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zu den Synagogen in
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Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden
Hockenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in das
16./ Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. 1510 hatte Pfalzgraf Ludwig V. dem
Juden Samuel Abraham erlaubt, gegen einen Jahreszins von 6 Gulden in Hockenheim
zu wohnen. 1548 waren zwei jüdische Familien am Ort (Familien des Samuel
Abraham und seines Sohnes Moses).
1722 und 1743 werden zwei jüdische Familien genannt, die mit Vieh,
Pferden, Heu und Getreide handelten.
Erst im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen
Einwohner zu: 1809 fünf jüdische Familien (Lazarus, Marx Lußheimer,
Joseph Marx Salomon, Samuel und Hirsch Halle, alle waren arme Hausierhändler), 1825 46
jüdische Personen (2,7 % von insgesamt 1.724 Einwohnern), 1849 90 (2,9 % von
3.102), 1858 133 (4,1 % von 3.217), 1864 165, 1871 137, 1875 130 (3,1 % von
4.176), 1880 127 (2,9 % von 4,390), 1889 127, 1900 112 (1,9 % von 5.795), 1893
143 (in 30 Familien), 1897 120 (in 30 Familien), 1901 105 (in 26 Haushaltungen,
von insgesamt 5.796 Einwohnern), 1910 74 (1,0 %
von 7.094). Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen die jüdischen Familien
insbesondere durch den Handel mit Hopfen und Tabak sowie durch die Errichtung
von Zigarrenfabriken zu einigem Wohlstand. Andere eröffneten Läden und
Handelungen am Ort.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule (kurzzeitig 1842/43 möglicherweise eine israelitische
Konfessionsschule, s.u. Ausschreibung der Lehrerstelle 1842; um 1897 als
Simultanschule genannt), ein rituelles Bad (zunächst im ehemaligen Haus Goth
Ottostraße 7 - gegenüber der Synagoge, nach 1877 Badehäuschen im
Synagogenhof, 1938 mit Synagoge zerstört) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle
unten). Unter den Lehrern werden genannt: um 1839 Lehrer Marx (s.u.), um
1887/1903 H. Friedmann (unterrichtete 1897 35, 1901/03 21 Kinder).
Die Gemeinde gehörte seit 1827 zum
Rabbinatsbezirk Heidelberg.
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: der Israelitische
Wohltätigkeitsverein (1892 unter Leitung von G. Alexander, J. Hockenheimer,
M. Krämer, 1901/05 unter Leitung von G. Alexander), der Jüdische Frauenverein
(um 1892/1897 unter Leitung der Frau von Sal. Hockenheimer und der Frau von Sim.
Hockenheimer, um 1903 unter Leitung der Frau von Sal. Hockenheimer und der Frau
von L. Lußheimer, um 1905 der Frau von J. Lußheimer).
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1871 A. Alexander, um 1892
H. Halle, L. Hockenheimer, M. Krämer, um 1897/1903 H. Halle, S. Hockenheimer und
J. Lußheimer, um 1915 Louis Wallerstein.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der Gemeinde Albert Türkheimer (geb.
19.12.1896 in Hockenheim, gef. 4.11.1918). Außerdem ist gefallen: Vizefeldwebel
Ernst Lussheimer (geb. 4.2.1893 in Hockenheim, vor 1914 in Mannheim wohnhaft,
gef. 5.10.1917).
Um 1933 gehörten jüdischen Familien noch mehrere
Textilgeschäfte, Viehhandlungen, ein Kaufhaus und Zigarrenfabriken. Im
Einzelnen waren dies insbesondere: Viehhandlung Sally Adelsberger (Schwetzinger
Straße 1), Zigarrenfabrik Halle & Bensinger (Parkstraße 1a, abgebrochen), Zigarrenfabrik J. Hockenheimer & Söhne
(Bahnhofstraße 2), Textilgeschäft Hermann Maier (Untere Hauptstraße 8), Textilgeschäft Seligmann Türkheimer (Untere
Hauptstraße 10), Kaufhaus Reichert, Inh. Leopold Wertheimer (Obere Hauptstraße
/ Ecke Rathausstraße; Geschäftsaufgabe 1937).
1933 wurden 54 Personen in Hockenheim gezählt (0,5 % von insgesamt 9.662
Einwohnern). In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der
Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien
vom Ort verzogen (u.a. Mannheim, Frankfurt, Köln) oder ausgewandert (in die USA
u.a. Familie Isaak Loeb). Am 1. Januar 1938 wurden noch 35 jüdische Einwohner
gezählt, am 1. Januar 1939 27, unmittelbar vor der Deportation nach Gurs im
Oktober 1940 noch sieben. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen
Läden überfallen und geplündert, die Synagoge zerstört (s.u.). Von der
Deportation nach Gurs wurden die Familie Hermann Mayer (Eltern und zwei Kinder)
sowie das Ehepaar Jakob und Regina Baumgarten erfasst. In Hockenheim konnte nur
der in sogenannter Mischehe verheiratete (seit 1940 getaufte) Moritz Adelsberger
bleiben (Untere Hauptstraße 3). Er wurde jedoch gegen Ende des Krieges noch
nach Theresienstadt verbracht (hat überlebt; 1945 nach Hockenheim
zurückgekehrt).
Von den in Hockenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Charlotte Adelsberger geb.
Neu (1872), Frieda Adelsberger (1898), Jakob Adelsberger (1871), Wilhelm
Adelsberger (1903), Johanna Bär geb. Wallerstein (1886), Ingeborg Charlotte
Baumgarten (1920), Ludwig Baumgarten (1890), Regina Baumgarten geb. Durlacher
(1882), Berta Bodenheimer geb. Hockenheimer (1875), Rosa Ellinger geb.
Hockenheimer (1881), Jenny Fromm geb. Hockenheimer (1888), Jeanette Halle
(1868), Flora Hockenhemer (1881, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Hermine Hockenheimer (1883), Robert
Hockenheimer (1875), Selma Hockenheimer (1888), Gerda Kaufmann geb.
Fleischhacker (1913), Theodor Krämer (1879), Lazarus Ludwig Lussheimer (1860),
Hermann Maier (1885), Sara Mayer geb. Lussheimer (1856), Elise Nossbaum geb.
Halle (1882), Sofie Weil geb. Lussheimer (1865), Leopold Wertheimer
(1870).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1842
/ 1843
/ 1849 / 1853
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 22. Juni 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Hoffenheim.
[Dienstantrag.] Die mit dem Vorsängerdienste vereinigte Lehrstelle an der
neu errichteten öffentlichen israelitischen Schule in Hoffenheim
im Unterrheinkreise, mit welcher ein Gehalt von 140 fl. nebst freier
Wohnung oder dem desfallsigen gesetzlichen Ersatzbetrag und einem
Aversalvertrage von 20 fl. für Schulgelder, sowie die Nebengefällt des
Vorsängerdienstes verbunden sind, ist zu besetzen.
Die Bewerber um diese Stelle haben sich nach Maßgabe der hohen
Ministerialverordnung vom 7. Juli 1836 (Regierungsblatt Nr. 38) durch ihre
betreffenden großherzoglichen Bezirksschulvisitaturen bei der
großherzoglichen Bezirksschulvisitatur Hoffenheim, unter Anfügung ihrer
Rezeptionsscheine und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen
Lebenswandel innerhalb 6 Wochen zu melden.
Karlsruhe, den 9. Juni 1842. Großherzoglicher Oberrat der
Israeliten." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 14. Januar 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Heidelberg.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Hockenheim,
Amts Schwetzingen, ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 70 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Heidelberg zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Heidelberg, den 3. Januar 1843. Großherzogliche Bezirkssynagoge." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 24. Oktober 1849 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): " Die mit einem festen Gehalte von 135 fl. und einem
jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule
besuchende Kind (und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen) verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde
Hockenheim, Synagogenbezirks Heidelberg, ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Heidelberg sich zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 24. September 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): " Die mit einem festen Gehalte von 135 fl., einem
jährlichen Schulgelde von 48 kr. mit dem Vorsängerdienste und dessen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde
Hockenheim ist zu besetzen. Bewerber um diese Stelle haben unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, sich binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats anher zu melden. Sollten weder Schul-
noch Rabbinatskandidaten sich um diese Stelle melden, so werden auch
andere Inländer nach erstandener Prüfung bei diesseitigem Rabbinate
zugelassen." |
Jüdische Lehrer in Hockenheim (Liste muss noch
erstellt werden): Lehrer Friedmann wird 1899 genannt bei der
Trauerfeier für Rabbiner Dr. Hillel Sondheimer in Heidelberg.
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Feier des Geburtstages des Großherzoges in der Schwetzinger Synagoge unter
Beteiligung der Hockenheimer Schuljugend (1839)
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 27. September 1839: "Schwetzingen,
30. August. Die Feier des hohen Geburtstages unseres vielgeliebten
Großherzogs beschränkte sich bei den Israeliten Badens bis jetzt nur auf
die Synagogen eines jeden Rabbinatssitzes, während die Israeliten der
Dorfgemeinden ihre Gefühle für unseren väterlichen Landes haben an diesem
Tage nicht wie ihre christlichen Mitbürger durch würdige Feier dartun
konnten. Diesem Mangel abzuhelfen hat unser allgemein verehrter Geistlicher,
Herr Bezirksrabbiner Fürst von Heidelberg, angeordnet, dass
alljährlich außer zu Heidelberg, die Feier des allerhöchsten Geburtstages
auch in einer anderen Synagoge des Rabbinats stattfinden solle, wobei die
israelitische Schuljugend des ganzen Amtsbezirks die Feierlichkeit durch
passende Choralgessänge zu heben habe, und für die diesjährige Feier ward
die Synagoge dahier bestimmt.
Diese Feier fand nun gestern in der hierzu mit Blumengewinden festlich
ausgeschmückten Synagoge morgens um 10 Uhr statt.
Zuerst sang die Schuljugend der Gemeinden
Schwetzingen,
Reilingen und Hockenheim,
unterrichtet von den, wie im übrigen, so auch im Gesangunterricht tüchtigen
Lehrern Bessels, Flehinger und Marx (sc. Hockenheim) die von
den Rabbinen angegebenen Psalmen 21. 45. 61. 63. 72 und einige von eben
denselben bezeichnete Lieder In deutscher Sprache.
Hierauf folgte ein angemessenes Gebet, und eine sehr gehaltvolle Rede des
Herrn Bezirksrabbiners Fürst, worin derselbe mit eindringlichen
Worten die Gemeinde (es wird an diesem Tage auch der Eid der Treue
geschworen) zur Ergebenheit, Liebe und Anhänglichkeit aufforderte, die wir
der hohen Milde, Weisheit und Gerechtigkeit unseres teuren Landesvaters
schuldig seien, die Anhänglichkeit an unser vielgeliebtes Vaterland an das
Herz legte und den Segen des Himmels für Fürst und Vaterland erflehte. Der
hierauf den Beschluss machende Choralgesang der Schuljugend gereichte, teils
wegen der guten Auswahl der Gesänge, dem Herrn Rabbiner, welcher die
Feierlichkeit leitete, teils wegen der sehr fleißigen Einübung, den
erwähnten Lehrern zur großen Ehre bei der ganzen Versammlung, welche nicht
nur aus Synagogenräten und israelitischen Bürgern des Bezirks bestand,
sondern welcher auch die Geistlichkeit, löblicher Gemeinderat, sämtliche
Amtspersonen und viele christliche Bürger beiwohnten. " |
"Makkabäerfeier" zum
Chanukkafest der zionistischen Ortsgruppe Schwetzingen (mit Hockenheim,
Ketsch und
Reilingen) (1902)
Artikel
in "Jüdische Rundschau" vom 9. Januar 1903: "Mannheim, 29. Dezember 1902.
Die hiesige Ortsgruppe hielt am Sonntagnachmittag in
Schwetzingen eine Makkabäer-Feier
ab. Erschienen waren alle jüdischen Familien dieser Stadt sowie viele von
Hockenheim, Ketsch und
Reilingen. Namens der Veranstaltung
begrüßte Julius Wertheim die Anwesenden, worauf der Vorstand der
Schwetzinger Gemeinde, Herr Samuel
Levi dankte. Nach dem Prolog, den Frl. Kaufmann -
Ketsch gesprochen und nach Entzünden des
Chanukkalichtes hielt unser Gg. Eichstetter -
Schwetzingen, den wir seit dem
Mannheimer Delegiertentag, dem er als Gast beiwohnte, zu den unsrigen
zählen, eine zündende Ansprache an die vollzählig vertretene Jugend, der
sich mit einigen Worten der Leiter der Versammlung, Gg. Wertheim anschloss.
Wunderbar vorgetragenen Lieder aus jüdischen Motiven, von Frl. Betti Hanf
und Klaviervorträge der Frl. Eugenie Hanf -
Schwetzingen und Alexander -
Hockenheim leiteten zu der Festrede
ein, die unser Gg. Julius Simon - Mannheim in formvollendeter Weise hielt.
Tosender Beifall lohnte die klaren Ausführungen des Redners. Vorträge
humoristischer Art unseres Gg. Traub, wiederholte musikalische Darbietungen
oben erwähnter Damen wechselten mit weiteren Ansprachen ab. Alles in allem:
wir haben einen Nachmittag verbracht, auf den wir mit Stolz blicken dürfen.
Wir werden uns freuen, Ihnen in Kürze den Gesamtvorstand unserer neuen
Ortsgruppe Schwetzingen -
Hockenheim - Ketsch -
Reilingen mitzuteilen. " |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Goldene Hochzeit von Marx
Krauer und seiner Frau (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1901: "Hockenheim,
11. Juni (1901). Das Marx Krauer'sche Ehepaar hier, beging heute in
guter Gesundheit und geistiger Frische das seltene Fest des goldenen
Hochzeitsjubiläums. Obgleich die Feier nur im strengsten Familienkreise
gehalten ward, vereinigten sich doch mit den 5 Kindern, 15 Enkeln und 5
Urenkeln, eine große Schar Freunde aus allen Gesellschaftsschichten, um
dem würdigen Ehepaar die besten Wünsche und sinnigsten Ovationen
darzubringen." |
Alexander Alexander tritt nach 38 Jahren vom Amt des
Bezirksältesten zurück und wird ausgezeichnet; Hermann Halle wird Nachfolger
(1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 18. Dezember 1902: "Hockenheim, 15. Dezember (1902).
Der durch die Folgen des Alters nötig gewordene Rücktritt des Herrn Alexander
Alexander von hier, von den Würden eines Bezirksältesten, dessen
Geschäfte er seit 38 Jahren mit Erfolg geführt hatte, gab unserem
vielgeliebten Großherzoge Veranlassung, den Zurücktretenden mit dem
Verdienstkreuze des hohen Ordens vom Zähringer Löwen zu dekorieren.
Unser Bezirksrabbiner, Herr Dr. Pinkuß, übergab gestern
persönlich in der Behausung des Ausgezeichneten die Ordensinsignien nebst
Stiftungsurkunde und feierte die Verdienste des allgemein Verehrten in der
würdigsten Weise. Während der Wirkungszeit von drei Rabbinen auf dem
Heidelberger Rabbinate habe er sich durch Sachkenntnis,
Schaffensfreudigkeit und liebevolles Entgegenkommen die Anerkennung des
Großherzoglichen Oberrates der Israeliten, der Kollegen in der
Bezirkssynagoge und sämtlicher Israeliten von Nah und Fern
erworben.
Der Dekorierte, umgeben von seiner Familie, einem Mitglied des
Synagogenrats und dem israelitischen Lehrer, dankte, sichtlich gerührt,
für die hohe Auszeichnung und für die in schöne Worte gekleidete
Anerkennung seiner Leistungen und empfing eine große Schar Gratulanten.
Er hatte auch die Ehre, den gestern zur Ortsbereisung hier gewesenen
Oberamtmann empfangen zu können, der seine Freude zum Ausdruck brachte,
dass ein so würdiger Mann, wie er allgemein höre, die verdiente Ehrung
von Höchster Stelle erhalten hatte.
Durch Erlass Großherzoglichen Oberrats der Israeliten wurde der Vorstand
der hiesigen Gemeinde und Mitglied der israelitischen Landesssynode, Herr Fabrikant
Hermann Halle, zum Bezirksältesten ernannt." |
Zum 70. Geburtstag von Hermann Halle (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. September
1910: "Hockenheim (Baden). In der hiesigen Zeitung lesen wir:
'Unser Mitbürger, Herr Hermann Halle, feiert heute in stiller, durch
Krankheit bedingte Zurückgezogenheit seinen 70. Geburtstag. Der
Großherzogliche Oberrat der Israeliten drückte in einem besonderen
Schreiben die herzlichsten Glückwünsche aus und nahm gerne Veranlassung,
die vielen Verdienste des Jubilars als Synagogenratsvorsteher der hiesigen
Gemeinde, als Bezirksältester für den Bezirk Heidelberg und als
Synodalmitglied rühmend hervorzuheben, dem Gefeierten vollständige
Genesung und einen schönen Lebensabend wünschend. In gleichem herzlichen
Tone war auch das Glückwunschschreiben des Bezirksrabbiners Dr. Pinkuß
aus Heidelberg gestimmt. Der Bezirksälteste, Herr Ernst Carlebach -
Heidelberg, gratulierte im Namen des Synagogenrats Heidelberg und in
seinem eigenen Namen. Die Feier hätte gewiss einen außergewöhnlichen
ehrenden Ausdruck gefunden, wenn die Familie nicht jede aufregende Feier
verbeten hätte. Mit Rücksicht auf die erforderliche Schonung des
Kranken, kommen hiermit die Glückwünsche der gesamten israelitischen
Gemeinde und gewiss auch der gesamten Bürgerschaft Hockenheims, in derem
Ehrenrate Herr Halle eine bevorzugte Stellung eingenommen hat, auf diesem
Wege zum Ausdruck. Alle in dem Wunsche einer baldigen vollständigen
Genesung!" |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. September
1910: "Herr Hermann Halle in Hockenheim sprach dieser Tage zu
seinem 70. Geburtstage der Großherzogliche Oberrat der Israeliten in
einem besonderen Schreiben seine Glückwünsche aus und gedachte der
Verdienste des Jubilars als Synagogenratsvorsteher der hiesigen Gemeinde,
als Bezirksältester für den Bezirk Heidelberg und als
Synodalmitglied." |
Zum Tod von Friederike Halle geb. Wallerstein (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. März
1912: "Hockenheim (Baden). Frau Friederike Halle geb.
Wallerstein, die Gattin unseres Bezirksältesten, wurde unter großer
Beteiligung aus allen Kreisen der hiesigen Bevölkerung zur letzten
Ruhestätte geleitet. Bezirksrabbiner Dr. Pinkus - Heidelberg würdigte am
Grabe diese prächtige Frau in meisterhaften
Worten." |
Zum Tod von Hermann Halle (1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Januar 1913:
"In Hockenheim (Baden) verschied im 73. Lebensjahre Herr Hermann
Halle, Bezirksältester und Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Inhaber
des Verdienstkreuzes vom Zähringer Löwen. Der Verstorbene erfreute sich
in allen Kreisen der Bevölkerung höher
Wertschätzung." |
Hinweis auf Abraham Adelsberger (1863
in Hockenheim - 1940 in Amsterdam)
Anmerkung: Geburtsanzeige im Geburtsregister der jüdischen Gemeinde Hockenheim
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445329-48
Abraham Adelsberger ist am 23. April
1863 in Hockenheim als Sohn von Isaak Adelsberger und seiner Frau Sara
Sophie geb. Flegenheimer geboren. Er ließ sich 1897 in Nürnberg nieder, wo
er bis in die 1930er-Jahre sowohl eine Hopfenhandlung betrieb wie auch als
Teilhaber, später Alleininhaber die Blechspielwarenfabrik "Heinrich Fischer
& Cie." (bis zu 300 Mitarbeiter, eine der großen Blechspielzeugfabriken
Deutschlands). Er war verheiratet mit Clothilde geb. Reichhold aus
Fürth, mit der er zwei Kinder hatte: Paul
(1894-1973) und Sophie (1897-1983). Adelsberger ließ sich in Nürnberg durch
den Architekten Theodor Fischer eine Villa erstellen und baute eine bekannte
Kunstsammlung mit Porzellan und Werken aus dem 19. Jahrhundert auf. 1937
musste er sein Haus und andere Immobilien veräußern; die Spielwarenfabrik
wurde "arisiert". Sohn Paul war 1934 nach Amerika emigriert (verheiratet mit
Rosalie Weill), Tochter Sofie mit Ehemann Alfred Isay nach Amsterdam. 1939
flohen auch Abraham und Clothilde Adelsberger nach Amsterdam, wo Abraham
1940 verstarb. Seine Frau wurde 1943 in das KZ Bergen-Belsen deportiert, das
sie überlebte (gest. 1954 in Amsterdam).
Aus der Kunstsammlung Adelsberger machte vor allem das Gemälde von
Hendrick Goltzius "Jupiter und Antilope" Schlagzeilen (von Adelsberger 1920
wohl in der Schweiz erworben), weil 1941 Hermann Göring es per Zwangsverkauf
in seinen Besitz brachte; nach 1945 bis 2009 war das Gemälde im Instituut
Collectie Nederland in den Niederlanden und wurde erst dann an die Erben
Adelsbergers zurückgegeben, schließlich 2010 vom Auktionshaus Sotheby's für
6,8 Millionen Dollar versteigert. Seit 2011 ist das Gemälde in der National
Gallery in London zu sehen.
|
Literatur/Links: Frank-Uwe Betz
/ Arbeitskreis Freundliches Schwetzingen (Hrsg.): Die Geschichte der
Adelsbergers. In: Verfolgte, Widerständige, Ausgebeutete - über die Nazizeit
in der Region Schwetzingen - Hockenheim. Verein für regionale Zeitgeschichte
e.V. Verlag Regionalkultur Ubstadt-Weiher 2015.
Inhaltsübersicht/Auszug.
Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Adelsberger
Zur Geschichte des Gemälde von Hendrick Goltzius:
https://www.restitutiecommissie.nl/en/recommendations/recommendation_191.html
Artikel von Matthias Thiele im "Tagesspiegel" vom 18. Juni 2019:
"Raubkunst auf der Spur"
Kunsthistorisches Institut Berlin:
Abraham Adelsberger Art Research Project (2019-2021)
Genealogische Informationen zur Familie Adelsberger:
https://www.geni.com/people/Abraham-Adelsberger/6000000028474256782
|
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940: Grabstein für Flora Hockenheimer in Gurs
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Flora Hockenheimer
geb. am 24. April 1881 in Hockenheim, später wohnhaft in
Mannheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 15. Januar 1941
umgekommen ist.
(Foto: Bernhard Kukatzki) |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Louis
Wallerstein (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1890: "Lehrlings-Gesuch.
Für mein Manufakturwaren-Geschäft suche per sofort unter günstigen
Bedingungen einen jungen Mann in die Lehre. Kost und Wohnung im Hause.
Sabbat und Festtage geschlossen. Selbstgeschriebene Offerten an
Louis Wallerstein, Hockenheim,
Baden." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1900: "Lehrlings-Gesuch.
Für mein Manufakturwaren-Geschäft suche ich zum sofortigen Eintritt
einen Lehrling
mit guter Schulbildung unter günstigen Bedingungen. Kost und Wohnung frei
im Hause.
Selbstgeschriebene Offerten an
Louis Wallerstein, Hockenheim,
Baden." |
Lehrlingssuche des Manufakturwaren-Geschäftes S.
Türkheimer (1908)
(es handelt sich um eine Anzeige des Manufakturwaren-/Textilgeschäftes
von Seligmann Türkheimer in der Unteren Hauptstraße 10).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1908:
"Suche auf Ostern für mein
Manufakturwaren-Geschäft einen
Lehrling.
S. Türkheimer Hockenheim (Baden)." |
Weitere Anzeigen
(zur Verfügung gestellt von Frank-Uwe Betz,
Schwetzingen; der Viehhändler Sally (eigentlich Jakob Salomon) Adelsberger
ist am 11. April 1871 in Hockenheim geboren als Sohn von Moses (Moritz)
Adelsberger und seiner Frau Hannchen geb. Bär aus
Obergrombach; Sally Adelsberger war
verheiratet mit Mathilde geb. Eppstein, die am 21. Juni 1941 in Stuttgart starb;
Sally Adelsberger wurde nach der Deportation 1942 im Vernichtungslager Treblinka
ermordet; genealogische Informationen und Foto
https://www.geni.com/people/Jakob-Adelsberger/6000000028609942953)
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Werbeanzeigen der
Viehhandlung Sally Adelsberger in Hockenheim aus der "Schwetzinger
Zeitung" vom 2. Juni 1926 (links)
und vom 10. März 1932 (rechts) |
Sonstiges
Verurteilung des Antisemiten Roth aus Hockenheim (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1893: "Mannheim,
17. Januar (1893). Der Antisemit Roth aus Hockenheim wurde heute
vom Schwurgericht wegen Meineid nach siebenstündiger Verhandlung zu 2
Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Mitangeklagten Kraus und Schränkler
wurden freigesprochen." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Am Anfang des 19. Jahrhunderts
wird bereits ein Betsaal vorhanden gewesen sein, da 1802 als Vorsänger
Hirsch Philippsohn genannt wird, der 1809 den Namen Hirsch Hall annahm. Möglicherweise
befand sich dieser Betsaal damals schon im Haus des Jacob und Löw Alexander,
die beide jedoch in einer Namensliste der Hockenheimer Juden von 1809 noch nicht
genannt werden. 1833 wird jedenfalls berichtet, dass in deren Haus "schon
lange Jahre hindurch" die Gebete verrichtet worden seien, der Platz aber
jetzt "nicht mehr hinreicht".
Um 1830 plante die jüdische Gemeinde den Bau einer Synagoge.
Erstmals bat sie im Juli 1832 die Behörden um eine Baugenehmigung. Am 20.
Dezember 1832 gab der Oberrat der Israeliten hierzu die Erlaubnis. Ein
geeignetes Grundstück konnte bald gefunden werden. Nach einem Kostenvoranschlag
musste die Gemeinde für die Synagoge etwa 1.845 Gulden aufbringen. Die Aufnahme
eines Kredites in Höhe von 600 Gulden wurde vom Oberrat unter der Bedingung
genehmigt, dass ein Tilgungsfonds eingerichtet werde. Im Januar 1833 erschienen
die Vertreter der israelitischen Gemeinde beim Bezirksamt Schwetzingen und baten
um baldige Bauerlaubnis und um die Zurückgabe der dem Bezirksamt schon einige
Zeit zuvor überreichten Baupläne. Die Synagoge ist im Laufe des Jahres 1833 in
der Ottostraße/Ecke Rathausstrasse erbaut worden. Kleinere Reparaturen wurden
in den folgenden Jahrzehnten immer wieder ausgeführt. So wurde 1872 ein neues
Eingangstor hergestellt.
1874 führte ein bezirksärztliches Gutachten der Synagoge
zu Überlegungen, die Synagoge umzubauen. Der Bezirksarzt kam zum Ergebnis, dass
der Betsaal für die damals regelmäßig erscheinenden 30 Männer ausreichend
sei. Anders verhalte es sich jedoch mit der Frauenempore, die nur ein Viertel
des Männerraumes ausmache. Der 2,10 m hohe, 10,80 m lange und etwa 2,70 m tiefe
Raum mit seinen 25 Plätzen für Frauen sei nicht ausreichend, zumal nach den
Informationen des Bezirksarztes 35 Frauen die Gottesdienste besuchen wollten.
Vor allem sei die Luft auf der Frauenempore sehr schlecht. Die israelitische
Gemeinde reagierte zunächst sehr zurückhaltend auf das Gutachten. Von einem
Umbau der Frauenempore wollte man nichts wissen und obwohl man einräumte, dass
der Raum "knapp eingeteilt" sei, hielt ihn dennoch für ausreichend.
In den folgenden drei Jahren ergab sich dann doch eine Mehrheit in der Gemeinde
für einen Umbau der Synagoge. Man hatte Pläne des Architekten G.A. Schilling
anfertigen lassen und ließ diese im Februar 1877 von den Behörden genehmigen.
Allerdings war der sich anschließende Umbau ein kostspieliges Unternehmen für
die Gemeinde. Nur über ein Darlehen von 6.000 Mark ließ sich der Umbau
finanzieren.
Die Gasbeleuchtung wird in der Synagoge eingeführt - Leuchter
abzugeben (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1902:
"Die israelitische Gemeinde Hockenheim (Baden) hat in Folge
Einrichtung mit Gasbeleuchtung in der Synagoge, einen prachtvollen Broncekronleuchter
nebst sechs doppelarmige Wandleuchter und zwei Kandelaber am
Betpult, sehr gut erhalten, billigst abzugeben.
Der Synagogenrat." |
In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge am 10. November
1938 bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der Platz wurde mit der Verwaltung
der Stadtwerke neu überbaut. Um 2000 wurde mit der Rathauserweiterung eine
weitere Neubebauung des Grundstückes vorgenommen.
Eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Synagoge wurde
1979
angebracht (auch am Neubau des Rathauses).
Fotos/Darstellungen
Historische Pläne vom Umbau 1877 des Architekten G.A. Schilling:
(Die Pläne - Originale im Generallandesarchiv Karlsruhe 362/810 - sind
veröffentlicht bei H. Huth s. Lit. S. 92f)
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Lageplan der Synagoge im Bereich
heutige Ottostraße/ Rathausstraße
(mit
Eintragung des Badhauses) |
Synagoge Hoffenheim:
Frontansicht von der
Straßenseite |
Hofansicht der
Synagoge |
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Schnitt durch die Synagoge
hinter Straßenfassade |
Längsschnitt entsprechend
der Hofansicht |
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Historische
Ansichtskarte
mit Synagoge |
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Die Abbildung
wurde mit freundlicher Genehmigung von Frantisek Bányai
aus der Website www.judaica.cz
übernommen. |
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Hinweis: Ein Foto
der Ottostraße mit der Synagoge vor November 1938, dazu ein Foto der
Ottostraße in den 1960er-Jahren findet sich auch im Buch von Alfred Rupp / Erich Losert /Manfred Christ: Hockenheim in unvergessenen
Bildern. Sutton Verlag Erfurt 2009. S. 13. |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Ecke Rathausstraße/ Ottostraße
mit der neuen Bebauung |
Gedenktafel für die
ehemalige Synagoge |
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 14.10.2003) |
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Blick auf den neuen
Erweiterungsbau
des Rathauses von der Rathausstraße |
Der neue Erweiterungsbau des
Rathauses
auf dem ehemaligen Synagogengrundstück |
Die Gedenktafel ist
dieselbe
geblieben |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2011:
In Hockenheim sollen "Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel von Hans Schuppel in der
"Schwetzinger Zeitung" vom 23. November 2011: "AK
'Jüdische Geschichte': Projekt 'Stolpersteine' umsetzen.
An Schicksal
Hockenheimer Juden erinnern. 24 in Hockenheim geborene Juden wurden
von den Nazis deportiert. 14 Opfer der Verfolgung unter der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (1933-1945) hatten damals ihren
Wohnsitz in Hockenheim. Ihnen soll mit sogenannten Stolpersteinen gedacht
werden..."
Link zum Artikel - auch eingestellt als
pdf-Datei. |
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Juli 2012:
Rundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte |
Artikel von Anke Koob in der "Hockenheimer
Tageszeitung" vom 20. Juli 2012: "Rundgang. Rund 80 Bürger
begeben sich auf die Spuren jüdischer Geschichte. Stolpersteine sollen
zum Opfergedenken installiert werden. Zeichen gegen das Vergessen
setzen..."
Link
zum Artikel |
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Oktober 2012:
Zustimmung des Gemeinderates zur Verlegung von
"Stolpersteinen" in Hockenheim |
Artikel von Harald Berlinghof in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom Oktober 2012: "Stolpersteine auch in Hockenheim
Hockenheim. Knapp 700 Städte und Gemeinden - darunter die Stadt Mannheim - beteiligen sich mit inzwischen fast 35000
'Stolpersteinen' an einem Projekt, das an die Verfolgten und Opfer des Naziregimes erinnern soll. Nach dem Beschluss des Gemeinderats in seiner jüngsten Sitzung wird es auch in Hockenheim auf Gehwegen der Stadt solche Stolpersteine, über die man nur gedanklich, nicht real stolpern soll, geben.
Der Arbeitskreis Jüdische Geschichte sowie die Evangelische Kirchengemeinde, das Katholische Pfarramt St. Georg, die Evangelisch-methodistische Kirchengemeinde und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Gemeinden hatten sich mit gleichlautenden Anträgen an die Stadtverwaltung gewandt, mit der Bitte, auch in der Rennstadt das Verlegen solcher Gedenksteine zu ermöglichen, die mit einer zehn auf zehn Zentimeter großen Messingplatte ebenerdig in das Gehwegpflaster eingelassen werden. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter
Demnig.
Alle Fraktionen im Gemeinderat zeigten sich grundsätzlich bereit, an dem Projekt teilzunehmen.
'Die Stolpersteine klagen nicht an, sie drängen sich nicht auf, sie wollen gefunden
werden', betonte Markus Fuchs (CDU). Gabi Horn (FWV) sah darin einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen und Willi Keller (SPD) erklärte, dass "die Sozialdemokraten diese Maßnahme als Mahnung sehen, dass nie wieder Gewalt, Krieg und Vertreibung in Verbindung mit anderen menschenverachtenden Gräueltaten von einer deutschen Staatsmacht ausgehen darf". Michael Gelb (FDP) begrüßte das Projekt. "Wir geben den Opfern damit einen Namen". Und der Grüne Adolf Härdle betonte, dass man mit "vollem Herzen" diesem Antrag zustimmen werde.
Dass am Ende doch kein einstimmiger Beschluss herauskam, lag an den beiden FWV-Gemeinderäten Heinz Seßler und Stefan Weber. Weber enthielt sich der Stimme und Seßler begründete seine Ablehnung damit, dass zwar Juden, religiös und politisch Verfolgten, Sinti und Roma sowie Andersdenken mit den Stolpersteinen gedacht werde,
'aber wer denkt an die Vertriebenenopfer und an andere Kriegsopfer?'
Allen Bürgern, die dies wünschen, soll die Stadtverwaltung die Genehmigung erteilen, an einem von ihnen ausgewählten Ort der Erinnerung - in der Regel vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz des Opfers - Stolpersteine mit der Namensnennung des Opfers auf eigene Rechnung zu verlegen. Die Kosten je Stein belaufen sich auf 120 Euro. Das Einverständnis von Angehörigen der verfolgten Personen muss vorher eingeholt werden. Die jetzigen Eigentümer der betroffenen Häuser müssen nur informiert werden.
Teile des Gemeinderats hätten es lieber gesehen, wenn mit den Hauseigentümern ein Einverständnis erzielt werden müsste. Doch beschlossen wurde schließlich die Variante, in der nur die Informationspflicht gegenüber dem Eigentümer festgelegt ist."
Link
zum Artikel |
Ähnlicher Artikel in der "Hockenheimer
Tageszeitung" vom 25. Oktober 2012: "Breite Mehrheit ebnet
Weg für 'Stolpersteine'..."
Link zum Artikel |
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November 2013:
In Hockenheim werden erstmals "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel von Hans Schuppel in der "Hockenheimer
Zeitung" vom 14. Oktober 2013 (Link
zum Artikel, nachfolgend nur teilweise zitiert): "Projekt
'Stolpersteine': Erste Gedenksteine werden am 7. November verlegt / Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Den Opfern wieder einen Namen geben. Vier Jahre nach der ersten öffentlichen Forderung werden am Donnerstag, 7. November, die ersten Stolpersteine in Hockenheim verlegt. 24 in Hockenheim geborene Juden wurden von den Nazis deportiert. 14 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hatten damals ihren Wohnsitz in Hockenheim. Ihnen soll mit den sogenannten Stolpersteinen gedacht werden. Der eigentliche Ursprung der Initiative liegt weiter zurück: 1997, nach einer Lesung über das südfranzösische Internierungslager Gurs, bildete sich eine kleine Gruppe, um die Geschichte der Hockenheimer Juden aufzuarbeiten. Es folgten die Broschüre
'Jüdisches Leben in Hockenheim', die Aufstellung eines Gedenksteins im Rathaus und weitere Aktionen wie ein sehr gut besuchter
'Stolperrundgang'...
...Die ersten 17 Hockenheimer Stolpersteine, einer kostet 120 Euro, werden am Donnerstag, 7. November, an den letzten Wohnstätten der jüdischen Familien Adelsberger, Untere Hauptstraße 3, Adelsberger, Schwetzinger Straße 1, und Baumgarten/Fleischhacker, Schwetzinger Straße 12, sowie bei dem Zeugen Jehovas Werner Allenberger, Hildastraße 6, verlegt.
Die erste Verlegung mit Gunter Demnig findet um 14 Uhr in der Unteren Hauptstraße 3 statt. Laut Klaus Brandenburger vom Arbeitskreis
'Jüdische Geschichte in Hockenheim' begleiten Hockenheimer Schüler das Projekt.
Schulklassen sehr engagiert. Überhaupt nimmt das Thema 'Juden in Hockenheim' bei den Schulen einen großen Stellenwert ein. So werden Schüler aus den Gauß-Klassen von Claus Ebner und Gudrun Hillen an die betroffenen Familien erinnern und die Bläserklasse der Realschule die Verlegung musikalisch begleiten..."
Weitere Informationen siehe
http://stolpersteine-hockenheim.de/ sowie Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Hockenheim |
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August 2014:
Schüler erstellen eine App zu den
"Stolpersteinen" |
Artikel von Hanna Weber in der "Hockenheimer
Zeitung" vom 2. August 2014: "Theodor-Heuss-Realschule: Verband Region Rhein-Neckar und Stadt würdigen App-Projekt der Klasse 7a zu Stolpersteinen
'Da habt ihr fürs Leben gelernt'. 'Da habt ihr was mit Tiefgang gewählt. Alle Achtung!' Ralph Schlusche vom Verband Region Rhein-Neckar würdigte gestern eine ganz besondere Projektarbeit der Theodor-Heuss-Realschule: 27 Schüler der Klasse 7a hatten eine App rund um die Stolpersteine in der Stadt entwickelt - und dafür einen Preis des Verbands erhalten (wir berichteten). Zumindest ein Teil der Klasse war (trotz Ferien) beim Vor-Ort-Termin in der Unteren Hauptstraße 3 dabei und erklärte die Inhalte der Software für Mobilgeräte wie Smartphones oder
Tablet-PCs. 'Es ist toll, wie ihr Geschichte mit allerneuester Technik verbunden
habt', zeigte sich auch Oberbürgermeister Dieter Gummer begeistert. Die Schüler hätten sich sehr hohen Anforderungen gestellt und damit viel fürs Leben gelernt, sagte
Schlusche. 'Und wenn ihr Freude am App-Programmieren gefunden habt, könnt ihr damit mal Geld
verdienen...'
App-Wettbewerb. Bei dem regionalen Wettbewerb 'Spielend durch die Region! Zeigt uns eure Heimat als
App!' des Verbandes Region Rhein-Neckar sollten 12- bis 21-Jährige Stadtführungen, Erlebnistouren, Rallyes oder Audioguides für ihre Stadt oder Gemeinde entwickeln.
Es waren zwölf Beiträge eingegangen. Der Wettbewerb sei Teil des Binnenmarketings des Verbandes, so Direktor Ralph Schlusche. Damit solle die Region innerhalb der Region bekannter gemacht werden.
Die App der Hockenheimer Schüler kann unter www.rhein-neckar-apps.de/onlineversion/main.html
heruntergeladen werden. Unter www.stolpersteine.weebly.com
hat die Klasse weitere Informationen sowie Fotos und Interviews rund um die Stolpersteine in der Rennstadt zusammengestellt, darunter auch Hintergründe zu den Namen auf den Steinen. hafi
Die Gruppe aus der Hockenheimer Realschule sei unter den Teilnehmern die einzige Gruppe mit Mädchen gewesen, merkte der Verbandsdirektor an.
'Und wir waren die einzigen, die als komplette Klasse dabei waren', fügte Lehrer Linh Thai hinzu, der das Projekt der IT-Profilklasse leitete..."
Link
zum Artikel |
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November 2014:
Zweite Verlegung von
"Stolpersteinen" in Hockenheim |
Artikel in den mrn-news vom 4. November
2014: "Hockenheim – 2. Stolpersteinverlegung am 19. November
Hockenheim.– Die zweite Verlegung von Stolpersteinen in Hockenheim
findet am 19. November, dem Buß- und Bettag, statt. Künstler Gunter Demnig,
Initiator des länderübergreifenden Projekts 'Stolpersteine', wird die
Verlegung persönlich vornehmen. Schülerinnen und Schüler der
Theodor-Heuß-Realschule, der Hartmann-Baumann-Schule, der
Gustav-Lesemann-Schule, der Louise-Otto-Peters-Schule sowie der
Carl-Theodor-Schule. Die Verlegung von Stolpersteinen fand in Hockenheim
erstmals im vergangenen Jahr statt. Im Oktober 2012 hatte sich der
Hockenheimer Gemeinderat mehrheitlich für die Verlegung von Stolpersteinen
im Gedenken an alle Opfer des NS-Regimes ausgesprochen. Zusammen mit
Schulen, Kirchen, dem Arbeitskreis Jüdische Geschichte, der Heidelberger
Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung und weiteren
engagierten Bürgern werden seitdem die Vorbereitungen für die Verlegung von
Stolpersteinen in Hockenheim getroffen. Stolpersteine sind ein Projekt des
Künstlers Gunter Demnig. Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln aus Messing,
die am letzten selbstgewählten Wohnort der Verfolgten in den Bürgersteig
eingelassen werden. Auf den Platten sind Name, Geburtsjahr, Deportationsjahr
und –ort sowie Angaben zum Schicksal vermerkt. Verschiedene Schülergruppen
haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Schicksal einiger
Hockenheimer Familien während der NS-Zeit auseinandergesetzt. Unter anderem
entstanden musische Beiträge, Zeitzeugeninterviews oder Plakate. In der
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit war die Beschäftigung mit der
Gegenwart und den heute selbstverständlich erscheinenden Werten wie Freiheit
und Gleichheit eingeschlossen. Die Theodor-Heuß-Realschule erhielt außerdem
in diesem Jahr einen Sonderpreis beim Wettbewerb 'Spielend durch die Region!
Zeigt uns Eure Heimat als App' vom Verband Region Rhein-Neckar. Die Schüler
haben das Thema 'Stolpersteine' als Anlass genommen, einen dazugehörigen
Rundgang jugendgerecht in einer App abzubilden.
Die zweite Stolpersteinverlegung wird an fünf Orten stattfinden. Um 9 Uhr
werden die Steine beim ehemaligen Wohnort der Familie Wertheimer in der
Oberen Hauptstraße 13 eingelassen, begleitet von musikalischen Beiträgen
der Theodor-Heuß-Realschule, biografischen Anmerkungen von Schülern der
Gustav-Lesemann-Schüler, gestalteten Plakaten von Schülern der
Hartmann-Baumann-Schule und kurzer Ansprache von Gunter Demnig. Um 9.30 Uhr
werden weitere Steine in der Oberen Hauptstraße 23 bei Familie
Hockenheimer verlegt. Auch hier begleiten Schüler der Realschule
musikalisch die Verlegung der Stolpersteine, die Schüler von der
Luise-Otto-Petters-Schule werden die Familiengeschichten vortragen, Schüler
der Hartmann-Baumann-Schule präsentieren ihre thematisch gestalteten
Plakate. Um ca. 10 Uhr geht die Verlegung bei Familie Maier in der
Unteren Hauptstraße 8 weiter, wiederum begleitet von Schülern der
Realschule und der Hartmann-Baumann-Schule. Um 10.30 Uhr werden Steine bei
Familie Bauer in der Schulstraße 67 verlegt, neben der Realschule
werden hier Schüler der Carl-Theodor-Schule Schwetzingen die
Familiengeschichte vortragen. Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein (SPD) wird
ebenfalls vor Ort sein. Um 11 Uhr endet die Aktion in Hockenheim in der
Ludwigstraße 80 bei Familie Hardtmann, wiederum begleitet von Rosa
Grünstein, Realschule sowie Carl-Theodor-Schule Schwetzingen. Gäste sind zu
den Verlegungen herzlich willkommen."
Link zum Artikel |
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März 2019:
Dritte Verlegung von
"Stolpersteinen" in Hockenheim |
Am 27. März 2019 wurden vier weitere
"Stolpersteine" in Hockenheim verlegt.
Weitere Informationen siehe
http://stolpersteine-hockenheim.de/ |
Artikel von Marion Gottlob in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 31. März 2019: "Zur Stolperstein-Verlegung
reiste der Großneffe aus Argentinien an
Gedenken an Hockenheimer Opfer des Nationalsozialismus - Künstler Gunter
Demnig verlegte vier neue Stolpersteine.
Hockenheim. Es ist Alper Adanirs 17. Geburtstag, als er in Hockenheim
bei der dritten Stolperstein-Verlegung dabei ist. Gerade an einem Geburtstag
der Opfer des Nationalsozialismus gedenken - ist das okay? Er nickt: 'Die
Stolpersteine sind eine gute Idee.' Gemeinsam mit anderen Schülern des
Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums, der Theodor-Heuss-Schule und der Schule am
Kraichbach gestaltet der Jugendliche die Verlegung von vier Stolpersteinen.
Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg sagte: 'Der Jugend gehört die
Zukunft. Es ist daher besonders wichtig, dass unsere Schüler sich mit dieser
Form des Gedenkens beschäftigen.' Die Initiatoren sind Klaus und Felicitas
Brandenburger mit dem Arbeitskreis 'Jüdische Geschichte': 'Die Nazis
wollten, dass die jüdischen Mitbürger ausgetilgt werden, doch wir erinnern
uns an sie', sagt Felicitas Brandenburger.
Erste Station des Gedenkens ist die Heidelberger Straße 18. Die
Schüler Alper, Sjana, Jule und Valerie berichten: Jeanette Halle
wurde 1868 als älteste Tochter von Hermann und Frederike Halle geboren. Sie
besuchte mit neun Geschwistern die höhere Schule in Schwetzingen. Jeanette
kochte für die große Familie, später lebte sie im Jüdischen Altenheim in
Neustadt. Im Jahr 1938 floh sie in der Reichspogromnacht 30 Kilometer barfuß
nach Mannheim. Sie wurde dort in das 'Judenhaus' und später in das
südfranzösische Internierungslager Gurs verlegt, wo sie an den Folgen des
Transports und der schlechten Hygiene verstarb. Ihre Schwester Elise musste
mehrere Jahre in Konzentrationslagern verbringen. Sie starb drei Tage nach
Kriegsende an den Folgen der langen Gefangenschaft. Der 84 Jahre alte Hugo
Halle war mit seiner Frau Fanny extra aus Argentinien angereist - zum
Gedenken an die Schwestern seines Großvaters. 'Ich war vier Jahre alt, als
meine Eltern mit mir am 9. November 1938 flüchtete', erinnert er sich. Über
Luxemburg gelangte die Familie nach Argentinien. Er legt eine Rose auf die
Stolpersteine, seine Frau weint. Er sagt: 'Eine sehr, sehr gute Idee.'..."
Zweite Station - weitere Verlegung für nichtjüdisches Opfer der NS-Zeit.
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 133-134. |
| Germania Judaica III,1 S. 564. |
| Ernst Brauch: Das Schicksal der Hockenheimer Juden.
In: Hockenheim. Stadt im Auf- und Umbruch. 1965 S. 185-194.
Hinweis: Die Veröffentlichung des Buches "Hockenheim - Stadt im Auf- und
Umbruch" erfolgte im Jahr 1933! 1965 waren bei einer Neuauflage zeitbedingte Veränderungen erforderlich:
"Als ich 1933 die Geschichte der Hockenheimer Juden zum ersten Mal veröffentlichte, ... (konnte ich nicht) wissen, welche Folgerungen vielleicht aus Abschnitten gezogen werden mochten, die wahrheitsgemäß auch das Negative im Wirtschaftsleben der Juden schilderten. Ob man sie als 'moralische Handhabe' für das ungesetzliche und unmenschliche Tun mitbenutzte, kann niemand sagen, aber bedrückend bleibt es
doch."
Im ersten Satz nach der Zwischenüberschrift 'Die 'Endlösung' der Judenfrage' heißt es:
"Bis zur 'Kristallnacht' am 8./9. November 1938 hat man den Juden nichts in den Weg
gelegt." Über "Arier", "reinrassige Juden" oder das
"Schicksal", nach Auschwitz "zu kommen": "Frieda und Wilhelm Adelsberger kamen im August 1942 nach Auschwitz. Moritz Adelsberger bewahrte seine Ehe mit einer Arierin vor dem gleichen
Schicksal." "Ludwig Baumgarten - kein reinrassiger Jude - begleitete seine Ehefrau geb. Durlacher und zwei Kinder nach Gurs. Ihr Schicksal ist
unbekannt."
Auf Grund der
NS-Vergangenheit von Ernst Brauch (1902-1974;
seinerzeit Gewerbelehrers, Heimatforscher und Leiter der
Schwetzinger Volkshochschule) wurde anlässlich seines
100. Geburtstages im Jahr 2002 eine kontroverse
Debatte geführt (vgl. Dokumente rechts). |
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| Walter A. Loeb: Lass dir die Fremde zur
Heimat – aber nie die Heimat zur Fremde werden, in: Dokumentation der
Stadt Hockenheim zum 1200jährigen Bestehen. 1969. S.70-71. |
| Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Landkreises
Mannheim, in: Die Kunstdenkmäler Badens X,3 (1967) S. 85.92-93. |
| Margit Meyer-Düttingdorf/Felicitas Offenloch-Brandenburger: Jüdisches
Leben in Hockenheim - ein Teil unserer Stadtgeschichte. Hg. zum Tag des
offenen Denkmals am 13.9.1998 vom "Arbeitskreis Jüdische Geschichte
in Hockenheim".
Bezug über die Herausgeberinnen: Margit Meyer-Düttingdorf, Obere
Hauptstraße 24, 68766 Hockenheim, E-Mail;
Felicitas Offenloch-Brandenburger, Murgweg 6, 68766 Hockenheim. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 307-308. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hockenheim Baden. The
first Jews settled in 1510. The community began to grow in the 19th century. A
small synagogue was built in 1833 and a Jewish elementary school operated in
1820-43. The Jewish population reached a peak of 137 in 1871 (about 3 % of the
total). Antisemitism increased in the 1890s and in der post-worldwar I period.
In 1933, 52 Jews remained. Jewish cigarette factories, employing 800 workers,
continued to operate until 1938. By that time, ten Jews had emigrated and 13 had
left for other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the
synagogue was burned down by the SA and Jewish men were detained in the Dachau
concentration camp. Another 19 left by the end of 1939. The last six Jews were
deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940 while ten of those
who had fled to other German cities were also dispatched to the camps.
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