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Baden-Württemberg
Neidenstein (Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website
der "Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein e.V.":
https://www.synagoge-neidenstein.de/
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts der Familie von Venningen gehörenden
Neidenstein bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in
die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erste jüdische Personen/Familien
wurden von der Ortsherrschaft (Familie von Venningen) in der Zeit nach dem Dreißigjährigen
Krieg aufgenommen. Zwischen 1686 und 1730 sind im "Mohelbuch" des Beschneiders
R. Seligmann von Hüffenhardt 33
Beschneidungen in Neidenstein eingetragen, so gab es in dieser Zeit zusammen ca.
60 bis 65 Geburten in jüdischen Familien am Ort.
1774 wurden 74 jüdische Einwohner gezählt (10,2 % von
insgesamt 367 Einwohnern), 1780 110 (26,3 % von 418), 1789 179 (33,6 % von 532).
Die Häuser der jüdischen Familien standen in der "Schmalgasse" und
am "Judenbuckel". Unter den 114 Wohnhäusern des Ortes gehörten 1797
12 jüdischen Familien. Eines der ältesten ehemaligen jüdischen Häuser ist
das Gebäude Bahnhofstraße 5.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1802 210 jüdische Einwohner (31,6 % von insgesamt 664), 1825 215
(26,8 % von 803), 1839 254, 1842 281, 1875 195 (20,7 % von 940), 1887
169, 1892/94 201 (in 38/36 Familien; Angabe statistisches Jahrbuch 1894), 1895 179
(19,0 % von 942), 1897/98 145 (von insgesamt 942 Einwohner; 36 Familien), 1900 125 (13,8 % von 906), 1910 118 (13,8 % von 857). Der örtliche
Handel lag bis Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich in den Händen
der jüdischen Familien. Die meisten trieben Vieh- und Pferde- oder
Landesproduktenhandel (Getreide, Mehl und Tabak).
Ab 1811 nahmen die jüdischen Familien feste Familiennamen an. Mitte
des 19. Jahrhunderts werden genannt die Familien der Handelsleute: Josef Würzweiler,
Gumbel Schlesinger, Wolf Kaufmann, Salomon Kaufmann, Wolf Oppenheimer, Moses
Hirsch, Seligmann Bamberger, Wolf Engel, Simon Maier, Simon Sinsheimer, Isaak
Wertheimer, Löb Reichenberger, Aron Lippmann, Josef Strauß, Salomon
Reichenberger, Liebmann Bischofsheimer, Löb Runkel, Götz Bachert, Benedikt
Eisenmann, Liebmann Kauffmann, Jakob Fleischer; des Bäckermeisters Götz
Friedberger, des Metzgermeisters Nathan Pforzheimer, des Glasermeisters Benedikt
Wolf, des Lumpensammlers Josef Holland, des Lehrers Moses Münzesheimer, dazu
des Synagogenrates Abraham Dührenheimer.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Volks-(Elementar-)schule (bis 1876, danach Religionsschule; die Schule
war im Gebäude Eschelbronner Straße 19) sowie ein rituelles Bad (vermutlich im
Bereich der Synagoge). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Waibstadt
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Aus dem 19.
Jahrhunderts sind die Namen folgender Lehrer bekannt: Leopold Kaufmann aus Leimen
(nach 1828), Moses Münzesheimer (ab 1851 bis 1878), S. Strauß (um 1884/1897,
unterrichtete auch die Kinder in Ketsch, um
1894/1897 auch die Kinder in Meckesheim),
um 1903/1920 Lehrer Bravmann. Die jüdische Religionsschule wurde um 1892/1894 von 34
Kindern besucht.
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Sinsheim.
An jüdischen Vereinen gab es den Israelitischen
Krankenunterstützungsverein (um 1894 unter Leitung von J. Mayer und Lehrer
S. Strauß; bzw. Israelitischer Männerverein, 1897 unter Leitung von H.
Mayer oder Männer-Unterstützungsverein, 1905 unter Leitung von J. Mayer,
den Israelitischen Frauenverein (um 1892/1894/1905 unter Leitung von Frau
B. Oppenheimer) und den Israelitischen Jugendverein (1892/1894 unter
Leitung von H. Kaufmann und L. Mayer, 1905 unter Leitung von W. Friedberger)
sowie den Armen-Verein (1905 unter Leitung von J.H. Mayer). Die Esther
Westheimer'sche Stiftung wurde vom Synagogenrat betreut.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1892 J. Mayer I, A. Mayer, A.
Dührenheimer; um 1894/1897 J. Mayer I., A. Mayer, B. Jakob, dazu um 1892/97 als
Rechnungsführer (Rendant) M. Kaufmann III.
Um 1900 waren folgende Häuser in jüdischem Besitz: Bahnhofstraße
1 (Kleinviehhändler Bernhard Jakob), 2 (Viehhändler Zadok Mayer), 13 (Schäfer
Moses Eisenmann), 28 u.a. Viehhändler Jakob Jakob, 31 (Manufaktur Adolf und
Alfred Dührenheimer), 32 (Makler Leopold Oppenheimer), 34 (Schuhhändler Meier
Wertheimer), 40 (Getreidehändler Isaak Friedberger), 59 (Viehhändler Lehmann
Mayer), Eschelbronner Straße 2 (Holz- und Stoffhändler Isaak
Hirsch Mayer), 4 (Eisenhandlung Jonathan Mayer), 5 (Viehhändler Albert
Ettlinger), 7 (Viehhändler Josef Kaufmann), 10 (Getreidehändler Wolf
Friedberger), 11 (Pferdehändler Moses Oppenheimer), Schloßstraße 6 (Metzgerei
Mayer), Kirchgraben 3 und 4 (Pferdehändler und Lagerhausbesitzer Wolf
und Julius Würzweiler) 5 (Händler Adolf Frischer), 8 (Viehhändler Marx
Kaufmann), 12 (Ludwig Löhmann), Daisbacher Straße 23 (Viehhändler
Benedikt Jakob), Bergstraße 12 (Gasthaus zum Hirsch, Inh. Jakob
Liebmann), 28 (Jud Löb), 30 (Siegfried Mayer), 32 (u.a. Metzgerei Isaak Mayer).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Ludwig Mayer (geb.
5.11.1886 in Neidenstein, Landwehrmann, Kaufmann, gef. 30.1.1915 bei Mametmy/Nordfrankreich)
und Friedrich (Fritz) Würzweiler (geb. 14.9.1888 in Neidenstein, Musketier,
Kaufmann, gef. 16.3.1915). Ihre Namen stehen im Ehrenbuch der Ortsgemeinde (ein
Gefallenendenkmal 1914/18 gibt es in Neidenstein nicht). Außerdem ist gefallen:
Kurt Mayer (geb. 23.4.1896 in Neidenstein, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef.
4.5.1917).
Die jüdischen Einwohner waren bis zu Beginn der NS-Zeit völlig im
allgemeinen Leben des Ortes integriert. Im Gesangverein "Concordia"
gab es auch jüdische Mitglieder. 1933 war noch ein jüdischer Einwohner
Gemeinderatsmitglied; im Bürgerausschuss saßen sechs jüdische Mitglieder.
Um 1924, als noch 75 jüdische Einwohner gezählt wurden (9,0 % von
insgesamt 836), waren die Vorsteher der Gemeinde J. Friedberger, Ludwig Mayer,
J.H. Mayer (gest. 1933, siehe Bericht unten) und Alfred Dührenheimer. Lehrer
der jüdischen Kinder war Lehrer E. Bär aus Hoffenheim, der zum Unterricht der
jüdischen Volksschulkinder regelmäßig nach Neidenstein kam. Der
Religionsunterricht der Schüler an den höheren Schulen wurde durch Lehrer
Maier Rosenberger aus Sinsheim erteilt. An jüdischen Vereinen gab es
weiterhin (vgl. oben) den Israelitischen Frauenverein (1932 unter Leitung von Rosa
Oppenheimer, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung) sowie den
Israelitischen Männerverein (1932 unter Leitung von Louis Kaufmann, Zweck und
Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung). Als Stiftung für Zwecke der Wohltätigkeit
bestand die "Lob-Kunkel-Stiftung". 1932 waren die
Gemeindevorsteher: Alfred Dührenheimer (1. Vors.), Alex Friedberger (2. Vors.)
und Julius Würzweiler (3. Vors.). Religionsunterricht erhielten im Schuljahr
1931/32 noch drei Kinder.
Bis nach 1933 gab es an Handels- und Gewerbebetrieben in jüdischem
Besitz u.a.: Kolonialwarengeschäft Alfred Dührenheimer (Bahnhofstraße 31),
Mehl- und Getreidehandlung Ludwig Mayer (Eschelbronner Straße 4), Jüdische
Gastwirtschaft "Hirsch", Inh. Jakob Lipmann (Bergstraße 12),
Manufakturwarengeschäft Ludwig Löbmann (Kirchgraben 12), Manufakturwarengeschäft
Ida Mayer (Bergstraße 32), Metzgerei Josef Mayer (Schlossstraße 6), Kohlen-
und Eisenhandlung Ludwig Mayer (Eschelbronner Straße 4).
1933 lebten noch 63 jüdische Personen in Neidenstein (7,6 % von
insgesamt 842). Durch die Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, die zunehmenden
Repressalien und die Entrechtung war auch in Neidenstein nach 1933 auf Dauer
kein jüdisches Leben mehr möglich. Ab 1935 wurden die jüdischen Geschäfte
und Häuser aufgegeben und an nichtjüdische Personen verkauft. Der jüdische
Schäfer Moses Eisenmann erhielt ab 1936 keine Weideplätze mehr für seine
Schafherde und musste die Tiere verkaufen. Viele der jüdischen Einwohner
konnten noch emigrieren. In die USA emigrierten: aus Familie Alfred Dührenheimer
2 Personen, Alex Friedberger 3, Louis Kaufmann 3, Herbert Kaufmann 4, Siegfried
Mayer 3, Ida Mayer, Babette Oppenheimer 2, Sally Wolf 7; nach Palästina:
Familie Herbert Dührenheimer mit 4 Personen, Walter Jakob, J.H. Mayer 3; nach Dänemark:
Erna Kaufmann; nach Holland: Hugo Oppenheimer 3, Ludwig Mayer 3. Andere verzogen
in andere Orte wie der Schäfer Moses Eisenmann, der nach Heidelberg zog
(gestorben 1937, seine Frau 1938). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten
19 jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert (Siegfried, Irma und Liesel Hermann,
Adolf Jakob, Hermann und Betty Jakob, Seligmann, Meta und Ruth Jakob,
Lehmann, Alex und Jenny Mayer, Julius, Emmy und Renate Würzweiler,
Gutta Löbmann sowie zwei weitere Personen).
Von den in Neidenstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Siegfried Bamberger
(1884), Friederike Bodenheimer geb. Sinsheimer (1857), Sophie Carlebach geb.
Runkel (1887), Reinette Cukaswailler (1922), Alfred Dührenheimer (1872),
Babette Engel (1861), Karoline Engel (1869), Salomon Engel (1869), Irma Herrmann
geb. Jakob (1905), Siegfried Herrmann (1903), Betty Jakob geb. Würzweiler
(1892), Ernestine Jakob geb. Fromm (1881), Herrmann Jakob (1879), Julius Jakob
(1879), Seligmann Jakob (1889), Simon Jakob (1877), Wolf Jakob (1876), Johanna
Kahn geb. Bamberger (1875), Betty Kaichen geb. Wolf (1898), Maier Kaufmann
(1868), Gutta Löbmann geb. Kaufmann (1882), Alex Mayer (1885), Bertha Mayer
geb. Israel (1874), Jenny Mayer geb. Palm (1892), Lehmann Mayer (1855), Ludwig
Mayer (1874), Mathilde Mayer geb. Wertheimer (1898), Sannchen (Hannchen) Oettinger geb. Bamberger (1877), Bella (Betty)
Oppenheimer (1882), Hannchen (Johanna) Ottenheimer geb. Mayer (1868), Sofie
Rosenberg geb. Jakob (1878), Betty Weil geb. Friedberger (1888), Emanuel
Wertheimer (1903), Wilhelmine Wertheimer geb. Merklinger (1870), Emmy Würzweiler
geb. Karlsruher (1887), Julius Würzweiler (1884), Kurt Würzweiler (1919),
Renate Würzweiler (1922).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet (1842 / 1901)
Anzeige
in der "Karlsruher Zeitung" vom 25. Mai 1842: "Neidenstein.
Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde in Neidenstein,
Bezirksamt Sinsheim, welche nahe an 60 Familien zählt, kann ein befähigter
lediger Vorsänger, der zugleich die Stelle als Schächter zu versehen hat,
auf mehrere Jahre Anstellung erhalten. Eine angenehme Stimme und
musikalische Kenntnisse sind Haupterfordernis; Befähigung im Rituale ist
erwünscht. Derjenige, welcher sich die Zufriedenheit der Gemeinde zu
erwerben im Stande sein wird, kann seinerzeit auf definitive Übertragung
dieser Stelle, welche ein reichliches Auskommen sichert, rechnen. Nähere
Auskunft erteilt auf frankierte Anfrage. Neidenstein, den 23. Mai 1842 der
Synagogenrat Abraham Dührenheimer." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1901: "Religionsschulstelle.
Die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle zu Neidenstein
soll zum 1. Juli dieses Jahres besetzt werden. Gehalt bei freier Wohnung
mit Garten von der israelitischen Gemeinde 800 Mark, von der politischen
Gemeinde für Erteilung des Religionsunterrichts 200 Mark. Nebeneinnahmen
ca. 600 Mark. Bewerber soll mit dem Kantorat vertraut und im Besitze guter
Stimmmittel sein. Seminaristisch Gebildete bevorzugt.
Heidelberg, 22. April (1901).
Die Bezirks-Synagoge: Dr. Pinkuß." |
Über den im Alter von 104 Jahren gestorbenen Vorsänger Moses Engel
(1834)
Bericht in den "Eßlinger wöchentlichen Anzeigen" vom
23. Juli 1834 S. 124
über den im Alter von 104 Jahren verstorbenen Neidensteiner Vorsänger Moses Engel:
"Alte Leute. Beispiele neuerer Zeit. Zu Neidesheim im Großherzogtum
Baden ist anfangs 1829 der Vorsänger Moses Engel in einem Alter von 104
Jahren und 11 Monaten gestorben. Er hinterließ 7 Kinder, von denen (bei
seinem Tode) die älteste Tochter 76 und der jüngste Sohn 35 Jahre alt
waren. Drei Jahre vor seinem Ende, bei der Hochzeit seines jüngsten
Sohnes, stellte er die Braut und die übrigen weiblichen Hochzeitsgäste,
worunter auch seine 76jährige Tochter, in einer Reihe, und führte mit
jeder einen Tanz auf. - Am letzten langen Tage (= Jom Kippur) genügte er
noch, wie jeder andere in der Synagoge, den Vorschriften seiner Religion
mit Beten und Fasten. Er war niemals krank." |
Hauptlehrer Leopold Kaufmann wechselt nach Bruchsal -
Neuausschreibung der Stelle in Neidenstein (1850)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 30. November 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Durch
die Übertragung der Hauptlehrerstelle an der israelitischen Volksschule
in Bruchsal an den Hauptlehrer
Leopold Kaufmann in Neidenstein, wurde die mit einem festen
Gehalte von 200 fl., nebst einer Dienstwohnung - oder den gesetzlichen
Wertanschlag für solche - und einem Schulgelde von 1 fl. für jedes
Schulkind verbundene Hauptlehrerstelle an der israelitischen Volksschule
zu Neidenstein erledigt.
Die berechtigten Bewerber um diese Lehrstelle werden daher aufgefordert,
mit ihren Bewerbungsgesuchen, nach Maßgabe der Verordnung vom 7. Juli
1836, unter Anfügung ihrer Aufnahmescheine und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel durch die betreffende
großherzogliche Bezirksschulvisitatur bei der großherzlichen
Bezirksschulvisitatur Sinsheim in Dühren binnen 6 Wochen sich zu
melden." |
Zum Tod von Lehrer Moses Münzesheimer (1892; bis 1878 langjähriger Lehrer und
Vorbeter in Neidenstein)
Moses Münzesheimer stammte aus Rohrbach.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892: "Worms.
Am Freitag hat man dahier einen Mann zu Grabe getragen, dessen Tod,
besonders im Großherzogtum Baden, seinem früheren Wirkungskreise, recht
viele Teilnahme erwecken wird. Es ist dies Moses Münzesheimer,
Hauptlehrer in Pension. Derselbe gehörte noch zu denjenigen Lehrern,
welche unter Nahholz das Seminar in Rastatt besuchten. Münzesheimer
bekleidete die Schulstelle zu Sennfeld,
Leutershausen und schließlich zu
Neidenstein, Bezirksrabbinat Heidelberg. An letzterem Ort wirkte er
eine lange Reihe von Jahren als öffentlicher Lehrer und Kantor. Wie die
Kreisschulvisitatur Mosbach sich stets
in der anerkennendsten Weise über die Leistungen Münzesheimers als
Elementarlehrer aussprach, so war dies auch mit seinen Leistungen als
Religionslehrer der Fall. Als im Jahre 1878 die Kommunalschulen in Baden
allgemein eingeführt wurden, wurde er pensioniert. Er übersiedelte
alsdann hierher, wo schon einige Jahre vorher, mehrere seiner Kinder sich
selbständig gemacht hatten. Trotz seiner 74 Jahre war der Verstorbene ein
so rüstiger, körperlich und geistig frischer Greis, dass er noch die
Absicht hatte, sich in Heidelberg einer Augenoperation zu unterziehen.
Montag Abend wohnte er noch wie alltäglich dem Abendgottesdienste an;
Mittwoch beendete ganz unerwartet ein Herzschlag sein leben. Bei seiner
Beerdigung, die unter großer Beteiligung stattfand, schilderte Rabbiner
Dr. Stein in beredter Weise das Leben des Hingeschiedenen, indem er dabei
in meisterhafter Weise, das Bild eines treuen und tüchtigen Lehrers
entrollte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
R." |
Ein Bewerber für die Lehrerstelle in Neidenstein verzichtet auf seine Bewerbung
auf Grund des in der Synagoge vorhandenen Harmoniums (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1901: "Aus
Baden, im Tamus. Die Gemeinde Neidenstein, Rabbinatsbezirk Heidelberg,
sucht in Folge Ablebens des seitherigen Lehrers einen solchen, der auch
Vorbeter und Schochet sein muss. Es muss jeden echten Jehudi wohltuend
berühren, wenn er hört, dass ein Bewerber, der auf der Hinreise nach Neidenstein
erfuhr, dass man in dieser kleinen Gemeinde ein Harmonium beim
Gottesdienste benütze, kurzer Hand umkehrte. Ein anderer, der zum
Probevortrag in Neidenstein war, äußerte sich, dass er nur dann
die Stelle annehmen könne, wenn das Harmonium nicht mehr benützt würde.
Auch bezüglich der Schechita betonte dieser Herr seinen Standpunkt, was
ihm allerdings sofort die Metzger zu grimmigen Gegnern machte, sodass
seine Wahl nicht mehr in Betracht kommt.
Wir freuen uns, von dieser echt jüdischen Denkungsart hier Kenntnis geben
zu können. - Man frägt sich, wie viele Herren sich noch vorstellen
müssen, bis der 'richtige' herausgefunden sein
wird." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ankündigung von Vorträgen in der
Gemeinde (1934)
Mitteilung in "Jüdische Rundschau" vom 16. Februar 1934: "Neidenstein.
Lehrer Bloch aus
Neckarbischofsheim hält auf Veranlassung des Synagogenrates alle 14 Tage
Lehrvorträge ab. Ebenso hielt Oberkantor Krainer (Heidelberg) einen Vortrag
über Vergangenheit und Gegenwart. " |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Suche nach dem Schneidergesellen Hirsch Engel aus
Neidenstein (1841)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1841 S. 224 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Neckarbischofsheim
[Aufforderung]. In einer dahier anhängigen Untersuchung ist die
Einvernahme des Israeliten Hirsch Engel von Neidenstein, Amts
Sinsheim, welcher sich als Schneidergesell auf der Wanderschaft befindet,
erforderlich, und da seiner Heimatbehörde der gegenwärtige
Aufenthaltsort unbekannt ist, so werden die Großherzoglichen
Bezirksämter respektive Polizeibehörden ersucht, den Aufenthaltsort
desselben gefälligst auskundschaften, und im Ausmittelungsfalle uns
sogleich Nachricht geben zu wollen.
Neckarbischofsheim, den 9. Februar 1841.
Großherzogliches Bezirksamt. Benitz." |
Dem Baruch Rosenstraus wurde eine Jagdflinte gestohlen
(1849)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 8. August 1849 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bonndorf. [Bekanntmachung]. Nachträglich bringen wir zu
unserer Fahndung vom 16. Juli 1849 zur öffentlichen Kenntnis, dass zu
derselben Zeit, wo die Kassenplünderung stattgefunden, dem
Obereinnehmereiverweser Blödt durch die Beute des Leutnants Baruch
Rosenstraus von Neidenstein eine gewöhnliche Jagdflinte entwendet
worden. Es befindet sich an dieser ein hölzerner Ladstock und messingenes
Beschläg.
Bonndorf, den 1. August 1849. Großherzogliches
Bezirksamt." |
Baruch Rosenstrauß hat sich am revolutionären
Umtrieben beteiligt - Fahndungsaufruf und Urteil (1850)
Anzeige
im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis"
vom 20. Februar 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Sinsheim.
[Erkenntnis]. A0ßer den bereits unterm 24. vorigen Monats
ausgeschriebenen Personen, nämlich
....
werden noch weiter die wegen Teilnahme am letzten Aufstand landesflüchtigen
.... 9) Polytechniker Baruch Rosenstrauß von Neidenstein....
da sich dieselben der an sie öffentlichen Aufforderung sich zu stellen,
keine Folge geleistet haben, nach Ansicht des § 9, Lit. bd,
des sechsten Konstitutions-Edikts vom 4. Juni 1808 und mit Bezug auf die
Verordnung vom 17. Januar 1822, Regierungsblatt Nr. 3, des badischen
Staatsbürgerrechts für verlustig erklärt, und sämtliche in die dadurch
entstandenen Kosten unter samtverbindlicher Haftbarkeit verurteilt, was
ihnen auf diesem Wege eröffnet wird.
Sinsheim, den 8. Februar 1850.
Großherzogliches Bezirksamt." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 11. September 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bonndorf.
[Urteil]. R.-Nr. 9844 I. Sen.) In Untersuchungssachen gegen Baruch
Rosenstrauß von Neidenstein, Amts Sinsheim, wegen Teilnahme am
Hochverrat und Raubs, wird auf ungehorsames Ausbleiben des Angeschuldigten
und erhobenen Verteidigung zu Recht erkannt:
'Baruch Rosenstrauß von Neidenstein sei der Teilnahme am Hochverrate,
ferner des an Rentmeister Hall zu Immendingen verübten Raubs einer
Doppelflinte, zweier Doppelpistolen, zweier Schrothbeutel und zweier
Pulverhörner für schuldig zu erklären, und deshalb zur Erstehung einer
gemeinen Zuchthausstrafe von sieben Jahren, beziehungsweise von vier
Jahren und acht Monaten Einzelhaft, zum Ersatze des durch die vorjährige
Mairevolution verursachten Schadens unter samtverbindlicher Haftbarkeit
mit den übrigen Teilnehmern, insbesondere zum Ersatze des auf der
großherzoglichen Obereinnehmerei Bonndorf im Betrage von 254 fl. 38 kr.
und auf dem fürstlich fürstenbergischen Rentamte Immendingen im Betrage
von 151 fl. 42 kr. weggenommenen Geldes, sodann zum Ersatze des dem
Rentmeister Hall verursachten Schadens, endlich zur Tragung der
Untersuchungs- und Straferstehungskosten zu verurteilen.' V. R. W.
Dessen zur Urkunde wurde gegenwärtiges Urteil auf den Grund der im
Anhange enthaltenen Entscheidungsgründe ausgefertigt und mit dem
größeren Gerichtsinsiegel versehen.
So geschehen Konstanz, den 16. August 1850.
Großherzogliches badisches Hofgericht des Seekreises.
Kieffer (L.S.), Faller. Ehle." |
Lazarus Sinsheimer und Baruch
Rosenstrauß haben sich nicht zur Einschreibung für das Militär gemeldet
(1851)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 1. April 1851 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Sinsheim. [Die ordentliche Konskription pro 1850
betreffend.]
Beschluss.
Nachstehende Konskriptionspflichtigen, welche in der Aushebungstagfahrt
ausgeblieben sind, und sich der öffentlichen Aufforderung vom Dezember
vorigen Jahres ungeachtet bis jetzt nicht gestellt haben, werden unter
Verfällung in die Kosten, ein jeder zur Zahlung einer Geldstrafe von 800
fl. verurteilt, und des badischen Staatsbürgerrechts verlustig
erklärt:
darunter: Nr. 9) Lazarus Sinsheimer von Neidenstein und Nr. 15) Baruch
Rosenstrauß von Neidenstein.
Dies wird den Verurteilten auf diesem Wege bekannt gegeben und um Fahndung
auf dieselben gebeten.
Sinsheim, den 21. März 1851. Großherzogliches
Bezirksamt." |
Über die Gefallenen des Ersten Weltkrieges - Eintragungen
in den Sterberegistern der Gemeinde (1915)
Aus
dem Familienregister Neidenstein (Sterberegister, 1915 S. 71):
"Neidenstein am 5. Mai 1915: Der Leutnant und Kompanieführer der 2. Kompanie
des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 249 Erich Krynitz hat mitgeteilt,
dass der ledige Musketier Kaufmann Friedrich Würzweiler, wohnhaft in
Neidenstein, 26 Jahre alt, israelitischer Religion, geboren zu
Neidenstein, Sohn des Handelsmanns Wolf Würzweiler und dessen Ehefrau
Berta geborene Fleischer, beide wohnhaft in Neidenstein, in dem Gefechte
bei Wech (?) am 18. März 1915 den Heldentod fürs Vaterland gefallen sei.
Der Standesbeamte". |
|
Aus
dem Familienregister Neidenstein (Sterberegister, 1915 S. 68:
"Neidenstein am 19. Februar 1915. Der Leutnant und Kompanieführer
der 7. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 40 hat mitgeteilt,
dass der Landwehrmann Kaufmann Ludwig Mayer, wohnhaft in Neidenstein, 28
Jahre alt, israelitischer Religion, geboren zu Neidenstein, ledigen
Standes, Sohn des Handelsmannes Lehmann Mayer und dessen Ehefrau Lina
geborene Strauß, beide wohnhaft in Neidenstein, bei Mamety in
Nordfrankreich am 30. Januar des Jahres 1915 gefallen sei. Der
Standesbeamte Ziegler." |
Zum 70. Geburtstag von J. H. Mayer (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1929: "Neidenstein
(Baden), 10. Januar (1929). Am nächsten Schabbos Paraschat Bo (Schabbat
mit der Parascha = Toralesung Bo, d.i. 2. Mose 10,1 - 13,16;
das war am 19. Januar 1929) begeht Herr J.H. Mayer dahier, im engsten
Familienkreise in körperlicher und geistiger Rüstigkeit, seinen 70.
Geburtstag. Wr wünschen ihm ein ferneres Wohlergehen. (Alles Gute) bis
100 Jahre." |
Zum Tod von Friederike Mayer geb.
Ettlinger (1929)
Artikel
in "Der Israelit" vom 19. September 1929: "Neidenstein (Baden), 15.
September (1929). Nach längerer Krankheit wurde eine unserer besten und
frömmsten Frauen ins bessere Jenseits abberufen: Frau Friederike Meyer
geb. Ettlinger, eine Frau von seltener Frömmigkeit und Gottergebenheit.
Sie führte zusammen mit Ihrem Gatten eine echt jüdische Ehe. Die Mizwas
Hachnojas Orchim (sc. das Gebot der Gastfreundschaft) übte sie mit ganz
besonderer Sorgfalt aus. Keinen entließ die Verblichene mit leeren Händen.
Ihre Kinder erzog sie zu guten und aufrichtigen Jehudim.
Herr Rabbiner Dr. Lauer, Mannheim, gab an der Bahre mit beredten Worten dem
Schmerze Ausdruck, der hauptsächlich von dem Gatten und den beiden Töchtern
sehr hart empfunden wird. Die rege Begleitung von Nah und Fern auf ihrem
letzten Weg, legten von der Beliebtheit, die die Verblichene genoss, Zeugnis
ab.
Möge das Sechut (Verdienst) der Heimgegangenen den
Hinterbliebenen in vollstem Maße zuteil werden. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens. " |
Zum Tod von J. H. Mayer (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1933: "Neidenstein
bei Heidelberg, 10. November (1933). Ein echter und schlichter Jehudi
alten Schlages ist durch das Ableben von J.H. Mayer von uns gegangen. Sein
Ruf ging nicht weit über die Grenzen seiner kleinen Heimat. Doch umso
mehr war er im Kreise seiner Familie und im ganzen Ort beliebt und
geschätzt. man kannte ihn als den gehämmerten Jehudi, der sich durch
seine genaue Einhaltung der Gebote auszeichnete.
Bewunderungswürdig war seine unerschütterliche Konsequenz, mit der er im
abgelegenen einsamen Ort alle Gebote aufs Peinlichste erfüllte. Wenn er
auch kein Amt und keine Würde suchte, eine Tätigkeit ließ er sich nicht
nehmen: Er war 25 Jahre lang Mitglied des örtlichen Synagogenrates und
konnte kraft seines energischen Eintretens verhindern, dass irgendeine
Neuerung auf synagogalem Gebiet Einlass fand. - Nun ist er, fast 75 Jahre
alt, von uns gegangen. Sein Verdienst komme uns
zugute." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
W. Friedberger sucht eine Stelle
für seine Tochter (1902)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 30. April 1902: "Suche für meine 18-jährige Tochter in
einem besseren Hause, welche im Nähen und in der Küche nicht unerfahren ist,
Stelle zur weiteren Ausbildung, bei vollständigem Familienanschluss ohne
gegenseitige Vergütung.
Offerten erbitte an W. Friedberger, Neidenstein in Baden. " |
Todesanzeige für Wolf Würzweiler
(1927)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins" vom 21. Oktober 1927:
"Statt jeder besonderen Anzeige!
Schmerzerfüllt machen wir Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige
Nachricht, dass heute unser innigstgeliebter Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr Wolf Würzweiler
nach längerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden im Alter von 75 Jahren
sanft verschieden ist.
Neidenstein, den 8. Oktober 1927. Die trauernden
Hinterbliebenen. " |
Verlobungsanzeige für Hanna Strauss
und Artur Würzweiler (1931)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 3. April 1931:
"Statt Karten!
Hanna Strauß Arthur Würzweiler
Verlobte.
Heinsheim (Baden)
Düsseldorf, Herzogstraße 48 / Neidenstein (Baden). Ostern
1931. " |
Hochzeitsanzeige für Gerhard
Freundlich und Trude geb. Kaufmann (1936) .
Anzeige
in "Jüdische Rundschau" vom 7. August 1936: "Gerhard Freundlich
Trude Freundlich geb. Kaufmann
Vermählte
danken gleichzeitig für erwiesen Aufmerksamkeiten.
Nürnberg Schlochau 9. August 1936 Neidenstein
Baden." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Leopold
Coshland (Koschland) aus Ichenhausen (gest. 1860) und seine Frau Sarah aus
Neidenstein gest. 1886)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname der Frau Sarah wird nicht mitgeteilt.
|
Grabstein
für "Our beloved Father
Leopold Coshland Born in Ichenhausen
Bavaria
Died Feb. 26, 1860 Aged 38 years.
Remains interred in Salem Fields Cemetery" und
"Our beloved Mother Sarah Coshland.
Born in Neidenstein-Baden
and was summoned to a better world on
Febr. 3 1886 aged 73 years". |
Grabstein in New York für Barbetta
Ahrens aus Neidenstein (gest. 1892) und Aaron Ahrens aus Oldenberg (gest.
1898)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Barbetta Ahrens wird nicht mitgeteilt; unklar ist, welcher
Ort mit "Oldenberg" gemeint sein soll (vermutlich verschrieben für
Oldenburg).
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Grabstein für
"Our beloved Mother Barbetta Ahrens
Wife of Aaron Ahrens Born in Neidenstein, Baden,
Germany
Died in New York June 17th 1892 Aged 62 (?) Years" and
"our beloved Father Aaron Ahrens,
Born in Oldenberg - Germany.
Died in New York April 22, 1898,
Aged 71 Years." |
Zur
Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Im 18. Jahrhundert konzentrierte
sich das jüdische Wohngebiet auf die Schmalgasse und den "Judenbuckel".
Bereits 1796 gab es eine "Judenschule" ("Synagoge“), die
im Haus mit der früheren Nummer 57 eingerichtet war. Damals - gegen Ende des
18. Jahrhunderts - gehörten bereits zwölf Häuser im Ort jüdischen Familien.
Um 1820 wurde auf Grund der steigenden Zahl der
Gemeindeglieder der Neubau einer Synagoge nötig. Damals umfasste die
Gemeinde inzwischen 30 Familien. Am 19. Juli 1822 erschienen der damalige
Vorstand der jüdischen Gemeinde Herz Wertheimer und der Gemeindedeputierte Wolf
Oppenheimer beim Bezirksamt Sinsheim und trugen das Anliegen der jüdischen
Gemeinde vor, auf Grund der viel zu klein gewordenen alten Synagoge einen Neubau
zu erstellen. Wenig später gab der Oberrat der Israeliten eine zunächst mündliche
Zusage zur Durchführung einer Kollekte bei anderen jüdischen Gemeinden in
Baden zu diesem Bauvorhaben. Darauf konnte im Februar 1823 die kleine und
unbemittelte jüdische Gemeinde Zwingenberg,
der zunächst keine Kollekte genehmigt wurde, die für sie zuständigen Behörden
hinweisen: "Die jüdische Gemeinde Neidenstein ist wenigstens fünf mal so
stark als die hiesige, mitunter ganz reiche und viel bemittelte Glieder und
dennoch wurde derselben eine Kollekte zur Erbauung oder Reparation ihrer
Synagoge bewilligt..." Am 9. Oktober 1825 beschloss eine Versammlung der jüdischen
Gemeinde Neidenstein den möglichst bald durchzuführenden Bau der neuen
Synagoge und eines rituellen Bades am Platz der alten Synagoge und legte fest,
welche Beiträge die Gemeindeglieder in den kommenden zwei Jahren dafür zu
bezahlen hätten. Man einigte sich auf zunächst 25 Gulden, die jeder
Haushaltsvorstand in den kommenden beiden Jahren einzubringen habe. Am 28. Juni
1827 erschienen Herz Wertheimer und Wolf Oppenheimer gemeinsam mit
Bezirksrabbiner David Geismar aus Sinsheim wiederum beim Bezirksamt und
wiederholten ihre Bitte um einen baldigen Neubau. Die Kosten des Baus würden
etwa 3.500 Gulden betragen. Inzwischen sei auch ein Teil des Geldes vorhanden.
Die Frauen der Gemeinde hätten für das Bad einen Fond von 500 Gulden gespart.
Von den noch unverheirateten Männer käme eine Stiftung von 200 Gulden. Außerdem
müssten durch die im Oktober 1825 getroffene Abmachung in Bälde 850 Gulden
zusammenkommen. So seien inzwischen 1.550 Gulden gesichert. Den Restbetrag von
1.950 Gulden wolle man teilweise durch die vom Oberrat bewilligte Kollekte,
teilweise durch die Versteigerung der Plätze in der Synagoge, von der man sich
600 Gulden erhoffte, zusammentragen. Im Sommer 1827 wurden von Landbaumeister
Schwarz aus Bruchsal Baupläne gefertigt. Das Direktorium des Neckarkreises
genehmigte die die vom Oberrat bereits 1822 in Aussicht gestellte Kollekte. Zu
deren Durchführung benannte die Gemeinde 13 Männer, die dafür geeignet
erschienen. Bis zum 31. Januar 1831 dauerte es allerdings noch, bis die
Bauarbeiten auf dem Neidensteiner Rathaus öffentlich versteigert werden
konnten. Inzwischen schätzte man die Kosten des Baus auf etwa 4.000 Gulden ein.
Im Februar 1831 wurde der Verkauf der Synagogenplätze geregelt. Die
Gemeindeglieder wurden dazu in vier Klassen eingeteilt. Der ersten Klasse kamen
die jeweils fünf besten Plätze auf der rechten und linken Seite des
Toraschreines zu, für die je 100 Gulden zu bezahlen waren. Für die Plätze der
zweiten bis vierten Klasse mussten 30 bis 75 Gulden erbracht werden. Da diese
Summen erst innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren aufzubringen waren, musste
die Gemeinde zur Bezahlung der Handwerkerarbeiten im Januar 1832 einen Kredit
von 2.500 Gulden aufnehmen. Noch Ende 1831 oder Anfang 1832 wurde die neue
Synagoge feierlich eingeweiht. Es handelte sich dabei um eine der größten
Landsynagogen Badens (Grundstück Kirchgraben 6; Gebäude Nr. 53; Lagebuch-Nr.
252).
Vermutlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts - möglicherweise erst nach 1864
unter dem Einfluss der Gottesdienstgestaltung in Bühl s.u. - wurde in der Synagoge ein Harmonium
(der Vorläufer war die Physharmonika) zur Begleitung der Gottesdienste aufgestellt. Dieses stieß allerdings 1901 bei
den Bewerbern um die damals ausgeschriebene Lehrer- und Vorbeterstelle auf wenig
Gegenliebe (siehe Bericht oben): ein Lehrer kehrte auf dem Weg nach Neidenstein
um, nachdem er von dem Harmonium erfahren hatte, ein anderer machte das
Aufrechterhalten seiner Bewerbung von der Abschaffung des Harmoniums
abhängig.
Neugestaltung des Gottesdienstes - der jüdische
Lehrer von Berwangen studiert die Gottesdienste in Bühl (1864)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. November 1864: "Bühl, im Oktober. Die 'Badische
Landeszeitung' Nr. 215 schreibt von hier: Wo immerhin das Gute gedeihet,
verdient es zur Aufmunterung aller Gutgesinnten zur allgemeinen Kenntnis
gebracht zu werden. Die hiesige israelitische Gemeinde hat unter der
Leitung ihres Rabbiners, Herrn Schott, seit 6 Jahren ihren Gottesdienst
nach dem Vorbilde der Mannheimer Agende umgestaltet, sodass Chorgesang mit
Begleitung einer Physharmonika, responsenreicher Vortrag mehrerer
hebräischer Gebetstücke, deutsche Gebete und Predigt, bei der Stille und
Ruhe, woran sich die Gemeinde gewöhnt hat, ein harmonisches, Andacht
erweckendes Ganzes bilden. Schon viele Fremde, welche dem hiesigen
Gottesdienste beiwohnten, haben auch versichert, sich noch nirgends so wie
in der hiesigen Synagoge erbaut zu haben, und sprachen es laut aus, dass
sie sich glücklich schätzen würden, wenn in ihrer Gemeinde eine
ähnliche Verbesserung eingeführt würde. Aber alles Gute reift langsam,
doch es reift, und wir können mit Vergnügen berichten, dass nicht nur
bereits in einigen Synagogen des Bühler Rabbinatsbezirks, zum Beispiel in
Rastatt, Gernsbach,
Hörden und Rheinbischofsheim,
ein schöner Anfang zur Hebung des Gottesdienstes gemacht worden ist,
sondern dass unser Beispiel auch in der Ferne Nachahmung findet. So zum
Beispiel hat die israelitische Gemeinde zu Ladenburg
sich schon vor einigen Jahren die hiesige Synagogenordnung zur Nachahmung
erbeten und dieselbe auch eingeführt, und in neuester Zeit sandten zwei
Gemeinden des Rabbinatsbezirks Sinsheim, Berwangen
und Neidenstein, auf Anregung ihres
würdigen Geistlichen, des Herrn Konferenz-Rabbiners Geismar, ihre
Lehrer hierher, um sowohl den Sabbat- als den Werktagsgottesdienst zu
studieren und ihn dann in ihren Synagogen einzuführen. So bricht sich das
wahrhaft Gute allenthalben Bahn; dem schönen, selbstlosen Beispiele des
greisen Herrn Rabbiners Geismar aber, der nicht ansteht, die Schöpfung
eines jüngeren Berufsgenossen anzuerkennen und als Vorbild zu empfehlen,
zollen wir unsere aufrichtigste Anerkennung und
Hochachtung." |
1930 ist die Synagoge anlässlich des bevorstehenden
100jährigen Jubiläums gründlich renoviert worden.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung
von SA-Männern aus Eschelbronn und Neidenstein zerstört. Das Gebäude wurde
teilweise geschleift. Die Einrichtungsgegenstände wurden gestohlen. Nach der Plünderung
in der Pogromnacht (vgl. das Dokument unten) meldete die Gemeinde den Verlust
von 14 Torarollen, Vorhängen, Decken und Torahüllen, einem Kronleuchter, drei
Kandelabern, Beleuchtungskörpern, Lesepulten, Tischen, Stühlen und Schränken,
silbernen Bechern, silbernen Kultgegenständen, Gebetmäntel, Gebetbüchern und
sonstige Bücher, Bodenläufern, Ofen- und Waschkessel, die Wanduhr und
Brennmaterial. Das Gebäude wurde von der Israelitischen Gemeinde mit
Kaufvertrag vom 20. Januar 1939 zum Preis von 1000.- RM an einen örtlichen
Landwirt verkauft. Dieser hat die ehemalige Synagoge kurze Zeit später
teilweise abgebrochen (vorderer Teil zur Straßenseite, hier heute Überreste
einer Misthaufenanlage). Das Anwesen wurde mit einer Scheuer/Stall neu überbaut,
in der die Reste der Umfassungsmauern der Synagoge integriert wurden
(Rundbogenfenster noch sichtbar). Steine des Teilabrisses wurden nach
Daisbach gebracht und dort zum Bau einer Scheune verwendet.
Bericht des Synagogenrates
Neidenstein vom 24.Januar 1939 an das Bürgermeisteramt über den Verlust der
Inneneinrichtung der Synagoge seit dem 10. November 1938:
"Synagogenrat Neidenstein. Neidenstein, den 24, Januar 1939 An das
Bürgermeisteramt Neidenstein zur Weiterleitung an die Leitstelle der
Geheimen Staatspolizei Karlsruhe.
Auf Veranlassung des Oberrats der Israeliten Karlsruhe melden hierdurch
seit 10. November 1938 in der Synagoge Neidenstein als vermisst: 1. 14
Thorarollen. 2. Plüschvorhänge, Decken & Thorahüllen.
3. 1 Kronleuchter, 3 Kandelaber. 4. Beleuchtungskörper. 5.
Lesepulte, Tische, Stühle & Schränke. 6. Silberne
Becher, silberne Kultusgegenstände & andere Utensilien.
7. Gebetmäntel, Ornat. 8. Gebet & sonstige Bücher. 9.
Bodenläufer. 10. Ofen & Waschkessel. 11. 1
Wanduhr. 12. Brennmaterial.
Sämtliche oben aufgeführte Gegenstände waren laut Feuerversicherung vom
27. April 1938 versichert.
Der Synagogenrat: Alfred Israel Dührenheimer, Alexander Israel
Friedberger, Julius Israel Würzweiler." |
1945 wurde das Gebäude von alliiertem Militär
beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Diese war
noch 1951 zu einem Drittel Miteigentümerin des Gebäudes und verkaufte den
Eigentumsanteil zum 6. November 1952 für 1700 DM an den Landwirt, der das Gebäude
bereits 1939 erworben hatte.
Hinweis: in einigen Darstellungen aus den 1980er-Jahren finden sich teilweise
Angaben, dass das Synagogengebäude 1938 zerstört, von ihm nichts erhalten und an
seiner Stelle ein landwirtschaftliches Anwesen erstellt wurde. Diese Angaben
beruhen auf verschiedenen irreführenden Mitteilungen des Bürgermeisteramtes
Neidenstein: Am 4. Januar 1984 teilte das Bürgermeisteramt Neidenstein zur Frage nach dem
Schicksal des Synagogen-Gebäudes bzw. Grundstückes an die damalige "Hilfsstelle
für Rasseverfolgte" bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart mit: "Gebäude
abgebrochen. Auf dem Grundstück danach Stall und Scheune errichtet". Am 14. Januar 1985 teilte das Bürgermeisteramt Neidenstein dem "Studienkreis
Frankfurt am Main" für die Erstellung einer Publikation "Heimatgeschichtlicher
Wegweiser..." mit: "Die Synagoge wurde am 10.11.1938 zerstört, in den
nachfolgenden Jahren wurde auf dem Grundstück ein landwirtschaftliches Anwesen
(Stall und Scheune) errichtet und wird heute noch als solches genutzt". Am 27. Januar 1986 wurde an J. Hahn (Alemannia Judaica) vom Bürgermeisteramt
Neidenstein mitgeteilt: "Die ehemalige Synagoge stand auf dem Grundstück Nr.
252, Kirchgraben Nr. 6. Das Grundstück wird nun als landwirtschaftliches Anwesen
(Scheuer und Stall) genutzt." Da das Synagogengebäude noch zu einem großen Teil erhalten ist (vgl. Fotos
unten), gibt es seit einigen Jahren Aktivitäten am Ort im Blick auf
eine Restaurierung und eine neue Nutzung des Gebäudes (siehe Presseartikel
unten). Am 1. Juli 2020 fand die Gründungsversammlung der "Fördergemeinschaft
Ehemalige Synagoge Neidenstein" statt. Zum Erhalt des Synagogengebäudes soll
zunächst unter anderem ein Sanierungs- und Nutzungskonzept entwickelt werden.
Mögliches Ziel ist es, bis zum 200jährigen Bestehen der Synagoge im Jahr 2032
das Gebäude als Gedenk-, Begegnungs-, Bildungs- und Forschungsstätte zu
entwickeln.
Kontakt: Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein e.V.
Gartenstr. 30 74933 Neidenstein E-Mail:
info@synagoge-neidenstein.de
Tel. 07263-400846.
Informationsbriefe (Newsletter) der
Fördergemeinschaft (eingestellt als pdf-Dateien):
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Informationsbrief vom Oktober 2020
-
Informationsbrief vom Dezember 2020
Fotos
Historischer Plan und Foto:
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Plan des
"Kirchgrabens" in Neidenstein mit
Eintragung von Kirche und
Synagoge
(Urkataster Neidenstein, Mitte des
19. Jahrhunderts) |
Blick vom oberen Teil des
Kirchgrabens in Neidenstein auf die ehemalige Synagoge
(Foto Anfang der
1930er-Jahre von Willy Volk;
Quelle: G. Volk s. Lit. S. 33) |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos 1999:
Quelle: Projektgruppe "Judentum im Kraichgau"
an der Realschule Waibstadt
(siehe unter Links) |
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Die
zu einer Scheune/Stall umgebaute Synagoge - zur Schaffung eines größeren
Freiraumes zur Straße hin
wurde die vordere Wand abgebrochen und - etwas
zurückgesetzt - wieder aufgebaut. |
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Zugemauertes Rundbogenfenster
der ehemaligen Synagoge |
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Ähnliche Blickrichtung im
Kirchgraben auf
die Gebäude wie historisches Foto oben
(Aufnahmedatum
9.1.2001,
Foto: G. Volk s. Lit. S. 33) |
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Fotos 2003
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 14.10.2003) |
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Blick
vom oberen Teil des
Kirchgrabens
wie historisches Foto oben |
Ehemalige Synagoge |
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Rundbogenfenster an der linken
(östlichen) Wand |
Blick auf die rechte
(nördliche) Wand |
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Jüdische
Portalinschrift im Ort
(Quelle: Foto erhalten von
H.-H. Hartmann, Bad Rappenau 2004) |
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Die auf dem
Schlussstein über einem von der Straße her zugänglichen Kellereingang
bezeichnet den jüdischen Namen "Avigdor"; die Schreibweise ist
jedoch dem
assimilierten Namen "Viktor" angeglichen: das Haus
gehörte Ende des 18. Jahrhundert
dem jüdischen Gemeindeglied Viktor
Liebmann. |
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Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge
im April 2011
(Fotos: Michael Ohmsen; in höherer
Auflösung einsehbar über die
Fotoseite
von M. Ohmsen) |
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Blick
vom Kirchgraben auf das Gebäude |
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Zugemauertes
Rundbogenfenster |
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Der Gurs-Gedenkstein
vor dem Rathaus
(Fotos: Michael Ohmsen, wie oben) |
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Inschrift:
"Zur Erinnerung an die Deportation jüdischer Mitbürger aus
Neidenstein am
22. Oktober 1940. Ökumen. Jugendprojekt 2005. Vgl. das Mahnmal
in Neckarzimmern. |
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Haus der
Familie Dührenheimer
(Fotos: Michael Ohmsen, wie oben) |
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Seit dem 13.
Oktober 2010 befinden sich am Haus der Familie Dührenheimer in der
Bahnhofstraße 31 zwei "Stolpersteine" zur Erinnerung an Alfred
Dührenheimer
(geb. 1872, deportiert 1940, umgekommen im Lager Gurs 1941)
und Mathilde Dührenheimer
geb. Behr (geb. 1873, deportiert 1940,
überlebte durch Flucht in die USA) |
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Innenaufnahmen
der ehemaligen Synagoge
(Fotos: Berthold Jürriens, Aufnahmen von 2019) |
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Blicke
zum Dachstuhl |
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Im
Inneren sieht man derzeit vor allem die Spuren der jahrzehntelangen
landwirtschaftlichen Zweckentfremdung des Gebäudes |
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Reste/Spuren
der Wandbemalung der Synagoge |
Vermutlicher
Gewölbekeller der Mikwe |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
September 2009:
"Stolpersteine" - auch in Neidenstein ? |
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 17. September 2009 (Artikel): Stolperstein soll nicht Stein des Anstoßes sein.
Neidenstein. (bju) "Hier wohnte…" So beginnen die Inschriften auf den zehn mal zehn Zentimeter kleinen Gedenktafeln aus Messing, die mittlerweile in über 480 Orten Deutschlands, Österreichs, Ungarns und den Niederlanden zu finden sind. Sie erinnern an Menschen, die dem Nazi-Terror zum Opfer fielen und vor dem letzten Wohnort der Verfolgten ins Trottoir eingelassen werden. Aus dem Projekt "Stolpersteine" des Kölner Künstlers Gunter Demnig ist inzwischen das größte dezentrale Mahnmal der Welt geworden. Auch in Neidenstein sollen derartige Steine vor Häusern deportierter und ermordeter Juden eingelassen und die Erinnerung an diesen Menschen lebendig gehalten werden..." |
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März 2010:
Erinnerung an die Geschichte der Synagoge
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Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 17. März 2010 (Artikel):
"Auf den Spuren der Juden im Kraichgau.
Neidenstein. (gg) Neidensteiner waren da und über 40 Mitglieder des Vereins "Jüdisches Leben Kraichgau". Sie waren auf Einladung des
Kultur- und Heimatvereins Neidenstein gekommen, um sich über jüdisches Leben im Ort zu informieren. Das Interesse war sicherlich auch deshalb groß, weil ein Artikel von Willy Beck vom Heimatverein über jüdisches Leben in Neidenstein in der ersten Ausgabe der Mitgliedszeitschrift des Verein "Jüdisches Leben Kraichgau" abgedruckt war..." |
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Oktober 2010:
Am 13. Oktober 2010 wurden die ersten zehn
"Stolpersteine" in Neidenstein verlegt. Er
wurden verlegt: drei Steine vor dem Haus Bergstraße 32, zwei Steine vor
dem Haus Bahnhofstraße 31 (Haus Dührenheimer, siehe Fotos oben), drei
Steine vor dem Haus Bahnhofstraße 59 und zwei Steine vor dem Haus
Daisbacher Straße 23. |
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August
2011: Presseartikel zu den Bemühungen
am Ort um die ehemalige Synagoge und die Suche nach der früheren Mikwe |
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Links: Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" (Lokalausgabe)
von Berthold Jürriens am 19. August 2011:
"Ritualbad könnte alte Synagoge aufwerten"
Zum Lesen bitte den in zwei Teilen eingestellten Artikel
anklicken |
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Dezember
2013: Die "Stolpersteine"
werden von Jugendlichen geputzt |
Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 7. Dezember 2013: "Wortwörtliche Denkmal-Pflege in Neidenstein
Neidenstein. (bju) Seit Herbst 2010 erinnern sie an die ehemaligen jüdischen Bewohner, die durch das Nazi-Regime ums Leben kamen. Die Rede ist von den Stolpersteinen, die auf Initiative von Realschülern der Schulprojektgruppe "Judentum im Kraichgau" im Burgdorf verlegt wurden...
25 Opfer des Nationalsozialismus konnten damals die Schüler und Mitglieder des Vereins "Jüdisches Kulturerbe Kraichgau" ihren letzten Wohnhäusern in Neidenstein zuordnen...
Vor drei Jahren waren Jonas Oehmig, Carsten Tilhein, Robin Siehl und Patric Sauer noch nicht in der Arbeitsgruppe aktiv. Doch nun kamen sie mit diesen Stolpersteinen in ganz besonderem Kontakt und nahmen das Wort "Denkmalpflege" wortwörtlich. Mit Bürste, Tüchern und Spezialputzmittel bewaffnet, rückten sie die angelaufenen Messingtafeln zu Leibe. "Die Inschriften der Stolpersteine sind eingeprägt. Da Messing mit der Zeit dunkel anläuft, ist es erforderlich die Tafeln mit einem Metall-Putzmittel zu reinigen", erklären die vier Schüler. Nur so würden sie deutlich sichtbar bleiben und gehen nicht optisch in der Umgebung unter. In größeren Städten gäbe es oft so genannte "Putz-Paten", die die Reinigung von einzelnen Stolpersteinen übernehmen würden. Diese Patenschaft haben sozusagen die Schüler der Projektgruppe übernommen. Mit der Verlegung der ersten zehn Gedenksteine war dieses Projekt im Burgdorf zunächst beendet worden mit der Aussicht auf weitere Stolpersteine."
Link
zum Artikel |
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Januar 2019:
Kritik am Umgang mit dem Gebäude
der ehemaligen Synagoge in Neidenstein |
Artikel von Berthold Jürriens in
der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 22. Januar 2019: "Neidenstein. Diese
Scheune war eine Synagoge
Kritik von auswärts für fehlende Wertschätzung des ehemaligen jüdischen
Gotteshauses - Infotafel könnte an Gemeinde erinnern
Neidenstein. Mitte Dezember letzten Jahres sorgte ein kleines Plakat an
der ehemaligen Synagoge im Kirchgraben, die sich in Privatbesitz befindet,
für kurzes Aufsehen im Burgdorf. Neben einem Kranz aus Tannenzweigen konnte
man die Aufschrift 'Auch ich war einmal ein Gotteshaus' lesen. Darunter das
Bild einer Skulptur mit Händen vor den Augen und auf dem Boden zwei
Grablichter. Urheberin war Elke Göckeritz, die seit etwa einem Jahr
versucht, die Neidensteiner Synagoge aus ihrem 'zwangsverordneten
Dornröschenschlaf zu erwecken', wie sie sich der RNZ gegenüber äußerte. Vor
allem wegen der jüdischen Familie ihres 2013 verstorbenen Ehemannes, die
unter anderem in Neidenstein gelebt hatte, sei ihr 'die Rettung der
Synagoge' eine Herzensangelegenheit. 'Es liegt mir sehr daran, die
Neidensteiner Öffentlichkeit, vor allem im Angesicht der 700-Jahrfeier, für
das jüdische Erbe zu sensibilisieren', sagt Göckeritz. Mit dem Plakat sollte
die ehemalige Synagoge in Erinnerung gerufen werden. Nach wenigen Tagen war
es aber abgehängt worden. Das Äußere des denkmalgeschützten Gebäudes lässt
tatsächlich kaum erkennen, dass es sich um eine der größten und prächtigsten
Landesynagogen Badens gehandelt haben soll. Im Burgdorf selbst kennen zwar
viele die Synagoge, aber sie bleibt ihnen auch fremd, weil sie aufgrund der
landwirtschaftlichen Nutzung einer Scheune gleicht. Besucher haben es noch
schwerer, denn einen Hinweis auf das jüdische Gotteshaus sucht man
vergeblich. Da sind die Visionen von Göckeritz zunächst schwer vorstellbar,
die sich die Synagoge als Veranstaltungsort für Ausstellungen oder Konzerte
vorstellen könnte. Rundbogenfenster, Andeutungen einer Empore oder alte
Wandfarbe und Ornamente im Innenbereich verweisen noch auf das jüdische
Gotteshaus. In der Pogromnacht 1938 wurde vor allem die Inneneinrichtung von
SA-Männern aus Eschelbronn und Neidenstein zerstört. Bei Rundgängen im
Altort muss sich Bürgermeister Frank Gobernatz immer wieder so mancher Frage
von Besuchern stellen, für die die zuvor gehörte 'bemerkenswerte jüdische
Geschichte', die verlegten Stolpersteine im Ort für jüdische Opfer oder der
Menachem-und-Fred-Wanderweg mit dem Zustand der ehemaligen Synagoge kein
einheitliches Bild abgeben würden. Gobernatz muss dann meist schulterzuckend
auf die Besitzverhältnisse verweisen.
Immerhin, der örtliche Heimatverein hatte vor Jahren eine Arbeitsgruppe ins
Leben gerufen, um Ideen für den Erhalt der Synagoge zu sammeln. Der 'Synagogen-AG'
schwebte, ähnlich wie Göckeritz, eine Art Begegnungsstätte vor. Aber der
Respekt vor dem privaten Eigentum hatte für die AG Vorrang, so dass die
Aktivität im Sand verlief. Auch das Landesdenkmalamt brachte nach einer
Besichtigung Ideen ein: Nur das Nötigste erhalten, sichern und konservieren.
Auch das hätte für dieses Kulturdenkmal seinen Reiz und sei nicht so
kostspielig, war vom damaligen Fachmann zu hören. 'Mir scheint, dass die
Gemeinde kein Interesse an der Synagoge hat und auch sonst eher
weitverbreitetes Desinteresse besteht', so der Eindruck Göckeritz’ nach
einem Gespräch mit BM Gobernatz. Sie habe außerdem Kontakt zu den Besitzern
hergestellt und ihr Anliegen formuliert. Der Hinweis, dass die Scheune noch
genutzt werde und man aktuell keine Veränderungen möchte, sei für Göckeritz
enttäuschend gewesen. Auch, dass das Plakat und die Kerzen nach nur wenigen
Tagen entfernt worden waren. Brandgefahr sei ein Grund gewesen, erfuhr die
RNZ. Und für das Plakatieren fremden Eigentums, selbst wenn es für eine gute
Sache sei, brachten auf Nachfrage nur wenige Bewohner Verständnis auf. Wie
wichtig der Ingersheimerin die Synagoge ist, sieht man an einem Text, den
sie der RNZ anlässlich des 80-jährigen Gedenkens der Reichspogromnacht
schickte. Teile des Textes werden in einem Buch der Meckesheimerin Edith
Wolber veröffentlicht, die seit einigen Jahren über die Geschichte der
Neidensteiner Juden recherchiert, wie Göckeritz berichtet. Wolber findet es
wichtig, dass die Synagoge und die jüdische Geschichte wieder thematisiert
werden. Hierfür könnte eine Idee aus der Bevölkerung ein erster Schritt
sein, die Wahrnehmung des ehemaligen jüdischen Gotteshauses zu verstärken
und an dessen Geschichte zu erinnern: Frank Gobernatz wird den Vorschlag zur
Aufstellung einer Informationstafel im Gemeinderat zur Diskussion stellen.
Laut der Eigentümerfamilie wäre eine Infotafel vorstellbar. So könnten
Besucher erfahren, dass die Synagoge für die Jahrhunderte lange Integration
jüdischer Mitbürger in das Dorfleben steht, aber ebenso für ihr jähes,
schreckliches Ende. Im Jubiläumsjahr des 700 Jahre alten Ortes, den die
Juden fast 365 Jahre mitprägten, wäre das ein erster Schritt, um das
kulturgeschichtliche Gebäude regional ein wenig zu festigen."
Link zum Artikel |
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Januar 2020:
Erste Überlegungen zu einer Restaurierung der ehemaligen Synagoge
|
Artikel von Berthold Jürriens in
der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 20. Januar 2020: "Neidenstein. Langer Atem
für Restaurierung der alten Synagoge notwendig
Suche nach Mikwe und Originalbauplänen - Nutzungskonzept und Vereinsgründung
stehen im Fokus
Neidenstein. 'Wir brauchen einen langen Atem.' Ein Satz, den Dr.
Peter-Paul Ophey und die aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern,
Historikern, Architekten und Heimatforschern bestehende Arbeitsgruppe in den
letzten Wochen und Monaten mehrmals zu sich selbst sagen mussten. Seit Mitte
letzten Jahres ist der ehemalige Allgemeinmediziner Eigentümer der
ehemaligen Synagoge im Burgdorf. Das ortsbildprägende Gebäude im
Kirchgraben, das eine der größten Landsynagogen Badens gewesen ist, war über
80 Jahre landwirtschaftlich genutzt worden und seit vielen Jahren in einem
bedauernswerten Zustand. Der anschließende Plan sah
Denkmalschutzuntersuchungen und eine Bau- und Bestandssicherung vor, die
Entwicklung eines Raum- und Sanierungskonzepts sowie parallel dazu die
Gründung einer 'Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein', um
entsprechende Fördergelder zu generieren, um dem ehemaligen jüdischen
Gotteshaus neues Leben einzuhauchen. 'Es ist ein langer Prozess, bei dem
verschiedene Türen, zeitweise gleichzeitig, geöffnet werden müssen und man
noch gar nicht sagen kann, wie die ehemalige Synagoge am Ende aussieht',
lautete das Fazit des jüngsten Treffens der Projektgruppe, zu der auch
Bürgermeister Frank Gobernatz gehört. Aktuell kann man ein Baugerüst an der
Außenwand entdecken. 'Teile der Dachrinnen müssen aufgrund der daraus
resultierenden Nässe ausgetauscht werden', erzählt Ophey, der alles in enger
Absprache mit den Denkmalfachbehörden regelt. Auch diese waren bereits vor
Ort und haben sich positiv bei der Besichtigung geäußert, doch 'die
möglichen Eingriffe in die historische Substanz werden seitens der
Denkmalbehörden in Abhängigkeit vom geplanten Konzept gesehen', berichtet
Projektteilnehmer Dr. Franz-Georg Scheffczyk, der lange Zeit selbst beim
Denkmalschutz tätig war, in seinem Protokoll. Ausstellungs- und
Begegnungsort oder Vortragssaal, vieles sei möglich. 'Durch einen Umbau
sollte die Synagoge aber 'erlebbar gemacht werden'. Ein Suchschnitt des Ende
1831 oder Anfang 1832 eingeweihten Gebäudes sei ebenfalls noch erforderlich.
'Ob das Regierungspräsidium dabei unterstützen kann, wird noch abgeklärt',
sagt Ophey.
In einem Workshop hat sich die Gruppe unter der Leitung des Architekten Dr.
Thorsten Erl mit verschiedenen Themenfeldern, die für die Arbeit mit der
ehemaligen Synagoge und der jüdischen Geschichte wichtig sein könnten,
beschäftigt. 'Netzwerke zu Vereinen und Institutionen, Ideen und Frage zur
Nutzung und die Einbeziehung von Schulen und Jugendlichen wurden dabei
besprochen', sagt Erl, der vor kurzem eine möglicherweise wichtige
Entdeckung machen konnte: 'Die Hauptfassade der 1940 in Baiertal zerstörten
Synagoge ist fast identisch mit der Neidensteiner Fassade, die die einzige
Aufnahme der Synagoge im Burgdorf zeigt.' Auch die Kubatur und Dachform
erinnern an den Neidensteiner Bau. Da keine Originalpläne des Neidensteiner
Gebäudes vorliegen, versuche man über die damaligen Architekten von
Synagogen in der Region Verknüpfungen zu finden, um somit vielleicht eine
Rekonstruktion des gesamten Gotteshauses zu ermöglichen. Kontakt aufgenommen
habe man mit der TU Braunschweig und der dortigen 'Bet
Tfila-Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa'. 'Wahrscheinlich
die 'erste Adresse' im Land'' meint Erl. Ein Studienprojekt von Studenten
sei möglich, bei dem auch das Ritualbad eine Rolle spielen könnte. 'Die
Mikwe ist vorhanden, wurde aber noch nicht gefunden', erklärt Ophey.
Zahlreiche historische Dokumente belegen zwar den Bau und die Nutzung des
Ritualbads, aber der Zugang ist noch nicht gefunden worden. Vom Denkmalamt
gab es aber die Zustimmung, dass man sich mit 'entsprechender Dokumentation'
selbst auf die Suche nach der Mikwe machen dürfe. Bei Besuchen in Heinsheim
beim dortigen Verein für die ehemalige Synagoge und bei einem Treffen mit
Jutta Stier vom Verein 'Alte Synagoge Steinsfurt' holte man sich Tipps und
Anregungen zur Vereinsgründung und zur Zusammenarbeit mit den Fachbehörden.
Und auch hier hörte man immer wieder von dem 'langen Atem', der notwendig
sei, um das Projekt zum Erfolg zu führen. 'Über allem steht das
Nutzungskonzept, das für die Anträge für Fördergelder notwendig ist', sagt
Ophey, der das Engagement der Projektgruppe und die regelmäßigen Treffen
äußerst positiv bewertet. Auch dass BM Gobernatz mit von der Partie ist, sei
ein gutes Zeichen von Seiten der Kommune. Wie groß das Interesse ist, sah
man am Gedenktag zur Reichspogromnacht am 9. November. Dieser wurde erstmals
im Burgdorf vom örtlichen Heimatverein vor der ehemaligen Synagoge
ausgerichtet und stieß auf reges Interesse. Und auch zum bundesweiten 75.
Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird sich die Projektgruppe mit einer
kleinen Aktion beteiligen, die bei der ehemaligen Synagoge im Kirchgraben
stattfinden wird."
Link zum Artikel |
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Januar 2020:
Gedenkveranstaltung zum
Holocaust-Gedenktag an der Synagoge |
Artikel von Berthold Jürriens in
der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 30. Januar 2020: "Neidenstein. Mit Licht
an die Opfer der Nazis erinnert
Gedenkveranstaltung an der ehemaligen Synagoge - Kurzfristige Aktion mit
Besucherresonanz
Neidenstein. 'Lichter gegen Dunkelheit' hieß die bundesweite Aktion, die
anlässlich des Holocaustgedenktags und des 75. Jahrestags der Befreiung des
Konzentrationslagers Auschwitz vom 'Haus der Wannsee-Konferenz' in Potsdam
am vergangenen Montag initiiert wurde. 'Wir hatten von diesem
Lichter-Flashmob, bei dem Gedenkstätten angeleuchtet werden und weitere
Aktionen stattfinden, erst im Dezember erfahren', sagte Karin Schäfer von
der Projektgruppe 'Ehemalige Synagoge Neidenstein'. Der Anmeldeschluss war
bereits vorbei, aber 'wir wollten dennoch ein Zeichen setzen'. Innerhalb
kurzer Zeit konnte man Schüler und Schülerinnen der Max-Weber-Schule (MWS)
gewinnen, die ein Plakat zu diesem Anlass entwarfen. Die MWS trägt den Titel
'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage' und zeigte sich sofort bereit,
ihren 'Titel' auch aktiv umzusetzen. Auf einem Plakat kann man die
Geschichte der jüdischen Gemeinde in Neidenstein auf einem Zeitstrahl mit
Namen verfolgen. Das andere Plakat behandelt den 27. Januar 1945, der seit
1996 der Tag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist. Sabine
Grolms und ihr Mann Peter haben dann in Absprache mit Peter-Paul Ophey, dem
Eigentümer der ehemaligen Synagoge, für die entsprechende Beleuchtung
gesorgt und ein weiteres Banner mit der Aufschrift 'Lichter gegen
Dunkelheit' entworfen und an der Gebäudefront befestigt. Zusätzlich wurden
auch die offenen Fenster mit Tüchern bedeckt und von innen angeleuchtet. Man
habe mit den verschiedenen bunten Lichtern nicht nur optisch Aufmerksamkeit
erregen und somit an den Gedenktag erinnern wollen, sondern damit auch die
kulturelle und religiöse Vielfalt in unserem Land aufzeigen wollen, die es
zu schützen gelte, hieß es aus der Projektgruppe. 'Für diese Aktion war die
Zeit knapp, und wir haben nur über die Sozialen Medien und mit
Mundpropaganda dafür geworben', erzählen Grolms und Schäfer, die aber sehr
zufrieden waren mit der Besucherresonanz. Immer wieder kamen trotz des
Regenwetters Bürger vorbei und lasen interessiert die Plakate. 'Wir haben
erneut viel Zuspruch für unsere Arbeit und auch für diese Lichtaktion
bekommen. Auch Schüler der MWS waren vor Ort und haben großes Interesse an
der ehemaligen Synagoge bekundet', meinte Schäfer am Ende der zweistündigen
Aktion."
Link zum Artikel https://www.rnz.de/nachrichten/sinsheim_artikel,-neidenstein-mit-licht-an-die-opfer-der-nazis-erinnert-_arid,496050.html
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September 2020:
Tag des offenen Denkmals in der
ehemaligen Synagoge |
Seit der Gründung der "Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein
e.V." finden erste Veranstaltungen statt (Foto: Berthold Jürriens).
Weitere Informationen
www.synagoge-neidenstein.de |
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Januar 2021:
Edith Wolber arbeitet an einem
Buch über das jüdische Leben in Neidenstein
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Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 13. Januar 2021: "Einst gab es
im Ort sogar eine Matzenbäckerei..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 211-212. |
| Karl Ziegler: Ortschronik von Neidenstein. 1962. S.
95-96. |
| Peter Beisel: Die Geschichte der Juden in unserer Region. 1989
(Beiträge zur Geschichte Neidensteins Nr. 1) |
| Gerrit Volk: Neidenstein. Ältere und neuere Ansichten. Buchen-Walldürn 2001. S.33 |
| Mitteilungsblatt Nr. 6 des Vereins für Kultur- und Heimatpflege.
Neidenstein Mai 1998. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Neidenstein Baden. Jews were
present from the 16th century. a Jewish elementary school was opened in 1828 and
the synagogue built in 1831 was among the most splendid in Baden's village
communities. the Jewish population reached a peak of 281 in 1842 and then
dropped to 125 in 1900 and 64 in 1933. Twenty-four Jews emigrated by November
1938 (15 to the United States and seven to Palestine) and another four after Kristallnacht
(9-10 November 1938), when the synagogue was vandalized and Jews were taken to
the Dachau concentration camp. The last 19 Jews were deported to the Gurs
concentration camp on 22 October 1940, joined by three who had previously left
Neidenstein. Five survived the Holocaust.
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