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Altenstein (Gemeinde
Maroldsweisach, Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der
jüdischen Gemeinde
In Altenstein bestand eine jüdische Gemeinde vermutlich
bis Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Blütezeit hatte die jüdische Gemeinde in
der 2. Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Altenstein auf
insgesamt 16 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorsteher
genannt (mit neuen Familiennamen, Erwerbszweig und den Familienverhältnissen):
Mayer Hirsch Ellroth (Handelsmann, Auszüger; mit Frau und einem Sohn; vermutlich Vater
des Moses Meyer in Braunschweig siehe bei der Synagogengeschichte); Wolf Samson Sperrberg (Schmuser, mit Frau, zwei Söhnen und zwei Töchtern), Samuel
Mayer Lausbach
(Händler mit alten Waren, mit Frau, einem Sohn und zwei Töchtern); Moses
Joseph Stern
(Viehhändler, mit Frau, einem Sohn und einer Tochter); Mayer Jacob Rosenberg
(Warenhändler, mit Frau, einem Sohn und vier Töchtern), Herz Loew Schneidersbach
(Schmuser, mit Frau); Moses Selig Plaut (Bücherhändler, mit Frau und einem Sohn),
Moses Simon Rodach (Schmuser, mit Frau, einem Sohn und einer Tochter); David Kaufmann
(Viehhändler, mit Frau, zwei Söhnen und einer Tochter); Salomon Michael Ellroth
(Viehhändler, mit Frau und zwei Töchtern), Wolf Jacob Rosendorn (Viehhändler, mit
Frau), Seligmann Kaufmann (Warenhändler, mit Frau), Loew Levi Nußbaum (Schlachter, mit Frau und zwei Töchtern), Mayer
Loew Nußbaum
(Viehhändler, mit Frau), Scheu Löw Sonne (Bücher- und Brillenhändler, mit Frau,
einem Sohn und einer Tochter).
Auf Matrikelstelle 13 (oben noch nicht genannt) waren gemeinsam eingetragen: die
Witwe von Loeser Israel Weisach (Viehhändlerin, mit vier Söhnen und drei
Töchter) sowie die beiden verwaisten Kinder (Sohn und Tochter) des verstorbenen
Viehhändlers Baer Hirsch Baermann (der Sohn Heinrich Bärmann wurde später
Lehrer und war im pfälzischen Kindenheim
tätig).
In den 1830er-Jahren lebten etwa 70 jüdische Personen in Altenstein
(13,7 % von insgesamt 512 Einwohnern, siehe Statistik von 1840 unten; bzw.
Angabe von 1839: 65 Personen in 13 Familien).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, vermutlich
auch eine Religionsschule und ein rituelles Bad (erhalten auf dem Grundstück Pfaffendorfer
Gasse 9, jedoch in Privatbesitz und öffentlich nicht zugänglich; siehe
Beitrag von Hans-Peter Süss). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen
Friedhof in Ebern beigesetzt. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Bei dem in der Matrikelliste 1817 genannten
David Kaufmann wird angemerkt: "Dessen Vater war in Altenstein
Judenschullehrer und hat daselbst Schutz vom Gutsherrn erhalten". Um
1861 wird als Religionslehrer Lazarus Eisenmann in Altenstein genannt, um 1869
S. Ch. Friedmann, um 1872 Hieronymus Strupp, nach 1880 Salomon Anfänger (danach
in Willmars).
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Burgpreppach.
Als Gemeindevorsteher (Kultusvorstände) werden um 1870 Max Maier und Samson Kahn
genannt.
Auf Grund der stark zurückgegangenen Zahl der jüdischen Einwohner wurde die
jüdische Gemeinde in den 1890er-Jahren
aufgelöst (vor 1897 siehe Bericht unten).
Von den in Altenstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): David Kaufmann (1862),
Mathilde Kaufmann (1871), Meier Kaufmann (1866), Clara Stein geb. Kaufmann
(1874), Marianna Strauß geb. Kaufmann
(1863).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine
Berichte zur jüdischen Gemeinde Altenstein
Über die jüdische Gemeinde in
Altenstein (1839)
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 20. Dezember 1839: "Altenstein
im Landgerichtsbezirk Ebern, zählt 13 jüdische Familien oder etwa 65 Seelen.
Vier sind als Handwerker und einer als Tagelöhner ansässig. Die Ausgaben für
den Kultus sind nicht bedeutend, dagegen hat jede Familie zehn Gulden
Schutzgeld an die Gutsherrschaft zu entrichten. (Witwen zahlen die Hälfte).
Die Handwerker führen seit fünf Jahren schon Prozess dagegen und es ist mir
noch nicht bekannt geworden, ob zu ihren Gunsten entschieden sei. |
Über Altenstein 1840
Aus M. Siebert: Das Königreich
Bayern topographisch-statistisch in lexicographischer und tabellarischer
Form dargestellt. München 1840. S. 388: "Altenstein, ev.
Pfarrdorf... 512 Einwohner ... 70 Juden..."
. |
Altenstein in der Liste der
"nicht mehr bestehenden jüdischen Gemeinden" (1903)
Aus
einem Artikel in "Blätter für jüdische Geschichte und Litteratur" Nr.1 1903
S. 12: "Unterfranken:
Altenstein (k. Bezirksamt Ebern),
Kraisdorf (k. Bezirksamt Ebern),
Pfarrweisach (k. Bezirksamt Ebern),
Mechenried (k. Bezirksamt Hassfurt),
Marktsteft (k. Bezirksamt
Ochsenfurt), Segnitz (k. Bezirksamt
Ochsenfurt)." |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und Kantoren
Die Gemeinde Altenstein kann für
Kultus und Bildung der Kinder kaum Geld aufbringen (1840)
Artikel in "Der Orient" vom 22. August 1840: "Altensteins
kleine Gemeinde (13 Familien) hat zu viel mit Abgaben zu tun, um auf den
Kultus und die Bildung ihrer Kinder viel wenden zu können." |
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer
Salomon Anfänger in Heßdorf (1932, nach 1880
Lehrer in Altenstein)
Artikel in "Mitteilungen
des jüdischen Lehrervereins für Bayern" von 1932 Nr. 4 S. 8: "Personalien.
Wie wir nachträglich erfuhren, beging unser liebes Vereinsmitglied
Oberlehrer Salomon Anfänger in Hessdorf
am 4. März seinen 70. Geburtstag. Geboren in
Waltershausen, war er nach seinem
im Jahre 1880 in Würzburg erfolgten Seminaraustritt in Altenstein,
Willmars und seit 1895 in
Hessdorf tätig. Nach seiner im Jahre
1927 erfolgten Pensionierung stellte er seine Kraft als Religionslehrer und
Kantor seiner Gemeinde weiterhin zur Verfügung. In seiner Gemeinde schätzte
man ihn wegen seiner Geradheit, Aufrichtigkeit und seiner besonders
ausgeprägten Pflichttreue. Als äußerst tüchtiger Pädagoge und treuer Kollege
ist er im Kreis seiner Amtsbrüder eine bekannte und beliebte Persönlichkeit.
Wir entbieten dem lieben Freunde die herzlichsten Glückwünsche und hoffen,
dass ihm noch viele Jahre seiner ersprießlichen Tätigkeit vergönnt sein
mögen.
Oberlehrer Stein (Regensburg) und
Lehrer Oppenheimer (Laudenbach)
treten in diesem Jahr Tagen in den dauernden Ruhestand. Die verdienten
Kollegen wurden wir in jüdischen Zeitungen lesen, in schönen Abschiedsfeiern
sehr geehrt. Auch wir ins bieten unseren lieben Kollegen die besten Wünsche.
München, den 10. April 1932 M. Rosenfeld. M. Adler." |
Berichte zu einzelnen Personen/Familien aus der Gemeinde
Über die Familie des aus Altenstein stammenden jüdischen Lehrers Heinrich Bärmann
(vor allem Lehrer in Kindenheim)
Heinrich Bärmann ist in Altenstein als
Sohn des Viehhändlers Baer Hirsch geboren, der den Familiennamen Baermann
(bzw. Bärmann) angenommen hat. Bei der Erstellung der Matrikelliste 1817
(siehe oben) waren Baer Hirsch Baermann und seine Frau bereits gestorben.
Die beiden Kinder - Heinrich und seine Schwester - lebten noch in
Altenstein unter Vormundschaft. Immerhin hatte ihnen der Vater das in
seinem Besitz stehende Haus hinterlassen. Heinrich konnte sich zum Lehrer
ausbilden lassen und kam als solcher - vermutlich spätestens 1830 - in
das pfälzische Kindenheim, wo er
sich 1831 mit Carolina Strauß verheiratete, die aus einer alten jüdischen
Familie des Ortes stammte. Die beiden hatten in den folgenden Jahren
zusammen 13 Kinder. Heinrich Bärmann war vermutlich bis zu seinem
Tod 1864 Lehrer in Kindenheim.
Der 1833 geborene Sohn Simon Bärmann war der spätere Gründer und Inhaber der
"Bärmannschen Realschule" in Bad Dürkheim. Er leitete die Schule
von 1875 bis 1902. Seine Söhne Heinrich und Leopold übernahmen danach die Weiterführung der
Schule, bis sie 1922 in die "Realschule Bad Dürkheim"
umgewandelt wurde (in Bad Dürkheim erinnern bis heute die
Heinrich-Bärmann-Straße und der von der Carl-Orff-Realschule verliehene
Heinrich-Bärmann-Preis).
Einen anderen Sohn, David Bärmann (geboren 1842), wollte die Kindenheimer Gemeinde nach dem Tod des Vaters
(1864) als neuen Religionslehrer gewinnen. Doch dieser wanderte nach Nord-Amerika aus." |
Richterliche Entscheidung über
Verwendung der Spende von Handelsmann Moses Maier an die inzwischen aufgelöste
jüdische Gemeinde (1897)
Artikel in "Der Israelit" vom 28. Juni 1897: "München,
11. Juni (1897). Eine prinzipiell wichtige Entscheidung, welche heutzutage,
wo allenthalben die kleineren jüdischen Gemeinden von der Gefahr der
Auflösung und Aufsaugung durch die Großgemeinden bedroht sind,
allgemeingültigen Wert erlangen kann, hatte dieser Tage das Königliche
Verwaltungsgericht gefällt. Der Verstorbene Handelsmann Moses Maier
von Altenstein hatte seinerzeit der inzwischen aufgelösten dortigen
israelitischen Gemeinde ein Hypothekenkapital von 4500 M. testamentarisch
vermacht. Als ehemaliges Mitglied der Gemeinde hatte nunmehr die Frau J.
Rosenberg in Altenstein den Antrag auf Rechnungslegung über
dieses Kapital bei dem Bezirksamt Ebern, wo dasselbe asserviert wird,
gestellt. Dieses Verlangen wurde sowohl von dem Bezirksamt, als auch von der
unterfränkischen Kreisregierung abgewiesen, und jetzt hat das
Verwaltungsgericht diesen Entscheid bestätigt. " |
Zum Tod des aus Altenstein stammenden Simon Kaufmann in Memmelsdorf (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1903: "Memmelsdorf
i.J., 4. Januar (1903). Die hiesige jüdische Gemeinde hat einen schweren
Verlust erlitten. Im Alter von 73 Jahren, nach kurzem, aber sehr
schmerzlichen Leiden, wurde Herr Simon Kaufmann am Erew Schabbat
Koddesch Wejidasch (d.h. Freitag vor dem Schabbat mit der Toralesung Wajigasch
= 1. Mose 44, 18 - 47,27, das war Freitag, 2. Januar 1903) in die ewige
Heimat abberufen, und heute wurde seine irdische Hülle der Erde
zurückgegeben. Der Verblichene, der vor etwa 20 Jahren aus
Altenstein, wo
sich die jüdische Gemeinde auflöste, hierher gezogen, war eine der
Hauptstützen des hiesigen Gemeindewesens. Treu hing er an allen
Einrichtungen unserer Religion, gewissenhaft erfüllte er die göttlichen
Gebote, und zeichnete sich besonders aus durch hervorragende
Wohltätigkeit. An seiner Bahre trauern seine Witwe und 12 Kinder, nebst
zahlreichen Enkeln. Von des Verstorbenen Ansehen und Beliebtheit in
weitesten Kreisen zeugte die imposante Beteiligung an seinem Leichenzug.
Aus Nah und Fern waren seine Freunde herbeigeeilt, Glaubensbrüder wie
Andersgläubige, um ihm den letzten Tribut der Liebe und Verehrung zu
zollen.
Den eigentlichen Hesped (Trauerrede) hielt Herr Lehrer Leopold
Anfänger - Memmelsdorf, unter Anlehnung an Jesaja 55,10-12 etc. 'Denn
wie Regen und Schnee herabkommt vom Himmel, dahin aber nicht zurückkehrt...'
Die Rede wird demnächst im Drucke erscheinen. Herr Lehrer Carl Kaufmann
- Zeckendorf, Sohn des Verblichenen,
sowie Herr Lehrer Moses Katz - Hagenbach,
als Schwiegersohn, widmeten tief empfundene Worte des Nachrufes und
Abschiedes. Die Lokalblätter der Gegend widmeten dem Heimgegangenen
ebenfalls die ehrendsten Nachrufe. H.S." |
Die jüdische Gemeinde Altenstein engagiert sich für die Aufhebung der
Ausnahmsgesetze (1861)
Artikel in
der Zeitschrift "Jeschurun" vom März 1861 S. 344: "München,
26. Januar (1861). Im neuesten Einlauf der zweiten Kammer befindet sich die
Vorstellung und Bitte des israelitischen Kultusvorstandes zu Würzburg,
betreffend die Aufhebung der gegen die Israeliten in Bayern bestehenden
Ausnahmsgesetze, dann Anschluss hieran von Seite der israelitischen
Kultusvorstände zu Leutershausen,
Maroldsweisach,
Oberlauringen,
Aidhausen,
Kleinsteinach,
Burgpreppach, Altenstein,
Memmelsdorf,
Schweinshaupten (statt:
Schweinshausen) und Friesenhausen.
(Würzburger Anzeiger)." |
Zur Geschichte der
Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. Anfang des 19. Jahrhunderts konnte die jüdische Gemeinde ein Haus
kaufen und 1808 zu einer "schönen Synagoge" (siehe Bericht unten)
umbauen (Angabe wurde bestätigt durch die Recherchen von Elisabeth Böhrer
[Mitteilung vom 21.7.2011] mit Hinweis auf ein Schriftstück im
Staatsarchiv Würzburg vom 30.4.1817)).
1841 stand eine Reparatur des Synagogengebäudes an. Der Gemeinde fehlten
allerdings die finanziellen Mittel, diese Aufgabe zu stemmen. Daher wurde bei
der Regierung um die Genehmigung einer Kollekte in den jüdischen Gemeinden
Bayerns gebeten. Die Durchführung der Kollekte in fränkischen jüdischen
Gemeinden wurde im November 1841 genehmigt. Sie erbrachte aus den bayerischen
Regierungsbezirken Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken insgesamt etwa
250 fl.
Kollekte zur Reparatur der Synagoge in Altenstein (1844)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 6. November 1841: "Bewilligung einer Kollekte zur Reparatur
der Synagoge zu Altenstein..."
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Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 18. April 1842: "praes. 18. April 1842. (Das Gesuch der
Israeliten zu Altenstein um Bewilligung einer Kollekte zur Reparatur ihrer
Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Das Resultat der rubrizierten Kollekte, welche im Intelligenzblatte von 1841
S. 743 ausgeschrieben wurde, wird nachstehend bekannt gemacht: A.
Regierungsbezirk Oberfranken 51 fl. 46 kr.
C. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg und zwar: ..."
Aus der Übersicht gehen die Erträge der Sammlung der einzelnen
Behörden/Ämter aus dem Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg hervor. |
Trotz der Ergebnisses der Kollektensammlung mussten die Gemeinde Schulden
aufnehmen. Glücklicherweise wurden diese wenige Jahre später von dem aus
Altenstein stammenden Moses Meyer der Gemeinde ausgeliehen und schließlich -
als die Zahl der Gemeindeglieder zurückging - 1848 der Gemeinde
erlassen.
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 7. März 1848:
"Burgpreppach. Ein Seitenstück zu dem in No. 5 Ihres
geschätzten Blattes mitgeteilten edlen Zuge aus dem Ries, wird hiermit
auch von dieser Gegend mitgeteilt, und Euer Wohlgeboren werden gebeten,
auch dieser Wohltat ein Plätzchen in den Spalten Ihres vielgelesenen
Blattes einzuräumen:
Die israelitische Kultusgemeinde Altenstein, im diesseitigen
Rabbinatsbezirke, hat vor vielen Jahren ein Haus angekauft, welches
nunmehr zu einer schönen Synagoge hergestellt ist, und schuldete darauf,
300 Gulden, welche damals zu 5 Prozent aufgenommen
wurden.
Herr Moses Meyer in Braunschweig, der aus Altenstein gebürtig ist, hatte
aber vor mehreren Jahren diese Summe als Darlehen hergegeben, damit die
Gemeinde nicht mit 5 Prozent zu verzinsen braucht.
Da er nun erfuhr, dass die Anzahl der Gemeindemitglieder und deren Mittel
sich sehr verringert haben, so hat er unterm 30. Januar dieses Jahres
seinem Geburtsorte, diese Summe ganz zum Geschenke gemacht. Ehre und Segen
diesem Manne!" |
Wie lange in der - auf Grund der in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts stark zurückgegangenen Zahl der jüdischen Gemeindeglieder -
Synagoge in Altenstein Gottesdienste abgehalten wurden, ist nicht
bekannt.
Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde wurde die Synagoge noch vor 1910 abgebrochen. Auf dem
Grundstück in der Wilhelm-Stein-Strasse wurde 1910 die evangelische Kirche des
Ortes erbaut.
Erinnerungen an die jüdische Geschichte: Im Gidal-Bildarchiv Nr. 2767 (Quelle:
Steinheim-Institut) findet sich das Foto eines Torawimpels von 1716 (Leinen
mit Seide bestickt), dieser Torawimpel stammt aus der Synagoge in
Altenstein.
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 34. |
| Georg Aumann: Jüdisches Kulturdenkmal in
Altenstein/Unterfranken. In: Coburger Geschichtsblätter 9 2001 S. 34-40
(konnte noch nicht eingesehen werden).
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 104-105.
|
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Altenstein S.
42-44.
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