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in Ichenhausen
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der Rabbiner und jüdischen Lehrer in Ichenhausen
Ichenhausen
(Kreis Günzburg)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Hier: Texte zum jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben sowie zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Ichenhausen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Übersicht:
| Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde
- Geschichtliches vom ehemaligen Markt und der
nunmehrigen Stadt Ichenhausen - zur jüdischen Geschichte (Artikel von 1928)
- "Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Ichenhausen" von Hauptlehrer Jakob Blum (1935) |
| Kleine Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
- In
der Gemeindeverwaltung von Ichenhausen sind vier jüdische Männer tätig
(1847)
- Aus
einem Reisebericht: Eindrücke aus der jüdischen Gemeinde Ichenhausen
(1850)
- Artikel von 1865
- Die Gemeinde in Ichenhausen achtet auf Wohltätigkeit
wie auf Toralernen (1865)
- Königlicher Besuch in Ichenhausen (1867)
- Chanukkafeier in der Gemeinde (1921)
- Aufführung
eines Palästinafilmes und Vortrag über den Zionismus (1925)
- Erweiterung des Gebietes der Israelitischen Gemeinde (1927)
- Schenkung von
Max Koschland aus San Francisco (1929)
- Aufführung des Jüdischen Jugendvereins (1930)
- Chanukkafeier in der
Gemeinde (1930)
- 50jährige Gründungsfeier für den Verein Bikkur
Cholim (1930)
. Vortrag
von Rabbiner Schwab über "Um die Heimat des Judentums?" (1933!) |
| Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
- Zum Tod von
Rabbi Jacob Hirsch Holländer (1867)
- Goldene
Hochzeit von Heinrich und Sophie Bißinger (1898)
- Zum
Tod des aus Ichenhausen stammenden Nathan Hirsch (in München, 1900)
- Zum Tod von Mina
Friedberger (1911)
- Ehrung
des 1. Kultusvorstehers Michael Sulzer und Verleihung des Ehrenbürgerrechts
(1911)
- 40-jähriges
Amtsjubiläum des Kultusbeamten Moritz Meinfelder (1912)
- Hermann Reichenberger erhält das Eiserne Kreuz (1914)
- Unteroffizier
Emil Heilbronner wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1916)
- Vizefeldwebel
R. Kann und Unteroffizier Max Meyer werden mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet (1917)
- Zum Tod von
Mina Gerstle geb. Hirsch (1921)
- Zum
Tod des aus Ichenhausen stammenden Anselm Hirsch (1922)
- Zum
Tod des langjährigen Gemeindevorsitzenden und Stadtrates Aaron S.G. Heller
(1931)
- Zum
Tod des langjährigen Synagogendieners Moses Meinfelder (1933)
- Zum Tod von Leopold Koschland (1934)
- Beiträge
von zwei Schülerinnen - Irmgard und Renate Regensburger - zu den
Hohen Feiertagen (1936)
- Zum Tod von Siegfried Erlanger (1937)
- Zum
Tod von Frieda Krämer nach ihrer Reise (Auswanderung?) nach Kanada (1937)
- Trauerrede für
Frieda Krämer (1937) |
| Anzeigen jüdischer
Personen / Gewerbebetriebe
- Anzeige
des Glas-, Porzellan- und Eisenwarengeschäftes Heinrich Wimpfheimer
(1863)
- Anzeigen
des Eisen- und Tuchgeschäftes Jacob Hirsch & Söhne (1865 / 1867)
- Der
Toraschreiber A. Körber empfiehlt sich (1886)
- Anzeige von
Heinrich Seligmann (1890)
- Werbung
für den Lamm'schen Wochenkalender (1890/1900)
- Anzeige des
Restaurants Falk (1900)
- Anzeigen
des Weiß-, Woll- und Baumwollwarengeschäftes L.S. Friedberger
(1900 / 1901 / 1903)
- S. Henle
wirbt für seine Torawimpel (1900)
- Anzeige von Witwe
J.N. Koschland (1903)
- Anzeigen der
Wurstwarenfabrik Eduard Liebermann
(1911/1928)
- Anzeige
des Putzgeschäftes L. & M. Mann (1912)
- Verlobungsanzeige
von Johanna Hirschberg und Jacob Gradmann (1920)
- Heiratsanzeige
von Moses Gradmann und Adele geb. Fulda (1922)
- Heiratsanzeige
von Hermann Hirschberg und Jenny geb. Gradmann (1922)
- Willy
Goldberg wirbt für seine Wimpeln (1924)
- Verlobungsanzeige
von Dr. Lili Neuwirth und Dr. Julius Ottenheimer (1928)
- Anzeige von Frau
Meinfelder (1928)
- Verlobungsanzeige
von Friedl Goldberg und Benno Goldschmidt (1930)
- Hochzeitsanzeige
von Mina Oppenheimer und Willy Goldberg (1933)
- Heiratsanzeige
von Zipora Meyer und Julius Weil (1934)
- Verlobungsanzeige
von Klara Gutmann und Albert Leiter (1937)
- Verlobungsanzeige
von Hilde Mann und Alfred Gerstle sowie Sophie Emanuel und
Theo David
Gerstle (1937) |
| Einige
Postkarten/Briefe mit Bezug zu jüdischen Gewerbebetrieben und Privatpersonen in Ichenhausen
(aus der
Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
- Geschäftsbrief
von Kriegshaber nach Ichenhausen (1853)
- Brief
von Julius Liebermann nach München (1858)
- Postkarte
von 1876, versandt von Ichenhausen nach Königsbronn
- Geschäftskarte
der Gebr. Krämer & Weimersheimer (1882)
- Postkarte,
versandt von Leopold Bissinger (1888)
- Postkarte
der Fa. L. S. Friedberger nach Ebingen (1889)
- Postkarte
von 1902, versandt von Kleinsteinach nach Ichenhausen
- Postkarte
von 1909, versandt von München nach Ichenhausen
- Postkarte
von 1908, versandt an den Militärapotheker Sigo Bernheimer im
Garnisonslazarett Lager Lechfeld
- Postkarten
von 1908 an Sigo Bernheimer
- Postkarte von 1909
an Sigo Bernheimer
- Karte
an Lina Weimersheimer aus Ichenhausen (1908)
- Postkarte
von Sigmund Erlanger, Ichenhausen (1912)
- Karte
an die Fa. Regensburger in Ichenhausen (1923)
- Karte
aus dem familiären Umfeld des Hollywood-Gründers Carl Lämmle, verschickt
von Frida H. Lämmle aus Ichenhausen (1925)
- Briefkopf
der Kleiderfabrik Gebrüder Sulzer (1934)
- Postkarte
von 1902 an den "Königlichen Gerichtsvollzieher" von Anselm
Gerstle, Ichenhausen
- Brief
an Sigmund Günzburger, Ichenhausen (1886)
- Karte
von David Levy (Trikotwarenfabrik in Hechingen) an Israel Koschland in
Ichenhausen
- Rechnung
von Samuel Gabriel Heller, Ichenhausen für Max Kaiser in Krumbach
(1877)
- Brief
von J. L. Hesselberger aus Fürth an Israel Koschland in Ichenhausen
(1856)
- Rechnung
von Gustav Henle, Ichenhausen für Max Herz in Krumbach (1911) |
| Sonstiges
- Ichenhausener Gebetbuch (1544)
- Erinnerungen
an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Leopold
Coshland (Koschland) aus Ichenhausen (gest. 1860)
- Haustürinschrift
am Haus Friedberger (innerhalb eines Artikels von 1927)
- Patriotisches
Gedicht von J. Blum (1927)
- Kennkarte aus der NS-Zeit für
Elsa Strauß geb. Meier (1939)
|
Allgemeine
Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Geschichtliches vom ehemaligen Markt und der
nunmehrigen Stadt Ichenhausen - zur jüdischen Geschichte (Artikel von 1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April
1928: "Geschichtliches vom ehemaligen Markt und der nunmehrigen Stadt
Ichenhausen (Anmerkung: nachfolgende Ausführungen entnehmen wir dem
unter obigem Titel erschienenen Buche von H. Dekan Heinrich Sinz.
Ichenhausen 1926. Verlag von Josef Wagner.)
Erwerb von Bauplätzen. Als durch den Pressburger Frieden die
Markgrafschaft samt Ichenhausen an die Krone Bayern kam, erhielten die
Juden große Erleichterung. Gemäß gutsherrlicher Verordnung durfte
bisher kein Jude ein Haus im Mittelmarkte besitzen, diese Beschränkung
fiel durch die Toleranz Bayerns. Im Jahre 1808 kaufte nun Marx Jakob das
Haus Nr. 60 im Mittelmarkte (Apotheke) und damit erwachte ein
Widerspruchsgeist gegen alle Grundrentenrechte, der nicht mehr zur Ruhe
kam, bis die Rechte den Berechtigten entwunden waren. Gleich zu Beginn der
neuen zeit, im ersten bayerischen Jahre, tauchten neue, allerdings schön
länger vordringliche Fragen auf, deren Austrag in hitzigem Für und Wider
durchgekämpft wurde.
Schon am 28. November 1798 hatte Obervogt Willibald Staiger und Compagnie
(Böhnle und Konsorten), die sich zu diesem Zwecke zusammenschlossen, von
der hiesigen Ortsherrschaft den an den Markt gegen Aufgang grenzenden so
genannten eigentümlichen St. Annagarten, ¾ Jauchert ungefähr im Maße
haltend, um (wie er sagte) die enorme Summe von 3.855 Gulden gekauft mit
dem ausdrücklich vorbedungenen unbeschränkten Rechte, geräumig schöne
Wohnungen für die Juden und Christen bauen zu dürfen. Der Garten war
wegen der nahen Anliegenheit und Verbindung mit dem Markte teils der am
besten gelegene Platz, teils aber wegen des steten Durchlaufens der Leute
zur Nutzung an Gras und Obst für die Herrschaft der schädlichste. Nach
allpflichtmäßiger Einschätzung hatte der Garten höchstens einen Wert
von 1.200 bis 1.500 Gulden. Die hohe Summe wurde nur bezahlt, weil den
Käufern das unbeschränkte Baurecht eingeräumt wurde und zwar zu einer
Zeit, wo die hiesige Ortsherrschaft solche Erlaubnis zu geben noch im
Stande war und von ihr nur die jurisdiktionellen und grundherrlichen
Effekten auf die zu erbauenden Häuser vorgehalten wurden. Staiger hatte
die anderen Konsorten ausgelöst und das ganze Geschäft schließlich
allein auf sich genommen. Mehrere sehr ansehnliche Häuser, die an
Schönheit, Güte und Ordnung andere in Ichenhausen weit übertrafen,
waren schon erbaut unter Aufwendung eines großen Kapitals. Dieselben
wurden von Christen bewohnt, lauter nützlichen und sehr häuslichen
Leuten, welche durch ihre steten Beiträge die gemeinen Lasten des
Marktes, auch die schon vergangenen aus der Kriegsschuld, mitzubezahlen
halfen. |
Bau
eines neuen Judenhauses (1806). Nun sollte (1806) ein neues Haus in
diesem Garten für die Judenschaft erbaut werden. Da begann eine große
Hetze gegen Staiger, der viele Neider hatte und dem schlimme schädliche
Absichten unterlegt wurden, woran sich auch Bürgermeister Bader (der noch
nicht lange im Markte ansässig war) und Metzger Augustin Seif
beteiligten, die sich beim königlich bayerischen Landgericht, das in
Wettenhausen errichtet war, beschwerten. Staiger verteidigte sich in einem
ausführlichen Schreiben: nach dem Rezesse von 1717 dürfe die Judenschaft
nur 35 Häuser besitzen, abteilen und mit so viel Ehen oder Inwohnern von
ihren Kindern besetzen, als sie will. So sei es bis vor fünf und sechs
Jahren gewesen, wo in manchem Hause nicht nur 12 und mehr, sondern in
manchem Zimmer sogar zwei bis zwei zahlreiche Familien sich befanden,
sodass an manchen Dingen ebenso viele Eigentum hatten als Bewohner im
Hause waren, ohne dass die Grenzen eines jeden Eigentums selbst mehr
bestimmt werden konnten. Das sei, da jetzt 192 Familien hier weilen, der
allgemeinen Gesundheit schädlich und führe zu vielen Prozessen und
Zwistigkeiten der Inwohner. Neue Ansiedlungen seien nicht nur sehr
nützlich, sondern sogar nach Grundsätzen der medizinischen Polizei zur
Abwendung sichtlich drohender und schon wirklich gezeigter Übel höchst
notwendig. Die Judenschaft selbst, so schreibt Obervogt Staiger weiter,
ist dem ganzen Markte allhier, als dem notorisch in der ganzen Gegend
vorzüglichsten Gewerbs- und Handelsorte, nicht nur ganz unschädlich,
sondern durch sich selbst sowohl als wie durch den häufigen Zug von
fremden Leuten jedem, Gewerbe höchst nützlich und der ganzen Gegend
durch Absatz von Holz, Viktualien, Obst und jeden Kleinigkeiten zum
Verkauf am bequemsten und vorteilhaftesten, in dem die Leute jedes
Bagatell bei so zahlreichem Volker teuer genug anzubringen imstande sind
und von der Ichenhausischen christlichen Bevölkerung alle Klasse der
Professionisten sich nähern können. Und da täglich nur auf Boten- und
Taglöhner, ohne anderes wie z.B. Waschen und so weiter zu rechnen, bis 30
und mehr Personen bei den Juden beschäftigt sind, ja sogar durch den
Dienst sich mehrere Christenfamilien nähren können, so kann man
behaupten, dass die Judenschaft zum bestand des Marktes und des im
Vergleich zu anderen Orten und kleinen Städten so unvergleichlich großen
und starken Gewerbes beiträgt, ohne in Anschlag zu bringen, was die
Judenschaft an Gemeindslasten, Kriegslieferungen, Quartieren, Weggeldern
und im Steuerwesen beizutragen hat zur Erleichterung der allgemeinen
Gemeinde. Staiger hatte schon vor einem Jahr für ein neu zu erbauendes
Haus für die Judenschaft bereits das Holz gekauft, Bretter, Kreuzstöcke,
Türen, Beschläge und so weiter herbeigeschafft und dadurch eine
beträchtliche Ausgabe von einigen hundert Gulden erlitten und bat
deshalb, dass ihm, der schon 18 Jahre Amt und Ort Ichenhausen verwaltet,
der Bau gestattet werde (14. Juli 1806).
Das Königliche Landgericht Wettenhausen gab das Gesuch weiter an die
königlich bayerische Landesdirektion in Schwaben zu Ulm und bemerkte
hiezu: Dieserorts ist man der unmaßgeblichen Ansicht, dass dem Beamten
Staiger der obwaltenden Umstände wegen die allergnädigste Erlaubnis zur
Erbauung des neuen Hauses erteilt werde, jedoch unter der doppelten
Klausel, dass 1. bei Erbauung und Veräußerung des Hauses nur auf bessere
Verteilung der schon vorhandenen, keineswegs aber auf Ansiedlung neuer
oder fremder Judenfamilien Bedacht genommen werden soll und dass 2. eine
solche Anhäufung jüdischer Familien in einem und demselben Hause, wie
sie bisher statt hatte, in Zukunft nicht mehr gestattet werde. Um das
letztere desto eher zu bezwecken, würde es vielleicht am besten sein,
wenn von nun an für die Judenschaft in Ichenhausen nicht mehr die Anzahl
der Häuser, die sie bewohnen, sondern die Anzahl der Familien, die sich
häuslich niederlassen darf, allergnädigst bestimmt würde. Dazu dürfte
freilich nötig sein, nähere Untersuchungen darüber anzustellen, wie
viele Judenfamilien sich zu Ichenhausen ernähren können. Am 4. August
1806 kam von der königlichen Landesdirektion in Ulm die Rückantwort an
das Landrichteramt Wettenhausen, welche lautete: Die Erbauung eines neuen
Judenhauses wird zwar nach dem landrichteramtlichen Antrag, jedoch nur
unter der ausdrücklichen Bedingung genehmigt, dass keine fremde Familie
darin aufgenommen werde und dass solches auch für die Zukunft nicht von
mehr Familien zugleich bewohnt werde, es sei denn, dass diese eine von
jenen seien, welche schon in einem anderen Judenhause ihren Insitz haben.
Damit war der Streit um das neue Judenhaus beendigt, dem einen Bau folgten
bald viele andere.
Erlass vom Jahre 1813: Am 31. Juli 1813 wurde folgender Erlass des
königlichen Generalkommissariats des Oberdonaukreises herausgegeben: 1.
Es muss eine Matrikel über die Judenschaft hergestellt werden mit
besonderer Berücksichtigung der Erwerbsart. 2. Der Schulden- und
Vermögensstand der Gemeinde muss so genau als möglich erhoben werden. 3.
Wegen Auflösung der kirchlichen Gemeinden und Verwendung der nach dem
Gesetze überflüssigen Synagogen, dann in Ansehung des dabei angestellten
Personals, wird nähere Entschließung erfolgen; sogleich ist aber die
bisher von den Rabbinern noch ausgeübte Gerichtsbarkeit als erloschen
anzusehen und das Geeignete wegen allenfalls bei denselben anhängigen
Gegenständen von Amts wegen zu verfügen. Vom Patrimonialgerichte wurde
dann den Juden gemäß Auftrag vom 11. August 1813 eröffnet, dass mit dem
23. August die nach dem neuesten Edikte über die Verhältnisse der
jüdischen Glaubensgenossen herzustellende Matrikel begonnen werde.
Ferneres muss jeder Jude einen deutschen Familiennamen annehmen.
Das Letztere hatten viele in der vorhergehenden Jahrzehnten dahier schon
aus eigenem Antrieb getan; die anderen wählten sich neue und durften sie
führen, falls sie nicht zu häufig oder einer bereits bekannten Familie
eigen waren. Nach dem Edikte über die Verhältnisse der Juden sollte auch
mit Ausnahme der bereits ansässigen Familienväter der Schacherhandel
eingestellt sein, namentlich auch für Jünglinge vom 12. bis 30. Jahre.
Es sollte eine Musterung der ledigen Jünglinge, die über 12 Jahre alt,
sohin nicht mehr schulpflichtig sind, stattfinden. Sie sollten zur Auswahl
eines bodenständigen Berufes bestimmt werden und die Realisierung ihrer
Zusage binnen 14 Tagen versichern. Der Kleinhandel im Umherziehen sollte
unterbleiben, außer es ist die Notwendigkeit dieses Erwerbszweiges für
ein Familienoberhaupt bestimmt anerkannt und dann nur für gewisse
Bezirke. Jeder, der die Berechtigung zum Hausierhandel erlangen will, hat
beim Landgerichte um Bewilligung nachzusuchen, die er dann schriftlich
erhält. Ohne diese Erlaubnis darf kein Handel getrieben werden. Alle
anderen in Händen befindlichen Pässe sind ungültig.
Verfassung 1818. Regierungsentwurf 1849. Letzter Vergleich mit der
Ortsherrschaft. Die bayerische Verfassung vom Jahre 1818 sicherte den
nichtchristlichen Glaubensgenossen vollkommene Gewissensfreiheit zu, diese
erhielten aber an den staatsbürgerlichen Rechen nur in dem Maße einen
Anteil, wie er ihnen in der organischen Edikten über |
ihre
Aufnahme in die Staatsgesellschaft gewährt wurde. Das galt auch von den
Juden. Am 7. April 1824 leisteten die Schutzjuden Ichenhausens ihren Eid.
Mit der Ortsherrschaft gab es beständig Streit bald über diese, bald
über jene Grundrentenverweigerung, bis es schließlich zu einem
förmlichen Prozesse kam (1829), der sich zehn Jahre hinzog. Inzwischen
hatte die Regierung 1831 das Versprechen gegeben, die Gesetze über die
Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen zu revidieren. Als dies
nicht geschah, wandten sich die Juden 1846 in ausführlichen Bittschriften
zur Aufhebung aller Ausnahmegesetze an den Landtag. Ein im Jahre 1849
eingebrachter Regierungsentwurf gestand den israelitischen
Staatsangehörigen fortan im ganzen Umfang des Königreiches bei gleichen
Pflichten, auch gleiche staatsbürgerliche und bürgerliche Rechte mit den
christlichen Staatseinwohnern zu und hob alle entgegenstehenden
Bestimmungen früherer Gesetze und Verordnungen auf. Dieser Entwurf wurde
zwar von der zweiten Kammer angenommen, von der Reichsratkammer aber wurde
er am 16. Februar 1850 angelehnt.
Der Prozess zwischen der Gutsherrschaft und Judenschaft in Ichenhausen, in
welchen die ganze politische Lage hineinspielte, endete mit einem
Abgaben-Moderations-Vergleich (dem zweiten) in Augsburg am 9. Januar 1839,
der Vertrag wurde im Protokoll des Landgerichts Günzburg am 29. Januar
1839 protokolliert und vom Königlichen Staatsministerium in München am
11. März 1840 ratifiziert. Beide Teile hegten den Wunsch, den
langjährigen Streit, der beim königlichen Oberapellationsgericht
schwebte, durch einen Vergleich zu beendigen. Die Juden hatten hierzu
ermächtigt den Aron Schwab, Samuel Neuburger, Leopold Hirsch und Daniel
Einstein. Der Rezess von 1818 war zu Grunde gelegt, wobei aber die
Judenschaft auf den Fall, dass infolge der Zeit die israelitischen
Glaubensgenossen im Königreiche Bayern sich gesetzlicher Emanzipation,
d.h. völliger Gleichstellung mit den Bekennern der christlichen
Konfession zu erfreuen hätten, sich in dieser Beziehung ihre Recht
vorbehielt, jedoch mit dem Zusatze, dass dieser Vergleich auf alle 15
Jahre von heute ab gilt. In diesem Vergleiche waren die Abgaben der
Israeliten an die Gutsherrschaft bestimmt. Jeder verheiratete oder
ansässige Israelite hatte jährlich zu bezahlen a) Grundzins 2 Gulden, b)
Feldfrohn in Geld reluiert 3 Gulden, c) Küchengefälle 1 Gulden 15
Kreuzer, d) Herbergsgeld 2 Gulden, im ganzen 8 Gulden 15 Kreuzer. Nach dem
Ablösungsgesetz vom 4. Juni 1848 fiel das Herbergsgeld weg, sodass nur
mehr 6 Gulden 15 Kreuzer zu bezahlen waren. Jedes Haus, auch ½, 1/3, ¼,
1/6 Häuser, hatten das gleiche zu zahlen. Witwen zahlten bis zur
Wiederverheiratung die Hälfte. Aus jedem zehentbaren Acker war der Zehent
oder das fixierte Großzehentgeld zu entrichten. Die Erhebung der
jährlichen Rechnungsgelder sollte geschehen wie früher in vier
Quartalen, Sebastian, Georgi, Bartholomä und Martini. Der Vergleich
sollte auch für die Nachfolger gelten – es war nur mehr einer. Die
Israeliten mussten zugeben: Der Vertrag ist nicht Ausfluss der
Leibeigenschaft, steht auch nicht im Widerspruch mit den in Bayern
dermalen geltenden Gesetzen, sondern in Anerkennung des mehr als
hundertjährigen Besitzes der Herrschaft.
Gustav von Stain verkaufte 1854-1858 seinen Ichenhauser Besitz. Was der
Prozess und das große Revolutionsjahr 1848 nicht geändert hatten, das
änderte das Gesetz vom 3. Juli 1869, das alle noch bestehenden
Beschränkungen der bürgerlichen Rechte der Israeliten beseitigte. Die
Israeliten bilden mit den Christen seitdem eine politische Gemeinde, von
dieser getrennt besteht ihre Kultusgemeinde und das Rabbinat, das von den
ehedem elf Rabbinaten in Schwaben neben jenem von Augsburg verblieb als
Distriktsrabbinat Ichenhausen." |
"Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Ichenhausen" von Hauptlehrer Jakob Blum (1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1935:
"Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde Ichenhausen. Aktenmäßig
erzählt von Hauptlehrer Jakob Blukm (Nürnberg). Die Freiherren vom Stain
zu Rechtenstein, seit 1574 Lehnsherren von Schloss und Markt Ichenhausen
in der Markgrafschaft Burgau (Schwaben, damals zu Vorderösterreich
gehörig), waren den Juden allzeit freundlich und gewogen und mancher
verzweifelte Schutzjude, dem die Günzburger Bürgerschaft oder die
Thannhausen’sche Ortsherrschaft den Schutz aufgesagt und wie einen
räudigen Hund davongejagt hatte, fand mit ihrer gnädigen Bewilligung zu
Ichenhausen eine neue Heimat.
Freilich handelten sie nicht aus reiner Menschenfreundlich- |
keit.
Die Herrschaft war verschuldet und die Juden mussten die
Aufnahme-Genehmigung mit manchem Gulden aufwiegen. An einmaligen Gebühren
und jährlichen Leistungen waren nach den Akten zu tragen:
1. Noch vor Protokollierung des Schutzes von einem einheimischen Juden an
den herrschaftlichen Beamten 2 fl. und ein Hemd, bzw. ein weiterer Gulden;
2. bei der Auswanderung eine Nachsteuer von 12 fl., außerdem 10 Prozent
vom Werte des Hauses und 12 Prozent vom übrigen Vermögen, den vollen
Jahreszins und das volle Schutzgeld; 3. für die in Ichenhausen geborenen
Personen, die von dort auch den Schutz erhalten, unter dem Namen ‚Konsens’
10 fl. Der einheimische Jude, welcher eine Fremde heiratete, zahlte 15
fl., während der Herrschaft freistand, die Höhe dieser Gebühr zu
bestimmen, wenn beide die Ehe schließende Teile Fremde waren; 4. als
Bürgerrecht zahlte die einheimische Person 1.30 fl., die ortsfremde 3 fl.
und wenn beide Eheleute Ortsfremde waren, nach Konvenienz der Herrschaft.
Zu dieser Gebühr kam dann noch 1 fl. als ‚Schützengeld’; 5. als
jährliche Prästanda Küchendingt (= geld), Schächt-, Krautstrangen (=
Frohngeld), Herbergsgeld und Schutzgeld im Gesamtbetrag von 10 fl.; dazu
noch 1 fl. 30 kr. Grundzins von jedem Haus oder Hausanteil, sodass also
z.B. von einem Haus, das durch Erbschaft auf 5 Familien überkommen war,
fünfmal 1 fl. 30 kr. als Grundzins erhoben wurde; 6. Fallgelder, d.s.
Gebühren bei Sterbefällen und zwar für den gestorbenen Mann 6 fl., für
die gestorbene Frau 4 fl. und für ein Kind 2 fl.; 7. die ledigen Burschen
hatten ferner ein Fastnachtsgeld zu erlegen und jeder Hausanteileigner
musste dem Pfarrer eine Gebühr zahlen (jura Stolae) für den Entgang von
Einnahmen, die er hätte, wenn das Haus von Christen bewohnt würde.
Das waren schwere Lasten in jenen geldarmen Zeiten, und so ein Ichenhauser
Schutzjude hatte zu sprengen und zu rennen, bis er allein soviel verdient
hatte, dass er mit seinem Abgaben nicht im Rückstand blieb und dadurch
des Schutzes verlustig ging. Dafür aber gaben die Herren vom Stain ihren
Juden auch gute und klare Verträge auf festem, haltbarem Pergament, mit
großen Siegeln in die Hände und was noch mehr bedeuten wollte, sie
hielten sich und die Christengemeinde (Anmerkung: bis 1869 bestanden
zwei völlig getrennte Gemeinden: Erst seit Gesetz vom 3. Juli 1869
bildete die jüdische Gemeinde mit der christlichen eine einzige
politische Gemeinde mit gemeinsamer Rechnungsstellung etc.) auch
streng an diese Verträge gebunden. Das wollte aber etwas heißen in einer
Zeit, in der Kaiser Karl V. und sein Nachfolger Rudolf II. sehr freigebig
den Reichsstädten, Klöstern und freiherrlichen Ortsherrschaften das
Privilegium der ‚Judenfreiheit’ erteilten, d.h. das Vorrecht, ihre
Juden ‚ausschaffen’ zu dürfen und keine weiteren mehr aufnehmen zu
müssen, worauf sich dann auch die Städte ringsum wie Nördlingen,
Memmingen, Ulm, Regensburg, Günzburg, Burgau, aber auch die kleinen
Ortsherrschaften wie Thannhausen, Neuburg a. Kammel anschickten, sich
ihrer Juden zu ‚entledigen’.
Als indes zu Beginn des 19. Jahrhunderts die staatsbürgerlichen
Verhältnisse der Juden sich änderten, schlug das gute Einvernehmen ins
Gegenteil um. Ende des Jahres 1805 kam die Markgrafschaft Burgau an
Bayern. 1818 sicherte die Verfassung des bayerischen Staates auch den
Juden ein größeres Maß von Freiheiten und Rechten zu, wenn sie ihnen
auch nicht die volle staatsbürgerliche Anerkennung brachte. Im Jahre |
1829
versuchte die Judenschaft sich von den ihr auferlegten besonderen Lasten
an die Gutsherrschaft, die aus der Schutzgewährung herrührten, zu
befreien, da sich ihre bürgerlichen Verhältnisse inzwischen im
allgemeinen geändert und sich dadurch auch jenes zur Grundherrschaft
anderes gestaltet hätte.
Am 9. Mai und am 6. August wiederholt die Judenschaft in Ichenhausen in
einer alleruntertänigst treugehorsamsten Vorstellung und Bitte an ‚Seine
Majestät des Königs von Bayern allerhöchstes Staatsministerium des
Innern’ das Verlangen, einen Rechtszustand herzustellen, welcher die ‚Grenzen
der grundherrlichen Rechte wie die Pflichten der Judenschaft bezeichnet
und prozessualische Weitläufigkeiten entfernt’, da nämlich inzwischen
die Grundherrschaft ‚mit immer weniger Rücksicht, mit immer weniger
Schonung jedes Gefälle, selbst die so genannten Fallgelder, auf dem Wege
der Pfändung beigetrieben.’
Nun mag freilich niemand gern Steuern und Abgaben leisten, namentlich wenn
er sie für zu Unrecht angefordert hält. Es will aber auch niemand
freiwillig auf ein Recht verzichten, das seiner Meinung nach gar wohl
begründet und verbrieft ist und zudem so hübsche Summen einbringt. So
zog sich der Prozess eine lange Weile hin und ehe er nicht entschieden
war, wollten die Juden auch die strittigen Abgaben nicht mehr leisten.
Damit war freilich die Herrschaft nicht einverstanden und sie zog recht
ungnädige Saiten auf. Durch Trommelschlag wurden scharfe Maßnahmen gegen
die Zahlungssäumigen angedroht. Da beugten sich die meisten der Gewalt,
protestierten zwar – aber zahlten doch. Die anderen indes meinten, es
wurde keine Suppe so heiß gegessen wie gekocht und sie wollten es darauf
ankommen lassen.
Man hat vor 100 Jahren auch gut kochen können, wenn man etwas zu kochen
hatte und dass es daran den Frauen auf Sabbat nicht fehlte, ließen sich
die Männer schon angelegen sein. Wer aber nicht so viel verdiente, dass
es zu einem rechten Sabbatschmause langte, der bekam aus der Armenkasse
soviel gesandt, dass er an diesem Tage nicht darben brauchte. Es brozzelte
also in allen Küchen am Freitag und süßer Schaletduft drang aus den
Häusern. Es gab recht viele arme Juden damals in der Judengemeinde und
einer hat um jene Zeit sogar eine Hypothek auf seinen Synagogenstand von
der Gemeinde aufnehmen wollen, um das Reisegeld für seine Kinder nach
Amerika zusammenzukratzen. Aber ein paar zinnerne Teller, eine blank
geputzte funkelnde Messinglampe für Schabbos, ein silberner
Kidduschbecher fand sich doch fast in jedem Hause, um dem Sabbat
festlichen Glanz zu verleihen. Wer begreift daher den Schrecken der
Ichenhäuser, als am Freitag, dem 3. Juni 1831, just um die Zeit, als die
Hausfrauen den Sabbattisch gedeckt hatten, das Patrimonialgericht mit den
angedrohten Exekutionen (Pfändungen) begann? Der größte Teil der
Renitenten zahlte jetzt freiwillig, um die 15 kr. Pfändungsgebühr zu
sparen; aber was wollten jene machen, die kein Geld mehr im Beutel hatten?
Und so berichten denn die Akten weiter, dass das Gericht gepfändet habe,
bei Heinemann Abraham: 1 silberner Becher mit 10 ½ Lot, Wert 18 fl.,
geforderte Gebühr 5 fl.; Tannhauser Jainkl: 1 silberbeschlagene
Meerschaumpfeife, Wert 9 fl., geforderte Gebühr 3 fl.; Gerstle Abraham: 1
silberbeschlagene Pfeife, 1 silberne Uhr, Wert 10 fl., geforderte Gebühr
6 fl.; Hollender Josef: 1 Dzd. Messer und Gabeln, Wert 8 fl., geforderte
Gebühr 5 fl. 54 kr.; Ullmann Emanuel: 1 silberner Becher, Wert 7 fl. 30
kr., geforderte Gebühr 5 fl.; Bernheim Jainkl: 1 silbernes Messer mit
Gabel, Wert 7 fl. 30 kr., geforderte Gebühr 5 fl. 45 kr.; Semler Leopold:
2 silberne Bestecke 5/6 Lot, Wert 7 fl., geforderte Gebühr 5 fl. 30 kr.;
Gerstle Simon: 1 silbernes Salzbüchschen, Wert 6 fl., geforderte Gebühr
5 fl.; Kahn Samuel, 8 zinnerne Zeller, 1 Schalethafen, Wert 7 fl.,
geforderte Gebühr 5 fl. 30 kr.; Kahn Hirsch: 2 silberne Bestecke, Wert 7
fl. 12 kr., geforderte Gebühr 5 fl. 50 kr.; Bissinger, Elise: nichts
gefunden; Fischer, Jakob: 6 zinnerne Teller, 1 Zinnplatte, Zinnkannen, 1
Messingleuchter; Günzburger Lemle: 1 silbernes Salzbüchschen, 1
silberbeschlagene Meerschaumpfeife im Werte von 10 fl. 24 kr., geforderte
Gebühr 5 fl. 45 kr.
Ei war das eine Aufregung! Samuel Kahn und Jakob Bernheim mussten später
sogar wegen Widersetzung gegen die Obrigkeit in einem neuen Prozess vor
dem Königlichen Appelationsgericht für den Oberdonaukreis sich
verteidigen, weil sie gar so getobt hatten; doch hatte das Gericht ein
Einsehen und sprach sie frei. Es hatte wohl Verständnis dafür, dass man
den Schalethafen und das silberne Essbesteck nicht unmittelbar vor dem
Sabbat pfänden dürfe. -
Erst nach zehnjährigem Kampfe wurde der Prozess zwischen der
Gutsherrschaft und der Judenschaft durch einen Vergleich beendet, ohne
dass sich für die Juden viel geändert hätte. Erst das Jahr 1869
beseitigte die letzten Beschränkungen ihrer bürgerlichen Rechte. Wenige
Jahre vorher (1858) endete auch die Gutsherrschaft derer vom Stain nach
einer fast dreihundertjährigen, den Juden im Allgemeinen wohlwollenden
Ortsregierung." |
Kleine
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
In
der Gemeindeverwaltung von Ichenhausen sind vier jüdische Männer tätig (1847)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. September 1847: "In Ichenhausen, der
zweitgrößten Judengemeinde Bayerns - sie zählt trotz einer Auswanderung
von mehr als 100 Seelen nach Amerika, noch über 1200 Seelen - sitzen 4
Israeliten bei der Gemeindeverwaltung, darunter die beiden Kultusvorsteher
Herr Daniel Einslein und Herr H. Wimpfheimer. Erstgenannter wurde sogar
zum Rechnungsrevisor bestellt. Erst vor ganz kurzer Zeit wurde diese Wahl
vorgenommen, und wenn gleich die christlichen Bewohner weit zahlreicher
sind, so haben doch fast alle für die Zuziehung der Israeliten
gestimmt". |
Aus
einem Reisebericht: Eindrücke aus der jüdischen Gemeinde Ichenhausen (1850)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. Juli 1850: "Wieder nach Bayern zurückkehrend, erwähne ich
des schönen israelitischen Schulhauses in der großen Gemeinde Ichenhausen
mit vier Lehrern, von welchen einer das lukrative Geschäft einer
Weinschenke betreibt, und der gut organisierten Kleinkinderschule des
gemütreichen Lehrers Ullmann, in dessen zweitätigem Umgang ich liebe
Jugenderinnerungen noch einmal im Geiste durchlebte. Die dortige Synagoge
sieht verfallen und abstoßend aus und nur wenn man einen Blick nach oben
wendet, zeigen sich Spuren ehemaliger baulicher Schönheit. Harmonierend
mit diesem sieht man noch hie und da ein 'Breithäubchen' auf manch
frommem Kopf., Bekannt ist, dass der Sohn des hiesigen Rabbiners, Herr
Hochheimer, durch politische Verhältnisse veranlasst nach Amerika
geflüchtet und dadurch für Bayern und besonders die hiesige Gemeinde, wo
er als Prediger zu wirken angefangen hatte, verloren gegangen ist. In dem Hause
des hiesigen Kaufmanns Herrn Neuburger findet man viele seltene
hebräische und deutsche Werke, besonders verschiedene alte
Bibelausgaben." |
Artikel von 1865
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1865: "Ist Ihnen
Ichenhausen bekannt? Dieser Ort, ehedem zur Hälfte aus Armen bestehend,
hat sich durch seine amerikanischen Kolonisten in sozialer und materieller
Hinsicht außerordentlich gehoben. Sie glauben wohl, dass seine Einwohner
mächtige Eroberer, oder gar Freischärler, Piraten und Flibustiers
geworden. Mitnichten! Unter der Regierung des Königs Ludwig I., der seine
Passion an anderen Dingen, als an den Hebräern fand, - nur hielt er sie
nicht mit Gewalt, wie Pharao, in seinem Lande zurück, er ließ sie
ziehen, wohin sie wollten – wanderten die Juden scharenweise aus Bayern
und suchten in der neuen Welt ein neues Vaterland. Dort, nicht gehemmt in
Schritt und Tritt, ohne Fesseln an Händen und Füßen, ihre physischen
und geistigen Kräfte nach sittlich freier Wahl verwertend, gelang es
ihnen bald, sich reichliche Existenz zu verschaffen, und sie vergaßen
dabei auch der Ihrigen nicht, die in der alten stiefmütterlichen Heimat
zurückbleiben mussten; die jungen Emigranten unterstützten ihre Eltern,
Geschwister und Anverwandte und retteten sie aus ihrer drückenden Lage.
Unsere Glaubensgenossen in Bayern, und speziell die in Ichenhausen, könnten
darum auch zu diesem König sagen: Eure Majestät haben es herzlich
schlecht mit uns gemeint, aber der König aller Könige hat es uns zum
Heile gelenkt. – Die Gemeinde zählt zweihundert Familien und zeichnet
sich durch friedliches und einträchtiges Zusammenleben vorteilhaft aus.
Der Sohn des seiner Zeit durch grammatikalische und mathematische
Kenntnisse ausgezeichneten Oberappellanten in Ansbach,
R. Moses Hochheimer s.A. – Großvater des Rabbiners in Baltimore –
amtierte hier länger als drei Dezennien als Seelsorger, frommer und
bieder. Sein Nachfolger, der frühere Direktor des Instituts zu Pfungstadt,
erwirbt sich schon um des warmen Interesses willen, das er an
Jugenderziehung und Unterweisung nimmt, allgemeine Sympathien. Sie sehen,
lieber Freund, ich habe auf meinen Streifzügen durch unser schönes
Germanien einen artigen Vorrat von Notizen gesammelt, ich könnte Ihnen
auch noch einige Data geben von Illereichen-Altenstadt
und seiner herrlichen, mit prächtigen Stuckaturen gezierten Synagoge, von
Fellheim, Buttenwiesen,
Binswangen und Fischach,
Gemeinden, die, obschon klein und unbedeutend, sich dennoch die Ehre nicht
rauben ließen, je selbständig von geistlichen Hirten geführt zu werden,
doch – ‚Kaum hab’ ich Posto hier gefasst, regt sich dort hinten, mir
bekannt ein Gast; doch diesmal ist er von den Neu’sten, er wird sich
grenzenlos erdreisten.’
Les extrèmes se touchent; sitzt da neben mir in den ‚drei Mohren’ zu Augsburg,
inmitten des konservativen Schwabenlandes, ein Kind der Abtrünnigkeit,
ein Rabulist – wie ich höre ein Sohn, nicht der Musen oder des
Parnassus, sondern – des Sandbergs, hält in drastischen Ausdrücken
einen Apotheosen-Sermon über die Ultrareform und ‚allwissbegierige
Horcher, Hörer, versammeln sich um ihn zu Hauf’. ‚Haben wir’s hier
doch durchgesetzt, dass trotz der, allerdings lauwarmen, Einrede des
ungarischen Rabbi unsere renovierte Synagoge mit einem Orgelwerk bekleidet
worden ist. Die Orthodoxen, die wir gottlob an den Fingern abzählen können,
mögen sich ärgern, so viel sie wollen, unser energischer Vorstand ging
seinen Weg ‚gradaus’ und brach mutig eine Lanze für die kostbarsten
Errungenschafen unserer Zeit, für Zivilisation, Bildung und Fortschrift;
ja er hat ein für allemal das Joch abgeschüttelt, das uns die
Stock-Talmudisten aufgebürdet hatten; dieweil sie ‚aus den alten Bücherkrusten
logen uns nur, was sie wussten; was sie wussten, selbst nicht glaubten,
sich und uns das Leben raubten’. – Original fahr hin in deiner Pracht!
Die Orgel wird gedreht im neuen Bethause zu Augsburg, sie entzückt das
Ohr der frommen Beter, sie rührt die Seelen der andächtigen menge –
und, was tut’s, nach alledem, was ich gesehen und gehört, spreche ich
mit traurigem Herzen das Wort des Patriarchen: keine
Gottesfurcht ist an diesem Ort.
– Mit Gott! Mein Teurer, ich bleibe Ihr wohl affektionierter S." |
Die Gemeinde in
Ichenhausen achtet auf Wohltätigkeit
wie auf Toralernen (1865)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1865: "Ichenhausen
(Bayern). Durch die in jüngster Zeit von hiesiger Gemeinde an sie
eingesandten circa 600 Gulden in zwei Posten, werden Sie den Sinn für
Wohltätigkeit ersehen haben, dass aber nebenbei dahier auch Sinn für das
Lernen der Tora herrscht, dafür möge Folgendes Ihnen als Beweis dienen:
Unser Rabbiner, Herr Dr. Lob, hat es durch seinen unermüdlichen Eifer …
dahin gebracht, dass eine große Anzahl achtbarer Männer und Jünglinge
in hiesiger Gemeinde sich jeden Samstag Nachmittag um ihn versammelt, um
zwei Stunden lang Vorträge über den Wochen-Abschnitt zu hören. Auch
unser würdiger Talmudlehrer, Rabbi Koppel Ullmann, er, erwirbt sich um
die Hebung des religiösen Sinnes in unserer Gemeinde erhebliche
Verdienste. S.K." |
Königlicher Besuch in Ichenhausen (1867)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1867: "Ichenhausen, 18.
September (1867). Vorige Woche hatten wir die Ehre, von den Prinzen
Luitpold und Otto, Bruder und Onkel des regierenden Königs Ludwig II.,
die zu dem hier stattfindenden Manöver der königlichen Truppen hierher
gekommen waren, besucht zu werden. Letzterer (der Sonntag früh hier ankam
und bis Montagvormittag dahier verweilt), nahm sein Absteigequartier bei
Herrn Bankier Heilbronner, dem er auch die Sorge für seine Tafel übertrug,
eine Ehre, die gewiss selten einem Israeliten Bayerns zuteil wird. Prinz
Luitpold hingegeben war schon Samstag Vormittag eingetroffen, und empfing Sonntagvormittags
die Gemeindebehörden sowie den Herrn Pfarrer und den
Herrn Rabbiner. Der Prinz ließ sich einzeln die Persönlichkeiten
vorstellen und erkundigte sich huldvollst nach den Gemeinde-Institutionen,
nach dem Verhältnis zwischen den christlichen und jüdischen Einwohnern.
Dem Rabbiner Dr.. Löb gab er insbesondere das Versprechen möglichenfalls
die Synagoge besuchen zu wollen. Diesem Versprechen kam er Montagnachmittags
nach. Vor der Synagoge wurde er von dem Herrn Rabbiner,
den Kultus-Verwaltungsmitgliedern und dem sämtlichen Lehrerpersonal
empfangen. In der Synagoge angelangt, begab sich Seine Königliche Hoheit
sogleich zum Toraschrein, ließ denselben öffnen, besichtigte die
Torarollen, worauf dann Herr Dr. Löb ein passendes Gebet für den
Landesvater, für den anwesenden Prinzen und für das ganze königliche
Haus verrichtete, welches der Prinz andachtsvoll anzuhören geruhte, und
wovon er sichtlich gerührt war. Er erkundigte sich sodann genau nach der
Zahl der hiesigen israelitischen Einwohner und deren Verhältnisse, nach
mehreren jüdischen Zeremonien, namentlich nach dem Trauungsvollzug, sowie
nach der Deutung mehrerer in der Synagoge angebrachter hebräischer Verse.
Nach etwa halbstündigem Aufenthalt verabschiedete er sich unter Händedruck
vom Herrn Rabbiner, dem er seine besondere Befriedigung über Alles ausdrückte.
Abends veranstaltete der jüdische Gesangverein ‚Zion’,
gemeinschaftlich mit der hiesigen Feuerwehr, bei illuminierten Häusern
eine Serenade nebst Fackelzug, worüber der Prinz sich zu dem zu ihm
beschiedenen Vereinsvorsteher, Herrn Anselm Hirsch und dem
Vereinsdirigenten, Herrn Kantor Stark, höchst wohlgefällig äußerte,
und wiederholt seinen Dank und seine huldvolle Gesinnung für Ichenhausen
und dessen Bewohner ohne Unterschied der Konfession zu erkennen gab." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8.
Oktober 1867: "Ichenhausen (Bayern), 19. September (1867). Bei
den stattgehabten Manövern der bayrischen Armee schlug deren
Feldzeugmeister Seine königliche Hoheit Prinz Luitpold hier sein
Hauptquartier auf. Auch Prinz Otto, Bruder des regierenden Königs, kam
bei dieser Gelegenheit hierher, und nahm seine Wohnung bei dem
Kultus-Verwaltungsmitglieder Herrn Bankier Heilbronner, dem auch die Ehre
zuteil ward, den Prinzen bewirten zu dürfen. Unter den herzlichsten
Ausdrücken der Zufriedenheit und des Wohlwollens, verließ der junge
leutselige Prinz seinen Wirt, bei dem er sich, wie er sagte, ganz heimisch
gefühlt hatte.
Prinz Luitpold hatte Sonntag früh die Gewogenheit, die hiesige
Gemeinde-Verwaltung, zu der auch drei jüdische Mitglieder, die Herren D.
Einstein, Wimpfheimer und Heilbronner, gehören, den Pfarrer und Rabbiner
an der Spitze, in Audienz zu empfangen, und sich mit denselben huldvollst
zu unterhalten. Nach beendigtem Manöver beehrte Seine königliche Hoheit
die Synagoge mit Hochderen Besuch. Seiner Ehrwürden Herr Rabbiner Dr.
Löb und die Kultusverwaltung begrüßten ihn vor den Toren
ehrfurchtsvoll, und geleiteten ihn in die Säume des Heiligtums. Dort
ließ er sich die Bundeslade öffnen, die Tora zeigen, und mit sichtlichem
Interesse die verschiedenen Inschriften und Embleme erklären. Tief
ergriffen schien der Prinz beim Gebet, das der Rabbiner für seiner
Majestät den König, für den Prinzen, für das ganze königliche Haus
und für die bayerischen Truppen sprach. Nach etwa einer halben Stunde
verließ er das Gotteshaus, das auf ihn, nach seiner Äußerung, einen
sehr angenehmen Eindruck gemacht hatte, indem er dem Herrn Dr. Löb
herzlich die Hand drückte. Abends brachte der jüdische Gesangverein
'Zion' Seiner königlichen Hoheit eine Serenade mit Fackelzug
während die ganze Straße illuminiert war, unter der lebhaftesten und
freudigsten Teilnahme der sämtlichen Bevölkerung. Der Prinz ließ den
Vorstand des Vereins, Herr Anselm Hirsch, und dessen Dirigenten, die
hiesigen Kantor E. Stark, zu sich bescheiden, um seinen Dank abzustatten,
und seinem Wohlwollen für die hiesige Gemeinde Ausdruck zu
verleihen." |
Chanukkafeier in der Gemeinde (1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1921: "Ichenhausen, 20.
Dezember (1920). Ein Elternabend vereinigte am 7. Tag von Chanukka Eltern
und Schüler der hiesigen Gemeinde zu einem harmonischen Feste, dem der größte
Teil der übrigen Gemeindemitglieder durch seine Anwesenheit erhöhte
Bedeutung verlieh. Herr Lehrer Blum wies in seiner Ansprache unter anderem
auf die innigen Wechselbeziehungen zwischen Schule, Elternhaus und
Gemeinde hin. Zahlreiche Darbietungen der Schuljugend erfreuten durch
ruhige Sicherheit und gelungenes Spiel. Die Pausen wurden durch Vorträge
des Gesangvereins ‚Zion’ sowie durch Liedervorträge sangeskundiger
Damen verschönt und damit wurde auch äußerlich eine Brücke geschlagen
zwischen Schule und Gemeinde. Die strahlenden Augen der Kinder – alle,
selbst die Kleinsten, durften auf der Bühne auftreten – sowie die
freudig erregte Stimmung im Saale zeigte, dass derartige Veranstaltungen
geeignet erscheinen Licht und Anregung ins Schulgetriebe zu bringen und
zugleich auch sonst fern stehende Kreise für die Schule zu interessieren." |
Aufführung eines Palästinafilmes und Vortrag über
den Zionismus (1925)
Artikel in
der "Jüdischen Rundschau" vom 2. Januar 1925: "Ichenhausen. Die
Aufführung des Palästinafilms gestaltete sich zu einem Ereignis für
unsere Gemeinde. Das Theater war zweimal vollständig überfüllt und wies
auch das dritte Mal einen recht guten Besuch auf. Was wir zu sehen
bekamen, übertraf in der Tat alle Erwartungen. Herr Dr. Löwengart, der
auch die einleitenden Worte zum Film gesprochen hatte, hielt einen Tag
nach der Filmvorführung einen Vortrag über das werdende jüdische Palästina
und die Grundziele des Zionismus, an den sich eine angeregte Diskussion
anschloss." |
Erweiterung des Gebietes der Israelitischen Gemeinde (1927)
Artikel in
der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1927: "Bekanntmachung
über die Erweiterung des Gebietes der israelitischen Kultusgemeinde
Augsburg, Fischach, Ichenhausen, Illereichen-Altenstadt, Ingolstadt,
Kempten, Krumbach, Memmingen und Oettingen. Die nachstehend aufgeführten
Kultusgemeinden haben beschlossen, ihr Gebiet wie folgt auszudehnen:
…
Die Israelitische Kultusgemeinde Ichenhausen auf die
Finanzamtsbezirke Burgau, Günzburg, Lauingen, Neu-Ulm und Weißenhorn.
…
Es ergeht hiermit die Aufforderung an alle Religionsgenossen, die in den
von der Ausdehnung betroffenen gebieten wohnen oder unabhängig vom
Wohnsitz steuerpflichtig sind, etwaige Einsprüche gegen die
Gebietserweiterung bis spätestens 1. September 1927 bei dem Vorstand der
betreffenden Kultusgemeinde schriftlich oder mündliche einzulegen. München,
den 7. Juli 1927. Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr.
Neumeyer". |
Schenkung von Max Koschland aus San Francisco (1929)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1929: "Ichenhausen.
In der gemäß § 20, Abs. 7 unserer Gemeindesatzung auf den 10. Mai 1929
ordnungsgemäß einberufenen Gemeindeversammlung gab der erste
Kultusvorstand, Herr Julius Krämer, folgendes bekannt. Herr Max Koschland
aus San Francisco hat der Israelitischen Kultusgemeinde von Ichenhausen
eine Schenkung im Barbetrag von RM 5000.- gemacht, an die er folgende
Bedingungen knüpft: ‚Der Betrag soll zur Einrichtung der Dampfheizung
in der hiesigen Synagoge Verwendung finden. Die Erstellung der
Dampfheizung hat so rechtzeitig in Angriff genommen zu werden, dass
dieselbe zum kommenden Winter in Betrieb gesetzt werden kann. In der
Synagoge ist eine Tafel anzubringen, die darauf hinweist, dass die Familie
Koschland durch Schenkung ihres Mitgliedes, des Herrn Max Koschland, San
Francisco, mit RM 4000.- zu Ehren Ihrer seligen Eltern Isidor und Regina
Koschland, Ichenhausen, die Errichtung der Heizanlage in der hiesigen
Synagoge ermöglicht hat.’ Die Gemeindeversammlung nahm diese
hochherzige Schenkung sichtlich erfreut an unter gleichzeitiger
Verpflichtung zur Erfüllung der hieran geknüpften Bedingungen." |
Aufführung des Jüdischen Jugendvereins (1930)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. November 1930: "Ichenhausen.
Ein Wagnis, aber ein wohl geglücktes Wagnis hat der hiesige Jüdische
Jugendverein unter Leitung seines Vorstandes Fritz Kahn unternommen, indem
er das 6. Bild aus dem ‚Jeremias’ (‚Stimmen um Mitternacht’) von
Stefan Zweig zur Aufführung brachte. Es war ein voller Erfolg. Jeder gab
sein bestes, besonders auch die Träger der Rolle des Königs (Herr Fritz
Kahn) und des Jeremias (Herr Theo Gerstle). Erwähnt sei, dass die Wahl
und Einstudierung dieses Stückes bereits vor der Münchener Aufführung
(anlässlich der J.J.V.-Tagung) erfolgt war." |
Chanukkafeier in der
Gemeinde (1930)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1931: "Chanukkafeier
in Ichenhausen. Auf Anregung der Kultusverwaltung fand am Samstag, dem 20.
Dezember, eine würdige und selten gemütliche Chanukkafeier statt. Das
Orchester der jüdischen Jugendgruppe unter seinem bewährten Dirigenten
Naftali Reichenberger, verschönte den Abend. Die herzlichen Worte des
ersten vorsitzenden der Kultusgemeinde, Herrn Julius Krämer, der
ausgezeichnete Vortrag von Herrn Rabbiner Dr. Neuwirth über ‚Die
Unsterblichkeit der Seele nach jüdischer Auffassung’ und alle
Darbietungen von ernsten und heiteren Liedern und Vorträgen hielt die
Mitglieder der größten Landgemeinde in Bayern bis nach Mitternacht
gesellig beisammen." |
50jährige Gründungsfeier für den Verein Bikkur
Cholim (1930)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1931:
"Ichenhausen.
Der hiesige Bickur-Cholim-Verein (Krankenpflegeverein) beging in
erhebender Weise unter Teilnahme seiner sämtlichen hiesigen und teilweise
auswärtigen Mitglieder am 25. Dezember 1930 seine 50jährige Gründungsfeier.
Der prächtig geschmückte Saal zeigte als Erinnerung das Bild seines
unvergesslichen Gründers, Herrn Hauptlehrer Thalmann seligen Andenkens.
Der Sohn des Vorstandsnachfolgers, Herr Max Thalmann, gedachte in seiner
nach Inhalt und Form tief durchdachten Ansprache der edelsinnigen Gründer
dieser segensreichen Einrichtung, der leider schon verstorbenen
Hauptlehrerseheleute Julius und Mathilde Thalmann, die sich in hiesiger
Gemeinde durch ihr vorbildliches, gemeinnütziges Wirken den Dank der
Nachlebenden erworben haben. Der Verlauf der Feier gestaltete sich durch
Ansprachen der Herren Rabbiner Neuwirth, Kultusvorstand Krämer,
Hauptlehrer Hammelburger, ferner durch gesangliche und deklamatorische
Darbietungen des Synagogen-Chors (dirigiert von Herrn N. Reichenberger),
des Gesangvereins Zion, des Herrn Kantor Schwarz sowie der Herren Max
Regensburger und Theo Gerstle sehr anregend." |
Vortrag von Rabbiner Schwab über "Um die Heimat
des Judentums?" (1933!)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1933 - wurde
noch nicht abgeschrieben. |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Rabbi Jacob Hirsch Holländer (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1867: "Ichenhausen,
Elul. Die hiesige Gemeinde hat einen harten, ja einen
unersetzlichen Verlust zu betrauern. Am Sonntag, dem 2. Elul starb
Rabbi Jacob Hirsch Holländer. Der Tod dieses Mannes hat hier die
allgemeinste Teilnahme erregt. Jeder fühlt, dass die hiesige Gemeinde in
ihm nicht nur eine ihrer schönsten Zierden verlor, sondern dass die
Lücke, die durch den Hintritt des Verstorbenen entstand, schwer
auszufüllen sein wird.
Von sehr armen, aber wackern Eltern geboren, verließ er nach
zurückgelegtem 13. Lebensjahre, ohne alle Subsistenzmittel, im tiefsten
Drange nach Kenntnissen, das elterliche Haus, ging nach Fürth und
frequentierte daselbst mehrere Jahre mit unermüdetem Eifer die Jeschiwa.
Von da zurückgekehrt, wirkte er mehrere Jahre in der hiesigen Gemeinde
als Privatlehrer. Es vereinigten sich in ihm alle Eigenschaften eines
guten Lehrers: ruhiges Temperament, Geduld, Liebe zum Amte, Hingebung an
die Jugend, gründliches Fachwissen und wahre Herzensfrömmigkeit. Nach
seiner Verheiratung vertauschte er diese Stellung mit der eines
Geschäftsmannes. Obwohl ihn da harte und erschütternde Schläge des
Geschickes leider oft heimsuchten, ertrag er sie doch mit gelassener
Ergebung und wusste sich stets aus großer Niedergeschlagenheit durch
felsenfestes Vertrauen auf die göttliche Vorsehung durch innere
Geisteskraft aufzurichten. Es ist wohl unmöglich, all die hohen Vorzüge,
die der Verewigte besessen, genau zu spezifizieren; ich will daher
dieselben nur andeutungsweise geben. -
Er war ein Stern am Horizont der talmudisch-theologischen Literatur, eine
talmudische Größe, ein Mann, von welchem man eigentlich nicht recht
wissen konnte, ob Gelehrsamkeit oder Demut und Bescheidenheit, ob
Frömmigkeit oder Menschliebe im edelsten, weitesten Sinne, ob seine
große Erfahrung und Menschenkenntnis, ob Geduld und Resignation, oder
Sanftmut und Friedensliebe den Grundzug seines edlen Charakters und seiner
ganzen Persönlichkeit ausmachten. Ein Mann, der von Liebe zur Religion
durchdrungen, stets bemüht war, den Forderungen derselben, soweit seine
Kräfte reichten, nach allen Seiten hin zu genügen. Mit Recht kann hier
angewendet werden das…, denn der Verblichene, obwohl stets mit
physischem Leiden kämpfend, betrieb dennoch das Torastudium mit der
begeisterungsvollsten Hingebung.
Auch die hiesigen Wohltätigkeits-Anstalten fanden in ihm einen eifrigen
Förderer und tätigen Teilnehmer. Er war Vorsteher des Vereins Bikur
Cholim (Krankenbesuchsverein), hielt allsabbatliche Vorträge beim
Verein Chewra Kadischa, war Mitglied des Vereines Tora Or,
dessen Zweck fleißiges Gesetzesstudium ist, woselbst er auch öfters
Vorträge hielt.
Bei seinem Leichenbegängnis beteiligten sich nicht nur alle Glieder der
Gemeinde sondern auch mehrere achtbare christliche Mitbürger folgten der
Bahre. Am Grabe sprach der hiesige Rabbiner, Herr Dr. Löb, eine auf das
erregte Gemüt der zahlreichen Zuhörer tief einwirkende Trauerrede, in
der er seinem großen Schmerze passende und erhebende Worte über die
Verdienste des Verewigten lieh.
Wenn auch die Körperhülle dieses Mannes aus unserer Mitte geschieden, so
hat sein frommes und edles Wirken ihm ein bleibendes Denkmal gesetzt im
Herzen Aller, die ihn kannten und mit ihm in Berührung kamen. Jakob
unser Vater – nicht ist er tot. …r." |
Goldene
Hochzeit von Heinrich und Sophie Bißinger (1898)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September
1898: "Ichenhausen (Bayern), 31. August (1898). Heute feierten dahier
in voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit die israelitischen
Ehegatten Heinrich S. und Sophie Bißinger, das goldene
Hochzeitsjubiläum im Kreise von Kindern und Enkeln und unter Anteilnahme
der Bewohner der Ortsgemeinde ohne Unterschied des Glaubens und des Standes.
Zahlreiche Ehrengaben von Verwandten und Freunden aus nah und Fern,
desgleichen herzlich gehaltene telegraphische Glückwünsche und viele
Beweise aufrichtiger Verehrung in Wort und Schrift, gingen dem Jubelpaare
zu, das den Anstrengungen des im Familienkreise einfach gefeierten Festes
vom Vorabende bis um Mitternacht des Jubeltages selbst, sich gewachsen
zeigte.
Möchte es demselben vergönnt sein, in stiller Beschaulichkeit sich noch
lange des schön verlaufenen Festes erinnern zu können, auf dass ihm die
vor 25 Jahren am Ehehimmel aufgestiegene silbern leuchtende Sonne, deren
Glanz sich ihm nun in Gold verwandelte, nach weiteren 10 Jahren auch noch
in diamantenen Strahlenkranze den friedlichen Lebensabend erleuchten
möge. E.K." |
Zum
Tod des aus Ichenhausen stammenden Nathan Hirsch (in München, 1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1900:
"München, im August (1900). Ein in weiten Kreisen bekannter und
geschätzter Mann, Herr Nathan Hirsch, ist am 16. dieses Monats nach
langem und sehr schwerem leiden verschieden. Am 3. Juli 1832 in Ichenhausen
(Bayern) geboren, kam er nach vorhergegangener kaufmännischer Tätigkeit
(in Bamberg, Mainz), im Jahre 1858 nach München, wo er auch bald das
Bürger- und Heimatrecht erwarb. Noch im gleichen Jahre trat er in die
bekannte Millykerzen- und Seifenfabrik (E. Wassermann) zuerst als
Prokurist, später als Teilhaber ein. Unter seiner Mitarbeit entwickelte
sich dieses Etablissement aus kleinen Anfängen zu einem in der Branche
hoch bedeutenden und tonangebenden Unternehmen. Der Verstorbene zeichnete
sich durch ausgeprägten Gemeinsinn und durch mannigfache Bürgertugenden
aus; das Vertrauen seiner Mitbürger innerhalb der hiesigen israelitischen
Gemeinde berief ihn im Jahre 1878 in die Kultusverwaltung, welcher er
seitdem ununterbrochen bis zu seinem nun erfolgten Hinscheiden als
eifriges und wegen seines friedliebenden, konzilianten Wesens allgemein
beliebtes Mitglied angehörte. Die riesige, aus allen kreisen
rekrutierende Teilnahme an seiner Bestattung legte Zeugnis ab von den
vielseitigen, aufrichtigen Sympathien, deren sich der Dahingeschiedene zu
erfreuen hatte." |
Zum Tod von Mina Friedberger (1911)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. April 1911: "Ichenhausen.
Am 2. Tag Pessach verschied in ihrem 92. Lebensjahre, die älteste
Einwohnerin des hiesigen Orte, die ob ihrer Herzensgüte und Wohltätigkeitsliebe
von jedermann hoch verehrte Frau Mina Friedberger." |
Ehrung
des 1. Kultusvorstehers Michael Sulzer und Verleihung des Ehrenbürgerrechts
(1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1911:
"Ichenhausen, 13. Juni (1911). Unserem hoch verehrten 1.
Kultusvorsteher, Herrn Magistratsrat Michael Sulzer, wurde heute,
anlässlich der Feier seines 80. Geburtstages, eine wohl verdiente Ehrung
zuteil, indem ihm durch einstimmigen Beschluss des Magistrats und
Gemeindekollegiums der hiesigen Marktgemeinde in Anerkennung seines
verdienstvollen Wirkens auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und
ganz besonders für seine musterhafte, uneigennützige Tätigkeit als
Magistratsrat und Gemeindekassierer das Ehrenbürgerrecht verliehen wurde.
Der feierlichen Übergabe der Ehrenbürgerrechts-Urkunde wohnte, außer
den beiden Kollegien der israelitischen Kultusverwaltung und der Familie
des Jubilars auch der Königliche Bezirksamtmann, Herr Wimmer bei, dem dem
Jubilar in herzlichen Worten den Dank des Königlichen Amtes
aussprach." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 23. Juni 1911: "Dem 1. Kultusvorstand der
jüdischen Gemeinde in Ichenhausen, Magistratsrat Michael
Sulzer, wurde anlässlich der Feier seines 80. Geburtstages nach
einstimmigem Beschluss des Magistrats und Gemeindekollegiums in
Anerkennung seines ersprießlichen Wirkens auf allen Gebieten des
öffentlichen Lebens das Ehrenbürgerrecht verliehenb". |
40-jähriges
Amtsjubiläum des Kultusbeamten Moritz (Moses) Meinfelder (1912)
vgl. Bericht unten zu seinem Tod 1933.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober
1912: "Ichenhausen (Bayern). Kultusbeamter Moritz
Meinfelder feierte sein 40-jähriges Amtsjubiläum".
|
Hermann Reichenberger erhält das Eiserne Kreuz (1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Oktober
1914: "Ichenhausen. Der beim bayrischen 6.
Feld-Artillerie-Regiment dienende Einjährig-Gefreite Hermann
Reichenberger, Sohn des Kaufmanns Naftali Reichenberger, Mitinhaber der
Firma Gebr. Sulzer, hat am 30. September das Eiserne Kreuz erhalten." |
Unteroffizier Emil Heilbronner wird mit dem Eisernen
Kreis ausgezeichnet (1916)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1916: "Ichenhausen.
Dem Unteroffizier Emil Heilbronner, Inhaber der bayerischen
Verdienstmedaille, wurde das Eiserne Kreuz überreicht." |
Vizefeldwebel R. Kann und Unteroffizier Max Meyer
werden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1917)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. Februar 1917: "Frankfurt
am Main. Vizefeldwebel R. Kann und Unteroffizier Max Meyer, gebürtig
aus Ichenhausen, wurden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet."
|
Zum Tod von Mina Gerstle geb. Hirsch (1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1921: "Ichenhausen, 15. März
(1921). Am Schabbat Paraschat Wajikra (= Schabbat mit der Toralesung
Wajikra = 3. Mose 1,1 - 5,26, das war am 19. März 1921; evtl. Fehler in
der Angabe, da dieser Schabbat nach dem 15. März lag) starb im 66.
Lebensjahre Frau Mina Gerstle geb. Hirsch, in München, wo sie die letzten
15 Jahre mit ihrem Gatten in harmonischer Ehe verbrachte. Einem echt jüdischen
angesehenen Hause entstammend, setzte sie dessen Traditionen in ihrem
eigenen Hause fort, baute dasselbe zu einem ‚Mikdosch meat’ (kleinen
Heiligtum) aus und wandelte darin als Priesterin und Hüterin des
Gottesgesetzes. Von einer echten, tiefen Frömmigkeit beseelt, zeichnete
sie sich durch große Wohltätigkeit im Stillen aus und stand jedermann,
der sie hilfesuchend anging, mit Rat und Tat freudig zur Seite. Von ihrer
Beliebtheit zeugte das große Leichenbegängnis in ihrer alten Heimat,
wohin Freunde von nah und Fern geeilt waren, um ihr die letzte Ehre zu
erweisen. An der Bahre zeichnete Herr Distriktsrabbiner Dr. Cohn, der
Freud und Leid ihres Hauses Jahrzehnte hindurch geteilt, tief bewegt ein
getreues Lebensbild der Verklärten und hob ihre großen Verdienste
hervor, die sie sich um den israelitischen Frauenverein als dessen
Vorstandsmitglied erworben hat. Herr Max Meyer aus Köln, dem sie seit dem
frühen Tode seiner Eltern in mütterlicher Liebe zugetan war, rief ihr
herzliche Worte des Abschieds und des Dankes nach. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. März
1921: "Ichenhausen. Mina Gerstle geb. Hirsch in München,
wohin sie vor 15 Jahren mit ihrem Gatten ging, ist verschieden. Von einer
ungeheuchelten, echten tiefen Frömmigkeit beseelt. zeichnete sich die
Verewigte durch große Wohltätigkeit im Stillen aus. Von ihrer
Beliebtheit zeugte das große Leichenbegängnis hier in ihrer alten
Heimat. Rabbiner Dr. Cohn zeichnete das Lebensbild der seltenen Frau und
betonte ihre großen Verdienste um den Israelitischen Frauenverein. Max
Meyer aus Köln, dem sie seit dem frühen Tode seiner Eltern in
mütterlicher Liebe zugetan war, tief ihr herzliche Worte des Dankes
nach." |
Zum Tod des aus Ichenhausen stammenden Anselm Hirsch
(1922)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922: "(Frankfurt am Main).
Anselm Hirsch – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Die an Schrecken reichen Wochen dieser schweren Winterzeit haben uns am
27. Tewes, dem Jahrzeitstage S. R. Hirschs, eine in weiten Kreisen unserer
Gemeinde geschätzte, wackere Persönlichkeit entrissen, die bei aller
Schlichtheit und Anspruchslosigkeit ihres Wesens und Wirkens auch an
dieser Stelle warme Würdigung verdient. Anselm Hirsch, der aus voller Rüstigkeit,
kaum 66 Jahre alt, nach zweitätiger Krankheit dahinschied, stammte aus Ichenhausen
in Bayern, einer als Stätte der Tora und der Gottesfurcht bis in
die neueste Zeit hinein berühmten Landgemeinde. Die Lehr- und Wanderjahre
führten den Jüngling nach der jüdischen Metropole des gesetzestreuen
Nordens, nach Halberstadt, wo er sein jüdisches Wissen und Wollen
reichlich zu mehren und zu starken Gelegenheit fand. Was er im Vaterhaus,
in der Heimat und bei vorbildlichen Lehrmeistern an jüdischen Lichtsaaten
in sich aufgenommen, das hat er dann, beglückt durch die Ehe mit einem
tapferen Weibe, einer Tochter des Münchener Hauses Feuchtwanger, hier in
Frankfurt in die Praxis des Lebens umgesetzt. Er gehörte zu den stillen jüdischen
Helden, die in der neuen Zeit leider nichts Alltägliches mehr sind, die
ihren Lebensköcher mit – Kindern zu füllen den Mut und den Ehrgeiz
haben -
'Heil dem Manne, der gefüllt mit ihnen seinen Köcher' (Psalm
127,6), und die so durch ihr Leben einen Kommentar zu dem tiefen Wort der
Weisen liefern, dass der um des Lebens Notdurft hart ringende, mit Kindern
gesegnete Familienvater recht eigentlich die Gottesfurcht zu bewähren
vermag.
Diese Gottesfurcht, die Liebe zu den Mizwos und eine frohgemute,
immer zu heiterem Witzwort geneigte Natur haben ihm den Lebenskampf
erleichtert, bis er in den letzten Jahren die Früchte seiner Arbeit in
seinen Kindern reifen sehen durfte. An der Bahre entwarf Herr
Rabbinatsassessor Posen in einem von warmem Mitempfinden durchglühten
Hesped (Trauerrede) ein treues Bild des Heimgegangenen, die Söhne und Töchter
mahnend, ihres unvergesslichen Vaters allezeit würdig zu bleiben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorsitzenden und
Stadtrates Aaron S. G. Heller (1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1931: "Ichenhausen
(Bayern), 1. November (1931). Unsere altehrwürdige Gemeinde hat den
Verlust eines ihrer besten Mitglieder zu beklagen. Am Freitag, den 30.
Oktober, wurde Herr Aaron S. G. Heller im Alter von nahezu neunundsiebzig
Jahren zur ewigen Ruhe gebettet. Der Verblichene gehörte der Verwaltung
der israelitischen Kultusgemeinde beinahe fünfundvierzig Jahre an, war fünfundzwanzig
Jahre deren erster Vorsitzender und wurde, als er aus Gesundheitsrücksichten
dieses Amt niederlegte, zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Auch den städtischen
Kollegien gehörte er viele Jahrzehnte als Stadtrat an und erwarb sich in
dieser Eigenschaft durch seinen Weitblick und insbesondere durch seine
Friedfertigkeit unvergängliche Verdienste um die Stadt.
S
ein Leichenbegängnis gestaltete sich zu einer erhebenden
Trauerkundgebung, an der sich die Angehörigen aller Bekenntnisse
beteiligten. Unter Vorantritt der Freiwilligen Feuerwehr, der der
Verblichene nahezu ein halbes Jahrhundert als aktiver Feuerwehrmann angehört
hatte, begab sich der eindrucksvolle Trauerzug in den Hof der weihevoll
erleuchteten Synagoge, wo Herr Rabbiner Dr. Neuwirth in tief gefühlten
Worten der Trauer und der Dankbarkeit der Gemeinde und der zahlreichen Körperschaften
beredten Ausdruck verlieh. Im Namen des Landesverbandes bayerischer
israelitischer Gemeinden sprach alsdann Herr Schloß, Augsburg, Mitglied
des Rates des Verbandes. Der Vorsitzende der Kultusgemeinde Ichenhausen,
Herr Krämer, würdigte hierauf in herzlichen Worten die Verdienste des
Heimgegangenen, worauf dessen Schwiegersohn, Herr Wäglein, der Trauer der
Familie Ausdruck verlieh.
Gerade in unserer Zeit, in der die jüdischen Landgemeinden von der Gefahr
des Niedergangs mehr als früher bedroht sind, reißt der Verlust eines
Mannes wie Aaron S. G. Heller eine besonders schmerzliche Lücke; denn er
verband tiefe Frömmigkeit mit dem Willen und der Fähigkeit zu
hingebender Mitarbeit an den Aufgaben der religiösen und der politischen
Gemeinde und er trug so zu beider Gedeihen und zur friedvollen
Zusammenarbeit der jüdischen und der nichtjüdischen Bürger unseres, von
ihm so heiß geliebten Vaterlandes bei." |
|
Derselbe
Bericht erschien in der "Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung" vom 15. November 1931. |
Zum
Tod des langjährigen Synagogendieners Moses (Moritz) Meinfelder (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1933: "Ichenhausen,
20. November (1933). Am Samstag, den 18. November verschied dahier im
Alter von über 91 Jahren der Nestor unserer Gemeinde, Moses
Meinfelder.
Mehr als 56 Jahre (1872-1928) bekleidete er in vorbildlicher Pflichttreue
und Gewissenhaftigkeit das Amt unseres Synagogendieners. Er war ebenso ein
hingebungsvoller Hüter und Pfleger unseres Gotteshauses wie ein
eifervoller Wächter unserer alten, herrlichen, synagogalen Gesänge und
Bräuche, die er über drei Generationen hinweg hat erhalten helfen. Seine
biedere Art und sein originelles, humorvolles Wesen haben ihm die Herzen
aller Kultusmitglieder gewonnen, von denen er viele in früheren Zeiten in
Chuppoh-Nigun (Hochzeitsmelodie) mit seiner Klarinette durch die Straßen
Ichenhausens zum Traualtar begleitet hat. - Die allgemeine Hochschätzung
und Verehrung, die dem Entschlafenen aus allen Kreisen der Bevölkerung
entgegengebracht wurde, spiegelte sich wider in der außerordentlich
großen Beteiligung an seiner Beisetzung, an der auch ein Zug der
Freiwilligen Feuerwehr, welcher er 60 Jahre lang angehört hatte, mit
Fahne teilnahm. - Da mit Rücksicht auf den Rosch-Chodesch (Monatsanfang)
eine Grabrede nicht gehalten werden konnte, würdigte in einem
anschließend an die Beerdigung angesetzten Maariwgottesdienst in der
Synagoge, an welchem die ganze Gemeinde teilnahm Herr Rabbiner Simon Schwab
die hervorragenden Verdienste unseres 'Mosche' Meinfelder, in dessen
Persönlichkeit der religiöse Glanz und Strahl längst vergangener Zeiten
sich verfangen habe. Herr Kultusvorsteher Julius Krämer schilderte unter
Dankesworten die opfervolle, vorbildliche Hingabe des Entschlafenen, der
ein Musterbeispiel sei dafür, dass es nicht so sehr darauf ankomme,
welches Amt man innehabe, als vielmehr darauf, wie man den Platz, auf den
man gestellt ist, ausfülle. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum Tod von Leopold Koschland (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1934:
"Ichenhausen, 7. Juni (1934). Am Erew Schabbat Koddäsch
BeHaalticha wurde das älteste Mitglied unserer Gemeinde, Leopold
Koschland, im Alter von fast 87 Jahren zu Grabe getragen. Der Verstorbene,
der von glühender Liebe zu Tora und Gottesdienst durchdrungen war,
wollte noch am Morgen seines Todestages bei seinem Enkelkinde als Pate
fungieren, als ihn Gott kurz zuvor in die ewige Heimat zurückrief.
Selbst noch in der Todesstunde zeigte sich seine tiefe Frömmigkeit. Er
ließ die Männer der Chewra Kadischa zu sich rufen, verabschiedete
sich von ihnen mit Worten der Mechila, sagte mit ihnen zusammen die
Schemot, bis er seine reine Seele aushauchte. Am Grabe sprach Herr
Rabbiner Schwab und schilderte den Entschlafenen als einen Jehudi, dessen
Charakter und Wirken durch und durch gehämmertes Gold waren. Als
langjähriger ehrenamtlicher Mohel sei es ihm vergönnt gewesen, nahezu
400 Knaben in den Abrahamsbund aufzunehmen. Seine besondere Liebe galt den
Armen von Erez Jisrael, für die er Jahrzehnte hindurch in hiesiger
Gemeinde als Gabbai väterlich sorgte. Alsdann dankte Herr
Hauptlehrer Hammelburger namens der Chewra Kadischa ihrem
Ehrenvorsitzenden, der sich um die Förderung derselben in fast
60jähriger Mitgliedschaft - darunter 30 Jahre als erster Vorsitzender -
bleibende Verdienste erworben habe, die bereits von dem Vorgänger des
jetzigen Rabbiners, Herrn Rabbiner Dr. Neuwirth, Stuttgart, durch
Verleihung des Chower-Titels gewürdigt waren. Zuletzt nahm ein Sohn des
Verstorbenen in herzlichen Dankesworten Abschied vom Vater, auf den mit
Recht das Wort angewendet werden dürfe: Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Beiträge
von zwei Schülerinnen - Irmgard und Renate Regensburger - zu den Hohen
Feiertagen (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 22. Oktober 1936: "Aus Schüleraufsätzen.
I. Vom Jom-Kippur. Es ist der Abend des neunten Tischri: der 'Kol-nidre'.
Wir haben den Alltag vergessen und tiefer Ernst liegt auf allen
Gesichtern. Der Chason hebt an, die feierlichen Melodien des Kol-Nidre zu
singen. Die Tore des göttlichen Gerichtes sind geöffnet und bangend
harren alle auf sein Urteil. Wir denken daran, wie wir das ganze Jahr
verlebt haben, und ob Gott auch unsere Sünden verzeihen wird. Wir wollen
an diesem Tage nichts von Speise und Trank wissen. Wir wollen uns von dem
Alltag losreißen, um vollkommen rein der göttlichen Idee zu leben. Wir
sind ganz demütig vor Gott, ganz winzige Menschenkinder, die nicht einmal
fest auftreten können. Ganz spät erst in der Nacht, noch tief ergriffen
von der feierlichen Predigt und dem ergreifenden Gottesdienst, gehen wir
nach Hause, um am anderen Früh mit derselben Andacht wieder in die
Synagoge zu gehen. Schon bevor der Morgen graut, gehen wir in die
Synagoge, um uns wieder ganz dem Gebot der Tora hinzugeben. Wir sind
schwache Menschen. Der Allmächtige sieht, wie hilflos wir doch sind. Wir
beten weiter, bis die letzte Tekiah erklingt. Der heilige Fürst zieht
fort. Wir Menschen flehen noch einmal zu Gott: 'selach lonu, verzeih' uns,
verzeih' uns!' Und jetzt wird es uns leicht und frei, und wir haben das
feste Vertrauen, dass Gott unser Schicksal zum Guten lenken wird.
Irmgard Regensburger, Ichenhausen (13 Jahre).
II. Ein Erlebnis aus dem Monat Tischri.
Der Roschhaschonoh und der Jom-Kippur sind vorbei und damit haben wir die
ernsten Feiertage hinter uns. Und nun kommt das herrliche Sukkofest. Wie
viele Freuden haben wir da. Wir dürfen in der Sukkoh essen, und die
Mizwoh ausüben, das Lulaw zu schütteln. Jetzt kommt aber ein Fest der
reinsten Freude, an diesem Feste, da gibt es keine anderen Mizwaus, da
gibt es nur Freude und Lust. Alle Gesichter verwandeln sich. Aber nicht
nur die Gesichter von uns Kindern, denn uns fällt es ja gar nicht schwer,
lustig zu sein, sondern auch den älteren Leuten sieht man es an, dass das
Fest der Freude und der Lust zu uns gekommen ist. Wir Kinder tanzen,
singen Lieder und ziehen mit unseren Fähnlein herum. Wir wissen gar nicht,
wohin mit unserer Freude. Aber nicht nur wir freuen uns, sondern auch die
Großen freuen sich. Sie gehen mit der heiligen Tora herum und schwingen
sie und tanzen mit ihr. Man kann es gar nicht glauben, dass diese Leute,
die am Simchastorafest mit der Tora tanzen, auch manchmal so ernst und
streng sein können. Ja, so gut aufgelegt waren die Leute, dass uns
mehrere davon sogar beschenkten. Da sind dann sogar unsere großen Mädels
herbeigesprungen und haben ihre Sachen geholt, da wollten sie dann keine
großen Damen sein. Später haben dann noch die Herren gesungen und dann
gingen alle Leute mit frohem Mute heim. Es ist schade, dass es noch ein
ganzes Jahr dauert, bis wieder Simchastora ist.
Renate Regensburger, Ichenhausen (11
Jahre). |
Zum Tod von Siegfried Erlanger (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1937: "Ichenhausen,
3. Januar (1937). Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wirkte die Trauerkunde
in unserer Gemeinde vom Ableben Siegfried Erlangers. Er erreichte ein
Alter von erst 55 Jahren. Am 10. Tewet hatte ihn die ganze Gemeinde
zur letzten Ruhestätte begleitet. Mit tief bewegten Worten sprach Herr
Hauptlehrer Hammelburger an seiner Bahre und nahm Abschied von dem
vornehmen, allzeit hilfsbereiten Menschen. Herr Julius Krämer, erster
Vorsitzender unserer Gemeinde, gab seinem persönlichen Schmerz über den
Verlust des lieben Freundes Ausdruck. Groß ist der Verlust für die
Kulturverwaltung, dessen eifriger und unermüdlicher Mitarbeiter er war.
Als treuer Chewra Kadischah-Mann und tätiger Mitarbeiter im Verein
Bikkur Cholim hatte er Gelegenheit, Wohltätigkeit in großem Maße
zu üben. Möge sein Verdienst der Gattin und den zwei Kindern, denen er
gute jüdische Erziehung gab, beistehen. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Frieda Krämer nach ihrer Reise
(Auswanderung?) nach Kanada (1937)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1937: "Ichenhausen, 20.
Mai (1937). Aus Kanada kommt die erschütternde Trauerkunde, dass Frau
Frieda Krämer, Gattin unseres ersten Kultusvorstehers, Herrn Julius Krämer,
infolge einer Operation plötzlich verstorben ist. Der Trauerfall ist
deshalb so tragisch, weil die Verschiedene erst vor vier Wochen in voller
Gesundheit Ichenhausen verließ, um in Begleitung ihres Gatten ihren Sohn
zu besuchen. Frau Krämer ist nur 57 Jahre alt geworden und hatte es
verstanden, durch ihr sonniges Wesen, große Liebenswürdigkeit und
vornehmen Charakter allgemeine Wertschätzung in der ganzen Gemeinde sich
zu erwerben. Möge dieses Bewusststein dem tief betrübten Gatten als
Nechomo (Trost) dienen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens. L. Schw." |
Trauerrede für Frieda Krämer (1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli
1937: "Ein Hesped in Ichenhausen. Am Sonntag, den 13. Juni
1937, fand im Anschluss an den Abendgottesdienst unter Teilnahme der
Gemeinde und einer Anzahl auswärtiger Freunde und Verwandten ein Hesped
(Trauerrede) zu Ehren der kurz vor dem Schewuothfeste in Kanada
dahingeschiedenen Gattin des Gemeindevorstandes, Frieda Krämer statt.
Herr und Frau Krämer hatten sich nach den Pessachfeiertagen aufgemacht,
um ihren seit 8 Jahren in Kanada wohnenden Sohn und dessen Gattin zu
besuchen; kaum angekommen musste sich Frau Krämer einer Operation
unterziehen, der sie leider erlag. - Die Trauer und der Schmerz um den
Verlust dieser bescheidenen und wohltätigen Frau ist allgemein in unserer
Gemeinde; denn wo sie war, da war Licht und Freude, Hilfsbereitschaft und Gemiluth
Chesed (Wohltätigkeit) im wahrsten Sinne des Wortes. - Das schilderte
in ergreifender Weise Herr Distriktsrabbiner Gerhard Frank in seiner
Ansprache, indem er die Verdienste der leider so früh Dahingeschiedenen
als Mitschwester, als Mutter und als Gattin würdigte. Möge die Tatsache
der allgemeinen herzlichen Teilnahme den Hinterbliebenen Trost spenden und
unserem so hart getroffenen Herrn Vorstande Julius Krämer die Kraft
verleihen, das Schwere zu tragen und wie bisher auch weiterhin segensreich
für unsere Gemeinde zu wirken 'bis 120 Jahre'. D.W." |
Anzeigen jüdischer
Personen / Gewerbebetriebe
Anzeige
des Glas-, Porzellan- und Eisenwarengeschäftes Heinrich Wimpfheimer (1863)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. November 1863: "Offene Lehrlings-Stelle. In meinem
Engros- & detail-, Glas-, Porzellan- und Eisenwaren-Geschäft kann ein
junger Mann aus guter Familie, mit den nötigen Schulkenntnissen versehen,
sofort auf 3 Jahre in die Lehre treten. Kost und Logis, Vergütung 160
Thaler. -
Ichenhausen (Bayern), den 7. November 1863. Heinrich
Wimpfheimer". |
Anzeigen
des Eisen- und Tuchgeschäftes Jacob Hirsch & Söhne (1865 / 1867)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. März 1865: "Offene Lehrlings-Stelle.
In unserem Eisen- und Tuchgeschäfte kann ein kräftiger junger Mann von
15-16 Jahren mit guten Vorkenntnissen, mosaischer Religion und von
achtbarer Familie, unter vorteilhaften Bedingungen als Lehrling sofort
Aufnahme finden. - Hierauf Reflektierende wollen sich portofrei direkt an
uns wenden.
Ichenhausen bei Günzburg an der Donau (Bayern, den 16. März 1865. Jacob
Hirsch & Söhne." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Oktober 1867:
"Offene Lehrlings-Stelle.
In unserm Eisen- und Tuchgeschäfte kann ein kräftiger junger Mann von 15-16 Jahren mit guten Vorkenntnissen, unter annehmbaren Bedingungen in
die Lehre treten.
Hierauf Reflektierende wollen sich portofrei direkt an uns wenden, und
bemerken wir noch, dass unser Geschäft an Sabbat- und Feiertagen
geschlossen ist.
Ichenhausen bei Günzburg an der Donau (Bayern), den 25. September 1867.
Jacob Hirsch & Söhne." |
Der Toraschreiber A. Körber empfiehlt sich (1886)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1886: "A.
Körber, Schreiber von Torarollen, Tefillin und Mesusot,
Ichenhausen (Bayern). Hiermit beehre mich ergebenst anzuzeigen, dass
ich mich hier als Schreiber von Torarollen, Tefillin und Mesusot
niedergelassen habe und empfehle mich in allen in dieses Fach
einschlagenden Arbeiten unter Garantie gediegener Ausführung sowohl in
neuen Tefilin, Mesusot, Torarollen als wie auch in jeglicher
Reparatur bei solider und prompter Bedienung. Viele große Gemeinden in
Deutschland, welche mir die Korrektur von Torarollen anvertrauten, haben
ihr volle Zufriedenheit durch Zeugnisse kundgegeben und bin gerne bereit,
auf Verlangen solche zur Verfügung zu stellen. Ich halte mich daher
geschätzten Gemeinden und Wiederverkäufern als wie auch einzelnen Herren
bei Bedarf bestens empfohlen. Hochachtungsvoll A. Körber aus
Tarnow, wohnhaft in Ichenhausen (Bayern). Referenz: Seiner
Ehrwürden Herr Dr. Sohn, Rabbiner in ichenhausen." |
Anzeige von Heinrich Seligmann (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1890:
"Lehrlings-Stelle.
Suche für meinen Sohn, der heuer das einjährige
Examen macht, bis Mitte August dieses Jahres eine Stelle, am
liebsten in einem Bank- und Wechselgeschäft. Kost und Logis im
Hause wäre sehr erwünscht.
Heinrich Seligmann, Ichenhausen (Bayern)." |
Werbung
für den Lamm'schen Wochenkalender (1890 / 1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1890: "Max
Lamms hebräischer und deutscher Wochen-Abreiß-Kalender pro 5651
(September 1890 bis Oktober 1891), 11. Jahrgang, Preis 60 Pfennig, ist
erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Gegen Einsendung von
70 Pfennig (40 Kr. österr.) per Exemplar versende denselben franko an
jede mir aufgegebene Adresse. Verlag des Lamm'schen Wochenkalenders. S.G.
Heller, Ichenhausen (Bayern)." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1900: "In
meinem Verlage erschien soeben: Lamm's hebräischer und deutscher Wochenkalender
pro 5661 (21. Jahrgang). Preis 60 Pfennig. Gegen Voreinsendung von 70 Pfg.
franco Zusendung (Ausland 80 Pfg.). S.G. Heller's Buchhandlung, Ichenhausen
(Bayern).
Dieser äußerst praktische Wandkalender sollte in keinem jüdischen Hause
fehlen." |
Anzeige des Restaurants Falk (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: "Zur
gefälligen Beachtung für israelitische Bäckerei! Eine im besten
Zustande befindliche Mazzes-Maschine und alle hinzu gehörigen,
sonstigen Apparate ist zu jedem annehmbaren Preise, wegen Todesfall und
Aufgabe der Bäckerei zu verkaufen. Gefällige Offerten an Restaurant
Falk, Ichenhausen, Bayern." |
Anzeigen des Weiß-, Woll- und Baumwollwarengeschäftes
L.S. Friedberger (1900 / 1901 / 1903 )
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1900:
"Für
mein Weiß-, Woll- und Baumwollwaren-Geschäft suche einen tüchtigen Commis,
welcher mit Branche, Buchführung und Lagerarbeiten vertraut, ebenso einen
Lehrling mit genügenden Vorkenntnissen.
L.S. Friedberger, Ichenhausen (Bayern)." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1901:
"Für mein Weiß-, Woll- und Baumwollwarengeschäft Engros suche
einen tüchtigen jungen Mann mit nötiger Vorbildung als Lehrling oder
Volontair.
L.S. Friedberger, Ichenhausen, Bayern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1901: "Commis
der Weiß, Woll- und Baumwollwaren mit flotter Handschrift, mit Komptoir-
und Lagerarbeiten vertraut, findet in meinem Engros-Geschäfte Engagement.
Ebenso findet ein Lehrling mit den nötigen Vorkenntnissen unter
günstigen Konditionen Aufnahme.
L.S. Friedberger, Ichenhausen,
Bayern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1903: "Suche
für mein Manufaktur-, Weiß- und Wollwaren-Geschäft Engros und -Detail
einen Lehrling oder Volontair, mit nötigen Vorkenntnissen, aus
achtbarer Familie. Samstags und Feiertage geschlossen.
L.S. Friedberger, Ichenhausen in
Bayern." |
S. Henle wirbt für seine Torawimpel (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1900: "Wimpel.
Nach Einsendung von Datum und Namen werden Wimpeln von Buben von 2-3
Jahren schön in Farben ausgeführt für 2-6 Mark. Vertreter zum Sammeln
auf allen Plätzen gesucht.
S. Henle, Dekorationsmaler, Ichenhausen, Bayern.
Referenz: Herr Bezirksrabbiner Dr. Kohn, hier." |
Anzeige von Witwe J.N.
Koschland (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1903: "Lehrmädchen-Gesuch.
Für mein Manufaktur- und Weißwaren-Geschäft, samstags und Feiertage
streng geschlossen, suche ich zum sofortigen Eintritt ein
Lehrmädchen aus achtbarer Familie.
J.N. Koschland Witwe, Ichenhausen, Bayern." |
Anzeigen der Wurstwarenfabrik Eduard Liebermann
(1911/1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1911: "Eduard
Liebermann, Ichenhausen (Bayern). Meine langjährige Tätigkeit im In-
und Auslande befähigt mich das Beste zu bieten. Wurstwaren-Fabrik
mit elektrischem Kraftbetrieb. Täglicher Versand von exquisiten, frischen
und Dauer-Wurstwaren. Billigste und prompte Bedienung. Spezialität:
Wiener-, Frankfurter-, Halberstädter Würstchen sowie alle
Aufschnittwaren. Verlangen Sie Probesendung. Filiale: D. Levitte,
München, Landschaftsstraße 1. Unter Aufsicht des Ehrwürdigen Herrn
Distrikts-Rabbiner Dr. Kohn, Ichenhausen." |
|
Anzeige
in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli
1928: "Erklärung. Dem verehrlichen Publikum Münchens diene
hiermit zur gefälligen Kenntnisnahme, dass ich in München, Brunnstraße
12 (Eingang Kreuzstraße) eine Filiale für Wurst- und Aufschnitt-Waren
eröffnet habe. Das Geschäft führt Frau Selma Frankenburger, die
vertraglich verpflichtet ist, ausschließlich mein Fabrikat, welches unter
Aufsicht Seiner Ehrwürden des Herrn Distriktsrabbiners Dr. S. Neuwirth in
Ichenhausen steht, zu verkaufen. Sämtliche Ware ist plombiert und mit den
üblichen Anfangsbuchstaben ASch des Namens des Gemeinde-Schochets
Ichenhausen versehen, wodurch eine Verwechslung ganz ausgeschlossen ist.
Um regen Zuspruch bittet Eduard Liebermann, Ichenhausen,
Wurstwarenfabrik." |
|
Anzeige
in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli
1928: "Es besteht Veranlassung darauf hinzuweisen, dass das neu
eröffnete Fleischwarengeschäft von Selma Frankenburger, München,
Brunnstraße, Ecke Kreuzstraße, unter meiner Aufsicht nicht steht.
Ichenhausen, den 1. Juli 1928. Rabbiner Dr. S. Neuwirth." |
Anzeige
des Putzgeschäftes L. & M. Mann (1912)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
16. August 1912:
"Modes.
Für unser am Samstagen und israelitischen Feiertagen geschlossenes
Putzgeschäft suchen wir zum sofortigen Eintritt eine
tüchtige
1. Arbeiterin,
die sowohl den billigen, als auch den besseren Genre flott und
selbstständig chic garnieren kann. Gefälligen Offerten mit
Gehaltsansprüchen - Jahresstelle - sowie Zeugnisabschriften
erbitten
L. & M. Mann, Ichenhausen (Bayern)." |
Verlobungsanzeige
von Johanna Hirschberg und Jacob Gradmann (1920)
Anzeige im "Frankfurter Jüdischen Familienblatt"
vom 16. April 1920: "Statt Karten:
Johanna Hirschberg - Jacob Gradmann.
Verlobte
Frankfurt am Main Hegelstraße 13 - Ichenhausen (Bayern).
Empfang: Samstag und Sonntag, den 17. und 18. April. Paraschat
(Wochenabschnitt zur Tora) Schemini". |
Heiratsanzeige von Moses Gradmann und Adele geb. Fulda
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922: "Gott
sei gepriesen.
Moses Gradmann - Adele Gradmann geb. Fulda. Vermählte.
Ichenhausen. 1. Adar 5682 - 28. Februar 1922." |
Heiratsanzeige von Hermann Hirschberg und Jenny geb.
Gradmann (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1922:
"Hermann Hirschberg - Jenny Hirschberg geb. Gradmann.
Vermählte.
Frankfurt am Main, Hegelstraße 13 - Ichenhausen
(Bayern).
Trauung: Dienstag, den 14. November 1922 - 23. Marcheschwan
5683. Synagoge Ichenhausen." |
Willy Goldberg wirbt für seine Wimpeln (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1924: "Wimpeln
verfertigt in feinster Kunstausführung rasch und billig Willy
Goldberg, Ichenhausen in Bayern." |
Verlobungsanzeige
von Dr. Lili Neuwirth und Dr. Julius Ottenheimer (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928:
"Statt Karten -
Beste Neujahrsgrüße ("Gute Einschreibung und Versiegelung").
Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen.
Dr. med. Lili Neuwirth - Dr. med. Julius Ottenheimer.
Stuttgart - September 1928 - Ichenhausen." |
Anzeige von Frau Meinfelder (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1928:
"Suche für meine Nichte, 15 Jahre, große Figur, Stelle als Lehrmädchen
für den Verkauf, wo sie sich auch für Haushalt betätigen kann, in
religiösem Hause.
Angebote an Frau Meinfelder, Ichenhausen bei
Günzburg." |
Verlobungsanzeige
von Friedl Goldberg und Benno Goldschmidt (1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 19. Juni 1930:
"Friedl Goldberg - Benno Goldschmidt. Verlobte.
Ichenhausen Juni 1930 - Siwan 5690 -
Nürnberg". |
Hochzeitsanzeige von Mina Oppenheimer und Willy Goldberg (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1933: "Gott
sei gepriesen.
Mina Oppenheimer - Willy Goldberg -
geben ihre - so Gott will - am 3. April 1933 - 7. Nissan 5693 in Ansbach,
Hotel Zirkel, stattfindende
Vermählung bekannt. Hanau - Bechhofen
/ Ichenhausen." |
Hochzeitsanzeige
für Zipora Meyer und Julius Weil (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 22. November 1934: "Mit Gottes Hilfe.
Zipora Meyer - Julius Weil. Vermählte.
Ichenhausen / Basel Birmannsgasse 17 - Basel Spalentorweg
8.
Trauung 25. November 1934 - 18. Kislew 5695.
Pension Ivria, Zürich". |
Verlobungsanzeige
von Klara Gutmann und Albert Leiter (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1937: "Gott
sei gepriesen.
Klara Gutmann - Albert Leiter. Verlobte.
Ichenhausen - Schwaben. Buttenwiesen
- Schwaben.
Schabbat Nachamu 5697 (= 24. Juli 1937)". |
Verlobungsanzeige von Hilde Mann und Alfred Gerstle sowie Sophie Emanuel und
Theo David Gerstle (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1937:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen.
Hilde Mann - Alfred Gerstle. Sophie Emanuel - Theo David Gerstle.
Verlobte.
Ichenhausen - Jerusalem / Hamburg - Kibbuz Chofez - Chajim Gedera /
Ichenhausen". |
Einige Postkarten
und weitere Dokumente mit Bezug zu
jüdischen Gewerbebetrieben und Privatpersonen in Ichenhausen
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries)
Geschäftsbrief von
Kriegshaber
nach Ichenhausen (1853) |
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Absender des
Briefes waren die (jüdischen Gemeindeglieder in Kriegshaber) Gebr. Feist
& M. Götz in Kriegshaber; der Brief wurde am 21. Dezember 1853 an
Israel Koschland in Ichenhausen verschickt.
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Brief von Julius Liebermann
nach München (1858) |
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Absender des
Briefes war Julius Lieberman aus Ichenhausen. Der Brief wurde laut
Poststempel und handschriftlichem Datumsvermerk am 8. Oktober 1858 an
Heinrich Liebermann in München verschickt.
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Postkarte von 1876,
versandt von
Ichenhausen nach Königsbronn |
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Die Postkarte
wurde am 3. September aus Ichenhausen versandt; Empfänger war das
Königliche Hüttenamt Königsbronn bei Heidenheim. Als Absender zeichnet
die Fa. Jacob Hirsch & Söhne in Ichenhausen.
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Geschäftskarte der Gebr.
Krämer
& Weimersheimer (1882) |
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Geschäftskarte
der Gebrüder Krämer & Weimersheimer vom 28. April 1882, versandt von
Ichenhausen nach Freiburg. Gebr. Krämer & Weimersheimer waren Inhaber
eines Leder- und Häutegeschäftes.
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Postkarte,
versandt von
Leopold Bissinger (1888) |
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Obige Postkarte wurde versandt von Leopold Bissinger am 2. Juli 1888 an die verehrliche Brunnenverwaltung der Göppinger Mineralwasser "Quelle"
Text der Rückseite:
"P.P. Ich kam zufällig in Besitze von 47 Stück leeren Überkinger Mineralwasser Krügchen und erlaube mir heute
Ihnen diesselben franco und per Bahn zu übersenden mit dem ergebenen Ersuchen diese mit ihrem berühmten
Wasser zu füllen und mir baldigst per Nachnahme wieder zugehen zu lassen.
Hochachtend - Leopold Bissinger - Ichenhausen 2. Juli 1888 - St. Günzburg a. D."
Zur Person von Leopold Bissinger: es kommen zwei Personen in Frage:
Entweder Leopold Bissinger (geb. 1857 in Bissingen als Sohn von
Heinrich Leopold Bissinger [1821 Ichenhausen - 1887 Ichenhausen] und der
Jachet Julie geb. Neumann [1830 Wassertrüdingen
- 1908 Ichenhausen]), wohnte sein ganzes Leben in Ichenhausen (gest. 5.
April 1935).
Quelle: https://www.geni.com/people/Leopold-Bissinger/6000000018445562278;
Hinweis von Andrew M. Greene am 21.4.2015.
oder Leopold Bissinger (geb. 1859 in Ichenhausen als Sohn von Anselm Loeb
Bissinger [geb. am 16. Juli 1819 in Ichenhausen] und Therese Treinle
geb. Thannhauser [geb. 16. November 1822 in Giengen] war verheiratet mit
Sophie geb. Mann (geb. 1863 in Ichenhausen). Dieser Leopold Bissinger starb 1939 im Alter von 80 Jahren in München.
Quelle: http://www.geni.com/people/Leopold-Bissinger/6000000018445044576
Anmerkung: Die Familie Bissinger lässt sich über viele Generationen in Ichenhausen nachweisen. Geburts- und Sterbejahr des Stammvaters
Low Loeb Ben Baruch verlieren sich im Dunkel der Vergangenheit. Dessen Sohn Baruch
Bissinger (geb. 1720 in Bissingen) wurde jedoch schon auf dem jüdischen Friedhof Ichenhausen
begraben (1780). |
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Postkarte
der Fa. L. S. Friedberger
nach Ebingen (1889) |
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Absender der
am 5. Februar 1889 verschickten Karte ist das Weiß-, Woll - und
Baumwollwarengeschäft L. S. Friedberger; die Karte ist adressiert an Wilhelm Keller in Ebingen
war geschäftlicher Natur. Wilhelm Keller war Inhaber einer Korsettfabrik in
Ebingen.
Zum Weiß-
Woll- und Baumwollwarengeschäft L. S. Friedberger vergleiche die
Anzeigen oben aus den Jahren 1900 bis 1903.
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Postkarte von 1902,
versandt von
Kleinsteinach nach
Ichenhausen |
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Die Postkarte
wurde am 20. Oktober 1902 in Kleinsteinach
abgestempelt und an Moritz Bernheimer in Ichenhausen gesandt; Absender: S.
Wolfermann (vermutlich Sali Wolfermann, geb. 27. März 1877 in Mainbernheim,
letzter Wohnort Kleinsteinach)
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Postkarte von 1909,
versandt
von München nach Ichenhausen |
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Die
Firmen-Postkarte der Spritfabrik von Max Wassermann aus München wurde am
26. März 1909 an Moritz Bernheimer in Ichenhausen versandt. |
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Postkarte von 1908,
versandt an den
Militärapotheker Sigo Bernheimer
im Garnisonslazarett
Lager Lechfeld |
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Die Postkarte
wurde am 5. Juni 1908 an Sigo Bernheimer versandt, Einjähriger
Freiwilliger Militärapotheker im Garnisonslazarett Lager Lechfeld; es
handelt sich um eine Geschäftspostkarte aus Ichenhausen von den
Gebrüdern Sulzer. Sigo Bernheimer (geb. 18. Mai 1884) wurde in der
NS-Zeit nach Auschwitz deportiert. |
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Postkarten von 1908
an Sigo Bernheimer |
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Die
Postkarte an Sigo Bernheimer wurden am 17. Oktober beziehungsweise am 28. Oktober 1908 aus Ichenhausen versandt. |
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Postkarte von 1909
an Sigo Bernheimer |
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'Die
Postkarte wurde am 14. September 1909 an Sigo Bernheimer in Schweinfurt
verschickt mit Glückwünschen zum (jüdischen) Jahreswechsel. |
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Karte an Lina Weimersheimer
aus Ichenhausen (1908) |
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Die Karte (mit
persönlichem Inhalt) an Frl. Lina Weimersheimer (c/o Lehrer Possenheimer)
wurde am 29. September 1910 (Poststempel Ichenhausen) nach Böchingen
in der Pfalz verschickt; die Familie Weimersheimer hatte in Ichenhausen
ein Leder- und Häutegeschäft, das in der NS-Zeit 1938 zwangsweise
aufgelöst und veräußert wurde. Lina Weimersheimer (Foto rechts aus dem
Buch zur Ausstellung "Ein fast normales Leben" anlässlich der
Feier "10 Jahre Wiedererrichtung der Synagoge Augsburg - 10 Jahre
Gründung des Jüdischen Kulturmuseums" S. 135 mit dem Untertitel:
"Eine bildschöne Braut: die zwanzigjährige Lina Weimersheimer aus
Ichenhausen. Sie heiratete den Arzt Dr. Alfred
Löwenstein".
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Postkarte von
Sigmund Erlanger,
Ichenhausen von 1912 |
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Die
Postkarte wurde an den pensionierten Lokomotivführer Friedrich Schneider
in Augsburg geschickt. Mitgeteilt wird der Zins aus einem Guthaben. |
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Karte an die Fa.
Regensburger
in Ichenhausen (1923) |
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Die Brief wurde
mit Datum vom 13. August 1923 von der Süddeutschen Transport-
Versicherungs-AG in München an die Firma Regensburger & Co. in
Ichenhausen geschickt.
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Karte aus dem
familiären Umfeld
des Hollywood-Gründers Carl Laemmle,
verschickt von Frieda H. Laemmle
aus Ichenhausen (1925) |
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Oben: Ansicht von Ichenhausen |
Foto oben: Besuch von Carl Laemmle
bei Verwandten in Ichenhausen
(insbesondere Familie Heller); aus: Gernot
Römer, Schwäbische Juden S. 253. |
Nach den
Recherchen von Peter Karl Müller handelt es sich bei der Absenderin
sehr wahrscheinlich um Frieda Laemmle geb. Heller (Unterschrift Frieda H.
Laemmle - das H. steht für Heller). Frieda Heller war die älteste Tochter von Aron Heller und Fanny, geb. Gerstle. Sie heiratete Louis Laemmle, den Bruder von Carl Laemmle, der (Carl) seine Lehrzeit bei dem Vater von Frida in Ichenhausen
absolvierte. Die jüngste der Heller-Mädchen Eppi heiratete einen Neffen von Carl
Laemmle - Edward Laemmle. Dies erklärt auch ein Foto in Gernot Römer´s Buch "Schwäbische Juden", das die Heller-Familie mit Carl Laemmle und Sohn zeigt
(siehe links). Im Buch "Ein eigenes Reich - Wie jüdische Emigranten "Hollywood" erfanden" von Neal Gabler findet
sich die Aussage, dass Louis Laemmle wahrscheinlich im Hitler-Deutschland geblieben wäre, hätte ihm nicht seine durch einen Schlaganfall halb gelähmte Frau ein Ultimatum
gestellt, gegebenenfalls auch ohne ihn Deutschland zu verlassen (S. 471).
Am 30. Sept.1938 reisten Sie ab nach Amerika. Eine weitere Bestätigung, dass es sich bei der Schreiberin um Frieda Laemmle, geb. Heller handelt ist der
Stammbaum der Familie (siehe Link), auf dem als Sohn von Frieda und Louis der 1912 geborene Richard
eingetragen ist.
Zum Inhalt der obigen Karte: Frieda bedankt sich für die guten Wünsche zu
Richards Barmitzwah. Es war eine wunderbare Feier und alle hatten
eine eine gute Zeit und waren glücklich. Anschließend äußert sie die Hoffnung auf ein mögliches Treffen in New York, da Sie vor hat, am 9. Oktober mit dem Segelschiff von Cuxhaven nach New York zu reisen, wo Sie am 19. Oktober hofft anzukommen. Es folgen noch die besten Wünsche für ein glückliches Neues Jahr. |
Link
zu einem Stammbaum, auf dem Aron Heller und seine Tochter Frieda, die
Frau von Carl Laemmles Bruder Louis, als auch deren Schwester Peppi, die
einen Neffen von Carl Laemmle heiratete, zu finden sind |
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Wikipedia-Artikel
zu Carl Laemmle |
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Briefkopf der Kleiderfabrik
Gebrüder Sulzer (1934) |
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Rechnung der
Kleiderfabrik Fa. Gebrüder Sulzer aus Ichenhausen vom 13. April 1934 |
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Sonstiges
Ichenhausener Gebetbuch (1544)
Abbildung
links: "Ichenhausener Gebetbuch aus dem Jahre 1544. Eigentum der
Bayerischen Staatsbibliothek in München" in einem Beitrag über
"Hebräische Buchdruckereien im Gebiete des heutigen Bayern" von
Dr. Josef Prys in München." |
Erinnerungen
an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Leopold
Coshland (Koschland) aus Ichenhausen (gest. 1860)
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Grabstein
für "Our beloved Father
Leopold Coshland Born in Ichenhausen
Bavaria
Died Feb. 26, 1860 Aged 38 years.
Remains interred in Salem Fields Cemetery" und
"Our beloved Mother Sarah Coshland.
Born in Neidenstein-Baden
and was summoned to a better world on
Febr. 3 1886 aged 73 years". |
Haustürinschrift
und weitere Besonderheiten am und im Haus Friedberger (innerhalb
eines Artikels von 1927)
Aus
einem Artikel in der "Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung" vom 19. September 1927:
Bildunterschrift: "Haustüre mit hebräischer Inschrift.
Privatbesitz: H. Friedberger, Ichenhausen."
"Eine ausgesprochene Sederplatte aus Zinn mit sinngemäßer
Beschriftung finden wir im hause des Herrn Friedberger in Ichenhausen und
bei Herrn Dr. M. J. Gutmann, besonders die erste ist sehr schön
ausgeführt. Das Friedberger'sche Haus, das schon seit seiner Erbauung
(1763) im Familienbesitz ist, bezeichnet sich schon beim äußeren Anblick
als jüdisches Eigentum. Es trägt in einer geschmackvollen Cartouche die
Zeilen: (hebräisch und deutsch) 'Schwarz auf Weiß, Erinnerung der
Tempel-Zerstörung, im Jahre 1763'; dazu ist im oberen Türbalken
eingeschnitten der Wunsch: (hebräisch und deutsch) 'Gesegnet seist Du
bei Deinem Eingang und gesegnet bei Deinem Ausgang, im Jahre 1763';
Abb. 3). Ein besonders reicher Zimmerschmuck des Friedberger'schen Hauses
ist die prächtige Lampe, die ähnlich einer Sabbatlampe, jedoch mit 16
Kerzen erstrahlt (Abb. 4). Sie dürfte mit dem Hausbau zeitlich
zusammenfallen." |
Patriotisches Gedicht von J. Blum (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1927: "Der
Jude auf Posten. Von J. Blum in Ichenhausen.
Dort zwischen Serre und Hebuterne,
Unweit der Somme, der Heimat so fern,
Stehn deutsche Männer und Jungen bereit
Zur Wehr und Ehr, zum Sieg im Streit.
Schleichen im Dunkel der schützenden Nacht,
In Gruppen zu zweien und einzeln auf Wacht.
Versinkend im Wasser und lehmigem Brei,
An Löchern und Trichtern und Gräben vorbei.
Das Gewehr umspannt von nerviger Hand
Die Gasschutzmaske am Schulterband,
Auf dem Kopf den Helm von schwerem Stahl,
Um die Brust den Gürtel für Tod und Qual,
Den Mut gestählt in Jammer und Not,
Im Kampf bewährt auf Leben und Tod,
Doch im Herzen nach Heimat, nach Kind und nach Weib,
Die zehrende Sehnsucht, das rührende Leid.
So wachten sie gestern, so wachen sie heut';
Steh'n treu ihren Posten, wie Pflicht es gebeut.
Da ruft sie die Aufsicht vom Grabendienst an:
'Der Feind,' - 'Alles ruhig!' 'Parole?' 'Sedan!'
Den Feinden - befangen im blutigen Wahn - ,
bot unser Kriegsherr den Frieden an!
Da jubelt der Jüngling: 'O, ist das fein,
vielleicht wenige Wochen, dann kehren wir heim!'
's ist doch nur Schwindel, ich glaube es nicht;
Ein Latrinenbefehl' - der zweite spricht.
Der Jude blieb still. Den betrübt es wohl gar?
Er betet leise: 'O Gott, mach's wahr'." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Ichenhausen
geborenen Elsa Strauß geb. Maier |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1939) für Elsa Strauß geb. Maier (geb. 26. Juni 1885 in
Ichenhausen) |
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