Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zu den
"Synagogen im Kreis Hersfeld-Rotenburg"
Nentershausen mit
Imshausen und Solz (Stadt Bebra) (Kreis
Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Nentershausen
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1812 19 jüdische Familien, 1835 130 jüdische Einwohner, 1861 149
(14,4 % von insgesamt 1.036 Einwohnern), 1871 135 (16,1 % von 836), 1885 122 (16,3
% von 748), 1895 96 (12,0 % von 802), 1905 86 (12,0 % von 717), 1910 50 (7,4
% von 672). Die jüdischen Familienvorsteher verdienten den Lebensunterhalt als
Viehhändler, Kaufleute und Handwerker (bekannt die Schuhmacherfamilie Katz, die
über 200 Jahre in Nentershausen ihre Heimat hatte; es gab auch Schneider,
Buchbinder, Sattler und Polsterer unter den jüdischen Einwohnern).
Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in Solz
lebenden jüdischen Personen (1835 23 jüdische Einwohner, 1861 32, 1905 3 1924
2, 1932 gleichfalls 2). Unter den letzten jüdischen Einwohnern in Solz war der
1928 verstorbene Pinchas Seelig, der lange Zeit im Dienst der Herren von
Trott zu Solz stand. Im Gemeindeparlament von Solz vertrat er die Interessen der
Gutsherren (zu seinem Tod und der Beisetzung siehe Bericht unten).
Auch die in Imshausen lebenden jüdischen
Personen gehörten zur Gemeinde von Nentershausen (1825 4 jüdische Einwohner,
1861 11, Ende des 19. Jahrhunderts noch eine Familie Oppenheim).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(seit ca. 1822 bis um 1925 Israelitische Elementarschule), ein rituelles
Bad (seit 1885/86 im ehemaligen "Hirtenhaus" bei der Synagoge) und ein
Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1866 (Quelle)
wird als Lehrer Hesekiel Freudenberg aus Abterode
genannt - er unterrichtete 1869 32 Schüler an der jüdischen Schule. Von 1884
an (siehe Ausschreibung unten) oder kurz danach war Lehrer Max Mendel Katz in
der Gemeinde tätig (vor Nentershausen war er Lehrer in Falkenberg). Hier blieb er über 50 Jahre, bis er nach 1934 nach
Frankfurt verzog (gestorben 1938, siehe unten Berichte zu ihm). Lehrer Katz war
der beste Redner des Ortes und hielt u.a. bei der Einweihung des Kriegerdenkmals
(nach 1918) die Ansprache. Er erlebte auch den Rückgang der Gemeindeglieder-
und der Schülerzahl: 1909 hatte er noch 16, in den 1920er-Jahren nur noch etwa
3 bis 5 Schüler zu unterrichten, zuletzt - nach Schließung der Israelitischen
Elementarschule - nur noch im Religionsunterricht. Katz unterrichtete auch
die Kinder in der Nachbargemeinde Richelsdorf.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Albert Oppenheim
(geb. 2.2.1894 in Nentershausen, gef. 9.11.1917) und Jakob Oppenheim (geb.
29.6.1880 in Nentershausen, gef. 6.11.1914). Auf den Gefallenengedenktafeln
(Wandtafeln in der Evangelischen Kirche in Nentershausen sind die beiden Namen
nicht genannt). Außerdem sind gefallen: Karl Neuhaus (geb. 20.8.1889 in
Nentershausen, vor 1914 in Dortmund wohnhaft, gef. 26.9.1915), Richard Katz
(geb. 25.10.1886 in Nentershausen, vor 1914 in Bad Hersfeld wohnhaft, gef.
4.7.1916) und Jakob Neumann (geb. 26.10.1884 in Nentershausen, vor 1914 in Essen
wohnhaft, gef. 20.3.1915).
Um 1924, als noch 37 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (5,6 %
von insgesamt 665 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Salomon Katz. Als
Lehrer war der bereits genannte Mendel Katz tätig. Er erteilte damals noch vier
jüdischen Kindern den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es
den Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (gegründet 1872,
1924/32 unter Leitung von Jakob Katz I. mit 8 Mitgliedern; Zweck und
Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit) und den Israelitischen Frauenverein (gegründet
1891; 1924/32 unter Leitung von Rosi Oppenheim mit 11 beziehungsweise 9
Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger). 1932
wurden wie 1924 37 jüdische Einwohner gezählt. Gemeindevorsteher war weiterhin
Salomon Katz; als Schatzmeister war Jakob Katz I. tätig. Lehrer (zugleich
Kantor und Schochet) Mendel Katz unterrichtete - obwohl inzwischen im Ruhestand
- noch drei Kinder in Religion.
Unter den jüdischen Gewerbebetrieben in Nentershausen war der bekannteste das Möbel-
und Haushaltswarengeschäft von Jakob Bachrach.
1933 waren noch neun jüdische Familien am Ort. In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Das Ehepaar Jakob Bachrach
verzog 1936 nach Niederschlesien; der Schuhmacher Willi Katz emigrierte mit
seiner Familie nach Ecuador. Lehrer Mendel Katz verzog mit seiner Frau nach
Frankfurt (siehe Bericht unten). Die letzten jüdischen Einwohner wurden 1942
aus Nentershausen deportiert.
Von den in Nentershausen
geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ida Gietel Abraham
geb. Bachrach (1875), Johanna Altgenug geb. Emanuel (1901), Meta Bacharach geb.
Katz (1895), Abraham Bachrach (1878), Bernhard Bachrach (1859), Jakob Bachrach
(1870), Else Blumenthal geb. Levi (1895), Ida Bockmann geb. Katz (1900), Baruch
Emanuel (1865), Joseph Emanuel (1868), Manfred Emanuel (1892), Adolf Aron
Freudenberg (1863), Henny Hamburger geb.
Bachrach (1878), Hedwig Hirsch geb. Bachrach (1876), Gitel Lina Isaak geb.
Neuhaus (1882), Nanni Israel geb. Freudenberg (1857), Alice Paula Katz geb.
Hammerschlag (1918), David Katz (1873), Frieda Katz (1912), Irma Katz (1914),
Jakob Katz (1862), Julius Katz (1901), Max Katz (1902), Richard Katz (1906),
Salo Katz (1938), Salomon Katz (1879), Selma Katz geb. Steinberger (1879),
Siegfried Katz (1909), Goldine Katzenstein geb. Emanuel (1892), Elka (Elkana)
Kaufmann Freudenthal (1847), Frieda Kis geb. Emanuel (1889; "Stolperstein" in
Eisenach, vgl. Presseartikel unten), Rahel Lamm (1936),
Selma Lamm geb. Katz (1904), Rebecka Levi geb. Oppenheim (1897), Nanny Levy geb.
Emanuel (1867), Dora Löwenstein geb. Katz (1877), Marianne Meier geb. Bachrach
(1867), Klara Meyer geb. Neumann (1890), Louis Neuhaus (1880), Pauline Neuhaus
(1880), Sally Neuhaus (1878), Berthold Oppenheim (1924), Flora Oppenheim geb.
Rothschild (1892), Fritz Jacob Oppenheim (1923), Isidor Oppenheim (1886),
Jeremias Oppenheim (1890), Lina Oppenheim geb. Eichhorn (1891), Ludwig Oppenheim
(1926), Gitta Plaut geb. Emanuel (1885), Mina Pukatz geb. Katz (1881), Lea
Schönhorn geb. Neumann (1888), Recha Stern (1884), Johanna Uhlmann geb. Katz
(1895), Johanna Valk geb. Neumann (1892).
Anmerkung: die in einigen Listen unter den Opfern der Shoa genannte Amalie
Freudenthal-Bachrach (1900) ist nicht umgekommen, zu Ihrer Geschichte siehe: Abraham N. Oppenheim, The chosen people : the story of the "222 transport" from Bergen-Belsen to Palestine (London: Mitchell 1996) p.
189.
Von den in Solz geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Joseph Abraham (geb. 1869
in Solz, später in Bebra und Kassel wohnhaft, umgekommen nach Deportation ab
Kassel - Chemnitz im Ghetto Theresienstadt am 24. September 1942).
Aus Imshausen werden in den Gedenkbüchern
keine Personen genannt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1884
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1884:
"Die hiesige israelitische Elementar-Lehrer- und Vorsängerstelle ist
seit 1. Oktober dieses Jahres vakant, mit einem jährlichen Einkommen von
750 Mark, freie Wohnung und Heizung. Bewerber wollen sich binnen 14 Tagen
beim israelitischen Vorsteheramt in Kassel beziehungsweise dem
unterzeichneten Vorstand melden.
Bei vorzüglichen Leistungen des Lehrers kann sich die Stelle bedeutend
erhöhen.
Nentershausen Regierungsbezirk Kassel, 21. Oktober (1884).
Die Gemeindeältesten: M.J. Oppenheim, L. Oppenheim." |
Zum 40-jährigen Amtsjubiläum von Lehrer Mendel Katz
(1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1922: "Nentershausen,
Regierungsbezirk Kassel. Am 6. August (1922) beging die hiesige
Synagogengemeinde die 40. Wiederkehr des Tages des Amtsantritts ihres
Lehrers, Herrn Katz, in feierlicher Weise. Der allseitig geschätzte
Jubilar hat es verstanden, sich die Liebe seiner zahlreichen Schüler, die
Wertschätzung der Gemeindemitglieder und die Achtung aller Ortsbewohner
in hohem Grade zu erwerben, was bei der Feier in erhebender Weise zum
Ausdruck kam. In der Synagoge, die bis auf den letzten Platz gefüllt war,
fand ein Festgottesdienst statt. Herr Lehrer Oppenheim, ein Schüler und
Freund des Jubilars, beleuchtete in längerer Rede das Leben und Wirken
desselben als geistigen und geistlichen Führers der Jugend und der Alten
und erflehte Gottes Segen auf ihn hernieder. Tief bewegt, mit Tränen im
Auge, dankte Herr Katz.
Um 3 Uhr nachmittags versammelten sich zahlreiche Gratulanten im Hause des
Jubilars. Herr Synagogenältester Katz, ein Schüler des Jubilars,
überreichte im Namen der Gemeinde und ehemaligen Schüler sinnige und
wertvolle Geschenke. In ehrenden Worten gedachte er der Verdienste des
treuen Lehrers, innigen Dank zollend. Auch die Filialgemeinde Richelsdorf
entsandte ihre Vertreter und ließ durch sie ein Geschenk überreichen.
Abends fand eine Feier im Knollschen Saale mit Theateraufführung der
Jugend statt. Der Bürgermeister des Ortes feierte den Jubilar als
verdienstvolles Mitglied des Gemeinderats, Herr Lehrer Hupfeld begrüßte
ihn als Vorstand des Turnvereins, andere christliche Lehrer rühmten seine
Standestreue, und Herr Lehrer Heilbrunn - Oberaula toastete auf die Gattin
des Jubilars. 'Die Mitternacht zog näher schon', als der Jubilar bei
Kaffee und Kuchen allen Teilnehmern seinen Dank abstattete. Wir rufen
Herrn Lehrer Katz unsere guten Wünsche zu.
Vor zirka 100 Jahren wurde die hiesige jüdische Elementarschule
begründet. Die Seelenzahl unserer Gemeinde hat sich leider in letzten
Jahren durch Domizilwechsel verschiedener Familien nicht unerheblich
vermindert." |
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Mendel Katz
(1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1932: "Nentershausen
(Kreis Rotenburg), 20. März (1932). Am 29. März vollendet Herr Lehrer
Mendel Katz hier das 70. Lebensjahr. Nach kurzer Tätigkeit in Falkenburg
(Falkenberg?) kam Herr Katz nach hier. Obwohl er vor einigen Jahren
in Pension ging, blieb er als Religionslehrer, Vorbeter und Schochet
tätig, sodass er heute auch auf eine 50-jährige gesegnete Tätigkeit
zurückschauen kann. Die Liebe und Anhänglichkeit seiner Gemeinde und
ehemaligen Schüler kam so recht zum Ausdruck, als Herr Katz in den
offiziellen Ruhestand trat. Damals nahm das ganze Dorf an der Feier teil.
Heute beklagt es Herr Katz, dass es so merklich still um ihn geworden ist.
Die einst blühende, große Kehillo (Gemeinde) Nentershausen, in deren
Schule Herr Katz 50 Schüler unterrichtete, ist zu einem 'Jischuw'
geworden. Die staatliche Lehrerstelle ist nach seiner Pensionierung
eingegangen. Die Gemeinde zählt nur noch 7 Familien mit 3 Schulkindern.
Herrn Katz aber, der noch in Jugendfrische dahinschreitet, rufen wir zu:
(alles Gute) bis 120 Jahre." |
50-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Mendel Katz
(1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1935: "Nentershausen,
22. April (1935). Am diesjährigen Erew Pessach waren es 50 Jahre, dass
der seit einigen Jahren pensionierte Lehrer M. Katz in
Nentershausen, Kreis Rotenburg a. Fulda, die hiesige Stelle als Lehrer und
Vorbeter übernahm. In der damals blühenden jüdischen Gemeinde hatte er
über 40 Kinder zu unterrichten; heute, als Religionslehrer, noch fünf.
Der Jubilar ist, obwohl er das biblische Alter überschritten hat, geistig
und körperlich noch sehr regsam und beschäftigt sich mit Thora und den
übrigen jüdischen Wissenschaften, sowie in seinem Garten. Während des
Weltkrieges unterrichtete er auch in den christlichen Schulen der hiesigen
Gemeinde, sowie der umliegenden Ortschaften und erfreut sich heute noch
großer Beliebtheit bei seinen ehemaligen Schülern und der übrigen
Bevölkerung. Möge es ihm vergönnt sein, sich noch viele Jahre eines
gesegneten Lebensabends zu erfreuen. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Zum Tod von Lehrer Mendel Katz (1938)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1938: "Lehrer
Mendel Katz - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -. Ein
Ehrengeleite, wie wir es noch selten in letzterer Zeit erlebt haben,
versammelte sich am letzten Sonntag um die Bahre von Lehrer Mendel Katz in
der Friedhofshalle der Israelitischen Religionsgesellschaft. Es galt, von
einem Manne Abschied zu nehmen, der in nur wenigen Jahren Frankfurter
Aufenthalts sich so viel Liebe und Verehrung erworben hat, dass sie in
dieser Stunde in ergreifender Weise nach Ausdruck rangen.
Ein Menschenleben wirkte Mendel Katz an der jüdischen Volksschule in
Nentershausen, wo er ganze Generationen für Judentum und edles
Menschentum großgezogen hat, wo er als Vorbeter und Lehrer auch der
Großen seine Gemeinde zu göttlichen Höhen heranführte, wo er aber auch
so viel Ansehen und Vertrauen bei der nichtjüdischen Bevölkerung genoss,
dass ihm mannigfache Ehrenämter im Orte übertragen wurden. Er hatte bei
Lehrerkonferenzen das führende Wort und war väterlicher Freund und
Vorbild der jungen Kollegen. An der Seite seiner edlen ebenbürtigen
Gattin erzog er vier Kinder, zwei Töchter und zwei Söhne, die alle den
Geist des elterlichen Hauses in ihre Häuser verpflanzt haben.
Vor etwa drei Jahren entschloss sich Lehrer Katz in den Ruhestand zu
treten und verlegte mit seiner Gattin seinen Wohnsitz nach Frankfurt am
Main, um in der Nähe der Kinder zu weilen. Aber dieser verdiente
Lehrerveteran kannte keine Ruhe noch Rast. Wiewohl dem geräuschvollen
Großstadtleben abhold, fand er sich rasch und mit ganzem Herzen in unsere
Kehilla (Gemeinde) hinein, in der er eine zweite geistige Heimat
hatte. 'Habe ich mein Leben lang gelehrt, so fange ich jetzt noch einmal
an, richtig zu lernen,' sagte er, und versäumte buchstäblich keinen
Vortrag, keinen Lehrgang, organisierte mit gleichartigen Kollegen neue Schiurim
(Lehrstunden) unter fachmännischer Leitung, und war bei all dem der
Eifrigste unter den Eifrigen, der Jüngste unter den Jungen, der es stets
verstand, aus der Fülle seines Wissens die Lernstunde zu beleben und zu
bereichern.
Und die eine Jugendliebe nahm er mit in den Ruhestand hinein: die Liebe
zum Kinde, und es war eine tätige, produktive Liebe. Nicht zuletzt aus
seiner und seines Sohnes Initiative wurde vor einigen Jahren der 'Kleine
Israelit' als Kinderbeilage zu unserer Zeitung ins Leben gerufen, und er
blieb der Hauptmitarbeiter dieser Beilage und sprach zu seiner großen
kleinen Lesergemeinde von Nummer zu Nummer in einer Sprache, die ihm die
Herzen der jungen Leser zuführte. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass
diese Arbeit für das jüdische Kind die letzte Freude seines Lebens war.
Wie diese jungen Leser und Leserinnen an ihrem 'Emka' hingen, bewiesen die
vielen Dankschreiben und beweisen nun die Beileidsbriefe, die den letzten
Dank aus jungen Herzen enthalten.
76 Jahre wurde unser Freund Katz, die Kinder, die ihn von Angesicht nicht
kannten, glaubten aber, ein Jüngling spräche zu ihnen. Er ging jung von
dannen in der Nacht zu Freitag, nachdem er noch an beiden
Roschhaschanatagen (Neujahrstagen) uns als Kohen in der ihm eigenen
Freudigkeit den Priestersegen erteilt hat, und sein Andenken wird sich zum
Segen auswirken.
An der Bahre zeichnete zuerst für das Rabbinat Herr R.-A. Dr. E. Posen
mit trefflichen Worten das Bild dieser Lehrerpersönlichkeit. Herr
Redakteur Schachnowitz schloss sich mit bewegten Worten des Dankes für
die Redaktion des 'Israelit' wie als Freund und Leiter der vom
Heimgegangenen so fleißig besuchten Schiurim an. Für die Kollegen und
engeren Freunde fand Herr Lehrer Ganz, früher Niederaula, herzliche Worte
des Gedenkens. Es wird der Gattin und den Kindern zum Troste gereichen,
dass so viele mit ihnen trauern. Seine Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Musketier Bachrach meldet sich freiwillig zur Expedition
nach China (1900)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1900:
"Als Freiwillige, die sich für die Expedition nach China gemeldet
haben, werden uns noch gennannt: J. Cohn vom 67. Infanterieregiment, L.
Rosenthal aus Ibbenbüren, Musketier Bachrach aus Nentershausen bei der
3. Kompagnie des hess. Trainbat. Nr. 11, August Lang, Reservist in
Worms und Grünfelder aus Altenkunstadt
in Oberfranken." |
Zum Tod von Johanna Oppenheim (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1920: "Nentershausen,
Bezirk Kassel, 14. Dezember (1920). Hier verstarb im Alter von ca. 68
Jahren Frau Johanna Oppenheim, eine jener jüdischen Frauen, wie sie heute
leider immer seltener werden. In Gemeinschaft mit ihrem gleichstrebenden
Gatten führte sie ein echt jüdisches Haus. Anderen wohl zu tun, das war
ihre Freude und war ihr ein Herzensbedürfnis. Am Erew Schabbat Kodesch
(Freitag) führte man ihre sterbliche Hülle zur ewigen Ruhe. Von ihrer
Beliebtheit zeugte die große Beteiligung am Leichenbegängnis auch
seitens der nichtjüdischen Bevölkerung. Herr Lehrer Katz, Nentershausen,
rief der Entschlafenen Worte ehrenden Gedenkens nach. Möge Gott
dem trauernden Gatten und den sieben Kindern, die um die Mutter weinen,
seinen Trost senden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Pinchas Seelig aus Solz (1928)
mit Hinweis auf die besonderen Beziehungen der Adelsfamilie von Trott zu Solz zu
den jüdischen Familien
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Solz,
20. Mai (1928). Hier verstarb der in weiten Kreisen bekannte Pinchas
Seelig. Wohl noch nie hat unser Dorf einen so großen Leichenzug gesehen.
Fast alle Einwohner des Dorfes geleiteten den Toten zu Grabe. Der
Bürgermeister von Trott zu Solz, der Pfarrer, die Lehrer,
Rittergutspächter, Landwirte und Arbeiter waren im Leichenzug. Die
Israelitische Gemeinde in Sontra wollte ihren Leichenwagen zur Verfügung
stellen. Doch ein Landwirt zu Solz ließ es sich nicht nehmen, den toten
Freund zu Grabe zu fahren. Der frühere Kultusminister von Trott zu Solz
ehrte den Verstorbenen durch Übersendung eines Blumenstraußes. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Die jüdischen Familien in Solz wurden im
17. und 18. Jahrhundert insbesondere durch die Freiherren von Trott zu
Solz aufgenommen. Die Adelsfamilie war den Juden in der Folgezeit stets
wohl gesonnen, wie auch auf dem obigen Bericht deutlich wird. Bei Arnsberg
Bd. II S. 118 wird Folgendes berichtet: "Von dem später - im
Jahre 1944 - als Widerstandskämpfer hingerichteten Adam von Trott zu Solz
(Sohn des ehemaligen preußischen Kultusministers) wird berichtet, dass er
einmal mit dem Bus von Bebra nach Nentershausen fuhr; eine jüdische Frau
stieg ebenfalls in Nentershausen aus, und - obwohl sie schon älter war -
es wollte ihr niemand den Koffer tragen; A. von Trott nahm kurz
entschlossen das Gepäckstück auf und trug es bis ins Haus der
betreffenden Jüdin (Amalie Freudenthal geborene Bachrach). Ein andermal,
schon nach 1940, hatte der Vater des bereits ausgewanderten Willi Katz auf
dem Finanzamt in Bebra zu tun. Er ging zu Fuß, als ihn plötzlich eine
Kutsche einholte. Adam von Tritt, der mit zwei Schwester darin saß,
forderte den alten Herrn zum Mitfahren auf. Auf den Hinweis, er kenne wohl
nicht die Nürnberger Gesetze, erwiderte Adam von Trott: Wenn ich Sie
einlade, fahren Sie mit, ob mit oder ohne Nürnberger Gesetze! Und der
alte Herr Katz durfte auch nicht auf dem Kutschbock sitzen, sondern musste
im Innern der Kutsche Platz nehmen...". |
Nach der Deportation: Todesanzeige für David Jakob und
Fanny geb. Blach (umgekommen 1944; Todesanzeige von 1945)
Anzeige in der deutsch-amerikanischen Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 2. November 1945:
"Tief erschüttert traf uns die Nachricht, dass unsere
innigstgeliebten, treusorgenden guten Eltern
David & Fanny Jakob geb. Blach
(Grebenau, Oberhessen, Frankfurt am
Main) im Herbst 1944 in Theresienstadt,
und unser lieber Onkel und Tanten
Johanna Heilbrunn geb. Blach
(Nentershausen, Frankfurt/Main), Pessach 1945 in
Theresienstadt,
Herrmann & Recha Blach geb. Blach
(Eschwege) in Riga 1942 verschieden
sind. In tiefem Schmerz:
Henny Jacob, Hanna Jacob, Irma Jacob, Irene Jacob
95 Cabrini Boulevard, New York City." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeigen des gemischten Warengeschäftes von Seelig Seelig und Sohn in Solz
(1890)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 8. Mai 1890:
Die unten zitierte Anzeige von Seelig Seelig erschien zunächst mit
einem Fehler, da statt Solz "Holz" geschrieben war. |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1890: "Suchen
für unser am Sabbat streng geschlossenes gemischtes Warengeschäft zum
sofortigen Eintritt ein junges Mädchen in die Lehre.
Seelig Seelig und Sohn, Solz (Bezirk
Kassel)." |
Witwe S. Emanuel sucht eine Stelle für ihre Tochter
(1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1903:
"Suche
für meine Tochter auf Ostern eine Stelle als Buchhalterin,
Stenographistin und Maschinenschreiberin.
S. Emanuel Witwe, Nentershausen (Bez. Kassel)". |
Jacob Katz I. sucht eine Lehrstelle für seinen Sohn
(1916)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Juni 1916:
"Suche für meinen Sohn, 15 Jahre alt, eine
Lehrstelle
als
Schneider- oder Sattlerlehrling bei freier Station, wo Schabbos und Jontof
(Feiertag) geschlossen ist.
Jacob Katz I., Nentershausen Regierungsbezirk
Kassel." |
Jakob Katz I. war 40 Jahre Rechnungsführer der Gemeinde (1939)
Mitteilung
im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 5. August 1939: "Nentershausen.
Jakob Katz I. kann am 12. August dieses Jahres auf eine 40-jährige
Tätigkeit als Rechnungsführer unserer Gemeinde
zurückblicken". |
Zur Geschichte der Synagoge
In Nentershausen war vermutlich
zunächst (18. Jahrhundert) ein Betsaal oder eine
erste Synagoge vorhanden. Um 1810 wurde eine neue Synagoge erbaut
beziehungsweise in einem älteren Gebäude eingerichtet.
Einen eigenen Betraum hatten - zumindest in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts - die in Solz lebenden jüdischen Familien. Nach 1900
besuchten sie jedoch auch die Synagoge in Nentershausen.
Beim Synagogengebäude in Nentershausen handelte es sich um einen anderthalb
geschosshohen Saalbau mit einseitiger querliegender Empore und Satteldach in
Ost-West-Richtung. Zur Frauenempore führte eine angebaute Außentreppe links
vom Eingang auf halber Geschosshöhe. Die Empore hatte an der Nord- und
Südseite je ein kleines Fenster. Bei dem baulich mit dem Synagogengebäude
verbundenen Gebäude handelt es sich im ein ehemaliges "Hirtenhaus".
Dieses wurde 1885/86 von der israelitischen Gemeinde in Nentershausen gekauft
und in ihm ein rituelles Bad eingerichtet.
Um 1925 wurde die Synagoge in Nentershausen nochmals renoviert. Nach der
Renovierung hatte der Betraum 46
Plätze für Männer, 24 Plätze für Frauen. Bis nach
1933 (möglicherweise bis 1938) wurden in der Synagoge Gottesdienste abgehalten.
Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge im Inneren zerstört. Spuren der Zerstörung zeigen sich
noch in den erhaltenen Teilen des heute im United States Holocaust Museum
ausgestellten Toraschrein. 1939 ging das Gebäude für 600 RM in Privatbesitz
über.
Nach 1939 / 1945 wurde die ehemalige Synagoge als Lager, Werkstatt und Scheune
verwendet. Durch völlige Vernachlässigung geriet sie im Laufe der Jahre in
einen baufälligen Zustand. 1984 waren der Gebäudekomplex aus ehemaliger
Synagoge und rituellem Bad in einem derart schlechten
Zustand, dass die Denkmalbehörden dem Besitzer die Abrisserlaubnis erteilten. 1986
wurde die Museumsleitung des Hessischen Freilichtmuseums in Neu-Anspach
auf die ehemalige Synagoge aufmerksam gemacht, was zunächst zu einer
gründlichen Bauuntersuchung führte. Anlässlich des 50. Jahrestages des Novemberpogroms
1988 konnte im Freilichtmuseum die Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der
ehemaligen Synagoge gefeiert werden. Dennoch dauerte es bis zum Aufbau nochmals
zwei Jahre. Im April 1992 war das Tauchbecken der ehemaligen Mikwe mit dem
Treppenabstieg aufgebaut, im Juni 1992 fand das Richtfest statt. die Eröffnung für das Publikum erfolgte im Juli 1996. Die
ehemalige Synagoge wurde durch den Wiederaufbau in den Zustand nach der letzten
Renovierung von 1925 versetzt; die fehlende Empore wurde rekonstruiert. 1993 wurden
historische Judaica aufgekauft, um sie im Gebäude der ehemaligen Synagoge zeigen
zu können.
Adresse/Standort der Synagoge: Die
Synagoge stand an der Straße "Unter den Linden" in der Nähe des
Bürgermeisteramtes und der Post.
Fotos
(Quelle: Fotos August 1985: Altaras s.Lit. 1988 S. 41 und
1994 S. 125; neuere Fotos aus dem "Hessenpark" - www.hessenpark.de)
Historische Fotos
sind noch nicht vorhanden; über Zusendungen oder Hinweise freut sich der
Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
|
|
|
|
Die ehemalige
Synagoge um 1985 |
|
|
|
|
|
Das Gebäude mit
ehemaliger Synagoge und rituellem Bad befanden sich 1985 in
baufälligem Zustand - die
Abbruchgenehmigung war erteilt. Das linke Foto zeigt rechts
das
Synagogen-, links das Gebäude mit dem Bad; das rechte Foto zeigt das
ehemalige
"Hirtenhaus", in dem das rituelle Bad eingerichtet war |
Rückseite des ehemaligen
"Hirtengebäude", links davon das
ehemalige Synagogengebäude
|
|
|
|
|
|
|
Die Lage der
ehemaligen Synagoge (2)
mit Gebäude des rituellen Bades (1) an der
Straße "Unter den Linden" (3) und dem
"Hasel"
genannten Bach (4) |
Grundriss des
Erdgeschosses
des Gebäude (auf Plan links mit Nr. 1 markiert)
mit
rituellem Bad
im Untergeschoss |
Längsschnitt durch das
ehemalige "Hirtengebäude" |
|
|
|
|
|
|
|
Die ehemalige Synagoge im
"Hessenpark"
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.4.2010) |
|
|
rechts Foto in hoher
Auflösung
zum Download (1,5 mb) |
|
|
Die ehemalige
Synagoge im rechten Gebäudeteil ist an den
Rundbogenfenstern erkennbar; im Gebäude links war das rituelle Bad;
rekonstruiert wurde die Außentreppe links des Eingangs, die zur
Frauenempore führte. |
|
|
|
|
|
|
Blick von Westen
auf das Gebäude |
Der linke Teil, das sogenannte
"Hirtenhaus",
in dem sich die Mikwe befand |
Eingang in das
sogenannte "Hirtenhaus" |
|
|
|
|
|
|
Blick von Süden
auf das Gebäude |
Der Südostgiebel mit der
außen
erkennbaren Nische des Toraschreines |
Die Rundbogenfenster des
Betsaales
von Norden gesehen |
|
|
|
|
|
|
Der Aufgang
zur Frauenempore |
Blick vom Aufgang
zur Frauenempore |
Der Eingang zur
Frauenempore |
|
|
|
|
|
|
Eingang in den
Betsaal der Männer |
Die Inschriften
über dem Eingang in
den Betsaal weisen auf die Jahre der
Renovierungen
der Synagoge hin: 1840 bzw.
(5685) 1924/25 im Fenster über der Türe |
Blick zum Toraschrein, davor
das Lesepult
(Bima) für die Toralesung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Im ehemaligen
Betsaal: Blick auf den rekonstruierten Toraschrein mit der hebräischen
Inschrift: "Erkenne, vor wem du stehst" |
Gebotstafeln über
dem Toraschrein |
|
|
|
|
|
|
Im Betsaal der Männer -
Bankreihen und
das Lesepult (BIma) für die Toralesung |
Blick vom Betsaal der
Männer
zur Frauenempore |
Die mit Sternen
geschmückte Decke -
eine Erinnerung an die Gottesverheißung
an Abraham
1. Mose 15,5 u.ö. |
|
|
|
|
|
|
|
|
Dokumente,
rituelle Gegenstände und Fotos in der Dauerausstellung im Bereich
unterhalb der Frauenempore |
|
|
|
|
|
|
Erinnerung an
die Synagoge im Holocaust-Museum in Washington D.C.
(Fotos: Quelle http://www.ushmm.org/)
|
|
|
|
|
"Kristallnacht"-Abteilung
im
Holocaust-Museum (4. Stock): rechts
Toraschrein aus Nentershausen,
links Foto
der zerstörten Synagoge in Essen |
Spuren der
Zerstörung am
früheren
Toraschrein in Nentershausen mit
hebräischer Inschrift: "Erkenne, vor
wem du stehst" |
|
|
|
|
|
|
|
Das Synagogengrundstück in
Nentershausen im April 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2009) |
|
|
|
Das Synagogengrundstück ist
zum
Müllabladeplatz verkommen. |
Gedenktafel
mit Text: "Hier stand die Synagoge. Das Gebäude wurde 1819 erworben
und bis 1925 weiter ausgebaut. Beschädigt am 9. November 1938, abgetragen
1987. Wiedererrichtet 1996 im Freilichtmuseum Neu-Anspach. Zum Andenken an
die jüdischen Opfer der Gewaltherrschaft, errichtet von der Gemeinde
Nentershausen im Jahre 1999."
Hinweis: eine neue Gedenktafel wurde im August 2010 aufgestellt, siehe
Bericht unten |
|
|
|
|
|
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2010:
Neue Gedenktafel für die Synagoge |
Artikel in der "Hersfelder Zeitung" vom 19. August 2010 (Artikel,
Quelle: HNA-Online):
"Bewegte Geschichte der Synagoge – Arbeitskreis will Andenken bewahren
Tafel erinnert an Juden.
Nentershausen. Eine neue Gedenktafel hat der Arbeitskreis Nentershausen des Geschichtsvereins Altkreis Rotenburg am Standort der ehemaligen Nentershäuser Synagoge errichtet. Die bisherige Tafel war abgebrochen und die Schrift verblasst..." |
|
November 2013:
Das Gedenken an die Synagoge in Nentershausen
wird für unwürdig gehalten |
Artikel in der "Hersfelder
Zeitung" vom 21. November 2013: "Erinnerungstafel für Synagoge steht am Rande eines Lagerplatzes.
Nentershausen. Eine Gedenktafel sorgt für Diskussionen. Sie erinnert an die frühere Synagoge und damit an die jüdischen Einwohner Nentershausens. Doch die Tafel steht am Rande eines Lagerplatzes. Das halten viele für ein unwürdiges Gedenken.
Nentershausen ist ein schmuckes, liebenswertes Dorf am Fuße der Tannenburg - da sind sich Einwohner und Besucher einig. An einer Stelle im Dorf bleiben aber immer wieder mal vor allem auch Touristen stehen und können sich ein Kopfschütteln nicht verkneifen: vor dem Schild, das an der Straße Unter den Linden an den Standort der jüdischen Synagoge erinnert..."
Link
zum Artikel |
|
Mai 2015:
80-jähriges Barmizwa-Jubiläum |
Artikel in der "Jüdischen
Allgemeinen" vom 14. Mai 2015: "Nentershausen. Noch einmal
Barmizwa. Vor 80 Jahren wurde Erich Oppenheim zur Tora aufgerufen -
erst jetzt konnte er seine Lesung vollenden..."
Link
zum Artikel |
Anmerkung: Erich Oppenheim feierte seine
Barmizwa am 26. Januar 1935 in der Synagoge Nentershausen. 80 Jahre danach
besuchte er die restaurierte Synagoge im Hessenpark und besucht
Nentershausen. |
|
Januar 2020:
Erinnerung an die Familie Kis mit
Frieda Kis geb. Emanuel, für die in Eisenach
ein "Stolperstein" verlegt ist |
Artikel von Frank Rothe und Peter Rossbach
in der "Thüringer Allgemeinen" vom 14. Januar 2020: "Erinnerung an Frieda
und Samuel Kis.
Eisenach. Das jüdische Ehepaar wohnte in Eisenach mit zwei Söhnen in
der Wörthstraße, die heute den Namen Karl-Marx-Straße trägt.
100 Stolpersteine in Erinnerung an Eisenacher Bürger, die unter der
Naziherrschaft 1933 bis 1945 verfolgt, vertrieben und ermordet wurden,
wurden von 2009 bis 2019 im Eisenacher Stadtgebiet verlegt. Auf Initiative
des Bündnisses gegen Rechts gehört Eisenach damit zu vielen deutschen
Städten, in denen mit messingfarbenen Bodenfliesen des Künstlers Gunter
Demnig an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. Unsere Zeitung
veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen, was zum Leben dieser Menschen
bekannt ist. Die Informationen und Fotografien zusammengetragen hat der
Eisenacher Frank Rothe. In der heutigen Folge geht es um das Schicksal des
Ehepaars Frieda und Samuel Kis, das Anfang der 1920er-Jahre mit zwei
Söhnen nach Eisenach gekommen war. Samuel wurde am 10. April 1882 in Darkony
Miskolz in Österreich-Ungarn geboren. Er wuchs dort auf.
Ende des Ersten Weltkriegs in Erfurt. Frieda wurde am 16. Juni 1889
im hessischen Nentershausen geboren. Sie besuchte die Schule im Ort.
Wie und wo sich die beiden kennen lernten, ist heute nicht mehr
nachvollziehbar. Das Paar muss Ende des Ersten Weltkrieges für einige Zeit
in Erfurt gewohnt haben, bevor Eisenach als Heimat ausgewählt wurde. Am 5.
März 1914 kam Sohn Jakob Heinz Kis in Erfurt zur Welt. Alfred Kis folgte
dann am 1. November 1921. Er wurde ebenfalls in Erfurt geboren.
Ein Laden in der Georgenstraße. Kurz danach zog die Familie nach
Eisenach in die damalige Wörthstraße 45, die heutige Karl-Marx-Straße. Die
Söhne wuchsen hier auf und besuchten die Schule. Samuel betrieb in der
Georgenstraße 12 einen Manufakturwarenhandel und konnte damit die Familie
ernähren. Als das Nazi-Regime 1933 an die Macht kam, versuchte die Familie
komplett ins Ausland auszuwandern. Dieser Versuch schlug fehl. Nach dem Ende
des Schulbesuches von Alfred im Jahre 1936 konnten zumindest beide Brüder
nach Palästina auswandern. Jakob Heinz war damals 22 und sein jüngerer
Bruder Alfred noch 14. Es war für beide nicht leicht, die Eltern in
Nazi-Deutschland zurückzulassen. Mit ihrer Flucht retteten sich die Söhne
vor dem Holocaust. Am 9. Mai 1942 wurde das jüdische Ehepaar aus Eisenach
deportiert und kurze Zeit später im Ghetto im polnischen Belzyce ermordet.
Finanziert werden die Stolpersteine von verschiedenen Gruppen, Vereinen,
Interessengemeinschaften und zahlreichen weiteren privaten Paten. Nach wie
vor werden weitere Paten gesucht. Wer eine Patenschaft übernehmen möchte –
ein Stein kostet 120 Euro – meldet sich beim Bündnis gegen Rechtsextremismus
Eisenach unter Telefon: 0172/1458702."
Link zum Artikel |
|
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 116-118. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 41 (hier weitere Literaturangaben). |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 122-124. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 63-64. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 523-524. |
| Jens Hoppe: Jüdische Geschichte und Kultur in
Museen. Zur nichtjüdischen Museologie des Jüdischen in Deutschland. 2002.
S. 161-162. |
| Karl-Heinz Berndt: Der Judenpfad. Ein Beitrag zur
Geschichte der Juden in Nentershausen. 2007. Teilweise
bei Google-Books einsehbar.
Erhältlich beim Geschichtsverein Altkreis Rosenburg und beim Autor (Tel.
06627/441). 13,60 €. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nentershausen
Hesse-Nassau. Dating from the 18th century, the community built a synagogue in
1810 and numbered 149 (14 % of the total) in 1861 apart form members in Solz and
Imshausen (11). It dwindled to 37 in 1925 and 14 Jews emigrated during the Nazi
period; the last 13 were deported in 1942.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|