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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Kuppenheim (Landkreis
Rastatt)
Jüdischer Friedhof
Jewish Cemetery - Cimetière juif
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in
Kuppenheim (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Im 17. Jahrhundert (1694 erstmals genannt) wurde in Kuppenheim ein jüdischer
Verbandsfriedhof angelegt, auf dem auch die Toten der umliegenden jüdischen
Gemeinden beigesetzt wurden (zeitweise aus Baden-Baden,
Bodersweier, Bühl, Kehl,
Lichtenau, (Neu-)Freistett,
Muggensturm, Rastatt,
Rheinbischofsheim, Stollhofen;
1857 Verbandsfriedhof für insgesamt 16 Gemeinden; bis zum 20.Jh. vor allem noch Ettlingen, Gernsbach,
Hörden, Malsch; Fläche
104,0 ar). Eine Friedhofshalle wurde 1889 erbaut.
Bei den Schandtaten im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurden die
Friedhofshalle angezündet, Dutzende Grabplatten aus den Grabsteinen
herausgerissen sowie viele Grabsteine umgeworfen. Die Gedenktafel für die
jüdischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind (Julius Grünbaum,
Joseph Kahn, Karl Dreifuß und Ludwig Herz) wurde gleichfalls zerstört. Auf
Befehl der NS-Verwaltung hätte der Friedhof 1941 geschleift werden sollen.
Jedoch konnte er nicht mehr abgeräumt und zerstört werden, in der Kriegszeit
fehlten dazu die Arbeitskräfte.
Nach 1945 war der Friedhof noch jahrelang in desolatem Zustand. Mehr als
200 Grabsteine lagen am Boden, zum Teil von Gräsern und Gebüsch zugewachsen. Im
südlichen Bereich war er mit Stacheldraht eingezäunt. In den 1960er- und
1970er-Jahren begann die Stadt Kuppenheim in enger Zusammenarbeit mit der
Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden den Friedhof zu pflegen. Der Großteil
der Kosten wurde vom Land Baden-Württemberg getragen.
Auf dem Friedhof sind noch etwa 1.000 Grabsteine für Erwachsene und 46 für
Kinder vorhanden.
Der nach 1945 wieder hergestellte Gedenkstein für die
Gefallenen des Ersten Weltkriegs ist gleichfalls vorhanden.
Vom Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim werden regelmäßig Führungen über den
Friedhof veranstaltet. Info:
www.juedisches-kuppenheim.de
Aus der Geschichte des Friedhofes
Friedhofschändungen 1897 und 1927
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1897: "Rastatt.
Auf dem israelitischen Verbandsfriedhof Kuppenheim wurden mehrere
Grabsteine umgestürzt und teilweise beschädigt. Dieser Unfug hat sich
leider wiederholt, ohne dass der oder die Täter ermittelt werden konnten.
Eine exemplarische Strafe wäre für diese unerhörte Rohheit am Platze.
Hoffentlich gelingt es bald, die Verbrecher zu fassen. Eine Belohnung von
Mark 50 erhält derjenige, welcher den Täter zur Anzeige bringt." |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. November 1897: "Auf dem israelitischen Verbandsfriedhof
Kuppenheim bei Rastatt wurden mehrere Grabsteine umgestürzt und teilweise
beschädigt. Dieser Unfug hat sich leider wiederholt, ohne dass der oder
die Täter ermittelt werden konnten. Eine exemplarische Strafe wäre für
diese unerhörte Rohheit am Platze. Hoffentlich gelingt es bald, die
Verbrecher zu fassen." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 18. Februar 1927: "Friedhofschändung
auch im badischen Lande. Berlin (J.T.A.). Wie die Vereinigung
badischer Israeliten (Landesverband Baden des Central-Vereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens) mitteilt, wurde in Kuppenheim
bei Rastatt anlässlich einer Beerdigung auf dem dortigen jüdischen
Verbands-Friedhof (dem außer Kuppenheim einige umliegende Ortschaften angeschlossen
sind) eine Friedhofsschändung entdeckt. 18 Grabsteine wurden umgeworfen,
unter denen sich auch das Ehrenmal der Gefallenen befindet. Der
Oberrat der Israeliten in Baden, dem die Verfolgung der Angelegenheit
übertragen wurde, hat die behördliche Verfolgung veranlasst. Die
Vereinigung badischer Israeliten arbeitet bei der Aufdeckung der Tat mit
dem Oberrat eng zusammen. Der Vorfall ist umso bedauerlicher, als es sich
um einen Ort handelt, der bisher von völkischer Bewegung und
antisemitischen Exzessen frei war." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. Juli 1927:
"Tafel der Schmach - 39 jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet.
Berlin. (J.T.A.) 'Der Schild', Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten, bringt unter der Überschrift 'Tafel der Schmach' ein
Verzeichnis von 39 Friedhofschändungen, die sich von November 1923 bis
Mai 1927 in Deutschland ereignet haben. Hier die Namen der Orte und die
Daten:
1. Sandersleben
(November 1923), 2. Schneidemühl (Januar 1924), 3. Sandersleben
(März 1924), 4. Rhoden, 5. Wolfhagen
- Hessen (April 1924), 6. Ribnitz
/ Mecklenburg (Mai 1924), 7. Villing (Juli 1924), 8. Regensburg
(August 1924), 9. Hemer (November 1924), 10. Hersfeld
(November 1924, 11. Kleinbardorf bei
Königshofen, 12. Binswangen Bez.
Augsburg (Juni 1924), 13. Hagen i.W. (Juni 1924), 14. Göttingen
(August 1924), 15. Beverungen (Dezember 1924), 16. Köthen
(Mai 1925), 17. Plauen i.V.
(Juni 1924), 18. Alsbach a.d. Bergstraße,
19. Hockenheim / Baden (Januar
1925), 20. Löwenberg (Februar 1926), 21. Pflaumloch
(März 1926), 22. Erfurt (März 1926),
23. Callies (April 1926), 24. Memmelsdorf
/ Oberfranken (Main 1926), 25. Altdamm/Pommern (Oktober 1926), 26.
Breslau (Dezember 1926), 27. Bingen
(Dezember 1926), 28. Ermetzhofen /
Mittelfranken (Dezember 1926), 29. Kuppenheim
/ Baden (Januar 1927), 30. Kerpen / Rheinland (März 1927), 31.
Neviges / Regierungsbezirk Düsseldorf (März 1927), 32.
Hillesheim / Rheinhessen (April 1927), 33. Moers (April 1927), 34.
Krefeld (April 1927), 35. Richelsdorf /
Bezirk Kassel (April 1927), 36. Ansbach
(April 1927), 37. Regensburg (Mai
1927), 38. Aufhausen bei Bopfingen
(Mai 1927), 39. Rülzheim / Rheinpfalz
(Mai 1927)." |
Über die Entstehung des jüdischen Friedhofes in
Kuppenheim (Beitrag von 1925)
Theodor Humpert schrieb in einem Beitrag in der "Rastatter
Zeitung" 1925 über die Entstehung des jüdischen Friedhofes in Kuppenheim:
(Anmerkung: Theodor Humpert wird an dieser Stelle mit einem
gewissen Vorbehalt zitiert, da er in seinen nach 1933 erschienen Publikationen
eine deutlich antijüdische Haltung eingenommen hat. U.a. erschien 1939 im
Verlag "Der Alemanne" Freiburg die Todtnauer Chronik "Todtnau -
vom Wesen und Werden einer Schwarzwaldgemeinde" veröffentlicht. Im Kapitel
"Todtnauer Sippen" schreibt er: "Bis 1875 wohnte in Todtnau kein
Jude; 1909 wurden 5 Juden gezählt, die aber keinen wirtschaftlichen Einfluss
besaßen. Heute ist Todtnau judenrein." In der zweiten Auflage aus dem Jahr
1959 steht im gleichen Kapitel unter neuem Namen "Todtnauer Bürgerfamilien"
das gleiche, ohne den letzten Satz. Sonst Kommentarlos. Der "Heimatforscher
und Pädagoge" war sicherlich kein Parteigänger, hat sich aber, - um seine
umfangreiche Heimatforschung des Südwestens (vor allem Bodensee und oberes
Wiesental) auch in dieser Zeit publizieren zu können - dem Regime angedient.
Selbst in der zweiten Auflage, die seiner Meinung nach nur nötig wurde, weil
die erste Auflage aus dem Jahr 1939 (mit dem Bürgermeister Aßmus in
Parteiuniform und dem Bild des Tags der Arbeit am 1. Mai 1933 ) allmählich
zur Neige ging. Die zweite ist zwar ausführlicher als die erste, aber die Zeit
zwischen 1933 und 1945 ist sehr zurückhaltend beschrieben, vor allem
Ungerechtigkeiten der Entnazifizierung werden beklagt. Danke für die
Anmerkung zu Humpert an Walter Riedl, Neuss).
"Über die Entstehung des Kuppenheimer Judenfriedhofes verlautet nichts Bestimmtes. Aus dem 'Grabsteinverzeichnis des israelitischen Friedhofes in Kuppenheim', das mir der damalige Kantor der jüdischen Gemeinde Kuppenheim, Grünebaum, in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellte, ist nur ersichtlich, dass das älteste Begräbnis im Jahr 1692 stattfand.
Die vorliegende Sage ist eine sogenannte Wandersage, die noch in mehreren Auflagen im deutschen Lande da angewandt wird, wo die Entstehung eines Judenfriedhofes, auch einer christlichen Kultstätte, in das geschichtliche Dunkel gehüllt ist.
Für jede Leiche mussten die Juden ein sogenanntes Begräbnisgeld an die Landesherrschaft entrichten, das für einen Erwachsenen 3 Gulden, für ein Kind 1 Gulden 30 Kreuzer betrug. Im Jahr 1694 starb dem Juden Israel in Gernsbach sein Dienstbote. Er ließ ihn in Kuppenheim begraben. Die Gernsbacher Beamten wussten nicht, wie sie es mit dem Begräbnisgeld halten sollten. Sie zogen für den Dienstboten 10 und für den im Jahr 1689 verstorbenen Schwiegervater Israels 20 Reichstaler Begräbnisgeld ein. Das schien dem Israel zu hoch zu sein, weswegen er Beschwerde einlegte. Mit welchem Erfolg ist unbekannt. Später verlangte die Herrschaft an Begräbnisgeldern 5 Gulden für eine männliche Leiche, 4 Gulden 30 Kreuzer für eine weibliche und 2 Gulden für eine Kindesleiche. Die Personen, die die Leiche begleiteten, hatten beim Passieren der Zollstätte - in Kuppenheim war eine markgräflich-baden-badische Zollstätte - 24 Kreuzer Zoll pro Person zu entrichten.
Die Kuppenheimer Juden entrichteten neben dem Begräbnisgeld noch alljährlich den Bodenzins für den Friedhof. Man verlangte sogar anstatt Begräbnisgebühr den sogenannten Todfall wie bei den christlichen Untertanen, also das beste Stück Vieh beim Tode des Mannes oder das beste Kleid beim Tode der Frau oder als Surrogat einen gewissen Prozentsatz des Vermögens. Doch wehrten sich die Juden gegen eine solche unbegründete Forderung, da sie keine Vollbürger, sondern nur geduldete Hintersassen seien. Als Markgraf Karl Friedrich im Jahr 1783 die Leibeigenschaft ins seinen vereinigten baden-durlachischen Landen aufhob, fand auch diese Forderung durch das Wegfallen des 'Todfalls' überhaupt ihr Ende.
Der Judenfriedhof in Kuppenheim bildete lange Zeit die gemeinsame Begräbnisstätte für die Juden der Amtsbezirke Ettlingen, Rastatt, Bühl und Kehl. Wenn man das Grabsteinverzeichnis durchliest, kehren die Judengemeinden Malsch, Muggensturm, Rastatt, Hörden, Baden, Bühl, Stollhofen, Rheinbischofsheim, Kehl und Neufreistett immer wieder. Man findet auch die Namen von jüdischen Kurgästen, sogar aus fremden Weltteilen, die in Baden-Baden Genesung gesucht und den Tod fern der Heimat gefunden haben.
Frühzeitig, wohl um 1850, lösten sich schon die Judengemeinden Ettlingen und diejenigen des Hanauerlandes (Kehl, Neufreistett, Rheinbischofsheim) vom Friedhof Kuppenheim los. Bühl gründete im Jahr 1855 einen eigenen jüdischen Friedhof, Rastatt im Jahr 1880 und Baden-Baden im Jahr
1918".
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Die Lage des Friedhofes
Der
Friedhof liegt außerhalb des Ortes an der Stadtwaldstraße 120 oberhalb des
Schützenhauses.
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Lage des jüdischen Friedhofes Kuppenheim
(durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Link zu den Google-Maps
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
Neuere Fotos
Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der
1980er-Jahre)
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Eingangstor zum jüdischen Friedhof
in Kuppenheim |
Zweites Eingangstor |
Alte Grabsteine |
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Teilansichten |
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Teilansichten |
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Denkmal für die Gefallenen des
Ersten Weltkrieges |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
März 2016:
Schändung des Friedhofes
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Mitteilung in der
Website von radio dreyeckland vom 10. März 2016: "Kuppenheim: Vandalismus
auf Jüdischen Friedhof im Kreis Rastatt
Offensichtlich hatten unbekannte Täter bereits am vergangenen Wochenende
eine Umzäunung heruntergerückt und danach zwei Grabsteine aus der Erde
gerissen und umgeworfen. Die Polizei Offenburg meldet auf ihrer Website,
'derzeit keine Hinweise auf die Täter und deren Motiv' zu haben;
antisemitische Beweggründe können jedoch dabei nicht ausgeschlossen werden.
Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe.
Auch in Berlin sei die Zahl antisemitischer Angriffe im vergangenen Jahr
angestiegen, so eine Meldung von neues deutschland."
Link zum Artikel |
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November
2019:
Führung über den jüdischen Friedhof Kuppenheim |
Mitteilung des
"Arbeitskreises Stolpersteine Kuppenheim" vom 6. November 2019: "Zum
Gedenken an die Reichspogromnacht in Kuppenheim. Sonntag, 10. November 2019
• 11 Uhr
Stadtwaldstraße 120 (oberhalb Schützenhaus)
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht in Kuppenheim am 10. November 1938
lädt der Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim Interessierte zu einer
Führung auf dem jüdischen Friedhof Kuppenheim ein: Sonntag, 10. November
2019, 11 Uhr, Stadtwaldstraße 120 (oberhalb Schützenhaus). Bei starkem Regen
oder Sturm fällt die Führung aus (Info:
www.juedisches-kuppenheim.de).
Gutes Schuhwerk ist ratsam. Für männliche Besucher ist Kopfbedeckung
notwendig. Die Führung ist kostenlos. Um Spenden für Stolpersteinlegungen
wird gebeten.
Anmeldung erwünscht: heinz_wolf@gmx.de.
Heinz Wolf, Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim." |
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November 2022:
Führung über den jüdischen
Friedhof Kuppenheim |
Text
zur Einladung für die Führung über den Friedhof: "Vandalismus auf dem
jüdischen Friedhof Kuppenheim
Mit einer Führung auf dem jüdischen Friedhof am Sonntag, 13. November 2022,
will der 'Arbeitskreis 'Stolpersteine Kuppenheim' das Gedenken an die
ehemaligen jüdischen Bürger wachhalten. Vor 84 Jahren wurden SA-Schergen
(zumeist aus Gaggenau - einige wenige auch aus Kuppenheim) mit dem Lkw
angekarrt, um den jüdischen Friedhof zu schänden. Das Ziel waren Grabsteine
im zentralen südlichen Grabfeld des Friedhofes, Begräbnisstellen zwischen
den Jahren 1880 und 1929. Dabei wurde rund einhundert Grabplatten aus den
Grabsteinen herausgehebelt, um sie dann auf dem Boden zu zerschlagen. Manche
Grabsteine wurden bei dieser Aktion auch erheblich beschädigt. Ein Umwerfen
war in der Kürze der Zeit schwierig, zumal die Steine dieser
Beerdigungsepoche mit einem Sockel fest in der Erde verankert waren. Einige
beschädigte Grabplatten konnten in der Nachkriegszeit wiedereingesetzt
werden, zum Teil wurden sie wie Puzzleteile zusammengefügt. Vielen dutzend
Grabsteinen fehlen seither die Tafeln mit den Namen der Verstorbenen, den
Geburts- und Todesdaten sowie den Herkunftsorten und anderen Inschriften..
Gedenkstein für jüdische Soldaten geschändet. Als besonders
abscheulich kann auch die Zerstörung der Gedenktafeln für die im Ersten
Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten bezeichnet werden. Die Nazis, die
eigentlich den Krieg verherrlichten, wollten die Erinnerung an die Soldaten,
die besonders tapfer für Kaiser und Vaterland kämpften, aus dem kollektiven
Gedächtnis löschen.
Im Jahr 1956 stifte der 1933 (im Jahr von Hitlers Machtergreifung) aus
Kuppenheim (Friedrichstraße 79) ausgewanderte José (Josef) Kahn eine neue
Granitplatte mit vergoldeten Inschriften für die jüdischen Soldaten aus
Kuppenheim: Julius Grünbaum (geb. 1883 – gefallen 1916), Joseph Kahn (geb.
1883 – gefallen 1915), Karl Dreifuß (geb. 1892 – gefalle 1915) und Ludwig
Herz (geb.1881 – gefallen 1915).
Spur der Zerstörung. Nach dem Schänden der Grabsteine äscherten die
SA-Männer die Einsegnungshalle (Tahara) am Eingang des Friedhofes ein. Dann
ging es in die Innenstadt von Kuppenheim, um Juden in ihren Wohn- und
Geschäftshäusern zu drangsalieren, Möbel und Inventar zu beschädigen. Diesem
Nazi-Terror folgte dann das Anzünden und Niederbrennen der Kuppenheimer
Synagoge, um anschließend nach Malsch zu fahren, um auch dort die örtliche
Synagoge zu zerstören.
Bürgermeister Grathwohl verhindert das Abräumen des Friedhofes. Der
jüdische Friedhof in Kuppenheim hätte laut Anordnung des
Reichsinnenministerium in Berlin zum Kriegsende (1944/1945) abgeräumt und
eingeebnet werden sollen. Dem damaligen Kuppenheimer Bürgermeister Gustav
Grathwolh gelang es jedoch, die Verhandlungen wegen der Höhe des
Grundstückspreises und der Übernahme der Kosten für das Schleifen des
Friedhofes hinauszuschieben. Da mittlerweile der Reichspropagandaminister
Joseph Goebbels den 'totalen Krieg' erklärte, geriet die Zerstörung des
Friedhofes in Vergessenheit. Das kulturhistorisch so wichtige Areal konnte
der Nachwelt erhalten bleiben." |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Kuppenheim |
In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind Personenstandsregister
jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern
einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632
Zu Kuppenheim sind vorhanden:
J 386 Bü. 333 Kuppenheim Eheschließungen 1853 - 1858 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445941
J 386 Bü. 334 Kuppenheim Geburten 1739 - 1857, Eheschließungen 1754 -
1851 Sterbefälle von Erwachsenen 1789 - 1869 und von kleinen Kindern 1813
- 1842
sowie Begräbnisbuch der auswärtigen Judengemeinden 1814 - 1832 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446493 |
|
In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (hier: Generallandesarchiv Karlsruhe) sind einige
Familienregister aus badischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Amtsgerichtsbezirken)
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=12390
Zu Kuppenheim sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
390 Nr. 4090: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Geburtenbuch 1814-1869
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222891
(enthält auch: Heiraten 1818-1822, 1824, 1829-1840, 1832-1836;
Sterbefälle 1829-1831 und 1836; Jahr 1816 siehe Nr. 4091 Heiraten)
390 Nr. 4091: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Heiratsbuch 1814-1869
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222892
(enthält auch: Geburten 1816; Sterbefälle 1816 und 1823)
390 Nr. 4092: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Sterbebuch 1814-1869
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222893
(Hinweis: Jahre 1829-1831 und 1836 siehe auch Nr. 4090 (Geburten); Jahre
1816 und 1823 siehe auch Nr. 4091 (Heiraten)
390 Nr. 4092a: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Sterbebuch 1839-1870
("Jüdisches Begräbnisbuch der auswärtigen Judengemeinden, die ihre Toten
hier begraben")
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1223342
|
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Hinweis auf
die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des
Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg |
Im Bestand https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368
auf der linken Seite bei "Kuppenheim" über das
"+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 1054 Grabsteine
dokumentiert (mit Fotos). |
Im Bestand EL 228 b I Bü. 232 finden sich
zum Friedhof Kuppenheim Belegungslisten und eine Dokumentation
ausgewählter Grabsteine 7 bis 1054 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907182
Ebd. Bü. 209 findet sich eine Dokumentation Grabstein 1 bis 500 (online
kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906574
Ebd. Bü. 210 findet sich eine Dokumentation Grabstein 501 bis 850 (online
kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906583
Ebd. Bü. 211 findet sich eine Dokumentation Grabstein 851 bis 1054
(online kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906586
|
Literatur:
| Gerhard
Friedrich Linder: Die jüdische Gemeinde in Kuppenheim, Hrsg. von der
Stadt Kuppenheim. 144 S. mit ca. 40, zum Teil farbigen Abb. und einer
CD-ROM, fester Einband. ISBN 3-89735-110-2. € 13,90
Die jüdische Gemeinde in Kuppenheim war über Jahrhunderte Heimat für Juden
aus ganz Baden. Von der ersten urkundlichen Erwähnung im 15. Jahrhundert
über die Judenemanzipation im Großherzogtum Baden bis zur Verfolgung im
"Dritten Reich" dokumentiert der Autor die wechselvolle Geschichte
dieser Gemeinde. Ergänzt wird der Band durch das jüdische Bürger- und Begräbnisbuch
auf CD-ROM.
Direkter Link zum Verlag Regionalkultur: hier
anklicken |
| Günther Mohr: Der "Ort des
Lebens in Kuppenheim" - steinerne Zeugnise der jüdischen Lebenswelt im
mittleren Baden. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für
Mittelbaden. Bd. 91. 2011 S. 421-428. |
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