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Bausendorf mit
Kinderbeuern und Hontheim (alle VG Kröv-Bausendorf, Kreis Bernkastel-Wittlich)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Bausendorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 14 jüdische Einwohner (darunter drei erwachsene Männer), 1843 27,
1895 46.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule und ein Friedhof. Ein eigener
Lehrer war vermutlich zu keiner Zeit am Ort angestellt; die jüdischen Kinder
erhielten ihren Religionsunterricht durch auswärtige jüdische
Lehrer.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Heinrich Baum
(geb. 15.11.1883 in Bausendorf, gef. 29.5.1917), Samuel Heß (geb. 10.3.1885 in
Neuerburg gef. 10.8.1916) und Julius Levi (geb. 15.2.1892 in Bausendorf, gef.
27.3.1915).
Um 1924, als zur Gemeinde noch etwa 25 Personen gehörten (dazu je eine
Familie in Kinderbeuern [Familie Meyer] und Hontheim),
war Gemeindevorsteher Albert Mayer. 1932 war Gemeindevorsteher Sigmund Levi. Im
Schuljahr 1931/32 erhielten noch zwei Kinder der Gemeinde
Religionsunterricht.
1933 gehörten noch 33 Personen zur jüdischen Gemeinde. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Bausendorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Delphina Bermann geb.
Wendel (1884), Regina Kühn geb. Schömann (1867), Isidor Levi (1884), Josef
Levy (1888), Emma Löb geb. Baum (1892, siehe Stolperstein in
Bendorf), Adele Mayer geb. Levi (1882), Albert (Alfred) Mayer (1930), Irma Mayer (1917), Lion Mayer (1875),
Norbert Mayer (1907), Sara Mayer (1866), Siegmund Mayer (1895), Berthold Schmitz
(1931), Elisabeth Schmitz (1893), Helga Schmitz (1927), Selma Seligmann geb.
Schömann (1898), Erich Wendel (1921), Isidor Wendel (1890), Moritz Wendel
(1865), Betty Wolf geb. Kaufmann (1896), Elvira Wolf geb. Baum (1910).
Aus Kinderbeuern sind umgekommen: Felix Meyer (1901), Max Meyer (1907),
Walter Meyer (1920), Clara Moses geb. Meyer (1905), Bertha Schömann geb. Meyer
(1869).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Mitteilungen aus der Zeit des
Ersten Weltkrieges
Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juni 1915: "Eiserne
Kreuze.
Folgende Auszeichnungen und Beförderungen wurden jüdischen Kriegern nach
Mitteilungen, die uns in der letzten Woche zugingen, zuteil:
Das eiserne Kreuz zweiter Klasse.
Bausendorf. Fritz Wendel, im Landwehr-Infanterie Regiment Nr. 68,
Radfahrerabteilung, Sohn der Witwe Frau Abraham Wendel." |
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Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 4. Januar 1917: "Das
Eiserne Kreuz zweiter Klasse.
... Bausendorf bei Wittlich. Siegmund
Mayer, in der Minenwerferkompanie Nr. 113, Sohn des Herrn Albert Mayer." |
Ergebnis einer Spendenaktion für das
Israelitische Waisenheim Bad Ems (1906)
Artikel im
Jahresbericht des Israelitischen Waisenheimes Bad Ems 1906: "Bausendorf. Gesammelt durch Albert Mayer:
Albert Mayer, Lion Mayer, Gerson Mayer, Delph. Wendel, Eduard Wendel,
Siegmund Levi, Salomon Levi, Bertha Joseph, Leopold Mayer, Hermann Levy,
Hontheim, je 1 Mark; Isaac Baum, Leopold Schömann, je 50 Pfennig, Sa.
abzüglich Porto." |
Berichte zu
einzelnen Personen der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Metzgermeister Albert
Meyer (1926)
Artikel im
"Israelitischen Familienblatt" vom 15. Juli 1926: "Bausendorf. Ein
Herzschlag hat dem Leben des Metzgermeisters Albert Meyer ein Leben gesetzt.
In der Synagoge hat er seit dem Trude seines Vaters als Vorbeter den
Gottesdienst geleitet. Allen Bauern stand er in der Viehzucht und bei
Viehkrankheiten gern mit Rat und Tat bei." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Leopold Mayer, Viehhandlung in Kinderbeuern
(1929)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 10. Januar 1929:
"Suche für meinen 15jährigen kräftigen Sohn
Lehrstelle
in Metzgerei, bevorzugt Metzgerei und Viehhandlung.
Leopold Mayer,
Viehhandlung, Kinderbeuern bei Wittlich." |
Heiratsanzeige von Siegmund Meyer und
Jenny geb. Wolff (1929)
Anzeige im Israelitischen Familienblatt" vom 29. April 1929: "Siegmund Meyer
- Jenny Meyer geb. Wolff
Vermählte
Bausendorf - Binningen (Mosel)
Trauung:
2. Mai Hotel Vonderbeck, Cochem (Mosel)" |
Die Frau von Max Levi sucht eine
Haushaltshilfe (1934)
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1934: "Suche
per sofort für meinen Haushalt ein
tüchtiges Mädchen
für alle Hausarbeiten.
Erbitte Offerte mit Zeugnisabschriften.
Frau Max Levi, Bausendorf, Kreis
Wittlich, Regierungsbezirk Trier. " |
Verlobungsanzeige für Erika Klein und Herbert Levi (1935)
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. Juli 1935:
"Erika
Klein - Herbert Levi
Verlobte
Wellmilch bei Sankt Goarshausen 21. Juli 1935 Bausendorf bei Wittlich." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst wurden die Gottesdienste in Lösnich
besucht. Auch dürfte alsbald ein Betraum in einem der jüdischen Häuser
vorhanden gewesen sein.
Wann die Synagoge an der Koblenzer Straße zwischen den heutigen Häusern Nr. 8
und Nr. 9 erbaut wurde, ist nicht bekannt, vermutlich jedoch in der Mitte des
19. Jahrhunderts. Erstellt wurde ein traufständiger Saalbau mit einem
dreiseitigen Abschluss an der Ostseite (Apsis), wo sich über dem Toraschrein
ein Rundfenster befand. Ansonsten hatte das Gebäude mehrere hohe
Rundbogenfenster.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge vermutlich geschändet, doch
liegen keine Berichte vor. Das Gebäude blieb erhalten und wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg der Jüdischen Kultusgemeinde Trier übertragen. Diese
verkaufte das Gebäude 1961 mit der Auflage, die ehemalige Synagoge abzubrechen.
Adresse/Standort der Synagoge: Koblenzer
Straße zwischen Nr. 8 und Nr. 9
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 98)
Die ehemalige
Synagoge
in Bausendorf vor dem Abbruch |
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Das vermutlich in den
1950er-Jahren entstandene Foto zeigt die ehemalige Synagoge von Südosten |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Oktober 2019:
Der Arbeitskreis "Jüdisches Leben in Bausendorf" auf den Spuren der
jüdischen Geschichte |
Artikel im "Trierischen
Volksfreund"
vom 15. Oktober 2019: "Gesellschaft: Arbeitskreis besucht zwei
Synagogen
Bausendorf Der Arbeitskreis 'Jüdisches Leben in Bausendorf' hat sich
intensiv mit der Zerstörung der Bausendorfer Synagoge und mit dem Leben der
jüdischen Bausendorfer Bürger vor dieser verheerenden Tat
auseinandergesetzt. Um sich eine solche Landsynagoge und ihre Nutzung
lebendig vorstellen zu können, wie sie in Bausendorf friedlich und in guter
Nachbarschaft stand und mit Leben erfüllt war, lädt der Arbeitskreis für
Sonntag, 20. Oktober, ein, zwei der Nachwelt erhaltenen ehemaligen Synagogen
anzuschauen.
Um 13 Uhr ist die Abfahrt mit Privatautos ab Parkplatz Blumenreich an der
alten Linde in Bausendorf, um 13.45 Uhr stellt Norbert Krötz die ehemalige
Synagoge 'Haus der Psalmen' in Ediger vor.
Um 15.15 Uhr zeigen Rita und Manfred Ostermann die ehemalige Synagoge
Bruttig. Für 16.30 Uhr ist Kaffeetrinken
im 'Rathaus-Cafe' Bruttig, anschließend der Rückweg entlang der
Stolpersteine zum Parkplatz und Rückfahrt. Begleitet wird die Gruppe von
Monika Metzen-Wahl vom Emil-Frank-Institut Wittlich. Einladende sind der
Eifelverein Bausendorf, der Pfarrgemeinderat Bausendorf-Olkenbach-Diefenbach
und der Arbeitskreis Jüdisches Leben in Bausendorf.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Rückfragen an Armin Surkus-Anzenhofer
unter Telefon 0160/7490005."
Link zum Artikel |
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Zu einem im August
2020 im "Trierischen Volksfreunde" erschienenen Artikel siehe
Seite zum jüdischen Friedhof in Bausendorf.
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 98 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bausendorf Rhineland.
Fourteen Jews lived in Bausendorf at the start of the 19th century; 27 in 1843;
and 46 (total 585) in 1895. In 1932, the Jewish population was 33. The community
mainained a synagogue and a cemetery (opened
in the late 19th century). By June 1939, there were no Jews in the village.
Eleven emigrated to the Americas, a few died, and the rest moved to other places
in Germany. The cemetery was desecrated in the Nazi period and again in 1950.
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