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Zur Übersicht über "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht über
die Friedhöfe im Elsass
Mackenheim (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass)
Cimetière juif / Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur
Synagoge in Mackenheim (interner Link)
Zur Geschichte des jüdischen Friedhofes
Der jüdische Friedhof in
Mackenheim wurde im 16. Jahrhundert oder bereits zuvor angelegt. Er wurde lange
Zeit als zentraler Friedhof von mehreren jüdischen Gemeinden der Umgebung
belegt. Auch jüdische Gemeinden aus dem Gebiet östlich des Rheins (vor allem
Breisach bis 1755) brachten ihre Verstorbenen nach Mackenheim. Auf dem Friedhof
sind in den alten Teilen Grabsteine von 1669 bis 1850 vorhanden. Im neuen Teil
wird der Friedhof bis zur Gegenwart belegt. Das Friedhofsgebäude und der
Friedhof stehen seit 2001 unter Denkmalschutz.
Text von Günter Boll: "Der jüdische Friedhof bei Mackenheim im
Unterelsass. Wir wissen nicht, ob der von alters her als 'Judengarten'
bezeichnete Friedhof im 16. Jahrhundert oder schon früher angelegt wurde. Erwähnt
finden wir ihn erstmals am 25. September 1608 anlässlich eines
Rechtsstreits zwischen der 'Bürgerschaft des niedern Dorfs Mackenheim' und dem
bischöflich-straßburgischen Lehnsträger Christoph Brosinger von Sternenberg.
Ein Bericht des Amtmanns von Mackenheim, Peter Ernst von Lützelburg, an die
bischöfliche Regierung in Zabern von 4. Juni 1629 bezeugt das hohe Alter
des auf dem linken Rheinufer gelegenen Begräbnisplatzes: Nachdem der damals
noch ungebändigt mäandrierende Rhein einen großen Teil des seit 'vielen und
unvordenklichen Jahren' bestehenden Friedhofs weggerissen hatte, erwirkten die
in Mackenheim und den umliegenden Rieddörfern ansässigen Juden am 8. Juni 1629
die Zustimmung der Zaberner Regierung zum Kauf eines 'anderen Allmendplatzes'.
Eine weitere Vergrößerung des Friedhofs wurde am 21. April 1685 bewilligt. Aus
der Zeit vor dieser zweiten Erweiterung sind nur noch wenige Grabsteine
vorhanden; die Inschrift des ältesten Steines datiert vom '3. Tammus 429 nach
der kleinen Zählung' (2. Juli 1669).
Auch die vorderösterreichische Judenschaft im rechtsrheinischen Altbreisach war
bis zur Bewilligung eines eigenen Begräbnisplatzes am 4. Juni 1755 auf die
Benutzung des Mackenheimer Friedhofes angewiesen. Der erste von 30 Breisacher
Juden beiderlei Geschlechts, deren Grablegung auf dem 18 km nördlich von
Altbreisach gelegenen Friedhof sich für die Zeit vom 13. September 1685 bis zum
14. Februar 1752 anhand der erhalten gebliebenen Epitaphien belegen lässt, war
der 1685 verstorbene Rabbiner 'Jirmeja, Sohn des R. Jehuda seligen Andenkens'
aus Gunzenhausen in der Markgrafschaft Ansbach, der dem Nekrologium des
Niederehneimer Memorbuchs zufolge in seinem letzten Lebensjahr als 'Vorsitzender
des Gerichts in der heiligen Gemeinde Breisach und im ober[elsässisch]en
Bezirk' gewirkt hatte.
Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts schieden, indem sie eigene Friedhöfe gründeten,
auch die israelitischen Gemeinden Biesheim, Riedwihr und Grussenheim aus der
Verwaltung des Mackenheimer Friedhofs aus."
Beiträge von Günter Boll - eingestellt 2011:
| Günter Boll: Der
jüdische Friedhof von Mackenheim im Unterelsass (als pdf-Datei
einzusehen).
ausführlicher Beitrag zum Friedhof. |
| ders.: Die Einweihung des
Gedenksteines für die Mackenheimer und Marckolsheimer Opfer der Shoah
am 6. September 2009
(Inauguration d'une stèle pour les victimes de la shoah):
Rede von Bürgermeister Jean-Claude Spielmann
(französisch; zugesandt von Günter Boll:
pdf-Datei mit einem Foto von Axel Kilian) |
| ders.:
Die
Mazzewa des Heymann Bickert von Riedwihr und die Mappa seines Urenkels
Mathis Moyses von Bösenbiesen.
(eingestellt als pdf-Datei; die Abbildung links zeigt die Mappa von
Mathis Moyses von Bösenbiesen) |
| ders.: Joseph Hemendinger von Grussenheim
(gest. 1810; Hemendinger war der letzte Grussenheimer Jude, der in Mackenheim
beigesetzt wurde).
Online zugänglich - als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: Rabbi Jirmeja ben
Jehuda (gest. 1685 und im Friedhof Mackenheim beigesetzt).
Rabbi Jirmeja war zeitweise Landesrabbiner der Markgrafschaft Ansbach und
Haupt eines Lehrhauses in Gunzenhausen,
wo er am 4. Juli 1680 zum Werk "Makor Chajim" seines Verwandten
Jair Chajim Bacharach eine Approbation schrieb; 1681 bis 1683 soll er in Heidingsfeld
dem Landesrabbinat Würzburg vorgestanden haben, zuletzt Vorsitzender des
Gerichts der jüdischen Gemeinde Breisach und im oberelsässischen
Bezirk.
Online zugänglich - als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: Bestattung von
Breisacher Juden in Mackenheim, Schmieheim und Emmendingen.
In der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges 1702-1714 konnten die
Breisacher Juden ihre Toten zeitweise nicht in Mackenheim
beigesetzt.
online zugänglich - als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: Das Grab des Alphonse Wolff von Oberbronn.
Hinweis: der vierjährige Knabe Alphonse Wolff ist 1852 in Mackenheim bei
seinem Onkel David Weil ums Leben gekommen. Er ist vermutlich keines
natürlichen Todes gestorben und wurde in peripherer Lage in nächster Nähe des
Tahara-Häuschens auf dem jüdischen Friedhof in Mackenheim beigesetzt. -
online zugänglich - als
pdf-Datei eingestellt. |
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Aus einer Mitteilung von Günter Boll zur
jüdischen Familie Geismar in Grussenheim (vom 3.12.2011): "Wie aufschlussreich Grabinschriften sein können, zeigt das folgende Beispiel:
Die Inschrift des am 21. Juni 2004 auf dem jüdischen Friedhof von Mackenheim entdeckten und für den Stammvater der
Grussenheimer Familie Geismar, Simon Geismar, und dessen Frau Jittel errichteten Doppelgrabsteins und die erhalten gebliebene Beschreibung einer jüdischen Wohnung im Grussenheimer
'Judenhof' von der Hand des oberelsässischen Familienforschers Salomon Picard (1896 – 1983) belegen die sechs Generationen währende Betreibung der vom Volksmund als
's Schlommes' bezeichneten Gastwirtschaft durch die Familie Geismar".
Auf einer internationalen Konferenz der Familie Geismar in Breisach hat
Günter Boll im Sommer 2004 gemeinsam mit Werner Frank (Calabasas,
California) eine Darstellung der bis dahin unbekannten Zusammenhänge vorgestellt
(pdf-Datei,
zusammen mit einem Bericht von Salomon Picard: "Description d'un
ménage juif dans le Jeddehoff de Grüsse [= Grussenheim] en
1779" )."
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Links: Grabstein des 1696
verstorbenen Salomon Geismar
aus Breisach auf dem jüdischen
Friedhof in Mackenheim |
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Rechts: Doppelgrabstein des
Stammvaters der Grussenheimer
Familie Geismar und seiner Frau:
Simon Geismar und dessen
Frau Jittel Bat Jehuda
(beide gest. 1757) |
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| ders.: Jekutiel ben Aharon von Grussenheim (gest. 1719): als
pdf-Datei eingestellt.
Hinweis: Jekutiel ben Aharon war identisch mit dm 1699 als Einwohner von Grussenheim
bezeugten Juden Kauffmann; er wurde in Mackenheim beigesetzt.
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| ders.: Noach Jehuda Leib mi-Grötzingen und Gitla bat Avraham Gad
mi-Medinat Necker: als pdf-Datei eingestellt
Der Grabstein der 1697
verstorbenen
Gitla bat Avraham Gad s"l mi-Medinat Necker
(Fotos rechts) wurde von
Günter Boll am 21.4.1985 ausgegraben;
der Grabstein wurde später wieder aufgerichtet. |
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| ders.: Grabstein der Hinle bat Jizchak mi-Turlach (=
Durlach):
als pdf-Datei
eingestellt
Rechts: Grabstein der am
11. September 1707
gestorbenen Hinle, Tochter des Jizchak - seligen
Andenkens - von Turlach, [erste] Ehefrau des parnass
u-manhig (Gemeindevorstehers) Marx Günzburger
von
Breisach; auffallend ist die Schlichtheit des
(zerbrochenen) Grabsteines |
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Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt etwa 2 km östlich des Ortes
inmitten eines Waldgebietes. Von Ortsmitte aus ist der Weg zum Friedhof durch
Schilder markiert (en forêt - fléché à partir du centre ville).
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Agrandir le plan
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 13.4.2004)
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Eines der Hinweisschilder
zum
Friedhof |
Friedhofsgebäude, das derzeit
(2004)
restauriert wird |
Blick über den Friedhof
vom
alten Teil |
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Einzelne alte
Grabsteine |
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Blick über den
neueren Teil |
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Verbundene Hände als Zeichen
inniger Verbundenheit |
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Teilansichten im
neueren Teil |
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Neue Grabstätten |
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Grabsteine des
Gemeindevorstehers
Nöhm Schnerb und seiner Frau
aus Marckolsheim
(Fotos von Günter Boll) |
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Nöhm Schnerb
(gest. 1742) war Vorsteher der jüdischen Gemeinde Marckolsheim;
seine Frau Rechle (Grabstein rechts) ist 1747 gestorben. Beide
wurden
im Friedhof Mackenheim beigesetzt. |
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Fotos von der Jahrestagung
der "Alemannia Judaica" am 7. Oktober 2007 in Mackenheim:
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Die
Gruppe trifft sich auf dem "Judengarten'" in Mackenheim |
Erläuterungen
durch Günter Boll |
Prof. Freddy
Raphael (Straßburg) |
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Blick über den
alten
Friedhofsteil |
Rechts im
Vordergrund:
Dr. Frowald Gil Hüttenmeister |
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Blick über den
Friedhof
zum Taharahaus |
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Grabstein, der aus
einem
älteren Epitaph mit lateinischer
Inschrift hergestellt wurde |
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Im
neuen Friedhofsteil |
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Neuere
Grabsteine |
Schofar auf
Grabstein |
Bericht zum Sommerlager 2003 auf dem Friedhof Mackenheim
(Quelle: http://www.lepays.net/jdj/03/08/30/SE/article_1.html)
Venus souvent de très loin, les jeunes se retrouvent sur l'échafaudage qui
servira à remonter le toit de la maisonnette à côté du cimetière juif.
Virginie Vendamme
Un chantier pour construire l'avenir
À Mackenheim, le cimetière israélite est devenu,
pour deux jours, un lieu international : des jeunes d'Europe de l'Est sont venus
aider à refaire le toit de la petite « Tahara Hiessel ». Un moment fort d'échange
et de partage.
.
Les jeunes attendent que la pluie cesse, enfilent leurs gants et retroussent
leurs manches. Parlant polonais, russe, allemand et anglais, ils parviennent à
s'organiser pour monter les planches et commencer le travail. Souvent, ils n'en
sont pas à leur premier chantier, et connaissent cette ambiance conviviale qui
règne dans un tel groupe. Mais ici, ils semblent animés d'un esprit encore
différent. « Moi, je suis contente d'apprendre beaucoup sur la vie des juifs.
Je trouve que je n'en ai pas assez appris à l'école sur ce sujet. Ici, je peux
approfondir », explique Ania, Polonaise de 20 ans. Au début de l'existence de
l'association, n'adhéraient que de jeunes Allemands, qui parcouraient les pays
autrefois occupés par les nazis, et accomplissaient autant d'actes de réconciliation.
Après la chute du rideau de fer, des jeunes d'Europe de l'est ont rejoint le
mouvement. « Il est important de parler de l'holocauste, et d'échanger entre
nations. Mais aussi d'apprendre sur la vie des juifs », ajoute la jeune
Polonaise catholique. Et Gunther Boll fait cela très bien : « A l'école, ils
apprennent souvent des chiffres, le nombre de personnes déportées, et leur
pays d'origine. Mais on leur parle peu des raisons pour lesquelles elles ont été
déportées »
Une associaton. Pour fortifier ces échanges qui se réalisaient déjà de manière assez
informelle depuis deux ans, le maire du village Jean-Claude Spielmann a eu l'idée
de créer une association transrhénane, qui unifiera les actions en faveur du
fait juif en Haute-Alsace et en pays de Bade. « Les amis du Judengarten de
Mackenheim » seront fondés le 7 septembre prochain. « Y adhéreront d'autres
associations, comme ASF ou la société d'histoire israélite d'Alsace et de
Lorraine, explique le maire, qui en sera président. L'idée est aussi de créer
un réseau pour intégrer d'autres sites, comme Grussenheim, Biesheim? Cela
permet aussi d'asseoir ces actions dans un cadre spécifique ». « Moi je
trouve que c'est intéressant de faire des choses avec d'autres hommes », dit
Valery, Biélorusse de 19 ans, dans un français un peu hésitant. Étudiant en
robotique, il est venu avec un ami, Andréi, qui, lui, fait du droit. « On fait
connaissance, on voit d'autres cultures. Cela? ouvre? » dit-il, appuyant ses idées
de grands gestes et d'un grand sourire. Mais, quel impact leur action peut-elle
avoir sur les habitants de la région ? C'est Johanna, 20 ans, qui répond : «
Si ces villageois vient que moi, je suis venue de la lointaine Pologne jusqu'ici,
pour aider à l'entretien de ce petit cimetière, cela montre bien que ce lieu a
beaucoup de valeur, non ? »
Artikel: Ein Ort des Lebens - Ein Besuch in einem
jahrhundertealten "Judengarten" im Elsass
(von Frank Zimmermann - In: "Der Sonntag" Wochenzeitung
in Freiburg und im Dreiland vom 13.2.2005)
Die Wildschweine haben ganze Arbeit geleistet. Der jüdische
Friedhof, rund zwei Kilometer außerhalb der elsässischen Gemeinden Mackenheim
versteckt im Auenwald gelegen, sieht aus wie ein gut gepflügter Acker. Die
verwitterten, zum Teil umgefallenen, zum Teil schräg stehenden Grabsteine - die
Inschrift des ältesten erhaltenen Steins datiert vom 2. Juli 1669 - tun ihr
Übriges, um der abgelegenen Begräbnisstätte ein verwunschen-verwildertes
Aussehen zu verleihen. "Die Grabsteine sind von einer großen
Schönheit", schwärmt der Neuenburger Günter Boll, der sich seit vielen
Jahren mit der jüdischen Kultur und Geschichte in der Region befasst. Vor drei
Jahren wurde er für sein Engagement mit dem German Jewish History Award geehrt.
Boll sagt: "Man muss in der Frühe hierher kommen, um seine Schönheit zu
sehen. Der Friedhof hat eine unglaubliche Ausstrahlung."
Seit 1982 kommt der Nicht-Jude Boll in den Wald nahe der 600-Einwohner-Gemeinde,
um im "Judengarten", wie der Friedhof von alters her heißt, am Boden
liegende Grabsteine wieder aufzustellen. Rund 60 Steine, schätzt er, hat er
bislang aufgerichtet, und doch gebe es noch immer welche zu bergen. So kommt es,
dass sich der Friedhof jedes Jahr verändert, obwohl nur noch selten jemand dort
beerdigt wird. Das Wiederaufstellen der Grabsteine verlangt ein behutsames
Vorgehen, die Totenruhe darf nicht gestört werden. Denn der Friedhof sei keine
Gedenkstätte, sondern ein "authentischer Ort", an dem die Pietät
gewahrt werden müsse, sagt Günter Boll, der sich beim Betreten des Friedhofs
eine Kippa aufsetzt.
Längst haben Günter Boll und seine Frau tatkräftige Helfer in der Region
gefunden - ehrenamtlich arbeitende Menschen wie Christiane Walesch-Schneller,
die Vorsitzende des "Fördervereins Ehemaliges
Jüdisches Gemeindehaus Breisach" (in Mackenheim wurden bis 1755 auf
die Juden aus dem 18 Kilometer entfernten Breisach beerdigt). Der 1999
begründete Verein bewahrte das ehemalige jüdische Gemeindehaus vor dem Abriss,
indem er es kurzerhand kaufte, nun will er im "Blauen Haus" an die
Geschichte der 250 Breisacher Juden, die hier 1933 lebten, erinnern und eine
Stätte der Begegnung schaffen.
Seit einigen Jahren kommen im Sommer junge Menschen aus aller Herren Länder -
aus Russland, Weißrussland und Polen, der Ukraine und den USA, England und
Deutschland - nach Breisach und arbeiten im Rahmen der Aktion
"Sühnezeichen/Friedensdienste" auch auf dem Mackenheimer Friedhof:
Sie rupfen Unkraut und stellen umgefallene Grabsteine wieder auf. "Das
Wiederaufstellen ist fast zur Lieblingsbeschäftigung der Jugendlichen
geworden", weiß Christiane Walesch-Schneller. Für die Psychotherapeutin
ist der Friedhof zu einem "Ort der Lebens" geworden: "Durch
diesen Platz habe ich Freunde in aller Welt gewonnen".
Diskrete Zustimmung. Gemeinsam haben im September 2003
Deutsche und Franzosen den Verein "Les Amis du Judengarten"
("Freunde des Judengarten") gegründet. Der hat sich dem Erhalt und
der Pflege des Friedhofs, der erstmals 1608 erwähnt wurde und somit einer der
ältesten im Elsass ist, verschrieben. Denn die Begräbnisstätte ist wie viele
jüdische Stätten im Elsas vom Verfall bedroht. Dei Franzosen, so Katia
Guth-Dreyfus, die Leiterin des Jüdischen Museums der Schweiz in Basen,
rührten, anders als die durch die Geschichte verpflichteten Deutschen, kaum
einen Finger. zwar hilft die Gemeinde Mackenheim bei der Instandhaltung, und der
Mackenheimer Friedhof ist inzwischen auf die Liste der schützenswerten
historischen Denkmäler gesetzt worden, aber ein Großteil der Friedhofssanierung
basiert weiterhin auf ehrenamtlichem Engagement. Im vergangenen Jahr wurde das
Tahara-Häuschen, in dem die Toten gewaschen werden, restauriert, als Nächstes
will man den Friedhof vermessen und inventarisieren und die hebräischen
Inschriften übersetzen.
"Wir wollen in der Bevölkerung das Bewusstein für den 'Judengarten'
stärken", sagt Mackenheims Bürgermeister Jean-Claude Spielman. Die Leute
sollen die jüdische Geschichte "als ihre Geschichte annehmen".
Walesch-Schneller wünscht sich, "dass die Zuneigung zu diesem Ort
wächst". Und wie denken die Mackenheimer über den "Judengarten"
am Rande ihres Dorfes? Jean-Claude Spielmann will eine diskrete Zustimmung bei
den Bewohnern ausgemacht haben, wobei man - das räumt der Bürgermeister ein -
nicht von einer Begeisterung in der Bevölkerung sprechen könne.
Es sind Menschen wie Günter Boll, die das Projekt am Leben halten. Es war im
Februar 1981, als Boll auf dem Dachboden der baufälligen und verwahrlosten
Mackenheimer Synagoge Gebetbücher und Kalender, Thorarollen, Gebetsriemen und
andere rituelle Gegenstände entdeckte. Als er ein paar Wochen später noch
einmal das Durcheinander auf dem Speicher inspizieren wollte, war alles
abtransportiert. Auf einer Müllhalde spürte Boll die "sehr wertvollen Dokumente"
auf und nahm die, die noch nicht verbrannt waren, kurzerhand mit. Heute ist ein
Teil der geretteten Gegenstände in Museen, einen Teil bewahrt Boll für die
Societé des Israelites d'Alsace et de Lorraine auf.
Angst vor Neonazis. Ihr Bemühen, den Friedhof mehr ins
öffentliche Bewusstsein zu rücken, lässt bei den Beteiligten allerdings
gemischte Gefühle aufkommen. Groß ist die Angst vor Schmierfinken und
Neonazis. Allein im vergangenen Jahr (2004) wurden im Elsass innerhalb sechs
Monaten die jüdischen Friedhöfe in Herrlisheim,
Saverne und Brumath
geschändet; 2003 wurde zum wiederholten Male auch der jüdische Friedhof in
Efringen-Kirchen mit antisemitischen Zeichen und Parolen beschmiert, das
Eingangstor ist seitdem mit einem Schloss gesichert. "Wir wollen den Teufel
nicht an die Wand malen", sagt Christiane Walesch-Schneller, "aber die
Unsicherheit Mensch" sei ihnen immer bewusst. Wie Walesch-Schneller findet
auch Boll, dass man trotz der Friedhofschändungen "kein Klima der
Hysterie" schaffen sollte.
Das Elsass gehört in Europa zu den Regionen mit dem stärksten jüdischen Erbe
- was auf die Französische Revolution zurückgeht, die den Juden in Frankreich
nach Jahrhunderten der Verfolgung und Ausgrenzung zur Gleichstellung verhalf und
dafür sorgte, dass Juden und Nicht-Juden im 19. Jahrhundert im Elsass relativ
friedlich miteinander lebten. Heute gibt es im Elsass kaum noch Landjuden, nach
dem Holocaust kamen nur wenige Überlebende zurück, viele zogen in die Städte.
In Mackenheim leben heute keine Juden mehr, der letzte Mackenheimer Jude starb
1983. In der Synagoge sind heute das "Maison des Jeunes" und die
Gemeindebibliothek untergebracht.
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Zur Geschichte der Juden und des Friedhofes in
Mackenheim, Kr. Schlettstadt. In: Straßburger Israelitische Wochenschrift
Nr. 7 S. 4f. |
| Günter Boll: Der
jüdische Friedhof von Mackenheim im Unterelsass (als pdf-Datei
einzusehen) |
| weitere Beiträge von Günter Boll siehe oben. |
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