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Kastel-Staadt
Castel
Naturfestung
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Beschreibung
Lagebezeichnung:
Castel, Castell (die Hochfläche hat 30-40 verschiedene Lagebezeichnungen)

Geologischer Untergrund:
Trias, mittlerer Buntsandstein

Wirtschaftliche Nutzungsart (zum Zeitpunkt d. Vermessung):
Ortslage und Acker

Befestigungstyp:
Naturfestung (Abschnittswall)

Fläche:
a) heute sichtbare Grabenfläche: - m²
b) Fläche des Wallkörpers: - m²
c) zu Bebauungszwecken nutzbare Innenfläche: - m²
insgesamt: 3058,0 ar

Vermessung:
Juni 1976 (Koch)

Forschungsgeschichte:
Die Bedeutung dieser Befestigung erkannte man bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Über die Fundgegenstände gibt es 1845 folgende Notiz: "Außer Särgen und mancherlei Bauüberresten sind Ziegeln, Urnen, Gerätschaften jeder Art, Waffen, sind auch andere wertvolle Gegenstände gefunden worden, namentlich metallene Figuren von Göttern, Siegelringe, ganz besonders eine Menge von Münzen, so daß wohl kühn behauptet werden darf, nirgends in der Rheinprovinz außer dem Hauptsitze [Trier] sei eine reichhaltigere Fundgrube gewesen als hier." Weiter erfahren wir, daß viele Gegenstände in Privatsammlungen zerstreut sind, "das Meiste jedoch umgeschmolzen wurde". Über die frühesten bekannten Nachforschungen in Kastei berichtet G. Barsch in treffender Weise: "Als der verstorbene Herr Regierungs-Baurat Quednow, im Jahre 1823, hier die erste Ausgrabung veranstaltete, stieß man an zwei verschiedenen Orten, etwa 2 Fuß tief, auf Mauerwerk, dessen römischer Ursprung nicht zu verkennen war. Auf der Westseite wurde, in einer Tiefe von etwa 6 Fuß, ein römisches Gebäude aufgedeckt, in welchem man Hausgerät von Bronze, Schreibgriffel und Haarnadeln von Knochen und Bruchstücke von irdenen Geschirren von terra sigillata fand.

Auf der Ostseite wurde eine Kunststraße aufgefunden, die 22 Fuß breit, in Richtung auf die jetzige Kirche führte. Diese Straße war vortrefflich gebaut und noch sehr wohl erhalten. An beiden Seiten der Straße wurde die Mauer von Gebäuden und ein von Werkstücken erbauter Wasserabzugs-Canal entdeckt.

Herr Quednow fand die Mauern des Souterrains, der an beiden Seiten befindlichen Gebäude, noch ganz, und die der untersten Stockwerke, noch in einer Höhe von 2 Fuß. An letzteren fand man noch Putz- und Wandmalerei. Die Mauern bestanden aus Rahmen von behauenen Kalksteinen, deren innerer Raum mit Mörtel ausgegossen war." Es folgt eine umfangreiche Beschreibung der vielen Einzelfunde. Die Fortsetzung des ersten Grabungsberichtes hat dann folgenden Wortlaut: "In einer Entfernung von 160 Fuß von dieser Straße und mit derselben parallel laufend, wurde, drei Fuß unter der Erde, noch eine andere Chaussee mit den Ueberresten von Gebäuden neben derselben entdeckt.

Wegen des schlechten Wetters mußten damals die Ausgrabungen eingestellt werden und die aufgegrabenen Stellen wurden sorgsam wieder zugedeckt.

Bei einer spätem, gelegentlich vorgenommenen Ausgrabung, fand man die Ueberreste eines Gebäudes, von welchem zwei kleine Zimmer, 8 Fuß tief, ausgeräumt wurden. Die Mauern waren ganz so, wie die oben beschriebenen. Das Innere war ganz mit Steinschutt und vielen Stücken Dachschiefer angefüllt. In dem einen Zimmer fand man in einer Tiefe von 4 Fuß vier Menschengerippe, an deren einem der Schädel noch gut erhalten war. Außerdem wurden noch eine Menge Scherben von schöner rother Erde, mehrere Stücke eines eisernen Türbeschlages und eine Spange von Bronze gefunden.

Im zweiten Zimmer fand man, außer mehreren runden Steinen, deren sich die Römer zu den Feuerungen bedienten, eine Säule toskanischer Ordnung, 3 Fuß und 2 Zoll hoch, aus Sandstein schlecht gearbeitet, die in Stücke zerbrochen war."

Angeführt ist auch hier die Liste der römischen Fundgegenstände.

Seit 1852 sind auch keltische Fundstücke von der Hochfläche bekannt, hier ist vor allem eine Goldmünze zu erwähnen.

Kurze Zeit danach erkennt Schmidt die Abriegelung der Hochfläche durch Wall und Graben im Ortsbereich. Auch Steiner äußerte sich in einigen Beschreibungen zu dieser Anlage, deren Entstehung er als vorgeschichtlich bezeichnet.

Als man 1956 etwa 900 Kubikmeter Erde zur Gestaltung des Ehrenfriedhofes neben der Klause benötigte, begann man ohne Genehmigung des Landesmuseums Trier damit, hinter einer Häusergruppe den Abschnittswall abzutragen.

Das Gesamtprofil zeigt klar, daß der Wall mehrfach erhöht wurde. Die senkrechte Steinschichtung bei b l läßt darauf schließen, daß b die älteste Anlage darstellt. Die folgenden Anlagen schließen nach oben jeweils mit c, g und k ab. Das ergäbe vier Bauperioden. Würde man h (h 1) noch einer selbständigen Periode zuweisen, käme man sogar auf fünf Bauabschnitte. Die Schichten f und i könnten dazwischen liegende Zerstörungen anzeigen."

Funde:
a) Keltische Gold- und Silbermünzen, Keramik der vermutlich älteren Latenezeit (leider sind die bisher gefundenen wenigen Scherben samt und sonders kleine Mittelstücke von groben Gefäßen, die sich zeitlich nicht hinreichend einordnen lassen, so daß zunächst eine genauere Datierung der einzelnen Schichten innerhalb des Walles nicht möglich ist).

b) Die Liste der römischen Fundgegenstände ist sehr umfangreich. Münzen aus verschiedenen Zeitepochen, Bronzen, Gebrauchsgegenstände, Keramik und vieles mehr liefern den Hinweis dafür, daß dieser Platz während der Römerzeit dicht besiedelt war.

Zeitliche Einordnung:
"Die Gründungsphase liegt im 5. Jahrhundert v. Chr. Aus dieser Zeit stammen auch Siedlungsfunde, die 700 m hinter dem Wall auf freiem Feld unweit der Kirche entdeckt wurden. Mit ziemlicher Sicherheit gehört Kastei zu jenen befestigten Plätzen, die während der gallischen Freiheitskriege eine Rolle gespielt haben. Keltische Münzfunde legen davon Zeugnis ab. In römischer Zeit entfaltete sich im Schütze des Erdwalles eine Siedlung, deren Häuser an zwei parallelen Straßenzügen aufgereiht sind. Diese Siedlung hatte den Charakter eines kleinen Vicus, der in spätrömischer Zeit durch eine Verstärkung der bestehenden Abschnittsbefestigung gegen äußere Gefahr gesichert werden mußte. Die Toten wurden auf einem Friedhof beigesetzt, der außerhalb der Wehrmauern, d. h. im Bereich der späteren mittelalterlichen Dorfsiedlung lag. Dieser Friedhof, auf dem außer spätantiken Sarkophagen auch Bestattungen der merowingerzeitlichen Zeit nachgewiesen sind, läßt auf das Fortbestehen der Ansiedlung über die römische Zeit hinaus schließen.

Ein zweiter Friedhof mit Bestattungen des 7. Jhs. liegt im Umkreis der ehemaligen Pfarrkirche St. Johann, deren Patrozinium eine spätrömische Gründung vermuten läßt. Die Siedlungskontinuität zwischen Spätantike und frühem Mittelalter ist also für Kastei in zweifacher Weise gesichert".

Beschreibung:
"Bei Serrig öffnet sich der eingeengte Lauf der Saar zu einer von Wiesen, bewaldeten Höhe und Weinberge umsäumten Talaue. Hier liegt am Westrand das felsige Hochplateau von Kastei, ein Platz, an dem die Schönheit der Natur mit Denkwürdigkeiten der älteren und jüngeren Ortsgeschichte wetteifern.

Man kann in einem kurzen Überblick nicht annähernd die Tiefen der Vergangenheit ausloten, die es an dieser Stelle zu ergründen gilt. Unter dem Eindruck der urwüchsigen und von Menschenhand nur mit einer gewissen Ehrfurcht geprägten Örtlichkeit begreift man, was den Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen bei seiner Reise durch das Saartal im Jahre 1833 dazu bewegte, die hochragende Spitze des Saarfelsens von Schinkel zu einer Ruhestätte für die Gebeine König Johannes des Blinden von Böhmen (1296-1346) umgestalten zu lassen. Der letzte Krieg, an dessen verheerende Folgen im Saar-Moseldreieck ein Soldatenfriedhof und die zu einer Gedenkstätte umgewandelte, spätmittelalterliche Kasteler Kirche erinnern, hat die sterblichen Überreste dieses im Leben wie im Tode unstet umherwandernden Königs in sein luxemburgisches Stammland zurückgeführt. Schon seit dem 13. Jahrhundert war der Platz der weithin sichtbaren Schinkelkapelle, in dessen Felsenkammer der französische Eremit Romery eine Eremitage zu Ehren der hl. Helena eingerichtet hatte, von den Mönchen der Trierer Benediktinerabtei St. Maximin zur Erinnerung an das Heilige Grab hergerichtet worden. Längst haben Wind und Wetter die Konturen jenes Reliefs mit dem thronenden Christus beim Jüngsten Gericht und der Himmelfahrt verwischt, die im Mittelalter wie das Arkosolgrab des 13. Jhs. in die südlichen Felswände der Klause eingemeißelt worden sind. Möglicherweise hatten die Maximiner Mönche hier eine heidnische Kultstätte christianisiert. Und in der Tat, an Altertümern aus der heidnischen Vorzeit ist auf dem Plateau von Kastei kein Mangel.

Faßt man zusammen, was an gesammeltem Fundgut zu unserer Kenntnis gelangt ist, so kommt man zu dem Schluß, daß die Gunst der natürlichen Verhältnisse eine Dauerbesiedlung des Platzes bewirkte, die bis in die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends zurückreicht. Lücken, die innerhalb dieser Zeitspannen auftreten, sind dem Zufallscharakter der Funde oder dem Umstand zuzuschreiben, daß manche Epoche der Vorgeschichte keine Spuren im Erdboden hinterlassen hat. Auch ist vieles, was im Zuge der schrittweisen Ausdehnung der Ortsbebauung zutage kam, unbeobachtet zerstört worden. Da kann man von Glück sagen, daß bei der mittelalterlichen Dorfgründung wohl mehr aus technischem Unvermögen als aus Gründen der Ehrfurcht vor der Vergangenheit der mächtige Erdwall verschont geblieben ist, der die 800 m lange und 500 m breite Hochfläche an seiner leicht zugänglichen Westseite abschließt. Eine Häuserzeile des ältesten Dorfkerns schmiegt sich an den Außenfuß dieser mächtigen, 250 m langen und bis zu 8 m hohen Abschnittsbefestigung an, in deren ehemals breiter Grabensenke weitere Teile des Dorfkerns mit der sich gabelnden Durchgangsstraße liegen.

Erdgewinnungsarbeiten am Wall brachten es 1956 an den Tag, daß seine imponierende Höhe durch mehrmalige Erneuerungen und Verstärkungen zustande gekommen ist".


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2540999
H_gk: 5492408
Koordinaten beziehen sich auf die exakte Lage des Objekts



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Regierungsbezirkes Trier und des Kreises Birkenfeld. Von Karl-Heinz Koch und Reinhard Schindler. Selbstverlag des Rheinischen Landesmuseums Trier 1994.

Bild-Quelle
© Rheinisches Landesmuseum Trier. 1999 / © Rheinisches Landesmuseum Trier. 1999

Internet
http://www.landesmuseum-trier.de/ http://www.landesmuseum-trier.de/

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