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Neuwied am
Rhein (Kreisstadt, Rheinland-Pfalz) mit
den ehemals selbständigen
Stadtteilen Heddesdorf, Irlich, Fahr, Hüllenberg, Rodenbach, Rockenfeld und
Wollendorf
Jüdische Geschichte / Synagoge
Hinweise:
die Jüdische Gemeinde Neuwied Mittelrhein e.V. hat einen eigenen
Internetauftritt unter www.netiwothaschalom.de
die Website des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Neuwied findet sich über www.dif-neuwied.de
die Website des
Stolperstein-Projektes Neuwied unter www.stolpersteine-neuwied.de
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Neuwied bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Seit der
Gründung der Residenzstadt der Fürsten zu Wied-Neuwied konnten jüdische
Familien relativ großzügig zuziehen. 1699 waren bereits zehn jüdische
Familien in der Stadt, 1734 19 Familien. Unter der Regierung des Grafen Johann
Friedrich Alexander (1737-1791) erwarb Neuwied den Ruf einer freien und
religiös toleranten Stadt. Neben Juden, die teils aus der Dörfern der Umgebung
zugezogen waren, kamen auch einige Familien aus Osteuropa nach Neuwied. Außer
Juden konnten auch christliche Gruppen wie Hugenotten, Mennoniten, Mitglieder
der Herrnhuter Brüdergemeinde und vieler kleinerer christlicher Sekten zuziehen.
In Neuwied gab es vom 17. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Rabbiner, teils bedeutende Persönlichkeiten, die in einer weiten Region
Anerkennung fanden. Zur Zeit des Baus der Synagoge war Rabbiner Lazarus Salomon aus
Ober-Ungarn in der Gemeinde tätig (1739/69).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1822 210 jüdische Einwohner, 1858 etwa 400, 1895 367, 1910 410.
Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in einigen umliegenden Orten lebenden
jüdischen Einwohner. Bereits 1740 hatten sich die in Neuwied und im damals noch
selbständigen Heddesdorf lebenden
jüdischen Familien zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. 1864 gehörte zum
Synagogenbezirk neben Neuwied und Heddesdorf auch Irlich.
1894 kamen die in Fahr, Hüllenberg,
Rodenbach und Rockenfeld
lebenden jüdischen Personen zur Neuwieder Gemeinde hinzu, seit 1905 auch die in
Wollendorf lebenden jüdischen Personen. 1924
gehörten aus Irlich 6 Personen, aus Fahr 3 Personen zur
Gemeinde in Neuwied.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Volksschule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde waren
meist mehrere Personen angestellt. Im 19. Jahrhundert gab es neben dem Rabbiner
vor allem noch einen Kantor und Lehrer beziehungsweise Kantor und Prediger. Von
den Kantoren zwischen 1882 und 1938 sind drei Personen zu nennen: Daniel
Einstein (war zugleich als Rabbiner tätig; 1882-1888), Julius Ransenberg
(1889-1927), Berthold Sender (1927-1938).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Heinrich
Blumenthal (geb. 16.3.1889 in Neuwied, gef. 19.9.1914), Alfred Meyer (geb.
5.12.1897 in Irlich, gef. 2.11.1918), Adolf Sander (geb. 3.6.1896 in Heddesdorf,
gef. 7.11.1914), Siegfried Sander (geb. 5.5.1897 in Heddesdorf, gef. 2.5.1917), Salli
Aron (), Max Minkel (aus Mayen), Leopold Hermann (),
Alfons Nathan (geb. 5.7.1887 in Neuwied, gef. 9.6.1915), Konstantin Levy (geb.
25.2.1886 in Urbach, gef. 26.9.1916), Paul Rosenberg, Ernst Langstadt (geb.
10.5.1884 in Neuwied, gef. 11.7.1915), Leo Langstadt (geb. 27.3.1886 in Neuwied,
gef. 27.8.1914). Außerdem sind gefallen: Gefreiter Sally Aron (geb. 17.1.1890
in Neuwied, vor 1914 in Duisburg wohnhaft, gef. 19.3.1915), Unteroffizier
Richard Lichtenstein (geb. 19.5.1898 in Neuwied, vor 1914 in Bonn wohnhaft, gef.
24.9.1916) und Salomon Jonas (geb. 25.7.1874 in Neuwied, vor 1914 in Bendorf
wohnhaft, gef. 1.3.1917). An die Gefallenen erinnert eine Gedenktafel im jüdischen
Friedhof Niederbieber.
An jüdischen Vereinen bestanden unter anderem: der Männer-Verein Chewras
Gemilus Chassodim (gegründet 1784 zum Zweck der Unterstützung
Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen, 1924 unter Leitung von L. Loeb, 1932
unter Leitung von Berthold Sender, 75 Mitglieder), der Israelitische Frauenverein
(gegründet 1784 zum Zweck der Unterstützung Hilfsbedürftiger, 1924/32 unter
Leitung von S. Danzig), ein Verein zur Abwehr des Antisemitismus
(gegründet 1893), der Jüdische Jugendverein (1924
Leitung Dr. Hirsch), die Ortsgruppe des Centralvereins (1924 Leitung
Wilhelm Kallmann), der Bund der jüdischen Frontsoldaten (1924 Leitung
Max Stern).
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 340 Personen gehörten (1,74 % von etwa
19.500 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde: Adolf Salomon, Jakob Loeb,
Leo Stern, Siegmund Scheier und Josef Geisel. Als Kantor und Prediger war
weiterhin Julius Ransenberg tätig; Kultusbeamter der höheren Schulen und
Hilfskantor war Josef Goldschmidt; Musiklehrer Söhn, Synagogendiener Friedrich
Katz. Die jüdische Volksschule wurde von 14 Kindern gesucht; Lehrer an ihr war
David Jena. Den Religionsunterricht an den höheren Schulen erteilte Lehrer
Ransenberg. 1932 waren die Gemeindevorsteher Jakob Loeb (1. Vors.), Leo
Stern (2. Vors.), Jakob Kahn (3. Vors.); der Repräsentanz unter dem Vorsitz von
Jos. Geisel gehörten neun Mitglieder an. Als Lehrer und Kantor wirkte seit der
Zurruhesetzung von Lehrer Ransenberg Berthold Sender, als Lehrer an der
Israelitischen Schule weiterhin David Jena. Er unterrichtete im Schuljahr
1931/32 18 Kinder. Weitere elf jüdische Kinder erhielten damals
Religionsunterricht.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1930 etwa 300 jüdische Einwohner) auf Grund der
Folgen der wirtschaftlichen Boykotts und der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
kam es zu schweren Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger durch
Nationalsozialisten. Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde zerstört. Der
Metzgermeister Ferdinand Levy wurde vor seinem Geschäft so schwer misshandelt,
dass er zwei Tage später seinen Verletzungen erlag (seit November 1998
erinnert an ihn eine Gedenktafel am Standort seines früheren Geschäftes in der
Erseer Straße). Viele andere jüdische Männer wurden in das KZ Dachau
verschleppt und monatelang festgehalten. 1939 zählte die jüdische
Einwohnerschaft noch etwa 100 Personen. 1942 wurden die letzten verblieben
jüdischen Einwohner deportiert - wenige der jüdischen Einwohner überlebten
die NS-Zeit in Verstecken.
Von den in Neuwied geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch die Listen von Regnery
s. Lit. S. 335-340): Sofia (Sophie) Abraham geb. Aron (1886), Alfred Alexander
(1900), Denny Alexander (1942), Samuel Alexander (1939), Selma Alexander geb.
Jonas (1907), Leo Lazarus Allmayer (1888), Martha Ascher
(1889), Hannchen Baruch geb. Herzberg (1862), Paula Beifus geb. Jonas (1888),
Hildegard Berger (1921), Johanna (Hanna) Bermann (1902), Karoline Bermann geb.
Jonas (1879), Rosalie Bernheim geb. Katzenstein (1872), Robert van Bienen
(1869), Salomon (Sally) Bodenheimer (1891), Paula Bromberg
geb. Rosenfeld (1874), Albert Cahn (1881), Alfred Cahn (1893), Julius Cahn
(1885), Siegfried Cahn (1886), Ida Clarenz geb.
Lichtenstein (1875), Anna Cohen geb. Eschelbacher (), Irma Cohen geb. Katz
(1899), Sally Cohen (1886), Friedrich (Fritz) Cremer (1894), Philipp Walter
Cremer (1923), Bertha Dahl (1871), Emilie Dahl (1869), Emma Erna
Dahl (1876), Henriette Dahl (1866), Moritz Dahl (1878), Rosa Dahl geb.
Igstädler (1843), Alexander Daniel (1864), Ernst Simon Danzig (1885), Walter
Danzig (1883), David David (1885), Hermine Eberstadt geb. Masbach (1853), Erna
Eisenhardt geb. Langstadt (1887), Lina
Eschelbacher (), Elisabeth Fenig geb. Moses (1921), Markus Fenig (1905), Jenny Auguste Floersheim geb. Salomon (1860), Ida Freudenberger geb.
Löwenbaum (1895), Marta Fröhlich geb. Moses (1912), Juliana Geib geb. Emanuel
(1869), Max Glass (1914), Karl Hecht (1896), Max
Hecht (1894), Sally Hecht (1892), Julia Heck geb. Loevenbaum (1899), Gertrud Heidelberg geb. Ransenberg
(1897), Arthur Hellwitz (1885), Käte
Hergershausen (1876), Julius Hermann (1891), Hedwig Heymann geb. Hellwitz
(1866), Elvira Hirsch geb. Rubens (1877), Karoline Hirsch geb. Lichtenstein
(1861), Otto Hirsch (1891), Benno Jonas
(1883), Bertha Jonas geb. Michel (1895), Isidor Jonas (1876), Josefine Jonas geb. Egener (1876),
Leonore Jonas (1912), Johanna Jülich geb. Berger (1891), Dagobert Kahn
(1888), Ida Kahn geb. Cahn (1890), Erna Kallmann geb. Steindorf (1897), Hans Kallmann (1930),
Heinrich Kallmann (1870), Wilhelm Kallmann (1890), Elsbeth Katz geb. Salomon
(1887), Peter Krämer (1904), Elfriede Krieger geb. Geissel (1895), Berthold
Langstadt (1893), Ernest Langstadt (1924), Henriette Lazarus geb. Kronenthal
(1878), Selma Levi geb. Behr (1878), Hugo Levita (1890), Irma Levita geb. Geisel
(1893), Frieda Levy (1924), Margot Levy (), Rosa Levy geb. Levy (1890), Selma
Levy geb. Schönenberg (1896), Selma Levy geb. Sternfeld (1886),
Thea Levy (1918), Abraham Loeb (1898), Alfred Loeb (1869), Frieda Loeb geb.
Ascher (1888), Leonie Loeb (1895), Martha Loeb (1894), Max Loeb (1900), Otto Loeb (1905), Alfred
Löwenbaum (1894), Ida Löwenstein geb. Cahn (1882), Rosa Löwenstein geb.
Lissner (1903), Rudolf Löwenstein (1871),
Moritz Mandel (1870), Emma Marquis geb. Joseph (1856), Alice May geb. Eschelbacher (1904), Amalie Mayer (1857),
Berta Mayer geb. Salomon (1869), Walter Mayer (1894), Wolf Mayer (1871), Julia Mehrgut geb. Löwenbaum (1899), Erna Meyer geb. Flatow
(1896), Jakob Meyer (1904), Mathilde Meyer geb. Mayer (1873), Nathan Meyer
(1874), Johanette Moll geb. Meyer (1906), Max Moser (1886), Leonore Moser
(1910), Walter Moses (1916), Otto Nathan (1908), Wilhelm Nathan (1891), Martha Neckarsulmer geb.
Hellwitz (1892), Hedwig Neuberger geb. Levison (1895), Hans Nussbaum (1908),
Jessy Nussbaum geb. Samuel (1890), Karl Kuno Nussbaum (1876), Paul Nussbaum (1910), Helene Patz
geb. Nathan (1862), Leo Platz (1913), Irmgard Quitzow geb. Wasser (1902), Ewald
Reinhold Ransenberg (1898), Irma Rahel Ransenberg (1893), Margarete (Grete) Ransenberg
(1891), Paula
Ransenberg (1888), Samuel Rosenberg (1871), August Rosenfeld (1875), Anna Rosenheim
geb. Rubens (1876), Erich Salomon (1889), Hermine Salomon geb. Gerolstein (1866),
Mathilde Salomon (1876), Johanette Sander geb. Klee (1888), Jakobine Schwarz
geb. Meyer (1872), Theo Sonn (1913), Edith Strauss geb. Marcus (1899), Martha Strauss geb. Kahn
(1906), Ilse Sztycer geb. Rosenberg (1914), Robert van Bienen (1869), Adele Voss
geb. Moses (1910), Pauline Wälder geb. Lahn (1887), Hilde Weinberg geb. Eschelbacher (1902),
Frieda Wilp geb. Meyer (1905), Helene Wolf geb.
Ransenberg (1889), Selma Wolf geb. Benjamin (1886), Dolly Wunderlich geb. Fass
(1894).
Von den in Heddesdorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Karoline (Lina) Bermann
geb. Jonas (1879), Kätchen Hergershausen geb. Baehr (1876), Walter Mayer
(1894), Lina Wagner geb. Hermann (1883). Anmerkung: Nach 1904 in
Heddesdorf geborene Personen gaben auf Grund der Eingemeindung nach Neuwied als
Geburtsort "Neuwied" an.
Aus Irlich sind umgekommen: Max Loeb (1900), Karoline Meyer geb. Kaufmann
(1891).
Aus Fahr sind umgekommen: Thekla (Thea) Grünewald geb. Mendel
(1877), Dina Kallmann geb. Baehr (1871), Robert Kallmann (1906), Berta Lieser
geb. Levy (1881), Ludwig Lieser (1876).
Aus Rodenbach sind umgekommen:
Rosalie (Röschen) Ascher geb. Löb (1863), Libbetta Schönbaum geb. Veit
(1865), Adolf Veit (1890), Michael Veit (1862).
Aus Rockenfeld ist
umgekommen: Emma Levy geb. Blumenthal (1886).
Aus Wollendorf sind
umgekommen: Leopold Kallmann (1864), Wilhelm Kallmann (1890), Emma Markus geb.
Kallmann (1862), Paula Wiesengrund geb. Kallmann
(1878).
Nach 1945 kehrten einzelne Überlebende in
die Stadt zurück. Die jüdische Kultusgemeinde wurde neu begründet, allerdings
nur für wenige Jahre. 1950 wurden sechs jüdische Einwohner gezählt, 1952
acht. Die jüdische Gemeinde Neuwied löste sich wieder auf. In der Folgezeit
gehörten
die in der Stadt um Umgebung lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in
Koblenz. 2006 wurde eine "Jüdische
Gemeinde Neuwied - Mittelrhein e.V." gegründet, die der
"European Union for Progressive Judaism" angehört. Mittelpunkt des
Gemeindelebens ist bis auf Weiteres die Synagoge in Safig. Nähere
Informationen hierzu auf der Seite zur jüdischen
Gemeinde / Synagoge in Saffig (interner Link).
Zur Erinnerung u.a. an umgekommene jüdische Einwohner werden seit 2003 immer
wieder Stolpersteine in Neuwied verlegt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Erinnerung an ein länger zurückliegendes Ereignis:
Die jüdische Gemeinde Neuwied unterstützt die Wormser
Gemeinde nach dem Brand der Synagoge 1689
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1891: "Worms. Herr Dr. Mayer
in Zweibrücken, welcher kürzlich unter dem Bücherschatze des Herrn
Moses Mannheimer dahier ein altes Pentateuch-Exemplar entdeckte, gibt in
einer Veröffentlichung in der Wormser Zeitung über den ‚Brand der
Wormser Synagoge im Jahre 1689’ Kunde von einem anderen interessanten
Buche, welches er unter den Büchern desselben Herrn Mannheimer gefunden
hat. Es ist dies ein altes Kollektenbüchlein aus dem Jahre 1698. Es
finden sich darin die Spenden verzeichnet, welche die von der hiesigen jüdischen
Gemeinde ausgeschickten Sendboten bei den benachbarten und entfernteren jüdischen
Gemeinden eingezogen haben. Die spenden waren bestimmt für den
Wiederaufbau der durch den Brand 1689 teilweise zerstörten Synagoge und für
die übrigen Gemeindegebäude, sowie auch für die niedergebrannte
Judengasse überhaupt. An der Spitze der spendenden Gemeinden befindet
sich die auch damals schon durch großartige Wohltätigkeit sich
auszeichnende jüdische Gemeinde in Frankfurt am Main. Dieselbe zeichnete
nämlich den für damalige Zeiten beträchtlichen Zuschuss von 1.600
Gulden. Von anderen Gemeinden seien erwähnt: Grünstadt, Eisenberg,
Kerzenheim, Göllheim, Homburg, Metz, Neuwied und eine Reihe anderer
Gemeinden an der Mosel und am Rheine. An
der Spitze der spendenden bayerischen Gemeinden steht Fürth mit einem
Beitrage von 300 Gulden in einem Wechsel auf Frankfurt." |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer / Vorbeter und der Schulen
Ausschreibungen der Stelle des Elementarlehrers / Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1856
/ 1865 / 1882 / 1888
sowie Stelle eines Hilfsvorbeters / Synagogendieners / Schächters 1900 /
1901 / 1902 / 1904
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1856:
"Die Stelle eines Kantors und Lehrers, womit ein jährliches
Einkommen von Talern 350 verbunden i9st, wird hierorts am 1. September
dieses Jahres vakant. Qualifizierte Bewerber wollen baldigst ihre Atteste
franco dem Unterzeichneten zugehen lassen. Neuwied, 23. Mai 1856. Der
Vorstand der Israeliten-Gemeinde." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865:
"Kantor-Stelle. Ein musikalisch gebildeter Kantor, welcher auch an
der hier bestehenden öffentlichen Elementar- und Religionsschule in den
seinen Lehrfähigkeiten entsprechenden Fächern oder Klassen mit zu
unterrichten hat, soll hierorts entweder gleich oder zum nächsten
Frühjahr angestellt werden. Außer den Nebeneinkünften ist eine fixe
Jahres-Besoldung von Talern 300 Preuß. Cour. für diese Stelle
ausgesetzt. Qualifizierte Bewerber willen sich in Franko-Briefen bei
Unterzeichnetem melden. Neuwied am Rhein, den 12. Dezember 1864. Der
Vorstand der Synagogen-Gemeinde. Adolph Reinach." |
|
Charakteristisch
für die offene Prägung der jüdischen Gemeinde in Neuwied:
Lehrsuche über eine Anzeige sowohl in der liberalen "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" am 23. Januar 1882 wie auch in der
Zeitschrift "Der Israelit" am 18. Januar 1882: "Vakanz. Die
Lehrer- und Kantorstelle in unserer Gemeinde soll zum 1. April laufenden
Jahres durch eine bewährte Kraft neu besetzt werden. Das fixe
Jahresgehalt beträgt Mark 1.800, wozu ein weiterer Betrag von Mark 300
als Renumeration für die Erteilung des Religionsunterrichts an den beiden
städtischen höheren Lehranstalten hinzutritt. Bewerber, welche die
Berechtigung zur Erteilung des Elementarunterrichts und die musikalische
Befähigung zur Leitung des Synagogen-Chores besitzen, belieben ihre
Zeugnisse unter Anführung eines Lebenslaufes an Unterzeichneten
einzuschicken.
Neuwied, 6. Januar 1882. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Adolph
Reinach." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
9. August 1888: "Die Lehrerstelle
an der jüdischen Schule zu Neuwied im Kreise Neuwied, ist zu
besetzen. - Das Einkommen derselben beträgt einschließlich der Besoldung
für den Vorbeterdienst jährlich 1.500 Mark neben einer
Mietsentschädigung von 300 Mark. Bewerbungen um die Stelle sind unter
Beifügung der Zeugnisse binnen 3 Wochen an den Herrn Kreis-Schulinspektor
Raßmann zu Neuwied, Kreis Neuwied, zu richten.
Koblenz, den 19. Juli 1888.
Königliche Regierung.
Die Anstalt ist eine öffentliche Elementar- und Religions-Schule. Der Anzustellende
bezieht ferner noch Mark 300 für Erteilung des jüdischen
Religionsunterrichts an dem hiesigen Königlichen Gymnasium und an der
städtischen höheren Mädchenschule.
Neuwied, 27. Juli 1888.
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Neuwied. Adolph Reinach."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900:
"Vorbeter.
Wir haben einen Hilfsvorbeter angenommen und
bitten, diese Mitteilung statt besonderer Antwort auf die eingegangenen
Bewerbungen anzusehen.
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde:
Neuwied am
Rhein." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1901:
"Unsere Gemeinde beabsichtigt baldigst einen Hilfsvorbeter
anzustellen, welchem zugleich die Funktionen des Gemeindedieners und
gegebenenfalls auch diejenige des Schächters übertragen werden sollen.
Das durch die Gemeinde gewährleistete jährliche Stelleneinkommen
beträgt 1.200 Mark. Geeignete Bewerber wollen ihre Anerbietungen mit
beglaubigten Zeugnisabschriften dem unterzeichneten Vorstande
einreichen.
Neuwied, 6. März. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901:
"Zur Aushilfe im Kantorat für die bevorstehenden hohen Festtage, Rosch
Haschana und Jom Kippur, suchen wir einen musikalisch
gebildeten Vorbeter. Meldungen mit Zeugnissen und Angabe des
beanspruchten Honorars baldigst an den
Vorstand der Synagogengemeinde Neuwied." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1902:
"Zur Aushilfe im Kantorat an den bevorstehenden hohen Feiertagen
Rosch Haschana und Jom Kippur suchen wir einen musikalisch gebildeten
Vorbeter.
Meldungen mit Zeugnisse und Angabe des beanspruchten Honorars
baldigst an den
Vorstand der Synagogen-Gemeinde Neuwied." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1904:
"Hilfsvorbeter.
Zu den bevorstehenden hohen Festtagen Rosch Haschonoh
und Jom Kippur suchen wir einen gutgeschulten stimmbegabten Hilfsvorbeter.
Unsere Gebetordnung ist die herkömmliche, jedoch haben wir Chorgesang mit
Harmoniumbegleitung. Vergütung Alles in Allem 150 Mark.
Neuwied a. Rhein.
Der Vorstand der Synagogengemeinde." |
Lehrer Anselm Rosenfeld richtet ein Pensionat für
Schüler ein (1879)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1879: "Den langjährigen
Aufforderungen meiner Freunde und Bekannten zur Aufnahme von Zöglingen
habe ich durch Erwerbung eines geräumigen Hauses entsprochen. Knaben,
welche das hiesige Gymnasium (mit Realklassen) besuchen sollen, erhalten
bei mir gute Pflege, religiöse Erziehung und gründlichen Unterricht im
Hebräischen. Anmeldungen nehme bis Ende Februar entgegen. A. Rosenfeld,
Elementarlehrer an der Gemeindeschule und Religionslehrer am Gymnasium.
Neuwied am Rhein, im Dezember 1878." |
Ernennung von Julius Ransenberg zum Lehrer
und Kantor in Neuwied (1889)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Februar 1889:
"Nachstehende Bekanntmachung der Königlichen Regierung zu Koblenz.
'Zu Lehrern sind definitiv ernannt worden: Julius Rausenberg aus
Schoenebeck Kreis Kalbe, an der israelitischen Schule zu Neuwied,
sowie zum Kantor der Synagogen-Gemeinde daselbst' bringen wir den übrigen
Bewerbern hiermit zu gefälligen Kenntnisnahme. Neuwied, 30. Januar
1889. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Neuwied. Adolph
Reinach." |
Lehrer und Prediger Ransenberg wird beim
Fürstenpaar eingeladen (1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1896: "Koblenz. Auf die
Gefahr hin, unseren Gönnern und Freunden, den ehrenwerten Herren
Antisemitenhäuptlingen eine unangenehme Stunde zu bereiten, fühle ich
mich doch veranlasst, Ihrem geschätzten Leserkreise von einem Akte echter
Toleranz Kenntnis zu geben, der umso bemerkenswerter ist, als er von hoher
Stelle geübt wurde. Bei Gelegenheit der silbernen Hochzeit des erlauchten
Fürstenpaares zu Neuwied und der in Folge dessen ergangenen Einladungen
an die Notabeln dieser Stadt, wurde Herr Lehrer und Prediger Ransenberg
gleich den christlichen Geistlichen zu einem ‚Café dansant’ bei dem Fürstenpaare
und zu einem ‚Café’ bei Ihrer Durchlaucht der Fürstin Mutter
huldvollst eingeladen." |
Regelungen für den jüdischen Religionsunterricht an den
höheren Schulen (1871)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. November 1871: "Neuwied am
Rhein, 16. November (1871). Die in der Verfassung ausgesprochene
Rechtsgleichheit verwirklicht sich doch nach und nach im Leben, wenn auch
nur schrittweise. Die bürgerliche Gesellschaft, welche die in ihrer Mitte
sich bildenden Rechtsverhältnisse zu ordnen zunächst das Bedürfnis hat,
ist es zumeist, welche die Ausführung dieses Teils der Verfassung
veranlasst. Das Leben fordert, und die am Ruder sitzenden noch
widerstrebenden Herren müssen schließlich diesen Forderungen gerecht
werden, mögen sie sich auch noch so lange dagegen sträuben. Folgendes
als Beweis.
Der Vorstand unserer Synagogengemeinde hatte dem Kuratorium der hiesigen höheren
Bürgerschule, welche gegenwärtig von 23 Schülern jüdischer Konfession
besucht wird, ein Gesuch um Erteilung des Religionsunterrichtes auch an
die jüdischen Schüler dieser Anstalt eingereicht. Das Kuratorium erklärte
sich sofort für die Gewährung des Gesuchs, und die
Stadtverordnetenversammlung bewilligte hierauf einstimmig dem Lehrer
unserer Gemeinde, welcher zur Erteilung des Religionsunterrichts sich
bereit erklärt hatte, das entsprechende Gehalt. Die Königliche Regierung
zu Koblenz genehmigte die von dem Kuratorium und der
Stadtverordnetenversammlung gefassten Beschlüsse, jedoch mit der Beschränkung,
dass erwähnter Religionsunterricht nicht in dem Stundenplane verzeichnet
und das Gehalt des Lehrers nicht in dem Schuletat aufgeführt werden
sollte. Letztere Beschränkung ist insoweit bedeutungslos, als überhaupt
die Stadtkasse alljährlich starke Zuschüsse dieser städtischen
Unterrichtsanstalt zu machen hat, und der Regierungsbescheid dadurch
paralysiert wird, dass die Stadtkasse das Gehalt des Lehrers direkt an
letzteren auszahlt. Trotz alledem wird der Vorstand unserer Gemeinde wegen
dieser Rechtsungleichheit im Prinzip an geeigneter Stelle Beschwerde führen,
obgleich tatsächlich in liberalster Weise seinem gestellten Gesuche durch
die vorgenannten städtischen Kollegien Genüge geschehen ist. Vorigen
Dienst hat der Lehrer unserer Gemeinde, Herr Rosenfeld, in Gegenwart des
Vorstandes der Synagogengemeinde mit einer feierlichen Ansprache an die
Schüler den Religionsunterricht in der gedachten Anstalt eröffnet." |
Über die Einbindung des jüdischen Lehrers als
Religionslehrer in den höheren Schulanstalten (1878)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1878:
"Wir erhalten aus Neuwied folgende Zuschrift: Im Anschluss an den
Bericht des Herrn Rosenfeld in Nr. 48 dieser Zeitung über den jüdischen Religionsunterricht
in den hiesigen höheren Schulanstalten bleibt nachzutragen, dass Herr
Rosenfeld wie beim Gymnasium so auch bei der städtischen höheren
Töchterschule berufenes respektive angestelltes Mitglied des
Gesamtlehrkörpers ist und dass seine Bezüge gleich den Gehältern des
übrigen Lehrpersonals etatmäßig festgestellt und von der Stadt getragen
werden.
Es kann hier wohl noch Erwähnung finden, dass in den Kuratorien des
Gymnasiums und der höheren Töchterschule je ein Mitglied jüdischen
Glaubens durch einstimmigen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Sitz
und Stimme erlangt haben; auch dass denjenigen Eltern, welche in der Lage
sind, ihre Söhne oder Töchter auswärtigen höheren Bildungsanstalten
anvertrauen zu müssen, beide Institute, des in denselben herrschenden
toleranten Geistes und der Tüchtigkeit der Lehrkräfte halber, aufs
gewissenhafteste empfohlen werden können. - Für solche Zöglinge bietet
sich bei einer Anzahl anständiger jüdischer Familien hiesiger Stadt gute
Unterkunft und Beaufsichtigung." |
Lehrer Ransenberg gibt sein Amt als Vorsitzender der
Ortsgruppe des "Central-Vereins" auf (1924)
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift der
"Central-Vereins") vom 3. April 1924: "Bei der letzten
Mitgliederversammlung musste zu allseitigem Bedauern Herr Lehrer
Ransenberg sein Amt als Vorsitzender der Ortsgruppe Neuwied eines schweren
Augenleidens wegen neiderlegen. Die Ortsgruppe überreichte ihm als Dank
für sein selbstloses Wirken im Dienste für Deutschtum und Judentum ein
Geschenk. - Den Vorsitz hat jetzt Herr Wilhelm Kallmann dort
übernommen." |
Hauptversammlung des Vereins israelitischer Lehrer der
Rheinprovinz und Westfalen in Neuwied (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 14. Juni 1929: "Lehrertagung in Neuwied.
Der Verein israelitischer Lehrer der Rheinprovinz und Westfalen
hielt am 21. und 22. Mai in Neuwied seine Hauptversammlung ab, die
von dem stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Lehrer Katzenstein (Steele)
geleitet wurde. Als Ehrengäste waren anwesend: Der Vertreter der Stadt Neuwied
Herr Syndikus Dr. Voß, der Vertreter der Schulbehörde Herr
Schulrat Weiß und als Vertreter des Vorstandes und der
Repräsentanten der Synagogengemeinde Neuwied die Herren Stern
und Kahn. Nach den üblichen Begrüßungsreden gab der
stellvertretende Vorsitzende einen Bericht über die Vereinstätigkeit des
letzten Jahres und ging insbesondere auf die Einwirkung der
wirtschaftlichen Umwälzung in Gemeinden und Schulen der beiden Provinzen
ein. In ehrenden Worten beklagte er das im letzten Vereinsjahr erfolgte
Ableben der Mitglieder Ostwald (Witten), Baum (Rheine), Ostermann
(Bochum), Lehmann (Simmern) und
Oppenheim (Goch). Er gedachte ferner zweier für das jüdische Schulleben
so bedeutender Toter wie Jakob Löwenberg (Hamburg) und Seminardirektor
Dr. Michael Holzmann (Berlin). Längere Ausführungen waren der
Kleinarbeit gewidmet, die durch Vorstandsbeschlüsse und
Bezirkskonferenzen erledigt wurden, die sich sowohl auf das innere
Schullehen als auch auf die äußere Gestaltung der Schulverhältnisse
bezogen. Im Mittelpunkte der zweitägigen Verhaltungen standen die
Vorträge: 1. Über apologetische Fragen im Religionsunterricht durch
Lehrer Buchheim (Essen), und 2. über 'Der Lehrer in der Wohlfahrtspflege
der jüdischen Gemeinde' durch Lehrer Frohsinn (Essen).
Wiederholt wurde es lebhaft bedauert, dass mit Rücksicht auf
Arbeitsüberlastung der langjährige geschätzte Vorsitzende, Herr Rektor
Abraham (Essen), sein Amt niederlegen musste. Um aber seine wertvolle
Mitarbeit nicht entbehren zu müssen, übertrug ihm die Versammlung
einstimmig den Ehrenvorsitz und sandte ihm telegraphisch Dank und Gruß.
Die Leitung des Vereins liegt nunmehr in den Händen des bisherigen 2.
Vorsitzenden, des Herrn Katzenstein (Steele). Als Tagungsort der
nächstjährigen Versammlung wurde Duisburg gewählt, um so zugleich das
Interesse des Vereins an der aufblühenden dortigen jüdischen Volksschule
zu bekunden." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Erstmals wurde ein Israelit als Stadtverordneter
gewählt (1846)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober 1846:
"Neuwied, 19. September (1846). Allhier ist bei der nach der neuen
Gemeindeordnung dort vorgenommenen Wahl neuer Stadtverordneten, in welcher
fünf Konfessionen vertreten waren, zum ersten Mal ein Israelit mit
großer Stimmenmehrheit (45) gewählt worden, während den Israeliten
selbst nur vier Stimmen zu Gebote standen." |
Richtigstellung bezüglich einer Mitteilung betr.
katholischer Dienstboten (1860)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. Mai 1860: "Aus Neuwied (Rheinpreußen) wird
der 'Köln. Zeit.' gegenüber der auch in diesem Blättern gegebenen Notiz
geschrieben:
'Wenn mit der Notiz in Nr. 123 dieses Blattes gesagt sein soll, die
hiesigen katholischen Geistlichen wirkten dahin, dass katholische
Dienstboten überhaupt nicht mehr bei Juden dienen sollten, so ist das
eine Unwahrheit. Die katholischen Geistlichen werden dieses hier, wie
überall anderswo, nur dann tun, wenn die Dienstboten von den Herrschaften
hartnäckig abgehalten werden, ihren religiösen Pflichten nachzukommen,
und wenn in dem Dienstverhältnisse ihre Sittlichkeit gefährdet
ist.'
Wir geben uns der Hoffnung hin, dass diese Erklärung genau der Wahrheit
entspricht..." |
Aufforderung der Bewerbungen für die Bewerbung um eine
Brautausstattung durch die Samuel Jacob'sche Stiftung (1878)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1878: "Aufforderung. Aus
dem Braut-Ausstattungs-Legat des seligen Herrn Samuel Jacob von hier wird
bis spätestens Ende des laufenden Monats März die erste Zinsen-Quote von
Mark 600 zur Vergebung gelangen. Es können nunmehr, da auf unsere
Aufforderung vom 15. November vorigen Jahres, sich keine Verwandten des
Stifters bisher bei uns gemeldet haben, die nächsten Verwandten der
verstorbenen Ehefrau des Stifters Caroline Löb Moses, als Bewerberinnen
zugelassen werden.
Diejenigen Jungfrauen respektive Bräute, welche sich um diese
Ausstattungs-Summe bewerben wollen, haben sich in portofreien Briefen
unter Einsendung von amtlich beglaubigten Dokumenten über ihre
Verwandtschaft mit der oben bezeichneten Ehefrau des Stifters, ihre Dürftigkeit
und ihre sittliche Führung vor Ablauf des Monats März dieses Jahres bei
uns zu melden. Neuwied, 11. März 1878. Der Vorstand der
Synagogen-Gemeinde als Kuratorium der Samuel Jacob’schen Stiftungen:
Adolph Reinach. Gustav Götzel. H.M. Hellwitz." |
"Wie Lehrer antisemitisch werden..."
(Bericht von 1886)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. März 1886:
"Frankfurt, 26. Februar (1886). (Schöffengericht). Wie Lehrer
antisemitisch werden, zeigt folgendes Beispiel. Der Privatier Heinemann
Lennhoff dahier klagt gegen den Lehrer Louis Kratz von Neuwied an der
hiesigen Musterschule wegen grober Injurien. Der Lehrer schenkte dem sehr
wohlhabenden Privatier das 'Vertrauen', von ihm dritthalbhundert Mark
leihen zu wollen, die Jener aber nicht hergeben wollte. Der in seinem
Vertrauen getäuschte Pädagoge schrieb nun nachstehenden Brief an den
Privatier, der Israelit ist: '...Ich hielt Sie bisher für einen Mann, der
sich auf eigener Kraft emporgearbeitet hat - auf wessen Kosten, will ich
für diesmal nicht weiter untersuchen - für einen Mann, der auf Grund
reicher Lebenserfahrungen über dem Niveau eines 'Durchschnitts-Juden'
stünde und deshalb beehrte ich Sie mit meinem Vertrauen. Heute muss ich
hören, dass ich mich in Ihnen gewaltig täuschte, dass sie die Allüren
des schmierigen Kuh-Juden bis zur Stunde trotz der vorgehängten
Biedermanns-Maske nicht zu verleugnen vermögen. Sonst würden Sie mit
Dingen ebenso delikater wie diskreter Art am Biertisch sich aufzuspielen
nicht die unerhörte Taktlosigkeit und Frechheit bewiesen haben' usf. Auch
in der Beantwortung der von Dr. Epstein verfassten Klageschrift fallen die
injuriösen Brocken wie die Sternschnuppen in der bekannten Augustepoche.
Da findet sich z.B. folgender Passus: 'Damit wird seine Dezennien lange
Kuh-Judenwirtschaft nicht ausgelöscht.' Der Angeklagte ist persönlich
vor Gericht erschienen und ersucht um Abweisung des Klägers, der nicht
als Biedermann zu Werke gegangen sei. Dass 'Dinge ebenso delikater als
diskreter Art' 'am Biertisch' erzählt wurden, bestreitet man
klägischerseits und beantragt 4 Wochen Gefängnis, falls man nicht zur
Prüfung der Zurechnungsfähigkeit des Beklagten den Termin vertagen
wolle. Das Schöffengericht verurteilt den Lehrer zu 100 Mark oder 10
Tagen Gefängnis nebst Kosten." |
Schreiben des Oberbürgermeisters Dr. Miquel (Frankfurt) an ein jüdisches
Gemeindemitglied in Neuwied (1887)
Anmerkung: In diesem Schreiben verdeutlich
Oberbürgermeister Dr. Miquel, dass die nationalliberale Partei nicht
antijüdisch eingestellt ist.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Februar 1887:
"Neuwied, 7. Februar (1887). Die 'Neuwieder Zeitung' enthält
Folgendes: Nachstehendes Schreiben des Herrn Oberbürgermeisters Dr.
Miquel in Frankfurt am Main, eines der hervorragendsten Führer der
nationalliberalen Partei, an einen unserer israelitischen Mitbürger,
welches uns freundlichst zur Verfügung gestellt wird, verdient umso mehr
in den weitesten Kreisen bekannt zu werden, als es geeignet ist, gehegte
Befürchtungen zu beseitigen. Das Schreiben lautet in seinem Wortlaute wie
folgt:
Sehr geehrter Herr! In ergebener Erwiderung auf das gefällige Schreiben
vom 2. dieses Monats bestätige ich gern Ihre Auffassung, dass meine
Versicherung in Neustadt, dass ich und alle meine politischen Freunde, wie
zu allen Zeiten, so auch in der Zukunft selbstverständlich für die volle
Gleichberechtigung aller Konfessionen eintreten würden, natürlich sich
auch auf die israelitischen deutschen Staatsbürger bezog. Gerade mit
Rücksicht auf die antisemitischen Agitationen hielt ich es für
notwendig, noch ausdrücklich einen Satz auszusprechen, den ich sonst für
ein längst erworbenes Gemeingut aller Deutschen halten und für
außerhalb alles Streites liegend hätte ansehen müssen.
Ich stehe nicht an, mich dafür zu verbürgen, dass alle Mitglieder der
nationalliberalen Partei genau so denken und jedenfalls nur unter dieser
Voraussetzung auf dem Boden derselben stehen können.
Ich ermächtige Sie Ihrem Wunsche gemäß, von diesem Briefe jeden Ihnen
gut scheinenden Gebrauch zu machen.
Hochachtungsvoll und ergebenst. J. Miquel. Frankfurt, den 3. Februar
1886." |
Von nationaler Gesinnung geprägtes Gesicht von J. Loewenberg aus Neuwied
(1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1890:
"Die schwörenden Soldaten in der Synagoge.
Was schallen aus Israels Gotteshaus
Gewaltige Feierklänge heraus?!
Kameraden seht, o seht!
Soldaten im Gebet,
Und drüber die Fahne weht.
Des Kaisers Fahne?!
das kann nicht sein!
Wer brachte die deutsche Fahne hinein?
Des Kaisers eignes Wort.
Sie weht am heiligen Ort -
Gegrüßt, Du unser Hirt!
O, horch! sie schwören der Treue Eid, -
Die Herzen voll Glut, die Seelen weit -
Sie schwören nach heimischer Art,
Wer fromm um die Sitte sich schaart,
Bei dem ist auch Treue gewahrt.
'O Hüter Jisroels, o neige Dein Ohr!
Zu Dir wallt unser Schwur empor,
Dein Auge auf uns ruht:
Dem Kaiser Leben und Blut!
Dem Kaiser, fromm und gut!'
J. Loewenberg aus Neuwied." |
Aufruf des Arztes Dr. Lichtenstein aus Neuwied gegen Antisemitismus in der
Ärzteschaft (1900)
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Artikel
(nur die linke Spalte ist wiedergegeben!) in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" vom 23. März 1900: "Ein Ruf an die deutschen Ärzte
jüdischen Glaubens. Von Dr. med. Lichtenstein in Neuwied am Rhein. Da uns
der Weg verschlossen ist, in Fachblättern über Berufssachen zu sprechen,
welche den jüdischen Arzt als solchen seines Glaubens wegen tangieren, so
wählen wir diese Stelle, um an unsere jüdischen Kollegen zu appellieren
und unserer Entrüstung darüber Ausdruck zu verleihen, dass man immer
mehr in unserem Stande, - der sich ganz in den Dienst der ‚Humanität’
stellt, und mit diesem schönen Worte fast ebenso paradiert, wie anderwärts
mit der ‚christlichen Nächstenliebe’ hässlichen, auf Grund
konfessioneller Unterschiede hervortretenden Auswüchsen begegnet, die wir
mit allen Entschiedenheit bekämpfen sollen und müssen.
Nicht ganz ohne Grund war von jeher der ‚jüdische’ Arzt gesucht wegen
seiner Tüchtigkeit und seiner Gewissenhaftigkeit. Die Tatsache, dass Päpste
und Könige sich ihrer als Leibärzte bedienten, ist hinlänglich bekannt
und braucht nicht näher besprochen zu werden. Der gute Ruf des Juden als
Arzt hat sich Gottlob erhalten.
Es liegt in unserer Religion begründet, dass wir uns dem Berufe, dem wir
uns widmen, mit ganzem Herzen hingeben, speziell einem solchen, der soviel
Nächstenliebe und Selbstverleugnung erfordert wie der des Arztes.
Die Eigenschaft der persönlichen Tauglichkeit für den Ärztestand hat
sich nun bei den Juden vererbt. Die Ausübung des ärztlichen Berufes ist
eine Kunst und der Künstler wird geboren. Wer den Beruf als Arzt nicht in
sich fühlt, wer nicht mit Leib und Seele dabei ist, kann vielleicht ein tüchtiger
Forscher in der exakten Wissenschaft, niemals aber ein ganzer Arzt des
Leibes und der Seele seiner Mitmenschen werden.
Der Jude hat ein Herz voll Liebe und Milde; von Israel ging aus die Liebe
in die Welt und auch die Lehre. Denn die Gotteslehre und die Liebe sind
eins.
Darum aber weil der ärztliche Beruf gerade Selbstlosigkeit, Aufopferung,
Liebe erfordert, darum ist der wahre Jude schon von Haus aus für den
Beruf des Arztes vorgebildet. Das jüdische Familienleben, da wo es in
seiner alten ureigenen Form besteht, ist eine Quelle des Lebens und der
Liebe. Auch wir Ärzte wollen es an dieser Stelle laute bekennen, dass wir
keiner anderen Religion die Priorität zugestehen, die Liebe der Welt
offenbart zu haben..." (zum Lesen des weiteren Berichtes bitte
Artikel anklicken) |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Goldene Hochzeit der Eheleute Jacob Löb
(1863)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli 1863 (Anmerkung:
Obgleich der beschränkte Raum und die Ähnlichkeit jeder derartigen
Feier längst Berichte über goldene Hochzeiten beiseite legen lässt, so
schien uns in der obigen doch ein Moment zu liegen, das uns die Aufnahme
des uns zugesandten Berichtes der Neuwieder Zeitung befürwortete):
"Neuwied, 29. Juni (1863). Am 24. dieses Monats feierten die
israelitischen Eheleute Jacob Löb von hier, beide noch ungewöhnlich
rüstig, ihre goldene Hochzeit. Diese seltene Feier ging in würdigster
Weise vonstatten. In der dem Festtage vorhergehenden Nacht wurde von
liebender Hand das Wohnhaus des Jubel-Paares mit Maien und Kränzen
geschmückt. - Die religiöse Feier in den einfach und freundlich
gezierten Räumen der Synagoge, Vormittags halb 11 Uhr, versammelte eine
dicht gedrängte, den verschiedensten Konfessionen angehörige Menge
Teilnehmender und wurde von dem Religionslehrer Herrn Steinweg durch ein
ergreifendes Gebet eingeleitet. Hierauf rezitierte derselbe des Psalm 91
im Urtexte und in deutscher Übertragung, an dessen Ende sich die Motette:
'Lobe den Herrn meine Seele' in vierstimmigem Chore anschloss. Es folgte
nun die eigentlicher Feierrede. Wenig Augen sag man während derselben
tränenleer. Sie betonte nicht nur die Gnade Gottes, die sich dem
Jubelpaare sichtlich erwiesen, sondern auch die Liebe der Menschen, und
steigerte sich zum höchsten Pathos bei der Entrollung dieses Bildes
wahrer, allgemeiner Menschenliebe.
Nachdem der hierauf folgende Männer-Chor verklungen, überreichte der
Königliche Bürgermeister Herr v.d. Beeck im Namen Ihrer Majestät der
Königin Elisabeth dem Jubelpaare mit einer längeren, dem Akte
angemessenen ernsten Ansprache das 'den |
den
christlichen und israelitischen Mitbürgern gemeinsam heilige Buch', die
Psalmen David's, mit einer eigenhängig unterschriebenen Widmung Ihrer
Majestät versehen. Das Durchlauchtigste Fürsten-Paar zu Wied hatte dem
Jubelpaare die heilige Schrift Alten Testaments mit eigenhändig
eingezeichneten Widmungen zugedacht und solche, anreihend an die
Königliche Gabe, durch den Fürstlichen Kammerdirektor Freiherrn von
Bibra, übergeben lassen. Herzliche und erhebende Worte begleiteten auch
diese Übergabe. - Es trat nun der israelitische Gemeindevorstand vor das
Jubelpaar hin, überreichte demselben mit einer kurzen, ergreifenden
Anrede einen prachtvollen mit Wein gefüllten Kelch, 'einer Liebesgabe der
Gemeinde, an welcher der Reiche, wie der Arme gleichen Anteil habe', und
forderte den Jubilar auf, 'diesem Symbole eines heiteren und glücklichen
Lebensabends durch den rituellen Segensspruch über die Frucht des
Weinstocks die Weihe der Religion zu erteilen.' Nachdem dieser
Aufforderung entsprochen, erklang von der Sänger-Tribüne herab, als
Schluss der kirchlichen Feier, der herrliche Psalm: 'Herr, unser Gott! wie
groß bist Du!'
Nach und aus dem Gotteshause wurde das Löb'sche Ehepaar vom
israelitischen Gemeindevorstande und von weißgekleideten Mädchen, welche
Kränze trugen und den Weg mit Blumen bestreuten, geleitet. Die
vierstimmigen Gesänge waren eine meisterhafte Ehrenleistung der
Mitglieder der hiesigen Liedertafel.
Auch im weiteren Verlaufe des Tages wurden den Jubilaren von Privaten und
Vereinen, so von dem älteren und jüngeren israelitischen Frauen-Verein,
vom Israelitischen Jünglings-Verein etc. etc. entsprechende Angebinde
überbracht. Ein Diner, welchem der Herr Bürgermeister v.d. Beeck und der
Dirigent der Liedertafel, Herr Löcher, beiwohnten, und während dessen
der Königlichen und Fürstlichen Huld-Geschenke durch sinnige
Trinksprüche auf das Wohl der Hohen Geber gedacht wurde, sowie eine
abendliche Reunion in den brillant erleuchteten Räumen des 'alten
Riesen', letztere den Typus eines wahren, ungetrübten Volksfestes an sich
tragend, schlossen diesen seltenen Jubeltag.
Der Eindruck aber, wie an diesem Feste sich Christ wie Israelit
beteiligte, wie sie gemeinsam in Andacht beteten, in Rührung weinten, in
Liebe Glückwünsche aussprachen und in Frohsinn sich freuten, er wird
fortleben; er ist und bleibt die schönste Frucht des Tages!". |
Rabbiner Benjamin Hirsch Auerbach (geb. Neuwied 1808,
gest. Halberstadt 1872).
In Neuwied gab es vom 17. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Rabbiner, teils bedeutende Persönlichkeiten, die in einer weiten Region
Anerkennung fanden. Auch stammten aus Neuwied mehrere Rabbiner, darunter der
bekannte Rabbiner Benjamin Hirsch Auerbach, einer der angesehensten Rabbiner der
Orthodoxie in Deutschland im 2. Drittel des 19. Jahrhunderts. Er war unter den
orthodoxen Rabbinern einer der ersten, die in hochdeutscher Sprache predigten.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1887: "Rabbiner Dr. B. H.
Auerbach seligen Andenkens. Wir führen heute unseren geehrten Lesern das
Bildnis unseres unvergesslichen Freundes und Lehrers, den die Überschrift
nennt, vor. Das Bild sowohl als auch die biographischen Notizen, die wir
in Folgendem geben werden, sind uns gütigst von der H. Mayer’schen
Druckerei und Verlagshandlung zu Halberstadt überlassen worden, die
beides im fünften Jahrgang ihres ‚Illustrierten Familienkalenders’
veröffentlicht haben.
Dr. B. H. Auerbach wurde 1808 in Neuwied geboren, wo sein Vater als
Rabbiner fungierte; von da ging er mit seinem Vater nach Bonn, wohin
dieser als Konsistorialrabbiner berufen war, lernte dann 5 Jahre in
Krefeld bei dem Rabbiner R. Löb Karlburg seligen Andenkens, sodann
mehrere Jahre bei Rabbiner K. Bamberger seligen Andenkens in Worms und
konditionierte einige Jahre als Privatlehrer, um die die Mittel zum
Universitätsstudium zu verschaffen. 1831-34 studierte er unter den größten
Entbehrungen in Marburg und suchte die Stunden, die er durch profanes
Studium der Tora entziehen musste, durch nächtliches Arbeiten
nachzuholen. Er erzählte selbst, dass er während einer Winters bei einem
armen Schuhmacher, der auch die Nacht zu Hilfe nehmen musste, bei dem
Lichte einer Schuhmacherglocke gelernt habe, und zwar lernte er in diesem
Winter in ungeheizter Stube den Traktat Ketubot durch.
Nach Vollendung der Studien wollte er das Rabbinat Hanau übernehmen….
usw.
Der Artikel in der Ausgabe der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. September geht noch über mehrere Seiten. Der oben rechts daneben
eingefügte Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30.
Oktober 1872, der hier nicht wiedergegeben wird, beschäftigt sich mit dem
Lebenswerk von Rabbiner Benjamin Hirsch. |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Aron Lichtenstein (1905)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1905:
"In Neuwied ist am 18. dieses Monats (Februar 1905) der
Vorsitzende des Gemeindevorstandes Aron Lichtenstein gestorben.
derselbe gehörte seit 1864 dem Vorstande an, war unermüdlich tätig im
Interesse der Gemeinde und allgemein beliebt und
geachtet." |
Die beiden Söhne des Sanitätsrates Dr. Aron werden mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet (1916)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September
1916: "Neuwied. Leutnant Karl Aron und Unterarzt Rudolf Aron, Söhne
des Sanitätsrats Dr. Aron, erhielten das Eiserne
Kreuz." |
90. Geburtstag von Nathan Mendel (1922)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Mai 1922:
"Neuwied. Nathan Mendel beging den 90.
Geburtstag." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen der Zichorien-Fabrik von Christoph Reusch 1869
Anmerkung: der Fabrikinhaber war sicher nicht jüdisch - auf Grund
seines Vornamens. Dennoch stellt er unter Aufsicht des Mainzer Rabbiners eine
koschere Zochorie her.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1869: "Koscher
Cichorie. Cichorie zum Pessaschfest. Aus der Fabrik von Christoph
Reusch in Neuwied.
Auf vielfaches Verlangen lasse ich Koscher-Cichorie sowie Chichorie
zum Pessachfest fabrizieren, und war Herr Rabbiner Dr. Lehmann in
Mainz so freundlich, mir zu diesem Zwecke einen religiös durchaus
zuverlässigen Mann, den Herrn Herz Cahn aus Mainz, zu
senden, welcher in meiner Fabrik die Aufsicht bei der Herstellung des
vorgenannten Cichoriens führt. Dass hiermit den rigorosesten
Anforderungen Genüge geschehen, bedarf wohl nicht erst der
Versicherung.
Die vorzügliche Qualität der von mir fabrizierten Ware ist bekannt, und
ich empfehle solche unter Bezugnahme auf unten stehendes Attest des Herrn Dr.
Lehmann zur gefälligen Abnahme. Neuwied, im Februar 1869. Christoph
Reusch." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1869:
"Koscher - Cichorie,
versehen mit Siegel und Attest des Rabbiners
Herrn Dr. Lehmann in Mainz empfiehlt die Cichorien-Fabrik von
Christoph
Reusch in Neuwied. V
orstehende Empfehlung bestätigt Dr. Lehmann, Rabbiner
der israelitischen Religionsgesellschaft in Mainz." |
Anzeige der Witwe A. Jacoby (1871)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juli 1871:
"Zum baldigen Eintritt suche einen jungen Mann, der seine Lehre in
einem Manufaktur- oder Kurzwarengeschäft bestanden und auch auf dem
Comptoir gearbeitet hat. Neuwied. A. Jacoby Witwe." |
Anzeige von Lehrer Rosenfeld (1873)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Mai
1873: "In einer schönen Stadt am Mittelrhein wird für ein Manufaktur-
und Kurzwarengeschäft ein in dieser Branche tätig gewesenes Mädchen
(Israelitin) - am liebsten gesetzten Alters - auf gleich gesucht.
Sabbat und Festtage geschlossen. Reflektantinnen, ruhigen und häuslichen
Sinnes, welche Wert darauf legen, in einem kleinen religiösen
Familienkreise liebevolle Aufnahme zu finden, belieben ihre Offerten mit
gef. Angabe ihrer Referenzen an Herrn Lehrer Rosenfeld in Neuwied
am Rhein franco einzusenden." |
Anzeige der Mehl- und Fruchthandlung H. Bermann (Neuwied-Weißenturm)
(1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1890:
"Suche für meinen Sohn in einem Detail-Geschäft, gleichviel welcher
Branche, eine Lehrlingsstelle.
H. Bermann, Mehl- und
Fruchthandlung, Neuwied-Weißenturm". |
Lehrlings-Gesuch des Leinen- und Wäsche-Geschäftes von R. Hermann
(1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1890: "Lehrlings-Gesuch.
Für mein Leinen- und Wäsche-Geschäft suche per sofort oder 1. Oktober
einen mit den nötigen Schulkenntnissen versehenen jungen Mann aus
achtbarer Familie als Lehrling.
Mein Geschäft ist samstags und feiertags geschlossen.
R. Hermann, Neuwied." |
Anzeige von S. Mannsbach - Hausmädchen gesucht (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1890:
"Zur Pflege und Beaufsichtigung von 2 Kindern, Mädchen von 8 Jahren
und Knabe von 3 Jahren, wird ein nicht zu junges, gebildetes Mädchen aus
achtbarer Familie gesucht. Dasselbe müsste befähigt sein, dem älteren
Kinde Nachhilfe der Schularbeiten geben zu können, sowie auch im
Haushalte mit tätig einzugreifen. Solche, welche schon ähnliche Stellen
bekleidet, bevorzugt. Eintritt 1. Januar 1891.
S. Mannsbach, Neuwied am Rhein." |
Anzeige von Samuel Jonas in Heddesdorf
(1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1891: "Eine
tüchtige Haushälterin, die Liebe zu Kindern hat, zur selbstständigen
Führung des Haushaltes gesucht. Daselbst ein zuverlässiger
Metzgerbursche gesucht.
Samuel Jonas, Heddesdorf bei Neuwied." |
Anzeige der Frau von Carl Daniel (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1898:
"Per Oktober suche für Küche und Haushalt ein älteres
fleißiges Mädchen.
Frau Carl Daniel, Neuwied am
Rhein". |
Anzeige von Adolf Baruch (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1901:
"Tüchtiges, fleißiges
Mädchen
für Küche und Hausarbeit zum baldigen oder sofortigen Eintritt gesucht.
Offerten mit Zeugnisabschriften und Gehaltsansprüchen zu richten an
Adolf Baruch in Neuwied". |
Hochzeitsanzeige von Fritz und Jenny Stern (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" vom
17. Juli 1924:
"Fritz Stern - Jenny Stern. Vermählte.
Neuwied am Rhein - Gilserberg (Bezirk
Kassel).
Trauung: Mittwoch, 16. Juli, Adlers Kurhotel, Bad Nauheim." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Neuwied
geborenen Karl Masbach |
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Karl Masbach (geb. 27. März 1850 in Neuwied),
Privatmann |
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Zur Geschichte der Synagoge
Vor dem Bau einer Synagoge war eine kleine Betstube in der
unteren Schlossstraße vorhanden. Dorthin kam in unregelmäßigen Abständen
der Koblenzer Rabbiner, um Gottesdienste zu halten. Als die Gemeinde größer
wurde, plante man ab 1739 den Bau einer Synagoge. Graf Alexander
stellte ein Grundstück sowie einiges an Baumaterial zur Verfügung. Die
Synagoge wurde in den folgenden Jahren am Ende der Engerser Strasse (heute
Synagogengasse), in unmittelbarer Nähe des fürstlichen Schlosses erbaut. Zur
Finanzierung des Baus wurden Kollekten in anderen jüdischen Gemeinden
durchgeführt, die vom Grafen genehmigt waren. Auch die in Heddesdorf
lebenden Juden mussten zum Bau der Synagoge beitragen, da sie die Synagoge
mitbenutzen sollten. Der Bau der Synagoge zog sich über mehrere Jahre hin,
wobei häufig der Graf selbst eingreifen musste, um den Bau voranzubringen.
Zahlreiche Schwierigkeiten waren zu überwinden, einmal fehlte auf Grund von
Verzögerungen das Bauholz, das der Zimmermeister inzwischen anderweitig
verwendet hatte, ein andermal war durch einen Diebstahl das gesamte
Synagoge-Silber (Ritualien) abhanden gekommen.
Im Frühjahr 1748 war der Bau weitgehend fertig, sodass man an die
Sitzverteilung gehen konnte (es gab 42 Plätze für Männer und eine
entsprechende Anzahl für Frauen), die freilich für einige Wochen
Streitigkeiten in der Gemeinde sorgten. Der Graf entschied schließlich auch
über die Verteilung der Sitze. Am 13. August 1748 konnte die Synagoge eingeweiht
werden, was vermutlich - wie üblich - mit einer feierlichen Prozession von der
alten Betstube zur neuen Synagoge und der Einbringung der Torarollen unter dem
Baldachin geschehen ist.
Ansprache
(Segensspruch) des Rabbiners Lazarus Salomon zur Einweihung der Synagoge
in hebräischer Sprache mit deutscher Übersetzung:
"Untertänigste und aufrichtige Seufzer, womit vor dem großen GOTT
des Hochgeborenenen Reichsgrafen zu Wied Friedrich-Alexanders, und
Hoch-deroselben Hoch-Gräflichen Hauses Wohlfahrt auf das untertänigste
verlanget Hoch-deroselben untertänigster Knecht Lazarus Salomon, Rabbiner
in Neuwied.
Der allmächtige GOTT, welcher durch sein Wort Himmel und Erde geschaffen
hat, welcher uns sein Gesetz gegeben, und unsere Väter Abraham, Isac und
Jakob, Mosen, Aron, David und Salomon gesegnet hat, der lasse seinen
reichen Segen auf den Hochgeborenen und Hochgepriesenen Reichs-Grafen zu
Wied, Friedrich Alexander, unsern gnädigsten Herrn, der da ist von
großer Gnade und Barmherzigkeit, und uns mit Seiner Güte immerdar
erfreuet, in allem Überfluss herabtriefen! Er erhebe Seine Herrlichkeit,
wie die Herrlichkeit eines Olivenbaums! Er erhöhe Seine Herrschaft zum
höchsten Gipfel über alles! Er lasse Ihn groß und Sein Horn hoch
erhöhet sein über alles, was hoch und erhaben ist. Er sei Seine Hilfe
und Sein Schild, beschirm ihn benebst Seiner Frau Gemahlin, der
Hochgeborenen und Hochgelobten Reichs-Gräfin Carolina, vor allem Übel.
Hochderselben und des Hoch-Gräflichen Hauses benebst dessen Hohen
Nachkömmlingen Wohlstand lasse Er je länger je mehr in Dero Leben
blühen. Die feurige Engel breiten Ihr Lob aus! Der König aller Könige
mache diese Grossen der Erde durch seine Wohltaten größer in Gnade und
Barmherzigkeit! Er erweitere Ihre Tage und setze Ihren Jahren immerhin zu!
Auf dass endlich Ihre Jahren in dero Regierung hochdenselben mögen Freude
und Vergnügen sein von Geschlecht zu Geschlechte! Es müssen Ihre Feinde
zu Ihren Füssen fallen, wie die Feinde dem großen Alexander vor seinem
Angesicht niederfielen! Alle Ihre Tage müssen glückselig sein, dass
keine Klage nicht gehöret noch Verlust und Schade auf Ihren Gassen,
sondern nur alle Glückseligkeit in ihren Palästen und Wohnungen seie!
Der allmächtige Schüpfer bewahre Hoch-Dieselben vor aller Not, Angst und
bösem Verderben, vor Herzeleid und traurigem Unglück! Deroselben
Wohnungen erfülle nur das angenehme Gegenteil: Vergnügen und Freunde und
Fröhlichkeit, nach demjenigen vollkommenen Maß, nach welchem
Hoch-Dieselben sich dieses haben würdig gemacht. Dann hochderselbe,
welcher über uns herrschet, ist von Gnade und Barmherzigkeit, und
beweiset uns immerdar Gnade, uns Juden, die wir unsere Zuflucht unter
Hoch-Desselben Schatten, nämlich Hoch-Desselben Herrschaft und Regierung
nehmen. Denn wie ein Adler über seinem Neste wachet, über seinen Jungen
schwebet, und darüber seine Flügel ausbreitet; so widerfahret in Seinen
und unsern Tagen Juda Heil und Israel wird darinnen, wie in des
Friedensfürsten Salomons Tagen, sicher wohnen als unter ihrem Weinstock,
und ruhig sitzen als unter ihrem Feigenbaum. Und dieser Friede, gleichwie
er ist, bleibe zu allen Zeiten bis in Ewigkeit! Hierauf sage ein jeder:
Amen. Diese vier Kapitel der Psalmen, nämlich das 21. 37, 45, und 72,
explizieren wir auf das Lob und Regierung Ihre Hoch-Gräfliche Gnaden, bei
der Einweihung der Synagoge." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Menorah" von 1929 S. 278: "Eine
Synagoge am Rhein (1748-1928). Versteckt und eingeengt durch alte
Häuschen liegt in einer der entlegensten Ecken des rheinischen
Städtchens Neuwied eine kleine Synagoge - 'Judenschul', wie es in den
Gründungsurkunden heißt. Vor 180 Jahren im August 1748 wurde sie
feierlich eingeweiht, nachdem nach Überwindung aller möglichen
Schwierigkeiten in acht Jahren der Bau vollendet wurde.
Das Gebäude unterscheidet sich mit seinem Vorgärtchen von außen kaum
von irgend einem weltlichen in der Gegend gewohnten Landhausbau. Es
verrät deutlich die Tendenz der Bauherren, den Charakter und Zweck des
Baues möglichst zu verbergen, um die religiöse Toleranz des Landesherrn
und der Mitbürger nicht allzu sehr auf die Probe zu stellen. Dieser
Tendenz entspricht auch der Inhalt der Einweihungspredigt, die in
schwungvoller Danksagung an den beschützenden Reichsgrafen von Neu-Wied
gipfelt." |
1844 wurde die Synagoge in wesentlichen Teilen
umgebaut. Dabei wurde der Betraum völlig neu hergerichtet. Auch eine große
Anzahl von Christen "aller Sekten und Konfessionen" war
anwesend:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. September
1844: "Neuwied, 25. August. (Fr.F.). Nicht minder wird die
öffentliche Aufmerksamkeit durch die gegenwärtig stattfindende
feierliche Einweihung der israelitischen Synagoge in Anspruch genommen.
Der gestrige und vorgestrige Tag waren ausschließlich religiösen
Feierlichkeiten gewidmet, während mit dem heutigen eine Reihe von
Festlichkeiten aller Art beginnen, woran dem gesamten Publikum die
Teilnahme gestattet ist. Erfreulich war es, wahrzunehmen, dass bei dem
veranstalteten öffentlichen Umzuge nicht allein eine große Anzahl
Christen aller Sekten und Konfessionen, die sich hier repräsentiert
finden, sondern sogar viele der zur Synagoge anwesenden Deputierten
teilnahmen, und in dieser Weise nicht nur einen Akt echt christlicher
Toleranz, sondern wahrhaft religiöser Gesinnung betätigten. Möge
Neuwied in beider Hinsicht einer größeren Nachbarstadt als Vorbild
dienen!" |
Ein umfassende Renovierung der Synagoge wurde 1883
vorgenommen, nachdem im Winter 1882/83 mehrfach die Synagogen bei
Überschwemmungen verwüstet und beschädigt wurde. Am 17. August 1883 war die
nun dritte Einweihung der Synagoge.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1883:
"Die verhängnisvolle Überschwemmung, die der Rhein wiederholt im
Winter 1882/83 verursachte, hatte auch die Synagoge zu Neuwied arg
verwüstet; sie musste von Grund aus restauriert werden, was die
opferwillig Gemeinde unter Führung ihres energischen Vorstehers Reinach
in würdigster Weise ausführte, sodass am 17. August die Wiedereinweihung
der Synagoge stattfand. Die von dem Prediger und Lehrer der Gemeinde,
Herrn Daniel Einstein, bei dieser Feier gehaltene Predigt samt Gebeten
(Neuwied, Strüder 1883) ist im Druck erschienen. Sie geht vom Psalm 93
aus und, nachdem sie des traurigen Ereignisses, aber auch der Gottes- und
Menschemhilfe
gedacht, die sich in reichem Maße bewährt hat, beantwortet er in echt
religiösem Sinne die Frage: Was haben wir zu tun, damit die Heiligkeit
dieser Stätte bewahrt werde?" |
180-jähriges Bestehen der Synagoge (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1928: "(Die
Synagoge zu Neuwied). In diesen Tagen jährte sich zum 180. Mal der
Tag, an dem die Synagoge der israelitischen Gemeinde zu Neuwied eingeweiht
wurde. Der alte Bau am Ende der Engerserstraße liegt, versteckt und
eingeengt durch alte Häuschen, in einer der abgelegensten Ecken unserer
Stadt.
Durch die rühmlichst bekannte religiöse Toleranz des Gründers der
Stadt, des Reichsgrafen Friedrich, fanden viele Religionsgemeinschaften,
die anderwärts wegen ihres Bekenntnisses Verfolgungen ausgesetzt waren,
eine Heimstätte in Neuwied.
Zur Zeit der Gründung der Stadt waren aber nur einzelne Juden hier
vorhanden. Erst im Jahre 1699, also 46 Jahre nach Gründung der Stadt,
sind nach einem noch vorhandenen Einwohnerverzeichnis die Namen von zehn
Juden aufgeführt, und in dem Verzeichnis von 1734, 81 Jahre nach der
Stadtgründung, waren es 19. Namen.
Am 19. Juni 1740 dekretierte der damals regierende Reichsgraf Friedrich
Alexander, dass er zum Bau eines 'Juden-Schul', wie damals die Synagoge
genannt wurde, in die dazu zu veranstaltende Kollekte einzuzeichnen
wünsche: 10 Stämme Holz, 200 Karren Steine, 100 Karren Sand und 2 Marx
d'or bar. Als Bauplatz wies er ihnen den 'Zweiffelshof' an. Außerdem
verfügte der Reichsgraf: 'und sollen 2.000 Reichsthaler, welche dazu
schießen will, mit 10 pro 100 verinteressieren'.
Bevor jedoch der Bau begonnen werden konnte, mussten die Juden von Neuwied
und des Dorfes Heddesdorf zu einer Gemeinde zusammengeschlossen werden,
was durch das Edikt des Grafen Friedrich Alexander vom 8. Februar 1744
geschah. Als die Synagoge im Rohbau soweit fertiggestellt war, stellte es
sich heraus, dass das vom Grafen gestiftete Bauholz nicht mehr vorhanden
war. Der Zimmermeister Härig hatte es anderweitig verwendet (für die
Herzog Arenbergsche Verwaltung).
Erst im Jahre 1748 konnte der Bau unter dem Druck des Grafen durch
wiederholte Androhung von hohen Geldstrafen fertiggestellt werden, und die
Einweihung erfolgte am 13. August 1748.
Die Einweihungsrede des aus Ungarn stammenden Rabbiners Lazarus Salomon
ist in der hochgräflich Wiedischen Hofbuchdruckerei des Balthasar Haupt
in sehr exakter Ausführung in zwei Sprachen, hebräisch und deutsch,
gedruckt worden. Zwei Exemplare dieses Druckes befinden sich noch in dem
Fürstlich Wiedischen Archiv. diese Predigt gipfelt hauptsächlich in den
Ausdrücken höchsten Danke an das edle Grafenhaus für die Wohltaten und
die Fürsorge, die es den Juden gezeigt habe. Joseph Geisel,
Neuwied." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am
Morgen des 10. November 1939 geplündert, die Einrichtung zertrümmert und die
Marmortafel mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindeglieder
beseitigt. Das Gebäude sollte gesprengt werden, was jedoch durch den
Sprengmeister verhindert wurde. Er verwendete zu wenig Sprengstoff. Dennoch
wurde das Synagogengebäude wenig später abgebrochen.
Nach 1945:
Unklar ist dem Webmaster, wie sich der Abriss der Synagoge zu der Meldung vom
Dezember 1947 verhält, wonach "das wiederhergestellte Bethaus" am 11.
Dezember 1947 wieder eröffnet wurde:
Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt" Jg. 1947: "Neuwied.
Am 11. Dezember wurde das wieder hergestellte Bethaus feierlich
eröffnet." |
1960 wurde an der ehemaligen jüdische Volksschule eine
Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdische Schule und die Synagoge angebracht.
Nach dem Abbruch des Schulhauses 1980 wurde die Gedenktafel an die hier neu
errichtete Halle eines Geschäftshauses angebracht (Enthüllung am 30. Juni
1983). Mit Beschluss des Gemeinderates der Stadt vom 30. Juni 1983 wurde die
Engerser Straße zwischen Schlossstraße und Theaterplatz in
"Synagogengasse" umgenannt.
Ein 1871 gestifteter Toravorhang (Parochet) aus der Neuwieder Synagoge
befindet sich seit Mai 2001 in der Synagoge in
Koblenz.
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogengasse
Fotos
Die Synagoge in Neuwied
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 286-287) |
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Das jüdische Schul- und
Gemeindehaus
und die Synagoge |
Die Synagoge
(Ausschnittvergrößerung
des linken Fotos) |
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Innenaufnahme
(Quelle: Landesamt und
Zeitschrift Menorah) |
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Blick zum
Toraschrein |
Ansichten aus der Zeitschrift
"Menorah" 1929 |
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Die Gedenkstätte für die
Synagoge 2009
(Fotos: Hahn, April 2006) |
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Blick auf die Gedenkstätte |
Synagogengasse als
zusätzliche Erinnerung |
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Abbildung von Schule und
Synagoge
auf Gedenkstein |
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Die Gedenkstätte für
die Synagoge 2020
(Fotos: Klara Strompf, Aufnahmedatum 24.6.2020) |
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Das hinter
der Gedenkstätte stehende Gebäude (siehe Fotos oben) wurde vor einigen
Jahren abgebrochen. Das Denkmal ist dadurch freistehend vor einer derzeit
unbebauten Fläche,
vgl. die Fotos von Hans-Peter Groschupf, eingestellt bei Google-Maps
https://goo.gl/maps/f9nQk8C6ZNoAqGD27. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
März 2018:
Vortrag über das jüdische Leben in Neuwied
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Artikel im nr-kurier vom 25. März 2018:
"Zeugnisse jüdischen Lebens und Leidens in Neuwied.
Rolf Wüst, verantwortlich für das Projekt 'Stolpersteine' im Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied, hielt im voll besetzten
'Café Auszeit' der Marktkirchengemeinde einen Vortrag über 'Zeugnisse jüdischen Lebens und Leidens in
Neuwied'. In einer ausführlichen Einleitung untersuchte er das Verhältnis der Gesellschaft zum Judentum früher wie heute, das oftmals zwischen den Extremen Ablehnung und Hass einerseits und Idealisierung und übersteigerten Erwartungen andererseits oszilliert.
Neuwied. Diesem Spannungsverhältnis setzte das Judentum bei allen Emanzipationsbemühungen das Bedürfnis nach Integration entgegen. Wüst äußerte Bewunderung für den unbeugsamen Überlebenswillen in der Zeit des Holocaust und die Bereitschaft Vieler, sich trotz allem später zur Versöhnung durchzuringen. Und er stellt fest: Das Böse ist allgegenwärtig, alltäglich, bereit in jeder Gesellschaft, in jedem Menschen unter bestimmten Umständen hervorzubrechen. Es müsse ständig und willentlich von jedem einzelnen in Schach gehalten werden.
Gestützt auf exemplarische Quellen spannte Wüst den Bogen von den Anfängen der jüdischen Gemeinde bis zur Nachkriegszeit 1948. Aus seiner ersten Quelle, einem Bericht von Julius Geisel 1928 wird deutlich, dass Graf Johann Friedrich Alexander zu Wied nicht nur hehre Ziele mit der Stadtgründung verfolgte, sondern dass die jüdische Gemeinde gute Gründe hatte, sich dem Einfluss und finanziellen Zugriff des Grafen so lange wie irgend möglich zu entziehen. So erklärt sich die lange
'Bauzeit' von acht Jahren, die mit der Ergebenheitsadresse des Rabbiners Lazarus Salomon zur Einweihung 1748 ihren versöhnlichen Abschluss fand. In der Predigt des Rabbiners Daniel Einstein zur Wiedereinweihung der Synagoge nach dem verheerenden Hochwasser des Winters 1883 wird dessen Genugtuung deutlich, dass die ganze Stadt in der schweren Zeit zusammenstand, aber auch seine Sorge, es könne den Juden eine Zeit der Intoleranz und Verfolgung bevorstehen.
Aus einer liebevollen Beschreibung der Synagoge in einem Brief von Günter Ransenberg, des einzigen Überlebenden der Familie des letzten Rabbiners, wird das Selbstverständnis der damaligen Gemeinde deutlich, aber auch der Schmerz über den tiefen Verlust durch die
Shoa.
Als erste Opferfamilie behandelt Wüst die Kaufmannsfamilie Fritz Cremer, seiner Frau Caroline Thea und der beiden Kinder Philipp Walter und Rosemarie Susanna. Nachdem Geschäft und Wohnung in der Pogromnacht demoliert und der Vater nach einer Haft in Dachau freigekauft worden war, gelang der Familie nach und nach die Flucht in die Niederlande. 1942 wurden sie für zwei Jahre im Durchgangslager Westerbork interniert und von dort nach Theresienstadt, beziehungsweise Dachau deportiert. Vater und Sohn starben in Dachau, Mutter und Tochter wurden von den Russen befreit und konnten nach großen Schwierigkeiten in die USA auswandern.
Auf Grund eines Briefes von Julius Meyer an den Schriftsteller Friedrich Wolf sind wir über das Schicksal der Schaustellerfamilie Meyer hervorragend informiert. Unter größten Entbehrungen und ständig auf der Flucht gelang es ihnen zunächst, dem Unheil zu entkommen. Julius Meyer schildert ausführlich das schreckliche Leben der Familie in den 30er Jahren. Die Eltern wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo die Mutter bald starb; der Vater wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Von der ganzen Familie überlebte nur Julius, der nach dem Krieg erfolglos versuchte, eine neue jüdische Gemeinde in Neuwied zu gründen. Bei Gedenkveranstaltungen auf dem jüdischen Friedhof in Niederbieber 1947 und 1948 blickt er zunächst voller Wehmut, dann in tiefer Verbitterung auf die schwere Zeit und in eine traurige Zukunft. Er beklagt, dass Deutschland nichts gelernt habe.
Mit dieser Mahnung, für eine mitmenschliche, tolerante Zukunft einzutreten, endete der Vortrag".
Link
zum Artikel |
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November 2018:
Projekt zur Erinnerungsarbeit am
Werner-Heisenberg-Gymnasium in Neuwied |
Artikel in "Blick-aktuell" vom 5. November
2018: "Projekt am Werner-Heisenberg-Gymnasium. 'Unsere jüdischen
Nachbarn'
Neuwied. Zur Vorbereitung der Gedenkstunde am 'Jüdischen Mahnmal' in der
Synagogengasse in Neuwied am Freitag, 9. November, haben sich die
evangelischen Religionsgruppen der Klassenstufe zehn in den letzten Wochen
mit jüdischen Mitbürgern in unserer Straße beschäftigt – unsere Nachbarn in
der Engerser Landstraße 61. Die Lehrer Johannes Meigen und Jörg Eckert
begleiteten das Unterrichtsprojekt. Die Datenbank
www.stolpersteine-neuwied.de
half bei der Recherche. Schülerinnen und Schüler des
Werner-Heisenberg-Gymnasiums werden im Rahmen der Gedenkstunde zur
Reichspogromnacht ihre Ergebnisse vortragen, die hier abgedruckt werden. Die
Familien Strauss und Weinberg lebten in Sichtweite der
Werner-Heisenberg-Gymnasiums. An ihrem Haus finden sich heute fünf
Stolpersteine. Von diesen Familien und den Überlebenden wird berichtet:
Nachbar Oskar Strauss lebte in der Engerser Landstraße. Er wurde am
6. Januar 1895 in Rödingen bei Jülich geboren. Edith und Oskar heirateten
und bekamen dann im Jahre 1924 ihren gemeinsamen Sohn Jürgen. Nachdem sie
nach Neuwied gezogen waren, wurde er als Geschäftsführer des Kaufhauses
ERWEGE eingestellt. Als dieses 1938 verkauft wurde, zogen sie am 2. November
nach Rheindahlen bei Mönchengladbach. Schon zu dieser Zeit plante Oskar
auszuwandern und beantragte deswegen Reisepässe. Auf Grund seiner Verdienste
im Krieg fühlte er sich aber als anerkannter Deutscher und beschloss doch in
Deutschland zu bleiben. Aber er und seine Frau wurden am 22. April 1942 in
das KZ Izbica deportiert und wahrscheinlich dort getötet.
In direkter Nachbarschaft der Schule lebte Edith Strauss. Edith
Strauss, mit Geburtsnamen Marcus, wurde am 28. Juni1899 in Wohnheim bei
Dortmund geboren. Edith arbeitete als Näherin. Sie heiratete Oskar Strauss,
mit dem Sie später ein Kind bekam. Am 22. April 1942 wurde sie und Oskar ins
Konzentrationslager Izbica deportiert, wo auch sie höchstwahrscheinlich
grausam ermordet wurden. Jürgen Strauss wurde am 25. August 1924 als Sohn
von Edith und Oskar Strauss in Euskirchen geboren. Er ging in Köln auf eine
jüdische Schule, da reguläre Schulen keine Juden mehr aufnahmen. Er zog mit
15 Jahren zu seinen Großeltern nach Dortmund. Doch er blieb nicht lange und
reiste auf Rat des Onkels mit einem Schülervisum nach Großbritannien. Dort
lebte er in Belfast bei der Familie Couts, die eine Farm besaßen. Er lernte
seine zukünftige Frau Phyllis Hunter kennen. 1948 zog er in die USA, wo er
während des Koreakriegs der US-Armee diente.
Moritz Weinberg wurde am 29. September 1888 in Westfalen geboren. Ab
1907 studierte er Jura, promovierte, und wurde Rechtsanwalt und nach dem 1.
Weltkrieg Richter in Essen. Während des 1. Weltkrieges war er Oberleutnant
und erhielt nach Kriegsende einen bayerischen Militär-Verdienstorden. 1924
heiratete Dr. Weinberg seine Frau Mathilde und zog in die Engerser
Landstraße 61. Das Paar hatte zwei Kinder, Rolf, geboren 1925, und Maria,
geboren 1929. Am 18.Juni 1943 wurden Moritz Weinberg, seine Frau und seine
Tochter nach Theresienstadt deportiert und von dort ein Jahr später nach
Auschwitz gebracht und dort ermordet. Mit Moritz Weinberg war Mathilde
Weinberg, geboren am 14. August 1902, verheiratet. Sie wohnte hier in
Neuwied im gleichen Haus wie Familie Strauss. Mit gerade 42 Jahren wurde sie
mit ihrem Mann und ihrer Tochter ins KZ Theresienstadt deportiert. Über ein
Jahr später wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo sie
schließlich ermordet wurden. Nur ihr Sohn Rolf überlebte die Schoah.
Maria Luise Weinberg wurde im September 1929 in Köln geboren und war die
Tochter von Mathilde und Moritz Weinberg. Im Alter von neun Jahren schickten
ihre Eltern sie zu ihrem Schutz in die Niederlande, was der Anfang einer
fast zwei Jahre langen Odyssee war. Weil sie Heimweh hatte, kehrte sie zwei
Jahre später in das für Juden schon sehr unsichere Neuwied zu ihren Eltern
zurück. Mit 13 Jahren wurde sie mit ihrer Familie in das KZ Theresienstadt
deportiert, wo sie erneut von ihren Eltern getrennt wurde. Dort erkrankte
Maria Luise und wurde in die Krankenstation eingeliefert. Ihr Vater nutzte
seinen Einfluss, damit sie dort länger bleiben konnte, da es dort eine
bessere Versorgung gab. Unglücklicherweise gab es in dieser Zeit einen
Befehl, alle Patienten nach Auschwitz zu deportieren. So wurde Maria Luise
Weinberg 1944 zusammen mit ihren Eltern ins KZ Auschwitz gebracht, wo sie
kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurde.
Gedenken am Jüdischen Mahnmal in der Synagogengasse, Freitag, 9. November,
um 11 Uhr; Mitwirkende: Jan Einig, Oberbürgermeister der Stadt Neuwied;
Kantor Dr. Jürgen Ries, Jüdische Gemeinde Neuwied-Mittelrhein e. V.; Werner
Zupp, Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied e. V. und
Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Neuwied."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz
Regnery: Jüdische Gemeinde Neuwied. Geschichte in Bildern und
Dokumenten. Zeichen und Zeugen von damals und heute. Hg. vom
Deutsch-Israelitischen Freundeskreis Neuwied. 1988 |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 287-288 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Toni Dasbach: Auch ich war ein Kind dieser Zeit.
Kindheits- und Jugenderinnerungen eines Neuwieders. Bearbeitet von Rolf Wüst.
2005. |
| Gerd Anhäuser: Orte und Spuren: Jüdisches Neuwied.
Hrsg.: Deutsch-Israelischer Freundeskreis Neuwied e.V. Verlag Medien und
Dialog Klaus Schubert. Haigerloch 2003.
Eingestellt als pdf-Datei siehe http://www.stolpersteine-neuwied.de/index.php/literatur |
| Deutsch-Israelitischer Freundeskreis Neuwied e.V. Stolpersteine
in Neuwied. Broschüre zur Ausstellung. Eingestellt als pdf-Datei siehe http://www.stolpersteine-neuwied.de/index.php/literatur
Direkt auch hier downloadbar: Stolpersteine
in Neuwied - Erinnern für die Zukunft. Neuwied - Heddesdorf -
Irlich - Feldkirchen - Segendorf - Niederbieber - Oberbieber - Gladbach -
Heimbach-Weiss - Engers. Erschien 2014. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Neuwied Rhineland. Jews
arrived in 1661. From 1691 to 1748, Moses Abraham Wolf served the local count as
a Court Jew. Under the count, Jews were accorded freedom of trade and worship. A
synagogue was consecrated in 1748 and the private Jewish school opened in 1818
moved to the enlarged and renovated synagogue in 1844. Liberal tendencies were
seen in the community already about 1810 when most women ceased to use the mikve.
Later in the century, a mixed choir and organ were introduced into the
synagogue. The Jewish population grew to 210 in 1817 and 400 in 1843, remaining
at around that level until Worldwar I though dropping from 5 % to 2 % of the
total. In 1864, Neuwied became the seat of a regional congregation, which
included the communities of Heddesdorf, Irlich, Oberbieber and Dierdorf. Most
Jews engaged in trade, and in the Weimar period, over half the textile
businesses and butcher shops in the city belonged to Jews. The livestock trade
was entirely in Jewish hands and Jews also ran four insurance agencies, an x-ray
institute, and a lottery. In 1933, the Jewish population was 281. Under the
Nuremberg Laws of 1935, about 50 more who had converted were defined as Jews. In
Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was blown up, its
contents being burned outside; Jewish homes and stores were destroyed; and Jews
were brutally beaten. By May 1939, 111 Jews were registered in Neuwied. In all,
194 Jews perished in the camps, including 45 in Auschwitz, 27 in Theresienstadt
ghetto, 21 in Izbica and 16 in the Minsk ghetto.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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