Anregungen und Informationen für Familien und Familiengruppen...

"neue gespräche"

neue gespräche ist eine Zweimonats-Zeitschrift für

  • Familien
  • Paar- und Familiengruppen
  • Gesprächskreise über Partnerschaft, Ehe und Familie.

Zum aktuellen Heft: Patenschaft - das vergessene Amt

Sie hatte etwas Seltsames, schon fast Paradoxes, die Arbeit an diesem Heft. Obwohl doch fast jede und jeder vom Thema Patenschaft „betroffen“ ist, spricht „man“ anscheinend nicht darüber. Obwohl doch die meisten Menschen zumindest einen Taufpaten oder eine Taufpatin haben, viele sogar mehrere und auch noch Firmpaten dazu, obwohl viele Menschen Patin oder Pate, oft sogar mehrfach, sind, scheint das kein Thema zu sein, über das man sich austauscht. Ist es zu selbstverständlich, um spannend zu sein? Ist es zu unklar, um gefasst werden zu können? Spricht man es lieber nicht an, weil man die Angst hat, Defiziten zu  begegnen? Ich weiß es nicht.

Die erlebte Sprachlosigkeit bildet sich auch im wissenschaftlichen Diskurs ab. Außer im Kirchenrecht ist das Patenamt kein Thema. Es gibt keine pastoraltheologischen Überlegungen dazu. Die Literatur beschränkt sich auf die Taufe, und auch da meist auf praktische und liturgische Handreichungen.

Dabei bieten Patenschaften bei genauem Hinschauen viele spannende Aspekte. Welche Dynamiken entstehen in Familiensystemen durch die neuen „Familienmitglieder“? Die Betroffenen kennen sie aus dem eigenen Erleben (und einige Texte in diesem Heft erzählen davon) - aber fachlich reflektiert oder gar untersucht, so scheint’s, hat das bisher niemand. Welche Bedeutung hat das Patenamt in unserer Gesellschaft? Neben den Tauf- und Firmpaten finden sich immer mehr Familien-, Ausbildungs-, Projekt- und andere Patenschaften – aber soziologische Studien dazu habe ich nicht gefunden.

Schade. Denn je intensiver ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto deutlicher wurde mir, welche Chancen für alle Beteiligten das Patenamt bietet. Die Beiträge in diesem Heft vermitteln eine Ahnung davon; schade, dass diese Ressource so ungenutzt bleibt.

Es wäre schön, wenn dieses Heft sie neu ins Bewusstsein rückt. Vielleicht sprechen Sie ja in der kommenden Zeit andere Menschen einmal gezielt auf ihre Patinnen und Paten oder ihr Pate- oder Patin-Sein an? Vielleicht rücken Sie als MitarbeiterIn einer Pfarrgemeinde die Patinnen und Paten im Taufgespräch ein wenig mehr in den Mittelpunkt? Oder bieten einen Tag zum Thema im Rahmen der Firmvorbereitung an? Der Möglichkeiten sind viele, und eine intensivere Beschäftigung mit diesem scheinbar vergessenen Amt lohnt sich!

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. (Leseprobe und Abo-Bedingungen hier)

Martina Fries

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