrvollen Operation unterziehen, wobei
ihm der recht Ober- und Unterkiefer, sowie ein Teil des Gaumens
herausgenommen wurde. Die Operation war in ihren Folgen furchtbar, da
derselbe hierdurch ganz entstellt und der Sprache fast beraubt ist, auch
das Augenlicht hat gelitten. In diesem Zustande wird es ihm
voraussichtlich für alle Zukunft unmöglich sein, ein Geschäft zu
betreiben, um sich und die Seinigen ernähren zu können.
Die unglückliche Familie von acht Personen, welche einst bessere Tage
gesehen, befindet sich in Folge dessen in einer unbeschreiblich traurigen
Lage, denn es fehlt ihr an Nahrung, an Kleidung, kurz an Allem.
Die hiesige Gemeinde, welche zwar nach Kräften zur Linderung der Not
beigetragen, ist leider nicht in der Lage, die Anforderungen für die
Folge in genügender Weise zu bekämpfen.
Angesichts dieser großen Notlage richten wir an alle edle Menschenfreunde
die herzlichste Bitte, sich der schwergeprüften Familie durch reichliche
Unterstützungen gütigst annehmen zu wollen und wer ein Herz für
Unglückliche hat, wird gewiss durch so viel unverschuldetes Missgeschick
zur raschen und tatkräftigen Hilfe veranlasst werden. Wenn je eine
Familie der Hilfe bedürftig und würdig, so ist es diese Familie. Die
Unterzeichneten sind zur Annahme von milden Gaben dankbarst bereit, auch
nehmen die Herren Wormser in Gersfeld und Dr. Cahn in Fulda Gaben
bereitwilligst entgegen.
Wüstensachsen, 10. Februar 1890. Maier Nußbaum, Kultusvorsteher,
David Schneeberger. Maier Weiler, Lehrer.
Überzeugt, dass vorstehende Bittangabe nach ihrem ganzen Inhalte auf
Wahrheit beruht, sowie, dass die leidende Familie der Unterstützung
würdig, die betreffende Gemeinde aber nicht der Art situiert ist,
dieselbe aus eigenen Mitteln zu unterhalten, vereinigt der Unterzeichnete
seine Bitte mit den Oberstehenden.
Gersfeld, 13. Februar 5650 (1890). Wormser, Distrikts-Rabbiner.
Gerne schließe ich mich der vorstehenden Bitte an und erkläre mich zur
Entgegennahme und Weiterbeförderung der eingehenden Spenden bereit.
Mögen sie recht reichlich fließen.
Fulda, 20. Februar 5650. Dr. M. Cahn.
Auch die Expedition dieses Blattes ist gern bereit, Gaben in Empfang zu
nehmen und weiterzubefördern. |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über Nachkommen von Assur Männlein Rödelheimer (geb. 1768 in
Wüstensachsen)
(Quelle: Susanne Pappiér geb. Rödelheimer, Informationen und
Fotos erhalten im April
2011)
Der in der Matrikelliste 1817 (s.o.) genannte
Assur Männlein Rödelheimer ist 1768 in Wüstensachsen geboren. Seine Vorfahren dürften aus Rödelheim bei Frankfurt stammen, weswegen er diesen Familiennamen angenommen hat.
Ein Sohn (6. Kind) von Assur Rödelheimer war der 1816 in Wüstensachsen geborene
Isaac Rödelheimer, der später Marianne geb. Rosenheimer heiratete (geb. 1827 in Wüstensachsen) und mit ihr vier Kinder
hatte. Isaac Rödelheimer starb 1886 und ist auf dem jüdischen Friedhof
in Bamberg beigesetzt (Foto links: Grabstein für Isaac Rödelheimer;
Quelle: Website
des Historisch-jüdischen Vereins Augsburg).
Ein Sohn (1. Kind) von Isaac und Marianne Rödelheimer war der 1859 noch
in Wüstensachsen geborene Julius Rödelheimer, der später nach
München zog, hier Regina geb. Stiefel heiratete (geb. 1872 in
München) und mit ihr drei Kinder hatte (Hans [1895], Marianne [1897] und
Johanna [1898]). Julius Rödelheimer starb 1925 in München und wurde im
neuen israelitischen Friedhof in München beigesetzt; seine Frau wurde
1941 deportiert und ist umgekommen. Die weitere Geschichte der
Kinder:
- Hans Rödelheimer heiratete Greta geb. Fuchs (geb. 1897 in
Köln). Die beiden sind 1923 nach Spanien ausgewandert und lebten später in Marokko, Spanien und ab August 1945
in Brasilien (Kinder Klaus und Susanne [verh. Pappiér]). Hans Rödelheimer ist 1975 in Brasilien gestorben, seine
Frau 1984. Nachkommen von Hans Rödelheimer leben heute in Brasilien (Familie
Reichhardt in São
Paulo) beziehungsweise in Brasilien und Deutschland (Familie Rödelheimer
und Nachkommen).
- Marianne Rödelheimer heiratete Arthur Kahn, mit dem sie
eine Tochter Liesel hatte; Marianne Rödelheimer lebte später bis zu
ihrer Deportation 1941 in Berlin (umgekommen im Ghetto Kowno/Kaunas).
- Johanna Rödelheimer und ihre 1936 in München geborene
Tochter Ilse sind nach der Deportation 1941 im Ghetto Kowno/Kaunas
umgekommen. |
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Fotos aus
der Familie Rödelheimer |
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Isaac Rödelheimer |
Marianne
Rödelheimer
geb. Rosenheimer |
Julius
Rödelheimer und
Regina geb. Stiefel |
Marianne, Hans und
Johanna Rödelheimer |
Hans
Rödelheimer
um 1945 |
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90. Geburtstag von Hirsch Gold (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1928: "Wüstensachsen,
18. Februar (1928). Unser ältestes Gemeindemitglied, Herr Hirsch Gold,
feiert am 4. März seinen 90. Geburtstag. Er ist noch rüstig und geistig
frisch und Mitbegründer der Chewra Kadischa, (Alles Gute) bis 120
Jahre." |
Über den Lehrer Jonas Löbenstern (geb. 1844 in Wüstensachsen, gest. 1936 in
Würzburg)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
September 1936: "Jonas Löbenstern seligen Andenkens. In der
vorletzten Juliwoche, gerade in den neun Trauertagen, wurden uns drei
liebe und geschätzte Kollegen durch den Tod entrissen. Am 19. Juli, am
Tage unserer diesjährigen Mitgliederversammlung, verschied in Würzburg
im 93. Lebensjahre der Senior unseres Vereins, Hauptlehrer a.D. Jonas
Löbenstern. Der Heimgegangene war am 23. Januar 1844 in dem ehemals
bayerischen Rhöndorfe Wüstensachsen geboren. Nachdem er die erste
Vorbereitung für seinen künftigen Beruf bei sogenannten
Vorbereitungslehrern in Hersfeld und Unsleben erhalten hatte, besuchte er
das Königliche Schullehrerseminar in Bamberg, das er als Zwanzigjähriger
im Juli 1864 absolvierte. Schon wenige Monate hernach erhielt er seine
erste Anstellung als Lehrer der jüdischen Volksschule in Burgkunstadt,
zunächst als Verweser, dann nach sechsjähriger Dienstzeit als
definitiver Lehrer. Er wirkte in dieser einst sehr stattlichen Gemeinde
über 48 Jahre als Erzieher und Lehrer, wie als Berater und Betreuer
seiner Gemeindeglieder, wie über diesen Kreis hinaus als Freund und
Helfer aller. Die hohe Anerkennung die ihm in der Gesamtbürgerschaft der
Stadt gezollt ward, fand ihren sichtbaren Ausdruck, als er anlässlich
seines 25-jährigen Dienstjubiläums zum Ehrenbürger der Stadt ernannt
wurde. Bei der Beerdigung, die unter überaus zahlreicher Beteiligung
stattfand, schilderte Bezirksrabbiner Dr. Hanover in beredten Worten das
eine ganze historische Entwicklung umspannende Leben des
Dahingeschiedenen, sein reiches Wirken wie seine kraftvolle und zugleich
von hoher Liebenswürdigkeit getragene Persönlichkeit. Namens des Vereins
sprach der aus Anlass unseres Fortbildungskurses in Würzburg weilende 1.
Vorsitzende Worte des Dankes und herzliches
Verbundenheit." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Eine Verkäuferin sucht eine neue Stelle
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900:
"Eine
junge Dame, welche die Zuschneide-Akademie mit gutem Erfolge absolvierte
und perfekte
Verkäuferin
in der Weiß-, Manufaktur- und
Konfektionsbranche ist, sucht, gestützt auf prima Zeugnisse Stellung, in
einem Schabbat und Feiertag geschlossenen Geschäfte.
Offerten an
L. Horn, Witwe, Wüstensachsen (Rhön)." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Wüstensachsen geborenen
Frieda Schloß geb. Schneeberger |
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Frieda Schloß geb. Schneeberger Witwe (geb. 28. Februar 1885
in Wüstensachsen) |
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Zur Geschichte der Synagoge
Über die Geschichte der Synagoge ist wenig bekannt. Aus der
Gemeindebeschreibung von 1865 (siehe oben) wird deutlich, dass sie sich damals
in baulich sehr schlechtem Zustand befand. Im Betsaal waren noch die
"Ständer" = Stehpulte üblich. Freilich hatte die jüdische Gemeinde
damals bereits 2.000 Gulden für einen Neubau gesammelt. Dieser wird in den
folgenden Jahren (um 1870?) ausgeführt worden sein.
Nach 1933 kam es zu mehrfachen Schändungen
und Beschädigungen der Synagoge (Alfred Grünspecht S. 14: "Eines
Nachts wurden die Fenster der Synagoge eingeschlagen, der Almemor und die Bänke
mit Kot besudelt, eine Thorarolle, eine Bibel und verschiedene religiöse
Utensilien weggeschleppt...)". Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch
SA-Truppe geschändet und angezündet. Die Mauerreste der Synagoge wurden
später abgetragen.
Das Grundstück der früheren Synagoge ist heute unbebaut. Ein Gedenk- oder
Hinweisstein ist nicht vorhanden.
Adresse/Standort der Synagoge:
Rhönstraße (vergleiche unten Plan: die Synagoge stand zwischen dem Gebäude
Rhönstraße 8 [Punkt 11] und dem Gebäude Rhönstraße 14 [E], vgl. Fotos
unten)
Zur
weiteren Geschichte des jüdischen Schulhauses nach 1941
Das frühere jüdische Schulhaus kam 1941 in den Besitz der
bürgerlichen Gemeinde, die darin noch in diesem Jahr das Bürgermeisteramt und die
Gemeindebücherei einrichtete. Bis 1985 wurde das Gebäude aus solches
verwendet. Danach wurde es zu einem Wohnhaus umgebaut.
Es handelt sich beim Gebäude um ein typisches Schulhaus aus der Zeit um 1900.
Der hohe Sockel ist aus Basaltsteinen mit einer Eckquaderung aus Buntsandsteinen
sowie Backsteinsegmentbögen (Kellerluken) errichtet. Die Umfassungswände
bestehen aus verputztem Backsteinmauerwerk.
Fotos
(Fotos: Elisabeth Böhrer, Aufnahmedatum: 20.5.2009)
Plan mit Eintragung der
Standorte der
Synagoge und der ehemaligen jüdischen
Schule sowie
Gedenktafel im Rathaus
(Plan erhalten von G. Neubauer,
Wüstensachsen) |
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"Zur Erinnerung an
die ehemalige jüdische
Gemeinde Wüstensachsen und deren
Opfer in den
Jahren 1933-1945" |
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Grundstück der Synagoge an
der
heutigen Rhönstraße |
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Das
Grundstück der ehemaligen Synagoge an der Rhönstraße (früher:
Hauptstraße) blieb
unbebaut. Beim Foto oben ist links im Bild die Mauer
des Hauses Rhönstraße 14 zu
erkennen, rechts davon war ein inzwischen
abgerissenes Haus; rechts von diesem stand
die Synagoge, dann das im Bild
rechts zu sehende Haus Rhönstraße 8. |
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Die ehemalige jüdische
Schule in der Schafsteiner Str. 4, jetzt Wohnhaus |
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Das ehemalige
jüdische Schulhaus, heute Wohnhaus. Auffallend sind die
charakteristischen
Segmentbögen über den teilweise relativ hohen
Fenstern. |
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Eingang zur
früheren jüdischen Schule |
Die originale
Eingangstür |
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Denkmal für
die Gefallenen des Ersten Weltkrieges unterhalb des allgemeinen
Friedhof der Gemeinde gegenüber der Einmündung
der Rhönstraße in die B
278 mit den Namen der jüdischen Gefallenen: Saly Weinberger, Julius
Gärtner und Sigmund Nordhäuser
(Foto: Hahn: Aufnahmedatum
6.4.2009) |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Mai
2014: Ein Gedenkort für die jüdische
Gemeinde wird eingerichtet |
Artikel von Wolfgang Hohmann in
der "Fuldaer Zeitung" vom 13. Mai 2014: "Gedenkort für jüdische Mitbürger in Wüstensachsen feierlich übergeben.
Wüstensachsen. Mit einer ergreifenden Feierstunde hat der Rhönklub Wüstensachsen einen von Bildhauer Johannes Kirsch geschaffenen Gedenkort für die von den Nazis vertriebenen oder ermordeten jüdischen Wüstensachsener Bürger der Öffentlichkeit übergeben. Zwischen Rathaus und Kirche gelegen, soll der Ort an ein 300-jähriges konfliktarmes Miteinander von Christen und Juden im Ulstertal erinnern.
Vor mehr als 70 Zuhörern gab der Erste Beigeordnete der Gemeinde Ehrenberg, Hubert Hocke (SPD), einen Überblick über die Entstehung des Projektes, das viele Jahrzehnte nach dem Ende der jüdischen Gemeinde ein Zeichen setzen will.
Hocke erinnerte an die Initiative des örtlichen Rhönklub-Zweigvereins, im Zusammenhang mit der Aufnahme des Themas "Judentum in der Rhön" die Schirmherrschaft zur Errichtung eines Gedenkortes zu übernehmen. Der war von einem anonym bleiben wollenden Sponsor bei dem aus dem Ort stammenden Bildhauer Johannes Kirsch (Petersberg) in Auftrag gegeben worden. Dem Spender gebühre Dank und Anerkennung für ein Werk, das auffordere: "Nicht vergessen, Achtung, Respekt, Erinnerung."
Anschaulich erweckte Margitta Knacker–Köhler das jüdische Leben um 1930 in ihrem Heimatort unter Einbeziehung von Namen und Berufen, Religionsausübung und Festen zum Leben. Erschütternd war die Nennung der Familien, die ermordet wurden, durch die Hinzufügung von Namen und Alter ihrer Kinder. Die Rednerin, die sich bereits in einer Schrift mit dem Schicksal jüdischer Wüstensachsener befasst hatte, schloss mit einem Teil eines Zitats von Richard von Weizsäcker: "Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird."
"Nur wer sich Vergangenes bewusst macht, kann die Zukunft lebenswert gestalten", schloss der sichtlich gerührte Künstler Johannes Kirsch seine Ansprache. Als ein 1930 geborener Wüstensachsener, der "noch viele Erinnerungen an unsere jüdischen Mitbewohner" hat freute sich der Künstler, "dass gerade ich in der Mitte meines geliebten Heimatdorfes diesen Gedächtnisort schaffen durfte".
Notburga Klüber bezeichnete die Gedenkstätte als einen geschichtsträchtigen Ort, da genau auf diesem Platz seit 1732 die erste Schule des Dorfes gestanden habe, in der christliche und jüdische Wüstensachsener Kinder über lange Zeit gemeinsam unterrichtet worden seien. Die Namen zahlreicher jüdischer Mitglieder des Rhönklub-Zweigvereins Wüstensachsen nannte dessen Vorsitzender Lothar Schmitt, weshalb sein Verein auch die Schirmherrschaft übernommen habe.
Inge Hohmann erinnerte an Dr. Herbert Löbl und seine Familie, dem es zu verdanken sei, dass die Noten für die originale, nur in Wüstensachsen gesungene Synagogalmusik zurückgekehrt seien: Linde Weiland (Fulda) sang den jüdischen Kaddisch, ein Totengebet, ganz so, wie er einst in der örtlichen Synagoge erklungen war, bevor sie später mit dem Lied eines KZ-Opfers Hoffnung vermittelte.
Die Einladung zu einer Kaffeetafel im Bürgerhaus wurde gerne von vielen Besuchern angenommen."
Link
zum Artikel |
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Fotos zum
"Gedenkort" (erhalten von Elisabeth Böhrer, Aufnahmen vom
1.11.2014) |
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Der Gedenkort liegt unterhalb
der Kirche von Wüstensachsen. Er enthält die Inschriften: "Was ihr
einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan"
und: "Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die durch den Nationalsozialistischen
Rassenhass verfolgt und getötet
wurden". |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Weyhers |
Zu Weyhers sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,803 Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs
in Weyhers, aufgenommen 1936 von Jacob Leopold, Lehrer in Ingolstadt
1858 - 1935; enthält ein Verzeichnis der Verstorbenen, geordnet nach
Gräberfeldern und Grabnummern auf dem jüdischen Friedhof in Weyers;
enthält auch Angaben zu Personen aus Gersfeld,
Hettenhausen, Lütter,
Poppenhausen, Schmalnau, Wüstensachsen
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5319785
HHStAW 365,804 Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs
in Weyhers 1900 - 1936: enthält ein Verzeichnis der
Verstorbenen, geordnet nach Gräberfeldern auf dem jüdischen Friedhof in
Weyhers; enthält auch Angaben zu Personen aus Gersfeld, Hettenhausen,
Schmalnau und Wüstensachsen
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290091
|
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 441-442. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 11. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 474-475. |
| Die jüdische Gemeinde in Wüstensachsen.
Erinnerungen von David Grünspecht, Metzgermeister und dessen Sohn
Alfred Grünspecht - der Verfolgung durch die Nationalsozialisten
1936 nach New York entkommen. Auszüge aus den Memoiren von Alfred
Grünspecht, des Sohnes von David Grünspecht, der seine Jugend und Kindheit
in Wüstensachsen verbracht. Er lebt heute in New York.
Zusammengestellt und verfasst von Margitta Köhler-Knacker. Hrsg. von
der Gemeinde Ehrenberg 1998.
(Hinweis: Die Alfred Gruenspecht Family Collection, 1748-2003 befindet sich
im Leo Baeck Institut New York, Informationen
zu dieser Sammlung; das komplette Manuskript der 152 Seiten umfassenden
Memoiren findet sich unter der Archivsignatur A 615 im Jüdischen Museum in
Frankfurt). |
| Juden in Deutschland
und 1000 Jahre Judentum in Fulda.
hrsg. von Michael Imhof. Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
Erschienen im Michael Imhof Verlag
Petersberg 2011.
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2
(D) 44,00 € CHF 62,90 (A) 45,25 €
Zu Wüstensachsen Beitrag von Michael Imhof S. 378-385. |
| Michael
Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90.
Erschienen im Michael Imhof-Verlag.
Informationsseite
zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"
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Michael
Imhof: Juden in der Rhön. Jubiläumsausgabe 1700 Jahre jüdisches Leben
in Deutschland. Hrsg. von Zukunft Bildung Region Fulda e.V.
2. erweiterte Neuauflage des
oben genannten Buches.
21 x 29 cm, 424 Seiten, über 689 Farb- und 40 SW-Abbildungen.
Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-1176-0. 39,95 €.
Erschienen im Michael Imhof-Verlag.
Informationsseite zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen
Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der
Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und
Vernichtung.
Rezension von Jutta Hamberger in den Osthessen-News vom 18. Oktober 2021:
https://osthessen-news.de/n11655845/aufwuehlende-spurensuche-in-der-rhoen-michael-imhoff-juden-in-der-rhoen.html.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Wuestensachsen
(now part of Ehrenberg) Hesse-Nassau. Dating from the 18th century, the Jewish
community numbered 137 (13 % of the total) in 1871 and was affiliated with the
rabbinate of Fulda. It maintained an elementary school from around 1860 until
1935. The 75-80 Jews living there in 1933 fell victim to Nazi persecution and
the synagogue was destroyed on Kristallnacht (9-10 November 1938). By
Januar 1939 no Jews remained, 22 emigrated (mostly to the United States) and 30
perished in the Holocaust.
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