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Memmelsdorf (Gemeinde
Untermerzbach, Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Zur jüdischen Geschichte in Memmelsdorf siehe
die Seiten bei
www.synagoge-memmelsdorf.de
Bei "Alemannia Judaica" finden Sie:
Einige
Berichte / Anzeigen zu Memmelsdorf aus jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des jüdischen Lehrers /
Vorbeters / Schochet 1884 / 1889 / 1921
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1884: "Die hiesige
israelitische Elementar-Schulverweserstelle mit Vorsänger- und Schächterstelle
wird hiermit zur Bewerbung ausgeschrieben.
Die Stelle trägt nebst freier Wohnung und freier Beheizung: a) von der
Kultusgemeinde inklusive Staatszuschusses Mark 600, b) Zur Ausübung der
Schächterfunktion Mark 300, c) weitere Nebenverdienste circa Mark 200,
d) für wöchentlich 2maligen Religionsunterricht in dem ¼ Stunde
entfernten Untermerzbach Mark 120.
Außerdem steht einem tüchtigen Lehrer noch eine weitere Zulage aus
Privatmitteln zu Gebote. Gesuche sind bis zum 15. September dieses Jahres
an den unterzeichneten Vorstand einzusenden.
Memmelsdorf (Amts-Ebern), den 23. August 1884. Ab. Nordheimer,
Kultus-Vorstand".
|
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1889: "Die hiesige
israelitische Elementar- und Schulverweserstelle mit Vorsänger- und Schächterstelle
wird hiermit zur Bewerbung ausgeschrieben.
Die Stelle trägt nebst freier Wohnung und Heizung: a) Von der Kultusgemeinde inklusive Staatszuschusses 600
Mark, b. für die Ausübung der Schächterfunktion hier und Merzbach ca.
300 Mark, c. weitere Nebenverdienste ca. 200 Mark, d. für wöchentlich
2maligen Religionsunterricht in dem ¼ Stunde entfernten Untermerzbach 120
Mark, außerdem steht einem tüchtigen Lehrer noch eine weitere Zulage aus
Privatmitteln zu Gebote.
Gesuche sind bis zum 1. Juli dieses Jahres an den unterzeichneten Vorstand
einzureichen.
Memmelsdorf (Amt Ebern). J. Langstädter, Kultusvorstand." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1921:
"Die Israelitische Kultusgemeinde Memmelsdorf (Unterfranken)
sucht zu sofortigen Eintritt einen guten Vorbeter und Schochet, der
auch Religionsunterricht erteilen kann. Schöne Wohnung vorhanden.
Angebote an Vorstand Lauchheimer." |
Ausschreibung der Stelle eines Vorbeters zu Jom Kippur (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1898:
"Die Kultusgemeinde Memmelsdorf bei Ebern, sucht zum Jom
Kippur für Schacharit- und Minchogebet einen Vorbeter, gegen
entsprechende Vergütung.
Näheres bei Isidor Langstädter,
Kultusvorstand." |
Zum Tod des Lehrers Moses Mack (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1899: "Aufhausen
bei Bopfingen. Lehrer Moses Mack, welcher seit 12 Jahren in der
hiesigen Gemeinde lebte und sich einer allgemeinen Achtung erfreuen
durfte, wurde heute zu Grabe getragen. Lehrer B. Adler widmete dem im
Schulamte ergrauten Lehrer eine erhebende Grabrede. Der sanft
Entschlummerte, welcher nahezu das selten hohe Alter von 85 Jahren
erreicht, wirkte 51 Jahre in den bayrischen Gemeinden Memmelsdorf (bis
1868) und Reckendorf als
Elementarlehrer. Dem Verblichenen wurde die hohe Auszeichnung zuteil, dass
er bei seinem 50jährigen Lehrerjubiläum von der königlichen Regierung
Bayerns die Verdienstmedaille des Ludwigsordens verliehen bekam." |
Aus der Zeit des Lehrers Leopold Anfänger (Lehrer
in Memmelsdorf von 1901 bis 1905)
Geschick und dessen Wille zu einem guten christlich-jüdischen
Miteinander vor Ort auch in mehreren in der Zeitschrift "Der Israelit"
erschienenen Artikeln zum Ausdruck kamen. In seinem Beitrag über 'Kleinigkeiten' hebt er hervor, wie die oft unscheinbaren religiösen
Traditionen in Haus und Synagoge für eine anschauliche religiöse Erziehung von
Bedeutung sein können. Im Aufsatz
über das "Schächten und die Sonntagsruhe" setzt er sich für ein Beachten der
Sonntagsruhe auch durch Juden ein – eine Einstellung, die wohl kaum einmal von
Seiten der christlichen Bevölkerung eine entsprechende Reaktion im Blick auf
die Respektierung der Sabbatruhe gefunden hat.
Zur Biographie von Leopold Anfänger (nach Reiner Strätz: Biographisches
Handbuch Würzburger Juden 1900-1945. 1989 S. 57-58):
Leopold Anfänger, geb. 9. August 1868 in Waltershausen/Unterfranken
als Sohn von Jakob Anfänger und der Rosa geb. Fleischmann.
Leopold Anfänger war nach der Ausbildung an der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg (Examen 1888), Religions- und
Volksschullehrer in Schonungen, Willmars
und Memmelsdorf, bis er 1905 als
Nachfolger von Jakob Weißbart an die Israelitische Lehrerbildungsanstalt nach
Würzburg berufen wurde. Hier wirkte er fast drei Jahrzehnte (zuletzt als
Seminar-Oberlehrer), bis er 1933 pensioniert wurde und nach Köln verzog, wo er
am 24. Juli 1936 verstorben ist. Er wurde in Köln beigesetzt.
Leopold Anfänger war seit 1895 (in Schonungen)
verheiratet mit Hedwig geb. Steinberger (geb. 6. Dezember 1875 in
Schonungen als Tochter des Viehhändlers Lazarus Steinberger und der Eva geb.
Linz). Aus der Ehe stammten die Kinder Karl Anfänger (geb. 21. April
1896 in Willmars, später als Kaufmann in Halberstadt, Stockholm, ab 1924 in
Köln tätig, emigrierte in die USA, gest. Juli 1979 in Miami Beach), Herbert
Anfänger (geb. 26. Juli 1897 Willmars, gefallen 17. April 1917 in
Frankreich), Ludwig Anfänger (geb. 1899 in Willmars, nach Studium der
Medizin ab 1926 als Arzt in Berlin tätig, emigrierte 1933 oder danach nach
Zürich), Berta verh. Kaufmann (geb. 1901 in Memmelsdorf, lebte
mit ihrem Mann Moritz Kaufmann später in Dortmund, emigrierte in die USA), Rosa
verh. Grünert (geb. 16. September 1908 in Würzburg).
"Kleinigkeiten. Pädagogische Plauderei" von Leopold
Anfänger in Memmelsdorf in "Der Israelit" vom 13. Februar 1902
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1902: "Kleinigkeiten. Pädagogische
Plauderei von Leopold Anfänger in Memmelsdorf.
Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass im Prinzip die Rückkehr zum altüberlieferten
Väterglauben, zur Rechtgläubigkeit, als großer Zug durchs ganze
Judentum geht. Umso betrübender und befremdender Ist aber andererseits
die Tatsache, dass in Bezug aufs religiöse Leben und die vielen hierbei
zu beobachtenden Regeln, Gebräuche und Observanzen oft die krasseste
Unwissenheit herrscht, die verkehrtesten Ansichten und Anschauungen zutage
treten. Es ist ein großes Unrecht, hierfür allein die Schule und ihre
Organe verantwortlich zu machen, was leider nur zu oft geschieht; ohne
Selbstüberschätzung darf es ausgesprochen werden, dass die große
Mehrheit des jüdischen Lehrerstandes mit heiligem Eifer bemüht ist, die
Jugend Israels zu festigen in Torakenntnis und Gottesfurcht. Einige
Hinweise und Andeutungen auf wertvolle Hilfsmittel zur Förderung dieses
Strebens möchte diese kleine Plauderei bieten.
Der Unterricht entbehrt vielfach der Anschaulichkeit, die reichlich
vorhandenen Anschauungsmittel werden nicht ausgenützt, sie erscheinen zu
sehr als 'Kleinigkeiten'.
Man bemüht sich, Pläne und Modelle des Stiftszeltes und seiner
Einrichtung etc. zu konstruieren, um sie dem kindlichen Geiste verständlich
zu machen, ganz schön, - aber welchen Vorteil hat das 'religiöse
Leben' der Jetztzeit davon? Andererseits klagt man über den Mangel an
Veranschaulichungsmittel, die als begründende Anknüpfungspunkte dienen könnten
und schreibt häufig diesem vermeintlichen Mangel den oft geringen 'praktischen' Erfolg des religiösen Unterrichts zu, und bedenkt
nicht, dass Synagoge und Schule, Haus und leben uns eine Fülle der
Anschauung bieten, die nur der Ausnützung harren. Hatte wohl das alte 'Cheder' (Lernstube) solch' eine reiche Ausstattung an
'modernen' Anschauungsmitteln, dass es uns in seinen praktischen
Erfolgen bzw. religiösen Wissens und religiösen Lebens heutzutage kaum
erreichbar scheint? Nein, aber es kannte und nützte jene 'Kleinigkeiten'. Sehen auch wir uns ein wenig nach ihnen um!
Wohl jedes jüdische Haus hat seinen jüdischen
Kalender, Luach. – Wie viele Kinder sind imstande, aus diesem
umfassenden 'Religionsbuch' zu lesen, seine Zeichen und Abbreviaturen,
seine Andeutungen und Tabellen zu lesen, zu verstehen, zu deuten? Es sind
ja nur 'Kleinigkeiten!'
Jedes Kind hat ein Gebetbuch, eine Tefila, und fast bei jedem Gebete
finden wir angaben über 'was, wann, warum, wie', bald in
rabbinischer, bald in jüdisch-deutscher Schrift, bald in Abkürzungen;
wie viele kennen sie, wissen davon, beachten sie? 'Kleinigkeiten!'
Gehen wir zum Gotteshause! Neben der Eingangspforte fällt uns eine
Quarder (gemeint der Hochzeitsstein, Chuppa-Stein) ins Auge, die eingemeißelt
einen Davidsstern, einen Kelch und die Buchstaben 'M'T' zeigt. Wie
viele wissen heutzutage, da man die Trauungen in Gasthaussälen
stattfinden lässt, von der sinnigen Zeremonie, die sich an diese Quarder
knüpft, der sie diente? 'Kleinigkeiten!'
Wir treten ein in das Gotteshauses heilige Räume: "erkenne, vor wem du
stehst", leuchtet es uns in goldenen Lettern vom
Aron haKodesch (Toraschrein) her entgegen, die Keter Tora (Torakrone) und
eine Krone sehen wir auf dem Parochet
(Toraschreinvorhang), dasselbe auf den Toramäntelchen. Kann es
herrlichere Veranschaulichungsmittel geben für die Heiligkeit und Würde
des Gotteshauses, für die Bedeutung der Tora, für die Wertschützung der
Tora und ihrer Träger, - aber wie viele können jene Buchstaben enträtseln,
jene Zeichen deuten, ja wie viele gehen achtlos an ihnen vorüber, ohne
eine Ahnung von ihrem Vorhandensein, wie viele, die an Sabbaten und Festen
die Torarollen mit den silbernen, sog. Ez
Chaiim schmücken, sind des Verses eingedenk: 'Der Lebensbaum ist es
um…' wie viele beherzigen ihn? 'Kleinigkeiten!'
Es ist in manchen Gegenden fromme Sitte, das Linnenstück, auf dem das
Kind beim heiligen Akte der Miloh
(Bescheinigung) ruhte, später zur Umwickelung der Torarollen zu verwenden
und mit dem bekannten Inhalt, Namen und Geburtszeit des Kindes und dem
Wunsche, es möge heranwachsen zur
Tora und zu guten Taten zu bemalen oder zu besticken. Spricht dieser
Gebrauch und dieser Inhalt nicht mehr als Bücher und Bände über
Elternpflichten und Kindererziehung? Und doch, Hand aufs Herz, wie viele
Eltern kennen Sinn und Bedeutung der Worte, die sie wohl gar selbst nach
Vorzeichnung gemacht oder gestickt haben? 'Kleinigkeiten!'
Es ist Gottesdienst! Mit Zylindern und Feierkleidern stehen die
Gemeindeglieder da, jeder hat seinen Talis
(Gebetsschal) und jeder hat die Berocho
(Segensspruch) gesprochen 'um zu tragen die Zizit';
aber gar Manche haben sich nicht in den Talis
gehüllt, sondern – sit venia verbo – ein Halstuch umschlungen!
*Kleinigkeiten'.
Und so würde sich noch gar Vieles und Vielerlei finden, das in seiner
Anschaulichkeit als Ausgangspunkt für praktisch-religiöse Belehrung
dienen könnte, und dann erst ist ein wirklicher Erfolg erzielt, wenn es
zur allgemeinen Überzeugung geworden ist: Im religiösen Leben gibt es
keine 'Kleinigkeiten!'."
|
"Das Schächten und die Sonntagsruhe" von Leopold
Anfänger in Memmelsdorf in "Der Israelit" vom 17. April 1902
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1902: "Das Schächten und
die Sonntagsruhe. Von Leopold Anfänger – Memmelsdorf.
Die heilige und geheiligte Institution der Schechita
mag wohl zur Zeit die am heftigsten befehdete Einrichtung des Judentums
sein. Allerdings ließe sich auch hier interpretieren: 'Viel Feind'
– viel Ehr'! – Gerade durch die maßlosen Angriffe gegen die jüdische
Schlachtmethode wurden ja auch jene monumentalen Gutachten der größten
Kapazitäten auf den einschlägigen gebieten veranlasst, die für jeden,
der sehen und hören will, die Vorzüglichkeit des Schächtens als Tötungsart
kipp und klar erweisen. Aber fortwährend gilt es, auf der Warte zu sein,
denn offen und heimlich wird gegen das Schächten weiter gewütet und gewühlt,
und insbesondere sollte von jüdischer Seite sorgfältig alles vermieden
werden, was ohne eigentlich mit der Schechita als Gottesgebot im
Zusammenhang zu stehen, doch auf Schächten und Schächter und Schächtinteressenten
irgend ein Odium werden könnte, was bei der andersgläubigen Bevölkerung
Befremden, Ärgernis erregen dürfte und hier möchte ich besonders vor
dem Schächten an den Sonntagen und christlichen Feiertagen warnen.
Vor einigen Wochen brachte erst ein solches Vorkommnis – Schächten am
Sonntag, mehrere beteiligte Personen in Berührung mit dem Strafrichter.
Ein Lehrer, zugleich Schochet, hatte in seiner Filialgemeinde, die er in
der Regel am Sonntag besucht, um Religionsunterricht zu erteilen, bei
einer solchen Gelegenheit auch für einige Privatleute Großvieh
geschlachtet und erhielt nun, ebenso die betr. Privaten, sowie einige
weitere jüdische Einwohner, die zugeschaut und vielleicht durch einige
Handgriffe aus Gefälligkeit Beihilfe geleistet hatten, staatsanwaltliches
Strafmandat nebst Kostenbelastung. Auf die natürlich eingelegte Berufung
kam es zur Verhandlung und das Schöffengericht verurteilte alle
Beteiligten zu Geldstrafen von 5-25 Mark nebst Kostenbelastung. Jedenfalls
eine 'teure Schechita' und eine harte Lehre.
In einem anderen Falle hatte ein Metzger am Sonntages schlachten lassen,
wurde aber vom Schöffengerichte freigesprochen, da er glaubwürdig
nachweisen konnte, dass er unbedingt Fleisch gebraucht habe, als jüdischer
Metzger dies aber auf keine andere Weise als durchs Schächtenlassen
erlangen könne.
In verschiedenen Gegenden besteht die Auffassung – jedenfalls
hervorgerufen durch darauf bezügliche Entscheidungen der
Versicherungskammern – dass das Schächten ein Gewerbebetrieb sei und
demnach die Ladenstunden der offenen Geschäfte auch als Schächtstunden
zu gelten hätten. Ob aus dieser Praxis sich nicht ebenfalls Kollisionen
mit der richterlichen Auffassung vom Wesen der Sonntagsruhe ergeben dürften
oder vielleicht schon ergeben haben, ist mir nicht bekannt.
Sp verschiedenartig nun auch die herrschende Praxis sowohl als die
individuelle Rechtsanschauung oder Rechtsauffassung sein mag: man sollte
sich stets hüten, in diesem Punkte, wo ja in den allermeisten Fällen ein
Ausweg ohne große Müh und Beschwerde gangbar sich bietet, einen Anstoß
zu erregen; der ins Wasser geworfene Stein zieht eben immer weitere
Kreise. Selbst wenn wir überzeugt wären, das Recht auf unserer Seite zu
haben, möchte ich in diesem Punkte zur äußersten Vorsicht, zum
weitesten nachgeben raten, um nicht durch einen zweifelhaften kleinen
Erfolg Größeres und Wichtigeres aufs Spiel zu setzen. Im Wesentlichen
werden wohl nur die Landgemeinden von dieser Angelegenheit berührt
werden, denn die größeren Städte haben ja ihre Schlachthäuser und
Schlachthöfe mit genau regulierten Schlachtzeiten, auf dem lande aber
wird und sollte sich umso leichter und eher die feste Maxime einfügen und
durchführen lassen: 'Am Sonntag wird nicht geschächtet.'
Am Schluss an Vorstehendes kann ich nicht umhin, noch auf einen weiteren
Überstand hinzuweisen, der namentlich bezüglich des Geflügelschächtens
leider in gar vielen Landgemeinden anzutreffen ist, wo man eines
entsprechenden Schächtraumes für Geflügel ermangelt. Da wird gar oft im
offenen Hofe vor aller Augen, mitunter in Gegenwart zahlreicher Kinder als
Zuschauer, geschlachtet und die schnell versammelte Gassenjugend gaudiert
sich an de Todeszuckungen.
Im Winter, zur so genannten Gänsezeit, wird nicht selten der Schochet ins
Haus der Interessenten zitiert und in diesem Falle muss mitunter selbst
der Garten oder gar die Dorfstraße als Schächtplatz herhalten; an
Zuschauern, die ihre Witze reißen, fehlt es da natürlich erst recht
nicht, und in der Regel werden noch einige christliche Nachbarinnen und
gute Freundinnen aufgefordert, mit Schüsselchen und Töpfchen das Blut
aufzufangen, und was dergleichen Annehmlichkeiten mehr sind. Dass dadurch
die Schechita profanisiert, ihres heiligen Charakters entkleidet wird –
natürlich nicht in ihrem Wesen, nur in der Meinung der Menge – wer
wollte da wohl bestreiten?
Ich hatte vor nunmehr ca. 5 Jahren Gelegenheit, mit dem leider viel zu früh
heimgegangenen Distriktsrabbiner von Kissingen, M.L. Bamberger s.A., über
diese Angelegenheit eingehend zu konferieren und er erschien bald darauf
eine Zirkularverfügung für den Rabbinatsbezirk (ca. 30 Gemeinden), deren
wesentlichste Punkte ich aus dem Gedächtnis zitierte: 1) Das Schäch- |
ten
darf nur in vollständig abgeschlossenem Raum stattfinden. 2) Der
Transport der Schlachttiere hat stets in Säcken, Körben und dergleichen
zu geschehen; wo solche fehlen, ist die Schechita zu verweigern. 3) Kein
Tier darf, ehe es völlig tot und verblutet ist, weggetragen werden.
Die strikte Befolgung und Einhaltung dieser Vorschriften kann unendlich
viel Gutes stiften. Der Kampf gegen die bewegten Missstände erfordert
wohl viel Energie, aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, und der
beabsichtigte Zweck .- die Anerkennung und Wertschätzung der Schechita
als Ausübung eines heiligen Gottesgebotes vor der Welt - ist wohl des
'Schweißes der Edlen wert." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Etwas
vom Kollektieren." Der von L. Anfänger verfasste
Artikel ist nur teilweise abgebildet. |
Die Berachot im Religionsunterricht - Beitrag von Lehrer Leopold
Anfänger (Beitrag von
1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 23. Dezember 1902: |
|
"Die großen Schritte - Betrachtung zu Paraschat
Mischpotim" von Leopold Anfänger in Memmelsdorf in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 19. Februar 1903
Anmerkung: Paraschat Mischpotim (= Mischpatim) ist der
Toraabschnitt zum Schabbat Paraschat Mischpatim, der am 21. Februar 1903
war.
Artikel
wird nicht abgeschrieben - bei Interesse: zum Lesen bitte Textabbildung
anklicken. |
|
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Juli 1903:
"Ernste Zeiten - ernste Mahnungen.
(Leopold Anfänger - Memmelsdorf.) Links ist nur der Anfang
dieses längeren Artikels wiedergegeben. |
Gedicht zum 15. Sch'wat von Leopold Anfänger (1904)
|
Zum 15. Sch'wat.
Von Leopold
Anfänger - Memmelsdorf.
Noch hält des dräuenden Winters Macht
Die Erde in Banden geschlagen,
Doch tief im Innern, da keimts und träumts
Von kommenden, schöneren Tagen.
Es steigen die Säfte, sie füllen die Zellen,
Und lassen allmählich die Knospen schwellen. |
Und wie nach dem Winter der Lenz
erscheint
Und eisige Fesseln löset,
Und Freude dem Schmerz folgt - und Leben dem Tod, Da die Seele ja nimmer
verweset.
So wird auch einst Israels Schicksal sich wenden:
Es kommt der Erlöser - das Golus muss enden. |
Wenn Not und Unglück den Menschen
trifft,
Sein Leben sich trübe gestaltet:
Ein Glauben und Ahnen im Herzen spricht,
Dass ewig die Vorsehung waltet.
Verdecken den Himmel auch trübe Wolken,
Auf Regen muss doch der Sonnenschein folgen. |
Drum lass in düsterer Golusnacht
Den Lebenssaft nicht erstarren,
Volk Juda! Die Tora, Dein Lebensborn
Bei ihr sollst Du treulich verharren.
Wirst treu Du nach ihren Satzungen leben,
So wird sie Dir stets neue Lebenskraft geben. |
Und wenn des lauernden Todes Hand
Ein liebendes Herz uns entrissen,
Gar tief im Innern, da glaubt's und hofft's
Ob wir's auch hienieden vermissen:
Am Ende der Zeiten - ein neues Erstehen,
Im ewigen Jenseits - ein Wiedersehen. |
Die Pflanzensäfte, gestiegen empor,
Trotz Wintersdunkel und Kälte,
Erzeugen Blüten- und Früchtepracht
Auf weitem, sonnigen Felde.
Die Liebe, der Friede im Weltenraume,
Sind Früchte am jüdischen Lebensbaume. |
Auch Du, Volks Israel, liegst gebannt
Im Golus, von Hassern umgeben;
Und doch, wie pulsieret so stark in Dir
Ein herrliches, geistiges Leben:
Die Heileszukunft, sie winkt in der Ferne,
Das Golus erhellend wie nächtliche Sterne. |
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"Das Andenken Amaleks" - von Leopold
Anfänger in Memmelsdorf (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar
1904
Artikel wird nicht abgeschrieben - bei Interesse: zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken. |
"Die Bundestafeln als Einheit, Betrachtung zu Ki Tissa - von Leopold
Anfänger in Memmelsdorf (1904)
(Ki Tissa ist der Wochenabschnitt aus der Tora des dem
Erscheinungstag der Zeitung folgenden Schabbat: Schabbat Paraschat Ki Tissa
= 5. März 1904; Ki Tissa umfasst 2. Mose 30,11-34,35
Artikel
- beginnend auf der Titelseite - der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 29. Februar 1904
Artikel wird nicht abgeschrieben - bei Interesse: zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken. |
"Die höhere Pflicht. Betrachtung zum Abschnitte Kedoschim"
- von Leopold Anfänger in Memmelsdorf (1904)
(Kedoschim ist der Wochenabschnitt aus der Tora des dem Erscheinungstag
der Zeitung folgenden Schabbat: Schabbat Kedoschim = 23. April 1904; Kedoschim
umfasst 3. Mose 19,1-20,27)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April
1904: "Die höhere Pflicht. Betrachtung zum Abschnitte
Kedoschim. Von Leopold Anfänger - Memmelsdorf.
Artikel wird nicht abgeschrieben - bei Interesse: zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken. |
|
Gedicht zum Wochenfeste (Schawuot) von Leopold
Anfänger (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 19. Mai 1904:
Artikel wird nicht abgeschrieben - bei Interesse: zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken. |
Beitrag zum Wochenabschnitt Nisa von Leopold Anfänger
(1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 25. Mai 1904: "Glaube, Liebe, Hoffnung als
Grundlagen des Priestersegens. Betrachtung zum Abschnitte Nisa..."
Artikel wird nicht abgeschrieben - bei Interesse: zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken. |
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Beitrag zur Geschichte der jüdischen Schule in Memmelsdorf von Leopold Anfänger
(1907)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 31. Januar 1907: "Aus der Geschichte einer jüdischen Schule.
von Seminarlehrer K. Anfänger in Würzburg..."
Artikel wird nicht abgeschrieben - bei Interesse: zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken. |
|
Todesanzeige und Nachruf für Leopold Anfänger (1936)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1936: "Mein
innigstgeliebter Mann, unser gütigster Vater und Schwiegervater,
Großvater, Schwager und Onkel Herr Leopold Anfänger Seminaroberlehrer
i.R. ist im 68. Lebensjahre am 5. Aw kurz von Kabbalat Schabbat
verschieden. Köln-Lindenthal, den 24. Juli 1936. Leichtensternstr. 19. Im
Namen der Trauernden Hedwig Anfänger geb. Steinberger. Köln-Sülz,
Zürich, Essen, Berlin." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
September 1936: "Leopold Anfänger seligen Andenkens. Am 24.
Juli starb in Köln nach längerem Krankenlager Herr Seminaroberlehrer
Leopold Anfänger. Just vor 50 Jahren verließ der Verblichene die
Israelitische Lehrerbildungsanstalt Würzburg, wirkte dann als Religions-
und Volksschullehrer in Schonungen,
dann in Willmars in der Rhön, in
Schlesien, in Memmelsdorf und seit 1905 annähernd 3 Jahrzehnte in
hingebungsvoller Treue an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt
Würzburg im Dienste der Lehrerbildung. Generationen von Lehrern, die nun
in aller Welt wirken, hat Leopold Anfänger heranbilden helfen. Reich
begabt mit jüdischem und profanem Wissen, dabei unermüdlich
weiterstrebend, verstand er es meisterhaft, seine Schüler zu bilden und
zu formen und ihnen das Rüstzeug für die spätere Praxis zu vermitteln.
Sein Unterricht in Deutsch und Geschichte erfüllte schon vor Jahrzehnten
die Forderung. Durchdringung profanen Bildungsgutes mit jüdischem Geist;
sein Bibelunterricht vermochte nicht nur Begeisterung zu erwecken für die
erhabenen Ideen der Propheten und die klassische Schönheit ihrer Sprache,
er führte seine Schüler auch in den Gebrauch alter und neuerer
Kommentare ein und seine originelle, streng wissenschaftliche Art der
Darbietung erzog sie zur selbständigen Erarbeitung der biblischen
Quellen.
Für seine Schüler war er nicht nur der Lehrer, zu dem sie mit Ehrfurcht
emporblickten, er war ihnen auch ein väterlicher Freund und Berater,
dessen goldenes Herz ihn jederzeit bereit sein ließ, sich auch für ihre
persönlichen Belange tatkräftig einzusetzen. Seine tiefe
Gerechtigkeitsliebe, seine unerbittliche Strenge, wenn es galt, ein
Schülervergehen zu ahnden, waren stets gepaart mit der edlen Tugend einer
Entscheidung zugunsten von jemandem und dies sicherte ihm die Liebe und
Wertschätzung all seiner Schüler, denen die ehrwürdige Gestalt mit dem
gütigen, stets Wohlwollen ausstrahlenden Antlitz unvergesslich bleiben
wird.
Mit Leopold Anfänger wurde eine edle Persönlichkeit und ein tüchtiger
Schulmann, dessen Wirksamkeit auch stets die Anerkennung der staatlichen
Behörden gefunden hatte, zu Grabe getragen und sein Andenken wird
fortleben in den Herzen aller derer, die das Glück hatten, seine Schüler
zu sein.
Bei der am 26. Juli auf dem Friedhof der Adass Jeschurun in Köln
stattgefundenen Beerdigung zeichnete Herr Rabbiner Dr. Siegmund Stein ein
getreues Lebensbild des Verstorbenen und umriss in tief empfundenen Worten
die schmerzvolle Trauer der Familie und darüber hinaus eines großen
Kreises von Freunden und Verehrern. Für die Familie und auch im Namen des
Jüdischen Lehrervereins für Bayern sprachen Lehrer Marx (Speyer) und
Steinberger (Bad Kissingen) herzliche Worte des Abschieds, für die
Israelitische Lehrerbildungsanstalt und die früheren Schüler
Seminarlehrer Stolberg. S." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Abraham Nordheimer (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Memmelsdorf
(Bayern). Nach längerem Krankenlager hauchte H. Abraham Nordheimer Parascha
Schemini (gemeint wohl am Schabbat mit der Toralesung Schemini
= 3. Mose 9,1 - 11,47, das war 4. April 1891) seine reine Seele aus.
Die hiesige Gemeinde verliert in dem Verblichenen eines ihrer würdigsten
Mitglieder, einen Mann von edlen Eigenschaften und großem
Wohltätigkeitssinn. Während einer langen Reihe von Jahren war er
Vorstand der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde, in deren Dienste er
viele Stunden seines Lebens opferte. An den Traditionen des alten,
unverfälschten Judentums hing der Verstorbene mit jeder Faser seines
Herzens. Strenge, Rechtschaffenheit, ungeschmückte Wahrhaftigkeit und ungeheuchelte
Aufrichtigkeit schmückten sein ehrwürdiges Haut mit der (hebräisch und
deutsch) Krone eines guten Namens.
Vor dem Trauerhause schilderte Lehrer Freudenberger in längerer Rede den
Lebensgang, die Tugenden und die vielfachen Verdienste des
Entschlafenen." |
Zum Tod von Simon Kaufmann (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1903: "Memmelsdorf
i.J., 4. Januar (1903). Die hiesige jüdische Gemeinde hat einen schweren
Verlust erlitten. Im Alter von 73 Jahren, nach kurzem, aber sehr
schmerzlichen Leiden, wurde Herr Simon Kaufmann am Erew Schabbat
Koddesch Wejidasch (d.h. Freitag vor dem Schabbat mit der Toralesung Wajigasch
= 1. Mose 44, 18 - 47,27, das war Freitag, 2. Januar 1903) in die ewige
Heimat abberufen, und heute wurde seine irdische Hülle der Erde
zurückgegeben. Der Verblichene, der vor etwa 20 Jahren aus
Altenstein, wo
sich die jüdische Gemeinde auflöste, hierher gezogen, war eine der
Hauptstützen des hiesigen Gemeindewesens. Treu hing er an allen
Einrichtungen unserer Religion, gewissenhaft erfüllte er die göttlichen
Gebote, und zeichnete sich besonders aus durch hervorragende
Wohltätigkeit. An seiner Bahre trauern seine Witwe und 12 Kinder, nebst
zahlreichen Enkeln. Von des Verstorbenen Ansehen und Beliebtheit in
weitesten Kreisen zeugte die imposante Beteiligung an seinem Leichenzug.
Aus Nah und Fern waren seine Freunde herbeigeeilt, Glaubensbrüder wie
Andersgläubige, um ihm den letzten Tribut der Liebe und Verehrung zu
zollen.
Den eigentlichen Hesped (Trauerrede) hielt Herr Lehrer Leopold
Anfänger - Memmelsdorf, unter Anlehnung an Jesaja 55,10-12 etc. 'Denn
wie Regen und Schnee herabkommt vom Himmel, dahin aber nicht zurückkehrt...'
Die Rede wird demnächst im Drucke erscheinen. Herr Lehrer Carl Kaufmann
- Zeckendorf, Sohn des Verblichenen,
sowie Herr Lehrer Moses Katz - Hagenbach,
als Schwiegersohn, widmeten tief empfundene Worte des Nachrufes und
Abschiedes. Die Lokalblätter der Gegend widmeten dem Heimgegangenen
ebenfalls die ehrendsten Nachrufe. H.S." |
Zum Tod von Jacob Nordheim (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1908: "Memmelsdorf
in Bayern. In Hamburg verschied der von hier gebürtige Kaufmann Jacob
Nordheim im Alter von 84 Jahren. Der Verstorbene genoss wegen seiner
Wohltätigkeit, die auch seiner Heimatgemeinde zugute kam, großes
Ansehen; besonders durch seine Gründung seines Seemannshauses wurde sein
Name in Hamburg allgemein bekannt." |
Auszeichnung von Siegfried Langstädter mit dem Eisernern Kreuz (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1915: "Würzburg,
9. Juli (1915). Der Armierungssoldat Siegfried Langstädter, Sohn des
Isidor Langstädter in Memmelsdorf, Lehrer an der Israelitischen
Volksschule Venningen (Pfalz), früherer Schüler der
Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt Würzburg, wurde mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet, 'weil er seinen Kameraden durch Fleiß und
Unerschrockenheit ein leuchtendes Vorbild ward.' Er befindet sich zur Zeit
als Verwundeter im Israelitischen Verwundetenlazarett zu
Würzburg." |
Hinweis auf die Großindustriellen Adolf und Ignaz Bing
in Nürnberg
Adolf und Ignaz Bing waren Söhne des jüdischen Färbermeisters Salomon Bing in
Memmelsdorf (Ignaz ist 1840 geboren). Beide waren später in Nürnberg
Großindustrielle, Inhaber der "Nürnberger Metallwarenfabrik Gebrüder
Bing", die in den 1920er-Jahren größte Spielwarenfabrik der Welt.
Weitere
Informationen siehe auf Nürnberger Seite. |
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Geburtshaus von Ignaz
Bing
in Memmelsdorf
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach,
Aufnahmen vom 24.9.2013) |
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Blick auf das
Geburtshaus von Ignaz Bing in der Judengasse 16 mit der Gedenktafel:
"Geburtshaus des Nürnberger Großunternehmers und Höhlenforschers
Ignaz Bing 1840-1918) |
Anzeigen
Verlobungsanzeige für Jenny Langstädter und Arthur A.
Apelt (1920)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 13. Februar 1920:
"Jenny Langstädter - Arthur A. Apelt. Verlobte.
Memmelsdorf i. U. - Frankfurt am Main - Frankfurt am
Main, Niddastraße.
Empfang Samstag, 21. Februar, 2. Adar / Sonntag, 22. Februar, 3. Adar.
vorm. 11 - 1 1/2 Uhr Röderbergweg 11". |
Der Torarollenschreiber Zeitin bietet seine Dienste an
(1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1929:
"Bund gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns.
Wir setzen
hiermit unsere Mitgliedsgemeinden davon in Kenntnis, dass der
Sopher
Herr Zeitin aus Mainz ab 1. September mit dem Sitz in Memmelsdorf in
unsere Dienste tritt. Herr Zeitin ist verpflichtet zur Instandsetzung von
Tefillin, Mesusoth und Siphrethoroth (Torarollen) auf Weisung des
Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns nach den einzelnen
Orten zu gehen und die Arbeiten nach einem mäßigen, mit uns
festgesetzten Tarif auszuführen. Gemeinden, die den Besuch des Sophers
wünschen, wollen sich an den Vorsitzenden des Bundes: Rabbiner Dr. Stein,
Schweinfurt wenden.
Schweinfurt, August 1929. Die Vorstandschaft: Dr.
Stein." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Mayer Gitterman (- 1848, aus Memmelsdorf) und seine
Frau Sisa (1797?-1877, aus Burgpreppach)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
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links Grabstein für "our dear father
Mayer Gitterman
born in Memmelsdorf Bavaria
died Dec 18th 1840 Aged 37 years und für
"our dear mother Sisa
born in Burgbebrach (statt: Burgpreppach) Bavaria
died Oct 17th 1877 aged 80 years". |
Grabstein in New York für Yetta Drucker aus Memmelsdorf (1834-1908)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
Der Geburtsname von Yetta Drucker wird nicht mitgeteilt.
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Grabstein
für
"Our Bloved Mother
Yetta Drucker
Born in Memmelsdorf,
Germany April 28, 1834
Died April 6, 1908". |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Memmelsdorf geborenen
Lehrers Louis Langstädter |
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Kennkarte (Bingen 1939)
für Louis Langstädter (geb. 6. April 1879 in Memmelsdorf), Lehrer
i.R. , wohnhaft zuletzt in Mainz,
am 30. Dezember 1942 deportiert ab Darmstadt vermutlich nach Treblinka,
ermordet;
Louis (Ludwig) Langstädter war von 1908 bis 1933 Lehrer an der Höheren
Bürgerschule in Ingelheim; gleichzeitig war er Kantor und Prediger in der
Ingelheimer Synagoge und erteilte den jüdischen Kindern der
Gemeinde Religionsunterricht; beim Novemberpogrom 1939 wurde seine Wohnung
überfallen;
danach zog Louis Langstädter und seine Frau Elisabetha (Betty) geb. Kahn
nach Mainz;
nach ihm ist seit 2010 in Ingelheim eine Straße benannt
(Ludwig-Langstädter-Straße |
Fotos
(Fotos: Jürgen Hanke; Aufnahmedatum der Fotos: 15.7.2014; älter ist das Foto
des Jüdischen Schul- und Gemeindehauses)
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Katasterplan
Memmelsdorf 19. Jahrhundert:: 1 = Synagoge,
2 = Ehemaliges Buttlarsches
Schloss, 3 = jüdische Schule bis 1896,
4 = jüdische Schule ab 1896, 5 = Judenhof |
Der Chuppa-Stein
(Hochzeitsstein) am Synagogengebäude
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Hinweistafel
am Synagogengebäude
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Rechts:
Innenaufnahme der ehemaligen Synagoge bei der
Gedenkstunde zum Novemberpogrom am 10. November 2018
(Foto: Pia Bayer, Aufnahme in zwei Formaten eingestellt) |
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Die jüdischen
Schulhäuser |
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Jüdisches
Schulhaus
(bis 1896) |
Jüdisches Schul-
und Gemeindehaus
in der Judengasse (ab 1896) |
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Sehr gut
ausgézeichnet von den Straßen der
Umgebung: der Weg zur ehemaligen Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2020) |
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Eintragung
der Synagoge in den Plänen des "Lehrpfades" |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juni 2010:
Ausstellung in der ehemaligen Synagoge zu Familie
Kahn in Memmelsdorf |
Foto
links: Die etwa 90 Jahre alte Aufnahme der Familie Kahn steht im
Mittelpunkt.
Artikel von Tanja Kaufmann in "infranken.de" vom 28. Juni 2010 (Artikel
mit weiteren Fotos der Ausstellung - Fotostrecke): "Gesichter machen Geschichte lebendig
Ausstellung Es ist nur die Geschichte einer Familie, und doch erzählt eine neue Ausstellung in der Synagoge Memmelsdorf (Gemeinde Untermerzbach) zugleich die Geschichte der Juden in Franken, von Glauben, friedlicher Koexistenz und Wohlstand, von Leid, Unterdrückung, Deportation und Mord, aber auch von einem Neuanfang in der Fremde.
Wieder einmal könnte kaum ein Ort besser geeignet sein zur Begegnung, zur historischen Spurensuche und zum gemeinsamen Erinnern als die Synagoge. Einst als Beweis des voll integrierten Zusammenlebens inmitten der kleinen Ortschaft erbaut, wo die Übersiedlung der Großfamilie Kahn im Jahr 1869 aus dem unweit gelegenen thüringischen Gleicherwiesen seinerzeit erwünscht und positiv aufgenommen worden war, bald geschändet und missbraucht, heute als lebendiges geschichtliches Dokument erhalten.
Hier beteten auch die Kahns, die bei der Eröffnung der Ausstellung mit vielen Bildern mitten unter den Besuchern sind. Die Familie Kahn, seit Generationen Viehhändler, fand ihren Platz damals in einer großen jüdischen Gemeinde, wie Untermerzbachs Bürgermeister Helmut Dietz in seiner Begrüßungsrede erzählt. Mit knapp 240 Personen machten die Juden in Memmelsdorf damals knapp die Hälfte der gesamten Bevölkerung aus, es waren angesehene Mitglieder im Ort. Doch der Antisemitismus, schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts spürbar, griff um sich und brachte die Familie Kahn Anfang 1939 zu einem Umzug nach München, wo sie sich mehr Sicherheit erhofften.
Zahlreiche Familienmitglieder wurden dennoch Opfer der Shoah, verfolgt, verjagt, deportiert und ermordet. Keiner der Überlebenden der Familie Kahn ist nach 1945 nach Memmelsdorf zurückgekehrt. Mit der sehenswerten Ausstellung, die auch bei vielen Memmelsdorfern wichtige (Kindheits-)Erinnerungen wach rufen kann, leben sie in der alten Heimat und in den Köpfen der Menschen hoffentlich weiter.
Exempel für das Grauen. Manchmal ist es notwendig, dass Geschichte ein Gesicht bekommt. In der Synagoge in Memmelsdorf sind bis zum 1. August die Gesichter und Lebensläufe der Familie Kahn zu sehen, die einst hier ihre Heimat hatte und deren Familiengeschichte symptomatisch das Grauen des Nationalsozialismus widerspiegelt.
Auf die Suche nach den Spuren der Familie Kahn haben sich Doris Barth und Almuth David gemacht, die im Zuge einer anderen Ausstellung über Jüdische Lebenswege im Münchner Westen auf den Namen gestoßen waren. Ihre Nachforschungen im Laufe der Zeit ergaben eine derartige Fülle an Material, die die Münchner Ausstellung sprengte und (in Zusammenarbeit mit dem Institut für zukunftsweisende Geschichte München und Dr. Bernhard Schoßig) eine eigens konzipierte ergab: Ein umfassendes Porträt der Familie Kahn über sechs Generationen.
Mit dem Porträt der Kahns, das das integrierte und harmonische Leben des Landjudentums im ausgehenden 19. Jahrhundert ebenso zeigt, wie die menschenverachtende Herrschaft der Nationalsozialisten und ihre Auswirkungen auf eine einzelne Familie, bekommen Zahlen und Statistiken eine ganze Reihe von Gesichtern. Das von Selig Kahn beispielsweise, inmitten seiner Familie, umgeben von seinen Kindern an der Treppe des Memmelsdorfer Hauses, heute Judengasse Nummer 5. Ein Bild aus dem Leben, fotografiert etwa um 1918, als die Söhne aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt waren, in dem sie als Deutsche ihr Leben riskierten. Das Foto hat eine abenteuerliche Reise hinter sich: Es wurde 1936 nach Holland gerettet, 1939 nach Palästina gebracht und in Kopie von Seligs Enkel Siegbert Kahn an Cordula Kappner während einer Israel-Reise übergeben; nun ist es nicht nur Aufhänger einer bemerkenswerten Ausstellung, sondern für die Nachkommen ein einmaliges und bislang noch nie gesehenes Andenken an die Ahnen im fränkischen Memmelsdorf.
Gesichter und Geschichten. Die Ausstellung zeigt Gesichter und Geschichten, die ihrerseits durch die unterschiedlichen Gefühle und Gedanken der Besucher geprägt und immer wieder neu rezipiert werden, wie Hansfried Nickel, Vorsitzender des Träger- und Fördervereins der Synagoge, in seiner zweisprachigen Begrüßung bemerkt.
Zweisprachig deshalb, weil mit Julie Kahn und ihren Töchtern aus den USA und Manfred Kahn aus den Niederlanden leibhaftige Nachfahren der Memmelsdorfer Familie in die Heimat ihrer Urgroßeltern zurückgekehrt sind, um die Ausstellung zu sehen. Es gibt der Ausstellung ein ganz besonderes Gewicht, die Enkelin von Simon Kahn und den Enkel von Hugo Kahn, zweier der fünf Söhne von Salomon Selig und Marie Kahn, in der Synagoge zu erleben. In perfektem Deutsch spricht schließlich Manfred Kahn zu den Besuchern, dessen Großvater Hugo bis 1908 hier in Memmelsdorf aufgewachsen ist, wo der Enkel selbst bislang noch nie gewesen war. Dankbar zeigt sich Kahn für die Familienzusammenführung, zu der durch die Recherche der beiden Autorinnen Verwandte in Amerika, Israel und den Niederlanden ausfindig gemacht worden sind.
"Jetzt lebt die Familie für mich!", bekennt Manfred Kahn in bewegenden und bewegten Worten. Musikalisch bewegen zur Ausstellungseröffnung die fränkisch-jiddischen Weisen, Musik aus Amerika und Israel, die ihrerseits dargeboten von der Gruppe "Intermusica" die Familien- und Volksgeschichte lebendig und authentisch werden lässt.
Die Ausstellung. Die Ausstellung, die noch bis zum 1. August in der Synagoge in Memmelsdorf zu sehen ist, dokumentiert am Beispiel der Familie Kahn die Lebensbedingungen von Landjuden in Thüringen und Franken im 19. und 20. Jahrhundert. Darüber hinaus zeigt die Dokumentation viele individuelle Schicksale der Familiengeschichte, die exemplarisch stehen für viele, die ihre jüdischen und dörflichen Gemeinden verlassen mussten: Emigranten und Kaufleute, die sich Existenzen in Amerika und in der Großstadt aufbauten, Deportierte und Ermordete während der Naziherrschaft, aber auch Auswanderer, die in Israel, den USA und den Niederlanden neue Existenzen gründeten.
Die Ausstellung kann jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr und jeden Dienstag von 13 bis 16 Uhr besucht werden; Ausstellungsführungen durch die Autorinnen Doris Barth und Almuth David werden am Sonntag, 11. Juli und am Sonntag, 1. August, jeweils von 14.30 bis 16.30 Uhr angeboten.
Ein Aufruf zum Schluss. Gesucht werden Bilder von Trina Kuttner, geb. Kahn (1860-1943), Schwester von Selig Kahn, die 1878 aus Memmelsdorf nach New York emigrierte, dort 1887 heiratete, irgendwann nach Deutschland zurückkehrte,
1914 in Berlin lebte, nach 1918 zurück nach Memmelsdorf/Ufr. ging, um ihrem seit 1918 verwitweten Bruder Selig Kahn den Haushalt zu führen. Sie lebte bis
Anfang 1939 wieder in Memmelsdorf, zog dann wegen des zunehmenden Antisemitismus nach München. Von dort wurde sie nach Theresienstadt deportiert und 1943 ermordet. Fotos nimmt der Trägerverein
Synagoge Memmelsdorf dankend entgegen." |
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August 2011:
Einweihung des Gebrüder-Nordheimer Platzes in
Memmelsdorf |
Artikel von Holger Schmidbauer in "franken.de" vom 8. August
2011 (Artikel):
"Platz erinnert an Wohltäter
Festakt Der Untermerzbacher Gemeindeteil Memmelsdorf erinnert an die guten Taten der jüdischen Gebrüder Nordheimer. Die erfolgreichen Unternehmer förderten die Gemeinde mit Stiftungen. Zur Einweihung des Gebrüder-Nordheimer-Platzes kamen Familienangehörige aus aller Welt in den Alstergrund.
Die Nordheimers waren nur etwa 100 Jahre lang in Memmelsdorf präsent, aber einige Abkömmlinge der erfolgreichen Unternehmerfamilie haben den heutigen Gemeindeteil von Untermerzbach mit ihrem sozialen Engagement nachhaltig geprägt. Die letzten Mitglieder der jüdischen Familie hatten den Ort im Jahre 1939 verlassen, als der Druck des NS-Regimes immer stärker wurde. Fanny Nordheimer war die letzte jüdische Mitbürgerin in Memmelsdorf.
Platz gewidmet.
Spätestens seit der Träger und Förderverein Synagoge Memmelsdorf sich der ehemaligen Gebetsstätte der jüdischen Bevölkerung angenommen hat, daraus eine Tagungs- und Begegnungs- und Informationsstätte gemacht hat, bekennt sich der Ort wieder zu seiner jüdischen Vergangenheit. Zu deren Erforschung hat Cordula Kappner, die frühere Leiterin des Haßfurter Bibliotheks- und Informationszentrums entscheidend beigetragen. Der Dorfverschönerungs-Wettbewerb im Jahr 2008 und die Bürgerinitiative Memmelsdorf "Wir machen mit, wir machen weiter" waren Auslöser für die Idee, den Gebrüdern Nordheimer ein Denkmal in Form eines Platzes zu setzen und der Untermerzbacher Gemeinderat zog mit. Der bisherige Goldsplatz, das ist die Stelle an der die Straßen am Geiersbach, Kempfen- und Martergasse zusammentreffen, wurde in "Gebrüder-Nordheimer-Platz" umgewandelt.
Bis aus den USA angereist. Jetzt waren 29 Abkömmlinge der Familie Nordheimer oder Nordheim, wie der Hamburger Zweig der Familie heißt, in den Untermerzbacher Gemeindeteil um an die Ruhmestaten ihrer Vorfahren zu erinnern. Weitere Familienmitglieder waren sogar aus Frankreich, Kanada und den USA gekommen.
Beeindruckt war der Familienclan von einem Rundgang durch Memmelsdorf mit der Wissenschaftlerin Heike Tagsold sowie dem Vorsitzenden des Träger- und Fördervereins Synagoge Memmelsdorf, Hansfried Nickel und dem Bürgermeister Helmut Dietz (SPD). Man suchte die ehemaligen Wohnhäuser der Nordheimers auf. Nicht fehlen durfte eine Führung durch die Synagoge, bei der die Gäste auch Vorträgen über die jüdische Geschichte im Dorf lauschten. Höhepunkt war die offizielle Namenstaufe des "Gebrüder-Nordheimer-Platzes". "Ihr Dabeisein gibt der Widmung einen würdigen Rahmen", dankte das Gemeindeoberhaupt.
Senior mit 91 Jahren.
Jakob, Marcus, Moritz und Samuel Nordheimer verdanken die Memmelsdorfer zahlreiche Stiftungen und Wohltaten. Rupert Nordheimer, mit 91 Jahren der älteste unter den Nachfahren, war sichtlich ergriffen, als er für die Ehre dankte. Er war mit 13 Jahren ausgewandert und lebt jetzt in Frankreich. Sichtlich ergriffen dankte er namens der "Nordheimer-Delegation" für den Empfang und die symbolträchtige Initiative. Auf einem Sandstein-Findling prangt eine von Kreisheimatpfleger Günter Lipp entworfene Kupfertafel mit den wichtigsten Daten." |
Gedenktafel
am
"Gebrüder-Nordheimer-Platz"
(Fotos von Jürgen Hanke,
Aufnahmedatum: 24.9.2013) |
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"Gebrüder-Nordheimer-Platz.
Jakob, Markus, Moritz und Samuel Nordheimer verdankt Memmelsdorf zwischen
1870 und 1905 zahlreiche Stiftungen. Gewidmet 2009."
Der Gedenkstein befindet sich Ecke Kempfergasse / Am Geiersbach in
Memmelsdorf. |
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Juli
2014: Ausstellung "Mitten unter
uns" in Memmelsdorf |
Artikel
von Janna Eckert in "inFranken.de" vom 16. Juli 2014: "Ein Blick über den Tellerrand
"Mitten unter uns" heißt die Wanderausstellung, die die Geschichte jüdischer Bürger in den Landkreisen Unterfrankens aufzeigt. Aktuell ist sie in Memmelsdorf zu sehen.
In Memmelsdorf ist das Judentum nichts Verstaubtes, nicht Vergangenes. Die Mitglieder des Träger- und Fördervereins rücken mit vielfältigen Angeboten die Geschichte der jüdischen Familien in der Region immer wieder in die Gegenwart. So auch mit der Ausstellung "Mitten unter uns".
"Diese Ausstellung lässt uns nicht nur auf die Juden in Memmelsdorf blicken. Sie erlaubt uns den Blick über den Tellerrand und zeigt die Geschichte der Landjuden in ganz Unterfranken", begrüßte Iris Wild, Vorsitzende des Träger- und Fördervereins der Synagoge Memmelsdorf, die Gäste bei der Eröffnung der Ausstellung. Wie in anderen Regionen Süddeutschlands prägte die jüdische Siedlung auf dem Land den Raum Unterfranken seit dem 15. Jahrhundert. Juden lebten in bis zu 200 Gemeinden auf den kleinen und abgelegenen Dörfern und trieben von dort meist zu Fuß ihren Wanderhandel. Sie entwickelten eine besondere, ländlich-jüdische Kultur..."
Link
zum Artikel |
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April
2016: Spurensuche in der Synagoge -
eine Seniorengruppe besucht die Synagoge |
Artikel
in der "Main-Post" vom 25. April 2016: "Spurensuche in
einer Synagoge..."
Link
zum Artikel |
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Juli 2018:
25 Jahre Förderverein Synagoge
Memmelsdorf |
Artikel
von Helmut Will in der "Main-Post" vom 18. Juli 2018: "MEMMELSDORF. Die
Synagoge Memmelsdorf ist ein Lernort geworden
Zum 25. Geburtstag des Fördervereins Synagoge Memmelsdorf konnte am Sonntag
die aktualisierte und erweiterte Dauerausstellung der Öffentlichkeit
präsentiert werden.
'Es fing an im Jahr 2013, den Ersten Weltkrieg aus Sicht der jüdischen
Gemeinde Memmelsdorf in einer kleinen Ausstellung darzustellen', sagte Iris
Wild, Vorsitzende des Fördervereins. Man merkte aber schnell, dass mit
einigen Texttafel und Ausstellungswänden es nicht getan war. Dazu gekommen
sind eine Bildschirmpräsentation mit Biografien über die Familie Nordheimer,
über jüdische Feste und Feiertag und einiges mehr. 'Heute wissen wir mehr
über die Juden in Memmelsdorf als noch vor elf Jahren, als Heike Tagsold die
erste Dauerausstellung konzipierte.' Die Vorsitzende wünscht sich, dass es
sich im gegenwärtigen Stadium nur um eine Momentaufnahme handle und es
weitere Forschung gibt. 'Jeder Faden, den man aufnimmt, zieht andere Fäden
ans Licht die es wert sind, gezeigt zu werden', sagte Wild. Die Synagoge sei
Lernort, an dem knapp 370 Jahre jüdische Geschichte in Franken erzählt
würden. Geschichte müsse stets ohne Emotionen bearbeitet werden, sagte
Historikerin Tagsold. Ausstellungen böten immer Chancen, etwas
kennenzulernen und darüber zu diskutieren. 'Geschichte wird mitunter
umgeschrieben, weil sich manches ändert und Neues hinzukommt, was bisher
nicht bekannt war.' Bei aller Freude und Stolz über das Erreichte dürfe man
nie vergessen was in der unsäglichen Zeit Memmelsdorf und anderswo passiert
sei. Bemerkenswert wäre, dass Menschen damals den Mut hatten, andere Wege zu
gehen. Es sei bemerkenswert, was hier aufgearbeitet werden konnte. 'Dass
wird den Lehrerraum so zeigen, wie er war, darauf bin ich stolz', sagte
Tagsold. Auch die anderen Räume seien gefüllt mit Dingen, denen man sich
widmen sollte. Jüdische Tradition in aller Bandbreite sei anfassbar. Sie
verwies auf einen Stein, der im Dachboden ausgestellt ist: das Fragment
eines Sandsteines, der sich in der Bima befand, dem Platz in der Synagoge,
von dem aus im Gottesdienst gelesen wurde. 'Im November 1938 wurde die Bima
schwer beschädigt und der Besitzer der Synagoge trug ab 1968 die steinernen
Überreste ab und verwandte sie als Füllmaterial.' Der Stein wurde unter dem
Fußboden der alten Lehrerwohnung entdeckt, so die Historikerin.
Bürgermeister Helmut Dietz bezeichnete die 25 Jahre Förderverein als eine
'Erfolgsgeschichte', auch für die Gemeinde Untermerzbach. 'Die Synagoge ist
ein Zeitzeuge der Geschichte und darauf sind wir stolz.' Er hob die
fruchtbare Arbeit von Tagsold hervor, die unterstützt durch den Förderverein
ein tolles Forschungsergebnis präsentieren könne. Am Nachmittag stellten
Schüler des P-Seminars Geschichte und Geografie den Flyer vor, den sie für
den Lehrpfad zur Geschichte des Landjudentums erstellt haben. Der frühere
Vorsitzende Hansfried Nickel: 'Entstanden ist hier alles aus einer Begegnung
mit Schülern aus Israel im Rahmen des Schüleraustausches mit dem
Friedrich-Rückert-Gymnasium.' Der Verein habe die Synagoge gekauft, was er
als einen richtigen Schritt nannte. 'Bei einer Befragung durch Studenten bei
den Memmelsdorfern, was im Ort wichtige Gebäude wären, wurde die Synagoge
gleich nach der Kirche genannt.' Das wertet er als Zeichen, dass die Arbeit
des Vereins im Ort geschätzt wird."
Link zum Artikel |
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November 2018:
Veranstaltung am 80. Jahrestag
der Pogromnacht 1938 |
Artikel
von Christian Licha im "Fränkischen Tag" vom November 2018: "Reichspogromnacht.
80 Jahre unvergessen: Gedenkfeier zieht Lehren aus der Vergangenheit
In der Synagoge in Memmelsdorf fand zum Gedenken an die Reichspogromnacht
eine Gedenkfeier statt.
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren wurde in einer
Gedenkfeier am Samstag in Memmelsdorf an die schrecklichen Ereignisse damals
erinnert. Bis zum letzten Platz gefüllt war die Synagoge mit Ehrengästen
sowie Mitglieder und Freunden des Trägervereins.
Geschehnisse vor 80 Jahren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November
1938 wurde das jüdische Gotteshaus stark beschädigt. Angehörige der
Sturmabteilung (SA) zwangen die männlichen Gemeindemitglieder damals, alle
beweglichen Gegenstände aus dem Gebäude herauszuschleppen und diese auf
offenem Gelände zu verbrennen. Auf eine Brandlegung des Gebäudes verzichtete
man nur wegen der dichten Bebauung in der unmittelbaren Umgebung. Einige
Monate später verließen die letzten jüdischen Bewohner den Ort. 'Auch wenn
es inzwischen 80 Jahre her ist, dass in Deutschland und bei uns im Landkreis
Haßberge Synagogen brannten und unter der Fahne von Rassenhass und
Zerstörungswut Menschen gehetzt, gedemütigt, gequält und deportiert wurden,
gibt es für diese Ungerechtigkeit keinen Punkt des Vergessens', sagte
Landrat Wilhelm Schneider in seiner Ansprache. Ganz bewusst wolle man an den
traurigen Jahrestag erinnern - nicht um 73 Jahre nach Ende des Zweiten
Weltkrieges Schuldfragen zu stellen. Vielmehr müsse es darum gehen, dass
sich die Geschichte nicht wiederholt. 'Denn dumm ist, wer aus der Geschichte
nichts lernt - oder noch schlimmer, nichts lernen will', so der Landrat.
Dass es damals keineswegs eine Spontanaktion war, sondern das Nazi-Regime
gezielt zu den Hetzaktionen aufgerufen hat, stellte Landtagspräsidentin
(außer Dienst) Barbara Stamm klar, die in ihrer Gedenkrede weiter ausführte,
dass es nur sehr wenig Hilfe für die Juden gab, da die Bevölkerung stark
eingeschüchtert war.
Mahnung an Jüngere weitergeben. 'Es ist geschehen und folglich kann
es wieder geschehen', mahnte Stamm und forderte auf, die richtigen Lehren
für jetzt und die Zukunft daraus zu ziehen. Wichtig sei es, die Erinnerung
wach zu halten und den Rechtsstaat und die Demokratie engagiert zu
verteidigen. Es müssen Konzepte gegen das Vergessen entwickelt werden und
die Ereignisse der damaligen Zeit an die nachfolgenden Generationen als
Mahnung weitergegeben werde. Stamm erinnerte sich an eine Debatte im
Landtag, bei der es darum ging, einen Besuch im ehemaligen
Konzentrationslager Dachau für Schulklassen als Pflicht einzuführen. Die
ehemalige Landtagspräsidentin hob auch die bereits verstorbene Historikerin
Cordula Kappner hervor, die sich sehr stark mit dem jüdischen Leben von
damals beschäftigt und hervorragende Aufklärungsarbeit hierzu geleistet hat.
Ebenso gebührte Stamms Dank dem Trägerverein Synagoge Memmelsdorf und hier
besonders der ersten Vorsitzenden Iris Wild und ihrem Stellvertreter Herbert
Becker, der bereits seit der Gründung des Vereins vor 25 Jahren diesen
Posten inne hat. Musikalisch begleitet wurde die Feier von Karin
Meyer-Jungclaussen, die auf dem Akkordeon festliche Lieder aus der jüdischen
Kultur spielte. Rabbinerin Antje Yael Deusel aus Bamberg sprach Gebete auf
hebräisch und gedachte den Opfern, nachdem Bürgermeister Helmut Dietz die
Namen der letzten 18 Mitglieder der jüdischen Gemeinde Memmelsdorf verkündet
hatte und für jeden dieser Menschen eine Kerze angezündet wurde. Im
Anschluss an die Veranstaltung war noch Raum zu Begegnung und zum
Gedankenaustausch. Auch in das Goldene Buch der Gemeinde Untermerzbach sowie
in das Gedenkbuch der Synagoge, trug sich Barbara Stamm ein."
Link zum Artikel |
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Mai 2019:
Vortrag über die Geschichte einer
teilweise aus Memmelsdorf stammenden jüdischen Familie
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Artikel
von Christian Licha in der "Main-Post" vom 16. Mai 2019: "MEMMELSDORF.
Eine jüdische Familie auf der Flucht in die Freiheit
Die wahre Geschichte der Flucht einer jüdischen Familie aus
Fürth im Dritten Reich faszinierte und
erschütterte zu gleich die Besucher am Mittwoch in der Synagoge Memmelsdorf.
Helmut Schwarz schilderte in seinem bebilderten Vortrag die Erlebnisse,
deren Quelle ein Buch eines der Nachfahren ist, das der ehemalige Direktor
des Nürnberger Spielzeugmuseums ins Deutsche übersetzt hat. Die Vorsitzende
des Träger- und Fördervereins Synagoge Memmelsdorf, Iris Wild, freute sich
über das große Interesse an der Veranstaltung, zumal familiäre Wurzeln der
Flüchtlingsfamilie in dem Untermerzbacher Ortsteil vorhanden sind. Der
jüdische Geschäftsmann Moses Kohnstam, der in Fürth eine
Spielwarengroßhandlung besaß, heiratete Babette Klein, die 1844 in
Memmelsdorf geboren wurde. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, von
denen allerdings fünf recht früh verstarben. Die Firma handelte mit
Spielwaren, hatte aber auch eigene innovative Ideen, die zum Patent
angemeldet wurden. Die erste Eigenkreation war seinerzeit eine Sparbüchse
mit Zählfunktion. Das Geschäft lief um die Jahrhundertwende blendend.
Alles zurückgelassen. Die Geschichte erzählt von Moses Kohnstams
Enkel Hans Kohnstam, der 1932 in der Nürnberger Hauptsynagoge seine Frau
Ruth Wetzler heiratete. Das Glück sollte aber nur von kurzer Dauer sein,
denn mit der Machtergreifung der Nazis wurde ihnen das Leben sehr schwer
gemacht. Sehr früh haben sich die Eheleute deshalb entschlossen, in die
vermeintlich sicheren Niederlande zu flüchten. Im September 1933 täuschte
Hans Kohnstam eine Geschäftsreise nach Amsterdam vor, von der er und seine
Frau nicht mehr zurückkamen. Ihr gesamtes Hab und Gut mussten sie
zurücklassen, später wurden sie offiziell enteignet. In diesem Zusammenhang
beschrieb Helmut Schwarz den späteren Quelle-Chef Gustav Schickedanz als
'Günstling der Gauleiter', der sich ein Großteil des ehemals jüdischen
Besitzes in Fürth zu einem Spottpreis gesichert hatte. In Amsterdam baute
sich die Familie eine neue Existenz auf. Hans wurde Handelsvertreter, unter
anderem für die damals größte europäische Schuhfabrik. Ruth arbeitete als
Kindergärtnerin, bis sie 1936 Sohn Pieter zur Welt brachte. Im gleichen
Wohnblock lebten damals Otto und Edith Frank, deren Tochter Anne einmal
weltberühmt werden sollte. Zwischen den Familien entstand eine Freundschaft
und Anne war Spielkameradin und Babysitterin von Pieter zugleich.
Die richtige Entscheidung. Als die deutsche Wehrmacht dann auch in
die Niederlande einmarschierte und die Deportationsbefehle kamen, bot Otto
Frank den Kohnstams an, sich zusammen mit ihm in einem geheimen Unterschlupf
zu verstecken. Nach reiflicher Überlegung lehnte Hans Kohnstam dankend ab,
denn er und seine Frau hielten es für besser, nach Argentinien zu flüchten,
wo ein reicher Onkel von Ruth lebte. Diese Entscheidung sollte der Familie
das Leben retten. Mit einem siebten Sinn für die überall lauernde Gefahr
machten sich Hans und Ruth zusammen mit dem sechsjährigen Pieter auf den Weg
nach Spanien, von wo aus sie mit dem Schiff nach Argentinien fahren wollten.
Dank vieler Fluchthelfer, den so genannten Passeuren, ging der Weg quer
durch Frankreich. Zahlreiche lebensgefährliche Situationen mussten die drei
miterleben. So auch als sie die Demarkationslinie über den Fluss Cher
überwinden wollten. Erst mussten sie mit ansehen, wie vor ihren Augen ein
älteres Ehepaar im reißenden Wasser ertrank. Mit einem Boot gelang ihnen
schließlich die Überfahrt, nach der sie von deutschen Grenzpatrouillien
beschossen, aber nicht getroffen wurden. Während einer Übergangszeit in
Chateauroux entschloss sich Ruth, auch anderen Flüchtlingen zu helfen. Sie
schloss sich der Résistance an und wirkte bei 14 Hilfsaktionen mit. Im
weiteren Verlauf der Flucht machten drei deutsche Soldaten in dem inzwischen
besetzten südlichen Teil Frankreichs Jagd auf Sohn Pieter, der sich jedoch
rechtzeitig verstecken konnte. Voller Angst steckte auch der Weg von
Frankreich nach Spanien über die Pyrenäen, den sie dank der Fluchthelfer mit
dem Zug meisterten. Als Gleisarbeiter getarnt fuhren Vater und Sohn zu ihrem
angeblichen Arbeitsort. In einem Tunnel mussten sie auf einen parallel
fahrenden Zug während voller Fahrt überspringen, der sie nach Spanien
brachte. Mutter Ruth wollte, getarnt als Heizer, zwei Tage später folgen.
Sie wurde jedoch entdeckt und wurde in ein spanisches Frauengefängnis
gebracht, in dem sie Monate verbringen musste, während ihr Mann vergeblich
alle Anstrengungen unternahm, sie zu befreien. Schließlich war alles
geschafft.
Keine Einreise ohne Taufe. Ihre Papiere waren in Barcelona zur
Überfahrt mit dem Schiff angekommen, als sie schließlich erfuhren, dass
Argentinien zur Einreise ein Dokument fordere, dass sie als getaufte
Katholiken auswies. Ihren jüdischen Glauben nicht aufgeben wollend, suchten
sie Hilfe bei dem spanischen Bischof Gregorio Modregoy Casans, der sich die
gesamte Fluchtgeschichte anhörte. Er empfand es als Wunder, dass die
Kohnstams überhaupt lebend in Barcelona ankamen und so verhalf er ihnen zu
Taufscheinen, ohne dass sie ihren jüdischen Glauben aufgeben mussten. Am 10.
Mai 1943 erfolgte schließlich die Passage nach Buenos Aires. Passenderweise
hatte das Schiff den Namen 'Cabo de Buena Esperanza', was im Deutschen 'Kapp
der guten Hoffnung' heißt. Später ließ sich das Ehepaar Kohnstam scheiden,
denn sie hatten sich schon lange auseinandergelebt und nur die Flucht und
ihr Sohn hatten sie noch zusammengeschweißt. Beide heirateten erneut und
Hans Kohnstam kam 1966 zurück nach München. Dort lebte er noch 25 Jahre und
verwirklichte seinen Lebenstraum, das Malen. Über 1000 Zeichnungen und
Gemälde hat er hinterlassen, die 2001 dem jüdischen Museum in München
übergeben wurde. Pieter Kohnstam blieb bei seiner Mutter, besuchte das
Gymnasium, absolvierte eine Banklehre in der Schweiu und war schließlich als
Einkäufer bei einem US-Pharmakonzern tätig. Seit den 1960-er Jahren lebt er
in den USA. Dort schrieb er das Buch, das die Erlebnisse seiner Kindheit
schildert.
Persönliches Treffen. Die Organisatorin des Vortragsabends, Ina Karg,
erzählte über das persönliche Zusammentreffen mit Pieter Kohnstam im Juli
2016 in der Synagoge Memmelsdorf. Zusammen mit seiner Familie kam Kohnstam
aus den USA angereist, um nach seinen familiären Wurzeln zu forschen. Dieses
Jahr zu Pfingsten ist Pieter Kohnstam wieder in Deutschland. Hier wird ihm
in Berlin ein Preis der Anne-Frank-Stiftung überreicht, den er für sein
Engagement mit geschichtlichen Vorträgen in Schulen bekommt. Helmut Schwarz,
der auch zahlreiche Veröffentlichungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte
des Industriezeitalters sowie zu spielzeuggeschichtlichen Themen schrieb,
wurde durch einen Anruf Kohnstams auf dessen Vergangenheit und sein Buch
aufmerksam, dass er dann übersetzte. Die deutsche Fassung des Buches heißt
'Mut zum Leben' und ist im Ergon-Verlag Würzburg erschienen."
Link zum Artikel |
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Hinweis: Seit Mai 2014 erinnert in Memmelsdorf und Untermerzbach
(mit Umgebung) ein "Lehrpfad zur Geschichte des
Fränkischen Landjudentums" an die frühere jüdische Geschichte
des Ortes. Der Lehrpfad führt von der ehemaligen Synagoge in Memmelsdorf zum
ehemaligen Bahnhofsgelände in Memmelsdorf und weiter nach Wüstenwelsberg,
Gereuth, Obermerzbach und Untermerzbach zurück nach Memmelsdorf. Auf der
Strecke liegen das Schloss des Schutzherrn der Memmelsdorfer Juden in Gereuth,
der jüdische Friedhof in Untermerzbach,
das Schloss Untermerzbach, der sogenannte Judenhof in Untermerzbach, die
Synagoge in Memmelsdorf sowie der jüdische
Friedhof in Memmelsdorf und die so genannten Rückertsteine.
Links
und Literatur
Links:
Literatur:
Liste noch nicht
erstellt
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Memmelsdorf S. 87-89.
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| Benigna
Schönhagen (Hrsg.) im Auftrag der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum
Augsburg-Schwaben: Wiederhergestellte Synagogen. Raum - Geschichte - Wandel
durch Erinnerung. 136 S. 40 Abb. ISBN: 978-3-95565-141-1. 14,90 €
Verlag Hentrich & Hentrich Verlag Berlin www.hentrichhentrich.de;
Informationen
und Bestellmöglichkeit auf Verlagsseite.
In diesem Sammelband präsentieren erstmals elf Expertinnen und Experten aus dem Bereich der jüdischen Museen und Gedenkstätten Sanierungs- und Nutzungskonzepte, die im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren für Synagogengebäude entwickelt wurden, die die Zeit des Nationalsozialismus überdauert haben, aber ihrer Gemeinde beraubt wurden. Die Beispiele zeichnen den Bewusstseinswandel für den Umgang mit dem gebauten jüdischen Erbe in den letzten 30 Jahren nach und geben einen Überblick über die Entwicklung der nationalen Erinnerungs- und Gedenkkultur. Ein besonderes Augenmerk gilt der angemessenen Sicherung von Spuren der Geschichte in den Gebäuden wie den Möglichkeiten und Herausforderungen der musealen Arbeit und historischen Vermittlung an einem authentischen Ort.
Mit Beiträgen von Fritz Backhaus (Jüdisches Museum Frankfurt/Main), Ines Beese (Alte Synagoge Erfurt), Martina Edelmann (Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim), Daniela Eisenstein (Jüdisches Museum Franken), Karlheinz Geppert (Gedenkstätte Synagoge Baisingen), Felicitas Heimann-Jelinek (xhibit.at, Wien), Martha Keil (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten), Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems),
Hansfried Nickel (Synagoge Memmelsdorf: S. 42-52: "Lernort
Synagoge: Spuren erzählen Geschichte - ein Beispiel für das Zusammenwirken
von restauratorischem und didaktischem Konzept"), Benigna Schönhagen und Souzana Hazan (Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben)
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| Ina Karg:
Alte Synagoge Memmeldorf. In: Jüdisches Leben in Bayern Jg. 24 Nr. 140
vom 19. Dezember 2019 S. 23-24 (als pdf-Datei eingestellt). |
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Ilse
Vogel: Emanzipation - und dann? Die Geschichte der jüdischen Familien
Ottenstein und Bing über fünf Generationen. Verlag Ph.C.W. Schmidt 2019.
ISBN 978-3-87707-163-2 Preise 29,00 €. Bestellbar über den Verlag:
www.verlagsdruckerei-schmidt.de E-Mail
verlag@verlagsdruckerei-schmidt.de
zum Inhalt des Buches: Ottenstein gab es ab 1817 in Pahres, auch
in Diespeck und Neustadt an der Aisch, Bing kamen aus Scheinfeld und
Memmelsdorf in Unterfranken - in Gunzenhausen begegneten sie sich zum
ersten Mal. Bald lebten die Ottenstein in Bamberg, später in Fürth
und Nürnberg, Bing etablierten sich ab 1865 in Nürnberg. Im heutigen
Nürnberg erinnert nichts mehr an die Familien Ottenstein, Nachkommen leben
in Holland, England und Schweden. Der Name Bing dagegen lebt weiter als
Bingstraße in Zabo und als Binghöhle, der viel besuchten Tropfsteinhöhle in
der Fränkischen Schweiz, Nachkommen gibt es unter anderem in USA und in
Israel. Das Buch berichtet von der 200-jährigen deutschen Geschichte der
jüdischen Familien Ottenstein und Bing: Ottenstein in Pahres -
Religionslehrer und Cantor in Bamberg - Ottenstein in Fürth - Hopfenhandlung
in Nürnberg - Gründer der Victoria Werke - Gebr. Bing, Blechspielwaren -
Ignaz Bing als Höhlenforscher - Reise-Erinnerungen - Die Kriegsgeneration -
Die Erbengeneration: Nachkommen - Antisemitismus - Entkommen - Der Kampf um
Erstattung - Die Frauen der Ottenstein - Zerstörte Biographien.
Inhaltsbeschreibung aus dem
Flyer zum
Buch. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Memmelsdorf, Lower Franconia.
Jews first arrived during the Thirty Yeas War (1608-1648). A synagogue was built
in the first third of the 19th century, a cemetery was consecrated in 1835, and
a Jewish public school operated from 1819 to 1912. The Jewish population reached
a peak of 97 in 1890 (total 596) and fell to 25 in 1933. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the synagogue was vandalized. In 1933-1939, 24 Jews left for
other German cities, 11 of them for Munich.
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