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Unteraltertheim (Gemeinde Altertheim, Kreis Würzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Unteraltertheim (früher zur Grafschaft Castell
gehörig) bestand eine jüdische Gemeinde bis
1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.
Im Fürstlich Castell'schen Archiv finden sich Urkunden und Akten zur jüdischen
Geschichte in Unteraltertheim ab 1683 (Urkunde zur Regelung des geschäftlichen
Verkehrs zwischen Untertanen und Juden in Unteraltertheim). 1719 lebten bereits 55 jüdische Personen am
Ort (11,0 % von insgesamt 499 Einwohnern).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1815 77 (14,1 % von insgesamt 546 Einwohnern), 1840 12 bis 13 jüdische
Familien, 1867 64 jüdische Einwohner (10,4 % von 618), 1880 74 (11,6 % von
636), 1890 Höchstzahl von 94 Personen (14,4 % von insgesamt 653 Einwohnern),
1900 74 (11,5 % von 643), 1910 50 (8 % von 627).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Unteraltertheim auf
insgesamt 13 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände
genannt (mit neuem Familienamen und Erwerbszweig): Maier Löw Braun
(Spezereihandel und Schlächterei), Bräunla, Witwe von Borg Blum (Handarbeit
und Almosen), Hirsch Baruch Lichtenstein (Waren- und Lederhandel, seit 1819
Handel mit Leder, Ellen und Spezereien), David Ennoch Fröhlich (Schmuserei),
Jakob Ennoch Fröhlich (Vieh- und Warenhandel, seit 1819 Handel mit Vieh- und
Ellenwaren), David Samuel Bravmann (Vieh- und Warenhandel), Jaidel Samuel
Bravmann (Vieh- und Warenhandel, seit 1819 Handel mit Vieh- und Schnittwaren),
Baruch Samuel Bravmann (Vieh- und Warenhandel), Vögel, Witwe von Hajum Heymann
(Vieh- und Warenhandel), Maier Ennoch Fröhlich (Vieh- und Warenhandel), Bela,
Witwe von Abraham Weidenbaum (Vieh- und Warenhandel), Löw Heßlein Goldmann
(Waren- und Federhandel), Heßlein Löw Goldmann (Waren- und Federhandel,
Honighandel, seit 1819 zusätzlich: Handel mit Ellenwaren).
Bis ins 20. Jahrhundert hinein lebten die jüdischen Familien überwiegend vom
Vieh- und Warenhandel; mehrere hatten in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderte Läden und Handlungen (auch eine Bäckerei u.a.) am Ort
eröffnet.
An Einrichtungen der jüdischen Gemeinde waren eine Synagoge, eine jüdische Schule und
eine Mikwe vorhanden (s.u.); die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Wenkheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Längere Zeit hatten die Gemeinden in
Oberaltertheim und Unteraltertheim denselben Lehrer in Personalunion (vgl.
Ausschreibungstexte der Stellen s.u.). Von den Lehrern werden genannt: um
1868/1882 Hirsch Rosenfelder, um 1884/1892 Josef Neumann, um 1896/1896 Maier
Rosenfelder (wechselt 1896 nach Sinsheim),
um 1906 S. Bravmann.
Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat in Würzburg.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1894 Fröhlich, um 1901
Isaak Bravmann, um 1908/1922 Hirsch Bravmann.
Von den Vereinen werden genannt: der Israelitische Frauenverein (in einer
Spendensammlung in "Der Israelit" vom 16.5.1894).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Abraham
Bravmann (geb. 13.1.1875 in Unteraltertheim, vor 1914 in
Höchberg wohnhaft, gef. 10.12.1915).
Um 1925, als noch 15 jüdische Familien mit zusammen 38 Personen am Ort
lebten (6,9 % von insgesamt 551 Einwohnern), gehörten dem Gemeindevorstand
die Herren Nathan Albrecht und Isak Bravmann II. an. Als Vorbeter wirkte
(ehrenamtlich) Hirsch
Bravmann. 1932 war Gemeindevorsteher inzwischen Josef Bravmann. Als Lehrer für
die damals noch vier schulpflichtigen jüdischen Kindern kam bis zu seiner
Auswanderung nach Palästina 1933 Lehrer Heinrich Kohn aus Wenkheim
nach Unteraltertheim.
1933 lebten noch 34 jüdische Personen am Ort (6 % von
insgesamt 569 Einwohnern). In den folgenden Jahren wanderten neun von ihnen aus
(vier in die USA [Familie Heiner Fröhlich, Vater war Metzger, Familie lebte in
einem Haus zwischen den heutigen Anwesen Grobühlstraße 1 und 5, wo heute eine
Garage ist], drei nach England, zwei nach Palästina [Ludwig und Selma Karpf;
Familie lebte in einem Haus auf dem heute neu bebauten Grundstück Grombühlstraße
9 oder vor der heutigen Grombühlstraße 10), fünf verstarben in
Unteraltertheim und zwei verzogen in andere Orte. Zu Zerstörungen der
Inneneinrichtungen jüdischer Häuser kam es beim Novemberpogrom 1938 (in
Unteraltertheim in der Nacht zum 11. November 1938) durch SA-Leute; auch die
Maschinen des jüdischen Bäckers wurden dabei zerstört. Am 2. September 1939
mussten die noch verblieben Juden in einem Haus zusammenziehen. 1942 lebten noch 16 jüdische
Personen am Ort, die im April dieses Jahres über Würzburg in das
Vernichtungslager Izbica bei Lublin deportiert wurden.
Von den in Unteraltertheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch einige Namen aus Sporck-Pfitzer
s. Lit.): Sara Albrecht geb. Bravmann (1887), Nathan Albrecht
(1887), Heinrich Baumann (1877), Babette Bergheimer geb. Bravmann (1885), Ida
Blum geb. Bravmann (1887), Artur Bravmann (1925), Benjamin Bravmann (1875), Bruno
Berthold Bravmann (1922), Elsa Bravmann geb. Goldner (1890), Emma Bravmann geb.
Bravmann (1889), Frieda Bravmann (1882), Gitta Bravmann (1885), Ida Bravmann geb.
Löbenfried (1890), Inge Bravmann (1924), Isaak Bravmann (1881), Isaak Bravmann
(1882), Jakob Bravmann (1883), Jeanette
Bravmann (1889), Josef Bravmann (1880), Julius Bravmann (1894), Karoline
Bravmann (1876), Lina (Karoline) Bravmann geb. Bravmann (1882), Lub (Lulo) Bravmann (1929),
Regine Bravmann geb. Heimann (1878), Rosalie (Rosa) Bravmann geb. Rosenbaum (1881),
Salomon Bravmann (1885), Samuel Bravmann (1894), Simon Bravmann (1878), Simon
Bravmann (1892), Wolf Bravmann (1890), Ida Blume
geb. Bravmann (1883), Karoline (Lina) Eckmann geb. Fröhlich (1881), Gitta Freudenthal
geb. Bravmann (1876), Gitta Fröhlich (1893), Samuel Fröhlich (1883), Johanna
(Hannchen) Goldschmidt geb. Fröhlich (1881), Sara Goldschmidt geb. Bravmann (1890), Frieda
Jordan geb. Bravmann (1890), Rosa Krebs geb. Bravmann (1894), Rita (Rosa) Moses geb. Albrecht (1920),
Jeny Nordhäuser geb. Bravmann (1888), Selma Nordhäuser geb. Bravmann (1896), Rosa Reinfelder geb. Freudenthal (1904), Elise Rosenthal geb. Bravmann (1874), Lina Sulzbacher
geb. Bravmann (1882). Lena Süß geb. Bravmann (1883), Lina Ullmann geb.
Bravmann (1884), Emma Wolf geb. Bravmann (1889).
Hinweis auf nicht mehr existente frühere jüdische Anwesen in
Unteraltertheim (zusammengestellt und mitgeteilt von Franziska Hirth, Mai 2021): - zwischen Lindenstraße 14 und 16 stand
ein Haus einer jüdischen Familie, hier heute ein Carport. Daneben zur Ringstraße
14 hin gab es eine schmale Gasse in die Brunnenstraße und noch ein weiteres
jüdisches Haus, dann folgte erst die heutige Ringstraße 14. Hinter dem heutigen
Haus Brunnenstraße 4 stand ebenfalls das Haus einer jüdischen Familie, in dem
zwei alte Damen lebten, die deportiert wurden. Auf dem Grundstück der heutigen
Brunnenstraße 19 stand gleichfalls das Haus einer jüdischen Familie. Auf dem
Grundstück der heutigen Grombühlstraße 3, wo sich bis vor einigen Jahren eine
Edeka-Filiale befand, war früher ein Stoffladen einer jüdischen Familie und ein
weiteres jüdisches Haus. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die teuren Stoffrollen
achtlos auf die Straße geworfen und die Scheiben zerstört. Noch existente
ehemalige jüdische Anwesen in Unteraltertheim: im heutigen Haus Lindenstraße
40 lebte die Familie des Kaufmanns Isaak Bravmann. Beim Kauf und der Renovierung
des Hauses 1992/93 wurde eine Rechnung für die Reinigung von Pelzen gefunden.
Diese war bei der Erneuerung der Dachdämmung gefunden worden; sie war zwischen
Sparren und Latten eingeklemmt.
Berichte aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters /
Schochet 1893 / 1908
Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 9. Oktober 1893: "Vakanz. In den
kombinierten Gemeinden in Ober- und Unteraltertheim bei Würzburg erledigt
sich per 1. November 1893 die Religionslehrer-, Vorsänger und
Schochet-(Schächter-)Stelle. Fixer Gehalt 500 Mark, Nebenverdienst 700
Mark. Geeignete Bewerber wollen sich schleunigst an den Unterzeichneten
melden. Reiseentschädigung erhält nur der von den Gemeinden Gewählte.
Oberaltertheim, 4. Oktober 1893, Abraham Grünbaum, Kultusvorstand." |
|
Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 26. November 1908: "Vakanz. Die
Religionslehrer-, Kantor- und Schochetstelle in den vereinigten Gemeinden
Ober- und Unteraltertheim ist baldigst zu besetzen. Fixum 700 Mark,
Nebenverdienst 7-800 Mark bei freier Wohnung. Seminaristisch gebildete Bewerber
belieben ihre Gesuche an den Unterzeichneten zu senden. Ausländer bleiben
unberücksichtigt. Reise wird dem Gewählten vergütet.
Oberaltertheim, 22. November 1908. Abraham Grünbaum,
Kultusvorstand." |
Zum Tod von Lehrer Hirsch Rosenfelder
(1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1887: "Altertheim
bei Würzburg. Geliebt und geehrt, geachtet und hoch geschätzt von allen,
die ihn kannten, lebte und wirkte Herr H. Rosenfelder nahezu 40 Jahre als
Lehrer in unserer Gemeinde. Am Erew Schabbat Kodesch Paraschat Haasinu
(Freitag vor dem Schabbat mit der Toralesung Haasinu = 5. Mose
32,1-52; das war Freitag, 30. September 1887) wurde uns der 80jährige
Greis durch den Tod entrissen. Schon von Jugend auf dem Torastudium sich
weihend, besuchte er als Jüngling die Jeschiwa in Fürth, und
ausgerüstet mit Tora und Gottesfurcht suchte er mit allem Eifer
seine Kenntnisse weiter zu verbreiten; denn sein immerwährendes Streben
war (hebräisch und deutsch:) zu lernen und zu lehren.
Mit liebevoller Begeisterung suchte er seinen Schülern und Freunden die
wahre Gottesfurcht einzuprägen und mit Vergnügen war er bereit, durch Midraschim
(Auslegungen) und Maschalim (Gleichnisse) seine Zuhörer zu
fesseln, sie zur Glaubenstreue anzuregen und aufzumuntern. Er war seiner
Familie und allen Bekannten ein edles Vorbild echter Frömmigkeit. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Über Lehrer Josef Neumann (um
1884/1892 Lehrer in Ober- und Unteraltertheim)
Josef Neumann ist am 7. Januar 1860 in
Külsheim geboren als Sohn des Toraschreibers Salomon Neumann und der Regine
geb. Levi. Er ließ sich an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg
zum Lehrer ausbilden (Examen 1881) und war in Ober- und Unteraltertheim als
Lehrer tätig. Er heiratete 1888 Jette (Jettchen) geb. Strauß (geb. 22.
Mai 1865 in Bieringen) 1893 zog er mit
seiner Familie nach Würzburg, verließ den Lehrerberuf und war hier zunächst als
"Oberinspektionsbeamter" bei einer Versicherungsgesellschaft tätig. Zwischen
1898 und 1903 arbeitete er selbstständig als Baumaterialienhändler und -agent,
dann wieder als Versicherungsangestellter. Mitte der 1920er-Jahre ging er in den
Ruhestand. Er starb am 22. Januar 1929 in Würzburg. Seine Frau emigrierte 1940
zu ihren Kindern nach New York, wo sie 1950 ihren 85. Geburtstag feiern konnte.
Angaben nach Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.
Lehrer Maier Rosenberger stellt
einen Antrag im Finanzausschuss der bayerischen Abgeordnetenkammer (1896)
Artikel
in "Der Israelit" vom 14. Mai 1896: "Aus Bayern. Bei der Beratung des
Kultusetats im Finanzausschuss der bayerischen Abgeordnetenkammer am 1. Mai
wurde mit den Postulaten für den jüdischen Kultus begonnen. Zur Aufbesserung
des Einkommens gering dotierter Rabbinatsstellen sind wie früher 14.000 Mk.
postuliert. Der Referent Dr. Daller hebt hervor, dass die bewilligte Summe
nie verbraucht worden sei, will sie jedoch nicht beanstanden. Es liegt vor
eine Petition des jüdischen Religionslehrer aus Mayer Rosenberger in
Unteraltertheim um Bewilligung staatlicher Alterszulagen für die
geprüften israelitischen Religionslehrer. Die Petition wird von
verschiedenen Abgeordneten warm befürwortet, besonders hebt Abgeordneter
Maison* hervor, 'der Staat habe ein großes Interesse an dem Erziehungswerke
der Petenten, beziehungsweise seiner Kollegen'. Er meint, man sollte, da ja
nur circa 2000 Mk. erforderlich wären, diese dem Regierungspostulate
entnehmen. Kultusminister von Landemann will jedoch dieses für die Pensionsbezüge
der Rabbiner, zu welcher Materie auch eine Petition vorliegt, in Anspruch
nehmen. 'Er erkennt ausdrücklich das verdienstvolle Wirken der Petenten an;'
es sei aber ein besonderer Fonds nicht da. Referent Dr. Daller stellt Antrag
auf Übergang zur Tagesordnung, welcher schließlich angenommen wird."
* Carl Maison (1840 Oberdorf - 1896 München), Teilh. der Fa. A. Maison, Posamentenhandel
in München; im Vorstand der Oberbayerischen Handels- und Gewerbekammer,
Handelsrichter; 1887 bis 1896 Mitglied des Bayerischen Landtags, Konsul von
Dänemark, Schweden und Norwegen, 1888 kgl. Kommerzienrat. |
Die kurze Amtszeit des Lehrers Joseph Wolfromm (1909)
Anmerkung: Lehrer Joseph Wolfromm (sein Name wurde unterschiedlich geschrieben) blieb
im Sommer 1909 nur wenige Wochen in der Gemeinde. Vermutlich war die
Volksschullehrerstelle in Hagenbach attraktiver als die Religionslehrerstelle in
Ober- und Unteraltertheim:
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1909:
"Würzburg, 15. Juni (1909). Herr Lehrer Wolffromm, bislang in Völkersleier, wurde als Lehrer der vereinigten Kultusgemeinden Unter-
und Oberaltertheim gewählt." |
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1909:
"Unteraltertheim, 30. Juli (1909). Herr Lehrer Joseph Wolframm in
Oberaltertheim wurde zum Volksschullehrer in Hagenbach
bei Germersheim (Rheinpfalz) ernannt." |
Für den Unterricht in Ober- und
Unteralterheim und
anderen Orten wird ein Wanderlehrer bestellt (1925)
Mitteilung in "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" vom 10. März 1925:
"Bestellung eines Wanderlehrers mit dem Sitz in Würzburg für die Gemeinden
Rimpar, Estenfeld,
Veitshöchheim, Ober- und Unteraltertheim,
Reichenberg. " |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Sara Bravmann (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1886:
"Unteraltertheim, Rosch Haschodesch Nissan (= 6. April 1886).
Wieder hat der Tod das Leben einer Edlen in Israel beendet und dadurch
eine Familie in tiefe Trauer versetzt. Das edle Wirken der Verstorbenen
hat es verdient, dass der Entschlafenen in diesen geschätzten Blättern
ein Denkmal gesetzt werde. Frau Sara Bravmann ist in dem jugendlichen
Alter von 25 Jahren in ein besseres Jenseits abberufen worden. Dieser
Verlust wird nicht allein von ihrer sie innig liebenden Familie, sondern
auch von der hiesigen Gemeinde, in welcher sie, wenn auch leider nur eine
kurze Zeit, Allen als Muster einer tüchtigen Frau voranleuchtete,
schwer empfunden werden. Groß und allgemein war die Achtung, mit der man
der Heimgegangenen von allen Seiten entgegenkam. Sie war eine Frau mit
seltenen Eigenschaften. Bescheidenheit und Sanftmut, gepaart mit echter
Gottesfurcht, zeichneten die Verstorbene in hervorragender Weise aus. Die
allgemeine Teilnahme zeigte sich auch nicht nur bei ihrer Krankheit,
sondern auch bei ihrem Leichenbegängnisse.
Möge der tiefbetrübte Gatte und die trauernden Verwandten in dem
Gedanken ihren Trost finden, dass die Verblichene eingegangen ist in das
ewige Jenseits, wo sie den Lohn ihres edlen Wirken empfängt. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Rabbi Hirsch Rosenfelder (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1887:
"Nachruf!
Unteraltertheim, 20. Oktober (1887). In unserer Zeit, da
leider der Indifferentismus immer weiter um sich greift und die Zahl der
Torakundigen in steter Abnahme begriffen ist, muss es jeden wahren Jehudi
schmerzlich berühren, wenn Männer, die ein echt religiöser Leben
führten, und die ihre Mitmenschen für alles Gute zu begeistern suchten,
dahinscheiden und vom Schauplatze ihrer ersprießlichen Wirksamkeit
abberufen werden. Auch unsere Gemeinde hat einen solchen herben Verlust zu
beklagen. Am Freitag, den 12. Tischri (= 30. September 1887)
verschied nach kurzem Leiden Rabbi Hirsch Rosenfelder, der Edelsten und
Besten Einer. Ausgerüstet mit einem tüchtigen Wissen in unserer heiligen
Tora, das er bei zwei rühmlichst bekannten Gelehrten, Rabbi Wolf
Hamburger zu Fürth und Rabbi Chajim Schwarz zu Hürben geschöpft hatte,
verband er damit eine aufrichtige Frömmigkeit mit allgemeiner Bildung und
Leutseligkeit. Schon an der Schwelle des Grabes, ließ er sich nicht
abhalten, am Neujahrsfeste die Synagoge zu besuchen.
Die hohe Verehrung, die man dem Edlen entgegenbracht, kam bei dem
Leichenbegängnisse zum lebhaftesten Ausdruck. Von Nah und Fern waren
zahlreiche Freunde herbeigeeilt, um dem Entschlafenen die letzte Ehre zu
erweisen. An dem Verstorbenen wird gewiss im Jenseits in Erfüllung gehen
der Vers: 'Aber die Verständigen werden glänzen wie der Glanz des
Himmels, und die, welche viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne,
immer und ewig. (Daniel 12,3)'". |
Zum Tod von Handelsmann Löb Bravmann (1889)
Anmerkung: Löb Bravmann war Viehhändler in Unteraltertheim, geb. 1853, verheiratet mit Hannchen
geb. Bravmann (1853-1941), von den fünf Kindern wurde die Tochter Jeanette
(geb. 1889) nach Riga deportiert und ermordet.
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1889: "Unteraltertheim,
8. Kislew (1. Dezember 1889). Wiederum hat der Tod eine Lücke in die
kleine Schar der wahrhaft religiösen Männer gerissen. Am 6. Kislew (29.
November 1889) verschied dahier im schönsten Lebensalter der Handelsmann
Lob Bravmann. Derselbe war ein eifriger Anhänger des orthodoxen
Judentums, unerschüttert in seinem Glauben. Sein ganzes Wesen war die
Güte selbst und kein beleidigendes Wort kam jemals über seine Lippen.
Wohl selten ist darum die Trauer und Teilnahme bei allen Konfessionen
dahier eine so allgemeine gewesen, wie bei dem Hinscheiden und der
Beerdigung des Verlebten. Die Hinterbliebenen verloren in dem Verstorbenen
ihr teueres Haupt; unsere Gemeinde einen ihrer edelsten Männer. Sein
Andenken sei gesegnet! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens". |
Zum Tod von Mosche Bravmann (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1893: "Aus
Bayern. Am 3. Ab (= 16. Juli 1893) verstarb in Unteraltertheim Herr Mosche
Bravmann im Alter von nahezu 89 Jahren. Wenn nach den Worten unserer
heiligen Schrift die herrliche Krone des Greisenalters nur auf dem Wege
der Frömmigkeit gefunden wird, so trifft dieses Wort bei dem verstorbenen
Zadik (Gerechten) im vollsten Sinne zu. Sein ganzes Leben war eine
fortlaufende Kette von Frömmigkeit und Edelsinn. Seine liebste
Beschäftigung war Torastudium und die Kenntnisse, die er sich im Studium
der Mischna und Gemara als Privatmann erworben, sind das beste Zeugnis
dafür, wie er sich bestrebte, in der Tora Tag und Nacht zu forschen. Aber
er lernte nicht nur, er lehrte auch. Jeden Sabbat hielt er einen Schiur
(Lernstunde/Lehrvortrag) für die Gemeinde ab, worin er in lehrreicher
Weise auf die tiefen Gedanken des Gotteswortes hinwies und seine Zuhörer
zu dessen Befolgung ermahnte. Noch im höchsten Greisenalter war seine
Lieblingsbeschäftigung, seine Enkel in der Tora zu unterrichten.
Sowie er für die Tora lebte und wirkte, so ward auch Gottesdienst
in seinem leben betätigt. Er versäumte weder früh, noch spät den
öffentlichen Gottesdienst und versah 40 Jahre lang unentgeltlich den
Vorbeterdienst an den ehrfurchtgebietenden Tagen (zu den Hohen
Feiertage im Herbst), wo er durch seine verständnisvolle und
herzgewinnende Vortragsweise die Beter in Andacht und heilige Stimmung zu
versetzen verstand. In gleicher Weise war der Selige aber auch bestrebt, Wohltätigkeit
zu üben und den Armen in echt jüdischer Art stützend und tröstend zur
Seite zu stehen. Ganz besonders reichlich spendete er zu jeder Zeit für
die Armen des heiligen Landes. Dass der Hingang eines solchen Frommen für
die Familie und für die Gemeinde ein schwerer Verlust ist, davon gab die
große Beteiligung an der Leichenbestattung glänzendes Zeugnis. War doch
Jeder von dem Gedanken durchdrungen, dass 'mit dem Scheiden des Zadik
(Gerechten) aus dem Orte auch der Glanz und die Zierde des Ortes
schwindet.' Diesem Gedanken gaben auch der Schwiegersohn des Verblichenen
- seligen Angedenkens - Herr Lehrer Fleischmann in Bödigheim,
sowie seine Enkel die Herren Lehrer Bravmann in Königshofen, Fuchs in
Messelhausen und Herr Lehrer Neumann in Altertheim in rührender Weise
sinnigen Ausdruck. Möge sein Andenken stets in Ehren gehalten werden bei
allen denen, die Gelegenheit hatten, seinen frommen Sinn und sein
wohltätiges Wirken zu würdigen. ! |
Zum Tod von Ida Bravmann (1909)
Ida Bravmann geb. Hofmann war die Witwe des Handelsmannes David Bravmann;
Mutter von Hannchen Bravmann, die den oben genannten und bereits 1890
verstorbenen Viehhändler Löb Bravmann geheiratet hatte.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1909:
"Unteraltertheim, 15. Dezember (1909). Unter zahlreicher Beteiligung
wurde gestern Nachmittag im Alter von 85 Jahren Witwe Ida Bravmann zu
Grabe getragen. Sie erfreute sich wegen ihre liebenswürdigen Wesens
allgemeiner Wertschätzung". |
Zum Tod von Isak Bravmann (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1927: "Unteraltertheim
bei Würzburg, 26. Mai (1927). Unsere Gemeinde hat einen schmerzlichen
Verlust zu beklagen. Wenige Tage vor Vollendung seines 89. Lebensjahres
verschied der hierorts und in weiten Kreisen hoch geschätzte und allseits
beliebte Kaufmann Isak Bravmann. Mit ihm ist ein aufrichtiger
Jehudi, ein ehrenhafter, biederer Charakter in Gan Eden eingegangen. Einem
bekannten gut jüdischen Hause entstammend, in dem Thorakenntnis und
Frömmigkeit allezeit vereinigt waren, hat es der Verstorbene sein Leben
lang als vornehmste Aufgabe betrachtet, die Traditionen seiner Familie in
gewissenhaftester Weise aufrecht zu erhalten und fortzupflanzen. Durch
sein liebenswürdiges Wesen, durch einen sonnigen Humor, der ihn auch in
den schweren Tagen seines Leidens nicht verließ, durch seine aufrichtige
Frömmigkeit und vornehme Bescheidenheit war er allen, die ihn kannten,
als treuer Freund lieb und wert. Er war ein treusorgender Vater und
Erzieher seiner Kinder, ein rechtschaffener, ehrlicher Geschäftsmann und
kluger Berater seiner Mitmenschen. Von dem hohen Ansehen, dessen sich der
Entschlafene bei Juden und Nichtjuden zu erfreuen hatte, zeugte die große
Beteiligung an dessen Leichenbegängnis. Ein fast unübersehbares
Trauergefolge geleitete die Bahre nach dem ferngelegenen Friedhof
zu Wenkheim. Vor dem Trauerhause zeichnete der Sohn des
Dahingeschiedenen, Lehrer Bravmann, Gaukönigshofen,
ein treffendes Lebensbild und nahm namens der Kinder unter
tränenerstickter Stimme Abschied vom geliebten Vater, ihm Dank sagend
für all das, was er ihnen erwiesen. In tiefster Ergriffenheit gedachte sodann
der Schwiegersohn des Verklärten, Lehrer Sulzbacher, Hanau, der edlen
Tugenden und hehren Charaktereigenschaften, mit denen der Heimgegangene
geziert, besonders hervorgehend, wie sich sein Leben hienieden auf die
Tora, auf Gottesdienst und auf Wohltätigkeit aufgebaut hatte und
entbot in innigen Dankesworten dem Verblichenen den letzten Scheidegruß
namens der Familie. Möge sein Verdienst den trauernd
Hinterbliebenen beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum Tod von Abraham Bravmann (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1928: "Unteraltertheim
bei Würzburg, 16. Oktober (1928). Nach kurzem Leiden verschied am 19.
Tischri Abraham Bravmann im 74. Lebensjahre und wurde unter
allgemeiner Beteiligung am Hoschana Raba zur letzten Ruhe gebettet.
Die Lücke, die der Heimgang dieses Mannes der kleinen Gemeinde
geschlagen, kann fast nicht mehr geschlossen werden. Verkörperte er doch
alle Tugenden eines wahren Jehudi. Aus echt frommem Hause, in dem
die Tora Richtschnur des Lebens war, eignete er sich in seiner
Jugend ein bedeutendes jüdisches Wissen in Höchberg
bei Ottensooser - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und
in Heidingsfeld bei Goldschmidt - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen - an. Täglich zu lernen war
ihm Pflicht und Bedürfnis, und Worte der Tora konnte man bei jeder
Gelegenheit aus seinem Mund hören. Raschi's Kommentar zur Tora waren
ihm fast Wort für Wort Gedächtnisgut. In den Dienst der Gemeinde stellte
er sich ehrenamtlich durch seine belehrenden Schabbat-Vorträge und
als Vorbeter und Schofarbläser. Im wahren Sinne verband er
die Torakenntnis mit profanem Wissen. Sein ganzes Leben war
getragen von tiefster Frömmigkeit. In seltener Gottergebenheit trug er
den plötzlichen Verlust seines einzigen hoffnungsvollen 20-jährigen
Sohnes und den frühen Tod seiner frommen Gattin. Bei seinen
Geschäftsfreunden beliebt wegen seiner Rechtlichkeit, die ein Ausfluss
seiner Gottesfurcht war, beschloss er in Bescheidenheit und
Anspruchslosigkeit seinen Lebensabend. Möge sein Andenken in der Gemeinde
weiterleben und seine Frömmigkeit Nachahmung finden. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
in der "Deutschen Israelitischen Zeitung" vom 8. November
1928:
Derselbe Artikel wie in der Zeitschrift "Der
Israelit" |
Zum
Tod von Helene Fröhlich im Juli 1930 und ihre Beisetzung im Friedhof Wenkheim
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1930: "Unteraltertheim,
18. Juli (1930). Am Dienstag, dem 15. Juli, verschied nach kurzem
Krankenlager, ganz unterwartet, Frau Helene Fröhlich aus Unteraltertheim
im 51. Lebensjahre. Ein unendlicher Trauerzug bewegte sich am Donnerstag
von Unteraltertheim nach dem alten, in friedlicher Waldesstelle liegenden Beit
Olam (Haus der Ewigkeit = Friedhof) in Wenkheim.
Die Verstorbene war ihrem Manne eine treue Weggefährtin und in inniger
Herzensgemeinschaft verbunden, ihren Kindern eine aufopfernde Mutter, der Kehila
(Gemeinde) ein Beispiel der Pflichterfülltheit und Gewissenhaftigkeit. Ihr
Haus war der Gastfreundschaft weit geöffnet und keiner verließ
unbefriedigt ihre Wirkungsstätte. Wo es galt, mit Rat und Tat zu helfen,
war sie zur Stelle. Auf dem Beit HaKewarot (Haus der Gräber =
Friedhof) würdigte Herr Lehrer (Heinrich) Kohn aus Wenkheim den schweren
Verlust, den die Kehila (Gemeinde) und ganz Israel erlitten.
Am Grabe gab ein Schwager, Herr A. Fröhlich aus Gelsenkirchen dem
Schmerze der Familie beredten Ausdruck". |
Zum Tod von Gemeindevorsteher Hirsch Bravmann (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1935:
"Unteraltertheim bei Würzburg, 25. Januar (1935). Einen
unersetzlichen Verlust hat unsere kleine Gemeinde durch das nach kurzem
Krankenlager erfolgte Ableben ihres Vorstehers Hirsch Bravmann
erlitten. Ein unheilbares Leiden hat seinem inhaltsreichen Leben im 65.
Lebensjahre ein rasches Ende gesetzt. Mit seinem Heimgange verliert die
Gemeinde ihren Führer und gleichzeitigen Seelsorger, insofern er auch
Jahrzehnte hindurch als ehrenamtlicher Vorbeter sich in den Dienst
derselben stellte und für deren Belange jederzeit seine vollen Kräfte
einsetzte. Wie als treusorgender Gatte und Vater seiner Familie, war er
auch quasi als Vater seiner kleinen Gemeinde bestellt. - Wahre,
ungeheuchelte Frömmigkeit, treuer Arbeitssinn, felsenfestes Gottvertrauen,
selbstloseste Einfachheit und Bescheidenheit, Korrektheit und
Rechtschaffenheit in Handel und Wandel waren ihm eigen. Vor dem Hause
ergriff vor dem großen Trauergefolge zunächst der Bruder des
Verstorbenen, Lehrer Bravmann aus Karlstadt am Main, das Wort und
zeichnete in markanten Zügen ein vortreffliches Charakterbild des
Dahingegangenen. Alsdann gab der Schwager des Entschlafenen, Lehrer
Sulzbacher aus Hanau a.M., in bewegten, ergreifenden Worten seinem
Schmerze Ausdruck. Herr Albrecht, Unteraltertheim, beklagte aufs tiefste
namens der kleinen Gemeinde den herben Verlust, von dem sie betroffen
worden. Nachdem Lehrer Fuchs aus Würzburg auch kurze Abschiedsworte
seinem Schwager zugerufen, widmete noch Lehrer Grünebaum aus Wenkheim,
wohin der Tote überführt wurde, dem Verklärten einen längeren Nachruf.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
90. Geburtstag von Samuel Bravmann am 6. Januar 1938
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Januar 1938: "Ein Altersjubiläum.
Herr Samuel Bravmann aus Unteraltertheim bei Würzburg feiert am 6. Januar
seinen 90. Geburtstag in voller geistiger und körperlicher Frische. Herr
Bravmann ist Altveteran und hat die Feldzüge 66 und 70/71 mitgemacht. Von
sechs Kindern waren drei Söhne im Weltkrieg, von denen einer gefallen
ist. ([Alles Gute] 'bis 120 Jahre'). |
Hinweis auf den aus Unteraltertheim stammenden Kantor und Lehrer Jakob Bravmann (1889
- 1964, Lehrer in Neidenstein und Konstanz)
Von 1925 bis Anfang 1938 war Kantor und
Lehrer der jüdischen Gemeinde in Konstanz Jakob Bravmann (Wohnung im
Gemeindehaus Konstanz Sigismundstraße 21). Seit dem Weggang des Konstanzer
Rabbiners Dr. Chone hat Herr Bravmann auch rabbinische Funktionen in der
Gemeinde übernommen.
Jakob Bravmann ist am 13. Januar 1889 in Unteraltertheim geboren. Er
studierte am Israelitischen Lehrerseminar in
Würzburg. Seit dem 25. Juni 1911 war er (in Heidelberg) verheiratet mit
Flora geb. Jakob (geb. 13. Dezember 1889 in
Neidenstein). Die beiden hatten sich
während der Zeit von Jakob Bravmann als Lehrer in Neidenstein kennengelernt.
Sie bekamen einen Sohn Siegbert (geb. 10. April 1913 in
Neidenstein) und eine Tochter Beate
(geb. 13. September 1927 in Konstanz).
1938 konnte Familie Bravmann in die USA emigrieren und ließ sich in Newark,
New Jersey nieder (Sohn Siegbert lebte hier bereits seit 1933). Jakob
Bravmann konnte nicht mehr als Kantor tätig sein und fand schließlich eine
Anstellung als Buchhalter. Er starb am 24. April 1964 in Orange/New Jersey.
Seine Frau Flora war bereits acht Jahre zuvor am 26. Februar 1956 in
Newark/NJ. gestorben.
In Konstanz wurde am 22. Mai 2009 vor dem Haus Sigismundstraße 21 (früheres
Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde) ein "Stolperstein" für ihn verlegt.
Link zu "Stolpersteine Konstanz":
https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_jakob.html bzw.
https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_flora.html.
sowie https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_beate.html
und
https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_siegbert.html
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Nachfolgende Fotos aus der
Website von "Stolpersteine Konstanz" - Links wie oben. |
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Elternhaus von Jakob
Bravmann
in Unteraltertheim (Adresse nicht bekannt) |
Jakob Bravmann
(1935) |
Jakob und Flora Bravmann
(vermutlich Hochzeitsreise 1911) |
Jakob und Flora Bravmann
mit
ihrer Tochter Beate (1935) |
Anzeigen/Dokumente
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Lazarus Bravmann (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1900: "Lehrstelle-Gesuch.
Suche für meinen Sohn, 14 Jahre alte, in einem
Manufakturwarengeschäfte, Samstags und Feiertage geschlossen, passende
Lehrstelle.
Lazarus Bravmann, Unteraltertheim in Bayern." |
Anzeigen / Lehrlingssuche des Metzgers B. Fröhlich (1892)
und Samson Fröhlich
(1907)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 21. November 1892: "Streng koscher.
Empfehle prima geräucherte Wurst per Pfund 1 Mk. 20 Pfg., bei 9 Pfund
Abnahme franco.
B. Fröhlich, Metzger, Unteraltertheim bei Würzburg."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1907:
"Suche für meine am Samstag und am Feiertagen streng geschlossene
Metzgerei einen kräftigen
Lehrling
aus guter Familie.
Samson Fröhlich,
Unteraltertheim". |
Dokument von 1933
Dokument
(erhalten von Detlef Kemmer, Würzburg): Rechnung der Wäschefabrik Gebr.
Sichel, Würzburg an Firma Isaak Bravmann in Unteraltertheim vom 11. Juli
1933. Anmerkung: Die Inhaber der 1899 in Würzburg gegründeten Wäschefabrik
Gebrüder Sichel in Würzburg waren Karl Sichel und Jakob Sichel, beide in
Veitshöchheim geboren. Vor allem Karl Sichel spielte auch sonst im Leben
der jüdischen Gemeinde Würzburg eine bedeutende Rolle. Sowohl Karl wie
auch Jakob Sichel sind mit ihren Frauen 1942 bzw. 1943 nach Theresienstadt
deportiert worden. Alle vier sind dort umgekommen. Auch Isaak
Bravmann in Unteraltertheim ist ermordet worden. |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Unteraltertheim
geboren sind |
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Kennkarte (Mainz 1940) für Hannchen
Goldschmidt geb. Fröhlich,
geb. 27. April 1881 in Unteraltertheim, am 27. September 1942
deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, am
28. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet. |
Kennkarte (Dieburg 1939) für Emma
Wolf geb. Bravmann,
geb. 19. Dezember 1889 in Unteraltertheim, wohnhaft in Dieburg
und Frankfurt, am 22.
November 1941 deportiert ab Frankfurt
nach Kowno (Kauen), Fort IX,
umgekommen |
Zur Geschichte der Synagoge
Die
jüdische Gemeinde besaß zunächst eine - vermutlich noch aus dem 18. Jahrhundert
stammende - Synagoge. Sie brannte im Herbst 1838 nieder.
Die Synagoge ist abgebrannt (1838)
Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November
1838: "Ein furchtbares Brandunglück traf den Ort im Herbst
1838, durch den 60 Gebäude des Dorfes, darunter auch die Synagoge
abgebrannt sind". |
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Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1838: "In
Unteraltertheim. Herrschaftsgericht Remlingen, wo ungefähr 12 bis 13
jüdische Familien wohnen, sind 60 Gebäude , darunter auch die Synagoge
abgebrannt." |
1840/41 konnte eine neue Synagoge erstellt werden. Im Gebäude
befanden sich auch Klassenräume und die Mikwe. Fast 100 Jahre war diese
Synagoge religiöser Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde am Ort. Sie hatte ein
charakteristisches Satteldach (Halbwalmdachbau) und Lunettenfenstern im
Obergeschoss.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von
SA-Leuten völlig zerstört. Die Aktionen geschahen in Unteraltertheim erst in der Nacht zum 11. November 1938.
Einige der noch am Ort lebenden jüdischen Personen hatten - durch einen
Telefonanruf aus Würzburg vorgewarnt - drei Torarollen, Gebetbücher und einige
andere Ritualien aus der Synagoge herausnehmen können. Die SA-Leuten zerrissen
jedoch die beiden verbliebenen Torarollen und stahlen den Silberschmuck der
Torarollen. Die durch die Schändung unbrauchbaren Ritualien wurden der
Nachbargemeinde Oberaltertheim übergeben, wo sie im August 1939 - entsprechend
den Vorschriften der Halacha - im Garten einer jüdischen Familie
beigesetzt wurden.
Das Synagogengebäude blieb - zumindest äußerlich - erhalten und kam (bei
einem Wert von 3.500 Mark) für 1.200 Mark nach den Ereignissen beim Novemberpogrom
1938 in den Besitz der politischen Gemeinde. Einige Zeit später wurde es von
der Genossenschaft übernommen und als Lagerhaus verwendet. Die Eingangstür
wurde verändert sowie ein Rampe angebaut, als das Gebäude für die Lagerung
von Kunstdünger verwendet wurde. Schließlich kam das Gebäude in Privatbesitz
(Familie Erich Schmidt)
und wurde vor einigen Jahren renoviert (derzeit Lager eines Maler- und
Verputzbetriebes). Es steht unter Denkmalschutz.
Adresse/Standort der Synagoge: Brunnenstrasse 13
Fotos
Historische Fotos sind nicht
vorhanden - Über Zusendungen freut sich der Webmaster
- Adresse siehe Eingangsseite |
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Das Synagogengebäude nach 1945 -
vor und
nach der Renovierung |
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Quelle des Fotos: HaGalil.com |
Foto 2004: Jürgen Hanke,
Kronach
(www.synagogen.info) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 414-415. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 119. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 393f. |
| Herbert Schultheis: Die Reichskristallnacht in
Deutschland nach Augenzeugenberichten. Bad Neustädter Beiträge zur
Geschichte und Heimatkunde Frankens Bd. 3. Hg. von Herbert Schultheis. Bad
Neustadt a.d. Saale 1985 S. 73-74. |
| Jutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen
Gemeinden im Landkreis Würzburg. Hrsg. vom Landkreis Würzburg. Würzburg
1988. S. 76. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 166. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Unteraltertheim Lower Franconia. Jews were present
in the first half of the 17th century. In 1890 the Jewish population reached 94
(oft a total 653), dropping to 34 in 1933. The day after the Kristallnacht
disturbances (9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were
vandalized. The remaining Jews were herded into a single house. In 1934-40, nine
Jews emigrated from Germany. The last 15 were expelled to Wuerzburg on 24 April
1942 and deported to Izbica in the Lublin district (Poland) the next day.
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