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Ellingen (Kreis
Weißenburg-Gunzenhausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Zur jüdischen Geschichte in Ellingen siehe
die Seiten des "Freundeskreises Barockstadt Ellingen e.V." unter
www.juden-in-ellingen.de/
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Ellingen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. Erstmals
werden 1540 Juden am Ort genannt. Zwischen 1694 und 1752 werden
Juden aus Ellingen in den Leipziger Messbüchern genannt. Ein 1730 angelegtes
Memorbuch der Gemeinde war im Archiv der Gemeinde vorhanden. 1796 gab es 13
jüdische Familien in der Stadt. Um 1800 wurden nur drei der jüdischen
Familien als "gut bemittelt" beschrieben. Auf Grund zahlreicher
Abgaben und Steuern brachten es die meisten zu keinem Wohlstand. Die jüdischen
Familien hatten damals außer 13 Gulden jährliches Schutzgeld (an die
Deutsch-Ordens-Verwaltung) zu bezahlen: Hundshafergeld, Dienstgeld,
Botenpferdgeld, Schutzerneuerungsgeld sowie weitere Gebühren an den (Deutsch-Ordens-)Oberamtmann,
den Stadtpfarrer und den Obergerichtsverwalter. Dazu kamen ihre
Kultusabgaben.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1809/10 67 jüdische Gemeindeglieder (5,3 % von insgesamt 1.273
Einwohnern), 1867 63 (4,9 % von 1.278), 1871 82 (5,6 % von 1.467), 1880
die Höchstzahl von 103 (6,7 % von 1.534), 1890 78 (4,9 % von 1.577), 1900 47
(2,9 % von 1.631).
Ellingen war bis Anfang des 19. Jahrhundert Sitz eines Bezirksrabbinates,
zu dem auch das später württembergische Lauchheim
gehörte. Nach Auflösung des Rabbinates Ellingen kam die Gemeinde zum
Distriktsrabbinat Ansbach. Die
Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Pappenheim,
Treuchtlingen und
Georgensgmünd beigesetzt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule mit Lehrerwohnung und ein rituelles Bad. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war nach Auflösung des Rabbinates ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte (siehe
Ausschreibungstexte unten). Um 1863/64 wird als Lehrer Herz (Hermann) Schaalmann
genannt, der spätestens ab 1868 in Eichstätt
als Lehrer tätig war. Um 1900 wird als Lehrer Jos. Goldschmidt genannt.
Nach der Ausschreibung von 1908 gehörte zum Dienstauftrag des Lehrers auch der
Religionsunterricht für die jüdischen Schüler an den Mittelschulen in
Weißenburg. In den
1920er-Jahren hatte Ellingen gemeinsam mit Georgensgmünd einen Lehrer
angestellt (vgl. Ausschreibungen unten).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde: Albert Schönwalter
(geb. 19.12.1875 in Ellingen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef.
30.6.1918).
Um 1925, als noch 40 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten
(2,22 % von insgesamt ca. 1.800 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde
Bernhard Bermann und Leopold Schönwalter. Als Religionslehrer und Schochet kam
nach Ellingen Lehrer Bernhard Oppenheimer aus Treuchtlingen. Er erteilte damals
drei Kindern in der Jüdischen Volksschule Unterricht. 1932 wurden 38
jüdische Gemeindeglieder gezählt. Gemeindevorsteher waren Bernhard Bermann. 2.
Vorsteher, Lehrer und Schochet war M. Schuster. Er hatte im Schuljahr 1931/32
acht schulpflichtigen jüdischen Kindern den Religionsunterricht zu erteilen. An
jüdischen Vereinen bestanden eine Ortsgruppe der Agudat Jisrael
und eine Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens.
1933 lebten noch 33 jüdische Personen in Ellingen (2,1 % von insgesamt
1.580 Einwohnern). Bis 1938 Jahren wanderten auf Grund der zunehmenden
Repressalien, der Entrechtung und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts 9
jüdische Einwohner aus (sechs in die USA, drei nach Palästina/Israel). 16
verzogen innerhalb von Deutschland, zwei verstarben in diesen Jahren in ihrem Heimatort.
Am 27. Oktober 1937 wurde der Gemeindevorsteher Bernhard Bermann, der vor 1933
dem Stadtrat angehört hatte, verhaftet, weil es sich angeblich abfällig über
zwei prominente Nationalsozialisten geäußert hatte. Vor den Hohen Festtagen
1938 (Ende September/Anfang Oktober) waren die Juden gezwungen worden, ihre
Häuser und Besitzungen aufzugeben.
Von den in Ellingen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Paula Braun geb. Levy
(1898), Max Gutmann (1885), Rosa Heussinger geb. Neuburger (1874), Clothilde
Hutzler geb. Weiss (1891), Heinrich
Löwenstein (1886), Hilde Löwenstein geb. Pfeiffer (1894), Martha Löwenstein
(1920), Wilhelm Löwenstein
(1885), Sella Neuburger geb. Neumark (1884), Michael Neumark (1877), Hanna Oppenheimer geb. Bermann (1878),
Meta Sämann geb. Gutmann (1872), Lina
Schloss geb. Neuburger (1873), Julia Schwartz (1903), Justin Sondheim (1891),
Josef Weiß (1881), Leopold Weiß (1879).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schochet 1891 und
1923 /
1924
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Die Kantor-,
Schochet- und Religionslehrerstelle in hiesiger Gemeinde ist erledigt
und soll innerhalb 6 Wochen besetzt werden. Bei freier Wohnung ist ein
Gehalt von 800 Mark mit einem Nebeneinkommen von sicher 200 Mark sowie
alljährlich 40 Mark für Heizung des Schulzimmers verbunden.
Franco-Anmeldungen nebst Prüfungs- und Führungs-Zeugnissen von nur
ledigen Bewerbern deutscher Nationalität werden entgegen gesehen.
Ellingen, Mittelfranken, 7. Mai 1891.
Die israelitische Kultusverwaltung: Simon Schülein." |
|
Nach dem Tod des Lehrers Kaufmann (s.u.)
haben die Gemeinden Ellingen und Georgensgmünd
gemeinsam einen Lehrer angestellt: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1923: "Die
Kultusgemeinden Ellingen und Georgensgmünd suchen gemeinschaftlich zum
sofortigen Antritt einen Chasan, Schochet und Religionslehrer streng
religiöser Richtung. Gehalt nach Tarif. Wohnsitz ist Ellingen. Günstige
Bahnverbindung nach Georgensgmünd. Reflektiert wird wegen Wohnungsfragen
auf ledigen jungen Mann. Pension vorhanden. Gefällige Offerten erbeten an
Kultusgemeinde Ellingen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1924:
"Die Lehrer-, Chasen- und Schochetstelle Ellingen-Georgensgmünd ist
sofort zu besetzen. Es wird auf tüchtigen, orthodoxen, ledigen Herrn
gesehen. Fixum jährlich 1.200 Mark und Nebenverdienste. Angebote wollen
an den Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Ellingen (Bayern)
gerichtet werden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1908: "Die
hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schochet-Stelle ist per 1.
August dieses Jahres neu zu besetzen.
a. Jährliches Gehalt 1.000 Mark nebst freier schöner Wohnung;
inbegriffen sind hierin 180 Mark für Erteilung des Religionsunterrichtes
an den beiden Mittelschulen in Weißenburg in Bayern.
b. Garantiertes Erträgnis der Schechitah 350 Mark ohne sonstiges nicht unbeträchtliches
Nebeneinkommen. Seminaristisch gebildete, gut qualifizierte Bewerber
wollen ihre diesbezüglichen Gesuche und Zeugnisse innerhalb 14 Tagen an
den unterzeichneten Vorstand einsenden.
Ellingen (Mittelfranken), den 21. Juni 1908. Amson Neuburger,
Kultusvorstand". |
Zum
Tod des Lehrers Kaufmann (1923)
Bericht in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 18. Januar 1923: "Ellingen, 15. Januar (1923). Die
Israelitische Kultusgemeinde Ellingen hat einen schweren Verlust erlitten. Nach
schwerem Leiden verschied Lehrer Kaufmann, der 14 Jahre als Religionslehrer und
Kultusbeamter in unserer Gemeinde wirkte. Hervorgegangen aus dem israelitischen Lehrerseminar
Würzburg, war er 25 Jahre in Reckendorf tätig, um dann dem Rufe nach Ellingen
Folge zu leisten. Hier erwarb er sich durch sein bescheidenes, liebenswürdiges
Wesen sehr rasch die Sympathien seiner Gemeinde und erfreute sich der Liebe und
Verehrung weiter Kreise. besonders errang sein stark ausgeprägtes Pflichtgefühl,
das ihn bis in seine letzten Wochen hinein schwer krank und unter Schmerzen den
Unterricht erteilen ließ, die Achtung aller deren, die ihn kannten und
schätzten. Seine Beerdigung gab Zeugnis von der allgemeinen Verehrung und
Liebe, deren sich der Heimgegangene erfreute. Distriktsrabbiner Dr. Brader,
Ansbach, würdigte den Verstorbenen als pflichtbewussten Lehrer und Beamten,
edlen Menschen und wahrhaften Jehudi. Kultusvorstand Bermann - Ellingen dankte
dem Lehrer der Jugend und dem Freunde der Erwachsenen im Namen der Gemeinde. Auf
dem Friedhof in Treuchtlingen sagte nach Abschiedsworten des Herrn Dr.
Brader, Oberstudiendirektor Dr. Witz - Weißenburg, dem Verstorbenen im Namen
der Realschule nochmals herzlichen Dank für sein treues Wirken. Hauptlehrer
Fulder - Treuchtlingen und Lehrer Adler - Altenmuhr widmeten dem treuen Kollegen
tiefempfundene Worte des Gedenkens. Seine Seele sei eingebunden im Bund des
Lebens." |
Zum Tod der Witwe von Lehrer Kaufmann - Lina Kaufmann
(1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1934:
"Ellingen i.B. Theilheim bei Schweinfurt, 28. Mai 1934. Am 22.
Mai verstarb unerwartet im Alter von 62 Jahren Frau Lina Kaufmann - sie
ruhe in Frieden -, Gattin des vor einem Jahrzehnt verstorbenen Lehrers
Karl Kaufmann, Ellingen i.B.. Bei der Beerdigung in Treuchtlingen
würdigte Herr Bezirksrabbiner Dr. Munk, Ansbach die edlen Eigenschaften
der Verstorbenen und sprach von der herben Tragik dieses Todesfalles. Die
Dahingeschiedene wollte ihren Lebensabend im Kreise ihrer Kinder in
Theilheim verbringen und erkrankte sofort bei ihrer Übersiedlung so
schwer, dass sie nach 10tägigem Krankenlager im Israelitischen
Krankenhaus in Würzburg verschied. - Im Auftrag der Kultusgemeinde
Ellingen sprach Herr Lehrer Schuster von dort und brachte zum Ausdruck,
welch schweren Verlust diese durch das Ableben des treuen und
anhänglichen Mitgliedes erlitten. Möge das Verdienst der
gültigen Frau, dieser wackeren Frau im wahrsten Sinne des Wortes
uns beistehen." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Anzeigen der Israelitischen Roth'schen Wohltätigkeitsstiftung in Ellingen
1876 / 1879
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1876:
"Bekanntmachung. (Die israelitische Roth'sche Wohltätigkeitsstiftung
Ellingen betr.).
Bei der rubrizierten Stiftung ist alljährlich in Folge Zinsenanhäufung
(außer dem Brautschatze von 40 Gulden oder 68 Mark und 57 Pfennig) noch
eine Summa von ca. 109 Mark wörtlich Einhundert neun Mark an würdige
Armen gleichheitlich zu verteilen und sollen die Verwandten des Stifters bevorzugt
werden. Es ergeht deshalb der Auftrag, dass nur solche Bewerber zulässig
sind, die über die Verwandtschaft beglaubigten Stammbaum sowie auch ein
amtlich bestätigtes Armutszeugnis nachweisen können; diese Atteste mit Anmeldungen
haben dieses Jahr bis 15. Oktober 1876 an unterzeichneter Verwaltung
franco einzulaufen, alle anderen Jahre jedoch müssen die Gesuche durch
Anmeldungen vom 1. bis 30. Juni erneuert werden, andernfalls dieselben bei
der Verteilung nicht berücksichtigt werden können.
Ellingen (Mittelfranken), den 4. Juli 1876. Simon Schülein,
Kultusvorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1879:
"Bekanntmachung. Die israelitische Roth'sche Wohltätigkeitsstiftung
in Ellingen betr.
Bei unterzeichneter Verwaltung werden bis längstens 1. Juli 1879
Anmeldungen der Bewerber aus der Verwandtschaft der rubrizierten Stiftung
mit einem Brautschatze von 68 Mark 57 Pfennig entgegengenommen. Hierbei
sei besonders bemerkt, dass jedes Jahr nur ein Bewerber nach Vorrang der
Verehelichungszeit zur Auszahlung gelangen kann, jedoch nur gegen
seinerzeitige Stempelquittung.
Berücksichtigt werden nur solche Bewerber, welche beglaubigte
Trauungsscheine bis obigen Termin franco hier einsenden.
Ellingen (Mittelfranken), 14. März 1876*. Simon Schülein.
Kultus-Vorstand." |
* muss 1879 heißen, da die Anzeige im März
1879 erschienen ist. |
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über Siegwart Friedmann, Student der Medizin in München
(1838)
Unter
den ersten jüdischen Studenten der Medizin in München war Siegwart Friedmann
aus Ellingen. Er wird in der Ausgabe der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" am 19. Juli 1838 lobend erwähnt: "München, 1.Juli (1838).
Bei der am 26. vorigen Monats stattgefundenen Feier des Stiftungstages der
Ludwig-Maximilians-Universität wurde von der medizinischen Fakultät einem
jüdischen Kandidaten unter sechs Bewerbern der Preis für die glückliche
Lösung einer sehr schwierigen Aufgabe zuerkannt, ein anderer jüdischer
Kandidat rühmlichster Erwähnung wert geachtet. Die amen dieser beiden
strebsamen Jünglinge sind: Siegmund Feldmann von hier und Siegwart Friedmann
aus Ellingen. - So bewährt es sich immer mehr, dass auch in Bayern den
jüdischen Jünglingen Ernst ist in jedem Fache, das sie ergreifen, und dass sie
mit allem Fleiße dem Berufe obliegen, den sie gewählt haben."
|
85. Geburtstag von Moritz Schönwalter (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1929:
"Ellingen, 29. Januar (1929). Am 28. Januar feierte Herr Moritz
Schönwalter, Ellingen (Mittelfranken), im Kreise seiner Familie den 85.
Geburtstag. Der Jubilar erfreut sich einer seltenen Geistesfrische und
Gesundheit, so betete derselbe am letzten Jomkippur wie alle Jahre sein
Kol-Nidre-Gebet als Vorbeter seiner Gemeinde vor. An diesem Feste nimmt
seine Familie wie die Gemeinde tiel. Mögen dem Jubilar noch viele schöne
Jahre gegönnt sein. (Alles Gute) bis 100 Jahre." |
Hedwig Kaufmann heiratet des Theilheimer Lehrer
Weinstock (1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1931: "Schweinfurt,
1. Juli (1931). Eine erhebende Feier fand am 29. Juni 1931 in Schweinfurt
am Main, Hotel Burgfrieden statt. Es galt, dem verdienstvollen, von der
ganzen Bevölkerung überaus verehrten und geliebten Lehrer Weinstock aus Theilheim
in Unterfranken, anlässlich seiner Vermählung mit Fräulein Hedwig
Kaufmann aus Ellingen in Bayern. In tief durchdachter Rede dankte Herr
Bezirksrabbiner Dr. Stein, Schweinfurt, Herrn Lehrer F. Weinstock für
seine herrlichen Leistungen auf allen Gebieten und für sein 16-jähriges
Wirken und Streben in der Gemeinde Theilheim. Sein einziger Wunsch bestünde
darin, dass die Kinder im Geist ihres Lehrers ihr Judentum lieben und
bekunden mögen. Auf diesem Anlass verlieh Seiner Ehrwürden Herr
Bezirks-Rabbiner Dr. Stein, Herrn Lehrer Weinstock die Würde eines Chower." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Lehrlingsstellensuche von Lehrer Goldschmidt (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1900: "Suche
für meinen Bruder, Absolvent der israelitischen Realschule in Fürth mit
einjährig-freiwilliger Berechtigung Stelle als Lehrling, in einem
Schabbat und Feiertag streng geschlossenen größeren Geschäfte; Kost und
Logis im Hause wäre sehr erwünscht. Lehrer Jos. Goldschmidt, Ellingen
bei Nürnberg." |
Neujahrswünsche zu Rosch Haschana im Herbst
1923
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1923:
"Zum
Jahreswechsel herzliche Wünsche (hebräisch wörtlich: gute
Einschreibung und Versiegelung [sc. im Buch des Lebens]") von
Bernhard Bermann, Max Oppenheimer,
Simon Gutmann und Max Gutmann.
Ellingen." |
Verlobungsanzeige von Herta Gutmann und
Justin Richard (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1933:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen - Herta Gutmann - Justin
Richard - Verlobte.
Ellingen i.B. - Ellingen / Altenmuhr.
Chanukka 5694". |
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1934:
"Statt jeder besonderen Anzeige! Gott sei gepriesen.
Justin Richard - Herta Richard geb. Gutmann. Vermählte.
Ellingen in Bayern. Lag BaOmer 5694 ( = 3. Mai 1934)". |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Brief
der
Firma Bermann & Oppenheimer,
Ellingen (1922) |
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Firma Bermann
& Oppenheimer war eine Viehhandlung in Ellingen - der Brief wurde Ende
1922 oder Anfang 1923 verschickt [25 Mark Briefporto zu Beginn der
Inflationszeit]). |
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Karte von
Lazarus Eisen,
Ellingen (1928) |
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Die
Karte der Woll- und Hopfenkommission chem.-techn. Artikel, Ellingen i.Bay.
mit der Bitte um Zusendung einer Preisliste wurde am 2.5.1928 an die
Seifenfabrik Firma Ribot in Schwabach geschickt. |
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Zur Geschichte der Synagoge
Wann erstmals ein Betsaal beziehungsweise eine Synagoge in Ellingen
eingerichtet wurde, ist nicht bekannt, vermutlich bereits im 17. Jahrhundert.
1724-25 baute die jüdische Familie Amson ein im Kern 1683 errichtetes
Gebäude um und richtete im ersten Stock - vermutlich nach Plänen des
Ordensbaumeisters Franz Joseph Roth - einen großen Barocksaal ein, der der
jüdischen Gemeinde in Ellingen als Betsaal zur Verfügung gestellt
wurde. 1741 verkaufte die Familie Amson das Gebäude an die Familie des
jüdischen Bankiers und Handelsherr Samuel Landauer.
Von der Familie Landau erwarb das Gebäude 1776 Ferdinand Kugler, der den Gasthof
"Römischer Kaiser" einrichtete. Nach häufigen Eigentumswechseln
stand das Haus im 20. Jahrhundert lange im Eigentum des Fürsten von Wrede. Im
Jahr 2001 erwarb das inzwischen stark vernachlässigte Gebäude Hubert Graf von
Kerssenbrock. Er sanierte das Gebäude von Grund auf. Der Saal steht seit einiger Zeit
den
Ellinger Bürgern wieder zu Festlichkeiten zur Verfügung.
1756-57 erstellte der Deutschordens-Baumeister Matthias Binder für
die jüdische Gemeinde in Ellingen die Pläne zum Bau eines jüdischen
Gemeindezentrums in der Neuen Straße 14. Im Gebäude - ein schöner barocker
Mansardendachbau - befanden sich neben der
Synagoge auch das rituelle Bad und die Lehrer-/Vorbeterwohnung.
1929 wurde die Synagoge umfassend renoviert und am 17. August 1929
durch Bezirksrabbiner Dr. Munk aus Ansbach wieder eingeweiht.
Bericht
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September
1929: "Ellingen. Am vergangenen Schabbat Nachamu (= Schabbat
mit der Prophetenlesung/Haftara aus dem Buch Jesaja 40,1ff, die mit Nachamu
= 'Tröstet...' beginnt, 1929 am 17. August) wurde die neurenovierte Synagoge
ihrer Bestimmung übergeben. Zu der am drauffolgenden Sonntag, 18. August,
nachmittags 14 1/2 Uhr, angesetzten offiziellen Feier waren erschienen: Seiner
Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. Munk (Ansbach) und Herr Oberlandesgerichtsrat Dr.
Neumayer, Präsident des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden, der
seinen Erholungsurlaub unterbrach um die Gemeinde Ellingen mit seiner
Anwesenheit zu beehren.
Nach beendetem Mincha-Gebet (Mittags-Gebet, das jedoch auch noch am Abend
sein kann) begrüßte Herr Bermann, Vorstand der Gemeinde, die Gäste aufs
herzlichste, worauf dann Herr Rabbiner Dr. Munk das Wort ergriff zu einer
sinnreichen und zu Herzen gehenden Ansprache, die in Lob ausklang auf den
re... (Textfehler) . Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer legte in kurzer
Ausführung die Bedeutung des Verbandes insbesondere für die kleinen Gemeinden
dar und brachte auch seine Freude zum Ausdruck über die so wohlgelungene
Renovierung.
Zum Schlusse dankte Herr Lehrer Schuster den Herren für die zu Herzen
gesprochenen Worte.
Einige Psalmen beendeten die schlichte, erhebende Feier.
Der späte Nachmittag vereinte die Gäste im Hause des Herrn Bermann zu
gemütlichem Beisammensein.
Die kleine Gemeinde Ellingen hat dank der Opferfreudigkeit der Mitglieder und
dank der bereitwilligen Unterstützung des Verbandes dem Gotteshaus ein
würdiges Aussehen verliehen."
|
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Bethaus durch ein aus der Umgebung
(Weißenburg, Höttingen) gekommenes SS-Kommando gestürmt, geschändet und das
Inventar zerschlagen. Am 17. November 1938 wurde das Gebäude
"arisiert" und kam in den Besitz einer nichtjüdischen Familie. Die
Ritualien (Synagogensilber) wurde 1945 in der Scheune des Ortsgruppenleiters
Engelhard gefunden, verschwand jedoch anschließend wieder. Nach 1960 wurde die
Synagoge in ein Wohnhaus umgebaut. Als solches ist das ehemalige Synagogengebäude
bis heute erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Alter Betsaal im
"Römischen Kaiser": Weißenburger Straße 17; Synagoge: Neue Straße
14.
Fotos
(Historische Außenaufnahme von www.barockverein.de
- vergrößert; Innenaufnahme von Theodor Harburger, Aufnahmedatum
19. August 1928; Quelle: Central Archives for the
History of the Jewish People, Jerusalem; veröffentlicht
in The Encyclopedia of Jewish Life Bd. 1
S. 361, Pinkas Hakehillot s.Lit. S. 267 und Th.
Harburger: "Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern.
1998 S. 173; Neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.7.2006)
Historische Fotos der
Ellinger Synagoge |
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Außenansicht auf die Synagoge |
Blick zum Toraschrein |
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Das Synagogengebäude 2006 |
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Blick auf die ehemalige
Synagoge mit Eingangsbereich (vgl. historische Ansicht oben) - nur der
Eingang ist geblieben |
Eingangtür |
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Die Hinweistafel |
Blick von Osten auf das
Gebäude |
Westseite zur Neuen Straße |
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Betsaal im Haus der Familien Amson / Landauer, erbaut 1724-25
vgl. Stammbaum der Familie
Landauer von Ellingen: Landauer Family of Ellingen |
|
(rechts: Fotos von Th.
Harburger, Quelle s.o. S. 174-175) |
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Der ehemalige
Betsaal (Barocksaal) im
ehemalige Haus des Samuel Landauer |
|
Neue Fotos
siehe Sonderseite und Prospekt von www.barockverein.de
(Sonderseite;
Prospekt: direkt: pdf-Datei) |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Ausstellung "Juden in Ellingen" vom 9. November
2008 - 1. Februar 2009
Veranstaltung zur
Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 9. November 2008 um 16 Uhr -
Einladungskarte |
|
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 171-174. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 151. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 267-268.
|
| Hermann
Seis / Simone Ott / Evely Pfliegel - unter Mitarbeit
von Manfred Specht und Walter Schlott: Juden in Ellingen
1540-1938. Ellingen 2008. ISN 978-3-00-025954-8. 240 S.,
zahlreiche Abbildungen
Die Dokumentation erschien als Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung
des Freundeskreises Barockstadt Ellingen e.V. im Kulturzentrum Ostpreußen
in Ellingen vom 9. November 2008 bis zum 1. Februar 2009. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Ellingen S. 180-189. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ellingen Middle Franconia.
Jews are first mentioned in 1542. A synagogue was built in 1730 and the Jewish
population reached 103 in 1880 (total 1.534); in 1933 it stood at 33. All left
in 1933-38, the last two families escaping during Kristallnacht (9-10
November 1938), when their homes were wrecked and the synagogue was vandalized.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|