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Fulda)
Jüdische Geschichte / Betraum
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Bad Salzschlirf bestand eine jüdische Filialgemeinde zur
Gemeinde Fulda im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Wenige jüdische Familien
waren Ende des 19. Jahrhunderts nach Salzschlirf zugezogen, ohne hier einer
festen jüdischen Gemeinde anzugehören. Die erste Familie war vermutlich die
1892 aus Grebenau zugezogene Familie Seligmann und Lina Weihl mit dem Sohn
Isidor. Die Kinder Artur, Henny und Minna des Ehepaares sind 1893/97 in Bad Salzschlirf
geboren. Bis 1905 sind sechs weitere Familien zugezogen: vier Familien Strauß
(Geschwister Nathan, Sally, Karl und Auguste Strauß, alle mit eigenen Familien)
sowie eine weitere Familie Weihl (Gerson und Nanny mit Kindern). Letztere
eröffnete ein Textilwarengeschäft am Ort. 1907 richtete das
Hotelierehepaar Sophie und Jacob Straußer aus Frankfurt in der
bisherigen Villa Bellevue ein
"Israelitisches Haus I. Ranges" ein, zunächst unter dem Namen Villa/Hotel
Bellevue, danach zwischen 1915 und 1918 unter dem Namen
"Villa Waldschlößchen".
1905 wurde vom
Regierungspräsidenten in Kassel verfügt, dass die jüdischen Einwohner von
Salzschlirf in die Synagogengemeinde Fulda einzugemeinden seien. Eine
Übergangsfrist von drei Jahren wurde gewährt. Vor Ablauf der Frist beantragten
die jüdischen Familien in Salzschlirf die Genehmigung einer eigenen
selbständigen Synagogengemeinde, da Fulda zu weit vom Ort entfernt sei. Diesem Antrag wurde im Mai 1909 auf die
Dauer von drei Jahren zugestimmt. Als Auflage wurde gemacht, dass ein Vorstand
gebildet würde (Wahl des Gemeindeältesten und gegebenenfalls eines
Rechnungsführers) und ein eigener Friedhof zu beschaffen sei. Die endgültige
Genehmigung einer Synagogengemeinde Bad Salzschlirf wurde vom Innenministerium
in Berlin im August 1912 allerdings verweigert. Man wies darauf
hin, dass die Zahl der jüdischen Familien am Ort zu klein sei, obwohl sich
diese von 1905 (drei Familien) bis 1907 (sieben Familien mit 20
Personen) erhöht
hatte, seit 1909 ein Gemeindeältester und ein Rechnungsführer gewählt worden
waren und mit der jüdischen Gemeinde in Schlitz ein Vertrag zur Mitbenutzung
des Friedhofes geschlossen worden war. Auf Grund einer Verordnung im Dezember
1915 wurden die in Bad Salzschlirf lebenden jüdischen Einwohner der
Synagogengemeinde in Fulda zugeteilt. Abgesehen von der Zugehörigkeit zur
Fuldaer Gemeinde konnten die Salzschlirfer Juden eigene Kultuseinrichtungen
haben.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (Betsaal, s.u.). Die in Bad
Salzschlirf verstorbenen jüdischen Personen wurden gemäß dem 1909
geschlossenen Vertrag auf dem Friedhof
in Schlitz beigesetzt.
Im Ersten Weltkrieg waren unter den Kriegsteilnehmern von Bad Salzschlirf
aus der jüdischen Gemeinde Nathan Strauß, Karl Strauß (ausgezeichnet mit dem EK,
siehe unten), Salli Strauß (Feldbackmeister, siehe Bericht
unten), Simon Strauß, Isidor Weihl,
Emil Weihl und Arthur Weihl. Gefallen ist von Ihnen 1917 Arthur Weihl. Sein Name
steht auf der Gedenktafel für die Gefallenen der Weltkriege im Salzschlirfer
Friedhof.
Um 1924 wurden 30 jüdische Einwohner in Bad Salzschlirf gezählt (1922
sollen es sogar 45 gewesen sein). Vorsteher
der Gemeinde war Gerson Weihl (Angabe nach dem Handbuch der jüdischen
Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege 1924/25 S. 68). Den Familien gehörten
einige Einzelhandelsgeschäfte/Läden/Praxen am Ort - so hatten Karl Strauss und
Gerson Weihl je ein Textilgeschäft, Nathan Strauß besaß eine Metzgerei, Simon
Strauß eine Bäckerei (seit 1911), Dr. Hary Plato und Dr. Siegfried Schmoll je
eine Zahnarztpraxis (Plato 1921 bis 1924; Schmoll seit 1923). Josef Coszmann
hatte das Kino im Kurpark gepachtet; Mischa Weintraub hatte ein Fotoatelier in
der Bahnhofstraße beim Kurpark.
Die nationalsozialistische Machtergreifung 1933 wirkte sich auch
unmittelbar auf die jüdischen Familien in Bad Salzschlirf aus. Vor dem
Textilgeschäft der Familie Strauß stand am 1. April 1933 zur Überwachung des
Boykotts ein SA-Mann. Juden wurde verboten, den Kurpark zu betreten, was sich
vor allem gegen den Fotografen Weintraub richtete, der im Kurpark die Mehrzahl
seiner Fotos machte. Es kam mehrfach zu willkürlichen Verhaftungen,
Misshandlungen und gewaltsamen Aktionen gegen mehrere der jüdischen Einwohner.
Fast alle jüdischen Familien sind in den folgenden Jahren von Bad Salzschlirf
verzogen oder konnten auswandern. Im März 1938 starb in Frankfurt der
Bäckermeister Simon Strauß an Folge der in Bad Salzschlirf erlittenen
Misshandlungen, Kränkungen und Demütigungen. Er hatte bereits 1934 sein
Geschäft schließen müssen. 1941 wurde der letzte jüdische Einwohner
aus Bad Salzschlirf deportiert.
Von den in Bad Salzschlirf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Adler geb.
Weihl (1884),
Helene
(Henny) Coszmann geb. Weihl (1894), Joseph Coszmann (1876), Minna Schmoll geb.
Weihl (1897), Auguste Strauß (1874), Bertha Strauß geb. Rosenberg (1882), Karl
Strauß (1876),
Leo Strauß (1906), Simon Strauß, Minna Strauß geb. Plaut (1878), Sally Strauß (1878),
Alfred Weihl (1892), Emil Weihl (1879), Ida Weihl (1880), Lina Weihl geb. Wolf
(1860), Margarethe Weihl geb. Marburger (1896), Otto Weihl (1911), Sally Weihl (1914),
Walter Weihl (1922).
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges lebten von 1949 bis 1949 bis zu 1.000
Juden, die aus Konzentrationslagern des Ostens befreit wurden ("Displaced
Persons") in Bad Salzschlirf. Sie wurden in den Kuranlagen untergebracht
(insbesondere im "Hotel Badehof".
Diese konnten erst nach 1950 - nach der Auswanderung der Displaced Persons"
(insbesondere nach Israel und den USA) - wieder für den öffentlichen Betrieb genutzt
werden.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Berichte
Ein rituelles Logierhaus ist in Bad Salzschlirf noch nicht vorhanden
(1901)
Anmerkung: mit dem "Kolonialwarenhändler, der nebenbei das Geschäft eines
Restaurateurs betreibt", ist Seligmann Weihl mit seiner Restauration gemeint
(siehe unten).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1901: "Salzschlirf,
3. Juni (1901). Die Verwaltung des hiesigen Bades bittet uns, darauf
hinzuweisen, dass bei ihr sehr häufig Anfragen nach einem Logierhause
einlaufen, in welchem rituell gekocht wird. Es sei zwar daselbst ein
Kolonialwarenhändler, der nebenbei das Geschäft eines Restaurateurs
betreibt, indes genüge dies nur bescheidenen Ansprüchen. Bei dem
Aufschwung, den Salzschlirf nimmt (1899 1.600, 1900 2.424, 1901 bis jetzt
3.000) würde ein rituelles Haus ersten Ranges ohne Zweifel sehr
rentieren." |
Überlegungen zum Bau eines
jüdischen Altersheimes in Bad Salzschlirf (1928)
Anmerkung: die Idee wurde nicht realisiert. Zum Orden Bne Briss siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/B'nai_B'rith.
Mitteilung
in "Der Orden Bne Briss" Nr. 6 1928 S. 41: "Zur näheren
Untersuchung des Projektes eines Altersheims in Bad Salzschlirf wird eine
Kommission gebildet, bestehend aus den Obmännern der sozialen Ausschüsse der
drei Frankfurter Logen in Verbindung mit den Bne Briss-Ortsgruppen
Klebe - Fulda, Rubensohn - Kassel und Dr. Hirsch - Frankfurt." |
Juli 1933: Jüdische Kurgäste werden
in Bad Salzschlirf weiterhin "in jeder Weise zuvorkommend" behandelt (1933)
Artikel
in "Jüdische Rundschau" vom 28. Juli 1933: "Die Lage in
den Badeorten. Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die
Besorgnis jüdischer Kurgäste, Badeorte in Deutschland zu besuchen,
unberechtigt ist, da jüdische Gäste an diesen Orten völlig unbelästigt
bleiben und in Ruhe ihrer Erholung nachgehen können. Das wird uns jetzt
durch die Zuschrift eines langjährigen Lesers, Herrn Theo Ottenstein,
aus Bad Salzschlirf bestätigt. Der Absender macht darauf aufmerksam,
dass er trotz dem Rat der Ärzte, ein ausländisches Bad zu besuchen, sich
nach Bad Salzschlirf begeben und die Beobachtung gemacht habe, dass Juden in
jeder Weise zuvorkommend behandelt werden." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Alfred Weil erhält die "Rote
Kreuz-Medaille dritter Klasse" (1916)
Anmerkung: mit Prof. Dr. Zondeck ist Hermann Zondek gemeint:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Zondek (kein Bezug nach Bad
Salzschlirf!).
Zur Geschichte von Alfred Weihl und seiner Familie siehe
http://ernstfriedrich.blogspot.com/2015/04/de-familie-katz-uit-uit-vacha.html.
Alfred Weihl (geb. 1892 in Schlitz) zog 1921
von Koblenz aus nach Hamborn. 1933 emigrierte er mit seiner Familie in die
Niederlande. Ende 1942 wurde er deportiert und in Auschwitz ermordet.
Mitteilung in "Handwerk und Gewerbe" Heft 9 von 1916 Seite 262: "Die
Rote Kreuz Medaille dritter Klasse wurde verliehen: Stabsarzt Prof.
Dr. Zondeck - Berlin, Alfred Weil - Salzschlirf. " |
Kriegsauszeichnungen für Feldbackmeister Saly Strauß
(1917)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Februar
1917: "Bad Salzschlirf. Feldbackmeister Saly Strauß erhielt
das Eiserne Kreuz 2. Klasse, nachdem er bereits mit der Hessischen
Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet war." |
Karl Strauß wird mit dem Eisernen
Kreuz ausgezeichnet (1918)
Mitteilung in "Jüdische Volkszeitung" vom 18. Oktober 1918: "Das
Eiserne Kreuz erhielten: Bad Salzschlirf: Schütze Karl Strauss. " |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Ab 1892: Restauration von Seligmann Weihl
Anmerkung: die älteste jüdische Pension in Bad Salzschlirf wurde seit 1892
von Lina und Seligmann Weihl geleitet. Seligmann Simon Weihl ist am 27.
September 1852 geboren in Grebenau als Sohn von Isaak Seligmann Gerson Weihl und
der Fanny geb. Plaut. Er war in erster Ehe verheiratet mit Pauline (Beile) geb.
Katz-Adler, die bereits 1889 verstorben ist. In zweiter Ehe heiratete er Lina
geb. Wolff (geb. 1860 in Nesselröden). Die beiden hatten drei Kinder:
Artur
(geb. 1893 in Bad Salzschlirf, gest. 1917), Henny (geb. 1894 in Bad Salzschlirf,
verheiratet mit Joseph Coszmann, beide 1943 ermordet in Auschwitz), Mina (Minna)
(geb. 1897 in Bad Salzschlirf, verheiratet mit Zahnarzt Dr. Siegfried Schmoll,
1943 ermordet in Auschwitz). Diese und weitere genealogische Informationen: https://www.geni.com/people/Seligmann-Weihl/6000000024452656930.
Anzeigen der Restauration Weihl |
Anzeige in
"Die jüdische Presse" vom 7. Juli 1892: " Koscher Bad Salzschlirf.
Koscher
Mit dem Heutigen habe ich dahier auf vielfachen Wunsch jüdischer
Badegäste eine Restauration eröffnet, in welcher streng koschere
Speisen und reine Weine verabreicht werden.
Um geneigten Zuspruch bietet Hochachtungsvoll Seligmann
Weihl. Salzschlirf, 26. Juni 1892. " |
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 20. Juni 1892: "Bad
Salzschlirf koscher
Mit dem Heutigen habe ich dahier auf vielfachen Wunsch jüdischer Badegäste,
eine Restauration eröffnet, in welcher streng koschere Speisen und
reine Weine verabreicht werden.
Um geneigten Zuspruch bietet Hochachtungsvoll Seligmann
Weihl. Salzschlirf, 26. Juni 1892 " |
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 6. Mai 1897: "Bad
Salzschlirf.
Restauration Weihl.
Streng koschere Küche und gut eingerichtete Fremdenzimmer. " |
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Anzeige
in "Der Israelit" vom 3. April 1902: "Köchin.
Suche eine perfekte Köchin per 15. Mai.
Restaurant Weihl, Bad Salzschlirf." |
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 28. Mai 1902:
"Bad Salzschlirf
Koscher Restaurant und Pension Weihl.
Neu eingerichtete Zimmer, mit schöner Aussicht. - Großer Speisesaal. -
Mäßige Preise. - In nächster Nähe des Brunnens und Badehauses. Referenz:
Seiner Ehrwürden Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn, Fulda.
Achtungsvoll S. Weil. " |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 18. Mai 1903: "Eine tüchtige Köchin gesucht.
Restauration Weihl, Bad Salzschlirf."
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|
Traueranzeige zum Tod von
Seligmann Weihl (1923) |
Traueranzeige
für Seligmann Weihl in der "Frankfurter Zeitung" vom 14. März 1923:
"Heute morgen entschlief nach schwerer Krankheit mein lieber Mann,
unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater
Seligmann Weihl im Alter von 70 Jahren.
Bad
Salzschlirf, den 12. März 1923.
Frau Lina Weihl geb. Wolff und Familie.
Die Überführung findet Mittwoch, den 14. März, nachmittags 1 Uhr vom
Trauerhause ab statt; daselbst Predigt.
Beerdigung 4 Uhr in Schlitz". |
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Anzeige in "Der Israelit" vom 26. Juni 1924: "Bad
Salzschlirf
Pension Weil
Bekannt gute Küche
Streng koscher. Tel. Nr. 42 Streng koscher. " |
Ab 1907: Die jüdische Pension "Villa Waldschlösschen"
(zunächst Villa/Hotel Bellevue) der
Familie Strausser (1918 - 1929)
Anmerkung:
Erstmals liest man von einem möglicherweise einzurichtenden neuen jüdischen Hotel
in Bad Salzschlirf 1903 in einer von Herz Höchster aus
Lauterbach
aufgegebenen Anzeige. Es dürfte sich um das spätere Hotel "Villa Waldschlößchen"
handeln: 1907 eröffnete das Hotelierehepaar Sophie und Jacob Straußer in der
bisherigen Villa Bellevue ein
"Israelitisches Haus I. Ranges", zunächst unter dem Namen Villa/Hotel
Bellevue, danach zwischen 1915 und 1918 unter dem Namen
"Villa Waldschlößchen". Nach dem Tod von Jacob Straußer Anfang des 1920er-Jahre führte
seine Witwe Sophie das Haus bis zu ihrem Tod 1929
weiter.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1903: "Hotel-Verpachtung.
In dem aufblühenden Badeort Salzschlirf ist neu erbautes 1. Hotel mit 50
Zimmern, schönem Vorgarten und allen dazu gehörigen Bequemlichkeiten,
entweder zu pachten, auch auf Wunsch unter sehr günstigen Bedingungen zu
verkaufen. Da noch kein besseres jüdisches Hotel da und großes
Bedürfnis hierzu vorhanden ist, so wäre es eine sehr gute Existenz.
Nähere Auskunft erteilt Herz Höchster, Lauterbach
(Hessen)." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 22. Februar 1907: "Bad Salzschlirf. Die reizend am Walde
gelegene Villa Bellevue, Herrn L. Arnold gehörend, ging durch Kauf an
Herrn Hotelier Jac. Straußer aus Frankfurt am Main über und wird
derselbe zur kommenden Saison die Villa als ein israelitisches Hotel
ersten Ranges betreiben. Das Hotel untersteht der Aufsicht Seiner
Ehrwürden, Herrn Provinzialrabbiner Dr. Cahn in
Fulda." |
|
Artikel in "Der Israelit" vom 7. März 1907: "Bad
Salzschlirf. Die in nächster Nähe des Kurhauses reizend am Wald gelegene
Villa Bellevue, Herrn L. Arnold (Besitzer vom Hotel Kaiserhof) gehörend,
ging durch Kauf an Herrn Hotelier Jakob Straußer aus Frankfurt am
Main über. Derselbe wird zur kommenden Saison die Villa als rein
israelitisches Hotel I. Ranges eröffnen und damit einem vielseitigen
Wunsche entsprechen. Das Hotel steht unter der Aufsicht seiner Ehrwürden
Herrn Provinzialrabbiner Dr. Cahn in
Fulda."
|
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Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. März 1907:
"Bad Salzschlirf, 2 1/2 Stunden von Frankfurt am Main.
Heilanzeigen: Gicht, Rheumatismus und Steinleiden.
Hotel Bellevue, Neu-Eröffnung am 1. Mai. Ruhige, staubfreie Lage
dicht am Walde und beim Kurhaus. Komfortabel eingerichtete Zimmer. -
Elektrisches Licht. - Telephon. - Luftiger Speisesaal mit Gartenterrasse´. -
Vorzügliche Küche. Unter Aufsicht Seiner Ehrwürden des Herrn
Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn, Fulda.
Besitzer. Jacob Strausser."
|
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Anzeige
in "Der Israelit" vom 18. April 1907: Text wie oben. |
|
Anzeige
in "Der Israelit" vom 24. Juni 1909:
"Bad Salzschlirf.
Bewährt gegen Gicht und Rheuma.
Hôtel Bellevue.
Unter Aufsicht des Herrn Provinzial-Rabbiner D. M. Cahn, Fulda.
Pension von Mk. 6.- an. Besitzer: Jacob Strausser." |
|
Anzeige im "Frankfurter
Israelitischen Familienblatt" vom 2. August 1918:
"Bad Salzschlirf Villa Waldschlösschen
reichliche Verpflegung, streng koscher
Besitzerin Frau Sophie Strausser, Telefon Nr. 31". |
|
Anzeige im "Frankfurter
Israelitischen Familienblatt" vom 23. August 1918:
"Bad Salzschlirf Villa Waldschlösschen
bleibt über die Herbstfeiertage geöffnet. - Rechtzeitige Anmeldungen
erwünscht.
Frau Sophie Strausser, Telefon Nr. 31 .
|
|
Zum Tod der Mutter von Sophie
Strausser: Regine Seelig geb. Freirich (1919)
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 8. Januar 1920: "Unsere
verehrte Mutter und Großmutter
Frau Regine Seelig geb. Freirich
ist heute in hohem Alter sanft entschlafen.
Bad Salzschlirf, 27. Dezember 1919, im Namen der Hinterbliebenen
Carl Seelig, Frankfurt am Main Sandweg 33. " |
|
Artikel
in "Der Israelit" vom 22. Januar 1920: "Frankfurter
Berichte. Frau Regina Seelig - sie Ruhe in Frieden.
Eine schlichte, aber wackere Frau, die zu den besten in unserer
Israelitischen Religionsgesellschaft gehört hat, ist von hinnen gegangen.
Sie lebte in stillen und einfachen Verhältnissen, aber ihr Wirken entbehrte
doch einer gewissen schlichten Größe nicht, von der die Außenwelt allerdings
nicht viel erfuhr. Die Jugendeindrücke, unter denen sie aufgewachsen ist,
waren bestimmend für die ganze Zukunft. Frau Regina Seelig wurde zu
Königheim in Baden geboren. Ihre
Angehörigen gehörten zu dem Kreise des durch seine hohe Frömmigkeit und
tiefe Weisheit weltberühmten Balschem von
Michelstadt. Ihre Mutter hatte das Glück, in ihrer Jugend in dem Hause
dieses seltenen Mannes einige Jahre leben zu dürfen und sein Leben und
Lehren auf sich wirken zu lassen. Seine tiefe Lebensauffassung, deren
tägliche Zeugin sie jahrelang war, hat sie auch auf die Tochter vererbt.
Diese selbst hat einen Teil ihrer Jugend im Hause ihres frommen Oheims
Lazarus Freyrich in Altona verlebt und verkehrte viel in dem Hause des
gefeierten Jakob Ettlinger das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen.
Nach ihrer Vermählung mit Herrn Lazarus Seelig siedelte sie nach
Mannheim über. Die Ehe war reich mit
Kindern gesegnet, auf deren Erziehung im echt jüdischen Geiste sie im Verein
mit ihrem Garten hohe Sorgfalt verwendete. Die Erziehungsweisheit der beiden
Gatten hat gute Früchte gezeitigt, denn ihre Kinder wurden tüchtige Männer
und Frauen, und die Greisin durfte " |
das
beglückende Bewusstsein hinüber nehmen, dass ihre Söhne und Töchter in
Geschäft und Beruf wie auch in ihrer sittlichen und religiösen
Lebensauffassung dem Beispiel des Elternhauses Ehre machen. Frau Seelig fand
aber auch noch außerhalb des Hauses ein Feld, ihre jüdische Begeisterung zu
betätigen. Sie wurde in Mannheim Mitglied und dann Vorsteherin der Chewra
Kadischa und setzte diese Liebestätigkeit später, als sie schon ziemlich
betagt als Witwe nach Frankfurt
übersiedelte, hier in unserer Gemeinde mit Hingebung und Selbstlosigkeit
fort. Wie viele Nächte hat die Heimgegangene, nicht achtend ihrer
Bequemlichkeit und Gesundheit, am Bette schwer Kranker durchwacht, wie
vielen entschlafenden Frauen hat sie ihre heilige Tätigkeit geweiht! Im
Alter von 80 Jahren siedelte sie nach Salzschlirf in das Kurhaus
ihrer Tochter (Villa Waldschlösschen) über, wo sie, von allen Kurgästen
wegen ihrer geistigen Regsamkeit und Teilnahme für weltliche und jüdische
Dinge bewundert und verehrt, noch vier Jahre lebte. Noch vor wenigen Wochen
bildete sie den Mittelpunkt einer ziemlich Simchas-Tora-Feier, bei der einer
der Gäste das vorbildliche Leben dieser begeisterten Ischa Hamischpacha
feierte, umringt von ihren Kindern, die sie als ihren köstlichen
Familienschatz mit Liebe und Ehrfurcht umgaben. So ist sie 84 Jahre alt nach
einem trotz ihres schlichten Verlaufs beneidenswerten Leben heimgegangen.
A.W."
|
Anmerkungen:
- Regine Seelig geb. Freirich ist geboren am 12. Januar 1836 in
Königheim
als Tochter des Goldhändlers Isak Freirich und seiner Frau Jette geb.
Rosenfeld (aus Merchingen; Quelle Familienregister 1836 siehe unten).
- Der genannte "Oheim" (= Onkel) Lazarus Freirich ist im März 1882 in Altona
gestorben und wurde am 23. März 1882 im jüdischen Friedhof Bornkampsweg
beigesetzt (neben ihm ruht seine Frau Gutchen geb. Guttmann, beigesetzt am
24. Juni 1890).
- zu Rabbiner Jakob Ettlinger siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger
- Der Ehemann Lazarus Seelig (geb. 26. August 1837 in
Binau, gest. 13. August 1896 in Mannheim
und beigesetzt im jüdischen Friedhof
https://www.marchivum.de/de/juedischer-friedhof/c2-b-07-01-seelig-lazarus) |
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 12. Mai 1921: "Gesucht für
Saison
Tüchtige Köchin
Mk 400.- monatlich. Gewünscht Servierfräulein aus religiösem Hause. Hoher
Verdienst.
Frau Sophie Straußer
Bad Salzschlirf bei Fulda - Villa Waldschlösschen." |
|
Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 2. August 1923:
"Hotel Waldschlößchen. Bad Salzschlirf bei Fulda
ist zu verkaufen oder zu verpachten.
Alteingeführtes Geschäft; günstige Gelegenheit für tüchtiges Ehepaar.
Zuschriften an Seelig & Co., Frankfurt am Main."
|
Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 24. Juli 1924:
"Bad Salzschlirf
Koscher Villa Waldschlösschen Koscher
Gute Pension von Mk. 6.- an.
Frau Sophie Straußer Telefon Nr. 69." |
|
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 20. März
1924:
"Gesucht zum 1. Mai dieses Jahres für die Saison perfekte
Köchin und flottes Servierfräulein
bei hohem Gehalt für Bad Salzschlirf. Offerten mit Zeugnissen erbeten
an
Straußer
zur Zeit bei A. Landskron, Hamburg, Rutschbahn 26. " |
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 28. Juni 1928:
"Dr. phil. Harry Abt - Friedel Abt geb. Nussbaum
Vermählte
Berlin - Fulda
Trauung: 1. Juli 1928/13. Tammus 5688
Salzschlirf, Villa Waldschlösschen
Freundlich zugedachte Telegramme bitten wir zu Gunsten des Esra Heimes auf
Burg Rotenfels (Konto: Esra, Frankfurtmain 46277) abzulösen." |
Anzeige in "Jüdische Rundschau" vom 26. Juni 1928: "Statt
Karten
Dr. phil. Harry Abt - Friedel Abt geb. Nussbaum
Vermählte
Berlin - Fulda
Trauung: Salzschlirf, Hotel Waldschlöß'chen
Sonntag, 1. Juli (13. Tammus) 1 Uhr nachmittags." |
|
Anzeige
in "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Allen Verwandten,
Freunden und Bekannten nur auf diesem Wege
ein glückliches frohes Jahr
Frau Sophie Straußer Salzschlirf " |
|
Anzeige
in "Der Israelit" vom 24. Januar 1929:
"Villa Waldschlösschen in Bad Salzschlirf
in welcher seit 20 Jahren eine rituelle Pension betrieben wurde, ist
vollständig eingerichtet, wegen Krankheit an solvente Wirtsleute zu
verpachten oder zu günstigen Bedingungen zu verkaufen.
Näheres durch Frau S. Strausser". |
Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 20. Juni 1929:
"Bad Salzschlirf
Hotel Waldschlößchen
Telefon 369 Besitzer S. Strausser.
Beste Verpflegung, mäßige Preise, Pauschalkuren zu wesentlich ermäßigten
Preisen." .
|
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Todesanzeige für Sophie
Strausser (1929) |
Anzeige in "Der Israelit" vom 5. September 1929: "Unsere
liebe Schwester, Schwägerin und Tante
Frau Sophie Strausser
ist am 31. August in Bad Salzschlirf sanft entschlafen. Im Namen der
Hinterbliebenen Carl Seelig
Frankfurt am Main, Sandweg 33, Hamburg,
Babenhausen, Fulda, Johannesburg
Die Beerdigung hat in Fulda stattgefunden." |
Weitere Anzeigen
Anzeige der Bäckerei Simon Strauß (1906)
Anmerkung: Im März 1938 starb in Frankfurt der Bäckermeister Simon Strauß an
Folge der in Bad Salzschlirf erlittenen Misshandlungen, Kränkungen und
Demütigungen. Er hatte bereits 1934 sein Geschäft schließen müssen.
Anzeige
in "Der Israelit" vom 20. April 1906: "Junger Bäckergehilfe
kann sofort eintreten bei
S. Strauß, Bäckerei, Bad Salzschlirf." |
Anzeige des Porträtmalers M. Weintraub (1913)
Anzeige von Mischa Weintraub in der "Kur- und Theaterzeitung vom 30. Mai
1913: "M. Weintraub - Porträtmaler.
Ausführung von Porträtmalereien, Photoskizzen, Kunst-Photographien, Gummi und
Kohledruck. Sport- und Landschafts-Photographie.
Bad Salzschlirf,
Mühlenstraße 67 - Meran, Villa Kaiserbrücke, Franz-Ferdinand-Kai" |
Anzeige von Zahnarzt Dr. Hary Plato (1921)
Anzeige von Zahnarzt
Plato in der "Kur- und Theaterzeitung" vom 22. Mai 1921: "Zahnarzt Plato, Bad Salzschlirf,
Haus Rabenau, Lindenstraße.
Sprechstunden: 9-12, 2-6; Sonntags 9-12 Uhr." |
Judenfeindlich eingestellte Pensionen in Bad Salzschlirf in den 1920er-Jahren
Die Pension "Wilhelmshöh" und das
"Haus Linnenkohl"
Anmerkung: in den Artikeln von 1926/29 steht verschrieben "Haus Lindenkohl";
beim "Haus Linnenkohl" handelt es sich um das heutige Landhotel Söderberg
(Bonifatiusstraße 6).
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitung des "CV-Vereins" vom 18. Mai 1922: "Hotels
und Pensionen, die judenfeindlich sind oder denen als ausgesprochen
'christliche Häusern' jüdischer Besuch nicht willkommen ist: ...
Salzschlirf (Pension Wilhelmshöh')" |
|
Hinweis
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 12. Juni 1925: "Salzschlirf,
Hessen-Nassau (Pension Wilhelmshöh. Haus Linnenkohl [Besitzer annonciert:
'Judenfreies Haus.'], Haus Hübner." |
|
Mitteilung
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 24. Juli 1925: "Nach
Bad Salzschlirf. Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass dem neuen
Inhaber von Haus 'Wilhelmshöh' in Bad Salzschlirf, Herrn Emil Müller,
Kurgäste jeder Konfession willkommen sind." |
|
Mitteilung
in der ""CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 7. Mai 1926: "Salzschlirf.
'Haus Lindenkohl' (Besitzer annonciert: 'Judenreines Haus')." |
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Mitteilung
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins" vom 29. März 1929: "Salzschlirf
(X): Haus Lindenkohl annonciert: 'Judenfrei'."
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Artikel zu den jüdischen Displaced Persons nach 1945 in Bad Salzschlirf (1947)
Anmerkung: die Artikel sind entnommen aus der Zeitschrift für "Displaced
Person": Undzer Wort : Wochn-Szrift / arojsgegebn durchn C.K. fun die
bafraijte Jidn in Franken / אונדזער ווארט : וואכן שריפט / ארויסגעגבן דורכן צ.ק.
פון די באפרייטע [...] .
Zum jüdischen DP-Lager in Bad Salzschlirf vgl.
http://www.after-the-shoah.org/bad-salzschlirf-juedisches-dp-lager-jewish-dp-camp/
Artikel in
"Undzer Wort" vom 7. Februar 1947: Der Artikel handelt von demokratischen
Wahlen der etwa 850 Lagerbewohner für die Lagerverwaltung, von denen 630
wahlberechtigt waren. Drei Listen gab es zu wählen. Gewonnen wurde die Wahl
durch den "Sieg des progressiven Arbeiterblockes" (Überschrift). |
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Anzeige in "Undzer
Wort" vom 4. April 1947: M. Bromberg aus Ozirkow bei Lodz sucht über eine
Anzeige nach Angehörigen und Bekannten. |
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Artikel in "Undzer
Wort" vom 1. Mai 1947: Der Artikel berichtet von der Eröffnung einer
Automechaniker-Schule für Lagerinsassen als einer "schönen Initiative"
(Überschrift). Die Schule stand unter Leitung von Jechijel Priszkulnik. |
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Artikel in
"Undzer Wort" vom 4. Juli 1947: Dieser Artikel berichtet über eine
Freundschaftsspiel zwischen Fußballmannschaften aus den Lagern für Displaced
Persons in Bad Salzschirf ("Kadima") und Frankfurt-Zeilsheim ("Chaszmonea").
Zum DP-Lager in Frankfurt vergleiche
https://www.nurinst.org/das-displaced-persons-lager-zeilsheim/ . Hier
wird auch über Fußballmannschaften aus den DP-Lagern berichtet.
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Artikel in
"Undzer Wort" vom 25. Juli 1947: Hier handelt es sich um einen Leserbrief zu
dem obigen Bericht über das Freundschaftsspiel zwischen Kadima Bad
Salzschirf und Chaszmonea in Zeilsheim. |
Zur Geschichte der Beträume
In Bad Salzschlirf gab es keine eigentliche Synagoge, sondern
nur Beträume ("Synagoge") in den Kurpensionen Waldschlösschen und
Weihl. Während der Kursaison wurde regelmäßig Gottesdienst abgehalten,
außerhalb der Kursaison wohl nur unregelmäßig. Der Betsaal in der Pension
Weihl wurde 1903 eingerichtet; mit Hilfe von Spenden der Kurgäste
hatte man auch eine Torarolle anschaffen können.
Die Einrichtung des Betraums im Restaurant Weihl
(1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Juli 1903:
"Bad Salzschlirf, an der Strecke Fulda - Giessen
(Oberhessische Bahn) gelegen, bekannt durch den berühmten
Bonifatiusbrunnen, bestes Heilmittel für Gicht, wird jetzt auch viel von
Israeliten besucht. Angenehmer Aufenthalt, streng rituelle Küche im
Restaurant Weihl. Seit diesem Jahre ist durch freiwillige Beiträge der
Kurgäste eine Sefer Thauro (Torarolle) beschafft worden und wird Freitag
Abend und Samstag regelmäßiger Gottesdienst abgehalten, auch ist stets
für Minjan (10 Männer zum Gottesdienst) gesorgt, wenn Kurgäste Jahrzeit
haben. Zu Auskunft gerne bereit. S. Weihl,
Restaurateur." |
Weitere Hinweise auf den Betsaal in der Pension Weihl
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Hinweis auf die während der
Saison regelmäßigen jüdischen Gottesdienste
in Bad Salzschlirf
("Badezeitung" vom 11. August 1912) |
Kurzvorstellung der
"Israelitischen Synagogengemeinde" im
Adressbuch Bad Salzschlirf
1925/27: "Betsaal in Pension Weihl". |
Im Wohnhaus der Familie des Gerson Weihl, der 1909 zum
Gemeindeältesten gewählt wurde, war der Betraum im Erdgeschoss der rechten Gebäudehälfte. Den linken Teil
benutzte der Schwiegersohn von Frau Weihl für eine Zahnarztpraxis. Im
Obergeschoss und Dachgeschoss war die Wohnung der Familie. Während der
Kursaison wurde der Betsaal auch von den jüdischen Kurgästen in Bad
Salzschlirf rege besucht. An den jüdischen Feiertagen wurde der Speisesaal in
der Pension Weihl für Gottesdienste verwendet.
Nach 1933 wurde das
Gebäude von Frau Weihl an eine nichtjüdische Familie verkauft.
Adresse/Standort der Synagoge: an der Mühlenstraße
Fotos
(Quelle: Altaras 1994 S. 38; dies., Ausgabe 2007 S. 115)
Ehemalige Haus der Familie
Weihl
mit dem Betsaal
(Aufnahme vom Mai 1988) |
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Der Betsaal war an Stelle des
1988 im
Erdgeschoss befindlichen Friseurladens
im Bereich rechts der
Außentreppe |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 222 |
| Thea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 38.
Ausgabe 2007 S. 115. |
| Anja Listmann: Beinahe vergessen. Jüdisches Leben
in Bad Salzschlirf. Hünfeld 2000.
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Aus der Buchbesprechung von
Heinrich Sippel im "Schlitzer Boten" vom 20. April 2000
Nun hat auch Bad Salzschlirf - nach Lauterbach, Schlitz u. a. Nachbarorten
- seine Judenchronik erhalten! Am 4. April stellte Anja Listmann aus Bad
Salzschlirf ihr Buch zum Thema "Beinahe vergessen - jüdisches Leben
in Bad Salzschlirf" im Haus des Gastes vor.
Rund 50 interessierte Zuhörer lauschten gespannt den engagierten Ausführungen
von Anja Listmann, als diese von ihren Studien berichtete, die zu dem 180
Seiten umfassenden, vom Rhönverlag Hünfeld, ISBN 3-931796-89-2,
herausgegebenen Bändchen (DM 24,80) führten.
"Ich mag keine Juden" hatte eine Zeitgenossin in einem Gespräch
mit der Autorin geäußert und damit tiefe Betroffenheit bei Anja Listmann
hervorgerufen. Es war dies der Anlass für die junge Bad Salzschlirferin,
sich mit der Judengeschichte ihres Heimatortes zu befassen.
Die junge Frau musste erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass es höchste Zeit
war, die von ihr gemachten Feststellungen zu Papier zu bringen, waren
diese doch schon auf dem Weg, zu Rudimenten zu verkommen. Nur noch ganz
wenige Zeitzeugen standen ihr für ihre tiefgründigen Recherchen zur Verfügung.
Zudem wurde die Autorin immer wieder mit dem Hinweis konfrontiert,
"es brächte nur Ärger" und sei nicht ungefährlich, sich mit
diesem Thema heute noch zu befassen.
Dass sie sich in dieser Weise nicht beeinflussen ließ, ist Anja Listmanns
Verdienst. Es hat sich gelohnt, alle Spurenansätze zu verfolgen. Vor uns
liegt eine Schrift, die es verdient, weite Verbreitung zu erlangen, und
die der Aufgabe gerecht wird, den Salzschlirfern von heute mahnend zu künden,
dass vor sechs Jahrzehnten Menschen unter ihnen lebten, die einer anderen
Religion angehörten und von einer verhängnisvollen tödlichen Ideologie
verfolgt wurden.
Vgl. weitere Buchbesprechung von Peter Nowak in: junge Welt vom 18.11.2000
Online |
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Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda.
hrsg. von Michael Imhof. Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
Erschienen im Michael Imhof Verlag
Petersberg 2011.
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2
(D) 44,00 € CHF 62,90 (A) 45,25 €.
zu Bad Salzschlirf Beitrag von Michael Imhof und Anja Listmann S.
278-282. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bad Salzschlirf
Hesse-Nassau. Established after 1900, the small community grew to 36 in 1925. The
three remaining Jews (1939) perished in the Holocaust.
A Displaced Persons camp was located there in 1946-1949.
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