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Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Burghaslach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in
die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Erste Erwähnungen liegen aus den
Jahren 1550 bis 1556 vor. Für 1588 lassen sich bereits 15 jüdische
Familien nachweisen. 1719 lebten 207 jüdische Personen in
Burghaslach (27.3 % von insgesamt 759), 1733 waren es 30 Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1800 38 jüdische Familien, 1809 209 jüdische Einwohner (24,0 %
von insgesamt 870), 1828 242 (25,0 % von insgesamt 968), 1833 254 (25-28 % der
Gesamtbevölkerung), 1867 174 (18,0 % von 965), 1890 157 (15,9 % von 987), 1892
166 (in 45 Familien), 1895 131 (in 34 Familien), 1900
107 (11,3 % von 949), 1910 93 (10,4 % von 894). Anfang des 19. Jahrhunderts
lebten die jüdischen Familien insbesondere vom Handel mit Wein und Hopfen,
Schnittwaren und Landesprodukten, Eisen, Kurzwaren und Glas. Dazu gab es zwei
Musiker und zwei Schmuser (Anbahner von Geschäften unterschiedlicher Art). Nach
der Annahme fester Familiennamen gab es in Burghaslach folgende Namen:
Apfelbaum, Biermann, Eckmann, Goldschlager, Grünbaum, Guckenberger, Häßler,
Haugewitz, Hellborn, Hellmann, Hollerbaum, Holzinger, Isner, Kriegsmann, Künstler,
Lehmann, Mandelbaum, Mannhardt, Massenbacher, Mosbacher, Mosenauer, Ringlein,
Ringler, Rosenblatt, Rothschild, Sachs, Sahlmann, Schwarzbauer, Schwerzer,
Sturm, Temelmann, Ullmann, Vogelbaum, Weichselbaum, Wiesnacher, Zeislein,
Zentmann.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), im
19. Jahrhundert eine Elementarschule (jüdische Volksschule von 1859 bis
1924) beziehungsweise eine Religionsschule, ein rituelles Bad (zuletzt 1932
restauriert) und einen eigenen Friedhof. An
jüdischen Lehrern (Religionslehrer beziehungsweise Elementarlehrer)
wirkten im 19. Jahrhundert: Simon Hamburger (Religionslehrer von ca. 1818
bis 1858), Moritz (Moses) Marschütz (Elementarlehrer 1859 bis 1896), Emanuel
Heß (1896 bis 1921) und Ludwig Hammelburger (1921 bis nach 1932).
Die jüdische Elementarschule war 1858 zunächst in der Wohnung des bisherigen
Lehrers eingerichtet worden, 1869 wurde ein jüdisches Schulhaus erbaut. An
der jüdischen Volksschule wurden um 1893 28 Kinder unterrichtet, 1897 38 Kinder.
Neben dem jüdischen Elementarlehrer, der zugleich als Vorbeter tätig war, war
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch ein Schächter angestellt, dem
weitere Ämter in der Gemeinde zukamen (siehe Ausschreibungen 1876/77 unten). Um
1892 war Schächter und Synagogendiener Isaak Kurzmann.
Nachdem
die Israelitische Volksschule aufgelöst war, wurde ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Eine
Ausschreibung erfolgte 1921 (Ausschreibungstext siehe unten). Auf die Stelle
bewarb sich erfolgreich der Lehrer Ludwig Hammelburger. Die Gemeinde gehörte
seit 1839 zum Distriktsrabbinat Uehlfeld, von 1883 an zum
Distriktsrabbinat Schwabach, ab 1932 zum
Bezirksrabbinat Kitzingen.
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: der Talmud-Thora-Verein
(um 1892 unter Leitung von M. Massenbacher und Lehrer M. Marschütz, um 1897/1905
unter Leitung von M. Massenbacher und E. Heß), der Israelitische Frauenverein
(Wohltätigkeitsverein; um 1892 unter Leitung von Frau M. Friedlein, Frau R.
Ullmann und Fr. H. Marschütz, um 1897 unter Leitung von Frau M. Friedlein und
Frau R. Ullmann, um 1905 unter Leitung von Frau D. Isner), die Armenkasse (1905
unter Leitung von E. Heß). Zudem bestanden verschiedene Jahrzeitstiftungen.
Von den Gemeindevorstehern werden unter anderem genannt: um 1868 Isidor
Isner und Lippmann Ullmann, um 1892 M. Massenbacher, G. Wortsmann, S. Hellmann.
1911 wurde Benno Isner in den Gemeinderat der politischen Gemeinde gewählt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Salomon
Massenbacher (geb. 21.6.1887 in Burghaslach, gef. 5.8.1916), Gefreiter Isaak
Jakob Schottland (geb. 4.4.1890 in Brzeziny/Breczin bei Lodz/Polen, gef.
15.4.1917; Sohn des Kaufmanns und Kultusbeamten Moses Schottland, siehe
Bericht unten) und Unteroffizier
Arnold Ullmann (geb. 3.10.1874 in Burghaslach, gef. 21.8.1917). Ihre Namen
stehen auf den Kriegerdenkmal der Gemeinde im Ortskern in einer Grünanlage
hinter der Kirche neben dem Rathaus (Fotos unten). Außerdem sind gefallen: Gefreiter Julius
Hellmann (geb. 23.5.1884 in Burghaslach, vor 1914 in Mellrichstadt wohnhaft,
gef. 2.4.1918) und Assistenzarzt Otto Sprinz (geb. 21.12.1891 in Burghaslach,
vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 21.3.1918).
Um 1924, als 79 jüdische Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (8,7 %
von insgesamt etwa 900), waren die Vorsteher der Gemeinde S. Ullmann, M.
Isner und M. Zeutmann. Als Religionslehrer und Kantor wirkte Ludwig Hammelburger
(auch noch 1932; 1932 hatte es in der Gemeinde 13 schulpflichtige jüdische
Kinder, denen er Religionsunterricht erteilte). 1932 waren die
Gemeindevorsteher S. Ullmann (1. Vorsitzender), Jos. Eckmann (2. Vors.) und
Adolf Rosenblatt (3. Vors.).
An jüdischen Vereinen bestanden weiterhin (siehe oben) ein Talmud Tora-Verein
(Vorsteher M. Massenbacher), der Israelitische Frauenverein (Leitung Frau
Ida Rosenblatt mit 1924 16 Mitgliedern, 1932 Leitung Jeanette Rosenblatt), eine Chewra
Kadischa (Bestattungsverein) und ein Armenverein (Leitung Lehrer
Hammelburger). 1907 hatte sich auch eine Ortsgruppe des Vereins "Verband
der Sabbatfreunde", dem sich - dem orthodoxen Charakter der Gemeinde
entsprechend - fast alle jüdischen Familien anschlossen:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1907:
"Burghaslach (Mittelfranken), 26. März (1907). Wie in zahlreichen
deutschen Städten, besonders auch in vielen Landgemeinden Bayerns,
bildete sich auch hier eine Ortsgruppe des Vereins 'Verband der
Sabbatfreunde', an der sich in rechter Würdigung der hohen Bedeutsamkeit
dieses Vereins fast ausnahmslos alle hiesigen Familien sich
beteiligen." |
1932 wird unter den Vereinen der Gemeinde auch eine
Ortsgruppe des Centralvereins genannt.
1933 wurden noch 60 jüdische Einwohner gezählt (7,3 % von
insgesamt 820).
Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Einwohner einschließlich der
Kinder aus ihren Häusern geholt und im Saal eines örtlichen Gasthauses
zusammengetrieben. In diesem Gasthaus waren sie mehrere Tage eingesperrt. Danach
wurden sie freigelassen unter der Auflage, möglichst bald Burghaslach zu
verlassen. Das Inventar ihrer Häuser war inzwischen zum großen Teil zerstört
worden. Die meisten verließen Burghaslach bis Dezember 1938. Die
letzten verließen bis Februar 1940 den Ort. 20 konnten emigrieren (davon 14 in
die USA, 6 nach Palästina). Die restlichen 45 waren in andere Orte Deutschlands
verzogen (Würzburg, München, Kitzingen und andere Orte).
Von den in Burghaslach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben in J. Fleischmann: Mesusa 4 s.
Lit. S. 110-113): Rosa Ahrend geb. Zentmann (1889), Berthold Bernheimer
(1924), Rosa Bernheimer
geb. Buchmann (1880), Getta Eckmann (1882), Hilda Eckmann (1904), Julius Josef
Eckmann (1888), Ludwig Eckmann (1889), Ludwig Eckmann (1923), Malka Eckmann
geb. Ganzmann (1890), Simon Eckmann (1901), Amelie Goldsand geb. Ullmann (1876),
Karoline Grünbaum geb. Hellmann (1872), Abraham Haugewitz (1874), Fanny
Hellmann (1884), Clara Hellmann geb. Grabfelder (1881), Ida Herold geb. Mossmann (1862),
Siegfried Künstler (1872), Samuel Kurzmann (1888), Hanna Lehmann geb. Eckmann (1884), Rika Levi geb. Rosenblatt
(1904), Regina Marx geb. Haugewitz (1866), Leo(Leopold) Massenbacher (1896), Rosa Massenbacher (1892),
Karoline Mayer (1874), Helene
Möllerich geb. Neuburger (1861), Gustav Otto Mossmann (1897), Ella Münster geb. Sturm
(1883), Lina Rindsberg geb. Sturm (1859), Emma Rosenblatt geb. Hellmann (1913),
Hans Hugo Rosenblatt (1900), Ludwig Rosenblatt
(1897), Ruth Rosenblatt (1936), Siegfried Rosenblatt (1936), Julius Schapiro
(1895, vgl. Seite zu Künzelsau), Klara Schlachter geb.
Sturm (1885), Louise
Schwerin geb. Sturm (1879), Sara Seemann geb. Künstler (1874), Clara Stern geb.
Ullmann (1880), Amalie Sturm (1933), Chaja Sturm geb. Schwarzmann (1899),
Herbert Sturm (1924), Isak Sturm (1896), Justin Sturm
(1922), Manfred Sturm (1927), Ricka Sturm geb. Rosenblatt (1891), Salomon Sturm (1880),
Sara Sturm (1930), Wolf Ullmann (1866), Bella Wallach
geb. Massenbacher (1894), Rosa Wirth geb. Eckmann (1883), Hedwig Wormser geb.
Rosenmann (1899), Alfred Wortsmann (1883), Karolina (Lina) Zenner
geb. Fuld (1868), Hannchen Zentmann geb. Schapiro (1886), Max Zentmann (1884),
Rosa Zentmann (1882).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1921
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1921:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter-, Schächter- und
Baal
Tokea-Stelle ist mit einem seminaristisch gebildeten,
stimmbegabten
Lehrer,
der die Kabala von gesetzestreuem Rabbiner hat, sofort oder
später zu besetzen. Einkommen 7299 Mark und 2000 Mark garantierte
Nebeneinkünfte, nebst schöner, geräumiger Wohnung. Meldungen mit Angabe
der Familienverhältnisse an Kultusvorstand Isner. Burghaslach. |
Aus der Zeit des Lehrer Moritz Marschütz
Anmerkung: Moritz (Moses) Marschütz ist am 10.7.1836 in
Frankenwinheim geboren (siehe dort auch die Eintragung seiner Beschneidung), war seit 1861 in erster Ehe mit
Gette geb. Steinfelder
aus Fürth verheiratet. Das Ehepaar hatte acht
Kinder (Siegfried 1862, Carl 1863 [siehe unten], Heinrich 1865, Theresa 1867, Isidor 1869,
Bettina 1871, Mina 1873, Anna 1880). Nach dem Tod seiner
ersten Frau heiratete Marschütz Hannchen geb. Löwentritt aus Schonungen.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1889:
"Burghaslach (Bayern). Im Jahre 1859 gründete die hiesige
israelitische Gemeinde eine eigene Volksschule und berief Herrn M.
Marschütz als Lehrer an derselben. Seit dieser Zeit wirkt derselbe
ununterbrochen an dieser Schule. In geheimer Sitzung wurde von der
Gemeinde der einstimmige Beschluss gefasst, ihm zu seinem Jubiläum ein
Zeichen der Anerkennung in angemessener Weise zu überreichen. Nach
beendigtem Gottesdienste am Schabbat Paraschat Schofetim (Schabbat
mit der Toralesung Schofetim = 5. Mose 16,18 - 21,9, das war am
Schabbat, 31. August 1889) versammelte sich die ganze Gemeinde und
sämtliche Schüler im festlich geschmückten Schulsaale. Eine Deputation
der Vorstandschaft holte den Jubilar aus seiner Wohn und ab und geleitete
ihn dahin. Dort wurde er mit einer Anrede des Herrn Dr. med. Neuburger
begrüßt und ihm Namens der Gemeinde zwei sehr schöne silberne Leuchter
überreicht. Nachdem der Jubilar in bewegten Worten seinen Dank
ausgedrückt, beglückwünschte ihn die ganze Gemeinde und die einfache,
aber würdige Feier schloss hiermit.
Bei dieser Gelegenheit sei noch die Bemerkung gestattet, dass im Großen
und Ganzen hier noch religiöser, jüdischer Sinn herrscht und dass die
hiesige Gemeinde gegenüber so vielen anderen bayrischen Gemeinden nicht
nur nicht ab-, sondern um mehr als 30 Prozent seit einem
Vierteljahrhundert zugenommen hat. Es bekundet den Gemeinsinn und
religiösen Eifer, wenn hier noch gesagt wird, dass die Gemeinde vor 15
Jahren aus eigenen Mitteln eine sehr schöne, neue Synagoge und ein neues
Schulhaus erbaute und noch so manche segensreiche, wohltätige Institution
in derselben Boden gefasst hat. Möge die Gemeinde auf dem betretenen Weg
rüstig weiter fortschreiten, sich immer mehr entwickeln, blühen und
gedeihen." |
Zur Verabschiedung von Moritz Marschütz (Elementarlehrer und Kantor der
Gemeinde 1859-1896)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1896:
"Burghaslach, 17. Oktober (1896). Am 1. Oktober dieses Jahres trat
Herr Lehrer Marschütz in den Ruhestand. 37 Jahre hatte er das schwierige
Amt eines Elementarlehrers und Kantors in hiesiger Gemeinde versehen und
durch seinen lauteren Charakter die Liebe und Achtung seiner Gemeinde und
Mitbürger sich erworben. Mit Bedauern sah daher die Gemeinde den
langjährigen Führer der Jugend scheiden, und sie konnte dies nicht
vorübergehen lassen, ohne ihm einen kleinen Beweis ihrer Hochschützung
zu geben.
Am verflossenen (Feiertag) Simchat Tora (Fest der Gesetzesfreude)
begab sich der Kultusvorstand mit den Gemeindemitgliedern in die Wohnung
des Herrn Lehrer Marschütz, um ihm im Auftrage der Gemeinde einen
goldenen Becher zu überreichen und geleiteten ihn und seine Familie in
das Gasthaus zur Krone, woselbst zu Ehren des Scheidenden ein Konzert
abgehalten wurde. Herr Kultusvorstand M. Wortsmann betonte in seiner
Ansprache, wie Herr Lehrer Marschütz ohne Ansehen der Person seines Amtes
waltete und durch seine Friedensliebe in bestem Einvernehmen mit seiner
Gemeinde lebte. Herr Lehrer Marschütz dankte mit bewegten Worten für das
ihm überreichte Geschenk. Burghaslach sei ihm eine zweite Heimat geworden
und nur sein Augenleiden sei die Ursache, dass er in den Ruhestand trat.
Sein Hoch galt der Gemeinde Burghaslach. Im Namen der ehemaligen Schüler
sprach Herr Isner den Dank derselben aus. Ein Bankett beschloss die in
schöner Weise verlaufene Feier. Möge Herrn Lehrer Marschütz in seiner
neuen Heimat Erlangen noch recht viele Ruhejahre beschieden
sein." |
|
Hinweis:
Ein Sohn von Lehrer Moritz Marschütz - Carl Marschütz, geb. am 4.
September 1863 in Burghaslach, gest. 19. April 1957 in Los Angeles
(beigesetzt in Nürnberg) - wurde Gründer der weltberühmten
Nürnberger HERCULES-Werke.
Dazu siehe das Buch von Johann Fleischmann: Carl Marschütz aus
Burghaslach, Gründer der Nürnberger HERCULES-Werke. Mesusa 9. Erschien
2013. 412 S. zahlr. Abb.
|
Zum Tod von Hauptlehrer i.R. David Martin (1938 in
Haßloch, 1907/08 Lehrer in Burghaslach)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1.Juni 1938: "Am 13. April verschied nach
langem, mit Geduld ertragenem Leiden Hauptlehrer Martin aus Haßloch.
Am 20.9.1875 in Cronheim,
Mittelfranken geboren, hat er nach einjähriger Dienstzeit in Burghaslach
30 Jahre lang in der Pfalz gewirkt. Nachdem er fünf Jahre in Edesheim
und fünf Jahre in Göllheim
verbrachte, hat er die letzten zwanzig Jahre, der ihm liebgewordenen
Gemeinde Haßloch gedient. Von lebensfroher Art und aufrichtiger, stets gründlicher
Gesinnung hat er sich bei allen, die ihn kannten, Verehrung und Liebe
erworben. - Wir betrauern seinen Heimgang und werden ihm ein ehrendes
Andenken bewahren. Sein Andenken sei zum Segen.
Freie Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz." |
Zum Tod des Sofer Isak
Kurzmann (1931)
Anmerkung: vgl. die Angaben auf der Seite zu Maroldsweisach;
vermutlich war Isak Kurzmann in Burghaslach
bereits als Sofer (Toraschreiber und nicht mehr als Religionslehrer tätig), da
er nach den Angaben des Abschnittes bis 1906 in Burghaslach war. In
dieser Zeit war hier jedoch als Lehrer am Ort Emanuel Heß
tätig.
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1931: "Isak Kurzmann, Schweinfurt – seligen
Andenkens -. Ein schweres Geschick raubte unserem Verein in den
letzten Monaten eine erschreckende Zahl unserer Veteranen, die wir stolz
zu den Unseren zählten. Und wieder hat der Tod ein liebes Mitglied aus
unserer Mitte gerissen – Herr Isak Kurzmann,
Schweinfurt, hat das
Zeitliche gesegnet. Er war einer der ersten Mitglieder vor fünf
Jahrzehnten und hielt dem Verein unerschütterlich die Treue. Er war in früheren
Jahren Religionslehrer in Thundorf und
Maroldsweisach, wirkte dann lange
Zeit in Burghaslach und verbrachte die letzten 25 Jahre seines Lebens als
Thoraschreiber und allzeit hilfsbereiter Beamter in Schweinfurt. Wer ihn
kannte, bewunderte und liebte ihn wegen seines reinen, lauteren
Charakters, wegen seiner stillen felsenfesten Frömmigkeit, seiner edlen
Bescheidenheit und menschenfreundlichen Gesinnung halber. Er starb im
patriarchalischen Alter von 83 Jahren. Die tiefe Anteilnahme weiter Kreise
an seinem Begräbnisse zeigte deutlich die allgemeine Wertschätzung,
deren sich der Verblichene erfreuen konnte. Nachdem Herr Bezirksrabbiner
Dr. Stein einen tief empfundenen Nachruf gehalten, widmete Kollege
Berlinger namens unseres Vereins dem lieben Mitgliede Worte der
Anerkennung, des Dankes und des treuen Gedenkens. Ein wahrer Zaddik (sc.
Gerechter, Frommer) ist
dahingegangen. Er wird auch in unseren Reihen unvergessen bleiben. Das
Andenken an den Gerechten ist zum
Segen." |
Zum Tod von Oberlehrer Emanuel Heß (1933; bis 1921 Lehrer in
Burghaslach)
Ergänzende Anmerkung: Als Medizinstudent ist zwischen 1919 und 1925 in Würzburg genannt:
Leo Hess, geb. 28. August 1898 in Burghaslach, gest. 12. Juni 1982 in New York, Sohn des
Hauptlehrers Emanuel Hess und der Lina geb. Eschwege in Burghaslach. Quelle: R. Strätz,
Biographisches Handbuch der Würzburger Juden Bd. 1 S. 260 und Social
Security Death Index (USA). Leo Hess hatte das Gymnasium in Nürnberg besucht und
an der Universität Würzburg studiert (unterbrochen von Militärdienst im Ersten
Weltkrieg), wo er 1923 zum Dr. med. promoviert wurde. Seit 1927 und noch bis
1933 war er als planmäßiger Assistenzarzt an der Universitätsfrauenklinik in
Frankfurt tätig. Nach seiner Entlassung 1933 war er noch als privater Arzt in
Frankfurt tätig. 1938 emigrierte er in die USA. Quelle: Udo Benzenhöfer/Monika
Birkenfeld: Angefeindete, vertriebene und entlassene Assistenten im Bereich der
Universitätsmedizin in Frankfurt am Main in der NS-Zeit. Münster 2016. S. 38-39.
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
15. Januar 1934: "Nürnberg. In der Nacht auf den 20. Dezember 1933,
zum Ausgang des Chanukkafestes verstarb plötzlich Oberlehrer Heß an den
Folgen einer Embolie. Mit ihm ist ein selten gütiger Mensch
dahingegangen. Diese Herzensgüte hat der Heimgegangene in allen Orten
seiner Wirksamkeit und in allen Lagen des Lebens bewiesen. In einer
Tätigkeit von über 40 Jahren hat er sich nur Freunde erworben. In einer
kleinen Gemeinde in Unterfranken hat er seine Tätigkeit begonnen und war
dann viele Jahrzehnte in Burghaslach als Lehrer, Kantor und Schochet im
Amte. Als im Jahre 1921 die Volksschule der Adas Israel
(in Nürnberg) gegründet wurde,
ernannte ihn die Regierung zum Schulleiter dieser Schule, sodass er an
ihrem Aufbau noch regen Anteil nehmen konnte. Lange hat er an der
Adas-Synagoge in uneigennütziger Weise als Bal Kore fungiert. - Heß hat
ganze Generationen von Schülern und Schülerinnen erzogen, sie alle
trauern ihm nach und bewahren ihm ein treues Andenken. Unser jüdischer
Lehrerverein betrachtet es als seine besondere Ehrenpflicht, der Gattin
und den Kindern mit Rat und tat zur Seite zu stehen, um Liebe mit Liebe
und Treue mit Treue zu belohnen. Es soll unvergessen bleiben, mit welch
inniger Treue Heß gerade in diesem Kreise wirkte und mit welchem Eifer er
sich an den Fortbildungskonferenzen beteiligte. Er war der erste und
letzte bei den Schiurim, die er bis zum letzten Male vor den Ferien
besuchte, sowie er bis zum letzten Tage vor seinem Tode noch seinen
Unterricht erteilte. Er ist in den Sielen gestorben. Setzen seinem
Andenken. Is.B." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1934:
"Für die herzliche Teilnahme, welche uns anlässlich des Ablebens
unseres unvergesslichen Gatten und Vaters, des
Herrn Oberlehrer
Emanuel Hess
erwiesen wurde, sprechen wir nur auf diesem Wege unseren innigsten Dank
aus.
Nürnberg, Martin-Richterstr. 7 den 31. Dezember 1933 - 13. Tewet 5694. Im
Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen Lena Hess." |
Ausschreibungen der Stelle des Schächters und Synagogendieners 1876 / 1877
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1876:
"In diesiger Kultusgemeinde soll sofort die erledigte
Schächterstelle besetzt werden. Gewünscht wird ein von orthodoxen
Rabbinen geprüfter verheirateter Mann, der das Borschen versteht und
imstande ist, den Werktagsgottesdienst sowie das Schamschut (Tätigkeit des
Synagogendieners) und das Kewarnut (Bestattungswesen) und die Mikwe
(rituelles Bad) zu versehen.
Das jährliche Einkommen beläuft sich auf 900 Mark. Reflektanten beim
Unterzeichneten alsbald ihre Zeugnisse einzusenden.
Burghaslach (Bayern), 24. Juni 1876. I. Isner,
Kultusvorstand". |
Entweder konnte kein geeigneter Bewerber
gefunden werden oder der Bewerber erwies sich nicht als geeignet
beziehungsweise verließ Burgkunstadt nach einigen Monaten wieder.
Jedenfalls war ein Jahr später die Stelle des Schächters mit der
gleichlautenden Suchanzeige wiederum ausgeschrieben: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1877: "In
hiesiger Kultusgemeinde soll sofort die erledigte Schächterstelle besetzt
werden. Gewünscht wird ein von orthodoxen Rabbinen geprüfter
verheirateter Mann, der das Borschen versteht und imstande ist, den
Werktagsgottesdienst, sowie das Schamschut (Tätigkeit des
Synagogendieners) und das Kewarnut (Bestattungswesen) und die Mikwe
(rituelles Bad) zu versehen.
Das jährliche Einkommen beläuft sich auf 900 Mark. Reflektanten beim
Unterzeichneten alsbald ihre Zeugnisse einzusenden.
Burghaslach (Bayern), 12. August 1877. I. Isner,
Kultusvorstand". |
Berichte zu
einzelnen Personen der Gemeinde
Zum Tod des Wohltäters Salomon Wortsmann im
November (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1886:
"Burghaslach (Bayern). Am 10. November laufenden Jahres entschließ
nach mehrjährigem Siechtum im Alter von 56 1/2 Jahren Herr Salomon
Wortsmann dahier. An ihm verlor seine Familie den liebevollsten, besten
Gatten, Vater und Bruder, die hiesige Gemeinde ein sehr verdientes,
geschätztes Mitglied und die Welt einen braven Mann. In dürftigen
Verhältnissen aufgewachsen, besuchte er in seinen Jünglingsjahren das Beit
HaMidrasch (Talmudhochschule) des Frommen Rabbi Eliezer - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - zu
Höchberg. Da er jedoch
schon frühzeitig den Kampf um seine Existenz allein aufzunehmen hatte, so
konnte er das Torastudium nicht weiter in genannter Anstalt fortsetzen und
er übernahm in hiesiger Gemeinde ein Kultusbeamtenstelle. Hier zeichnete
er sich durch große Gewissenhaftigkeit, strenge Pflichterfüllung und
Treue aus, sodass man heute noch seiner Tätigkeit rühmend gedenkt. Als
jedoch die Verhältnisse in seiner Familie und in hiesiger Gemeinde sich
änderten, entsagte er nach und nach seinen verschiedenen Funktionen und
widmete sich allmählich dem Geschäftsleben. Durch Glück und Geschick,
Gottvertrauen und redliches Streben schwang er sich nach und nach empor
und jetzt erst hatte er die Freude dem Grundzuge seines Charakters,
wahrhafter Menschenliebe und Herzensgüte, in vollem Maße Genüge zu
leisten. Seinen Geschwistern gegenüber vertrat er Vaterstelle. Er
unterstützte sie wie und wo er nur konnte, war ihr Berater und Helfer,
verhalf ihnen zu ihrem Fortkommen und begründete ihr Glück und dazu kam
noch: Er erzog den Waisen in seinem Haus.
Sein Haus war eine Freistätte für die Armen, ein Asyl für
alle Hilfesuchenden und Bedrängten. Fast täglich, wenn solche hier
anwesend waren, hatte er Arme an seinem Tische. Allein nicht bloß
Sättigung fanden sie hier, sondern auch gar oft materielle Unterstützung
und seine Gabe fehlte bei keiner Kollekte. Jeder Hilfesuchende wandte sich
an ihn und fand bei ihm warme, freundliche Aufnahme, Rat durch Wort oder
Tat. Fast ein Vierteljahrhundert war er mit kurzen Unterbrechungen
Vorstand des hiesigen Unterstützungsvereines für arme israelitische
Wanderer. Nur seiner Initiative war es zu verdanken, dass der Verein,
welcher mehrmals der Auflösung nahe war, wieder lebenskräftig wurde. Von
seinem liebevollen Herzen zeugt auch die Tatsache, dass er eine arme, kränkliche
Person aus einem Nachbarorte, um die sich sonst niemand bekümmerte und
die in ihrem Elende verkommen wäre, hierher brachte, ihr Unterkommen und
Unterstützung verschaffte und sie bis an ihr Lebensende verpflegen ließ.
Obwohl er alljährlich viele und große Reisen machte, so war er doch ein
echter und rechter Jehudi, und wenn er in Folge seiner
geschäftlichen Tätigkeit nicht mehr recht Muße fand, dem Torastudium
sich hinzugeben, so unterstützte er doch die Talmidei Chochamim
(Gelehrten) und ihre Bestrebungen und unterhielt sich sehr gerne mit
ihnen. Gegen Jedermann war er freundlich, zuvorkommend, dienstwillig und
gefällig in jeder Weise, besonders der hiesigen Gemeinde gegenüber. An
den Hohen Feiertagen z.B. erbaute er gar oft die Gemeinde als
ehrenamtlicher Vorbeter. Und wie er die Gebote zur Wohltätigkeit an
den Lebenden übte, in weit höherem Maße übte er die Wohltätigkeit
gegenüber den Toten. Da war er der erste und letzte bei jedem Anlass.
In allen diesbezüglichen Fragen wandte man sich an ihn, und wusste er
auch am besten Bescheid zu geben. In Hinblick auf das viele Gute und Edle,
was dieser verdienstvolle Mann hier geübt, war die Trauer über seinen
Tod und Teilnahme an seinem Leichenbegängnisse, an dem sich nicht nur
sämtliche hiesigen Israeliten, sondern auch mehrere Nichtisraeliten
beteiligten und gab der hierbei anwesende Herr Distrikt-Rabbiner Wißmann
- sein Licht leuchte - aus Schwabach diesem Trauergefühl warmen
Ausdruck. Möge Gott die Hinterbliebenen des Verblichenen trösten
und möge er die Lücken, die seit einigen Jahren unserer Gemeinde durch
den Verlust so mancher tüchtiger Menschen leider geschlagen wurden, bald
wieder ausfüllen. "Gott wird heilen unsere
Gebrechen...". |
Zum Tod des aus Burghaslach stammenden Rabbi Lippmann Massenbacher (in Fürth
1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891:
"Fürth, 2. Februar (1891). 'Ich bin kein Mensch einer guten
Botschaft heute' (nach 2. Samuel 18,20). Ein unendlich langer
Trauerzug bewegte sich am Dienstag 18. Schewat (= 27. Januar 1891) durch
die Straßen Fürth's. Eine tiefernste und wehmütige Stimmung hatte sich
der Gemüter derer bemächtigt, welche dem wegen seiner großen Tugenden
in den weitesten Kreisen bekannten, allgemein beliebten und hochgeachteten
Rabbi Lippmann Massenbacher – das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen – das letzte Geleite gaben.
Als Sohn des Talmudgelehrten Rabbi Salomon Massenbacher – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus Burghaslach,
ist Rabbi Lippmann zu den Segnungen der Tora hin großgezogen
worden, und hatte er seine Kenntnisse auf den Jeschiwot zu Schwabach
und Höchberg vervollständigt, wo er
zu den Füßen der damaligen Großen seines Geschlechtes saß und
ein ...unter den Talmudgelehrten war.
In seltener Weise vereinigte dieser Fromme die herrlichsten
Eigenschaften, die einen Sohn der Tora zieren, die ihn Gnade und
gutes Verdienst in den Augen Gottes und der Menschen finden ließen. Mit
Recht haben einige der zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilten gelehrten
Herren in ihren Trauerreden hervorgehoben, dass der Verewigte in
unvergleichlicher Weise diejenigen Vorzüge besessen, welche
befähigen, ein Richteramt in Israel zu bekleiden. Er gehörte zu
den tüchtigen Männern, den Gottesfürchtigen, den Männern, die die
Wahrheit lieben und das Böse hassen (2. Mose 18,21).
Unablässig galt sein Streben und Wirken dem Wohle anderer; seine
Hingebung und Selbstaufopferung für seine Mitmenschen ließen bei ihm die
Sorge für die eigene Existenz ganz in
der Hintergrund treten und fast aus den Augen verlieren.
Gleich dem Zelte Abrahams war sein Haus jedem Fremden gastfreundschaftlich
geöffnet und die Armen hatten eine zweite Heimat unter seinem wirtlichen
Dache. Jahraus, jahrein verkehrten bei ihm Gäste als Kinder
seines Hauses und fanden liebevolle Aufnahme und geistige und körperliche
Erquickung. Wer ein anliegen hatte, wem es schwer ums Herz war, der suchte
ihn auf. Er wusste durch die Lichtstrahlen der Tora den Gebeugten
und Niedergeschlagenen aufzurichten und ihm Mut und Trost einzuflößen;
er verstand es, durch Rat und Tat, durch werktätige Wohltätigkeit,
den Hoffnungslosen zu neuem, freudigen Leben zu erwecken. Viele brachte
er von Sünde zurück (Maleachi 2,6) Wer sich in |
der
Umgebung dieses
Frommen befand, wer Gelegenheit hatte, das Tun und Lassen desselben
zu beobachten, wie jeder Augenblick seines Daseins nur dem Dienste Gottes
geweiht war, der wurde begeistert und hingerissen von der Lichtgestalt und
Hoheit dieses Großen seines Geschlechts. Sein Vorbild spornte zur
Nachahmung an, und so war er einer der die Menschen liebte und sie zur
Tora führte.
Das Hinscheiden dieses Mannes bedeutet einen Verlust für ganz Israel,
Mit welchem Schrecken werden die armen Leute und besonders die Armen
des Landes Israel die Nachricht von seinem Ableben entgegen nehmen.
Die schönste Perle in der Krone der
vielen guten Eigenschaften, welche der Verewigte besessen, bestand
wohl in der beispiellosen Bescheidenheit, Sanftmut und Anspruchslosigkeit.
Von jeher betrachtete dieser Gerechte die Tora als seine Wahrheit,
der sich alle Anforderungen des Lebens unterzuordnen hatten. Er betrieb
ein Geschäft, um Tora mit dem profanem Wissen zu vereinigen;
dieses war ihm jedoch Nebensache, während er Tag und Nacht sich
mit dem Torastudium beschäftigte und unter Entbehrungen aller Art diesem
heiligen Streben oblag. Man erzählt sich, dass er jahrelang das Bett
gemieden und auf seinem Sitze am Studiertische dem unwiderstehlichen
Ruhebedürfnisse Genüge geleistet habe. Kein Wunder daher, dass aus Nah
und Fern, Verwandte und Freunde herbeigeeilt kamen, um diesem
Großen in (Kenntnis der) Tora und der Weisungen die letzte
Ehre zu erweisen. Herr Rabbiner Bamberger aus Kissingen
und Herr Ansbacher aus Nürnberg sprachen im Trauerhause und hoben
in beredten Worten die Verdienste des Verewigten hervor. Auf dem Friedhof
widmeten die Herren Rabbiner Neuburger aus Fürth, Wißmann aus Schwabach
und Herrn Bankier Rauh aus Fürth dem Verblichenen warme und
ergreifende Nachrufe.
Möge der Allgütige der trauernden und tiefgebeugten, dem Dahingegangenen
treuen und in Wohltätigkeit stets hilfreich zur Seite stehenden Gattin,
den schmerzerfüllten Verwandten lindernden Trost senden und ganz Israel
vor ähnlichen Verlusten und harten Schlägen bewahren." |
Zum Tod von Rosa Frank geb. Rosenthal,
Tochter des Rabbi B. Rosenthal in Burghaslach (in Frankfurt 1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Mai 1906:
"Frankfurt am Main. Am 19. Ijar (14. Mai 1906) hauchte Frau
Rosa Frank geb. Rosenthal, hier (Tochter des seinerzeit berühmten Rabbi
B. Rosenthal seligen Andenkens in Burghaslach), eine Esches
Chajil (wackere Frau) in des Wortes weitester Bedeutung, im Alter von
nahezu 87 Jahren ihre reine Seele aus und wurde am Mittwoch zur letzten
Ruhe gebettet.
Herr Lehrer Ehrmann aus Friedberg,
ein Verwandter der Entschlafenen, gab auf dem Friedhofe der israelitischen
Religions-Gesellschaft in formvollendeter Rede ein Bild der teuren
Heimgegangenen. Auch an dieser Stelle sei es gestattet, mit einigen Worten
auf diese seltene Frau hinzuweisen.
Als treueste Gattin und liebevollste Mutter verstand sie es, ihr Haus zu
einem Mikdasch meat (kleinen Heiligtum) zu gestalten, in dem Mizwoh
(Gottesgebot) und Awaudoh (Gottesdienst) gewissenhafteste Hut und Pflege
fanden. Und wie wirkte sie, nicht laut und Jedermann erkennbar auf offenem
Markt, sondern still und ruhig, bescheiden und selbstlos - das
Charakteristische ihres ganzen Wesens. - Der Kern, der Schwerpunkt ihres
Lebens und Strebens und Wirkens lag im Innern des Hauses und hier und von
hier aus feierte sie ihre Siege.
Sie hatte das seltene Glück, in der Nähe und in der Ferne, Söhne und
Töchter zu haben, die alle, ohne Ausnahme, ihr nachzueifern sich
bestreben und sich als echte Kinder ihrer großen Mutter bewähren. Möge
die teure Entschlafene den vollen Lohn ihres Erdenwallens dort genießen,
wo es keine Tränen gibt und Gott ihre Kinder und Kinderkinder ob des
herben Verlustes trösten. H." |
Zum Tod von Samuel Schapiro (1923)
Anmerkung: der Kaufmann Samuel Schapiro war mit Caroline geb.
Fuchtler verheiratet. Er war der Vater des Lehrers Leopold Schapiro (im Text als
ältester Sohn genannt, 1923 Lehrer in Gailingen)
sowie des Lehrers Julius Schapiro (Informationen zu ihm auf der Seite zu Künzelsau
oder Bechhofen).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923:
"Burghaslach, 8. Mai (1923). Unsere Gemeinde hat leider den
schmerzlichen Verlust eines ihrer Besten und Edelsten zu beklagen. Am 24.
April verschied nach längerem Krankenlager im Alter von 68 Jahren Samuel
Schapiro. Ein redlicher Mann und ein Gottesfürchtiger in
des Wortes wahrster Bedeutung, ein weit über die Grenzen unseres Ortes
hinaus geachteter und geehrter Bürger und Geschäftsmann hat uns
verlassen. Harte, unermüdliche Arbeit von Jugend auf, viele
Schicksalsschläge in der Familie zehrten an seinem sonst so kräftigen
Körper und führten einen frühzeitigen Kräfteverfall herbei. Sieben
verheiratete Kinder beweinen mit ihrer schmerzgebeugten Mutter den Tod des
Entschlafenen. Was er seiner Familie, was er der Gemeinde und all denen
war, die bei ihm Rat und Tat suchten, das schilderte bei der Beisetzung
Herr Lehrer Hammelburger in tief empfundener, schöner Rede. In
schmerzlichen, die ganze Trauerversammlung erschütternden Worten, nahm
der älteste Sohn, Lehrer in Gailingen,
am Grabe vom Vater - er ruhe in Frieden - Abschied. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Moses Schottland (1924)
Anmerkung: es handelt sich um den Kaufmann und Kultusbeamten Moses
Schottland (geb. 10. November 1855 in Brzeziny bei Lodz/Posen, gest. 7.
April 1924 in Burghaslach). Moses Schottland war seit etwa 1900 in Burghaslach
ansässig. Er war verheiratet mit Esther Maria geb. Schottland (geb. 18. Mai 1856 in
Brzeziny als Tochter von Eisenhändler Josef Schottland und der Rahel geb.
Goldberg; gest. 29. April 1933 in Würzburg). Das Ehepaar hatte vier Kinder:
Fanny (geb. 27. Januar 1878 in Brzeziny, später verheiratet mit Moritz Wiesenfeld), Heinrich
(Heinz; geb. 21. Februar 1884, unten im Bericht genannt; zu ihm mehr auf der Seite
zu Frankenthal), Jakob Isaak (geb. 4. April 1890 in Brzeziny, gefallen 15. April 1917),
Rika (geb. 24. Juli 1882 in Brzeziny, gest. 23. Mai 1907 in Georgensgmünd). Angaben aus Strätz Biographisches Handbuch Würzburger Juden
II S. 524.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924:
"Burghaslach, 11. April (1924). Am 3. Nissan verschied nach langer,
schwerer Krankheit Herr Moses Schottland - seligen Andenkens -. Mit
demselben ist einer jener hervorragenden Männer dahingegangen, deren
Reihen in unseren Landgemeinden immer mehr gelichtet werden. Ob seiner
Gelehrsamkeit, seiner edlen Charakterzüge war er bei allen beliebt und
geachtet. In hiesiger Gemeinde betätigte er sich viele Jahre als Vorbeter
an den ehrfurchtgebietenden Tagen. Als Toragelehrter hat er sich besondere
Verdienste um das religiöse Leben dahier erworben. Am Grabe hielt in
gebührenden Worten Herr Hammel (sc. vermutlich Herr Lehrer
Hammelburger) einen tief empfundenen Nachruf. In rührender Weise nahm
der Sohn des Verblichenen, Herr Lehrer H. Schottland, Frankenthal, im
Auftrage der Familie Abschied von seinem Vater. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Die standesamtliche Urkunde zum Tod von
Moses Schottland: eingestellt
als pdf-Datei (Quelle: Gemeinde Burghaslach, erhalten über Paul
Theobald). |
Zum Tod von Helene Massenbacher (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1924:
"Burghaslach, 16. Juni (1924). Eine unserer edelsten jüdischen
Frauen, Frau Helene Massenbacher, ist aus unserer Mitte gegangen. Durch
ihren Heimgang sind nicht nur der Gatte, die Kinder und die Verwandten
schwer betroffen, sondern die ganze Gemeinde hat einen gewaltigen Verlust
zu beklagen. Eine von denen war sie, die alle Tugenden einer jüdischen
Frau in sich vereinigt. Ihr tief religiöses Gemüt ließ ihre Kinder zu
treuen Juden heranziehen. Manches Leid ist der Heimgegangenen widerfahren,
aber kein Leid konnte die Edle infolge ihres unerschütterlichen
Gottvertrauens beugen. So möge die teuere Entschlafene den Lohn im Garten
Eden für ihr Wirken auf Erden empfangen!" |
90. Geburtstag der aus Traustadt
stammenden und zeitweise in Burghaslach wohnhaften Hannchen Rosenblatt geb.
Bachmann in Frankfurt (1926)
Anmerkung: Hannchen geb. Bachmann ist am 6. Januar 1836 in
Traustadt geboren. Sie heiratete 1877 den
Witwer Seligmann Hirsch Rosenblatt, der in erster Ehe verheiratet war mit
Rebecca (Rika) geb. Guckenheimer (geb. 19. März 1823 in Burghaslach, gest. 19.
April 1876 ebd.). Seligmann starb in Burghaslach am 18. November 1895. Hannchen
Rosenblatt konnte 1934 noch ihren 98. Geburtstag feiern (Gemeindeblatt der
israelitischen Gemeinde Frankfurt Januar 1934 S. 198)
Ein Sohn von Seligmann Rosenblatt war Isaac Baer Rosenblatt (1855 Burghaslach -
1933 Burghaslach, verheiratet mit Ida geb. Wassermann.
Ein Enkel (Sohn von Isaac Baer und Ida R.) von Seligmann Rosenblatt war Adolf
(Abraham) Rosenblatt (1889 Burghaslach, gest. in Haifa), verh. mit Mari (Martha)
geb. Schneider: die beiden waren die Eltern von Ruth Lapide geb. Rosenblatt
siehe unten.
Genealogische Informationen: Einstieg zum Beispiel
über Seligmann Hirsch Rosenblatt
https://www.geni.com/people/Seligmann-Rosenblatt/6000000023035759844.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar 1926: "Eine
Neunzigjährige.
Am 6. Januar begeht in geistiger und körperlicher Frische das älteste
Mitglied der israelitischen Religionsgesellschaft (sc. Frankfurt),
Frau Hannchen Rosenblatt, ihren 90. Geburtstag. In
Traustadt (Unterfranken) geboren,
verbrachte sie in ihrer Jugend mehrere Jahre in Amerika und sodann in
Frankfurt im Hause ihres Schwagers, des Rabbi E. M. Schüler - das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, später wurde sie die Gattin des
Herrn H. Rosenblatt - seligen Andenkens - in
Burghaslach. Nach dessen Ableben zog
es die Greisin wieder nach Frankfurt, wo sie seit vielen Jahren im Kreise
ihrer Verwandten (Familie Schwarz, Thüringer Straße 23) lebt. Innige
Frömmigkeit - kein Wetter hält sie vom Besuche des Sabbatgottesdienstes ab
-, unermüdlicher Fleiß, Hilfsbereitschaft und eine in diesem Alter kaum
wieder zu findende Lebensfreudigkeit sichern ihr die höchste Verehrung ihrer
Verwandten und Freunde. Möge ihr eine recht sonniger Lebensabend beschieden
sein." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeige des Bienenzüchters J. Schwarzbauer
(1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1872: "Für
Pessach. Ausgezeichneter, selbsterzeugter Honig ist bei Bienenzüchter J.
Schwarzbauer in Burghaslach, das Pfund zu 30 Kreuzer (exkl. Verpackung),
in beliebigen Quantitäten zu haben." |
Anzeigen der Kelterei und Brennerei S. Massenbacher (1884,
1891 und 1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1884: "Koscherer
Wein zu Pessach. Vorzügliche fränkische Weiß- und ungarische
Rotweine, ersteren selbstgekeltert, empfiehlt bei bekanntem Kaschrut
S. Massenbacher, Burghaslach, Bayern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1891:
"Zwetschen-Branntwein. Koscher schäl Pessach.
Selbstgebrannten, hochfeinen Zwetzschenbranntwein, selbstgekelterte
Weissweine, sowie ungarische Weiss- und Rotweine en gros & en detail
bei
S. Massenbacher, Burghaslach.
Referenzen: Ihre Ehrwürden: Herr Löb Wißmann, Distrikts-Rabbiner, Schwabach,
Herr J. Adler, Distrikts-Rabbiner, Kitzingen." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1921:
"Koscher al Pessach
WEINE
Branntweine
S. Massenbacher, Burghaslach,
Kelterei, Brennerei". |
|
Ergänzend eingestellt: Postkarte
an den Weinhändler S. Massenbacher in Burghaslach (1882)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries) |
Die
Postkarte wurde verschickt von Gessertshausen nach Burghaslach am 8. Mai 1882
an den Weinhändler S. Massenbacher (vgl. Anzeigen oben und weitere
Nennungen von Mitgliedern der Familie Massenbacher auf dieser
Seite).
|
Anzeige des Sofer ("Schreiber")
Isaak Kurzmann (1893)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März 1893:
"Unterzeichneter Sofer ("Schreiber") empfiehlt sich
zum Schreiben von Sifrei Tora (Torarollen), Tefillin und Mesusot,
Wimpelnmalen, Grabschriftenzeichnen und Überschreiben alter Sifrei Tora,
ferner für alle in dieses Fach einschlagenden Arbeiten und Reparaturen
zum billigen Preise. Beste Referenzen. Isaak Kurzmann, Schochet
uBodek uSofer (Schächter/Fleischbeschauer und Schreiber) in
Burghaslach bei Rheinfeld." |
Verlobungsanzeige von Ida Wechsler und Ludwig Hammelburger
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1922: "Statt
Karten
Ida Wechsler - Ludwig Hammelburger
Verlobte
Aschbach (Ofr.) - Burghaslach (Mfr.)" |
Geburtsanzeige für Manfred und Ruth Hammelburger
(1926)
Anmerkung: Manfred Hammelburger ist bereits im Januar 1976 im Alter von 49
Jahren in den USA verstorben. Die Eltern Ludwig Hammelburger (geb. 3. Juni 1891)
und Carry Hammelburger (geb. 26. Oktober 1890) verstarben im Mai 1974
beziehungsweise im August 1976 in New York.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1926: "Manfred
- Ruth.
Die - Gott sei gepriesen - glücklich erfolgte Geburt eines
gesunden Zwillingspaares zeigen hocherfreut an
Ludwig Hammelburger und Frau Carry geb. Zentmann.
Burghaslach, 22. März 1926". |
Verlobungs- und Heiratsanzeige von Fanni (Fanny) Neumann und Max Massenbacher (1928)
Anmerkung (Quelle: Strätz Biographisches Handbuch Würzburger
Juden Bd. I S. 377): Max Massenbacher ist am 8. August 1901 in Burghaslach als
Sohn des Weinhändlers Maier Massenbacher und der Helene geb. Blum geboren (vgl.
oben Todesanzeige für Helene Massenbacher von 1924). Er
war spätestens seit 1928 als Hausverwalter und Speisemeister in der
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg angestellt (Bibrastraße 6).
Er heiratete 1928 die am 7. August 1899 in Burgpreppach
geborene Fanny geb. Neumann, Tochter des Lehrers Wolf Neumann und der Sophie
geb. Friedmann in Burgpreppach. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Helene (Hella)
geb. 1930 in Würzburg und Sofie (geb. 1936 in Würzburg). Beim Novemberpogrom
1938 wurde Max Massenbacher in Stuttgart festgenommen und bis zu seiner
Entlassung am 17. Dezember 1938 im KZ Dachau festgehalten. Im Januar 1939 konnte
die Familie nach New York emigrieren. Max Massenbacher starb im Dezember 1967 in
New York ( nach Angaben des SocSDI).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1928: "Statt
Karten:
Fanni Neumann - Max Massenbacher zeigen ihre Verlobung an.
Würzburg, Bibrastraße 6 - Burghaslach." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1928: "Gott
sei gepriesen.
Max Massenbacher - Fanny Massenbacher geb. Neumann.
Würzburg Bibrastraße 6 - Burghaslach. Die Trauung findet - so
Gott will - am 19. August 1928
in Würzburg 1/2 2 Uhr, Seminarsynagoge, statt.
Zugedachte Telegramme bitten abzulösen durch Überweisung an die
Seminarkasse." |
Verlobungsanzeige von Bella Massenbacher und Max
Wallach (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 12. April 1934:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen.
Bella Massenbacher - Max Wallach. Verlobte.
Burghaslach - Berlin W 30 Rosenheimerstr. 21
Pessach 5694". |
Verlobungsanzeige von Julie Sturm und Seligmann
Massenbacher (1935)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 21. Februar 1935:
"Gott sei gepriesen.
Julie Sturm - Seligmann Massenbacher. Verlobte.
Burghaslach." |
Persönlichkeiten
Ruth
Lapide geb. Rosenblatt, 1929 in Burghaslach geboren als Tochter von
Adolf Rosenblatt (geb. 1889 in Burghaslach, gest. in Haifa) und Mari
(Martha) geb. Schneider (geb. 1900 in
Nenzenheim, gest. 1976 in Frankfurt); verließ 1938 Burghaslach mit
den Eltern; sie konnte mit ihnen nach Palästina emigrieren; studierte an
der hebräischen Universität Jerusalem Politologie, Geschichte und
Judaistik. Verheiratet mit Prof. Dr. Pinchas Lapide (gest. 1997), mit dem
sie seit Mitte der 1970er-Jahre in Frankfurt am Main lebte. Sie erhielt
für ihr Engagement für die Versöhnung von Juden und Christen, für die
Verständigung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und für die
Annäherung der drei monotheistischen Religionen im Jahr 2000 das
Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Ruth Lapide verstarb
im August 2022 in Frankfurt am Main (siehe Artikel unten).
Link
zum Wikipedia-Artikel über Ruth Lapide |
Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom
31. August 2022: "Frankfurt am Main. Ruth Lapide ist tot.
Laut einem Bericht der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' (Mittwoch) ist die
jüdische Religionswissenschaftlerin und Historikerin Ruth Lapide am Dienstag
im Alter von 93 Jahren in ihrer Wahlheimat Frankfurt am Main gestorben. Sie
und ihr 1997 gestorbener Mann Pinchas Lapide gehörten zu den wichtigsten
Vermittlern im jüdisch-christlichen Dialog in Deutschland.
FAMILIE Ruth Lapide, geborene Rosenblatt, wurde 1929 im fränkischen
Burghaslach bei Bamberg geboren. Ihre jüdische Familie lebte seit dem 12.
Jahrhundert in Deutschland. Sie floh mit ihrer Familie vor dem
Nationalsozialismus nach Palästina, wo sie an der Hebräischen Universität
Jerusalem Linguistik, Geschichte und Judaistik studierte. In den 70er-Jahren
kehrte sie mit ihrem Ehemann Pinchas Lapide nach Deutschland zurück. Dort
engagierte sich das Paar vor allem für den Austausch zwischen Christen und
Juden und verfasste mehrere Bücher. Als ihr Mann 1997 starb, führte Ruth
Lapide diese Arbeit mit ihrem Sohn Yuval fort. Immer wieder setzte sich für
eine möglichst genaue Bibelauslegung ein und hob die jüdischen Wurzeln des
Christentums hervor. Ruth Lapide wurde von mehreren Päpsten in Privataudienz
empfangen und beriet auch regelmäßig die katholische Bischofskonferenz. Nach
Angaben der Zeitung wird sie am Freitag in Frankfurt beigesetzt. kna."
Link zum Artikel |
Sonstiges
Die
antisemitisch eingestellten Bamberger Gymnasiasten Karl Kolb (Burghaslach) und
Josef Bauer (Schweinfurt) stehen vor Gericht (1920)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. Februar 1920: "Bamberg, 30. Januar (1920). Vor dem
Volksgericht Bamberg hatten sich am 23. dieses Monats die Gymnasiasten Karl
Kolb aus Burghaslach und Josef Bauer aus Schweinfurt wegen je
eines Vergehens gegen die öffentliche Ordnung nach § 130 RStGB. zu verantworten.
Die beiden Beschuldigten, welche die siebente Klasse des Neuen Gymnasiums
in Bamberg besuchen, sind überführt und auch geständig, mehrere Mal an
verschiedenen Häusern mit Kreise die Worte geschrieben zu haben: 'Los von
Juda'. - Ihre Überführung konnte durch einen Zettel geschehen, der von Rabbiner
Dr. Eckstein am Schillerplatz gefunden und der Polizei übergeben
wurde und auf dem der Name des Mitangeklagten Kolb gestanden hat. Die
Angeklagten wurden vom Unterricht weggeholt und zu einer Vernehmung auf
die Polizei gebracht, wo sie sofort ein offenes Geständnis ablegten. Eine
in der Wohnung der jungen Leute vorgenommene polizeiliche Durchsuchung
hatte ein negatives Resultat. Auch in der Verhandlung waren die
Angeklagten geständig und führten übereinstimmend aus, dass sie
lediglich ihrer politischen Überzeugung Ausdruck verleihen wollten.
Während der Ferien hätten sie fleißig die Literatur studiert; auf Grund
derselben und auf |
Grund
der politischen Ereignisse in den letzten beiden Jahren der Revolution
seien sie zu der Überzeugung gekommen, dass der Einfluss der Juden auf
das Deutschtum ein äußerst gefährlicher sei. Auf Grund der Lektüre
hätten sie die feste Überzeugung gewonnen, dass der Einfluss der Juden
für das Deutschtum verderblich sei. Weiter hätten sie mit dem
Anschreiben bezwecken wollen, dass die Leute bei den nächsten Wahlen ihre
Stimmen nicht mehr den Juden geben. An irgendwelche blutige Gewaltakte
hätten sie nicht gedacht. ebenso wenig an eine strafbare Handlung. Mit
der Möglichkeit, dass sie sich eine Rektoratsstrafe zuziehen würden,
hätten sie gerechnet. Tatsächlich hätten sie auch einen
Rektoratsverweis mit einem Vermerk im Zeugnis erhalten. Von da ab hätten
sie derartige Handlungen unterlassen. Der Vertreter der Anklagebehörde,
zweiter Staatsanwalt Buff, führte aus, dass sich das Verhalten der
Beschuldigten als ein Unfug darstelle, der geeignet sei, bei einem Teil
der jüdischen Bevölkerung Besorgnis hervorzurufen. Wenn die Bevölkerung
immer derlei Anschläge lese, so werde die Stimmung, die ohnehin gegen die
Juden eine gereizte sei, eine immer erregtere. Dazu komme noch, dass wir
in einer unruhigen Zeit leben, wo Gefahr für eine Hungersnot bestehe und
Lebensmittelkrawalle zu befürchten seien. Dass sich dann die Bevölkerung
einen Sündenbock suche und gegen einen Teil der jüdischen Bevölkerung
vorgehe, die schon von alters her im Geruche des Wuchers stehe, wenn dies
jetzt auch gegenwärtig, wo alles wuchert, unbegründet sei, sei nur zu
leicht anzunehmen. Die Hetzereien seien auch dann sehr gefährlich, wenn
nciht immer auf den politischen Zweck hingewiesen werde. Wenn auch zugegen
werden mag, dass die Angeklagten kein volles Verständnis für die
Gefährlichkeit ihres Beginnens hatten, so seien sie doch für ihr Tun
voll und ganz verantwortlich zu machen. Er beantrage, die beiden
Angeklagten wegen Vergehens gegen die öffentliche Ordnung nach § 130 zu
verurteilen. Unter allen Umständen aber liege ein grober Unfug vor, falls
das Gericht der Auffassung sein sollte, dass die Voraussetzungen des §
130 nicht gegeben seien. Er unterlasse es deshalb einen bestimmten Antrag
zu stellen, sondern stelle das Strafausmaß in das Ermessen des Gerichts.
- Das Urteil lautete nach nahezu einstündigen Beratung auf Freisprechung
der beiden Angeklagten unter Überbürdung der Kosten auf die Staatskasse.
In den Urteilsgründen wurde kurz ausgeführt, dass ach dem Ergebnis der Beweisaufnahme
das Gericht in der Handlungsweise der Angeklagten eine Anreizung zu
Gewalttätigkeiten im Sinne des § 130 nicht erblicken könne. Es liegt
aber auch kein Unfug vor, nachdem den Angeklagten nach Überzeugung des
Gerichts das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit gefehlt habe. Die
Freisprechung erfolgte mit vier Stimmen. Am Schlusse der Verhandlung
erteilte der Vorsitzende den beiden Angeklagten ernste Mahnungen. Mit dem
freisprechenden Urteil solle nciht gesagt sein, dass das Verhalten der
Angeklagten zulässig sei. Das Gericht gebe zu erkennen, dass das
Verhalten ein großer Verstoß gegen den öffentlichen Anstand sei und die
Beschuldigten mögen sich in Zukunft von derartigen Geschichten
fernhalten. Die Freisprechung erfolgte lediglich aus rechtlichen
Gründen." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits im 16./17. Jahrhundert war ein Betsaal beziehungsweise
eine Synagoge vorhanden (mindestens seit ca. 1687).
Im 18. Jahrhundert ist 1729 in einer Urkunde der Freiherren von Münster
von einer "eigenmächtig erbauten Judenschule" die Rede. Sie wurde 1765/66
durch einen Neubau an derselben Stelle ersetzt. 1839 wurde die Inneneinrichtung
der Synagoge umgebaut. Dabei sind die bisherigen Betständer (Stehpulte)
entfernt und dafür Bankreihen sowie eine Kanzel eingerichtet worden. Am
"ersten Abend des Neujahres" (gemeint des jüdischen neuen Jahres
5600, d.h. am 1. Tischri 5600 = 9. September 1839) wurde die Synagoge in
Anwesenheit des Distriktrabbiners Selz von Uehlfeld neu eingeweiht.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1839:
"Burghaslach, 13. September (1839). Durch eine in der, allerhöchsten
Orts bestätigten Synagogen-Ordnung für den Kreis Mittelfranken in
Bayern, nach der sämtlich Stände in der Synagogen gegen Morgen (=Osten)
zu richten seien, bewogen, sah die hiesige Gemeinde sich bewogen, ganz
neue Subsellien, sowie auch eine schöne Kanzel aufzustellen. Die
außerdem noch mit manchem neuen Schmucke versehene Synagoge wurde nun am
ersten Abend des Neujahres mit Gesängen und einer trefflichen Predigt des
Distriktsrabbinen Herrn Selz zu Uehlfeld, von Neuem feierlich eingeweiht.
Der hierdurch gewonnene Eindruck auf die Gemüter der Zuhörer wurde dann
am folgende Tage durch eine begeisternde Festpredigt desselben Redners
noch erhöht, sodass der Nachklang dieser erhebenden Feier uns diese
kurze, aber innige Anerkennung im Namen unserer Gemeinde, gern
abnötigte". |
1855 beschloss die Gemeinde, einen Baufond für
einen Synagogenneubau anzulegen, da die alte Synagoge in keinem guten
Zustand mehr war, nach Lehrer Marschütz (Bericht von 1870) "ein sehr
altes, höchst unansehnliches, baufälliges Gebäude". Der Betsaal befand
sich im 1. Stock, "man war daher im Winter von großer Kälte sehr
belästigt, bei starkem Regenwetter musste man sich es gefallen lassen, einen
See zu durchwaten". Die Frauen-Synagoge "war sehr klein, eng und die
Folge dessen namentlich an hohen Feiertagen für die Besucherinnen wegen Mangel
an gehörigen Plätzen äußerst belästigend, gesundheitswidrig und nichts
weniger als andachtserweckend". Die Gemeinde konnte für den Neubau der
Synagoge ein günstig gelegenes Wohnhaus mit Scheune und großem Grundstück
kaufen. Das Wohnhaus und die Scheune wurde an ein Gemeindeglied weiterverkauft,
das freie Grundstück zum Bau der Synagoge vorgesehen. Der Gräflich
Castell'sche Bauinspektor Hergenröder wurde 1858 mit der Zeichnung von
Plänen für die neue Synagoge beauftragt. Durch zahlreiche Kollekten und
Spenden, teilweise von einigen nach Amerika ausgewanderten Gemeindegliedern
wurde die notwendige Bausumme zusammengetragen. Der Verkauf der alten Synagoge
an den jüdischen Landarzt Dr. Jacob Neuburger erbrachte 800 Gulden. Dr.
Neuburger ließ die alte Synagoge nach 1870 abbrechen und an ihrer Stelle ein
neues Wohnhaus für seine Familie erstellen (Nürnberger Strasse 10). Der Stein
aus der Portalinschrift der alten Synagoge mit dem Hinweis auf das Baujahr
5526 nach der kleinen Zählung (1765/66) wurde im Nachfolgebau eingebracht
und ist bis heute erhalten.
Am 1. Juli 1869 fand die Grundsteinlegung zur neuen Synagoge statt. Die
Bauausführung geschah im wesentlichen durch örtliche Handwerker, so wurde der
Toraschrein, die Kanzel und das Betpult durch den örtlichen Schreinermeister
Paulus Müller hergestellt. Insgesamt kostete die neue Synagoge mit dem
gleichzeitig erstellten jüdischen Schulhaus 11.200 Gulden. Die
feierliche Einweihung war am 10. Juni 1870. Mit einem großen
Fest des ganzen Ortes und zahlreichen eingeladenen Gästen von außerhalb wurde
die Einweihung gegangen. Nach einem Abschiedsgottesdienst in der alten Synagoge
wurden in einer feierlichen Prozession die Torarollen unter Baldachinen zur
neuen Synagoge gebracht. Distriktsrabbiner Selz von Uehlfeld nahm die Einweihung
vor.
Lehrer Moritz Marschütz berichtete unter anderem über die Feierlichkeiten bei
der Einweihung: "Es war ein erhebender Anblick, diesen langen stattlichen
Zuge mit anzusehen. Hunderte von Nichtisraeliten aus der ganzen Gegend
betrachteten diese seltsame Feier mit größtem Interesse. So bewegte sich der
Zug bis zur Treppe der neuen Synagoge. Dort überreichte (das Mädchen) Clodilte
Isner bei einer poetischen Ansprache dem Königlichen Herrn Bezirksamts-Verweser
aus Scheinfeld den Schlüssel zur neuen Synagoge. Derselbe erwiderte, auf die
Bedeutung des Aktes und auf die Opferfreudigkeit der hiesigen Israeliten
hinweisend, in warmen Worten, gab an den Herrn Rabbiner den Schlüssel ab und
unter dem Ruhe: 'Tut mir auf die Pforten!' öffneten sich die Pforten des neuen
Tempels. Die ganze Schar strömte hinein. Unvergesslich blieb der erhabene
Eindruck, den diese großartige, glänzende Versammlung in dem herrlichen,
festlich beleuchteten Gotteshause hervorrief. Es wurden dann... von einem
trefflich geschulten achtstimmigen Chore mit Streichquartett aufs Exakteste
ausgeführt, der dreimalige Umzug mit der Tora gehalten, dann letztere unter
Sang und Klang dem neuen Heiligtums übergeben. In der hierauf folgenden Rede
sprach der Rabbiner von der Bedeutung des Gotteshauses (Text 1. Mose 28,18).
Außer dieser religiösen Feier wurden noch am Abend des Festtages zur Ehre der
Festgäste Harmonie-Musik im Schlee'schen Garten und Samstag und Sonntag Festbälle
im Beer'schen und Schlee'schen abgehalten".
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Die Synagoge war fast 70 Jahre Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in
Burghaslach. 1929 wurde sie renoviert.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde zunächst die Inneneinrichtung der
Synagoge durch SA-Leute aus Neustadt/Aisch und Oberrimbach sowie örtliche
SA-Leute zerstört. Bänke und anderes Mobiliar wurden auf einen Haufen
geworfen, Stroh und Benzin herbeigeschafft und angezündet. Die Feuerwehr
löschte zwar alsbald den Brand der Synagoge, doch war das Gebäude als Synagoge unbenutzbar
geworden. Es wurde wenig später in eine Werkstatt eines örtlichen
NSDAP-Funktionärs umgewandelt.
Nach 1945 wurde das Gebäude unterschiedlich genutzt, zunächst zu einem Wohnhaus umgebaut, danach bis mindestens
1989 als Musikschule, seitdem wieder als Wohnhaus verwendet. Das Gebäude befindet sich derzeit
in baulich relativ schlechtem Zustand. Die seitlichen Rundbögen der Fenster
erinnern noch an die Zeit des Gebäudes als Synagoge.
Im Januar 1948 hatte vor dem Landgericht Nürnberg/Fürth ein Prozess gegen
21 der an den Ausschreitungen des Novemberpogroms 1938 Beteiligten
stattgefunden. Zwölf erhielten Gefängnisstrafen von 20 Tagen bis zu zwei
Jahren. Neun wurden freigesprochen. Im Oktober 1950 erhielt ein weiterer
Beteiligter eine Gefängnisstrafe von acht Monaten.
Bis 2020 wurde das Gebäude weiter als frühere Synagoge unkenntlich gemacht.
Inzwischen wurden auch die seitlichen Rundbögen der Fenster an der Südseite
zugemauert (siehe Fotos unten). Am Nachbarhaus befindet sich eine Hinweistafel
mit dem Text (Tafel 3 des Kulturweges Markt Burghaslach): "In diesem Haus
[Hinweispfeil zum Nachbarhaus] befand sich die ehemalige Synagoge und
Judenschule der jüdischen Gemeinde Burghaslach . Grundsteinlegung 01.07.1869 -
Einweihung 10.06.1870 - am 10.11.1938 durch Nationalsozialisten zerstört.
[hebräisch und deutsch:] Zum ewigen Gedenken. 'Sie werden die alten Trümmer
wieder aufbauen und, was vor Zeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten: sie
werden die verwüsteten Städte erneuern, die von Geschlecht zu Geschlecht
zerstört gelegen haben.' Jesaja 61,4."
Adresse/Standort der Synagoge: Neustädter Straße
1 (alte Anschrift 1932: Botsstr. 164)
Darstellungen / Fotos
(Koloriertes Bild von 1872: Titelseite von Johann Fleischmann
(Hg.): Mesusa 4 mit Beitrag von Erica Engel ebd. S. 11-14: "Schabbes-Spaziergang
bei Burghaslach").
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"Schabbes-Spaziergang
bei Burghaslach" (Titel bei Mesusa 4; Bild gezeichnet und
aquarelliert von C.Ph. Schoppelrey 1872). Das Bild zeigt Burghaslach von
Süden. In der Mitte (Ausschnitt rechts) ist ein elegant gekleidetes Paar
zu sehen, vermutlich ein jüdisches Paar beim Schabbat-Spaziergang; rechts
ein (nichtjüdischer) pflügender Bauer. Beim Friedhof handelt es sich um
den jüdischen Friedhof mit dem Taharahaus, darüber im Ort - an den
Gebotstafeln auf dem Giebel erkennbar - die Synagoge. |
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Die Synagoge 1919 |
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Darstellung aus
Johann Fleischmann (Hg.): Mesusa 2 (s. Lit.) S. 141 Anm. 6:
"Die
Abbildung wurde dankenswerterweise von Robert Hofmann, Burghaslach, zur
Verfügung gestellt" |
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Fotos von 2003 |
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Fotos der
ehemaligen Synagoge
aus dem Projekt "Unkenntlich gemacht" der
Künstlerin Babette
Koblenz (Ausstellung 2003). Quelle F1
- Quelle
F2 -
Website Babette Koblenz |
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Fotos von 2020
(Fotos: Hahn; Aufnahmen vom 21.6.2020) |
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Das
Gebäude der ehemaligen Synagoge; die seitlichen Rundbögen der Fenster wurden
zugemauert
und die ehemalige Synagoge weiter "unkenntlich" gemacht |
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Rechts: das
Gebäude der
ehemaligen Synagoge |
Aus an der
Nordseite sind die Rundbögen der Fenster
bzw. die ganzen Fenster zugemauert |
Hinweistafel
(Kulturweg Burghaslach Station 3)
am Nachbarhaus zur Synagoge |
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Das
Casteller Amtshaus -
Früheres Casteller Gerichtsgebäude
(Fotos: Jürgen Hanke,
Aufnahmen vom März 2022) |
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Das
Casteller Amtshaus mit Hinweistafel: 1850 erworben durch die jüdische
Familie Rosenblatt, die bis 1938 darin wohnte. |
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Gefallenendenkmal
(Fotos: Wolf-Dieter Gutsch; Fotos vom 26.3.2021) |
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Das Gefallenendenkmal in der Grünanlage hinter der Kirche am Rathaus.
Eingetragen sind als Gefallene des Ersten Weltkrieges auch die jüdischen
Kriegsteilnehmer
Salomon Massenbacher, Isack Schottland und Arnold Ullmann.
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Mai 2013:
Vorstellung von "Mesusa 9" in
Burghaslach (vergleiche Literatur - Publikationen von Johann Fleischmann) |
Am 26. Mai 2013 war die Buchvorstellung von "Mesusa 9" in der
"Kulturtankstelle" Burghaslach.
Nebenstehend das Programm zur Buchvorstellung.
Anmerkung: Da Graf Jesko zu Dohna nicht kommen konnte, sprach Fürst
Albrecht zu Castell-Castell an dieser Stelle ein Grußwort; er war mit
seiner Frau Maria Luise Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont anwesend. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 164-166. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 148. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 279-280.
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| Johann Fleischmann: Mesusa 2. Spuren jüdischer
Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 2000. passim
(insbesondere: Die Geschichte der neuen Synagoge und des israelitischen
Schulhauses in Burghaslach S. 136-148). |
| ders.: Mesusa 3. Spuren jüdischer
Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Die jüdischen
Friedhöfe von Zeckern usw. Mühlhausen 2002. passim. (insbesondere
Abschnitt zum jüdischen Friedhof in Burghaslach S. 309-345). |
| ders.: Mesusa 4. Lebensbeschreibungen und Schicksale.
Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach.
Mühlhausen 2004 passim (insbesondere: Erica Engel:
Schabbes-Spaziergang bei Burghaslach S. 11-15; Johann Fleischmann:
Burghaslach 1828-1834: Baruch Elias Rosenthal und sein Ärger mit
zahlungsunwilligen Kultusmitgliedern S. 90-99; Robert Hofmann:
Burghaslacher Familien um 1785 und 1938. S. 99-1909; Johann Fleischmann:
Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Burghaslach. S.
109-114; ders. Mosaiksteine zur Burghaslacher Familie Dr. Jacob und Sara
Neuburger S. 114-124). |
| ders.: Mesusa 5. Geschichtssplitter und Chronik der Familie
Steinacher. Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und
Seebach. 2006. |
| ders.:
Mesusa 9. Carl Marschutz aus Burghaslach, Gründer der Nürnberger
HERCULES-Werke. Mühlhausen 2013. |
| Werner Thiele: Als die Synagoge in Burghaslach brannte.
Zeitzeugen erinnern sich an das finsterste Kapitel ihrer Ortsgeschichte. in:
Evangelisches Sonntagsblatt in Bayern. Ausgabe 12 2006 Online
zugänglich |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Burghaslach S.
130-145. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Burghaslach Middle Franconia. Jews are mentioned in
the mid-16th century. Thirty families were present in 1733, when a synagogue was
dedicated. In 1809 the Jewish population was 209 (total 870). Jews traded in
glass, textiles, beer hops, and cattle. A Jewish public scholl was opened in
1869. In 1933 the Jews numbered 60. The synagogue was burned down on Kristallnacht
(9-10 November 1938), Later in the morning, all the Jews were arrested and their
homes wrecked. By December all but ten left the city, 14 emigrating to the
United States and six to Palestine. The last ten left in 1939-40.
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