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in Fürth
Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
Berichte zu einzelnen Personen aus der
jüdischen Gemeinde
Berichte und Anzeigen zu Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz
Hinweis: bitte besuchen Sie auch die von Gisela Naomi
Blume erstellte Website: www.juedische-fuerther.de
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Fürth wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Ergänzend sind einige Dokumente zur Geschichte jüdischer Familien und
Gewerbebetriebe eingestellt.
Übersicht:
| Berichte zu einzelnen Personen aus der
jüdischen Gemeinde - in chronologischer Reihenfolge
- Isak
Prager von Fürth (?) wird nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe aus
dem Großherzogtum Baden ausgewiesen (1819)
- Löw
Nathan Bamberger gen. Lion Nathan Sohn von Fürth wird nach
Verbüßung einer Zuchthausstraße aus dem Großherzogtum Baden ausgewiesen
(1838)
- Die
Familie von Nathan Schnaittacher wandert nach Jerusalem aus (1847)
- Kaufmann
Bayer aus Fürth kann sich gewerblich in Nürnberg betätigen (1860)
- Auszeichnung
des Dichters Leopold Feldmann durch den König - Familienstiftung des
Philanthropen Kaufmann (1871)
- Zum
Tod von Dr. Carl Feust, einer der ersten jüdischen Rechtsanwälte in
Bayern (1872)
- Ehrung
für den Advokaten Dr. Frankenburger - Einladung an die Tafel des
Kronprinzen (1873)
- Hinweis
auf die Ernennung von Salomon Berolzheimer zum Vorsteher des
Handelsrates in Fürth (1874)
- Drei
Israeliten wurden in die bayerische Abgeordnetenkammer gewählt, darunter Dr.
Gunzenhäuser in Fürth (1875)
- Zum
Tod des aus Fürth stammenden Dr. Jakob Henle, Journalist der
"Frankfurter Zeitung" (1875)
- Ernennung
von Isaac Offenbacher-Oppenheimer zum französischen Konsul (1875)
- Zum Tod von
Rabbi Mendel Königshofer (1878)
- Zum Tod
von Resla (Rosalie) Neuburger (1878)
- Zum
Tod von Joel Zirndorfer sowie Bericht über jüdische Konsularbeamte
in Bayern (1880)
- Zum Tod
von Dr. Ignaz Ortenau (1883)
- Zum Tod von Matthias
Neuburger (1884)
- Zum Tod von J.D.
Heumann (1885)
- Zum Tod von Abraham
Felsenstein (1885)
- Zum
Tod von Jakob Mohr, 20 Jahre Schriftführer des städtischen
Gemeinderats (1886)
- Zum
Tod des Gemeindebevollmächtigten (der bürgerlichen Gemeinde) und
Landratsmitglied Salomon E. Berolzheimer (1886)
- Zum
70. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Dr. Landmann
(1886)
- Über
die Wohltaten von Dr. Wilhelm Königswarter (1887)
- Weitere
Wohltaten des verstorbenen Dr. Wilhelm Königswarter auf Grund seiner
Verfügung (1887)
- Denkmal
und Grabmal für den Wohltäter und Ehrenbürger Dr. Wilhelm
Königswarter (1888)
- Zum Tod von David
Ichenhäuser (1889)
- Zum Tod
von Rabbi Lippmann Massenbacher (1891)
- Goldene Hochzeit von
Hofrat Dr. Samuel Berlin und seiner Frau (1891)
- Dr.
Landmann wird Ehrenbürger der Stadt Fürth (1892)
- 90.
Geburtstag von Dr. Moritz Weichselbaum (1892)
- Zum Tod des aus Fürth stammenden
Rabbiners Dr. Heinrich Zirndorf, Rabbiner der
Gemeinde Ahawas Achim in Cincinatti (1893, geboren 1830 in Fürth)
- Zum Tod von
Bernhard Ullmann (1894)
- Auszeichnungen
jüdischer Persönlichkeiten durch den Prinzregenten, unter ihnen der aus
Fürth stammende Heinrich Berolzheimer (1895)
- Max
Berlin aus Fürth wird zum Oberlandesgerichtsrat am Oberlandesgericht
Nürnberg befördert (1895)
- Zum
Tod des in Fürth geborenen Rabbiners Dr. L. D. Zimmer (1895)
- Zum Tod von
Hofrat Dr. Samuel Berlin (1897)
- Zum Tod von Hirsch
Zimmer (1897)
- Zum Tod von Max
Naumburger (1899)
- A.
Dahlmann und A. Bach werden zu Kommerzienräten ernannt
(1900) )
- Zum Tod von Hirsch
Bermann (1900)
- Zum Tod von Mauri
Zimmer (1900)
- Fabrikbesitzer
Lippman Bendit wird zum Kommerzienrat ernannt, Rechtsanwalt Dr.
Wittelshöfer zum Justizrat und Dr. Hirsch zum Medizinalrat (1901)
- Zum Tod von Henoch
Zimmer (1901)
- Zum Tod von
Gabriel Wiener (1903)
- Besinnung
von Emil Dessauer (Fürth) über den Sabbat (1904)
- Anzeige von Albert Mayer
(1904)
- Zum Tod von Kommerzienrat S. Fränkel
(1904)
- Trauerfeier für
Kommerzienrat Fränkel (1904)
- Justizrat
Gunzenhäuser beendet seine langjährige Zeit als Vorstand der
Kultusgemeinde (1905)
- Zum
Tod des Nürnberger und Fürther Ehrenbürgers Kommerzienrat Heinrich
Berolzheimer (1906)
- Goldene Hochzeit von
Edward Mayer und Lena geb. Singer in
Philadelphia (1906)
- Zum
Tod von Bankier Gabriel Feuchtwanger (1906)
- Zum
Tod von Justizrat Julius Feucht (München) (geb. 1853 in Fürth,
gest. 1906 in Bad Tölz)
- Zum
Tod von Justizrat Gunzenhäuser (1906)
- Rechtsanwalt
Alfred Nathan (Reichenhall) vermacht Stiftungen an seine Vaterstadt
Fürth und an die Stadt Bad Reichenhall und wird Ehrenbürger beider Städte
(1906)
- Rechtsanwalt
Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1908)
- Zum Tod von Jacob
Cramer (1908)
- Zum Tod von
Johanna Felsenstein (1908)
- Zum
Tod von Therese Cramer (1908)
- Zum Tod von Moses
Rau (1909)
- Dr.
Jakob Frank wird Oberarzt am städtischen Krankenhaus - Hofrat Alfred Nathan
wird ausgezeichnet (1911)
- Stiftungen
von Kommerzienrat Theodor Löwensohn (1911)
- Dr.
A. Tachauer wird zum Gymnasiallehrer ernannt (1911)
- Hofrat
Alfred Nathan spendet in sehr großzügiger Weise für städtische
Zwecke (1911)
- Novelle
über Rebekka Elkan von Sophie Hoechstetter (1912)
- Spende
des Ehrenbürgers Alfred Nathan für Kriegslazarette (1914)
- Ehrenbürger
Geheimrat Alfred Nathan spendet eine große Summe für Kriegslazarette usw.
(1914)
- Bei
der Beerdigung der Kaufmannsgattin Johanna Löwensohn sind ihre drei
Söhne als Hauptleute in Uniform anwesend (1915)
- Der
Geheime Hofrat Alfred von Nathan spendet weitere 100.000 Mark für
die Kriegsfürsorge (1915)
- Zum Tod von
Herz Rosenblatt (1915)
- Zum Tod
von Abraham Birnbaum (1915)
- Auszeichnung
für einen jüdischen Kriegsteilnehmer und jüdische Bürger aus Fürth
(1916)
- Zum
Tod von Kommerzienrat Albert Rosenfelder durch einen Unfalls auf dem
Exerzierplatz Hainberg (1916)
- Spende
von Fabrikbesitzer Karl Ullmann für die städtische Kriegsfürsorge
(1916)
- Stiftung
der Bankierswitwe Fanny Hirschmann (1917)
- Stiftung
der Wäsche- und Militäreffektenfabrik Sigmund Schwarzenberger
(1917)
- Auszeichnung
für den Geheimen Hofrat Alfred Nathan (1917)
- Goldene Hochzeit des aus Fürth stammenden
Professors Dr. Kaufmann Kohler,
Präsident des Hebrew Union College in Cincinnati (1920)
- Zum
Tod von Bernhard Ichenhäuser (1921)
- Todesanzeige
für Israel Friedländer (1922)
- Zum
Tod des Philanthropen und Wohltäter Alfred Nathan (1922)
- Zum Tod von Julius
Fellheimer (1923)
- Zum Tod
von Gella Ettlinger geb. Koschland (1923)
- Zum Tod
von Sandor Lövy geb. Berlinger (1923)
- Geburtsanzeige
von Marianne Spiegel (1924)
- Todesanzeige
für Gottlieb Holzinger (1924)
- Zum Tod von Arnold
Feuchtwanger (1924)
- Zum Tod
von Rebecca Lehmann geb. Zimmer (1925)
- Zum
Tod von Emma Farntrog geb. Berliner (1925)
- 70. Geburtstag von
Kommerzienrat Maier Bechmann
(1926)
- Zum Tod von
Rabbiner Dr. Kaufmann Kohler (geb. 1843 in
Fürth, gest. 1926 in New York)
- Zum
Tod von Rudolf Steinhardt, Eduard Mohr und Meyer Bendit (1927)
- Zum Tod von Caroline
Neuburger (1927)
- Eine
Büste für den Ehrenbürger Hofrat Nathan wird aufgestellt (1927)
- Zum
Tod von Zilli Bermann geb. Naumburger (1927)
- Zum Tod von Betty
Farntrog (1928)
- Zum Tod von Mausche
Heinemann (1928)
- Zum Tod von Sigmund
Holzinger (1929)
- Verlobungs-
und Hochzeitsanzeigen für Rosel Schächter und Bernhard
Sulzbacher (1930)
- Zum Tod von Karoline
Ichenhäuser (1930)
- Hochzeitsanzeige
von Erich Felsenstein und Paula geb. Hirsch (1930)
- Verlobungsanzeige
von Ruby Braude und Jacob Braude (1930)
- Zum Tod
von Marta Kohn - Königshöfer (aus Fürth, gest. 1931 in Mannheim)
- Zur
Erinnerung an den 1930 verstorbenen Löb Lion (1931)
- Verlobungsanzeige
von Betty Grünfeld und Selig Wolf (1933)
- Anzeige zum
Tod von Minna Höchster (1934)
- Zum
Tod von Jakob Wassermann (geb. 1873 in Fürth, gest. 1934 in
Altaussee)
- Goldenes Doktorjubiläum von
Sanitätsrat Dr. David Teitz
in Fürth (1934)
- Anzeige
zum Tod von Minna Höchster geb. Sonder (1934)
- Zum
Tod von Stud.-Prof. i.R. Arnold Kurzmann (1936)
- Zum Tod
von Sanitätsrat Dr. David Teitz (1936)
- Zum
Tod von Simon Sänger (1936)
- Verlobungsanzeige von
Friedl Schild und Dr. Benno
Heinemann (1936)
- Zum
Tod von Moritz Peiser, früherer Vorsteher der jüdischen Gemeinde
von Koschmin (Provinz Posen, heute Koźmin Wielkopolski; 1936)
- Verlobungsanzeige
von Hanna Neumann und Josef Singer (1937)
- Nach
der Deportation: Todesanzeige für Ella Nussbaum geb. Mayer
(umgekommen im KZ Bergen-Belsen; 1945)
|
| Einzelnes
zu jüdischen Gewerbebetrieben
- Anzeige von
G. Löwensohn für Gratulationskarten
zum Neujahrsfest (1859)
- Anzeige
der Zichorienfabrik Julius Cohn (1867)
- Anzeige des
Papier- und Schreibwaren-Geschäftes S. J.
Offenbacher (1889)
- Anzeige des Metzgermeisters
F. Stoll (1902)
- Anzeige
der Mechanischen Gummiband-Weberei und Hosenträgerfabrik Theodor Riegel
(1902)
- Firmenkarte
der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (1906)
- Anzeige
des Manufakturwarengeschäftes David Farntrog (1907)
- Werbevignetten
der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (um 1910)
- Über die
Zichorienfabriken in Fürth (1897)
- Anzeige
des Spezereien-en-gros-Geschäftes von Max Naumburger (1868)
- Mitarbeiter
für ein Comptoir-Utensilien-Geschäft gesucht (1901)
- Anzeige der Fa. Hermann Hausmann
(1921)
- Über
die Firma Hans Fischer (Scheitel-Transformations-Haus) (1929) |
| Weitere Dokumente
- Brief
aus Wallerstein an Joel Getz (Goetz, Götz) in Fürth (zwischen 1849
und 1861)
- Brief
aus Nördlingen an S. Farrnbacher in Fürth (1867)
- Brief
aus Nördlingen an Moritz Heinemann in Fürth (1871)
- Karte
an Leopold Illfelder, Bleistiftfabrik in Fürth (1875)
- Karte
von Gerson Löwensohn, Bilderbuchfabrik in Fürth (1883)
- Karte an Gerson
Löwensohn in Fürth (1880)
- Firmenkarte
aus Rotterdam an Moritz Heinemann in Fürth (1895)
- Postkarte
aus Frankreich an die Fa. Ullmann & Engelmann in Fürth (1884)
- Postkarte
an Nathan Springer in Fürth (1894)
- Umschlag
eines Briefes an Justizrat Berolzheimer in Fürth (1894)
- Karte
von Theodor Bergmann (Nürnberg) an Flora und S. Bergmann
(Fürth, 1896)
- Firmenkarte
von H. E. Arnstein aus Fürth nach Brüssel (1899)
- Postkarte
an Rosa Feuchtwanger aus Anvers (Belgien, 1905)
- Postkarte
an Georg Rosenberg in Fürth (1905)
-
Rechnung der Firma Hermann Krakenberger (1905)
-
Rechnung der Firma M. Kunreuther, Spiegelfabrik (1907)
- Zwei
Firmenkarten der Firma Moses Kohnstamm (1913/14)
- Werbevignetten
des Geschäftes "Küchenbazar" des Max Jakobowski (ca.
1910/20)
- Firmenkarte
von S. Bergmann in Fürth (1914)
- Ansichtskarte
mit einer Abbildung des Berolzheimerianum (1917)
- Postkarte
an Fa. A. N. Holzinger in Fürth (1919)
- Brief an Hedwig Bendel in
Fürth (1920)
- Firmenkarte
der Zinnfolienfabrik D. Morgenstern (1920)
- Werbung der Fa.
J. Heymann in Fürth (1920)
- Briefumschlag von
L. Bierer (1922)
- Postkarte
an Max Jakobowsky in Fürth (1923)
- Firmen-Briefumschlag
von Leo Karpf, Holzgroßhandlung (1923)
- Umschlag
eines Briefes an David Menki Zimmer (1923)
- Postkarte
von Lili Steiner geb. Lemle an Dr. Oppenheimer in Fürth (1924)
- Postkarte
an Karl Hirschmann aus den USA (1928)
- Postkarte
von Fanny Rothschild (Fürth) an ihren Bruder Berthold Rothschild,
derzeit in Jugenheim, 1934)
- Brief
von Fa. Jakob W. Wolff, Pappen en gros in Fürth (1935)
-
Rechnung
der Metallwarenfabrik Hutzler & Pretsfelder AG (1934)
|
| Sonstiges
- Schwierigkeiten
im Blick auf die religiöse Erziehung eines getauften Kindes mit einem
jüdischen Vater und einer christlichen Mutter (1886)
- Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Moritz Rothschild aus Fürth (1825-1888)
|
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde - in chronologischer
Reihenfolge
Isak
Prager von Fürth (?) wird nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe aus dem
Großherzogtum Baden ausgewiesen (1819)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1819 S. 469 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Landesverweisung. Jud Isak Prager,
angeblich von Fürth bei Nürnberg, welcher von dem Großherzoglichen
Bezirksamt Gernsbach unterm 25. September vorigen Jahres wegen
Vagantenleben auf 6 Monate in hiesiges Korrektionshaus geliefert, wurde
nach erstandener Strafzeit heute wieder aus hiesiger Anstalt entlassen,
und in Gefolge Hofgerichtlichen Urteils der Großherzoglichen Badischen
Lande verwiesen. Welches hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht
wird.
Signalement. Derselbe ist 65 Jahr alt, von etwas robuster Statur, 5'
4" groß, hat schwarze mit grau untermischte Haare, etwas
länglichtes Angesicht, hohe bedeckte Stirn, graue Augen, große Nase und
Mund, breites Kinn, grauen Bart, bei der Entlassung trug er: einen runden
Hut, einen grautüchenen Überrock, ein weiß Halstuch, eine rote und
schwarze Weste, ein Paar blautüchene lange Hosen, ein Paar weißwollene
Strümpfe, ein paar blaugestreifte leinene Kammaschen und
Bänderschule.
Bruchsal, den 25. März 1819. Großherzoglich Badische Zucht- und
Korrektionshaus-Verwaltung". |
Löw
Nathan Bamberger gen. Lion Nathan Sohn von Fürth wird nach Verbüßung einer
Zuchthausstraße aus dem Großherzogtum Baden ausgewiesen (1838)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1838 S. 134 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Mannheim
[Landesverweisung] Der unten signalisierte Löw Nathan Bamberger, genannt
Lion Nathan Sohn, von Fürth, im Königreich Bayern, welcher durch Urteil
des großherzoglichen Hofgerichtes des Mittelrheinkreises vom 26. Mai 1835
Nr. 2483 wegen Wechselfälschung und Betrugs zu 3 Jahre Zuchthausstrafe
verurteilt, und unterm 1. August 1835 zur Straferstehung eingeliefert
wurde, ist mit dem Reste seiner Strafe begnadigt worden. Er wird daher
morgen, mittelst Ablieferung an das königlich bayerische Landgericht
Wunsiedel, aus der Strafanstalt entlassen und der großherzoglichen
badischen Lande verwiesen.
Mannheim, den 6. Februar 1838.
Großherzogliche Zuchthaus-Verwaltung.
Kiefer. Wohnlich
Signalement: Alter 56 Jahre; Größe 5' 3" 3"'; Haare
braun; Augenbrauen blond, Augen grau; Gesichtsform länglich; Gesichtsfarbe
blass; Stirn nieder; Nase lang, Mund gewöhnlich; Zähen schlecht;
Barthaare rötlich und grau; Kinn gewöhnlich; besondere Kennzeichen: eine
Glatze." |
Die
Familie von Nathan Schnaittacher wandert nach Jerusalem aus (1847)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 2. April 1847: "Aus Fürth
vernimmt man die Auswanderung einer Familie nach Jerusalem. Der Mann
heißt Nathan Schnaittacher und führte von jeher ein sehr asketisches
exzentrisches eben. Gleichwohl wird er in seinem Vorhaben von dortigen
Männern der entgegengesetzten religiösen Richtung kräftigst
unterstützt. Wie verschieden in ihren faktischen Ergebnissen ist doch der
religiöse Zwiespalt unserer Zeit in großen alten Gemeinden gegen
das Gehabe an kleinen Plätzen, besonders auf dem Lande, wo er nur auf der
Fläche sich bewegt und in Gehässigkeiten und Verfolgungen und nach
Umständen in kleinlichen und eigennützigen Wahlumtrieben sich
gefällt." |
Kaufmann
Bayer aus Fürth kann sich gewerblich in Nürnberg betätigen (1860)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. Februar 1860: "Dass übrigens in unsern höhern
Regierungskreisen eine günstigere Stimmung für uns herrscht, mag auch
noch folgende Tatsache bekunden. Der Erwerb einer realen Gewerbs- oder
Handelsgerechtsame berechtigt jeden Andersgläubigen, ob ansässig oder
nicht, zur Ausübung derselben. Durch Ministerial-Entschließung vom Mai
1854 ist jedoch im Hinblick auf den § 18 des Edikts von 1813 (Matrikel
betr.) angeordnet, dass Israeliten nur wenn sie ansässig
sind, Gewerbe ausüben dürfen. Entgegen dieser Anschauung hat nun das
gegenwärtige hohe Staatsministerium dem Kaufmann Bayer aus Fürth
die Erlaubnis zur Ausübung der von ihm erkauften
Tuchhandelungsgerechtsame in Nürnberg erteilt, die ihm unter dem vorigen
Regime noch speziell verweigert worden war. - In Nürnberg wohnen
gegenwärtig schon über 60 jüdische Familien, von denen bereits 14 die
Bürger-Aufnahme erhalten haben. '...so mehrte sich das Volk und so
breitete es sich aus...' (2. Mose 1,12)" |
Auszeichnung des Dichters Leopold Feldmann durch den
König - Familienstiftung des Philanthropen Kaufmann (1871)
Anmerkung: die Meldung über den Dichter Leopold Feldmanns Ehrung wird wohl
nur zufällig aus Fürth berichtet; über den Dichter siehe einen Wikipedia-Artikel.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. April
1871: Fürth, im März (1871). Der König von Bayern hat dem Dichter
Leopold Feldmann zu seinem 70-jährigen Geburtstag als Anerkennung
seiner dramatischen Leistungen das Ritterkreuz des Verdienstordens von
heiligen Michael verliehen.
Einen glänzenden Beweis hochherziger Gesinnung und edlen Strebens hat der
Philanthrop, Herr Privatier Kaufmann in Manchester, durch die
ansehnliche Familienstiftung von 20.000 Pfd. Sterling gezeigt. Die Zinsen
aus diesem Betrage sollen in erster Linie seinen hier und anderwärts
wohnenden Verwandten zugewendet und eventuell auch zu anderen
Humanitätszwecken verwendet werden. Die Kollatur (hier: Gremium mit
dem Recht der Verteilung der Zinsen aus den Stiftungsgeldern)
besteht aus drei hiesigen Verwandten des Stifters und einem Mitgliede des
hiesigen Kultusvorstandes. Da der edle Geber die Stiftung vor seinem
Ableben noch zu vermehren gedenkt, so ist Aussicht vorhanden, dass unsere
Gemeinde, in der bereits zu öffentlichen Zwecken so Außerordentliches
geschieht, um eine noch ansehnlichere Stiftung bereichert werden wird.
Sigmund Heumann." |
Zum Tod von Dr. Carl
Feust, einer der ersten jüdischen Rechtsanwälte in Bayern (1872)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Oktober 1872: "Fürth, 23. September (1872). ...
Unsere Gemeinde hatte dieser Tage einen schmerzlichen Verlust um ein
würdiges Gemeindeglied. Herr Dr. Carl Feust, Regierungsadvokat und
Ritter des Verdienstordens vom heiligen Michael erster Klasse, verstarb im
74. Lebensjahre. Derselbe, einer der ersten jüdischen Rechtsanwälte in
Bayern, war wegen seiner eminenten Kenntnisse und der Makellosigkeit und
Größe seines Charakters eine auch in weiteren Kreisen hochgeschätzte
Persönlichkeit. Ein Beweis, in welchem hohen Ansehen der Verblichene in
allen Kreisen hiesiger Bevölkerung stand, war die zahlreiche Beteiligung
an seinem Leichenbegängnisse, dem auch die Spitzen der städtischen und
königlichen Behörden in Amtstracht beiwohnten. In der von Herrn Dr.
Neubürger, dem Substituten des Herrn Rabbiners Dr. Löwy, gehaltenen
Leichenrede wurden gleichfalls die Verdienste des Dahingeschiedenen
genugsam gewürdigt, und so viel mir aus zuverlässiger Quelle bekannt
ist, wir ein ausführlicher Nekrolog Feust's demnächst
erscheinen.
Von den zur Verteilung gelangenden Kriegsdenkmünzen für Zivilpersonen
kamen drei an den Zweighilfsverein in Erlangen,
darunter eine an Universitätsprofessor Dr. Herz, welche wegen
seines inzwischen erfolgten Ablebens an dessen Erben ausgehändigt
wird." |
Ehrung
für den Advokaten Dr. Frankenburger - Einladung an die Tafel des Kronprinzen
(1873)
Artikel
in der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September 1873:
"Fürth, 17. September (1873). Bei der jüngsten Inspizierung
der bayerischen Truppen durch den deutschen Kronprinzen und des letzteren
Anwesenheit in Nürnberg, wurde Seitens des dortigen Gemeindekollegiums
sein Mitglied, der Landtagsabgeordnete, Advokat Dr. Frankenburger, in
die Empfangsdeputation geladen, und wurde derselbe unter anderen, dem
Zivilstande Angehörigen, von dem Kronprinzen zur Tafel
gezogen." |
Hinweis
auf die Ernennung von Salomon Berolzheimer zum Vorsteher des Handelsrates in
Fürth (1874)
Anmerkung: Salomon Berolzheimer (geb. 1811 in Fürth, gest. 1886 in Fürth)
war ab 1863 der erste jüdische Richter (Handelsrichter) in Bayern; er war auch
Landtagsabgeordneter. Zu seinem Tod siehe Artikel
unten.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Juni
1874: "Fürth, 16. Juni (1874). Erlauben Sie mir, zu meinem
Artikel in Nr. 24 einige kleine Berichtigungen hinzuzufügen. Der Name
des ersten Israeliten in Bayern, der zum Vorstande des hiesigen
Handelsrates ernannt wurde, ist Salomon Berolzheimer. Die Dekrete für
Dr. Ortenau als königlicher Notar und Max Berlin als königlicher
Stadtgerichtsassessor in Nürnberg datierten resp. vom 21. April 1862 und
16. Januar 1874. S. 407 Z.3 muss es heißen: 'der erste Israelit in
Bayern'." |
Drei
Israeliten wurden in die bayerische Abgeordnetenkammer gewählt, darunter Dr.
Gunzenhäuser in Fürth (1875)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. August 1875:
"Fürth, 25. Juli (1875). Zum ersten Male seit den großen
Ereignissen der Jahre 1870/71 war Bayern berufen, allgemeine Wahlen für
den Landtag vorzunehmen. Soweit nun solche festgestellt sind, treten drei
Israeliten in die bayerische Abgeordnetenkammer ein und zwar Dr.
Frankenburger in Nürnberg, Dr. Gunzenhäuser in Fürth und Dr.
Henle in München. Neugewählt ist Dr. Gunzenhäuser in Fürth,
während die beiden übrigen Herren schon während und zwischen der
vorigen 6-jährigen Legislaturperiode diejenigen Städte vertraten, von
welchen sie auch diesmal gewählt wurden. Abgelehnt haben schon vor der
Wahl die bisherigen pfälzischen Abgeordneten, Rentier Levy und Notar Dr.
Adler. Sämtliche drei Abgeordnete gehören der bayerischen
Fortschrittspartei an, die für die deutsch-nationale Idee wirkt. Die
Vertretung von drei Israeliten übersteigt das numerische Verhältnis
insofern, als bei einer Einwohnerzahl von 4.824.421 Seelen, worunter
49.840 Israeliten bei einer Gesamtzahl von 156 Abgeordneten auf die Juden
nicht einmal zwei
träfen." |
Zum
Tod des aus Fürth stammenden Dr. Jakob Henle, Journalist der "Frankfurter
Zeitung" (1875)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10.
August 1875: "Frankfurt am Main, 29. Juli (1875). Der
'Korrespondent v. u. f. Deutschland' schreibt: Soeben geht uns die
Nachricht zu, dass Herr Dr. phil. Jakob Henle, ein langjähriger
treuer Mitarbeiter der 'Frankfurter Zeitung', nach längeren Leiden in
vergangener Nacht gestorben ist. Jakob Henle war am 28. Oktober 1803 zu Fürth
geboren. Er war der älteste deutsche Journalist. Unermüdlich und mit
aufopfernder Gewissenhaftigkeit erfüllte er seit 53 Jahren seinen Beruf
in ungeschwächter Geisteskraft, hochgeschätzt von Allen, die ihn
kannten. Bis zum Jahre 1845 war Henle eine lange Reihe von Jahren
alleiniger verantwortlicher Redakteur des 'Nürnberger Korrespondenten'.
Im Jahre 1848 berichtete Henle über die Parlamentssitzungen für die
gelesensten deutschen und ausländischen Blätter. Auch ging er mit dem
Rumpfparlament nach Stuttgart. Von hier nach Frankfurt zurückgekehrt,
vertrat er neben fleißigen Korrespondenzen über Börse, Handel und
Volkswirtschaft die Berichterstattung aus den Sitzungen des gesetzgebenden
Körpers und später aus den Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung
anfänglich für das 'Frankfurter Journal' und später von ihrer Gründung
an bis auf den heutigen Tag für die 'Frankfurter Zeitung'. Auch das
Referat über die hiesigen Strafgerichte hat Henle für letzteres Blatt
während einer Reihe von Jahren in gewissenhaftester Weise besorgt. ER
hatte ein wunderbares Gedächtnis: nur mit Hilfe des letzteren (ohne
Stenographie) bearbeitet er stundenlange Sitzungen mit einer merkwürdigen
plastischen Lebendigkeit und in fast wortgetreuer, klarer Darstellung des
Geredeten, immer das Interessante und Wissenswertere gruppierend. Mit
Henle ist eine seltene frische Kraft und ein reiches und kindliches
Gemütsleben - ein Ehrenmann und ein biederer Charakter in das Grab
gestiegen." |
Ernennung von Isaac Offenbacher-Oppenheimer zum
französischen Konsul (1875)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember
1875: "Fürth, 9. Dezember (1875). Herr Isaac
Offenbacher - Oppenheimer, vom Hause Joseph Offenbacher in Fürth,
welcher eine Filiale in gleicher Firma in Paris besitzt, wurde von der
französischen Regierung zum Konsul ernannt und als solcher
bestätigt." |
Zum Tod von Rabbi Mendel Königshöfer
(1878)
Anmerkung: die hebräischen Wendungen könnten teilweise noch präziser
widergegeben werden, bitte Vorschläge an den Webmaster (Adresse siehe Eingangsseite).
Bei Rabbi Mendel Königshöfer handelt es sich um den Religionslehrer
Mendel Lob (Menachem Arje) Königshöfer, dem Vater von Rabbiner Dr. Moses Jonas
Königshöfer, der seit 1867 Leiter des Israelitischen Waisenhauses in Fürth
und rabbinische Autorität der Fürther Orthodoxen war (siehe Bericht auf der Seite
zum Waisenhaus) .
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar
1878: "Fürth, 15. Januar (1878). Gestatten Sie mir,
geehrtester Herr Redakteur, in Ihren geschätzten Blättern einem Gefühle
Ausdruck zu verleihen, dessen herber Schmerz in noch vielen jüdischen
Herzen tief empfunden wird. Unsere jüdische Gemeinde beklagt heute den
Tod einer ihrer edelsten Häupter. Der greise Rabbi Mendel Königshöfer
schied nach einem siebenwöchentlichen Krankenlager aus diesem Leben, Der
Dahingeschiedene war in des Wortes wahrster Bedeutung ein vollkommener
Gerechter. Alle seine Tage und Nächte waren der Welt hehren Säulen: Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit geweiht. All sein Tun trug das
Gepräge aufrichtiger Gottesverehrung. Er verstand es, dem Eigendünkel,
des Menschen gefährlichstem Feinde, die tötende Waffe zu entreißen und
so reiften in ihm die Worte unserer Weisen - seligen Andenkens - (frei
wiedergegeben:) alles nur für Gott zu tun und nichts zu tun, was nicht
für Gott ist. Geleitet von dieser heiligen, das Herz himmelwärts
richtenden Lehre, war er der selbstlose, seiner seltenen Tugenden gar
nicht bewusste Mann, dessen Freundlichkeit selbst in den Tagen seines
Alters, an Frische nichts verlor. Da er in Wahrheit vor Gott und in seiner
heiligen Lehre wandelte, war er auch großer Opfer seinem Gotte und dessen
ewigen Geboten fähig. Irdische Reichtümer waren nicht die Ziele seines
irdischen Lebens, er besaß solche auch nie. Seine feurige Gottesliebe
wusste, was er in Gerechtigkeit Spenden zu wenig getan haben möchte,
durch um so größeres Fasten zu ersetzen. Zwei oder drei Tage nacheinander
zu fasten und dabei halbe Nächte zu lernen, gehörte bei ihm nicht zu den
Seltenheiten.
Ja
er fastete einmal sechs Tage ... Wie Gott stets sein einziger Hort
gewesen, war das Gotteshaus bis zu seiner Erkrankung seine Zufluchtsstätte;
bei schwachem Körper, ja bei zitternden Gliedern suchte er stets beim
öffentlichen Gebet zu sein; an seinem letzten Lebenstage, wo alle
Kraft des Körpers ihn schon verlassen hatte, ließ er sich die Tefilin
anlegen, um in dieser Krone Israels sein letztes Gebet himmelwärts
steigen zu lassen. Wie treffend sind die Tora-Worte und seine Hände
blieben aufrecht bis zum Sonnenaufgang (2. Mose 17,12), die vom Targum
Onkelos als auf das Gebet Bezug habend, interpretiert werden, auf den in
Gott Entschlafenen ihre Anwendung!
Die so in Gottesliebe getränkte Seele spendete ihre Düfte auch den
Menschen, unter denen sie weilte. Alle Israeliten sind Königssöhne,
alle Israeliten – alle für Gott und seine heilige Lehre Kämpfenden,
lehrt Rabbi Schimeon, sind königliche Prinzen. Der Dahingeschiedene hat
es bewiesen. Er hat gezeigt, dass man auch in der Armut großmütig, wie
der Sohn eines Königs, sein könne. Zur Zeit der Teuerung, da er selbst für
die Seinen des Brotes kaum genug hatte, borgte er bei einem Bäcker Brot,
gab es den Armen, denen solches völlig mangelte! Und als Gatte und Vater?
Lieber, geehrter Leser! Auch hierin mag der Entschlafene uns mustergültig
sein. Er verstand es, unter dem vom Himmel ihm verliehenen Beistande,
seine herrlichen und großen Eigenschaften seinen
|
Kindern
zu vererben. Weder Dürftigkeit noch Verlockung der destruktiven Zeitströmung
konnten den Edlen darin beirren, seine Söhne dem Torastudium zuzuführen.
Er wusste es zu gut, dass es ohne Tora-Wissenschaft kein wahres Judentum,
kein echtes jüdisches Gemeinde- und Familienleben gäbe. Er war von der
Wahrheit durchdrungen, dass Kinder für Eltern nur dann den wirklichen
Wert haben, wenn jene ein Erbbesitz Gottes sind, das heißt, wenn
diese durch ihre Kinder fortleben. Und wie herrlich hat dieser Edle seine
himmlische Absicht erreicht! Er hatte den Seelengenuss, einen seiner Söhne
getreu in seinem Sinne an der hiesigen Waisen-Anstalt als Lehrer und als
aufopferungsfähigen Vater dieser Waisen wirken zu sehen; er sah seinen
Geist walten in diesem seinen Sohne, der rastlos zum Wohle der Menschheit
beiträgt und unermüdlich an der Verbreitung der heiligen Tora und an der
Erhaltung ihrer Institutionen arbeitet.
Dies sind die Frommen... erklären unsere Weisen:
... Und so sehen wir diese Worte an dem leider aus unserer
Mitte geschiedenen Frommen so treulich bewahrt. Seine körperliche Hülle
liegt im kühlen Grabe, aber sein frommer Wille wirkt in seinen Kindern
fort. So stirbt der Fromme. Er genießt schon von seiner Hände Arbeit in
dieser Welt himmlische Genüsse; aber der eigentliche Lohn bleibt ihm
vorbehalten im jenseitigen Leben. R. Rau." |
Zum Tod von Resla (Rosalie) Neuburger
(1878)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1878:
"Wehe um die, die dahinschwinden und nicht mehr aufzufinden sind.
Leider wurde uns vor einiger Zeit eine wahre Zierde unserer Kehillo
(Gemeinde) dahier, eine fromme, edle Frau, ein wackeres Weib im
wahren Sinne des Wortes, durch den Tod entrissen.
Jene rühmlichst bekannte, fromme und wohltätige Resla (Rosalie)
Neuburger von hier ist nicht mehr unter den Lebenden, Gott der Allmächtige
hat sie zu sich genommen.
An ihr verlieren Witwen und Waisen sowie alle Bedürftigen eine wahrhaft
sorgsame Mutter. Sie wusste ihre Weisungen zur Wohltätigkeit immer
in edelster, hochwertigster Weise auszuüben, selten durften die Empfänger
die Geberin erfahren, sie wollte keinen Dank, ihr genügte schon das edle
Bewusstsein, aus der Not geholfen zu haben.
Ihr ganzes Streben und Trachten war darauf gerichtet, das Studium unserer
heiligen Tora zu fördern und zu heben. Viele Torastudierende des
In- und Auslandes hatten sich ihrer Wohltätigkeit und Unterstützung zu
erfreuen. Die hiesige Bürgerschule und Waisenanstalt, die schönen
Pflanzstätten für Tora und Gottesdienst hatten eine warme
Gönnerin an ihr. Noch letztwillig wurden beide Anstalten durch schöne
Vermächtnisse von ihr bedacht.
Diese edle, fromme Frau war auch darauf bedacht, dass mit ihrem Ableben
das edle Bestreben für alles Gute, die Wohltätigkeit und die Liebe zur Förderung
unserer heiligen Tora nicht aufhöre, sie vererbte diese guten
Eigenschaften auch auf ihre Söhne und Töchter. Schon frühzeitig legte
sie auf diesen edlen Keim in das Herz ihrer braven Kinder, der sich nun
zur schönen Frucht entfaltete. Gleich der Braven strebt die ganze
verehrliche Familie Neuburger, ganz in demselben Sinne und Geiste
der verlebten Mutter fortzuwirken. Wo nur etwas Gutes zustande kommen
soll, wo es sich handelt, Tora zu fördern, Gottesdienst und Wohltätigkeit
auszuüben, steht die rühmlichst bekannte Familie Neuburger an der
Spitze. Die Mutter
dieser Kinder mag sich freuen (nach
Psalm 113,9) 'Die Eltern solcher Kinder können sich dort in
den himmlischen Höhen freuen.' Fürth
(Bayern)." |
Zum
Tod von Joel Zirndorfer sowie Bericht über jüdische Konsularbeamte in Bayern
(1880)
Anmerkung: aus Fürth wird Konsularagent für Frankreich Isaac Offenbacher
genannt.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. Januar 1880: "Fürth, 1. Januar (1880). Dieser Tage
starb im Alter von 93 1/2 Jahren Herr Joel Zirndorfer, Vater des
langjährigen begabten Mitarbeiters der Allgemeinen Zeitung des Judentums,
früheren Direktors des Seminars in Münster und jetzigen Rabbiners in
Detroit in Amerika, Herrn Dr. H. Zirndorfer. Der Verblichene war bis auf
die letzten Jahre körperlich und geistig rüstig und das älteste
Mitglied der hiesigen jüdischen Gemeinde.
Das bayerische Justizministerium hat ein Verzeichnis der sämtlichen,
im Königreich funktionierenden auswärtigen Konsularbeamten nach dem
Stande vom Monat Dezember 1879 veröffentlicht. Unter den Beamten zählen
folgende Glaubensgenossen: Für die Vereinigten Staaten von Amerika: in
Augsburg Herr Max Obermayer, Konsularagent; für die Argentinische Republik:
in Augsburg Herr Max Obermayer, Konsul; für Belgien: in München Herr M.
S. Hirsch, Konsul; in Nürnberg Herr Sigmund Neumark, Konsul; für
Frankreich: in Fürth Herr Isaac Offenbacher, Konsularagent; für
Portugal: in Nürnberg Herr Anton Buchmann, Konsul; für Sachsen: in
München Herr Maximilian Wilmersdörffer, Konsul; für Schweden und
Norwegen: in Nürnberg Herr Bernhard Lang, Konsul; für Württemberg: in
München Herr Joseph Freiherr von Hirsch, Konsul. Das Verzeichnis kann auf
Vollständigkeit insofern keinen Anspruch machen, als die Konfession der
außerhalb Bayerns wohnenden Konsularbeamten dem Schreiber dies nicht
bekannt ist und unter diesen noch mancher Israelit sich befinden könnte.
Ohne diese Annahme sind im Ganzen unter 28 Konsularbeamten, die
gegenwärtig funktionieren, 9 Konsularbeamte jüdischer Konfession, ein
sichtlicher Beweis von der hervorragenden Stellung der bayrischen
Israeliten in intellektueller Beziehung. Der Konsul S. Neumark in
Nürnberg erhielt dieser Tage von Seiner Hoheit dem Herzoge von
Sachsen-Coburg und Gotha das Prädikat
'Kommerzienrat'." |
Zum Tod von Dr. Ignaz Ortenau (1883)
Anmerkung: Der im Abschnitt genannte Sohn von Dr. Ignaz Ortenau, der Medizin
studierte, war Dr. Gustav Ortenau (1864 Fürth - 1950 in Florenz): 1890 bis 1938
Lungenfacharzt in Bad Reichenhall,
Generaloberarzt im Ersten Weltkrieg. Zu seiner weiteren Geschichte vgl. den Wikipedia-Artikel
"Gustav Ortenau".
Weiteres zu Mitgliedern der Familie Ortenau im Buch: Bernhard Schossig (Hrsg.):
Ins Licht gerückt: jüdische Lebenswege im Münchner Westen: eine Spurensuche.
hierin S. 241-245 Gudrun Koppers-Weck: Die Ortenaus in Pasing.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. April 1883:
"Fürth, 25.März (1883). (Nekrolog). In den Morgenstunden des 23.
dieses Monats verbreitete sich schnell die Trauerkunde in unserer Stadt,
dass Dr. Ignaz Ortenau in der Nacht vom 22. dieses Monats in München,
54 Jahre alt, aus dem irdischen Leben geschieden sei. Diese schmerzliche
Nachricht, die zunächst unsere ganze jüdische Gemeinde in empfindliche
Aufregung versetzte, fand bald durch ehrenvolle Nachrufe in hiesigen und Nürnberger
Zeitungen ihre Verbreitung, um die betrübende Botschaft eines schweren
Verlustes zu bringen.
Hier geboren, bekleidete Ortenau viele Jahre den Posten eines Sekretärs
bei der jüdischen Gemeinde, wurde am 21. April 1862 als königlicher
Notar ernannt (der erste jüdische Notar in Bayern) und durch Beschluss
der Landwehrstellen erhielt er am 24. Mai 1867 die Stelle eines
Regiments-Auditors im hiesigen Landwehrregiment. (Der erste jüdische
Auditor in Bayern). Auf die Entwicklung des Notariatswesens äußerte er
durch mehrfache Schriften großen Einfluss. Sein Kommentar zur
Subhastationsordnung wird als bester Interpretationsbehelf zu diesem
Gesetze geschätzt. Ortenau
besaß eine glaubenstreue Überzeugung für das Judentum, dessen Interesse
er mit Freimut und wahrer Herzenswärme vertrat, er tat dies nicht bloß
aus Rechtsprinzipien, sondern auch als Jude, als aufrichtiger Bekenner des
Judentums, dem er in praktischer und spezifischer Weise seine Dienste
jederzeit freudig widmete. Seine Schrift 'Die recht- |
liche
Stellung der Juden in Bayern' wurde preisgekrönt und mit dem Accessit
belohnt, er war Vorstand der hiesigen Kultusgemeinde und das Vertrauen
seiner Glaubensgenossen berief ihn auf die gleiche Stelle in München,
wohin er seit sieben Jahren gezogen war, um dort das Notariat auszuüben.
Die hiesige Gemeinde delegierte Ortenau zu dem 2. deutsch-israelitischen
Gemeindetag in Leipzig, der am 14. April 1872 in der Synagoge zu Leipzig
eröffnet wurde. Als der inzwischen leider verstorbene damalige
Vorsitzende, Herr Moritz Kohner in Leipzig, die Versammlung zur Wahl des
Ausschusses für die nächsten drei Jahre schreiten ließ, befand sich
auch Ortenau unter den Gewählten. Am 13. Dezember 1874 bildete sich hier
ein Verband bayerischer Gemeinden gegen den Wanderbettel, Ortenau präsidierte
der damaligen Versammlung, welche die unter seiner tatkräftigen
Mitwirkung verfassten Statuten nach 5-stündiger Beratung annahm in
musterhafter Weise.
Das lebhafteste Interesse Ortenaus für Juden und Judentum gibt Anlass zu
einer kulturhistorischen Bemerkung. Durch das ganze Mittelalter bis auf
die neueste Zeit übten die jüdischen Ärzte auf jüdischem Gebiete großen
Einfluss. Sie bildeten eine starkes Band zwischen der Kultur und ihrer
Glaubensgenossenschaft und ihre Überzeugungstreue wirkte schaffend und
belebend. In der letzten Zeit haben die Juristen die Rolle den Ärzten
abgenommen. Die für das Judentum tätigen Ärzte vermindern sich, während
eine beträchtliche Anzahl von Juristen hierfür eintreten. Es gibt eben
keine wissenschaftliche und besonders keine mit dem praktischen Leben
verbundene wissenschaftliche Ausbildung, die nicht zugleich eine lebhafte
Teilnahme für das Judentum und die Religionsgenossenschaft in jüdischen
Männern erweckte!
Die Verdienste Ortenaus fanden in hohen und höchsten Kreisen
verdiente Würdigung. Seine königliche Hoheit Prinz Luitpold von Bayern
verlieh Ortenau für eine Denkschrift über das Erbfolgerecht in das früher
dem Prinzen Karl zugestandene Sekundogenitur-Fideikommiss eine goldene
Medaille mit dem Bild und Wahrspruch des Prinzen; Seine Majestät der König
von Bayern zeichnete ihn durch Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse des
Verdienstordens vom heiligen Michael aus.
Am 23. August begab sich Ortenau mit mehreren Menschen auf den
Kriegsschauplatz, um die zweite Sammlung des hiesigen Hilfsvereins zu überbringen.
In allen Richtungen, nach welchen hin sich Ortenau bewegte, steckt
er sich die höchsten Ziele und erreichte eine bedeutsame Stufe. Über
sein edles Gemüt, seinen hohen Geist, die vollkommenste Unbescholtenheit
seines Charakters, seine Leutseligkeit, Dienstfertigkeit und Liebenswürdigkeit
herrscht nur Eine Stimme. Ortenau war eine nach menschlicher Weise
vollendete Natur, als Mann der Wissenschaft, als Glied er menschlichen
Gesellschaft, als Bürger der Stadt, als Beamter des Staates, als Jude;
die Milde und Besonnenheit, welche zu seiner Erscheinung noch hinzutrat,
erwarb ihm die Liebe Aller.
Zu der Beerdigung, welche heute Nachmittags 3 Uhr in München stattfinden
wird, hat sich eine Deputation der hiesigen Kultusgemeinde begeben, um dem
langjährigen Vorstande, Freunde und treuen Berater die letzte Ehre zu
erweisen. Mit Ortenau geht
eine der edelsten Gestalten zu Grabe. Er hinterlässt eine ihm würdige,
edelgesinnte Gattin, 2 Söhne und 1 Tochter, wovon ein Sohn Jus, der
andere Medizin studiert. Möge das Andenken Ortenaus fortwirken, der
Jugend zur Nachahmung, dem Vaterland zur Ehre, der Menschheit zum Gewinne!
Sigmund Heumann." |
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Links: Bei "Google-Books"
finden sich von Ignaz
Ortenau: "Zwanglose Briefe eines Notars" (1861) |
Zum Tod von Mathias Neuburger (1884)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1885:
"Fürth, 4. Januar (1885). An Männern, die sich für die ganze
Dauer ihres Lebens zur Aufgabe gemacht, Beförderer von Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit zu sein, ist unsere Zeit nicht sehr
reich. Hat nun eine Gemeinde das Glück, solche würdige, edle Glieder in
ihrer Mitte zu haben, so ist das Ableben eines solchen Edlen ein großer
Verlust und wird dessen Scheiden, wenn auch letzteres im hohen Lebensalter
erfolgt, dennoch von uns sehr schmerzlich empfunden.
Eine lange Reihe von Jahren, über vier Dezennien, weilte in unserer
Gemeinde Fürth (hebräisch und deutsch) ein braver, redlicher, gottesfürchtiger,
wohltätiger und rechtschaffener Mann. Es war dies Herr Mathias
Neuburger, langjähriges Haupt der allgemein rühmlichst bekannten
Firma Gebrüder Neuburger dahier. Über vierzig Jahre, wie bereits erwähnt,
hatten wir uns seines segensreichen Wirkens hier zu erfreuen. Aber leider
er ist nicht mehr hier; denn Gott hat ihn zu sich genommen. Am
Freitage, dem 2. Tewet (= 19. Dezember 1884), wurde er als 84-jähriger
Greis in ein besseres Jenseits gerufen, um dort am Tag der Vergeltung
für alles Gute, das er hier geschaffen und gewirkt, seinen himmlischen
Lohn zu ernten.
R. Matitja Neuburger – seligen Andenkens – erzogen von
streng religiösen Eltern, führte auch selbst von frühester Jugend an
bis zu seinem Ende einen anerkennenswerten echt religiösen Lebenswandel.
Die Ausübung einer einzelnen Weisung war ihm eine innige
Herzensfreude, und seine Verwandten als Gottesfürchtige um sich
geschart zu sehen, das versüßte jede Stunde seines Lebens.
Wenn auch nicht selbst der Tora kundig so wusste er sich dennoch einen großen
Anteil am Torastudiums zu verschaffen. Dem Satz ein Baum des Lebens ist
sie (die Tora) für diejenigen , die sich in ihr festmachen (Sprüche
3,18) suchte er gerecht zu werden. Mit voller und offener Hand und mit größter
Bereitwilligkeit förderte er durch beträchtliche Opfer das
Torastudium. Wo gibt es leicht einen Sohn der Tora (Torastudierender,
Torabeflissener), der sich nicht der Unterstützung des geehrten
Verblichenen zu erfreuen gehabt hätte; jeder Sohn des Tora galt
ihm als Freund und Angehöriger.
Und was seine Liebe zum Gottesdienst betrifft (frei übersetzt):
Kaum hatten sich die Pforten des Gotteshauses zum Gebet geöffnet,
so stand der Dahingeschiedene seligen Andenkens schon da, um einer der
zehn ersten zu sein. Auch als Greis konnten ihn weder Wetter noch
Sturm abhalten, früh morgens und spät abends das öffentliche Gebet
zu verrichten.
Und Wohltätigkeit: Wer nur immer an die Mildtätigkeit des
seligen R.
Matitja Neuburger appellierte, der fand ein williges Ohr und
offene Hände. Unbefriedigt durfte niemand von ihm scheiden.
Sein Haus war stets Armen und Bedürftigen geöffnet; seine Räume
waren stets Armen und Bedürftigen geöffnet; ja der Verlebte wartete
nicht ab, bis Arme zu ihm kamen, sondern er suchte dieselben auf. Nicht
leicht verging ein Tag, ohne dass er Arme als Tischgenossen hatte.
In Ansehung dieser rühmlichen Eigenschaften genoss der Verstorbene
allgemeine Verehrung, wovon die Beteiligung bei seiner Beerdigung beredtes
Zeugnis lieferte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Zum Tod von J.D. Heumann (1885)
Anmerkung: vermutlich ist Isaac David Heumann gemeint, der auch in einem
Artikel von 1866 genannt wird (Artikel
auf der Seite zu den Synagogen in Fürth)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1885:
"Fürth, 16. Februar (1885). Nachdem wir in letzter Zeit den
Hingang mehrerer ehrenwerter, gesetzestreuer Jehudim in hiesiger Gemeinde
zu beklagen hatten, muss ich Ihnen leider heute wieder den Hintritt eines
solchen gerechten Mannes mitteilen, nämlich des Herrn J.D.
Heumann. Der Verlust solcher ausgezeichneter Männer in unserer Zeit
ist doppelt zu beklagen. Die Familie sowohl, als auch die hiesige Gemeinde
erhält durch das Hinscheiden dieses ausgezeichneten, wahrhaft frommen und
mildtätigen Mannes eine große Lücke, die schwer auszufüllen ist.
Nach sieben-wöchentlichem, schmerzhaftem Krankenlager entschlief er am 21.
Schewat (6. Februar 1885) im 75. Lebensjahr zu einem bessern Jenseits,
nachdem ihm sein Bruder vor 11 Wochen vorangegangen war. Er war stets bemüht,
Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit zu erfüllen. So lange er
konnte, war er stets unter den Ersten in der Synagoge. Sein
biederer Wandel, seine wahrhafte Frömmigkeit, sein bescheidenes und
einfaches Wesen machten ihm Jedermann zum Freunde. Der selige Verblichene
war Vorstand der Mannheimer Synagoge, Mitbegründer und Kassier der
Bürgerschule, Vorstand der Waisenanstalt, Mitgründer und
Vorstand des Vereines für israelitische arme Durchreisende,
Mitglied der Ritualkommission und hatte noch verschieden Ehrenämter,
die aufzuzählen, den mir gestatteten Raum überschreiten würde. Einen
Beweis seiner unzähligen Verdienste für die hiesige Gemeinde bot das große
Leichenbegängnis, wie man hier selten eines gesehen hat.
Im Trauerhause hatten sich viele Freunde eingefunden und ergriff
zunächst Herr Weißkopf – sein Licht leuchte – das
Wort, indem er der vielen Verdienste, die der Verblichene bis an sein
Lebensende geleistet, gedachte. Dann sprach Herr Maßenbacher – sein
Licht leuchte, die großen Tugenden des Verstorbenen hervorhebend. Auf
dem Friedhof sprach unser geehrter Rabbiner Herr Dr. Neuburger mit
den Worten einleitend 'und du ersiehe aus dem ganzen Volke tüchtige
Männer' (2. Mose 18,21) und eine ausführliche Lebensbeschreibung des
nunmehr selig Entschlafenen vorführend, dass er nicht nach Ehrenämter
erstrebt, sondern alles nur zur Ehre Gottes tat, dass die Familie
sowohl, als auch die hiesige Gemeinde, insbesondere die Armen durch das
Hinscheiden dieses Edlen einen merkbaren Verlust erlitten, und dass bei
ihm weder Eigennutz noch Ehrenstellung die Veranlassung zu seinen guten
und edlen Handlungen waren, sondern nur das Gefühl für das wahre
Judentum und das Wohl und die Unterstützung Bedürftiger in reichstem Maße.
Alle ihm übertragenden Ehrenämter füllt der edle Verstorbene mit der größten
Liebe und Uneigennützigkeit aus und hat sich dadurch in hiesiger Gemeinde
einen unvergesslichen Namen erworben.
Im jenseitigen Leben wird ihm der verdiente Verdienst für alles Dieses
zuteil werden, Gott tröste die trauernde Witwe und die bekümmerten
Kinder.
Unsern Gemeindemitgliedern rufen wir aber zu, dem selig Entschlafenen
nachzuahmen und in seinem Sinne zu wirken, dann lebt er in uns für ewige
Zeiten fort und wird sein stattgehabtes Wirken sicher gute Früchte
tragen.
Sonntag, 22. Februar, wird der Direktor der Bürgerschule, Herr Dr. Dessau
– sein Licht leuchte – eine Trauerrede abhalten.
Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Abraham Felsenstein (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1885:
"Fürth. Eine Rundschau am vergangenen Neujahrstag in den
hiesigen Synagogen war keine erfreuliche; es fanden sich leider der Lücken
so viele. Unsere Gemeinde hat im vergangenen Jahre so viele der Edlen und
Guten verloren und zum Schlusse auch noch unseren allverehrten Herrn Abraham
Felsenstein seligen Andenkens, den letzten Veteranen, dem
letzten Kämpfer aus jener Zeit, in der der Religionssinn so sehr
erschlafft, die Pflege der Gotteslehre so sehr vernachlässigt war. Er war
noch einer und zwar leider nun der letzte jener wenigen, denen es damals
durch ihre Energie gelungen, den Sinn für unsere Heilige Tora
wieder anzufachen, denen es gelungen, die orthodoxen Familien wieder zu
engerem Anschlusse zu vereinen. Jenen Wenigen gebührt auch der Ruhm, mit
geringen Mitteln die jetzt so herrlich blühende Bürgerschule ins
Lebens gerufen zu haben, eine Schule, die für die Erziehung zu frommen
gebildeten Juden von so unschätzbarem Werte ist, und ganz besonders hatte
der Verewigte dieser Anstalt Rat und Tat, Geld und Zeit in vollem Maße
zugewandt, und ebenso wie die israelitische Bürgerschule betrauert auch
die ganze orthodoxe Gemeinde einen ihrer eifrigsten Vertreter. Das
Andenken dieser Edlen Alle wird niemals aus unserer Gemeinde verschwinden;
mögen auch deren Nachkommen in gleichem Sinne fortwirken. Das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen. ….r." |
Zum Tod von Jakob Mohr, 20 Jahre Schriftführer des
städtischen Gemeinderats (1886)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. März 1886:
"Aus Fürth vom 28. (Februar) wird geschrieben: Heute wurde hier
unter regster Beteiligung der Bevölkerung, der städtischen und der
staatlichen höheren Beamten unser nach kurzem Leiden im 58. Lebensjahre
verschiedener Mitbürger Herr Jacob Mohr zu Grabe getragen. Der
Verstorbene, seit mehr als 20 Jahren dem städtischen Gemeinderat als
Schriftführer angehörig, fast ebenso lang Verwaltungsmitglied der
israelitischen Kultusgemeinde, Mitglied des Theaterkomitees und seit 1870
mit dem Ehrenamte eines Handelsrichters betraut, war ein Mann entschieden
freisinniger Gesinnung, der sich durch sein unermüdliches Schaffen für
das allgemeine Wohl Anerkennung und Dank seiner Mitbürger erworben hat.".
|
Zum Tod des Gemeindebevollmächtigten (der bürgerlichen
Gemeinde) und Landratsmitglied Salomon E. Berolzheimer
(1886)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juni 1886:
"Fürth, 14. Mai (1886). Das 'Fürther Tageblatt' bringt Folgendes:
die politischen und sozialen Ideen, welche gegenwärtig in der
zivilisierten Welt die Geister beherrschen, sind kaum zwei Jahrhunderte,
die denselben entsprechenden Einrichtungen des Staates und der
Gesellschaft kaum ein Jahrhundert alt. Die Gleichheit aller Volksglieder
in Pflicht und Recht, die gesetzlich geregelte persönliche Freiheit und
die verfassungsmäßige Teilnahme des Volkes an Gesetzgebung, Rechtspflege
und Verwaltung sind erst zu gesellschaftlichen Besitztümern der neueren
Zeit geworden. Die Gleichberechtigung der Kulte, die Gleichstellung der Bürger
aller Konfessionen und insbesondere die Emanzipation der Israeliten zählen
in manchen Staaten kaum ein halbes Jahrhundert. Der heute erfolgte Tod des
hiesigen Privatiers Herrn S. E. Berolzheimer erinnert lebhaft an
die Jugend der neueren Institutionen. Der Auflösung der früheren königlichen
Polizeibehörde folgte am 17. November 1818 die Einsetzung des hiesigen
Magistrats und des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten. 33 Jahre
verstrichen, ohne dass in beide Körper ein Israelit gewählt wurde; die
Erkenntnis der Wahrheit und des Rechts zeigte sich erst im Jahre 1851
durch die Wahl Berolzheimers in das Kollegium, während die Wahl des
ersten jüdischen Magistratsrates, Herrn Max Neubauer, erst am 21.
September 1863 erfolgt. Berolzheimer wurde bei der Neuwahl des
Handelsrates, dem er seit 1850 angehörte, im September 1862 als
Vorsitzender gewählt, seine Ernennung als zweiter Ersatzrichter am
hiesigen königlichen Handelsgericht datiert vom 2. März 1863. Es war
dies der erste Fall, dass ein Israelite zum unbesoldeten Richter in Bayern
ernannt wurde: das Dekret des ersten besoldeten jüdischen Richters in
Bayern, Herrn Max Berlin von hier, der als Assessor am königlichen
Stadtgericht Nürnberg ernannt wurde, datiert vom 16. Januar 1874.
Berolzheimer vertrat den hiesigen Handelsrat beim Handelstag in Heidelberg
1868 und in Frankfurt am Main im August 1865. Am 12. Dezember 1869 wurde
Berolzheimer in den mittelfränkischen Landrat gewählt, dem bisher auch
noch kein Israelite angehörte, ferner fungierte Berolzheimer längere
Zeit als Sekretär der Gemeindebevollmächtigen, als Vorsitzender des größeren
Verwaltungsausschusses der israelitischen Kultusgemeinde und bekleidete
sonstige Ehrenämter in gemeinnützigen und humanitären Vereinen.
Berolzheimer, welcher sich in den letzten Jahren vom öffentlichen Leben
zurückzog, erreichte ein Alter von nicht ganz 75 Jahren. Mit Berolzheimer
ist ein Stück Kulturgeschichte der Israeliten Bayerns zu Grabe getragen
worden. Ehre seinem Andenken!" |
Zum 70. Geburtstag des langjährigen
Gemeindevorstehers Dr. Landmann (1886)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. Dezember 1886:
"Fürth, 8. Dezember (Fränkischer Kurier). Das Gemeindekollegium
ließ heute durch eine Deputation seinem langjährigen 1. Vorstande Herrn
Dr. Landmann (Israelit) anlässlich des 70. Geburtstages desselben eine
kunstvoll ausgeführte Adresse folgenden Wortlauts überreichen: 'Die
Gemeindebevollmächtigten der Stadt Fürth bringen Ihnen zu Ihrem 70.
Geburtstage herzliche Glückwünsche dar. Seit Erlass der jetzigen
Gemeindeordnung haben Sie als Vorstand des Kollegiums durch ihren Eifer,
Ihre Gewissenhaftigkeit, Ihre Energie, Ihre Gewandtheit und Ihre
umfassenden Kenntnisse sich um das Wohl unserer Vaterstadt verdient
gemacht und den Dank der Bürgerschaft und unseres Kollegiums erworben. Möge
Ihnen beschieden sein, in ungeschwächter Tätigkeit und Gesundheit Ihres
gemeindlichen Amtes fürder zu walten! Mit vorzüglicher Hochachtung, Fürth,
den 8. Dezember 1886, die Gemeindebevollmächtigten der Stadt Fürth.'"
|
Über die Wohltaten von Dr. Wilhelm Königswarter
(1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juni 1887:
"Aus Fürth vom 17. Mai schreibt man: Den vielen Verehrern des am
15. dieses Monats in Meran gestorbenen Ehrenbürgers hiesiger Stadt, Herrn
Dr. Wilhelm Königswarter, mögen nachstehende Notizen von Interesse
sein. Dr. Königswarter wurde am 4. März 1809 hier geboren. Die Familie
stammt aus Königswart in Böhmen und wurde hier durch die Verehelichung
des Jonas Königswarter, Großvater von Wilhelm Königswarter mit
Charlotte Oppenheim von hier begründet. Von dem regen Sinn Königswarters
für humane und gemeinnützige Institutionen zeugen viele und namhafte
Stiftungen und Schenkungen. Am 25. Juli 1855 begründete Königswarter zu
Ehren seines Vaters Simon mit 2.000 Gulden die sogenannte Simonstiftung,
die den Zweck verfolgt, an fleißige Gesellen und Lehrlinge Geldpreise zu
verteilen. Die erste Verteilung fand am 4. Januar 1857 an zwei gesellen
und zwei Lehrlinge statt. Am 26. April 1866 vermehrte er den Fond um 500
Gulden und im Jahre 1880 zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Stiftung
um 1.000 Mark. Zur Anschaffung von Büchern für die Stadtbibliothek
stiftete er 1870 1.000 Gulden; 1876 stiftete Königswarter 1.000 Gulden,
deren Zinsen an Waisenkinder alle Jahre an dem Tage verteilt werden
sollen, an welchem die Straßenbenennung – der hiesige Magistrat
benannte eine Straße Königswarterstraße – nach seinem Namen
erfolgte. |
Für
einen Kunstbrunnen stiftete Königswarter 6.000 Mark, für den
hiesigen Jugendhort 3 oder 6.000 Mark, für einen Vorortssteg
3.000 Mark usw. Es gibt kaum eine wohltätige oder gemeinnützige
Veranstaltung in hiesiger Stadt, an welcher sich Königswarter nicht in
tatkräftiger und hervorragender Weise beteiligte; zahlreiche Akte
privater Wohltätigkeit bewahren ihm in den Herzen der Einwohner ein
dauerndes Andenken. Die Stadt ernannte Königswarter am 21. Oktober 1867
zum Ehrenbürger, das Diplom überreichte ihm eine Deputation des
hiesigen Magistrats in München. Die Verdienste Königswarters fanden an
allerhöchster Stelle durch Verleihung des Ritterkreuzes vom heiligen
Michael I. Klasse ihre Würdigung. Es steht zu erwarten, dass Königswarter
bei seinem unbegrenzten Humanitätssinn der hiesigen Stadt, in deren
Annalen er sich einen ehrenvollen Platz gesichert, noch manche Zuwendung
gemacht hat. Der Magistrat wird heute über die Beteiligung an der
Leichenfeierlichkeit Beschluss fassen. Möge das Beispiel Königswarters
fortwirken, der Menschheit zum Gewinn, der Stadt zur Ehre! Friede seiner
Asche! Ehre seinem Andenken! - Auch für Israeliten gründete er mehrere
wohltätige Stiftungen. So zum Beispiel 1856 stiftete Dr. Königswarter
2.000 Gulden zur Begründung einer Unterstützungskasse für Israeliten
unter dem Namen: 'Elisabeth Königswarter'sche Stiftung', mit der
Bestimmung, dass die jährlichen Zinsen einer unterstützungsbedürftigen
Familie zufließen sollen. - Aus der öffentlichen Sitzung des Fürther
Stadtmagistrats berichtet man vom 20. Mai: Vor Eintritt in die
Tagesordnung ergriff Herr Bürgermeister Langhans das Wort, um, sichtlich
bewegt, sich wie folgt zu äußern: 'Der erste Tag dieser Woche hat Fürth
in schwere Trauer versetzt; ist doch Sonntagmittag 11 ½ Uhr der langjährige
Wohltäter hiesiger Stadt, Herr Dr. Wilhelm Königswarter, aus dem Leben
geschieden. Der Verlebte war ein edler Mann in des Wortes vollster
Bedeutung, dessen Sinnen und Trachten einzig darauf gerichtet war, die den
Armen auferlegte Hürde zu erleichtern, für gute Erziehung und wahrhafte
Bildung zu wirken, das Schöne und Gute unablässig zu fördern. Den
Ausfluss dieses idealen Strebens hat in hervorragender Weise Fürth
genossen, aber auch in anderen Städten, die der Entschlafene mit
Stiftungen bedachte, wird der Name Königswarter mit hoher Verehrung
genannt. Besonderer Beschlussfassung bleibe vorenthalten, in welcher Weise
de Stadt ihren tiefgefühlten Dank zum Ausdruck bringen will, Sie aber,
meine Herren, bitte ich, zum Zeichen Ihrer gerechten Trauer und wahren
Verehrung sich von den Sitzen erheben zu wollen.' Nachdem Magistrat diesem
Ersuchen Folge geleistet, teilte Herr Bürgermeister Langhans im
Anschlusse noch mit, dass die Beisetzung der Asche nächsten Sonntag
Vormittag 11 Uhr im Rathaussaale stattfindet von wo aus selbe nach dem
israelitischen Friedhof überführt wird, um dort selbst im Leichenhause
bis zur Vollendung des Grabmonuments zu verbleiben. Die Beisetzungsfeier
fand im Rathause am 22. dieses Monats in sehr feierlicher Weise statt." |
Weitere Wohltaten des verstorbenen Dr. Wilhelm Königswarter auf Grund
seiner Verfügung (1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli 1887:
"Fürth, 23.Juni (1887). Als ein
charakteristischer Zug in dem Bilde unserer Zeit und zur richtigen
Würdigung der Juden in der Gegenwart, wird der folgende Bericht wohl
angesehen werden, der uns von Fürth zukommt. In heutiger
Magistratssitzung gab Herr Bürgermeister Langhans eine ihm vom Herrn
Rechtsanwalt Berolzheimer, als einem der Testamentsexekutoren, übersandte
Abschrift der letztwilligen Verfügungen unseres verlebten Ehrenbürgers
Herrn Dr. Königswarter im Auszug bekannt. Darnach ist die Stadt
Universalerbin, abgesehen von dem Stammvermögen der Familie, das auf die
nächsten Anverwandten übergeht, dann dem Mobiliar und Leibwäsche, über
welche besonders verfügt ist und einigen Legaten, so erhalten unter
anderem: 3.500 Mark die hiesigen christlichen und 6.800 die hiesigen
israelitischen Wohltätigkeitsstiftungen, 2.000 Mark das Münchener
Krankenhaus und 1.000 Mark der Pariser deutsche Hilfsverein. Zum Zeichen
des Dankes für diese neuerliche Betätigung der hochherzigen Gesinnung,
welche der edle Verstorbene seiner Vaterstadt von jeher entgegenbrachte,
erhebt sich der Magistrat von den Sitzen. Die Verteilung der 6.800 Mark für
die israelitischen Stiftungen obliegt dem Vorstand der israelitischen
Kultusgemeinde. Über die Motive, welche Herrn Dr. Königswarter zur
Einsetzung der Stadt Fürth als Universalerbin bewogen, besagt das
Testament: Der weitaus größte Teil der Kinder meiner verstorbenen
Geschwister befindet sich zur Zeit in teils sehr erfreulichen, teils in
den glänzendsten Vermögensverhältnissen; ferner stammt unsere Familie
von Fürth; Vater und Onkel haben daselbst viele Jahre ehrenvoll gelebt
und gewirkt; ich selbst, wenn gleich ferne von meiner Vaterstadt lebend,
wurde der Ehrenbürgerschaft von Fürth teilhaftig, eine Ehre, in welcher
ich stets nur die Achtung erblickte, deren sich der Name unserer Familie
bis auf den heutigen Tag erfreut. So möge denn dieses kleine Verdienst,
welches ich mir um meine Vaterstadt erst nach meinem Ableben erwerben
kann, meine redliche Absicht betätigen, in ihr jedoch vereinigen sich die
wärmsten
Wünsche für das Gedeihen und die Blüte von Fürth, für den Wohlstand
seiner Bürger und die Prosperität jener Klasse von Arbeitern, denen ein
friedliches Zusammenwirken mit ihren Brotherren und Arbeitgebern zu dem
bescheidenen Maß ihrer Wünsche und Ansprüche verhelfen möge.". |
Denkmal und Grabmal für den Wohltäter und Ehrenbürger Dr. Wilhelm
Königswarter (1888)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. November 1888:
"Fürth, 19.Oktober (1888). (Fränkischer Zentral-Anzeiger). Von
jeher ist es eine schöne Sitte, große Tote durch ein Denkmal zu ehren.
Es soll sein, den Zeitgenossen und
der Nachwelt eine Erinnerung an das Wirken des Gelehrten und ein Sporn,
gleiche Bahnen zu wandeln. Dieser Ehrenpflicht gedenkt unsere Stadt den
Manen ihres Wohltäters und Ehrenbürgers Dr. Wilhelm Königswarter in
zweifacher Richtung gerecht zu werden: durch ein Grabmonument auf
dem israelitischen Friedhofe und durch eine auf oder an einem öffentlichen
Orte aufzustellende Büste.
Greifbare Gestalt hat mit dem heutigen Tage das erste Sinnbild der Pietät
gefunden. In der elften Vormittagsstunde versammelte sich eine Deputation
der beiden städtischen Kollegien und Vertreter der israelitischen
Kultusgemeinde auf dem israelitischen Friedhofe, um die Asche Dr. Königswarters
von dem provisorischen Aufbewahrungsorte zur definitiven Ruhestätte zu
verbringen. Es ist dies ein einfaches und doch würdiges Grabmonument. Auf
grau granitnem Unterbau erhebt sich ein edel gegliedertes Postament aus
poliertem, schwarzgrauen böhmischen Granit, das einer schlang
emporstrebenden Pyramide aus demselben, gleich bearbeitetem Material als
Basis dient. In Goldschrift ist auf der Vorderseite des Postaments die
Inschrift eingegraben: 'Ruhestätte der Asche des Ehrenbürgers der Stadt
Fürth Dr. Wilhelm Königswarters: 'Homo fui et nil humani a me alienum
putavi.' (Ich war ein Mensch, nichts Menschliches lag mir ferne.) In dem
ausgehöhlten Innern des Postamentes versenkte Herr Bürgermeister die
letzten irdischen Überreste des edlen Toten, hieran nachfolgende in den
Grundzügen wiedergegebene Worte schließend: 'Hochgeehrte Anwesende. Wir
haben nunmehr die Asche unseres großen Toten zur letzten Ruhestätte
verbracht, die ihm eine dankbare Gemeinde hierfür bereitet. Es ist ein
einfaches Grabmonument, so wie es der einfache Mann gewollt. Möge es sein
ein Andenken allen kommenden Geschlechtern an jenen edlen seltenen Mann,
dessen Asche hier ruht. Dauernder als dies Denkmal aus Stein hat sich aber
der Verlebte selbst ein Andenken in seinen Werken gesetzt. Anspruchslos für
die eigene Person, war derselbe einzig bestrebt, seinen
Nebenmenschen behilflich zu sein, ihnen die Last des Lebens zu
erleichtern, wahre Bildung und Gesittung zu fördern. Hierfür sei ihm
nochmals Dank gesagt. Die Stadt Fürth aber kann stolz sein, dass aus ihr
ein solcher Mann hervorgegangen. Möge sein Vorbild sein ein Sporn zur
Nacheiferung, damit unsere an gemeinnützigen Anstalten noch verhältnismäßig
arme Stadt ihren anderen Schwestern gleichkomme. Mit höchster Achtung
wird aber immer der Name
dessen genannt werden, dessen Asche hier ruht, der Name Dr. Wilhelm Königswarter.'
Hierauf wurde der krönende Teil des Postamentes niedergelassen und die
Pyramide aufgesetzt. Das Grabmonument, 3,45 Meter hoch, ist von dem
hiesigen Grabsteinhauer Herrn Hofmann gefertigt und macht einen
imponierenden Eindruck. Wenn um das Denkmal der ihm zugedachte gärtnerische
Schmuck hergestellt ist, darf es wohl als das schönste der zahlreichen
Monumente gelten, welche auf dem israelitischen Friedhofe zu sehen sind.".
|
Zum Tod von David Ichenhäuser
(1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1889:
"Fürth (Bayern), 17. Februar (1889). Einen herben Verlust hat
unsere altjüdische Gemeinde zu beklagen, in dem Tode eines ihres
achtbarsten und edelsten Mitgliedes, des Herrn David Ichenhäuser,
der heute zur letzten Ruhestätte geleitet wurde. Der Heimgang dieses
allgemein geschätzten Mannes ist umso mehr zu beklagen, als er noch zu
jenen in der heutigen Zeit leider immer seltener werdenden Männer gehörte,
die trotz ihres Reichtums und ihres Ansehens an den Idealen und Satzungen
der wahren, unverfälschten Religion mit unerschütterlicher Glaubenstreue
festhalten. Und diese Glaubenstreue verlieh ihm auch jene bewunderungswürdige
Geduld, mit der er das über ihn verhängte körperliche Leiden ertrug;
dieser Glaubenstreue entsprang nicht minder jene seltene Bescheidenheit
und Herzensgüte, die er stets gegen Jedermann an den Tag legte, und jene
bekannte Mildtätigkeit und Opferfreudigkeit, die er stets gegen Arme und
Notleidende im vollsten Maße bewährte. Welcher Liebe und Hochachtung der
Verblichene sich allenthalben zu erfreuen hatte, bewies das imposante
Leichenbegängnis, dem Juden und auch Christen aus den verschiedensten Ständen
folgten. Am Grabe schilderte der Herr Rabbiner in trefflicher Weise die
Tugenden und Eigenschaften des im 60. Lebensjahre Heimgegangenen.
Der Verblichene hinterlässt eine Witwe, die ihrem Gatten während der
langen Leidenszeit mit bewunderungswerter Liebe und Aufopferung zur Seite
gestanden, vier Söhne und zwei Töchter. Gott tröste die
Hinterbliebenen. A. M-z.". |
Zum Tod von Rabbi Lippmann Massenbacher
(1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891:
"Fürth, 2. Februar (1891). 'Ich bin kein Mensch einer guten
Botschaft heute' (nach 2. Samuel 18,20). Ein unendlich langer
Trauerzug bewegte sich am Dienstag 18. Schewat (= 27. Januar 1891) durch
die Straßen Fürth's. Eine tiefernste und wehmütige Stimmung hatte sich
der Gemüter derer bemächtigt, welche dem wegen seiner großen Tugenden
in den weitesten Kreisen bekannten, allgemein beliebten und hochgeachteten
Rabbi Lippmann Massenbacher – das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen – das letzte Geleite gaben.
Als Sohn des Talmudgelehrten Rabbi Salomon Massenbacher – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus Burghaslach,
ist Rabbi Lippmann zu den Segnungen der Tora hin großgezogen
worden, und hatte er seine Kenntnisse auf den Jeschiwot zu Schwabach
und Höchberg vervollständigt, wo er
zu den Füßen der damaligen Großen seines Geschlechtes saß und
ein ...unter den Talmudgelehrten war.
In seltener Weise vereinigte dieser Fromme die herrlichsten
Eigenschaften, die einen Sohn der Tora zieren, die ihn Gnade und
gutes Verdienst in den Augen Gottes und der Menschen finden ließen. Mit
Recht haben einige der zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilten gelehrten
Herren in ihren Trauerreden hervorgehoben, dass der Verewigte in
unvergleichlicher Weise diejenigen Vorzüge besessen, welche
befähigen, ein Richteramt in Israel zu bekleiden. Er gehörte zu
den tüchtigen Männern, den Gottesfürchtigen, den Männern, die die
Wahrheit lieben und das Böse hassen (2. Mose 18,21).
Unablässig galt sein Streben und Wirken dem Wohle anderer; seine
Hingebung und Selbstaufopferung für seine Mitmenschen ließen bei ihm die
Sorge für die eigene Existenz ganz in
der Hintergrund treten und fast aus den Augen verlieren.
Gleich dem Zelte Abrahams war sein Haus jedem Fremden gastfreundschaftlich
geöffnet und die Armen hatten eine zweite Heimat unter seinem wirtlichen
Dache. Jahraus, jahrein verkehrten bei ihm Gäste als Kinder
seines Hauses und fanden liebevolle Aufnahme und geistige und körperliche
Erquickung. Wer ein anliegen hatte, wem es schwer ums Herz war, der suchte
ihn auf. Er wusste durch die Lichtstrahlen der Tora den Gebeugten
und Niedergeschlagenen aufzurichten und ihm Mut und Trost einzuflößen;
er verstand es, durch Rat und Tat, durch werktätige Wohltätigkeit,
den Hoffnungslosen zu neuem, freudigen Leben zu erwecken. Viele brachte
er von Sünde zurück (Maleachi 2,6) Wer sich in |
der
Umgebung dieses Frommen befand, wer Gelegenheit hatte, das Tun und
Lassen desselben zu beobachten, wie jeder Augenblick seines Daseins nur
dem Dienste Gottes geweiht war, der wurde begeistert und hingerissen von
der Lichtgestalt und Hoheit dieses Großen seines Geschlechts. Sein
Vorbild spornte zur Nachahmung an, und so war er einer der die Menschen
liebte und sie zur Tora führte.
Das Hinscheiden dieses Mannes bedeutet einen Verlust für ganz Israel,
Mit welchem Schrecken werden die armen Leute und besonders die Armen
des Landes Israel die Nachricht von seinem Ableben entgegen nehmen.
Die schönste Perle in der Krone der
vielen guten Eigenschaften, welche der Verewigte besessen, bestand
wohl in der beispiellosen Bescheidenheit, Sanftmut und Anspruchslosigkeit.
Von jeher betrachtete dieser Gerechte die Tora als seine Wahrheit,
der sich alle Anforderungen des Lebens unterzuordnen hatten. Er betrieb
ein Geschäft, um Tora mit dem profanem Wissen zu vereinigen;
dieses war ihm jedoch Nebensache, während er Tag und Nacht sich
mit dem Torastudium beschäftigte und unter Entbehrungen aller Art diesem
heiligen Streben oblag. Man erzählt sich, dass er jahrelang das Bett
gemieden und auf seinem Sitze am Studiertische dem unwiderstehlichen
Ruhebedürfnisse Genüge geleistet habe. Kein Wunder daher, dass aus Nah
und Fern, Verwandte und Freunde herbeigeeilt kamen, um diesem
Großen in (Kenntnis der) Tora und der Weisungen die letzte
Ehre zu erweisen. Herr Rabbiner Bamberger aus Kissingen
und Herr Ansbacher aus Nürnberg sprachen im Trauerhause und hoben
in beredten Worten die Verdienste des Verewigten hervor. Auf dem Friedhof
widmeten die Herren Rabbiner Neuburger aus Fürth, Wißmann aus Schwabach
und Herrn Bankier Rauh aus Fürth dem Verblichenen warme und
ergreifende Nachrufe.
Möge der Allgütige der trauernden und tiefgebeugten, dem Dahingegangenen
treuen und in Wohltätigkeit stets hilfreich zur Seite stehenden Gattin,
den schmerzerfüllten Verwandten lindernden Trost senden und ganz Israel
vor ähnlichen Verlusten und harten Schlägen bewahren." |
Goldene Hochzeit von Hofrat Dr. Samuel Berlin und seiner Frau (1891)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. Dezember 1891: "Das Fest der goldenen Hochzeit feierte
jüngst Herr Hofrat Dr. Berlin in Fürth mit seiner Gattin.
Der Jubelgreis hatte Ende September seinen 80. Geburtstag begangen, und
anlässlich dieses Freudentages stifteten seine Angehörigen mit einem
Kapitale von 9.000 Mark einen Freiplatz in der Fürther israelitischen
Waisenanstalt." |
Dr. Landmann wird Ehrenbürger der Stadt Fürth
(1892)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Januar 1892:
"Fürth, 10. Januar (1892). Eine ehrende Auszeichnung wurde unserem
geschätzten Mitbürger Herrn Dr. Landmann zu Teil. Durch
einstimmigen Beschluss der beiden städtischen Kollegien wurde derselbe
zum Ehrenbürger unserer Stadt ernannt, nachdem er fast 22 Jahre
als 1. Vorstand des Gemeindekollegiums gewirkt und mit aufopfernder Tätigkeit
sich unserem Gemeindewesen gewidmet hat. Vor einem halben Jahre trat Herr
Dr. Landmann als 1. Vorstand des Kollegiums zurück, verblieb aber noch in
demselben, indes konnte er sich wenig an den Sitzungen beteiligen. Nachdem
sein Gesundheitszustand kein solch befriedigender ist, um sich dem
Gemeindewesen auch fernerhin widmen
zu können, suchte er um Genehmigung seines Austrittes aus dem Kollegium
nach, welcher ihm in Anerkennung seiner geleisteten Dienste unter dem
Ausdruck großer Dankbarkeit bewilligt wurde. Möchte es dem wackeren
Manne vergönnt sein, noch recht viele Jahre als Ehrenbürger in unserer
Mitte zu weilen und sich zu freuen an den Errungenschaften, die unserer
Stadt durch die Gemeindevertretung unter seinem Vorsitze zu verzeichnen
hat.". |
90. Geburtstag von Dr. Moritz Weichselbaum
(1892)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1892:
"Fürth, 23.Januar (1892). In seltener Frische des Geistes und Rüstigkeit
des Körpers begeht heute der Nestor der hiesigen Ärzte, Herr Dr.
Moritz Weichselbaum, das 90. Geburtsfest. Am 23. Januar 1802 in Pretzfeld
geboren, übt er seit 5. Februar 1829 die ärztliche Praxis hier aus. Er zählt
heute noch zu den von der Stadt ernannten Armenärzten.
Den vielen Glückwünschen für sein Wohlergehen schließen wir die
unsrigen an." |
Zum Tod des aus Fürth stammenden Rabbiners Dr. Heinrich Zirndorf, Rabbiner der
Gemeinde Ahawas Achim in Cincinatti (1893, geboren 1829 oder 1830 in Fürth)
Anmerkung: vgl. Artikel
Zirndorf, Heinrich in der JewishEncyclopedia.com; Artikel
"Heinrich Zirndorf" im Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Bd. 20.
Susm-Zwei. Walter de Gruyter Berlin/Boston 2012.
Der Geburtstag wird auch mit dem 7. Mai 1829 angegeben. Geboren ist
Heinrich Zorndorf als Heymann Zirndorfer.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Januar 1894: "Amerika. Cincinnati, 20. Dezember
1893. Am 17. dieses Monats ist hier der rühmlichst bekannte Dr.
Heinrich Zirndorf, Rabbiner der Gemeinde Ahawas Achim, nach kurzem
Krankenlager gestorben. Der Verewigte war am 7. Mai 1830 zu Fürth
geboren und sollte sich ursprünglich dem Kaufmannsstände widmen. Seine
wissenschaftlichen Neigungen drängten ihn zum Studium, das er in München
antrat. Ursprünglich als Lehrer und Literat tätig, trat er 1860 eine
Predigerstelle in Lipto St. Miklosz an, die er später mit der Stelle des
Direktors am Seminar zu Münster vertauscht. Von dort wurde er, nachdem er
in der Zwischenzeit in Manchester Lehrer gewesen war, 1876 nach Detroit
als Rabbiner berufen, welche Stellung er 1884 mit der eines Professors an
der theologischen Lehranstalt in Cincinnati vertauscht, wo er während der
letzten drei Jahre an der oben genannten Gemeinde war. Seine literarischen
Leistungen verdienen eine eingehende Besprechung. Heinrich Zirndorf war
einer der ältesten und besten Mitarbeiter der 'Allgemeinen Zeitung des
Judentums'. Ehre seinem Andenken!" |
Zum Tod von Bernhard Ullmann
(1894)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. April 1894: "Fürth, 12. April (1894). Am 10.
dieses Monats hat der unerbittliche Tod einen vortrefflichen Mann unserer
Gemeinde, Bernhard Ullmann, abgerufen, der mit der Konsequenz in
seinen Grundsätzen eine glaubenstreue Überzeugung für das Judentum
verband. Durch die Wahrhaftigkeit seiner Gesinnung und sein mit gesundem
Humor gepaartes bescheidenes Wesen, richteten sich die Augen seiner
Mitbürger auf ihn und so wurde er zu verschiedenen Ehrenämtern berufen.
Er war früher Mitglied des städtischen Kollegiums der
Gemeindebevollmächtigen und fast ein halbes Jahrhundert Vorstandsmitglied
der hiesigen Kultusgemeinde, deren Geschäfte er mit großer
Gewissenhaftigkeit verwaltete. Alle Verbesserungen in der Einrichtung
derselben, die seit 50 Jahren erfolgten, geschahen zum großen Teil durch
seine Anregung und unter seiner tatkräftigen Mitwirkung. Die neue
Leichenhausordnung in den sechziger Jahren ist sein Werk. Die Einführung
der am 11. April 1873 eingeweihten Orgel in der Hauptsynagoge, deren
Kosten er durch Sammlungen aufbrachte und welche seit dieser Zeit zur
Hebung der Gemüter ihre belebenden Tonwellen schwingt, ist ebenfalls ihm
zu verdanken. Einige in den letzten Jahren in der Hauptsynagoge
ausgeführte Verschönerungen deckte er auf eigene Kosten. In Folge seines
hohen Alters, er starb im 85. Lebensjahre, legte er vor wenigen Jahren die
Stelle eines Vorstandes nieder, bei welchem Anlass ihm die Kultusgemeinde
eine künstlerisch ausgeführte Dankadresse überreichen ließ, in welcher
seine vielfachen Verdienste in der ehrendsten Weise gedacht wurde. Der
modernen religiösen Richtung angehörend, war er gegen Andersdenkende
mild und versähnlich. Mit ihm geht ein liebenswürdiger Mensch, ein
ehrenhafter Charakter zu Grabe. Die Teilnahme zeigte sich bei der heute
unter großer Beteiligung stattgehabten Beerdigung, bei welcher Herr Rabbiner
Dr. Neubürger die tief empfundene Leichenrede hielt. Ehre seinem
Gedächtnisse!" |
Auszeichnungen jüdischer Persönlichkeiten durch den
Prinzregenten, unter ihnen der aus Fürth stammende Heinrich Berolzheimer (1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Januar 1895:
"Fürth, 4. Januar (1895). Anlässlich des Neujahrsfestes verlieh
der Prinzregent eine größere Anzahl von Auszeichnungen. Darunter
befinden sich folgende an Glaubensgenossen verteilte: Den Titel Justizrat
erhielt der Rechtsanwalt Herr Heinrich Hahn in Nürnberg, den Titel
Kommerzienrat empfing der von hier (Fürth) gebürtige frühere
Fabrikant und jetzige Privatier Herr Heinrich Berolzheimer in Nürnberg
und Herr Kaufmann Ludwig Metzger, Inhaber der Firma S. Guldmann in
Nürnberg, den Titel eines Königlichen Professors Herr Maler Harburger
in München. Edmund Harburger, der uns in den 'Fliegenden Blättern'
so lebenssprudelnde, köstliche Gestalten vorzuführen pflegt, ward es an
der Wiege nicht gesunden, dass er Maler werden werde. Zu Eichstätt am 4.
April 1846 geboren, widmete er sich als junger Mann nämlich zuerst dem
Baugeschäft und sattelte erst mit 20 Jahren um. Die Kritik zählt ihn
gegenwärtig zu den hervorragendsten Vertretern der deutschen
Genremalerei."
|
Hinweis: Maler Edmund Harburger wird in
diesem Artikel fälschlich als jüdischstämmig bezeichnet, er stammte
jedoch aus einer katholischen Familie, vgl. Wikipedia-Artikel
zu ihm. |
Max Berlin aus Fürth wird Oberlandesgerichtsrat am
Oberlandesgericht Nürnberg befördert (1895)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. Juni 1895:
"München, 17.Juni (1895). Am 16. Januar 1874 ist in Bayern zum
ersten Male ein Jude als Berufsrichter und zwar Max Berlin aus Fürth,
nebenbei bemerkt meines Wissens ein Nachkomme des Kasseler Rabbiners Löb
Berlin zum Assessor am damaligen Stadtgerichte Nürnberg ernannt worden.
Er ist nunmehr nach 21-jähriger Dienstzeit als Stadtgerichtsassessor,
Amtsrichter und Landgerichtsrat zum Oberlandesgerichtsrat am
Oberlandesgericht Nürnberg befördert.". |
Anmerkung: der im Artikel genannte
Rabbiner Löb Berlin (geb. 1737 in Fürth, gest. 1814 in Kassel) war Sohn
des Abraham Meyer Berlin: besuchte die Jeschiwa in Fürth, war
verheiratet mit Rechel Hamburg, Tochter des Bendit Hamburg aus Fürth;
seit 1782 war er Dajan unter dem Oberrabbiner Hirsch Janow in Fürth und
Rabbiner in Baiersdorf; ab 1789 fürststiftlicher Landesrabbiner in
Bamberg, 1795 kurfürstlich-hessischer Landesrabbiner in Kassel. |
Zum Tod des in Fürth geborenen Rabbiners Dr. L. D.
Zimmer (1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juli 1895:
"Tags zuvor starb daselbst der bekannte Rabbiner R. L. D. Zimmer im
Alter von 64 Jahren. 37 Jahre lebte und wirkte er in London.
Geboren zu Fürth als Sohn des Rabbiners David Zimmer, musste er infolge
der politischen Vorgänge von 1848 sein Vaterland verlassen und etablierte
in London einen Handel in Blattgold. Er war ein ausgezeichneter Kenner des
Hebräischen und seine Abhandlungen zeichneten sich durch logische Schärfe
und klaren Stil aus. Sie erschienen hauptsächlich in der 'Jewish World'.
Die Beerdigung fand unter großer Beteiligung aller Klassen der jüdischen
Bevölkerung statt.". |
Zum
Tod des königlichen Hofrates Dr. Samuel Berlin (1896)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar
1897: "München, 26. Dezember (1896). In der alten
Gemeinde Fürth hat heute einer ihrer besten Söhne sein Leben
beschlossen, der königliche Hofrat Dr. Samuel Berlin, ein Mann,
ausgezeichnet durch seine Abkunft, hervorragend durch seine persönliche
Tätigkeit. Er entstammte der Familie des bekannten Löb Berlin,
einstmaligen hochfürstlich bambergischen und ritterschaftlichen
Oberlandesrabbiners zu Bamberg und
späteren Landrabbiners in Kassel. Bis
zum Jahr 1848 war er als geprüfter Rechtspraktikant und Doktor der
Rechte, da der König Ludwig I. keinen Juden als Advokaten anstellen
wollte und damals andere Zweige des Staatsdienstes selbstverständlich
einem Juden verschlossen waren, Kassier des israelitischen
Religionsvereins in Fürth, welchen Namen, wenn ich mich nicht täusche,
damals die Kultusgemeinde Fürth amtlich führte; neben ihm war der Sohn
des Amtsnachfolgers seines Ahnen Löb Berlin, der Dr. Carl Feust,
rechtskundiger Sekretär der Gemeinde. 1848 war Samuel Berlin der Erste,
der als Jude zum Advokaten in Bayern ernannt wurde; sein erster Amtssitz
war Gerolzhofen, wo er mit einem
jungen Rechtspraktikanten, einem Schullehrersohne, Freundschaft schloss,
dessen glänzende Zukunft er voraussagte: es war niemand anderes als der
spätere bayerische Ministerpräsident Dr. von Lutz. Später wurde
er nach Ansbach versetzt, wo ihn das
Vertrauen seiner Mitbürger zum Vorstande des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigen
wählte, in welcher Eigenschaft er durch Verleihung des Ritterkreuzes des
Verdienstordens vom heiligen Michael I. Klasse ausgezeichnet wurde,
während seine Standesgenossen ihn zum Vorstandsmitgliede des damaligen
bayerischen Anwaltsvereins wählten. Welche Stellung er als Anwalt
einnahm, beweist, dass er der Sachwalter der Familie des jetzigen
bayerischen Justizministers war. 1876 gab er die Rechtsanwaltschaft auf,
um sich in Fürth, seiner Heimat, von einer gesegneten und
erfolgreichen Berufstätigkeit auszuruhen; die Ernennung zum königlichen
Hofrate begleitete ihn in den Ruhestand, während dessen er einer der
fleißigsten wissenschaftlichen Hilfsarbeiter seines bekannten Schwiegersohnes,
des Justizrates Josephthal in Nürnberg, war und sich mit Eifer
noch in hohen Jahren den Pflichten des Amtes eines Kollaturmitgliedes der
Gabriel Riesser'schen Stipendienstiftung in Fürth widmete; es war für
denjenigen, der das Glück hatte, es mit anzusehen, ein erhebender Anblick,
den in hohen Achtzigern stehenden Mann mit Scharfsinn und der Gewandtheit
eines Jugendlichen seine Referate vortragen zu hören. Im 90. Lebensjahre
abberufen und mit einem reich gesegneten Leben gesättigt, nachdem er
schon vor Jahren seine goldene Hochzeit zu feiern das Glück gehabt hatte,
ist er meines Wissens der dritte Jude gewesen, der in Bayern Advokat
geworden war. Die Nachkommen des Löb Berlin sind es übrigens, welche
auch den ersten bayerischen Berufsrichter israelitischer Religion
stellten, den Oberlandesgerichtsrat Max Berlin in Nürnberg.
Vielleicht interessiert es heute, wo der neben dem Reichsgerichtspräsidenten
Simson vielleicht älteste lebende deutsche Jurist jüdischer Abkunft
ins Grab gesunken ist, den Lebenden zu wiederholen, wie in Bayern unter
Max Joseph I. der erste Jude Mayersohn (Aschaffenburg?)
die Anstellung als Advokat erlangte, unter Ludwig I. während der 23 Jahre
seiner Regierung nur der einzige Dr. Samuel Grünsfeld in Fürth,
während 1848 Dr. Samuel Berlin in Gerolzhofen
und Dr. Carl Feust in Fürth zu Advokaten ernannt wurden, der
Letztere, welcher die Staatsprüfung schon im Jahre 1826 mit I bestanden
hatte und als Mitübersetzer des Corpus juris und Schriftsteller weit
bekannt war, nachdem er sich vorher mit 49 Jahren noch vergeblich um die
Stelle eines Stadtgerichtsprotokollisten beworben hatte. Würdige Söhne
ihrer Ahnen, haben sie trotz aller Verlockungen, die auch von
wohlmeinenden Jugendfreunden in hoher Stellung ausgingen, es verschmäht,
den Glauben der Väter einer Anstellung wegen zu verraten. - An dem am 23.
Dezember dahier stattgefundenen Leichenbegängnisse beteiligten
sich die höchsten Beamten der Stadt und der Nachbarstadt Nürnberg, wie Herr
Oberlandesgerichtspräsident von Schmauß, Senatspräsident Enderlein,
Regierungsrat Goreis, Oberlandesgerichtsrat und Vorstand des Amtsgerichtes
Nürnberg von Merz, und viele andere. Die Beteiligung war eine rege. Herr
Dr. Neubürger rühmte in trefflicher Ansprache an dem Verstorbenen
alle Tugenden, die einen edlen Mann zieren: seine Seelengröße, seine
Duldsamkeit, seine Humanität, sein rastloses Schaffen etc. Herr
Justizrat Gunzenhäuser widmete dem Verewigten namens der hiesigen
Kultusgemeinde einen ehrenden Nachruf: Herr Dr. Deutsch sprach im
Namen des israelitischen Waisenhauses, Herr Kantor Rosenhaupt aus
Nürnberg, ein Großneffe Dr. Berlins, für die Verwandten. Möge der
teure Verstorbene in Frieden ruhen!" |
Zum Tod von Hirsch Zimmer (1897)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1897:
"Fürth, 17. September (1897). In tiefe 'Trauer wurde die hiesige
Gemeinde durch das am 4. Elul erfolgte plötzliche Ableben des Herrn
Hirsch Zimmer, Sohn des über die Grenzen seiner Heimatgemeinde hinaus
weit bekannt gewesenen Rabbi Menki Zimmer – das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen – versetzt, Der Frühvollendete hat im
Alter von 42 Jahren sein der Frömmigkeit und dem Torastudium geweihtes
Leben beschlossen. Sein Leben und Wirken, seine Güte und Bescheidenheit,
seine Freundlichkeit und Zuvorkommenheit gegen jedermann haben ein weithin
leuchtendes Beispiel von der Wundermacht, mit der die Tora ihre Träger
ausstattet. Es war das eifrigste Bemühen des Verstorbenen, seinem
dahingeschiedenen großen und berühmten Vater nach jeder Richtung hin würdig
zu sein. Darum fanden die Interessen des altüberlieferten Judentums in
ihm einen stets bereiten Annehmer und Fürsprecher, darum jagte er buchstäblich
der Erfüllung von Mizwot nach und übte gleich seinem verstorbenen Vater
in opferungsvoller Weise das Amt eines Mohel aus. Keine Beschwernisse
einer weiten Reise, kein wichtiges Geschäftsunternehmen konnten ihn davon
abhalten, einem Rufe, diese teure Mizwa zu erfüllen, nicht Folge zu
leisten. Und er übte diese Mizwah mit einer Würde und Feierlichkeit, die
auch indifferente Anwesende hinriss und, für den Augenblick wenigstens,
ihnen einen Hauch seiner ihn erfüllenden Glaubenswärme mitteilte. 'Wehe!
Dass uns diese herrliche Perle so frühzeitig entrissen worden ist!' so
rufen wir mit einem der Trauerredner aus. Möge der Tod des Edlen eine Sühne
sein für die von ihm oft beklagten Verirrungen des Zeit, und Gott
alsbald die Lücke ausfüllen, die das frühzeitige scheiden dieses
Frommen in hiesiger Gemeinde gerissen hat, er macht verschwinden den
Tod auf immer. Amen (Jesaja 25,8). -h." |
Zum Tod von Max Naumburger (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1899:
"Fürth, Freitag vor Schabbat Balak (Schabbat Balak ist der
Schabbat mit der Toralesung Balak, d.h. 4. Mose 22,2 - 25,9; mit
Freitag vor Schabbat Balak ist der 23. Juni 1899 gemeint). Soeben,
kurz vor dem Heiligen Schabbat, hat sich das Grab übe der Leiche
eines Mannes geschlossen, dessen Andenken in den religiösen Kreisen der
hiesigen Gemeinde allezeit des Bewusstsein schmerzlichen Verlustes
wachrufen wird. - Herr Max Naumburger – seligen Andenkens
– ein in Gesinnung und Tat wahrhafter Jehudi, ist im Alter von 61
Jahren rasch und unerwartet aus dem Leben geschieden, das für ihn in
jeder Beziehung ein Wandeln auf rechtem Weg war. - Der in voller
geistiger und körperlicher Frische zu früh Dahingegangene versah lange
Jahre hindurch neben seiner geschäftlichen Tätigkeit die Stelle eines Vorbeters
an der Synagoge des hiesigen Waisenhauses mit seltenem Eifer, und als
spätere jüngere Kräfte den in seiner öffentlichen Wirksamkeit hoch
verdienten Mann ablösten, da ließ er es sich nicht nehmen, an den ehrfurchtgebietenden
Tagen regelmäßig, und auch sonst, wenn das Bedürfnis hervortrat, für
die öffentlichen Bedürfnisse in uneigennützigster Weise tatkräftig
einzutreten. Herr Naumburger – seligen Andenkens – zählte zu
den auch in unserer Gemeinde immer seltener werdenden Männern, denen der
Besuch der Synagoge morgens und abends Lebensgewohnheit und Bedürfnis
war. Noch der Abend vor seinem Tode sah ihn im Gotteshause, dessen
Besucher den Verlust des wackeren Mannes besonders schmerzlich empfunden.
Aber auch wer sonst mit dem Verblichenen in näherem Verkehr stand, dem
werden das von Gottesfurcht getragene Wesen, die lautere Gesinnung und der
aufrichtige Charakter desselben unvergesslich bleiben. - Von der großen
Beliebtheit des Verstorbenen legte die zahlreiche Beteiligung an seiner Beisetzung
Zeugnis ab. Möge die Aufrichtigkeit seines Denkens und Handelns, die der
Heimgegangene im bescheidenen Lebenskreise offenbarte. Vorbild für alle
sein, die für das Wohl der Gemeinde zu sorgen sich berufen fühlen. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
A.
Dahlmann und A. Bach
werden zu Kommerzienräten ernannt (1900)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. Januar 1900: "Herr J. Ottenstein in Nürnberg,
die Herren A. Dahlmann und A. Bach in Fürth und Herr L.
Macholl in München sind zu Kommerzienräten ernannt
werden." |
Zum Tod von Hirsch Bermann (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1900:
"Fürth, 7. Juni (1900). Beim Ausgange des Sabbat Bechukaussaj (Schabbat
Bechukkotai mit der Toralesung Bechukkotai = 3. Mose 26,3 -
27,34, das war am 26. Mai 1900) schied hier unerwartet schnell ein Mann
aus dem Leben, der es wahrlich verdient, in Ihrem geschätzten Blatte
eines Nachrufes gewürdigt zu werden. Hirsch Bermann seligen
Andenkens wurde ohne vorausgegangene Krankheit plötzlich seiner von ihm
so zärtlich geliebten Gattin – Tochter des Rabbi Gerson Naumburger -
Fürth – seiner großen Verwandtschaft, seiner Gemeinde, ja ganz
Israel entrissen, denen Allen sein Heimgang einen unersetzlichen Verlust
bedeutet. Das Wort: Nach ihrem Tode erscheinen die Frommen noch größer
wie bei ihren Lebzeiten, gilt so recht von dem Dahingeschiedenen.
Bescheiden und anspruchslos, wie er sein Leben lang war, drang von seinen
vielen gerechten und guten Handlungen nichts, gar nichts an das Licht der
Öffentlichkeit, wenngleich sein ganzes Dasein nur ein fortgesetztes Ausüben
von wahrer Gemilus chesed (Wohltätigkeit) war. Von bescheidenen
Anfängen hatte sich Hirsch Bermann seligen Andenkens durch unermüdlichen
Fleiß, vereint mit äußerster Reellität zu einem angesehenen Kaufmanne,
allseits geachteten und geehrten Bürger empor geschwungen. So waltete er
denn auch Jahre hindurch mit größter Gewissenhaftigkeit seines Amtes als
Armenrat seiner jüdischen Gemeinde, wo selbst sein Wort und sein
Rat allezeit von Wichtigkeit war, da man ihn nur zu gut als Vater der
Armen kannte. Diese verlieren denn auch in ihm einen aufrichtigen Gönner
und Freund, denn sie waren in Wirklichkeit seine Hausgenossen, denen er
– aber nur im Geheimen – mit vollen Händen mitteilte. Waren dem
Dahingegangenen auch keine eigenen Kinder beschert, so bildete die große
Schar seiner Nichten und Neffen in Wahrheit seine Kinder, denen er mit
Rat, weit mehr noch aber mit Tat beistand. Als wahrer Jehudi jede Mizwah
gleich schätzende, bildete eine jener Mizwoth, deren Früchte wohl in
dieser Welt genossen werden, deren Hauptlohn hingegen der Welt der Zukunft
vorbehalten ist, nämlich die Pflicht der Ausstattung unbemittelter Bräute,
zunächst in seiner großen Verwandtschaft, den Hauptinhalt seines
tatenreichen Lebens.
Die Beerdigung, die am Neumondstage des Siwan stattfand, gestaltete sich
denn auch zu einer imposanten Trauerkundgebung für den verschiedenen,
wobei kein Mitglied der weitverzweigten Familie fehlte. Am Grabe bedauerte
Herr Rabbiner Dr. Neubürger
- Fürth, des Rosch chodeschs wegen, kein weiteres Hesped
(Traueransprache), wie es der Verschiedene seligen Andenkens so sehr
verdient hätte, halten zu können und gab nur ein kurze Biographie. Wir
Alle aber schieden von dem Grabe eines Hirsch Bermann seligen Andenkens
mit dem Gedanken, dem der große Prophet Jesajas in den Worte Ausdruck gab
(hebräisch und deutsch): 'Und ich werde ihnen in meinem Hause und in
meinen Mauern ein Denkmal stiften und einen Namen, besser denn Söhne und
Töchter, einen ewigen Namen stifte ich ihnen, der unvertilgbar ist.'
Ein solches Denkmal und einen solchen Namen hat sich der
Verblichene in unserer Mitte gestiftet, den wir ewig in Ehren halten
werden! O, möge der Ewige der gedrückten und gebeugten Witwe bald seinen
Trost senden, es löscht Gott, der Herr, die Träne von jedem Angesicht
(Jesaja 25,8). S.".
|
Zum Tod von Mauri Zimmer
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1900:
'"Fürth, 21. Juni (1900). Leider zu früh ist ein Mann von uns
geschieden, dessen Name unzertrennlich ist mit allen Werken von Gemilus
Chesed (Wohltätigkeit), allen Institutionen von Kaschruth
(ritueller Reinheit) und allen Bestrebungen von Limud Thora
(Torastudium), die der Stolz und die Zierde unserer Gemeinde sind, ein
Mann, dessen Name in weiten Kreisen des orthodoxen Judentums wohlbekannt
ist. Herr Mauri Zimmer seligen Andenkens ist im Alter von 55 Jahren
einem kurzen, tückischen Leiden erlegen. Es war eine imposante
Trauerversammlung, die vergangenen Dienstag dem Verblichenen die letzte
Ehre erwies.
In ergreifenden Worten zeichnete Herr Rabbiner Dr. Neubürger das
Leben dieses Mannes, das ein Leben der Thauroh und Mizwoh in vollem Sinne
genannt werden muss. Es gab in unserer Kehillah (Gemeinde) kein Amt,
L'schem schomajim (zur Ehre Gottes), dem der Entschlafene nicht seine
ganze Kraft freudig geopfert hätte. Er war jahrelang als Mohel (Beschneider)
tätig, war Witwen und Waisen ein liebevoller Ratgeber und den Armen von
hier und auswärts ein helfender Vater.
Herr Dr. Deutsch schilderte in seinem Hesped (Trauerrede) das
Wirken des Verstorbenen als Kurator der hiesigen Waisenanstalt, als
Gabbaj für die Armen des heiligen Landes, für die er mit dem
Einsetzen seiner ganzen Persönlichkeit tätig war und gezählte Summen
zusammenbrachte. Bis zu seinem Ableben hat er auch in treuer Hingabe in
der Verwaltung der israelitischen Realschule mitgewirkt, ganz im
Sinne seines ihm vor fast zwei Jahrzehnten im Tode vorausgegangenen
Vaters, Rabbi Menki Zimmer – das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen -, der mit zu den Begründern der Anstalt gehörte. Er war
ferner ein rühriges und tätiges Mitglied der Ritualkommission der
Gemeinde, und allgemein ist die Klage um den Heimgang des Mannes, der über
das Maß seiner physischen Kräfte hinaus für alle Aufgaben des Judentums
tätig war.
In die Trauer um den früh Entschlafenen stimmen alle ein, denen
die Sache der Orthodoxie in unserer Mitte Herzenssache ist. Wir begreifen
voll und ganz den Schmerz der schwer geprüften Familie, dem ein Neffe des
Verstorbenen, Herr Dünner aus Köln, in tief empfundenen Worten an
der Bahre Ausdruck gab. Ihnen allen, die um den Entschlafenen trauern,
rufen wir von Herzen zu: 'Gott tröstet euch inmitten des Restes derer,
die trauern um Zion und Jerusalem'.": |
Zum Tod des Lehrers und Rabbiners Dr. Aron Isak Wolff
(1900)
Rabbiner Dr. Aron Isak Wolf (geb. 1842 in Hohensalza/Inowrocław, Posen,
gest. 1900 in Fürth), studierte in Rawitsch/Rawicz (Ausbildung zum Rabbiner)
und in Berlin; Promotion in Leipzig; er war als Lehrer in Żnin und Hamburg
(Talmud-Tora-Realschule) tätig, um 1883/89 als Rabbiner in Kórnik, Posen; von
1889 bis 1894 Rabbiner in Haigerloch;
danach zog er sich nach Fürth zurück.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1900:
"Fürth, 31. Juli (1900). Am 25. Juni verschied dahier nach längerer
Krankheit im 59. Lebensjahre Herr Dr. Aron Isak Wolff, welcher in
verschiedenen Gemeinden lange Zeit hindurch das Amt eines Religionslehrers
und Rabbiners segensreich verwaltet hat. Die Lauterkeit seiner
Gesinnung, sein gottesfürchtiger Lebenswandel, der reiche Schatz seines
Wissens, sowie seine Begeisterung für die Gotteslehre, deren Studium er
sich während der ganzen Zeit seines Lebens aufs eifrigste angelegen sein
ließ, und dessen Früchte er in mehreren schriftstellerischen Arbeiten,
als da sind 'Das jüdische Erbrecht', 'Übersetzung von Maimonides'
Mischnah Thora', der jüdischen Gelehrtenwelt offenbarte, erwarben dem
Heimgegangenen die ungeteilte Liebe und Verehrung vieler Gutgesinnten auch
über den Kreis seiner Wirksamkeit hinaus. Körperliche Leiden, sowie
mancherlei herbe Enttäuschungen und bittere Erfahrungen, die seinem
milden Sinne besonders nahe gingen, bestimmen den nunmehr Entschlafenen,
seine öffentliche Wirksamkeit aufzugeben und im Stillen Gott und seiner
Lehre zu leben. Er zog sich zu diesem Behufe nach Fürth zurück, wo ihn
freundliches Wohlwollen und liebende Anerkennung gern aufnahmen. Dort
verlebte er mehrere Jahre, ganz in den Dienst heiliger Lebenserfüllung
aufgehend, lernend und lehrend, bis der Tod ihn zu früh für die
Seinigen, sowie für seine zahlreichen Verehrer ereilte. Möge er Ruhe
finden, die ihm im Leben vielfach versagt geblieben." |
Fabrikbesitzer
Lippman Bendit wird zum Kommerzienrat ernannt, Rechtsanwalt Dr. Wittelshöfer
zum Justizrat und Dr. Hirsch zum Medizinalrat (1901)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Januar 1901: "Bei den diesjährigen
Neujahrsauszeichnungen in Bayern haben den Titel eines Kommerzienrats
erhalten die Fabrikbesitzer Dr. Grünzweig - Ludwigshafen,
Dessauer - Bamberg, Lippmann
Bendit - Fürth, Heimann - Schweinfurt,
Bankier Heim - Würzburg, Geschäftsführer
des deutschen Hopfenbauvereins Faist - Nürnberg;
die Titel eines Justizrats: Rechtsanwalt Frank - Hof,
Rechtsanwalt Dr. Stern und Dr. Freudental - Würzburg;
Rechtsanwalt Dr. Wittelshöfer - Fürth, den Titel und Rang
eines Medizinalrates: Dr. Hirsch - Fürth".
|
Zum Tod von Henoch Zimmer (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1901:
"Fürth, 29. Juli (1901). Noch standen wir unter de Eindrucke tief
empfundener 'Trauer um der beiden der Sünden halber in Trümmer
gegangenen Heiligtümer, als eine andere Trauer den 10. Aw gegen Mittag
unseren Herzen Schmerzenstöne auspresste. In dieser Stunde hat der Tod
einen der besten Mitbrüder unserer Gemeinde entrissen; die Seele des
edlen Herrn Henoch Zimmer seligen Andenkens hat sich ihrer körperlichen Hülle
entwunden und ist in ihr ewiges Heimatland zurückgekehrt.
Obwohl der Allgütige den verblichenen der Welt bis zu seinem 75.
Lebensjahre erhalten, so ist dieser doch, ein Vater der Witwen und Waisen,
als Stütze der Dürftigen, als Muster und Leuchte der peinlichst genauen
Erfüllung unserer heiligen Toralehre, noch zu früh uns entrissen worden.
Wenn Moses, der Lehrer Israels, auch kein Volksredner sein konnte, wie wir
ja aus seinem eigenen Munde hören, so war aber sein ganzes Leben eine
ununterbrochene fortgesetzte Rehe gottgefälliger Handlungen, die es
vermochten, Israelis Herz himmelwärts zu richten.
Auch der nun verewigte Herr Henoch Zimmer seligen Andenkens dachte
nie daran, durch Reden zu imponieren, aber sein unermüdliches Tun und
freudiges Schaffen bewegte doch öfters manches nicht ganz erkaltete Herz
zu einer edlen Tat. Wer den Verblichenen, gebeugt von des Alters Last,
geschwächt von der Lebensmüde, die sein geschäftlicher Beruf durch häufige
Reisetouren ihm mannigfach erzeugte, mühsam von Straße zu Straße, von
Haus zu Haus sich schleppen sah, um den Dürftigen die nötigsten
Lebensbedürfnisse zu vermitteln, der musste unwillkürlich in den Ruf
unserer Weisen einstimmen: Groß ist, der bewirkt, was er macht.
Der selig Entschlafene, von der Wiege bis zur Torahauch atmend, war von
der Überzeugung durchdrungen, dass das Sinaigesetz mit seiner mündlichen
Tradition der Lebensnerv des jüdischen Volkes ist, und war darum auch
eifrigst bemüht, dürftigen Talmudgelehrten in der Nähe und Ferne, so
weit es ihm möglich war, hilfreich zur Seite zu stehen! Unaufhaltsam drängt
es uns zu den Talmud's Worten: 'Heil dir Frommer, der du nun in die
heiligen Hallen der Ewigkeit die süßen Früchte mitbringst, die an dem
nie alternden Lebensbaume der Tora gereift sind. 'Du Edler, bist nun körperlich
von uns getrennt, doch die Klagetöne, die Dich zum Grabe geleiten, sollen
uns ein ewiger Gedenkstein sein für die Worte unserer Weisen: 'R.
Jehuda, Sohn des R. Semual b. Sila, sagte im Namen Rabhs: Aus der
Trauerrede über einen Menschen ist zu ersehen, ob er ein Kind der
zukünftigen Welt ist oder nicht.' (Traktat Schabbat Fol. 153).
L.U." |
Zum Tod von Gabriel Wiener (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1903:
"Fürth in Bayern. Am 15. Schewat (= 12. Februar 1903)
an dem Tage, an welchem die Natur zu
neuem Leben zu erwachen beginnt, zog eine reine Seele ein zu einem neuen,
ewigen Leben, in das Reich der ewigen Wahrheit. So wie er gelebt in
Reinheit und Heiligkeit, so ging er von dannen, Gabriel Wiener, der
bescheidene, ruhige Mann. An heiliger Stätte, in der Synagoge, gerade als
er im Begriffe war, sich zum Gebet zu rüsten, hauchte er seine reine
Seele aus. Er, der so reich an Wissen war, ohne damit zu prunken, sah es
als eine seiner heiligsten Aufgaben an, dieses Wissen besonders in der
heiligen Tora durch regen Fleiß zu vermehren. Sein regelmäßiger Besuch
des Gotteshauses wurde nur unterbrochen, wenn sein Gesundheitszustand es
nicht gestattete. Und was war er den Armen, den Unterdrückten!? Wie
suchte er ihnen zu raten und zu helfen!? Wie manche Träne hat er das
getrocknet! Das geschah aber alles so geheim und still, damit ja das
demütig wandeln mit Gott (Micha 6,8) erfüllt werde. Ja, das war sein innerstes
Wesen: Bescheidenheit und Demut, die das eigene Ich zurücktreten ließen
gegenüber allen anderen Menschen, und ihn veranlasste, nicht nur Mischpat
(Recht), sondern hingebungsvolle Liebe zu üben gegen alle, die das Glück
hatten, ihm zu nahen. Möge sein anspruchsloses, makelloses Leben uns
allen ein Beispiel sein, das nachzuahmen wir uns zur Ehre gereichen
lassen. So lebe sein Name in uns zum Segen fort. Das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen.". |
Besinnung von Emil Dessauer (Fürth) über den Sabbat
(1904)
Emil Dessauer aus Fürth war auch Verfasser des 1905 im J. Kauffmann-Verlag
in Frankfurt erschienenen Buches "Die jüdische Geschichte im Zeitbilde
großer Kulturstufen. Für höhere Schulen und zur Selbstbelehrung
dargestellt".
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1904:
"Sabbat! Von Emil Dessauer, Fürth.
Wenn auch der Königssohn, das ist Israel, viel leiden muss, wenn auch der
goldene Schmuck ihm abgerissen worden ist, wenn ferner bittere
Schmerzenstränen seine Wangen bleichen, und sein Geist die großen
Gottesgedanken nicht mehr durch die himmlische Offenbarung selbst
erschauen darf, so ist er doch nicht ganz verlassen. Einmal in der Woche,
am Freitagabend, kommt seine süße Geliebte, die edle Prinzessin Sabbat,
zu ihrem königlichen Bräutigam. Auf seine Wunden legt sie himmlischen
Balsam, sein erkaltendes Herz begeistert sie durch glühenden Wein und
durch ihre Küsse bezaubert sie ihn mit der alten Liebe. Beim Scheiden
reicht sie dem Geliebten den silbernen Myrthenbecher, das köstliche
Flammenlicht ewiger Liebe hin, dass der Königssohn liebestrunken und voll
innerer Weihe, um der Geliebten willen ergeben wieder das harte Brot der Mühsal
und Leiden bricht...."
Der Artikel wird nicht ganz ausgeschrieben, da es keine direkten
Zusammenhänge zur jüdischen Geschichte in Fürth gibt. Bei Interesse
zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
|
Anzeige von Albert Mayer
(1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April
1904:
"Gebildetes junges Mädchen,
sucht Stelle als Gesellschafterin bei einzelner Dame, oder bei
kleinerer Familie zur Beaufsichtigung der Kinder. Gefällige Angebote
an
Albert Mayer, Fürth, Rosenstraße 7". |
Zum Tod von Kommerzienrat S. Fränkel
(1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April
1904: "Fürth, 13. April. Zum Tode des Kommerzienrats Herrn S.
Fränkel dahier wird geschrieben:
'Wohl selten hat ein Todesfall unsere Stadt so tief und allgemein
erschüttert, als dies durch das Bekannt werden des heute morgen erfolgten
Ablebens des Herrn Kommerzienrats Simon Fränkel der Fall war. Beliebt in
allen Gesellschaftskreisen, stets hilfsbereit für alle Notleidenden ohne
Unterschied der Parteiangehörigkeit oder der Konfession, selbstlos und
ohne allen Ehrgeiz konnte man von ihm mit gutem Rechte sagen, dass er wohl
Gegner, aber keinen Feind besessen. Seine unermüdliche Tätigkeit für
alle Hilfsbedürftigen in allen Lagen des Lebens war nahezu sprichwörtlich
geworden; die Art und Weise, wie er es verstanden hat, Gaben für alle
wohltätigen und gemeinnützigen Zwecke, für die sein gutes Herz sprach,
zu sammeln, ist bisher unerreicht geblieben. An seiner Bahre trauert
deshalb nicht nur seine Familie; es trauert - ohne Übertreibung dürfen
wir es sagen - die ganze Stadt, reich und arm, am allermeisten wohl die
letzteren. Eine Reihe von Tatsachen, die über die unausgesetzte und
jederzeit unverdrossene Tätigkeit des leider viel zu früh Verblichenen
in Bezug auf Wohltätigkeitsakte umlaufen, charakterisiert denselben mehr,
als dies im engen Rahmen eines Nachrufes möglich ist. Geradezu
unersetzlich ist sein Verlust für den Deutschfreisinnigen Verein und die
Freisinnige Partei. Seit den Wahlen zum Zollparlament stets im
Vordertreffen des entschiedenen Liberalismus stehend, gehörte Fränkel
seit 20 Jahren dem Freisinnigen Verein, teils als Ausschussmitglied, 2.
Vorstand, und seit Mai 1895 als 1. Vorstand an, ebenso lange war er
Mitglied des Landesausschusses der Deutschfreisinnigen Partei und seit den
letzten 10 Jahren Mitglied der geschäftsführenden Vorstandschaft
derselben. Seinem genialen Auftreten gelang es stets, alle Gegensätze,
welche bei einem so großen Vereine ab und zu aufzutauchen pflegen,
auszugleichen und immer wieder Friede und Eintracht zu erhalten.
Pflichttreu war er wie selten einer; uns ist kein Fall bekannt, dass der
Verstorbene ohne zwingen Grund jemand einer Sitzung fern geblieben wäre.
Sein gemütliches Wesen hat die Vereinsversammlungen zu wahren
Erholungsstätten fr die Teilnehmer gestaltet. An den Wahltagen war er als
Obmann der erste am Platze seines Distriktes und der letzte, der sich
entfernte, stets mit Freund und Feind freundlichst verkehrend. Obwohl er
zu den verschiedensten Malen gedrängt wurde, sich in die gemeindlichen
Körperschaften wählen zu lassen, hat er dies stets abgelehnt; ihm genügte,
Parteigenossen vorzuschlagen und deren Wahl herbeiführen zu helfen. Eine
ganz besondere Befriedigung gewährte es dem Verewigten in seiner letzten
Lebenszeit, dass es ihm gelungen war, auch mit der Deutschen Volkspartei,
von deren Führern eine ganze Anzahl zu seinen langjährigen persönlichen
Freunden gehörte, ein gutes Einvernehmen mit herbeizuführen. Sein
Andenken wird bei seinen Freunden und Parteigenossen für alle Zeiten in
Ehren gehalten bleiben." |
Trauerfeier
für Kommerzienrat Fränkel (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April
1904: "Fürth, 25. April (1904). (Trauerfeier für
Kommerzienrat Fränkel). Die israelitische Realschule veranstaltete
gestern Vormittag eine würdige Trauerfeier für ihr verstorbenes
langjähriges Vorstandsmitglied, Herrn Kommerzienrat Fränkel.
Ursprünglich war der kleine Saal des Hotel National für die Feier
bestimmt worden; da man aber hörte, dass eine größere Beteiligung von
Freunden des Entschlafenen in Aussicht stehe, wurde die Feier noch in
letzter Stunde nach dem großen Saale verlegt. Hier versammelte sich um
1/2 11 Uhr eine stattliche Anzahl Herren und Damen, teils Freunde und
Gönner der Schule, teils Bekannte und Verehrer des Verstorbenen, an ihrer
Spitze die Mitglieder der Familie Fränkel, Vertreter des Vorstandes der
israelitischen Kultusgemeinde, Kuratorium und Lehrerkollegium der
israelitischen Realschule etc. Um 3/4 11 Uhr betrat der Direktor der
israelitischen Realschule Dr. A. Feilchenfeld das schwarz
drapierte, von Blattpflanzen umgebene Podium und gab in halbstündiger
Rede eine Darstellung von de reichen vielseitigen Wirken, das der
Verblichene im öffentlichen Leben, im Dienste der Menschenliebe, in den
Vorständen verschiedener gemeinnütziger Körperschaften und ganz
besonders in der Vorstandschaft der israelitischen Realschule entfaltet
habe. Mehr als 25 Jahre hat der Heimgegangene dem Kuratorium dieser Schule
angehört und hat während dieser Zeit die Kassenverwaltung der Anstalt
mit größter Opferwilligkeit geleitet. Durch manche einzelne Züge wusste
der Redner die liebenswürdige, energische Persönlichkeit des
Entschlafenen, seine stete Hilfsbereitschaft bei öffentlichen und
privaten Notständen, die Uneigennützigkeit und Selbstlosigkeit seines
Wirkens und die große Vertrauensstellung, die er in unserer Stadt
einnahm, den Hörern nahe zu bringen. Die Hingebung und Aufopferung, mit
der der Verstorbene noch bis zu den letzten Tagen seines Lebens trotz
schwerer körperlicher Leiden für die israelitischen Realschule gewirkt,
wurde ganz besonders hervorgehoben. Herr Herr Bankier M. Rau, der
mit dem Entschlafenen lange Zeit hindurch im Kuratorium
zusammengearbeitet, wies dann in warmen, zu Herzen gehenden Worten darauf
hin, was Kommerzienrat Fränkel durch seine Gewandtheit und Umsicht und
seine eminente Friedensliebe sowohl in der Verwaltung der Schule wie auch
auf vielen anderen Gebieten geleistet und wie er es überall verstanden
habe, etwa vorhandene Gegensätze auszugleichen. Nachdem der greise
Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Jakob Cramer, noch kurz die
Tendenz der Anstalt betont und das Verständnis gerühmt hatte, das der
Verstorbene der Anstalt stets entgegengebracht, schloss die erhebende
Feier." |
Justizrat Gunzenhäuser beendet seine langjährige
Zeit als Vorstand der Kultusgemeinde (1905)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1905:
"Fürth, 6. Januar (1905). Herr Justizrat Gunzenhäuser hat wegen seines
hohen Alters die Stelle des Vorstandes der Kultusgemeinde niedergelegt und
der Vorstand hat das Rücktrittsgesuch aus den angegebenen Gründen
genehmigt. Justizrat Gunzenhäuser hat 28 Jahre lang dem Kultusvorstande
angehört, nachdem er vorher 13 Jahre Mitglied des Verwaltungsausschusses
war. Die Stelle des Vorsitzenden des bayerischen Landesvereins für
israelitische Kultusgemeinden hat er bis auf weiteres beibehalten."
|
Zum
Tod des Nürnberger und Fürther Ehrenbürgers Kommerzienrat Heinrich
Berolzheimer (1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. April
1906: "Nürnberg, 17. April (1904). Bei Beginn der heutigen
Sitzung des Stadtmagistrats widmete der Vorsitzende dem vorgestern im 70.
Lebensjahre verstorbenen Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer,
Ehrenbürger der Städte Nürnberg und Fürth, einen Nachruf. Er betonte,
dass der Verstorbene sich nicht nur durch Wohltätigkeit ausgezeichnet
habe, sondern auch besonders für die Interessen der Allgemeinheit
Hervorragendes leistete, so habe er für den Bau des Künstlerheims einen
großen Betrag gestiftet und der Naturhistorischen Gesellschaft, der
Volksbildungsgesellschaft und dem Ärztlichen Verein auf seine Kosten
eigene Heime errichtet." |
Goldene Hochzeit von Edward Mayer und Lena geb. Singer in
Philadelphia (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11.
Mai 1906: "Philadelphia. Goldene Hochzeit. Das Fest
ihrer goldenen Hochzeit feierten am 1. Mai Herr Edward Mayer
(geboren 1835 in Fürth in Bayern), der frühere Chef der Firma
Edward Mayer u. Son, und seine Frau Lena geb. Singer. Das Jubelpaar
erfreut sich allgemeiner Wertschätzung". |
Zum Tod von Bankier Gabriel Feuchtwanger
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Juni 1906:
"Fürth in Bayern. Sterbefall. Ein Jude von altem Schlage, ein
echter
Jehudi mit echt jüdischen Tugenden ausgestattet, ist dahingegangen. Herr
Bankier Gabriel Feuchtwanger ist im Alter von 71 Jahren am vorigen
Freitagabend bei klarem Bewusstsein, mit Gottesworten auf den Lippen,
sanft, wie es dem Gerechten geziemt, entschlafen.
Herr Gabriel Feuchtwanger entstammte einer der angesehensten und
bekanntesten Familien der deutschen Judenheit und erfreute sich wegen
seines lauteren Charakters allseitiger Verehrung. Er war ein ganzer Mann,
eine Persönlichkeit, die keine prinzipielle Nachgiebigkeit kannte bei
aller Herzensgüte und Bescheidenheit ihres Wesens. Es lag nicht in seinem
offenen und ehrlichen Charakter, etwas nach außen zu tun, denn er kannte
keine Politik, und was er tat, war seine tiefste Überzeugung, sein fester
Glauben. Sehr medakdek bemizwaus (genau in der Erfüllung der Gebote)
seiend, gehörte er zu den Srisin makdimim, so dass er stets einer der
ersten beim Schacharisgebete war.
'Tauroh' (Tora), 'Jiras schomajim' (Gottesfurcht) und 'Maasim
tauwim' (gute Werke) waren des Verewigten Lebenskronen. Er war wohltätig,
und wie es einem guten Jehudi zusteht, übte er 'Zedokoh beseser' (Wohltätigkeit
im Verborgenen). Der Tradition seiner Väter war er mit seinem ganzen
'Ich', mit seinem ganzen 'Wollen und Können' ergeben; und so hing er auch
an seinem unglücklichen Volke und dessen Heimatland; sein ganzes Leben
hindurch lebte in ihm die Sehnsucht nach diesem Lande, und wie glückselig
war er, als ihm noch vor Jahresfrist vergönnt war, seine alte Sehnsucht
zu realisieren und nach dem gelobten Lande gehen zu können!
Zu der Bestattung hatte sich der größte Teil der Kehillah
(Gemeinde) eingefunden. Doch da der Verewigte seiner echt jüdischen
Aniwus (Bescheidenheit) gemäß sich einen Hesped (Trauerrede) verbeten
hatte, so war es den anwesenden Rabbinen – darunter Herr Rabbiner Dr.
Ehrentreu - München, ein Neffe des Verstorbenen – nicht gestattet, am
Grabe zu sprechen. Ist doch auch Gabriel Feuchtwanger in Wirklichkeit auch
für das Diesseits nicht gestorben, sondern lebt in seinen sieben Kindern,
die alle nach seinen Lebensgrundsätzen leben und ganz in seinen Wegen
wandeln, fort." |
Zum
Tod von Justizrat Julius Feust (München) (geb. 1853 in Fürth, gest. 1906 in
Bad Tölz)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. Juli 1906: "München, 19. Juli (1906). Der Rechtsanwalt
Justizrat Julius Feust ist nach längerer, schwerer Krankheit
vorgestern nachts in Bad Tölz,
wohin er vor einigen Wochen von München aus sich begeben hatte,
verschieden. Heute fand auf dem israelitischen
Friedhofe dahier (München) die Beerdigung statt. Dem
ausdrücklichen Wunsche des Verblichenen entsprechend, wurde weder der
Tod, noch die Zeit der Beerdigung in der üblichen Weise bekannt gegeben,
wie auch von einer Grabrede Abstand genommen werden musste. Julius Feust,
einer alten, angesehenen bayerischen Juristenfamilie entstammend, war
geboren am 28. April 1853 in Fürth in Bayern als Sohn des
Königlichen Advokaten Dr. Karl Feust und bestand im Jahre 1878 den
juristischen Staatskonkurs mit vorzüglichem Erfolge. Am 1. Oktober 1879
ließ er sich als Rechtsanwalt in München nieder. Seine ausgezeichneten
juristischen Kenntnisse, verbunden mit einem außergewöhnlich praktischen
Verständnisse, verschafften ihm in kurzer Zeit eine über ganz
Deutschland ausgebreitete Klientel. Im Eifer über die ihm anvertrauten
Interessen identifizierte er sich geradezu persönlich mit seiner
Klientel, was manchmal in Kollegenkreisen zu einer schiefen Beurteilung
des selbstlosen Charakters führte. Bekannt ist es, dass er armen
Parteien, ohne als Pflichtanwalt aufgestellt zu sein, gerne seine
unentgeltliche Hilfe zur Verfügung stellte. Eingeweihte wissen auch, in
welch hingebender Weise der Verstorbene den verschiedensten
philanthropischen und gemeinnützigen Bestrebungen jeder Art unter
Hintansetzung persönlicher Rücksichten und unter Aufwendung großer
finanzieller Opfer diente. Dabei war er für seine Person von
allergrößter Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit. In Richter- und
Kollegenkreisen war Feust als ausgezeichnete juristische Kraft geschätzt
und in den weitesten Bevölkerungskreisen als solche bekannt. Seine
Verdienste wurden auch durch die am 1. Januar 1904 erfolgte Ernennung zum
Justizrat von höchster Stelle anerkannt. Julius Feust war, worauf er
großes Gewicht legte, der Enkel des im Jahre 1802 in Bamberg
verstorbenen Oberlandesrabbiners Samuel Faist-Frensdorf, des letzten
Rabbiners im Fürstbistum Bamberg mit eigener jüdischer Gerichtsbarkeit.
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass der Verstorbene für alle jüdischen
Interessen ein warmes Herz und eine offene Hand hatte, und dass wohl kein
Münchener Verein, welcher jüdischen Interessen diente, vorhanden war,
dem er nicht als tatkräftiges Mitglied angehörte. Er war lange Jahre
hindurch Vorsitzender des Studien- und Arbeitsförderungsvereins in
München und waltete hierbei seines Amtes in einer geradezu
mustergültigen Weise. Die Unzahl von Studierenden und Handwerkern, welche
aus diesem Verein Stipendien bezogen haben, wird den Namen Julius Feust
für alle Zeiten in bleibender, dankbarer Erinnerung behalten. Feust
gehörte der konservativen Richtung an. Interessant ist, dass derselbe
eine der ersten Münchener Advokatenkanzleien 25 Jahre lang führte, ohne
an Sabbaten und jüdischen Feiertagen je eine Silbe geschrieben zu haben.
Have anima candida! Der Heimgegangene war Jahre lang ein treuer Freund und
Mitarbeiter unseres Blattes, das ihm eine Reihe sehr wertvoller Aufsätze
und Korrespondenzen verdankt. Wir werden sein Andenken stets in Ehren
halten. Die Redaktion." |
Zum Tod von Justizrat Gunzenhäuser
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. November
1906:
"Fürth.
Im Alter von 81 Jahren starb der frühere liberale Landtagsabgeordnete
Justizrat Gunzenhäuser, ein hervorragender Jurist. Der Verstorbene war
Mitglied des Vorstandes der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde."
|
Rechtsanwalt
Alfred Nathan (Reichenhall) vermacht Stiftungen an seine Vaterstadt Fürth und
an die Stadt Bad Reichenhall und wird Ehrenbürger beider Städte
(1906)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Dezember
1906: "Fürth, 7. Dezember (1906). Dieser Tage hat ein Sohn
hiesiger Stadt, der in Reichenhall wohnende Rechtsanwalt
Alfred Nathan,
seiner Vaterstadt 300.000 Mark zur Gründung eines Wöchnerinnen- und
Säuglingsheims geschenkt und nur die Bedingung daran geknüpft, dass
die Stadtverwaltung den Bauplatz dafür kostenlos hergebe und der Bau im
Laufe des kommenden Jahres begonnen werde. Diese großartige Spende hat
der hochherzige und edle Geber zum Andenken seiner verstorbenen Eltern
Siegmund und Amalie Nathan gestiftet und außerdem am Begräbnistag der
Ende letzten Monats verstorbenen Mutter je 3.000 Mark zur Verteilung an
jüdische und christliche Arme gespendet. Rechtsanwalt Nathan, eine edel
und hochherzig angelegte Natur, hat von jeher bei allen Gelegenheiten eine
offene Hand für Arme und Bedrückte gehabt, und mancher arme Student,
gleichviel welcher Konfession er war, hat Herrn Alfred Nathan zu
verdanken, dass er seine Studien beendigen konnte. Von den
Verwaltungskörpern hiesiger Stadt wurde in dieswöchentlicher Sitzung
beschlossen, Herrn Alfred Nathan das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. In
gleich hochherziger Weise hat Herr Nathan auch die Stadt
Bad Reichenhall
bedacht, welcher er 30.000 Mark gespendet und auch am Begräbnistag seiner
Mutter 3.000 Mark zur Verteilung an die Armen übergab. Auch diese Stadt
hat Herrn Nathan das Ehrenbürgerrecht verliehen." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7.
Dezember 1906: "Fürth. Stiftung. Rechtsanwalt Nathan
stiftete zum ehrenden Andenken seiner verstorbenen Eltern Mark 300.000 zur
Errichtung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7.
Dezember 1906: "Fürth, 5. Dezember (1906). Die städtischen
Kollegien haben den Rechtsanwalt Nathan, der in der vorigen Woche
300.000 Mark zur Errichtung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims
gestiftet hat, zum Ehrenbürger ernannt." |
Rechtsanwalt
Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juli 1908:
"Fürth. Rechtsanwalt Alfred Nathan zu Reichenbach,
Ehrenbürger der Städte Fürth und Reichenhall, erhielt den bayerischen Verdienstorden
vom heiligen Michael 4. Klasse". |
Zum Tod von Jacob Cramer (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Februar
1908
:"Fürth
in Bayern. Die hiesige jüdische Gemeinde hat durch den Tod des Herrn Jacob
Cramer einen schwer zu ersetzenden Verlust erlitten, denn an all' ihren
Interessen nahm der körperlich und geistig frische Greis lebhaften und in
den Verwaltungen verschiedener Institutionen tätigen Anteil und als Mann
von strengster Religiosität, unerbittlicher Pflichttreue und regem Wohltätigkeitssinn
ist er ihr ein Vorbild gewesen.": |
Zum
Tod von Johanna Felsenstein (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1908:
"Fürth, 29. März (1908). Am Sabbat, 21. dieses Monats hauchte Frau
Johanna Felsenstein ihre reine Seele aus. Mit ihr sank die Idealgestalt
eines echt jüdischen Weibes ins Grab. Wie sie während des Lebens ihres
Mannes, des in gesetzestreuen Kreisen rühmlichst bekannten Herrn Abraham
Felsenstein die verständnisvolle, gleich empfindende Genossin seines
Strebens und Vollbringens gewesen war, so fand sie nach seinem Tode ihres
Lebens schönsten Inhalt in der Hochachtung und Pflege der Traditionen des
Heimgegangenen, die mit der Hochhaltung und Pflege unseres Glaubens in
eins zusammenfielen. Ihr Haus war ein Tempel altjüdischer Frömmigkeit.
Es war die größte Freude und der höchste Stolz der schlichten,
anspruchslosen Frau, die überzeugungsgestählte Begeisterung für das
Gottesgesetz und die gewissenhafteste Übung seiner Vorschriften und
Gebote in den zehn sie überlebenden Kindern und den zahlreichen Enkeln
ungetrübt und ungeschwächt fortwirken zu sehen. Es war der Lohn der Mühe
aufopfernden, hingebungsvollen Erziehungswirkens, der Erfolg jener
unsichtbaren macht, die das elterliche Beispiel ausübt. Ihr Andenken wird
bei uns fortleben und fortwirken zur Ehre und zum Heile des Judentums, das
nicht verloren ist, solange es noch solche Mütter in seiner Mitte hat." |
Zum Tod von Therese Cramer (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1908:
"Am zweiten Tag des Pessach (Freitag, 17. April 1908) ist in Frankfurt am Main, wohin sie sich zur
Barmizwahfeier ihres Enkelkindes begeben hatte, Frau Therese Cramer von
hier unerwartet und rasch verschieden und am 3. Tage Cholhamoed (= Montag,
20. April 1908) hier an
der Seite ihres ihr im Tode vorausgegangenen Gatten, der Herrn Salomon
Cramer, zur ewigen Ruhe gebettet worden. Die großartige Beteiligung aller
Stände und Klassen, sowohl in Frankfurt bei der Überführung der
sterblichen Hülle, als auch in Fürth bei der Beisetzung derselben, gab
von der hohen Wertschätzung und Achtung Kunde, deren die Heimgegangene
sich allenthalben erfreut hat und bracht die vielseitige Trauer imposant
zum Ausdruck, von welcher des Festes wegen an der Bahre nicht gesprochen
werden durfte. Mit Therese Cramer ist eine Frau, reich an edlen Vorzügen
des Herzens und des Geistes dahingegangen. Ihr Haus war eine Stätte des
Wohlseins und des Friedens, der Gottesfurcht und Nächstenliebe. In ihm
verstand sie es, jene Frömmigkeit zu pflegen, welche nicht allein
Heiterkeit und Lebensgenuss nicht ausschließt, sondern sie zum
wesentlichen Bestandteil jüdischer Lebensführung macht. Darum weilte man
gern in diesen Räumen, in welchen herzlicher Glaube und ruhige Freude
wohnten. Treffliche Kinder vollendeten das Glück des Herzens, gehegt und
gepflegt von dem Zauber ihres liebenswürdigen Wesens und dem Zartsinn
ihres anspruchslosen Charakters. Ihr Andenken wird nicht nur den Ihrigen,
sondern auch allen denen teuer sein, die sie durch Freundschaft
ausgezeichnet hat und die ihre milde Vertraulichkeit so gern genossen
haben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Moses Rau (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1909:
"Moses Rau – das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen.
Fürth in
Bayern, 15. Elul (= 1. September 1909). Betrübten Herzens und bedrückten Gemütes gebe ich den
Lesern des 'Israelit' Kunde von dem Ableben des in weitesten Kreisen
bekannten und als großen Gelehrten anerkannten und verehrten
Rabbiner
Mosche Rau – seligen Angedenkens, den wir heute hier zur ewigen Ruhe
bestattet haben. Wir haben einen großen, unersetzlichen Verlust erlitten!
'Wir', damit meine ich in erster Linie die Gemeinde Fürth, die ihren
edlen Stein in ihm verloren, auf den man in vollstem Sinne des Wortes den
Ausspruch unserer Weisen anwenden kann, dass der Heimgang eines Zaddik
eine unausfüllbare Lücke hinterlässt. Die altehrwürdige Gemeinde Fürth
hat in Moses Rau – er ruhe in Frieden – ihren Glanz, ihre Zierde,
ihren Schmuck verloren.
Aber
auch das ganze Judentum hat alle Ursache mit uns zu klagen und zu trauern;
denn der Verewigte seligen Andenkens gehörte zu den in unserer Zeit und
namentlich in Deutschland leider so seltenen Männern, die, nach einem
talmudischen Ausdrucke - … sind. Er war tüchtig, erfolgreich und von
Gott gesegnet in einem bürgerlichen Berufe als Bankier und hatte sich
einen hoch achtbaren Namen, einen unantastbaren Ruf in der Geschäftswelt
erworben. Er war aber auch, und das blieb der Kern seines Wesens und
Charakters, allezeit ein Gelehrter alten Schlages, ein Mann, der mit der
Bildung seiner Zeit vertraut war, der überall Bescheid wusste und alles
Gelernte und Gelesene gewärtig hatte. Und er hatte viel gelesen,
namentlich jedoch viel gelernt. Von Jugend auf wurde er auf die Segnungen
der Tora hin erzogen und bis ins höchste Alter, bis an sein Lebensende
suchte sein beweglicher, scharfer Geist Befriedigung im Studium der Tora;
das 'Lernen' war seine Freude und sein Ergötzen. Eine Freude und ein Ergötzen
war es aber auch seinem Gespräche zu lauschen für den, der seiner
Unterhaltung folgen konnte. Er war das, was die Weisen des Talmuds (Gittin
67a) von R. Tarson rühmen: ein Haufen Nüsse. - Wie bei einem Haufen Nüsse, die übereinander
liegen, wenn man die eine berührt, auch die anderen in Bewegung geraten,
so war auch sein lebhafter Geist. Er beherrschte die verschiedensten Gebiete: Bibel, Halacha, Agada, Sprachliches und
Historisches. - In
sprudelnder Fülle kamen die geistvollen Bemerkungen aus seinem Munde, sie
überstürzten sich gleichsam, als ob die Sprache dem raschen Fluge der
Gedanken nicht zu folgen vermöchte. Geistvoll und packend waren seine
Gelegenheitsreden; es war ein Genuss ihm zuzuhören. Er hatte einen Schatz
von Kenntnissen sich angeeignet, der ihm stets in der Ursprache zu Gebote
stand, und von ihm gilt das schöne Worte unserer Weisen (hebräisch und
deutsch): Heil dem, der dahin kommt und das Gelernte mit sich bringt.'
'Heil dem, der mit heißem Bemühen
dem Studium der Tora obliegt und seinem 'Schöpfer zu Gefallen lebt.' Es
bedarf keiner Erwähnung, dass die Trauer hier eine allgemeine ist, und
dass er mit allen ihm gebührenden Ehren zu Grabe getragen wurde.
Hervorgehoben zu werden verdient jedoch, dass er sich in seiner
letztwilligen Verfügung jedwede Trauerrede auf das entschiedenste
verbeten hat, sodass seine Kinder und Freunde sich schweren Herzens seinem
Wunsche fügen mussten. Für seinen Grabstein hat er folgende Inschrift
hinterlassen: 'Ein Zeuge ist dieser Stein.... |
Die
Chewra Kadischa hat es sich doch nicht nehmen lassen, ihn wenigstens in
einer Hinsicht die Ehren, die seinem Rang als großen Gelehrten gebühren, zu
erweisen, indem sie eine Torarolle aus der Genisa seinem Grabe
einverleibte. Sie wollte damit bekunden, dass ein ein Korb voller
Bücher (Ausdruck für einen gelehrten Mann, BT Meg. 28b)
dort ruht und dass an seinem Grabe die alte Klage ertönt
(hebräisch und deutsch): 'Ein
Schriftgelehrter ist gestorben, wer bringt uns Ersatz für ihn, wer bringt
uns wieder Seinesgleichen!'
Aus
seinem hebräisch geschriebenen Testament, das es verdient im Wortlaut veröffentlicht
zu werden, sei noch folgender Passus in freier Übersetzung erwähnt:
'Wann der bittere Tag, der Tag der Trennung eintritt, sollen zehn würdige Männer, wenn möglich
Torakundige, an meinem Lager versammelt sein, um den Namen des Einzigen
und Allmächtigen zu heiligen, wenn meine Seele den sterblichen Leib verlässt.
Wenn ich noch bei Bewusstsein bin, sollen sie mich ermahnen, das Kaddisch
zu
sagen, damit ich versöhnt mit meinem Schöpfer in das Jenseits hinüber
schlummere. In der Zeit zwischen dem Tod und der Beisetzung sollen drei
Torakundige stets für mich lernen, die Ihr, meine Kinder, nach meinen
Verhältnissen und nach dem Segen, den Euch Gott verliehen, entlohnen möget.'
Dass ein solcher Frommer auch ein großer Wohltäter war, wie es ihm sein
Wohlstand gestattete, dass er seine sprichwörtliche, allbekannte
Klugheit, seine weise Erfahrung, seine Arbeitskraft in den Dienst der
Wohltätigkeitsinstitutionen unserer Gemeinde und namentlich der Waisenanstalt, in deren Vorstand er war, jederzeit gestellt hat, bedarf
als selbstverständlich keiner Hervorhebung.
In diesem Blättern, die der Öffentlichkeit dienen, haben wir auch
nur von dem Verlust der Gesamtheit gesprochen. Was er als Gatte, als
Familienoberhaupt den Seinen gewesen, wie schwer sie an ihrem Verluste zu
tragen haben, und wie sehr trostbedürftig sie sind, bleibe hier außer
Betracht. Ihn betrauern und beweinen die ihm ebenbürtige Gattin aus der
Familie Feuchtwanger, mit der ihn über vier Jahrzehnte ein
unvergleichlich liebevolles und harmonisches Eheleben verband, vier Söhne
und vier Töchter und eine Schar Enkelkinder. Die Gnade des Höchsten hat
ihn noch Urenkelkinder schauen lassen. Er hatte das seltene Verdienst,
seine Söhne zu Söhnen der Tora zu erziehen und in seinen Wegen wandeln
zu sehen, seine Töchter an gute Jehudim zu verheiraten, die ihrerseits
seinen idealen treu blieben. Wenn auch die Prüfungen und Heimsuchungen
des Lebens ihn so wenig wie irgend einen anderen Sterblichen verschont
hatten, so war er doch, wenn wir rückschauend seinen Lebensgang
betrachten, ein Glücklicher zu nennen; denn er war gesegnet wie selten
einer in seinem Familienleben, erfolgreich in seiner beruflichen Tätigkeit,
begnadet und begünstigt durch gute Eigenschaften in seinem Ringen nach geistiger
Erkenntnis und sittlicher Vervollkommnung. Mit vollen Rechte dürfen wir
ihm ins Grab nachrufen das Wort unseres Wochenabschnittes in der Auslegung
des Midrasch: Gesegnet bist du bei deinem Ausgang aus dieser Welt. 'Gesegnet warst du im Leben und als ein Gesegneter bist du
aus dem Leben geschieden um einzuziehen in das Reich der Seligkeit. Das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Dr. E."
|
Dr. Jakob Frank wird Oberarzt am städtischen Krankenhaus -
Hofrat Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1911)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März
1911: "Fürth. Zum Oberarzt des städtischen Krankenhauses ist
Dr. med. Frank ernannt worden. -
Hofrat Alfred Nathan erhielt den Michaelsorden 3. Klasse als Dank
des Prinzregenten für die 100.000 Mark, die er jüngst zur Errichtung
einer Erholungsheims für Angehörige der bayerischen Armee
spendete." |
|
Es handelt sich bei Dr. med. Frank um
den Arzt Dr. Jakob Frank; nach ihm wurde im März 2020 das Hauptgebäude des
Fürther Klinikums benannt: |
Artikel von Johannes Alles in den
"Fürther Nachrichten" vom 5. März 2020: "Signal: Fürther Klinikum würdigt
jüdischen Mediziner. Hauptgebäude trägt jetzt den Namen des Arztes und
NS-Opfers Jakob Frank.
FÜRTH - Das Klinikum Fürth hat sein Hauptgebäude nach dem jüdischen Arzt
Dr. Jakob Frank benannt. Die Nationalsozialisten hatten ihn 1933 als
Krankenhausleiter entlassen und in den Ruin getrieben. Von der Namensgebung
soll ein deutliches Signal ausgehen. In einem prächtigen Rahmen zeigt das
Gemälde einen würdevollen älteren Herrn mit einem dichten weißen Bart. Um
seine Lippen spielt ein leichtes Lächeln. Dieses Bildnis von Dr. Jakob Frank
gibt die Stadt Fürth 1931 in Auftrag, als gerade der Neubau des
Krankenhauses auf der Schwand errichtet wird. Für diesen hat sich der
jüdische Chefarzt über viele Jahre eingesetzt. Zur Eröffnung des
fortschrittlichen Gebäudes ist Frank auf dem 'Höhepunkt seines Schaffens',
wie die Fürther Historikerin Barbara Ohm sagt. Doch schon jetzt lässt sich
erahnen, dass sein Leben bald in Trümmern liegen wird: Wenige Monate zuvor
hat die NSDAP im Stadtrat gefordert, Frank abzusetzen. Es sei den Menschen
nicht zumutbar, von einem Arzt behandelt zu werden, der 'nicht ihrer Rasse'
angehöre. Der Antrag läuft ins Leere, doch die Nazis rächen sich: Als sie
die Macht in Händen halten, lassen sie den verdienstvollen Klinikleiter, der
einen ausgezeichneten Ruf genießt, im März 1933 aus dem Dienst entfernen. 87
Jahre später ehrt die Stadt Fürth Jakob Frank, indem sie das Hauptgebäude
des Klinikums nach ihm benennt. Dafür eingesetzt haben sich vor allem
Barbara Ohm und der Arzt Axel Brandt, der viele Jahre hier am Krankenhaus
gearbeitet hat. Bei einer Feierstunde im fünften Stock des Klinikums ging
Ohm am Montagabend ausführlich auf Franks Verdienste ein, die ihn jedoch
nicht davor bewahren konnten, wie alle jüdischen Mitbürger zur Zielscheibe
des Nazi-Terrors zu werden. Es ist nicht Franks erste Ehrung in Fürth. 1946
benannte das Rathaus eine Straße in der Südstadt nach ihm. 2003 wurde auf
Initiative von Ohm und ihrem 2006 verstorbenen Ehemann Hans-Georg Ohm zu
Franks Gedenken das besagte Porträt-Gemälde mit erläuternden Worten im
Eingangsbereich des Klinikums angebracht. 2007 erhielt die ehemalige
Kinderklinik den Namen 'Dr.-Jakob-Frank-Haus'. Nach dem Abriss des Gebäudes
2016 wurde nach Ersatz gesucht – und mit dem Hauptgebäude auch gefunden. Das
Signal, das von dieser Namensgebung ausgeht, komme zur richtigen Zeit, darin
sind sich der Mediziner Brandt und Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung
einig. Dem Erstarken des Rechtsextremismus und der zunehmenden Gewalt müsse
die Gesellschaft entschlossen entgegentreten. Ein Signal, das die in den USA
lebenden Nachfahren des beliebten Arztes gerne hören werden. Sie wollen
Fürth, das ließ Brandt ausrichten, nach einem ersten Besuch 2016 möglichst
bald wiedersehen."
Link zum Artikel |
Lebensgeschichte von Dr. Jakob Frank -
ebd. in den "Fürther Nachrichten" vom 5. März 2020: "Der Fürther
Mediziner starb in ärmlichen Verhältnissen. Die Nazis nahmen Jakob Frank
zuerst seinen Beruf und dann seine Heimat.
Jakob Frank erblickte 1871 in Forchheim
das Licht der Welt. Nach dem Abitur studierte er Humanmedizin an den
Universitäten Würzburg, München und Berlin, wo er einige Jahre am
Pathologischen Institut unter dem großen Mediziner Rudolf Virchow arbeitete.
Ein Zeugnis aus diesen Jahren bescheinigt ihm nicht großes 'Wissen' und
'Fleiß', sondern auch eine 'liebevolle Behandlung der Patienten'. 1896 trat
der Chirurg eine Stelle als Assistenzarzt am Fürther Krankenhaus in der
Schwabacher Straße an. Parallel eröffnete er drei Jahre später seine erste
Praxis gegenüber dem früheren Ottoschulhaus. Frank kümmerte sich auch sehr
um arme Menschen, nicht selten kostenlos. In Fürth genoss er einen
ausgezeichneten Ruf. Wegen des großen Zulaufs verlegte er seine Praxis 1910
in die Hindenburgstraße 29, die heutige Rudolf-Breitscheid-Straße. 1911
wurde Frank zum Oberarzt am Krankenhaus ernannt. Für seine Verdienste im
Hilfslazarett Berolzheimerianum wurde Frank im Ersten Weltkrieg hoch
dekoriert. Zu seinen größten Verdiensten zählt der Bau des heutigen
Krankenhauses auf der Schwand – das alte war längst nicht mehr zeitgemäß
gewesen. Frank, seit 1924 Chefarzt der Klinik, kämpfte lange für einen
Neubau. 1931 konnte er eingeweiht werden. Am 20. März 1933, kurz nach der
Machtergreifung Hitlers, wurde Frank wegen seines jüdischen Glaubens aus dem
Dienst entlassen. Zunächst konnte er am jüdischen Krankenhaus weiterarbeiten
und in seiner Praxis privat Patienten behandeln. Im September 1938 wurde
jedoch allen jüdischen Medizinern die Approbation entzogen. Die Schrecken
der Pogromnacht musste Frank in Fürth erleben. Im März 1939 flüchtete er
mittellos über Schweden in die USA. Weil er dort keine Zulassung als Arzt
bekam, musste er sich als Hilfspfleger in einem Altenheim über Wasser
halten. 1953 starb Frank in New York mit 82 Jahren in bescheidenen
Verhältnissen."
Link zum Artikel |
Stiftungen von Kommerzienrat Theodor Löwensohn
(1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. Januar 1911:
"Herr Kommerzienrat Theodor Löwensohn in Fürth hat 50.000 Mark zur
Sicherung der von ihm in Kadolzburg gegründeten Walderholungsschule
gestiftet. Die Stiftung trägt den Namen der Frau Rosa des Kommerzienrats."
|
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. September 1911:
"Kommerzienrat Theodor Löwensohn in Fürth, der in den letzten Jahren
namentlich auch den Verein für Ferienkolonien und Waldschule mit größeren
Stiftungen bedacht hat, hat neuerdings der Deutschen Gesellschaft für
Kaufmannserholungsheime eine Stiftung von 5.000 Mark überwiesen."
|
Dr.
A. Tachauer wird zum Gymnasiallehrer ernannt (1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. Juli 1911: |
Hofrat
Alfred Nathan spendet in sehr großzügiger Weise für städtische Zwecke (1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. September 1911: "Der bekannte Philanthrop Hofrat Nathan
hat seiner Vaterstadt Fürth neuerdings 100.000 Mark für
gemeinnützige Zwecke überwiesen, wovon seiner Bitte entsprechend 28.000
Mark der Baugenossenschaft 'Eigenes Heim' als Bürgschaft gewährt
werden." |
Novelle über Rebekka Elkan von Sophie Hoechstetter
(1912)
Anmerkung: Sophie Hoechstetter (geb. 1873 in Pappenheim,
gest. 1943 in der Moosschwaige bei Dachau) war eine (nichtjüdische) fränkische
Schriftstellerin und Malerin. In Pappenheim erinnert eine Straße an sie. Weitere
Informationen über www.pappenheim.de
(Zitat von hier: "Kein Autor hat Franken so schön, so einfühlend, so
eindrucksvoll geschildert sie Sophie Hoechstetter"). In den Novellen von
Sophie Hoechstetter hat auch das fränkische Judentum seinen Platz wie die
nachstehende Novelle zeigt.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. August 1912:
"Rebekka Elkan. Novelle von Sophie Hoechstetter.
Die Pegnitz ist kein schöner Fluss, obwohl sie durch das alte Nürnberg
geht und man dort einst einen Dichterorden nach ihr benannte. Die Pegnitz
wälzt sich unter steinernen Brücken, und dann fließt sie einen
unlustigen Lauf hinunter nach der Judenstadt Fürth, wo sie an grauen
Gassen vorbeischleicht, die morschen Mauern trüber Häuser feucht macht
und ärmliche Stege über sich hat.
Ihr Lauf ist wie ein heimlicher, unguter Weg; draußen, hinter der
Stadt verbindet sie sich mit einem anderen Fluss, und die beiden nehmen,
als seien ihre Namen unehrlich geworden, einen dritten an.
Man steigt ein klein wenig auf zur Stadt Fürth von der Pegnitz her
und kommt in den ältesten Teil der Siedlung. Es stehen Häuser mit
vornehmen Giebeln aus fernen Tagen. Und die schöne Synagoge ist wie ein
Tudorschloss der ebene mit Umbauten und Höfen und Begrenzungsmauern –
eine Festung des Glaubens aus dem östlichen Lande in der neuen Zeit. Und
dann ist da ein Rathaus, gebaut nach einem Dogenpalast, das steht recht
wunderlich da in dem fränkischen Ort. Seine eine Seite begrenzt eine
kurze aufsteigende Straße, die heißt der Brandenburger, nach den
Hohenzollern, die noch vor nicht viel mehr als hundert Jahren über das
Land herrschten.
Genug der
Erinnerungen. Spuren sind viele, um die Geschichte der Zeiten, das Werden
von Kulturen zu fühlen in der alten Judenstadt, da man bei einer flüchtigen
Wanderung durch ihr Gedränge von Häusern denkt, das Schicksal hätte
hier schleichen gelernt und käme nie mehr als stolze, schöne Gestalt zu
den Menschen.
Des Märzabends
gelbe Helle war schon hinter dem Horizont gesunken, und frühe Dämmerung
begrub die Stadt.
An einem Fensterladen des Hauses der Geschwister Elkan
am Brandenburger, das die stolze Aussicht auf den nach der Judenstadt
versetzten Drogenpalast hat, hing ein Zettel, Darauf stand unter dem
gedruckten 'Möblierte Wohnung zu vermieten' in Handschrift: Feiner Salon
mit Kabinett. Ein junger Herr, schmal und sehr arisch aussehend, stand
unschlüssig vor dem Zettel. Er warf noch einen Blick auf den Dogenpalast,
dann trat er ein bei den Geschwistern Elkan. Es war eine Art Kontor, in
das er kam. Jedoch saß daran eine Frau, die nähte.
Es war Fräulein Sabine Elkan, ein Teil der Geschwister Elkan. Sie
mochte einige fünfzig Jahre alt sein und fiel dem Kommenden angenehm auf,
weil sie noch richtige Zähne hatte und richtiges Haar.
Man wurde einig über den Salon mit dem Kabinett. Es standen gute
alte Mahagonimöbel da aus den vierziger Jahren, mit kugelkeulenhaften
Beinen, und ein Sofa, wie eine ins Breite gerissene Leier geformt, über
die statt Saiten grüner Rips gespannt war.
Fräulein Sabine Elkan, klugäugig, mager und von raschen Gebärden,
fragte den Fremden: 'Und mit wem hab' ich die Ehre?'
'von Rosenkreutz', sagte der Fremde.,
Fräulein Sabine Elkan verbarg sowohl Erstaunen als Freude über
das adlige Epitheton. 'Partikulier wohl, wenn ich fragen darf?' sagte sie
fein. Sei es, dass der Herr
von Rosenkreutz die Bedeutung des Wortes nicht verstand, sei es, dass er
alle Fragen ein für allemal beenden wollte, er antwortete: 'Ich bin
Privatgelehrter und mache Studien über die Geschichte der französischen
Refugiés in Franken. Von Erlangen aus hat man mich hierher gewiesen, weil
ich von hier aus am bequemsten die alten dörflichen Siedlungen besuchen könnte.
Ich werde einige Wochen bleiben und manchmal verreisen. Die Miete für
einen Monat möchte ich im voraus bezahlen.'
Fräulein Sabine Elkan nahm unter höflicher Ablehnung gern diese
Bereitwilligkeit entgegen. Nach einigen schicklichen, durch die Situation
gebotenen Gesprächen blieb sie noch stehen. Es drängte sie, dem neuen
Mieter sofort eine Vergeltung für: |
seine
offenen Worte über Zwecke und Ziele seines hiesigen Aufenthaltes zu
geben.
'Wenn Sie verzeihen, Herr Baron – es trifft sich merkwürdig. In
unser Haus kommt zum Mittagstisch – ich tu's seiner seligen Mutter
zuliebe, die sich als einzelne Person hart genug getan hat – ein junge
Mensch, man lässt ihn lernen auf'm Gymnasium. Er heißt Reneß und ist
aus Wilhermsdorf -'. '
Ah, aus Wilhermsdorf! Also ein Nachkomme der französischen
Ansiedler?'
Dasselbe
wollt' ich sagen dem Herrn Baron. Der Konrad hat das stolze Wesen noch im
Blute. Obwohl – es ist kein Grund. Hat keinen Vater gehabt – und eine
bedauernswerte Mutter. Sie hat gespart für den Konrad. Er wohnt beim
Herrn Lehrer in Burgfarrnbach – man hat sich angenommen des Jüngelchens.
Wir tun's auch. Ist ein begabter Mensch, wird sein Glück machen, wenn er
sich hält. Wenn der Hochmut ins richtige Gleis kommt, sag' ich immer.
Wird die Ehre zu schätzen wissen, wenn ihn der Herr Baron empfängt.'
'In ein paar Tagen lieber erst, ich bitte,' sagte Rosenkreutz
freundlich. 'Ich habe zunächst sehr viel zu arbeiten.'
'Es ist ruhig im Haus – mer is in Fürth, sag' ich oft – und es
ist ruhig bei uns wie am Langen Tag.'
Die elektrische Bahn klingelte draußen vorbei, ohne für Fräulein
Sabine Elkan ihre Beteuerung abzuschwächen.
Fräulein Sabine verließ den neuen Mieter und begab sich in ein
Hinterzimmer desselben Geschosses. Da saßen ihre Verwandten: ihre Tante,
Frau Sarah Elkan geborene Scharlach, und ihre Nichte, die siebzehnjährige
Rebekka Elkan.
Die Tante, eine
hohe Sechzigerin, war, obwohl sie diese Titulatur nicht offiziell führte
eins der Klageweiber der Kultusgemeinde. Ihr angesehener Beruf bestand
darin, durch einen Todesfall in Trauer versetzte Familien im Hersagen der
Gebete, in den lauten Beteuerungen des Schmerzes zu unterstützen und
abzulösen. Fräulein Sabine Elkans Beruf hingegen war, auf eine feine und
kunstgerechte Art die 'Sargenes' genannten Sterbekleider der
Kultusmitglieder zu nähen. Sie lieferte auch dazu die allerschönste, oft
wie Seide schimmernde Leinwand. Dies war durchaus kein trostloses Tun.
Denn nur selten kam es vor, dass bei ihr ein Sargenes direkt für den Sarg
bestellt wurde. Ein guter Jude hat sein Sargenes, sobald er ein
erwachsenes Mitglieder der Gemeinde ist, und trägt es jeden 10. Tischri
(das ist Oktober) zum Versöhnungsfest. Desgleichen jede richtige
Judenfrau. Zu ehrenvollem Lebensabschnitt, zu Mannbarkeit und Ehe wurden
meist die Sargenen gefertigt.
Der Bruder Hirsch Elkan aber handelte in
Vieh und Getreide, auch in Gütern, wenn er ein Bäuerlein weit genug in
der Hand hatte. Stets hing eine Tabelle mit den Terminen der Ganten und
Hypothenkündigungen seines Bezirks im Kontor, und auch Fräulein Sabine
verstand sich ein wenig auf die Sachen, denn 'der Bruder' befand sich
meist auf Geschäftsreisen und Gunzenhausen, in Feuchtwangen, in Dinkelsbühl,
Treuchtlingen, Roßstall, Leutershausen, Zirndorf und wie die kleinen
Handelsplätze alle heißen.
Fräulein
Sabine also kam zu ihren Anverwandten und machte die Angelegenheit mit dem
neuen Mieter pro forma und aus Klugheit vor der Tante noch zu einer
unentschiedenen. Denn die Tante war reizbar und musste zum Schein die
letzten Entschließungen in die Hand bekommen.
''Rebekkchen,' sagte sie, 'kannst gehen an die Luft. Kannst holen
ein Paket Kerzen für fünfundsiebzig beim Schimmel. Is en Spaziergang und
is billiger als beim Nachbarn.'
Rebekka Elkan stand still auf und ging aus dem Zimmer. Sie zog eine
lose blaue Tuchjacke an und setzte eine kleine Mütze auf.
Auf dem Turm
des Dogenpalates war es sechs Uhr vorüber.
Rebekka Elkan hatte Eile.
Am
Ende der Altstadt, wo die Straße hinaus nach Burgfarrnbach führt, machte
sie Halt. Auf der Brücke stand ein junger Mensch mit einem Fahrrad. Er spähte
in die Dunkelheit und kam dann rasch auf Rebekka Elkan zu. Es war eine
stumme Begrüßung. Sie küssten einander, als wären sie lange getrennt
gewesen, und doch hatten sie sich erst vor Stunden gesehen.
'Ich wusste, dass du kommst,' sagte der junge Mensch in einem etwas
pathetischen Tone. 'Sieh, es sind immer so kurze Minuten, dass wir uns
haben. Und darum habe ich dir all meine Pläne geschrieben. Nimm den Brief
mit, lies ihn heute Nacht. Und für morgen musst du dich freimachen. Ich
bringe dir für morgen eine Einladung zum Kaffee mit nach Burgfarrnbach.
Von der alten Base Horndasch. Die Tante Sabine wird es erlauben. Wir
brechen früh auf, angeblich zum Bahnhof, und ich begleite dich dann zu Fuß
heim. Da können wir alles bereden.'
Rebekka Elkan nahm ohne ein Zeichen von Erstaunen den dicken Brief.
Sie schrieben einander öfter. '
Conny,
mir ist so angst bei allem,' sagte sie leise, mit einer etwas matten,
dunklen Altstimme.
Conny
Reneß sah sich vorsichtig um nach Menschen. Es war niemand um den Weg. Da
beugte er sich wieder herunter und küsste den blassen Mund von Rebekka
Elkan.
Es waren zwei schöne
junge Leute. In ihren großen blauen, schmerzlichen Augen lag ein
Flimmern. Sie liebte den Konrad Reneß. Und sein Jugenddrang ging zu dem
schmalen, verschossenen semitischen Mädchen. Niemand durfte davon wissen.
Denn Christ und Jude gehörten nie zusammen nach der Anschauung der
Umwelt. Auch gehörte ein Mensch, der noch nicht ganz fertig mit dem
Gymnasium war, nicht zu einem Mädchen.
Konrad Reneß beugte sich tiefer herab zu Rebekka Elkan. Seine Zärtlichkeit
wurde leidenschaftlicher, er sagte abgerissene Worte zwischen seinen Küssen:
'Warte nur – in ganz kurzer Zeit – es ist dann anders – alles wird
anders.' -
Rebekka Elkan eilte ihren Weg zurück. Sie saß dann, wie
immer, mit der Tante und der Großtante beim Abendessen. Wie immer wurde
geredet, dünkte es ihr. Hier sprach man immer dasselbe, auch wenn es über
verschiedenste Ereignisse ging.
'Was
werden sagen Farntrogs? Was soll sich denken Herr Apfelbaum?' Sie merkte
endlich, es galt dem christlichen Mieter, mit dem sich wider Erwarten die
Tante Sarah nicht so rasch abgefunden hatte.
'Es ist wegen dem Konrad.
Hab' ich dir nicht gesagt, der Herr Baron interessiert sich für die alten
Eingewanderten?'
Sabine
und Sarah tauschten einen Blick. Um den Konrad schwebte etwas, nur ihnen
bekannt. Sie wussten wohl, wer sein Vater war. Dass ein Jude sich mit
einer Christin vergangen – ein Elkan, der später in Amerika
verschlossen, das schuf dem Konrad die Teilnahme des Hauses Elkan. -
Rekekka Elkan hatte ihr eigenes kleines Zimmer, das lag, isoliert
von den anderen, in der Mansarde ach vorn. Nur das christliche Weibsbild,
wie der Onkel sagte, die Magd, schlief auch in diesem Geschoss.
Vom Turm des Dogenpalastes hatte es schon die Mitternacht
geschlagen.
Da endlich konnte
Rebekka den Brief des Konrad Reneß lesen. Er füllte viele Blätter, denn
Konrads Buchstaben waren..." |
Fortsetzung der Novelle
von
Sophie Hoechstetter: bei Interesse
zum Lesen bitte Textabbildungen
anklicken |
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Forts. in AZJ vom 9.8.1912 |
Fortsetzung in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16.8.1912 |
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Fortsetzung in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23.8.1912 |
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Fortsetzung in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30.8.1912 |
Schluss in der AZJ
vom 11.9.1912 |
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Hinweis auf
weitere Publikationen
von Sophie Hoechstetter
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Sophie Hoechstetter:
Mein Freund Rosenkreutz. Der gesammelten Novellen erster Band erschien in
einem Nachdruck bei Koehler & Amelang in Leipzig 1931.
dies: Mein Freund Rosenkreutz. Fränkische Novellen. Erschien im Einhorn
Verlag Dachau bei München.
In beiden Ausgaben findet sich die Novelle über Rebekka Elkan.
Weitere Informationen und Download-Möglichkeit von "Mein Freund
Rosenkreutz" über den Wikipedia-Artikel
zu Sophie Hoechstetter. |
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Spende des Ehrenbürgers Alfred Nathan für Kriegslazarette
(1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. April
1914: "Fürth. Geheimrat Nathan, Ehrenbürger der
Stadt, spendete 100.000 Mark für Kriegslazarette und zu Unterstützungen
von Familien der Kriegsteilnehmer." |
Ehrenbürger Geheimrat Alfred Nathan spendet eine große
Summer für Kriegslazarette usw. (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. August 1914: "Herr Geheimrat Nathan, Ehrenbürger der
Stadt Fürth, spendete 100.000 Mark für Kriegslazarette und zu
Unterstützungen von Familien der Kriegsteilnehmer." |
Bei
der Beerdigung der Kaufmannsgattin Johanna Löwensohn sind ihre drei Söhne als
Hauptleute in Uniform anwesend (1915)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Februar 1915: "Fürth, 29. Januar (1915). Obwohl in
Bayern jederzeit jüdische Einjährige zu Reserveoffizieren qualifiziert
und befördert wurden, so war es doch bemerkenswert, dass bei der vor
kurzem erfolgten Beerdigung der Kaufmannsgattin Johanna Löwensohn in
Fürth die drei Söhne als Hauptleute in Uniform an der Bahre der Mutter
standen. Bei dem großen Ansehen, das die Herren als Kaufleute und als Landwehroffiziere
genießen, war es nicht zu verwundern, dass sich auch zahlreiche Offiziere
bei der Trauerbegleitung auf dem israelitischen Friedhofe
einfanden." |
Der
Geheime Hofrat Alfred von Nathan spendet weitere 100.000 Mark für die
Kriegsfürsorge (1915)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Februar 1915: "Geheimer Hofrat Alfred von Nathan, der
Ehrenbürger von Fürth, hat zum zweiten Male 100.000 Mark für die
Kriegsfürsorge gespendet... "
Zweite Mitteilung dieses Artikels nicht zu Fürth |
Zum
Tod von Herz Rosenblatt (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1915:
Herz Rosenblatt – er ruhe in Frieden.
Fürth, 8. Februar (1915).
Wiederum hat unsere Gemeinde einen herben Verlust zu verzeichnen. Herr
Herz Rosenblatt – er ruhe in Frieden – ist im Alter von 79 Jahren ganz
plötzlich und unerwartet uns genommen worden. Wir verlieren in ihm
unseren langjährigen Toraschreiber, sowie den Kantor der
Claus-Synagoge.
Mit welcher Gewissenhaftigkeit ist er seiner Pflicht als Toraschreiber
stets nachgekommen! Was er schrieb, schrieb er zur Ehre Gottes. Ein
dauerndes Andenken seiner Tüchtigkeit und Hingebung zu seinem heiligen
Berufe besitzen wir in der großen Anzahl von Tefillin, Torarollen usw.,
die sowohl im Besitze der Gemeinde als auch im Privatbesitz sind.
Unvergesslich wird uns jedoch seine fast 40-jährige Tätigkeit als
Kantor der Claussynagoge bleiben. Was er uns hier gewesen, lässt sich mit
Worten kaum wiedergeben. Mit seltener Liebe und Freude an seinem Berufe,
mit einer Pünktlichkeit und Pflichttreue, die ihresgleichen sucht,
waltete er seines Amtes. Aber auch wie kein anderer hat er es verstanden,
seine Gemeinde zu begeistern, sie zu andächtigem Lauschen hinzureißen. Er
vereinigte in seinem Gebetsvortrag liebliche, angenehme Stimme mit einer
echten von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Andacht, deren sich nur
wenig andere in gleichem Maßstabe rühmen können. Verstand er doch genau
jedes Wort, das er betete kannte er doch den tiefen Inhalt aller auch der
uns sonst weniger geläufigen Gebetstücke. Die ganze Innigkeit und
Herzlichkeit, mit der er seinen erhabenen Beruf ausführte, kam erst an
den ehrfurchtgebietenden Tagen so recht zu Geltung.
Bei alldem war der Verstorbene von einer Bescheidenheit und
Zufriedenheit, die jedem einzelnen vorbildlich sein musste. All diese
vortrefflichen Eigenschaften, sowie wahrhaft tiefe Frömmigkeit und
Gottergebenheit verschafften ihm die größte Beliebtheit bei allen, die
ihn kannten. Jeder verehrte den bescheidenen Mann, jeder freute sich, ihm
eine Gefälligkeit erweisen zu dürfen.
Er war ein seltener Jehudi. Es gab
kein Chazzot, das er versäumt hätte, keinen Lehrvortrag, den er nicht regelmäßig
besuchte, keinen Gottesdienst, den er versäumte, auch in der letzten
Zeit, da er schon pensioniert war und sich manche Gebrechen des Alters
einstellten. Ebenso zeichnete er sich als treues, langjähriges Mitglied
Chewrat Kabronim durch besonders eifrige Tätigkeit für die Ausübung der
großen Mizwa aus. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum Tod von Abraham Birnbaum (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1915:
"Abraham Birnbaum – er ruhe in Frieden.
Fürth in Bayern, im Siwan.
Im
Alter von 70 Jahren hat der Tod in Abraham Birnbaum – er ruhe in Frieden
– eines der wackersten Mitglieder unserer ehrwürdigen Gemeinde
entrissen, ein Stück unserer alten Kehillo ist mit ihm zu Grabe getragen
worden. Es gibt wohl wenige unter den zahlreichen wohltätigen und gemeinnützigen
Anstalten und Vereinigungen unserer Gemeinde, die nicht einen eifrigen
Pfleger und Förderer mit dem Entschlafenen verloren hätten.
Die Kinder des Waisenhauses, zu dessen Vorstand er gehörte, nahmen
an seinem Leichenzuge teil. Besonders war ihm die Erhaltung und Förderung
der Bürgerschule Gegenstand unablässiger Fürsorge, er benutzte jeden
Anlass, um ihr de tätigen Sympathien weiter Kreise zuzuwenden. Die Chewra
Kadischa verlor in ihm ihr ältestes Mitglied, das die Pflichten des jüdischen
Gemillus Chesed (Wohltätigkeit), auch außerhalb des Rahmens der Chewra
mit seltener Rührigkeit erfüllte. Sein ganzes Leben und Wirken,
besonders seitdem er sich vom Geschäfte zurückgezogen hatte, war
ausschließlich der Betätigung jüdischer Liebespflicht gewidmet, wie dem
Besuche von Kranken u.a.m. Trotz seiner 70 Jahre war er allgemein als
beliebter, tüchtiger Mohel (Beschneider) in allen Kreisen hochgeschätzt.
Es ist ihm gelungen, mit seiner ihm im Tode vorangegangenen Lebensgefährtin
seine sämtlichen Kinder zu wackeren Juden und Jüdinnen zu erziehen.
Durch sie lebt das Andenken der heimgegangenen Eltern weit über den Kreis
unserer Gemeinde hinaus fort. Mögen die Kinder in der großen Verehrung
und allseitigen Teilnahme Trost für den schweren Verlust finden, den mit
ihnen unser ganzes Gemeinwesen beklagt. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Auszeichnung für einen jüdischen Kriegsteilnehmer
und jüdische Bürger aus Fürth (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai 1916:
"Fürth. Leutnant. Ingenieur Hugo Marx erhielt das Eiserne Kreuz 1.
Klasse.
Fürth. Maier Bendit, Kommerzienrat Martin Ullmann, Kommerzienrat
Adolf Heymann - Fürth,
Direktor Dr. Rudolf Cohen, Karl Kanders, Amtsrichter Julius
Löffler,
Leutnant Martin Kauffmann – Nürnberg, Stabsveterinär Dr. Jakob Strauß
– Aschaffenburg, Kommerzienrat Hermann Reiß, Kommerzienrat Karl Selig
-
Würzburg, Eduard Sonder, Max Stern – Kitzingen erhielten das
Ludwigskreuz." |
Zum
Tod von Kommerzienrat Albert Rosenfelder durch einen Unfalls auf dem
Exerzierplatz Hainberg (1916)
Anmerkung: Hauptmann Albert Rosenfelder (geb. 9. September 1864 in Fürth,
gest. 1. Juli 1916) wird in der Liste der Gefallenen des Ersten Weltkrieges
geführt (Liste des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten).
Artikel
in der Zeitschrift "Im deutschen Reich" vom Juli 1916 S. 169:
"Die militärische Laufbahn unseres hochgeschätzten
Vereinsmitgliedes, des Mitinhabers der Loewensohnschen Kunstanstalt in Fürth,
Kommerzienrat Albert Rosenfelder, der im Jahre 1904 als Oberleutnant
der Landwehr verabschiedet, 1914 sich freiwillig wieder gemeldet hatte
und, bald darauf zum Hauptmann befördert, das zweite Feldrekrutendepot
des 3. bayrischen Armeekorps kommandierte, hat am 1. Juli auf dem
Exerzierplatze Hainberg durch einen unglückseligen scharfen Schuss ein
tragisches Ende genommen. Bei der Beerdigung am 3. Juli war der
Kommandierende General von Könitz mit einigen Stabsoffizieren anwesend,
und von einem Offizier wurde im Namen des Ersatz-Bataillons mit kurzer
Ansprache ein Kranz auf die Bahre gelegt. Nach der Trauerrede des Rabbiners
Dr. Freudenthal sprach der Vertreter der 'Richtervereinigung Fürth_
Hierauf ergriff der erste Bürgermeister von Fürth, Dr. Wied, das
Wort zu einer längeren Ansprache, in der er der großen Verdienste
gedachte, welche sich der Dahingeschiedene um das Allgemeinwohl der Stadt
Fürth, um die Kriegswohlfahrtspflege und um die sonstigen humanitären
Einrichtungen erworben habe. Den Schluss der Leichenfeierlichkeit bildeten
die von der aufgestellten Ehrenkompanie abgegebenen drei Salven. Der dem
Verblichenen von dem 'Fränkischen Kurier' in Nürnberg gewidmete Nachruf
schließt mit den Worten: 'Man kann wohl sagen, dass mit Rosenfelder einer
der Besten der Stadt Fürth geschieden
ist'. |
Spende von Fabrikbesitzer Karl Ullmann für die
städtische Kriegsfürsorge (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. November
1916:
"Fürth. Fabrikbesitzer Karl Ullmann stiftete aus Anlass seiner 50-jährigen
Tätigkeit in der Firma Bernhard Ullmann 50.000 Mark der städtischen
Kriegsfürsorge." |
Stiftung der Bankierswitwe Fanny Hirschmann
(1917)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Januar 1917:
"Fürth. Die Bankierswitwe Fanny Hirschmann errichtete eine Stiftung mit
30.000 Mark zugunsten selbständiger Gewerbetreibender." : |
Stiftung der Wäsche- und Militäreffektenfabrik Sigmund
Schwarzenberger (1917)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Januar 1917:
"Der Besitzer der Wäsche- und Militäreffektenfabrik Sigmund
Schwarzenberger in Fürth stellte dem Stadtmagistrat Sigmund
Schwarzenberger in Fürth stellte dem Stadtmagistrat den hochansehnlichen
Betrag von 100.000 Mark zur Verfügung mit der Bestimmung, hieraus eine
Stiftung zur Wohnungsfürsorge für kinderreiche Familien und zur Unterstützung
von Kriegsteilnehmerfamilien des Völkerkrieges zu erreichten. Die
Stiftung hat den Namen Sigmund und Fanny Schwarzenbergersche
Kriegswohlfahrtsstiftung zu führen." : |
Auszeichnung für den Geheimen Hofrat Alfred Nathan
(1917)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Februar
1917: "Fürth. Das Ehrenkreuz des königlich bayerischen
Michaelsorden wurden dem königlich bayerischen Geheimen Hofrat, Alfred
Nathan, verliehen." |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Kaufmann Kohler (geb. 1843 in Fürth, gest. 1926 in New York)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. September 1920: "Fürth. 10. September (1920). Jetzt,
wo nach Amerika hinüber so viele Fäden, die der Krieg zerrissen, wieder
neu geknüpft werden, sei auch hier eines geborenen Fürthers
gedacht, der drüben seiner Vaterstadt durch seine Wirksamkeit Ehre bereitet.
Herr Professor Dr. Kaufmann Kohler feierte am 28. August dieses Jahres mit
seiner Gattin, geb. Einhorn, das Fest der goldenen Hochzeit. Professor
Kohler erblickt hier in dem bescheidenen Häuschen Königsstraße 66 im
Jahre 1843 das Licht der Welt. Er widmete sich dem Rabbinerberuf und
erhielt schon mit 26 Jahren auf Grund seiner glänzenden Doktordissertation
einen Ruf nach Amerika, zunächst nach Detroit. Als geistliches Oberhaupt
stand er ferner den jüdischen Gemeinden in Chicago und New York vor und
bekleidet seit 1903 die Stellung eines Präsidenten des Hebrew Union
College (Rabbinerseminar) in Cincinnati. Durch Hunderte von Schriften, zum
Teil auch in deutscher Sprache, bereicherte er die Wissenschaft und gilt
heute als der gelehrteste amerikanische Rabbiner. Die Verbindung mit der Heimat
hielt Professor Kohler außer seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch
durch viele Besuche in Deutschland aufrecht. Aus seiner treudeutschen
Gesinnung machte er niemals ein Hehl. Ein Greis an Jahren, ein Jüngling
im Schaffen, so versieht Professor Kohler noch heute sein hohes
Amt." |
Zum Tod von Bernhard Ichenhäuser (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921:
"Fürth, 15. Mai (1921). Wieder ist unserer Gemeinde und dem engeren Kreis
der Gottesfürchtigen in ihr ein geschätztes und hoch angesehenes
Mitglied durch den Tod entrissen worden. Am 18. Nissan (= 26. April 1921) hat Herr Bernhard
Ichenhäuser nach längerem Leiden diese Zeitlichkeit verlassen. Mit ihm
ist einer unserer besten Baale batim )Hausväter( dahingegangen. Die Kunde
von seinem Heimgang hat darum in allen Kreisen ein tiefschmerzliches Echo
erweckt und die Jomtoffreude (Feiertagsfreude) getrübt. Besonders tiefe
Trauer löste sein Tod in der Verwaltung der israelitischen Waisenanstalt
aus, deren langjähriger Vorsitzende der Heimgegangene gewesen ist. Herr
Bernhard Ichenhäuser war ein Mann des reinen Denkens und edlen Wollens,
durchglüht von Begeisterung für seinen Glauben und Hilfsbereitschaft für
seine Nebenmenschen. In unerschütterlicher Festigkeit hielt er an den
Idealen und Traditionen des altüberlieferten Judentums fest, nach dessen
Vorschriften und Satzungen er sein Leben gestaltete. Vieles vom Vater, Raw
S. Ichenhäuser – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, dessen
Andenken in unserer Gemeinde noch unvergessen fortlebt, ist auf den Sohn
übergegangen: sein gerader Sinn, seine unwandelbare Redlichkeit, sein
gutes Herz und seine Toraverbundenheit. Diese Wesensvorzüge machten ihn
besonders für die Stellungen geeignet, zu welchen das öffentliche
Vertrauen ihn berufen hatte und gestalteten seine Wirksamkeit in diesen zu
einer erfolgreichen und gesegneten. (Die Worte des 15.Psalms, welche Dr.
Deutsch an seiner Bahre rezitierte, erschienen allen als die zutreffendste
Zeichnung seines Charakterbildes). Möge das Verdienst seiner Handlungen
die Seinen geleiten und ihnen zum Trost und zur Aufrichtung gereichen. Und
seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.".
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Todesanzeige für Israel Friedlaender
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922:
"Am 18. Februar (20. Schwat) entschlief sanft nach kurzer Krankheit unser
lieber Vater, Großvater und Urgroßvater
Herr Israel Friedlaender aus
Posen im 84. Lebensjahre. Fürth (Bayern), Februar 1922.
Im Namen der Hinterbliebenen: Prof. Dr. Alfr. Feilchenfeld und Frau Lea geb.
Friedlaender.": |
Zum Tod des Philanthropen und Wohltäter Alfred Nathan
(1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober
1922: "Fürth, 22. Oktober (1922). Am 9. Oktober ist in
Bad
Reichenhall der bekannte Philanthrop und Wohltäter, Geheimer Hofrat
Alfred Nathan, gestorben. Selbst von einfachster, schlichtester
Lebensweise, streute er mit vollen Händen Wohltaten aus, verschönerte
das Stadtbild seines Wohnsitzes Reichenhall und seiner Geburtsstätte
Fürth und gründete daselbst hervorragende Wohlfahrtseinrichtungen. Er
war Ehrenbürger beider Städte, besaß hervorragende Auszeichnungen von Fürsten
und gekrönten Häuptern; Prinzregent Luitpold von Bayern überreichte ihm
das große Bronzerelief von Hildebrand - eine Auszeichnung, die nur den
nächsten persönlichen Freunden des Regenten zuteil wurde. Die
Tagesblätter widmen dem Heimgegangenen und seinem menschenfreundlichen
Wirken lange Nachrufe; der 'Reichenhaller Grenzbote' schließt den
seinigen mit den Worten: 'Nun wissen die Leser, warum die Stadt an seiner
Nahre trauert. Heute früh haben wir seine Leiche zum Bahnhof verbracht.
Die Beerdigung wird in Fürth stattfinden. Der Stadtrat mit beiden
Bürgermeistern, Bezirksamtmann Bason Hornau und viele Beamte, Bürger,
und, was besonders ansprach, viele Arme gingen trauernd im Zuge. Auch die
Schuljugend fehlte nicht. Veteranen, Krieger- und sonstige Vereine
erwiesen ihrem Ehrenmitglied die letzten Ehren mit Fahnen. Leichter Regen
fiel. Die Berge, die er so sehr geliebt, trauerten. Die Stadtkapelle
spielte Trauermärsche; die dumpfen Klänge der Trommeln begleiteten den
Zug. Der Heimgegangene hatte sich alle äußeren Ehren verbeten und wollte
still, wie er gelebt, begraben sein. In heutiger Stadtratssitzung wird der
erste Bürgermeister dem stillen Dulder und großen Menschenfreund einen
Nachruf widmen.'" |
Zum Tod von Julius Fellheimer
(1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923:
"Fürth, 10. Mai (1923). Am Schabbat Paraschat Emor (Schabbat
mit der Toralesung Emor = 3. Mose 21,1 - 24,23, das war am 5. Mai
1923) verschied infolge
Herzschlages eines der geschätztesten Mitglieder unserer Kehillo, Herr
Julius Fellheimer. Auf dem Nachhauseweg von der Mincho – Synagoge, wo er
noch sein Ehrenamt als Stellvertreter bekleidet hatte, ereilte ihn plötzlich der
Tod, ein treuer Diener seines Gottes, widmete er der ihm besonders ans
Herz gewachsenen Klaus-Synagoge, der Familienstiftung seiner Ahnen, als
Vorsteher seine höchste Fürsorge. Das älteste Mitglied der
Gemilus-Chasodim-Chewroh, ließ er sich nicht nehmen, noch bei allen
Mizwos tätig zu sein. Was den Dahingegangenen ganz besonders
auszeichnete, war sein stetes Gottvertrauen, sein gerades und offenes
Wesen, seine Rechtlichkeit und Uneigennützigkeit im Geschäftsleben,
sowie seine große Wohltätigkeit, welche er besonders gern im Stillen ausübte.
Die Beteiligung bei der Beerdigung zeigte, welcher überaus großen
Beliebtheit sich der Verstorbene in allen Bevölkerungskreisen erfreute
und widmete ihm Herr Dr. Deutsch warme Worte der Wertschätzung und
spendete Trost den Trauernden, mit dem Hinweis, dass der Verewigte wie ein
wahrer Zadik am Schabbos zu Mincho seine Lebenswoche beendete und in die
Ruhe eingezogen ist zum Schabbat, dem Tag der Vergeltung.
Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens.".
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Zum Tod von Gella Ettlinger geb. Koschland
(1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1923:
"Fürth, 31. August (1923). Vor kurzem verstarb hier Frau Gella Ettlinger
geb. Koschland, eine wahre wackere Frau, die von frühester Morgenstunde
an mit rührender Selbstlosigkeit jedem mit Rat und Tat beistand. Frömmigkeit
und Liebe waren die Wesenszüge dieser edlen Tochter eines altangesehenen,
echt jüdischen Fürther Hauses. Sie lebte getreu seinen Traditionen und
erzog in ihnen gemeinsam mit ihrem gleichgesinnten Gatten ihre Kinder. Was
sie auch unternahm, stets setzte sie sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit
ein. So hielten wir, die wir ihre Leistungen kannten, sie für das Urbild
der Gesundheit und Kraft. Und doch vermöchte eine tückische Krankheit in
wenigen tagen sie hinwegzuraffen. Nicht nur Mann und Kinder und der große
Verwandtenkreis leider schwer unter dem harten Schicksalsschlage, sondern
wir alle, die das goldene Herz dieser seltenen Frau kannten. Ihre Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Sandor Lövy geb. Berlinger
(1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1923:
"Fürth in Bayern. Am Erew Schabbat Nachamu (= Freitag,
27. Juli 1923) verschied hier eine selten
fromme, edle Frau, eine wackere Frau im vollsten Sinne des Wortes, Frau
Sandor Lövy geb. Berlinger. An eben demselben Tage, an dem sie vor 28
Jahren ein heiliges Familienzelt errichtet, zog sie aus demselben, die während
ihres ganzen Lebens das 'siehe, im Zelt' (1. Mose 18,9) unserer Stammmutter zur Richtschnur
ihres Handelns nahm. Gebote und Wohltätigkeit mit Herz und Hand waren die
Leitsterne ihrer Lebensarbeit, als hehres Beispiel herzinniger Frömmigkeit
stand sie, die Traditionen einer echtjüdischen Vergangenheit
sie war das achte Glied in der Geschlechtsnachfolge des Schach
(= Sabbataj ben Meir Hakohen, 1621-1662), –
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - hochhaltend, im Leben. Leid
und Leiden mit selbstverständlichem Gottvertrauen tragend, war es ihr
letzter Wunsch, etwas von dem Tische, den sie zum Altar gemacht, auf dem
seit Jahrzehnten zu ihrer Herzensfreude fast täglich bis spät in die
Nacht Tora gelernt wurde, mit ins Grab zu bekommen, ein Wunsch, dem auch
willfahrt wurde. Nur einen Stolz kannte sie, den Stolz der jüdischen
Frau, der Tora eine Ruhe- und Pflanzstätte in ihrem Hause zu schaffen.
Kein Wunder, dass ihr Hinscheiden tiefe Trauer über die zahlreich an der
Beisetzung Teilnehmenden und insbesondere über die Familie senkte, eine
Trauer, der Herr Rabbiner Dr. Breslauer beredten Ausdruck gab. Möge ihr
Verdienst uns allen beistehen und ihr Gottvertrauen im Leben Trost den
Hinterbliebenen sein. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens."
|
Geburtsanzeige
von Marianne Spiegel (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 20. März 1924: |
Todesanzeige
für Gottlieb Holzinger (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 10. April 1924: |
Zum Tod von Arnold Feuchtwanger (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1924:
"Fürth, 7. Mai (1924). Im blühendsten Lebensalter, an der Wende seines
zweiten Jahrzehntes, verschied Arnold Feuchtwanger, der einzige Sohn des
ihm vor einigen Jahren in den Tod vorausgegangenen Markus Feuchtwanger –
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus Fürth in Bayern. War
schon sein ganzes Wesen getreu den Traditionen seiner Familie geartet, so
verstand er es auch in allen Lebenslagen – und sein junges Leben hatte
ihn bereits in vielfach bunt gewürfelte Kreise verschlagen – immer das
Banner des echten Judentums hochzuhalten.
Er war ein vortrefflicher Charakter, ein fertiger ernster Mensch
mit seinen kaum 20 Jahren, strebsam und zielbewusst. Seine Urteile in
geistigen, geschäftlichen und profanen Fragen hörend, glaubte man sich
einem gereiften Mann gegenüber; es war, als hätte er seine Gaben doppelt
besessen, sein Leben intensiver und bewusster gelebt als andere Menschen.
So viele Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen werden ihm zu Grabe
getragen!
Möge Gott der
schwer geprüften Mutter Trost und Schutz verleihen in dieser schweren Prüfung.".
|
Zum Tod von Rebecca Lehmann geb. Zimmer
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925:
"Fürth in Bayern, 15. März (1925). In tiefe Trauer ist unsere Gemeinde
durch das Hinscheiden der allverehrten Frau Rebecca Lehmann geb. Zimmer
versetzt worden. 'Es treten ihre Söhne auf und preisen sie, ihr Mann,
und rühmt sie' (Sprüche 31,28). Den Ruhm dieser Frau verkündete ihr Gatte nicht nur, der
allzu früh ins Grab sank und die Leitung des Hauses der tapferen
Lebensgefährtin überlassen musste, sondern ihre Kinder vor allem, Söhne
und Töchter, deren Wirken und Wesen im öffentlichen wie im Familienleben
Zeugnis von dem Geiste der Erziehungsweisheit ablegte, deren Meisterin die
Heimgegangene in all ihrer schmucklosen Einfachheit gewesen. Sie war eben
ein würdiger Spross der edlen jüdischen Familie, deren Name in Fürth
von je ein Programm bedeutet hat, eine wackere Frau von altem Schnitt und
Stil, die in glühender Liebe an jeder Mizwoh (religiöse Vorschrift) und
jedem Minhag (Brauchtum) hing, alles Neue und Modische an den alten, bewährten
Wertmaßstäben prüfend und dabei doch bis ins hohe Alter mit
aufgeschlossenem Sinn der Schönheit
der Welt gegenüberstehend. So ward sie die Kameradin und Freundin ihrer
Kinder und es gelang ihr, was so oft misslingt: das Band zwischen
Vergangenheit und Zukunft fest und unauflöslich zu festigen und der Tora
in ihrem Hause eine zukunftsreiche Heimstätte zu sichern. Das Andenken
der edlen Frau wird im Kreise unserer Gemeinde unverlöschlich fortleben.
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Zum Tod von Emma Farntrog geb. Berliner
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1925:
"Fürth in Bayern, 13. Juni (1925). Allgemeine tiefe Trauer löst in
hiesiger Stadt und weit darüber hinaus die schmerzliche Nachricht aus,
dass Frau Emma Farntrog geb. Berliner, kurz vor Erreichung ihres 70.
Geburtstages in den frühen Morgenstunden des Heiligen Schabbat
Behaaltecha abberufen wurde. Wer, wie Schreiber dieses, das Glück gehabt
hat, die seltene Herzensgüte und tief wurzelnde, echte Frömmigkeit
dieser Frau kennen zu lernen, wird den tiefen Schmerz ermessen können,
der sich der hiesigen Gemeinde bemächtigt hat. Ihre Gottergebenheit in
gesunden wie schon durch Krankheit getrübten Jahren war eine solche und
große, wie wir sie aus der Geschichte nur von unseren Heldinnen kennen.
Sie war in der Tat in dem großen Kreise, den bis vor etwa einem Jahrzehnt
ihr rühmlichst bekannter Gatte, Isak Farntrog - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen -, und bis zu ihrem Lebensende ihre Kinder, ihre
Enkel und Geschwister in hingebungsvoller Liebe um sie bildeten, die
weithin leuchtende und erwärmende Sonne, zu der sich alle hingezogen fühlten,
weil alle frommen und humanen Bestrebungen bei ihr kräftige Stütze und förderndes
Gedeihen fanden. Und wie traulich war gerade am Freitag Abend der
Aufenthalt in ihrer von inniger Frömmigkeit behaglich durchwehten Räumen.
Wie ein hehres Glorienschein erstrahlte aus ihren milden Zügen die wahre
Begeisterung für alles Jüdische. Ganz besonders verehrte sie den
heiligen Schabbat in altehrwürdiger Weise und ließ es schon anfangs der
Woche ihr ernstestes Anliegen sein, diesen 'lieblichen' Tag so würdig zu
feiern, als es nur in ihren Kräften lag. Die materiellen Güter, mit
welchen sie Gott gesegnet hatte, verwandte sie freudigen Herzens, um ihren
darbenden Mitmenschen die Sorgen um das tägliche Brot zu erleichtern. Sie
war eine Mutter der Armen, denn mehr noch als durch ihre Gaben verstand
sie es, die Unglücklichen durch Trostworte zu stärken und aufzurichten;
und so folgte sie auch hierin wie selten jemand der etlichen Forderung
unserer Weisen: ...
Was Wunder, wenn ihr Haus der Zielpunkt für so manches beklommene
Herz war; fand es doch bei ihr stets eine offene Hand und ein freundliches
Wort und ihr zur Betätigung edler Gastfreundschaft freudig bereites Gemüt
bewirkte, dass (hebräisch und deutsch) die Armen zu ihren Hausgenossen zählten.
Sie nahm auch regen Anteil an den öffentlichen Vereinen zu gemeinnützigen
Zwecken. Demgemäss erfreute sie sich auch einer wirklich großen
Beliebtheit und Hochachtung bei jedermann, von welcher das überaus
zahlreiche Totengeleite ein glänzendes Zeugnis abgelegt hat. Bei der
Beerdigungsfeier, die Sonntagnachmittag erfolgte, ergriff zuerst der
Ortsrabbiner Dr. Behrens das 'Wort, um der allgemeinen Trauer, die dieser
Tod in der Stadt hervorrief, Ausdruck zu verleihen. Alsdann schilderte
Herr Josef Carlebach, Frankfurt am Main, Schwiegersohn der Verblichenen,
in eingehender und zu Herzen gehender Weise das Wesen dieser seltenen
Frau. Im Trauerhause sprach noch in später Nachmittagsstunde Herr
Rabbiner Dr. Breslauer Worte des Gedenkens und des Trostes, die dahin
ausklangen, dem Beispiel der teuren Entschlafenen – sie ruhe in Frieden
- im Leben nachzueifern.
Möge
Gott der schwer geprüften Familie Seinen ausreichenden Trotz senden. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.". |
70. Geburtstag von Kommerzienrat Maier Bechmann
(1926)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 20. Januar 1926: "Fürth in Bayern. (70.
Geburtstag Kommerzienrat Bechmanns). Der Vorsitzende der
Israelitischen Kultusgemeinde Herr Kommerzienrat Maier Bechmann,
Mitglied des Rats bayerischer Israelitischer Gemeinden, bekannter
bayerischer Großindustrieller, feierte am 26. Januar seinen 70.
Geburtstag." |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Kaufmann Kohler (geb. 1843 in
Fürth, gest. 1926 in New York)
Vgl. Wikipedia-Artikel
"Kaufmann Kohler"
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 5. Februar 1926: "Dr. Kaufmann-Kohler.
Vor einigen Tagen verstarb in New York im Alter von 82 Jahren Dr.
Kaufmann-Kohler, der frühere Präsident des Hebrew Union College
(Liberales Rabbiner-Seminar Amerikas). Er hat 19 Jahre lang das Institut
geleitet.
Dr. Kaufmann-Kohler wurde allgemein der Abraham Geiger der amerikanischen
Judenheit genannt. Der im vorigen Jahre verstorbene berühmte jüdische
Philosoph Dr. David Neumark hat aus Anlass des 70. Geburtstages Dr.
Kaufmann-Kohlers ein Werk über "Systematische Theologie"
veröffentlicht. Darin wird der folgende Ausspruch eines
englisch-jüdischen Gelehrten zitiert: Dr. Kaufmann-Kohler darf mit Recht
der Zunz (sc. Leopold Zunz) der jüdischen Theologie genannt werden.
So wie Zunz Liturgie popularisiert und zu einem Quell von Enthusiasmus
gestaltet hat, so hat Kohler den Judaismus verständlich und vielen
liebenswert gemacht, die ohne seine Führung den Weg zur jüdischen
Wissenschaft nicht angetreten hätten.
Dr. Kohlers monumentales Werk über jüdische Theologie wird nicht allein
als epochemachend auf dem Gebiete jüdischer theologischer Studien,
sondern auch als ein wichtiger Beitrag zur vergleichenden
Religionswissenschaft betrachtet.
Dr. Kaufmann-Kohler wurde m Jahre 1843 in Fürth (Bayern geboren
und kam 1869 nach Amerika. Schon nach zweimonatiger Anwesenheit im Lande
nahm er hervorragenden Anteil an der ersten Konferenz der Reform-Rabbiner
Amerikas. 1885 berief er die historisch gewordene Pittsburger
Rabbiner-Konferenz ein, die sein als die 'Pittsburger Plattform' bekannt
gewordenes Programm annahm. Dr. Philipson nannte seine 'Geschichte der
Reform-Bewegung' die beste und eindrucksvollste Geschichtsschreibung
dieser Art. 1903 wurde Kohler zum Präsidenten des Hebrew Union College
gewählt. Er behielt diesen Posten bis zum Jahre 1922, da er 80 Jahre alt
geworden war. Er war Ehrenpräsident der Zentral-Konferenz amerikanischer
Rabbiner. Von seinen wissenschaftlichen Werken sind zu nennen: 'The Song
of Songs' (Das Hohe Lied); 'Backwards or Forwards' (Rückwärts oder
Vorwärts); 'The ethical Basis of Judaism' (Die ethische Basis des
Judentums); 'Church and Synague in their Mutual Relations' (Kirche und
Synagoge in ihren gegenseitigen Beziehungen); 'A Guide to Instruction in
Judaism' (Ein Führer für jüdischen Unterricht); 'On Capital
Punishment' (Die Todesstrafe).
Der Sohn von Dr. Kaufmann-Kohler, Max J. Kohler, ist der bekannte
Rechtsanwalt beim Obersten Gericht der Vereinigten Staaten und
Vizepräsident der amerikanisch-jüdisch historischen
Gesellschaft." |
Zum Tod von Rudolf Steinhardt, Eduard Mohr und Meyer
Bendit (1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. März
1927:
"Fürth in Bayern. Am 8. Januar starb im Alter von fast 82 Jahren Herr
Rudolf Steinhardt. Ein Mann von besonderer feinsinniger Bildung und
vornehmen Gesinnung hat er sich um das Musikleben und um die Pflege der
Musik in der Stadt Fürth bleibende Verdienste erworben. Unter seinen
Verdiensten und Schöpfungen ist besonders der 'Philharmonische Verein'
hervorzuheben, der alljährlich nach den Absichten seines Begründers
Rudolf Steinhardt einem großen musikliebenden Publikum die erlesensten
Genüsse vermittelt. Das Andenken des trefflichen Mannes wird in unserer
Mitte in dankbarer Erinnerung weiterleben.
Unsere Gemeinde und unsere Stadt hat einen schweren Verlust
erlitten. In der Nacht zum Sonntag, dem 23. Januar 1927, ist Herr Eduard
Mohr, Fabrikbesitzer und Handelsrichter, einem Herzschlag erlegen.
Ausgezeichnet durch ungewöhnliche Geistesgaben und hervorragende kaufmännische
Bildung erfreute er sich in allen Kreisen der Stadt und der
Gemeinde hoher Verehrung und Wertschätzung. Der Tradition seiner
alteingesessenen Familie folgend, war er Mitglied des großen
Verwaltungsausschusses der Israelitischen Kultusgemeinde und des
Handelsgremiums der Stadt Fürth. Der Handelskammer Nürnberg gehörte er
als Mitglied an, am Landgericht Fürth wurde er zum Handelsrichter
berufen. In einer großen Zahl gemeinnütziger Vereine, besonders des
Kaufmännischen Vereins, stand er an leitender Stelle, von allen Kreisen
verehrt wegen der Sicherheit seines Rates, der Milde, Gerechtigkeit und
Versöhnlichkeit seines Urteils. Er war ein Mann vielseitiger
wissenschaftlicher Interessen und künstlerischer Neigungen. An der
Verwaltung und Entwicklung unserer Gemeinde hat er bedeutenden Anteil
genommen. Die Trauer um den verehrten Mann, um diese seltene Persönlichkeit,
kam bei der Bestattungsfeier am 25. Januar zu elementarem Ausdruck. Um die
tief trauernde Familie scharte sich eine unabsehbare Schar teilnehmender
Verwandten und Freunde. Nach der eingehenden Würdigung der Persönlichkeit
Mohrs durch den Rabbiner Dr. Behrens und dem eindrucksvollen Nachruf für
die Israelitische Kultusgemeinde durch Herrn Stadtrat Direktor Karl
Kunreuther legten die Vertreter des Landgerichts und zahlreicher
Korporationen unter Ansprachen Kränze an seiner Bahre nieder. Ehre seinem
Andenken!
Am
24. Januar starb im Alter von fast 67 Jahren der Großindustrielle Herr
Meyer Bendit. Mit ihm ist der Seniorchef der allseits bekannten und
beliebten Spiegelglasfabrik S. Bendit & Söhne nicht mehr. - an seiner
Bahre sprachen – unter großer Beteiligung von Verwandten und Freunden
– Herr Rabbiner Dr. Behrens und Herr Direktor Winkler für den Verband
der Spiegelglasfabriken. Ehre seinem Andenken!". |
Zum Tod von Caroline Neuburger
(1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1927:
"Fürth, 3. Juni (1927). Sanft und mild wie sie gelebt, ist hier am 24.
Mai Frau Caroline Neuburger – sie ruhe in Frieden – im 79. Jahre ihres
segensreichen Erdenwallens ruhig und schmerzlos, ohne Kampf entschlafen.
Mit der hochgeachteten weitverzweigten Familie fühlt unsere ganze
Gemeinde und empfinden ebenso weite Kreise den schweren Verlust, den das
Ableben der seltenen Frau bedeutet. Denn die Verstorbene gehörte zu den
in unserem Tagen immer weniger werdenden Auserlesenen, die auf der Höhe
des Lebens wandelnd, in unerschütterlicher Standhaftigkeit und Treue
festhalten an den Idealen und Traditionen des altüberlieferten Judentums
und ihr Leben und Wirken diesen Grundsätzen gemäß gestalten. Der
Grundzug ihres Wesens war jene aufrichtige und wahrhafte Demut, welche der
Schmuck so vieler Frauen in Israel in einer leider immer mehr
entschwindenden Zeit gewesen ist, jenes demütig wandeln, welches still
und verborgen das Gute übt, das aber seinen gottesfürchtigen Wandel
weder zeigt noch zu zeigen vermeidet, weil der Grund hierfür nicht in äußerlichen
Antrieben gelegen ist, sondern in Überzeugungen wurzelt, die das ganze
Wesen beherrschen und erfassen und mit Freude und Beseligung erfüllen,
Gleich ihrem vor Jahren heimgegangenen Gatten, welcher eine Hauptstütze
der hiesigen orthodoxen Gemeinschaft gewesen ist und mit welchem sie durch
Gleichheit des Gefühlt und der Denkungsart verbunden war, beschränkte
sie ihr Interesse und ihren Anteil nicht auf den eigenen Kreis und die
engere Familie, sondern suchte wohlwollend und gebefreudig auch die
Interessen und Aufgaben der Gesamtjudenheit zu fördern und zu unterstützen.
Und wie sie die Träger der Tora ehrte und sich in allen Angelegenheiten
des Lebens Rat bei ihnen holte, so ehrten und schätzten diese auch sie
und ihre feste gottesfürchtige Gesinnung, die auch standhielt beim
Wechsel der irdischen Ereignisse, die auch ihre manche schwere Prüfung
auferlegten. Sie ertrug dieselben nicht gefühllos, aber gottergeben und
vertrauend. - Ein ungemein zahlreiches Trauergefolge, in dem viele Auswärtige
aus Frankfurt, Berlin und anderswo vertreten waren, geleitete sie zu ihrer
letzten Ruhestätte; ihr Leben wirkt fort bei Kindern und
Schwiegerkindern, wie ihr Gedächtnis auch von Freunden und Bekannten ehrfürchtig
bewahrt werden wird. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.".
|
Eine Büste für den Ehrenbürger Hofrat Nathan wird
aufgestellt (1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20.
Oktober 1927:
"Büste des Herrn Hofrats Alfred Nathan in Fürth.
Herr Hofrat Nathan war
Ehrenbürger und großer Wohltäter der Stadt Fürth, er hat sich durch
viele gemeinnützige Einrichtungen, vor allem aber durch Stiftung eines
neuzeitlichen Wöchnerinnen- und Säuglingsheims, des Nathanstifts, ein
bleibendes Andenken geschaffen, auch hat er bei seinem Tode sein ganzes
Vermögen dem Fürther jüdischen Waisenhaus hinterlassen. Die Büste ist
ein Werk des bekannten Bildhauers Johannes Götz und hat im Nathanstift
Aufstellung gefunden.". |
Zum Tod von Zilli Bermann geb. Naumburger
(1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927:
"Fürth in Bayern, 5. Dezember (1927). Am 29. Marcheschwan
waren die Tore des alten Friedhofes in Fürth weit geöffnet, um
einem unübersehbaren Trauergefolge Einlass zu geben, das die irdischen
Reste einer bedeutenden und bescheidenen Frau zu Grabe trug. Zilli
Bernau geb. Naumburger, hat ihre reine Seele im 85. Jahre ihrem
Schöpfer, dem ihr ganzes Leben geweiht, zurückgegeben. Einem alten, echt
jüdischen Hause entstammend – sie war die Tochter des Raw Gerschon
Naumburger, dessen Stammbaum in Fürth auf 400 Jahre zurückgeht –
hatte sie mit ihrem, ihr schon vor 27 Jahren in den Tod vorausgegangenen
Mann Hirsch Bernau – seligen Andenkens – ein Haus gegründet,
in dem die Traditionen ihres Vaterhauses hoch und heilig gehalten wurden,
die da waren: tiefe Religiosität, Bescheidenheit, Sinn für alles Edle,
Gute, menschliche. Und als der an Frömmigkeit und Edelsinn ebenbürtige
Gatte nach 30-jährigenm, seltenem echt-jüdischen Eheleben ihr plötzlich
entrissen wurde und ihr Haus ohne Kinder verwaist dastand, rankte sie sich
an dem von ihrem Mann – seligen Andenkens – stets gehegten und
gepflegten Wohltätigkeits-Werken in ihrem Schmerze empor und wurde –
ganz nach dem Sinne ihres so früh dahingegangenen Mannes – eine wahre
Annehmerin der Armen, Waisen und Witwen. War ihr Haus zu jeder Zeit in
Hochhaltung der Gebote der Gastfreundschaft Allen geöffnet, so bildeten
die Armen insbesondere ihre Hausleute und Freunde. Mit besonderer,
auserlesener Liebe aber nahm sie sich – genau nach dem Vorbilde ihres
seligen Mannes – der Waisen an, wozu sie in ihrer geliebten Gemeinde die
beste Gelegenheit hatte. So wird in den Annalen des jüdischen Fürther
Waisenhauses der Name Hirsch und Zilli Bernau mit unauslöschlichen
Lettern verzeichnet sein und bleiben! Am Grabe entrollte Herr
Distriktsrabbiner Dr. Behrens ein treffliches Bild des edlen
Patriarchenhauses Bernau, das in allem gesegnet gewesen sei und das in
hochherziger Weise mit den ihm verliehenen Glücksgütern echte Wohltätigkeit
übte. Als zweiter ergriff im Namen des großen Verwandtenkreises Herr
Lehrer Sulzbacher – Biebrich das
Worte, der den herzlichen Dank der Verstorbenen für all das Gute und Schöne
ausdrückte, das die Familienmitglieder so lange Jahre erhalten. Söhne
und Töchter standen wohl nicht am Grabeshügel der Verstorbenen – sie
ruhe in Frieden, in schönster Weise aber geht das Wort des großen
Propheten in Erfüllung: 'Ich werde ihnen in meinem Hause und in meinen
Mauern ein Denkmal stiften und einen ewigen Namen, besser denn Söhne und
Töchter; einen ewigen Namen stifte ich ich ihnen, der unvertilgbar ist (Jesaja
56,5)". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1927:
"Fürth, 15. Dezember (1927). Im Nachrufe aus Fürth in der jüngsten
Nummer ist durch einen bedauerlichen Druckfehler der Name der Verstorbenen
mit Zilli Bernau angegeben. Es handelt sich um die weit über Bayern
hinaus bekannte und wichtige Frau Zilli Bermann, die Gattin
des vor 27 Jahren verstorbenen Hirsch Bermann – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen. Der Name im nachrufe ist in diesem
Sinne zu berichtigen." |
Zum Tod von Betty Farntrog (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1928:
"Fürth (Bayern), 21.März (1928). 25 Jahre hatten sich vollendet,
in denen Frau Betty Farntrog eine Priesterin der barmherzigen
Wahrheit gewesen, da öffneten sich die Pforten unseres ehrwürdigen
Friedhofes, um sie selbst zu empfangen. In der dem Sabbat Paraschat Parah
(= 10. März 1928) folgenden Nacht hatte sie ihre reine Seele
ausgehaucht und ein fast 75 Jahre währendes, wahrhaft jüdisches Leben
hatte geendet. Die außerordentliche Beteiligung bei der Bestattung zeigte
schon rein äußerlich, welcher Wertschätzung die Heimgegangene sich bei
allen, die sie gekannt hatten, erfreute und dass eine große Trauer sich
über unseren Kreis gesenkt hatte. Sie
bewacht die Gänge ihres Hauses, dass keines das Brot der Trägheit esse (Sprüche
31,27). Wenn diese Worte des königlichen Weisen auf eine Frau
unserer Tage gemünzt sein könnten, so war es wahrlich Frau Betty
Farntrog. Werktätig ihr ganzes Leben hindurch, verwaltete sie ihr Haus
und erzog sie ihre Kinder in dem, von den vorangegangenen Geschlechtern übernommenen
Geiste. Die Übung der Gebote war ihr Lebensbedürfnis und so hat sie vor
und neben allen anderen stillen Liebestaten ihren, ihr im Tode
vorangegangenen Gatten Leopold Farntrog – seligen Andenkens – in
seinem Wirken innerhalb der Gemeinde und besonders für die Israelitische
Realschule auf das intensivste unterstützt. Allen, arm und reich, die in
Beziehungen zu ihr treten durften, prägte sich der Adel der Gesinnung
dieser ebenso frommen, wie lebensklugen Frau tief ein und so war diese
ehrwürdige Greisin ein Typus jener guten Frauen geworden, die einen
Schatz des deutschen Judentums darstellen und dessen ständige Erneuerung
wir auch für die Zukunft zum Guten der Gesamtheit erhoffen wollen.
Bis in die Stunden hinein, von denen sie selbst voller Ergebenheit wusste,
dass sie die letzten ihres Erdendaseins sein sollten, gab sie dem Wunsche
und der Mahnung innigen Ausdruck, dass Kinder und Enkelkinder jüdischen
Idealen und jüdischem Wesen stets Treue bewahren möchten und sie konnte
auch dank ihrer Erziehung mit vollem Bewusstsein von dannen ziehen, dass
ihre Worte nicht wirkungslos verhallen. Herr Rabbiner Dr. Raphael
Breuer gab als Mitglieder der Familie dem Schmerz tief empfundenen
Ausdruck, er verstand es, Art und Wesen der Verewigten in ergreifender
Weise den Hörern vor Augen zu führen und in aller Trauer das Glück zu
priesen, dass Familie und Gemeinde sie besessen haben. Ihr Andenken sei
zum Segen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.". |
Zum Tod von Mausche Heinemann (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1928:
"Fürth in Bayern, 12. Oktober (1928). Wie ein schwüles, schweres
Gewitterwetter lag es über unserer Gemeinde, als sich die Hiobsbotschaft
mit Windeseile in der Stadt verbreitete, Raw Mausche Heinemann ist
nicht mehr. Die ernste Stimmung der Elultage verwandelte sich in tiefe
Trauer, denn eine schwere Bresche war gerissen wurden in den lichten
Reihen der Gottesfürchtigen unserer Stadt.
Allen Ehren und Ämtern abhold, die ihn in die ersten Reihen
stellen konnten, war er in der Tat vorderster Kämpfer für alles Hohe und
Heilige. Seine Charaktereigenschaften und seine Lebensklugheit machten
ihn nicht nur zum geistigen Zentrum der engeren und weiteren
Familie, wo er Berater, Helfer und Tröster für jedes einzelne Mitglied
derselben war, sondern weit über diesen Rahmen hinaus wussten alle, die
mit ihm in Berührung kamen, seine Geradheit und Korrektheit, vor allem
aber sein unbedingtes Gottvertrauen zu schätzen und suchten in allen
Fragen und Schwierigkeiten des Lebens Rat und Hilfe bei ihm, die ihnen
auch niemals versagt wurde. Sein höchstes Streben ging danach, als
Edelmensch und Volljehudi in vollstem Maße gerecht zu werden, vor allem
jedoch durch sein eigenes Leben richtunggebend zu sein in der Erziehung
seiner Kinder, wofür ihm kein Opfer zu groß, keine Arbeit zu
beschwerlich war. So ging er seinen Weg still und bescheiden, aber
aufrecht und gerade und so seine freudig auf sich genommene Lebensaufgabe
erfüllend, zu leben für die Heiligung des Gottesnamens. Die
zahlreiche, von überall her geeilte Trauergemeinde legte Zeugnis ab für
die Beliebtheit und Wertschätzung, deren er sich allgemein erfreute und
Herr Dr. Deutsch gab an der Bahre der tiefen Trauer in ergreifenden
Worten beredten Ausdruck.
Im Trauerhause versammelte sich während der Sieben Tage nochmals
der große Kreis der Freunde und Bekannten, um – durch Herr Rabbiner
Dr. Breslauer trefflich gezeichnet – das Leben dieses Mannes noch
einmal an sich vorüberziehen zu lassen. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens.". |
|
Artikel in der "Deutschen Israelitischen Zeitung" (Regensburg)
vom 8. November 1928: |
Zum Tod von Sigmund Holzinger (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1929:
"Fürth in Bayern. Am zweiten Tage des Passahfestes, 26. April
(1929), starb nach nur kurzem Krankenlager im Alter von siebenundsechzig
Jahren Herr Sigmund Holzinger. Einer alten Fürther Familie angehörend,
erfreute er sich in allen Kreisen der Gemeinde und der Bürgerschaft höchsten
Ansehens. Gleich ausgezeichnet durch Gaben des Geistes und des Herzens war
er ein hervorragender Kaufmann, ein tätiger Förderer der großen
Organisationen der Stadt und des Wohlfahrtswesens und ein treuer Sohn
seiner Glaubensgemeinschaft. Durch treffliche Überlieferungen zu
bedeutsamem Wirken berufen, hat er zahlreiche wissenschaftliche und
karitative Institutionen in hohem Maße gefordert und in bemerkenswerter
Weise sein ganzes Leben in den Dienst der Menschenliebe gestellt. Die
Trauerfeier am Sonntag, 28. April, vormittags 11 Uhr in der Trauerhalle
des Neuen Friedhofes, gestaltete sich zu einer imposanten
Trauerkundgebung. Nach dem einleitenden Gebet des Kantors Adler entwarf Rabbiner
Dr. Behrens ein umfassendes Bild von dem Leben und vielseitigen Wirken
des bedeutenden Mannes und gab der allgemeinen Trauer um seinen Heimgang
ergreifenden Ausdruck. Namens der Israelitischen Kultusgemeinde würdigte
ihr Vorsitzender, Kommerzienrat Maier Bechmann, seine Verdienste
und die langjährige Mitarbeit in der Verwaltung. Die Stadt Fürth
hatte ebenfalls einen Kranz gesandt. Geistlicher Rat Stadtpfarrer Knapp
war mit einer Abordnung der Niederbronner Schwestern (Link)
erschienen. Mit den üblichen Schlussgebeten endete die überaus
eindrucksvolle Feier.".
|
Verlobungs-
und Hochzeitsanzeigen für Rosel Schächter und Bernhard
Sulzbacher (1930)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1930: "Statt Karten. Gott
sei gepriesen.
Rosel Schächter – Bernhard Sulzbacher. Verlobte.
Fürth
in Bayern Mathildenstraße 16 – Fürth in Bayern / Wiesbaden-Biebrich.
Empfang in Biebrich: Samstag, 8. und Sonntag, 9. Februar." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli
1930:
"Bernhard Sulzbacher - Rosel Sulzbacher geb. Schächter.
Vermählte.
Wiesbaden - Biebrich am Rhein - Fürth
in Bayern.
Trauung: Sonntag, 6. Juli - 10. Tamus 1 1/2 Uhr - Park-Hotel, Fürth
in Bayern.
Telegrammablösung für Keren Hatora erbeten". |
Zum Tod von Karoline Ichenhäuser
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1930:
"Fürth, 11. Mai (1930). Unsere Gemeinde steht unter dem
schmerzlichen Eindruck, den das Ableben der allgemein rühmlichst
bekannten Frau Karoline Ichenhäuser überall hervorgerufen hat.
Monatelang bangten Freunde und Bekannte vor dem Eintreten der
schmerzlichen Katastrophe; ärztliche Kunst und kindliche aufopfernde
Pflege vermochten nicht, das so reiche Leben der Entschlafenen länger zu
halten. (hebräisch und deutsch aus Sprüche 31,26) Sie tat ihren Mund
auf mit Weisheit und auf ihrer Zunge war holdselige Lehre. Versäumte
sie doch in ihren gesunden Tagen bis vor einigen Monaten keinen Mincha-Gottesdienst;
jeden Montag und Donnerstag keinen Schacharit um im öffentlichen
Gebet ihrem Schöpfer für alles Gute und Schöne zu danken. Gegen
Arme wohltätig und freundlich; gegen Bemittelte, die ihres Rates
bedurften, stets hilfreich und beratend zur Hand. Nie hat ein Armer
unbefriedigt und ungesättigt ihre Wohnung verlassen; nie ein des Rates
und Trostes Bedürftiger trostlos ihre schwelle! Sie wartete nicht bis man
sie aufsuchte; sie ging in die Wohnungen der Armen und Hilfsbedürftigen,
um nach dem Notwendigen zu sehen. Dank wies sie stets entschieden zurück.
Jedem einzelnen Menschen tat sie ihre Hand auf – aber wehe, wenn
man ihr die ihr so sehr gebührende Ehre erweisen wollte, da konnte
sie wirklich barsch werden. Wir Freunde dürfen nicht klagen – denn 85
Jahre währte ihr Erdenwallen; die Kinder und Angehörigen werden aber
Trost finden in der Tatsache, dass ihr Andenken bei Allen, die sie
gekannt, fortleben wird in Liebe und Verehrung. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens.". |
Hochzeitsanzeige
von Erich Felsenstein und Paula geb. Hirsch (1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 5. Juni 1930:
"Erich Felsenstein - Paula Felsenstein geb. Hirsch.
Vermählte. Fürth Hamburg. 13. Siwan
5690 - 9. Juni 1930.
Trauung: 1 Uhr, Hotel Esplanade,
Hamburg". |
Verlobungsanzeige
von Ruby Braude und Jacob Braude (1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni
1930:
"Statt Karten.
Ruth Braude - Referendar Jacob Braude.
Verlobte.
Leipzig Juni 1930 Fürth in Bayern." |
Zum Tod von Marta Kohn - Königshöfer (aus Fürth, gest. 1931 in Mannheim)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April
1931: "Marta Kohn-Königshöfen - sie ruhe in Frieden.
Mannheim, 1. April (1931). Im
Anzeigenteil des 'Israelit' war in einer der jüngsten Nummern folgende
ergreifende Anzeige zu lesen: 'Am 16. Adar entschlief ohne Schmerz und
Vorahnung meine liebe Frau Marta Kohn geb. Königshöfer, 12 Tage nach der
Geburt unseres Sohnes. An unserem ersten Hochzeitstage trugen wir sie zu
Grabe.' Diese schlichte Anzeige, in welcher mit gottergebenem Sinn und
Ausdruck von einem erschütternden Schicksalsschlag berichtet wird, der
über eine hochangesehene Familie gekommen ist, lässt wohl die ganze
Größe und Tiefe des Schmerzes erkennen, in den ein junger Ehegatte,
Eltern, Geschichte und Verwandte durch des Himmels unerforschlichen
Ratschluss jäh versetzt worden sind, aber nicht den Umfang und die
Schwere des Verlustes, die dieser Tod auch für einen weiten Kreis von
Freunden und Bekannten, ja für die jüdisch interessierte Allgemeinheit
überhaupt, darstellt. Marta Kohn geb. Königshöfer, die ihre edle
junge Frauenseele vorzeitig ihrem Schöpfer zurückgeben musste, und
gerade zu dem Zeitpunkte, als sich ihr das schöne Glück zu vollenden
schien, das sie an der Seite eines wackeren Ehegatten vor Jahresfrist
gefunden, war ein Mensch von besonderer Prägung. Ein Enkelspross des
weithin bekannten Dr. M. J. Königshöfer s.A. in Fürth, lebte
sie nicht allein gemäß den Lehren und Traditionen ihres frommen
Elternhauses, sondern erhob dieselben zum bewussten Grundsatz ihres Seins.
Das Gewohnheitsmäßige lag ihr überhaupt nicht; ihr Geist rang nach
Höherem, nach Durchdringung und Vollendung. Daher ihre Tätigkeit in den
Jugendbünden der Agudas Jisroel in ihrer Vaterstadt Fürth und
ihre Berufsarbeit in der Kinderpflege- und Erziehung. Sie, der es eine
ernste höhere Fügung versagt hat, ihre Mutterliebe und Sorge an das
eigene Kind zu wenden, hat schon als Mädchen jung an Jahren, Geschick und
Talent bewiesen zur Erziehung und Heranbildung jüdischer Kinder im Heime
der Ahawa in Berlin. Ihre Güte, ihr heiter-froher Sinn, ihr
wohlwollendes Wesen machten sie zu diesem Berufe besonders geeignet. Eine
gute Tochter, eine treue Gattin, eine verständnisvolle Mitarbeiterin an
allem Wahren und Guten, war sie auch eine aufopfernde Genossin allen ihren
Freunden und Freundinnen, und ewig unvergessen bleibt ihr in diesem
Freundeskreise die Offenheit und hingebungsvolle Selbstlosigkeit, mit der
sie es verstand, Freundschaft zu pflegen. Mit dem Gefährten ihres
frühvollendeten Lebens blickt darum auch die Schar der Freunde
schmerzumdüstert nach ihrem frühzeitigen Grabe. Sie alle gedenken der
frohen nutzbringenden Stunden, die sie in ihrer Gemeinschaft verbracht und
blicken mit wehmutsvoller Innigkeit ihr nach. Beglückend und heiter, wie
ihr ganzes Wesen, hat sie Gott von solchen Empfindungen erfüllt, rasch
und ahnungslos wie in einem heiteren Traume der Erde entrückt. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Zur Erinnerung an den 1930 verstorbenen Löb Lion
(1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober
1931:
"Zum Andenken an Löb Lion – das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen.
Fürth in Bayern, 7. Oktober (1931). Am Freitag, den 9. Oktober (28.
Tischri), ist es ein Jahr her, dass Löb Lion, einer unserer
Besten, von uns gegangen ist. Ein Mann von gediegenem jüdischem Wissen,
tiefer Frömmigkeit und regstem sozialem Empfingen, widmete er sich in den
letzten Jahren seines Lebens, die er, zurückgezogen vom Geschäft,
abwechselnd in Homburg und in Wiesbaden verbrachte, ganz den idealen
Aufgaben der Religion und der jüdischen Wohlfahrt. Seine tiefe Liebe zu
seinen Brüdern und Schwestern beseelte ihn Tag und Nacht und machte ihn
geradezu erfinderisch für neue Wege der Hilfe. Der Plan, der ihm
vorschwebte und bis zuletzt das
Ideal seines Lebens blieb, war die Gründung einer ganz Deutschland
umfassenden Aussteuerkasse für jüdische Mädchen, etwa in
Anlehnung an eine große jüdische Organisation. Zu diesem Behufe führte
er eine ausgedehnte Korrespondenz mit allen jüdischen
Wohlfahrtsinstanzen. Es gelang ihm auch, namhafte Persönlichkeiten für
ein Komitee zu gewinnen. Aus seinen Briefen an seine Kinder und Freunde
ist zu ersehen, wie glücklich ihn jeder Gewinn an Terrain auf diesem
Gebiete machte. Er sollte leider den Enderfolg des Planes nicht erleben,
und es wäre eine gute Tag der Pietät und der jüdischen Liebe, wenn die
Freunde des Heimgegangenen die Idee aufgegriffen und das große Werk zu
Ende führten.
Lob Lion kehrte heim im eigentlichen Sinne des Wortes. Von
Wiesbaden, wo er zuletzt weilte, zog es ihn plötzlich zurück nach der
Heimatgemeinde Fürth. Dort ordnete er, als müsste er sich für die
letzte Reise rüsten, seine Sachen, schloss die Augen und schlummerte
sanft hinüber. Man wird ihm im großen Freundeskreise ein ehrendes
Angedenken bewahren und er wird, wir hoffen es, in seinem großen Werke
weiterleben. Seine Seele sei eingebunden in den Bunde des Lebens.".
|
Verlobungsanzeige von Betty Grünfeld und Selig Wolf
(1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1933: "Statt
Karten
Hauptlehrer Simon Grünfeld und Frau Leah geb. Jamson
Rabbiner Dr. Wolf und Frau Helene geb. Auerbach beehren sich,
die Verlobung ihrer Kinder Betty und Selig bekannt zu geben. Heidingsfeld
und Köln Adar 5693.
Betty Grünfeld - Selig Wolf. Verlobte. Fürth /
Heidingsfeld - Siegburg / Köln." |
Anzeige
zum Tod von Minna Höchster (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März
1934:
"Am 19. März verschied nach kurzem Kranksein, jedoch ganz unerwartet
meine treue Lebensgefährtin, unsere liebevolle Mutter und
Großmutter
Frau Minna Höchster geb. Sonder
im 72. Lebensjahr.
Namens der Hinterbliebenen:
Kallmann Höchster.
Fürth in Bayern -
München." |
Zum
Tod von Jakob Wassermann (geb. 1873 in Fürth, gest. 1934 in Altaussee)
Anmerkung: zu seiner Person vgl. auch den Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Wassermann;
über den Verfasser des Nachrufes Julius Bab siehe den Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Bab)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 14. Januar 1934: |
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Goldenes Doktorjubiläum von Sanitätsrat Dr.
David Teitz
in Fürth (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934:
"Berlin, 4. November (1934). Herr Sanitätsrat Dr. David
Teitz in Fürth in Bayern konnte am 21. Oktober in erfreulicher
körperlicher und geistiger Rüstigkeit sein goldenes Doktor-Jubiläum
begehen. Der Jubilar hat nach vollendeten Studien in Berlin und Marburg an
der letzteren Universität am 21. Oktober 1884 promoviert. Die Fakultät
hat aus dem Anlass des 50-jährigen Jubiläums das Diplom erneuert mit dem
Ausdruck der Wertschätzung und Dankbarkeit für die an den Kranken, der
Wissenschaft und dem STand geleistete Arbeit. - Herr Sanitätsrat Dr.
Teitz besitz ein großes talmudisches Wissen, das ihn weit über die
Grenzen seiner Gemeinde bekannt werden ließ. Vielen Armen und Kranken
wurde seine aufopfernde Hilfe in großzügigster Weise zuteil. - Mit der
jüdischen Gemeinde in Fürth ist Herr Sanitätsrat Dr. Teitz insbesondere
durch seine langjährige Tätigkeit als Hospitalarzt des
Israelitischen Hospitals seit dem 1. Juli 1900 verbunden. Im Krieg
richtete er daselbst sofort ein Lazarett ein und leitete dasselbe ehrenamtlich
die ganzen Kriegsjahre und wurde er mit dem Besuch einer bayerischen
Prinzessin und einem Orden von höchster Stelle ausgezeichnet. Seiner
persönlichen unermüdlichen Werbetätigkeit gelang es, auch in
amerikanischen jüdischen Kreisen die Mittel zu sammeln, um das jüdische
Hospital mit den modernsten Einrichtungen so auszustatten, dass es für
Fürth eine Musteranstalt wurde, welche auch jahrelang gerne von
christlichen Patienten besucht wurde. - Die Israelitische Kultusgemeinde
Fürth hat die Gelegenheit des Jubiläums dazu benutzt, um dem Jubilar
für seine aufopfernde Tätigkeit im Dienste der Gemeinde aufrichtig zu
danken." |
Zum Tod von Stud.-Prof. i.R. Arnold Kurzmann
(1936)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März
1936:
"Zum Gedächtnis von Professor Arnold Kurzmann.
Durch einen Verkehrsunfall ist am Abend des 7. Februar Herr
Studienprofessor i.R. Arnold Kurzmann, Fürth in Bayern, kurz vor
Vollendung seines 60. Lebensjahres, jäh aus dem Leben gerissen worden.
Mit seiner Gattin, seinem Sohne und seinen Geschwistern trauert ein großer
Kreis von Freunden und Verehrern um den vorzeitigen Heimgang dieses
ausgezeichneten Mannes. In seinem amtlichen Dienst als Lehrer für neuere
Sprachen an den bayerischen höheren staatlichen Lehranstalten erfreute er
sich hohen Ansehens bei seinen Amtsgenossen, Direktoren und Behörden und
seine zahlreichen Schüler haben ihm Anhänglichkeit und treues Gedenken
stets bewahrt. Mit dem Jahre 1933 schied er aus dem aktiven Dienst seines
Lehramtes an der Oberrealschule Fürth in Bayern."
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Zum Tod von Sanitätsrat Dr. David Teitz
(1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1936:
"Sanitätsrat Dr. David Teitz – das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen.
Fürth in Bayern, 28. Juni (1936). Am Nachmittag des 18. Siwan
verschied der allenthalben innerhalb und außerhalb seines Wirkungskreises
bekannte und geschätzte Sanitätsrat Dr. David Teitz. Mit ihm ist
ein Mann dahingegangen, der, allem Lauten und Aufdringlichen abhold, in
einem acht Jahrzehnte dauernden Leben uns allen ein Vorbild stiller Größe
und edlen Wirkens war. Von Litauen, wo er in Toraluft aufgewachsen war und
sich mit einem großen talmudischen Wissen ausstattete, das er mit
erstaunlicher Gedächtniskraft jederzeit gegenwärtig hatte, kam er in
jungen Jahren nach Deutschland, wo der damalige Medizinstudent im Umgang
und wissens- und Gedankenaustausch mit prominenten Häusern des
gesetzestreuen Judentums den Grund legte für die Synthese zwischen Talmid
Chochim und gewissenhaftem, selbstlosem Arzt und Menschenfreund. So hat er
an die fünf Jahrzehnte hier seine segensreiche ärztliche Tätigkeit
ausgeübt, davon einen sehr großen Teil in dem hiesigen jüdischen
Hospital, das ein stetiges Kind seiner Sorge war. Seinen vielfachen
und intensiven Bemühungen und Werbungen ist es in der Hauptsache zu
danken dass die in heutiger Zeit gar nicht hoch genug zu schätzende
Einrichtung eines jüdischen Krankenhauses die krisenhaften Zeiten der
Inflation überdauert und in vorbildlicher Fortschrittlichkeit dasteht.
Bei Kriegsbeginn stellte er seine Kräfte sofort dem Vaterland zu Verfügung
und leitete während der ganzen Kriegszeit ehrenamtlich ein Lazarett. Als Armenarzt
der Stadt war er viele Jahre hier tätig, und hierin erwies er sich als
ein wahrer Wohltäter aller Hilfsbedürftigen, gleich welcher Konfession,
so wie es dem Ideal eines toratreuen jüdischen Arztes entspricht.
Ehrungen jeder Art hat er in seinem bescheidenen Wesen stets abgelehnt;
vor einigen Jahren hatte er die seltene Freude, sein goldenes Doktorjubiläum
feiern zu können, wobei ihm aus diesem Anlass sein Doktordiplom erneuert
wurde. Wer mit ihm ins Gespräch kam, war bald gebannt von dem fesselnden
Plauderton, mit dem er über talmudische, über medizinische, über
allgemein menschliche Dinge sprach, und bewunderte das reiche Wissen, das
in der Unterhaltung zutage trat.
So steht sein Lebensbild als teures Vermächtnis vor den Augen eines großen
trauernden Kreises. Der leidtragenden Gattin und den trauernden Kindern
und Enkeln sei seine reine Seele ein Meliz jauscher (ein wahrer Fürsprecher)
am Throne des Allmächtigen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Zum Tod von
Simon Sänger (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. September 1936: "Simon Sänger - das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen. Fürth, 27. September (1936).
Am zweiten Tage Rosch Haschonoh stand unsere ganze Kehilloh (Gemeinde)
erschüttert vor dem (göttlichen) Urteil, das Simon Sänger - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen - für immer von uns nahm. Wie
ein mächtiger Baum, vom Blitze gefällt, so sank bei der Ausübung von wahrhafter
Wohltätigkeit am Friedhof (sc. er war wohl im Dienst für die
Beerdigungsbruderschaft) lautlos ein Mann dahin, der mit unserem Zibbur (sc.
Gemeinschaft) so eng verknüpft und verkettet war, dass sein Weggang eine
unausfüllbare Lücke hinterlässt und uns alle vor die Frage stellt, wer
kann es ihm gleichtun, wer kann ihn ersetzen. Simon Sänger - das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen, aus Buttenwiesen stammend, kam vor mehr
als 40 Jahren in unsere Kehilloh (Gemeinde) und wirkte schon in jungen
Jahren beispielgebend im Toralernen. Die Tora war Anfang und
Ende seines Lebenszieles, sie war ihm Richtlinie für die Ausübung seines
Berufes, eines echtjüdischen Buchhändlers, voll Aufrichtigkeit,
voll Gewissenhaftigkeit, immer mehr das Interesse des Käufers als das
seine wahrnehmend. Ein aufrechter und geradsinniger Mann, mit seltener
Bescheidenheit, begnade, lebte er im Sinne des ständigen Wandelns mit
Gott, nie rühmte er sich seiner vielseitigen Gaben, seiner
Wohltätigkeit, seiner großartigen Gebotserfüllung, still und
verborgen wandelte er mit seinem Gotte. Ob er in den vielen Chawerot
(Vereinen), Institutionen und Vereinen, denen er angehörte, ob in der
Waisenhaus-Synagoge, deren Erster er früh und abends war, auf ihn konnte
man zählen, seine Zeit gehörte nicht ihm, sondern den Erfordernissen der
Gesamtheit. Unterstützt wurde er von seiner gleichgesinnten Frau,
einer Tochter Justizrat Naftali Hirschs - das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen, alles, was sie vom Vater gehört, vom Großvater Samson
Raphael Hirsch - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - als
Erbgut empfangen, wurde in diesem Hause zur lebendigen Tat. Tora
strahlte aus diesem Hause, Simon Sänger - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen - verstand es, vielen Männern unserer
Gemeinde von seiner Tora zu geben, sie alle und die vielen Freunde
trauern um den allzu früh Dahingeschiedenen. Trotz seiner tiefen
Bescheidenheit war sein Wert überall bekannt, die große Beteiligung an
der Beisetzung und bei den Trauerreden gaben davon beredtes
Zeugnis. Es sprachen Herr Rabbiner Dr. Breslauer, Herr Rabbiner Dr.
Josef Breuer und noch vier weitere Familienvorsteher aus allen
Kreisen unseres Zibbur. Groß ist der Schmerz in unserer Gemeinde. Männer
wie Simon Sänger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -
werden immer seltener. Möge Gott seine Gattin und uns alle
trösten." |
Verlobungsanzeige von Friedl Schild und Dr. Benno
Heinemann (1936)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30.
September 1936:
Gott sei gepriesen.
Friedl Schild Dr. Benno Heinemann Studienrat.
Verlobte
München Frauenhoferstraße 3 Fürth in Bayern Blumenstraße
29
zu Hause 17. Oktober 24. und 25. Oktober". |
Zum
Tod von Moritz Peiser, früherer Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Koschmin
(Provinz Posen, heute Koźmin Wielkopolski; 1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober
1936: "Fürth 26. Oktober (1936). Am 2. Cheschwan verschied
im gesegneten Alter von über 86 Jahren Moritz Peiser, der vor ca.
15 Jahren seinen Wohnsitz von Koschmin (Provinz Posen) hierher, wo Sohn
und Tochter ihre Häuser begründet hatten, verlegte. Unsere Gemeinde
betrauert den Heimgang eines frommen Mannes, der es so meisterhaft
versteht, trotz bescheidenster und aller Aufdringlichkeit abholden
Lebensführen, Menschen heranzuziehen und sie für Tora und
Gottesdienst zu gewinnen. In seiner alten Heimat, wo er zu Füßen der
Torakundigen seiner Zeit aufwuchs und in der es ihm bald vergönnt war,
als hochangesehener Bürger seiner Vaterstadt und Vorsteher der jüdischen
Gemeinde viel Segen zu stiften, wusste er Menschen in liebevollster
Zuneigung an sein Haus zu fesseln. In seiner neuen Wahlheimat, wo man ihm
der für jedermann ein freundliches Wort bereit hatte, dem nie ein Wort
der Bösrede über die Lippen kam, nicht nur schätzte und achtete,
sondern geradezu lieb gewann, hatte sich der Heimgegangene rasch einen
großen Freundeskreis erobert. Nichts konnte ihn noch bis in sein hohes
Alter hinein daran hintern, täglich in der Synagoge des Waisenhauses, wo
er im Kreise Gleichgesinnter seinen Gebetsort aufgeschlagen hatte,
zu den Frühaufstehern und den Abendgebeten zu gehören. Mit
äußerster Pflichttreue und minutiöser Genauigkeit war er bestrebt, religiöse
Pflichten, wo sie sich ihm darboten, nachzukommen. Charakteristisch
war es zum Beispiel, wie er darauf bedacht war, jedes Zeitungsblatt, auf
dem sich ein heiliger Name befand, der Genisa zuzuführen.
Unablässige und emsige Beschäftigung mit dem Gottesworte bis ins
höchste Alter hinein, und sei es sogar mit Hilfe der Lupe, füllte seine
Zeit aus. In liebendster Fürsorge und nach wohldurchdachtem Plane erzog
er seine Kinder in Gemeinschaft mit seiner ebenbürtigen Gattin, die
selbst die Tochter eines weisen Gelehrten ist, nicht nur für ihren
künftigen Broterwerb, sondern führte sie, wobei ihm kein Opfer zu groß
erschien, der Tauroh zu. Er durfte allerdings auch den Lohn seiner Mühen
sehen und in den Häusern seiner Kinder - sein Sohn ist nicht nur
geschätzt als tüchtiger Arzt, sondern nimmt auch tätigsten Anteil an
der Führung und dem Geschick seiner Gemeinde - all das in schönster
Blüte wiederzufinden, was er und seine mit ihm in über 54 Jahren
glücklicher Ehe verbundene Gattin gepflanzt hatten. Aber auch Kummer
blieb ihm nicht erspart: der Weltkrieg hat auch ihm einen hoffnungsvollen
Sohn in der Blüte der Jahre entrissen. In solcher Situation bewährte
sich an ihm das (Gott)vertrauen, von dem er stets erfüllt
war.
Im Anschluss an die Beisetzung hielt Herr Rabbiner Dr. Breslauer im
Trauerhause eine Trauerrede, in der er den zahlreich Anwesenden
noch einmal die hervorragenden Verdienste des Verstorbenen vor
Augen führte. Auch die Herren Studienrat M. Munk, Frankfurt am
Main und Leo Munk, Köln, ergriffen in zu Herzen gehenden
Ansprachen als Anverwandte das Wort. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Verlobungsanzeige
von Hanna Neumann und Josef Singer (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli
1937:
"Hanna Neumann - Josef Singer. Verlobte.
Fürth i. Bay. Café Monopol - Bamberg
Zinkenwörth 17 / München.
Empfang findet nur Samstag, 31. Juli / 23 Aw, Moststr. 10 I.
statt." |
Nach
der Deportation: Todesanzeige für Ella Nussbaum geb. Mayer (umgekommen im KZ
Bergen-Belsen; 1945)
Ánmerkung: Ell (Eleonora) Nussbaum geb. Mayer ist am 28. März 1896 in
Fürth geboren; sie emigrierte 1936 nach Italien, 1938 in die Niederlande, von
wo sie 1942 in das KZ Bergen-Berlsen deportiert wurde (1945 für tot
erklärt).
Hinweis: in den Listen des Bundesarchivs Berlin u.a.m. steht als Geburtsname
"Mager".
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 20. Juli 1945: "Ein Vorbild, für alle die sie kannten, in
Lebenswillen, Kraft und Selbstaufopferung ist unsere innigstgeliebte und
unvergessliche Frau, Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau
Ella Nussbaum geb. Mayer (früher Fürth, Bayern; Frankfurt am
Main; Amsterdam)
im Alter von nur 47 Jahren Mitte Mai in Bergen-Berlsen nach kurzer
Krankheit, ohne ihre Lieben wiederzusehen, gestorben. In tiefer
Trauer: Hermann Nussbaum (Aufenthalt unbekannt)
Rudi Nussbaum, Westerschelde St. 181, Amsterdam-Z.
Alfred Mayer und Frau Grete geb. Rosenthal, 1035 Bernard Avenue,
Montreal, Canada
Alfred Schwesinger und Frau Marie geb. Mayer P.O.Box 3977,
Johannesburg, S.-A.
Willy Mayer und Frau Liesel geb. Fels (Aufenthalt
unbekannt)
ILSE MAYER, Amsterdam Juli 1945." |
Einzelnes zu jüdischen
Gewerbebetrieben
Anzeige von G. Löwensohn für Gratulationskarten
zum Neujahrsfest (1859)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. August 1859: |
Anzeige
der Zichorien-Fabrik von Julius Cohn (1867)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli
1867: "Empfehlung.
Die Zichorien-Fabrik von Julius Cohn in Fürth (Bayern)
fabriziert die meisten der gewöhnlich im Handel vorkommenden Sorten
Zichorien in bester reinschmeckender Qualität und schöner eleganter
Verpackung. Preise billigst und mit der Konkurrenz gleichen Schritt
haltend.
Die Fabrik wird im Haus und unter persönlicher Aufsicht des jüdischen
Besitzers geleitet; es kamen und kommen niemand nicht-koschere Substanzen
zu Verarbeitung. - Alle mit meiner Fabrik-Firma bezeichneten Pakete
können daher unbedenklich als vollkommen koscher ruhig verbraucht
werden.
Fürth in Bayern, am 25. Juni 1867. Julius Cohn." |
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Firmenkarte
der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (1906)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
Die Karte wurde am
25. Oktober 1906
nach Oberdorf an einen
Empfänger
namens Mailänder verschickt. |
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Werbevignetten
der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (um 1910)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Es handelt sich um sechs
Werbevignetten mit Bildern zu Grimms Märchen von Hänsel und
Gretel. |
Über die Zichorienfabriken in Fürth
(1897)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September
1897: "Aus Bayern, 12. September (1897). Außer in Fachkreisen
dürfte es nur wenig bekannt sein, dass zur Fabrikation von Zichorien in
fast allen dieses Kaffeesurrogat herstellenden Fabriken ein Zusatz von
Fett oder Öl genommen wird, der den Zweck hat, einesteils den beim Mahlen
der gebrannten Zichorienwurzeln entstehenden lästigen Staub zu
beseitigen, andernteils der Zichorie selbst ein frischeres, glänzendes
Aussehen zu geben. Die Bedeutung der Bezeichnung Koscher bei den in den
Handel gebrachten Zichorienpaketen liegt nun eben darin, dass damit
versichert werden soll, die bezügliche Zichorie enthalte entweder gar
keinen Zusatz, oder wenigstens keinen Fettzusatz; für die Zulässigkeit
der Verwendung am Pessachfest kommen auch noch andere bei der Fabrikation
zu beobachtende Vorkehrungen in Betracht. Dafür, dass bei der Fabrikation
in Wirklichkeit auf die für die Verwendbarkeit von jüdischen Religionsgesetz
geforderten Umstände Bedacht genommen worden ist, gibt natürlich die auf
den Paketchen sich befindliche Aufschrift 'koscher' allein keine Gewähr,
insolange man sich über die Provenienz der Ware und das bei deren
Bereitung beobachtete Verfahren eine Gewissheit nicht verschafft hat. In
Süddeutschland sind es vornehmlich zwei Fabriken, beide in Fürth,
welche sich mit der Herstellung von Zichorien befassen und ihr Fabrikat
als 'Koscher' und als 'Koscher auch zu Pessach' in den
Handel bringen. Eine Erkundigung an zuständiger Stelle hatte jedoch das
Ergebnis, dass nur die eine der beiden Fabriken, und zwar die von Julius
Cohn, unter strenger Aufsicht einer von autorisierter Seite dazu
berufenen, verlässlichen Person gestellt ist, was aber bei der anderen
nicht der Fall ist. Die Koscherwaren jener erstgenannten Fabrik sollten
allerdings mehr als bisher durch geeignete Kennzeichnung vor Verwechslung
geschützt sein. Immerhin ersieht man auch hieraus, welche große Vorsicht
der streng religiöse Jude bei dem Bezuge von Waren anzuwenden hat, wenn
er sich nicht unbewusst oder aus Indolenz gegen die Vorschriften des
göttlichen Speisegesetzes verfehlen und mit aufrichtigem Empfinden seinem
Schöpfer die Bitte 'wir haben gesündigt vor dir beim Essen und
Trinken' vortragen will. Bei der großen Vertrauensseligkeit des
Publikums, auch des religiös gesinnten, ist es gut, von Zeit zu Zeit
durch ein gegebenes Beispiel es von dieser Selbsttäuschung zu befreien.
D." |
Anzeige des Spezereien-en-gros-Geschäftes von Max Naumburger
(1868)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1868: "Spezereien
- zum Pessach-Feiertag.
Mein En gros-Geschäft in vorbenanntem Fache bringe ich mit dem Bemerken
höflichst in Erinnerung, dass meine Preise dieses Jahr auf's Äußerste
gestellt sind. Ich bitte um baldige Erteilung von Aufträgen und sichere
reelle und prompte Bedienung zu.
Max Naumburger in Fürth (Bayern)." |
Anzeige des Papier- und Schreibwaren-Geschäftes S. J.
Offenbacher (1889)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1889:
"Für mein
Papier- & Schreibwarengeschäft suche ich einen branchekundigen
Verkäufer.
S. J. Offenbacher, Fürth in Bayern." |
Mitarbeiter für ein Comptoir-Utensilien-Geschäft gesucht
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1901:
"Ein tüchtiger junger Mann, in Buchführung und Korrespondenz
gut bewandert, für ein Comptoir-Utensilien-Geschäft per 1. Oktober
eventuell 15. Oktober gesucht. Samstags streng geschlossen. Lehrlingsstelle
ebendaselbst vakant. Offerten unter A B. postlagernd Fürth
(Bayern)." |
Anzeige
des Metzgermeisters F. Stoll (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. Dezember 1902: "Angehender Metzgerbursche
kann sofort eintreten. Auch wird ein Lehrling aus religiöser
Familie gesucht. Schabbos und Jomtof (Feiertag) geschlossen.
F. Stoll, Metzger und Charkutier, Fürth in
Bayern." |
Anzeige
der Mechanischen Gummiband-Weberei und Hosenträgerfabrik Theodor Riegel
(1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. Oktober 1902: "Theodor Riegel.
Mechanische Gummiband-Weberei und Hosenträger-Fabrik,
Fürth, Bayern.
Mittlere- und feinste Genre.
- Lagerbesuch lohnend! - " |
Anzeige
des Manufakturwarengeschäftes David Farntrog (1907)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 14. Juni 1907:
Suche für mein Manufakturwaren-Geschäft
2 tüchtige Verkäuferinnen,
welche in dieser Branche bewandert sind und längere Zeit hierin
tätig waren. Samstag und jüdische Feiertage streng geschlossen.
David Farntrog, Fürth in Bayern." |
Anzeige der Fa. Hermann Hausmann
(1921)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18.
August 1921: "Tüchtige branchekundige
Verkäuferin für Herrenstoffe und Herren-Konfektion unter
günstigen Bedingungen per sofort gesucht.
Herm. Hausmann, Fürth in Bayern".
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Über die Firma Hans Fischer (Scheitel-Tansformations-Haus)
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März
1929: "Das größte Scheitel-Transformations-Haus Hans
Fischer, Fürth in Bayern, Nürnbergerstraße 2, eine bei vielen Damen
bestens bekannte Firma, bringt seine Frühjahrsfrisuren, Modelle von ganz
schmissigen und aparten Formen zu ganz außergewöhnlich billigen Preisen.
Es ist ja allgemein bekannt, dass die Haararbeiten obiger Firma nicht zu
übertreffen sind. Insbesondere muss dies von den tambourierten
Scheitelstrichen gesagt werden, die an Qualität und Natürlichkeit
unerreicht sind. Das fachmännische Reinigen und Auffrisieren von
Perücken und Transformationen wird ebenfalls von der Firma Fischer
gewissenhaft und erstklassig ausgeführt. Die Firma ist mit 64 hohen Auszeichnungen
prämiiert. Ich verweise auf mein Inserat in der heutigen
Auflage." |
Weitere Dokumente
(Wenn nicht anders angegeben sind die Dokumente aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; die
erläuternden Texte wurden erstellt auf Grund der Recherchen von Peter Karl
Müller)
Brief
aus Wallerstein
an Joel Getz (Goetz, Götz) in Fürth
(zwischen 1849 und 1861) |
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Der Brief an den
Kaufmann Joel Getz (Goetz, Götz) in Fürth wurde aus Wallerstein
im Zeitraum zwischen 1849 und 1861 (Verwendungszeitraum der Briefmarke) geschickt.
Er ist unterzeichnet von dem damaligen Distriktsrabbiner David Weißkopf
in Wallerstein). Nach ancestry.com (Quelle)
ist Joel Goetz 1809 in Fürth geboren, war verheiratet mit Nanni Rieger
(zwei Kinder); er starb 1863 in Fürth. Ein Enkel von Joel Goetz war der
kanadische Bahá'í Siegfried Schopflocher (1877-1953; Angabe
nach The Bahá'í Encyclopedia) |
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Brief
aus Nördlingen
an S. Farrnbacher in
Fürth (1867) |
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Der Brief an
S. Farrnbacher wurde aus Nördlingen am 30. Oktober 1867
verschickt. Absender waren Joh. Jacob Mayer und Franz Mayer in
Nördlingen. Zwei Geschäfte jüdischer Gewerbetreibender mit Namen
Farrnbacher standen 1933 auf der Boykottliste: Adolf Farrnbacher
(Bettfedern in der Nürnberger Straße 26) und Farrnbacher, Eisen und
Bleche (Königstraße 120); Quelle: www.juedische-fuerther.de,
Boykottliste) |
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Brief
aus Nördlingen an
Moritz Heinemann in
Fürth (1871) |
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Der Brief an
Moritz Heinemann in Fürth wurde aus Nördlingen am 18. Januar 1871
verschickt. |
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Karte
an Leopold Illfelder,
Bleistiftfabrik in Fürth (1875) |
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Die
Karte an Leopold Illfelder & Co. wurde 1875 versandt. 1856 gründeten
Heinrich Berolzheimer und Leopold Illfelder die VERA-Bleistiftfabrik. 1882
wurde die Familie Illfelder Alleininhaber, bis die Firma in der NS-Zeit
1936 an Hans C. Schwarz, dem Berliner Vertreter der Bleistiftfabrik
KOH-I-NOOR Hardmuth aus Budweis überging. Vgl. die Informationen
auf "Georg Büttner's Bleistiftseiten. Kurzartikel
auch bei Fuerthwiki zur Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder. |
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Karte
von Gerson Löwensohn,
Bilderbuchfabrik in Fürth (1883) |
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Die
Karte der Bildbuchfabrik von Gerson Löwensohn wurde am 12. Juni 1883
verschickt. Zur Firmengeschichte: aus einer 1844 gegründeten
Kupferdruckerei entwickelte sich die erste Fürther Bilderbuchfabrik. Zur
Geschichte der Familie Löwensohn informiert ein online zugänglicher
Beitrag von Gérard Langlois: Histoire
de la famille Löwensohn (pdf-Datei).
Vgl. auch den Beitrag von Barbara Ohm: '...was der Staat allein nicht
vollbringen kann. Sozialmaßnahmen der Fürther Fabrikantenfamilie
Löwensohn" in: Geschichtsblätter des Geschichtsvereins Fürth e.V.
2/2005 (online
zugänglich). |
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Karte
an Gerson Löwensohn
in Fürth (1880) |
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Die
Karte an Gerson Löwensohn wurde aus Wien-Leopoldstadt am 13. August 1880
verschickt. Sie dokumentiert die über die Grenzen Deutschlands
hinausgehenden Geschäftskontakte der Firma. Die "Correspondenzkarte"
mit eingedruckter Briefmarkte zeigt das Wappen des Österreichischen
Kaisertums. |
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Firmenkarte
aus Rotterdam an
Moritz Heinemann in Fürth (1895) |
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Die
Firmenkarte der Fa. Bunge aus Rotterdam an Moritz Heinemann wurde am 26.
Oktober 1895 verschicke. Sie gibt einen Einblick in das Geschäftsfeld von
Moritz Heinemann, zu dem im weitesten Sinne die Herstellung von Zinnfolien
und damit die Spiegelherstellung gehörten. Die Fa. Bunge in Rotterdam
offerierte eine Lieferung von 100 Blöcken Banka Zinn.
Hinweis: mit der Spiegelherstellung in Fürth befassten sich auch
Beiträge in der
Ausgabe
1/2006 der Fürther Geschichtsblätter (pdf zum Download) |
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Postkarte
aus Frankreich an die
Fa. Ullmann & Engelmann in Fürth (1884) |
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Die Postkarte der
französischen Fa. Villard & Weill aus Luneville wurde am 9. April
1884 an die Firma Ullmann & Engelmann nach Fürth geschickt.
Bei dieser Firma handelte es sich um eine Spielwaren-Export-Firma (vgl.
die Hinweise auf der Seite zur Geschichte der Firma Franz Carl Weber http://www.fcw.ch/franz-carl-weber/geschichte/.
Vgl. auch Literatur: Baecker, Carlernst, Haas, Dieter & Väterlein, Christian (Hrsg.) (1981): Ernst Paul Lehmann, Ullmann & Engelmann, TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken GmbH. Band 6 aus der Reihe Die anderen Nürnberger. Technisches Spielzeug aus der guten alten Zeit. S. 2621–2780. Frankfurt a. M. |
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Postkarte
an Nathan Springer
in Fürth (1894) |
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Die Karte an
Nathan Springer wurde von Hermann Prager aus Ottensoos
am 20. April 1894 verschickt. Der Kaufmann Nathan Springer wird genannt in
der Website www.juedische-fuerther.de
als Vater der im Oktober 1940 von Baden-Baden nach Gurs deportierten
Bertha Dreyfuss geb. Springer (geb. 25. Juli 1873) aus
Fürth. |
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Umschlag
eines Briefes
an Justizrat Berolzheimer in Fürth (1894) |
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Der Brief an
Justizrat Berolzheimer wurde in Nördlingen am 4. Dezember 1894
aufgegeben. |
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Karte
von Theodor Bergmann (Nürnberg)
an Flora und S. Bergmann (Fürth, 1896) |
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Die
Karte wurde von Theodor Bergmann am 11. Mai 1896 von Nürnberg nach Fürth
geschickt. Es handelt sich um eine Sonderpostkarte für die Nürnberger
Landesausstellung mit Ansicht des Ausstellungs-Einganges. Über Theodor
Bergmann vergleiche die
Angaben in der Website juedische-fuerther.de. |
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Firmenkarte
von H. E. Arnstein aus Fürth
nach Brüssel (1899) |
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Die Firmenkarte
von H. E. Arnstein wurde am 22. März 1899 von Fürth nach Brüssel
verschickt. |
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Postkarte
an Rosa Feuchtwanger
aus Anvers (Belgien, 1905) |
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Die Karte an Rose
Feuchtwanger (Fürth, Weinstraße 17) wurde aus Anvers (Belgien) am 30.
Juli 1905 verschickt. Sohn Fritz Feuchtwanger bedankt sich bei seiner
Mutter für die Erlaubnis, mit an die See gehen zu dürfen. Zweimal taucht der Name "Moschele"
auf und auch die Bemerkung, dass er sich noch 6 Kragen á 85 Centimes hat
kaufen müssen. |
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Postkarte
an Georg Rosenberg
in Fürth (1905) |
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Die Karte an Georg
Rosenberg in Fürth (Gabelsbergerstraße 4) wurde am 1. November 1905
verschickt. Es handelt sich um eine Benachrichtigungskarte zur
Gemeindewahl in Fürth. |
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Rechnung
der Firma Hermann Krakenberger (1905)
(aus der Sammlung von Jürgen Hanke, Kronach) |
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Die Rechnung der Firma Hermann Krakenberger - Fabrikation von Bronzefarben
Fuerth i.B. - wurde am 25. April 1905 erstellt. Isaak Hirsch Hermann
Krakenberger ist geboren am 9. Oktober 1861 in
Altenschönbach/Ufr., er starb am
3. April 1922 und wurde am 7. April 1922 im neuen jüdischen Friedhof
beigesetzt. Er hatte am 5. November in Fürth das Bürgerrecht erhalten.
Zusammen mit Carl Eckart ließ er 1890 das dreigeschossige Mietshaus mit
gewerblichen Hofgebäuden (jetzt Pfisterstraße 9) erstellen. Er übernahm das
Haus 1892 und baute eine Werkstätte an. 1900 war er Inhaber der
Broncefarben- und Blattmetallfabrik Martagon in diesem Haus, das er 1910
verkauft. Nach 1918 hatte die Firma H. Krakenberger, Maistraße 11 ½, ein
Werk in Günthersthal an der Pegnitz. Krakenberger verkaufte es an Carl
Eckart und verzog mit seiner Produktion übergangsweise nach
Lauf, richtete dann in einer
ehemaligen Spiegelglasschleiferei in Altendorf/Opf. eine Fabrik mit
Wasserkraft ein, die in der NS-Zeit vom Inhaber der Firma Carl Eckart
"arisiert" wurde.
Rechts Grabstein im neuen jüdischen Friedhof
in Fürth - Feld XIVb.33-34 (Reihe 2) für Hermann Krakenberger und Lothar
Krakenberger (24. August 1893 - 14. Dezember 1932). |
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Rechnung
der Firma M. Kunreuther,
Spiegelfabrik (1907)
(aus der Sammlung von Jürgen Hanke,
Kronach) |
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Die Rechnung der Firma M. Kunreuther, Spiegel-Fabrik wurde am 21. Oktober
1907 verschickt. Moses Moritz Kunreuther ist geboren am 18. Februar 1845 in
Büdingen/Hessen und wurde beigesetzt am
16. März 1910 im neuen jüdischen Friedhof in Fürth (Grab rechts). Sein Vater
war 1869 Lehrer in Fürth. Moritz Kunreuther wurde 1872 in Fürth
immatrikuliert und betrieb hier seit 1873 einen Spiegelglashandel. 1875
erhielt er das Bürgerrecht; 1891 gründete er die Spiegelglas- u.
Spiegelglasmanufaktur M. Kunreuther, in die er 1902 Sohn Karl aufnahm und
1905 eine Facettenschleiferei einrichtete. Moritz Kunreuther war verheiratet
mit Jeanette geb. Feuchtwanger (geb. 30. März 1852, gest. 12. Februar 1927).
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Zwei
Firmenkarten der
Firma Moses Kohnstamm (MOKO)
(1913/14) |
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Es handelt es sich einmal um eine Bestellung der Fa. M. Kohnstam bei der
Fa. Bätz in Sonneberg
um verschiedene Mengen (1/4, 1/2 und 1 Dutzend) Puppen mit dunkelbraunen und
schwarzen Haaren
(blond ausgeschlossen) und 1/2 Dutzend Puppenwagen.
(Datum der Karte: 11.6.1913)
Weitere Informationen zur Firmengeschichte Kohnstam (MOKO) siehe eine
Seite
auf der Website von zinnfguren-bleifiguren.com (pdf-Datei)
Siehe auch Informationen
auf einer Seite in der Website pieterkonstam.com sowie
eine Website mit zahlreichen Dokumenten und Abbildungen zu Fa. Moses
Kohnstam
http://www.dream-tintoys.com/kohnstam.html |
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wie
oben |
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Es
handelt sich um eine Annullierung von bestellten Mustern zu einer
bestimmten Kommission
(Datum der Karte: 29.4.1914) |
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Werbevignetten
des Geschäftes
"Küchenbazar" des Max Jakobowski
(ca. 1910/20, vgl. Karte unten von 1923) |
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Firmenkarte
von S. Bergmann
in Fürth (1914) |
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Die Firmenkarte
von S. Bergmann in Fürth wurde am 11. Februar 1914 an Chr. Seltmann in
Weiden, Oberpfalz verschickt. S. Bergmann ist vermutlich identisch mit dem
in einem Bericht zur Einweihung der Israelitischen Kinderheilstätte in
Bad Kissingen 1905 genannten S. Bergmann aus Fürth; dieser war zeitweise
1. Vorsitzender des Kuratoriums (Link zur Seite
mit Berichten zur Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen).
Vermutlich handelt es sich dabei um den Kohlegroßhändler Salomon
Bergmann in Fürth, Vater sieben Kindern, darunter Chemiker Max Bergmann
(1886-1944; Link
zu weiteren Informationen). Beim Empfänger handelt es sich um den
Gründer der Porzellanfabrik in Weiden, Christian Seltmann. |
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Ansichtskarte
mit einer
Abbildung des Berolzheimerianum (1917) |
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Die Karte
wurde von Fürth nach Westheim bei Gunzenhausen am 17. März 1917
verschickt. Das Berolzheimerianum konnte auf Grund einer Stiftung von
Heinrich Berolzheimer 1906 eingeweiht werden (Volksbildungsheim; Gebäude
steht noch heute in der Theresienstraße 1;
vgl. Artikel
zum Berolzheimerianum bei Wikipedia - Fürth-WIKI;
ebd. Artikel
zu Heinrich Berolzheimer). |
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Postkarte
an Fa. A. N. Holzinger
in Fürth (1919) |
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Die Postkarte an
die Firma A. N. Holzinger in Fürth wurde aus Regensburg am 9. September
1919 verschickt. Die Firma ist vermutlich identisch mit dem in der Liste
"Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen Geschäfte in
Fürth"
(Website www.juedische-fuerther.de,
dort pdf-Datei
Chronik Fürth 1933-1945). |
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Firmenkarte
der Zinnfolienfabrik
D. Morgenstern (1920) |
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Die
Firmenkarte der Zinnfolienfabrik D. Morgenstern wurde am 23. September
1920 verschickt. In der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen
Geschäfte in Fürth" (Website www.juedische-fuerther.de,
dort pdf-Datei
Chronik Fürth 1933-1945) wird auch die Zinnfolienfabrik Forchheim mit
Sitz in Nürnberg genannt. Teilhaber war der nach der Deportation
umgekommene Dr. Friedrich Morgenstern; weitere Teilhaber waren sein Bruder
Heinrich und seine Mutter. Weiteres zu D. Morgenstern in der Opferliste
unter "M" bei juedische-fuerther.de. Zum Firmengründer
David Morgenstern und seiner Familie siehe Weiteres auf einer Seite
der "Deutschen Biographie". |
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Brief
an Hedwig Bendel in Fürth
(1920) |
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Der
Brief des Philatelistischen Verein´s Fürth wurde 1920 an Hedwig Bendel
geschickt. Zur Empfängerin des Briefes: Hedwig Bendel geb. Kraus ist am 21.11.1891 in
Neustadt/Aisch geboren. Sie
wohnte in Fürth in der Flössaustrasse 141, 1933 in der Kaiserstrasse 19,
1938 in der Hindenburgstrasse 43 und 1939 in der Maxstrasse 44. Ihr Mann starb am 25.5.1940 in Fürth. Ihr Sohn Erwin Franz wurde
bereits am 20.11.1941 nach Kaunas deportiert und starb dort 5 Tage später. Ihre Tochter Olga emigrierte allein im Alter von 13 Jahren am
30.9.1937 nach San Franzisko. Hedwigs Vater war Studienprofessor. Am
22.3.1942 wurde Hedwig Bendel nach Izbica deportiert und ist dort
verschollen. Auch ihre Geschwister Selma Kraus, Dr. Irma Kraus und Felix Kraus
wurden deportiert. Quelle der Informationen: Seite
"B" in der Website juedische-fuerther.de |
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Werbung
der Fa. J. Heymann
in Fürth (1920)
(erhalten von Georg Wiesbauer, Wien) |
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Fabrikant
Jonas Heymann (1807-1901) hatte mit seiner zweiten Frau Rebekka zusammen
14 Kinder. Drei seiner Söhne (Adolf, 1852-1920; Leopold, 1854-1931;
Sigmund, 1857-1932) gründeten in der Königstraße 57 in Fürth eine
mechanische Gummibandweberei und Hosenträgerfabrik, die alsbald sehr erfolgreich
arbeitete. Bald musste sie in die Salzstraße in der Südstadt verlegt
werden; dazu kam ein Anwesen in der Schwabacher Straße 117-119, wo
Fabrikgebäude im Jugendstil erbaut wurden. Adolf und Sigmund Heymann
erhielten vom bayerischen König den Titel Kommerzienrat. Die
Heymanns wurden zu großen Stiftern in Fürth (u.a. die Bibliothek im
Berolzheimerianum).
Lit.: Barbara Ohm: Der Bildhauer Johannes Götz und
die Fürther Fabrikantenfamilie Heymann. In: Fürther Geschichtsblätter 1
/ 2006 S. 43-47 (Beitrag
online zugänglich).
Die abgebildete Faltkarte wurde am 16. Februar 1920 von Fürth an Moritz
Palester nach Wien geschickt. |
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Briefumschlag
von
L. Bierer (1922) |
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Der
Brief von L. Bierer - nach der Boykottliste bei www.juedische-fuerther.de
Inhaber eines Kurz- und Spielwarengeschäftes in Fürth wurde am 24. Juni
1922 nach Nürnberg verschickt. |
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Postkarte
an Max Jakobowsky
in Fürth (1923) |
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Die Karte an Max
Jakobowsky wurde am 31. März 1923 aus Milano nach Fürth geschickt. In
der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen
Geschäfte in Fürth" (Website www.juedische-fuerther.de,
dort pdf-Datei
Chronik Fürth 1933-1945) wird "Jakobowski
Küchenbazar" in der Schwabacher Straße genannt (vgl. Werbevignetten
oben). |
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Firmen-Briefumschlag
von Leo Karpf,
Holzgroßhandlung (1923) |
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Der Brief der
Firma Leo Karpf wurde am 3. August 1923 innerhalb von Fürth verschickt.
Die Holzgroßhandlung von Leo Karpf (Waldstraße in Fürth) wird auch in
der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen
Geschäfte in Fürth" genannt
(Website www.juedische-fuerther.de,
dort pdf-Datei
Chronik Fürth 1933-1945). |
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Umschlag
eines Briefes an
David Menki Zimmer (1923) |
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Der Brief an David
Menki Zimmer wurde am 6. August 1923 von Offenburg nach Fürth geschickt.
David Menki Zimmer war 1896 Teilhaber der Spielwarenfabrik David Menki
Zimmer in der Bahnhofstraße 71 in Fürth. Weitere Informationen zu Albert
Zimmer (Sohn von David Menki Zimmer) in der Website www.juedische-fuerther.de
(Link
zur Seite "Z"). |
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Postkarte
von Fanny Rothschild (Fürth)
an ihren Bruder Berthold Rothschild,
derzeit in Jugenheim (1934) |
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Die
Postkarte wurde an Berthold Rothschild (damals bei Herrn Heinrich Koppel
in der Villa Koppel in Jugenheim) von
seiner Schwester Fanny am 18. Juni 1934 von Fürth verschickt. Berthold
und Fanny waren nach der Website www.juedische-fuerther.de
Kinder von David Rothschild und Hannchen geb. Heilbutt (gest. 1930). Die
Familie wohnt 1934 in Fürth in der Schwabacher Straße 3 I. David
Rothschild wurde 1941 nach Riga deportiert; er ist wenig später
umgekommen. Berthold Rothschild emigrierte 1937 nach Palästina/Israel, wo
er 1977 gestorben ist; seine Schwester Fanny emigrierte in die USA
(verheiratete
Dingfelder). |
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Postkarte
an Karl Hirschmann
aus den USA (1928) |
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Angehörige
der Familie Hirschmann betrieben Geschäfte in Fürth und in den USA,
wohin bereits 1853 Friedrich Hirschmann ausgewandert war. 1872 war er nach
Fürth zurückgekehrt, wo er die Bank Hirschmann und Kitzinger gründete.
Als Konsularagent der Vereinigen Staaten war Hirschmann wichtiger
Ansprechpartner von Fürther Betrieben, die Exporthandel mit den USA
betrieben. Der in der Karte genannte Karl Hirschmann war ein Sohn von
Friedrich Hirschmann und seiner aus Hürben
stammenden Frau Fanny geb. Landauer. Er ist 1936 mit seiner Familie in die
USA emigriert. Vgl. Beitrag von Reinhild Kreis: Fürth und die USA (online
zugänglich). |
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Brief
von Fa. Jakob W. Wolff,
Pappen en gros in Fürth (1935) |
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Der Brief an die
Fa. Jakob W. Wolf wurde von Sonneberg / Thüringen am 13. Juli 1935
verschickt. Beim Adressaten ist die Firma Jakob Wolff (zwei "f")
- Pappen und Papier gemeint, die in
der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen
Geschäfte in Fürth" genannt wird (Website www.juedische-fuerther.de,
dort pdf-Datei
Chronik Fürth 1933-1945). |
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Rechnung
der Metallwarenfabrik
Hutzler & Pretsfelder AG (1934)
(aus der Sammlung von Jürgen Hanke, Kronach)
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Die Rechnung der Metallwaren-Fabrik
Hutzler & Pretsfelder AG wurde am 23. Mai 1934 verschickt. Isaak
Hutzler ist geboren am 20. Juni 1879 in
Hagenbach/Ofr.; er starb am 25.
November 1938 und wurde zwei Tage darauf im
neuen jüdischen Friedhof Fürth beigesetzt (Grabstein siehe oben).
Er war mit Nathan Pretsfelder (s.u.) seit 1922 Inhaber der
Metallwarenfabrik Hutzler & Pretsfelder, vormals Ludwig Hutzler, Lange &
Co., Metall- u. Lackierfabrikation, Simonstraße 6 mit Fabriken in Stadeln,
Beierfeld und Stolberg/Sachsen, die Ende 1938 "arisiert" wurden. Isaak
Hutzler war verheiratet mit Selma (Jenny) geb. Siegel (geb. 25. Juni
1886 in Arnstein). Selma (Jenny) Hutzler
und die Tochter Gerda wurden 1941 in das KZ Minsk deportiert, Jenny wurde
später für tot erklärt. Das Anwesen der Firma in Fürth in der Simonstraße 6
(Wohnhaus mit Hof, vier Wohnungen, und Fabrikgebäude, Lackiererei, Stall,
Lagergebäude mit Schutzdach, Kontorgebäude, Pförtnerhaus, Packraum,
Waschhaus, Kohlenschuppen, Schutzdach) kaufte der stellvertretende Gauleiter
Karl Holz am 18. November 1938 für 1000 RM. Am 16. Mai 1940 war nach
Grundbuchvortrag Karl Holz alleiniger Eigentümer des Anwesens Simonstraße
6.- Der Vertrag des Karl Holz entbehrte jedoch der Rechtswirksamkeit. Die
Voreigentümer Hutzler & Pretsfelder AG, Metallwarenfabriken in Liquidation
wurden wieder eingetragen. Sie verkauften am 16. Mai 1940 um 20.900 RM an
Leonhard Wölfel und Frau. Der Kaufpreis ging an ein Gestapo-Sonderkonto bei
der Sparkasse Nürnberg. Die Anwesen Simonstraße 6 und 8 wurden 1951/52
zurückerstattet, die Erben verkauften beide 1958.
Nathan Pretsfelder (geboren am 7. Juni 1872 in
Hagenbach/Ofr., gest. 6. Dezember
1935, Grabstein oben), war seit 1922 Teilhaber der Metallwarenfabrik
Hutzler & Pretsfelder, die Ende 1938 "arisiert" wurde. Auf der Boykottliste
1933 wurde er als Viehhändler genannt. Seine Tochter Helene (Helen,
1911-1984) heiratete am 15. Oktober 1935 in Nürnberg Kaufmann Albert
Gutherz (geb. 14. April 1906 in Uehlfeld,
gest. 1997 Queens NY); seine Tochter Paula (1915-2002) emigrierte im
Mai 1936 in die USA; seine Sohn Lothar (Louis, 1916-2014) konnte gleichfalls
in die USA emigrieren; die Tochter Margot (geb. 1922) ist bereits 1936 in
Nürnberg gestorben (Grabstein oben). Witwe Nelly geb. Banemann (geb.
18. Juli 1887 Burgkunstadt)
emigrierte im August 1938 in die USA (Baltimore). Sie starb am 28. März 1975
in Baltimore.
Weitere genealogische Informationen siehe Einstieg über
https://www.geni.com/people/Nathan-Pretsfelder/6000000094327801825
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Sonstiges
Schwierigkeiten im Blick auf die religiöse Erziehung
eines getauften Kindes mit einem jüdischen Vater und einer christlichen Mutter (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August
1886: "Fürth, 13. August (1886). In einem eigentümlichen
Falle hatte jüngst unser Magistrat, als nächste Verwaltungsbehörde,
Entscheidung zu treffen. Ein israelitischer Kaufmann verehelichte sich mit
einer Protestantin, wodurch das bereits vorhandene 5-jährige Söhnchen,
das in der protestantischen Kirche getauft war, legitimiert wurde. Die
Mutter verpflichtete sich zwar notariell, zum Judentum überzutreten,
allein das Rabbinat lehnte das Gesuch mit der Motivierung ab, dass der
Übertritt nicht aus innerer religiöser Überzeugung geschehen wolle. Als
der Knabe schulpflichtig wurde, fragte es sich, welcher Religion der Knabe
angehöre. Da in gemischter Ehe in der Regel Knaben die Religion des
Vaters anzunehmen haben, wurde der Schüler dem Rabbiner zum Unterrichte
überwiesen, welcher die Annahme verweigerte. Auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen
entschied nun der Magistrat, dass der Knabe in der israelitischen Religion
zu erziehen sei." |
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Moritz Rothschild aus Fürth (1825-1888)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
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Grabstein für
"My beloved husband
and our dear father
Moritz Rothschild
born March 17th 1825 in Fürth, Bavaria
Died November 9th 1888". |
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