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zu den Synagogen in
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Reilingen (Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden
Reilingen bestand eine jüdische Gemeinde bis zu ihrer Auflösung im Oktober
1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Erstmals
wird 1743 ein Jud Meyer am Ort genannt. Die jüdischen Familien
wohnten zunächst vor allem in der "Judengasse" (heute: Wörschgasse).
Im 19./Anfang 20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1815 74 jüdische Einwohner (in 14
Familien), 1825 94 jüdische Einwohner (9,4 % von insgesamt 996 Einwohnern);
Höchstzahl um 1864/71 mit 112 Personen, 1885 85, 1888 74, 1892 70 (in 15
Familien), 1893 62 (in 13 Familien), 1897 57 (in 12-13 Familien; von insgesamt
2.242 Einwohnern), 1899 43 (in 13 Haushaltungen), 1900 42 (1,8 % von insgesamt 2.349),
1901 42 (in 13 Haushaltungen, von 2.255 Einwohnern), 1910 28 (1,0 % von 2.679).
Die jüdischen Familien lebten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein überwiegend vom
Viehhandel, aber auch vom Textil-, Stroh- und
Fruchthandel. 1815 werden genannt (anlässlich der Annahme fester
Familiennamen): Salomon Broda (führt Tücher, Kattunwaren), Nathan Wolf (Viehhändler),
Calmann Kahn (geringer Viehhandel), Abraham Kahn (Metzger), Jacob Straßburger,
Jakob Levi, Mayer Marx (Viehhändler), Elias Oppenheimer (Viehhändler), Elias
Oppenheimer (Viehhändler), Moses Bär (Stroh- und Fruchthändler), Raphael
Mayer (Viehhändler), Wolf Mayer (Viehhändler), Samuel Reilinger, Liebmann
Oppenheimer (Viehhändler), Hayum Marx.
Im Krieg 1870/71 nahmen aus der jüdischen Gemeinde Bernhard Broda
und Liebmann Wolff teil. Ihre Namen finden sich auf einer Gedenktafel für die
Kriegsteilnehmer 1870/71 am Rathaus.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.) sowie
eine Religionsschule (spätestens 1896 als Simultanschule genannt) und ein rituelles Bad (beide Einrichtungen im Gebäude der
Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof
in Wiesloch beigesetzt. Der Plan, neben dem allgemeinen Friedhof Reilingens
1895 auch einen jüdischen Friedhof einzurichten, wurde nicht
verwirklicht. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. An Lehrern waren
u.a. tätig: Bär Lazarus (1816-1826), Aron Bessels (um 1839/43, u.a. bei der
Synagogeneinweihung genannt), Bär Bessel (gest. 1853), Abraham Willstätter aus
Walldorf (ab 1853), Mayer Abraham Levi (um 1868), Adolf Weil (1869), Straßburger
(1871), Abraham (auch Aron) Heimberger (1873-1908, danach weiterhin im Ruhestand in
Reilingen tätig; unterrichtete 1892 16 Kinder, 1898 10 Kinder, 1899 5 Kinder,
1901 3 Kinder). Lehrer A. Heimberger war Vorstand des von ihm begründeten Pensionsfonds
für israelitische Kantoren und Religionslehrer in Baden, deren Witwen und Waisen.
Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Heidelberg.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1892/1893 S. Oppenheimer,
S. Broda I. und S. Kahn, um 1899 S. Kahn und S. Broda II, um 1901/1903 S.
Oppenheimer, S. Broda I und S. Broda II. Als Rendant wird genannt: um 1892/1893
S. Broda II.
An jüdischen Vereinen bestanden der Wohltätigkeits- und Beerdigungsverein
Chevrah kadischa (um 1888 unter Leitung von S. Broda I), identisch mit
dem 1892 genannten Israelitischen Wohltätigkeitsverein (um 1892/1898
unter Leitung von S. Broda I und Lehrer A. Heimberger; um 1901 unter Leitung von
S. Broda I, Lehrer A. Heimberger, S. Oppenheimer und S. Broda II). Um 1897/1903
wird ein Synagogenverschönerungsverein genannt (unter Leitung von S.
Broda und A. Heimberger), 1925 wird er als Synagogenverein
unter Leitung von Josef Broda genannt.
1925 wurden noch 21 jüdische Einwohner gezählt (0,7 % von 3.009 Einwohnern).
Damals waren die Vorsteher der Gemeinde Josef Broda und Max Kahn. Als Lehrer war
weiterhin der seit 1908 im Ruhestand lebende Abraham/Aron Heimberger am Ort. Er war
weiterhin auch als Schochet tätig. Es gab damals noch ein schulpflichtiges
jüdisches Kind in der Gemeinde, das Religionsunterricht erhielt. 1932
wird als Gemeindevorsteher weiterhin Josef Broda genannt. Als Lehrer und
Schochet kam nun in die Gemeinde Lehrer Heinrich Bloch aus Schwetzingen.
Er unterrichtete in Reilingen im Schuljahr 1931/31 zwei jüdische Kinder.
Bis zur NS-Zeit gehörte jüdischen Einwohnern ein
kleiner Textilhandel, eine Handlung mit Vieh und Hopfen sowie eine
Zigarrenfabrik. Auch ein jüdischer Arzt hatte 1933 vorübergehend seine Praxis
am Ort. Die Eigentümer dieser Handels- und Gewerbebetriebe waren
(mit Anschrift): Zigarrenfabrik Gebr. Bär (Hauptstraße 68 und 74), Textilhandlung Hedwig Broda
(Hauptstraße 101), Vieh- und Hopfenhandlung Nathan Falk (Hauptstraße 54), Textilhandlung Geschwister Else und Betty Kahn
(Hauptstraße 182) sowie die Arztpraxis Dr. Herbert Kohn (Hauptstraße 159).
1933 lebten 11 jüdische Personen am Ort (0,4 % von insgesamt 3.114
Einwohnern). Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung sowie
der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen die meisten von ihnen in den
folgenden Jahren Reilingen, verzogen in andere Orte oder konnten emigrieren.
Beim Novemberpogrom 1938 wurden jüdische Wohnungen überfallen und verwüstet,
u.a. drangen halbwüchsige Schulkinder unter Führung ihres Lehrers in die
Wohnung der Geschwister Kahn ein und demolierten sie völlig. Die alten Damen
mussten durch ein Fenster in den Garten springen. 1939 wurden noch drei jüdische Einwohner gezählt. Der letzte jüdische Einwohner - Max Kahn,
kaufmännischer Angestellter in einer Zigarrenfabrik, bis 1933 Schriftführer
beim Turnerbund in Reilingen - wurde am 22. Oktober 1940 von Reilingen aus in
das KZ Gurs nach Südfrankreich deportiert und ist umgekommen.
Von den in Reilingen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hermann Baer (1860),
Fanny Beißinger geb. Kahn (1873), Hedwig Broda (1873), Minna Fränkl geb.
Reilinger (1881), Johanna Imber geb. Kahn (1889), Benny Kahn (1886), Betty Kahn
(1880), Elise Kahn (1878), Max Kahn (1883), Irmtraud Kohn (), Max Moses
Oppenheimer (1883), Nathan Oppenheimer (1875), Tekla Sander geb. Reilinger
(1882), Adelheid Westheimer (1858), Nanette Wolf geb. Mayer (1853).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle eines Hilfsvorbeters für die hohen Feiertage (1893 / 1907)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 17. August 1893: "Gesucht wird in hiesiger Gemeinde
ein Hilfsvorbeter für die ehrfurchtgebietenden Tage.
Reilingen bei Schwetzingen. Sel. Oppenheimer, Vorstand."
|
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1907:
"Hilfsvorbeter
für die hohen Feiertage
gesucht.
Meldungen an S. Broda II.
Reilingen bei Mannheim." |
Schulkandidat Aron Bessels wird Lehrer und Vorsänger
in Reilingen (1843)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 5. Juli 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die
mit dem Vorsängerdienste vereinigte Lehrstelle an der neu errichteten
öffentlichen israelitischen Schule bei der israelitischen Gemeinde Reilingen
im Unterrheinkreise, wurde dem bisherigen Religionsschullehrer bei
derselben, Schulkandidaten Aron Bessels von dort, übertragen."
|
Zum Tod von Oberlehrer Adolf Weil
in Eichstetten (1929; war um 1869 Lehrer
in Reilingen)
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 28. März 1929: "Freiburg im
Breisgau (Oberlehrer Adolf Weil). Am vergangenen Freitag wurde ein
verdienter Veteranen des Lehrerstandes, Oberlehrer Adolf Weil, wenige
Tage vor seinem 82. Geburtstage zu Grabe getragen. 36 Jahre wirkte der
Heimgegangene als Hauptlehrer an der Simultanschule in
Eichstetten, wo ihm schon vor einer
Reihe von Jahren von der Oberschulbehörde das Amt des Oberlehrers und
Schulleiters übertragen worden war. Früher war er an der Volksschule in
Reilingen, Sandhausen und
Michelfeld tätig. Ein kenntnisreicher,
vielseitig gebildeter Mann von vorbildlicher Pflichttreue und hervorragende
Eignung für sein verantwortungsvolles Lehrer- und Erzieheramt, hat mit ihm
das Zeitliche gesegnet. Seine segensreiche Wirksamkeit ist von der Regierung
durch die Verleihung des Verdienstkreuzes vom Zähringer Löwen anerkannt
worden. Die zahlreiche Beteiligung an seiner Bestattung, bei der der
Synagogenrat und die Ortsbehörde von
Eichstetten und zahlreiche seiner Kollegen von Stadt und Land zugegen
waren, sowie die Nachrufe am Grabe - es sprach Religionslehrer Strauß für
die Bezirkskonferenz und den Natalie Eppstein-Verein, Oberlehrer Gänshirt
für die Schulbehörde in Eichstetten,
Herr Heinrich Mayer - Freiburg für den
Reichsbund jüdischer Frontsoldaten - legten Zeugnis ab von der allgemeinen
Wertschätzung, der er sich erfreuen durfte. Der Landwehr- und
Reservistenverein, dem der Verstorbene als Schriftführer angehörte, legte
einen Kranz nieder. Der Oberrat der Israeliten, die Bezirkssynagoge und der
Synagogenrat Eichstetten ließen durch den Mund des Herrn Bezirksrabbiners
dem verdienstvollen Religionslehrer Dank und Anerkennung aussprechen. Herr
Bezirksrabbiner Dr. Zimels zeichnete in seinem warm empfundenen
Nachruf die Lehrertugenden, welche den Entschlafenen in hohem Maße
auszeichneten. Auch im Ruhestand hat der bis zuletzt körperlich und geistig
ungewöhnlich rüstige Mann in Freiburg, dass er sich zu seinem alten Sitze
ausersehen hatte, seine Unterrichtstätigkeit fortgesetzt wie er sich auch
auf sonstigen Gebieten: im jüdischen Jugendbund, für den Naphtali
Epstein-Verein und den Landeswaisenverein mit Eifer und Erfolg betätigte." |
Zum 25-jährigen Dienstjubiläum des Lehrers Abraham/Aron Heimberger
(1881; Lehrer in Reilingen seit 1874)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1881:
"Wiesloch. Es dürfte den verehrlichen Lesern des 'Israelit' nicht
uninteressant sein von einer Feierlichkeit zu lesen, die in unserem
Nachbarorte Reilingen zu Ehren des Herrn Lehrers A. Heimberger, der
am verflossenen Schabbat Nachamu sein 25jähriges Dienstjubiläum
feierte, veranstaltet wurde. Den Glanzpunkt der Feierlichkeit bildete die
Rede des Herrn Jubilars während des Gottesdienstes, der in schönen
Zügen mit ergreifenden Worten sein 25jährige Wirksamkeit als
Religionslehrer vorführte, auf die Worte: 'Bis hierher hat uns Gott
beigestanden' (1. Samuel 7,12) sich stützend, warf er einen
Rückblick auf seine verflossene Amtstätigkeit. Wenn er sein Verhältnis
zu der Gemeinde während seiner hiesigen Wirksamkeit betrachte, müsse er
sagen, dass es Gott zu danken sei, wenn sich Gemeinde und Lehrer in einem
guten Einvernehmen befänden, auch das Judentum brauche nicht zu verzagen,
wenn, wie in der neuesten Zeit gefahrdrohende Wolken am Himmel sich
aufzutürmen scheinen. 'Bis hierher hat Gott geholfen, Gott wird auch
weiter helfen, wenn Euch Tora und Gebote heilig sind.' Tut Eure
Pflicht und Schuldigkeit, so werde ich auch das ausführen, was ich Euch
besprochen habe. (Entsprechend dem letzteren Gedanken ein Zitat von Raschi).
- Den weiteren Ausführungen des geehrten Redners zu folgen, würde zu
weit führen. Ich will nur noch anführen, dass sich eine recht
gemütliche Festesstimmung bei der im Hause des Jubilars stattfindenden dritten
Mahlzeit bei sämtlichen Teilnehmern zeigte und dass es an Toasten und
sinnreichen Trinksprüchen nicht fehlte. Als Beweis für die Liebe und
Anhänglichkeit zu ihrem Lehrer überreichte der Synagogenrat Namens der
Gemeinde und der Schuljugend dem Jubilar einen prachtvollen, silbernen
Pokal und noch verschiedene sehr nennenswerte Geschenke. Möge es dem
Jubilar vergönnt sein, noch viele Jahre zum Heile seiner Gemeinde in dem
schönen Berufe eines Religionslehrers wirken zu können; möge der
Allgütige ihn bewahren vor jedem Ungemach in Frieden und Freuden, noch
lange bei seinen Angehörigen verbleiben zu können, damit wir nach
weiteren 25 Jahren von einem ähnlichen Feste berichten können. A." |
Lehrer Abraham/Aron Heimberger
veröffentlicht ein Rätsel (1889)
Rätsel
in "Der Israelit" vom 14. März 1889: "Charade. 17 hebräische
Buchstaben.
Obige 17 Buchstaben ergeben die fünf folgenden Worte:
1) Eine Beschützerin jüdischer Knaben. 2) Eine Sidra. 3) Ein Nachkomme
Sems. 4) Ein Getränk. 5) Ein Gewürz.
Die Anfangsbuchstaben von oben nach unten und die Endbuchstaben von unten
nach oben besagen was? Reilingen. A. Heimberger, Lehrer." |
Festrede von Lehrer Abraham/Aron Heimberger zur Fahnenweihe des Militärvereines
(1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1891: "Reilingen
(Baden). Zu der am 10. Mai stattgehabten Fahnenweihe des hiesigen
Militärvereins war der israelitische Lehrer, Herr A. Heimberger,
vom Vorstande eingeladen worden, die Festrede zu halten. Seine ungefähr
eine halbe Stunde dauernde Rede wurde von der wohl 3.000 Köpfe zählenden
Menge begeistert aufgenommen. Diese Vorgang ist ein sichtlicher Beweis,
dass dahier die verschiedenen Konfessionen in Frieden und Eintracht
zusammenleben." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Juni 1891: "Bei der Fahnenweihe des Militärvereins in Reilingen
hielt der dortige israelitische Lehrer Herr Heimberger auf
Einladung des Vereinsvorstandes die
Festrede." |
Auszeichnung für Lehrer Abraham/Aron Heimberger (1898)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Oktober 1898:
"Nachdem aus dem Vermächtnis der Michel Weil Eheleute in Straßburg
zur Verleihung von Preisen auf 2. August dieses Jahres die Summe von 640
Mark der Behörde zur Verfügung gestellt worden ist, hat dieselbe dem
Hauptlehrer Elias Jakob in Bühl einen Preis von 200 Mark und den
Religionsschullehrern Nathan Wolf in Sennfeld, Abraham Heimberger in
Reilingen, Jesaias Schwarzwälder in Schluchtern
und Moses Lippmann in Karlsruhe je einen Preis im Betrage von 100 Mark in
Anerkennung ihrer langjährigen, verdienstlichen Leistungen auf dem Gebiet
des israelitischen Religionsunterrichts zuerkannt. Der Restbetrag von 40
Mark wurde zum Ankauf geeigneter Bücher, welche als Aufmunterungspreise
an jüngere strebsame Lehrer verteilt werden sollen,
bestimmt." |
Zum 70. Geburtstag und zum 50jährigen Dienstjubiläum des Lehrers Abraham/Aron Heimberger (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1904:
"Hockenheim, 22. Juni (1904). Gestern beging Herr Lehrer A.
Heimberger in Reilingen sein 70. Geburtstagsfest und den Gedenktag einer
30jährigen Wirksamkeit an diesem Orte, bei einer gesamten Dienstzeit von
50 Jahren. Eine kleine, aber erhebende Vorfeier wurde am 19. dieses Jahres
von den israelitischen Religionslehrern des Rabbinatsbezirkes Heidelberg
und Reilingen abgehalten. Eine Deputation von sechs Kollegen übergab dem
Gefeierten einen Ruhesessel mit einem Glückwunschschreiben, worin die
Verdienste erwähnt waren, die sich der Jubilar als tüchtiger Schulmann
und als Gründer und Präsident des Pensionsfonds für israelitische
Lehrer und Kantoren in Baden erworben hatte. Herr Rabbiner Dr. Pinkuß -
Heidelberg übersandte ein herzlich gehaltenes Anerkennungsschreiben, die
besten Wünsche für einen glücklichen Lebensabend noch anfügend. Die
israelitische Gemeinde Reilingen nahm durch ihre Vertreter freudige
Veranlassung, ihren schon oft durch erkenntliche Aufmerksamkeiten
bedachten Beamten mit einem schönen Silbergeschenk zu erfreuen. Tief
bewegt dankte der Jubilar für die Ehrung; er freue sich, dass seine
berufliche Tätigkeit und das Wirken für den Lehrerstand anerkannt wird.
Bei dem darauf folgenden gemütlichen Zusammensein, wobei die Familie Heimberger eine gute Bewirtung erfolgen ließ, wurden noch herzliche Worte
gewechselt von dem Vorstande der dortigen Gemeinde und den Lehrern zum
Wohle der Familie. Mit den besten Eindrücken verlief das Fest für den
Geehrten der Ehrenden.
Am Geburtstage selbst wurden Herrn Heimberger
zahlreiche Beweise der Liebe und Freundschaft gebracht. Im Auftrage des
Großherzoglichen Oberrats der Israeliten überbrachte Herr Rabbiner Dr.
Pinkuß persönlich ein Gratulationsschreiben und ein Geldgeschenk von
hundert Mark." |
|
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 16. Juni 1904: "Aus Baden. Am
21. Juni beging Herr Lehrer Aron Heimberger in Reilingen seinen 70.
Geburtstag. Die vielen Freunde des verdienten Seniorkollegen werden freudige
Veranlassung nehmen, ihre Glückwünsche darzubringen. Die Mitglieder des
früher bestandenen Pensionsfonds für israelitische Lehrer, dessen Gründer
und Leiter der Jubilar bis zur Übergabe desselben in die Verwaltung des
Großherzoglichen Oberamts der Israeliten war, werden durch diese Mitteilung
sich besonders verpflichtet fühlen ihre Erkenntlichkeit in der Form eines
Glückwunschschreibens auszusprechen. " |
|
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. Juli 1904: "Hockenheim. Am
22. Juni beging Herr Lehrer A. Heimberger in Reilingen sein
70. Geburtstagsfest und den Gedenktag einer 30-jährigen Wirksamkeit an
diesen Orte, bei einer gesamten Dienstzeit von 50 Jahren. Aus dieser
Veranlassung wurde eine kleine, aber erhebende Vorfeier von den
israelitischen Religionslehrer des Rabbinatsbezirks Heidelberg in
Reilingen veranstaltet. Eine Deputation von sechs Kollegen übergab einen
Ruhesessel mit einem Glückwunschschreiben...," Bericht wie
oben im "Israelit" |
85. Geburtstag von Lehrer
a.D. Abraham/Aron Heimberger (1921)
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 8. Juli 1920: "Reilingen. Am
21. dieses Monats feierte in seltener geistiger wie in körperlicher Frische
der pensionierte Religionslehrer Herr A.. Heimberger seinen 85.
Geburtstag. Heimberger ist der Senior der badischen Religionslehrer
und Kantoren und der älteste Bürger des Ortes." |
Zum Tod von Lehrer a.D.
Abraham/Aron Heimberger (1926)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 17. Dezember 1926: "Reilingen.
(Todesfall). Mit dem hier im Alter von 92 Jahren verstorbenen
israelitischen Lehrer a.D. A. Heimberger ist der älteste Einwohner unseres
Ortes verschieden. Unter großer Beteiligung fand die Beerdigung statt. Der
Vorstand des Militärvereins überbrachte dem Mitgründer den letzten Gruß.
Auch die Geistlichen beiden Konfessionen beteiligten sich an der
Trauerfeier, während Bezirksrabbiner Dr. Pinkus die Verdienste des
Verstorbenen würdigte." |
|
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 30. Dezember 1926: "Am 16. November
ist der älteste jüdische Religionslehrer Badens Aron Heimberger im
gesegneten Alter von 92 Jahren aus unserer Mitte geschieden. Mehr als 50
Jahre hat der Verewigte in verschiedenen Gemeinden Badens zuletzt in
Reilingen, woselbst er auch seine Ruhe Jahre verbrachte, gewirkt.
Ein besonderes Verdienste um die jüdische Lehrerschaft seines Heimatlandes
hat er sich durch die Gründung einer Pensionskasse erworben; nach
vieljähriger unablässiger Tätigkeit konnte er im Jahre 1895 der Zentralkasse
40.000 Mark als Grundstock zum weiteren Ausbau durch die Zentralbehörde
übergeben.
Die hohe Verehrung, welche der Verblichene in allen Kreisen der Bevölkerung
genoss, kam bei der Beerdigung zum Ausdruck. Neben seiner Gemeinde und
vielen Berufskollegen, gaben ihm auch die katholische und evangelische
Geistlichkeit das letzte geleitet. Er ruhe sanft in Frieden!" |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Feier des Geburtstages des
Großherzoges in der Schwetzinger Synagoge unter Beteiligung der Reilinger
Schuljugend (1839)
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 27. September 1839: "Schwetzingen,
30. August. Die Feier des hohen Geburtstages unseres vielgeliebten
Großherzogs beschränkte sich bei den Israeliten Badens bis jetzt nur auf
die Synagogen eines jeden Rabbinatssitzes, während die Israeliten der
Dorfgemeinden ihre Gefühle für unseren väterlichen Landes haben an diesem
Tage nicht wie ihre christlichen Mitbürger durch würdige Feier dartun
konnten. Diesem Mangel abzuhelfen hat unser allgemein verehrter Geistlicher,
Herr Bezirksrabbiner Fürst von Heidelberg, angeordnet, dass
alljährlich außer zu Heidelberg, die Feier des allerhöchsten Geburtstages
auch in einer anderen Synagoge des Rabbinats stattfinden solle, wobei die
israelitische Schuljugend des ganzen Amtsbezirks die Feierlichkeit durch
passende Choralgessänge zu heben habe, und für die diesjährige Feier ward
die Synagoge dahier bestimmt.
Diese Feier fand nun gestern in der hierzu mit Blumengewinden festlich
ausgeschmückten Synagoge morgens um 10 Uhr statt.
Zuerst sang die Schuljugend der Gemeinden
Schwetzingen, Reilingen und
Hockenheim, unterrichtet von den, wie
im übrigen, so auch im Gesangunterricht tüchtigen Lehrern Bessels (sc.
Reilingen), Flehinger und Marx die von den Rabbinen angegebenen
Psalmen 21. 45. 61. 63. 72 und einige von eben denselben bezeichnete Lieder
In deutscher Sprache.
Hierauf folgte ein angemessenes Gebet, und eine sehr gehaltvolle Rede des
Herrn Bezirksrabbiners Fürst, worin derselbe mit eindringlichen
Worten die Gemeinde (es wird an diesem Tage auch der Eid der Treue
geschworen) zur Ergebenheit, Liebe und Anhänglichkeit aufforderte, die wir
der hohen Milde, Weisheit und Gerechtigkeit unseres teuren Landesvaters
schuldig seien, die Anhänglichkeit an unser vielgeliebtes Vaterland an das
Herz legte und den Segen des Himmels für Fürst und Vaterland erflehte. Der
hierauf den Beschluss machende Choralgesang der Schuljugend gereichte, teils
wegen der guten Auswahl der Gesänge, dem Herrn Rabbiner, welcher die
Feierlichkeit leitete, teils wegen der sehr fleißigen Einübung, den
erwähnten Lehrern zur großen Ehre bei der ganzen Versammlung, welche nicht
nur aus Synagogenräten und israelitischen Bürgern des Bezirks bestand,
sondern welcher auch die Geistlichkeit, löblicher Gemeinderat, sämtliche
Amtspersonen und viele christliche Bürger beiwohnten. " |
Die Israelitische Gemeinde
Reilingen setzt sich für die Gleichstellung der staats- und gemeindebürgerlichen
Rechtsverhältnisse ein (1846)
Artikel
in "Die Reform des Judentums" vom 18. November 1846: "Referate. Kammer
Verhandlungen über die Emanzipation der Juden in Baden. Brentano. Meine
Herren, ich habe Ihnen zuerst über die in der heutigen Sitzung eingekommenen
Petitionen Bericht zu erstatten.
Es ist in der 13. öffentlichen Sitzung in diesem Hause eine Petition der
israelitischen Gemeinde Reilingen vorgelegt worden, deren
Schlussantrag dahin geht: eine hohe zweite Kammer wolle dahin wirken, dass
die Israeliten mit ihren christlichen Mitbürgern in den staats- und
gemeinde-bürgerlichen Rechtsverhältnissen gleichgestellt werden. An diesen
Antrag der Petition reiht sich die Bemerkung an, dass die christlichen
Mitbürger mit dem gestellten Antrage einverstanden sind, was durch die
Unterschrift des Bürgermeisters, Gemeinderats und 73 Mitgliedern der
Gemeinde bezeugt wird. Wenige Tage nachher wurde in der Kammer durch den
Abgeordneten Fauth, zu dessen Amtsbezirk bekanntlich diese Gemeinde
gehört, eine Erklärung des Bürgermeisters und zwei Mitgliedern des
Gemeinderats übergeben, in welcher dieselben erklären, dass sie zur
Unterschrift der Petition der Israeliten durch Täuschung gebracht worden
seien, indem man ihnen vorgespielt habe, dass die Petition den Zweck habe,
den Sabbat auf den Sonntag zu verlegen, um die Blüte des Hopfenhandels zu
befördern. (Fauth: ich will nur erklären, dass ich von dieser Petition
nichts gewusst habe). Darüber kann sich jeder seine Gedanken selbst machen,
ob Sie etwas davon gewusst haben oder nicht. Es wurde in dem Bericht der
Petitionskommission hervorgehoben, dass diese zweite Petition,
beziehungsweise Erklärung einzelner Mitglieder des Gemeinderats und
Bürgerausschusses nicht unterschrieben sei, und man auch nicht annehmen
wolle, dass der Gemeinderat, der an der Spitze der Unterschriften gestanden
ist, sich habe täuschen lassen.
Heute wird nun eine Petition vorgelegt, von deren Erscheinen ich und mehrere
meiner Freunde schon vor einigen Tagen in Kenntnis gesetzt wurden. Ich
könnte Ihnen sagen, wer die Petition hervorgerufen hat, allein es ist nicht
notwendig, man wird sich dies denken können (Fauth: der Kommissionsbericht -
Hecker: nein, der Abgeordnete Fauth). In dieser Petition sagen die
Mitglieder des Gemeinderats und 143 christliche Bürger aus, dass auch der
Bürgermeister mit dem Gemeinderat und Bürgerausschuss von den Israeliten zu
den Unterschriften durch die Täuschung veranlasst worden seien, bloß dadurch
die Beurkundung der Echtheit der Unterschrift der Israeliten zu geben. Nun.
ich glaube, es gehört ein großer Mut dazu, mit einem solchen testimonium..."" |
"Makkabäerfeier" zum Chanukkafest der
zionistischen Ortsgruppe Schwetzingen (mit
Hockenheim, Ketsch und Reilingen) (1902)
Artikel
in "Jüdische Rundschau" vom 9. Januar 1903: "Mannheim, 29. Dezember 1902.
Die hiesige Ortsgruppe hielt am Sonntagnachmittag in
Schwetzingen eine Makkabäer-Feier
ab. Erschienen waren alle jüdischen Familien dieser Stadt sowie viele von
Hockenheim,
Ketsch und Reilingen. Namens der
Veranstaltung begrüßte Julius Wertheim die Anwesenden, worauf der Vorstand
der Schwetzinger Gemeinde, Herr
Samuel Levi dankte. Nach dem Prolog, den Frl. Kaufmann -
Ketsch gesprochen und nach Entzünden des
Chanukkalichtes hielt unser Gg. Eichstetter -
Schwetzingen, den wir seit dem
Mannheimer Delegiertentag, dem er als Gast beiwohnte, zu den unsrigen
zählen, eine zündende Ansprache an die vollzählig vertretene Jugend, der
sich mit einigen Worten der Leiter der Versammlung, Gg. Wertheim anschloss.
Wunderbar vorgetragenen Lieder aus jüdischen Motiven, von Frl. Betti Hanf
und Klaviervorträge der Frl. Eugenie Hanf -
Schwetzingen und Alexander -
Hockenheim leiteten zu der Festrede
ein, die unser Gg. Julius Simon - Mannheim in formvollendeter Weise hielt.
Tosender Beifall lohnte die klaren Ausführungen des Redners. Vorträge
humoristischer Art unseres Gg. Traub, wiederholte musikalische Darbietungen
oben erwähnter Damen wechselten mit weiteren Ansprachen ab. Alles in allem:
wir haben einen Nachmittag verbracht, auf den wir mit Stolz blicken dürfen.
Wir werden uns freuen, Ihnen in Kürze den Gesamtvorstand unserer neuen
Ortsgruppe Schwetzingen -
Hockenheim -
Ketsch - Reilingen mitzuteilen.
" |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Jacob Baer sucht eine Stelle für ein Mädchen aus der
Gemeinde (1887)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1887: "Für
ein israelitisches Mädchen aus achtbarer Familie, welches seine
Lehrzeit in einem Glas, Porzellan-, Kurz-, Galanterie- und
Spielwarengeschäft beendet, wird in einem ähnlichen Geschäft, am
liebsten in Süddeutschland, eine Stelle als Verkäuferin gesucht.
Gefällige Anfragen wolle man an Jacob Baer in Reilingen (Baden)
richten." |
Anzeige des
Manufakturwaren-Geschäftes Karl Kahn (1924)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 13. März 1924: "Mädchen
aus guter Familie, welches in Hausarbeiten bewandert und auch etwas
kochen kann, für kleinen Haushalt gesucht.
Karl Kahn Manufakturwaren-Geschäft
Reilingen bei Schwetzingen/Baden." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Anfang des 19. Jahrhunderts wird
erstmals ein Betsaal beziehungsweise eine Synagoge genannt. Um 1812
brannte es in der Synagoge, wobei mindestens eine Torarolle verbrannt ist. Der
damalige Lehrer und Vorsänger war Lazarus Bär. Bis 1841 war der Betsaal im
Haus des Jakob Levi in der Wörschgasse (frühere Judengasse; erstes Haus auf
der linken Straßenseite) untergebracht. Um 1830 war dieser Betsaal zu eng und
das Gebäude baufällig. Es wurde einige Zeit später (nach 1840) abgebrochen (hier ist
heute ein Parkplatz).
Zur Finanzierung eines neuen Bethauses wurde 1831
ein Synagogenbauverein gegründet. Die Mitglieder verpflichteten sich zu
regelmäßigen Zahlungen, die einem Fonds zugeflossen sind. 1839 war so viel
Geld zusammengekommen, dass man an den Bau der Synagoge gehen konnte. 1839/40
wurde sie nach Plänen des Mannheimer Bezirksbaumeisters Friedrich Dyckerhoff (Schüler
von Friedrich Weinbrenner) in der Hockenheimer Straße 18 erbaut. Die
Bauarbeiten mussten mehrmals ausgeschrieben werden, um möglichst günstige
Angebote der Handwerker zu bekommen. Ein jüdischer Maurer namens Raphael Mayer
übernahm die Maurerarbeiten einschließlich des rituellen Bades und der "gepflasterten
Kandel" für 2.400 Gulden. Die Synagoge wurde laut Plan des
Bezirksbaumeisters gebaut. Lediglich statt der breiten Speicherfenster sollte im
vorderen Giebel ein dreifach gekoppeltes Fenster oder ein Rundbogenfenster
angebracht werden. Offensichtlich einigte man sich auf das Dreifach-Fenster, das
noch heute im Giebel erhalten ist. Auch die jüdische Schule war in dem Gebäude
untergebracht.
Die Einweihung der Synagoge war am 13.
November 1840 (17. Cheschwan 5601) durch Bezirksrabbiner Salomon Fürst aus
Heidelberg. Aus dem nebenstehenden Artikel geht hervor, dass anlässlich der
Einweihung eine (aus diesem Anlass übliche) Prozession (mit den Torarollen) vom
bisherigen Betsaal in die neue Synagoge stattgefunden hat. Offenbar gab es
damals auch einen Synagogenchor unter Leitung des Schullehrers Aron Bessels.
Artikel
in der Zeitschrift "Israelitische Annalen": 19. Februar 1841: Literatur.
Vorträge bei der Einweihung der neuen Synagoge zu Reilingen, gehalten am
13. November 1840. Von S. Fürst, Großherzoglich Badischer
Bezirksrabbiner zu Heidelberg. (Das. bei Groos.)
Mit einem herzlichen Vorworte, worin der schöne Eifer des dortigen
Schullehrers Aron Bessels in Förderung des Choralgesanges gerühmt wird,
werden diese Vorträge eingeführt, deren einer das Verlassen des alten
Gebäudes, der andere die Einweihung des neuen feiert. Wir bedauern, dass
wir diese Rede erst so spät lesen konnten, und machen alle unsere jungen
Theologen auf diese salbungsreichen, kräftigen Predigten aufmerksam, die
ebenso populär als gefühlvoll ausgedrückt, jeden Kenner ansprechen
müssen, auch einen erfreulichen Beweis von dem Streben des Verfassers
darbieten." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. April 1841:
"Vorträge bei der Einweihung der neuen Synagoge zu Reilingen,
von S. Fürst, Großherzoglich Badischer Bezirksrabbiner zu
Heidelberg. Preis geh. 3 1/2 Ngr. = 3 gGr. = 15 Kr. Folgendes Urteil
eines kompetenten Richters findet sich über diese Vorträge in den
Israelitischen Annalegen dieses Jahres No. 8 von Herrn Dr. J. M. Jost in
Frankfurt am Main.: es wird obiger Artikel zitiert." |
Nach ihrer Fertigstellung erfüllte die Synagoge ihren
Zweck zur Zufriedenheit der Gemeinde. Einige Jahre nach der Fertigstellung
musste noch ein Ofen für das rituelle Bad angeschafft werden. 1873 wurden vor
der Synagoge zwei junge Linden zur Erinnerung an den siegreichen
Frankreichfeldzug 1870/71 gepflanzt. Auch ein jüdischer Soldat aus Reilingen -
Wolf Liebmann - war als Soldat dabei gewesen.
Bereits um 1910 hatte die kleiner gewordene
Gemeinde Schwierigkeiten, die für den Gottesdienst nötigen 10 Männer zu
sammeln. 1929 wurde das Gebäude verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut
(zeitweise mit einem Friseurgeschäft und bis 1960 einem Volksbad). Die Kultgegenstände
wurden dem Israelitischen Oberrat in Karlsruhe übergeben.
Bis heute erinnern die neuromanischen Formelemente an der
Fassade des Gebäudes an die frühere Geschichte des Hauses. Seit 1984
befindet sich zudem eine Hinweistafel am Gebäude. Ein Tora-Vorhang aus der
Synagoge, der 1936 von Rechtsanwalt R. Weill aus Karlsruhe nach Israel gebracht
wurde, wird in der Synagoge von Kfar Schemarjahu (nördlich von Tel Aviv) in
einer Vitrine aufbewahrt. Dieser Tora-Vorhang war 1880 von einer oder mehreren
Frauen aus Reilingen gestickt und vor dem Tora-Schrein aufgehängt worden.
Nachdem er seit 1936 zum Schmuck des Toraschreines in der Synagoge von Kfar
Schemarjahu verwendet wurde, kam er aus Altersgründen zunächst in das Israel
Museum in Jerusalem, von dort wieder zurück in eine Vitrine der Synagoge Kfar
Schemarjahu.
Fotos
Historische Fotos
(Quelle: Stadt Reilingen; Foto von 1925 Quelle: hier
anklicken):
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Postkarte von 1904 - Ausschnitts-
vergrößerung mit Synagoge links |
Die Synagoge -
Fotografie um 1925 |
Aufnahme der zu einem Wohnhaus
umgebauten Synagoge, ca. 1938 |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985
(Fotos: Hahn) |
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In der Hockenheimer Strasse überragt
die Synagoge bis
heute
die Nachbarhäuser |
Ansicht von Westen mit den noch
erhaltenen neuromanischen
Formelementen |
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Toravorhang aus Reilingen, 1880 von
Reilinger Frauen
gestickt, jetzt in Kfar
Schemarjahu/Israel |
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Fotos 2003
(Fotos: Hahn) |
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Straßenseite der
ehemaligen Synagoge |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
März 2012:
Presseartikel über die Geschichte des
Synagogengebäudes |
Artikel von Gisela Jahn in der
"Schwetzinger Zeitung" vom März 2012: "Serie 'Alte
Häuser und ihre Geschichten' (4): Hockenheimer Straße 18 beherbergte von
1836 bis 1927 die Synagoge. Zeugnis jüdischer Geschichte.
Reilingen. Es ist noch immer ein schmuckes Gebäude, die ehemalige
jüdische Synagoge in Reilingen in der Hockenheimer Straße 18. Von
Autofahrern wird es kaum bemerkt, weil dort ein hohes Verkehrsaufkommen
den Blick hinauf zu dem dreifach gekoppelten Fenster und den
neuromanischen Formelementen an der Fassade des Gebäudes kaum zulässt.
Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte..."
Link
zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 246-247. |
| Bildband 700 Jahre Reilingen. 1984. |
| Philipp Bickle: Aus der Geschichte der Reilinger Juden, in: Ortschronik
Reilingen. 1986. S. 361-368. |
| Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Mannheim, in: Die
Kunstdenkmäler Badens X,3. 1967. S. 310. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 495-496. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
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| Christiane
Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine
Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften
der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter
Heidelberg 2012.
Zur Synagoge in Reilingen: S. 56-58. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Reilingen Baden. The first Jews settled
in the 18th century, erecting a synagogue in 1840. The community reached a peak
population of 112 in 1871, dropping to 42 in 1900 (total 2,349) after the exodus
of the young. In 1933, the Jewish population was 11, with Jews owning two
textile stores and a cigarette factory. Four perished in the camps after 1940; a
few managed to reach the U.S.
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